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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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136 Günther Röblitz<br />

3. Kopie der hessischen Zweischildgroschen<br />

Anders verhält es sich mit einem Gepräge, das bislang nur Fiala in einer<br />

Fußnote erwähnte. Doch bevor darauf näher eingegangen wird, ist der<br />

sächsische und hessische monetäre Hintergrund auszuleuchten.<br />

Ende 1456 vereinbarten Sachsen und Hessen eine gemeinsame Münzreform.<br />

In ihr war festgelegt, daß neben der Ausprägung von Vollgroschen,<br />

20 auf den Gulden, weiter Groschen zu prägen sind, anfänglich 61/2 Lot<br />

fein und 84 aus der gemischten Mark. Von ihnen sollten 26 auf den Gulden<br />

gehen. Auch die Münzbilder waren aufeinander abgestimmt: Blumenkreuz<br />

mit Wappenschild in der Umschrift sowie steigender Löwe nach<br />

links mit Wappenschild zwischen den Pranken. Im Falle von Sachsen war<br />

es in der Umschrift der Schild mit den Kurschwertern (Friedrich II.) oder<br />

der mit der sächsischen Raute (Wilhelm III.) oder mit beiden Schilden bei<br />

den Gemeinschafsgroschen, während der Löwe immer den Landsberger<br />

Pfahlschild hält. Bei den hessischen Stücken befindet sich in der Umschrift<br />

der Schild der Grafschaft Ziegenhain und der Löwe umfaßt den<br />

Schild der Grafschaft Nidda. Bis zu seinem Tode im Jahre 1458 gingen<br />

die Hessengroschen vom Landgrafen Ludwig I. aus. Danach traten seine<br />

beiden ältesten Söhne Ludwig II. und Heinrich III. als Münzherren auf<br />

den Plan. Sie ließen diesen Typ bis 1465 weiter prägen. Allerdings vertauschten<br />

sie die Seiten, so daß der Löwe auf der Vorder- und das Blumenkreuz<br />

auf der Rückseite erscheint (Abb. 3).11 Genau diese Koppelung<br />

wurde in Braunschweig kopiert.<br />

Zunächst ist auf die Mitteilung Fialasu einzugehen. Er tut kund, daß<br />

sich im königlichen Münzkabinett zu Berlin „ein unzweifelhaft echtes,<br />

leider schlecht erhaltenes Stück" befindet. ,Yors.: .... NATAT DE SA-<br />

GEN DV Im Perlenkreise Löwe v. d. 1. S., vor sich (Schild von<br />

Nidda), Rücks.: SV NOVVS DVC S (Schild von Ziegenhain).<br />

Im Perlenkreise Vierpaß, darin das Blumenkreuz." Er ordnet dieses Gepräge<br />

Margarethe von Sagan zu. Sie war die Gemahlin Heinrichs III. von<br />

Braunschweig-Salzderhelden und nach seinem Tode die Vormündin ihres<br />

Sohnes Heinrich IV. Diese Zuweisung ist deshalb sehr wahrscheinlich,<br />

weil sich Margarethe auf den von ihr ausgegangenen Kopien der sächsischen<br />

Horngroschen ebenfalls solcher Titulatur bedient. Es kann angenommen<br />

werden, daß sie mit den Praktiken, fremdes Groschengeld zu<br />

kopieren, durch ihren Gemahl wohl vertraut war. Es wurde schon angeführt,<br />

daß er sich besonders mit der Nachahmung der hessischen Löwenschilddrittelgroschen<br />

befaßte.<br />

G. Röblitz, Veränderungen im hessischen Münzwesen in Folge des sächsischen Münzmandats<br />

von 1456/1457, Teil 4 der Beiträge zur hessischen Groschenprägung, in: GN 24,<br />

132/1989, S. 168-172.<br />

12 Fiala (o. Anm. 7), S. 22.

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