Reflexe – Zeitschrift für physikalische Therapie - vdms
Reflexe – Zeitschrift für physikalische Therapie - vdms
Reflexe – Zeitschrift für physikalische Therapie - vdms
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<strong>Reflexe</strong><br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>physikalische</strong> <strong>Therapie</strong><br />
<strong>vdms</strong> verband der medizinischen masseure der schweiz<br />
Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie nach Dr. Schüssler<br />
J U N I 2 0 1 1<br />
Angst<br />
• VERBITTERUNG<br />
«Darüber komme<br />
ich nie hinweg»<br />
• PHARMAKA<br />
Behandlung von Ängsten<br />
und Depressionen<br />
• TRAUMA-BEHANDLUNG<br />
Chancen der<br />
Körpertherapie<br />
• KINESIOLOGIE<br />
Ängste mit Kinesiologie<br />
bewältigen<br />
• <strong>vdms</strong>-Nachrichten<br />
Gründung der<br />
Tessiner Sektion<br />
• SVfBS<br />
Ängste und Stress können<br />
Kräfte mobilisieren<br />
V E R B Ä N D E P R A X I S<br />
T H E M A
R E F L E X E J ? U N I 2 0 1 1 V I E N R H B A A LT N D<br />
2<br />
THEMA PRAXIS VERBÄNDE<br />
4 GESELLSCHAFT<br />
Die Angstgesellschaft<br />
6 ANGST & LEBEN<br />
Die wichtigsten Angsterkrankungen<br />
10 SOZIOPHOBIE<br />
Soziale Angsstörungen<br />
12 VERBITTERUNG<br />
«Darüber komme ich nie hinweg»<br />
Verbitterungsstörung <strong>–</strong> die «neue»<br />
Krankheit<br />
14 BELASTUNGSSTÖRUNG<br />
Eine neue Geisel unserer Zeit?<br />
16 PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA<br />
Behandlung von Ängsten und<br />
Depressionen<br />
Thema:<br />
Angst<br />
20 TRAUMDEUTUNG<br />
Die Bedeutung der Träume<br />
22 TRAUMA-BEHANDLUNG<br />
Chancen der Körpertherapie in<br />
der Trauma-Behandlung<br />
24 KINESIOLOGIE<br />
Ängste mit Kinesiologie<br />
bewältigen<br />
26 VERMISCHTES<br />
• Stress als Bedürfnis und Grundlebensgefühl<br />
• Mobbing<br />
• Beschützer-Hysterie<br />
• Fischöle gegen Depression<br />
28 NEUERSCHEINUNGEN<br />
• Der Tag, an dem meine Tochter<br />
verrückt wurde<br />
• Intelligentes Bauchmuskeltraining:<br />
funktionell <strong>–</strong> effizient <strong>–</strong><br />
erfolgreich<br />
• Niemand muss müssen in der<br />
Krebstherapie<br />
• Praxis der medizinischen<br />
Trainingstherapie I<br />
29 Rückblick 2011 <strong>vdms</strong><br />
• Weiterbildungsveranstaltung &<br />
35. Generalversammlung<br />
30 • MTC <strong>–</strong> Lymph-Tape-Kurs<br />
• Ortho-Bionomy-Basisseminar<br />
• BeBo <strong>–</strong> Herzliche Gratulation!<br />
32 nachrichten <strong>vdms</strong><br />
• Neu im <strong>vdms</strong>-Sekretariat<br />
• Gründung der Tessiner Sektion<br />
• eduQua-Zertifikat<br />
33 WEITERBILDUNG <strong>vdms</strong><br />
Neue Kurse 3. Quartal 2011:<br />
• Halswirbelsäulen-Distorsion<br />
• Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle thailändische<br />
Massage<br />
• Viszerale thorakale Osteopathie<br />
(VTH)<br />
35 AGENDA <strong>vdms</strong><br />
36 Verband SVfBS<br />
• Generalversammlung 12. März 11<br />
• Ängste und Stress können Kräfte<br />
mobilisieren<br />
• Kurse / Spezialseminare<br />
SOZ I O P H O P I E<br />
T R A U M A - B E H A N D L U N G<br />
R Ü C K B L I C K v d m s<br />
SOZIALE<br />
ANGST-<br />
STÖRUNG<br />
CHANCEN DER<br />
KÖRPERTHERAPIE<br />
WEITERBILDUNG &<br />
35. GENERALVERSAMMLUNG<br />
Angst und Ängste kennt jeder von uns, Gefühle und Körperwahrnehmungen sind<br />
wenn wir ehrlich sein wollen. Wie wir eng miteinander verbunden. Jedoch bestimmt<br />
nicht das objektive Geschehen, son-<br />
jedoch damit umgehen, ist nicht immer so<br />
klar. Eine Frage und vielleicht auch gleich dern vielmehr die subjektive Verarbeitung<br />
das Geheimnis? Angst ist nämlich mehr als im Wesentlichen die traumatische Qualität<br />
nur eine unerwartete Veränderung. Trotzdem<br />
müssen oder dürfen wir nicht immer Traumdeutungen allenfalls um?<br />
eines Ereignisses. Und wie gehen wir mit<br />
an das Schlimmste denken.<br />
› Mehr ab S. 22<br />
› Mehr ab S. 10<br />
Titelbild: Angst ist nicht wirklich rational erfassbar. Jeder empfindet sie anders. © fotolia.de<br />
Wie immer im Frühling stehen die obligaten<br />
Generalversammlungen an. Dabei<br />
spielt es keine Rolle, ob es sich um Verbände,<br />
NPOs oder Wirtschaftsunternehmungen<br />
handelt. Der Ablauf ist immer gleich...<br />
Wirklich? Schenken Sie sich die Freude und<br />
Energie, Mitglied beim <strong>vdms</strong> und beim<br />
SVfBS zu werden. › Mehr ab S. 29<br />
VO R SC H A U S e p t . 2011<br />
THEMA: STOFFWECHSEL<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Als der Begriff «Angst» als Thema dieser<br />
Ausgabe aufgegriffen wurde, erinnerte<br />
ich mich an einen meiner Lehrer im Fach<br />
Physiologie. Bereits vor vielen Jahrzehnten<br />
vertrat er die Ansicht, dass das Empfinden<br />
von Angst, Nervosität und Stress<br />
vorwiegend von einem körperlichen<br />
Energiemangel herrühre oder von diesem<br />
ausgelöst oder zumindest verstärkt würde.<br />
Er plädierte in der Folge denn auch<br />
nicht <strong>für</strong> den Einsatz von Medikamenten<br />
oder psychologischen Gegenstrategien,<br />
sondern er setzte den Fokus darauf, <strong>für</strong><br />
genügend «physiologische Energie» zu<br />
sorgen. Er meinte eigentlich Zellenergie.<br />
schiebungen» oder Reize eine Aktion, die<br />
ohne Energiemangel keine Chance hätten.<br />
Nervös werden oder Angst nicht abbauen<br />
können hiess <strong>für</strong> ihn schlicht Mangel an<br />
Energie haben. Übersetzt heisst das, dass<br />
Nervenfasern mit Energiemangel nervöser<br />
reagieren als mit genügend Energie. Sie erregen<br />
sich aufgrund von Reizen, die früher<br />
gleichgültig waren. Das war seine Logik,<br />
weshalb Menschen mit Energiemangel <strong>–</strong><br />
d.h. nervös sind <strong>–</strong> empfindlicher hören,<br />
dass Lärm und Licht mehr stören, der<br />
Schmerz, die Unruhe und Aufregung grösser<br />
sind und die Konzentration vermindert<br />
ist, da jeder Nerv nun auch schwache Reize<br />
als Informationen verarbeiten muss.<br />
M E D W I Z I N L L & K O G M E S M C E H N I C ! H T E E V D E I R TO B A R N I A D L<br />
Seine Begründung: Wenn eine Organ-<br />
Diese Mehrarbeit braucht ihrerseits wieder<br />
Bewegung künstlich verschaffen müssen,<br />
oder Blutzelle zu wenig chemische Energie<br />
aufbaue, dann starten schwache «Ver-<br />
mehr Energie.<br />
Da die Energie nicht in genügender<br />
sich immer mehr dem «Fun» hingeben als<br />
sich der Tugend befriedigender Aufgaben<br />
3<br />
Menge kompensiert werden kann, ver-<br />
zuzuwenden, werden Angst, Erschöpfung,<br />
stärken sich die als unangenehm erlebten<br />
Nervosität, Depression, chronische Mü-<br />
Zustände. Für unser vegetatives Nerven-<br />
digkeit und Stimmungsschwankungen die<br />
system bedeutet Energiemangel, dass Re-<br />
logische physio-logische Folge sein.»<br />
gelkreise und <strong>Reflexe</strong> labiler werden und<br />
Er ahnte auch, dass Elektrosmog ein<br />
◗ Jo Marty,<br />
über das handhabbare Mass hinausschie-<br />
neues Damoklesschwert <strong>für</strong> die innere<br />
Präsident<br />
ssen. Als Folge gab dieser erfahrene Phy-<br />
Ausgeglichenheit und emotionale Stabili-<br />
I M P R E S S U M<br />
siologe Schwindelgefühle, Verdauungsstörungen,<br />
Blutdruckbeschwerden, falsche<br />
tät vor allem <strong>für</strong> junge Menschen werden<br />
könnte und meinte: «Künftig wird der<br />
Aktuelle Ausgabe: Juni 2011<br />
Hormonausschüttung mit allen negativen<br />
Magnetosmog noch mehr Erschöpfungs-<br />
Nr. 145, 32. Jahrgang<br />
Folgen an. Für die Muskelzellen ortete er<br />
leichen produzieren.» Man bedenke, dass<br />
Auflage: 2000 Exemplare<br />
das Phänomen bei Spasmen, Verspannun-<br />
dies zu einer Zeit war, wo Internet, W-LAN<br />
Erscheinung: 4-mal jährlich<br />
gen, schlechter Blutversorgung der Na-<br />
und Handy noch weit weg von kollektiver<br />
Herausgeber<br />
ckenmuskulatur, schliesslich Zelltod und<br />
Nutzung waren.<br />
Verband der medizinischen Masseure der<br />
Entzündungen. Für diesen besagten Leh-<br />
Sein Sinn <strong>für</strong> Gehirnelektrolyte ahnte<br />
Schweiz <strong>vdms</strong><br />
rer waren Angst und Nervosität ganz ein-<br />
schon vor dem Wireless, dass die Felder<br />
Schachenallee 29<br />
fach «eine funktionelle Störung» und Folge<br />
einer einzelnen Nervenzelle mit allen an-<br />
CH-5000 Aarau<br />
einer vegetativen Dystonie.<br />
dern Elektrofeldern interferieren und sich<br />
Tel. 062 823 02 70<br />
Allerdings hatte er auch einen Instru-<br />
zu einem Summenfeld addieren und sie<br />
Fax 062 823 06 22<br />
mentenkasten an Lösungsansätzen. Sein<br />
dadurch das gesamte EEG (Elektroenze-<br />
info@<strong>vdms</strong>.ch; www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
Hauptcredo war nämlich: Handeln, Bewe-<br />
phalogramm) aufreissen und verändern<br />
Redaktion<br />
gen, Anpacken und den Muskeln, Drüsen<br />
können. Er rechnete uns damals vor, dass<br />
Verena Biedermann (vb), Leitung<br />
und Nerven Jobs vermitteln. Ich höre ihn<br />
elektrische Wechselfelder von >5 V/m<br />
Heidi Kirchhofer (hk)<br />
noch: «Tu’s statt Blues!»<br />
Amplituden und Frequenzmodulation ver-<br />
Jo Marty (jm)<br />
Eine zweite Empfehlung war: «Raus-<br />
schieben können.<br />
Johannes Weiss (we)<br />
gehen, Licht als Vitalfaktor nutzen». Er<br />
Nun, so einfach ist es wohl nicht:<br />
Beatrice Widmer (bw), Inseratewesen<br />
sah Licht als den absolut entscheidenden<br />
Mehr Sonne, mehr draussen sein, weniger<br />
Preise Abonnement<br />
Evolutionsparameter an, der die Zellneu-<br />
Computer, Pflanzeneiweissreicher essen,<br />
Inland: Fr. 50.<strong>–</strong> pro Jahr, inkl. Porto<br />
bildung beim Menschen ermöglicht. «Der<br />
<strong>für</strong> guten Schlaf sorgen, sich tüchtig be-<br />
Ausland: auf Anfrage<br />
Boss der Bosse», meinte er, «ist und bleibt<br />
wegen und immer massvolles Arbeiten,<br />
Insertionspreise 2011<br />
Melatonin.»<br />
damit Angst, Stress, Nervosität aufgelöst<br />
siehe: www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
«Wird Melatonin nicht ausgeschüttet,<br />
sind? Zu komplex sind die Zusammen-<br />
Insertionsschluss<br />
so trauen sich viele andere Hormone im<br />
hänge und Hintergründe, kybernetisch die<br />
Ausgabe September 2011: 17. Juli<br />
Körper nicht so recht, aktiv zu werden»,<br />
Regulation zwischen Erfahrung, Umwelt-,<br />
Gestaltung<br />
dozierte er. Er prognostizierte auch bereits<br />
Innen- wie Mitweltfaktoren, Konstitution,<br />
grafik & design, Stäfa<br />
vor mehr als 25 Jahren: «Wenn Menschen<br />
etc. um einfache Schlüsse zu ziehen und<br />
Druck<br />
immer mehr ihr Dasein im Büro verbrin-<br />
Empfehlungen abzugeben.<br />
Brogle Druck AG, Gipf-Oberfrick<br />
gen, vor dem Bildschirm sitzen, sich ihre<br />
Und doch...?<br />
Jo Marty l<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
G E S E L L S C H A F T T H E M A<br />
4<br />
Die Angstgesellschaft<br />
Angst ist eine Grundemotion und<br />
beruht auf einem mangelnden<br />
Grundvertrauen in sich selbst und<br />
andere.<br />
◗ Dr. Urs-Peter Oberlin<br />
Die Angst, tiefere Beziehungen einzugehen<br />
beispielsweise, kann aus einem generellen<br />
Misstrauen (verinnerlichtes Gebot: «Traue<br />
niemandem») oder aus einer Verlustangst<br />
entstehen, der Angst, verlassen zu werden,<br />
wieder alleine dazustehen und dem nicht<br />
gewachsen zu sein. Es gibt Menschen, die<br />
haben so sehr Angst, verlassen zu werden,<br />
dass sie sicherheitshalber gar keine Beziehung<br />
eingehen. Sicher ist sicher! In dieser<br />
Konstellation ist dann auch die Eifersucht<br />
nicht mehr fern und die Wahrscheinlichkeit<br />
steigt, dass die Be<strong>für</strong>chtungen eintreffen.<br />
Dadurch werden die ursprünglichen<br />
Beziehungsängste bestätigt und verstärkt.<br />
Es gibt auch Menschen, die so sehr Angst<br />
vor dem Tod haben, dass sie gar nicht erst<br />
zu leben anfangen. Angst in jeder Form<br />
lähmt, erzeugt Stress, behindert das rationale<br />
Denken und verhindert so sinnvolle<br />
Reaktionen.<br />
Die Angstgesellschaft<br />
Es gibt viele Ängste, Sorgen und Be<strong>für</strong>chtungen,<br />
mit denen wir uns das Leben<br />
schwer machen können:<br />
l Jobverlust, Arbeitslosigkeit<br />
l Verlust von Einkommen und Vermögen,<br />
drohende Armut, kollabierende<br />
Sozialsysteme<br />
l Macht-, Prestige- und Ansehensverlust<br />
hoch<br />
Erregung<br />
Angstschwelle<br />
l Beziehungsverlust, Verlust geliebter<br />
Menschen<br />
l Überfremdung (Einwanderung, Flüchtlingsströme)<br />
l Bedrohungen (Kriminalität, Terror)<br />
l Einsamkeit. Die meisten grossen Gedanken<br />
der Menschheit entstehen in<br />
der Einsamkeit, in der Stille und Ruhe,<br />
im Alleinsein, in der Alleinheit (All-<br />
Ein-heit)<br />
l Nicht von allen geliebt zu werden (das<br />
ist sowieso nicht realistisch)<br />
l Verlust der Gesundheit (Krankheiten,<br />
globale Seuchen, Gebrechen, Unfälle)<br />
l Alter, Leben, Tod<br />
l Umweltereignisse wie globale Erwärmung,<br />
Erdbeben, Vulkanausbrüche,<br />
Überschwemmungen, Flutwellen, Blitzschlag,<br />
Elektrosmog, CO 2<br />
, Feinstaub,<br />
Ozonloch, Pollen, etc.<br />
l Aussterben der eigenen Familie, der eigenen<br />
Ethnie, des Glaubens, etc.<br />
l Tierphobien: Angst vor Hunden, Spinnen,<br />
Schlangen, etc.<br />
Die Angstindustrie<br />
Angst und Panikmache werden von<br />
Politikern (Sicherung der eigenen Ämter<br />
und Pfründe), vom Staat (weitere Steuern,<br />
Gebühren, Abgaben), Organisationen<br />
(Umweltschutzorganisationen) und Unter-<br />
stark schwach sehr stark<br />
Belastungssituationen<br />
Allgemeine Anspannung hoch<br />
Wahrnehmung<br />
Symptome<br />
Organe und<br />
Muskeln<br />
Erregung<br />
Stress<br />
Gedanken<br />
Gefühle<br />
Autonomes<br />
Nervensystem<br />
Teufelskreis der Angst: Viele Teile des Menschen<br />
(Orane, Muskeln, Gehirn, Psyche, Nervensystem)<br />
sind an der Angst- und Stressreaktion beteiligt und<br />
beeinflussen sich gegenseitig. Bei einer Angststörung<br />
schaukeln sich diese Teile in einer Art<br />
Teufelskreis gegenseitig hoch bis zur Panikattacke.<br />
I N F O B O X<br />
Angstreaktionen sind angeboren<br />
vb. Angst ist lebensnotwendig als Vorbereitung<br />
auf Flucht oder Kampf sowie als automatische<br />
Alarmreaktion auf bedrohliche<br />
Situationen. Viele Angstreaktionen laufen<br />
reflexartig ab, sodass Menschen einer<br />
Gefahr ausweichen, noch bevor ihnen die<br />
Situation richtig bewusst geworden ist.<br />
Zur Angstreaktion gehört das Mobilisieren<br />
aller Körperreserven innerhalb von<br />
Sekundenbruchteilen. Man kennt das<br />
als Adrenalinschub. Herz- und Atemfrequenz<br />
werden gesteigert, Muskeln und<br />
Gehirn werden besser mit Blut versorgt,<br />
viele Hormone bereiten den Körper auf<br />
Höchstleistungen vor. Alle diese Vorgänge<br />
laufen automatisch ab und werden vom<br />
autonomen Nervensystem gesteuert. Die<br />
entsprechenden Körperreaktionen werden<br />
als Symptome wahrgenommen.<br />
niedrig<br />
stark schwach sehr stark<br />
Belstungssituationen<br />
Allgemeine Anspannung niedrig<br />
«Stress und Angst»: Ein und dieselbe Belastung kann unterschiedlich stark erlebt werden.<br />
Wenn die Angst allerdings ein sinnvolles<br />
Mass überschreitet, bringt sie mehr<br />
Nachteile als Vorteile mit sich. Starke Angst<br />
reduziert die Konzentrationsfähigkeit. Wenn<br />
sie in Panik gipfelt, kann sie zu unüberlegten<br />
Reaktionen führen oder lähmen.<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
nehmen (Pharmaindustrie, Versicherungen,<br />
Sicherheitsfirmen) gezielt eingesetzt,<br />
um die eigenen Interessen durchzusetzen.<br />
Und es geht dabei um sehr viel Macht und<br />
Geld. Die Ängste werden durch einseitige<br />
Berichterstattungen in den Medien als<br />
Teil dieses Systems verstärkt, weil sie Einschaltquoten<br />
bringen und damit den Job<br />
der Medienleute erhalten.<br />
Der Überwachungsstaat<br />
Aus lauter Angst be<strong>für</strong>worten und<br />
fordern viele Bürger den totalen Über-<br />
Die Lösung<br />
l Lösung kommt von Loslassen. Lassen<br />
Sie sich nicht von Ihren Ängsten kontrollieren.<br />
Stärken Sie Ihre Selbstkompetenz.<br />
l Das meiste, was wir be<strong>für</strong>chten, tritt<br />
ohnehin nicht ein. Werden Sie sich Ihrer<br />
Ängste bewusst und lernen Sie klar<br />
zu denken.<br />
l Lernen Sie mit Risiken fertigzuwerden.<br />
Der Mensch sucht immer nach<br />
Sicherheit und Kontrolle über sein Leben<br />
und sein Umfeld. Dieser Versuch<br />
Lösung kommt von Loslassen.<br />
Lassen Sie sich<br />
nicht von Ihren Ängsten<br />
kontrollieren. Stärken Sie<br />
Ihre Selbstkompetenz.<br />
schen Sicherheit nachzujagen und zu versuchen,<br />
die Situation zu kontrollieren, ist<br />
G E S E L L S C H A F T T H E M A<br />
wachungsstaat mit einem engen Korsett<br />
ist aber zum Scheitern verurteilt, weil<br />
es besser, die Kontrolle über sich selbst an-<br />
von Gesetzen und Verboten. Sie geben<br />
viele Situationen nicht kontrollierbar<br />
zustreben. Dies erfordert die Bereitschaft,<br />
ihre Freiheit und Souveränität gegen ein<br />
sind, wie das Wetter. Das Leben an<br />
sich selbst zu hinterfragen, sich selbst zu<br />
nicht erfüllbares Sicherheitsversprechen<br />
sich ist lebensgefährlich. Es gibt kein<br />
verändern, sich mit Neugierde, Abenteuer-<br />
leichtfertig auf. Schon heute sind in bestimmten<br />
Bereichen eine eigene Meinung<br />
Null-Risiko.<br />
lust und etwas Mut auf Neues einzustellen<br />
und immer wieder Ballast abzuwerfen. l<br />
5<br />
und das Denken unter Strafe gestellt. Was<br />
Will man beim Ballonfahren Höhe ge-<br />
heute noch Hunden vorbehalten ist, wird<br />
morgen auch <strong>für</strong> Menschen obligatorisch<br />
werden: der implantierte Chip mit sensiblen<br />
Daten über die eigene Person und GPS-<br />
Ortungssystem. Natürlich nur zu unserer<br />
eigenen Sicherheit!<br />
winnen, so muss man Ballast abwerfen.<br />
Ballast sind unsere eingefahrenen Denkund<br />
Verhaltensmuster, unreflektierte Annahmen,<br />
Vorurteile, Dogmen, Gedanken,<br />
an denen wir festhalten, im Glauben, sie<br />
gäben uns Sicherheit. Statt dieser trügeri-<br />
A U T O R<br />
Dr. Urs-Peter Oberlin<br />
SelfEmpowerment & Personal Leadership<br />
Kahlstrasse 3, 4054 Basel<br />
Tel. 061-281 28 22<br />
eMail upe@oberlin.ch<br />
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I N S E R AT<br />
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<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
A N G S T & L E B E N T H E M A<br />
Die wichtigsten<br />
Angsterkrankungen<br />
Zu den wichtigsten Angststörungen bzw. Angsterkrankungen<br />
(synonyme Begriffe <strong>für</strong> die am häufigsten<br />
vorkommenden psychischen Erkrankungen)<br />
zählen Phobien mit und ohne Panik, Panikstörungen<br />
und die generalisierte Angststörung.<br />
◗ Andrea Blank-Koppenleitner<br />
6<br />
Phobien<br />
Das sind Ängste vor etwas (vor Räumen,<br />
Situationen, Menschen, Tieren,<br />
Gegenständen). Psychoanalytiker sehen<br />
hierin u.a. eine unbewusste Verlagerung<br />
von tief sitzenden Ängsten auf eigentlich<br />
harmlose Objekte oder Begegnungen.<br />
Die ursprünglichen Angstauslöser kann<br />
sich der Betroffene aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht eingestehen, er ist sich ihrer<br />
auch gar nicht bewusst.<br />
l Agoraphobie (Platzangst)<br />
Angstauslöser sind bestimmte Orte<br />
oder räumliche Situationen wie grosse,<br />
offene Plätze, Menschenansammlungen,<br />
U-Bahnen, Kinosäle, Supermärkte sowie<br />
weite oder allein unternommene Reisen.<br />
Die Betroffenen geraten in Panik, weil sie<br />
sich verloren oder ausgeliefert fühlen und<br />
sich nicht sofort wieder an einen schützenden<br />
Ort begeben können. Diese ortsgebundene<br />
Furcht hindert manche daran,<br />
überhaupt aus dem Haus zu gehen, da sie<br />
Angst vor der wieder einsetzenden Angst<br />
haben. Nicht selten entwickeln sie im weiteren<br />
Verlauf zusätzlich Depressionen und<br />
Suchterkrankungen.<br />
Eine gesonderte Form der Platzangst<br />
ist die Klaustrophobie. Hier bezieht sich<br />
die Furcht auf enge, kleine Räume wie<br />
Aufzüge, Umkleidekabinen, Flugzeuge,<br />
überfüllte Züge.<br />
Symptome: In den angstbesetzten Situationen<br />
treten starke Unsicherheits- und<br />
Beklemmungsgefühle auf. Die innere<br />
Unruhe kann sich bis ins Unerträgliche<br />
steigern. Die Ängste äussern sich häufig<br />
auch in plötzlich einsetzenden Panikattacken<br />
mit heftigen körperlichen Symptomen<br />
wie Zittern, Herzrasen, Schwindel,<br />
Übelkeit, Schweissausbrüchen, Brustenge<br />
und Atembeschwerden. Im Extremfall<br />
hyperventilieren die Betroffenen, atmen<br />
übersteigert und können sogar in Ohnmacht<br />
fallen. Die starken körperlichen Beschwerden<br />
schüren die zusätzliche Angst,<br />
an einer lebensbedrohlichen Krankheit zu<br />
leiden. Die Angstanfälle können mehrere<br />
Minuten bis Stunden dauern.<br />
l Spezifische Phobien<br />
Die Verursacher <strong>für</strong> diese Ängste, die<br />
sich ebenfalls in innerer Unruhe, Ängstlichkeit<br />
bis hin zu Panikattacken äussern,<br />
sind ganz bestimmte Objekte oder Situationen.<br />
Die Reaktionen beziehen sich<br />
begrenzt nur auf Spinnen, Hunde, nicht<br />
bestehende, aber be<strong>für</strong>chtete Krankheiten<br />
(Hypochondrie), Prüfungen, Flugreisen,<br />
enge Räume, Spritzen und vieles mehr.<br />
Die Furcht davor kann sich so steigern,<br />
dass die Betroffenen, etwa beim Anblick<br />
von Spritzen, in Ohnmacht fallen. Das Alltagsleben<br />
wird erheblich beeinträchtigt.<br />
l Soziale Phobie<br />
Die Ängste beziehen sich auf den Umgang<br />
mit anderen Menschen, meist in bestimmten<br />
Situationen wie etwa Auftritte<br />
vor grösseren Menschengruppen, Begegnungen<br />
mit unbekannten oder weniger<br />
vertrauten Menschen, Essen in Gesellschaft.<br />
Im Vordergrund steht die Furcht,<br />
zu versagen, sich öffentlich zu blamieren<br />
und in seinen Schwächen erkannt zu werden.<br />
Das Vermeidungsverhalten ist ausgeprägt<br />
und kann zu sozialer Isolation mit<br />
weiteren psychischen Krankheitsbildern<br />
wie Depressionen führen. Auch ist die<br />
Gefahr gross, in eine Abhängigkeit zu rutschen,<br />
da die Betroffenen versuchen, ihre<br />
Ängste mit Alkohol und Medikamenten zu<br />
bekämpfen.<br />
Symptome: Zu den körperlichen Beschwerden<br />
gehören Schwitzen, Erröten,<br />
Zittern, Übelkeit, starkes Herzklopfen und<br />
Harndrang. Die Gedanken kreisen oft unablässig<br />
um das eigene mögliche Versagen.<br />
Kritik oder Ratschläge von anderen verstärken<br />
das Gefühl der eigenen Unzulässigkeit.<br />
Panikstörungen<br />
Die Betroffenen erleben die Angst<br />
überfallartig, meist ohne dass es da<strong>für</strong><br />
einen <strong>für</strong> sie erkennbaren Anlass gäbe.<br />
Die Panikattacken führen zu einer ausgeprägten<br />
Angst vor dem nächsten, nicht<br />
kontrollierbaren Angstanfall. Panikanfälle<br />
können auch infolge einer überstandenen<br />
Erkrankung, etwa nach einem Herzin-<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Panikstörungen:<br />
Die Betroffenen erleben<br />
die Angst überfallartig,<br />
meist ohne dass es da<strong>für</strong><br />
einen <strong>für</strong> sie erkennbaren<br />
Anlass gäbe.<br />
farkt, auftreten. Dadurch entsteht ein Teufelskreis<br />
aus sich gegenseitig verstärken-<br />
Diagnose von Angststörungen<br />
Häufig wenden sich die Betroffenen<br />
wegen der körperlichen Beschwerden oder<br />
der Schlafstörungen an den Arzt. Neben<br />
einer genauen körperlichen Befundung ist<br />
es auch wichtig, zu wissen, ob bestimmte<br />
Medikamente bzw. Alkohol oder Drogen<br />
eingenommen werden.<br />
Liegen keine körperlichen Störungen<br />
vor, die zu den geschilderten Symptomen<br />
führen können, ist es dann Aufgabe<br />
eines Psychiaters und Psychotherapeuten,<br />
anhand systematischer Befragungen<br />
bei schweren Panikstörungen wegen der<br />
Abhängigkeitsgefahr nur kurzfristig und<br />
nur im Akutfall eingesetzt. Wirksam in der<br />
Behandlung von generalisierten Angststörungen<br />
sind mitunter auch chemisch anders<br />
zusammengesetzte Präparate wie das<br />
Angst lösende, nicht abhängig machende,<br />
jedoch häufig Nebenwirkungen verursachende<br />
Buspiron oder Pregabalin (gegen<br />
Epilepsien). Bei Unruhezuständen und<br />
leichteren Ängsten zeigten sich teilweise<br />
Lavendelölpräparate, die <strong>für</strong> eine Selbstmedikation<br />
zur Verfügung stehen, als ge-<br />
A N G S T & L E B E N T H E M A<br />
den Ängsten. Panikstörungen sind häufig<br />
und Tests das Krankheitsbild und seinen<br />
eignet.<br />
mit Phobien, insbesondere mit einer Ago-<br />
Schweregrad zu diagnostizieren. Er wird<br />
Mitunter hilft erst der Aufenthalt in<br />
raphobie, verbunden.<br />
auch anderen, möglicherweise vorhande-<br />
einer psychosomatischen oder psychiat-<br />
nen, psychischen Erkrankungen nachge-<br />
