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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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118 Detlev Büttner — Helmut Reitz<br />

lung zeigt zwei gegeneinander anrennende Ritter mit Rüstungen, wie sie<br />

zu Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts üblich waren, und<br />

außerdem 33 Wappen, neben denen von Kaiser Otto IV. und seinem Bruder<br />

Heinrich diejenigen von 31 Dynasten aus Niedersachsen, Thüringen,<br />

Meißen und Brandenburg, die sämtlich Anhänger Ottos IV. waren. Die<br />

Bemalung ist um 1208/10 entstanden, also zur Regierungszeit Graf Ludolfs<br />

II. von Hallermund.7<br />

Die welfischen Lehensgrafen von Hallermund hatten ihre Eigengüter<br />

und Hauptlehensgebiete im Raum zwischen Weser und Leine, gruppiert<br />

um die Mittelgebirge Deister und Osterwald, an der Grenze zwischen<br />

den Bistümern Minden und Hildesheim. Auf einer Bergspitze im Kleinen<br />

Deister, Hallermundskopf genannt, ließ Graf Burchard von Hallermund<br />

um 1170 die Stammburg seines Geschlechts errichten; sie wurde im 15.<br />

Jahrhundert nach dem Aussterben der Dynastie im Streit um das hallermundsche<br />

Erbe zwischen dem Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg<br />

und dem Grafen Philipp von Spiegelberg völlig zerstört.' Zwei<br />

Söhne Burchards wurden Opfer der Kreuzzüge, die Tochter Adelheid heiratete<br />

Graf Günther von Kefernburg. Deren Sohn, Ludolf II., erbte 1193<br />

die Grafschaft Hallermund und wurde 1204 regierender Graf (t 1255).<br />

Über seinen Sohn Ludolf III. (t 1267) läßt sich die Linie bis zu Graf Otto<br />

IV. (t 1411) verfolgen.9<br />

Ein weiterer hallermundscher Brakteat von besonderer Bedeutung ist<br />

das im Fund von Bokel vorkommende Gepräge mit dem über einem<br />

Doppelbogen und drei Rosen stehenden welfischen Löwen, der die Umschrift<br />

+ MONETA IN PATTENH(usen) trägt (vgl. Nr. 6). Dieses Stück<br />

gibt uns Aufschluß über seinen Prägeort, die Stadt Pattensen, die in der<br />

ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wird.1° Als weitere<br />

mögliche Münzstätten der Grafen von Hallermund nennt 0. Meier die in<br />

einer Urkunde aus dem Jahre 1255 bezeugten Städte Eldagsen („Elldagessen")<br />

und Springe („Halrespringe")." In der Bearbeitung des Brakteatenfundes<br />

von Gotha hatte bereits Buchenau Eldagsen als mögliche Münzstätte<br />

der Grafen von Hallermund genannt.0 Der im Fund von Bokel<br />

enthaltene Schriftbrakteat, der Pattensen eindeutig als hallermundsche<br />

Münzstätte ausweist, gehört zu einer Serie von parallel geprägten Brak-<br />

Luckhardt, J. — Niehoff, F. (Hrsg.), Heinrich der Löwe und seine Zeit, Katalog Bd. 1,<br />

München 1995, 630.<br />

8 Meier (o. Anm. 6) 39.<br />

9 Meier (o. Anm. 6) 44.<br />

i° Meier (o. Anm. 6) 42<br />

II Meier aaO. (wie Anm. 10).<br />

12 Pick, B. — Buchenau, H., Der Brakteatenfund von Gotha, München 1928, 92.

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