1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Rose und welfischer Löwe 119<br />
teaten welfischer Lehensleute. Neben den Grafen von Hallermund sind<br />
dies die Grafen von Lauenrode (Münzstätte Hannover), die Grafen von<br />
Sternberg (Mzst. Burg Sternberg) und die Grafen von Wölpe (Mzst.<br />
Neustadt am Rübenberge sowie Mzst. Walsrode als Vögte des dortigen<br />
Klosters). Auffallend ist, daß diese Pfennige — bis auf die für die Münzherren<br />
charakteristischen Beizeichen — in ihrem Münzbild und in der<br />
Form der Umschrift übereinstimmen, sodaß von einer zeitnahen Fertigung<br />
der Stempel durch denselben Stempelschneider auszugehen ist (vgl.<br />
Abb. I — M).<br />
Die gräflichen Gepräge, die in Bild und Stil einem Braunschweiger<br />
Schriftbrakteaten von Kaiser Otto IV. (Bokel Nr. 161) gleichen, könnten<br />
nach Ansicht von P.J. Meier13 aufgrund eines Vertrages zwischen Otto<br />
und den welfischen Lehensgrafen entstanden sein, der die Ausgabe weitgehend<br />
übereinstimmender Pfennige vorsah, die sämtlich auf den in den<br />
Umschriften genannten Märkten sowie in Braunschweig volle Gültigkeit<br />
haben und eine Art Landesmünze darstellen sollten. Er hält aber auch für<br />
möglich, daß diese Pfennige in der Zeit des Niedergangs der welfischen<br />
Macht (Wahl Friedrichs II. zum deutschen König, Niederlage Ottos IV.<br />
in der Schlacht von Bouvines 1214) aufgrund einer Vereinbarung der Lehensgrafen<br />
unter sich allein nach dem Vorbild des oben genannten kaiserlichen<br />
Schriftbrakteaten geprägt worden sind, um Anschluß an das<br />
Braunschweiger Wirtschaftsgebiet und darin eine allgemeine Akzeptanz<br />
zu finden. 0. Meier14 vertritt ebenfalls diese Auffassung und meint, daß<br />
die Lehensgrafen das Schwinden der welfischen Kaisermacht dazu genutzt<br />
haben, um 1214/15 eigene Münzen zu prägen, deren Stempel aber<br />
nicht in Braunschweig, sondern in Hannover, der Münzstätte der Grafen<br />
von Roden, geschnitten worden seien.<br />
Eine andere bemerkenswerte Münze der Grafen von Hallermund ist ein<br />
Brakteat mit nach links schreitendem Löwen unter einem Dreipaß und<br />
drei fünf blättrigen Rosen aus der Sammlung des Kestner-Museums Hannover,<br />
der 1993 vermutlich erstmals publiziert worden ist (vgl. Nr. 4). 15<br />
Zu diesem Stück gibt es ein paralleles Gepräge der Grafen von Wölpe mit<br />
den für diese charakteristischen Stierhörnern und sonst weitgehend gleich<br />
gestaltetem Münzbild aus dem Fund von Bünstorff (vgl. Abb. E). Die<br />
beiden Münzen, deren Bilder vom selben Stempelschneider gestaltet worden<br />
sein dürften, zeugen wiederum von einem gleichgerichteten Handeln<br />
dieser welfischen Lehensgrafen in der Münzprägung.<br />
13 Meier, P.J., Münzgeschichtliche Leckerbissen, Nds. Jb. f. Landesgesch. 13, 1936, 232.<br />
' 4 Meier (o. Anm. 4) 71.<br />
15 Berger, F., Die mittelalterlichen Brakteaten im Kestner-Museum Hannover, Hannover<br />
1993, Nr. 660.