rischen Klinik, ein ausgeprägtes Vermei-<br />
Symptome: Die plötzlich auftretenden,<br />
heftigen Attacken sind mit intensiven körperlichen<br />
Symptomen verbunden. Dazu<br />
gehören Beklemmungsgefühle, Schwindel,<br />
Herzrasen, Übelkeit, Atemnot, Schwitzen,<br />
hen oder diese ausschliessen.<br />
<strong>Therapie</strong> von Angststörungen<br />
Als wirkungsvolle Behandlung vieler<br />
Angststörungen, vor allem von Phobien<br />
dungsverhalten aufzulösen und den geeigneten<br />
<strong>Therapie</strong>weg einzuschlagen.<br />
Stress, Burnout<br />
Stress löst im Körper die gleichen<br />
7<br />
Zittern, Ohnmachtsgefühle. Das Angstge-<br />
und Panikstörungen, hat sich die Verhal-<br />
Reaktionen aus wie Angst. Anhaltender<br />
fühl kann sich bis zu Todesangst steigern.<br />
tenstherapie mit speziellen Programmen<br />
Stress erzeugt unter anderem Ängste, vor<br />
Häufig <strong>für</strong>chten die Betroffenen, einen<br />
erwiesen. Die kognitive Verhaltenstherapie<br />
allem, wenn er mit negativen Gefühlen<br />
Herzinfarkt zu erleiden. Eine Attacke dau-<br />
hilft den Betroffenen, eingefahrene Verhal-<br />
und Druck verbunden ist. Die ständige<br />
ert wenige Minuten bis einige Stunden.<br />
tensmuster, Gedanken und Gefühle sowie<br />
Belastung und die Anforderungen kön-<br />
Posttraumatische Belastungsstörung<br />
Besonders belastende Erlebnisse kön-<br />
die damit verbundenen Ängste zu erkennen<br />
und durch gezielte Übungen zu verändern.<br />
In der systematischen Desensibilisierung<br />
konfrontiert der Therapeut seinen<br />
nen, wenn keine Phasen der Entspannung<br />
folgen, zu übersteigerten Angstreaktionen<br />
führen, die sich als dauerhaft vorhandene<br />
ängstliche Angespanntheit äussern oder<br />
nen eine Angsterkrankung nach sich zie-<br />
Patienten schrittweise mit der Situation,<br />
sich in Panikattacken entladen können.<br />
hen, die sich in Albträumen, ständiger<br />
die seine Phobie auslöst, damit er lernt,<br />
Jede neue Aufgabe kann die Betroffenen<br />
innerer Unruhe und Anspannung, Schlaf-<br />
sie allmählich zu überwinden. Das kann<br />
in Panik versetzen.<br />
störungen, Reizbarkeit und übersensibler<br />
auch durch weitere Verfahren, etwa Ge-<br />
Die Folge einer solchen Dauerspan-<br />
Gefühlslage äussern. Die Ängste zeigen sich<br />
wöhnungsstrategien oder Angstreizüber-<br />
nung ist häufig eine völlige innere Er-<br />
eher verdeckt oder häufig in unklaren kör-<br />
flutung, geschehen.<br />
schöpfung, ein Burnout-Syndrom. Die<br />
perlichen Beschwerden. Depressionen und<br />
Je nach Schweregrad und Form der<br />
Betroffenen fühlen sich körperlich und<br />
Suchterkrankungen kommen häufig dazu.<br />
Angsterkrankung kann auch eine psycho-<br />
seelisch «ausgebrannt», antriebslos und<br />
Herzangstsyndrom/funktionelle<br />
Herzbeschwerden<br />
Dieses Krankheitsbild, auch Herzpho-<br />
analytische <strong>Therapie</strong> sinnvoll sein, etwa<br />
bei einer generalisierten Angststörung.<br />
Hier werden tiefer liegende seelische Probleme,<br />
die den Ängsten zugrunde liegen,<br />
handlungsunfähig. Dazu leiden sie häufig<br />
unter Ängsten, Schlaflosigkeit und Herz-<br />
Kreislauf-Problemen.<br />
Stressmanagement, gezielte Verhaltens-<br />
bie oder Herzneurose genannt, verursacht<br />
aufgedeckt und therapeutisch bearbeitet.<br />
programme, Entspannungstechniken und<br />
Schmerzen im Brustbereich, die bis in die<br />
gegebenenfalls unterstützende Psychothe-<br />
Arme ausstrahlen können und immer wie-<br />
Entspannungstherapien begleiten die<br />
rapien helfen die Energiereserven neu zu<br />
der, auch ohne körperliche Anstrengung,<br />
unterschiedlichen Verfahren und können<br />
füllen, Entspannungsphasen in den Alltag<br />
auftreten. Manche Betroffene erleiden re-<br />
auch direkt in einer Panikattacke hilfreich<br />
einzubauen und zu einem gesunden, aus-<br />
gelrechte «Herzanfälle», Panikattacken mit<br />
sein. Eine gesunde Lebensführung mit<br />
gewogenen Lebensstil zu finden.<br />
Herzrasen, Schweissausbrüchen, Zittern,<br />
Ohnmachtsgefühlen. Sie sind überzeugt,<br />
an einer Herzerkrankung zu leiden, und<br />
viel körperlicher Bewegung trägt darüber<br />
hinaus dazu bei, sich wieder stabiler zu<br />
fühlen.<br />
Depressionen<br />
Phobien, Panikstörungen oder genera-<br />
beschäftigen sich unablässig damit. Auch<br />
Neben der Psychotherapie können bei<br />
lisierte Angststörungen werden sehr oft,<br />
unauffällige körperliche Befunde der ärzt-<br />
schwereren Krankheitsbildern auch Me-<br />
vor allem wenn sie chronisch werden,<br />
lichen Untersuchungen können sie nicht<br />
dikamente zum Einsatz kommen, hier in<br />
von Depressionen begleitet. Umgekehrt<br />
überzeugen. Hinter den Beschwerden ver-<br />
erster Linie Antidepressiva. Angstlösende<br />
sind Depressionen häufig die Ursache von<br />
birgt sich eine ausgeprägte Angststörung.<br />
Medikamente wie Benzodiazepine werden<br />
Angstgefühlen. Depressionen zeigen sich<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
A N G S T & L E B E N T H E M A<br />
in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen.<br />
Die Auslöser sind vielfältig<br />
und meistens spielen mehrere Faktoren<br />
eine Rolle. Erbliche Veranlagung, Stress,<br />
erhebliche körperliche und seelische Belastungen,<br />
Verlusterfahrungen, Alterungsprozesse<br />
oder körperliche Krankheiten<br />
begünstigen die Entwicklung einer Depression.<br />
Ungleichgewichte im Nervensystem<br />
im Gehirn führen zu kennzeichnenden<br />
Veränderungen im Verhalten und Denken<br />
der Betroffenen. Neben seelischen Symptomen<br />
treten bei depressiven Erkrankun-<br />
Der erste wesentliche<br />
Schritt <strong>für</strong> jeden von Ängsten<br />
Betroffenen ist es,<br />
seine Empfindungen ernst<br />
zu nehmen, zu erkennen,<br />
inwieweit sie seinen<br />
Alltag und den seiner<br />
Mitmenschen beeinträch-<br />
Dem Krankheitsbild liegen Ängste vor etwas<br />
zugrunde, z.B. vor Bakterien oder Ansteckungsgefahr.<br />
Das führt zu zwanghaften<br />
Handlungen, im genannten Beispiel<br />
etwa zu ständigem Händewaschen oder<br />
andauerndem Putzen. Bei einem Kontrollzwang<br />
prüft der Betroffene beispielsweise<br />
unablässig, ob alle Türen geschlossen<br />
sind. Andere Formen sind Ordnungs- oder<br />
Sammelzwänge.<br />
Zwangserkrankungen treten eher im<br />
jugendlichen Erwachsenenalter auf. Experten<br />
zufolge haben etwa 1-2 % der<br />
Bevölkerung einmal in ihrem Leben mit<br />
gen auch körperliche Beschwerden auf.<br />
Diese können so ausgeprägt sein, dass<br />
tigen, und sich ärztlichen<br />
krankhaften Zwängen zu tun. Die Ursachen<br />
von Zwangsstörungen können sein:<br />
8<br />
sich dahinter die eigentliche seelische Erkrankung<br />
verbirgt.<br />
Rat und Hilfe zu holen.<br />
genetische Veranlagung, ausgeprägte seelische<br />
Belastungen, traumatische Erlebnisse<br />
in der Kindheit, Einsamkeit, Ängste.<br />
Symptome: Zu den psychischen Anzei-<br />
an ihren Arzt. Oft können die Angehöri-<br />
chen einer Depression gehören tiefe Nie-<br />
gen aufschlussreiche Hinweise geben oder<br />
Diagnose: Treten sich immer wiederho-<br />
dergeschlagenheit, Gefühlsleere, Müdig-<br />
auch überhaupt erst den Betroffenen dazu<br />
lende Zwangshandlungen und Zwangsge-<br />
keit und Antriebsmangel. Viele Betroffene<br />
ermutigen, einen Arzt aufzusuchen. Gibt<br />
danken täglich auf, und das mehr als zwei<br />
leiden unter Konzentrations- und Leis-<br />
es Anzeichen <strong>für</strong> eine depressive Erkran-<br />
Wochen lang, ist das ein Hinweis <strong>für</strong> den<br />
tungsschwäche. Schuldgefühle und Ängs-<br />
kung, liegen weitere Diagnoseschritte in<br />
Arzt, dass eine Zwangsstörung vorliegt.<br />
te hemmen zusätzlich ihre Handlungsfä-<br />
der Regel bei einem Psychotherapeuten<br />
Vor allem, wenn der Patient selbst die<br />
higkeit. Andere empfinden eine ständige<br />
und einem Psychiater. Diese können an-<br />
Zwänge als belastend und sinnlos empfin-<br />
innere Unruhe, obwohl sie äusserlich wie<br />
hand gezielter Fragen und Tests Form und<br />
det und versucht, etwas daran zu ändern,<br />
erstarrt wirken. Häufige Begleiterschei-<br />
Ausmass der Erkrankung bestimmen.<br />
allerdings ohne Erfolg. Eine eingehende<br />
nungen sind Schlafstörungen, vor allem<br />
körperliche Untersuchung bei einem Fach-<br />
Einschlafstörungen und Erwachen am<br />
<strong>Therapie</strong>: Ein erster wesentlicher Schritt<br />
arzt <strong>für</strong> innere Medizin oder einem Neu-<br />
frühen Morgen mit quälenden Grübeleien.<br />
ist, dass der Betroffene seine Depres sion<br />
rologen dient dazu, andere Erkrankungen,<br />
Der Drang, sich von anderen zurückzu-<br />
anerkennt und bereit ist, fachkundige Hil-<br />
etwa infektiöse Erkrankungen oder Ner-<br />
ziehen, ist sehr ausgeprägt und verstärkt<br />
fe anzunehmen. Unterschiedliche psycho-<br />
venleiden, auszuschliessen. Die weitere<br />
seinerseits die depressiven Gefühle. Auch<br />
therapeutische Verfahren, vor allem im<br />
Diagnose liegt dann bei einem Psychia-<br />
rastlose Aktivität, Sport- oder Arbeitssucht<br />
Rahmen der Verhaltenstherapie oder der<br />
ter und Psychotherapeuten. Der Facharzt<br />
können Ausdruck eines zugrunde liegen-<br />
so genannten psychodynamischen Psy-<br />
wird die Zwangsstörung von anderen<br />
den Leeregefühls und seelischer Verzweif-<br />
chotherapie, haben sich als sehr erfolg-<br />
psychischen Erkrankungen, die auch mit<br />
lung sein. Vielfach wechseln gesunde mit<br />
reich erwiesen, je nach Schweregrad und<br />
Zwangsgedanken verbunden sein können,<br />
depressiven Phasen ab.<br />
Form der Depression alleine oder in Kom-<br />
wie etwa eine Depression, eine Essstörung<br />
bination mit Antidepressiva.<br />
oder eine Psychose, abgrenzen.<br />
Bei der bipolaren Depression sind die<br />
Betroffenen mal niedergeschlagen und an-<br />
Oft wird ein schwer depressiv Er-<br />
<strong>Therapie</strong>: Je früher eine Behandlung<br />
triebslos, dann wieder manisch überstei-<br />
krankter auch erst durch den Einsatz von<br />
einsetzt, umso grösser sind die Erfolgs-<br />
gert, hochgestimmt und voller Tatendrang,<br />
Medikamenten in die Lage versetzt, eine<br />
aussichten. Bewährt hat sich mit unter-<br />
der extreme Formen annehmen kann.<br />
Psychotherapie mitzumachen. Eine medi-<br />
schiedlichen Programmen die kognitive<br />
Körperliche Symptome <strong>für</strong> eine de-<br />
kamentöse Behandlung sollte immer psy-<br />
Verhaltenstherapie. Eine zusätzlich Be-<br />
pressive Störung können Kopfschmerzen,<br />
chotherapeutisch begleitet werden. Die<br />
handlung mit Medikamenten, in erster Li-<br />
Magen-Darm-Probleme,<br />
Atembeschwer-<br />
Behandlung schwerer Depressionsformen,<br />
nie mit Antidepressiva, ziehen die Ärzte<br />
den, Augenschmerzen, Sehstörungen,<br />
vor allem auch wenn Suizidgefahr besteht,<br />
meist nur in Betracht, wenn die Symptome<br />
Schweissausbrüche, Schwindel- und<br />
lässt sich meist nur in einer psychosoma-<br />
sehr ausgeprägt sind, die Zwangsgedan-<br />
Gleichgewichtsprobleme sowie Herzjagen<br />
tischen und psychiatrischen Klinik erfolg-<br />
ken überwiegen, zusätzlich eine Depres-<br />
oder Herzbeklemmung sein.<br />
reich anbahnen.<br />
sion vorliegt oder die Verhaltenstherapie<br />
alleine keine Wirkung zeigt. Die Teilnah-<br />
Diagnose: Wie bei Angststörungen wenden<br />
sich depressiv erkrankte Menschen<br />
Zwangsstörungen<br />
Eine Sonderform von Angststörungen<br />
me an Selbsthilfegruppen kann die <strong>Therapie</strong><br />
unterstützen und Rückhalt <strong>für</strong> das<br />
häufig wegen der körperlichen Symptome<br />
und Depressionen sind Zwangsstörungen.<br />
Alltagsleben bieten.<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Weitere psychische Erkrankungen<br />
Angstgefühle sind ein häufiges Symptom<br />
vieler psychischer Erkrankungen.<br />
Ängste spielen eine Rolle bei Persönlichkeitsstörungen,<br />
Essstörungen, Schizophrenien,<br />
Psychosen. Jedes Krankheitsbild hat<br />
seine kennzeichnenden Symptome, die ein<br />
Psychiater genauer einordnen und diagnostizieren<br />
kann. Die Behandlung folgt dem<br />
jeweiligen Störungsbild, häufig in der Anfangsphase<br />
in einer psychiatrischen Klinik.<br />
Therapeutische Möglichkeiten<br />
Für manche Betroffene ist es kein<br />
leichter Schritt, sich einzugestehen, dass<br />
seelische Ungleichgewichte <strong>für</strong> ihre Beschwerden<br />
verantwortlich sein könnten.<br />
Zu gross erscheint der private wie gesellschaftliche<br />
Druck, stets ein perfektes<br />
Lebensbild zu liefern. Sie scheuen sich,<br />
psychotherapeutische Hilfe in Anspruch<br />
zu nehmen. Doch gerade wer bereit ist,<br />
seine Erkrankung anzunehmen und sich<br />
die nötige Unterstützung zu holen, zeigt,<br />
dass er verantwortungsbewusst mit sich<br />
und seinem Leben umgehen kann.<br />
Bestehende körperliche Erkrankungen<br />
zeichnen sich immer durch andere Leitsymptome<br />
aus. Sie lassen sich mit einer<br />
gezielten Diagnose feststellen und dann<br />
entsprechend behandeln. Mit der <strong>Therapie</strong><br />
legen sich meist auch die Angstgefühle.<br />
Bei manchen Krankheitsbildern kann es<br />
hilfreich sein, sich zusätzlich unterstützen<br />
zu lassen, sei es durch Entspannungstechniken,<br />
Stressmanagement oder eine Psychotherapie,<br />
um die seelische Belastung<br />
etwa durch eine Herz- oder Atemwegserkrankung<br />
besser zu meistern.<br />
Liegen die Ängste in tiefen Lebenskrisen,<br />
etwa durch eine Krankheit, Trennung<br />
oder Trauerphase, kann ebenfalls psychotherapeutische<br />
Unterstützung sinnvoll<br />
sein. Ein aktiver Lebensstil mit viel körperlicher<br />
Bewegung hilft zusätzlich, Spannungen<br />
zu lösen, und stärkt eine positive<br />
innere Haltung.<br />
Für die <strong>Therapie</strong> von Angststörungen<br />
sowie Depressionen und weiteren psychischen<br />
Erkrankungen sind Psychotherapeuten<br />
und Psychiater zuständig. Je<br />
nach Schweregrad der Erkrankung gibt es<br />
unterschiedliche <strong>Therapie</strong>wege. Bei Angststörungen<br />
haben sich verhaltenstherapeutische<br />
Konzepte bewährt, manchmal in<br />
Verbindung mit Medikamenten. Entspannungsverfahren<br />
begleiten die <strong>Therapie</strong>n<br />
Für die Psyche und bei<br />
Ängsten und Depressionen<br />
ist Bewegung ein positiver<br />
Motor, der die Selbstheilungskräfte<br />
ankurbelt.<br />
und sind hilfreiche Instrumente, um im<br />
Alltag ängstliche Anspannungen abzubauen<br />
oder mitunter auch bei Panikattacken<br />
gegenzusteuern.<br />
Selbsthilfe<br />
Der erste wesentliche Schritt <strong>für</strong> jeden<br />
von Ängsten Betroffenen ist es, seine Empfindungen<br />
ernst zu nehmen, zu erkennen,<br />
inwieweit sie seinen Alltag und den seiner<br />
Mitmenschen beeinträchtigen, und sich<br />
ärztlichen Rat und Hilfe zu holen. Beziehen<br />
sich die Ängste auf eine umschriebene<br />
Situation wie Fliegen, Zahnarztbesuche<br />
oder Prüfungen, sind verhaltenstherapeutische<br />
Programme und Entspannungstechniken<br />
angezeigt. Das gilt auch <strong>für</strong> leichtere<br />
Ängste, die sich in häufigem Besorgtsein<br />
oder allgemein ängstlicher Grundhaltung<br />
äussern können.<br />
Konfliktberatung in Form einer Einzel-,<br />
Paar- oder Gruppentherapie kann helfen,<br />
zwischenmenschliche Probleme aufzudecken<br />
und zu lösen. So ist es möglich,<br />
belastende Auseinandersetzungen und<br />
Ängste, die sich auf den Partner, die Kin-<br />
Briefbogen<br />
Karteikarten<br />
Agenden<br />
Terminkarten<br />
schmid<br />
mogelsberg<br />
der, Angehörige oder Freunde beziehen, in<br />
den Griff zu bekommen.<br />
Entspannungsmethoden sind wichtige<br />
Säulen der Angsttherapie. In Frage kommen<br />
vor allem die progressive Muskelentspannung,<br />
das autogene Training oder Biofeedback.<br />
Mit diesem kann der Betroffene<br />
bestimmte Körperfunktionen mit Hilfe eines<br />
elektronischen Geräts wahrnehmen<br />
und dann willentlich beeinflussen, zum<br />
Beispiel Muskelverspannungen lockern.<br />
Stressabbau mit gezielten Methoden<br />
trägt dazu bei, Überlastungen zu verringern,<br />
alltägliche Aufgaben einzuteilen und<br />
sicherer zu bewältigen. Dadurch senkt<br />
sich häufig auch die ängstliche Daueranspannung.<br />
Ein gesunder Lebensstil fördert grundsätzlich<br />
den Heilungsprozess, ob es sich<br />
nun um körperliche oder seelische Probleme<br />
handelt. Wer lernt, gesund zu geniessen,<br />
verbessert sein Energiepotenzial.<br />
Wer sich regelmässig körperlich bewegt,<br />
in angepasstem Rahmen Sport treibt, sorgt<br />
<strong>für</strong> eine gute Durchblutung und stärkt die<br />
Körperfunktionen. Für die Psyche und gerade<br />
auch bei Ängsten und Depressionen<br />
ist Bewegung ein positiver Motor, der die<br />
Selbstheilungskräfte ankurbelt. l<br />
A U T O R I N<br />
Auszugsweise wiedergegeben aus einer Publikation<br />
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9<br />
I N S E R AT<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
S O Z I O P H O B I E T H E M A<br />
Soziale Angststörung<br />
(soziale Phobie)<br />
Angst in sozialen Situationen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Viele<br />
Menschen kennen eine gewisse Unruhe, Anspannung und Aufregung vor<br />
Situationen, in denen sie von anderen Personen wahrgenommen und<br />
beurteilt werden: Typische Beispiele sind etwa Vorstellungsgespräche,<br />
das Sprechen vor einer Gruppe aber auch die Kontaktaufnahme mit<br />
Unbekannten.<br />
◗ Dr. Barbara Meier<br />
len weiteren Situationen des Alltags zeigen<br />
und intensive Angst auslösen: Essen<br />
10<br />
Im «Rampenlicht» zu stehen ist zwar <strong>für</strong><br />
viele Menschen mit Unbehagen verbunden,<br />
<strong>für</strong> Menschen jedoch, die unter einer<br />
und Trinken in der Gesellschaft Anderer,<br />
eine Unterschrift leisten am Postschalter,<br />
in einem Restaurant in der Mitte sitzen,<br />
Durch die Angst wird die<br />
sozialen Angststörung leiden, sind diese<br />
Situationen so sehr mit Angst besetzt, dass<br />
sie sie nach Möglichkeit zu vermeiden<br />
versuchen oder nur unter grösstem psychischem<br />
Aufwand durchstehen können.<br />
Gemeinsamer Nenner solcher ge<strong>für</strong>chteter<br />
öffentliche Toiletten aufsuchen, u.v.a.m.<br />
Schüchternheit versus soziale<br />
Angst<br />
Gehemmt, Reserviertheit und Zurückhaltung<br />
in sozialen Situationen sind auch<br />
normale Lebensführung<br />
und Lebensqualität stark<br />
beeinträchtigt.<br />
sozialer Situationen ist, dass man mit einer<br />
Merkmale von Schüchternheit. Meint<br />
oder mehreren anderen Personen zusam-<br />
Schüchternheit dasselbe wie soziale<br />
mentrifft, von ihnen wahrgenommen wird<br />
und dass die Anderen sich ein Urteil bilden<br />
<strong>–</strong> in der Be<strong>für</strong>chtung Betroffener bezeichnenderweise<br />
ein negatives, beschämendes<br />
Angst? Die Antwort ist nein, aber es gibt<br />
Ähnlichkeiten. Man geht heute von einem<br />
fliessenden Übergang von Schüchternheit<br />
zu sozialer Angst und sozialer Angststö-<br />
Einige Fakten zur sozialen Angststörung<br />
Zwischen 8-16% der Erwachsenen er-<br />
und demütigendes Urteil. Die Sorge darü-<br />
rung/Phobie aus, mit zunehmender Belas-<br />
kranken einmal in ihrem Leben an einer<br />
ber, wie eigenes Auftreten und Leistungen<br />
tung und Einschränkung. Von einer sozi-<br />
sozialen Phobie. Die Zahlen schwanken je<br />
bewertet werden, kann sich auch in vie-<br />
alen Angststörung oder sozialen Phobie<br />
nach der Definition, die <strong>für</strong> soziale Phobie<br />
N ü t z l i c h e L i n k s<br />
spricht man dann, wenn Furcht vor Demütigung<br />
und Peinlichkeit in sozialen Si-<br />
verwendet wurde. Häufiger ist die nicht<br />
generalisierte Form der sozialen Phobie.<br />
www.sozphobie.de vermittelt Informationen<br />
zu sozialer Angst, die hier<br />
als Oberbegriff <strong>für</strong> soziale Phobie und<br />
Schüchternheit steht. Die Plattform bietet<br />
Betroffenen auch vielfältige Möglichkeiten<br />
des Informationsaustausches.<br />
www.sozialeangst.ch ist eine Informationsseite<br />
der Autorin. Sie präsentiert<br />
die Facetten des kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />
Zugangs zum Verständnis<br />
und zur Behandlung sozialer Ängste:<br />
Erscheinungsbilder/Formen und Zeichen;<br />
Entstehungslinien; Mechanismen und<br />
Dynamiken und vor allem: Veränderungswege<br />
und -instrumente. Die Seite<br />
enthält eine Fülle von Anregungen <strong>für</strong> die<br />
Unterstützung beim Abbau sozialer Angst,<br />
als Einstieg in den Veränderungsprozess<br />
oder als Begleitung gedacht.<br />
tuationen zu einer dauerhaften intensiven<br />
Angst führt, die Konfrontation mit den Situationen<br />
heftige Angstreaktionen auslöst.<br />
Obwohl die Betroffenen wissen, dass die<br />
Angst unbegründet oder übertrieben ist,<br />
können sie ge<strong>für</strong>chtete Situationen nur<br />
mit grösster Mühe durchstehen oder sie<br />
versuchen, sie ganz zu vermeiden. Durch<br />
die Angst wird die normale Lebensführung<br />
und Lebensqualität stark beeinträchtigt.<br />
Die soziale Angststörung zeigt sich in zwei<br />
Formen, als<br />
l generalisierte Phobie, bei der Betroffene<br />
die Ängste in sehr vielen sozialen<br />
Situationen erleben, und<br />
l eine diskrete (oder nicht generalisierte)<br />
Phobie, bei der nur eine Situation<br />
(z.B. Reden vor einer Gruppe) mit<br />
Angst verbunden ist.<br />
Frauen sind auch bei dieser Angststörung<br />
häufiger betroffen, doch sind die Unterschiede<br />
nicht so ausgeprägt. Soziale Angst<br />
ist kein Phänomen nur einer bestimmten<br />
Kultur, die (Sub-)Kultur prägt jedoch den<br />
Inhalt der Be<strong>für</strong>chtungen mit.<br />
Wie entwickelt sich eine soziale<br />
Angststörung im Laufe einer<br />
Lebensgeschichte?<br />
Soziale Angststörungen lassen sich<br />
bei den meisten Betroffenen ins frühe<br />
bis spätere Jugendalter zurückverfolgen.<br />
Nicht immer finden sich jedoch negative<br />
Erfahrungen in der Lebensgeschichte, die<br />
den Beginn der sozialen Angst markieren.<br />
Und nicht immer führen solche negative<br />
Erfahrungen zur Entwicklung von sozialer<br />
Angst. Es gibt nicht den Werdegang einer<br />
Sozialphobie. Vielmehr muss man <strong>–</strong> wie<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
ei anderen Angststörungen auch <strong>–</strong> von<br />
einem komplexen Zusammenspiel von<br />
anlagemässigen und biographisch erworbenen<br />
Verletzlichkeiten von Personen und<br />
ihren Lernerfahrungen ausgehen. Wichtige<br />
Puzzleteile bei der Entwicklung sozialer<br />
Angst sind: das Temperament eines<br />
Kindes (bedachtsam und zurückhaltend<br />
gegenüber neuen Erfahrungen), das soziale<br />
Umfeld (nicht ermutigend, bzw. keine<br />
Gelegenheit <strong>für</strong> soziales Üben), starre<br />
Normen (wie «man» sein muss/sich geben<br />
muss) und belastende Erfahrungen mit<br />
Bezugsgruppen (als Aussenseiter behandelt<br />
werden, ausgeschlossen sein).<br />
Wie kann eine soziale Angststörung<br />
behandelt werden?<br />
Menschen, die an einer sozialen Phobie<br />
leiden, verstehen häufig nicht, weshalb<br />
die Angst nicht kleiner wird, obwohl<br />
sie sich immer wieder mit den ge<strong>für</strong>chteten<br />
Situationen konfrontieren (müssen).<br />
Wie ist dieser vermeintliche Widerspruch<br />
zu der wichtigsten Strategie der Behandlung<br />
von Angststörungen, der Konfrontation<br />
(Exposition) zu erklären?<br />
Vereinfachend gesagt begeben sich die<br />
Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong><br />
positive Erfahrungen ist<br />
das Gefühlsdenken. Betroffene<br />
orientieren sich<br />
an ihrem Gefühl statt an<br />
beobachtbaren Kriterien,<br />
um ihr Auftreten und die<br />
Reaktionen Anderer einzuschätzen.<br />
zutrauen. Dieses so genannte Sicherheitsverhalten<br />
führt einerseits dazu, dass man<br />
meint, ohne wäre es zur «Katastrophe»<br />
gekommen (z.B. ohne dickes Make-up<br />
hätten alle das Erröten bemerkt und einen<br />
ausgelacht), andererseits sind manche<br />
Sicherheitsmassnahmen wiederum problematisch<br />
(wie z.B. Alkoholkonsum, andere<br />
nicht anschauen, wenn man spricht<br />
u.v.a.m.) und die Anderen reagieren befremdet<br />
<strong>–</strong> womit sich die Be<strong>für</strong>chtung,<br />
aufzufallen und sich zu blamieren, erst<br />
recht bewahrheitet!<br />
Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong> positive<br />
Erfahrungen ist das Gefühlsdenken. Betroffene<br />
orientieren sich an ihrem Gefühl<br />
statt an beobachtbaren Kriterien, um ihr<br />
Auftreten und die Reaktionen Anderer<br />
einzuschätzen. Schliesslich sind von sozialer<br />
Angst Betroffene bereits im Vorfeld<br />
und auch nach der Situation überaus und<br />
einseitig sensibilisiert auf Hinweise, die<br />
Be<strong>für</strong>chtungen bestätigen könnten (Erwartungsangst,<br />
negative Bilanzierungen).<br />
