1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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172 Dietrich O.A. Klose Erst 1768 begann in Hall die Prägung neuer Zwanziger mit dem Bild Maria Theresias und 1769 mit dem Bild Josephs II. Obwohl die Punzen zur Herstellung der neuen Stempel bereits 1766 angekündigt worden waren, waren sie jedoch erst zur Jahresmitte 1768 in Hall eingetroffen.3° Daß sich auch in den übrigen Münzstätten in diesen Jahren Ähnliches abspielte, zeigen die Zahlen in Tabelle 10. Für Wien sind die Zwanziger mit Jahreszahl 1765 sehr häufig, die Prägung muß jedoch zum großen Teil erst 1766 erfolgt sein. Das in den Akten ausgewiesene Prägevolumen entspricht für 1766 fast demjenigen von 1765. Stücke mit 1766 sind zwar belegt,31 jedoch so selten, daß sie in unseren Funden überhaupt nicht vorkommen. Wenn man bei Wien für 1767 das hohe Prägevolumen und die im Verhältnis dazu eher geringe Zahl der Fundmünzen dieses Jahrgangs vergleicht, erkennt man, daß sich die Prägungen mit der Jahreszahl 1765 noch bis 1767 hingezogen haben dürften. Dasselbe gilt für Prag: für 1766 ist die Zahl der Fundmünzen dieses Jahrgangs im Vergleich zum Prägevolumen minimal, auch für 1767 recht bescheiden. Ebenso in Kremnitz. Die dortigen Zwanziger mit der Jahreszahl 1765 sind sehr häufig, nach dem Ausweis der Akten wurden in Kremnitz in diesem Jahr jedoch keine Zwanziger geprägt. Erheblich waren dafür die Prägungen der Jahre 1766 und 1767. Dem stehen jedoch nur ganz wenige Münzen gegenüber, die diese Jahreszahlen tragen: auch in Kremnitz wurden also die Münzen mit 1765 erst 1766 und 1767 geprägt. Dasselbe zeigt, bei insgesamt geringeren Zahlen, die Tabelle auch für Karlsburg. In besonderen Fällen wurden ältere Stempel auch nach einem längeren Zeitraum wieder in Betrieb genommen, um eilige Aufträge von größerem Umfang abzuwickeln. Ein solcher Fall ereignete sich 1792 in Günzburg, als innerhalb weniger Tage Hundertausende von Talern für den Krieg gegen Frankreich geprägt werden mußten.32 Derartiges blieb jedoch die Ausnahme. Für diese Prägungen hatte die Hofkammer in ihrer Verordnung an die Günzburger Münzstätte vom 30. Januar 1792 eigens festgelegt, daß von den Stempeln „auch jene der Burgauer Conventionsthaler mit welch immer Jahreszahl"33 zu verwenden seien; dies entsprach also nicht der normalen Praxis. Auch wenn man sich alle diese Differenzen zwischen überliefertem Prägevolumen und erhaltenen Münzen vor Augen führt, erscheint uns den- 30 Moser-Tursky a.a.O. 180. " Ludwig Herinek, Österreichische Münzprägungen von 1740-1769, Wien 1970, Maria Theresia Nr. 844 f., Joseph II. Nr. 117. 32 Zu dieser Problematik für das Beispiel der Münzstätte Günzburg Reißenauer a.a.O. allgemein: 75 Anm. 3; 83 Anm. 1; rückdatierte Taler mit 1765: ebd. 80; Nachprägungen mit älteren Stempeln 1792: ebd. 90. 33 Zitiert nach v. Ernst a.a.O. 32.

Das 20 Kreuzer-Stück und sein Umlauf 173 noch der Schluß zu skeptisch, man dürfe nun gar keine Verbindung zwischen beiden Werten herstellen.34 Tabelle 10 läßt durchaus für einen Großteil der Jahre eine Parallele zwischen der Häufigkeit der Jahrgänge in den Münzfunden und den angegebenen Prägevolumina erkennen. Für diese Fälle könnten wir (mit einer Schwankung etwa um den Faktor 2) aus der Zahl der Münzen in den Schatzfunden einigermaßen richtig auf die relative Höhe des Prägevolumens einzelner Münzstätten in bestimmten Jahren folgern. Diese Bestätigung wird vor allem für diejenigen Gebiete und Perioden interessant sein, für die wir keine Prägezahlen mehr überliefert haben. Betrachten wir nun noch für die Habsburgermonarchie die Zeit nach 1768, für die m.W. außer für Hall und einige Jahre für Günzburg keine Prägezahlen publiziert worden sind. Tabelle 11 gibt jahrgangsweise für die einzelnen Münzstätten die Gesamtzahl aller Stücke aus den bayerischen Funden, soweit sie nach Münzstätten aufgeschlüsselt sind.35 Falls diese Prägung anderweitig belegt ist, aber keine Stücke in den Funden vorkommen, erscheint „0", gibt es den betreffenden Jahrgang in einer Münzstätte nicht, erscheint Leerraum. Betrachten wir zunächst den Zeitraum bis 1780. Wien ist bis auf die Jahre 1775 und 1779 stark vertreten. Für 1769 hat Wien mit Abstand das höchste Prägevolumen. Für 1770 zieht Kremnitz mit Wien gleich. Ab 1777 sind die Zwanziger von Kremnitz etwa doppelt so häufig wie diejenigen von Wien. In Wiens „mageren Jahren" 1775 und 1779 bleibt das Prägevolumen von Kremnitz hoch. Prag ist in dieser Zeit die nach Wien und Kremnitz drittwichtigste habsburgische Zwanziger-Münzstätte. Für mehrere Jahre entspricht ihr Prägeumfang sogar etwa demjenigen von Wien. Eher geringfügig ist die meiste Zeit die Prägung von Hall (zu Hall s. ausführlicher unten), ebenso von Nagybanya und Karlsburg. Graz (bis zum Ende seiner Prägung ab 1773) spielt nur eine marginale Rolle, ebenso die meiste Zeit Günzburg, wo nur für 1772 etwas mehr Zwanziger geprägt werden. 34 So Reißenauer a.a.O. 75; 83. 35 Traunstein, Rottendorf, Henning, Baierberg, Straubing, Amberg Schiffsbrückgasse, Tyrlbrunn, Amberg Lederergasse, Dirnaich, Bergrothenfels, Altomünster. Beim Fund von Rottendorf ist für Maria Theresia und Franz I. nur nach Kronländern unterschieden, wobei unter „Osterreich" wohl Wien, Hall und Graz fallen, unter „Ungarn" Kremnitz, Nagybanya und Karlsburg. Bei dem Fund von Dirnaich sind nur die Münzstätten von Kremnitz und Nagybanya nicht mehr zu unterscheiden, sie sind unter „Ungarn" zusammengefaßt. In diesen Fällen wurde für die Tabelle die angegebene Zahl entsprechend dem Verhältnis der betr. Münzstätten in den anderen Funden aufgeteilt, z. B. bei 3 Stükken „Ungarn" eines Jahrgangs im Fund von Dirnaich und 20 Stücken Kremnitz und 10 Nagybanya in den übrigen Funden wurden 2 zu Kremnitz und 1 zu Nagybanya gerechnet.

