familienmedizin oder familientherapie in der kinderdiabetologie

FAMILIENMEDIZIN ODER 

FAMILIENTHERAPIE 

IN DER KINDERDIABETOLOGIE 

Ulf Schimmel, Hagen

Familienmedizin oder Familientherapie in der Kinderdiabetologie 

Entwicklungsaufgaben 

Diabetestherapie 

Ulf Schimmel, Hagen 

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Familienmedizin oder Familientherapie in der Kinderdiabetologie 

 

 

 


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1. Was ist eine Familie? 

2. Welche grundlegenden Entwicklungsaufgaben 

des Jugendlichen vollziehen sich in der Familie, 

wie vereinbaren sich diese mit Erfordernissen der 

Therapie? 

3. Bestehen Unterschiede zwischen Familien mit 

gesunden Kindern und denen mit einem 

diabetischen Kind / Jugendlichen? 


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4. Entstehen familiäre Probleme durch den 

Diabetes oder verschlechtern sich vorbestehende 

Probleme nach Manifestation des Diabetes? 

5. Bestehen Unterschiede zwischen diabetischen 

Kindern / Jugendlichen mit guter bzw. weniger 

guter metabolischer Kontrolle in Bezug auf ihr 

familiäres Umfeld? 

6. Welche psychosozialen Faktoren begünstigen 

eine gelingende Diabetestherapie? 


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Zu 1.: Im Folgenden beziehe ich mich auf die 

Kernfamilie – Mutter, Vater, Kind, Geschwister. 


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Zu 2.: Welche grundlegenden 

Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen 

vollziehen sich in der Familie, wie vereinbaren 

sich diese mit Erfordernissen der Therapie? 


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Entwicklungsaufgaben (Havighurst): 

Erwerb eines angemessenen Körperkonzepts 

Ablösung von den Eltern, Entwicklung von Autonomie 

Entwicklung enger Freundschaftsbeziehungen 

außerhalb des Elternhauses und 

Aufnahme erster sexueller Beziehungen sowie 

Aufbau einer (beruflichen) Identität 


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Exzess 

X-ZESS: 


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3. bestehen Unterschiede zwischen Familien mit 

gesunden Kindern und denen mit einem 

diabetischen Kind / Jugendlichen? 

4. Entstehen familiäre Probleme durch den Diabetes 

oder exarzerbieren vorbestehende Probleme nach 

Manifestation des Diabetes? 

5. Bestehen Unterschiede zwischen diabetischen 

Kindern / Jugendlichen mit guter bzw. weniger 

guter metabolischer Kontrolle in Bezug auf ihr 

familiäres Umfeld? 

6. Welche psychosozialen Faktoren begünstigen eine 

gelingende Diabetestherapie? 


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Psychosoziale Faktoren, die die 

Stoffwechselkontrolle beeinflussen: 

Wissen 

Compliance 

Anpassung an die Erkrankung (Adaptation) 

Physiologische Parameter (Hormone, Pubertät) 

Psychische Begleiterkrankungen 


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Es handelt sich um: 

„...Bemühen eines Individuums um Problemlösung 

(en), wenn die Anforderungen (Stressoren) an ihn 

extrem bedeutsam sind und seine Fähigkeiten, sich 

anzupassen, auf die Probe stellen...“ 

(nach Lazarus, 1974) 


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(a) normative Stressoren, d. h. typische 

Entwicklungsaufgaben, bei der Stichprobe – 

Jugendliche – z. B. Ablösung von zu Hause, Beziehungen 

zu Peers, Freundschaften und erotische Beziehungen 

(b) kritische Lebensereignisse (z. B. Trennung der Eltern) 

und 

(c) alltägliche Anforderungen und Probleme 

(„daily hassles“) („Schulstress“) 


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Psychosoziale Faktoren, die die Stoffwechselkontrolle 

beeinflussen: 


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228 Jugendliche (109 Diabetiker, 119 gesunde 

Kontrollen) 

Alter 13,9 Jahre bei erster Erhebung (SD 1,28), Dauer 

des Diabetes 5,4 Jahre, 10% < 1 Jahr 

Nichtdeutsche Staatsangehörigkeit: 11% 

Alleinerziehend / geschieden 19% 


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Diabetes: n= 109 

Dropout Rate 16% 10% 

Qualität der Stoffwechselkontrolle 

(HbA1c) 

Gesund n=119 

Gut (< 7,6%) Mässig (7,6-9,5%) Schlecht (>9,5%) 

25% 48% 27% 


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Copingmodell nach Seiffge-Krenke: 


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Psychosoziale Faktoren und schlechte Stoffwechselkontrolle: 


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gute Stoffwechselkontrolle: 

positives Selbstbild (r=.39) 

Behandlungsroutine (r=.52) 


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Fallbeispiel: Tania 

(one body for two) 


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Es stellt sich die Frage: was ist die Rolle der Väter? 

