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Wortbildung WBK und Wortgruppe Wortbildung WBK

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<strong>Wortbildung</strong><br />

4. Sitzung<br />

<strong>WBK</strong> <strong>und</strong> <strong>Wortgruppe</strong><br />

Zwei Arten der Verknüpfung von Zeichen:<br />

<br />

<br />

<strong>WBK</strong>:<br />

<br />

<br />

Syntaktische Verbindung als <strong>Wortgruppe</strong> oder Satz<br />

<strong>Wortbildung</strong>skonstruktion (<strong>WBK</strong>)<br />

stabiler Komplex aus verschiedenen Morphemen<br />

Nach Regeln der WoBi gebildetes komplexes Wort<br />

(z.B. Sturmwarnung) oder sek<strong>und</strong>äres Simplex (z.B.<br />

Band)<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 1 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 2 von 26<br />

<strong>Wortbildung</strong><br />

<strong>WBK</strong> <strong>und</strong> <strong>Wortgruppe</strong> II<br />

<br />

<strong>Wortbildung</strong> ist das Bilden anderer/neuer Wörter durch<br />

<br />

<br />

<br />

die Kombination vorhandender Wörter miteinander<br />

Affigierung<br />

das Umsetzen eines Wortes in eine andere Wortart<br />

Wortschöpfung<br />

<br />

Keine durchgehende Parallelität zwischen <strong>WBK</strong> <strong>und</strong><br />

syntaktischer Wortverbindung<br />

<br />

<br />

Keine Möglichkeit attributiver Einschübe<br />

– Buchausstellung vs. Ausstellung interessanter Bücher<br />

Flexionslose Verbindung der ersten unmittelbaren Konstituente<br />

– Ein großer Teil vs. ein Großteil<br />

<br />

Doppelcharakter der <strong>Wortbildung</strong><br />

<br />

<br />

Schaffung von Benennungseinheiten<br />

– Bildung von Wortschatzeinheiten<br />

Bildung syntaktischer Parallelkonstruktionen<br />

– Produktion von Zeichenkombinationen in Wortstruktur<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 3 von 26<br />

<br />

Keine obligatorische Wortartenausprägung bei den Teilen<br />

– Lesbar vs. etw., das man lesen kann<br />

• Geringeres Maß an Explizitheit der semantischen Beziehungen<br />

zwischen den unmittelbaren Konstituenten<br />

– Sonnenschutz vs. Schutz gegen die Sonne<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 4 von 26


Struktur der <strong>WBK</strong><br />

<br />

<br />

Morphemanalyse<br />

<br />

Segmentierung, die zur linearen Aufreihung der Morpheme<br />

führt<br />

– Schreib-tisch-platte, sprach-wissen-schaft-lich<br />

Konstituentenanalyse<br />

<br />

<br />

<br />

Hierarchische Strukturierung von<br />

Morphemen/Morphemkombinationen<br />

Was sind die unmittelbaren Konstituenten (UK) der <strong>WBK</strong>?<br />

– Schreibtisch-platte, sprachwissenschaft-lich<br />

I.d.R. binär<br />

Arten der <strong>Wortbildung</strong><br />

<strong>WBK</strong> mit UK-Struktur<br />

<br />

<br />

<br />

Komposition<br />

Derivation<br />

Wortkreuzung<br />

Reduplikationsbildung<br />

Konversion<br />

Implizite Derivation<br />

Rückbildung<br />

Kurzwortbildung<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 5 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 6 von 26<br />

Komposition<br />

UK (Erstglied/Zweitglied) gebildet durch:<br />

<br />

<br />

<br />

freie Basismorpheme bzw. Morphemkonstruktionen,<br />

die außerhalb des Kompositums als Wort oder<br />

<strong>Wortgruppe</strong> auftreten können<br />

– Langstreckenflug, Patient-Arzt-Verhältnis, Lesebuch<br />

Konfix <strong>und</strong> Basismorphem<br />

– Biogas, Schwiegermutter<br />

Konfixe<br />

– Disko-thek<br />

(Explizite) Derivation<br />

<br />

UK heißen Derivationsbasis <strong>und</strong> Derivationsaffix<br />

(Derivatem)<br />

Derivationsbasis =<br />

freie(s) Morphem/Morphemkonstruktion<br />

Derivationsaffixe =<br />

Suffix Ordn-ung, fröh-lich, krise-l-n<br />

Präfix Un-glück, ur-alt, ver-gießen<br />

Kombination beider Ge-red-e, ver-un-rein-ig-en<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 7 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 8 von 26


Formen der Affigierung<br />

Formen der Affigierung<br />

Suffigierung<br />

<br />

<br />

Rechts vom Stamm wird ein Affix hinzugefügt<br />

Rechnung, schreibbar, Kerzen<br />

Präfigierung<br />

<br />

<br />

Links vom Stamm wird ein Affix hinzugefügt<br />

Aufmarsch, loslegen, unbekannt<br />

<br />

<br />

Zirkumfigierung (Parasynthese)<br />

Ge-sing-e, be-brill-t, un-ausweich-lich<br />

Infigierung<br />

Affix steht innerhalb eines anderen Morphems<br />

Bsp.: Tagalog<br />

Stamm:<br />

sulat („schreiben“)<br />

Infixableitungen: sumulat (Subjektfokus)<br />

sinulat (Objektfokus)<br />

• Bsp.: Deutsch<br />

Hin-ge-laufe, entscheidungs-un-freudig<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 9 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 10 von 26<br />