Das 20 Kreuzer-Stück und sein Umlauf 173<br />

noch der Schluß zu skeptisch, man dürfe nun gar keine Verbindung zwischen<br />

beiden Werten herstellen.34 Tabelle 10 läßt durchaus für einen<br />

Großteil der Jahre eine Parallele zwischen der Häufigkeit der Jahrgänge<br />

in den Münzfunden und den angegebenen Prägevolumina erkennen. Für<br />

diese Fälle könnten wir (mit einer Schwankung etwa um den Faktor 2)<br />

aus der Zahl der Münzen in den Schatzfunden einigermaßen richtig auf<br />

die relative Höhe des Prägevolumens einzelner Münzstätten in bestimmten<br />

Jahren folgern. Diese Bestätigung wird vor allem für diejenigen Gebiete<br />

und Perioden interessant sein, für die wir keine Prägezahlen mehr<br />

überliefert haben.<br />

Betrachten wir nun noch für die Habsburgermonarchie die Zeit nach<br />

1768, für die m.W. außer für Hall und einige Jahre für Günzburg keine<br />

Prägezahlen publiziert worden sind. Tabelle 11 gibt jahrgangsweise für<br />

die einzelnen Münzstätten die Gesamtzahl aller Stücke aus den bayerischen<br />

Funden, soweit sie nach Münzstätten aufgeschlüsselt sind.35 Falls<br />

diese Prägung anderweitig belegt ist, aber keine Stücke in den Funden<br />

vorkommen, erscheint „0", gibt es den betreffenden Jahrgang in einer<br />

Münzstätte nicht, erscheint Leerraum.<br />

Betrachten wir zunächst den Zeitraum bis 1780. Wien ist bis auf die<br />

Jahre 1775 und 1779 stark vertreten. Für 1769 hat Wien mit Abstand das<br />

höchste Prägevolumen. Für 1770 zieht Kremnitz mit Wien gleich. Ab<br />

1777 sind die Zwanziger von Kremnitz etwa doppelt so häufig wie diejenigen<br />

von Wien. In Wiens „mageren Jahren" 1775 und 1779 bleibt das<br />

Prägevolumen von Kremnitz hoch. Prag ist in dieser Zeit die nach Wien<br />

und Kremnitz drittwichtigste habsburgische Zwanziger-Münzstätte. Für<br />

mehrere Jahre entspricht ihr Prägeumfang sogar etwa demjenigen von<br />

Wien. Eher geringfügig ist die meiste Zeit die Prägung von Hall (zu Hall<br />

s. ausführlicher unten), ebenso von Nagybanya und Karlsburg. Graz (bis<br />

zum Ende seiner Prägung ab 1773) spielt nur eine marginale Rolle, ebenso<br />

die meiste Zeit Günzburg, wo nur für 1772 etwas mehr Zwanziger geprägt<br />

werden.<br />

34 So Reißenauer a.a.O. 75; 83.<br />

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Traunstein, Rottendorf, Henning, Baierberg, Straubing, Amberg Schiffsbrückgasse, Tyrlbrunn,<br />

Amberg Lederergasse, Dirnaich, Bergrothenfels, Altomünster. Beim Fund von<br />

Rottendorf ist für Maria Theresia und Franz I. nur nach Kronländern unterschieden,<br />

wobei unter „Osterreich" wohl Wien, Hall und Graz fallen, unter „Ungarn" Kremnitz,<br />

Nagybanya und Karlsburg. Bei dem Fund von Dirnaich sind nur die Münzstätten von<br />

Kremnitz und Nagybanya nicht mehr zu unterscheiden, sie sind unter „Ungarn" zusammengefaßt.<br />

In diesen Fällen wurde für die Tabelle die angegebene Zahl entsprechend<br />

dem Verhältnis der betr. Münzstätten in den anderen Funden aufgeteilt, z. B. bei 3 Stükken<br />

„Ungarn" eines Jahrgangs im Fund von Dirnaich und 20 Stücken Kremnitz und 10<br />

Nagybanya in den übrigen Funden wurden 2 zu Kremnitz und 1 zu Nagybanya gerechnet.

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