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Reflexe – Zeitschrift für physikalische Therapie - vdms

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<strong>Reflexe</strong><br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>physikalische</strong> <strong>Therapie</strong><br />

<strong>vdms</strong> verband der medizinischen masseure der schweiz<br />

Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie nach Dr. Schüssler<br />

J U N I 2 0 1 1<br />

Angst<br />

• VERBITTERUNG<br />

«Darüber komme<br />

ich nie hinweg»<br />

• PHARMAKA<br />

Behandlung von Ängsten<br />

und Depressionen<br />

• TRAUMA-BEHANDLUNG<br />

Chancen der<br />

Körpertherapie<br />

• KINESIOLOGIE<br />

Ängste mit Kinesiologie<br />

bewältigen<br />

• <strong>vdms</strong>-Nachrichten<br />

Gründung der<br />

Tessiner Sektion<br />

• SVfBS<br />

Ängste und Stress können<br />

Kräfte mobilisieren<br />

V E R B Ä N D E P R A X I S<br />

T H E M A


R E F L E X E J ? U N I 2 0 1 1 V I E N R H B A A LT N D<br />

2<br />

THEMA PRAXIS VERBÄNDE<br />

4 GESELLSCHAFT<br />

Die Angstgesellschaft<br />

6 ANGST & LEBEN<br />

Die wichtigsten Angsterkrankungen<br />

10 SOZIOPHOBIE<br />

Soziale Angsstörungen<br />

12 VERBITTERUNG<br />

«Darüber komme ich nie hinweg»<br />

Verbitterungsstörung <strong>–</strong> die «neue»<br />

Krankheit<br />

14 BELASTUNGSSTÖRUNG<br />

Eine neue Geisel unserer Zeit?<br />

16 PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA<br />

Behandlung von Ängsten und<br />

Depressionen<br />

Thema:<br />

Angst<br />

20 TRAUMDEUTUNG<br />

Die Bedeutung der Träume<br />

22 TRAUMA-BEHANDLUNG<br />

Chancen der Körpertherapie in<br />

der Trauma-Behandlung<br />

24 KINESIOLOGIE<br />

Ängste mit Kinesiologie<br />

bewältigen<br />

26 VERMISCHTES<br />

• Stress als Bedürfnis und Grundlebensgefühl<br />

• Mobbing<br />

• Beschützer-Hysterie<br />

• Fischöle gegen Depression<br />

28 NEUERSCHEINUNGEN<br />

• Der Tag, an dem meine Tochter<br />

verrückt wurde<br />

• Intelligentes Bauchmuskeltraining:<br />

funktionell <strong>–</strong> effizient <strong>–</strong><br />

erfolgreich<br />

• Niemand muss müssen in der<br />

Krebstherapie<br />

• Praxis der medizinischen<br />

Trainingstherapie I<br />

29 Rückblick 2011 <strong>vdms</strong><br />

• Weiterbildungsveranstaltung &<br />

35. Generalversammlung<br />

30 • MTC <strong>–</strong> Lymph-Tape-Kurs<br />

• Ortho-Bionomy-Basisseminar<br />

• BeBo <strong>–</strong> Herzliche Gratulation!<br />

32 nachrichten <strong>vdms</strong><br />

• Neu im <strong>vdms</strong>-Sekretariat<br />

• Gründung der Tessiner Sektion<br />

• eduQua-Zertifikat<br />

33 WEITERBILDUNG <strong>vdms</strong><br />

Neue Kurse 3. Quartal 2011:<br />

• Halswirbelsäulen-Distorsion<br />

• Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle thailändische<br />

Massage<br />

• Viszerale thorakale Osteopathie<br />

(VTH)<br />

35 AGENDA <strong>vdms</strong><br />

36 Verband SVfBS<br />

• Generalversammlung 12. März 11<br />

• Ängste und Stress können Kräfte<br />

mobilisieren<br />

• Kurse / Spezialseminare<br />

SOZ I O P H O P I E<br />

T R A U M A - B E H A N D L U N G<br />

R Ü C K B L I C K v d m s<br />

SOZIALE<br />

ANGST-<br />

STÖRUNG<br />

CHANCEN DER<br />

KÖRPERTHERAPIE<br />

WEITERBILDUNG &<br />

35. GENERALVERSAMMLUNG<br />

Angst und Ängste kennt jeder von uns, Gefühle und Körperwahrnehmungen sind<br />

wenn wir ehrlich sein wollen. Wie wir eng miteinander verbunden. Jedoch bestimmt<br />

nicht das objektive Geschehen, son-<br />

jedoch damit umgehen, ist nicht immer so<br />

klar. Eine Frage und vielleicht auch gleich dern vielmehr die subjektive Verarbeitung<br />

das Geheimnis? Angst ist nämlich mehr als im Wesentlichen die traumatische Qualität<br />

nur eine unerwartete Veränderung. Trotzdem<br />

müssen oder dürfen wir nicht immer Traumdeutungen allenfalls um?<br />

eines Ereignisses. Und wie gehen wir mit<br />

an das Schlimmste denken.<br />

› Mehr ab S. 22<br />

› Mehr ab S. 10<br />

Titelbild: Angst ist nicht wirklich rational erfassbar. Jeder empfindet sie anders. © fotolia.de<br />

Wie immer im Frühling stehen die obligaten<br />

Generalversammlungen an. Dabei<br />

spielt es keine Rolle, ob es sich um Verbände,<br />

NPOs oder Wirtschaftsunternehmungen<br />

handelt. Der Ablauf ist immer gleich...<br />

Wirklich? Schenken Sie sich die Freude und<br />

Energie, Mitglied beim <strong>vdms</strong> und beim<br />

SVfBS zu werden. › Mehr ab S. 29<br />

VO R SC H A U S e p t . 2011<br />

THEMA: STOFFWECHSEL<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Als der Begriff «Angst» als Thema dieser<br />

Ausgabe aufgegriffen wurde, erinnerte<br />

ich mich an einen meiner Lehrer im Fach<br />

Physiologie. Bereits vor vielen Jahrzehnten<br />

vertrat er die Ansicht, dass das Empfinden<br />

von Angst, Nervosität und Stress<br />

vorwiegend von einem körperlichen<br />

Energiemangel herrühre oder von diesem<br />

ausgelöst oder zumindest verstärkt würde.<br />

Er plädierte in der Folge denn auch<br />

nicht <strong>für</strong> den Einsatz von Medikamenten<br />

oder psychologischen Gegenstrategien,<br />

sondern er setzte den Fokus darauf, <strong>für</strong><br />

genügend «physiologische Energie» zu<br />

sorgen. Er meinte eigentlich Zellenergie.<br />

schiebungen» oder Reize eine Aktion, die<br />

ohne Energiemangel keine Chance hätten.<br />

Nervös werden oder Angst nicht abbauen<br />

können hiess <strong>für</strong> ihn schlicht Mangel an<br />

Energie haben. Übersetzt heisst das, dass<br />

Nervenfasern mit Energiemangel nervöser<br />

reagieren als mit genügend Energie. Sie erregen<br />

sich aufgrund von Reizen, die früher<br />

gleichgültig waren. Das war seine Logik,<br />

weshalb Menschen mit Energiemangel <strong>–</strong><br />

d.h. nervös sind <strong>–</strong> empfindlicher hören,<br />

dass Lärm und Licht mehr stören, der<br />

Schmerz, die Unruhe und Aufregung grösser<br />

sind und die Konzentration vermindert<br />

ist, da jeder Nerv nun auch schwache Reize<br />

als Informationen verarbeiten muss.<br />

M E D W I Z I N L L & K O G M E S M C E H N I C ! H T E E V D E I R TO B A R N I A D L<br />

Seine Begründung: Wenn eine Organ-<br />

Diese Mehrarbeit braucht ihrerseits wieder<br />

Bewegung künstlich verschaffen müssen,<br />

oder Blutzelle zu wenig chemische Energie<br />

aufbaue, dann starten schwache «Ver-<br />

mehr Energie.<br />

Da die Energie nicht in genügender<br />

sich immer mehr dem «Fun» hingeben als<br />

sich der Tugend befriedigender Aufgaben<br />

3<br />

Menge kompensiert werden kann, ver-<br />

zuzuwenden, werden Angst, Erschöpfung,<br />

stärken sich die als unangenehm erlebten<br />

Nervosität, Depression, chronische Mü-<br />

Zustände. Für unser vegetatives Nerven-<br />

digkeit und Stimmungsschwankungen die<br />

system bedeutet Energiemangel, dass Re-<br />

logische physio-logische Folge sein.»<br />

gelkreise und <strong>Reflexe</strong> labiler werden und<br />

Er ahnte auch, dass Elektrosmog ein<br />

◗ Jo Marty,<br />

über das handhabbare Mass hinausschie-<br />

neues Damoklesschwert <strong>für</strong> die innere<br />

Präsident<br />

ssen. Als Folge gab dieser erfahrene Phy-<br />

Ausgeglichenheit und emotionale Stabili-<br />

I M P R E S S U M<br />

siologe Schwindelgefühle, Verdauungsstörungen,<br />

Blutdruckbeschwerden, falsche<br />

tät vor allem <strong>für</strong> junge Menschen werden<br />

könnte und meinte: «Künftig wird der<br />

Aktuelle Ausgabe: Juni 2011<br />

Hormonausschüttung mit allen negativen<br />

Magnetosmog noch mehr Erschöpfungs-<br />

Nr. 145, 32. Jahrgang<br />

Folgen an. Für die Muskelzellen ortete er<br />

leichen produzieren.» Man bedenke, dass<br />

Auflage: 2000 Exemplare<br />

das Phänomen bei Spasmen, Verspannun-<br />

dies zu einer Zeit war, wo Internet, W-LAN<br />

Erscheinung: 4-mal jährlich<br />

gen, schlechter Blutversorgung der Na-<br />

und Handy noch weit weg von kollektiver<br />

Herausgeber<br />

ckenmuskulatur, schliesslich Zelltod und<br />

Nutzung waren.<br />

Verband der medizinischen Masseure der<br />

Entzündungen. Für diesen besagten Leh-<br />

Sein Sinn <strong>für</strong> Gehirnelektrolyte ahnte<br />

Schweiz <strong>vdms</strong><br />

rer waren Angst und Nervosität ganz ein-<br />

schon vor dem Wireless, dass die Felder<br />

Schachenallee 29<br />

fach «eine funktionelle Störung» und Folge<br />

einer einzelnen Nervenzelle mit allen an-<br />

CH-5000 Aarau<br />

einer vegetativen Dystonie.<br />

dern Elektrofeldern interferieren und sich<br />

Tel. 062 823 02 70<br />

Allerdings hatte er auch einen Instru-<br />

zu einem Summenfeld addieren und sie<br />

Fax 062 823 06 22<br />

mentenkasten an Lösungsansätzen. Sein<br />

dadurch das gesamte EEG (Elektroenze-<br />

info@<strong>vdms</strong>.ch; www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

Hauptcredo war nämlich: Handeln, Bewe-<br />

phalogramm) aufreissen und verändern<br />

Redaktion<br />

gen, Anpacken und den Muskeln, Drüsen<br />

können. Er rechnete uns damals vor, dass<br />

Verena Biedermann (vb), Leitung<br />

und Nerven Jobs vermitteln. Ich höre ihn<br />

elektrische Wechselfelder von >5 V/m<br />

Heidi Kirchhofer (hk)<br />

noch: «Tu’s statt Blues!»<br />

Amplituden und Frequenzmodulation ver-<br />

Jo Marty (jm)<br />

Eine zweite Empfehlung war: «Raus-<br />

schieben können.<br />

Johannes Weiss (we)<br />

gehen, Licht als Vitalfaktor nutzen». Er<br />

Nun, so einfach ist es wohl nicht:<br />

Beatrice Widmer (bw), Inseratewesen<br />

sah Licht als den absolut entscheidenden<br />

Mehr Sonne, mehr draussen sein, weniger<br />

Preise Abonnement<br />

Evolutionsparameter an, der die Zellneu-<br />

Computer, Pflanzeneiweissreicher essen,<br />

Inland: Fr. 50.<strong>–</strong> pro Jahr, inkl. Porto<br />

bildung beim Menschen ermöglicht. «Der<br />

<strong>für</strong> guten Schlaf sorgen, sich tüchtig be-<br />

Ausland: auf Anfrage<br />

Boss der Bosse», meinte er, «ist und bleibt<br />

wegen und immer massvolles Arbeiten,<br />

Insertionspreise 2011<br />

Melatonin.»<br />

damit Angst, Stress, Nervosität aufgelöst<br />

siehe: www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

«Wird Melatonin nicht ausgeschüttet,<br />

sind? Zu komplex sind die Zusammen-<br />

Insertionsschluss<br />

so trauen sich viele andere Hormone im<br />

hänge und Hintergründe, kybernetisch die<br />

Ausgabe September 2011: 17. Juli<br />

Körper nicht so recht, aktiv zu werden»,<br />

Regulation zwischen Erfahrung, Umwelt-,<br />

Gestaltung<br />

dozierte er. Er prognostizierte auch bereits<br />

Innen- wie Mitweltfaktoren, Konstitution,<br />

grafik & design, Stäfa<br />

vor mehr als 25 Jahren: «Wenn Menschen<br />

etc. um einfache Schlüsse zu ziehen und<br />

Druck<br />

immer mehr ihr Dasein im Büro verbrin-<br />

Empfehlungen abzugeben.<br />

Brogle Druck AG, Gipf-Oberfrick<br />

gen, vor dem Bildschirm sitzen, sich ihre<br />

Und doch...?<br />

Jo Marty l<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


G E S E L L S C H A F T T H E M A<br />

4<br />

Die Angstgesellschaft<br />

Angst ist eine Grundemotion und<br />

beruht auf einem mangelnden<br />

Grundvertrauen in sich selbst und<br />

andere.<br />

◗ Dr. Urs-Peter Oberlin<br />

Die Angst, tiefere Beziehungen einzugehen<br />

beispielsweise, kann aus einem generellen<br />

Misstrauen (verinnerlichtes Gebot: «Traue<br />

niemandem») oder aus einer Verlustangst<br />

entstehen, der Angst, verlassen zu werden,<br />

wieder alleine dazustehen und dem nicht<br />

gewachsen zu sein. Es gibt Menschen, die<br />

haben so sehr Angst, verlassen zu werden,<br />

dass sie sicherheitshalber gar keine Beziehung<br />

eingehen. Sicher ist sicher! In dieser<br />

Konstellation ist dann auch die Eifersucht<br />

nicht mehr fern und die Wahrscheinlichkeit<br />

steigt, dass die Be<strong>für</strong>chtungen eintreffen.<br />

Dadurch werden die ursprünglichen<br />

Beziehungsängste bestätigt und verstärkt.<br />

Es gibt auch Menschen, die so sehr Angst<br />

vor dem Tod haben, dass sie gar nicht erst<br />

zu leben anfangen. Angst in jeder Form<br />

lähmt, erzeugt Stress, behindert das rationale<br />

Denken und verhindert so sinnvolle<br />

Reaktionen.<br />

Die Angstgesellschaft<br />

Es gibt viele Ängste, Sorgen und Be<strong>für</strong>chtungen,<br />

mit denen wir uns das Leben<br />

schwer machen können:<br />

l Jobverlust, Arbeitslosigkeit<br />

l Verlust von Einkommen und Vermögen,<br />

drohende Armut, kollabierende<br />

Sozialsysteme<br />

l Macht-, Prestige- und Ansehensverlust<br />

hoch<br />

Erregung<br />

Angstschwelle<br />

l Beziehungsverlust, Verlust geliebter<br />

Menschen<br />

l Überfremdung (Einwanderung, Flüchtlingsströme)<br />

l Bedrohungen (Kriminalität, Terror)<br />

l Einsamkeit. Die meisten grossen Gedanken<br />

der Menschheit entstehen in<br />

der Einsamkeit, in der Stille und Ruhe,<br />

im Alleinsein, in der Alleinheit (All-<br />

Ein-heit)<br />

l Nicht von allen geliebt zu werden (das<br />

ist sowieso nicht realistisch)<br />

l Verlust der Gesundheit (Krankheiten,<br />

globale Seuchen, Gebrechen, Unfälle)<br />

l Alter, Leben, Tod<br />

l Umweltereignisse wie globale Erwärmung,<br />

Erdbeben, Vulkanausbrüche,<br />

Überschwemmungen, Flutwellen, Blitzschlag,<br />

Elektrosmog, CO 2<br />

, Feinstaub,<br />

Ozonloch, Pollen, etc.<br />

l Aussterben der eigenen Familie, der eigenen<br />

Ethnie, des Glaubens, etc.<br />

l Tierphobien: Angst vor Hunden, Spinnen,<br />

Schlangen, etc.<br />

Die Angstindustrie<br />

Angst und Panikmache werden von<br />

Politikern (Sicherung der eigenen Ämter<br />

und Pfründe), vom Staat (weitere Steuern,<br />

Gebühren, Abgaben), Organisationen<br />

(Umweltschutzorganisationen) und Unter-<br />

stark schwach sehr stark<br />

Belastungssituationen<br />

Allgemeine Anspannung hoch<br />

Wahrnehmung<br />

Symptome<br />

Organe und<br />

Muskeln<br />

Erregung<br />

Stress<br />

Gedanken<br />

Gefühle<br />

Autonomes<br />

Nervensystem<br />

Teufelskreis der Angst: Viele Teile des Menschen<br />

(Orane, Muskeln, Gehirn, Psyche, Nervensystem)<br />

sind an der Angst- und Stressreaktion beteiligt und<br />

beeinflussen sich gegenseitig. Bei einer Angststörung<br />

schaukeln sich diese Teile in einer Art<br />

Teufelskreis gegenseitig hoch bis zur Panikattacke.<br />

I N F O B O X<br />

Angstreaktionen sind angeboren<br />

vb. Angst ist lebensnotwendig als Vorbereitung<br />

auf Flucht oder Kampf sowie als automatische<br />

Alarmreaktion auf bedrohliche<br />

Situationen. Viele Angstreaktionen laufen<br />

reflexartig ab, sodass Menschen einer<br />

Gefahr ausweichen, noch bevor ihnen die<br />

Situation richtig bewusst geworden ist.<br />

Zur Angstreaktion gehört das Mobilisieren<br />

aller Körperreserven innerhalb von<br />

Sekundenbruchteilen. Man kennt das<br />

als Adrenalinschub. Herz- und Atemfrequenz<br />

werden gesteigert, Muskeln und<br />

Gehirn werden besser mit Blut versorgt,<br />

viele Hormone bereiten den Körper auf<br />

Höchstleistungen vor. Alle diese Vorgänge<br />

laufen automatisch ab und werden vom<br />

autonomen Nervensystem gesteuert. Die<br />

entsprechenden Körperreaktionen werden<br />

als Symptome wahrgenommen.<br />

niedrig<br />

stark schwach sehr stark<br />

Belstungssituationen<br />

Allgemeine Anspannung niedrig<br />

«Stress und Angst»: Ein und dieselbe Belastung kann unterschiedlich stark erlebt werden.<br />

Wenn die Angst allerdings ein sinnvolles<br />

Mass überschreitet, bringt sie mehr<br />

Nachteile als Vorteile mit sich. Starke Angst<br />

reduziert die Konzentrationsfähigkeit. Wenn<br />

sie in Panik gipfelt, kann sie zu unüberlegten<br />

Reaktionen führen oder lähmen.<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


nehmen (Pharmaindustrie, Versicherungen,<br />

Sicherheitsfirmen) gezielt eingesetzt,<br />

um die eigenen Interessen durchzusetzen.<br />

Und es geht dabei um sehr viel Macht und<br />

Geld. Die Ängste werden durch einseitige<br />

Berichterstattungen in den Medien als<br />

Teil dieses Systems verstärkt, weil sie Einschaltquoten<br />

bringen und damit den Job<br />

der Medienleute erhalten.<br />

Der Überwachungsstaat<br />

Aus lauter Angst be<strong>für</strong>worten und<br />

fordern viele Bürger den totalen Über-<br />

Die Lösung<br />

l Lösung kommt von Loslassen. Lassen<br />

Sie sich nicht von Ihren Ängsten kontrollieren.<br />

Stärken Sie Ihre Selbstkompetenz.<br />

l Das meiste, was wir be<strong>für</strong>chten, tritt<br />

ohnehin nicht ein. Werden Sie sich Ihrer<br />

Ängste bewusst und lernen Sie klar<br />

zu denken.<br />

l Lernen Sie mit Risiken fertigzuwerden.<br />

Der Mensch sucht immer nach<br />

Sicherheit und Kontrolle über sein Leben<br />

und sein Umfeld. Dieser Versuch<br />

Lösung kommt von Loslassen.<br />

Lassen Sie sich<br />

nicht von Ihren Ängsten<br />

kontrollieren. Stärken Sie<br />

Ihre Selbstkompetenz.<br />

schen Sicherheit nachzujagen und zu versuchen,<br />

die Situation zu kontrollieren, ist<br />

G E S E L L S C H A F T T H E M A<br />

wachungsstaat mit einem engen Korsett<br />

ist aber zum Scheitern verurteilt, weil<br />

es besser, die Kontrolle über sich selbst an-<br />

von Gesetzen und Verboten. Sie geben<br />

viele Situationen nicht kontrollierbar<br />

zustreben. Dies erfordert die Bereitschaft,<br />

ihre Freiheit und Souveränität gegen ein<br />

sind, wie das Wetter. Das Leben an<br />

sich selbst zu hinterfragen, sich selbst zu<br />

nicht erfüllbares Sicherheitsversprechen<br />

sich ist lebensgefährlich. Es gibt kein<br />

verändern, sich mit Neugierde, Abenteuer-<br />

leichtfertig auf. Schon heute sind in bestimmten<br />

Bereichen eine eigene Meinung<br />

Null-Risiko.<br />

lust und etwas Mut auf Neues einzustellen<br />

und immer wieder Ballast abzuwerfen. l<br />

5<br />

und das Denken unter Strafe gestellt. Was<br />

Will man beim Ballonfahren Höhe ge-<br />

heute noch Hunden vorbehalten ist, wird<br />

morgen auch <strong>für</strong> Menschen obligatorisch<br />

werden: der implantierte Chip mit sensiblen<br />

Daten über die eigene Person und GPS-<br />

Ortungssystem. Natürlich nur zu unserer<br />

eigenen Sicherheit!<br />

winnen, so muss man Ballast abwerfen.<br />

Ballast sind unsere eingefahrenen Denkund<br />

Verhaltensmuster, unreflektierte Annahmen,<br />

Vorurteile, Dogmen, Gedanken,<br />

an denen wir festhalten, im Glauben, sie<br />

gäben uns Sicherheit. Statt dieser trügeri-<br />

A U T O R<br />

Dr. Urs-Peter Oberlin<br />

SelfEmpowerment & Personal Leadership<br />

Kahlstrasse 3, 4054 Basel<br />

Tel. 061-281 28 22<br />

eMail upe@oberlin.ch<br />

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I N S E R AT<br />

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<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