Wortkreuzung<br />

Reduplikation<br />

<br />

<br />

Verschränkung von lexikalischen Einheiten (i.d.R. zwei)<br />

Zwei (komplexe) Segmente der beiden UK überlagern<br />

sich:<br />

<br />

Eine elementare Art morphologisch-struktureller<br />

Erzeugung von Wörtern durch Dopplung einer<br />

Konstituente.<br />

• Teile des Basismorphems werden wiederholt<br />

• Einfügung: links, rechts oder mittig<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vorwiegend aus überwiegend + vorherrschend<br />

Jochelbeere aus Johannisbeere + Stachelbeere<br />

Affenteuerlich (H.Heine) aus Affen + abenteuerlich<br />

Jein aus ja + nein<br />

Smog aus smoke + fog<br />

<br />

Haupttypen:<br />

Einfache Dopplung (im) Klein-Klein (des Alltags)<br />

Reimdopplung Schickimicki<br />

Ablautdopplung Pingpong, tipptopp, Tingeltangel<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 11 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 12 von 26


Konversion<br />

Implizite Derivation<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Syntaktische Transposition von Wörtern oder<br />

<strong>Wortgruppe</strong>n<br />

mit potentieller semantischer Eigenentwicklung <strong>und</strong><br />

Lexikalisierung<br />

Ohne Stammvokalveränderung oder Affigierung<br />

Ergebnis: sek<strong>und</strong>äre Simplizia/Morphemkomplexe<br />

Beispiel:<br />

Laufen --> Lauf, hoch --> Hoch, besuchen --> Besuch,<br />

eine Hand voll --> Handvoll<br />

?? Eigener <strong>Wortbildung</strong>sprozess oder Stipulation eines Nullaffix??<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Prozesse deverbaler Derivation von Substantiven <strong>und</strong><br />

Verben ohne Affigierung<br />

Mit Wechsel des Stammvokals<br />

Heute unproduktiv<br />

Beispiele:<br />

N:<br />

werfen -> Wurf, entziehen -> Entzug, fortschreiten -> Fortschritt<br />

• V:<br />

fallen -> fällen<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 13 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 14 von 26<br />

Rückbildung<br />

Kurzwortbildung<br />

Rückbildung<br />

Derivation durch Tilgung oder Austausch eines<br />

Suffixes<br />

Mit Transposition in andere Wortart<br />

Beipiele:<br />

Sanftmut


<strong>Wortbildung</strong>smodelle<br />

<strong>Wortbildung</strong>smodelle<br />

<br />

<br />

<strong>Wortbildung</strong> ist<br />

<br />

<br />

die Kombination vorhandender Wörter miteinander oder mit<br />

Affixen nach bestimmten Modellen<br />

Das Umsetzen eines Wortes in eine andere Wortart<br />

<strong>Wortbildung</strong>smodell (<strong>Wortbildung</strong>smuster)<br />

Morphologisch <strong>und</strong> lexikalisch-semantisch bestimmtes<br />

Strukturschema, nach dem Reihen gleichstrukturierter<br />

<strong>WBK</strong> mit unterschiedlichem lexikalischem Material gebildet<br />

werden.<br />

<br />

Beispiel: Verbstamm + Adjektivsuffix -ig mit der Bedeutung „Neigung zu der<br />

durch V bezeichneten Tätigkeit/Verhaltensweise habend“: bummel-ig, taumel-ig<br />

<br />

Sollten Angaben über folgende Strukturmerkmale<br />

enthalten:<br />

a) Morphemcharakteristik der UK<br />

– BM, BM-Komplex, Affix/Konfix ?<br />

– Wortart, semantische Klasse bei BMs<br />

b) Reihenfolge der UK<br />

c) Wortart <strong>und</strong> semantische Klasse der „Zieleinheit“ (bei<br />

Derivaten)<br />

d) Formativstrukturelle Spezifika der „Zieleinheit“ (Interfigierung,<br />

Akzentverteilung, Bindestrich etc.)<br />

e) Syntaktisches Verhalten der „Zieleinheit“<br />

f) <strong>Wortbildung</strong>sbedeutung<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 17 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 18 von 26<br />

