1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

192 Miszelle, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, 1996
Abb. 5
Mutter gehört;13 Münzen mit dem Bild des Attis (?) zeigen auf ihrem Revers einen
Buckelstier. Er war das übliche Opfertier für Kybele.14 Letztere Münzbilder waren
es, die F. Imhoof-Blumer dazu verleiteten, auch den Typus mit Apollonkopf,
Buckelstier und der Legende HE Pessinus zuzuweisen.
Apollon kommt zwar gelegentlich auf den kaiserzeitlichen Münzen von Pessinus
vor (Abb. 5 und 6),15 ist aber mit Sicherheit keine der führenden Gottheiten
dieser Stadtgemeinde. In Pednelissos spielte Apollon hingegen schon in vorhellenistischer
Zeit eine bedeutende Rolle. Eine italienische Gruppe von Altertumswissenschaftlern
untersuchte in der Zeit des 1. Weltkrieges die pisidische Ruinenstätte
von Kozan,16 die durch die Forschungen von St. Mitchell endgültig mit Pednelissos
identifiziert werden konnte." Bei ihren Untersuchungen entdeckten die italienischen
Forscher im unteren Bereich der Akropolis ein schönes spätklassisches
oder frühhellenistisches Relief des Apollon (Abb. 7).18 Der Gott erscheint in einer
knielangen gegürteten Tunika; er ist, wie L. Robert bei pisidischen Dioskurendar-
13 L.E. Roller, The Great Mother at Gordion: The Hellenization of an Anatolian Cult,
JHS 111, 1991, 128-143, bes. 142
14 Vgl. dazu Schwenn, RE 11, 2, 1922, s.v. Kybele, 2263 und 2275 ff.
15 Zwei Prägungen unter Antoninus Pius (Devreker 176 Nr. 26 und 177 Nr. 37) und Geta
(Egger 46, 1914, Nr. 2367 mit Tf. 38, Sammlung Prowe; nicht in Devreker); vgl. W. Ruge,
RE 19, 1, 1937, s.v. Pessinus, 1110 (Götterliste), der eine Münze der Sammlung Waddington
(Nr. 6658) anführt.
16 R. Paribeni, Di una cittä della Pisidia: forse Pednelissos, ASAA 3, 1916-1920, 73-78; ferner
Moretti und Pace.
17 St. Mitchell, The Hellenization of Pisidia, Mediterranean Archaeology 4, 1991, 119-145,
bes. 135 f.; ders., Hellenismus, bes. 14 f.
18 Moretti 121-124.