1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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182 Hans Roland Baldus<br />
die neue Medaille3 wie sie ausgesehen hätte, wäre dem Meister Eugen<br />
nicht ein Problem entstanden, das Karl Gebhardt in seinen maßgeblichen<br />
Publikationen der Erinnerungsprägung4 nicht gesehen zu haben scheint:<br />
Im Jahre 1955, als Eugen Wankmüller seinen Medaillenstempel auf die<br />
Stadtgründung Münchens schnitt, befand man sich in der Zeit des deutschen<br />
Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, ja des beginnenden<br />
Wirtschaftswunders'. Viele Äußerungen dieser Periode erscheinen den<br />
Heutigen als sehr ‚brav< und ‚bieder'. Der Graveur selbst war damals<br />
noch Geselle, der sich mit seinem Meisterstück die Anerkennung der anderen<br />
Meister erst erringen wollte, vorzugsweise also dezent in Erscheinung<br />
zu treten hatte. Zeitstil der Jahre um 1955 und persönliche Situation<br />
des Stempelschneiders spiegeln sich für meine Begriffe in der ‚biederen'<br />
Signatur des Medaillenstempels: E — W zu beiden Seiten des Salzgefäßes.<br />
Freilich passen die beiden Buchstaben auch besonders gut zur übrigen<br />
Beschriftung.<br />
Seit 1955 nun hat Meister Wankmüller eine große Zahl von Medaillen-<br />
Prägestempeln geschnitten. Ich nenne nur diejenigen mit engem Zusammenhang<br />
zur Numismatik in München: 1974 die BNG-Medaille auf das<br />
9. Süddeutsche Münzsammlertreffen (gelocht als Tagungsabzeichen), 1981<br />
die BNG-Medaille zur 100-Jahrfeier (auch Deutscher Numismatikertag<br />
und 16. Südd. Münzsammlertreffen; dazu gelocht als Teilnehmerabzeichen),<br />
1982 die Klippe auf 175 Jahre Staatliche Münzsammlung München,<br />
1986 die BNG-Medaille ,bene merenti` und 1991 die BNG-Medaille zum<br />
Besuch des neuen <strong>Bayerische</strong>n Hauptmünzamtes.5 Alle diese Stücke sind<br />
— ganz dezent, wenn nötig, oder deutlich, wenn möglich -6 mit dem charakteristischen<br />
schwungvollen EW-Monogramm signiert, das freilich auch<br />
andere Medaillen des Meisters kennzeichnet: In ein gerundetes E (wie ein<br />
kursives Epsilon) mit ausschwingendem unteren Bogen schmiegt sich ein<br />
kapitales W. Dieses ‚Markenzeichen' erscheint mir als ein Spiegel des inzwischen<br />
gewonnenen Selbstbewußtseins eines der letzten Meister seiner<br />
Zunft.<br />
Als es nun über dreißig Jahre nach der Herstellung des Medaillenstempels<br />
,Heinrich d. Löwe gründet 1158 München' von 1955 im Jahre 1991<br />
3 Ausgeprägt in Silber im <strong>Bayerische</strong>n Hauptmünzamt München, dann patiniert.<br />
4 NNB 41, 1992, H. 7, 174f.; JNG 40, 1990 (publiziert 1992), 103f. Nr. 23.<br />
Zu den BNG-Medaillen s. K. Gebhardt, JNG 31/32, 1981/82, 34f. Nr. 18 u. 19; JNG 40,<br />
1990, 103 f. Nr. 22 u. 24. Die Klippe der Staatlichen Münzsammlung: NNB 31, 1982,<br />
H. 10, 290 Abb. (noch ohne die vertiefte Signatur).<br />
6<br />
1974: unten auf dem Pfennig mit dem Mönchskopf, 1981 und 1986: rechts unten in der<br />
Schrift des Weißpfennigs, 1982: unten auf der Klippen-Rückseite, 1991 (Münzbesuch):<br />
unter dem Sitz des Münzers/Mönchs.