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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Das 20 Kreuzer-Stück und sein Umlauf 171<br />

nem anderen (d. h. immer: späteren) Jahr verwendet worden sein. Hierfür<br />

kann es verschiedene Gründe gegeben haben.<br />

Sicher konnten kaum jemals die alten Stempel pünktlich zum 1. Januar<br />

gegen die neuen ausgetauscht werden. Die Bereitstellung der neuen Stempel<br />

wird sich in der Regel um einen in den einzelnen Jahren längeren<br />

oder kürzeren Zeitraum verzögert haben. Bei einem Regierungswechsel<br />

waren diese Verzögerungen natürlich um einiges länger.24<br />

Es kam auch vor, daß alle oder der allergrößte Teil der Münzen mit einer<br />

bestimmten Jahreszahl erst in einem der darauffolgenden Jahre hergestellt<br />

wurden. So können etwa in Hall die Zehner mit den Jahreszahlen<br />

1763 und 1764 erst 1765 oder noch später geprägt worden sein, da die<br />

Münzamtsrechnungen keine Zehnerprägungen für 1763 und 1764 ausweisen.25<br />

Für die Jahre von 1765 bis 1780 geben für Hall die Münzamtsrechnungen<br />

eine ununterbrochene Prägung von Zehnern an, es gibt von Maria<br />

Theresia jedoch erst die Jahrgänge ab 1771 und von Josef II. ab 1770.<br />

Diesen Widerspruch erklärt ein Schreiben vom 10. März 1771, in dem es<br />

heißt, daß in Hall bis 1770 die Zehner nur mit Stempeln von 1765 geprägt<br />

wurden. 26<br />

Derart starke Abweichungen können wir zumindest für die Jahre 1766<br />

und 1767 auch bei den Zwanzigern für eine Reihe von Münzstätten feststellen.<br />

Grund hierfür sind die erheblichen Unsicherheiten, die sich mit<br />

der Umstellung der Münzbilder nach dem Tod Franz I. ergaben. Im<br />

Orient, einem der Hauptabnehmer österreichischer Münzen (hauptsächlich<br />

Taler, aber auch andere Nominale), wurden die neuen Münzbilder<br />

zunächst nicht angenommen. Es kam zu sich widersprechenden Anordnungen<br />

des Münzamts und bei verschiedenen Nominalen zur Fortsetzung<br />

bzw. Wiederaufnahme der Prägung mit den Münzstempeln von 1765.27<br />

In Günzburg wurden in den Jahren 1766 und 1767 Zwanziger geprägt<br />

mit dem neu eingeführten (anachronistischen) Münzmeisterzeichen S.C.<br />

auf der Vorderseite in Verbindung mit einer auf 1765 datierten Rückseite.28<br />

Entsprechendes gilt für Hall, wo die Münzamtsrechnungen für 1766<br />

und 1767 eine erhebliche Zwanzigerprägung ausweisen; Münzen mit diesen<br />

Jahrgängen existieren jedoch nicht. Auch hier wurden also die auf<br />

1765 datierten Münzen erst in den folgenden Jahren geprägt.29 Damit erklärt<br />

sich jetzt auch, weshalb für Hall der Jahrgang 1765 im Verhältnis zu<br />

dem für dieses Jahr ausgewiesenen Prägevolumen überreich vertreten ist.<br />

24 Vgl. etwa Moser-Tursky a.a.O. 215.<br />

25 Moser-Tursky a.a.O. 176.<br />

26 Moser-Tursky a.a.O. 182 f.<br />

27 Moser-Tursky a.a.O. 150-153; 155; 177-183; Reißenauer a.a.O. 80-83.<br />

28 Reißenauer a.a.O. 82f.<br />

29 Moser-Tursky a.a.O. 179.

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