A N G S T & L E B E N T H E M A<br />

Die wichtigsten<br />

Angsterkrankungen<br />

Zu den wichtigsten Angststörungen bzw. Angsterkrankungen<br />

(synonyme Begriffe <strong>für</strong> die am häufigsten<br />

vorkommenden psychischen Erkrankungen)<br />

zählen Phobien mit und ohne Panik, Panikstörungen<br />

und die generalisierte Angststörung.<br />

◗ Andrea Blank-Koppenleitner<br />

6<br />

Phobien<br />

Das sind Ängste vor etwas (vor Räumen,<br />

Situationen, Menschen, Tieren,<br />

Gegenständen). Psychoanalytiker sehen<br />

hierin u.a. eine unbewusste Verlagerung<br />

von tief sitzenden Ängsten auf eigentlich<br />

harmlose Objekte oder Begegnungen.<br />

Die ursprünglichen Angstauslöser kann<br />

sich der Betroffene aus unterschiedlichen<br />

Gründen nicht eingestehen, er ist sich ihrer<br />

auch gar nicht bewusst.<br />

l Agoraphobie (Platzangst)<br />

Angstauslöser sind bestimmte Orte<br />

oder räumliche Situationen wie grosse,<br />

offene Plätze, Menschenansammlungen,<br />

U-Bahnen, Kinosäle, Supermärkte sowie<br />

weite oder allein unternommene Reisen.<br />

Die Betroffenen geraten in Panik, weil sie<br />

sich verloren oder ausgeliefert fühlen und<br />

sich nicht sofort wieder an einen schützenden<br />

Ort begeben können. Diese ortsgebundene<br />

Furcht hindert manche daran,<br />

überhaupt aus dem Haus zu gehen, da sie<br />

Angst vor der wieder einsetzenden Angst<br />

haben. Nicht selten entwickeln sie im weiteren<br />

Verlauf zusätzlich Depressionen und<br />

Suchterkrankungen.<br />

Eine gesonderte Form der Platzangst<br />

ist die Klaustrophobie. Hier bezieht sich<br />

die Furcht auf enge, kleine Räume wie<br />

Aufzüge, Umkleidekabinen, Flugzeuge,<br />

überfüllte Züge.<br />

Symptome: In den angstbesetzten Situationen<br />

treten starke Unsicherheits- und<br />

Beklemmungsgefühle auf. Die innere<br />

Unruhe kann sich bis ins Unerträgliche<br />

steigern. Die Ängste äussern sich häufig<br />

auch in plötzlich einsetzenden Panikattacken<br />

mit heftigen körperlichen Symptomen<br />

wie Zittern, Herzrasen, Schwindel,<br />

Übelkeit, Schweissausbrüchen, Brustenge<br />

und Atembeschwerden. Im Extremfall<br />

hyperventilieren die Betroffenen, atmen<br />

übersteigert und können sogar in Ohnmacht<br />

fallen. Die starken körperlichen Beschwerden<br />

schüren die zusätzliche Angst,<br />

an einer lebensbedrohlichen Krankheit zu<br />

leiden. Die Angstanfälle können mehrere<br />

Minuten bis Stunden dauern.<br />

l Spezifische Phobien<br />

Die Verursacher <strong>für</strong> diese Ängste, die<br />

sich ebenfalls in innerer Unruhe, Ängstlichkeit<br />

bis hin zu Panikattacken äussern,<br />

sind ganz bestimmte Objekte oder Situationen.<br />

Die Reaktionen beziehen sich<br />

begrenzt nur auf Spinnen, Hunde, nicht<br />

bestehende, aber be<strong>für</strong>chtete Krankheiten<br />

(Hypochondrie), Prüfungen, Flugreisen,<br />

enge Räume, Spritzen und vieles mehr.<br />

Die Furcht davor kann sich so steigern,<br />

dass die Betroffenen, etwa beim Anblick<br />

von Spritzen, in Ohnmacht fallen. Das Alltagsleben<br />

wird erheblich beeinträchtigt.<br />

l Soziale Phobie<br />

Die Ängste beziehen sich auf den Umgang<br />

mit anderen Menschen, meist in bestimmten<br />

Situationen wie etwa Auftritte<br />

vor grösseren Menschengruppen, Begegnungen<br />

mit unbekannten oder weniger<br />

vertrauten Menschen, Essen in Gesellschaft.<br />

Im Vordergrund steht die Furcht,<br />

zu versagen, sich öffentlich zu blamieren<br />

und in seinen Schwächen erkannt zu werden.<br />

Das Vermeidungsverhalten ist ausgeprägt<br />

und kann zu sozialer Isolation mit<br />

weiteren psychischen Krankheitsbildern<br />

wie Depressionen führen. Auch ist die<br />

Gefahr gross, in eine Abhängigkeit zu rutschen,<br />

da die Betroffenen versuchen, ihre<br />

Ängste mit Alkohol und Medikamenten zu<br />

bekämpfen.<br />

Symptome: Zu den körperlichen Beschwerden<br />

gehören Schwitzen, Erröten,<br />

Zittern, Übelkeit, starkes Herzklopfen und<br />

Harndrang. Die Gedanken kreisen oft unablässig<br />

um das eigene mögliche Versagen.<br />

Kritik oder Ratschläge von anderen verstärken<br />

das Gefühl der eigenen Unzulässigkeit.<br />

Panikstörungen<br />

Die Betroffenen erleben die Angst<br />

überfallartig, meist ohne dass es da<strong>für</strong><br />

einen <strong>für</strong> sie erkennbaren Anlass gäbe.<br />

Die Panikattacken führen zu einer ausgeprägten<br />

Angst vor dem nächsten, nicht<br />

kontrollierbaren Angstanfall. Panikanfälle<br />

können auch infolge einer überstandenen<br />

Erkrankung, etwa nach einem Herzin-<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Panikstörungen:<br />

Die Betroffenen erleben<br />

die Angst überfallartig,<br />

meist ohne dass es da<strong>für</strong><br />

einen <strong>für</strong> sie erkennbaren<br />

Anlass gäbe.<br />

farkt, auftreten. Dadurch entsteht ein Teufelskreis<br />

aus sich gegenseitig verstärken-<br />

Diagnose von Angststörungen<br />

Häufig wenden sich die Betroffenen<br />

wegen der körperlichen Beschwerden oder<br />

der Schlafstörungen an den Arzt. Neben<br />

einer genauen körperlichen Befundung ist<br />

es auch wichtig, zu wissen, ob bestimmte<br />

Medikamente bzw. Alkohol oder Drogen<br />

eingenommen werden.<br />

Liegen keine körperlichen Störungen<br />

vor, die zu den geschilderten Symptomen<br />

führen können, ist es dann Aufgabe<br />

eines Psychiaters und Psychotherapeuten,<br />

anhand systematischer Befragungen<br />

bei schweren Panikstörungen wegen der<br />

Abhängigkeitsgefahr nur kurzfristig und<br />

nur im Akutfall eingesetzt. Wirksam in der<br />

Behandlung von generalisierten Angststörungen<br />

sind mitunter auch chemisch anders<br />

zusammengesetzte Präparate wie das<br />

Angst lösende, nicht abhängig machende,<br />

jedoch häufig Nebenwirkungen verursachende<br />

Buspiron oder Pregabalin (gegen<br />

Epilepsien). Bei Unruhezuständen und<br />

leichteren Ängsten zeigten sich teilweise<br />

Lavendelölpräparate, die <strong>für</strong> eine Selbstmedikation<br />

zur Verfügung stehen, als ge-<br />

A N G S T & L E B E N T H E M A<br />

den Ängsten. Panikstörungen sind häufig<br />

und Tests das Krankheitsbild und seinen<br />

eignet.<br />

mit Phobien, insbesondere mit einer Ago-<br />

Schweregrad zu diagnostizieren. Er wird<br />

Mitunter hilft erst der Aufenthalt in<br />

raphobie, verbunden.<br />

auch anderen, möglicherweise vorhande-<br />

einer psychosomatischen oder psychiat-<br />

nen, psychischen Erkrankungen nachge-<br />

rischen Klinik, ein ausgeprägtes Vermei-<br />

Symptome: Die plötzlich auftretenden,<br />

heftigen Attacken sind mit intensiven körperlichen<br />

Symptomen verbunden. Dazu<br />

gehören Beklemmungsgefühle, Schwindel,<br />

Herzrasen, Übelkeit, Atemnot, Schwitzen,<br />

hen oder diese ausschliessen.<br />

<strong>Therapie</strong> von Angststörungen<br />

Als wirkungsvolle Behandlung vieler<br />

Angststörungen, vor allem von Phobien<br />

dungsverhalten aufzulösen und den geeigneten<br />

<strong>Therapie</strong>weg einzuschlagen.<br />

Stress, Burnout<br />

Stress löst im Körper die gleichen<br />

7<br />

Zittern, Ohnmachtsgefühle. Das Angstge-<br />

und Panikstörungen, hat sich die Verhal-<br />

Reaktionen aus wie Angst. Anhaltender<br />

fühl kann sich bis zu Todesangst steigern.<br />

tenstherapie mit speziellen Programmen<br />

Stress erzeugt unter anderem Ängste, vor<br />

Häufig <strong>für</strong>chten die Betroffenen, einen<br />

erwiesen. Die kognitive Verhaltenstherapie<br />

allem, wenn er mit negativen Gefühlen<br />

Herzinfarkt zu erleiden. Eine Attacke dau-<br />

hilft den Betroffenen, eingefahrene Verhal-<br />

und Druck verbunden ist. Die ständige<br />

ert wenige Minuten bis einige Stunden.<br />

tensmuster, Gedanken und Gefühle sowie<br />

Belastung und die Anforderungen kön-<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

Besonders belastende Erlebnisse kön-<br />

die damit verbundenen Ängste zu erkennen<br />

und durch gezielte Übungen zu verändern.<br />

In der systematischen Desensibilisierung<br />

konfrontiert der Therapeut seinen<br />

nen, wenn keine Phasen der Entspannung<br />

folgen, zu übersteigerten Angstreaktionen<br />

führen, die sich als dauerhaft vorhandene<br />

ängstliche Angespanntheit äussern oder<br />

nen eine Angsterkrankung nach sich zie-<br />

Patienten schrittweise mit der Situation,<br />

sich in Panikattacken entladen können.<br />

hen, die sich in Albträumen, ständiger<br />

die seine Phobie auslöst, damit er lernt,<br />

Jede neue Aufgabe kann die Betroffenen<br />

innerer Unruhe und Anspannung, Schlaf-<br />

sie allmählich zu überwinden. Das kann<br />

in Panik versetzen.<br />

störungen, Reizbarkeit und übersensibler<br />

auch durch weitere Verfahren, etwa Ge-<br />

Die Folge einer solchen Dauerspan-<br />

Gefühlslage äussern. Die Ängste zeigen sich<br />

wöhnungsstrategien oder Angstreizüber-<br />

nung ist häufig eine völlige innere Er-<br />

eher verdeckt oder häufig in unklaren kör-<br />

flutung, geschehen.<br />

schöpfung, ein Burnout-Syndrom. Die<br />

perlichen Beschwerden. Depressionen und<br />

Je nach Schweregrad und Form der<br />

Betroffenen fühlen sich körperlich und<br />

Suchterkrankungen kommen häufig dazu.<br />

Angsterkrankung kann auch eine psycho-<br />

seelisch «ausgebrannt», antriebslos und<br />

Herzangstsyndrom/funktionelle<br />

Herzbeschwerden<br />

Dieses Krankheitsbild, auch Herzpho-<br />

analytische <strong>Therapie</strong> sinnvoll sein, etwa<br />

bei einer generalisierten Angststörung.<br />

Hier werden tiefer liegende seelische Probleme,<br />

die den Ängsten zugrunde liegen,<br />

handlungsunfähig. Dazu leiden sie häufig<br />

unter Ängsten, Schlaflosigkeit und Herz-<br />

Kreislauf-Problemen.<br />

Stressmanagement, gezielte Verhaltens-<br />

bie oder Herzneurose genannt, verursacht<br />

aufgedeckt und therapeutisch bearbeitet.<br />

programme, Entspannungstechniken und<br />

Schmerzen im Brustbereich, die bis in die<br />

gegebenenfalls unterstützende Psychothe-<br />

Arme ausstrahlen können und immer wie-<br />

Entspannungstherapien begleiten die<br />

rapien helfen die Energiereserven neu zu<br />

der, auch ohne körperliche Anstrengung,<br />

unterschiedlichen Verfahren und können<br />

füllen, Entspannungsphasen in den Alltag<br />

auftreten. Manche Betroffene erleiden re-<br />

auch direkt in einer Panikattacke hilfreich<br />

einzubauen und zu einem gesunden, aus-<br />

gelrechte «Herzanfälle», Panikattacken mit<br />

sein. Eine gesunde Lebensführung mit<br />

gewogenen Lebensstil zu finden.<br />

Herzrasen, Schweissausbrüchen, Zittern,<br />

Ohnmachtsgefühlen. Sie sind überzeugt,<br />

an einer Herzerkrankung zu leiden, und<br />

viel körperlicher Bewegung trägt darüber<br />

hinaus dazu bei, sich wieder stabiler zu<br />

fühlen.<br />

Depressionen<br />

Phobien, Panikstörungen oder genera-<br />

beschäftigen sich unablässig damit. Auch<br />

Neben der Psychotherapie können bei<br />

lisierte Angststörungen werden sehr oft,<br />

unauffällige körperliche Befunde der ärzt-<br />

schwereren Krankheitsbildern auch Me-<br />

vor allem wenn sie chronisch werden,<br />

lichen Untersuchungen können sie nicht<br />

dikamente zum Einsatz kommen, hier in<br />

von Depressionen begleitet. Umgekehrt<br />

überzeugen. Hinter den Beschwerden ver-<br />

erster Linie Antidepressiva. Angstlösende<br />

sind Depressionen häufig die Ursache von<br />

birgt sich eine ausgeprägte Angststörung.<br />

Medikamente wie Benzodiazepine werden<br />

Angstgefühlen. Depressionen zeigen sich<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


