Modul 3: Franz Kafka – Die Verwandlung - edumoodle

Literatur des 20. Jahrhunderts I –
Zwischen Expressionismus und Exil 1910-1945
Unterrichtsmaterial
d. Vertiefung
Inwiefern beeinflussen Kenntnisse zum biografischen Kontext Kafkas das Verständnis
seiner Erzählungen? Wo liegen die Grenzen einer biografisch geprägten
Textinterpretation? Vergleichen Sie hierzu folgende Passage aus dem Interview
mit Bettina von Jagow (⇒ DVD 2, Impulse 9. Ausschnitte aus Experteninterviews):
„Es gibt lustige Elemente in der „Verwandlung“. Also etwa diese drei Zimmerherren,
die da plötzlich erscheinen. Der Grund, warum sie erscheinen, der ist wiederum eher
dramatisch. Der Ernährer der Familie hat sich nun in ein Insekt verwandelt und die
Familie muss schauen, dass sie sich irgendwie finanziert. Und aus diesem Grund
kommen ja die drei Zimmerherren in die Wohnung. Heutzutage nennt man das Untermiete.
Und diese drei Zimmerherren an sich, die sind aber eigentlich so richtige
Slapstick-Nummern. Und das ist interessant, es gibt ja Rekurrenzen zum zeitgenössischen
Film. Kafka hat sich ja auch für den zeitgenössischen Film sehr interessiert.
Und es gibt oftmals die Meinung, dass eben diese drei Zimmerherren z.B., wie sie
dargestellt sind mit diesen Spitzbärten, mit den typischen Kleidungsstücken, die sie
tragen, so typische Slapstick-Figuren sind. Und in der Art und Weise wie sie auftreten,
könnte man da natürlich auch Anleihen nehmen. Die Art und Weise wie sie
dann wieder handeln, letztlich sind es ja sie, die auch entdecken, dass sich Gregor
ja nun verwandelt hat und dass das eben eine Tierstimme ist, die da zu hören ist
und keine Menschenstimme, die sind dann natürlich wieder diese oder, ich meine,
das sind dann wieder diese brechenden Elemente, wo der Humor, ja, so eine Art
Galgenhumor wird oder wo das Lachen so im Hals stecken bleibt. Aber es gibt
durchaus humorvolle Element, die eben vielleicht auch so ein bisschen diesen munteren
Kafka spiegeln.“
Autor des didaktischen Begleitmaterials: Uwe Florin
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