Produktivität<br />

Fähigkeit von <strong>Wortbildung</strong>selementen zur<br />

Neubildung sprachlicher Ausdrücke<br />

Hochproduktive Modelle<br />

– Deverbale Adjektive auf -bar<br />

– Deverbale Substantive auf -ung<br />

<br />

<br />

Schwach produktive Modelle<br />

– Präfixbildungen mit ur-, erz<br />

– Suffixbildungen mit -l-(n)<br />

Unproduktive Elemente<br />

– -t in Fahrt von fahren<br />

Produktivität<br />

Produktivität Textfrequenz<br />

Modell der deverbalen Präfixbildungen mit wider- ist<br />

schwach, aber <strong>WBK</strong>s wie widersprechen, -spiegeln,<br />

-stehen kommen häufig in Texten vor.<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 19 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 20 von 26


<strong>Wortbildung</strong>styp<br />

<strong>Wortbildung</strong>styp<br />

<br />

<br />

Analytische Betrachtung der <strong>WBK</strong><br />

<br />

Morphologisch <strong>und</strong> lexikalisch-semantisch bestimmtes<br />

Strukturschema, das sich bei der Analyse gleichstrukturierter<br />

<strong>WBK</strong> ermitteln lässt.<br />

Im Unterschied zum produktiven Modell werden als Typ<br />

auch die <strong>WBK</strong> erfasst, die nur noch im Lexikon<br />

gespeichert sind, wie z.B.:<br />

Verben wie obliegen, obsiegen, obwalten)<br />

<br />

Substantivische Reihe der impliziten Derivate (werfen-Wurf,<br />

fliegen-Flug)<br />

Schritte der praktischen Analyse<br />

a) Feststellung der Gr<strong>und</strong>form<br />

b) Ermittlung der UK (formale <strong>und</strong> semantische Kriterien)<br />

c) Weitere Spezifizierung der UK (Wort, <strong>Wortgruppe</strong>, Affix?,<br />

Wortart?)<br />

d) <strong>Wortbildung</strong>sart?<br />

e) Weitere formativstrukturelle Spezifika (Interfigierung,<br />

Akzentverteilung, Stammvokalveränderungen, Schreibweise etc.)<br />

f) <strong>Wortbildung</strong>sbedeutung<br />

g) Angaben zur Produktivität (Modelle?)<br />

h) Stilschichtliche Markierungen?, textsortenabhängig?<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 21 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 22 von 26<br />

Zum Status komplexer<br />

Konstruktionen<br />

Zsf. <strong>Wortbildung</strong><br />

<br />

<br />

<br />

Okkasionalismen<br />

<br />

Spontane <strong>Wortbildung</strong>, kontextabhängig bzw. textgeb<strong>und</strong>en<br />

– Gedankenbefehl, novemberöde<br />

Lexikalisierung<br />

Aufnahme in den Wortbestand einer Sprache<br />

<br />

Übergang von okkasioneller <strong>WBK</strong> in usuelle <strong>WBK</strong> (Lexem)<br />

– Lärmpegel, Hausaufgabe<br />

Idiomatisierung<br />

(Historischer) Vorgang der Bedeutungsänderung komplexer<br />

Konstruktionen<br />

<br />

Gesamtbedeutung ist nicht mehr aus Teilbedeutungen ableitbar<br />

– Zwerchfell<br />

<br />

Untersuchung <strong>und</strong> Beschreibung von Verfahren <strong>und</strong><br />

Gesetzmäßigkeiten bei der Bildung komplexer neuer<br />

Wörter auf der Basis vorhandener sprachlicher Mittel.<br />

(Bussmann 1990)<br />

<br />

<br />

<br />

Klassifizierung der sprachlichen Mittel, die als Elemente der<br />

<strong>Wortbildung</strong> verwendet werden.<br />

Beschreibung der Strukturtypen <strong>und</strong> -modelle der <strong>Wortbildung</strong>.<br />

Beschreibung der semantischen Aspekte der<br />

<strong>Wortbildung</strong>svorgänge<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 23 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 24 von 26


<strong>Wortbildung</strong><br />

<strong>Wortbildung</strong> oder Flexion?<br />

<br />

Eigenschaften<br />

Unsystematisch:<br />

Hinzufügung eines Affixes zu zwei verschiedenen Stämmen kann völlig<br />

verschiedene Bedeutungen haben.<br />

Bsp.: schön-er vs. Häus-er<br />

Semi-Produktiv:<br />

Neuerworbene Lexeme in einer Sprache können den vorhandenen Regeln<br />

folgen, müssen aber nicht.<br />

Bsp.: gazumpen als neues Verb, aber nicht zwingend Gazumpkeit,<br />

Gazumper etc. bildbar<br />

Unsystematische Lücken: Läufer vs. *Stehler<br />

Kategorieverändernd:<br />

Die grammatische Kategorie eines Wortes kann durch Affigierung<br />

verändert werden.<br />

Bsp.: lesen vs. lesbar<br />

Komparation vs. Augmentation<br />

<br />

klug - klüger - am klügsten<br />

superklug, allerklügste<br />

Diminuierung<br />

Bursche - Bürschchen, Ring - Ringlein, blau -<br />

bläulich<br />

Plural vs. Kollektivierung<br />

Berg - Berge - Gebirge, Ast - Äste - Geäst<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 25 von 26<br />

WS 2003/04 - © A. Holler Morphologie I Seite 26 von 26

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