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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 46, <strong>1996</strong> 205<br />

BUCHBESPRECHUNGEN<br />

CLAUDE BRENOT et SIMONE SCHEERS, Catalogue des monnaies massalietes et monnaies<br />

celtiques du Mus& des Beaux-Arts de Lyon. Peeters, Leuven <strong>1996</strong>, 182 S., 44 Taf.<br />

Der publizierte Bestand des Lyoner Museums umfaßt 1508 Münzen (264 von Massalia,<br />

1244 keltische). Den Grundstock bilden 1183 Münzen der berühmten Sammlung L. de la<br />

Saussaye, die 1863 angekauft wurden. Damit ist ein wichtiger Bestandteil des antiken und<br />

besonders keltischen Münzguts von berufener Seite allgemein zugänglich gemacht worden.<br />

Der Katalog besteht aus zwei unabhängigen Teilen, die getrennt zu rezensieren sind.<br />

Claude Brenot, die derzeit wohl prominenteste Kennerin der antiken Münzen von Massalia,<br />

hat die Publikation der massaliatischen Münzen übernommen. Simone Scheers, die<br />

über eine unvergleichbar große Erfahrung in der Publikationsbearbeitung gallischer Münzen<br />

verfügt, konnte für die keltischen Münzen gewonnen werden.<br />

Die Münzen von Massalia<br />

In einer ausführlichen Einleitung (p. 3-16) nimmt Mme Brenot noch einmal Gelegenheit,<br />

teilweise in Neubearbeitung die Funktion, die Metrologie und die Chronologie dieser<br />

Münzen darzulegen. In Massalia, einer phokäischen Gründung im antiken Westen, wurden<br />

vom letzten Viertel des 6. Jh. v.Chr. bis zur Zerstörung 49 v. Chr. über fünf Jahrhunderte<br />

hinweg Münzen emittiert.<br />

Die archaische Phase (525/520-480/474 v. Chr.) stützt die Autorin wie in früheren Publikationen<br />

auf die bekannte, von Andreas Furtwängler 1978 publizierte Bearbeitung des<br />

Schatzfundes von Auriol. Wenn auch nicht bewiesen werden kann, daß alle Münzen des type<br />

d'Auriol in Massalia geprägt wurden, so ist dies für einige Gruppen nahezu sicher. Der<br />

angegebene Prägebeginn ist aber ebenso wie die zeitliche Unterteilung der phase d'Auriol<br />

überpräzisiert.<br />

Die Autorin zeigt eine neue Tabelle zur Metrologie auf Litrabasis und verbindet diese<br />

mit den chalcidischen Kolonien von Unteritalien und Sizilien. Die Nominale 1/8, 1'/4 und<br />

Litra sind jedoch frei erfunden. Trotz vorhandener Münzgewichte nicht erkannt wurden<br />

die Standardgewichte (StGw.) 2.729 g, 1.364 g, 0.910 g, 0.682 g und 0.4555 g. Für die<br />

angegebenen Mittelgewichte 2.85 g und 1.28 g gibt es keine geeigneten Münzgewichte. Die<br />

weitaus meisten Münzsorten haben das StGw. 0.569 g. Da aber die von A. Furtwängler<br />

richtig erkannten zwei Nominalsysteme, deren Nominale zueinander das Gewichtsverhältnis<br />

4/5 haben, in Massalia nicht gleichzeitig geprägt worden sein können, müssen sie entweder<br />

als zeitlich nacheinander oder von getrennter Herkunft gesehen und untersucht werden.<br />

Im weiteren ist die massaliatische Münzung von einer Typenvielzahl silberner Kleinmünzen<br />

bestimmt, die Handhabe zu einer chronologischen Ordnung. Die auf Annahmen gestützte<br />

historische Anbindung der Emissionen an Ereignisse in der Magna Graecia, die<br />

Claude Brenot an anderer Stelle noch breiter darlegt, bleibe hier unkommentiert. Bestimmt<br />

ist Akragas mit Emissionen des 5. Jh. v. Chr. Vorbild für die Litrae mit dem Reversmotiv<br />

Krabbe. Eine Motivkette reicht gekoppelt vom Aversmotiv Apollonkopf (Auriol-Gruppe<br />

C) über Apollonkopf/Krabbe, Helmkopf/Krabbe, Helmkopf/Rad bis zu den vielen Typen<br />

mit Jünglingskopf/Rad.<br />

Ein ausdrücklicher Schwerpunkt für die Autorin ist die Metrologie. Bezeichnend ist dabei<br />

jedoch die fehlende Einsicht in die Fehlerquellen eines methodisch völlig unzureichenden<br />

Rüstzeugs der Metrologie. Beim Einbau von Kleinmünzen in ein Nominalsystem multiplizieren<br />

sich mit deren Vielfachen die Aberrationen, und noch vermag Claude Brenot<br />

kein Standardgewicht exakt zu bestimmen — eine conditio sine qua non.<br />

Das Kleinsilber aus der Motivkette könnten Litrae oder Obole sein. Da 5 Litrae einer<br />

Drachme rechnerisch 6 Obolen entsprechen, führt das Standardgewicht einer Kleinmün-

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