1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Das orientalische Heermeisteramt des Zeno 113<br />
als die nach Thessalonike oder gar Ticinum; um die Dreizahl der „T-Städte"<br />
als Interpretationshilfe vollzumachen, möchte ich vorschlagen, das T<br />
als Abkürzung für die Stadt Tarsos in Kilikien zu verstehen.<br />
Dem griechischen Geschichtsschreiber und Mönch Johannes Antiochenus<br />
verdanken wir die Nachricht, daß Kaiser Zeno, als er angesichts der<br />
Revolte des Basiliscus mit mäßiger Eile aus Konstantinopel in seine isaurische<br />
Heimat floh, genug Zeit blieb, um neben einer großen Zahl von<br />
Isauriern und Eunuchen so viele Schätze als nur möglich mitzunehmen.28<br />
Dabei gerade auch an die verfügbaren Goldreserven der moneta comitiva<br />
zu denken, dürfte naheliegen. Diese würde der Kaiser kaum selber getragen<br />
haben. Vielmehr ist wegen der Organisationsstruktur des Hofes vorstellbar,<br />
daß man gleichzeitig die mit der Goldprägung betrauten Graveure<br />
und Arbeiter des comes sacrarum largitionum mitführte.29 Daß dies<br />
hier geschehen sein mag, wird zwar in den Quellen nicht ausdrücklich<br />
berichtet, ist aber wenigstens wahrscheinlich, weil Zeno wie erwähnt<br />
nicht nur von einer kleinen Leibwache, sondern offenbar von einer ganzen<br />
Entourage begleitet wurde. Damit ließe sich übrigens auch der besonders<br />
harte Steuerdruck erklären, durch den sich Basiliscus bei der Bevölkerung<br />
unbeliebt machte: Schließlich hatte seine Regierung nicht nur<br />
für die laufenden Staatsausgaben, sondern auch noch für das obligatorische<br />
Antrittsdonativ auf zukommen.3°<br />
Über die Stationen Zenos während seines zwanzigmonatigen Exils sind<br />
wir nur unzureichend unterrichtet. Wir wissen von einem Aufenthalt in<br />
Olbe, ferner, daß er sich irgendwann in Sbide einschließen ließ und dort<br />
längere Zeit belagert wurde.31 Die erste Phase gleicht jedenfalls nicht einer<br />
überstürzten Flucht. Dagegen spricht, daß sich der Kaiser dabei noch<br />
des cursus publicus als Teil der Infrastruktur des Reiches bedienen konnte.32<br />
Sein Ziel war, ausgerüstet mit reichen Finanzmitteln Isaurien zu erreichen;<br />
denn dort lag natürlich seine Hausmacht. Hierbei rückt nun Tarsos<br />
ins Blickfeld: Die kilikische Stadt war Sitz des comes et praeses per<br />
Isauriam, in ihr waren zwei der drei isaurischen Legionen stationiert.33<br />
Damit muß das Erreichen von Tarsos für Zeno wie für jeden anderen auf<br />
seine heimatliche Machtbasis angewiesenen isaurischen Feldherrn von<br />
zentraler Bedeutung gewesen sein, um so mehr, als Zeno sich der Treue<br />
seiner Landsleute auch durch das Gold aus der Staatskasse versichern<br />
konnte.<br />
28 Johannes Antioch. frg. 210; Lippold (o. Anm. 13) S. 160; Bury (o. Anm. 15) S. 391.<br />
29 Zur Edelmetallausmünzung im Geschäftsbereich des comes sacrarum largitionum: Kent<br />
(o. Anm. 20); notitia dignitatum or. XIII. 26 f, 29 f.<br />
3° Jones (o. Anm. 15) S. 225 m.w.N.; Bury (o. Anm. 15) S. 393.<br />
31 Lippold (o. Anm. 13) S. 161.<br />
32 Lippold, wie Anm. 32.<br />
33 notitia dignitatum or. XXIX.4, 7 f.