Bei der Behandlung sozialer Angst<br />
geht es nun genau darum, diese Hindernisse<br />
zu bearbeiten und dann neue Erfahrungen<br />
in den Situationen möglich zu<br />
L i t e r at u r h i n w e i s e<br />
Schüchtern, na und?<br />
Gillian Butler (2002). Bern: Huber.<br />
Hervorragende Umsetzung des aktuellen<br />
<strong>Therapie</strong>wissens in einem anschaulichen<br />
Selbsthilfebuch. Die Autorin erläutert und<br />
gibt konkrete Vorlagen, wie Betroffene<br />
Denkmuster verändern und Verhaltensweisen<br />
verändern können, wie sie ihre<br />
Selbstaufmerksamkeit abbauen und<br />
Vertrauen aufbauen.<br />
Soziale Angst verstehen und<br />
behandeln.<br />
Ein kognitiv-verhaltenstherapeutischer<br />
Zugang; Hansruedi Ambühl, Barbara<br />
Meier und Ulrike Willutzki (2001).<br />
Primär an TherapeutInnen gerichtet,<br />
enthält das Buch viele Informationen<br />
zum Verständnis der Störung, die auch<br />
<strong>für</strong> Betroffene sehr hilfreich ist. Ein<br />
Behandlungsmanual veranschaulicht, wie<br />
verschiedene <strong>Therapie</strong>bausteine stimmig<br />
kombiniert werden.<br />
Keine Angst vor dem Erröten.<br />
Psychologische Strategien zur Selbsthilfe;<br />
Doris Wolf (1998). Mannheim: PAL.<br />
Besonders geeignet <strong>für</strong> Betroffene, die<br />
sich alleine fühlen mit ihrem Problem<br />
eines sichtbaren Angstzeichens. Viele Beispiele<br />
anderer Bewertungen von «Erröten»<br />
tragen dazu bei, die mit Erröten verbundene<br />
Angst und Scham zu reduzieren.<br />
Lass es laufen.<br />
Ein Leitfaden zur Überwindung der<br />
Paruresis; Philipp Hammelstein (2005).<br />
Lengerich: Pabst.<br />
Paruresis, englisch auch «Shy Bladder Syndrome»,<br />
meint gestörtes («par») Urinieren<br />
(«ure-sis») auf öffentlichen Toiletten, das<br />
Unvermögen, Wasser zu lassen, und<br />
damit verbundenen Stress/Angst und ihre<br />
Folgeerscheinungen. Dieses Buch bietet<br />
eine Orientierungshilfe <strong>für</strong> eine häufig mit<br />
viel Scham behaftete und versteckte Problematik.<br />
Ein Selbsthilfeprogramm zeigt<br />
konkrete Bewältigungsschritte auf.<br />
S O Z I O P H O B I E T H E M A<br />
11<br />
Betroffenen zwar in die Situation, sind<br />
aber dort «nicht ganz bei der Sache». Sie<br />
sind stark auf ihr Empfinden ausgerichtet<br />
(Selbstaufmerksamkeit), was eine genaue<br />
Wahrnehmung davon verhindert, was<br />
wirklich geschieht. Zudem treffen Betroffene<br />
gewisse Vorkehrungen und bedienen<br />
sich bestimmter Schutzmassnahmen,<br />
ohne die sie sich die Situation gar nicht<br />
machen. <strong>Therapie</strong>bausteine sind dabei die<br />
Veränderung von Verhaltensweisen (Aufgeben<br />
von Sicherheitsverhalten), Arbeit<br />
an Denkmustern, an problematischen Annahmen<br />
und Abbau von Selbstaufmerksamkeit.<br />
Es gilt auch hier: Nur neue Erfahrungen<br />
in den ge<strong>für</strong>chteten Situationen<br />
können die Angst abbauen helfen und nur<br />
Übung macht den Meister!<br />
l<br />
A U T O R I N<br />
Dr. Barbara Meier<br />
Fachpsychologin <strong>für</strong> Psychotherapie FSP<br />
Verhaltenstherapeutin SGVT<br />
Seefeldstrasse 35, 8008 Zürich<br />
eMail: bm@barbarameier.ch<br />
Mit freundlicher Genehmigung der Schweiz.<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltens- und Kognitive<br />
<strong>Therapie</strong>, www.sgvt.ch<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
V E R B I T T E R U N G T H E M A<br />
12<br />
«Darüber komme<br />
ich nie<br />
Verbitterungsstörung <strong>–</strong><br />
die «neue» Krankheit<br />
Sie wurden gekündigt, verlassen,<br />
gedemütigt, zutiefst verletzt. Sie<br />
sind krank geworden oder haben<br />
einen geliebten Menschen durch<br />
den Tod verloren und sie fühlen<br />
nur eines: Tiefste Verbitterung,<br />
dass gerade Ihnen das passieren<br />
musste.<br />
◗ Mag. Sabine Standenat<br />
Kennen Sie dieses Gefühl von «Nachdem<br />
DAS geschehen ist, ist alles zu Ende»? Ein<br />
Ereignis, das nie hätte stattfinden dürfen,<br />
hat sich ereignet und trifft Sie wie<br />
ein Schlag. Der Atem stockt, der Boden<br />
schwankt und der Magen krümmt sich.<br />
Sie leben weiter, aber Sie wissen, dass Sie<br />
das niemals verkraften werden <strong>–</strong> und etwas<br />
in Ihnen wird hart wie Stein.<br />
«Könnte ich wählen<br />
zwischen Depression und<br />
Verbitterung, ich würde<br />
mich <strong>für</strong> die Depression<br />
entscheiden. Verbitterung<br />
ist ein ungleich härteres<br />
Schicksal.»<br />
Psychiatrieprofessor Michael Linden<br />
hinweg»<br />
Der Berliner Psychiater Dr. Michael<br />
Linden hat sich im Rahmen einer Studie<br />
erstmals mit dem Phänomen von Verbitterung<br />
und ihren Folgen auseinandergesetzt.<br />
Linden: «Am Anfang dieses Krankheitsbildes<br />
steht immer eine tiefe persönliche<br />
Kränkung. Der Betroffene fühlt sich herabgewürdigt,<br />
ungerecht behandelt und hat<br />
keinerlei Werkzeug, um mit dieser Situation<br />
umzugehen. Auslöser können Schwierigkeiten<br />
am Arbeitsplatz, Verlusterlebnisse,<br />
familiäre Probleme, der Ausbruch einer<br />
Krankheit oder ein Hintergangenwerden<br />
sein.»<br />
Welche Symptome kann ein<br />
Betroffener entwickeln?<br />
Der klinische Psychologe und Arbeitstherapeut<br />
Mag. Johann Beran hat viel mit<br />
der Thematik zu tun: «Verbitterung entsteht<br />
unter Umständen dann, wenn ein<br />
Mensch Schlimmes erlebt, dem er sich<br />
machtlos ausgeliefert fühlt. Folge können<br />
Depressionen, Angstzustände, Aggressionen,<br />
Schlafstörungen und eine Fülle von<br />
körperlichen Reaktionen sein. Die Gedanken<br />
kreisen ständig um das bestimmte Geschehnis<br />
und in schweren Fällen ist der<br />
Verbitterte auch selbstmordgefährdet. Die<br />
Krankheit kann zu dauerhafter Arbeitsunfähigkeit<br />
führen, wenn sie nicht entsprechend<br />
behandelt wird.»<br />
Wer entwickelt eine posttraumatische<br />
Verbitterungsstörung?<br />
Besonders gefährdet sind Menschen,<br />
die ein geringes Selbstbewusstsein haben<br />
oder ihren Selbstwert ausschliesslich aus<br />
dem Lebensbereich ziehen, der nun «gestört»<br />
ist. Wer nur <strong>für</strong> die Arbeit lebt und<br />
dann gekündigt wird, reagiert anders als<br />
jemand, der grossen Rückhalt im Privaten<br />
hat. Und wer verlassen wird, kann mit Hilfe<br />
einer befriedigenden Tätigkeit vielleicht<br />
leichter darüber hinwegkommen. Dr. Margit<br />
Steinzer, Psychologin und als Mediatorin<br />
«Fachfrau» in Scheidungsfragen: «Paare,<br />
die bei der Trennung eine Mediation in<br />
Anspruch nehmen, können mit Verlust in<br />
der Regel viel besser umgehen und sind<br />
danach weniger verbittert.» Auch ich habe<br />
als Psychologin in der Arbeit mit Krebspatienten<br />
beobachtet, dass jene eher verhärten,<br />
die sich einem ungerechten Schicksal<br />
hilflos ausgeliefert fühlen. Menschen, die<br />
einen Sinn auch in schlimmen Erfahrungen<br />
finden können, sind bereit, selbst in<br />
Lebenskrisen die Chance <strong>für</strong> einen Neubeginn<br />
zu sehen. Sehr enge Auffassungen<br />
darüber, wie Dinge zu sein haben, begünstigen<br />
ebenfalls das Auftreten einer Verbitterungsstörung.<br />
Die meisten Betroffenen lehnen psychologische<br />
Hilfe kategorisch ab und versperren<br />
sich damit selbst den Weg zur positiven<br />
Bewältigung der Kränkung.<br />
Was kann trotzdem helfen?<br />
Das 5-Punkte-Programm gegen das<br />
«verschlossene Herz»:<br />
1. Akzeptieren Sie, was geschehen ist<br />
Zum Leben gehören auch Niederlagen,<br />
Verluste und Schmerz. Wenn Sie der Meinung<br />
sind, dass gewisse Ereignisse niemals<br />
hätten stattfinden dürfen, befinden<br />
Sie sich im Kampf mit der Realität. Das ist<br />
nicht nur erschöpfend und frustrierend,<br />
sondern auch völlig sinnlos.<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
2. Lassen Sie alle Gefühle zu<br />
Verbitterung ist nichtgelebtes Gefühl.<br />
Die Bestsellerautorin Melody Beatty<br />
schreibt: «Ich werde oft gefragt: Ist es wirklich<br />
wichtig, ALLE Gefühle zu empfinden?<br />
Ja, das ist es. Ob Zorn, Trauer, Angst oder<br />
Frustration <strong>–</strong> jedes Gefühl, das auf unsere<br />
Lebensgeschiche eingewirkt hat, muss<br />
bewusst gemacht und anerkannt werden.<br />
Denn jede unterdrückte Emotion schwächt<br />
und erzeugt ein inneres Ungleichgewicht,<br />
das nicht nur zu Verbitterung, sondern<br />
auch zu Krankheit führen kann. Geben Sie<br />
verletzendes Verhalten gegenüber uns<br />
entschuldigen. Es heisst nur, die negative<br />
Energie loszulassen, um die eigene Seele<br />
und den Körper vor Schaden zu bewahren.<br />
Der Arzt Dr. Gerald Jampolsky, der<br />
sich speziell mit Nichtvergebenkönnen<br />
und Krankheit beschäftigt hat, sagt: «Verzeihen<br />
bedeutet, die Wunden nicht länger<br />
aufzukratzen, damit sie aufhören können<br />
zu bluten. Und: Nichtverzeihen ist das<br />
beste Rezept, um zu leiden <strong>–</strong> seelisch und<br />
körperlich.»<br />
Vergessen Sie nicht: Verbitterung<br />
logen die Fähigkeit, mit Lebensproblemen<br />
gelassen umzugehen. Um das zu erreichen,<br />
versetzen sich die Betroffenen in<br />
Rollenspielen in die Lage von Menschen,<br />
die andere gekränkt haben. Dieser Wechsel<br />
der Perspektive hilft, das eigene Problem<br />
zu relativieren. Ausserdem lernen die<br />
Patienten, unlösbare Probleme zu akzeptieren<br />
<strong>–</strong> statt darüber zu verbittern. Wie<br />
erfolgreich das junge <strong>Therapie</strong>konzept ist,<br />
muss erst ausgewertet werden. Ein paar<br />
seiner Patienten seien nach vielen Monaten<br />
Behandlung geheilt, andere immerhin<br />
V E R B I T T E R U N G T H E M A<br />
die Haltung auf, in der Sie nur erdulden,<br />
bringt Sie nicht einen Schritt weiter. Was<br />
«funktionsfähig», so Michael Linden.<br />
l<br />
kontrollieren oder innerlich immer mehr<br />
verhärten. Fühlen Sie, was auch immer es<br />
auch immer geschehen ist <strong>–</strong> öffnen Sie Ihr<br />
Herz erneut. Erst dann kann Liebe wieder<br />
L i t e r at u r h i n w e i s e<br />
in Ihrem Fall zu fühlen gibt, und lassen<br />
Sie dann los!»<br />
3. Sehen Sie den Sinn auch in leidvollen<br />
Situationen<br />
Vertrauen Sie darauf, dass JEDE Erfahrung<br />
Ihrer persönlichen Entwicklung dient<br />
und dass Sie den Nutzen oft erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt erkennen werden. Es<br />
kann auch hilfreich sein, sich mit spirituellen<br />
Fragen auseinanderzusetzen: Welchen<br />
Sinn hat dieses Leben? Wer bin ich<br />
wirklich, woher komme ich, wohin gehe<br />
fliessen. Für andere, aber in erster Linie<br />
<strong>für</strong> Sie selbst.<br />
Verbitterung schlimmer als<br />
Depression<br />
Der Psychiatrieprofessor Michael<br />
Linden hat an der Klinik <strong>für</strong> Rehabilitation<br />
in Teltow bei Berlin rund 150 PTED<br />
(Post-Traumatic-Embitterment Disorder)-<br />
Patienten behandelt. Er sagt: «Könnte ich<br />
wählen zwischen Depression und Verbitterung,<br />
ich würde mich <strong>für</strong> die Depression<br />
entscheiden. Verbitterung ist ein ungleich<br />
Der Weg zur inneren<br />
Stärke<br />
Melody Beatty, Heyne<br />
Verlag.<br />
Beattie führt den Leser<br />
anhand ihrer eigenen<br />
Lebensgeschichte behutsam<br />
zum Kontakt und zur<br />
Erfahrung mit der eigenen<br />
Seele heran. Das Buch inspiriert, gibt<br />
Hilfen und wunderbare Übungen, um zu<br />
sich zu finden.<br />
13<br />
ich? Ist es hilfreich, Gott in mein Leben<br />
einzubeziehen, und was könnte das <strong>für</strong><br />
mich bedeuten?<br />
4. Lieben Sie sich selbst<br />
Verbitterung vergiftet Seele und Körper.<br />
Wer sich selbst liebt, wird nicht auf<br />
Dauer in solch einem Zustand verharren<br />
wollen, weil er in höchstem Masse zerstörerisch<br />
ist. Wenn Sie über etwas sehr ver-<br />
härteres Schicksal.» Die Störung umfasse<br />
alle Lebensbereiche, sie gehe einher mit<br />
Verzweiflung, Aggression, Hoffnungslosigkeit<br />
und Denkblockaden.<br />
Die Ursachen der (plötzlich auftretenden)<br />
psychischen Störung sind noch weitgehend<br />
unbekannt. Grund da<strong>für</strong> sei eine<br />
gewisse Betriebsblindheit der Psychiater<br />
und Psychologen, glaubt Michael Linden.<br />
Verzeihen ist die grösste<br />
Heilung<br />
Gerald Jampolsky, Verlag Integral.<br />
Dieses Buch ist eine Offenbarung,<br />
um Leiden und Unglück<br />
von innen her zu heilen. Menschen,<br />
die von ganzem Herzen<br />
verzeihen können, sind gesünder<br />
und zufriedener als andere.<br />
bittert sind, überlegen Sie zunächst: Was<br />
tut mir trotzdem gut? Wie kann ich den<br />
Spassfaktor in meinem Leben erhöhen?<br />
Gibt es Menschen, die mir in meinem<br />
Elend nicht nur beipflichten, sondern<br />
neue Perspektiven aufzeigen? Versuchen<br />
Sie auch die Bachblüte «Willow». Die<br />
Blütentherapeutin Mechthild Scheffer:<br />
«Willow hat einen besonderen Nutzen <strong>für</strong><br />
Menschen, die sich ungerecht behandelt<br />
fühlen und mit dem Schicksal hadern. Sie<br />
sind enttäuscht, beleidigt und verbittert.<br />
Diese Blüte hilft zu einer versöhnlichen<br />
Lebenseinstellung,»<br />
5. Setzen Sie sich mit dem Thema<br />
«Verzeihen» auseinander<br />
Vergeben bedeutet NICHT, dass wir<br />
Früher hätten Experten das eigentliche<br />
Problem der Betroffenen nicht erkannt und<br />
sie ausschliesslich wegen ihrer Depressionen<br />
oder Aggressionen behandelt. Nach<br />
zirka zehn Jahren Forschung ist immerhin<br />
so viel klar: Das auslösende Ereignis trifft<br />
den Lebensmittelpunkt, bei Karrieristen<br />
die Arbeit, bei Familienmenschen die sozialen<br />
Beziehungen. Männer sind genauso<br />
oft betroffen wie Frauen, junge Menschen<br />
in gleichem Masse wie alte.<br />
Die Krise durch «Weisheit»<br />
meistern<br />
Behandelt wird die posttraumatische<br />
Verbitterungsstörung mit einer speziellen<br />
Verhaltenstherapie, der «Weisheitstherapie».<br />
Unter «Weisheit» verstehen Psycho-<br />
Die Original Bach-Blüten-<br />
<strong>Therapie</strong><br />
Mechthild Scheffer, Irisiana<br />
Verlag. Ein fundiert recherchiertes<br />
Werk, mit 4 Fragebögen,<br />
um einfach eine<br />
Auswahl der Blüten zu treffen.<br />
Die einzelnen «Negativ» -<br />
Zustände sind sehr genau<br />
beschrieben, so dass es leicht<br />
fällt, sich selbst darin wiederzuerkennen.<br />
A U T O R I N<br />
Mag. Sabine Standenat<br />
Klinische Psychologin<br />
Rolandweg 12/1, AT-1160 Wien<br />
Tel. +43(0)1-911 5267<br />
eMail: info@standenat.at<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
B E L A S T U N G S S TÖ R U N G T H E M A<br />
Posttraumatische Belastungsstörung<br />
<strong>–</strong> eine neue Geisel unserer Zeit?<br />
Als posttraumatische Belastungsstörung<br />
werden seelische, körperliche<br />
und psychosoziale Folgen von<br />
Extrembelastungen bezeichnet,<br />
die sich nicht nur im Krieg oder<br />
bei Geiselnahmen, sondern auch<br />
immer häufiger im Alltag finden.<br />
◗ Prof. Dr. med. Volker Faust<br />
14<br />
Nichts ist neu, schon gar nicht in der Psychiatrie,<br />
der Seelenheilkunde. Auch die<br />
Folgen von Extrembelastungen <strong>–</strong> seien es<br />
Krieg, Gewalt im Zivilleben oder Naturkatastrophen<br />
<strong>–</strong> sind seit Menschengedenken<br />
bekannt. Eindrucksvolle Schilderungen<br />
kennt man schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />
Der Begriff der «Schreckneurose»,<br />
wie man es damals nannte, ist über<br />
100 Jahre alt.<br />
Doch warum kommt man erst jetzt auf<br />
dieses Thema zurück, Betroffene hat es<br />
schliesslich seit je gegeben? Das geht vor<br />
allem auf die US-amerikanische Forschung<br />
bzw. die entsprechenden Kriege in Korea<br />
und insbesondere Vietnam zurück. Später<br />
erinnerte man sich auch zunehmend<br />
an zivile Opfer durch Extrembelastungen,<br />
denen die diagnostischen und therapeutischen<br />
Erkenntnisse der Militär-Psychiater<br />
und -Psychologen natürlich ebenfalls zugute<br />
kommen.<br />
Die häufigsten Extrembelastungen<br />
Zahlenmässig am häufigsten sind<br />
Krieg, Terrorismus, Vertreibung und<br />
Flucht. Aber auch individuelle Gewalteinwirkungen<br />
sollten nicht unterschätzt werden:<br />
Überfall, Entführung und Geiselnahme,<br />
Folterung, sexueller Missbrauch und<br />
Vergewaltigung und natürlich Unfälle im<br />
Strassen-, Schiffs- und Bahnverkehr, Nuklear-,<br />
Chemie- und Elektrounfälle sowie<br />
Naturkatastrophen. Zu Letzteren zählen<br />
Brände, Blitzschlag, Dammbrüche oder<br />
sonstige Überschwemmungen, Lawinen,<br />
Gebirgsunfälle und Erdbeben.<br />
Erdbeben sind übrigens unter den Naturkatastrophen<br />
besonders verunsichernd,<br />
weil sich das scheinbar festeste und sicherste<br />
Element, der Erdboden unter mir,<br />
als unverlässlich, ja als lebensbedrohend<br />
erweist.<br />
Opfer reagieren unterschiedlich<br />
Die Reaktion hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab. Zum einen gibt es Unterschiede<br />
in der Art der Belastung. Wichtig ist<br />
auch, ob das Ereignis überraschend oder<br />
halbwegs erwartet eintritt. Und schliesslich<br />
hängt vieles von der Ausgangspersönlichkeit,<br />
von Alter, Geschlecht, Dauer und<br />
vor allem der Regenerationsmöglichkeit<br />
ab. Wer sich zwischen mehreren (Extrem-)<br />
Belastungen nicht mehr erholen kann, verschleisst<br />
seine seelisch-körperlichen Reserven<br />
schneller und verschlechtert damit<br />
langfristig seine Heilungsaussichten.<br />
Im Übrigen muss es einen nicht einmal<br />
selber betreffen, man kann auch als<br />
Augenzeuge einer Extrembelastung zum<br />
posttraumatischen Opfer werden. Und<br />
wer schon mit einer körperlichen oder<br />
seelischen Krankheit bzw. einer mittel- bis<br />
langfristigen psychosozialen Belastung zu<br />
kämpfen hatte, also wiederum über weniger<br />
Reserven verfügt als unter normalen<br />
Bedingungen, wird mit beidem zusammen<br />
noch schlechter fertigwerden: altes Leiden<br />
und neue Belastung = schlechtere Heilungsaussichten.<br />
Wichtigste Krankheitszeichen<br />
Das Leidensbild der posttraumatischen<br />
Belastungsstörung ist nicht nur zermürbend,<br />
sondern auch verwirrend vielfältig.<br />
Vor allem sieht man es den meisten gar<br />
nicht an, sie leiden «nur» innerlich. Viele<br />
lassen überhaupt nichts raus, da sie ohnehin<br />
nicht erwarten, auf Verständnis zu<br />
treffen, besonders langfristig. Es ist wie<br />
bei der Trauerreaktion. Ein kurz aufwallendes<br />
Mitgefühl der Umgebung, dann<br />
aber soll sich der Betroffene wieder rasch<br />
zusammennehmen, damit er die anderen<br />
nicht unnötig belastet.<br />
Im Allgemeinen kommt es <strong>–</strong> nachdem<br />
die erste Schreck- oder Schockreaktion<br />
abgeklungen ist <strong>–</strong> zu einem Verlust an<br />
Lebensfreude, an Interesse, Aktivität, Initiative<br />
und Kreativität. Alles scheint wie<br />
weggeschmolzen. Dann «beisst» sich regelrecht<br />
ein ständiges, fast zwanghaftes<br />
Wiedererinnern mit ängstlicher Unruhe,<br />
Anspannung und Erregungsbereitschaft<br />
fest. Ausserdem zermürben Schlafstörungen<br />
und, wenn Schlaf sein darf, wird dieser<br />
oft gestört durch Angstträume.<br />
Manchmal entsteht auch das Gefühl,<br />
als ob sich das belastende Ereignis gerade<br />
wiederholt, bisweilen nur aufgrund eines<br />
belanglosen Auslösers aus der Umgebung<br />
oder durch reine Vorstellung. Daraus re-<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
sultiert dann ein entsprechendes Vermeidungsverhalten<br />
mit Rückzug und Isolationsgefahr.<br />
Schliesslich droht eine zunehmende<br />
Leistungseinschränkung, d.h. man kann<br />
seine Aufgaben nur noch mit grösster Anstrengung<br />
bewältigen.<br />
Das Ende ist von einer eigenartigen<br />
Schwermütigkeit geprägt, die allerdings<br />
wenig mit einer «klassischen Depression»<br />
zu tun hat. Es handelt sich mehr um eine<br />
«heimlich anfressende Resignation», eine<br />
Art gemütsmässige Betäubung bis Erstarrung,<br />
die der Umgebung eigentlich nur<br />
durch schwindende Anteilnahme an der<br />
von Mensch zu Mensch? Letzteres führt<br />
besonders nachhaltig zum Verlust des Vertrauens<br />
in den Mitmenschen schlechthin<br />
und hat ernste langfristige Folgen.<br />
<strong>Therapie</strong>ansätze<br />
Die Betreuung oder gar Behandlung<br />
einer posttraumatischen Belastungsreaktion<br />
bzw. -störung ist eine schwere Bürde,<br />
viel schwieriger, als sich die meisten vorstellen,<br />
selbst wenn sie (anfangs) guten<br />
Willens sind. Vor allem braucht es Geduld<br />
und Verständnis, und zwar über längere<br />
Zeit. Die Entscheidung trifft der Betroffene<br />
und nicht einmal er selber, sondern sein<br />
die der Helfer und Therapeuten zu klein<br />
ist. In solchen Fällen geschieht nur die<br />
notwendigste Versorgung, auch im seelischen<br />
Bereich. Auch pflegt das «kollektive<br />
Elend» einen gewissen Trost zu vermitteln,<br />
geht es doch vielen ähnlich.<br />
In Friedenszeiten sind posttraumatische<br />
Belastungsreaktionen zwar seltener,<br />
gewinnen aber durch Einzelfälle mitunter<br />
an erheblicher Beachtung, etwa durch Geiselnahme.<br />
Das mag ungerecht erscheinen,<br />
wenn man an die vielen unbeachteten Opfer<br />
denkt, denen es genauso schlecht ging<br />
und geht, hat aber auch einen Vorteil: Die<br />
B E L A S T U N G S S TÖ R U N G T H E M A<br />
Umwelt auffällt. Dazu drohen Zwangs-<br />
Zustand, dem er hilflos ausgeliefert ist.<br />
Gesellschaft wird auf dieses Phänomen<br />
gedanken, Merk- und Konzentrations-<br />
Zu den scheinbar banalen, aber sinn-<br />
aufmerksam.<br />
störungen, ja Vergesslichkeit und zahlreiche<br />
psychosomatisch interpretierbare<br />
vollen Selbst-Behandlungsempfehlungen<br />
gehört besonders die Bewegung in jeder<br />
So kann sich auch der gutwillige<br />
Nicht-Betroffene besser informieren und<br />
15<br />
Beschwerden ohne organische Ursache:<br />
Form, also nicht nur «gehen-gehen-ge-<br />
ggf. eine grössere Hilfe sein, als wenn er<br />
funktionelle Störungen, Missempfindun-<br />
hen», sondern auch «reden-reden-reden».<br />
sich plötzlich mit einem solchen Opfer<br />
gen oder gar Schmerzen im Bereich von<br />
Das kann den ge<strong>für</strong>chteten inneren Stau<br />
konfrontiert sieht, das durch die allge-<br />
Kopf, Herz, Kreislauf, Magen-Darm, Wir-<br />
(psychomotorische Blockierung) abbauen<br />
meine Verständnislosigkeit noch mehr zu<br />
belsäule, Gelenken, etc.<br />
helfen.<br />
leiden hat. Wichtig sind also entsprechen-<br />
Was die Umgebung vor allem mit-<br />
Körperliche Bewegung ist jederzeit<br />
de Grundkenntnisse, der Wille zur Hilfe,<br />
bekommt, ist eine bisher unbekannte<br />
machbar, wenngleich viel zu wenig prak-<br />
Nachsicht und Geduld <strong>–</strong> und vor allem die<br />
Übererregbarkeit im Sinne übersteiger-<br />
tiziert. Das Reden hingegen wird einem<br />
Kraft-Reserven, so etwas auch mittelfristig<br />
ter Wachsamkeit, Anspannung, Nervosi-<br />
manchmal schwer gemacht. Denn, wenn<br />
durchstehen zu können.<br />
tät und Schreckhaftigkeit und plötzliche,<br />
es sich um das immer gleiche Problem<br />
Deshalb kann es übrigens auch <strong>für</strong><br />
grundlose Angstattacken, ggf. vielleicht<br />
dreht und von immer gleichen Sympto-<br />
den Therapeuten nützlich sein, einen Teil<br />
sogar aggressive Durchbrüche <strong>–</strong> alles Re-<br />
men angeheizt wird, hört am Schluss nie-<br />
seiner Hilfe jenen Angehörigen, Freunden<br />
aktionen, die nach aussen nicht nachvoll-<br />
mand mehr hin. In einem solchen Falle<br />
oder gar Mitarbeitenden zukommen zu<br />
ziehbar sind.<br />
rede man halblaut mit sich selber, das ist<br />
lassen, die das Opfer privat, gleichsam Tag<br />
Das leitet einen Teufelskreis ein. Denn<br />
immer noch besser, als alles in sich hin-<br />
und Nacht ertragen und stützen müssen.<br />
wer lässt sich so etwas gefallen, wenn er<br />
einzufressen. Mit diesen beiden Massnah-<br />
Denn auf Dauer ist es nicht nur der Be-<br />
nicht weiss, auf was es zurückgeht. Und<br />
men kommt die Mehrzahl der Betroffenen<br />
troffene selber, sondern auch sein näheres<br />
selbst diejenigen, die die Ursache ken-<br />
halbwegs klar.<br />
Umfeld, das <strong>für</strong> eine solche Extrem-Belas-<br />
nen oder ahnen, sehen nicht ein, hier als<br />
In schwereren Fällen bedarf es aber<br />
tung oft länger als be<strong>für</strong>chtet zu «zahlen»<br />
«stellvertretende Prügelknaben» den Kopf<br />
einer stützenden psychotherapeutischen<br />
hat. Daraus resultieren im unglücklichsten<br />
<strong>für</strong> etwas hinzuhalten, was sie nicht ver-<br />
Behandlung, zu der notfalls auch Medika-<br />
Falle weitere «Schicksalsschläge», nämlich<br />
schuldet haben. Auf jeden Fall weiss nie-<br />
mente kommen dürfen, vor allem gegen<br />
eine labile seelische oder gar körperliche<br />
mand mit dieser Situation adäquat umzu-<br />
Schlafstörungen, innere Unruhe, Schreck-<br />
Gesundheit, eine bedrohte Partnerschaft<br />
gehen, auch der Betroffene nicht, der sich<br />
reaktionen und Depressionen. Aber auch<br />
sowie berufliche Einbussen oder gar Miss-<br />
