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„Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch Kinder in der Schule

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Krumm & Eckste<strong>in</strong>: Geht <strong>es</strong> <strong>Ihnen</strong> <strong>gut</strong> <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>haben</strong> <strong>Sie</strong> <strong>noch</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

Ferner: ungerechte Leistungsbeurteilungen, ungerechtfertige, unangem<strong>es</strong>sene <strong>o<strong>der</strong></strong> überzogene<br />

Strafen; unfaire Vergleiche mit an<strong>der</strong>en Schülern <strong>o<strong>der</strong></strong> den G<strong>es</strong>chwistern. Ungleichbehandlung<br />

von Schülern, <strong>in</strong>sb<strong>es</strong>on<strong>der</strong>e „Bevorzugung von Liebl<strong>in</strong>gen“, Nichtberücksichtigung von<br />

leistungshemmenden Faktoren bei Prüfungen ...<br />

Schließlich f<strong>in</strong>den sich unter den berichteten Fällen „Verletzungen von Rechten“ (z.B. E<strong>in</strong>griff<br />

<strong>in</strong> das Privatleben; Lehrer akzeptiert ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Me<strong>in</strong>ungen <strong>o<strong>der</strong></strong> E<strong>in</strong>stellungen),<br />

„Weitergabe von Informationen“ (z.B. Lehrer teilt Kollegen sofort mitteilt, dass NN wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e 5 g<strong>es</strong>chrieben hat) und „Unterstellung von Fehlhandlungen <strong>o<strong>der</strong></strong> Straftaten“ (z.B.<br />

B<strong>es</strong>chuldigungen, ohne Beweise vorzulegen <strong>o<strong>der</strong></strong> Gegenbeweise anzuhören). 9<br />

Die berichteten Lehrerhandlungen s<strong>in</strong>d – <strong>in</strong> ihrem Kontext - <strong>in</strong> vielen Fällen Belege für die<br />

Th<strong>es</strong>e, die Kurt S<strong>in</strong>ger (1998) als Titel se<strong>in</strong><strong>es</strong> Buch<strong>es</strong> wählte: „Die Würde d<strong>es</strong> Schülers ist<br />

antastbar“.<br />

Wir <strong>haben</strong> nicht untersucht, welche Kränkung ihrer <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> die Eltern b<strong>es</strong>on<strong>der</strong>s häufig<br />

berichten und welche sie selten nennen. E<strong>in</strong>en Anhaltspunkt dafür gibt die quantitative Analyse<br />

<strong>der</strong> Studentenaussagen nach den Kategorien <strong>der</strong> Mobb<strong>in</strong>gforschung <strong>in</strong> Tabelle 2.<br />

Tabelle 2: Häufigkeiten <strong>der</strong> Kränkungsarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> österreichischen Studentenbefragung<br />

nach Kategorien <strong>der</strong> Mobb<strong>in</strong>gforschung, zusammengefasst <strong>in</strong> 13<br />

Kategorien (Detaillierte Darstellung <strong>in</strong> Krumm & Weiß 2002)<br />

Kategorien<br />

Anzahl <strong>der</strong> Nennungen<br />

(Negative) Zuschreibungen, Behauptungen, Vorurteile 188<br />

Bloßstellen 175<br />

Ungerecht<strong>es</strong>, unfair<strong>es</strong> Verhalten 159<br />

Schreien, B<strong>es</strong>chimpfen, Schimpfwörter 128<br />

Lächerlichmachen / B<strong>es</strong>chämen 100<br />

Ignorieren, vernachlässigen, missachten 63<br />

Verletzung von Rechten 30<br />

Unterstellung von Fehlhandlungen 48<br />

Körperverletzungen 47<br />

Drohungen / E<strong>in</strong>schüchterungen 47<br />

Isolierung 20<br />

Informationsweitergabe 32<br />

Unangem<strong>es</strong>sene Arbeitsaufträge 19<br />

Die Aussagen <strong>der</strong> Studenten beziehen sich häufiger als die <strong>der</strong> Eltern auf <strong>Schule</strong>rfahrungen aus<br />

<strong>der</strong> Oberstufe. Den<strong>noch</strong> nehmen wir an, dass e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Elternaussagen ähnlich ausfiele:<br />

Inakzeptabl<strong>es</strong> Lehrerverhalten dürfte mehr vom Rollenverständnis d<strong>es</strong> Lehrers <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

unvermeidlich asymmetrischen Beziehung zu se<strong>in</strong>en Schülern und von se<strong>in</strong>er Persönlichkeit<br />

bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>, weniger vom Alter <strong>der</strong> Schüler und <strong>der</strong> Schulart. 10<br />

9<br />

10<br />

In <strong>der</strong> (wenigen) Literatur über den schlechten Lehrer werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwei Dimensionen pädagogisch<br />

problematischen Verhaltens unterschieden: ‚mangelhaft<strong>es</strong> Unterrichten’ und ‚mangelhafter Umgang mit den<br />

Schülern’ (Schwarz & Prange 1997). In unseren Untersuchungen geht <strong>es</strong> uns nur um die zweite Dimension.<br />

Zur zweiten Dimension schreibt Hoos, <strong>der</strong> Lehrer und Konrektor war, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Artikel über „Mobb<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>“: „Auch Faulheit von Lehrern und schlechten Unterricht rechne ich zu den Misshandlungen,<br />

denn beid<strong>es</strong> ist gleichzusetzen mit e<strong>in</strong>er Verweigerung von Bildungschancen und muss somit als e<strong>in</strong>e Form<br />

struktureller Gewalt ang<strong>es</strong>ehen werden. Gewalt aber ist immer e<strong>in</strong> Missbrauch von Macht, nur merken wir<br />

<strong>es</strong> lei<strong>der</strong> nicht immer, wann wir unsere Macht missbrauchen.“ (Hoos 1999, S. 23).<br />

Dafür spricht auch die Untersuchung von Karazman-Morawetz & Ste<strong>in</strong>ert 1995. <strong>Sie</strong> erlaubt b<strong>es</strong>ser als<br />

unsere Daten Vergleiche von Schülererfahrungen <strong>in</strong> den Pflichtschulklassen mit Erfahrungen <strong>in</strong> weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong>n.<br />

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