1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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198 Miszelle, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, 1996 Abb. 14 lion tatsächlich eine Art Stierkampfarena war, halte ich es aufgrund der hier besprochenen Münzbilder dennoch für wahrscheinlich, daß diese Stierkämpfe tief in regionalem religiösen Brauchtum wurzelten und nicht den Charakter einer bloßen Sport- oder Unterhaltungsveranstaltung hatten. Im pisidischen Raum hatten Stiere, worauf besonders die hier zusammengestellten hellenistischen Münzen hinweisen, eine große Bedeutung bei den religiös-politischen Begehungen der städtischen Gemeinden und anscheinend auch bei der Bekundung ihrer Identität. Riten und Vorstellungen knüpften mit Sicherheit an alte kleinasiatische Traditionen an. In einer Bergregion, wo der stiergestaltige Wettergott, der von den Griechen mit Zeus identifiziert wurde, inbrünstige Verehrung genoß und wo das die Existenz der Menschen prägende Gebirge nach ihm hethitisch ,Taru`, griechisch aber TailiQog hieß, sollte das nicht wundern.5° Die hellenistischen Münzen des Typus Apollonkopf / in die Knie sinkender Buckelstier mit der Legende 11E können ihrer Legende nach nicht mit dem galatischen Pessinus verbunden werden, sondern gehören nach Typus und Stil in das südliche Pisidien. Die Münzbilder sind ohne Schwierigkeit mit Kulten und Riten der Stadt Pednelissos zu verbinden, so daß die Legende HE nicht anders als ,Pe(dnelisseön)` aufgelöst werden kann. 50 W. Ruge, RE 5A 1, 1934, s.v. Tauros 5, 39; V. Haas, Hethitische Berggötter und hurritische Steindämonen. Riten, Kulte und Mythen. Eine Einführung in die altkleinasiatischen religiösen Vorstellungen, Mainz 1982, 72-75.

199 ZUSAMMENFASSUNGEN JOHANNES NOLD,, Kitanaura. Münzen und Geschichte einer kleinen Stadt in den ostlykischen Bergen, S. 7 In einem 1898 in der Gegend von Antalya gemachten kleinen Fund von hellenistischen Bronzemünzen finden sich neben bereits bekannten Münztypen von Phaselis, Termessos, Perge und Aspendos neun Geldstücke einer bisher unbekannten Prägestätte. Die Münzen tragen auf der Vorderseite das Bild der Göttin Artemis, auf der Rückseite die Darstellung eines nackten Gottes oder Heros. Die Legende auf dem Revers lautet KITA. Diese Prägestätte läßt sich durch die Analyse des Schatzfundes und mit Hilfe des neugefundenen großen Meilenmonumentes von Patara mit dem Ort Kitanaura im nordostlykisch-pisidischen Grenzgebiet identifizieren. Kitanaura liegt bei dem heutigen türkischen Ort Saraycik. Die ursprünglich selbständige und Münzen prägende verkehrswichtige Kleinstadt Kitanaura wurde anscheinend im 1. Jh. v. Chr. von den Römern unter die Hoheit von Termessos gestellt, war aber in der Spätantike bzw. im frühen Mittelalter Bischofssitz. Im Zusammenhang mit der türkischen Landnahme scheint die Stadt endgültig verödet zu sein. [Autor] KAY EHLING, Die Nachfolgeregelung des Antiochos VII. vor seinem Aufbruch in den Partherkrieg (131 v. Chr.), S. 31 Autor ordnet eine in Antiocheia geprägte Tetradrachme (CSE 690), die bislang Antiochos VIII., Sohn Demetrios' II., zugewiesen wurde, Antiochos Epiphanes, dem ältesten Sohn Antiochos' VII., zu. Das Münzporträt des jungen Antiochos ist aus dem Bildnis seines Vaters entwickelt. Der Sohn, da wohl schon 131 v.Chr. an einer Krankheit verstorben, konnte die Nachfolge seines Vaters nicht antreten. [Stumpf] ROBERT GONNELLA, Ein bisher unbekanntes Bronzetetradrachmon von Vardanes I. (circa 40-45 n. Chr.), S. 39 Präsentation des einzig bekannten Bronzetetradrachmons parthischer Könige. Diese Bronzeprägung hatte in einer Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen wohl Notgeldfunktion. Ausgehend von der Münze datiert der Autor das Todesdatum Vardanes' I. um mindestens 15 Monate um und zieht als Zeitpunkt den Zeitraum Oktober 46 bis September 47 n. Chr. in Betracht. [Stumpf] MARGRET KAROLA NOLLE, Die Eintracht zweier Metropolen: Überlegungen zur Homonoia von Ephesos und Alexandreia zu Beginn der Regierung Gordians III., S. 49 Die umfangreiche, von Ephesos in der Zeit Gordians III. herausgegebene Emission auf die Homonoia mit Alexandreia in Ägypten ist in die ersten Regierungsjahre dieses Kaisers zwischen Mai/Juni 238 und Mai 241 zu datieren. Der Anlaß der sehr typenreichen Prägung liegt in den militärischen Auseinandersetzungen an der Euphratlinie, in die die beiden Städte als Etappenstationen und Getreidelieferanten logistisch eingebunden waren. Die

198 Miszelle, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />

Abb. 14<br />

lion tatsächlich eine Art Stierkampfarena war, halte ich es aufgrund der hier besprochenen<br />

Münzbilder dennoch für wahrscheinlich, daß diese Stierkämpfe tief in<br />

regionalem religiösen Brauchtum wurzelten und nicht den Charakter einer bloßen<br />

Sport- oder Unterhaltungsveranstaltung hatten. Im pisidischen Raum hatten Stiere,<br />

worauf besonders die hier zusammengestellten hellenistischen Münzen hinweisen,<br />

eine große Bedeutung bei den religiös-politischen Begehungen der städtischen<br />

Gemeinden und anscheinend auch bei der Bekundung ihrer Identität. Riten und<br />

Vorstellungen knüpften mit Sicherheit an alte kleinasiatische Traditionen an. In einer<br />

Bergregion, wo der stiergestaltige Wettergott, der von den Griechen mit Zeus<br />

identifiziert wurde, inbrünstige Verehrung genoß und wo das die Existenz der<br />

Menschen prägende Gebirge nach ihm hethitisch ,Taru`, griechisch aber TailiQog<br />

hieß, sollte das nicht wundern.5°<br />

Die hellenistischen Münzen des Typus Apollonkopf / in die Knie sinkender<br />

Buckelstier mit der Legende 11E können ihrer Legende nach nicht mit dem galatischen<br />

Pessinus verbunden werden, sondern gehören nach Typus und Stil in das<br />

südliche Pisidien. Die Münzbilder sind ohne Schwierigkeit mit Kulten und Riten<br />

der Stadt Pednelissos zu verbinden, so daß die Legende HE nicht anders als<br />

,Pe(dnelisseön)` aufgelöst werden kann.<br />

50 W. Ruge, RE 5A 1, 1934, s.v. Tauros 5, 39; V. Haas, Hethitische Berggötter und hurritische<br />

Steindämonen. Riten, Kulte und Mythen. Eine Einführung in die altkleinasiatischen<br />

religiösen Vorstellungen, Mainz 1982, 72-75.

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