selber immer fremder wird.<br />
hier muss der Therapeut oft stellvertre-<br />
erfolge.<br />
Was belastet am meisten?<br />
Vom Verlauf her unterscheidet man<br />
tend aushalten, was das Opfer in seiner<br />
Verzweiflung als «beispiellose Ungerechtigkeit»<br />
beklagt: Warum gerade ich? Das<br />
Man muss also bei den posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen einen langen<br />
Atem haben und weit in die Zukunft den-<br />
die kurz- bis mittelfristige posttraumati-<br />
ist nicht einfach, das braucht Erfahrung<br />
ken. Das ist zwar nicht bei jedem Opfer<br />
sche Belastungsreaktion und die länger-<br />
und Nerven.<br />
gleich, doch gilt auch hier: auf die Stillen<br />
fristige Belastungsstörung, die ein halbes<br />
oder ganzes Leben ruinieren kann. Zu<br />
den Einflussfaktoren, die die Dauer des<br />
Leidens mitbestimmen, gehört auch die<br />
Frage: Ist es eine Natur- oder technische<br />
Katastrophe, mit der man offenbar besser<br />
fertig wird? Oder ist der Auslöser «man<br />
made», wie der Fachausdruck heisst, also<br />
Nehmen posttraumatische<br />
Belastungsstörungen zu?<br />
In Kriegs- und Krisenzeiten nehmen<br />
posttraumatische Belastungsstörungen<br />
natürlich zu, mitunter explosionsartig. Sie<br />
werden aber in der Regel kaum beachtet,<br />
weil die Zahl der Betroffenen zu gross und<br />
oder still Gewordenen achten. l<br />
A U T O R<br />
Prof. Dr. med. Volker Faust<br />
SZfP Südwürttemberg Weissenau<br />
Wingartshofer Str. 2, DE-88214 Ravensburg<br />
Beitrag erstmals publiziert unter:<br />
www.psychosoziale-gesundheit.net<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />
Behandlung<br />
von Ängsten und<br />
Depressionen<br />
Auch wenn depressive Patienten<br />
zunächst keinerlei Hoffnung auf<br />
eine Besserung haben, so lassen<br />
sich doch depressive Störungen<br />
in aller Regel gut und wirksam<br />
behandeln. Neben der <strong>Therapie</strong><br />
16<br />
der akuten depressiven Episode ist<br />
dabei eine sinnvolle Rückfallprophylaxe<br />
wesentlich.<br />
Heute werden in aller Regel sowohl phytotherapeutische,<br />
schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten<br />
wie auch psychotherapeutische<br />
Massnahmen (z.B.<br />
Verhaltenstherapie) eingesetzt. Wichtig ist<br />
dabei, dem Patienten (und möglichst auch<br />
seinen Angehörigen) ein verständliches<br />
Erklärungsmodell und Begründungen <strong>für</strong><br />
die <strong>Therapie</strong> zu vermitteln, die dann auch<br />
durch ein klares und strukturiertes Vorgehen<br />
überprüfbar und nachvollziehbar sein<br />
sollte.<br />
Früher hat der Psychiater seinen Patienten<br />
darauf hingewiesen, dass eine Wirkung<br />
der Medikation (Antidepressiva) in<br />
aller Regel frühestens nach 2-3 Wochen<br />
einsetzt. Gibt ein Patient an, dass er bereits<br />
nach wenigen Minuten oder Stunden nach<br />
Einnahme eines SSRI (Serotoninwiederaufnahme-Hemmer)<br />
eine deutliche Stimmungsaufhellung<br />
spürt, ist dies zumeist<br />
kein wirklicher Medikamenteneffekt, aber<br />
ein (durchaus gewollter) Suggestionseffekt,<br />
der zur Heilung beitragen kann.<br />
Zudem hatte man die Sorge, dass zwar<br />
der Antrieb sich schon verbessern könnte,<br />
negative Stimmung und Denkverzerrungen<br />
mit Gedanken der Sinn- und Hoffnungslosigkeit<br />
und damit einhergehende<br />
Selbstmordgedanken jedoch bereits in<br />
den ersten Tagen der <strong>Therapie</strong> auftreten<br />
könnten. Daher hat man häufig bei mittelschweren<br />
und sehr ausgeprägten Depressionen<br />
in der Anfangsphase der <strong>Therapie</strong><br />
zusätzlich Angstlösende Medikamente<br />
(z.B. Lorazepam) gegeben.<br />
Eine neue Studie stellt diese Erfahrungen<br />
zwar nicht grundsätzlich in Frage,<br />
zeigt aber auch, dass ein erheblicher Wirkeffekt<br />
der modernen Medikamente bereits<br />
innerhalb der ersten 1-2 Tage der <strong>Therapie</strong><br />
auftreten kann. 57% des Wirkeffektes im<br />
Vergleich zu einer Placebokontrolle kann<br />
in den ersten zwei Wochen der Behandlung<br />
verzeichnet werden, häufig weisen<br />
die Patienten jedoch dann unter der weiteren<br />
Behandlung noch eine weitere Besserung<br />
auf. Während Angstgefühle und<br />
Anspannung bereits frühzeitig eine Besserung<br />
zeigen, können Schlafstörungen und<br />
auch Libidobeschwerden durchaus bis zu<br />
neun Wochen nach Behandlungsbeginn<br />
noch eine Besserung zeigen.<br />
Neuere Antidepressiva können<br />
Natrium verringern<br />
Eine noch nicht bei allen bekannte<br />
Komplikation gerade bei älteren Patienten<br />
ist ein Mangel des Blutsalzes Natrium.<br />
Die Hyponatriämie (= zu wenig Natrium<br />
im Blut) wird auf eine Beeinflussung des<br />
so genannten antidiuretischen Hormons<br />
(ADH) zurückgeführt. Man nennt dieses<br />
Syndrom auch SIADH (Syndrom der inadäquaten<br />
ADH-Ausschüttung). Die Folge ist<br />
ein tieferer Natriumspiegel, die durchaus<br />
eine Gefahr <strong>für</strong> die Patienten darstellen.<br />
57% des Wirkeffektes im<br />
Vergleich zu einer Placebokontrolle<br />
können in den<br />
ersten zwei Wochen der Behandlung<br />
verzeichnet werden,<br />
häufig weisen die Patienten<br />
jedoch dann unter der<br />
weiteren Behandlung noch<br />
eine weitere Besserung auf.<br />
Man geht davon aus, dass diese Problematik<br />
bei praktisch allen SSRI und<br />
den SNRI (Noradrenalinwiederaufnahme-<br />
Hemmer) auftritt. Als Konsequenz sollte<br />
der Hausarzt oder Psychiater regelmässig<br />
die Blutsalze kontrollieren. Sollten anhaltend<br />
niedrige Natriumwerte auffallen, ist<br />
ein Wechsel der Medikation wahrscheinlich<br />
erforderlich.<br />
Wirkstoff Doxepin<br />
Antidepressiva mit dem Wirkstoff Doxepin<br />
werden nicht nur bei Depressionen,<br />
sondern auch bei Angsterkrankungen,<br />
Schmerz und anderen Indikationen eingesetzt.<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Wichtig ist es, die Medikation regelmässig<br />
einzunehmen, da es <strong>für</strong> die gute Wirkung<br />
von Doxepin erforderlich ist, dass<br />
ein Wirkstoffspiegel im Blut vorhanden<br />
ist. Das bedingt leider auch, dass man die<br />
positive Wirkung der Medikation erst nach<br />
mehreren Tagen (in aller Regel 7-14 Tage)<br />
bis hin zu einigen Wochen richtig merkt.<br />
Dabei können bestimmte Symptome der<br />
Depression bereits abklingen, aber noch<br />
nicht alle negativen Effekte verschwunden<br />
sein (einige Patienten klagen sogar, dass<br />
sie anfänglich mehr Müdigkeit, Traurigkeit<br />
oder körperliche Beschwerden beim<br />
Abklingen der depressiven Störung unter<br />
Medikation zeigen).<br />
(rezidivierende depressive Störung) oder<br />
einer erhöhten familiären Risikokonstellation<br />
empfiehlt man zudem in einer etwas<br />
niedrigeren Dosierung eine so genannte<br />
Erhaltungstherapie mit Doxepin.<br />
Typische und häufige Nebenwirkungen zu<br />
Beginn der <strong>Therapie</strong>:<br />
l Magenbeschwerden wie Magendruck<br />
oder Appetitlosigkeit<br />
l Schwindel oder Benommenheit<br />
l Müdigkeit<br />
l trockener Mund<br />
l Appetitveränderungen, häufig auch<br />
Gewichtszunahme<br />
l Verstopfung (Obstipation)<br />
ren Form der Depression und sind einer<br />
<strong>Therapie</strong> mit Phytopharmaka zugänglich.<br />
Durch die <strong>Therapie</strong> <strong>–</strong> auch <strong>für</strong> mittel- bis<br />
langfristige Einnahmen <strong>–</strong> werden nicht<br />
nur die Angst-, sondern auch Folgezustände<br />
der Angst positiv beeinflusst, wie z.B.<br />
l leichte depressive Episoden ohne oder<br />
mit somatischen (körperlichen) Symptomen<br />
l rezidivierende (wieder auftretenden)<br />
depressiven Störungen mit gegenwärtig<br />
leichten Episoden<br />
l lavierte Depression (seelische Verstimmungen<br />
werden hier körperlich ausgedrückt)<br />
PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />
l Probleme beim Wasserlassen oder<br />
l Dysthymie (chronische Form einer Ver-<br />
Auch wenn die akute depressive Episode<br />
abgeklungen ist und man sich bereits<br />
häufiges Wasserlassen<br />
l Sehstörungen<br />
stimmung, aber keine Voll-Depression)<br />
l depressive Verstimmungen, die im<br />
17<br />
wieder besser fühlt, sollte man dennoch<br />
l reduziertes Sexualverlangen<br />
Rahmen des Klimakteriums (Wechsel-<br />
unbedingt die Antidepressivamedikation<br />
l Schwitzen<br />
jahre) auftreten<br />
weiter einnehmen! Ärzte empfehlen in<br />
aller Regel <strong>–</strong> zum Schutz vor einem Rückfall<br />
<strong>–</strong> eine weitere Einnahme während<br />
mindestens 3-6 Monaten. Bei einigen Pati-<br />
Phytotherapie <strong>–</strong><br />
das Heilen mit Pflanzen<br />
80% aller Patienten mit Depressionen<br />
l Winterdepression<br />
l Trauerreaktion<br />
l Niedergeschlagenheit und Resignation,<br />
Merk- und Konzentrationsstörun-<br />
enten mit wiederkehrenden Depressionen<br />
leiden an einer leichten bis mittelschwe-<br />
gen, v.a. bei Überforderung<br />
SISSEL ® Gesundheitsprodukte <strong>–</strong> <strong>für</strong> einen<br />
gesunden Schlaf, gutes Sitzen und Bewegung
PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />
l Reizbarkeit und aggressive Tendenzen<br />
l vegetative Symptome der Angst, wie<br />
funktionelle Beschwerden des Magen-,<br />
Darm- und Urogenitaltrakts<br />
Ängste, die im Rahmen klimakterischer<br />
Beschwerden auftreten, lassen<br />
sich gut mit Phytopharmaka therapieren.<br />
Gleichzeitig werden Hitzewallungen,<br />
Schlafstörungen und Schwindel günstig<br />
beeinflusst.<br />
Vorteil der Phytopharmaka ist, dass<br />
sie entspannend und angstlösend wirken,<br />
ohne zu sedieren. Allerdings muss erwähnt<br />
werden, dass bis zum Einsetzen der<br />
Passionsblume, Baldrian & Co.<br />
Schlafstörungen gehen regelmässig ei-<br />
ACHTUNG: Für die <strong>Therapie</strong> akuter Angststörungen<br />
sind Phytopharmaka nicht ge-<br />
vollständigen Anxiolyse (medikamentelle<br />
ner Depression voraus oder begleiten die-<br />
eignet bzw. nicht ausreichend wirksam,<br />
18<br />
Verminderung von Angstzuständen) in der<br />
Regel mindestens eine Woche vergeht.<br />
sen Zustand. Mit grossem Erfolg werden<br />
daher Baldrian (Valeriana officinals), Hop-<br />
da helfen nur chemisch-synthetische<br />
Anxio lytika (Angstlöser).<br />
fen (Humulus lupulus) und Passionsblu-<br />
Hypericumextrakte<br />
In der Phytotherapie von Depression<br />
me (Passiflora incarnata) eingesetzt. Auch<br />
die gewöhnliche Pestwurz, die viele alpine<br />
Lichttherapie<br />
Der Einsatz von Licht in der Behand-<br />
spielen die Hypericumextrakte (Johannis-<br />
Wanderwege im Frühling säumt, wird vor<br />
lung von Depressionen, insbesondere der<br />
kraut) in einer täglichen Dosierung von<br />
allem gegen Unruhe und Nervosität einge-<br />
Winterdepression (saisonale affektive Stö-<br />
500-800 mg eine besondere Rolle. Wie die<br />
setzt.<br />
rung/SAD), ist lange etabliert. Zwar kann<br />
neueste Cochrane-Metaanalyse (Linde K.<br />
et al: The Cochrane Library 2008, Issue 4)<br />
von 29 Studien bei über 5'000 Patienten<br />
belegen konnte, sind die Hypericumextrakte<br />
bei Major Depression erstens dem<br />
Placebo überlegen, zweitens vergleichbar<br />
wirksam wie synthetische Antidepressiva<br />
und verursachen drittens weniger Nebenwirkungen.<br />
Bis heute ist noch nicht abschliessend<br />
geklärt, welcher Bestandteil des Johanniskrauts<br />
der eigentliche Wirkungsträger ist.<br />
Zur Debatte stehen das Hypericin, Hyperforin<br />
sowie Flavonoide (wie Biapigenin<br />
und Rutin), denn diese Wirkstoffe setzen<br />
In einer ganzheitlichen <strong>Therapie</strong> depressiver<br />
Zustände darf jedoch eine phytotherapeutische<br />
Unterstützung der Leberfunktion<br />
in keinem Fall fehlen. Und zwar<br />
gibt es <strong>für</strong> diese etwas ungewöhnliche Indikation<br />
neue biochemische Erkenntnisse:<br />
Das hepatische Zytochrom P450 spielt<br />
eine wesentliche Rolle beim Stoffwechsel<br />
aller Hormone. Somit kann eine funktionelle<br />
Störung der Leber die Entstehung einer<br />
Depression massgeblich beeinflussen.<br />
Detoxierend und die Leberfunktion unterstützend<br />
sind: Löwenzahn, Mariendistel<br />
oder Wermut.<br />
diese Behandlung nicht immer eine Medikation<br />
überflüssig machen, doch kann<br />
einem Teil der Patienten durch die Lichttherapie<br />
(Leistung von ca. 10’000 Lux auf<br />
Augenhöhe) <strong>für</strong> 30-40 Minuten am Tag<br />
schon sehr geholfen werden.<br />
Licht spielt offensichtlich gerade bei<br />
Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis<br />
(Winterdepression bzw. saisonale<br />
Depressionen, dem prämenstruellen<br />
Syndrom bzw. der prämenstruell dysphorischen<br />
Störung, manisch-depressiven<br />
Störungen sowie beim Schlafphasenverlagerungssyndrom,<br />
z.B. bei Vorliegen einer<br />
ADHS-Veranlagung) eine grosse Rolle.<br />
am zentralen Nervensystem an und entfalten<br />
dort ihre Wirksamkeit. Es ist jedoch<br />
nicht auszuschliessen, dass auch andere<br />
Bestandteile des Johanniskrauts (Pseudohypericin,<br />
Xanthone, Gerbstoffe, ätherisches<br />
Öl) zur Wirkung beitragen.<br />
Auch Betroffene von Schlafstörungen,<br />
Wirkungseintritt<br />
Erst nach 3-5 Wochen kann mit einer<br />
zufrieden stellenden Wirksamkeit der Phytopharmaka<br />
gerechnet werden. Bei hoch<br />
dosierten Johanniskrautpräparaten kann<br />
ganz individuell bereits nach 2-3 Wochen<br />
eine deutlich erkennbare antidepressive<br />
Eine Lichttherapie bzw. Simulation von<br />
Sonnenaufgangsbeleuchtung bzw. Schlafphasenwecker<br />
können daneben auch dann<br />
sinnvoll sein, wenn sich der Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus bei Jugendlichen verändert und<br />
somit Probleme beim Aufstehen bzw. ein<br />
nicht erholsamer Schlaf auffallen.<br />
die in Zusammenhang mit einer Depression<br />
Wirkung eintreten. Es gibt Hinweise dar-<br />
Neuere wissenschaftliche Studien wei-<br />
auftreten, sprechen gut auf Johanniskraut<br />
auf, dass die Zeit durch die gleichzeitige<br />
sen darauf hin, dass eine Lichttherapie<br />
an, insbesondere wenn gleichzeitig ein Bal-<br />
Einnahme eines hoch dosierten Baldrian-<br />
auch bei biphasisch verlaufenden depres-<br />
drianpräparat mit verabreicht wird. Spre-<br />
präparates verkürzt werden kann. Tritt<br />
siven Störungen der manisch-depressiven<br />
chen die Patienten auf eine <strong>Therapie</strong> mit<br />
keine Besserung oder gar eine Verschlech-<br />
Störung wirksam sein kann und die Häufig-<br />
Johanniskrautzubereitungen an, ist die Be-<br />
terung oder Suizidgefährdung ein, müssen<br />
keit und Schwere der Episoden vermindert.<br />
handlung mindestens sechs Monate weiter-<br />
synthetische Antidepressiva verabreicht<br />
zuführen. Dabei sollte auch eine regelmä-<br />
und die Phytopharmaka ausgeschlichen<br />
Bisher ist nicht ganz klar, ob die Licht-<br />
ssige <strong>Therapie</strong>kontrolle beim Arzt erfolgen.<br />
werden.<br />
therapie allein beim PMS bzw. PMDD<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Hypericumextrakte sind<br />
erstens bei Major Depression<br />
dem Placebo überlegen,<br />
zweitens vergleichbar<br />
wirksam wie synthetische<br />
Antidepressiva und verursachen<br />
drittens weniger<br />
Nebenwirkungen.<br />
Nacht-Rhythmik zuständigen Botenstoffes<br />
Melatonin oder aber durch eine Lichttherapie<br />
gute Erfahrungen gemacht.<br />
Weitere allgemeine therapeutische<br />
Massnahmen<br />
l Psychotherapie: Wenn der Patient in<br />
der Lage ist, Konflikte zu verarbeiten.<br />
Während der depressiven Phase keine<br />
Konflikte bearbeiten!<br />
l Verhaltenstherapie: Durch Trainingsprogramme<br />
werden z.B. unter zunehmender<br />
Konfrontation mit dem<br />
angstauslösenden Stimulus die Angstreaktionen<br />
verlernt.<br />
l Tiefenpsychologische Psychotherapie:<br />
Wenn der Patient fähig ist, die Angst<br />
als Symbol <strong>für</strong> tiefer gehende persönliche<br />
oder soziale Konflikte zu sehen<br />
pressiven Zustände mit vermehrter Empfindlichkeit<br />
gegen Schmerzen einher. Bei<br />
einem ganzheitlichen Ansatz kommen<br />
folgende komplementäre Massnahmen in<br />
Frage: Akupunktur, Neuraltherapie, Osteopathie,<br />
Phytotherapie (Salix alba, Harpagophytum,<br />
Botswellia serrata), autogenes<br />
Training und die Technik der progressiven<br />
Muskelentspannung.<br />
Bei der ganzheitlichen Betreuung eines<br />
Patienten ist auch eine ausgewogene,<br />
eiweissarme, kohlenhydratreiche Kost mit<br />
viel Obst und Gemüse angesagt. Auch darf<br />
auf dem Menüplan eines Depressiven der<br />
Fisch aufgrund der ungesättigten Fettsäuren<br />
nicht fehlen. Zudem sollten die Patienten<br />
angehalten werden, auf Alkohol und<br />
Nikotin zu verzichten.<br />
l<br />
PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />
19<br />
wirksam ist. Häufig beobachtet wird je-<br />
und diese bearbeiten kann und will.<br />
Zusammengestellt durch die Redaktion aus<br />
doch ein Zusammenhang mit den hormo-<br />
l Hypnotherapie<br />
folgenden Quellen:<br />
nellen Zyklen des PMS und Stimmungsproblemen,<br />
die sich bei Vorliegen einer<br />
saisonal abhängigen depressiven Störung<br />
noch deutlich verstärken. Hier hat man<br />
Komplementäre Massnahmen<br />
und Ernährung<br />
Da das Serotonin die Schmerzschwel-<br />
http://web4health.info/de,<br />
http://www.achtung-lichtarbeit.de/<br />
pflanzenheilkunde.html<br />
Dr. med. Cesar Winnicki,<br />
entweder durch die Gabe des <strong>für</strong> die Tag-<br />
le physiologisch anhebt, gehen die de-<br />
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Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
T R A U M D E U T U N G P R A X I S<br />
20<br />
Die Bedeutung der Träume<br />
Das Wort «Bedeutung» steht <strong>für</strong> den «Sinn» von etwas, aber auch <strong>für</strong> dessen<br />
«Wichtigkeit». Alles, was uns im Leben begegnet, deuten wir, damit<br />
wir es verstehen und ihm einen Sinn geben können. Wir messen ihm<br />
zudem mehr oder weniger Wichtigkeit bei. Daraus wird ersichtlich, dass<br />
der Bedeutung ein subjektiver Faktor innewohnt und dass man sich über<br />
die Bedeutsamkeit eines Ereignisses streiten kann.<br />
◗ Christoph Gassmann<br />
In unserer westlichen Kultur, extravertiert<br />
und materialistisch, wird den Träumen<br />
wenig Bedeutung beigemessen. Das ist<br />
erstaunlich, denn die nächtlichen Träume<br />
bilden einen wesentlichen Bestandteil<br />
unseres Lebens. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />
konnten zeigen, dass unser<br />
schlafender Geist nicht ausgelöscht ist.<br />
Das Bewusstsein erlebt immer etwas, besonders<br />
in den so genannten REM-Phasen,<br />
die dem Wachzustand gleichen, in denen<br />
der Bewegungsapparat aber gelähmt ist.<br />
Nur die Augen bewegen sich rasch, woran<br />
man erkennen kann, dass im Schläfer<br />
etwas Lebhaftes vorgeht. In diesen Phasen<br />
ist das Traumerleben intensiv. Doch die<br />
meisten Menschen aus unserem Kulturkreis<br />
beachten es nicht und vergessen es<br />
augenblicklich.<br />
Unsere Kultur steht diesbezüglich<br />
ziemlich alleine da. Denn sowohl die alten<br />
schamanischen Stammeskulturen als<br />
auch die religiös geprägten Hochkulturen<br />
auf der ganzen Welt und in allen Zeitaltern<br />
richteten ihre Aufmerksamkeit auf das<br />
Träumen. Die alten Ägypter und die Griechen<br />
betrieben beispielsweise Traumtempel,<br />
wo die Menschen hinpilgerten, um<br />
Rat und Heilung zu finden. Nach umfangreichen<br />
Vorbereitungen, die sowohl körperliche<br />
Behandlungen, aber auch Spiele<br />
und Theater beinhalteten, schliefen die<br />
Pilger in der Traumhalle, um einen von<br />
Gott gesandten Heiltraum zu erhalten.<br />
Vom Römer Artemidorus, einem anderen<br />
Beispiel aus unserer Geschichte, ist ein<br />
Buch der Traumdeutung überliefert, das<br />
uns zeigt, dass zu jener Zeit die Träume<br />
auch zu Orakelzwecken verwendet wurden.<br />
Feldherren und Könige liessen ihre<br />
Träume deuten, bevor sie in den Krieg zogen;<br />
Kaufleute befragten das Traumorakel,<br />
bevor sie auf Handelsreise gingen, und<br />
Heiratswillige wollten wissen, ob ihnen<br />
die Ehe Glück, Kinder und Segen bringe.<br />
Freud’sche und Jung’sche Thesen<br />
Im letzten Jahrhundert wurde in Europa<br />
der Traum vor allem als psychisches<br />
Ereignis begriffen. Freud ist hier zu nennen.<br />
Doch er scheiterte damit, der Traumdeutung<br />
eine naturwissenschaftliche Basis<br />
zu geben. Mit seiner recht einseitigen Betonung<br />
der Sexualität als zentralem Sinn<br />
des seelischen Lebens und seiner Postulierung<br />
des «Unbewussten», in dem alle<br />
abgelehnten und unterdrückten seelischen<br />
Regungen hausen, machte er Furore und<br />
faszinierte. Eine Zeit lang wurde vieles<br />
im Freud’schen Sinne gedeutet, nicht nur<br />
die Träume, und überall glaubte man verpönte<br />
sexuelle Inhalte zu erkennen. Das<br />
führte gesellschaftlich, aber auch wissenschaftlich<br />
zu heftigen Abwehrreaktionen.<br />
Die Menschen wandten sich von<br />
ihrem Traumleben ab, weil sie sich nicht<br />
mit verdrängten und unangenehmen Inhalten<br />
auseinandersetzen wollten. C.G.<br />
Jung band seine Traumdeutung eher an<br />
philosophische Konzepte und entwickelte<br />
eine ausgeprägt dualistische Psychologie,<br />
in der jeder seelische Inhalt ein Gegenteil<br />
hat, beispielsweise die weibliche<br />
Anima und der männliche Animus oder<br />
die der Umwelt zugewandte Persona und<br />
der abgelehnte seelische Schatten. Kulturübergreifende<br />
seelische Inhalte nannte er<br />
Archetypen. Doch Jung wird heute aus<br />
dem Blickwinkel der Naturwissenschaften<br />
eher in die esoterische Ecke geschoben. In<br />
der objektivierenden Naturwissenschaft,<br />
zu der sich heute auch die Psychologie<br />
zählt, wird die subjektive Traumdeutung<br />
abgelehnt, da sie nicht beweisbar ist. Der<br />
Psychiater und Hirnforscher Allan Hobson<br />
liess sich sogar dazu hinreissen, die Träume<br />
als Abgase des schlafenden Gehirns zu<br />
bezeichnen.<br />
Psychologische Traumforschung<br />
Heute beschränkt sich die psychologische<br />
Traumforschung auf die Untersuchung<br />
der Hirnaktivitäten und wird als Teil<br />
In der Entspannung<br />
der Nacht nehmen<br />
Konzentration und auch<br />
das kritische Bewusstsein<br />
ab. Die Gedanken beginnen<br />
zu mäandern und<br />
assoziativ von Thema zu<br />
Thema zu hüpfen, gelegentlich<br />
konkretisieren sie<br />
sich in Bildern, Szenen<br />
und ganzen Erlebnisgeschichten,<br />
den Träumen…<br />
der Schlafforschung verstanden. Mittels<br />
standardisierter Inhaltsanalyse wird zudem<br />
der Frage nachgegangen, wovon die<br />
verschiedenen Menschen überhaupt träumen.<br />
Im geisteswissenschaftlichen und im<br />
anthropologischen Bereich wird erforscht,<br />
welche Bedeutung den Träumen in der Literatur<br />
und in anderen Kulturen beigemessen<br />
wird. Im deutschen Sprachraum gibt<br />
es leider nur noch wenige Professoren,<br />
die sich diesem Thema widmen. Im angelsächsischen<br />
Sprachraum ist die Situation<br />
etwas besser. Auch in der Psychotherapie<br />
spielt die Traumdeutung meist keine grosse<br />
Rolle mehr. Die Freud’schen Psychoanalytiker<br />
verstehen die Träume nicht mehr<br />
als Königsweg zum Unbewussten. Einzig<br />
die Jung’schen Analytiker beschäftigen<br />
sich noch eingehend mit dem Thema.<br />
Was ist der Sinn der Träume?<br />
Wir wissen, dass alles in unserem<br />
Körper mindestens eine Funktion hat,<br />
meist aber mehrere. So müssten die Träume<br />
eigentlich auch eine Funktion, einen<br />
Sinn haben, ob erinnert und gedeutet<br />
oder nicht. Es gibt bisher keine allgemein<br />
wissenschaftlich anerkannte Funktion<br />
der Träume. Von Bedeutung ist aber die<br />
Erkenntnis, dass diese vermutlich beim<br />
Lernen eine wichtige Rolle spielen. Im<br />
Traum werden die täglichen Erfahrungen<br />
und Lerninhalte verarbeitet und in das riesige<br />
Netzwerk der bisherigen Erfahrungen<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Leben meistern können. Sie brauchen deshalb<br />
Schutz und Anleitung. Im Erwachsenenalter<br />
sollten aber mit zunehmendem<br />
Alter die Angstträume abnehmen. Tun<br />
sie das nicht oder treten sie plötzlich gehäuft<br />
auf, wiederholt sich ein Angstthema<br />
im Traum auf ewig gleiche Weise, ohne<br />
dass eine Veränderung oder Entwicklung<br />
erkennbar ist, so darf das nicht ignoriert<br />
werden. Neben dem Gespräch mit Vertrauenspersonen<br />
sollte dann eventuell eine<br />
psychotherapeutische Fachperson aufgesucht<br />
werden.<br />
T R A U M D E U T U N G P R A X I S<br />
integriert und gespeichert. Da<strong>für</strong> spricht<br />
auch die assoziative Natur der Träume.<br />
Bei der kreativen Entwicklung von neuen<br />
Ideen dürften sie ebenfalls eine Rolle spielen.<br />
Es ist nicht zuletzt anzunehmen, dass<br />
die Träume notwendig sind, um die Aufrechterhaltung<br />
des psychischen Gleichgewichtes<br />
zu gewährleisten.<br />
Beeinflussende Faktoren der<br />
