Gew¨ohnliche Differentialgleichungen und Dynamische Systeme
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x<br />
µ<br />
Abbildung 11: Transkritische Bifurkation von Fixpunkten.<br />
für ein µ = µ 0 , so kann f nach dem Satz über implizite Funktionen nach x = x(µ) aufgelöst<br />
werden. Damit können in dieser Umgebung neben der trivialen Lösung x 1 = 0 keine weiteren<br />
Fixpunkte existieren. Mit Hilfe des Newtonverfahrens kann die Familie des trivialen Fixpunktes<br />
µ ↦→ x 1 (µ) im Parameterraum solange verfolgt werden, bis die Voraussetzungen des Satzes über<br />
implizite Funktionen verletzt sind. Siehe das Programmpaket AUTO von E. Doedel, welches in<br />
XPP enthalten ist. Notwendig für die Verzweigung bzw. Bifurkation von Fixpunkten ist daher<br />
∂f<br />
∂x | x=0 = (x ∂g<br />
∂x + g)| x=0 = g = 0<br />
für ein µ = µ 0 , d.h. g(0, µ 0 ) = 0. Ist nun die Nicht-Degeneriertheitsbedingung<br />
∂g<br />
∂µ | (x,µ)=(0,µ 0 ) ≠ 0<br />
erfüllt, so kann nach dem Satz über implizite Funktionen in einer Umgebung (x, µ) = (0, µ 0 )<br />
die Funktion g nach µ = µ(x) aufgelöst werden <strong>und</strong> daher bifurkiert für µ = µ 0 aus der<br />
trivialen Lösung eine von der Familie der trivialen Lösung verschiedener Fixpunkt x = x 2 (µ).<br />
Siehe Abbildung 11.<br />
Wir sprechen daher von einer transkritischen Bifurkation. Es findet ein Austausch der Stabilitäten<br />
statt. Für µ < 0 ist x = 0 stabil <strong>und</strong> x = µ instabil. Für µ > 0 ist x = 0 instabil <strong>und</strong><br />
x = µ stabil.<br />
Beispiel 4.9 Betrachte f(x, µ) = µx + x 2 + sin x. Es gilt f(0, µ) = 0 für alle µ ∈ R. Damit ist<br />
x = 0 für alle µ ∈ R die triviale Lösung. Es ist<br />
∂f<br />
∂x | x=0 = (µ − 2x + cos x)| x=0 = µ + 1<br />
<strong>und</strong> somit kann eine Verzweigung nur für µ + 1 = 0 stattfinden. Wir führen daher den kleinen<br />
Bifurkationsparameter µ + 1 = α ein <strong>und</strong> erhalten g = µ + x + sin(x)/x = α + x + O(x 2 ). Da<br />
die Nicht-Degeniertheitsbedingung ∂g/∂µ| x=0,µ=1 = 1 ≠ 0 erfüllt ist, findet eine transkritische<br />
Bifurkation von Fixpunkten x = −α + O(α 2 ) statt.<br />
Mittels eines Potenzreihenansatzes kann die Funktion x = x(α) = ∑ ∞<br />
n=1 c nα n näherungsweise<br />
berechnet werden. Es ergibt sich<br />
g = α(1 + c 1 ) + α 2 (c 2 − c 2 1 /6) + O(α3 )<br />
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