A N G S T & L E B E N T H E M A<br />

in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen.<br />

Die Auslöser sind vielfältig<br />

und meistens spielen mehrere Faktoren<br />

eine Rolle. Erbliche Veranlagung, Stress,<br />

erhebliche körperliche und seelische Belastungen,<br />

Verlusterfahrungen, Alterungsprozesse<br />

oder körperliche Krankheiten<br />

begünstigen die Entwicklung einer Depression.<br />

Ungleichgewichte im Nervensystem<br />

im Gehirn führen zu kennzeichnenden<br />

Veränderungen im Verhalten und Denken<br />

der Betroffenen. Neben seelischen Symptomen<br />

treten bei depressiven Erkrankun-<br />

Der erste wesentliche<br />

Schritt <strong>für</strong> jeden von Ängsten<br />

Betroffenen ist es,<br />

seine Empfindungen ernst<br />

zu nehmen, zu erkennen,<br />

inwieweit sie seinen<br />

Alltag und den seiner<br />

Mitmenschen beeinträch-<br />

Dem Krankheitsbild liegen Ängste vor etwas<br />

zugrunde, z.B. vor Bakterien oder Ansteckungsgefahr.<br />

Das führt zu zwanghaften<br />

Handlungen, im genannten Beispiel<br />

etwa zu ständigem Händewaschen oder<br />

andauerndem Putzen. Bei einem Kontrollzwang<br />

prüft der Betroffene beispielsweise<br />

unablässig, ob alle Türen geschlossen<br />

sind. Andere Formen sind Ordnungs- oder<br />

Sammelzwänge.<br />

Zwangserkrankungen treten eher im<br />

jugendlichen Erwachsenenalter auf. Experten<br />

zufolge haben etwa 1-2 % der<br />

Bevölkerung einmal in ihrem Leben mit<br />

gen auch körperliche Beschwerden auf.<br />

Diese können so ausgeprägt sein, dass<br />

tigen, und sich ärztlichen<br />

krankhaften Zwängen zu tun. Die Ursachen<br />

von Zwangsstörungen können sein:<br />

8<br />

sich dahinter die eigentliche seelische Erkrankung<br />

verbirgt.<br />

Rat und Hilfe zu holen.<br />

genetische Veranlagung, ausgeprägte seelische<br />

Belastungen, traumatische Erlebnisse<br />

in der Kindheit, Einsamkeit, Ängste.<br />

Symptome: Zu den psychischen Anzei-<br />

an ihren Arzt. Oft können die Angehöri-<br />

chen einer Depression gehören tiefe Nie-<br />

gen aufschlussreiche Hinweise geben oder<br />

Diagnose: Treten sich immer wiederho-<br />

dergeschlagenheit, Gefühlsleere, Müdig-<br />

auch überhaupt erst den Betroffenen dazu<br />

lende Zwangshandlungen und Zwangsge-<br />

keit und Antriebsmangel. Viele Betroffene<br />

ermutigen, einen Arzt aufzusuchen. Gibt<br />

danken täglich auf, und das mehr als zwei<br />

leiden unter Konzentrations- und Leis-<br />

es Anzeichen <strong>für</strong> eine depressive Erkran-<br />

Wochen lang, ist das ein Hinweis <strong>für</strong> den<br />

tungsschwäche. Schuldgefühle und Ängs-<br />

kung, liegen weitere Diagnoseschritte in<br />

Arzt, dass eine Zwangsstörung vorliegt.<br />

te hemmen zusätzlich ihre Handlungsfä-<br />

der Regel bei einem Psychotherapeuten<br />

Vor allem, wenn der Patient selbst die<br />

higkeit. Andere empfinden eine ständige<br />

und einem Psychiater. Diese können an-<br />

Zwänge als belastend und sinnlos empfin-<br />

innere Unruhe, obwohl sie äusserlich wie<br />

hand gezielter Fragen und Tests Form und<br />

det und versucht, etwas daran zu ändern,<br />

erstarrt wirken. Häufige Begleiterschei-<br />

Ausmass der Erkrankung bestimmen.<br />

allerdings ohne Erfolg. Eine eingehende<br />

nungen sind Schlafstörungen, vor allem<br />

körperliche Untersuchung bei einem Fach-<br />

Einschlafstörungen und Erwachen am<br />

<strong>Therapie</strong>: Ein erster wesentlicher Schritt<br />

arzt <strong>für</strong> innere Medizin oder einem Neu-<br />

frühen Morgen mit quälenden Grübeleien.<br />

ist, dass der Betroffene seine Depres sion<br />

rologen dient dazu, andere Erkrankungen,<br />

Der Drang, sich von anderen zurückzu-<br />

anerkennt und bereit ist, fachkundige Hil-<br />

etwa infektiöse Erkrankungen oder Ner-<br />

ziehen, ist sehr ausgeprägt und verstärkt<br />

fe anzunehmen. Unterschiedliche psycho-<br />

venleiden, auszuschliessen. Die weitere<br />

seinerseits die depressiven Gefühle. Auch<br />

therapeutische Verfahren, vor allem im<br />

Diagnose liegt dann bei einem Psychia-<br />

rastlose Aktivität, Sport- oder Arbeitssucht<br />

Rahmen der Verhaltenstherapie oder der<br />

ter und Psychotherapeuten. Der Facharzt<br />

können Ausdruck eines zugrunde liegen-<br />

so genannten psychodynamischen Psy-<br />

wird die Zwangsstörung von anderen<br />

den Leeregefühls und seelischer Verzweif-<br />

chotherapie, haben sich als sehr erfolg-<br />

psychischen Erkrankungen, die auch mit<br />

lung sein. Vielfach wechseln gesunde mit<br />

reich erwiesen, je nach Schweregrad und<br />

Zwangsgedanken verbunden sein können,<br />

depressiven Phasen ab.<br />

Form der Depression alleine oder in Kom-<br />

wie etwa eine Depression, eine Essstörung<br />

bination mit Antidepressiva.<br />

oder eine Psychose, abgrenzen.<br />

Bei der bipolaren Depression sind die<br />

Betroffenen mal niedergeschlagen und an-<br />

Oft wird ein schwer depressiv Er-<br />

<strong>Therapie</strong>: Je früher eine Behandlung<br />

triebslos, dann wieder manisch überstei-<br />

krankter auch erst durch den Einsatz von<br />

einsetzt, umso grösser sind die Erfolgs-<br />

gert, hochgestimmt und voller Tatendrang,<br />

Medikamenten in die Lage versetzt, eine<br />

aussichten. Bewährt hat sich mit unter-<br />

der extreme Formen annehmen kann.<br />

Psychotherapie mitzumachen. Eine medi-<br />

schiedlichen Programmen die kognitive<br />

Körperliche Symptome <strong>für</strong> eine de-<br />

kamentöse Behandlung sollte immer psy-<br />

Verhaltenstherapie. Eine zusätzlich Be-<br />

pressive Störung können Kopfschmerzen,<br />

chotherapeutisch begleitet werden. Die<br />

handlung mit Medikamenten, in erster Li-<br />

Magen-Darm-Probleme,<br />

Atembeschwer-<br />

Behandlung schwerer Depressionsformen,<br />

nie mit Antidepressiva, ziehen die Ärzte<br />

den, Augenschmerzen, Sehstörungen,<br />

vor allem auch wenn Suizidgefahr besteht,<br />

meist nur in Betracht, wenn die Symptome<br />

Schweissausbrüche, Schwindel- und<br />

lässt sich meist nur in einer psychosoma-<br />

sehr ausgeprägt sind, die Zwangsgedan-<br />

Gleichgewichtsprobleme sowie Herzjagen<br />

tischen und psychiatrischen Klinik erfolg-<br />

ken überwiegen, zusätzlich eine Depres-<br />

oder Herzbeklemmung sein.<br />

reich anbahnen.<br />

sion vorliegt oder die Verhaltenstherapie<br />

alleine keine Wirkung zeigt. Die Teilnah-<br />

Diagnose: Wie bei Angststörungen wenden<br />

sich depressiv erkrankte Menschen<br />

Zwangsstörungen<br />

Eine Sonderform von Angststörungen<br />

me an Selbsthilfegruppen kann die <strong>Therapie</strong><br />

unterstützen und Rückhalt <strong>für</strong> das<br />

häufig wegen der körperlichen Symptome<br />

und Depressionen sind Zwangsstörungen.<br />

Alltagsleben bieten.<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Weitere psychische Erkrankungen<br />

Angstgefühle sind ein häufiges Symptom<br />

vieler psychischer Erkrankungen.<br />

Ängste spielen eine Rolle bei Persönlichkeitsstörungen,<br />

Essstörungen, Schizophrenien,<br />

Psychosen. Jedes Krankheitsbild hat<br />

seine kennzeichnenden Symptome, die ein<br />

Psychiater genauer einordnen und diagnostizieren<br />

kann. Die Behandlung folgt dem<br />

jeweiligen Störungsbild, häufig in der Anfangsphase<br />

in einer psychiatrischen Klinik.<br />

Therapeutische Möglichkeiten<br />

Für manche Betroffene ist es kein<br />

leichter Schritt, sich einzugestehen, dass<br />

seelische Ungleichgewichte <strong>für</strong> ihre Beschwerden<br />

verantwortlich sein könnten.<br />

Zu gross erscheint der private wie gesellschaftliche<br />

Druck, stets ein perfektes<br />

Lebensbild zu liefern. Sie scheuen sich,<br />

psychotherapeutische Hilfe in Anspruch<br />

zu nehmen. Doch gerade wer bereit ist,<br />

seine Erkrankung anzunehmen und sich<br />

die nötige Unterstützung zu holen, zeigt,<br />

dass er verantwortungsbewusst mit sich<br />

und seinem Leben umgehen kann.<br />

Bestehende körperliche Erkrankungen<br />

zeichnen sich immer durch andere Leitsymptome<br />

aus. Sie lassen sich mit einer<br />

gezielten Diagnose feststellen und dann<br />

entsprechend behandeln. Mit der <strong>Therapie</strong><br />

legen sich meist auch die Angstgefühle.<br />

Bei manchen Krankheitsbildern kann es<br />

hilfreich sein, sich zusätzlich unterstützen<br />

zu lassen, sei es durch Entspannungstechniken,<br />

Stressmanagement oder eine Psychotherapie,<br />

um die seelische Belastung<br />

etwa durch eine Herz- oder Atemwegserkrankung<br />

besser zu meistern.<br />

Liegen die Ängste in tiefen Lebenskrisen,<br />

etwa durch eine Krankheit, Trennung<br />

oder Trauerphase, kann ebenfalls psychotherapeutische<br />

Unterstützung sinnvoll<br />

sein. Ein aktiver Lebensstil mit viel körperlicher<br />

Bewegung hilft zusätzlich, Spannungen<br />

zu lösen, und stärkt eine positive<br />

innere Haltung.<br />

Für die <strong>Therapie</strong> von Angststörungen<br />

sowie Depressionen und weiteren psychischen<br />

Erkrankungen sind Psychotherapeuten<br />

und Psychiater zuständig. Je<br />

nach Schweregrad der Erkrankung gibt es<br />

unterschiedliche <strong>Therapie</strong>wege. Bei Angststörungen<br />

haben sich verhaltenstherapeutische<br />

Konzepte bewährt, manchmal in<br />

Verbindung mit Medikamenten. Entspannungsverfahren<br />

begleiten die <strong>Therapie</strong>n<br />

Für die Psyche und bei<br />

Ängsten und Depressionen<br />

ist Bewegung ein positiver<br />

Motor, der die Selbstheilungskräfte<br />

ankurbelt.<br />

und sind hilfreiche Instrumente, um im<br />

Alltag ängstliche Anspannungen abzubauen<br />

oder mitunter auch bei Panikattacken<br />

gegenzusteuern.<br />

Selbsthilfe<br />

Der erste wesentliche Schritt <strong>für</strong> jeden<br />

von Ängsten Betroffenen ist es, seine Empfindungen<br />

ernst zu nehmen, zu erkennen,<br />

inwieweit sie seinen Alltag und den seiner<br />

Mitmenschen beeinträchtigen, und sich<br />

ärztlichen Rat und Hilfe zu holen. Beziehen<br />

sich die Ängste auf eine umschriebene<br />

Situation wie Fliegen, Zahnarztbesuche<br />

oder Prüfungen, sind verhaltenstherapeutische<br />

Programme und Entspannungstechniken<br />

angezeigt. Das gilt auch <strong>für</strong> leichtere<br />

Ängste, die sich in häufigem Besorgtsein<br />

oder allgemein ängstlicher Grundhaltung<br />

äussern können.<br />

Konfliktberatung in Form einer Einzel-,<br />

Paar- oder Gruppentherapie kann helfen,<br />

zwischenmenschliche Probleme aufzudecken<br />

und zu lösen. So ist es möglich,<br />

belastende Auseinandersetzungen und<br />

Ängste, die sich auf den Partner, die Kin-<br />

Briefbogen<br />

Karteikarten<br />

Agenden<br />

Terminkarten<br />

schmid<br />

mogelsberg<br />

der, Angehörige oder Freunde beziehen, in<br />

den Griff zu bekommen.<br />

Entspannungsmethoden sind wichtige<br />

Säulen der Angsttherapie. In Frage kommen<br />

vor allem die progressive Muskelentspannung,<br />

das autogene Training oder Biofeedback.<br />

Mit diesem kann der Betroffene<br />

bestimmte Körperfunktionen mit Hilfe eines<br />

elektronischen Geräts wahrnehmen<br />

und dann willentlich beeinflussen, zum<br />

Beispiel Muskelverspannungen lockern.<br />

Stressabbau mit gezielten Methoden<br />

trägt dazu bei, Überlastungen zu verringern,<br />

alltägliche Aufgaben einzuteilen und<br />

sicherer zu bewältigen. Dadurch senkt<br />

sich häufig auch die ängstliche Daueranspannung.<br />

Ein gesunder Lebensstil fördert grundsätzlich<br />

den Heilungsprozess, ob es sich<br />

nun um körperliche oder seelische Probleme<br />

handelt. Wer lernt, gesund zu geniessen,<br />

verbessert sein Energiepotenzial.<br />

Wer sich regelmässig körperlich bewegt,<br />

in angepasstem Rahmen Sport treibt, sorgt<br />

<strong>für</strong> eine gute Durchblutung und stärkt die<br />

Körperfunktionen. Für die Psyche und gerade<br />

auch bei Ängsten und Depressionen<br />

ist Bewegung ein positiver Motor, der die<br />

Selbstheilungskräfte ankurbelt. l<br />

A U T O R I N<br />

Auszugsweise wiedergegeben aus einer Publikation<br />

von Andrea Blank-Koppenleitner<br />

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A N G S T & L E B E N M A R K T<br />

9<br />

I N S E R AT<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


S O Z I O P H O B I E T H E M A<br />

Soziale Angststörung<br />

(soziale Phobie)<br />

Angst in sozialen Situationen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Viele<br />

Menschen kennen eine gewisse Unruhe, Anspannung und Aufregung vor<br />

Situationen, in denen sie von anderen Personen wahrgenommen und<br />

beurteilt werden: Typische Beispiele sind etwa Vorstellungsgespräche,<br />

das Sprechen vor einer Gruppe aber auch die Kontaktaufnahme mit<br />

Unbekannten.<br />

◗ Dr. Barbara Meier<br />

len weiteren Situationen des Alltags zeigen<br />

und intensive Angst auslösen: Essen<br />

10<br />

Im «Rampenlicht» zu stehen ist zwar <strong>für</strong><br />

viele Menschen mit Unbehagen verbunden,<br />

<strong>für</strong> Menschen jedoch, die unter einer<br />

und Trinken in der Gesellschaft Anderer,<br />

eine Unterschrift leisten am Postschalter,<br />

in einem Restaurant in der Mitte sitzen,<br />

Durch die Angst wird die<br />

sozialen Angststörung leiden, sind diese<br />

Situationen so sehr mit Angst besetzt, dass<br />

sie sie nach Möglichkeit zu vermeiden<br />

versuchen oder nur unter grösstem psychischem<br />

Aufwand durchstehen können.<br />

Gemeinsamer Nenner solcher ge<strong>für</strong>chteter<br />

öffentliche Toiletten aufsuchen, u.v.a.m.<br />

Schüchternheit versus soziale<br />

Angst<br />

Gehemmt, Reserviertheit und Zurückhaltung<br />

in sozialen Situationen sind auch<br />

normale Lebensführung<br />

und Lebensqualität stark<br />

beeinträchtigt.<br />

sozialer Situationen ist, dass man mit einer<br />

Merkmale von Schüchternheit. Meint<br />

oder mehreren anderen Personen zusam-<br />

Schüchternheit dasselbe wie soziale<br />

mentrifft, von ihnen wahrgenommen wird<br />

und dass die Anderen sich ein Urteil bilden<br />

<strong>–</strong> in der Be<strong>für</strong>chtung Betroffener bezeichnenderweise<br />

ein negatives, beschämendes<br />

Angst? Die Antwort ist nein, aber es gibt<br />

Ähnlichkeiten. Man geht heute von einem<br />

fliessenden Übergang von Schüchternheit<br />

zu sozialer Angst und sozialer Angststö-<br />

Einige Fakten zur sozialen Angststörung<br />

Zwischen 8-16% der Erwachsenen er-<br />

und demütigendes Urteil. Die Sorge darü-<br />

rung/Phobie aus, mit zunehmender Belas-<br />

kranken einmal in ihrem Leben an einer<br />

ber, wie eigenes Auftreten und Leistungen<br />

tung und Einschränkung. Von einer sozi-<br />

sozialen Phobie. Die Zahlen schwanken je<br />

bewertet werden, kann sich auch in vie-<br />

alen Angststörung oder sozialen Phobie<br />

nach der Definition, die <strong>für</strong> soziale Phobie<br />

N ü t z l i c h e L i n k s<br />

spricht man dann, wenn Furcht vor Demütigung<br />

und Peinlichkeit in sozialen Si-<br />

verwendet wurde. Häufiger ist die nicht<br />

generalisierte Form der sozialen Phobie.<br />

www.sozphobie.de vermittelt Informationen<br />

zu sozialer Angst, die hier<br />

als Oberbegriff <strong>für</strong> soziale Phobie und<br />

Schüchternheit steht. Die Plattform bietet<br />

Betroffenen auch vielfältige Möglichkeiten<br />

des Informationsaustausches.<br />

www.sozialeangst.ch ist eine Informationsseite<br />

der Autorin. Sie präsentiert<br />

die Facetten des kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Zugangs zum Verständnis<br />

und zur Behandlung sozialer Ängste:<br />

Erscheinungsbilder/Formen und Zeichen;<br />

Entstehungslinien; Mechanismen und<br />

Dynamiken und vor allem: Veränderungswege<br />

und -instrumente. Die Seite<br />

enthält eine Fülle von Anregungen <strong>für</strong> die<br />

Unterstützung beim Abbau sozialer Angst,<br />

als Einstieg in den Veränderungsprozess<br />

oder als Begleitung gedacht.<br />

tuationen zu einer dauerhaften intensiven<br />

Angst führt, die Konfrontation mit den Situationen<br />

heftige Angstreaktionen auslöst.<br />

Obwohl die Betroffenen wissen, dass die<br />

Angst unbegründet oder übertrieben ist,<br />

können sie ge<strong>für</strong>chtete Situationen nur<br />

mit grösster Mühe durchstehen oder sie<br />

versuchen, sie ganz zu vermeiden. Durch<br />

die Angst wird die normale Lebensführung<br />

und Lebensqualität stark beeinträchtigt.<br />

Die soziale Angststörung zeigt sich in zwei<br />

Formen, als<br />

l generalisierte Phobie, bei der Betroffene<br />

die Ängste in sehr vielen sozialen<br />

Situationen erleben, und<br />

l eine diskrete (oder nicht generalisierte)<br />

Phobie, bei der nur eine Situation<br />

(z.B. Reden vor einer Gruppe) mit<br />

Angst verbunden ist.<br />

Frauen sind auch bei dieser Angststörung<br />

häufiger betroffen, doch sind die Unterschiede<br />

nicht so ausgeprägt. Soziale Angst<br />

ist kein Phänomen nur einer bestimmten<br />

Kultur, die (Sub-)Kultur prägt jedoch den<br />

Inhalt der Be<strong>für</strong>chtungen mit.<br />

Wie entwickelt sich eine soziale<br />

Angststörung im Laufe einer<br />

Lebensgeschichte?<br />

Soziale Angststörungen lassen sich<br />

bei den meisten Betroffenen ins frühe<br />

bis spätere Jugendalter zurückverfolgen.<br />

Nicht immer finden sich jedoch negative<br />

Erfahrungen in der Lebensgeschichte, die<br />

den Beginn der sozialen Angst markieren.<br />

Und nicht immer führen solche negative<br />

Erfahrungen zur Entwicklung von sozialer<br />

Angst. Es gibt nicht den Werdegang einer<br />

Sozialphobie. Vielmehr muss man <strong>–</strong> wie<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


ei anderen Angststörungen auch <strong>–</strong> von<br />

einem komplexen Zusammenspiel von<br />

anlagemässigen und biographisch erworbenen<br />

Verletzlichkeiten von Personen und<br />

ihren Lernerfahrungen ausgehen. Wichtige<br />

Puzzleteile bei der Entwicklung sozialer<br />

Angst sind: das Temperament eines<br />

Kindes (bedachtsam und zurückhaltend<br />

gegenüber neuen Erfahrungen), das soziale<br />

Umfeld (nicht ermutigend, bzw. keine<br />

Gelegenheit <strong>für</strong> soziales Üben), starre<br />

Normen (wie «man» sein muss/sich geben<br />

muss) und belastende Erfahrungen mit<br />

Bezugsgruppen (als Aussenseiter behandelt<br />

werden, ausgeschlossen sein).<br />

Wie kann eine soziale Angststörung<br />

behandelt werden?<br />

Menschen, die an einer sozialen Phobie<br />

leiden, verstehen häufig nicht, weshalb<br />

die Angst nicht kleiner wird, obwohl<br />

sie sich immer wieder mit den ge<strong>für</strong>chteten<br />

Situationen konfrontieren (müssen).<br />

Wie ist dieser vermeintliche Widerspruch<br />

zu der wichtigsten Strategie der Behandlung<br />

von Angststörungen, der Konfrontation<br />

(Exposition) zu erklären?<br />

Vereinfachend gesagt begeben sich die<br />

Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong><br />

positive Erfahrungen ist<br />

das Gefühlsdenken. Betroffene<br />

orientieren sich<br />

an ihrem Gefühl statt an<br />

beobachtbaren Kriterien,<br />

um ihr Auftreten und die<br />

Reaktionen Anderer einzuschätzen.<br />

zutrauen. Dieses so genannte Sicherheitsverhalten<br />

führt einerseits dazu, dass man<br />

meint, ohne wäre es zur «Katastrophe»<br />

gekommen (z.B. ohne dickes Make-up<br />

hätten alle das Erröten bemerkt und einen<br />

ausgelacht), andererseits sind manche<br />

Sicherheitsmassnahmen wiederum problematisch<br />

(wie z.B. Alkoholkonsum, andere<br />

nicht anschauen, wenn man spricht<br />

u.v.a.m.) und die Anderen reagieren befremdet<br />

<strong>–</strong> womit sich die Be<strong>für</strong>chtung,<br />

aufzufallen und sich zu blamieren, erst<br />

recht bewahrheitet!<br />

Ein weiteres Hindernis <strong>für</strong> positive<br />

Erfahrungen ist das Gefühlsdenken. Betroffene<br />

orientieren sich an ihrem Gefühl<br />

statt an beobachtbaren Kriterien, um ihr<br />

Auftreten und die Reaktionen Anderer<br />

einzuschätzen. Schliesslich sind von sozialer<br />

Angst Betroffene bereits im Vorfeld<br />

und auch nach der Situation überaus und<br />

einseitig sensibilisiert auf Hinweise, die<br />

Be<strong>für</strong>chtungen bestätigen könnten (Erwartungsangst,<br />

negative Bilanzierungen).<br />

Bei der Behandlung sozialer Angst<br />

geht es nun genau darum, diese Hindernisse<br />

zu bearbeiten und dann neue Erfahrungen<br />

in den Situationen möglich zu<br />

L i t e r at u r h i n w e i s e<br />

Schüchtern, na und?<br />

Gillian Butler (2002). Bern: Huber.<br />

Hervorragende Umsetzung des aktuellen<br />

<strong>Therapie</strong>wissens in einem anschaulichen<br />

Selbsthilfebuch. Die Autorin erläutert und<br />

gibt konkrete Vorlagen, wie Betroffene<br />

Denkmuster verändern und Verhaltensweisen<br />

verändern können, wie sie ihre<br />

Selbstaufmerksamkeit abbauen und<br />

Vertrauen aufbauen.<br />

Soziale Angst verstehen und<br />

behandeln.<br />

Ein kognitiv-verhaltenstherapeutischer<br />

Zugang; Hansruedi Ambühl, Barbara<br />

Meier und Ulrike Willutzki (2001).<br />

Primär an TherapeutInnen gerichtet,<br />

enthält das Buch viele Informationen<br />

zum Verständnis der Störung, die auch<br />

<strong>für</strong> Betroffene sehr hilfreich ist. Ein<br />

Behandlungsmanual veranschaulicht, wie<br />

verschiedene <strong>Therapie</strong>bausteine stimmig<br />

kombiniert werden.<br />

Keine Angst vor dem Erröten.<br />

Psychologische Strategien zur Selbsthilfe;<br />

Doris Wolf (1998). Mannheim: PAL.<br />

Besonders geeignet <strong>für</strong> Betroffene, die<br />

sich alleine fühlen mit ihrem Problem<br />

eines sichtbaren Angstzeichens. Viele Beispiele<br />

anderer Bewertungen von «Erröten»<br />

tragen dazu bei, die mit Erröten verbundene<br />

Angst und Scham zu reduzieren.<br />

Lass es laufen.<br />

Ein Leitfaden zur Überwindung der<br />

Paruresis; Philipp Hammelstein (2005).<br />

Lengerich: Pabst.<br />

Paruresis, englisch auch «Shy Bladder Syndrome»,<br />

meint gestörtes («par») Urinieren<br />

(«ure-sis») auf öffentlichen Toiletten, das<br />

Unvermögen, Wasser zu lassen, und<br />

damit verbundenen Stress/Angst und ihre<br />

Folgeerscheinungen. Dieses Buch bietet<br />

eine Orientierungshilfe <strong>für</strong> eine häufig mit<br />

viel Scham behaftete und versteckte Problematik.<br />

Ein Selbsthilfeprogramm zeigt<br />

konkrete Bewältigungsschritte auf.<br />

S O Z I O P H O B I E T H E M A<br />

11<br />

Betroffenen zwar in die Situation, sind<br />

aber dort «nicht ganz bei der Sache». Sie<br />

sind stark auf ihr Empfinden ausgerichtet<br />

(Selbstaufmerksamkeit), was eine genaue<br />

Wahrnehmung davon verhindert, was<br />

wirklich geschieht. Zudem treffen Betroffene<br />

gewisse Vorkehrungen und bedienen<br />

sich bestimmter Schutzmassnahmen,<br />

ohne die sie sich die Situation gar nicht<br />

machen. <strong>Therapie</strong>bausteine sind dabei die<br />

Veränderung von Verhaltensweisen (Aufgeben<br />

von Sicherheitsverhalten), Arbeit<br />

an Denkmustern, an problematischen Annahmen<br />

und Abbau von Selbstaufmerksamkeit.<br />

Es gilt auch hier: Nur neue Erfahrungen<br />

in den ge<strong>für</strong>chteten Situationen<br />

können die Angst abbauen helfen und nur<br />

Übung macht den Meister!<br />

l<br />

A U T O R I N<br />

Dr. Barbara Meier<br />

Fachpsychologin <strong>für</strong> Psychotherapie FSP<br />

Verhaltenstherapeutin SGVT<br />

Seefeldstrasse 35, 8008 Zürich<br />

eMail: bm@barbarameier.ch<br />

Mit freundlicher Genehmigung der Schweiz.<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltens- und Kognitive<br />

