Gew¨ohnliche Differentialgleichungen und Dynamische Systeme
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6 Homokline <strong>und</strong> heterokline Lösungen<br />
Wir interessieren uns nun für das globale Verhalten der Lösungen von <strong>Differentialgleichungen</strong>.<br />
Hier spielen homokline <strong>und</strong> heterokline Lösungen eine wichtige Rolle. In der Nähe homokliner<br />
Lösungen kann chaotisches Verhalten gef<strong>und</strong>en werden. Eine Lösung x = x(t) einer<br />
autonomen Differentialgleichung heißt heterokline Verbindung der Fixpunkte x − <strong>und</strong> x + , falls<br />
lim t→±∞ x(t) = x ± . Sie heißt homoklin, falls x − = x + . Eine heterokline Verbindung x = x(t)<br />
muß daher im Schnitt der instabilen Mannigfaltigkeit W u (x − ) von x − <strong>und</strong> der stabilen Mannigfaltigkeit<br />
W s (x + ) von x + liegen.<br />
6.1 ω-Limesmengen, Ebene <strong>Systeme</strong>, Gradientensysteme<br />
Zunächst möchten wir formalisieren, was wir unter dem Langzeitverhalten der Lösungen gewöhnlicher<br />
<strong>Differentialgleichungen</strong> verstehen.<br />
Eine Lösung x = x(t) von ẋ = f(x) mit x(0) = x 0 ergibt im Phasenraum einen Orbit oder<br />
eine Trajektorie, welche wir mit γ(x 0 ) bezeichnen. Ist x(t 1 ) = x 1 , so gilt γ(x 0 ) = γ(x 1 ). Wir<br />
setzen<br />
γ + (x 0 ) = {x ∈ R d | ∃t ≥ 0 : x = x(t, x 0 )} <strong>und</strong> γ − (x 0 ) = {x ∈ R d | ∃t ≤ 0 : x = x(t, x 0 )}.<br />
Damit ist γ(x 0 ) = γ + (x 0 ) ∪ γ − (x 0 ).<br />
Definition 6.1 Ein Punkt p ∈ R d heißt positiver Limespunkt von γ(x 0 ), wenn es eine Folge<br />
(t n ) n∈N mit t n ≤ t n+1 <strong>und</strong> t n → ∞ gibt, so dass lim tn→∞ x(t n ) = p gilt. Die Menge aller<br />
positiven Limespunkte eines Orbits γ wird als ω-Limesmenge bezeichnet. Die Menge der<br />
entsprechend definierten negativen Limespunkte wird als α-Limesmenge bezeichnet.<br />
Beispiel 6.2 Betrachte<br />
ẋ 1 = x 2 , ẋ 2 = −x 1 .<br />
Ist p ∈ γ(x 0 ), dann ist p auch positiver <strong>und</strong> negativer Limespunkt. Setze t n = t 0 + 2πn, wenn<br />
x(t 0 ) = p. Dann gilt lim tn→∞ x(t n ) = lim tn→∞ p = p<br />
Theorem 6.3 Die Mengen α(γ) <strong>und</strong> ω(γ) sind abgeschlossen <strong>und</strong> invariant. Ist γ + beschränkt,<br />
dann ist die ω-Limesmege kompakt, zusammenhängend <strong>und</strong> nicht leer.<br />
Beweis: a) ω(γ) als Menge der Limespunkte ist abgeschlossen.<br />
b) Zur Invarianz: Sei p ∈ ω(γ). Dann gibt es eine Folge t n → ∞, so dass lim tn→∞ x(t n ) = p.<br />
Zu zeigen ist nun: x(t, p) ∈ ω(γ). Da x(t + t n , x 0 ) = x(t, x(t n , x 0 )) folgt im Limes n → ∞,<br />
dass<br />
x(t + t n , x 0 ) → x(t, p),<br />
womit die Behauptung γ(p) ⊂ ω(γ) folgt.<br />
c) Mit γ + ist offensichtlich auch ω(γ) beschränkt. Da nach a) ω(γ) abgeschlossen ist, folgt die<br />
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