Träume<br />
In erster Linie sind es aktuelle Erfahrungen<br />
und Gedanken der letzen Tage,<br />
aber auch Ereignisse und Erlebnisse aus<br />
fernerer Vergangenheit. In den Träumen<br />
spiegeln sich die Weltsicht des Träumers,<br />
seine Überzeugungen, seine Be<strong>für</strong>chtungen,<br />
seine Wünsche und seine Hoffnungen.<br />
Auch sind die so genannten Leibreize<br />
zu erwähnen. Die Sinne sind während des<br />
Traumes nicht ausgeschaltet und so kann<br />
eine unangenehme Lage des Körpers im<br />
Bett, ein Lichtschein oder ein Geräusch<br />
seinen Weg in den Traum finden und im<br />
Sinne der aktuell laufenden Traumgeschichte<br />
uminterpretiert werden. Es ist<br />
zudem gelegentlich erkennbar, dass sich<br />
Körperzustände wie Spannung, Schmerz<br />
und Funktionsstörungen im Traum ausdrücken.<br />
In der Nacht befindet sich unser Bewusstsein<br />
in einem anderen Zustand.<br />
Während wir am Tag meist durch unsere<br />
Sinne von der Aussenwelt in Anspruch genommen<br />
werden, sind wir in der stillen<br />
und dunklen Nacht auf uns zurückgeworfen.<br />
In der Entspannung nimmt die Konzentration<br />
und damit auch das kritische<br />
Bewusstsein ab. Die Gedanken beginnen<br />
zu mäandern und assoziativ von Thema<br />
zu Thema zu hüpfen, gelegentlich konkretisieren<br />
sie sich in Bildern, Szenen und<br />
ganzen Erlebnisgeschichten, den Träumen<br />
eben. Themen, Stimmungen und Gefühle,<br />
die wir infolge unserer Konzentration<br />
auf die Ereignisse des Tages ausgeklammert<br />
haben, treten in den Vordergrund,<br />
beispielsweise Gefühle der Angst. Diese<br />
können uns in Träumen oder auch in<br />
schlaflosen Phasen der Nacht in Anspruch<br />
nehmen. Gelegentlich tun sie das in überproportionaler<br />
Weise, so dass wir sie nicht<br />
mehr zur Seite schieben können. Sie verlangen<br />
nach Aufmerksamkeit und daher<br />
ist es sinnvoll, ihnen diese auch zu schenken,<br />
sie eventuell mit einem Partner oder<br />
mit Freunden zu besprechen und allenfalls<br />
geeignete Massnahmen zu ergreifen, damit<br />
sie nachlassen oder behoben werden.<br />
Ängste und Angstträume<br />
Ängste sind normal, sie sind Zeichen<br />
der Überforderung, die in verschiedenen<br />
Lebensabschnitten gelegentlich auftreten<br />
können. Kinder haben häufiger Ängste<br />
und Angstträume in Anbetracht ihrer bescheidenen<br />
Fähigkeiten, mit denen sie das<br />
Das Traumtagebuch<br />
Träume haben einen psychodiagnostischen<br />
Wert: In ihnen spiegeln sich die<br />
Seele und das Erleben des Träumers. Sie<br />
geben Auskunft über seine Befindlichkeit,<br />
über seine Erfahrungen, über seine Fähigkeiten<br />
und über seine Sorgen. In ihnen<br />
können unter Umständen frühzeitig psychische<br />
Ungleichgewichte erkannt werden,<br />
die sich mit der Zeit in chronischen<br />
Verspannungen und schliesslich in Funktionsstörungen<br />
und Erkrankung der Organe<br />
ausdrücken. Es können zudem Wesenszüge<br />
erkannt werden, die man sonst gerne<br />
übersieht. Die Träume sind ein Spiegel,<br />
der zur Selbsterkenntnis genutzt werden<br />
kann. Wer sich darauf einlässt und eigenständig<br />
ein Traumtagebuch führt, kann zudem<br />
eine zusätzliche Dimension, eine ganze<br />
Welt entdecken, die in Komplexität und<br />
Reichtum durchaus dem Wachleben ebenbürtig,<br />
aber zugleich anderen Gesetzen<br />
unterworfen ist. Leider klammert unsere<br />
extravertierte westliche Kultur diese reiche<br />
Dimension des Erlebens weitgehend aus<br />
und es gilt, neue Brücken zu bauen, um<br />
die Kluft des Bewusstseins zwischen Tag<br />
und Nacht zu überwinden, sei es, indem<br />
man sich an Träume erinnert und anderen<br />
erzählt, sei es, indem man sie aufschreibt.<br />
Es braucht bloss Block und Bleistift dazu<br />
sowie ein paar Fachbücher oder Ratgeber<br />
zum Thema. Traumsymbollexika sind weniger<br />
hilfreich, da ein Traumsymbol nur<br />
im Kontext des Traumes und im Kontext<br />
des Träumers verstanden werden kann. l<br />
A U T O R<br />
Christoph Gassmann<br />
dipl. Psychologe FH<br />
Einsiedlerstrasse 326, 8810 Horgen<br />
Tel. 044-725 72 60<br />
http://schrift-und-traum.ch<br />
http://traumring.info<br />
21<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
T R A U M A - B E H A N D L U N G P R A X I S<br />
22<br />
Chancen der Körpertherapie in<br />
der Trauma-Behandlung<br />
Nach Freud ist ein Trauma ein Durchbruch in der Schutzreflexbarriere des<br />
Individuums. Dieser Durchbruch kann zu überwältigender Hilflosigkeit,<br />
Angst, Wut, etc. führen. Diese Gefühle können bei längerem Bestehen<br />
deutliche somatopsychische Reaktionsveränderungen bewirken und zugleich<br />
durch Abspaltung des Denkens vom Fühlen verdrängt werden.<br />
◗ Dr. Klaus G. Weber<br />
Nicht das objektive Geschehen <strong>–</strong> allein die<br />
körperliche oder psychische Verletzung im<br />
engeren Sinne <strong>–</strong>, vielmehr die subjektive<br />
Verarbeitung bestimmt im Wesentlichen<br />
die traumatische Qualität eines Ereignisses.<br />
Wichtige Faktoren sind dabei der Kontext<br />
des Ereignisses: die Sozialisation, die innere<br />
Beurteilung und die innere Vorbereitung<br />
auf die Gefahr. Frühere ähnliche Traumen<br />
können eine Summationsreaktion auf aktuelle<br />
kleinere Belastungen auslösen.<br />
Gefühle und Körperwahrnehmungen<br />
sind eng miteinander gekoppelt. Angst<br />
empfinden wir körperlich anders als Geborgenheit,<br />
Langeweile anders als freudige<br />
Neugier. Eine traumatische Erfahrung<br />
wird deshalb immer auch körperlich gespeichert,<br />
be- und verarbeitet.<br />
Körpertherapien können über taktile<br />
Reize den Hirnstamm anregen. Das ruft<br />
seinerseits Emotionen (Mittelhirn) und<br />
Erinnerungen (Grosshirn) wach. Zugleich<br />
wird durch neue Eindrücke die Verarbeitung<br />
im Kontext verändert.<br />
Unter Berücksichtigung der physiologischen<br />
Gegebenheit eignen sich Körpertherapien<br />
wie die Massage, kombiniert mit<br />
Bewegungselementen, unterstützend in<br />
der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen.<br />
Zu diesem Beschwerdebild<br />
zählen neben den bekannten psychosozialen<br />
Veränderungen auch zahlreiche<br />
körperliche Beschwerden.<br />
Trauma-Kategorien<br />
Für die Praxis ist die Unterscheidung<br />
unterschiedlicher Trauma-Qualitäten sehr<br />
nützlich (Peter Levine und andere). Die<br />
Traumakategorien überschneiden sich oft.<br />
Physische und psychische Komponenten eines<br />
Traumas sind schwer genau zu trennen.<br />
Die ersten beiden Trauma-Kategorien<br />
können gut in die körpertherapeutische<br />
Behandlung mit einbezogen werden:<br />
l Hochgeschwindigkeitsstrauma <strong>–</strong> auch<br />
ohne schwere körperliche Verletzung <strong>–</strong><br />
z.B. Verkehrsunfall, Skiunfall<br />
l Unfalltrauma mit Verletzung<br />
Menschen mit den nachstehenden<br />
Traumaerfahrungen benötigen unbedingt<br />
einen speziell erfahrenen Therapeuten.<br />
Zusätzlich kann eine Körpertherapie eine<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
l Gewalttrauma wie tätlicher Angriff,<br />
Überfall, Krieg<br />
l Naturkatastrophen z.B. Erdbeben, Fluten,<br />
Sturm<br />
l Emotionale Traumen: schwerer Verlust,<br />
Augenzeuge von Gewalt, etc.<br />
l Sexueller Missbrauch, schwere Misshandlung,<br />
ritueller Missbrauch<br />
Trauma als Beziehungsstörung<br />
Die Folge eines klinisch bedeutsamen<br />
Traumas ist immer auch eine Beziehungsstörung<br />
des Menschen zu sich selbst, des<br />
Menschen zu anderen Menschen, des<br />
Menschen zu seiner Umwelt. In jedem<br />
Fall wurde die tief greifende Erfahrung gemacht,<br />
dass wir als Individuum nicht mehr<br />
unsere eigene körperliche oder seelische<br />
Unversehrtheit gewährleisten konnten.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
<strong>Therapie</strong>n, die über Berührung arbeiten,<br />
wie die Massage oder die Ortho-<br />
Bionomy, können an dieser Stelle sehr<br />
heilsam wirken. Wenn wir uns Zeit lassen,<br />
achtsam auf den Patienten und seine Bedürfnisse<br />
eingehen, wenn wir seine Rückmeldungen<br />
respektieren, dann können<br />
diese Beziehungsstörungen heilen.<br />
Wir sollten mit der Massage, der Bewegungsübung,<br />
der Positionierung dort<br />
beginnen, wo der therapeutische Griff als<br />
sicher und angenehm empfunden wird.<br />
Damit stärken wir die vertrauensvolle Beziehung<br />
des Menschen zu sich selbst, weil<br />
er sich nicht über ein Defizit wahrnimmt.<br />
Zugleich stärken wir seine Beziehung zu<br />
anderen Menschen über die exemplarische<br />
therapeutische Begegnung. Der Patient erfährt<br />
als Person eine Stärkung. Die Ressourcen<br />
zu stärken gehört zu den grundlegenden<br />
Prinzipien einer Traumatherapie.<br />
Nach der Vergewisserung des schmerzfreien,<br />
wohltuenden Kontaktes können wir in<br />
späteren Sitzungen langsam und in Rücksprache<br />
mit dem Patienten Körperregionen<br />
einbeziehen, die symptomatisch belastend<br />
sind, sich der angemessenen Selbstorganisation<br />
entzogen haben. So wachsen das<br />
Vertrauen und die Fähigkeit des Patienten<br />
in seine eigene Kompetenz, mit belastenden<br />
Situationen umgehen zu können.<br />
Physiologische und unphysiologische<br />
Abfolgen der Stressverarbeitung<br />
Nach Peter Levine gibt es eine physiologische<br />
Abfolge der Reaktionen auf<br />
potenziell traumatisierende Reize/Einflüsse.<br />
Die Traumaverarbeitung kann in jeder<br />
dieser physiologischen Stufen «stecken<br />
bleiben». Wenn wir dieses Fixiertsein auf<br />
einer Reaktionsstufe erkennen, eröffnen<br />
sich gute Behandlungsoptionen.<br />
1. Physiologische Abfolge<br />
1.1 Orientierungsphase <strong>–</strong> Orientierungsreflexe<br />
a) Signalwahrnehmung <strong>–</strong> Achtsamkeit <strong>–</strong><br />
Muskelanspannung (Vorkontraktion)<br />
b) Räumliche Zuordnung des Signals <strong>–</strong> Extension<br />
der HWS/BWS (hebt den Kopf)<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
c) Umfeldprüfung, z.B. Panoramablick,<br />
Lauschen, Riechen, etc.<br />
d) Einordnung: harmlos, dann Ruhe; gefährlich,<br />
dann Verteidigungsreflexe<br />
Deutliche Veränderungen in der Um-<br />
1.3 Abklingphase<br />
Bei Tieren wird die ungenutzte Spannung<br />
der Reaktionsphase durch Zittern,<br />
etc. abgebaut. Menschen, die Reaktionen<br />
wie Zittern, Weinen, Schimpfen, Unterdrücken,<br />
bleiben oft schreckensstarr,<br />
reagieren die Spannung häufig nicht genügend<br />
ab, unterdrücken stattdessen die<br />
Selbstwahrnehmung,<br />
intellektualisieren<br />
und speichern dabei den Stress. Sie verlernen<br />
die angemessenen, entlastenden<br />
Handlungen, entwickeln belastende Reaktionsmuster<br />
und verhalten sich dissoziiert.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Zittern und Zucken werden bewusst<br />
gemacht oder durch Schüttelungen, etc.<br />
sogar betont.<br />
2. Totstellreflex als Notregulation<br />
Das Totstellen (Ohnmacht) tritt ein,<br />
3.2 Integration des Traumas in das<br />
Körperschema<br />
Bei bleibenden Belastungen (z.B. Narben)<br />
und anhaltender emotionaler Spannung<br />
organisiert sich der Mensch um das<br />
Trauma herum. Achtung! Ein lokales Unbehagen/Symptom<br />
kann in Folge eines<br />
ungenügenden Integrationsmusters eintreten.<br />
Es ist nicht notwendigerweise ein<br />
Hinweis auf ein Trauma an dieser Stelle.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Kontralaterale Behandlung und kombinierte<br />
<strong>Therapie</strong> reli und obenunten.<br />
3.3 Übererregung der Emotionen und<br />
Sinneskanäle<br />
Sinneskanäle können überempfindlich<br />
oder blockiert sein, bestimmte Emotionen<br />
unterdrückt, abgeschwächt, dauernd<br />
latent oder offen präsent sein, zwanghaft<br />
T R A U M A - B E H A N D L U N G P R A X I S<br />
23<br />
gebung werden gut wahrgenommen und<br />
wenn der Mensch nicht in der Lage ist,<br />
mit wenig Variation immer wieder erlebt<br />
ermüden die Orientierung kaum. Gleich-<br />
auf eine Gefährdung angemessen zu re-<br />
werden.<br />
mässig wiederholte starke Reize ermüden<br />
nach einer Phase der Überstimulation,<br />
können abstumpfen, was dann zu einer<br />
mangelhaften Gefahrvermeidung oder Abwehr<br />
führt.<br />
Hinweis auf ein Trauma während der<br />
Orientierungsphase: Überwachsamkeit <strong>–</strong><br />
ein Patient kann nicht zur Seite der Traumaeinwirkung<br />
schauen oder zeigt in der<br />
Wahrnehmung einen «blinden Fleck» <strong>–</strong><br />
oder er muss umgekehrt dauernd in die<br />
Einwirkrichtung schauen.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Wir helfen unseren Patienten durch<br />
Massagen, isotonische Übungen und ortho-bionomische<br />
Entlastungspositionierungen,<br />
die Beweglichkeit der HWS wiederzugewinnen,<br />
üben die Augenbewegung<br />
und das Richtungshören.<br />
1.2 Reaktionsphase<br />
Flucht: z.B. Bewegen der Füsse und<br />
Beine (Weglaufen)<br />
Angriff: z.B. Ballen der Fäuste<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Wenn unter einer Behandlung motorische<br />
Unruhe auftritt oder ein unwillkürliches<br />
Öffnen und Ballen der Fäuste, dann<br />
bestärken wir den Patienten darin, diese<br />
Bewegungen langsam und bewusst zu<br />
wiederholen und zu betonen. Wenn dabei<br />
Emotionen wie Wut bewusst werden,<br />
ermutigen wir unsere Patienten, z.B. mit<br />
einem Polster auf die Liege zu dreschen.<br />
agieren. Durch übermächtige Angst, Panik,<br />
Verzagen kann es emotional und körperlich<br />
zu Reaktionen kommen wie beim<br />
Totstellreflex in der Tierwelt. Nach einem<br />
körperlichen Trauma kann analog zum<br />
globalen Totstellen ein lokaler Tonusverlust<br />
eintreten z.B. segmentale Instabilität<br />
der WS nach wiederholter Chirotherapie.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Entlastungsbehandlung der Umgebung<br />
z.B. detonisierende Massagen, Ortho-Bionomy;<br />
keine Sportmassagen, etc., um das<br />
Gewebe nicht zusätzlich zu überreizen.<br />
3. Unphysiologische oder<br />
unvollständige Abfolge<br />
3.1 Unvollständige Auflösung der<br />
physiologischen Spannung<br />
Kleinere Traumen lösen oft keine<br />
spontane, emotionale und physiologische<br />
Reaktion aus. Die unterschwellige Spannung<br />
steigt durch Traumaaddition. Die<br />
Unterdrückung der Wahrnehmung und<br />
emotionale Abspaltung können zu einem<br />
belastenden Vermeidungsverhalten führen.<br />
Jede Bewegung/Aktivität/Wahrnehmung/Emotion,<br />
die an das Ereignis erinnert,<br />
wird vermieden/ausgeblendet.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Bei entsprechender Anamnese mit<br />
kurzen, niedrig dosierten <strong>Therapie</strong>einheiten<br />
beginnen, um schrittweise eine Reduktion<br />
des posttraumatischen Stresses zu<br />
erreichen.<br />
<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />
Die Wahrnehmung von Qualitätsvariationen<br />
innerhalb eines therapeutischen<br />
Verfahrens mit dem Patienten trainieren.<br />
In der Ortho-Bionomy fragen wir immer<br />
wieder: «Ist diese Bewegung, diese Position,<br />
dieser Druck angenehm, neutral,<br />
unangenehm, schmerzhaft, langweilig,<br />
beunruhigend, etc.» Mit der Ausdifferenzierung<br />
der körperlichen Wahrnehmung<br />
wird die Spannbreite der emotionalen<br />
Wahrnehmungs- und Reaktionsmöglichkeiten<br />
ebenfalls vergrössert.<br />
Fazit<br />
Körpertherapien können unter Berücksichtigung<br />
der Vorgeschichte, des Befundes<br />
und der aktuellen Befindlichkeit unserer<br />
Patienten von grossem Nutzen bei der<br />
Behandlung posttraumatischer Beschwerden<br />
sein.<br />
l<br />
Verwendete Literatur:<br />
Weber, K., Wiese M.; Weiche manuelle Techniken<br />
der Ortho-Bionomy® 2. Auflage, Sonntag, Stuttgart<br />
2005<br />
Wiese M., Weber K.; Dynamische und energetische<br />
Techniken in Physiotherapie und Manueller<br />
Medizin, Sonntag, Stuttgart 2006<br />
Weber K., Bayerlein R.; Neurolymphatische Reflextherapie<br />
nach Chapman und Goodheart, 2. überarbeitete<br />
Auflage, Sonntag, Stuttgart 2007<br />
A U T O R<br />
Dr. med. Klaus G. Weber<br />
Deutsches Institut <strong>für</strong> Ortho-Bionomy ®<br />
Buttenwegle 10, DE-72108 Rottenburg<br />
Tel. +49-(0)7472-24796<br />
www.ortho-bionomy.de<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
K I N E S I O LO G I E P R A X I S<br />
24<br />
Ängste mit Kinesiologie<br />
bewältigen<br />
Ängste gehören zu unserem Leben.<br />
Sie können jedoch so ausgeprägt<br />
sein, dass eine professionelle<br />
Hilfestellung nötig und sinnvoll ist.<br />
Die komplementär-therapeutische<br />
Methode Kinesiologie eignet sich<br />
hervorragend, um Ängste abzubauen<br />
und zu bewältigen.<br />
◗ Rita Leibundgut-Ingold<br />
Angst kennt viele Gesichter<br />
Angstgefühle kennen wir alle. Angst<br />
haben vor…, sich <strong>für</strong>chten, lähmende<br />
Angst, vor Angst erstarren, Angst haben<br />
um… <strong>–</strong> unsere Sprache ist voller Ausdrucksmöglichkeiten,<br />
um die verschiedenen<br />
Spielarten und Schattierungen der<br />
Angst zu beschreiben. Angst gehört zu unserem<br />
Leben wie andere Gefühle auch. Die<br />
Angstreaktion ist in unserem Körper als lebenserhaltender<br />
Reflex angelegt und soll<br />
uns vor Bedrohung, Verletzung und Tod<br />
schützen. Die Reaktion läuft automatisch<br />
und unbewusst ab und stellt im Körper<br />
Energie bereit, um flüchten oder notfalls<br />
kämpfen zu können. Jede Sinneswahrnehmung<br />
kann <strong>–</strong> wenn sie von unserem Gehirn<br />
als Gefahrensignal interpretiert wird<br />
<strong>–</strong> eine Angstreaktion auslösen.<br />
Angst kann als leichtes Unbehagen<br />
wahrgenommen werde, als Kloss im Hals<br />
oder Druck in der Magengegend. Die Anspannung<br />
kann sich mental als Blackout<br />
auswirken oder sich bis zur Todesangst<br />
steigern. Starke Angstzustände gehen<br />
oft mit körperlichen Begleiterscheinungen<br />
einher wie Herzklopfen, Schwitzen,<br />
Schwindelgefühlen, Schwäche oder<br />
«Ameisenlaufen» im Körper. Angst kann<br />
so überwältigend erlebt werden, dass die<br />
ganze Lebensführung massiv erschwert<br />
ist. Auf der Website der Angst- und Panikhilfe<br />
Schweiz <strong>–</strong> einer Selbsthilfeorganisation<br />
<strong>–</strong> ist zu lesen, dass Ängste die häufigste<br />
psychische Störung im Kindes- und<br />
Jugendalter bilden und in der Schweiz pro<br />
Jahr 700‘000 Menschen wegen Angst in<br />
Behandlung sind.<br />
Abb. 1. Der Muskeltest kann stehend, sitzend oder liegend durchgeführt werden.<br />
Angst in der kinesiologischen<br />
Praxis<br />
In der kinesiologischen Praxis begegnen<br />
wir Kindern und Erwachsenen, die<br />
unter ihren Ängsten leiden und sich als<br />
blockiert erleben. Sie können nicht (mehr)<br />
das tun, was ihnen entsprechen würde.<br />
Ängste können sich als grosses Hindernis<br />
im Zusammenleben auswirken und dieses<br />
bestimmen. Sie können so ausgeprägt<br />
werden, dass sie Kontrolle über das eigene<br />
Leben und das der Angehörigen ausüben.<br />
Wir erleben Kinder, die sich vor der<br />
Dunkelheit <strong>für</strong>chten und abends ohne Anwesenheit<br />
eines Elternteils nicht einschlafen<br />
können. Kinder oder Erwachsene, die<br />
sich vor Hunden, Spinnen, Mäusen oder<br />
anderen Objekten <strong>für</strong>chten, suchen Hilfe<br />
in der Kinesiologie-Praxis. Diese Menschen<br />
leiden unter sogenannten Phobien.<br />
Im Kindergartenalter begegnen uns<br />
Kinder, die sich nicht von ihren Müttern<br />
lösen können und panisch reagieren,<br />
wenn sie die Bezugsperson aus den Augen<br />
verlieren. Schulkinder haben Angst vor<br />
dem Schulweg, dem Pausenplatz, vor der<br />
Klasse zu sprechen, vor Tests und vielen<br />
weiteren Situationen. In extremen Fällen<br />
kann sich die Angst so steigern, dass es<br />
zu einer Schulverweigerung kommt. Es<br />
Abb. 2. Test des Psoas <strong>–</strong> dieser Muskel wird dem<br />
Nieren-Meridian zugeordnet, welcher einen Bezug<br />
zum Thema Angst hat.<br />
gibt aber auch Erwachsene, die sich in<br />
Prüfungssituationen blockiert fühlen und<br />
ihr Wissen nicht mehr abrufen können.<br />
Schlaflosigkeit, sich drehende Gedanken<br />
und Konzentrationsschwierigkeiten können<br />
Symptome einer Angststörung oder<br />
von anhaltenden Stresssituationen sein.<br />
Ein erfolgreicher Berufsmann im Aussendienst<br />
hat von einem Tag auf den andern<br />
plötzlich einen Angstanfall. Ohne<br />
äusseren Grund gerät er in einer Sitzung<br />
in einen äusserst unangenehmen Zustand:<br />
Das Herz rast, es wird ihm übel und er will<br />
nur noch raus. Diese Situation wird als so<br />
bedrohlich erlebt, dass er nicht mehr wagt,<br />
sich ans Steuer zu setzen. Eine ärztliche<br />
Abklärung zeigt, dass Herz und Kreislauf<br />
gesund sind. Obwohl der Arzt Entwarnung<br />
gibt, tritt dieses starke Angstgefühl<br />
in ähnlichen Situationen wieder auf. Autofahren<br />
ist <strong>für</strong> den Geplagten <strong>für</strong> einige<br />
P O R T R ÄT<br />
KineSuisse <strong>–</strong><br />
Berufsverband <strong>für</strong> Kinesiologie<br />
Der Verband unterstützt und fördert<br />
die Interessen der professionell tätigen<br />
Kinesiologinnen und Kinesiologen,<br />
sichert die Qualität der kinesiologischen<br />
Aus- und Weiterbildung, engagiert sich<br />
<strong>für</strong> die Berufsentwicklung und informiert<br />
die Öffentlichkeit über die Kinesiologie.<br />
Die Website des Verbandes bietet umfassende<br />
Informationen über Methode,<br />
Berufsbild und Ausbildung. Aufgeführt<br />
sind u.a. das Leitbild und die Ethikrichtlinien,<br />
welche die Grundlagen unserer<br />
professionellen Arbeit darstellen. Unter<br />
der Rubrik Infothek können Mitglieder<br />
nach verschiedenen Kategorien aufgerufen<br />
werden. www.kinesuisse.ch<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Zeit undenkbar und er braucht professionelle<br />
psychologische, medikamentöse<br />
und komplementär-therapeutische Hilfe.<br />
Solche Zustände werden als Panikattacken<br />
bezeichnet.<br />
Kinesiologie <strong>–</strong> eine komplementär-therapeutische<br />
Methode<br />
Die Methode Kinesiologie hat ihren Ursprung<br />
in den 1960er Jahren in den USA.<br />
«Kinesiologie» bedeutet wörtlich «Bewegungslehre».<br />
Das bedeutet, dass wir mit<br />
dieser Methode Bewegung auf allen Ebenen<br />
des menschlichen Daseins fördern.<br />
Wir unterstützen Gesundheit und Wohlbefinden<br />
im umfassenden Sinne, indem wir<br />
Abb. 3<br />
Ängste und Blockaden mit Kinesiologie<br />
angehen und abbauen<br />
Das Anliegen des Klienten/der Klien-<br />
Abb. 4<br />
Abb. 3. Test des Pectoralis mayor sternalis <strong>–</strong><br />
er wird dem Leber-Meridian zugeordnet (links).<br />
Abb. 4. Die Kinesiologin hält die so genannten<br />
neurovaskulären Haltepunkte, welche die Durchblutung<br />
der Leber aktivieren.<br />
Distanz visualisiert, während gleichzeitig<br />
spezifische Akupunkturpunkte geklopft,<br />
Stressabbau-Punkte auf der Stirn gehalten<br />
K I N E S I O LO G I E P R A X I S<br />
Fachkenntnisse der Traditionellen Chinesi-<br />
tin steht im Zentrum des kinesiologischen<br />
oder andere energetische Interventionen<br />
schen Medizin (TCM) und verschiedener<br />
westlicher Wissenschaften nutzen. Mit<br />
<strong>Therapie</strong>ansatzes. Die respektvolle Zusammenarbeit<br />
und das partnerschaftliche<br />
gemacht werden. Auftretende Gedanken<br />
und Gefühle werden benannt. Schritt <strong>für</strong><br />
25<br />
unserer Methode fördern wir das Gleich-<br />
Erarbeiten von Zielsetzungen charakteri-<br />
Schritt ändern wir in der Vorstellung die<br />
gewicht von physischen, emotionalen und<br />
sieren unsere Arbeit. Sie ist geprägt vom<br />
Distanz zu den Spinnen und führen eben-<br />
mentalen Energien und regen damit die<br />
Grundgedanken, dass die angemessene<br />
falls in der Vorstellung mögliche Hand-<br />
Selbstheilungskräfte des Menschen an.<br />
Lösung eines Ungleichgewichts und das<br />
lungsweisen ein, die ihr erlauben, ange-<br />
Manuell ausgeführte Muskeltests dienen<br />
Potenzial zur Veränderung im Menschen<br />
messen mit der Situation umzugehen.<br />
uns als Kommunikationsinstrument sowie<br />
selbst zu finden sind.<br />
Sie erhält Anleitung zu Übungen, die sie<br />
als Werkzeug <strong>für</strong> Befunderhebung, Inter-<br />
Gemeinsam eruieren wir mit Einsatz<br />
selbst einsetzen wird, damit sie eine bisher<br />
vention und Evaluation.<br />
des Muskeltests die Faktoren und Umstän-<br />
angstauslösende Situation besser bewälti-<br />
de, die mit dem Angsterleben einhergehen<br />
gen kann. Das Spektrum umfasst Atem-,<br />
Dr. George Goodheart, D.C. (Doctor of<br />
oder dieses ausgelöst haben. In der Kine-<br />
Bewegungs- und Entspannungsübungen<br />
Chiropractic), untersuchte die Beziehung<br />
siologie gehen wir davon aus, dass Stress<br />
oder eine gezielte Anwendung von Klopf-<br />
zwischen Muskeln und Organen und be-<br />
und Angst die Körperenergie blockieren<br />
akupressur. Das Überprüfen im Alltag<br />
gründete 1964 die Applied Kinesiology.<br />
