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Gew¨ohnliche Differentialgleichungen und Dynamische Systeme

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5.3 Die Zentrumsmannigfaltigkeit <strong>und</strong> Normalformen<br />

Die Zentrumsmannigfaltigkeit erlaubt es, die in Kapitel 4 vorgestellten Bifurkationen auch in<br />

höheren Raumdimensionen wiederzufinden. Wird ein Fixpunkt instabil, so findet in einer Umgebung<br />

des Fixpunktes die gesamte interessante Dynamik auf der exponentiell attraktiven Zentrumsmannigfaltigkeit<br />

statt. Sogenannte Normalformtransformation vereinfachen die Untersuchung<br />

der gef<strong>und</strong>enen reduzierten <strong>Systeme</strong> <strong>und</strong> erlauben eine Klassifizierung aller möglichen<br />

Bifurkationen. Es gilt<br />

Theorem 5.14 Sei f ∈ C r (R d , R d ) mit f(0) = 0. Wir zerteilen das Spektrum (die Menge der<br />

Eigenwerte) von A = Df| x=0 in einen stabilen, einen instabilen <strong>und</strong> einen zentralen Teil<br />

σ s = {λ ∈ σ | Reλ < 0},<br />

σ c = {λ ∈ σ | Reλ = 0},<br />

σ u = {λ ∈ σ | Reλ > 0}.<br />

Es seien E s , E u <strong>und</strong> E c die Unterräume zu σ s , σ u <strong>und</strong> σ c . Dann existieren r mal stetig differenzierbare<br />

Mannigfaltigkeiten W s <strong>und</strong> W u tangential an E s <strong>und</strong> E u <strong>und</strong> eine r − 1 mal stetig<br />

differenzierbare Mannigfaltigkeit W c tangential an E c . Die Mannigfaltigkeiten W s , W u <strong>und</strong><br />

W c sind alle invariant unter dem Fluß. Die stabile <strong>und</strong> instabile Mannigfaltigkeit sind eindeutig.<br />

Die zentrale Mannigfaltigkeit W c ist im allgemeinen nicht eindeutig. Ist f ∈ C ∞ , so ist<br />

W s , W u ∈ C ∞ . Die Zentrumsmannigfaltigkeit W c kann in C r für alle r < ∞ gewählt werden.<br />

Je größer r gewählt wird, umso kleiner wird W c .<br />

Bevor wir diesen Satz beweisen, wollen wir den Inhalt <strong>und</strong> seine Anwendung anhand von Beispielen<br />

erläutern.<br />

Beispiel 5.15 [Kel67] Betrachte<br />

ẋ = x 2 , ẏ = −y.<br />

Wir erhalten die Lösungen x(t) = x 0<br />

1−tx 0<br />

<strong>und</strong> y(t) = y 0 e −t . Elimination der Zeit t ergibt y(x) =<br />

(y 0 e −1/x 0<br />

)e 1/x . Für x < 0 kommt jede Lösung flach in den Ursprung, d.h. lim x→0,x 0 ist y = 0 die einzige Lösung, welche in den Ursprung konvergiert. Damit erhalten<br />

wir beliebig viele C ∞ - Zentrumsmannigfaltigkeiten durch aneinanderkleben der Stücke rechts<br />

<strong>und</strong> links, womit wir ein Beispiel für die Nichteindeutigkeit der Zentrumsmannigfaltigkeit gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Die einzige analytische (d.h. konvergente Potenzreihe) Zentrumsmannigfaltigkeit<br />

ist die x- Achse.<br />

Beispiel 5.16 Wir betrachten<br />

ẋ = µx − x 3 , ẏ = −y<br />

mit µ in der Nähe von Null. Für µ < 0 ist (x, y) = (0, 0) stabil. Für µ = 0 ist W c = {y = 0}.<br />

Durch betrachten von<br />

ẋ = µx − x 3 , ẏ = −y, ˙µ = 0<br />

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