Theater / Darstellendes Spiel - von Ralf Beiderwieden

Denk-Perspektive
(1) Es kann nicht angehen - und das kann auch
nicht im Sinne der Kollegen der Theater-
Kolleginnen und -Kollegen sein, dass, um ein
attraktives neues Fach in die Schule zu bringen,
zwei Fächer, die längst erfolgreich arbeiten - und für
die Profilbildung der Schule vielerorts wichtig sind,
in Einzelfällen zentral - um ihre Existenz gebracht
werden.
(2) Es ist vermutlich der ganz falsch Denk-Ansatz,
das Fach Darstellendes Spiel - das offensichtlich
beträchtliche Dynamik und beträchtliches
Wachstumspotential hat - in den winzigen
Stundenraum der beiden Fächer Kunst und Musik
noch zusätzlich hineinzuzwängen.
(3) Drama und Theater sind immer
Unterrichtsgegenstand gewesen. "Der Besuch der
Alten Dame"; "Unsere kleine Stadt"; "Biedermann
und die Brandstifter"; "Sommernachtstraum";
"Dreigroschenoper": Sie waren immer Gegenstand
von Unterricht. Und zwar des Literaturunterrichts.
Da gehören sie auch hin.
(4) Es ist gut vorstellbar, im Mittelstufenunterricht
Module "Drama & Theater" plus Film
festzuschreiben, sowohl in Deutsch als auch in
Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch
(Moliere, Goldoni...) - und eine praktische
Realisierung als EINE Option anzubieten. ("4
Hochzeiten und ein Todesfall ist übrigens in
Englisch gerade Zentralabiturthema.) Wenn diese
Möglichkeit dann von vielen Schülern genutzt und
angewählt wird - um so besser. Ob die
Kerncurricula der Literaturfächer (Deutsch und
Fremdsprachen) das hergeben - oder ob sich die
Fachgruppen da selbst die Wege verbaut haben: Es
kann nicht unsere Aufgabe sein, das auszudiskutieren.
(5) "Das ist etwas ganz anderes", sagen sowohl
Literatur-Fachgruppen als auch der Bundesverband
Darstellends Spiel (auf der Podiumsdiskussion in
Weimar, bei der auch Clemens Höxter, Oldenburg, für
den Fachverband Kunst, auf dem Podium saß.) Das
aber ist Blockade und gilt nicht.
(6) Mit Blick auf "Darstellendes Spiel": Wenn
Verständnis und Analyse des Dramentextes nicht
Inhalt und Kompetenz des Faches ist - dann ist das
eine Aussage über den Entwicklungsstand des Faches.
Wenn die sagen: "Das können unsere Lehrer gar nicht",
antwortet Clemens Höxter: Eben. Genau das haben
wir uns gedacht.
(7) Mit Blick auf das Fach Deutsch: Essentiell für das
Theater, für das Drama ist, dass die Künste
zusammenwirken. Das gilt genauso für den Film. Erst
Schauspiel, Bühnenbild, Kostüme, Musik, Licht, die
ganze Maschinerie in ihrem Zusammen-Wirken
machen, dass aus einem Theaterabend ein
unvergessliches Erlebnis wird. Wenn die Literatur-
Kollegen sagen: Das haben wir immer nur unter dem
Aspekt der Text-Analyse und -Interpretation gemacht
- dann wird es Zeit, das Verständnis des
Literaturfaches zu überarbeiten und weiter zu fassen.
(Eben auch mit Blick auf den Film.)
(8) Darstellendes Spiel – Sowohl Theater als auch Film
– muss mit seinem Schwerpunkt in den Raum des
Literaturunterrichts eingeparkt werden. Oder,
umgekehrt gedacht: Man kann auch einen Teil des
Literaturunterrichts zum künstlerischen Fach
umwidmen und den dafür erforderlichen
Stundenraum aus dem Literaturunterricht (Deutsch,
Fremdsprache) dem künstlerischen Unterricht
zuweisen. (Gibt es eine bessere Möglichkeit, italienisch
zu lernen – als auf der Bühne?)
(9) Dem widerspricht nicht, dass Musiklehrerinnen
und Musiklehrer immer schon wesentlich am
Theaterleben der Schulen beteiligt sind. Musicals,
Write an Opera, Dreigroschenoper, Jasager und