20.11.2013 Aufrufe

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das 20 Kreuzer-Stück und sein Umlauf 143<br />

Kleinere Münzstände überschwemmten große Gebiete durch den gezielten<br />

Export ihrer oft nur in einem oder zwei Nominalen geprägten<br />

Münzen. So kann die Zusammensetzung des in einem bestimmten Gebiet<br />

zu einer bestimmten Zeit umlaufenden Münzgeldes, je nachdem welche<br />

Nominale man betrachtet, sehr unterschiedlich sein. Talermünzen kamen<br />

Ende des 18. Jhs. in Süddeutschland überwiegend aus Frankreich, kleinere<br />

Kurantmünzen waren ganze und halbe „Kopfstücke" (Münzen zu 20 und<br />

10 Kreuzern) nach dem Konventionsfuß, an Kleingeld lief eine Fülle verschiedenster,<br />

meist minderwertiger Münzen um, z. T. noch die genannten<br />

„Exportprägungen" kleiner Münzstände aus Hessen und dem Rheinland<br />

aus dem 17. Jh.<br />

Die 20 Kreuzer-Stücke eignen sich besonders gut für eine ausführlichere<br />

statistische Untersuchung. Diese seinerzeit auch „Kopfstücke" genannten<br />

Münzen waren in der Zeit des Konventionsmünzfußes das im Umlauf<br />

vorherrschende Kurantgeldnominal, das zahlenmäßig — und auch vom<br />

Gesamtwert her — die Talermünzen überwog, von deren Teilstücken gar<br />

nicht zu reden. Der Grund hierfür dürfte die günstige Mittelstellung des<br />

Kopfstücks im Münzsystem gewesen sein.4 Mit dem Taler bekam man sicher<br />

bei der Bezahlung kleinerer Summen manchmal Schwierigkeiten<br />

beim Wechseln.' Das Kleingeld war, da kein Kurantgeld, sondern Scheide-<br />

oder sog. „Landmünze", für die Aufbewahrung größerer Summen<br />

nicht geeignet. So sind die Kopfstücke auch dasjenige Nominal, das in<br />

seiner Zeit am häufigsten thesauriert wurde. Die Münzstätten produzierten<br />

entsprechend dem Bedarf eine besonders große Zahl an Kopfstücken,<br />

vernachläßigten dabei aber die Prägung von Talern. Hier bestimmten<br />

französische Ecu den Geldumlauf. Ab dem Anfang des 19. Jhs. wurde<br />

dann die Prägung von Konventionsmünzen (das hieß ja hauptsächlich von<br />

Kopfstücken) immer mehr zugunsten der überbewerteten Kronentaler reduziert.6<br />

Mit einiger Verzögerung überwogen dann auch im Geldumlauf<br />

die Kronentaler, den Funden nach zu urteilen aber wohl nicht vor 1815.<br />

Zur Rekonstruktion des Umlaufs der „Kopfstücke" in Bayern betrachten<br />

wir hier die im Folgenden aufgeführten Funde mit Schlußmünzen von<br />

1791 bis 1828 (nach der Ortsbezeichnung jeweils das Fundjahr). Die Gesamtzahl<br />

der in diesen Funden enthaltenen Kopfstücke beträgt 9460.<br />

4 Hubert Emmerig, Die Amberger Münzschatzfunde von 1992, unveröffentlichtes Manuskript.<br />

5 Auch heute lassen sich die meisten einen größeren Barbetrag lieber in Hunderten als<br />

500ern oder Tausendern auszahlen!<br />

6 Vgl. etwa die Prägezahlen für Bayern bei Johann Veit Kull, Studien zur Geschichte der<br />

Münzen und Medaillen der Könige von Bayern — XIX. Jahrhundert, in: MBNG 4, 1885,<br />

1-76, Tabellen S. 8 und 30.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!