Grundzüge der Mediation - Deutsche Telekom Training GmbH ...

Kommunikation > Mediation WissenHeute Jg. 62 1/2009
Grundzüge der Mediation
Mediation ist die Möglichkeit der Konfliktbearbeitung, in der ein Schlichter (Mediator) zwischen zwei oder mehreren Konfliktparteien vermittelt.
Mediation wird weltweit angewendet in Unternehmen, Behörden, Schulen, Familien, zwischen Nachbarn, sozialen und kulturellen
Gruppen sowie im politischen Umfeld. Im nachfolgenden Beitrag beschreibt der Autor die Grundzüge der Mediation und geht dabei insbesondere
auf ihre Anwendung in Unternehmen ein.
Der Autor
Rolf Binnewies ist
Leiter Informationstechnologie
und
Telekommunikation
bei Telekom Training
Weiterbildung, Coach
und zertifizierter
Mediator.
Einführung
Konflikte, Probleme und deren Bewältigung
sind im Arbeitsalltag zunehmend zu einem
die Leistung bestimmenden Thema geworden.
Kommunikative Anforderungen und
Unstimmigkeiten bei den Arbeitnehmern
sowie ihren Führungskräften kosten wertvolle
Ressourcen, die im produktiven Einsatz
besser verwendet werden können. So genannte
kleine Streitereien im Team oder in
den Gruppen, aber auch die großen übergreifenden
Konflikte zwischen den Abteilungen
in einem Unternehmen hemmen oft
den unbeschwerten Ablauf der Prozesse.
Ein Konfliktmanagement kann hier dazu
beitragen, das Miteinander zu verbessern.
Das Verfahren der Mediation wird im privaten
Bereich in Deutschland schon seit vielen
Jahren erfolgreich eingesetzt. In den USA
fand die Mediation in den letzten zwei Jahrzehnten
ihren festen und anerkannten Platz
in der Geschäftswelt. Die so genannte ADR-
Bewegung (Alternative, Dispute, Resolution)
hielt Einzug in die strategischen Planungen
der Konzerne.
Die Mediation kann langfristig Verbesserungen
schaffen in Bezug auf Führung
(Coaching oder Moderation) oder auch „nur“
für das bessere, produktivere Miteinander
im Alltag. Die Einführung eines effektiveren
Krisenmanagements durch Mediation ist
auch für Unternehmen in Deutschland eine
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Das Thema im Überblick
Die Mediation stellt eine versöhnende Vermittlung zwischen sich streitenden Parteien
mit Hilfe eines neutralen, jedoch nicht entscheidenden Mediators (Vermittlers) dar.
Mediationsverfahren sind in den USA schon weit verbreitet (z.B. ADR) und fester
Bestandteil des Wirtschaftslebens. In Deutschland gewinnt die Wirtschaftsmediation
bei aufkommenden oder bereits entstandenen Konflikten in Unternehmen zunehmend
an Bedeutung.
Möglichkeit, entstandene Konflikte positiv
zu lösen.
Geschichtliche Entwicklung
Das Wort Mediation (lateinisch für Vermittlung)
beinhaltet zwei Wortstämme: mederi
für heilen, kurieren und medium für „sich
in der Mitte treffen“. Ebenso haben sich
medicina, die Heilkunst, und auch meditatio,
Meditation (innere Anschauung, Besinnung),
aus dem Stammverb entwickelt. In
den unterschiedlichen Kulturen und Ländern
wurden schon sehr früh mediative Elemente
zur Lösung von Streitigkeiten eingesetzt: In
der fernöstlichen Kultur ist der Mediationsgedanke
durch Religion und Philosophie von
jeher verankert; Harmonie und ein starker
Gemeinschaftssinn prägen das gesellschaftliche
Leben. Im antiken Griechenland vermittelten
unparteiische Städte zwischen
zerstrittenen Stadtstaaten. Im Mittelalter
setzte die Kirche in Westeuropa Priester bei
Familienstreitigkeiten, Straftaten und in
der Diplomatie ein.
Mediation ist also nicht etwa eine neuzeitliche
Methode fernöstlicher oder amerikanischer
Länder, sondern sie hat auch in
Europa eine erfolgreiche und eigene, Jahrhunderte
zurückreichende Geschichte und
Tradition: Angefangen bei dem griechischen
Staatsmann Solon, der zu den sieben Weisen
im 6. Jahrhundert vor Christus gehörte und
als Schlichter zwischen dem athenischen
Adel und den in Schuldknechtschaft geratenen
Bauern vermittelte, über den „mediator
familiaris“ Ludwig den Deutschen
(843-876 n. Chr.) mit seiner Aussöhnung
mit dem damals berühmten Abt und Gelehrten
Hrabanaus Maurus, bis hin zu den
großen Vermittlerpersönlichkeiten (z.B.