<strong>Therapie</strong>, www.sgvt.ch<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


V E R B I T T E R U N G T H E M A<br />

12<br />

«Darüber komme<br />

ich nie<br />

Verbitterungsstörung <strong>–</strong><br />

die «neue» Krankheit<br />

Sie wurden gekündigt, verlassen,<br />

gedemütigt, zutiefst verletzt. Sie<br />

sind krank geworden oder haben<br />

einen geliebten Menschen durch<br />

den Tod verloren und sie fühlen<br />

nur eines: Tiefste Verbitterung,<br />

dass gerade Ihnen das passieren<br />

musste.<br />

◗ Mag. Sabine Standenat<br />

Kennen Sie dieses Gefühl von «Nachdem<br />

DAS geschehen ist, ist alles zu Ende»? Ein<br />

Ereignis, das nie hätte stattfinden dürfen,<br />

hat sich ereignet und trifft Sie wie<br />

ein Schlag. Der Atem stockt, der Boden<br />

schwankt und der Magen krümmt sich.<br />

Sie leben weiter, aber Sie wissen, dass Sie<br />

das niemals verkraften werden <strong>–</strong> und etwas<br />

in Ihnen wird hart wie Stein.<br />

«Könnte ich wählen<br />

zwischen Depression und<br />

Verbitterung, ich würde<br />

mich <strong>für</strong> die Depression<br />

entscheiden. Verbitterung<br />

ist ein ungleich härteres<br />

Schicksal.»<br />

Psychiatrieprofessor Michael Linden<br />

hinweg»<br />

Der Berliner Psychiater Dr. Michael<br />

Linden hat sich im Rahmen einer Studie<br />

erstmals mit dem Phänomen von Verbitterung<br />

und ihren Folgen auseinandergesetzt.<br />

Linden: «Am Anfang dieses Krankheitsbildes<br />

steht immer eine tiefe persönliche<br />

Kränkung. Der Betroffene fühlt sich herabgewürdigt,<br />

ungerecht behandelt und hat<br />

keinerlei Werkzeug, um mit dieser Situation<br />

umzugehen. Auslöser können Schwierigkeiten<br />

am Arbeitsplatz, Verlusterlebnisse,<br />

familiäre Probleme, der Ausbruch einer<br />

Krankheit oder ein Hintergangenwerden<br />

sein.»<br />

Welche Symptome kann ein<br />

Betroffener entwickeln?<br />

Der klinische Psychologe und Arbeitstherapeut<br />

Mag. Johann Beran hat viel mit<br />

der Thematik zu tun: «Verbitterung entsteht<br />

unter Umständen dann, wenn ein<br />

Mensch Schlimmes erlebt, dem er sich<br />

machtlos ausgeliefert fühlt. Folge können<br />

Depressionen, Angstzustände, Aggressionen,<br />

Schlafstörungen und eine Fülle von<br />

körperlichen Reaktionen sein. Die Gedanken<br />

kreisen ständig um das bestimmte Geschehnis<br />

und in schweren Fällen ist der<br />

Verbitterte auch selbstmordgefährdet. Die<br />

Krankheit kann zu dauerhafter Arbeitsunfähigkeit<br />

führen, wenn sie nicht entsprechend<br />

behandelt wird.»<br />

Wer entwickelt eine posttraumatische<br />

Verbitterungsstörung?<br />

Besonders gefährdet sind Menschen,<br />

die ein geringes Selbstbewusstsein haben<br />

oder ihren Selbstwert ausschliesslich aus<br />

dem Lebensbereich ziehen, der nun «gestört»<br />

ist. Wer nur <strong>für</strong> die Arbeit lebt und<br />

dann gekündigt wird, reagiert anders als<br />

jemand, der grossen Rückhalt im Privaten<br />

hat. Und wer verlassen wird, kann mit Hilfe<br />

einer befriedigenden Tätigkeit vielleicht<br />

leichter darüber hinwegkommen. Dr. Margit<br />

Steinzer, Psychologin und als Mediatorin<br />

«Fachfrau» in Scheidungsfragen: «Paare,<br />

die bei der Trennung eine Mediation in<br />

Anspruch nehmen, können mit Verlust in<br />

der Regel viel besser umgehen und sind<br />

danach weniger verbittert.» Auch ich habe<br />

als Psychologin in der Arbeit mit Krebspatienten<br />

beobachtet, dass jene eher verhärten,<br />

die sich einem ungerechten Schicksal<br />

hilflos ausgeliefert fühlen. Menschen, die<br />

einen Sinn auch in schlimmen Erfahrungen<br />

finden können, sind bereit, selbst in<br />

Lebenskrisen die Chance <strong>für</strong> einen Neubeginn<br />

zu sehen. Sehr enge Auffassungen<br />

darüber, wie Dinge zu sein haben, begünstigen<br />

ebenfalls das Auftreten einer Verbitterungsstörung.<br />

Die meisten Betroffenen lehnen psychologische<br />

Hilfe kategorisch ab und versperren<br />

sich damit selbst den Weg zur positiven<br />

Bewältigung der Kränkung.<br />

Was kann trotzdem helfen?<br />

Das 5-Punkte-Programm gegen das<br />

«verschlossene Herz»:<br />

1. Akzeptieren Sie, was geschehen ist<br />

Zum Leben gehören auch Niederlagen,<br />

Verluste und Schmerz. Wenn Sie der Meinung<br />

sind, dass gewisse Ereignisse niemals<br />

hätten stattfinden dürfen, befinden<br />

Sie sich im Kampf mit der Realität. Das ist<br />

nicht nur erschöpfend und frustrierend,<br />

sondern auch völlig sinnlos.<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


2. Lassen Sie alle Gefühle zu<br />

Verbitterung ist nichtgelebtes Gefühl.<br />

Die Bestsellerautorin Melody Beatty<br />

schreibt: «Ich werde oft gefragt: Ist es wirklich<br />

wichtig, ALLE Gefühle zu empfinden?<br />

Ja, das ist es. Ob Zorn, Trauer, Angst oder<br />

Frustration <strong>–</strong> jedes Gefühl, das auf unsere<br />

Lebensgeschiche eingewirkt hat, muss<br />

bewusst gemacht und anerkannt werden.<br />

Denn jede unterdrückte Emotion schwächt<br />

und erzeugt ein inneres Ungleichgewicht,<br />

das nicht nur zu Verbitterung, sondern<br />

auch zu Krankheit führen kann. Geben Sie<br />

verletzendes Verhalten gegenüber uns<br />

entschuldigen. Es heisst nur, die negative<br />

Energie loszulassen, um die eigene Seele<br />

und den Körper vor Schaden zu bewahren.<br />

Der Arzt Dr. Gerald Jampolsky, der<br />

sich speziell mit Nichtvergebenkönnen<br />

und Krankheit beschäftigt hat, sagt: «Verzeihen<br />

bedeutet, die Wunden nicht länger<br />

aufzukratzen, damit sie aufhören können<br />

zu bluten. Und: Nichtverzeihen ist das<br />

beste Rezept, um zu leiden <strong>–</strong> seelisch und<br />

körperlich.»<br />

Vergessen Sie nicht: Verbitterung<br />

logen die Fähigkeit, mit Lebensproblemen<br />

gelassen umzugehen. Um das zu erreichen,<br />

versetzen sich die Betroffenen in<br />

Rollenspielen in die Lage von Menschen,<br />

die andere gekränkt haben. Dieser Wechsel<br />

der Perspektive hilft, das eigene Problem<br />

zu relativieren. Ausserdem lernen die<br />

Patienten, unlösbare Probleme zu akzeptieren<br />

<strong>–</strong> statt darüber zu verbittern. Wie<br />

erfolgreich das junge <strong>Therapie</strong>konzept ist,<br />

muss erst ausgewertet werden. Ein paar<br />

seiner Patienten seien nach vielen Monaten<br />

Behandlung geheilt, andere immerhin<br />

V E R B I T T E R U N G T H E M A<br />

die Haltung auf, in der Sie nur erdulden,<br />

bringt Sie nicht einen Schritt weiter. Was<br />

«funktionsfähig», so Michael Linden.<br />

l<br />

kontrollieren oder innerlich immer mehr<br />

verhärten. Fühlen Sie, was auch immer es<br />

auch immer geschehen ist <strong>–</strong> öffnen Sie Ihr<br />

Herz erneut. Erst dann kann Liebe wieder<br />

L i t e r at u r h i n w e i s e<br />

in Ihrem Fall zu fühlen gibt, und lassen<br />

Sie dann los!»<br />

3. Sehen Sie den Sinn auch in leidvollen<br />

Situationen<br />

Vertrauen Sie darauf, dass JEDE Erfahrung<br />

Ihrer persönlichen Entwicklung dient<br />

und dass Sie den Nutzen oft erst zu einem<br />

späteren Zeitpunkt erkennen werden. Es<br />

kann auch hilfreich sein, sich mit spirituellen<br />

Fragen auseinanderzusetzen: Welchen<br />

Sinn hat dieses Leben? Wer bin ich<br />

wirklich, woher komme ich, wohin gehe<br />

fliessen. Für andere, aber in erster Linie<br />

<strong>für</strong> Sie selbst.<br />

Verbitterung schlimmer als<br />

Depression<br />

Der Psychiatrieprofessor Michael<br />

Linden hat an der Klinik <strong>für</strong> Rehabilitation<br />

in Teltow bei Berlin rund 150 PTED<br />

(Post-Traumatic-Embitterment Disorder)-<br />

Patienten behandelt. Er sagt: «Könnte ich<br />

wählen zwischen Depression und Verbitterung,<br />

ich würde mich <strong>für</strong> die Depression<br />

entscheiden. Verbitterung ist ein ungleich<br />

Der Weg zur inneren<br />

Stärke<br />

Melody Beatty, Heyne<br />

Verlag.<br />

Beattie führt den Leser<br />

anhand ihrer eigenen<br />

Lebensgeschichte behutsam<br />

zum Kontakt und zur<br />

Erfahrung mit der eigenen<br />

Seele heran. Das Buch inspiriert, gibt<br />

Hilfen und wunderbare Übungen, um zu<br />

sich zu finden.<br />

13<br />

ich? Ist es hilfreich, Gott in mein Leben<br />

einzubeziehen, und was könnte das <strong>für</strong><br />

mich bedeuten?<br />

4. Lieben Sie sich selbst<br />

Verbitterung vergiftet Seele und Körper.<br />

Wer sich selbst liebt, wird nicht auf<br />

Dauer in solch einem Zustand verharren<br />

wollen, weil er in höchstem Masse zerstörerisch<br />

ist. Wenn Sie über etwas sehr ver-<br />

härteres Schicksal.» Die Störung umfasse<br />

alle Lebensbereiche, sie gehe einher mit<br />

Verzweiflung, Aggression, Hoffnungslosigkeit<br />

und Denkblockaden.<br />

Die Ursachen der (plötzlich auftretenden)<br />

psychischen Störung sind noch weitgehend<br />

unbekannt. Grund da<strong>für</strong> sei eine<br />

gewisse Betriebsblindheit der Psychiater<br />

und Psychologen, glaubt Michael Linden.<br />

Verzeihen ist die grösste<br />

Heilung<br />

Gerald Jampolsky, Verlag Integral.<br />

Dieses Buch ist eine Offenbarung,<br />

um Leiden und Unglück<br />

von innen her zu heilen. Menschen,<br />

die von ganzem Herzen<br />

verzeihen können, sind gesünder<br />

und zufriedener als andere.<br />

bittert sind, überlegen Sie zunächst: Was<br />

tut mir trotzdem gut? Wie kann ich den<br />

Spassfaktor in meinem Leben erhöhen?<br />

Gibt es Menschen, die mir in meinem<br />

Elend nicht nur beipflichten, sondern<br />

neue Perspektiven aufzeigen? Versuchen<br />

Sie auch die Bachblüte «Willow». Die<br />

Blütentherapeutin Mechthild Scheffer:<br />

«Willow hat einen besonderen Nutzen <strong>für</strong><br />

Menschen, die sich ungerecht behandelt<br />

fühlen und mit dem Schicksal hadern. Sie<br />

sind enttäuscht, beleidigt und verbittert.<br />

Diese Blüte hilft zu einer versöhnlichen<br />

Lebenseinstellung,»<br />

5. Setzen Sie sich mit dem Thema<br />

«Verzeihen» auseinander<br />

Vergeben bedeutet NICHT, dass wir<br />

Früher hätten Experten das eigentliche<br />

Problem der Betroffenen nicht erkannt und<br />

sie ausschliesslich wegen ihrer Depressionen<br />

oder Aggressionen behandelt. Nach<br />

zirka zehn Jahren Forschung ist immerhin<br />

so viel klar: Das auslösende Ereignis trifft<br />

den Lebensmittelpunkt, bei Karrieristen<br />

die Arbeit, bei Familienmenschen die sozialen<br />

Beziehungen. Männer sind genauso<br />

oft betroffen wie Frauen, junge Menschen<br />

in gleichem Masse wie alte.<br />

Die Krise durch «Weisheit»<br />

meistern<br />

Behandelt wird die posttraumatische<br />

Verbitterungsstörung mit einer speziellen<br />

Verhaltenstherapie, der «Weisheitstherapie».<br />

Unter «Weisheit» verstehen Psycho-<br />

Die Original Bach-Blüten-<br />

<strong>Therapie</strong><br />

Mechthild Scheffer, Irisiana<br />

Verlag. Ein fundiert recherchiertes<br />

Werk, mit 4 Fragebögen,<br />

um einfach eine<br />

Auswahl der Blüten zu treffen.<br />

Die einzelnen «Negativ» -<br />

Zustände sind sehr genau<br />

beschrieben, so dass es leicht<br />

fällt, sich selbst darin wiederzuerkennen.<br />

A U T O R I N<br />

Mag. Sabine Standenat<br />

Klinische Psychologin<br />

Rolandweg 12/1, AT-1160 Wien<br />

Tel. +43(0)1-911 5267<br />

eMail: info@standenat.at<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


B E L A S T U N G S S TÖ R U N G T H E M A<br />

Posttraumatische Belastungsstörung<br />

<strong>–</strong> eine neue Geisel unserer Zeit?<br />

Als posttraumatische Belastungsstörung<br />

werden seelische, körperliche<br />

und psychosoziale Folgen von<br />

Extrembelastungen bezeichnet,<br />

die sich nicht nur im Krieg oder<br />

bei Geiselnahmen, sondern auch<br />

immer häufiger im Alltag finden.<br />

◗ Prof. Dr. med. Volker Faust<br />

14<br />

Nichts ist neu, schon gar nicht in der Psychiatrie,<br />

der Seelenheilkunde. Auch die<br />

Folgen von Extrembelastungen <strong>–</strong> seien es<br />

Krieg, Gewalt im Zivilleben oder Naturkatastrophen<br />

<strong>–</strong> sind seit Menschengedenken<br />

bekannt. Eindrucksvolle Schilderungen<br />

kennt man schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />

Der Begriff der «Schreckneurose»,<br />

wie man es damals nannte, ist über<br />

100 Jahre alt.<br />

Doch warum kommt man erst jetzt auf<br />

dieses Thema zurück, Betroffene hat es<br />

schliesslich seit je gegeben? Das geht vor<br />

allem auf die US-amerikanische Forschung<br />

bzw. die entsprechenden Kriege in Korea<br />

und insbesondere Vietnam zurück. Später<br />

erinnerte man sich auch zunehmend<br />

an zivile Opfer durch Extrembelastungen,<br />

denen die diagnostischen und therapeutischen<br />

Erkenntnisse der Militär-Psychiater<br />

und -Psychologen natürlich ebenfalls zugute<br />

kommen.<br />

Die häufigsten Extrembelastungen<br />

Zahlenmässig am häufigsten sind<br />

Krieg, Terrorismus, Vertreibung und<br />

Flucht. Aber auch individuelle Gewalteinwirkungen<br />

sollten nicht unterschätzt werden:<br />

Überfall, Entführung und Geiselnahme,<br />

Folterung, sexueller Missbrauch und<br />

Vergewaltigung und natürlich Unfälle im<br />

Strassen-, Schiffs- und Bahnverkehr, Nuklear-,<br />

Chemie- und Elektrounfälle sowie<br />

Naturkatastrophen. Zu Letzteren zählen<br />

Brände, Blitzschlag, Dammbrüche oder<br />

sonstige Überschwemmungen, Lawinen,<br />

Gebirgsunfälle und Erdbeben.<br />

Erdbeben sind übrigens unter den Naturkatastrophen<br />

besonders verunsichernd,<br />

weil sich das scheinbar festeste und sicherste<br />

Element, der Erdboden unter mir,<br />

als unverlässlich, ja als lebensbedrohend<br />

erweist.<br />

Opfer reagieren unterschiedlich<br />

Die Reaktion hängt von verschiedenen<br />

Faktoren ab. Zum einen gibt es Unterschiede<br />

in der Art der Belastung. Wichtig ist<br />

auch, ob das Ereignis überraschend oder<br />

halbwegs erwartet eintritt. Und schliesslich<br />

hängt vieles von der Ausgangspersönlichkeit,<br />

von Alter, Geschlecht, Dauer und<br />

vor allem der Regenerationsmöglichkeit<br />

ab. Wer sich zwischen mehreren (Extrem-)<br />

Belastungen nicht mehr erholen kann, verschleisst<br />

seine seelisch-körperlichen Reserven<br />

schneller und verschlechtert damit<br />

langfristig seine Heilungsaussichten.<br />

Im Übrigen muss es einen nicht einmal<br />

selber betreffen, man kann auch als<br />

Augenzeuge einer Extrembelastung zum<br />

posttraumatischen Opfer werden. Und<br />

wer schon mit einer körperlichen oder<br />

seelischen Krankheit bzw. einer mittel- bis<br />

langfristigen psychosozialen Belastung zu<br />

kämpfen hatte, also wiederum über weniger<br />

Reserven verfügt als unter normalen<br />

Bedingungen, wird mit beidem zusammen<br />

noch schlechter fertigwerden: altes Leiden<br />

und neue Belastung = schlechtere Heilungsaussichten.<br />

Wichtigste Krankheitszeichen<br />

Das Leidensbild der posttraumatischen<br />

Belastungsstörung ist nicht nur zermürbend,<br />

sondern auch verwirrend vielfältig.<br />

Vor allem sieht man es den meisten gar<br />

nicht an, sie leiden «nur» innerlich. Viele<br />

lassen überhaupt nichts raus, da sie ohnehin<br />

nicht erwarten, auf Verständnis zu<br />

treffen, besonders langfristig. Es ist wie<br />

bei der Trauerreaktion. Ein kurz aufwallendes<br />

Mitgefühl der Umgebung, dann<br />

aber soll sich der Betroffene wieder rasch<br />

zusammennehmen, damit er die anderen<br />

nicht unnötig belastet.<br />

Im Allgemeinen kommt es <strong>–</strong> nachdem<br />

die erste Schreck- oder Schockreaktion<br />

abgeklungen ist <strong>–</strong> zu einem Verlust an<br />

Lebensfreude, an Interesse, Aktivität, Initiative<br />

und Kreativität. Alles scheint wie<br />

weggeschmolzen. Dann «beisst» sich regelrecht<br />

ein ständiges, fast zwanghaftes<br />

Wiedererinnern mit ängstlicher Unruhe,<br />

Anspannung und Erregungsbereitschaft<br />

fest. Ausserdem zermürben Schlafstörungen<br />

und, wenn Schlaf sein darf, wird dieser<br />

oft gestört durch Angstträume.<br />

Manchmal entsteht auch das Gefühl,<br />

als ob sich das belastende Ereignis gerade<br />

wiederholt, bisweilen nur aufgrund eines<br />

belanglosen Auslösers aus der Umgebung<br />

oder durch reine Vorstellung. Daraus re-<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