„Brotverdiener, Versorgung von Geschwistern 

meist wenig Diabeteskompetenz 

Hohe Belastung durch Konflikt Erwerbstätigkeit – 

Versorgung des Kindes 

Rolle für Autonomieentwicklung (Freizeitaktivitäten) 


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Hund entlaufen 

3 Beine – blind auf 

einem Auge – linkes 

Ohr fehlt – Schwanz 

gebrochen – neulich 

kastriert 

Hört auf: „Lucky“ 

Umbewertung 


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Unterschiedliche Wege aus dem Dilemma: 

45%: Entwicklungsziele zurückstellen 

12%: Autonomie statt guter Stoffwechselkontrolle 

35%: Entwicklungsziele verfolgen und gute 

Stoffwechselkontrolle 

8%: Entwicklungsziele nicht erreicht, schlechte 

Stoffwechselkontrolle 


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Schlussfolgerungen für Prävention und Therapie: 

Da der Fokus in der medizinischen Behandlung auf 

Optimierung der Stoffwechselkontrolle liegt, besteht die 

Gefahr, dass die 45% der Patienten, die relevante 

Entwicklungsziele über längere Zeit zurückstellen, zu 

wenig psychologische Unterstützung erhalten. 

Hier gilt es, den Eltern – und auch den Patienten – 

realistische Informationen zu vermitteln, z. B. über die 

physiologische Tendenz der Verschlechterung der 

Stoffwechsellage in der Adoleszenz und deren spontane 

Besserungstendenz, wie auch frühzeitig 

psychotherapeutische Angebote zu machen. 


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Im Rahmen der Studie zeigten Familien am ehesten 

unmittelbar nach Manifestation die Bereitschaft, sich auf 

psychotherapeutische Angebote einzulassen. Hier besteht 

scheinbar ein optimales Zeitfenster. 

Einige der Jugendlichen neigen zu ungünstigen 

Copingstrategien wie Vermeidung und Verleugnung von 

krankheitsbezogenen und entwicklungsbezogenen 

Stressoren. Hier sollten sie – wie auch die Eltern – vermehrt 

zu aktivem bzw. emotionalen Coping ermutigt werden. 


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Eltern benötigen in bestimmten Phasen der 

Erkrankung, z. B. nach Manifestation, in der Phase der 

Verschlechterung der Stoffwechselkontrolle, oder der 

endgültigen Ablösung der Jugendlichen mehr 

Unterstützung. 

Gerade Mütter leiden insbesondere in der initialen 

Phase der Erkrankung unter hohem Stress. Aktives 

Coping der Eltern insbesondere mit Töchtern sollte 

unterstützt werden. 


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Mütter erkrankter Jugendlicher berichten nur zu 3 

bis 9% von ihren Ehepartnern unterstützt zu 

werden. Hier sollten Väter zu mehr aktivem Coping 

ermutigt werden, z. B. durch Unterstützung der 

Autonomiebestrebungen der Jugendlichen im Rahmen 

von Freizeitaktivitäten. 

Im Falle von problematischen oder zu engen Mutter- 

Kind-Interaktionen kann ggf. auch Beratung der 

Ehepartner indiziert sein (siehe Tania). 


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Schlussfolgerungen für Prävention und 

Therapie: 

Jugendliche sollten unbedingt unterstützt werden, 

altersgemäßen Kontakt im Rahmen von 

Freundschafts- und später auch sexuellen 

Beziehungen zu suchen. Auf die Qualität der 

Beziehungen ist zu achten. Partner werden häufig 

als „Hilfstherapeuten“ benutzt. 


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„Schlechte Compliance“ führte häufig zu 

Verschlechterung der Beziehungen der Jugendlichen 

mit den behandelnden Ärzten. 

Dabei wird z. B. die Dokumentation falscher Werte 

von den Ärzten oft negativ bewertet. Ärzte sollten 

sich darüber im Klaren sein, dass dies häufig die 

Funktion hat, eine gewisse Autonomie zu 

bewahren und die Realität der Erkrankung, die 

unausweichlich ist, zu vergessen. 


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Gemeinsame Sprache entwickeln (?) 


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www.psychodiabetologie.net 


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