2 Modellierung von Wärmebrücken
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I Kapitel Grundlagen<br />
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Für den Fall, dass die Wärmeleitfähigkeit in allen Richtungen gleich ist, kann zur Vereinfachung<br />
der Gleichung l vor die Ableitung gezogen und durch Division eliminiert<br />
werden. Das Programm Psi-Therm berücksichtigt nur den stationären Berechnungsfall<br />
mit homogenen Materialien. Diese Vereinfachung ist im Rahmen des Nachweises <strong>von</strong><br />
<strong>Wärmebrücken</strong> nach DIN EN ISO 10211 und DIN 4108 möglich. Es muss klar sein,<br />
dass durch diese stationäre Betrachtung zum Beispiel der Einfluss der Wärmekapazität<br />
auf den Wärmetransport durch das Bauteil vernachlässigt wird. Des Weiteren<br />
werden im Psi-Therm keine Wärmequellen (q_E=0) berücksichtigt.<br />
Für die weitere Betrachtung der Berechnung ist es erforderlich, sich über die Randbedingungen<br />
klar zu werden, die zur numerischen Lösung der Wärmeleitungsgleichung<br />
herangezogen werden. Psi-Therm nutzt dabei zwei Randbedingungen, die in der Literatur<br />
auch als Neumann-Randbedingung und Robin-Randbedingung bezeichnet<br />
werden. Die Neumann-Randbedingung wird für die Schnittebene in der Konstruktion<br />
angewendet, was physikalisch mit der Annahme einer idealen Wärmeisolation für die<br />
Schnittebene gleichzusetzen ist (adiabate Schnittebene). Außerhalb der gewählten<br />
Schnittebene ist für die <strong>Wärmebrücken</strong>berechnung die Anwendung der Neumann-<br />
Randbedingung nur dort sinnvoll, wo an ein Festkörper an einen anderen Festkörper<br />
mit extrem niedriger Wärmeleitfähigkeit grenzt.<br />
Was aber passiert, wenn Wärme <strong>von</strong> einem Festkörper (z.B. Baustoff) auf ein Gas<br />
(z.B. Luft) übergeht? Aus der klassischen Bauphysik ist der Begriff des Wärmeübergangskoeffizienten<br />
bzw. des Wärmeübergangswiderstandes bekannt. Für die Festlegung<br />
der Randbedingungen am Übergang der Medien steht die Ausgangssituation,<br />
dass die Temperatur an der Oberfläche des Festköpers unbekannt, die Temperatur<br />
des umgebenden Mediums aber bekannt sein dürfte, da die allgemeinen Randbedingungen<br />
für die Berechnung <strong>von</strong> <strong>Wärmebrücken</strong> eine solche Temperatur bereits vorgeben.<br />
Diese Randbedingung wird in der Literatur oft als Randbedingung dritter Art oder<br />
Robin-Randbedingung bezeichnet.<br />
Die Berechnung der stationären Wärmeleitung erfolgt in Psi-Therm auf der Grundlage<br />
des sogenannten Minimumsprinzips, was insbesondere bei der Berücksichtigung der<br />
Methode der finiten Elemente Vorteile bringt und aus der Mechanik hergeleitet worden<br />
ist. Das Minimumsprinzip ist eine zur Fourier-Wärmeleitungsdifferentialgleichung ranggleiche<br />
Beschreibung <strong>von</strong> stationären Wärmeleitvorgängen. Auf eine Herleitung wird<br />
hier verzichtet. Die sich aus dem Minimumsprinzip ergebende lineare Gleichungssystem<br />
wird nach dem Verfahren der konjugierten Gradienten gelöst.<br />
Das CG-Verfahren (<strong>von</strong> engl. conjugate gradients oder auch Verfahren der konjugierten<br />
Gradienten) ist eine effiziente numerische Methode zur Lösung <strong>von</strong> großen, symmetrischen,<br />
positiv definiten Gleichungssystemen der Form Ax = b. Es gehört zur Klasse<br />
der Krylow-Unterraum-Verfahren. Das Verfahren liefert nach spätestens m Schritten<br />
die exakte Lösung, wobei m die Dimension der quadratischen Matrix A ist. Insbesondere<br />
ist es aber als iteratives Verfahren interessant, da der Fehler monoton fällt.<br />
Das <strong>von</strong> Psi-Therm verwendete Verfahren befindet sich in Übereinstimmung mit dem<br />
nach DIN EN ISO 10211 geforderten Lösungsverfahren. Unter Anwendung des Konti-<br />
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