1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 46, 1996 101
KONSTANTIN OLBRICH
(München)
Das orientalische Heermeisteramt des Zeno
im Lichte einer unbekannten Solidusemission
(3 Abbildungen)
Unter Vorwegnahme des Ergebnisses dieses Artikels durch den Titel
soll hier ein Solidus im Namen des oströmischen Kaisers Leo I. (457-
474) vorgestellt werden, dessen Einordnung in das bisherige Bild der
spätantiken Goldprägung Schwierigkeiten bereitet:
Abb. 1: Privatsammlung
Abb. 2: Privatsammlung
Av.: D N LEo PE-RPET AVC; gepanzerte Büste mit Helm, Schild und Speer
von vorn.
Rv.: VICToRI-AAVCCCo/CoNoBI; Victoria mit Gemmenkreuz steht nach
links, im rechten Feld Stern (Abb. 1 u. 2).
Auf den ersten Blick sind insbesondere drei Zuweisungsmöglichkeiten
in Erwägung zu ziehen: Erstens könnte es sich um eine zeitgenössische
Imitation handeln, zweitens um eine Art „missing link" auf dem Wege
der Einführung östlicher Typologie im römischen Westen unter Leo II./
Julius Nepos, drittens um das Produkt einer orientalischen Münzstätte.