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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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18 Johannes Nolle<br />

gion erwähnten Stamm der Marmareis den Namen ,Marmara< gab: „Zur<br />

Seite auf einem gegen 100 Fuß hohen Berge mit senkrecht abfallenden<br />

Felswänden liegt die Ruine der Stadt, ganz mit zertrümmerten Bausteinen<br />

bedeckt, die noch wenigen stehenden Mauern, Thürpfosten, Säulen, Pfeiler<br />

und Thürme sind alle nur von schlechten Steinen und schlechter Arbeit,<br />

zeigen aber klar und deutlich, daß sie alle nur dazu bestimmt waren, hier<br />

die Zugänge und Wege zu versperren, und große Steinhaufen weisen am<br />

Bergabhange auf einstige große Vertheidigungswerke gegen den Osten<br />

hin. Weniger deutlich zeigten sich Reste von Schutzwehr gegen die Nordseite<br />

hin, von wo der Aufgang zur Stadt der einzig ersteigbare war, aber<br />

alles zerstört ist und nur noch die Vertiefungen sich zeigen, wo einst auch<br />

Steintafeln wol mit Inschriften oder Sculpturen eingelassen gewesen.". Genau<br />

vierzig Jahre später, am 19. Juli 1882, besuchte Otto Benndorf Saraycik<br />

und gab folgende Beschreibung, in der er auch Überlegungen über die<br />

Bedeutung des Ortes anstellte: „Vorrömisches habe ich nirgends bemerkt,<br />

im Gegentheile trägt auch hier alles den Stempel der späten Kaiserzeit; in<br />

dieser Epoche jedoch muss die gutbefestigte Stadt, die bei etwa 1300 Meter<br />

Seehöhe zu den höchst und sicherst gelegen Lykiens zählt, Bedeutung<br />

besessen, und diese Bedeutung muss sich tief in das Mittelalter hinein erhalten<br />

haben, wie unter Anderem die in verschiedener Höhe vorhandenen<br />

Basiliken zeigen, deren Absiden alle nach SO liegen. Der heutige Charakter<br />

des Thalgebietes mit seinem Urwalde, seinen zahlreichen Schlupfwinkeln<br />

und seinen unendlichen Terrainhindernissen lehrt begreifen, wie spät<br />

sich seine prähistorischen Insassen friedliche Zustände aufzwingen und zu<br />

einer gewissen Cultur erziehen liessen. Nachdem dies aber geschehen war,<br />

musste Saradschik Hauptplatz einer wichtigen Verkehrslinie werden, die<br />

von Limyra durch das Alaghyr- und Tschandyrthal nach Adalia führte,<br />

und dieser Landweg, den Saradschik ungefähr halbirt, hatte doppelte Bedeutung,<br />

so oft Oststürme den Küstenpass von Phaselis überflutheten und<br />

die Gefahren des Chelidoniacaps steigerten. Daher auch die grosse, noch<br />

heute gangbare Brücke, welche bei Limyra in fünfundzwanzig Bogen<br />

über den Limyros führt, ein für die Miniaturverhältnisse der Provinz ausserordentliches<br />

Denkmal der römischen Verwaltung, das einzige seiner<br />

Art, von dem wir in der Landschaft Kunde haben. ".18<br />

Die Identifizierung von Saraycik mit Kitanaura paßt vorzüglich zur Zusammensetzung<br />

des Münzschatzes. Durch Verkehrswege sind die Orte<br />

Termessos, Kitanaura und Phaselis miteinander gut verbunden. Über Saraycik<br />

laufen durch mehrere Fluß- bzw. Bachtäler Straßen oder Wege, die<br />

wichtige Städte Ostlykiens, Südpisidiens und Westpamphyliens verknüp-<br />

1 8 O. Benndorf, in: Eu. Petersen — F. von Luschan, Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratien,<br />

Wien 1889, 151.

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