1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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134 Günther Röblitz<br />
durch dauernde Verschlechterung der Münzen und dauernden flotten Absatz<br />
im gleichbleibenden Zahlenwerte."<br />
Die Beweggründe für die ersten Groschenprägungen der braunschweigischen<br />
Herzöge dürften ebenfalls gewesen sein, einen hohen Gewinn mit<br />
dem Münzgeschäft zu erzielen. Ihr Vorgehen war allerdings ein anderes<br />
als in Franken zu Ende des 14. Jahrhunderts. Seit etwa 1440 begann man<br />
damit, die schon eingeführten fremden Groschensorten aus Sachsen und<br />
Hessen in das Visier zu nehmen. Sie wurden mit geringerem Feingehalt<br />
kopiert und im eigenen Land und in den Ursprungsländern dazu benutzt,<br />
gegen die besserhaltigen fremden Münzen zu wechseln. Da sie sich nur in<br />
den Umschriften von den anderen Groschen unterschieden, und die<br />
Mehrzahl der Nutzer des Groschengeldes des Lesens unkundig war, hatten<br />
die Wechsler zumeist leichtes Spiel. So klagten die Räte der sächsischen<br />
Herzöge im Jahre 1467: „Das ist eyn falsch slag uff die swertgroschen,<br />
und ab man die setzte adir gar vorbotte, so konnen die lute der<br />
nicht erkennen under swertgroschen, deßhalbin die lute domit betrogen,<br />
und man kan der nicht loß werden."5<br />
Da die Münzbilder denen der fremden Groschen nachgestaltet wurden,<br />
hat man diese braunschweigischen Stücke auch als Fälschungen bezeichnet.6<br />
Das erscheint insofern nicht voll zutreffend, als sie sich — wie schon<br />
erwähnt — durch die Umschriften von den Groschen aus Sachsen und<br />
Hessen abheben. Gewiß sind sie aber als Beischläge mit betrügerischer<br />
Absicht zu benennen. Auf die Stücke, die speziell auf hessisches Groschengeld<br />
orientiert waren, soll nunmehr eingegangen werden.<br />
2. Braunschweigische Kopien der hessischen Löwenschilddrittelgroschen<br />
In Sachsen wurden Drittelgroschen seit etwa 1426 geprägt. Man verwendete<br />
hierbei die Bilder der bis 1405 geschlagenen und seit dem zu<br />
Drittelgroschen abgewerteten Grundtypgroschen. Auf der Vorderseite<br />
tragen sie das Blumenkreuz und auf der Rückseite den steigenden Löwen<br />
nach links. Ab 1444 wurde das Blumenkreuz der Vorderseite mit dem<br />
Pfahlschild belegt.<br />
Hessen brachte es zu drei verschiedenen Typen von Drittelgroschen.<br />
Zwei waren den sächsischen nachgestaltet. Dabei trat im Falle des Pfahlschildes<br />
ein Schild mit der langgestreckten Minuskel 1, die einem Pfahl<br />
zum verwechseln ähnlich sieht. Bei einem dritten Typ gibt es kein unmittelbares<br />
sächsisches Vorbild. Das Blumenkreuz ist mit einem Löwenschild<br />
P. Bamberg, Beiträge aus sächsischen Archiven zur Münzgeschichte des Landes Braunschweig<br />
und seiner Städte, in: DM 59, 1939, S. 316.<br />
6 P. Arnold, Die braunschweigischen Fälschungen sächsischer Groschen im 15. Jahrhundert,<br />
in: Jb. Staatl. Kunstsammlungen Dresden 1976/1977, S. 183-192.