sultiert dann ein entsprechendes Vermeidungsverhalten<br />

mit Rückzug und Isolationsgefahr.<br />

Schliesslich droht eine zunehmende<br />

Leistungseinschränkung, d.h. man kann<br />

seine Aufgaben nur noch mit grösster Anstrengung<br />

bewältigen.<br />

Das Ende ist von einer eigenartigen<br />

Schwermütigkeit geprägt, die allerdings<br />

wenig mit einer «klassischen Depression»<br />

zu tun hat. Es handelt sich mehr um eine<br />

«heimlich anfressende Resignation», eine<br />

Art gemütsmässige Betäubung bis Erstarrung,<br />

die der Umgebung eigentlich nur<br />

durch schwindende Anteilnahme an der<br />

von Mensch zu Mensch? Letzteres führt<br />

besonders nachhaltig zum Verlust des Vertrauens<br />

in den Mitmenschen schlechthin<br />

und hat ernste langfristige Folgen.<br />

<strong>Therapie</strong>ansätze<br />

Die Betreuung oder gar Behandlung<br />

einer posttraumatischen Belastungsreaktion<br />

bzw. -störung ist eine schwere Bürde,<br />

viel schwieriger, als sich die meisten vorstellen,<br />

selbst wenn sie (anfangs) guten<br />

Willens sind. Vor allem braucht es Geduld<br />

und Verständnis, und zwar über längere<br />

Zeit. Die Entscheidung trifft der Betroffene<br />

und nicht einmal er selber, sondern sein<br />

die der Helfer und Therapeuten zu klein<br />

ist. In solchen Fällen geschieht nur die<br />

notwendigste Versorgung, auch im seelischen<br />

Bereich. Auch pflegt das «kollektive<br />

Elend» einen gewissen Trost zu vermitteln,<br />

geht es doch vielen ähnlich.<br />

In Friedenszeiten sind posttraumatische<br />

Belastungsreaktionen zwar seltener,<br />

gewinnen aber durch Einzelfälle mitunter<br />

an erheblicher Beachtung, etwa durch Geiselnahme.<br />

Das mag ungerecht erscheinen,<br />

wenn man an die vielen unbeachteten Opfer<br />

denkt, denen es genauso schlecht ging<br />

und geht, hat aber auch einen Vorteil: Die<br />

B E L A S T U N G S S TÖ R U N G T H E M A<br />

Umwelt auffällt. Dazu drohen Zwangs-<br />

Zustand, dem er hilflos ausgeliefert ist.<br />

Gesellschaft wird auf dieses Phänomen<br />

gedanken, Merk- und Konzentrations-<br />

Zu den scheinbar banalen, aber sinn-<br />

aufmerksam.<br />

störungen, ja Vergesslichkeit und zahlreiche<br />

psychosomatisch interpretierbare<br />

vollen Selbst-Behandlungsempfehlungen<br />

gehört besonders die Bewegung in jeder<br />

So kann sich auch der gutwillige<br />

Nicht-Betroffene besser informieren und<br />

15<br />

Beschwerden ohne organische Ursache:<br />

Form, also nicht nur «gehen-gehen-ge-<br />

ggf. eine grössere Hilfe sein, als wenn er<br />

funktionelle Störungen, Missempfindun-<br />

hen», sondern auch «reden-reden-reden».<br />

sich plötzlich mit einem solchen Opfer<br />

gen oder gar Schmerzen im Bereich von<br />

Das kann den ge<strong>für</strong>chteten inneren Stau<br />

konfrontiert sieht, das durch die allge-<br />

Kopf, Herz, Kreislauf, Magen-Darm, Wir-<br />

(psychomotorische Blockierung) abbauen<br />

meine Verständnislosigkeit noch mehr zu<br />

belsäule, Gelenken, etc.<br />

helfen.<br />

leiden hat. Wichtig sind also entsprechen-<br />

Was die Umgebung vor allem mit-<br />

Körperliche Bewegung ist jederzeit<br />

de Grundkenntnisse, der Wille zur Hilfe,<br />

bekommt, ist eine bisher unbekannte<br />

machbar, wenngleich viel zu wenig prak-<br />

Nachsicht und Geduld <strong>–</strong> und vor allem die<br />

Übererregbarkeit im Sinne übersteiger-<br />

tiziert. Das Reden hingegen wird einem<br />

Kraft-Reserven, so etwas auch mittelfristig<br />

ter Wachsamkeit, Anspannung, Nervosi-<br />

manchmal schwer gemacht. Denn, wenn<br />

durchstehen zu können.<br />

tät und Schreckhaftigkeit und plötzliche,<br />

es sich um das immer gleiche Problem<br />

Deshalb kann es übrigens auch <strong>für</strong><br />

grundlose Angstattacken, ggf. vielleicht<br />

dreht und von immer gleichen Sympto-<br />

den Therapeuten nützlich sein, einen Teil<br />

sogar aggressive Durchbrüche <strong>–</strong> alles Re-<br />

men angeheizt wird, hört am Schluss nie-<br />

seiner Hilfe jenen Angehörigen, Freunden<br />

aktionen, die nach aussen nicht nachvoll-<br />

mand mehr hin. In einem solchen Falle<br />

oder gar Mitarbeitenden zukommen zu<br />

ziehbar sind.<br />

rede man halblaut mit sich selber, das ist<br />

lassen, die das Opfer privat, gleichsam Tag<br />

Das leitet einen Teufelskreis ein. Denn<br />

immer noch besser, als alles in sich hin-<br />

und Nacht ertragen und stützen müssen.<br />

wer lässt sich so etwas gefallen, wenn er<br />

einzufressen. Mit diesen beiden Massnah-<br />

Denn auf Dauer ist es nicht nur der Be-<br />

nicht weiss, auf was es zurückgeht. Und<br />

men kommt die Mehrzahl der Betroffenen<br />

troffene selber, sondern auch sein näheres<br />

selbst diejenigen, die die Ursache ken-<br />

halbwegs klar.<br />

Umfeld, das <strong>für</strong> eine solche Extrem-Belas-<br />

nen oder ahnen, sehen nicht ein, hier als<br />

In schwereren Fällen bedarf es aber<br />

tung oft länger als be<strong>für</strong>chtet zu «zahlen»<br />

«stellvertretende Prügelknaben» den Kopf<br />

einer stützenden psychotherapeutischen<br />

hat. Daraus resultieren im unglücklichsten<br />

<strong>für</strong> etwas hinzuhalten, was sie nicht ver-<br />

Behandlung, zu der notfalls auch Medika-<br />

Falle weitere «Schicksalsschläge», nämlich<br />

schuldet haben. Auf jeden Fall weiss nie-<br />

mente kommen dürfen, vor allem gegen<br />

eine labile seelische oder gar körperliche<br />

mand mit dieser Situation adäquat umzu-<br />

Schlafstörungen, innere Unruhe, Schreck-<br />

Gesundheit, eine bedrohte Partnerschaft<br />

gehen, auch der Betroffene nicht, der sich<br />

reaktionen und Depressionen. Aber auch<br />

sowie berufliche Einbussen oder gar Miss-<br />

selber immer fremder wird.<br />

hier muss der Therapeut oft stellvertre-<br />

erfolge.<br />

Was belastet am meisten?<br />

Vom Verlauf her unterscheidet man<br />

tend aushalten, was das Opfer in seiner<br />

Verzweiflung als «beispiellose Ungerechtigkeit»<br />

beklagt: Warum gerade ich? Das<br />

Man muss also bei den posttraumatischen<br />

Belastungsstörungen einen langen<br />

Atem haben und weit in die Zukunft den-<br />

die kurz- bis mittelfristige posttraumati-<br />

ist nicht einfach, das braucht Erfahrung<br />

ken. Das ist zwar nicht bei jedem Opfer<br />

sche Belastungsreaktion und die länger-<br />

und Nerven.<br />

gleich, doch gilt auch hier: auf die Stillen<br />

fristige Belastungsstörung, die ein halbes<br />

oder ganzes Leben ruinieren kann. Zu<br />

den Einflussfaktoren, die die Dauer des<br />

Leidens mitbestimmen, gehört auch die<br />

Frage: Ist es eine Natur- oder technische<br />

Katastrophe, mit der man offenbar besser<br />

fertig wird? Oder ist der Auslöser «man<br />

made», wie der Fachausdruck heisst, also<br />

Nehmen posttraumatische<br />

Belastungsstörungen zu?<br />

In Kriegs- und Krisenzeiten nehmen<br />

posttraumatische Belastungsstörungen<br />

natürlich zu, mitunter explosionsartig. Sie<br />

werden aber in der Regel kaum beachtet,<br />

weil die Zahl der Betroffenen zu gross und<br />

oder still Gewordenen achten. l<br />

A U T O R<br />

Prof. Dr. med. Volker Faust<br />

SZfP Südwürttemberg Weissenau<br />

Wingartshofer Str. 2, DE-88214 Ravensburg<br />

Beitrag erstmals publiziert unter:<br />

www.psychosoziale-gesundheit.net<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />

Behandlung<br />

von Ängsten und<br />

Depressionen<br />

Auch wenn depressive Patienten<br />

zunächst keinerlei Hoffnung auf<br />

eine Besserung haben, so lassen<br />

sich doch depressive Störungen<br />

in aller Regel gut und wirksam<br />

behandeln. Neben der <strong>Therapie</strong><br />

16<br />

der akuten depressiven Episode ist<br />

dabei eine sinnvolle Rückfallprophylaxe<br />

wesentlich.<br />

Heute werden in aller Regel sowohl phytotherapeutische,<br />

schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten<br />

wie auch psychotherapeutische<br />

Massnahmen (z.B.<br />

Verhaltenstherapie) eingesetzt. Wichtig ist<br />

dabei, dem Patienten (und möglichst auch<br />

seinen Angehörigen) ein verständliches<br />

Erklärungsmodell und Begründungen <strong>für</strong><br />

die <strong>Therapie</strong> zu vermitteln, die dann auch<br />

durch ein klares und strukturiertes Vorgehen<br />

überprüfbar und nachvollziehbar sein<br />

sollte.<br />

Früher hat der Psychiater seinen Patienten<br />

darauf hingewiesen, dass eine Wirkung<br />

der Medikation (Antidepressiva) in<br />

aller Regel frühestens nach 2-3 Wochen<br />

einsetzt. Gibt ein Patient an, dass er bereits<br />

nach wenigen Minuten oder Stunden nach<br />

Einnahme eines SSRI (Serotoninwiederaufnahme-Hemmer)<br />

eine deutliche Stimmungsaufhellung<br />

spürt, ist dies zumeist<br />

kein wirklicher Medikamenteneffekt, aber<br />

ein (durchaus gewollter) Suggestionseffekt,<br />

der zur Heilung beitragen kann.<br />

Zudem hatte man die Sorge, dass zwar<br />

der Antrieb sich schon verbessern könnte,<br />

negative Stimmung und Denkverzerrungen<br />

mit Gedanken der Sinn- und Hoffnungslosigkeit<br />

und damit einhergehende<br />

Selbstmordgedanken jedoch bereits in<br />

den ersten Tagen der <strong>Therapie</strong> auftreten<br />

könnten. Daher hat man häufig bei mittelschweren<br />

und sehr ausgeprägten Depressionen<br />

in der Anfangsphase der <strong>Therapie</strong><br />

zusätzlich Angstlösende Medikamente<br />

(z.B. Lorazepam) gegeben.<br />

Eine neue Studie stellt diese Erfahrungen<br />

zwar nicht grundsätzlich in Frage,<br />

zeigt aber auch, dass ein erheblicher Wirkeffekt<br />

der modernen Medikamente bereits<br />

innerhalb der ersten 1-2 Tage der <strong>Therapie</strong><br />

auftreten kann. 57% des Wirkeffektes im<br />

Vergleich zu einer Placebokontrolle kann<br />

in den ersten zwei Wochen der Behandlung<br />

verzeichnet werden, häufig weisen<br />

die Patienten jedoch dann unter der weiteren<br />

Behandlung noch eine weitere Besserung<br />

auf. Während Angstgefühle und<br />

Anspannung bereits frühzeitig eine Besserung<br />

zeigen, können Schlafstörungen und<br />

auch Libidobeschwerden durchaus bis zu<br />

neun Wochen nach Behandlungsbeginn<br />

noch eine Besserung zeigen.<br />

Neuere Antidepressiva können<br />

Natrium verringern<br />

Eine noch nicht bei allen bekannte<br />

Komplikation gerade bei älteren Patienten<br />

ist ein Mangel des Blutsalzes Natrium.<br />

Die Hyponatriämie (= zu wenig Natrium<br />

im Blut) wird auf eine Beeinflussung des<br />

so genannten antidiuretischen Hormons<br />

(ADH) zurückgeführt. Man nennt dieses<br />

Syndrom auch SIADH (Syndrom der inadäquaten<br />

ADH-Ausschüttung). Die Folge ist<br />

ein tieferer Natriumspiegel, die durchaus<br />

eine Gefahr <strong>für</strong> die Patienten darstellen.<br />

57% des Wirkeffektes im<br />

Vergleich zu einer Placebokontrolle<br />

können in den<br />

ersten zwei Wochen der Behandlung<br />

verzeichnet werden,<br />

häufig weisen die Patienten<br />

jedoch dann unter der<br />

weiteren Behandlung noch<br />

eine weitere Besserung auf.<br />

Man geht davon aus, dass diese Problematik<br />

bei praktisch allen SSRI und<br />

den SNRI (Noradrenalinwiederaufnahme-<br />

Hemmer) auftritt. Als Konsequenz sollte<br />

der Hausarzt oder Psychiater regelmässig<br />

die Blutsalze kontrollieren. Sollten anhaltend<br />

niedrige Natriumwerte auffallen, ist<br />

ein Wechsel der Medikation wahrscheinlich<br />

erforderlich.<br />

Wirkstoff Doxepin<br />

Antidepressiva mit dem Wirkstoff Doxepin<br />

werden nicht nur bei Depressionen,<br />

sondern auch bei Angsterkrankungen,<br />

Schmerz und anderen Indikationen eingesetzt.<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Wichtig ist es, die Medikation regelmässig<br />

einzunehmen, da es <strong>für</strong> die gute Wirkung<br />

von Doxepin erforderlich ist, dass<br />

ein Wirkstoffspiegel im Blut vorhanden<br />

ist. Das bedingt leider auch, dass man die<br />

positive Wirkung der Medikation erst nach<br />

mehreren Tagen (in aller Regel 7-14 Tage)<br />

bis hin zu einigen Wochen richtig merkt.<br />

Dabei können bestimmte Symptome der<br />

Depression bereits abklingen, aber noch<br />

nicht alle negativen Effekte verschwunden<br />

sein (einige Patienten klagen sogar, dass<br />

sie anfänglich mehr Müdigkeit, Traurigkeit<br />

oder körperliche Beschwerden beim<br />

Abklingen der depressiven Störung unter<br />

Medikation zeigen).<br />

(rezidivierende depressive Störung) oder<br />

einer erhöhten familiären Risikokonstellation<br />

empfiehlt man zudem in einer etwas<br />

niedrigeren Dosierung eine so genannte<br />

Erhaltungstherapie mit Doxepin.<br />

Typische und häufige Nebenwirkungen zu<br />

Beginn der <strong>Therapie</strong>:<br />

l Magenbeschwerden wie Magendruck<br />

oder Appetitlosigkeit<br />

l Schwindel oder Benommenheit<br />

l Müdigkeit<br />

l trockener Mund<br />

l Appetitveränderungen, häufig auch<br />

Gewichtszunahme<br />

l Verstopfung (Obstipation)<br />

ren Form der Depression und sind einer<br />

<strong>Therapie</strong> mit Phytopharmaka zugänglich.<br />

Durch die <strong>Therapie</strong> <strong>–</strong> auch <strong>für</strong> mittel- bis<br />

langfristige Einnahmen <strong>–</strong> werden nicht<br />

nur die Angst-, sondern auch Folgezustände<br />

der Angst positiv beeinflusst, wie z.B.<br />

l leichte depressive Episoden ohne oder<br />

mit somatischen (körperlichen) Symptomen<br />

l rezidivierende (wieder auftretenden)<br />

depressiven Störungen mit gegenwärtig<br />

leichten Episoden<br />

l lavierte Depression (seelische Verstimmungen<br />

werden hier körperlich ausgedrückt)<br />

PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />

l Probleme beim Wasserlassen oder<br />

l Dysthymie (chronische Form einer Ver-<br />

Auch wenn die akute depressive Episode<br />

abgeklungen ist und man sich bereits<br />

häufiges Wasserlassen<br />

l Sehstörungen<br />

stimmung, aber keine Voll-Depression)<br />

l depressive Verstimmungen, die im<br />

17<br />

wieder besser fühlt, sollte man dennoch<br />

l reduziertes Sexualverlangen<br />

Rahmen des Klimakteriums (Wechsel-<br />

unbedingt die Antidepressivamedikation<br />

l Schwitzen<br />

jahre) auftreten<br />

weiter einnehmen! Ärzte empfehlen in<br />

aller Regel <strong>–</strong> zum Schutz vor einem Rückfall<br />

<strong>–</strong> eine weitere Einnahme während<br />

mindestens 3-6 Monaten. Bei einigen Pati-<br />

Phytotherapie <strong>–</strong><br />

das Heilen mit Pflanzen<br />

80% aller Patienten mit Depressionen<br />

l Winterdepression<br />

l Trauerreaktion<br />

l Niedergeschlagenheit und Resignation,<br />

Merk- und Konzentrationsstörun-<br />

enten mit wiederkehrenden Depressionen<br />

leiden an einer leichten bis mittelschwe-<br />

gen, v.a. bei Überforderung<br />

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PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />

l Reizbarkeit und aggressive Tendenzen<br />

l vegetative Symptome der Angst, wie<br />

funktionelle Beschwerden des Magen-,<br />

Darm- und Urogenitaltrakts<br />

Ängste, die im Rahmen klimakterischer<br />

Beschwerden auftreten, lassen<br />

sich gut mit Phytopharmaka therapieren.<br />

Gleichzeitig werden Hitzewallungen,<br />

Schlafstörungen und Schwindel günstig<br />

beeinflusst.<br />

Vorteil der Phytopharmaka ist, dass<br />

sie entspannend und angstlösend wirken,<br />

ohne zu sedieren. Allerdings muss erwähnt<br />

werden, dass bis zum Einsetzen der<br />

Passionsblume, Baldrian & Co.<br />

Schlafstörungen gehen regelmässig ei-<br />

ACHTUNG: Für die <strong>Therapie</strong> akuter Angststörungen<br />

sind Phytopharmaka nicht ge-<br />

vollständigen Anxiolyse (medikamentelle<br />

ner Depression voraus oder begleiten die-<br />

eignet bzw. nicht ausreichend wirksam,<br />

18<br />

Verminderung von Angstzuständen) in der<br />

Regel mindestens eine Woche vergeht.<br />

sen Zustand. Mit grossem Erfolg werden<br />

daher Baldrian (Valeriana officinals), Hop-<br />

da helfen nur chemisch-synthetische<br />

Anxio lytika (Angstlöser).<br />

fen (Humulus lupulus) und Passionsblu-<br />

Hypericumextrakte<br />

In der Phytotherapie von Depression<br />

me (Passiflora incarnata) eingesetzt. Auch<br />

die gewöhnliche Pestwurz, die viele alpine<br />

Lichttherapie<br />

Der Einsatz von Licht in der Behand-<br />

spielen die Hypericumextrakte (Johannis-<br />

Wanderwege im Frühling säumt, wird vor<br />

lung von Depressionen, insbesondere der<br />

kraut) in einer täglichen Dosierung von<br />

allem gegen Unruhe und Nervosität einge-<br />

Winterdepression (saisonale affektive Stö-<br />

500-800 mg eine besondere Rolle. Wie die<br />

setzt.<br />

rung/SAD), ist lange etabliert. Zwar kann<br />

neueste Cochrane-Metaanalyse (Linde K.<br />

et al: The Cochrane Library 2008, Issue 4)<br />

von 29 Studien bei über 5'000 Patienten<br />

belegen konnte, sind die Hypericumextrakte<br />

bei Major Depression erstens dem<br />

Placebo überlegen, zweitens vergleichbar<br />

wirksam wie synthetische Antidepressiva<br />

und verursachen drittens weniger Nebenwirkungen.<br />

Bis heute ist noch nicht abschliessend<br />

geklärt, welcher Bestandteil des Johanniskrauts<br />

der eigentliche Wirkungsträger ist.<br />

Zur Debatte stehen das Hypericin, Hyperforin<br />

sowie Flavonoide (wie Biapigenin<br />

und Rutin), denn diese Wirkstoffe setzen<br />

In einer ganzheitlichen <strong>Therapie</strong> depressiver<br />

Zustände darf jedoch eine phytotherapeutische<br />

Unterstützung der Leberfunktion<br />

in keinem Fall fehlen. Und zwar<br />

gibt es <strong>für</strong> diese etwas ungewöhnliche Indikation<br />

neue biochemische Erkenntnisse:<br />

Das hepatische Zytochrom P450 spielt<br />

eine wesentliche Rolle beim Stoffwechsel<br />

aller Hormone. Somit kann eine funktionelle<br />

Störung der Leber die Entstehung einer<br />

Depression massgeblich beeinflussen.<br />

Detoxierend und die Leberfunktion unterstützend<br />

sind: Löwenzahn, Mariendistel<br />

oder Wermut.<br />

diese Behandlung nicht immer eine Medikation<br />

überflüssig machen, doch kann<br />

einem Teil der Patienten durch die Lichttherapie<br />

(Leistung von ca. 10’000 Lux auf<br />

Augenhöhe) <strong>für</strong> 30-40 Minuten am Tag<br />

schon sehr geholfen werden.<br />

Licht spielt offensichtlich gerade bei<br />

Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis<br />

(Winterdepression bzw. saisonale<br />

Depressionen, dem prämenstruellen<br />

Syndrom bzw. der prämenstruell dysphorischen<br />

Störung, manisch-depressiven<br />

Störungen sowie beim Schlafphasenverlagerungssyndrom,<br />

z.B. bei Vorliegen einer<br />

ADHS-Veranlagung) eine grosse Rolle.<br />

am zentralen Nervensystem an und entfalten<br />

dort ihre Wirksamkeit. Es ist jedoch<br />

nicht auszuschliessen, dass auch andere<br />

Bestandteile des Johanniskrauts (Pseudohypericin,<br />

Xanthone, Gerbstoffe, ätherisches<br />

Öl) zur Wirkung beitragen.<br />

Auch Betroffene von Schlafstörungen,<br />

Wirkungseintritt<br />

Erst nach 3-5 Wochen kann mit einer<br />

zufrieden stellenden Wirksamkeit der Phytopharmaka<br />

gerechnet werden. Bei hoch<br />

dosierten Johanniskrautpräparaten kann<br />

ganz individuell bereits nach 2-3 Wochen<br />

eine deutlich erkennbare antidepressive<br />

Eine Lichttherapie bzw. Simulation von<br />

Sonnenaufgangsbeleuchtung bzw. Schlafphasenwecker<br />

können daneben auch dann<br />

sinnvoll sein, wenn sich der Schlaf-Wach-<br />

Rhythmus bei Jugendlichen verändert und<br />

somit Probleme beim Aufstehen bzw. ein<br />

nicht erholsamer Schlaf auffallen.<br />

die in Zusammenhang mit einer Depression<br />

Wirkung eintreten. Es gibt Hinweise dar-<br />

Neuere wissenschaftliche Studien wei-<br />

auftreten, sprechen gut auf Johanniskraut<br />

auf, dass die Zeit durch die gleichzeitige<br />

sen darauf hin, dass eine Lichttherapie<br />

an, insbesondere wenn gleichzeitig ein Bal-<br />

Einnahme eines hoch dosierten Baldrian-<br />

auch bei biphasisch verlaufenden depres-<br />

drianpräparat mit verabreicht wird. Spre-<br />

präparates verkürzt werden kann. Tritt<br />

siven Störungen der manisch-depressiven<br />

chen die Patienten auf eine <strong>Therapie</strong> mit<br />

keine Besserung oder gar eine Verschlech-<br />

Störung wirksam sein kann und die Häufig-<br />

Johanniskrautzubereitungen an, ist die Be-<br />

terung oder Suizidgefährdung ein, müssen<br />

keit und Schwere der Episoden vermindert.<br />

handlung mindestens sechs Monate weiter-<br />

synthetische Antidepressiva verabreicht<br />

zuführen. Dabei sollte auch eine regelmä-<br />

und die Phytopharmaka ausgeschlichen<br />

Bisher ist nicht ganz klar, ob die Licht-<br />

ssige <strong>Therapie</strong>kontrolle beim Arzt erfolgen.<br />

werden.<br />

therapie allein beim PMS bzw. PMDD<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Hypericumextrakte sind<br />

erstens bei Major Depression<br />

dem Placebo überlegen,<br />

zweitens vergleichbar<br />

wirksam wie synthetische<br />

Antidepressiva und verursachen<br />

drittens weniger<br />

Nebenwirkungen.<br />

Nacht-Rhythmik zuständigen Botenstoffes<br />

Melatonin oder aber durch eine Lichttherapie<br />

gute Erfahrungen gemacht.<br />

Weitere allgemeine therapeutische<br />

Massnahmen<br />

l Psychotherapie: Wenn der Patient in<br />

der Lage ist, Konflikte zu verarbeiten.<br />

Während der depressiven Phase keine<br />

Konflikte bearbeiten!<br />

l Verhaltenstherapie: Durch Trainingsprogramme<br />

werden z.B. unter zunehmender<br />

Konfrontation mit dem<br />

angstauslösenden Stimulus die Angstreaktionen<br />

verlernt.<br />

l Tiefenpsychologische Psychotherapie:<br />

Wenn der Patient fähig ist, die Angst<br />

als Symbol <strong>für</strong> tiefer gehende persönliche<br />

oder soziale Konflikte zu sehen<br />

pressiven Zustände mit vermehrter Empfindlichkeit<br />

gegen Schmerzen einher. Bei<br />

einem ganzheitlichen Ansatz kommen<br />

folgende komplementäre Massnahmen in<br />

Frage: Akupunktur, Neuraltherapie, Osteopathie,<br />

Phytotherapie (Salix alba, Harpagophytum,<br />

Botswellia serrata), autogenes<br />

Training und die Technik der progressiven<br />

Muskelentspannung.<br />

Bei der ganzheitlichen Betreuung eines<br />

Patienten ist auch eine ausgewogene,<br />

eiweissarme, kohlenhydratreiche Kost mit<br />

viel Obst und Gemüse angesagt. Auch darf<br />

auf dem Menüplan eines Depressiven der<br />

Fisch aufgrund der ungesättigten Fettsäuren<br />

nicht fehlen. Zudem sollten die Patienten<br />

angehalten werden, auf Alkohol und<br />

Nikotin zu verzichten.<br />

l<br />

PSYCHO-/PHYTOPHARMAKA T H E M A<br />

19<br />

wirksam ist. Häufig beobachtet wird je-<br />

und diese bearbeiten kann und will.<br />

Zusammengestellt durch die Redaktion aus<br />

doch ein Zusammenhang mit den hormo-<br />

l Hypnotherapie<br />

folgenden Quellen:<br />

nellen Zyklen des PMS und Stimmungsproblemen,<br />

die sich bei Vorliegen einer<br />

saisonal abhängigen depressiven Störung<br />

noch deutlich verstärken. Hier hat man<br />

Komplementäre Massnahmen<br />

und Ernährung<br />

Da das Serotonin die Schmerzschwel-<br />

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Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


T R A U M D E U T U N G P R A X I S<br />

20<br />

Die Bedeutung der Träume<br />

Das Wort «Bedeutung» steht <strong>für</strong> den «Sinn» von etwas, aber auch <strong>für</strong> dessen<br />

«Wichtigkeit». Alles, was uns im Leben begegnet, deuten wir, damit<br />

wir es verstehen und ihm einen Sinn geben können. Wir messen ihm<br />

zudem mehr oder weniger Wichtigkeit bei. Daraus wird ersichtlich, dass<br />

der Bedeutung ein subjektiver Faktor innewohnt und dass man sich über<br />

die Bedeutsamkeit eines Ereignisses streiten kann.<br />

◗ Christoph Gassmann<br />

In unserer westlichen Kultur, extravertiert<br />

und materialistisch, wird den Träumen<br />

wenig Bedeutung beigemessen. Das ist<br />

erstaunlich, denn die nächtlichen Träume<br />

bilden einen wesentlichen Bestandteil<br />

unseres Lebens. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

konnten zeigen, dass unser<br />

schlafender Geist nicht ausgelöscht ist.<br />

Das Bewusstsein erlebt immer etwas, besonders<br />

in den so genannten REM-Phasen,<br />

die dem Wachzustand gleichen, in denen<br />

der Bewegungsapparat aber gelähmt ist.<br />

Nur die Augen bewegen sich rasch, woran<br />

man erkennen kann, dass im Schläfer<br />

etwas Lebhaftes vorgeht. In diesen Phasen<br />

ist das Traumerleben intensiv. Doch die<br />

meisten Menschen aus unserem Kulturkreis<br />

beachten es nicht und vergessen es<br />

augenblicklich.<br />

Unsere Kultur steht diesbezüglich<br />

ziemlich alleine da. Denn sowohl die alten<br />

schamanischen Stammeskulturen als<br />

auch die religiös geprägten Hochkulturen<br />

auf der ganzen Welt und in allen Zeitaltern<br />

richteten ihre Aufmerksamkeit auf das<br />

Träumen. Die alten Ägypter und die Griechen<br />

betrieben beispielsweise Traumtempel,<br />

wo die Menschen hinpilgerten, um<br />

Rat und Heilung zu finden. Nach umfangreichen<br />

Vorbereitungen, die sowohl körperliche<br />

Behandlungen, aber auch Spiele<br />

und Theater beinhalteten, schliefen die<br />

Pilger in der Traumhalle, um einen von<br />

Gott gesandten Heiltraum zu erhalten.<br />

Vom Römer Artemidorus, einem anderen<br />

Beispiel aus unserer Geschichte, ist ein<br />

Buch der Traumdeutung überliefert, das<br />

uns zeigt, dass zu jener Zeit die Träume<br />

auch zu Orakelzwecken verwendet wurden.<br />

Feldherren und Könige liessen ihre<br />

Träume deuten, bevor sie in den Krieg zogen;<br />

Kaufleute befragten das Traumorakel,<br />

bevor sie auf Handelsreise gingen, und<br />

Heiratswillige wollten wissen, ob ihnen<br />

die Ehe Glück, Kinder und Segen bringe.<br />

Freud’sche und Jung’sche Thesen<br />

Im letzten Jahrhundert wurde in Europa<br />

der Traum vor allem als psychisches<br />

Ereignis begriffen. Freud ist hier zu nennen.<br />

Doch er scheiterte damit, der Traumdeutung<br />

eine naturwissenschaftliche Basis<br />

zu geben. Mit seiner recht einseitigen Betonung<br />

der Sexualität als zentralem Sinn<br />

des seelischen Lebens und seiner Postulierung<br />

des «Unbewussten», in dem alle<br />

abgelehnten und unterdrückten seelischen<br />

Regungen hausen, machte er Furore und<br />

faszinierte. Eine Zeit lang wurde vieles<br />

im Freud’schen Sinne gedeutet, nicht nur<br />

die Träume, und überall glaubte man verpönte<br />

sexuelle Inhalte zu erkennen. Das<br />

führte gesellschaftlich, aber auch wissenschaftlich<br />

zu heftigen Abwehrreaktionen.<br />

Die Menschen wandten sich von<br />

ihrem Traumleben ab, weil sie sich nicht<br />

mit verdrängten und unangenehmen Inhalten<br />

auseinandersetzen wollten. C.G.<br />

Jung band seine Traumdeutung eher an<br />

philosophische Konzepte und entwickelte<br />

eine ausgeprägt dualistische Psychologie,<br />

in der jeder seelische Inhalt ein Gegenteil<br />

hat, beispielsweise die weibliche<br />

Anima und der männliche Animus oder<br />

die der Umwelt zugewandte Persona und<br />

der abgelehnte seelische Schatten. Kulturübergreifende<br />

seelische Inhalte nannte er<br />

Archetypen. Doch Jung wird heute aus<br />

dem Blickwinkel der Naturwissenschaften<br />

eher in die esoterische Ecke geschoben. In<br />

der objektivierenden Naturwissenschaft,<br />

zu der sich heute auch die Psychologie<br />

zählt, wird die subjektive Traumdeutung<br />

abgelehnt, da sie nicht beweisbar ist. Der<br />

Psychiater und Hirnforscher Allan Hobson<br />

liess sich sogar dazu hinreissen, die Träume<br />

als Abgase des schlafenden Gehirns zu<br />

bezeichnen.<br />

Psychologische Traumforschung<br />

Heute beschränkt sich die psychologische<br />

Traumforschung auf die Untersuchung<br />

der Hirnaktivitäten und wird als Teil<br />

In der Entspannung<br />

der Nacht nehmen<br />

Konzentration und auch<br />

das kritische Bewusstsein<br />

ab. Die Gedanken beginnen<br />

zu mäandern und<br />

assoziativ von Thema zu<br />

Thema zu hüpfen, gelegentlich<br />

konkretisieren sie<br />

sich in Bildern, Szenen<br />

und ganzen Erlebnisgeschichten,<br />

den Träumen…<br />

der Schlafforschung verstanden. Mittels<br />

standardisierter Inhaltsanalyse wird zudem<br />

der Frage nachgegangen, wovon die<br />

verschiedenen Menschen überhaupt träumen.<br />

Im geisteswissenschaftlichen und im<br />

anthropologischen Bereich wird erforscht,<br />

welche Bedeutung den Träumen in der Literatur<br />

und in anderen Kulturen beigemessen<br />

wird. Im deutschen Sprachraum gibt<br />

es leider nur noch wenige Professoren,<br />

die sich diesem Thema widmen. Im angelsächsischen<br />

Sprachraum ist die Situation<br />

etwas besser. Auch in der Psychotherapie<br />

spielt die Traumdeutung meist keine grosse<br />

Rolle mehr. Die Freud’schen Psychoanalytiker<br />

verstehen die Träume nicht mehr<br />

als Königsweg zum Unbewussten. Einzig<br />

die Jung’schen Analytiker beschäftigen<br />

sich noch eingehend mit dem Thema.<br />

Was ist der Sinn der Träume?<br />

Wir wissen, dass alles in unserem<br />

Körper mindestens eine Funktion hat,<br />

meist aber mehrere. So müssten die Träume<br />

eigentlich auch eine Funktion, einen<br />

Sinn haben, ob erinnert und gedeutet<br />

oder nicht. Es gibt bisher keine allgemein<br />

wissenschaftlich anerkannte Funktion<br />

der Träume. Von Bedeutung ist aber die<br />

Erkenntnis, dass diese vermutlich beim<br />

Lernen eine wichtige Rolle spielen. Im<br />

Traum werden die täglichen Erfahrungen<br />

und Lerninhalte verarbeitet und in das riesige<br />

Netzwerk der bisherigen Erfahrungen<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Leben meistern können. Sie brauchen deshalb<br />