und damit auch die Handlungsmöglichkei-<br />
zeigt, dass sie ihre Angst weitgehend be-<br />
Entscheidend war seine Idee, die Muskel-<br />
ten eines Menschen einschränken. Wir er-<br />
wältigt hat und wieder handlungsfähig ist.<br />
Organ-Beziehungen der Applied Kinesiology<br />
mit den Meridian-Organ-Beziehungen<br />
der TCM zusammenzuführen. Auf diese<br />
arbeiten eine Selbststärkung und Lösungsschritte<br />
auf körperlicher, emotionaler und<br />
mentaler Ebene. Dabei kommen verschie-<br />
Möglichkeiten und Grenzen<br />
Die Kinesiologie arbeitet mit den Mög-<br />
Weise zeigte er den Zusammenhang von<br />
dene kinesiologische Techniken zum Ein-<br />
lichkeiten des Menschen, dessen Selbst-<br />
Muskeln mit Meridianen auf und ermög-<br />
satz, um Stress abzubauen, Energieflüsse<br />
regulation ins Gleichgewicht zu bringen.<br />
lichte damit die Synthese einer westlicher<br />
anzuregen, hinderliche Denkmuster zu<br />
Dieser Prozess erfolgt im individuellen<br />
<strong>Therapie</strong>form mit dem Akupunktursystem<br />
verändern, neue Strategien zu entwickeln.<br />
Tempo des Klienten. Der Muskeltest ist<br />
der TCM.<br />
Der kinesiologische Muskeltest testet<br />
nicht die Stärke einzelner Muskeln, son-<br />
Beispiel aus der Praxis<br />
Eine junge Mutter leidet unter einer<br />
keine objektive Informationsquelle, sondern<br />
basiert immer auf dem Kontext der<br />
beteiligten Personen und Themen. Dem-<br />
dern deren Tonusänderungen und neuro-<br />
Spinnenphobie und wagt kaum noch, auf<br />
zufolge gilt es Lösungen <strong>für</strong> vereinbarte<br />
physiologische Aktivität. Diese Art von<br />
die Terrasse hinauszugehen und ihre Kü-<br />
Entwicklungsschritte anzusteuern, welche<br />
Muskeltest wird eingesetzt, um Reaktio-<br />
belpflanzen zu giessen, weil dort regelmäs-<br />
jeweils das individuelle Gleichgewicht<br />
nen des Organismus auf einen beliebigen<br />
sig Spinnen auftauchen, die sie zutiefst er-<br />
fördern. Die kinesiologische Arbeit kann<br />
Reiz zu testen. Der Organismus wird als<br />
schrecken. Oder sie erstarrt vor Schreck,<br />
notwendige schul- und/oder alternativme-<br />
funktionelle Einheit verstanden, dessen<br />
wenn sie an der Wand neben ihrem Bett<br />
dizinische Massnahmen unterstützen, sie<br />
Teile in vielfältiger Weise miteinander in<br />
eine Spinne entdeckt, und erlebt sich völ-<br />
aber nicht ersetzen.<br />
l<br />
Beziehung stehen und ein Netzwerk bilden.<br />
Der Muskeltest ist also ein Instrument,<br />
mit welchem wir Informationen aus<br />
diesem Netzwerk gewinnen können resp.<br />
Reaktionen des Körpers auf innere oder<br />
äussere Stressoren sicht- und spürbar machen.<br />
lig blockiert. Nur schon beim Gedanken<br />
an diese Situationen zeigt der Muskeltest<br />
eine Stressreaktion. Ihr Ziel ist, dass sie<br />
sich drinnen und draussen frei bewegen<br />
kann, auch in Anwesenheit von Spinnen.<br />
Der Abbau von Stress auf diese Situationen<br />
erfolgt, indem sie eine Spinne in grosser<br />
A U T O R I N<br />
Rita Leibundgut-Ingold,<br />
Arbeitsgruppe Öffentlichkeit des Berufsverbandes<br />
<strong>für</strong> Kinesiologie, KineSuisse<br />
Leimenstrasse 13, 4051 Basel<br />
eMail: verband@kinesuisse<br />
www.kinesuisse.ch<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
V E R M I S C H T E S P R A X I S<br />
26<br />
Stress als Bedürfnis und<br />
Grundlebensgefühl<br />
Hartmut Rosa ist seit 2005 Professor <strong>für</strong><br />
allgemeine und theoretische Soziologie<br />
an der Friedrich-Schiller-Universität in<br />
Jena. In einer seiner Publikationen beleuchtet<br />
er das Thema Stress. Nachfolgend<br />
einige kurze Auszüge aus seinen<br />
Thesen:<br />
Strukturelles Problem: «Die Menschen<br />
laufen mit zunehmender Atemlosigkeit<br />
durch die Welt und durch ihr Leben.» Dies<br />
hat seiner Ansicht nach weniger mit einem<br />
individuellen Zeitmangement-Problem zu<br />
tun als vielmehr mit den Strukturen unserer<br />
Gesellschaft, den Wettbewerbsstrukturen<br />
und den technischen Strukturen. Alle<br />
diese Strukturen erzeugen eine Atemlosigkeit.<br />
Instabilität: Der Soziologe beobachtete<br />
auch, dass die Art des menschlichen<br />
Zusammenlebens instabiler wurde und<br />
zwar sind es seiner Meinung nach vor allem<br />
Beschäftigungsverhältnisse, familiäre<br />
Verhältnisse, aber auch Vereine und poli-<br />
Mobbing <strong>–</strong> in acht von zehn<br />
Schweizer Unternehmen ein Thema<br />
Die Online-Umfrage vom März 2011<br />
zeigt, dass 82 % der Befragten sich am<br />
Arbeitsplatz mit dem Thema Mobbing<br />
konfrontiert sehen. Die Verbreitung in allen<br />
deutschsprachigen Ländern scheint in<br />
etwa ähnlich zu sein.<br />
Schikanen, Intrigen und Ausgrenzung<br />
wirken sich nicht nur auf das Arbeitsund<br />
Leistungsverhalten der betroffenen<br />
Beschäftigten aus, auch körperliche und<br />
psychische Erkrankungen oder schwerwiegende<br />
Eskalationen sozialer Konflikte<br />
können die Folgen sein. Die Umfrage<br />
des Schweizer Karriereportals Monster.ch<br />
zeigt auf, dass 59 % bei der Arbeit schon<br />
einmal Opfer von Mobbing waren. 23 %<br />
der Umfrageteilnehmer waren zwar nicht<br />
direkt betroffen, wissen aber von Mobbingfällen<br />
gegenüber Kollegen in ihrem<br />
Unternehmen. Nur lediglich 18 % der<br />
Schweizer Befragten geben an, dass sie<br />
das Arbeitsklima in ihrem Unternehmen<br />
stets angenehm empfinden.<br />
Mobbing ist immer ein Konflikt <strong>–</strong> aber<br />
nicht jeder Konflikt ist Mobbing. Laut der<br />
tische Gruppierungen, die auf ein höheres<br />
Tempo drücken.<br />
Anforderungen: Laut Rosa ist es zum<br />
Grundlebensgefühl des modernen Menschen<br />
geworden, gestresst zu sein, das<br />
Gefühl zu haben, dass man mehr Aufgaben<br />
habe, als man erfüllen könne. Dieses<br />
Grundgefühl ist seiner Meinung nach zu<br />
einem Bedürfnis geworden!<br />
Oasen: Im Weiteren stellt er die These<br />
auf, dass immer mehr Menschen sich<br />
Entschleunigungsoasen wünschen, <strong>für</strong><br />
das bis hin zu einer psychischen und<br />
physischen Notwendigkeit führen kann.<br />
Einfache Tipps zu diesem Thema gibt es<br />
laut Rosa nicht, denn man könne ein Kulturproblem<br />
nicht durch bessere Managementtechniken<br />
lösen.<br />
Handelszeitung, 15.-22.10.2010 l<br />
Informationsbrsochüre «Mobbing <strong>–</strong> Begriff<br />
und rechtliche Aspekte» (publiziert vom<br />
Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft, seco) gelten<br />
krasse Meinungsverschiedenheiten,<br />
vorübergehende Konflikte, Wutausbrüche,<br />
gelegentliche Streitigkeiten, erbitterte<br />
Auseinandersetzungen sowie Differenzen,<br />
die schnell beigelegt bzw. objektiv geregelt<br />
werden können, nicht als Mobbing.<br />
Nach Heinz Leymann, dem schwedischen<br />
Pionier der Arbeitspsychologie im Bereich<br />
Mobbing-Forschung, versteht man unter<br />
Mobbing «negative kommunikative Handlungen,<br />
die gegen eine Person gerichtet<br />
sind und die sehr oft über einen längeren<br />
Zeitraum vorkommen».<br />
Typische Mobbinghandlungen sind<br />
das Verbreiten von Gerüchten, eine grundsätzliche<br />
schlechte Bewertung der Arbeitsleistung,<br />
sinnlose Aufgaben oder ständige<br />
Sticheleien und Kritik. Die Folgen <strong>für</strong> die<br />
Opfer können von Depressionszuständen,<br />
Schlaf- und Essensstörungen bis hin zu<br />
Muskelerkrankungen reichen.<br />
Online-Umfrage www.monster.ch l<br />
Beschützer-Hysterie<br />
Im Englischen nennt man Eltern, die<br />
ihre Kinder am liebsten rund um die Uhr<br />
überwachen, immer umkreisen und aus<br />
jeder schwierigen Situation retten würden,<br />
«Helicopter-Parents». Sie wollen <strong>für</strong><br />
ihre Kinder im Grunde nur das Beste und<br />
glauben, das Beste sei, sie rund um die<br />
Uhr zu kontrollieren oder zu beschützen.<br />
Gemeinsam sind dem Typus der Helikopter-Eltern<br />
eine übertriebene Ängstlichkeit<br />
und das Unvermögen, reale Gefahren<br />
im Alltag der Kinder richtig einzuschätzen.<br />
Susanne, 37, Zürcher Mutter von<br />
zwei Buben im Schulalter, sagt, dass sie<br />
«den Jungs am liebsten schon bei der Geburt<br />
einen GPS-Chip eingepflanzt hätte»,<br />
um sie vor den «überall lauernden Gefahren»<br />
zu schützen. Die Söhne (7 und 8<br />
Jahre alt) sind noch keinen Tag zu Fuss in<br />
die Schule gegangen. Susanne fährt sie mit<br />
dem Auto. «Es hat so viele komische Menschen<br />
in der Stadt, es gibt auf dem Schulweg<br />
so viele Möglichkeiten, dass eines<br />
meiner Kinder entführt wird», findet sie.<br />
In ihrem Kopf führt sie den Gedanken<br />
ad absurdum und malt sich aus, wie die<br />
Kinder gefoltert, vergewaltigt und getötet<br />
werden. Mehrmals wöchentlich bekommt<br />
sie Panikattacken <strong>–</strong> nur schon beim Gedanken<br />
an solche Szenarien. Interessanterweise<br />
betteln die Buben fast täglich<br />
darum, dass sie mit ihren Schulfreunden<br />
zu Fuss gehen dürfen. Doch Susanne lässt<br />
nicht mit sich diskutieren.<br />
Die Familientherapeutin und Psychologin<br />
Doris Schmider zieht folgendes Fazit<br />
aus einer solchen Beschützer-Hysterie:<br />
«Die Eltern bauen <strong>–</strong> unbewusst <strong>–</strong> mit einer<br />
Beschützer-Hysterie einen Kreislauf von<br />
Abhängigkeiten auf. Denn nicht nur intensive<br />
Fürsorge, sondern auch die 24-Stunden-Dienstleistung<br />
oder der Leistungsehrgeiz<br />
der Eltern machen den Kindern das<br />
Leben schwer. Die frühkindliche Prägung<br />
ist nicht selten Nährboden <strong>für</strong> diverse<br />
Angststörungen im Erwachsenenalter.»<br />
Martina Bortolani, Auszug aus Artikel<br />
der SonntagsZeitung, 23.1.2011 l<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Fischöle gegen<br />
Depression<br />
Vor etwa 10 Jahren erschien im Fachjournal<br />
«The Lancet» eine Aufsehen erregende<br />
Studie, die eine Korrelation zwischen<br />
dem Fischkonsum eines Landes und der<br />
Häufigkeit von Depressionen aufzeigte:<br />
«Dort, wo viel Fisch gegessen wird, ist das<br />
psychische Leiden selten.»<br />
Seither sind zahlreiche, z.T. widersprüchliche<br />
Hinweise zwischen dem<br />
Fischkonsum und dem Zusammenhang<br />
mit Depressionen erschienen. Verantwortlich<br />
<strong>für</strong> den günstigen Effekt auf die<br />
Psyche sollen die mehrfach ungesättigten<br />
Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und<br />
Docosaheaxaensäure (DHA) sein, die in<br />
fetthaltigen Fischen wie Makrelen, Lachs<br />
und Hering in besonders grossen Mengen<br />
vorkommen. Diese auch Omega-3-Fettsäuren<br />
genannten Substanzen sind in den<br />
Membranen von Nervenzellen enthalten<br />
und beeinflussen möglicherweise die Aktivität<br />
von Hirnbotenstoffen.<br />
Theres Lüthy, NZZ<br />
am Sonntag, 10.10.2010 l<br />
VDMS:<strong>Reflexe</strong> 2011 10.02.2011 12:13 Uhr Seite 1<br />
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28<br />
Intelligentes<br />
Bauchmuskeltraining:<br />
<strong>–</strong> funktionell<br />
<strong>–</strong> effizient<br />
<strong>–</strong> erfolgreich<br />
Klassische Crunches und schwungvolle Situps<br />
gehören der Vergangenheit an: Erfahren<br />
Sie, wie man heute Bauchmuskeln effektiv<br />
trainiert!<br />
In diesem Buch wird der Schwerpunkt<br />
auf das Training der tiefen, stabilisierenden<br />
Bauch- bzw. Rumpfmuskulatur gelegt, die<br />
<strong>für</strong> einen flachen Bauch und einen starken<br />
Rücken verantwortlich ist.<br />
Karin Albrecht begründet schlüssig,<br />
warum viele der bisherigen Ansätze, Bauchmuskeln<br />
zu trainieren, überholt und ungeeignet<br />
sind. Gleichzeitig bietet sie eine<br />
Vielzahl neuer Übungen an, die sich in der<br />
Praxis bewährt haben. Moderne Übungen,<br />
die funktionell und gesund sind, werden mit<br />
oder ohne Trainingsgeräte anhand zahlreicher<br />
Abbildungen erläutert.<br />
Mit Trainingsplänen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Zielgruppen und Trainingslevels, die eins zu<br />
eins umgesetzt werden können!<br />
Das Sachbuch ist im Buchhandel erhältlich<br />
und eignet sich <strong>für</strong> alle Bewegungsfachleute<br />
und interessierte Laien.<br />
l<br />
Karin Albrecht:<br />
Intelligentes Bauchmuskeltraining:<br />
funktionell <strong>–</strong><br />
effizient <strong>–</strong><br />
erfolgreich<br />
Haug Verlag, 2011,<br />
145 Seiten, 263<br />
s/w-Abb., ISBN:<br />
978-3-830473-16-9<br />
TIPP: Benutzen Sie anlässlich Ihres<br />
nächsten Besuches/Kurses beim <strong>vdms</strong> in<br />
Aarau die Möglichkeit, persönlich in den<br />
Neuerscheinungen zu schnuppern.<br />
Verena Biedermann<br />
Der Tag, an dem meine<br />
Tochter verrückt wurde<br />
«Am 5. Juli 1996 wurde meine Tochter<br />
verrrückt. Sie war fünfzehn und ihr Zusammenbruch<br />
markierte einen Wendepunkt<br />
in ihrem und auch in meinem Leben.»<br />
Dies das Zitat aus dem Vorwort der<br />
Autors. In absolut einmaligen, eindrücklichen<br />
Worten beschreibt Greenberg, wie er<br />
als alleinerziehender Vater mit den neuen<br />
Sorgen und Nöten seiner Tochter umzugehen<br />
versucht. Dies vor allem in Phasen,<br />
Das Buch zeigt die Synthese zwischen<br />
dem neuesten Wissensstand in der Forschung<br />
sowohl in der Biomechanik, der<br />
Bindegewebslehre, als auch in der funktionellen<br />
Anatomie. Die beiden Autoren<br />
geben zunächst eine Übersicht über den<br />
derzeitigen Stand der Erkenntnisse in der<br />
Bindegewebsphysiologie und deren Übertragung<br />
auf die Rehabilitation. Im darauf<br />
folgenden Teil, der Trainingslehre, wird<br />
aufgezeigt, wie Trainingseinheiten effektiv<br />
zusammengestellt werden können. Sehr<br />
eingehend wird danach auf die Untersuchungen<br />
und Behandlungen der LWS, der<br />
Sakral-, Hüft-, Knie- und Sprunggelenke<br />
eingegangen. Die Automobilisationen und<br />
die praktischen, stabilisierenden Übungen<br />
Michael<br />
Greenberg:<br />
Deutscher<br />
Taschenbuch<br />
Verlag, 2010, 285 Seiten,<br />
ISBN 978-3-423-34633-7<br />
Praxis der med. Trainingstherapie I<br />
Niemand muss<br />
müssen in der<br />
Krebstherapie<br />
«Bei der Diagnose Krebs fallen die meisten<br />
Menschen in einen schockähnlichen Zustand,<br />
der sich häufig durch Verwirrung,<br />
Erstarrung und Verleugnung äussert.» So<br />
lautet die Einleitung der Autorin. Sie weiss,<br />
wovon sie spricht, verfügt sie doch über<br />
langjährige Erfahrung in der komplementärmedizinischen<br />
Pharmaindustrie und<br />
zahllosen Kontakten zu Patienten, Ärzten,<br />
Apothekern, Drogisten, Heilpraktikern und<br />
Behörden. Zudem ist sie Gründungsmitglied<br />
des Schweiz. Verbandes <strong>für</strong> Komplementärmedizinische<br />
Heilmittel (SVKH) und arbeitete<br />
auch in der Schweiz. medizinischen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Phytotherapie (SMGP) mit. In<br />
wo seine Tochter, Sally, versucht glaubhaft<br />
zu machen, dass sie gesund sei und sich<br />
den Therapeuten in der Klinik anschliessen<br />
will. Auch sucht er immer wieder nach<br />
plausiblen Erklärungen in der psychischen<br />
Krankheit seiner Tochter: Erbanlage oder<br />
Erziehung?<br />
l<br />
Florence Kunz-Gollut:<br />
Niemand muss<br />
müssen in der<br />
Krebstherapie<br />
sokutec Verlag, 2011,<br />
260 Seiten,<br />
ISBN:<br />
978-3-905954-01-2<br />
Frank Diemer,<br />
Volker Sutor:<br />
Praxis der<br />
medizinischen<br />
Trainingstherapie I<br />
Verlag Thieme,<br />
2011, 2. Auflage,<br />
417 Abb., 115 Tab.,<br />
510 Seiten,<br />
ISBN 978-3-131-39982-3<br />
sind übersichtlich bebildert und beschrieben.<br />
Die Übungen sind wissenschaftlich<br />
fundiert und in ihrer Wirkungsweise reproduzierbar<br />
und können in jeder Praxis<br />
ohne einen grossen Aufwand an Geräten<br />
gemacht werden.<br />
l<br />
ihrem eindrücklichen Buch lässt die Autorin<br />
sowohl Patienten sprechen und beleuchtet<br />
die Krebstherapie in der klassischen Medizin<br />
als auch in der Komplementärmedizin.<br />
Im letzteren Teil werden Themen wie «Isopathische<br />
<strong>Therapie</strong>», «Stoffwechsel-Kuren»<br />
oder auch «Milieu-Sanierungen» angesprochen.<br />
Ein äusserst spannendes Buch <strong>für</strong> alle,<br />
die sich vertiefter in das Thema «Krebstherapie<br />
im klassischen resp. im komplementärmedizinischen<br />
Sinne» einlesen wollen. l<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
■ 26. März 2011, <strong>vdms</strong> in Aarau<br />
Weiterbildungsveranstaltung<br />
& 35. Generalversammlung<br />
Der Präsident Jo Marty begrüsste 70 Mitglieder<br />
und Gäste zur Weiterbildungsveranstaltung<br />
sowie zur am Nachmittag<br />
stattfindenden ordentlichen Generalversammlung.<br />
Zu Beginn und als musische<br />
Auflockerung zwischen den Vorträgen<br />
entführte uns der Orgelbauer und Musiker<br />
Jörg Frei mit virtuosen Panflöten-<br />
Klängen in schwungvolle sowie emotionale<br />
Höhen.<br />
«Der 5er & s’Weggli», so lautet das Jahresmotto<br />
2011 des <strong>vdms</strong>. Um dieses Motto<br />
sicht- und erlebbar zu machen, bot der<br />
<strong>vdms</strong> im Rahmen der Generalversammlung<br />
am Vormittag zwei kostenlose Vorträge an,<br />
die <strong>für</strong> Mitglieder als Weiterbildungsveranstaltungen<br />
bescheinigt wurden.<br />
Der erste Referent war der zertifizierte<br />
Radioästhesist und langjährige Experte<br />
bei Bauschäden, Claudio Paganini. Das<br />
Thema «<strong>Therapie</strong>resistenz durch Standortbelastungen»<br />
beleuchtete er sehr facettenreich<br />
und untermauerte seine Ausführungen<br />
mit zahlreichen Beispielen, wie er in<br />
der Praxis <strong>–</strong> dank methodischem Vorgehen<br />
<strong>–</strong> Ursachen resp. Schädigungen mehr oder<br />
weniger einfach beheben konnte. Obwohl<br />
lediglich etwa 2 % der Bevölkerung auf<br />
die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse<br />
reagieren, bedeutet es gerade <strong>für</strong> diese<br />
betroffenen Menschen eine enorme Verbesserung<br />
der Lebensqualität, wenn die<br />
Befindlichkeitsstörungen, Krankheitssymptome<br />
oder andere Beeinträchtigungen<br />
durch einen erfahrenen Fachmann beseitigt<br />
werden können. In seinem umfassenden<br />
Referat ging er speziell auf das Sick<br />
Building Syndrom (SBS), Building Related<br />
Illness, Legionellose, Elektrosmog, Vibrationen,<br />
Schall, Licht, Geopathien sowie<br />
Schadstoffe von innen und aussen ein.<br />
Dabei erhielten wir alle äusserst nützliche<br />
Tipps und Hinweise <strong>für</strong> Sofort- resp.<br />
Erstmassnahmen. Sein Fazit: Den Umwelteinflüssen<br />
ganz entziehen können<br />
wir uns nicht, jedoch eine Möglichkeit ist<br />
das (Ver-)Meiden, wenn immer möglich<br />
(Standby-Schaltungen/Mobilgeräte ausschalten,<br />
Netzfreischalter, etc.).<br />
Das zweite Referat von Dr. phil. Giosch<br />
Albrecht zum Thema «Die Logotherapie<br />
Viktor Frankls und ihr mehrdimensionaler<br />
Ansatz» war ebenso spannend wie<br />
lehrreich. Um die Logotherapie und Existenzanalyse<br />
nach Frankl (1905-1997) zu<br />
verstehen, entführte er uns in das äusserst<br />
turbulente und prägende Leben des österreichischen<br />
Neurologen und Psychiaters<br />
sowie Begründers der Logotherapie und<br />
der Existenzanalyse. So durchlebte Frankl<br />
die Beschwerden und Existenzängste<br />
des Ersten Weltkrieges und im Zweiten<br />
Weltkrieg verbrachte er einige Zeit in<br />
den Konzentrationslagern Theresienstadt,<br />
Auschwitz und Kaufering VI. Diese Zeit<br />
war vor allem von Überlebensängsten geprägt.<br />
Gerade diese unvergesslichen Erlebnisse<br />
Frankls führten dazu, dass er nach<br />
einer ganzheitlichen Methode suchte, um<br />
Vorstand von links nach rechts:<br />
Jo Marty (Präsident), Paola Giannini (Zulassungen,<br />
Kantonswesen, Leiterin Geschäftstelle ad interim),<br />
Marcel Siegrist (Finanzen), Heidi Kirchhofer<br />
(Vize-Präsidentin, Weiterbildung)<br />
‹ Dr. phil. Giosch Albrecht (rechts) im Gespräch<br />
den Sinn und die Existenz des Menschen<br />
zu erfassen, damit Verzweiflung, Ängste,<br />
Zweifel, Schicksalsschläge überwunden<br />
werden konnten. Ein anderer Grund, der<br />
zur Entwicklung der Methodik der Logotherapie<br />
führte, war wohl seine grosse<br />
persönliche Ängstlichkeit. Ein Lebensmotto<br />
von Frankl war nämlich: «Ich muss mir<br />
von mir nicht alles gefallen lassen.» Dieses<br />
Motto ergänzte Dr. Albrecht mit «aber<br />
auch von den anderen nicht».<br />
35. ordentliche Generalversammlung<br />
Der Präsident konnte, zusammen mit<br />
dem Vorstand und Pascal Walthert von<br />
Neutrass AG/Neutra-Medica, 44 Mitglieder<br />
begrüssen. Zu Beginn stellte Pascal<br />
Walthert nochmals den Neutra-Medica<br />
Verband vor, der auf Versicherungsprodukte<br />
im geschäftlichen wie privaten Bereich<br />
der Komplementärmedizin spezialisiert<br />
ist.<br />
Im Rückblick auf das Verbandsjahr 2010<br />
seien hier nochmals kurz erwähnt:<br />
l das umfangreiche Weiterbildungsangebot<br />
mit insgesamt 181 Kurstagen<br />
und total 1'931 Teilnehmenden<br />
l die erfolgreiche eduQua-Rezertifizierung<br />
ohne jegliche Bemängelungen<br />
G E N E R A LV E R S A M M L U N G V D M S<br />
29<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
R Ü C K B L I C K 2 011 V D M S<br />
30<br />
l die komplikationslose Integration des<br />
SVMM in den <strong>vdms</strong><br />
l die überarbeiteten Kantonsblätter sowie<br />
das neue Informationsblatt zum<br />
Thema MwSt<br />
l die getroffenen Massnahmen zur<br />
Schaffung einer Geschäftsstelle in Teilzeit<br />
sowie der Ausbau des Sekretariates<br />
l die erfreuliche Jahresrechnung mit einem<br />
Gewinn von Fr. 4'138.99 (trotz<br />
nicht budgetierten Abschreibungen<br />
von Fr. 41'240.00).<br />
Alle Traktanden und Anträge wurden<br />
einstimmig genehmigt. Die Teilnehmenden<br />
verdankten die grosse Arbeit und die<br />
zahlreich aufgewendeten Stunden des Vorstandes<br />
und im Sekretariat mit gros sem<br />
Applaus und erteilten gleichzeitig dem<br />
Vorstand Décharge.<br />
Im Fokus 2011 stehen vor allem:<br />
l Gründung einer Regionalgruppe im<br />
Tessin<br />
l Umsetzung der eingeleiteten neuen<br />
Strukturen im Sekretariat und dadurch<br />
Entlastung einzelner Vorstandsmitglieder/Suche<br />
neuer Vorstandsmitglieder<br />
l erneut ein vielseitiges, attraktives Weiterbildungsangebot<br />
präsentieren können<br />
l aktive Suche nach Mitgliedern zur Betreuung<br />
von Fachforen, Website oder<br />
Spezialprojekten<br />
l neue, erweiterte Kantonsblätter<br />
Das Budget 2011 mit einem Verlust<br />
von Fr. 2'300.00 wurde abgenommen, die<br />
Schaffung einer neuen Mitglieder-Kategorie<br />
«Studenten/Praktikanten» genehmigt<br />
und Paola Giannini als neues Vorstansmitglied<br />
und als Leiterin der Geschäftsstelle<br />
ad interim herzlich begrüsst.<br />
Verena Biedermann, Redaktorin<br />
Der <strong>vdms</strong> Vorstand bedankt sich herzlich<br />
bei allen GV-Besuchern <strong>für</strong> die Teilnahme.l<br />
■ 21. März 2011<br />
MTC <strong>–</strong> Lymph-Tape-Kurs<br />
In diesem Jahr boten wir erstmals einen<br />
Lymph-Tape-Kurs (Medical Tape Concept)<br />
an. Einige Tage nach Kursende wollten<br />
wir von den Teilnehmenden wissen, ob<br />
und wie sie das Gelernte beurteilen. Hier<br />
einige Antworten auf unsere Fragen:<br />
Konnten/werden Sie das Gelernte in Ihre<br />
Arbeit integrieren?<br />
l Bestimmt! Ich habe es sogleich in meine<br />
Tätigkeit integriert und praktiziert.<br />
Die Erfolge haben sich sofort gezeigt.<br />
Wunderschön.<br />
l Ja, gleich nach dem Kurstag.<br />
l Das Tapen lässt sich sehr gut in die Arbeit<br />
integrieren.<br />
l Ja, ich brauche das Gelernte jeden Tag.<br />
l Es ist eine geniale Sache, wie mit wenig<br />
Aufwand die manuell ausgeführte<br />
<strong>Therapie</strong> unterstützt werden kann.<br />
Die Tape-Technik kann auch bei verletzungsbedingten<br />
Hämatomen und<br />
Schwellungen angewendet werden,<br />
um die lymphpflichtige Last abzutransportieren.<br />
Hat das Seminar Ihre therapeutische Tätigkeit/Arbeitsweise<br />
verändert? Wenn ja, wie?<br />
l Mit dem Lymph-Tape hat man noch etwas<br />
in der Hand, um die Wirkungsweise<br />
der Lymphdrainage zu verlängern.<br />
l Nicht verändert, sondern positiv ergänzt<br />
und erweitert. Spannend und erfreulich,<br />
dass mit dem Tape die MLD und KPE<br />
nachhaltig (im Sinne des 24 Std. Service)<br />
unterstützt werden kann. Ich habe<br />
auch gute Erfahrungen gemacht bei<br />
Personen, welche Beinstauungen ohne<br />
Lymphödem-Thematik hatten.<br />
l Ich kombiniere mehr als vor dem Kurs.<br />
Das Tapen lässt sich sehr gut in die Arbeit<br />
integrieren.<br />
l Es ist ein Kurs, wo das Erlernte zu<br />
Hause sofort angewendet werden<br />
kann. Auch hier gilt: Übung macht<br />
den Meister und nur durch das Mitintegrieren<br />
in der Behandlung kommen<br />
die Resultate und Erfahrung.<br />
Können Sie den Kurs Ihren Berufskollegen/<br />
innen weiterempfehlen? Wenn ja, warum?<br />
l Ja, ich kann den Kurs nur weiterempfehlen.<br />
Die Referenten sind sehr qualifiziert.<br />
