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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Das orientalische Heermeisteramt des Zeno 103<br />

waige Abweichungen — besonders wenn sie wie hier zwar überraschend<br />

und nicht auf den ersten Blick verständlich sind, doch jedenfalls eine<br />

konkrete Absicht des Stempelschneiders erkennen lassen — dürfen als Zeichen<br />

dafür gelten, daß es sich eben nicht oder nur eingeschränkt um Imitationen<br />

handelt. Dabei ist besonders an Solidi im Namen oströmischer<br />

Kaiser mit Monogramm gotischer oder burgundischer Könige zu denken,<br />

aber auch z. B. an die bekannte Emission von Solidi des Zeno, auf denen<br />

zwischen Reverslegende und Offizinszeichen ein T eingeschoben ist.4<br />

Diese Gepräge sind alle „offiziell".<br />

Solidi des Leo I. aus Konstantinopel, auf denen sich das Offizinszeichen<br />

in der Abschnittssignatur befindet bzw. auf denen ein 0 in einer<br />

derartigen Position angebracht ist, sind jedoch bislang nicht aufgetaucht,<br />

so daß kein nachahmungsfähiges Vorbild vorhanden sein dürfte.<br />

Aus den angeführten Gründen sollte also die Möglichkeit der Imitation<br />

ausschließbar sein.<br />

Weiterhin ist eine westliche Herkunft des Solidus denkbar. Eine derartige<br />

Lösung scheint bei ungewöhnlichen Stücken dieser Übergangsphase<br />

auf die europäische Forschung stets einen gewissen Reiz auszuüben. Dieser<br />

Versuchung soll hier aus guten Gründen widerstanden werden, obwohl<br />

sich einige Argumente dafür finden lassen.<br />

Dagegen spricht zuallererst, daß der Revers die östliche Signatur<br />

CONOB und nicht das westliche COMOB trägt. Ein derartiger Schluß<br />

ist aber nicht zwingend, wie durch das Auftauchen des CONOB-Zeichens<br />

auf sicher oder sehr wahrscheinlich italischen Solidi im letzten Viertel des<br />

fünften Jahrhunderts hinreichend erwiesen ist.5 Diese Besonderheiten der<br />

westlichen Prägung dürften im fraglichen Zeitraum immer wieder auf den<br />

dominierenden Einfluß der östlichen Reichsverwaltung zurückzuführen<br />

sein. Die in diesem Rahmen stufenweise verlaufende völlige Übernahme<br />

der östlichen Goldtypologie durch die Münzstätten des Westreiches<br />

scheint dabei auch durch die gelegentliche Delegation von technischem<br />

4 Zu den Königsmonogrammen z.B. W. Hahn, MIB I, Wien 1973, Ostgoten 8 (Theoderich);<br />

Grierson — Blackburn (o. Anm. 3) 336 (Gundobad), 340 (Sigismund). Zur Zeno-<br />

Emission: W. Hahn, MIRB, Wien 1989, Zeno 8 u. S. 51; Kent (o. Anm. 1) 927-928 u.<br />

S. 117, dort jeweils Konstantinopel zugeschrieben; s. aber Anhang.<br />

5 Ein Solidus des Julius Nepos taucht mit CONOB auf in Hahn, MIRB (o. Anm. 4) unter<br />

Leo II., Nr. 3 u. S. 45, wobei die Möglichkeit einer dem Nepos mitgegebenen ambulanten<br />

Münzstätte erwogen wird. Ähnlich Kent (o. Anm. 1) 3249 (als „unattributed mint").<br />

Weiter taucht die CONOB-Signatur unter Odovacer in Ravenna (Kent 3631-3634, 3636,<br />

3641) und wohl bei den Westgoten (daselbst 3769) auf. Der westliche bzw. „imitative"<br />

Stil ist bis auf den Nepos klar erkennbar.

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