Schutz und Anleitung. Im Erwachsenenalter<br />

sollten aber mit zunehmendem<br />

Alter die Angstträume abnehmen. Tun<br />

sie das nicht oder treten sie plötzlich gehäuft<br />

auf, wiederholt sich ein Angstthema<br />

im Traum auf ewig gleiche Weise, ohne<br />

dass eine Veränderung oder Entwicklung<br />

erkennbar ist, so darf das nicht ignoriert<br />

werden. Neben dem Gespräch mit Vertrauenspersonen<br />

sollte dann eventuell eine<br />

psychotherapeutische Fachperson aufgesucht<br />

werden.<br />

T R A U M D E U T U N G P R A X I S<br />

integriert und gespeichert. Da<strong>für</strong> spricht<br />

auch die assoziative Natur der Träume.<br />

Bei der kreativen Entwicklung von neuen<br />

Ideen dürften sie ebenfalls eine Rolle spielen.<br />

Es ist nicht zuletzt anzunehmen, dass<br />

die Träume notwendig sind, um die Aufrechterhaltung<br />

des psychischen Gleichgewichtes<br />

zu gewährleisten.<br />

Beeinflussende Faktoren der<br />

Träume<br />

In erster Linie sind es aktuelle Erfahrungen<br />

und Gedanken der letzen Tage,<br />

aber auch Ereignisse und Erlebnisse aus<br />

fernerer Vergangenheit. In den Träumen<br />

spiegeln sich die Weltsicht des Träumers,<br />

seine Überzeugungen, seine Be<strong>für</strong>chtungen,<br />

seine Wünsche und seine Hoffnungen.<br />

Auch sind die so genannten Leibreize<br />

zu erwähnen. Die Sinne sind während des<br />

Traumes nicht ausgeschaltet und so kann<br />

eine unangenehme Lage des Körpers im<br />

Bett, ein Lichtschein oder ein Geräusch<br />

seinen Weg in den Traum finden und im<br />

Sinne der aktuell laufenden Traumgeschichte<br />

uminterpretiert werden. Es ist<br />

zudem gelegentlich erkennbar, dass sich<br />

Körperzustände wie Spannung, Schmerz<br />

und Funktionsstörungen im Traum ausdrücken.<br />

In der Nacht befindet sich unser Bewusstsein<br />

in einem anderen Zustand.<br />

Während wir am Tag meist durch unsere<br />

Sinne von der Aussenwelt in Anspruch genommen<br />

werden, sind wir in der stillen<br />

und dunklen Nacht auf uns zurückgeworfen.<br />

In der Entspannung nimmt die Konzentration<br />

und damit auch das kritische<br />

Bewusstsein ab. Die Gedanken beginnen<br />

zu mäandern und assoziativ von Thema<br />

zu Thema zu hüpfen, gelegentlich konkretisieren<br />

sie sich in Bildern, Szenen und<br />

ganzen Erlebnisgeschichten, den Träumen<br />

eben. Themen, Stimmungen und Gefühle,<br />

die wir infolge unserer Konzentration<br />

auf die Ereignisse des Tages ausgeklammert<br />

haben, treten in den Vordergrund,<br />

beispielsweise Gefühle der Angst. Diese<br />

können uns in Träumen oder auch in<br />

schlaflosen Phasen der Nacht in Anspruch<br />

nehmen. Gelegentlich tun sie das in überproportionaler<br />

Weise, so dass wir sie nicht<br />

mehr zur Seite schieben können. Sie verlangen<br />

nach Aufmerksamkeit und daher<br />

ist es sinnvoll, ihnen diese auch zu schenken,<br />

sie eventuell mit einem Partner oder<br />

mit Freunden zu besprechen und allenfalls<br />

geeignete Massnahmen zu ergreifen, damit<br />

sie nachlassen oder behoben werden.<br />

Ängste und Angstträume<br />

Ängste sind normal, sie sind Zeichen<br />

der Überforderung, die in verschiedenen<br />

Lebensabschnitten gelegentlich auftreten<br />

können. Kinder haben häufiger Ängste<br />

und Angstträume in Anbetracht ihrer bescheidenen<br />

Fähigkeiten, mit denen sie das<br />

Das Traumtagebuch<br />

Träume haben einen psychodiagnostischen<br />

Wert: In ihnen spiegeln sich die<br />

Seele und das Erleben des Träumers. Sie<br />

geben Auskunft über seine Befindlichkeit,<br />

über seine Erfahrungen, über seine Fähigkeiten<br />

und über seine Sorgen. In ihnen<br />

können unter Umständen frühzeitig psychische<br />

Ungleichgewichte erkannt werden,<br />

die sich mit der Zeit in chronischen<br />

Verspannungen und schliesslich in Funktionsstörungen<br />

und Erkrankung der Organe<br />

ausdrücken. Es können zudem Wesenszüge<br />

erkannt werden, die man sonst gerne<br />

übersieht. Die Träume sind ein Spiegel,<br />

der zur Selbsterkenntnis genutzt werden<br />

kann. Wer sich darauf einlässt und eigenständig<br />

ein Traumtagebuch führt, kann zudem<br />

eine zusätzliche Dimension, eine ganze<br />

Welt entdecken, die in Komplexität und<br />

Reichtum durchaus dem Wachleben ebenbürtig,<br />

aber zugleich anderen Gesetzen<br />

unterworfen ist. Leider klammert unsere<br />

extravertierte westliche Kultur diese reiche<br />

Dimension des Erlebens weitgehend aus<br />

und es gilt, neue Brücken zu bauen, um<br />

die Kluft des Bewusstseins zwischen Tag<br />

und Nacht zu überwinden, sei es, indem<br />

man sich an Träume erinnert und anderen<br />

erzählt, sei es, indem man sie aufschreibt.<br />

Es braucht bloss Block und Bleistift dazu<br />

sowie ein paar Fachbücher oder Ratgeber<br />

zum Thema. Traumsymbollexika sind weniger<br />

hilfreich, da ein Traumsymbol nur<br />

im Kontext des Traumes und im Kontext<br />

des Träumers verstanden werden kann. l<br />

A U T O R<br />

Christoph Gassmann<br />

dipl. Psychologe FH<br />

Einsiedlerstrasse 326, 8810 Horgen<br />

Tel. 044-725 72 60<br />

http://schrift-und-traum.ch<br />

http://traumring.info<br />

21<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


T R A U M A - B E H A N D L U N G P R A X I S<br />

22<br />

Chancen der Körpertherapie in<br />

der Trauma-Behandlung<br />

Nach Freud ist ein Trauma ein Durchbruch in der Schutzreflexbarriere des<br />

Individuums. Dieser Durchbruch kann zu überwältigender Hilflosigkeit,<br />

Angst, Wut, etc. führen. Diese Gefühle können bei längerem Bestehen<br />

deutliche somatopsychische Reaktionsveränderungen bewirken und zugleich<br />

durch Abspaltung des Denkens vom Fühlen verdrängt werden.<br />

◗ Dr. Klaus G. Weber<br />

Nicht das objektive Geschehen <strong>–</strong> allein die<br />

körperliche oder psychische Verletzung im<br />

engeren Sinne <strong>–</strong>, vielmehr die subjektive<br />

Verarbeitung bestimmt im Wesentlichen<br />

die traumatische Qualität eines Ereignisses.<br />

Wichtige Faktoren sind dabei der Kontext<br />

des Ereignisses: die Sozialisation, die innere<br />

Beurteilung und die innere Vorbereitung<br />

auf die Gefahr. Frühere ähnliche Traumen<br />

können eine Summationsreaktion auf aktuelle<br />

kleinere Belastungen auslösen.<br />

Gefühle und Körperwahrnehmungen<br />

sind eng miteinander gekoppelt. Angst<br />

empfinden wir körperlich anders als Geborgenheit,<br />

Langeweile anders als freudige<br />

Neugier. Eine traumatische Erfahrung<br />

wird deshalb immer auch körperlich gespeichert,<br />

be- und verarbeitet.<br />

Körpertherapien können über taktile<br />

Reize den Hirnstamm anregen. Das ruft<br />

seinerseits Emotionen (Mittelhirn) und<br />

Erinnerungen (Grosshirn) wach. Zugleich<br />

wird durch neue Eindrücke die Verarbeitung<br />

im Kontext verändert.<br />

Unter Berücksichtigung der physiologischen<br />

Gegebenheit eignen sich Körpertherapien<br />

wie die Massage, kombiniert mit<br />

Bewegungselementen, unterstützend in<br />

der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen.<br />

Zu diesem Beschwerdebild<br />

zählen neben den bekannten psychosozialen<br />

Veränderungen auch zahlreiche<br />

körperliche Beschwerden.<br />

Trauma-Kategorien<br />

Für die Praxis ist die Unterscheidung<br />

unterschiedlicher Trauma-Qualitäten sehr<br />

nützlich (Peter Levine und andere). Die<br />

Traumakategorien überschneiden sich oft.<br />

Physische und psychische Komponenten eines<br />

Traumas sind schwer genau zu trennen.<br />

Die ersten beiden Trauma-Kategorien<br />

können gut in die körpertherapeutische<br />

Behandlung mit einbezogen werden:<br />

l Hochgeschwindigkeitsstrauma <strong>–</strong> auch<br />

ohne schwere körperliche Verletzung <strong>–</strong><br />

z.B. Verkehrsunfall, Skiunfall<br />

l Unfalltrauma mit Verletzung<br />

Menschen mit den nachstehenden<br />

Traumaerfahrungen benötigen unbedingt<br />

einen speziell erfahrenen Therapeuten.<br />

Zusätzlich kann eine Körpertherapie eine<br />

wichtige Rolle spielen.<br />

l Gewalttrauma wie tätlicher Angriff,<br />

Überfall, Krieg<br />

l Naturkatastrophen z.B. Erdbeben, Fluten,<br />

Sturm<br />

l Emotionale Traumen: schwerer Verlust,<br />

Augenzeuge von Gewalt, etc.<br />

l Sexueller Missbrauch, schwere Misshandlung,<br />

ritueller Missbrauch<br />

Trauma als Beziehungsstörung<br />

Die Folge eines klinisch bedeutsamen<br />

Traumas ist immer auch eine Beziehungsstörung<br />

des Menschen zu sich selbst, des<br />

Menschen zu anderen Menschen, des<br />

Menschen zu seiner Umwelt. In jedem<br />

Fall wurde die tief greifende Erfahrung gemacht,<br />

dass wir als Individuum nicht mehr<br />

unsere eigene körperliche oder seelische<br />

Unversehrtheit gewährleisten konnten.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

<strong>Therapie</strong>n, die über Berührung arbeiten,<br />

wie die Massage oder die Ortho-<br />

Bionomy, können an dieser Stelle sehr<br />

heilsam wirken. Wenn wir uns Zeit lassen,<br />

achtsam auf den Patienten und seine Bedürfnisse<br />

eingehen, wenn wir seine Rückmeldungen<br />

respektieren, dann können<br />

diese Beziehungsstörungen heilen.<br />

Wir sollten mit der Massage, der Bewegungsübung,<br />

der Positionierung dort<br />

beginnen, wo der therapeutische Griff als<br />

sicher und angenehm empfunden wird.<br />

Damit stärken wir die vertrauensvolle Beziehung<br />

des Menschen zu sich selbst, weil<br />

er sich nicht über ein Defizit wahrnimmt.<br />

Zugleich stärken wir seine Beziehung zu<br />

anderen Menschen über die exemplarische<br />

therapeutische Begegnung. Der Patient erfährt<br />

als Person eine Stärkung. Die Ressourcen<br />

zu stärken gehört zu den grundlegenden<br />

Prinzipien einer Traumatherapie.<br />

Nach der Vergewisserung des schmerzfreien,<br />

wohltuenden Kontaktes können wir in<br />

späteren Sitzungen langsam und in Rücksprache<br />

mit dem Patienten Körperregionen<br />

einbeziehen, die symptomatisch belastend<br />

sind, sich der angemessenen Selbstorganisation<br />

entzogen haben. So wachsen das<br />

Vertrauen und die Fähigkeit des Patienten<br />

in seine eigene Kompetenz, mit belastenden<br />

Situationen umgehen zu können.<br />

Physiologische und unphysiologische<br />

Abfolgen der Stressverarbeitung<br />

Nach Peter Levine gibt es eine physiologische<br />

Abfolge der Reaktionen auf<br />

potenziell traumatisierende Reize/Einflüsse.<br />

Die Traumaverarbeitung kann in jeder<br />

dieser physiologischen Stufen «stecken<br />

bleiben». Wenn wir dieses Fixiertsein auf<br />

einer Reaktionsstufe erkennen, eröffnen<br />

sich gute Behandlungsoptionen.<br />

1. Physiologische Abfolge<br />

1.1 Orientierungsphase <strong>–</strong> Orientierungsreflexe<br />

a) Signalwahrnehmung <strong>–</strong> Achtsamkeit <strong>–</strong><br />

Muskelanspannung (Vorkontraktion)<br />

b) Räumliche Zuordnung des Signals <strong>–</strong> Extension<br />

der HWS/BWS (hebt den Kopf)<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


c) Umfeldprüfung, z.B. Panoramablick,<br />

Lauschen, Riechen, etc.<br />

d) Einordnung: harmlos, dann Ruhe; gefährlich,<br />

dann Verteidigungsreflexe<br />

Deutliche Veränderungen in der Um-<br />

1.3 Abklingphase<br />

Bei Tieren wird die ungenutzte Spannung<br />

der Reaktionsphase durch Zittern,<br />

etc. abgebaut. Menschen, die Reaktionen<br />

wie Zittern, Weinen, Schimpfen, Unterdrücken,<br />

bleiben oft schreckensstarr,<br />

reagieren die Spannung häufig nicht genügend<br />

ab, unterdrücken stattdessen die<br />

Selbstwahrnehmung,<br />

intellektualisieren<br />

und speichern dabei den Stress. Sie verlernen<br />

die angemessenen, entlastenden<br />

Handlungen, entwickeln belastende Reaktionsmuster<br />

und verhalten sich dissoziiert.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Zittern und Zucken werden bewusst<br />

gemacht oder durch Schüttelungen, etc.<br />

sogar betont.<br />

2. Totstellreflex als Notregulation<br />

Das Totstellen (Ohnmacht) tritt ein,<br />

3.2 Integration des Traumas in das<br />

Körperschema<br />

Bei bleibenden Belastungen (z.B. Narben)<br />

und anhaltender emotionaler Spannung<br />

organisiert sich der Mensch um das<br />

Trauma herum. Achtung! Ein lokales Unbehagen/Symptom<br />

kann in Folge eines<br />

ungenügenden Integrationsmusters eintreten.<br />

Es ist nicht notwendigerweise ein<br />

Hinweis auf ein Trauma an dieser Stelle.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Kontralaterale Behandlung und kombinierte<br />

<strong>Therapie</strong> reli und obenunten.<br />

3.3 Übererregung der Emotionen und<br />

Sinneskanäle<br />

Sinneskanäle können überempfindlich<br />

oder blockiert sein, bestimmte Emotionen<br />

unterdrückt, abgeschwächt, dauernd<br />

latent oder offen präsent sein, zwanghaft<br />

T R A U M A - B E H A N D L U N G P R A X I S<br />

23<br />

gebung werden gut wahrgenommen und<br />

wenn der Mensch nicht in der Lage ist,<br />

mit wenig Variation immer wieder erlebt<br />

ermüden die Orientierung kaum. Gleich-<br />

auf eine Gefährdung angemessen zu re-<br />

werden.<br />

mässig wiederholte starke Reize ermüden<br />

nach einer Phase der Überstimulation,<br />

können abstumpfen, was dann zu einer<br />

mangelhaften Gefahrvermeidung oder Abwehr<br />

führt.<br />

Hinweis auf ein Trauma während der<br />

Orientierungsphase: Überwachsamkeit <strong>–</strong><br />

ein Patient kann nicht zur Seite der Traumaeinwirkung<br />

schauen oder zeigt in der<br />

Wahrnehmung einen «blinden Fleck» <strong>–</strong><br />

oder er muss umgekehrt dauernd in die<br />

Einwirkrichtung schauen.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Wir helfen unseren Patienten durch<br />

Massagen, isotonische Übungen und ortho-bionomische<br />

Entlastungspositionierungen,<br />

die Beweglichkeit der HWS wiederzugewinnen,<br />

üben die Augenbewegung<br />

und das Richtungshören.<br />

1.2 Reaktionsphase<br />

Flucht: z.B. Bewegen der Füsse und<br />

Beine (Weglaufen)<br />

Angriff: z.B. Ballen der Fäuste<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Wenn unter einer Behandlung motorische<br />

Unruhe auftritt oder ein unwillkürliches<br />

Öffnen und Ballen der Fäuste, dann<br />

bestärken wir den Patienten darin, diese<br />

Bewegungen langsam und bewusst zu<br />

wiederholen und zu betonen. Wenn dabei<br />

Emotionen wie Wut bewusst werden,<br />

ermutigen wir unsere Patienten, z.B. mit<br />

einem Polster auf die Liege zu dreschen.<br />

agieren. Durch übermächtige Angst, Panik,<br />

Verzagen kann es emotional und körperlich<br />

zu Reaktionen kommen wie beim<br />

Totstellreflex in der Tierwelt. Nach einem<br />

körperlichen Trauma kann analog zum<br />

globalen Totstellen ein lokaler Tonusverlust<br />

eintreten z.B. segmentale Instabilität<br />

der WS nach wiederholter Chirotherapie.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Entlastungsbehandlung der Umgebung<br />

z.B. detonisierende Massagen, Ortho-Bionomy;<br />

keine Sportmassagen, etc., um das<br />

Gewebe nicht zusätzlich zu überreizen.<br />

3. Unphysiologische oder<br />

unvollständige Abfolge<br />

3.1 Unvollständige Auflösung der<br />

physiologischen Spannung<br />

Kleinere Traumen lösen oft keine<br />

spontane, emotionale und physiologische<br />

Reaktion aus. Die unterschwellige Spannung<br />

steigt durch Traumaaddition. Die<br />

Unterdrückung der Wahrnehmung und<br />

emotionale Abspaltung können zu einem<br />

belastenden Vermeidungsverhalten führen.<br />

Jede Bewegung/Aktivität/Wahrnehmung/Emotion,<br />

die an das Ereignis erinnert,<br />

wird vermieden/ausgeblendet.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Bei entsprechender Anamnese mit<br />

kurzen, niedrig dosierten <strong>Therapie</strong>einheiten<br />

beginnen, um schrittweise eine Reduktion<br />

des posttraumatischen Stresses zu<br />

erreichen.<br />

<strong>Therapie</strong>vorschlag:<br />

Die Wahrnehmung von Qualitätsvariationen<br />

innerhalb eines therapeutischen<br />

Verfahrens mit dem Patienten trainieren.<br />

In der Ortho-Bionomy fragen wir immer<br />

wieder: «Ist diese Bewegung, diese Position,<br />

dieser Druck angenehm, neutral,<br />

unangenehm, schmerzhaft, langweilig,<br />

beunruhigend, etc.» Mit der Ausdifferenzierung<br />

der körperlichen Wahrnehmung<br />

wird die Spannbreite der emotionalen<br />

Wahrnehmungs- und Reaktionsmöglichkeiten<br />

ebenfalls vergrössert.<br />

Fazit<br />

Körpertherapien können unter Berücksichtigung<br />

der Vorgeschichte, des Befundes<br />

und der aktuellen Befindlichkeit unserer<br />

Patienten von grossem Nutzen bei der<br />

Behandlung posttraumatischer Beschwerden<br />

sein.<br />

l<br />

Verwendete Literatur:<br />

Weber, K., Wiese M.; Weiche manuelle Techniken<br />

der Ortho-Bionomy® 2. Auflage, Sonntag, Stuttgart<br />

2005<br />

Wiese M., Weber K.; Dynamische und energetische<br />

Techniken in Physiotherapie und Manueller<br />

Medizin, Sonntag, Stuttgart 2006<br />

Weber K., Bayerlein R.; Neurolymphatische Reflextherapie<br />

nach Chapman und Goodheart, 2. überarbeitete<br />

Auflage, Sonntag, Stuttgart 2007<br />

A U T O R<br />

Dr. med. Klaus G. Weber<br />

Deutsches Institut <strong>für</strong> Ortho-Bionomy ®<br />

Buttenwegle 10, DE-72108 Rottenburg<br />

Tel. +49-(0)7472-24796<br />

www.ortho-bionomy.de<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


K I N E S I O LO G I E P R A X I S<br />

24<br />

Ängste mit Kinesiologie<br />

bewältigen<br />

Ängste gehören zu unserem Leben.<br />

Sie können jedoch so ausgeprägt<br />

sein, dass eine professionelle<br />

Hilfestellung nötig und sinnvoll ist.<br />

Die komplementär-therapeutische<br />

Methode Kinesiologie eignet sich<br />

hervorragend, um Ängste abzubauen<br />

und zu bewältigen.<br />

◗ Rita Leibundgut-Ingold<br />

Angst kennt viele Gesichter<br />

Angstgefühle kennen wir alle. Angst<br />

haben vor…, sich <strong>für</strong>chten, lähmende<br />

Angst, vor Angst erstarren, Angst haben<br />

um… <strong>–</strong> unsere Sprache ist voller Ausdrucksmöglichkeiten,<br />

um die verschiedenen<br />

Spielarten und Schattierungen der<br />

Angst zu beschreiben. Angst gehört zu unserem<br />

Leben wie andere Gefühle auch. Die<br />

Angstreaktion ist in unserem Körper als lebenserhaltender<br />

Reflex angelegt und soll<br />

uns vor Bedrohung, Verletzung und Tod<br />

schützen. Die Reaktion läuft automatisch<br />

und unbewusst ab und stellt im Körper<br />

Energie bereit, um flüchten oder notfalls<br />

kämpfen zu können. Jede Sinneswahrnehmung<br />

kann <strong>–</strong> wenn sie von unserem Gehirn<br />

als Gefahrensignal interpretiert wird<br />

<strong>–</strong> eine Angstreaktion auslösen.<br />

Angst kann als leichtes Unbehagen<br />

wahrgenommen werde, als Kloss im Hals<br />

oder Druck in der Magengegend. Die Anspannung<br />

kann sich mental als Blackout<br />

auswirken oder sich bis zur Todesangst<br />

steigern. Starke Angstzustände gehen<br />

oft mit körperlichen Begleiterscheinungen<br />

einher wie Herzklopfen, Schwitzen,<br />

Schwindelgefühlen, Schwäche oder<br />

«Ameisenlaufen» im Körper. Angst kann<br />

so überwältigend erlebt werden, dass die<br />

ganze Lebensführung massiv erschwert<br />

ist. Auf der Website der Angst- und Panikhilfe<br />

Schweiz <strong>–</strong> einer Selbsthilfeorganisation<br />

<strong>–</strong> ist zu lesen, dass Ängste die häufigste<br />

psychische Störung im Kindes- und<br />

Jugendalter bilden und in der Schweiz pro<br />

Jahr 700‘000 Menschen wegen Angst in<br />

Behandlung sind.<br />

Abb. 1. Der Muskeltest kann stehend, sitzend oder liegend durchgeführt werden.<br />

Angst in der kinesiologischen<br />

Praxis<br />

In der kinesiologischen Praxis begegnen<br />

wir Kindern und Erwachsenen, die<br />

unter ihren Ängsten leiden und sich als<br />

blockiert erleben. Sie können nicht (mehr)<br />

das tun, was ihnen entsprechen würde.<br />

Ängste können sich als grosses Hindernis<br />

im Zusammenleben auswirken und dieses<br />

bestimmen. Sie können so ausgeprägt<br />

werden, dass sie Kontrolle über das eigene<br />

Leben und das der Angehörigen ausüben.<br />

Wir erleben Kinder, die sich vor der<br />

Dunkelheit <strong>für</strong>chten und abends ohne Anwesenheit<br />

eines Elternteils nicht einschlafen<br />

können. Kinder oder Erwachsene, die<br />

sich vor Hunden, Spinnen, Mäusen oder<br />

anderen Objekten <strong>für</strong>chten, suchen Hilfe<br />

in der Kinesiologie-Praxis. Diese Menschen<br />

leiden unter sogenannten Phobien.<br />

Im Kindergartenalter begegnen uns<br />

Kinder, die sich nicht von ihren Müttern<br />

lösen können und panisch reagieren,<br />

wenn sie die Bezugsperson aus den Augen<br />

verlieren. Schulkinder haben Angst vor<br />

dem Schulweg, dem Pausenplatz, vor der<br />

Klasse zu sprechen, vor Tests und vielen<br />

weiteren Situationen. In extremen Fällen<br />

kann sich die Angst so steigern, dass es<br />

zu einer Schulverweigerung kommt. Es<br />

Abb. 2. Test des Psoas <strong>–</strong> dieser Muskel wird dem<br />

Nieren-Meridian zugeordnet, welcher einen Bezug<br />

zum Thema Angst hat.<br />

gibt aber auch Erwachsene, die sich in<br />

Prüfungssituationen blockiert fühlen und<br />

ihr Wissen nicht mehr abrufen können.<br />

Schlaflosigkeit, sich drehende Gedanken<br />

und Konzentrationsschwierigkeiten können<br />

Symptome einer Angststörung oder<br />

von anhaltenden Stresssituationen sein.<br />

Ein erfolgreicher Berufsmann im Aussendienst<br />

hat von einem Tag auf den andern<br />

plötzlich einen Angstanfall. Ohne<br />

äusseren Grund gerät er in einer Sitzung<br />

in einen äusserst unangenehmen Zustand:<br />

Das Herz rast, es wird ihm übel und er will<br />

nur noch raus. Diese Situation wird als so<br />

bedrohlich erlebt, dass er nicht mehr wagt,<br />

sich ans Steuer zu setzen. Eine ärztliche<br />

Abklärung zeigt, dass Herz und Kreislauf<br />

gesund sind. Obwohl der Arzt Entwarnung<br />

gibt, tritt dieses starke Angstgefühl<br />

in ähnlichen Situationen wieder auf. Autofahren<br />

ist <strong>für</strong> den Geplagten <strong>für</strong> einige<br />

P O R T R ÄT<br />

KineSuisse <strong>–</strong><br />

Berufsverband <strong>für</strong> Kinesiologie<br />

Der Verband unterstützt und fördert<br />

die Interessen der professionell tätigen<br />

Kinesiologinnen und Kinesiologen,<br />

sichert die Qualität der kinesiologischen<br />

Aus- und Weiterbildung, engagiert sich<br />

<strong>für</strong> die Berufsentwicklung und informiert<br />

die Öffentlichkeit über die Kinesiologie.<br />

Die Website des Verbandes bietet umfassende<br />

Informationen über Methode,<br />

Berufsbild und Ausbildung. Aufgeführt<br />

sind u.a. das Leitbild und die Ethikrichtlinien,<br />

welche die Grundlagen unserer<br />

professionellen Arbeit darstellen. Unter<br />

der Rubrik Infothek können Mitglieder<br />

nach verschiedenen Kategorien aufgerufen<br />

werden. www.kinesuisse.ch<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Zeit undenkbar und er braucht professionelle<br />

