1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 46, <strong>1996</strong> 115<br />
DETLEV BÜTTNER — HELMUT REITZ<br />
(Gehrden)<br />
Rose und welfischer Löwe<br />
Ein Beitrag zur Münzprägung der Grafen von Hallermund<br />
(38 Abbildungen)<br />
Die Zahl der deutschen Münzstätten nahm während der Regierungszeit<br />
Kaiser Barbarossas in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stark zu.<br />
Im Zuge dieser sich im 13. Jahrhundert fortsetzenden, maßgeblich mit der<br />
Vielzahl von Stadtgründungen zusammenhängenden Entwicklung erlangten<br />
immer häufiger kleinere Dynasten das begehrte, ertragreiche Münzrecht.'<br />
Dagegen hat der Einfluß Heinrichs des Löwen auf die Münzprägung<br />
in seinem norddeutschen Machtbereich dort offenbar die Einrichtung<br />
neuer, eigenständiger Münzstätten seiner Lehensleute verhindert.<br />
Dies belegen die beiden Münzfunde von Mödesse I (vergraben ca. 1185)2<br />
und Mödesse II (vergraben kurz vor 1200),3 in denen die meisten uns bekannten<br />
Typen der Brakteaten Heinrichs des Löwen, jedoch keine lebensgräflichen<br />
Prägungen vorkommen. Aus der Regierungszeit der Söhne<br />
Heinrichs des Löwen sind jedoch Gepräge der welfischen Lehensgrafen<br />
von Lauenrode, Wölpe, Sternberg und Hallermund bekannt. Sie finden<br />
sich vor allem in den bedeutenden Brakteatenfunden von Bokel (vergraben<br />
ca. 1225)4 und Bünstorff (vergraben ca. 1225).5 Während die Brakteaten<br />
Heinrichs des Löwen nur selten Beizeichen — meist Ringel — aufweisen,<br />
finden sich zur Zeit seiner Nachfolger häufig Beizeichen, die manchmal<br />
eine Zuordnung zu den welfischen Lehensgrafen ermöglichen.<br />
Von den hier darzustellenden Prägungen der Grafen von Hallermund<br />
hat der im Fund von Bünstorff vorkommende Löwenbrakteat mit der<br />
Umschrift + LVDOLFVS. DE HALREMVI (vgl. Nr. 1) als Leitmünze<br />
für die in der Regel schriftlosen Brakteaten eine besondere Bedeutung. Er<br />
nennt den Namen des Prägeherrn und zeigt unterhalb des nach rechts<br />
schreitenden Löwen die Rose als „redendes Zeichen" seiner Dynastie.<br />
Von den durch Urkunden der Grafen von Hallermund überkommenen<br />
Siegeln und von der Grabplatte des Grafen Wulbrand von Hallermund im<br />
' Bilzer, B.: Das Münz- und Geldwesen im Herzogtum Sachsen unter Heinrich dem Löwen,<br />
in: Mohrmann, W.-D., Heinrich der Löwe, Göttingen 1980, 336.<br />
2 Meier, P. J., Münzfund von Mödesse. Arch. Brakteatenkunde II, 1890-93, 225 ff.<br />
Jesse, W., Der zweite Brakteatenfund von Mödesse, Braunschweig 1957.<br />
4 Meier, 0., Der Brakteatenfund von Bokel bei Bevern, Hannover 1932.<br />
5 Galster, G., Der Bünstorffer Brakteatenfund, Sonderabdruck Berliner Münzbl. 1917.