1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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206 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
zensorte zu einer um 5/6 leichteren Drachme bei einer Litra im Vergleich zu einem Obol.<br />
Damit verbunden haben sechs der ersten Sorten Massalias das StGw. 0.873 g. Sie können<br />
nur Litrae sein, wie ein Vergleich mit Emissionen aus der Magna Graecia zeigt. Die im<br />
Laufe von Jahrhunderten unvermeidlichen Devaluationen des Kleinsilbers sind belegt<br />
durch die weiteren StGw. 0.819 g, 0.758 g, 0.728 g, 0.655 g, 0.632 g und niedrigere. Irrig<br />
meint Claude Brenot allerdings der Tradition folgend, ab 0.72 g müsse es sich um Obole<br />
handeln. Dabei wird übersehen, daß der Obol von 0.728 g und die Litra von 0.873 g jeweils<br />
zu einer Drachme von 4.366 g führen. Irrealistisch wäre dann eine Devaluation gar<br />
nicht erfolgt, ja die jüngere Drachme (6 Obole 0.728 g = 1 Drachme 4.366 g) wäre sogar<br />
schwerer als die ältere Drachme (5 Litrae 0.819 g = 1 Drachme 4.093 g). Übersehen wird,<br />
daß auch Rom ab 225 v. Chr. zur Bifrons/Quadriga-Didrachme (StGw. 6.549 g) eine Litra<br />
(wahrscheinlich 0.655 g StGw.) geprägt hat. Von Massalia gibt es ein Pendant hierzu (s. u.).<br />
Die Drachmen<br />
Der „drachme lourde" (StGw. 3.790 g) ordnet die Autorin eine Gruppe von Obolen,<br />
Groupe 111,14-20 mit im Mittel 0.63 g zu, die realiter die oben angeführten Litrae gestuft<br />
fallender Standardgewichte repräsentieren. Die daraus von ihr abgeleitete Chronologie muß<br />
fälschlich zu frühe Daten ergeben. „Oboles de c. 0,63 du systeme de la drachme lourde"<br />
gibt es nicht. Zur schweren Drachme gehört richtig die Litra der Sorte Brenot I.11 Lakydonkopf<br />
r., massaliotan mit M im Rad-Revers, StGw. 0.758 g. Die Münzen beider Sorten<br />
sind selten und eindeutig mit Massalia markiert. In der oben skizzierten massaliatischen<br />
Litrareihe steht die Emission relativchronologisch aber keineswegs auf einem frühen, vorderen<br />
Platz.<br />
Die „drachme legere" (StGw. 2.729 g) ist aus den Kontakten zu Rom abzuleiten. Es erscheint<br />
chronologisch verfehlt, Massalia-Emissionen übermäßig mit Velia zu verknüpfen,<br />
wie dies unter der Annahme von Obolen naheliegt. Die Verbindung zu Rom zeigt sich in<br />
den Münzen bereits nach dem 1. Punischen Krieg. Auch hier sind Litrae nachweisbar. Die<br />
Litra Brenot 1.16 (BN 714-731), StGw. 0.655 g ist als Litra mit der römischen Didrachme<br />
»Quadrigatus« (StGw. 6.549 g), ihrer Drachme (StGw. 3.275 g) und ihrer Litra (0.655 g, s.<br />
oben) kompatibel. Der Quadrigatus wurde im Zusammenhang mit dem 2. Punischen Krieg<br />
noch vor der Emission des Victoriats und des Denars um V6 reduziert auf ein StGw. von<br />
5.485 g (M. Bahrfeldt 1899, Fund Rom, Capitol 1938, sowie Funde von Tivissa). Einer<br />
Drachme dieser reduzierten Didrachme entspricht metrologisch die „drachme legere"<br />
(StGw. 2.729 g) von Massalia, entstanden - wie üblich - mit der Kriegslogistik. Als Abbild<br />
der schweren Drachme kommt für sie ein anderes Nominal nicht in Frage. Eine geeignete<br />
Gewichtsparallele findet sich nicht. Zur Drachme wurde eine Kleinmünze nicht emittiert.<br />
Die zahlreichen späteren Emissionen im Standardgewicht der „drachme legere" konnten<br />
z. B. als Victoriate mit römischen Denaren und mit keltischen Silbermünzen wie die „monnaies<br />
ä la croix" in Wechselkurs treten.<br />
Es bleibt unersichtlich, wie die Autorin zu der Datierung der Athena/Adler-Diobole<br />
(StGw. 0.819 g) ans Ende des 2. Jh. v. Chr. kommt.<br />
Aes<br />
Die älteste massaliatische Aes-Prägung Apollonkopf/Stier hat verschiedene Beizeichen.<br />
Das StGw., gebildet aus einer Stichprobe aller Beizeichen (als statistisch zulässig geprüft)<br />
ist 15.718 g. Die semilibrale römische Emission Crawford 39/1-5 (Triens bis Semuncia,<br />
217-215 v. Chr.) mit einem rechnerischen As von 157.179 g (das Zehnfache von 15.718 g) ist<br />
als terminus ante quem des Prägebeginns in Massalia anzusehen. Mindestens 3-5 Jahre früher<br />
und noch libral zu einer Libra von 314.358 g (24/25 des römischen Pfundes von<br />
327.456 g) emittiert entspricht das massaliatische Nominal 1/5 einer Ag-Litra von 0.6549 g<br />
(Ag/Aes = 1/12o), 4 Litrae somit einem As von 314.358 g. Einem römischen Quadrigatus<br />
von 6.549 g entsprechen 50 15.718 g Aes von Massalia.