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„Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch Kinder in der Schule

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Krumm & Eckste<strong>in</strong>: Geht <strong>es</strong> <strong>Ihnen</strong> <strong>gut</strong> <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>haben</strong> <strong>Sie</strong> <strong>noch</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

• negative Bewertungsemotionen: Trauer, Kummer, Leere, Unlust<br />

• negative Erwartungsemotionen: Angst, Sorge, Befürchtung, Hoffnungslosigkeit,<br />

Entsetzen, Panik, Verzweiflung, Enttäuschung, Frustriertheit, Unruhe<br />

• negative Attributionsemotionen: Ärger, Wut<br />

• negative (externale) moralische Emotionen: Empörung, Zorn, Entrüstung.<br />

Noch deutlicher als die Aussagen <strong>der</strong> Eltern zeigen die Befunde von Tabelle 4, dass negative<br />

Beziehungs-, Erwartungs- und Attributionsemotionen vorherrschen.<br />

Die Aufgabe jeden Lehrers b<strong>es</strong>teht dar<strong>in</strong>, die ihm anvertrauten <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> und Jugendlichen <strong>in</strong><br />

ihrer Entwicklung zu för<strong>der</strong>n. Wenn die Berichte über das Lehrerverhalten und d<strong>es</strong>sen Folgen<br />

gültig s<strong>in</strong>d, dann <strong>haben</strong> die dafür verantwortlichen Lehrer und Lehrer<strong>in</strong>nen das Gegenteil<br />

bewirkt: <strong>Sie</strong> <strong>haben</strong> <strong>in</strong> den b<strong>es</strong>chriebenen Situationen als Pädagogen versagt.<br />

Die Frage, wie schwer ihre <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> die Kränkung durch den Lehrer erlebt <strong>haben</strong>, <strong>haben</strong> wir<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Interviewserie Eltern und Lehrern g<strong>es</strong>tellt. Tabelle 5 enthält ihre Antworten und<br />

die <strong>der</strong> Studenten auf die gleichartige Frage.<br />

Tabelle 5:<br />

Eltern/Lehrer: „Wie sehr hat das Ihr K<strong>in</strong>d gekränkt?“<br />

Studenten: „Wie sehr hat das Lehrerverhalten <strong>Sie</strong> gekränkt?“<br />

Angaben <strong>in</strong> sehr, sehr<br />

sehr leicht leicht mittel schwer sehr schwer<br />

% leicht<br />

Eltern 1 2 4 17 26 26 25<br />

Lehrer 0 0 7 30 26 22 15<br />

Studenten 2 3 11 22 30 20 12<br />

sehr, sehr<br />

schwer<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzungen b<strong>es</strong>tätigt den E<strong>in</strong>druck, den die Lektüre <strong>der</strong> Aussagen <strong>der</strong><br />

Eltern vermittelt: Die Eltern, auch wenn di<strong>es</strong>e von Beruf Lehrer s<strong>in</strong>d, berichten weitgehend<br />

von Kränkungen, die sie als „schwer“ e<strong>in</strong>stufen. „Leichte“ Kränkungen berichten nur 6-7%.<br />

Die Urteile <strong>der</strong> Eltern – seien sie Lehrer <strong>o<strong>der</strong></strong> nicht – decken sich weitgehend mit denen <strong>der</strong><br />

Studenten. Soweit die Werte vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abweichen, urteilen die Eltern und Lehrer härter als<br />

die Studenten.<br />

3.2.3. S<strong>in</strong>d die Aussagen <strong>der</strong> Eltern gültig?<br />

Bevor wir zum Schluss kommen, stellt sich die Frage, ob denn die Elternaussagen überhaupt<br />

zutreffen. Wie erwähnt, stützen sie sich hauptsächlich auf die Berichte ihrer <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong>. Schon<br />

di<strong>es</strong>e können verzerrt se<strong>in</strong>.<br />

Wir nehmen nicht an, dass die Berichte <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> daheim immer wort-wörtlich stimmen.<br />

Soziale Wahrnehmungen s<strong>in</strong>d meist verzerrt d.h. bee<strong>in</strong>flusst von früheren Ereignissen,<br />

Vorurteilen, Emotionen, Werturteilen, Missverständnissen und an<strong>der</strong>em (Jahnke 1982, S. 59-<br />

118). Insofern muss damit gerechnet werden, dass die Erzählungen <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> und danach die<br />

<strong>der</strong> Eltern nicht nur von <strong>der</strong> – ebenfalls verzerrten – Wahrnehmung d<strong>es</strong> Lehrers abweichen,<br />

son<strong>der</strong>n von dem, was „wirklich“ passiert ist. 16 Aber darauf kommt <strong>es</strong> nicht an. Entscheidend<br />

ist die Frage, ob das, was die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> den Eltern berichtet <strong>haben</strong>, im Kern <strong>o<strong>der</strong></strong> im Pr<strong>in</strong>zip<br />

„glaubwürdig“ ist (Arb<strong>in</strong>ger 1996, S. 42). Indikatoren <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit d<strong>es</strong> Erlebens<br />

16<br />

Wenn Eltern und Lehrer mit e<strong>in</strong>- und demselben Instrument e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beurteilen, dann ist die<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung im Durchschnitt m<strong>in</strong>imal. Nach e<strong>in</strong>er Metaanalyse von 119 Untersuchungen beträgt <strong>der</strong><br />

durchschnittliche Korrelationskoeffizient lediglich r = 0.28. Die geme<strong>in</strong>same Varianz beträgt somit nicht<br />

e<strong>in</strong>mal 8%! Erklärt wird di<strong>es</strong>er immer wie<strong>der</strong> b<strong>es</strong>tätigte Befund mit <strong>der</strong> starken Situationsabhängigkeit d<strong>es</strong><br />

Verhaltens (nicht nur) von <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong>n und Jugendlichen. Konkreter: <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> verhalten sich daheim und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> sehr oft höchst unterschiedlich (Achenbach 1989; Remschmidt & Walter 1990, S. 10). Zweifellos ist<br />

die Differenz aber auch durch Wahrnehmungsfehler und durch unterschiedliche Normen von Lehrern und<br />

Eltern mitbed<strong>in</strong>gt.<br />

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