1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Das orientalische Heermeisteramt des Zeno 109<br />
deutlich auf der Leontiusbüste RIC X 1102 und wohl auch auf der Zenobüste<br />
RIC X 904 auf.<br />
Abgesehen von diesen zugunsten des griechischen Antiochia sprechenden<br />
Stilkriterien könnten vor allem zwei weitere Argumente für dieselbe<br />
Zuweisung sprechen: Die überraschenden Buchstaben 0 am Schluß<br />
der Reverslegende und I in der Abschnittssignatur sind so sorgfältig ausgeführt<br />
und plaziert, daß es schwerfällt, diesen Besonderheiten keine Bedeutung<br />
beizumessen. Hierbei drängt sich im Hinblick auf die Stellung<br />
des I eine Parallele zur Goldprägung des letzten Drittels des vierten Jahrhunderts<br />
auf. Seit der Reform der Edelmetallprägung durch die Kaiser<br />
Valentinian I. und Valens und dem Auftreten des Garantiezeichens<br />
OB(ryziacum) auf dem Gold im Jahre 36820 befindet sich die Offizinssignatur<br />
der Solidi in Konstantinopel immer am Ende der Reverslegende,<br />
in Antiochia jedoch bis zum Ende der dortigen Goldprägung um das Jahr<br />
379 immer am Ende der Abschnittssignatur.21 Zwar liegen zwischen diesem<br />
Datum und der hier angenommenen Entstehungszeit des vorliegenden<br />
Solidus fast neunzig Jahre, doch können derartige Werkstatttraditionen<br />
in spätrömischen Münzstätten sehr langlebig sein, auch wenn wie<br />
hier eine lange Phase der Inaktivität zu überbrücken war. Ein völliger<br />
Traditionsbruch in Antiochia ist ohnehin unwahrscheinlich. Dazu sind<br />
die bereits bekannten Solidi des fünften Jahrhunderts für Zeno und Leontius<br />
in ihrer Qualität zu gut. Immerhin bestand dort weiterhin eine moneta<br />
publica,22 die eine diesbezügliche lokale Tradition bewahrt und<br />
gleichzeitig dem Fachpersonal der hauptstädtischen I-Offizin die Infrastruktur<br />
zu einer Goldemission geboten haben könnte.<br />
Der Gedanke an die Einbeziehung der moneta publica dürfte auch ein<br />
Licht auf den schwer verständlichen Buchstaben 0 nach der Reverslegende<br />
werfen: Anders als die Edelmetall prägende moneta comitiva waren die<br />
monetae publicae nicht dem Kaiserhof, sonder innerhalb des dreistufigen<br />
Aufbaues der Reichsverwaltung (Präfektur — Diözese — Provinz) der Diözese,<br />
also grundsätzlich dem Verantwortungsbereich des jeweiligen Vikars<br />
zugewiesen.23 Nun war innerhalb der Organisation des hier zuständigen<br />
20 J.P.C. Kent, Gold Coinage in the Later Roman Empire, in: R. A. G. Carson — C. H. V.<br />
Sutherland (Hrsg.), Essays in Roman coinage presented to Harold Mattingly, Oxford<br />
1956, S. 200.<br />
21 Siehe Anm. 14.<br />
22 Kent (o. Anm. 1) S. 41; als weiteres Element lokaler Tradition neben dem Personal der<br />
konstantinopolitaner I-Offizin wäre für die anspruchsvollere Goldprägung auch an die<br />
örtlichen metallverarbeitenden Reichsfabriken aus dem Geschäftsbereich des magister<br />
officiorum zu denken: notitia dignitatum ed. Seeck or. XI, 21f.<br />
23 Zur moneta publica als Diözesanmünzstätte: W. Hahn, MIRB (o. Anm. 4) S. 14 mit weiteren<br />
Nachweisen.