l Kann den Kurs mit gutem Gewissen<br />
weiterempfehlen. Die Dozenten sind<br />
sehr kompetent und können die Materie<br />
gut erklären und zeigen.<br />
l Der Kurs kann ich aus voller Überzeugung<br />
und mit dem «Feuer» zum Tapen<br />
weiterempfehlen.<br />
Herzlichen Dank <strong>für</strong> die Feedbacks an<br />
Christine Bühler, Simone Lüthi, Yvonne<br />
Schwendener, Simone Weber.<br />
l<br />
A U S B L I C K K U R S E<br />
Nächste Lymph-Tape-Kurse:<br />
Montag, 10. Oktober 2011<br />
Mittwoch, 7. März 2012<br />
Mittwoch, 14. November 2012<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
■ 24. <strong>–</strong> 27. Jan. und 7. <strong>–</strong> 10. März ’11<br />
Ortho-Bionomy<br />
<strong>–</strong> Basisseminar<br />
Ganz spannend waren die Antworten<br />
der Teilnehmenden, welche das Ortho-<br />
Bionomy-Basisseminar besucht haben.<br />
Wir stellten ihnen folgende Fragen:<br />
l Konnten Sie das Gelernte bereits in<br />
Ihre Arbeit integrieren?<br />
l Hat das Seminar Ihre therapeutische<br />
Tätigkeit/Arbeitsweise verändert? Wenn<br />
ja, wie?<br />
l Können Sie den Kurs Ihren Berufskollegen/innen<br />
weiterempfehlen? Wenn<br />
ja, warum?<br />
Viele Griffe konnte ich in der Praxis<br />
gleich mit teilweise sehr guten Erfolgen anwenden.<br />
Bei anderen Seminaren «musste<br />
ich jeweils nochmals über die Bücher». Im<br />
Grossen und Ganzen finde ich es schön,<br />
wie einfach und leicht die Ortho-Bionomy<br />
funktioniert. Die Griffe sind schön, angenehm,<br />
einfach, zum Geniessen, und zwar<br />
<strong>für</strong> die Prinzen und Prinzessinnen (ist<br />
doch schöner, als einfach nur ein Kunde zu<br />
sein! J) sowie auch <strong>für</strong> die Therapeuten.<br />
Den Kurs kann ich sehr empfehlen.<br />
Schon nur wegen der Dozenten, die zwei<br />
sind einfach top! Die Ortho-Bionomy ist<br />
garantiert etwas vom Besten, das ich bis<br />
jetzt gemacht habe. Nach dem Kurs wurde<br />
mir erst bewusst, wie viel wir in diesen<br />
Tagen angeschaut haben. Zum Glück hat<br />
es im Skript gute Bilder mit Beschreibung.<br />
Cornelia Guggisberg<br />
Da ich bereits die vorangegangenen<br />
Kurse in Ortho-Bionomy bei euch absolviert<br />
habe, bin ich ab der ersten Stunde<br />
dabei, die Griffe der Ortho-Bionomy einzubauen<br />
und das mit sehr grossem Erfolg.<br />
Die Ortho-Bionomy erleichtert das Arbeiten<br />
sehr:<br />
l einfache, sehr angenehme Griffe und<br />
Techniken<br />
l mit «wenig» Aufwand sehr grosser<br />
<strong>Therapie</strong>erfolg<br />
l sehr umsichtige feine Arbeit, kein<br />
Knochenjob<br />
Unbedingt weiterzuempfehlen, es erweitert<br />
das Behandlungsspektrum auf sehr<br />
angenehme Weise. Die Ortho-Bionomy ist<br />
einfach genial und genial einfach <strong>–</strong> also<br />
bestechend.<br />
Marianne Muster<br />
Betreffend Ihre Fragen vielleicht am<br />
besten ein Beispiel aus meinem Praxisalltag:<br />
Meine Klientin kam gestern zur<br />
Behandlung mit seit Wochen anhaltenden,<br />
quälenden Nacken- und Schulterverspannungen.<br />
Den Kopf konnte sie nur<br />
unter Schmerzen bewegen und zeitweise<br />
schliefen ihr auf der linken Seite die Finger<br />
ein. Nach einer (!) orthobionomischen<br />
Behandlung (v.a. Schulter- und Nackenpunkte)<br />
kam sie heute wieder in die Massage,<br />
übers ganze Gesicht strahlend und<br />
erleichtert. Ihre Schmerzen waren weg<br />
und die Beweglichkeit annähernd wieder<br />
uneingeschränkt und viel freier.<br />
Ich wende diese Techniken jeden Tag<br />
an und freue mich darüber, dass sie so<br />
effizient sind. Die Patienten sind oft erstaunt,<br />
dass eine Behandlung nicht weh<br />
tun muss, damit sie wirkt, und sie schätzen<br />
vor allem auch die dynamischen Techniken,<br />
bei denen es zu mehr innerer Ruhe<br />
und Achtsamkeit gegenüber dem eigenen<br />
Körperempfinden kommt. In der Ortho-<br />
Bionomy ist weniger mehr <strong>–</strong> ein sehr angenehmer<br />
Gedanke in einer von Leistungen<br />
und Erwartungshaltungen geprägten Welt.<br />
Severine Günter<br />
Der Kurs war super! Alles verständlich<br />
und sehr gut erklärt! Sofortige Umsetzung<br />
in der Praxis bestens möglich! Hoffe sehr,<br />
dass Sie Folgekurse anbieten, z.B. Viszerale<br />
Ortho-Bionomy. Ich glaube, die jetzigen<br />
Teilnehmenden würden sich auch wieder<br />
■ 15. April 2011: BeBo Prüfungstag<br />
Herzliche Gratulation!<br />
Erneut haben wieder einige Personen die<br />
Beckenboden-KursleiterInnen-Ausbildung<br />
erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren<br />
Antonia Kalt, Susanna Bitterli, Jolanda<br />
Bühlmann, Myriam Gersbach, Celine<br />
Sprunger, Doris Aeberhard, Marina Pfeuti,<br />
Caroline Sameli und Jacqueline Knuchel.<br />
Die Kursleiterin Cordula Haselwander-<br />
Schnaudigel bildet die Beckenboden-Kursleiterinnen<br />
nach dem BeBo-Konzept mit<br />
anmelden. Es war auch eine sehr harmonische<br />
Gruppe! Yvonne Kreuzer<br />
Ich wende die Ortho-Bionomy<br />
täglich in der Praxis an und möchte<br />
diesen <strong>Therapie</strong>ansatz nicht mehr<br />
missen. Ortho-Bionomy lässt sich<br />
wunderbar mit der Massage kombinieren<br />
und mich faszinieren der <strong>Therapie</strong>ansatz<br />
und die Grundprinzipien. Im Kurs konnte<br />
ich meine Anatomiekenntnisse auffrischen,<br />
erweitern, vertiefen und neue<br />
Zusammenhänge erkennen. Dank der<br />
Ortho-Bionomy fühle ich mich sicherer in<br />
meiner Arbeit und ich habe immer einen<br />
Ansatz zum <strong>Therapie</strong>ren. Ich kann den<br />
Kurs allen weiterempfehlen! Zudem sind<br />
Klaus Weber und Michaela Wiese zwei<br />
wunderbare, tolle Referenten.<br />
Barbara Steiner Guntern<br />
Ich arbeite jeden Tag damit und meine<br />
Kunden sind davon begeistert. Geringer<br />
Aufwand <strong>–</strong> grosse Wirkung, sehr entspanntes<br />
Arbeiten, sehr achtsam auch mit<br />
sich selbst. Die Wahrnehmung wird verstärkt.<br />
Diesen Kurs kann ich allen wärmstens<br />
empfehlen. Vieles kann direkt ein-/<br />
umgesetzt werden und bringt ganz neue<br />
Impulse <strong>für</strong> den Patienten wie auch <strong>für</strong><br />
den Therapeuten.<br />
Ines Schaniel<br />
Ein herzliches «Dankeschön», dass Sie sich<br />
Zeit genommen haben, uns über Ihre Erfahrungen<br />
zu berichten.<br />
l<br />
A U S B L I C K K U R S E<br />
Nächster Kurs mit Dr. Klaus G.<br />
Weber und Frau Michaela Wiese<br />
Mo <strong>–</strong> Di, 12. <strong>–</strong> 13. September 2011<br />
Thema: «Neurolymphatisch-reflektorische<br />
<strong>Therapie</strong> der Wirbelsäule»<br />
Der nächste Kurs<br />
startet am 9./10.<br />
Sept. 2011.<br />
Erfolg aus. Ein «herzliches Dankeschön»<br />
<strong>für</strong> ihre wertvolle Arbeit. Die Beckenboden-<br />
KursleiterInnen-Ausbildung umfasst insgesamt<br />
fünf Kurstage. Mit dem Abschluss der<br />
Diplomausbildung sind die Kursteilnehmenden<br />
befähigt, Beckenbodenkurse nach dem<br />
BeBo-Konzept zu leiten. Die Absolventinnen<br />
können mit entsprechenden Zusatznachweisen<br />
in der Schweiz die Krankenkassenanerkennung<br />
(Qualitop) beantragen. l<br />
R Ü C K B L I C K 2 010 V D M S<br />
31<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />
32<br />
■ Neu im <strong>vdms</strong> Sekretariat:<br />
Concetta (Rufname<br />
Cetty) Fernandez<br />
Die Redaktorin nahm die Gelegenheit<br />
wahr, Cetty Fernandez ein paar Fragen zu<br />
stellen.<br />
Sie verstärken seit dem 1.2.2011 das <strong>vdms</strong><br />
Sekretariats-Team. Welches sind Ihre Hauptaufgaben?<br />
Cetty Fernandez: Im Moment bin ich<br />
vor allem zuständig <strong>für</strong> die Vorbereitung der<br />
Weiterbildungen und teilweise die Kursadministration.<br />
Aufgrund meiner zweiten<br />
Muttersprache bin ich auch die Ansprechpartnerin<br />
<strong>für</strong> Italienisch sprechende Anfragen<br />
und Kontakte. Nach meiner Einarbeitungszeit<br />
werden bestimmt noch weitere<br />
Aufgabengebiete dazukommen. Auf jeden<br />
Fall freue ich mich auf neue und weitere<br />
Herausforderungen.<br />
Neben dem 60 % Job beim <strong>vdms</strong> haben Sie<br />
bestimmt auch Hobbys?<br />
CF: Ja, das habe ich. Eigentlich ist mein<br />
zweiter Job mein grösstes Hobby. Ich führe<br />
eine eigene Praxis im Bereich Wellness-<br />
Massagen und kosmetische Behandlungen.<br />
Daneben bin ich auch noch Fitness-Instruktorin.<br />
Mit diesem Engagement bin ich<br />
voll und ganz ausgefüllt.<br />
Wie wir alle, haben Sie bestimmt auch<br />
Träume oder ein Traumziel. Würden Sie uns<br />
etwas davon verraten?<br />
CF: (lacht und gibt kurz und bündig<br />
zur Antwort): Gesund 100-jährig werden!»<br />
Der Vorstand und die Redaktion heissen<br />
Cetty Fernandez nochmals ganz herzlich<br />
willkommen!<br />
l<br />
<strong>vdms</strong> - asmm<br />
verband der medizinischen masseure der schweiz<br />
associazione svizzera dei massaggiatori medicali<br />
association suisse des masseurs médicaux<br />
■ Freitag, 15. April 2011<br />
Die Tessiner Sektion<br />
des <strong>vdms</strong> ist geboren!<br />
Im Herbst 2010 fanden erste Kontakte<br />
zwischen dem Vorstand des <strong>vdms</strong> und<br />
dem Vorstand der ATIM (Associazione<br />
Ticinese dei Massaggiatori) <strong>–</strong> eine neue<br />
Gruppe, welche zum Ziel hatte, die med.<br />
Masseure der italienischen Schweiz<br />
in ihren Anliegen zu unterstützen. Der<br />
<strong>vdms</strong> bot der Gruppe an, in den Schweizer<br />
Verband einzutreten, um so von der<br />
35-jährigen Erfahrung zu profitieren. Neben<br />
unzähligen Dienstleistungen <strong>für</strong> die<br />
Praxis bietet der <strong>vdms</strong> mit mehr als 500<br />
Masseuren eine ganz andere politische<br />
Stimme, wenn es darum geht, etwas an<br />
den gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
zu ändern.<br />
So kamen die Vertreter der ATIM und<br />
der Scuola Superiore Medico Tecnica, welche<br />
die einzige von der Dachorganisation<br />
Oda-MM akkreditierte Ausbildungsstätte<br />
<strong>für</strong> med. Masseure im Tessin ist, im Januar<br />
nach Aarau zu Besuch. Wir stellten den<br />
<strong>vdms</strong> vor und schon wurde entschieden,<br />
vertieft zusammenzuarbeiten. Am 15.<br />
April 2011 fand in Lugano eine Informationsveranstaltung<br />
<strong>für</strong> alle Studenten und<br />
diplomierten medizinischen Masseure<br />
der italienischen Schweiz statt. Gianulica<br />
Schnotz erklärte, was bisher geschah,<br />
Paola Giannini Sidler und Cetty Fernandez<br />
<strong>–</strong> unsere neue italienischsprachige Mitarbeiterin<br />
in der Geschäftsstelle <strong>–</strong> stellten<br />
den <strong>vdms</strong> vor, Pier Pirotta sprach über die<br />
Zusammenarbeit zwischen dem <strong>vdms</strong> und<br />
der Schule im Bereich Weiterbildungen<br />
und Alessandro Beretta stellte die Dienstleistungenen<br />
der Neutrass im Bereich Versicherungen<br />
vor, mit der der <strong>vdms</strong> seit<br />
Herbst 2010 zusammenarbeitet.<br />
Kurz gesagt <strong>–</strong> sofort getan. Vierzig der<br />
fünfzig Anwesenden entschieden sich sofort<br />
<strong>für</strong> eine Mitgliedschaft im <strong>vdms</strong>! Für<br />
uns stellt dies einen grossen Schritt nach<br />
vorne dar. Als Schweizer Verband vertreten<br />
wir neu nicht nur die Deutschschweizer<br />
med. Masseure, sondern auch die<br />
Therapeuten der italienischen Schweiz.<br />
Mit Ferruccio Bernasconi haben wir auch<br />
einen Vertreter der Tessiner Sektion in den<br />
Zentralvorstand gefunden, der sich in den<br />
letzten Monaten ganz stark engagiert und<br />
schon viele Dokumente übersetzt hat. Die<br />
sprachlichen Unterschiede stellen uns natürlich<br />
vor eine grosse Herausforderung.<br />
Wir sind jedoch sicher, dass wir mit der<br />
Unterstützung aller Beteiligten auch diesen<br />
Schritt schaffen werden.<br />
Ab Juni 2011 wird zudem <strong>für</strong> die Tessiner<br />
Therapeuten eine italienische Beilage<br />
kreiert, in der Verbandsinformationen,<br />
aber auch Informationen rund um die<br />
Weiterbildungen im Tessin zu lesen sein<br />
werden. Das dreisprachige Logo ist schon<br />
entwickelt und wird nun immer mehr das<br />
Bild und die Philosophie des <strong>vdms</strong> gegen<br />
aussen zeigen.<br />
Wir möchten die Gelegenheit nutzen,<br />
um den Zugpferden dieser Aktion ganz<br />
herzlich <strong>für</strong> die hervorragende Zusammenarbeit<br />
zu danken:<br />
l Gianluca Schnotz, Ferruccio Bernasconi,<br />
Sabina Bastone, Rita Pellegrini, den<br />
Initianten der ATIM<br />
l Pier Pirotta, Miriam Ragonesi und Ivano<br />
Rupil der Scuola Superiore Medico<br />
Tecnica<br />
l Alessandro Beretta, der die Versicherungsleistungen<br />
der Neutrass im Tessin<br />
vertritt<br />
l Beat Peter, der es geschafft hat, auf<br />
unserer Website in zwei Tagen einen<br />
Platz <strong>für</strong> die italienischen Dokumente<br />
zu programmieren<br />
l Cetty Fernandez, Beatrice Widmer,<br />
Claudia Widmer und Desanka Vuksanovic<br />
von der Geschäftsstelle <strong>für</strong> das<br />
ausserordentliche Engagement bisher<br />
und <strong>für</strong> das, was noch kommen wird.<br />
Das Abenteuer ist gestartet. Nun wünschen<br />
wir allen eine gute Weiterreise!<br />
Paola Giannini Sidler l<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
eduQua <strong>–</strong> Antrag<br />
zur Zertifikatserteilung<br />
ohne<br />
Auflagen erfüllt<br />
Im Jahre 2007 erhielt der <strong>vdms</strong> zum zweiten<br />
Mal das eduQua-Zertifikat, welches Institutionen<br />
im Weiterbildungsbereich verliehen<br />
wird. Demnach stand im Herbst<br />
2010 erneut eine Rezertifizierung an.<br />
Das eduQua-Zertifizierungsverfahren<br />
verlangt ein Dossier, in dem vorgegebene<br />
Prüfpunkte zu dokumentieren sind. Das<br />
56-seitige Handbuch zeigt auf, wie ein<br />
solches Dossier auszusehen hat. Danach<br />
überprüft die Zertifizierungsstelle, ob die<br />
Institution die <strong>für</strong> eine eduQua-Zertifizierung<br />
verlangten Mindeststandards erfüllt.<br />
Im Anschluss findet ein Audit vor Ort, d.h.<br />
ein Besuch der Institution durch den Auditor<br />
der Zertifizierungsstelle, statt. Es dient<br />
der Klärung oder Vertiefung bestimmter<br />
Fragestellungen.<br />
Ohne jegliche Auflagen erfüllt der<br />
<strong>vdms</strong> wiederum sämtliche des insgesamt<br />
sieben Seiten umfassenden Berichtes und<br />
deren relevanten Punkte. Das Zertifikat<br />
hat nun eine Gültigkeitsdauer von drei<br />
Jahren. Bis dahin ist der <strong>vdms</strong> verpflichtet,<br />
jährlich schriftliche Zwischenaudits<br />
einzureichen, die Auskunft über Veränderungen<br />
innerhalb der Institution und dem<br />
Kurswesen geben.<br />
l<br />
I N F O e d u Q u a<br />
Was bringt eduQua den Kursteilnehmenden?<br />
l Gesicherte Qualität in Bezug auf<br />
Kursanbieter als auch auf Dozenten<br />
l Bedarfsbezogenes Ausbildungsangebot<br />
l Lernziele und Lernerfolge sind<br />
aufeinander abgestimmt und werden<br />
transparent publiziert<br />
l Die Dozenten sind fachlich, didaktisch<br />
und methodisch auf dem<br />
neustem Entwicklungsstand<br />
Neue Kurse 3. Quartal 2011<br />
■ Fr. 26. <strong>–</strong> Sa. 27. August 2011<br />
Halswirbelsäulen-Distorsion<br />
Dieser Begriff hat unzählige Synonyme.<br />
Eines ist klar, sie beschreiben meistens<br />
nur die Mechanik des Geschehens. Viel<br />
wichtiger sind <strong>für</strong> die Unfallopfer und deren<br />
Behandler die Folgen eines solchen<br />
Unfalles: Einige von vielen Symptomen<br />
sind Kopfschmerzen, Paraesthesien in<br />
Armen und Beinen, Tinnitus, Konzentrationsstörungen,<br />
Schwindelgefühle, Übelkeit,<br />
Erschöpfung, Atemstörungen und<br />
sogar Verdauungsstörungen.<br />
Eine wichtige Rolle spielen dabei die<br />
Faszien, dünne bindegewebige Häute, die<br />
den ganzen Körper miteinander verbinden.<br />
Das Schleudertrauma kann einen<br />
regelrechten Abdruck in den Faszien hinterlassen<br />
und aufgrund der Verbindung<br />
der Faszien untereinander z.B. bis zu den<br />
Organen weitergeleitet werden und hier<br />
Funktionsstörungen auslösen.<br />
Die Osteopathie untersucht und behandelt<br />
diese Unfallfolgen ganzheitlich<br />
und versucht, unter Berücksichtigung der<br />
Erkenntnisse von Anatomie und Physiologie,<br />
die Selbstheilungskräfte bei diesen Beschwerden<br />
wieder anzuregen. Dies macht<br />
der Osteopath, nachdem er den Patienten<br />
genau untersucht hat, mit gezielten, sanften<br />
manuellen Techniken.<br />
Für die Osteopathie ist Gesundheit eine<br />
Art Gleichgewicht, das immer wieder neu<br />
Patrick Candraja,<br />
med. Masseur FA und<br />
dipl. trad. Thai Masseur<br />
Kurs: Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle<br />
thailändische<br />
Massage<br />
Henk Kersch,<br />
Osteopath D.O.<br />
Kurs: Halswirbelsäulen-Distorsionstrauma<br />
gesucht werden muss. Kann der Körper<br />
dieses Gleichgewicht durch Bewegungsverlust<br />
nicht mehr herstellen, entstehen<br />
Funktionsstörungen mit den dazugehörenden<br />
Beschwerden. Diese Beschwerden<br />
können sich überall bemerkbar machen,<br />
z.B. im Bewegungsapparat, im Organsystem<br />
und im craniosacralen System.<br />
Während dieses Kurses wird den Teilnehmenden<br />
diese Ganzheitlichkeit in der<br />
Behandlung von HWS-Distorsions-Patienten<br />
in Theorie und vor allem in der Praxis<br />
vermittelt. Dazu werden alle Aspekte der<br />
Osteopathie (craniell, viszeral, parietal<br />
und myofaszial) mit einbezogen.<br />
Dozenten: Michel Kerstjens, Henk Kersch l<br />
Neue Dozenten im 2. Halbjahr 2011<br />
Michael Kerstjens,<br />
Osteopath D.O.<br />
Kurs: Halswirbelsäulen-<br />
Distorsionstrauma<br />
Ralph Zeindler,<br />
Spezialist <strong>für</strong> Infrarottechnologie,<br />
Wärmeanwendungen<br />
im Gesundheitswesen<br />
Kurs: wIRA-<strong>Therapie</strong> <strong>–</strong><br />
Wärmetherapie/Infrarottechnologie<br />
W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />
33<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
E I N L A D U N G G V 2 011 V D M S<br />
34<br />
Neue Kurse im 3. Quartal 2011<br />
■ Samstag, 3. <strong>–</strong> Sonntag, 4. September 2011<br />
Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle thailändische Massage<br />
Thailand ist nicht nur ein Land mit üppigem<br />
Urwald, exotischen Früchten und<br />
traumhaften Stränden, sondern auch die<br />
Heimat einer einzigartig kraftvollen und<br />
belebenden Körpertherapie<br />
«Nuad<br />
Thai» <strong>–</strong> der seit<br />
Jahrhunderten<br />
überlieferten<br />
traditionellen thailändischen Massage.<br />
Der vollständige Begriff lautet «Nuad Thai<br />
Phaen Boran», was so viel bedeutet wie<br />
«uralte heilsame Berührung».<br />
In Thailand ist die Thai-Massage noch<br />
heute ein fester Bestandteil der Kultur und<br />
der traditionellen Medizin und wird bei<br />
Personen jeglichen Alters erfolgreich angewandt.<br />
Die Thai-Massage<br />
besteht aus passiven,<br />
dem Yoga entnommenen<br />
Streckpositionen und<br />
Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen<br />
und<br />
Druckpunktmassagen. Zehn ausgewählte<br />
Leitbahnen (Sen-Linien) werden über<br />
sanfte Dehnung und mit rhythmischem<br />
Druck bearbeitet. Die Thai-Massage zeichnet<br />
sich durch ihre Dynamik und Kräftigkeit<br />
aus. Sie kann als eigene <strong>Therapie</strong> oder<br />
in Kombination mit anderen Massagen<br />
eingesetzt werden.<br />
Erfahren Sie die wohltuende Wirkung<br />
dieser Massage und lernen Sie die grundlegenden<br />
Massagetechniken. Nach zwei<br />
spannenden Kurstagen können Sie eine<br />
einstündige Ganzkörpertherapie durchführen.<br />
Dozent: Patrick Candraja l<br />
■ Donnerstag, 29. September <strong>–</strong> Sonntag, 2. Oktober 2011<br />
Viszerale thorakale Osteopathie (VTH)<br />
Dieser Kurs aus der Kursserie der viszeralen<br />
Osteopathie geht auf die enge Verbindung<br />
zwischen den Organen des Brusttraumas<br />
und dem Bewegungsapparat ein<br />
(Schulter, Hals- und Brustwirbelsäule).<br />
Fallbeispiel: In die Sprechstunde<br />
kommt Frau M. (52 Jahre) mit einer<br />
schmerzhaften linken Schulter mit Ausstrahlung<br />
bis in die obere Halswirbelsäule.<br />
Sie hatte gerade einen anstrengenden<br />
Monat mit mehreren Präsentationen und<br />
engen «deadlines» hinter sich <strong>–</strong> Stress pur.<br />
Die Bewegungsfreiheit der li Schulter<br />
ist deutlich eingeschränkt (Abduktion und<br />
Aussenrotation 60°-80°). Solche starken<br />
Schmerzen mit Bewegungseinschränkung<br />
sind <strong>für</strong> sie neu. Während der Anamnese<br />
stellt sich heraus, dass Sie in den letzten 8<br />
Jahren 2x an einer unspezifischen Lungenentzündung<br />
erkrankt war. Ich behandle<br />
zunächst die li Schulter mit indirekten<br />
faszialen Techniken aus der parietalen Osteopathie,<br />
um dann ausgiebig den thorakalen<br />
Raum mit Techniken der viszeralen<br />
Osteopathie zu berücksichtigen (Pleura,<br />
Diaphragma, Lungen, Brustwirbelsäule,<br />
Mediastinum). Während ich mich auf das<br />
Mediastinum und die Lungen konzentriere,<br />
bemerke ich einen ausgeprägten faszialen<br />
Zug nach li, den ich betone. Frau M.<br />
gibt mir das Feedback, dass dieser Griff ihr<br />
besonders wohltut. Zum Schluss gehe ich<br />
auf die Halswirbelsäule, die Kopfgelenke<br />
(Axis, Atlas und Occiput) ein.<br />
Nach der Behandlung ist die Schmerzintensität<br />
wesentlich geringer und die<br />
Schulter fühlt sich leichter an. Auch der<br />
Atem wird als tiefer und befreiter wahrgenommen,<br />
was zuvor kaum als Einschränkung<br />
gespürt wurde. Innerhalb von<br />
3 Wochen verschwinden die Schmerzen<br />
vollständig und die Bewegungseinschränkung<br />
der li Schulter ist aufgehoben. Frau<br />
M. braucht keine weitere Behandlung.<br />
Dozentin: Dorothee Bartz l<br />
Das Beitrittsformular<br />
finden<br />
Sie unter<br />
www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
oder füllen Sie<br />
nebenstehenden<br />
Talon aus<br />
Mehr zum Kursziel siehe<br />
Weiterbildungsbroschüre Seite 61.<br />
gute Gründe <strong>für</strong> Sie, die Mitgliedschaft<br />
10 noch heute zu beantragen!<br />
1. <strong>vdms</strong> Weiterbildungsprogramm<br />
2. <strong>vdms</strong> <strong>Reflexe</strong> <strong>–</strong> <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>physikalische</strong> <strong>Therapie</strong><br />
3. <strong>vdms</strong> Versicherungs-Hotline<br />
4. <strong>vdms</strong> Beratung in Rechtsfragen<br />
5. <strong>vdms</strong> Beratung in fachlichen Anliegen<br />
6. <strong>vdms</strong> Kantons-Management<br />
7. <strong>vdms</strong> Beratung zur beruflichen Selbständigkeit<br />
8. www.<strong>vdms</strong>.ch; kostenlose Einträge und interner<br />
Zugang zu aktuellen Informationen, Formularen etc.<br />
9. <strong>vdms</strong> Mitgliedernähe<br />
10. <strong>vdms</strong> bietet attraktive Mitgliederkonditionen<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
Fort- & Weiterbildungen <strong>vdms</strong> 3. Quartal 2011<br />
■ 17. <strong>–</strong> 18. Juni<br />
Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> (TP), Teil 4<br />
■ 20. <strong>–</strong> 23. Juni<br />
Die Original Bowen-Technik<br />
■ 17. <strong>–</strong> 18. August<br />
Antara® med. Masseur (Teil 1)<br />
Ausbildungslehrgang<br />
■ 19. <strong>–</strong> 21. August<br />
Integrative Craniosacral-<strong>Therapie</strong><br />
(Grundkurs)<br />
■ 26. <strong>–</strong> 27. August<br />
Halswirbelsäulen-Distorsionstrauma<br />
■ 10. Oktober<br />
Lymph-Tape-Konzept<br />
■ 14. <strong>–</strong> 15. Oktober<br />
Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />
nach Popp (DWP) <strong>–</strong> Intensivkurs<br />
■ 17. Oktober<br />
Biochemie Einführung Antlitzanalyse<br />
Zusatzkurse<br />
WICHTIGE INFOS<br />
Anmeldeschluss <strong>für</strong> sämtliche<br />
Kurse:<br />
4 Wochen vor Kursbeginn. Die Anmeldungen<br />
werden nach Anmeldeeingang<br />
berücksichtigt. Die Detailbeschreibung<br />
ist <strong>für</strong> Sie in der Weiterbildungsbroschüre<br />
2011 und in der <strong>vdms</strong>-Website<br />
auf www.<strong>vdms</strong>.ch ersichtlich.<br />
Ergänzend zum Angebot in der Weiterbildungsbroschüre können wir Ihnen<br />
folgende Zusatzkurse mit Topreferenten anbieten:<br />
A G E N DA 2 011 V D M S<br />
■ 3. <strong>–</strong> 4. September<br />
Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle<br />
thailändische Massage<br />
■ 9. <strong>–</strong> 10. September<br />
Beckenboden - Stabilität<br />
aus der Mitte, Teil 1<br />
■ 12. <strong>–</strong> 13. September<br />
Neurolymphatisch-reflektorische<br />
<strong>Therapie</strong> der Wirbelsäule<br />
■ 16. <strong>–</strong> 17. September<br />
Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> (TP), Teil 5<br />
■ 25. <strong>–</strong> 28. September<br />
Craniosacrale Körperarbeit,<br />
Einführungskurs (CCC)<br />
■ 29. September <strong>–</strong> 2. Oktober<br />
Viszeral thorakale Osteopathie (VTH)<br />
■ 7. Oktober<br />
Kreuzschmerzen (Lumbalgie)<br />
■ 8. <strong>–</strong> 9. Oktober<br />
MTC (Medical Tape Concept), Basis<br />