Kardinal Richelieu) des Westfälischen Friedens
1648 und den eher leisen, aber dadurch
nicht weniger wichtigen und effizienten
Vermittlern im Zweiten Weltkrieg.
Die Inanspruchnahme der Hilfe unabhängiger,
neutraler und allparteilicher Dritter
zur Vermittlung und Versöhnung in Streitigkeiten
hat in vielen Ländern eine weit zurückreichende
Tradition. Im europäischen
Raum haben zuerst religiöse Gruppen damit
begonnen, über Jahrhunderte hinweg
die Vermittlung zur Lösung von Streitigkeiten
zu nutzen. In jüngerer Zeit wurde die
Mediation zu einer Methode entwickelt, in
der Grundprinzipien es ermöglichen, bei
eigenen Konflikten und Konflikten anderer
zu einer ganzheitlichen Verständigung beizutragen.
Für Menschen, die in sozialen
Berufen arbeiten, ist Mediation schon lange
ein bekanntes Handwerkszeug, aber auch
in der Geschäftswelt ist Mediation ein zunehmend
wichtig werdender Erfolgsfaktor.
Immer mehr Menschen sind bereit, ihre
Konflikte zu bearbeiten, statt sie ungelöst
über Jahre mitzuschleppen und somit unnötig
Zeit, Produktionskraft und Nerven zu
vergeuden.
Die Mediation ist heute weder aus dem
privaten Umfeld noch dem professionellen
Management als eine äußerst wirksame
Methode der Konfliktbewältigung wegzudenken.
Die Alternativen dazu sind belastende
persönliche Auseinandersetzungen
oder gar langwierige juristische Streitereien
und komplizierte geschäftliche Entscheidungsprozeduren.
Entwicklung in den Industriestaaten
Da sich in den letzten zwanzig Jahren die
westliche Gesellschaft mit den USA als Vorreiter
zunehmend individualisiert hat, ist
die Fülle der dabei aufkommenden Konflikte
von den Gerichten kaum noch zu bewältigen.
Aus diesem Grund war es wichtig,
methodische Vorgehensweisen in der Konfliktbewältigung
zu entwickeln. Dabei ist
die Mediation ein wichtiger Teil einer umfassenden
Erforschung alternativer Konfliktlösungen.
Neben der Mediation gibt es die
Schiedsgerichtsverfahren und noch eine
ganze Reihe von Mischformen, die erfolgreich
in Konfliktlösungsprozessen eingesetzt
werden.
Die Zahl der Förderer des alternativen
Konfliktmanagements wuchs in den letzten
zwei Jahrzehnten besonders in den Vereinigten
Staaten von Amerika stark an und
vereinigte sich in der bereits erwähnten
ADR-Bewegung (Alternative Dispute Resolution
Movement).
In den 1970er Jahren wurden Mediatoren
insbesondere bei Bürgerrechtsstreitigkeiten
in den USA eingesetzt und verschiedene
Pilotversuche zum Einsatz von Mediation
aufgelegt. Die Wissenschaft beschäftigte
sich verstärkt mit dem Thema und führte
dazu zahlreiche Untersuchungen durch. Die
damals entstandene Euphorie relativierte
sich, bis dann in den 1980er Jahren eine
realistischere Einschätzung der Möglichkeiten
der Mediation eintrat. In dieser Zeit
erließen die USA gesetzliche Bestimmungen,
die die Anwendung von ADR regeln sollten
und damit eine klare Evaluierung der ADR-
Projekte gewährleisteten. Trotz Kritik und
Skepsis setzte sich die Mediation in den
USA schließlich durch und fand Einzug in
die Geschäftswelt. Das Argument, schneller,
kostengünstiger und weniger kontrovers mit
Konflikten umzugehen, brachte schließlich
den Durchbruch.
In den 1990er Jahren etablierte sich die
alternative Konfliktlösung durch Mediation
und wurde in allen Lebensbereichen bekannt.
Das gestiegene Interesse von beispielsweise
Universitäten, Berufsorganisationen
der Rechtsanwälte und anderern
Vereinigungen trug erheblich zur Professionalität
dieser Art von Konfliktlösungen in
der Wirtschaftsmediation bei.
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