20.11.2013 Aufrufe

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das orientalische Heermeisteramt des Zeno 111<br />

tinopel zu garantieren. Denn dort konnte der wiedererstarkte Aspar nun<br />

nahezu unumschränkt schalten und walten, womit er sicher auch maßgeblichen<br />

Einfluß auf die Besetzung aller wichtigen Hofämter auszuüben<br />

vermochte. Gerade dadurch hätte er seinem Rivalen im Osten die finanzielle<br />

Lebensader abschneiden können; denn Zeno war auf seinem neuen<br />

Posten darauf angewiesen, sich neue Sympathien bei den orientalischen<br />

Truppen und in der Bevölkerung zu erwerben. Dies dürfte ohne die von<br />

Aspars Parteigängern kontrollierte Goldzufuhr aus dem hauptstädtischen<br />

Münzamt nur sehr eingeschränkt möglich gewesen sein.<br />

Um seinen orientalischen Heermeister auch vor dieser Bedrohung zu<br />

schützen, scheint ihm Leo I. durch Personal einer Goldoffizin der moneta<br />

comitiva die Mittel für eine selbständige Solidusemission in Antiochia<br />

an die Hand gegeben zu haben. Eine deutliche Abgrenzung letzterer von<br />

den Produkten Kontantinopels durch die Münzstättensignatur war wegen<br />

der grundsätzlichen Zusammenarbeit zwischen Thron und östlichem<br />

Heermeister nicht notwendig und unter Umständen auch gar nicht erwünscht:<br />

Eine ungebräuchliche Signatur hätte bei den prospektiven Empfängern<br />

der Solidi in der vorliegenden Situation allenfalls Zweifel an<br />

Feingehalt und Wert der Zahlungen bzw. Donative aufkommen lassen.<br />

Daher begnügte man sich damit, die auszugebenden Goldstücke durch die<br />

unauffälligere Bezeichnung „O(riens)" sowie das verschobene Offizinszeichen<br />

einer Kontrolle zugänglich zu machen. Diese Vorsichtsmaßnahmen<br />

waren bei den späteren Solidi Antiochias nicht nötig, da in den Jahren<br />

476 und 484 das ganze Reich um die Lage der Dinge wußte.<br />

Zur Feindatierung der hier besprochenen Münze in die Jahre 468/469<br />

kann schließlich eine Beobachtung J. P. C. Kents herangezogen werden:<br />

Auf den Aversen der Solidi wird die Legende durch die Spitze des vom<br />

Kaiser geschulterten Speeres bis zur Vandalenkatastrophe im Jahr 468<br />

stets zwischen dem P und dem E von -RPET getrennt, danach aber zwischen<br />

dem E und dem T.26<br />

Scheinbar wollte die in Antiochia arbeitende I-Offizin unbedingt die<br />

Trennung nach der früheren Praxis herbeiführen. Wegen des engen Raumes<br />

zwischen dem Helm des Kaisers und der Speerspitze konnte der<br />

Schriftgraveur dieses Ergebnis aber nur erzielen, indem er die Lettern R<br />

und P gewaltsam zusammendrückte. Nur auf diese Weise ließ sich das<br />

den bisherigen offiziellen Angaben entsprechende Ergebnis erzielen. Damit<br />

dürften sich auch für die Herstellungszeit die an den Beginn des antiochenischen<br />

Exils Zenos fallenden Jahre anbieten.<br />

Demnach erscheint die vorliegende Prägung nicht nur als Beleg für eine<br />

bisher unbekannte Solidusemission Antiochias aus der Zeit um 468/469:<br />

26 Kent (o. Anm. 1) S. 100-102.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!