LINKS<br />
ANGST- und Panikhilfe Schweiz<br />
Selbsthilfeorganisation<br />
www.aphs.ch<br />
KINESIOLOGIE<br />
Kinesiologischer Berufsverband<br />
www.kinesuisse.ch<br />
Schweiz. Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltens-<br />
u. kognitive <strong>Therapie</strong><br />
Ratgeber <strong>für</strong> PatientInnen, Psychische<br />
Störungen im Erwachsenenalter<br />
www.sgvt.ch<br />
Soziale Angststörungen<br />
www.sozialeangst.ch<br />
www.sozphobie.ch<br />
Weitere Kurse unter<br />
www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
› weiterbildungen<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong><br />
■ Mi, 15. Juni 2011<br />
Spiraldynamik:<br />
bewegliche Brustwirbelsäule<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
■ Mi-Do, 17. <strong>–</strong> 18. August 2011<br />
Antara med. Masseur Teil 1<br />
mit Karin Albrecht<br />
Teil 2 Mi-Do, 19. <strong>–</strong> 20. Oktober 2011<br />
Teil 3 Do-Fr, 09. <strong>–</strong> 10. Februar 2012<br />
■ Mi, 2. September 2011<br />
Spiraldynamik:<br />
Beinachse, Hüftgelenk und Fuss<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
■ Mi, 7. September 2011<br />
Spiraldynamik: Achterbewegungen<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
■ Mi, 14. September 2011<br />
Spiraldynamik: stabiles Kreuz, Becken<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
■ Do, 15. September 2011<br />
Infoveranstaltung: Viele Wege führen<br />
zum Eidg. Fachausweis (EFA)<br />
mit Paola Giannini Sidler<br />
Ich wünsche: Kostenlose Probenummer <strong>Reflexe</strong> Jahres-Abo <strong>Reflexe</strong> (Fr. 50.<strong>–</strong>)<br />
Fort- und Weiterbildungsbroschüre 2011; Anzahl Expl. ____<br />
Ich bin: Med. Masseur FA Physiotherapeut<br />
Andere, nämlich _________________________________________________<br />
Mitglied von _____________________________________________________<br />
Ich wünsche die Insertionsbedingungen<br />
■ Fr-Sa, 23. <strong>–</strong> 24. September 2011<br />
Sportverletzungen obere Extremitäten<br />
mit André Fries<br />
■ Do, 29. September 2011<br />
Antrag nachträglicher Titelerwerb EFA<br />
unter Anleitung ausfüllen<br />
mit Paola Giannini Sidler<br />
■ Mo, 11. Oktober 2011<br />
MTC <strong>–</strong> Sportverletzungen und<br />
elastisches Taping mit Thomas<br />
Metzger und Peter Gerstlauer<br />
■ Mi, 26. Oktober 2011<br />
Spiraldynamik: Schulter <strong>–</strong> Arm <strong>–</strong> Hand<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
■ Mi, 16. November 2011<br />
Biochemie: Raus aus dem<br />
Stimmungstief mit Jo Marty<br />
■ Sa, 26. November 2011<br />
Das Enneagramm, Einführung<br />
mit Marcel Sonderegger<br />
■ Sa-So, 3. <strong>–</strong> 4. Dezember 2011<br />
Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> Teil 3: Rumpf,<br />
Gesäss, Bauch mit Britta Gimmi<br />
Ich bin an einer Mitgliedschaft interessiert. Bitte senden Sie mir Ihre Unterlagen:<br />
Firma: _____________________________ Name, Vorname: _______________________________<br />
Strasse: ____________________________ PLZ, Ort: ______________________________________<br />
Telefon: ____________________________ Fax: ___________________________________________<br />
E-Mail: ____________________________________________________________________________<br />
Ort, Datum: __________________________________ Unterschrift: __________________________<br />
Einsenden an: <strong>vdms</strong>, Schachenallee 29, 5000 Aarau; Faxen an: 062 823 06 22<br />
35<br />
✁<br />
T A L O N
K R Ä F T E M O B I L I S I E R E N S V f B S<br />
Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie nach Dr. Schüssler<br />
Ängste und Stress können Kräfte m<br />
Wirken Angst und Stress zu lange<br />
oder zu stark, gehen sie an die<br />
Substanz. Der Betroffene hat keine<br />
Energie mehr. Angst ist weniger als<br />
Ausdruck zu hören als die Begriffe<br />
36<br />
«Stress, Überlastung, Leistungsdruck,<br />
Konkurrenzdenken, Hektik,<br />
Über- oder Unterforderung, Reizüberflutung,<br />
Zeitterror» u.ä.<br />
Die 12 ersten körperlichen<br />
Reaktionen<br />
1. Durch den automatischen Gegensteuerungsprozess<br />
bei Angst wer-<br />
gen, zu viel Kalzium aufzunehmen. Dadurch<br />
kann weniger ATP produziert werden<br />
und die Energieleistung der Zelle<br />
bricht zusammen. Die Selbstzerstörung<br />
der Zellen wird stimuliert und es entsteht<br />
den chemische Substanzen ausgelöst<br />
ein saures Milieu im Körper.<br />
◗ Jo Marty<br />
(Kampf-Flucht-Reaktion) und der Sym-<br />
9. Jetzt ist eine Durchdringung der Erythro-<br />
pathikus-Nervenstrang (Teil des vegeta-<br />
zyten (rote Blutkörperchen) unumgäng-<br />
Neurologisch sind alle obigen Ausdrucksfor-<br />
tiven Nervensystems) wird aktiviert.<br />
lich. Der Spannungszustand der Muskeln<br />
men mit unterschiedlichen Manifestationen<br />
2. Die Sauerstoffzufuhr wird elektroche-<br />
steigt an, was zur Verengung des Gefäss-<br />
von Angst gleichzusetzen. Im Gehirn werden<br />
misch mit einem Übermass an Plus-Io-<br />
durchmessers führt.<br />
Benzodiazepine produziert, wodurch die<br />
nen aufgeladen (= hormoneller Ablauf<br />
10. Gleichzeitig werden Botenstoffe aus-<br />
Angstempfindung erhöht wird. Als Gegen-<br />
bei allen Ängsten bzw. Stressabläufen;<br />
gesandt, die das Stresshormon Cortisol<br />
massnahme setzt der Organismus Stoffe zur<br />
auch ausgelöst bei geschlossenen Räu-<br />
ausschütten. Dies hat zur Folge, dass der<br />
Entspannung von Muskeln und Nerven frei.<br />
men, Klimaanlagen, grosser Müdigkeit,<br />
Tonus der glatten Muskulatur und die<br />
Diese Vorgänge benötigen sehr viele Mine-<br />
zu wenig Schlaf, mangelnder oder zu viel<br />
Labilisierung der Blutgefäss-Schranken<br />
ralien wie Kalium, Magnesium, ausserdem<br />
Bewegung, durch Nikotin, Nahrungsgifte,<br />
erhöht werden.<br />
Sauerstoff, Enzyme und Adenosintriphos-<br />
Hunger, Überernährung, zu wenig Licht,<br />
11. Dadurch verlieren die Gefässe den ge-<br />
phat (ATP), das Kraftreserven im Zellstoff-<br />
etc.). Medizinisch gesehen entsteht ein<br />
wohnten regelmässigen Rhythmus.<br />
wechsel speichert und überträgt.<br />
Sauerstoffmangel (Hypoxiekaskade).<br />
12. Gegensteuermassnahmen laufen an,<br />
Wenn Angst Energie verbraucht, wenn die<br />
genannten Stoffe nicht in ausreichendem<br />
Umfang nachgeliefert werden können, bilden<br />
sich Säuren. Da es <strong>für</strong> Nerven- und Muskelmembranen<br />
ungünstig ist, wenn Säuren zunehmen<br />
und ein Mangel an Sauerstoff und<br />
Mineralien entsteht, verfolgt der Organismus<br />
bei Angst die Strategie: Muskeltonus-Steuerung<br />
einsparen und die Mineralien aus dem<br />
Gewebe, Bindegewebe, den Muskeln, Knochen<br />
und Drüsen holen. Dadurch ergeben<br />
sich entweder überspannte oder unterspannte<br />
Muskeln. Dies betrifft nicht nur die willkürlich<br />
gesteuerte, quergestreifte Muskulatur,<br />
sondern zunächst die glatte Muskulatur des<br />
Darmrohrs und die Muskelzellen der Gefässe.<br />
Folgen sind Verdauungsstörungen, Blutdruckprobleme,<br />
Müdigkeit und Nervosität.<br />
3. Der Sauerstoffpartialdruck (Sauerstoffgehalt)<br />
im Blut und im Gewebe nimmt<br />
kontinuierlich ab.<br />
4. Die Versorgung der Zellen mit Aminosäuren,<br />
Glykose, Fettsäuren und vor allem<br />
Sauerstoff verringert sich.<br />
5. Dadurch wird der Stoffwechselspeicher<br />
(ATP-Produktion) zurückgefahren.<br />
6. Der Austausch zwischen Kalium/Natrium<br />
und Kalzium/Magnesium wird verlangsamt<br />
und verliert an Umdrehungsleistung<br />
(Anion/Kation).<br />
7. Somit nimmt das Elektropotenzial der<br />
Zellmembranen ab (Nerven-, Muskel-,<br />
Gefässwandzellen, etc., je nachdem wo<br />
im Körper dieser stress- resp. angstbedingte<br />
Ablauf vor sich geht).<br />
8. Durch den gestörten Mineralien- bzw.<br />
Elektrolyten-Ausgleich (Ionen) strömt<br />
indem Hormone produziert werden, die<br />
die Viskosität des Blutes beeinflussen<br />
und somit auch den Gefässtonus steuern.<br />
Von all diesen biochemischen körperlichen<br />
Vorgängen verspürt der Betroffene<br />
nichts.<br />
Auswirkungen eines gestörten<br />
biochemischen Prozesses<br />
Je nach Lokalisation dieses in zwölf<br />
Schritten beschriebenen Vorganges ergeben<br />
sich unterschiedliche, subjektiv erfahrbare<br />
Auswirkungen:<br />
l Verspannung, Verkrampfung<br />
l Müdigkeit, Antriebslosigkeit<br />
l Herzstörungen<br />
l Anlaufschwierigkeiten am Morgen<br />
l Kopfschmerzen<br />
Es sind immer wieder ähnliche Abläufe,<br />
Kalzium in die Zelle. Die Mitochondrien<br />
l Verdauungsstörungen (Blähungen, Ma-<br />
die nachfolgend kurz beschrieben werden:<br />
(Kraftwerk der Zellen) werden gezwun-<br />
gensymptome, Verstopfung, Durchfall)<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
obilisieren<br />
l auf der Ebene des Gehirns z.B. Angst, Gereiztheit,<br />
Vergesslichkeit, Nervosität, Konzentrations-<br />
und Lernstörungen, Unruhe,<br />
Schlafstörungen, Depression, Unlust zur<br />
geistigen Tätigkeit, negative Stimmung,<br />
Unmotiviertheit<br />
Enge Kausalität <strong>–</strong> vielfältige<br />
Auswirkungen<br />
Ursprung der heute als Burnout beschriebenen<br />
Variante der Hypoxiekaskade (Mangel<br />
an Sauerstoff) haben immer <strong>–</strong> so banal dies<br />
zunächst klingen mag <strong>–</strong> dieselben Komponenten:<br />
l Sauerstoffmangel, Verringerung des Sauerstoffpartialdruckes<br />
in der Zelle<br />
l Bewegungsmangel<br />
l zu viel Kohlenstoffmonoxid (Verkehr, geschlossene<br />
Räume, Zigarettenrauch, Abgase)<br />
l freie Radikale (äusserlich durch Stress,<br />
Angst, Schlafdefizit, Ernährung; innerlich<br />
durch Stoffwechselvorgänge, mangelnde<br />
Ruhephasen)<br />
l Mineralstoffverbrauch im Körper (Magnesium,<br />
Kalium, Kalzium)<br />
ralien, Ruhe, Schlaf, natürlich die Reduktion<br />
von freien Radikalen und Veränderung der<br />
belastenden Situation. Falls er dies seinem<br />
Körper nicht gönnt, treten «Sollbruchstellen<br />
des Organismus» in Kraft. Primär betroffen<br />
sind meistens Herz, Lunge und Gehirn. Zuerst<br />
wird jedoch stets die Energie so weit<br />
zurückgenommen, dass diese Sollbruchstellen<br />
nicht aktiviert werden müssen. Modern<br />
sagt man Burnout dazu (auch die Selbstvernichtungs-Prozesse<br />
sind eine Überlieferung<br />
aus der Urzeit der Menschen. Konnte<br />
eine Funktion eines Herdenmitgliedes nicht<br />
mehr wahrgenommen werden, z.B. infolge<br />
Krankheit, Verletzung, Infekten, etc. war es<br />
sinnvoll, die Körperprozesse in Richtung Tod<br />
zu Ienken). Heute laufen auf der Zellebene<br />
und seinem Mikrosystem biochemisch noch<br />
genau dieselben Prozesse ab. Gene, die einen<br />
solchen Bruchstellen-Prozess auslösen,<br />
K R Ä F T E M O B I L I S I E R E N S V f B S<br />
37<br />
l Blutdruckerhöhung/Blutdruckprobleme<br />
Die oben beschriebenen Symptome sind<br />
werden aktiviert und Vernichtungsenzyme in<br />
l Sehstörungen<br />
biochemisch gesehen äusserst intelligente<br />
den Zellbehälter (Lysosomen) werden aus-<br />
l Hautprobleme<br />
Massnahmen des Organismus, um sich vor<br />
geschüttet. Diese lähmen die Energiepro-<br />
Obwohl die Beschwerden unterschiedlich<br />
sein können, stammen sie letztendlich allesamt<br />
vom beschriebenen Ablauf. Kurz zusammengefasst<br />
heisst das: Energiemangel<br />
infolge Stressreaktion (wobei Stress konsequent<br />
mit Angst gleichgesetzt wird).<br />
zu rascher Selbstzerstörung zu schützen. Die<br />
Energieproduktion wird zurückgenommen,<br />
um beispielsweise die sehr verhängnisvolle<br />
Kettenreaktion zu drosseln, wenn der so<br />
genannte MDF (Myocard Depressant Factor)<br />
entsteht. Er wird durch starke Aufregung<br />
oder lang anhaltende Belastung (körperli-<br />
duktion: Der Mensch fühlt Müdigkeit, keine<br />
Zuversicht, lebt mit angezogenen Bremsen<br />
und schliesslich Burnout.<br />
Mögliche Massnahmen gegen<br />
Burnout<br />
Die nachfolgenden Massnahmen sind als<br />
Die Ursachen sind ebenfalls stets diesel-<br />
cher, mentaler, vorwiegend jedoch emotio-<br />
Tipps zu verstehen und können helfen, erste<br />
ben: Die Zellen verfügen über ein ausgeklü-<br />
nal-sozialer Art) in der Bauchspeicheldrüse<br />
Mangelerscheinungen frühzeitig zu erken-<br />
geltes Lernprogramm. Sind sie nämlich über<br />
ausgelöst und ist in der Lage, lebenswichtige<br />
nen und anzugehen:<br />
eine gewisse Zeit immer wieder der Angst<br />
(modern: Hektik, Druck, Überbelastung,<br />
Überforderung, Neid, Gier, Konkurrenz, Eifersucht<br />
Krankheit, etc.) und somit den beschriebenen<br />
Kaskaden ausgesetzt, erlernen<br />
sie eine Cortisol-Adrenalin-Ausschüttung<br />
und halten sie auch aufrecht. Fällt dann im<br />
Urlaub oder z.B. an Wochenenden der Stress<br />
weg, werden trotzdem Cortisol und andere<br />
Stresshormone produziert, ohne dass Stress<br />
da ist. Es ergibt eine Art Entzugserscheinung:<br />
Wochenendmigräne oder Wochenend- und<br />
Urlaubs-Depressionen sind die heute häufigsten<br />
Folgen. Sofort wird durch erneute<br />
Hektik, Wochenend-/Ferienprogramm wie-<br />
Funktionen abzuschalten. Wird die Belastung<br />
nicht geringer (keine Erholungsphasen, keine<br />
Rücksicht auf versiegende Ressourcen,<br />
weitere Ausbeutung seiner Kräfte, etc.),<br />
reduziert MDF zunächst die Herzleistung.<br />
Ebenso verringern sich die Verdauungssäfte<br />
und die Entgiftungseigenschaften der Leber.<br />
Der Darm leidet unter massivem Sauerstoffmangel<br />
und die Keimbarriere bricht<br />
zusammen. Bakterien überschwemmen das<br />
Gewebe. Der Körper kann diesem Bombardement<br />
nichts mehr entgegenstellen. Notstoffe<br />
gegen die Bakterien werden durch das<br />
Immunsystem herbeigezogen, so dass vermehrt<br />
Müdigkeit, nicht zuzuordnende Kör-<br />
l entspannende Massagen<br />
l Bewegung im Freien<br />
l Sport, Musik, Lesen<br />
l Raum und Zeit zum Ausruhen und Regenerieren<br />
l Entspannung, Schlaf<br />
l wenig bis kein Alkohol<br />
l gesunde Ernährung (Früchte, Gemüse,<br />
Ballaststoffe, wertvolle Fette)<br />
l mentales Training<br />
l Entlastung schaffen (Team, Familie,<br />
Umfeld)<br />
Schlussfolgerung<br />
Die beschriebenen Störungen, die durch<br />
der Stress geschaffen. Das System ist wieder<br />
persymptome, Verdauungsschwäche, etc.<br />
den Energiemangel im Gewebe infolge<br />
gleich belastet wie im Alltag und subjektiv<br />
auftreten. Solange so genannte Notstoffe<br />
Stress-/Angst-Reaktionen ablaufen, können<br />
wird dieser Zustand als angenehmer erlebt.<br />
gegen den Energie fressenden Prozess (Pro-<br />
kausal nie in einen genauen Zusammen-<br />
Die meisten Menschen kennen dieses Phä-<br />
teinasen) genügend abgebaut werden, hat<br />
hang gebracht werden. Jedoch kann ver-<br />
nomen auch, wenn sie nach intensiven, be-<br />
der Organismus noch eine Möglichkeit, dem<br />
sucht werden, den Mangel an Sauerstoff und<br />
lastenden Phasen (Studium, Prüfungen etc.)<br />
inneren massiven Stress entgegenzuwirken.<br />
Mineralien in zellgerechter Form dem Körper<br />
in eine Leere <strong>–</strong> in die Depression fallen.<br />
Dazu benötigt er allerdings Sauerstoff, Mine-<br />
wieder zur Verfügung zu stellen.<br />
Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
G E N E R A LV E R S A M M L U N G S V f B S<br />
38<br />
Unterstützung durch Schüsslersalze<br />
Nr. 2 Calcium phosphoricum<br />
Eine Depression, eine Erschöpfung, ein<br />
länger dauernder Angstzustand sind mit einer<br />
Veränderung des Kalziumspiegels im<br />
Körper verbunden. Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen,<br />
Müdigkeit sind die Folgen.<br />
Nr. 2 Calcium phosphoricum aus der Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler kann mithelfen,<br />
das Kalzium-Gleichgewicht rasch zu bessern<br />
und den Kalzium-Stoffwechsel zu normalisieren.<br />
6-8 Tabs tägl. oder evtl. 10 Tabs in<br />
gekochtem Wasser auflösen.<br />
Bei Angstzuständen und Erschöpfung ist<br />
die Wirkung von Magnesium sehr ähnlich<br />
wie diejenige von Kalzium. Speziell Magnesium<br />
ist sein unabdingbarer Beitrag <strong>für</strong> die<br />
ATP-Produktion. Deshalb darf bei einer Unterstützung<br />
mit Schüsslersalzen bei den genannten<br />
Problemen Magnesium phosphoricum<br />
nicht fehlen. Nr. 7 der Schüsslersalze<br />
über den Tag verteilt bis zu 10 Tabs oder<br />
ebenfalls als Drink in abgekochtem Wasser.<br />
Nr. 5 Kalium phosphoricum,<br />
Nr. 9 Natrium phosphoricum<br />
Störungen des Natrium- und Kaliumstoffwechsels<br />
werden auch in der Psychiatrie<br />
häufig beobachtet. Zu den Manifestationen<br />
eines Natrium- und Kaliummangels zählen:<br />
Depression, Apathie, etc. Klinische Studien<br />
haben gezeigt, dass z.B. die postoperative<br />
Psychose durch die Entleerung des Kaliumspeichers<br />
verursacht wird. Neben der ärztlichen<br />
<strong>Therapie</strong> eignet sich die Gabe von<br />
Schüssler-Salz Nr. 5 Kalium phosphoricum<br />
und Nr. 9 Natrium phosphoricum. Dosierung<br />
wie oben (je 6-8 Tabs tägl.)<br />
Generalversammlung,<br />
12. März 2011<br />
Traditionsgemäss eröffnete Musik die<br />
Generalversammlung. «Dave», so der<br />
Künstlername des Musikers und Multiinstrumentalisten<br />
David Feldmann. Er überraschte<br />
die Teilnehmenden mit klangvollen,<br />
eigenwilligen und berührenden<br />
Eigenkompositionen.<br />
An der ordentlichen Generalversammlung<br />
stiessen die verschiedenen Traktanden<br />
und Beschlüsse, über die es zu diskutieren<br />
und abzustimmen galt, auf reges Interesse.<br />
Die Leitung der Generalversammlung durch<br />
den Präsidenten, Jo Marty, erlaubte es, dass<br />
der offizielle Teil in rund einer Stunde abgeschlossen<br />
werden konnte.<br />
So blieb genügend Zeit <strong>für</strong> den Referenten<br />
Fritz Steiner. Der Leiter des IRLEN-Instituts<br />
und ausgewiesene Experte <strong>für</strong> visuelle<br />
Wahrnehmung verstand es, das komplexe<br />
Thema IRLEN-Syndrom in einprägsamen<br />
Metaphern und untermauert mit Videosequenzen<br />
auf eindrückliche Art begreifflich<br />
zu machen. Mit IRLEN-Syndrom ist eine<br />
Wahrnehmungsstörung gemeint, die eine<br />
schnelle, mühelose und korrekte Verarbeitung<br />
der visuellen Wahrnehmung verhindert.<br />
Fritz Steiner begeisterte die Teilnehmenden<br />
mit einer geradzu virtuosen Mischung aus<br />
Wissenschaft, Fallbeispielen und einer Präsentation<br />
der konkreten <strong>Therapie</strong> des noch<br />
weit unterschätzten, jedoch verbreiteten<br />
Syndroms.<br />
Die diesjährige Generalversammlung des<br />
SVfBS führte die Tradition des Biochemischen<br />
Vereins Zürich fort: Musik, lehrreicher<br />
Vortrag, Imbiss als Umrahmung des offiziellen<br />
Vereinsgeschäftes. Wie immer lohnenswert,<br />
angenehm und spannend. Ein herzliches<br />
Dankeschön den Organisatoren! l<br />
Nr. 21 Zincum chloratum<br />
Zink-Defizite beim Menschen sind mit<br />
neurologischen Symptomen wie Depression,<br />
Konzentrationsmangel, Nervosität und<br />
Launenhaftigkeit in Verbindung gebracht<br />
worden. Der Hippokampus ist besonders<br />
reich an Zink. Zinkmangel steht in Verbindung<br />
mit Lern- und Erinnerungsvermögen.<br />
Nr. 21 Zincum chloratum eignet sich sehr<br />
zuverlässig, um den Zinkspiegel im Körper zu<br />
stabilisieren.<br />
3-5 Tabs tägl. und zinkhaltige Nahrungsmittel<br />
(Kerne, Nüsse, Haferflocken, etc.)<br />
Nr. 11 Silicea<br />
Die Antwort des Hormonsystems und des<br />
Nervensystems auf körperlichen oder psychischen<br />
Stress (Ängste) sind gut bekannt.<br />
Emotionen können hormonelle Antworten<br />
auslösen, was wiederum den Nährstoffstatus<br />
beeinflusst. Es hat sich gezeigt, dass der<br />
emotionale Zustand eines Individuums die<br />
Resorption und Ausscheidung von Mineralstoffen<br />
beeinflusst. Ebenfalls gilt als geklärt,<br />
dass Spurenelemente nachgewiesenermassen<br />
Hormone in verschiedenster Weise<br />
beeinflussen. In ähnlicher Weise ist gezeigt<br />
worden, dass Hormone den Spurenelementstoffwechsel<br />
beeinflussen, einschliesslich<br />
Ausscheidung und Transport.<br />
Um das Gleichgewicht an Mineralien besser<br />
zu gewährleisten, sei auch auf Nr. 11 Silicea<br />
hingewiesen (3 Tabs abends). l<br />
<strong>Reflexe</strong> Juni 2011
l Der SVfBS führte erstmals in Chur einen<br />
Einführungskurs in Biochemie nach<br />
Dr. Schüssler durch. Esther Wurster<br />
engagierte sich <strong>für</strong> den Anlasss, an dem<br />
sich rund 20 Therapeuten und interessierte<br />
Laien in die faszinierende Welt der<br />
Schüsslersalze einführen liessen.<br />
l «Mobile Schilddrüse»!<br />
Dem Naturarzt Martin Nedok gelang<br />
das methodische Kunststück, in rund 2<br />
Stunden die physiologisch-chemischemotionalen<br />
Zusammenhänge der<br />
Schilddrüse in unvergleichbarer Weise<br />
aufzuzeigen und naturheilkundliche<br />
Möglichkeiten einer entsprechenden<br />
Unterstützung zu porträtieren. Es war ein<br />
wahres Kaleidoskop aus Endokrinologie,<br />
Psychologie und höchste Kompetenz<br />
des Referenten. Seine sehr umfangreiche<br />
und tiefgehende Präsentation<br />
finden die Mitglieder auf der Homepage<br />
(geschützter Bereich) oder sie kann<br />
als pdf über das Sekretariat des SVfBS<br />
bezogen werden.<br />
l Nr. 26 und Nr. 27: Diese Bezeichnungen<br />
sind neuerdings nicht mehr<br />
zugelassen als Nummerierung <strong>für</strong> Nr. 26<br />
Selenium D6/D12 und Nr. 27 Kalium<br />
bichromicum D6/D12. Erhältlich sind<br />
beide Mittel weiterhin, und zwar unter<br />
den chemischen Substanznamen Selenium<br />
und Kalium bichromicum.<br />
I N K Ü R Z E<br />
tige Enzyme beteiligt. Eisen unterstützt<br />
zudem die Entgiftungsfunktionen der<br />
Granuk- und Monozyten. Die Schüssler-<br />
Kenner nennen Eisen bzw. Ferrum<br />
phosphoricum seit Jahrzehnten «das Salz<br />
des Immunsystems». Auf komplizierten<br />
Flussdiagrammen zeigt die moderne<br />
Wissenschaft nun auf, wie sehr der<br />
Lehrsatz aus der Schüsslerlehre zutrifft,<br />
und dies 130 Jahre nach den Aufzeichnungen<br />
Dr. Schüsslers!<br />
l Die Schüsslersalben Nr. 2 Calcium<br />
phosphoricum und Nr. 7<br />
Magnesium phosphoricum<br />
können bei Kindern, die<br />
aus emotionalen Gründen<br />
(z.B. aufgeblähter Bauch,<br />
schlechte Verdauung) unruhig<br />
sind, z.T. eine verblüffend<br />
rasche Linderung erfahren.<br />
Dies ist nicht «nur» eine<br />
Erfahrung zahlloser Schüssler-<br />
Anwender, sondern auch<br />
ein Praxisbeispiel aus dem<br />
ärztlichen Erfahrungsschatz<br />
des Chemikers, Biologen und<br />
Arztes Peter Emmerich.<br />
Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler:<br />
SVfBS<br />
Dachlissen 90<br />
8932 Mettmenstetten<br />
Tel: 044 767 03 28<br />
Fax: 044 767 03 29<br />
eMail: info@svfbs.ch<br />
Hauptzweck: Information über die Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler, Verankerung der Thematik<br />
im Gesundheitswesen der Schweiz. Unabhängige<br />
Vereinigung, die einzig der Verbreitung der<br />
entsprechenden Methode dient.<br />
www.svfbs.ch<br />
N e u e K u r s e <strong>–</strong> n e u e T h e m e n<br />
Erstmalig bietet die SVfBS Einführungskurse in verschiedenen Regionen der<br />
Schweiz an:<br />
S E M I N A R E & V O R T R Ä G E S V f B S<br />
39<br />
l Mineralstoffe und Spurenelemente<br />
besitzen nach neusten Studienresultaten<br />
einen bedeutetenden Einfluss auf die<br />
Funktionsfähigkeit und Regulation des<br />
Immunsystems. Hier begenen sich die<br />
140-jährige Erkenntnis der Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler und die moderne<br />
universitäre Biochemie. Beispiele:<br />
Magnesium: Bei Antigenkontakt verhindert<br />
es eine übermässige Ausschüttung<br />
von Histamin und wirkt somit verstärkt<br />
allergischen Reaktionen entgegen.<br />
Magnesium ist essenziell <strong>für</strong> den<br />
Vitamin D Stoffwechsel und unterstützt<br />
die Gesamtaktivität des Immunsystems.<br />
Eisen ist <strong>für</strong> die Funktion immunkompetenter<br />
Zellen essenziell. Vor allem<br />
sind an allen Energie erzeugenden<br />
Stoffwechselprozessen viele eisenhal-<br />
Goldau: 17.08.2011 Machen Sie bitte Interessierte, Ihre Bekannten auf<br />
Zürich: 17.09.2011 die Möglichkeit aufmerksam, sich in der Region in<br />
Basel: 21.10.2011 die faszinierende Welt der Schüsslersalze einführen<br />
Zürich: 03.12.2011 zu lassen. Weitere Informationen: www.svfbs.ch<br />
S P E Z I A L S E M I N A R E<br />
Der bekannte Referent und Naturheilarzt Martin Nedok führt <strong>für</strong> den SVfBS zwei Spezialseminare<br />
mit aktuellen Themen durch. Alle, die Martin Nedok bereits als Dozenten<br />
erlebt haben, wissen, dass seine Seminare und Vorträge durch hohe Kompetenz und<br />
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Samstag, 10. Sept. 2011 Hyperaktivität und ihre Ursachen<br />
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naturheilkundlichen Massnahmen (einschliesslich<br />
Schüsslersalze) helfen effektiv und zuverlässig?<br />
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Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>
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