1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Kitanaura 9<br />
13. JE 1 h 3,36 g; Zahlzeichen nicht sicher lesbar. Schlechter Stil.<br />
(Tafel 1)<br />
Termessos<br />
4 Münzen des Schatzfundes sind Prägungen von Termessos, ebenfalls der<br />
hellenistischen Zeit. Alle Münzen tragen Zahlzeichen; die höchste Ziffer,<br />
die auf den termessischen Münzen des hier publizierten Schatzes vorkommt,<br />
ist 17. Über die Bedeutung dieser Zahlzeichen, die von 1-32 reichen,<br />
ist noch keine Sicherheit erreicht; die meisten Gelehrten unterstellen,<br />
daß es sich um eine Ära, nämlich um eine im Jahre 72 v. Chr. einsetzende<br />
,Freiheitsära` handelt.3 Daran kann ich nicht glauben;4 ich vermute,<br />
daß sie als Emissionsangaben zu deuten sind und der Beginn dieser Prägungen<br />
im 2. Jhdt v. Chr. liegt, wenn nicht noch früher anzusetzen ist.<br />
Vs. Kopf des Zeus Solymos mit Kranz n. r. — Rs. TEP; Pferdeprotome n. I. — Eine<br />
Liste mit den ihm bekannten Jahreszahlen gibt Imhoof-Blumer.5<br />
14. iE 1 h 4,26 g; Zahlzeichen A (= 1) hinter der Protome. Zwei ovale<br />
Gegenstempel: Blitzbündel / Lanzen- oder Pfeilspitze. (Tafel 1)<br />
3 Vgl. etwa F. Imhoof-Blumer, Griechische Münzen (Abh. Bayer. Akad. Wiss., Philos.-<br />
Philol. Classe, 18), München 1890, 177, der allerdings darauf aufmerksam macht, „daß<br />
der Charakter der Zeusköpfe ... wechselt"; zuletzt dazu W. Leschhorn, Antike Ären.<br />
Zeitrechnung, Politik und Geschichte im Schwarzmeerraum und in Kleinasien nördlich<br />
des Tauros (Historia Einzelschriften 81), Stuttgart 1993, 392-395, der die schon traditionelle<br />
Deutung der Ziffern als Ära übernimmt, aber Schwierigkeiten insbesondere hinsichtlich<br />
des Epochenjahres ausführlich und sensibel diskutiert. St. Mitchell, Termessos,<br />
King Amyntas, and the War with the Sandaliötai. A New Inscription from Pisidia, in: D.<br />
French (Hrsg.), Studies in the History and Topography of Lycia and Pisidia. In memoriam<br />
A. S. Hall, Ankara 1994, 95-105, bes. 102 konnte mit Hilfe einer neuen Inschrift<br />
zeigen, daß die Freiheit von Termessos nicht durch Amyntas beschnitten wurde, der Status<br />
der von Rom für frei erklärten Stadt unverändert blieb und somit zumindest kein<br />
rechtlicher Grund bestand, die Münzserie mit der vermeintlichen Freiheitsära unter<br />
Amyntas einzustellen. Die politische Situation während der Herrschaft des Amyntas hätte<br />
die Termesser eher dazu bringen müssen, die Münzserie mit der Freiheitsära, wenn es<br />
denn eine war, fortzusetzen. Wirtschaftlich dürfte es, wie St. Mitchell, Cremna in Pisidia.<br />
An Ancient City in Peace and in War, London 1995, 44ff. gezeigt hat, gerade unter<br />
Amyntas Anreize gegeben haben, die lokale und regionale Wirtschaft durch Bronzeprägungen<br />
zu unterstützen. Zusammenfassend muß also festgehalten werden, daß die vermuteten<br />
Gründe für das Ende der termessischen Münzserie mit der vermeintlichen Freiheitsära<br />
nicht richtig sein können. Damit aber entfällt ein wichtiges Argument dafür, die<br />
Zahlen von 1 bis 32 überhaupt als Jahre einer Ära zu deuten.<br />
4<br />
Zum einen halte ich es für völlig ausgeschlossen, daß eine hellenistische Stadt — und das<br />
gilt auch für Termessos — jährlich Bronzemünzen geprägt hat; zum anderen sind bei Unterstellung<br />
einer kurzen Prägezeit (32 Jahre!) die enormen stilistischen Unterschiede nur<br />
schwer, wenn überhaupt, erklärbar (was schon, wie die vorangehende Fußnote zeigt, Imhoof-Blumer<br />
bemerkt hat, ohne allerdings daraus die richtige Konsequenz zu ziehen).<br />
5 A. 0. (Anm. 3), 176-179.