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Gew¨ohnliche Differentialgleichungen und Dynamische Systeme

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5 Dynamik in der Nähe eines Fixpunktes<br />

In diesem Kapitel wollen wir Methoden bereit stellen, die es erlauben die Dynamik in der<br />

Nähe eines Fixpunktes oder einer periodischen Lösung, d.h. in der Nähe eines Fixpunktes der<br />

Poincaré-Abbildung zu klassifizieren, insbesondere wollen wir das Verzweigungsverhalten bei<br />

Eintreten von Instabilität auch in höheren Raumdimensionen untersuchen.<br />

5.1 Der Satz von Hartman-Grobman<br />

Der Satz von Hartman-Grobman macht eine Aussage über die Dynamik in der Nähe von hyperbolischen<br />

Punkten (,d.h. keine Eigenwerte auf der imaginären Achse) in höheren Raumdimensionen.<br />

Wie im zweidimensionalen Fall sehen in einer Umgebung des Fixpunktes das<br />

Phasenbild des nichtlinearen Systems <strong>und</strong> des linearen Systems qualitativ gleich aus.<br />

Theorem 5.1 Sei x 0 ein Fixpunkt der autonomen Differentialgleichung ẋ = f(x) mit f ∈<br />

C 1 (R d , R d ). Den dazugehörigen nichtlinearen Lösungsoperator (den Fluß) bezeichnen wir mit<br />

Φ(t, ·). Besitzt A = ∂f | ∂x x=x 0<br />

keine rein imaginären Eigenwerte, dann gibt es einen in einer<br />

Umgebung U von x 0 definierten Homöomorphismus h, welcher die Lösungskurven (die Orbits,<br />

die Trajektorien) des nichtlinearen Flußes Φ(t, ·) in die des linearen Flußes e At überführt, d.h.<br />

die Flüße sind konjugiert h ◦ Φ(t, ·) = e At ◦ h(·).<br />

Beweis: Der Beweis geht analog zum diskreten Fall. Siehe unten.<br />

Dies bedeutet, dass ẋ = f(x), x| t=0 = x 0 wie folgt gelöst werden kann. Wir lösen ẏ = Ay mit<br />

der Anfangsbedingung y 0 = h(x 0 ) <strong>und</strong> erhalten y(t, y 0 ) = e At y 0 als Lösung. Die Lösung der<br />

ursprünglichen Gleichung ist dann durch x(t, x 0 ) = h −1 (y(t, h(x 0 )) gegeben.<br />

Bemerkung 5.2 Wir sehen später bei der Untersuchung von sogenannten Normalformen, dass<br />

die Differenzierbarkeit von h nur unter zusätzlichen Nichtresonanzbedingungen an die Eigenwerte<br />

gefolgert werden kann.<br />

Beispiel 5.3 Wir vergleichen die Lösungen des nichtlinearen Systems<br />

mit denen des linearisierten Systems<br />

ẋ 1 = x 1 + O(x 2 1 + x2 2 ), ẋ 2 = −x 2 + O(x 2 1 + x2 2 )<br />

ẏ 1 = y 1 , ẏ 2 = −y 2 .<br />

Wir definieren h dann so, dass wir einander entsprechende Orbits <strong>und</strong> damit auch die daraufliegenden<br />

Punkte zuordnen.<br />

Beispiel 5.4 Wir vergleichen die Lösungen des nichtlinearen Systems ẋ = −x 3 mit denen des<br />

linearisierten Systems ẏ = 0. Offensichtlich sind die Flüße nicht zueinander konjugiert. Wären<br />

beide Füsse miteinander konjugiert, so könnte man ẋ = −x 3 , x| t=0 = x 0 dadurch lösen, dass<br />

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