psychologische, medikamentöse<br />

und komplementär-therapeutische Hilfe.<br />

Solche Zustände werden als Panikattacken<br />

bezeichnet.<br />

Kinesiologie <strong>–</strong> eine komplementär-therapeutische<br />

Methode<br />

Die Methode Kinesiologie hat ihren Ursprung<br />

in den 1960er Jahren in den USA.<br />

«Kinesiologie» bedeutet wörtlich «Bewegungslehre».<br />

Das bedeutet, dass wir mit<br />

dieser Methode Bewegung auf allen Ebenen<br />

des menschlichen Daseins fördern.<br />

Wir unterstützen Gesundheit und Wohlbefinden<br />

im umfassenden Sinne, indem wir<br />

Abb. 3<br />

Ängste und Blockaden mit Kinesiologie<br />

angehen und abbauen<br />

Das Anliegen des Klienten/der Klien-<br />

Abb. 4<br />

Abb. 3. Test des Pectoralis mayor sternalis <strong>–</strong><br />

er wird dem Leber-Meridian zugeordnet (links).<br />

Abb. 4. Die Kinesiologin hält die so genannten<br />

neurovaskulären Haltepunkte, welche die Durchblutung<br />

der Leber aktivieren.<br />

Distanz visualisiert, während gleichzeitig<br />

spezifische Akupunkturpunkte geklopft,<br />

Stressabbau-Punkte auf der Stirn gehalten<br />

K I N E S I O LO G I E P R A X I S<br />

Fachkenntnisse der Traditionellen Chinesi-<br />

tin steht im Zentrum des kinesiologischen<br />

oder andere energetische Interventionen<br />

schen Medizin (TCM) und verschiedener<br />

westlicher Wissenschaften nutzen. Mit<br />

<strong>Therapie</strong>ansatzes. Die respektvolle Zusammenarbeit<br />

und das partnerschaftliche<br />

gemacht werden. Auftretende Gedanken<br />

und Gefühle werden benannt. Schritt <strong>für</strong><br />

25<br />

unserer Methode fördern wir das Gleich-<br />

Erarbeiten von Zielsetzungen charakteri-<br />

Schritt ändern wir in der Vorstellung die<br />

gewicht von physischen, emotionalen und<br />

sieren unsere Arbeit. Sie ist geprägt vom<br />

Distanz zu den Spinnen und führen eben-<br />

mentalen Energien und regen damit die<br />

Grundgedanken, dass die angemessene<br />

falls in der Vorstellung mögliche Hand-<br />

Selbstheilungskräfte des Menschen an.<br />

Lösung eines Ungleichgewichts und das<br />

lungsweisen ein, die ihr erlauben, ange-<br />

Manuell ausgeführte Muskeltests dienen<br />

Potenzial zur Veränderung im Menschen<br />

messen mit der Situation umzugehen.<br />

uns als Kommunikationsinstrument sowie<br />

selbst zu finden sind.<br />

Sie erhält Anleitung zu Übungen, die sie<br />

als Werkzeug <strong>für</strong> Befunderhebung, Inter-<br />

Gemeinsam eruieren wir mit Einsatz<br />

selbst einsetzen wird, damit sie eine bisher<br />

vention und Evaluation.<br />

des Muskeltests die Faktoren und Umstän-<br />

angstauslösende Situation besser bewälti-<br />

de, die mit dem Angsterleben einhergehen<br />

gen kann. Das Spektrum umfasst Atem-,<br />

Dr. George Goodheart, D.C. (Doctor of<br />

oder dieses ausgelöst haben. In der Kine-<br />

Bewegungs- und Entspannungsübungen<br />

Chiropractic), untersuchte die Beziehung<br />

siologie gehen wir davon aus, dass Stress<br />

oder eine gezielte Anwendung von Klopf-<br />

zwischen Muskeln und Organen und be-<br />

und Angst die Körperenergie blockieren<br />

akupressur. Das Überprüfen im Alltag<br />

gründete 1964 die Applied Kinesiology.<br />

und damit auch die Handlungsmöglichkei-<br />

zeigt, dass sie ihre Angst weitgehend be-<br />

Entscheidend war seine Idee, die Muskel-<br />

ten eines Menschen einschränken. Wir er-<br />

wältigt hat und wieder handlungsfähig ist.<br />

Organ-Beziehungen der Applied Kinesiology<br />

mit den Meridian-Organ-Beziehungen<br />

der TCM zusammenzuführen. Auf diese<br />

arbeiten eine Selbststärkung und Lösungsschritte<br />

auf körperlicher, emotionaler und<br />

mentaler Ebene. Dabei kommen verschie-<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

Die Kinesiologie arbeitet mit den Mög-<br />

Weise zeigte er den Zusammenhang von<br />

dene kinesiologische Techniken zum Ein-<br />

lichkeiten des Menschen, dessen Selbst-<br />

Muskeln mit Meridianen auf und ermög-<br />

satz, um Stress abzubauen, Energieflüsse<br />

regulation ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

lichte damit die Synthese einer westlicher<br />

anzuregen, hinderliche Denkmuster zu<br />

Dieser Prozess erfolgt im individuellen<br />

<strong>Therapie</strong>form mit dem Akupunktursystem<br />

verändern, neue Strategien zu entwickeln.<br />

Tempo des Klienten. Der Muskeltest ist<br />

der TCM.<br />

Der kinesiologische Muskeltest testet<br />

nicht die Stärke einzelner Muskeln, son-<br />

Beispiel aus der Praxis<br />

Eine junge Mutter leidet unter einer<br />

keine objektive Informationsquelle, sondern<br />

basiert immer auf dem Kontext der<br />

beteiligten Personen und Themen. Dem-<br />

dern deren Tonusänderungen und neuro-<br />

Spinnenphobie und wagt kaum noch, auf<br />

zufolge gilt es Lösungen <strong>für</strong> vereinbarte<br />

physiologische Aktivität. Diese Art von<br />

die Terrasse hinauszugehen und ihre Kü-<br />

Entwicklungsschritte anzusteuern, welche<br />

Muskeltest wird eingesetzt, um Reaktio-<br />

belpflanzen zu giessen, weil dort regelmäs-<br />

jeweils das individuelle Gleichgewicht<br />

nen des Organismus auf einen beliebigen<br />

sig Spinnen auftauchen, die sie zutiefst er-<br />

fördern. Die kinesiologische Arbeit kann<br />

Reiz zu testen. Der Organismus wird als<br />

schrecken. Oder sie erstarrt vor Schreck,<br />

notwendige schul- und/oder alternativme-<br />

funktionelle Einheit verstanden, dessen<br />

wenn sie an der Wand neben ihrem Bett<br />

dizinische Massnahmen unterstützen, sie<br />

Teile in vielfältiger Weise miteinander in<br />

eine Spinne entdeckt, und erlebt sich völ-<br />

aber nicht ersetzen.<br />

l<br />

Beziehung stehen und ein Netzwerk bilden.<br />

Der Muskeltest ist also ein Instrument,<br />

mit welchem wir Informationen aus<br />

diesem Netzwerk gewinnen können resp.<br />

Reaktionen des Körpers auf innere oder<br />

äussere Stressoren sicht- und spürbar machen.<br />

lig blockiert. Nur schon beim Gedanken<br />

an diese Situationen zeigt der Muskeltest<br />

eine Stressreaktion. Ihr Ziel ist, dass sie<br />

sich drinnen und draussen frei bewegen<br />

kann, auch in Anwesenheit von Spinnen.<br />

Der Abbau von Stress auf diese Situationen<br />

erfolgt, indem sie eine Spinne in grosser<br />

A U T O R I N<br />

Rita Leibundgut-Ingold,<br />

Arbeitsgruppe Öffentlichkeit des Berufsverbandes<br />

<strong>für</strong> Kinesiologie, KineSuisse<br />

Leimenstrasse 13, 4051 Basel<br />

eMail: verband@kinesuisse<br />

www.kinesuisse.ch<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


V E R M I S C H T E S P R A X I S<br />

26<br />

Stress als Bedürfnis und<br />

Grundlebensgefühl<br />

Hartmut Rosa ist seit 2005 Professor <strong>für</strong><br />

allgemeine und theoretische Soziologie<br />

an der Friedrich-Schiller-Universität in<br />

Jena. In einer seiner Publikationen beleuchtet<br />

er das Thema Stress. Nachfolgend<br />

einige kurze Auszüge aus seinen<br />

Thesen:<br />

Strukturelles Problem: «Die Menschen<br />

laufen mit zunehmender Atemlosigkeit<br />

durch die Welt und durch ihr Leben.» Dies<br />

hat seiner Ansicht nach weniger mit einem<br />

individuellen Zeitmangement-Problem zu<br />

tun als vielmehr mit den Strukturen unserer<br />

Gesellschaft, den Wettbewerbsstrukturen<br />

und den technischen Strukturen. Alle<br />

diese Strukturen erzeugen eine Atemlosigkeit.<br />

Instabilität: Der Soziologe beobachtete<br />

auch, dass die Art des menschlichen<br />

Zusammenlebens instabiler wurde und<br />

zwar sind es seiner Meinung nach vor allem<br />

Beschäftigungsverhältnisse, familiäre<br />

Verhältnisse, aber auch Vereine und poli-<br />

Mobbing <strong>–</strong> in acht von zehn<br />

Schweizer Unternehmen ein Thema<br />

Die Online-Umfrage vom März 2011<br />

zeigt, dass 82 % der Befragten sich am<br />

Arbeitsplatz mit dem Thema Mobbing<br />

konfrontiert sehen. Die Verbreitung in allen<br />

deutschsprachigen Ländern scheint in<br />

etwa ähnlich zu sein.<br />

Schikanen, Intrigen und Ausgrenzung<br />

wirken sich nicht nur auf das Arbeitsund<br />

Leistungsverhalten der betroffenen<br />

Beschäftigten aus, auch körperliche und<br />

psychische Erkrankungen oder schwerwiegende<br />

Eskalationen sozialer Konflikte<br />

können die Folgen sein. Die Umfrage<br />

des Schweizer Karriereportals Monster.ch<br />

zeigt auf, dass 59 % bei der Arbeit schon<br />

einmal Opfer von Mobbing waren. 23 %<br />

der Umfrageteilnehmer waren zwar nicht<br />

direkt betroffen, wissen aber von Mobbingfällen<br />

gegenüber Kollegen in ihrem<br />

Unternehmen. Nur lediglich 18 % der<br />

Schweizer Befragten geben an, dass sie<br />

das Arbeitsklima in ihrem Unternehmen<br />

stets angenehm empfinden.<br />

Mobbing ist immer ein Konflikt <strong>–</strong> aber<br />

nicht jeder Konflikt ist Mobbing. Laut der<br />

tische Gruppierungen, die auf ein höheres<br />

Tempo drücken.<br />

Anforderungen: Laut Rosa ist es zum<br />

Grundlebensgefühl des modernen Menschen<br />

geworden, gestresst zu sein, das<br />

Gefühl zu haben, dass man mehr Aufgaben<br />

habe, als man erfüllen könne. Dieses<br />

Grundgefühl ist seiner Meinung nach zu<br />

einem Bedürfnis geworden!<br />

Oasen: Im Weiteren stellt er die These<br />

auf, dass immer mehr Menschen sich<br />

Entschleunigungsoasen wünschen, <strong>für</strong><br />

das bis hin zu einer psychischen und<br />

physischen Notwendigkeit führen kann.<br />

Einfache Tipps zu diesem Thema gibt es<br />

laut Rosa nicht, denn man könne ein Kulturproblem<br />

nicht durch bessere Managementtechniken<br />

lösen.<br />

Handelszeitung, 15.-22.10.2010 l<br />

Informationsbrsochüre «Mobbing <strong>–</strong> Begriff<br />

und rechtliche Aspekte» (publiziert vom<br />

Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft, seco) gelten<br />

krasse Meinungsverschiedenheiten,<br />

vorübergehende Konflikte, Wutausbrüche,<br />

gelegentliche Streitigkeiten, erbitterte<br />

Auseinandersetzungen sowie Differenzen,<br />

die schnell beigelegt bzw. objektiv geregelt<br />

werden können, nicht als Mobbing.<br />

Nach Heinz Leymann, dem schwedischen<br />

Pionier der Arbeitspsychologie im Bereich<br />

Mobbing-Forschung, versteht man unter<br />

Mobbing «negative kommunikative Handlungen,<br />

die gegen eine Person gerichtet<br />

sind und die sehr oft über einen längeren<br />

Zeitraum vorkommen».<br />

Typische Mobbinghandlungen sind<br />

das Verbreiten von Gerüchten, eine grundsätzliche<br />

schlechte Bewertung der Arbeitsleistung,<br />

sinnlose Aufgaben oder ständige<br />

Sticheleien und Kritik. Die Folgen <strong>für</strong> die<br />

Opfer können von Depressionszuständen,<br />

Schlaf- und Essensstörungen bis hin zu<br />

Muskelerkrankungen reichen.<br />

Online-Umfrage www.monster.ch l<br />

Beschützer-Hysterie<br />

Im Englischen nennt man Eltern, die<br />

ihre Kinder am liebsten rund um die Uhr<br />

überwachen, immer umkreisen und aus<br />

jeder schwierigen Situation retten würden,<br />

«Helicopter-Parents». Sie wollen <strong>für</strong><br />

ihre Kinder im Grunde nur das Beste und<br />

glauben, das Beste sei, sie rund um die<br />

Uhr zu kontrollieren oder zu beschützen.<br />

Gemeinsam sind dem Typus der Helikopter-Eltern<br />

eine übertriebene Ängstlichkeit<br />

und das Unvermögen, reale Gefahren<br />

im Alltag der Kinder richtig einzuschätzen.<br />

Susanne, 37, Zürcher Mutter von<br />

zwei Buben im Schulalter, sagt, dass sie<br />

«den Jungs am liebsten schon bei der Geburt<br />

einen GPS-Chip eingepflanzt hätte»,<br />

um sie vor den «überall lauernden Gefahren»<br />

zu schützen. Die Söhne (7 und 8<br />

Jahre alt) sind noch keinen Tag zu Fuss in<br />

die Schule gegangen. Susanne fährt sie mit<br />

dem Auto. «Es hat so viele komische Menschen<br />

in der Stadt, es gibt auf dem Schulweg<br />

so viele Möglichkeiten, dass eines<br />

meiner Kinder entführt wird», findet sie.<br />

In ihrem Kopf führt sie den Gedanken<br />

ad absurdum und malt sich aus, wie die<br />

Kinder gefoltert, vergewaltigt und getötet<br />

werden. Mehrmals wöchentlich bekommt<br />

sie Panikattacken <strong>–</strong> nur schon beim Gedanken<br />

an solche Szenarien. Interessanterweise<br />

betteln die Buben fast täglich<br />

darum, dass sie mit ihren Schulfreunden<br />

zu Fuss gehen dürfen. Doch Susanne lässt<br />

nicht mit sich diskutieren.<br />

Die Familientherapeutin und Psychologin<br />

Doris Schmider zieht folgendes Fazit<br />

aus einer solchen Beschützer-Hysterie:<br />

«Die Eltern bauen <strong>–</strong> unbewusst <strong>–</strong> mit einer<br />

Beschützer-Hysterie einen Kreislauf von<br />

Abhängigkeiten auf. Denn nicht nur intensive<br />

Fürsorge, sondern auch die 24-Stunden-Dienstleistung<br />

oder der Leistungsehrgeiz<br />

der Eltern machen den Kindern das<br />

Leben schwer. Die frühkindliche Prägung<br />

ist nicht selten Nährboden <strong>für</strong> diverse<br />

Angststörungen im Erwachsenenalter.»<br />

Martina Bortolani, Auszug aus Artikel<br />

der SonntagsZeitung, 23.1.2011 l<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Fischöle gegen<br />

Depression<br />

Vor etwa 10 Jahren erschien im Fachjournal<br />

«The Lancet» eine Aufsehen erregende<br />

Studie, die eine Korrelation zwischen<br />

dem Fischkonsum eines Landes und der<br />

Häufigkeit von Depressionen aufzeigte:<br />

«Dort, wo viel Fisch gegessen wird, ist das<br />

psychische Leiden selten.»<br />

Seither sind zahlreiche, z.T. widersprüchliche<br />

Hinweise zwischen dem<br />

Fischkonsum und dem Zusammenhang<br />

mit Depressionen erschienen. Verantwortlich<br />

<strong>für</strong> den günstigen Effekt auf die<br />

Psyche sollen die mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und<br />

Docosaheaxaensäure (DHA) sein, die in<br />

fetthaltigen Fischen wie Makrelen, Lachs<br />

und Hering in besonders grossen Mengen<br />

vorkommen. Diese auch Omega-3-Fettsäuren<br />

genannten Substanzen sind in den<br />

Membranen von Nervenzellen enthalten<br />

und beeinflussen möglicherweise die Aktivität<br />

von Hirnbotenstoffen.<br />

Theres Lüthy, NZZ<br />

am Sonntag, 10.10.2010 l<br />

VDMS:<strong>Reflexe</strong> 2011 10.02.2011 12:13 Uhr Seite 1<br />

Bewährtes erhalten, dem medizinischen Fortschritt verpflichtet:<br />

AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel<br />

Wir bilden seit 35 Jahren<br />

aus. Profitieren Sie von unserer<br />

Erfahrung. Die APM-<br />

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wird von der ASCA Stiftung<br />

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- ist ganzheitliche Behandlung von funktionellen<br />

Störungen der Organe, des Bewegungsapparates<br />

und des Vegetativums.<br />

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V E R M I S C H T E S P R A X I S<br />

27<br />

I N S E R AT<br />

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kleine Auswahl aus unserem Weiterbildungsprogramm 2011:<br />

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Filiale Echandens | Rte de la Chocolatière 26 | Echandens | 021 702 40 00 | vente@simonkeller.ch


B U C H <strong>–</strong> R E Z E N S I O N E N P R A X I S<br />

28<br />

Intelligentes<br />

Bauchmuskeltraining:<br />

<strong>–</strong> funktionell<br />

<strong>–</strong> effizient<br />

<strong>–</strong> erfolgreich<br />

Klassische Crunches und schwungvolle Situps<br />

gehören der Vergangenheit an: Erfahren<br />

Sie, wie man heute Bauchmuskeln effektiv<br />

trainiert!<br />

In diesem Buch wird der Schwerpunkt<br />

auf das Training der tiefen, stabilisierenden<br />

Bauch- bzw. Rumpfmuskulatur gelegt, die<br />

<strong>für</strong> einen flachen Bauch und einen starken<br />

Rücken verantwortlich ist.<br />

Karin Albrecht begründet schlüssig,<br />

warum viele der bisherigen Ansätze, Bauchmuskeln<br />

zu trainieren, überholt und ungeeignet<br />

sind. Gleichzeitig bietet sie eine<br />

Vielzahl neuer Übungen an, die sich in der<br />

Praxis bewährt haben. Moderne Übungen,<br />

die funktionell und gesund sind, werden mit<br />

oder ohne Trainingsgeräte anhand zahlreicher<br />

Abbildungen erläutert.<br />

Mit Trainingsplänen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Zielgruppen und Trainingslevels, die eins zu<br />

eins umgesetzt werden können!<br />

Das Sachbuch ist im Buchhandel erhältlich<br />

und eignet sich <strong>für</strong> alle Bewegungsfachleute<br />

und interessierte Laien.<br />

l<br />

Karin Albrecht:<br />

Intelligentes Bauchmuskeltraining:<br />

funktionell <strong>–</strong><br />

effizient <strong>–</strong><br />

erfolgreich<br />

Haug Verlag, 2011,<br />

145 Seiten, 263<br />

s/w-Abb., ISBN:<br />

978-3-830473-16-9<br />

TIPP: Benutzen Sie anlässlich Ihres<br />

nächsten Besuches/Kurses beim <strong>vdms</strong> in<br />

Aarau die Möglichkeit, persönlich in den<br />

Neuerscheinungen zu schnuppern.<br />

Verena Biedermann<br />

Der Tag, an dem meine<br />

Tochter verrückt wurde<br />

«Am 5. Juli 1996 wurde meine Tochter<br />

verrrückt. Sie war fünfzehn und ihr Zusammenbruch<br />

markierte einen Wendepunkt<br />

in ihrem und auch in meinem Leben.»<br />

Dies das Zitat aus dem Vorwort der<br />

Autors. In absolut einmaligen, eindrücklichen<br />

Worten beschreibt Greenberg, wie er<br />

als alleinerziehender Vater mit den neuen<br />

Sorgen und Nöten seiner Tochter umzugehen<br />

versucht. Dies vor allem in Phasen,<br />

Das Buch zeigt die Synthese zwischen<br />

dem neuesten Wissensstand in der Forschung<br />

sowohl in der Biomechanik, der<br />

Bindegewebslehre, als auch in der funktionellen<br />

Anatomie. Die beiden Autoren<br />

geben zunächst eine Übersicht über den<br />

derzeitigen Stand der Erkenntnisse in der<br />

Bindegewebsphysiologie und deren Übertragung<br />

auf die Rehabilitation. Im darauf<br />

folgenden Teil, der Trainingslehre, wird<br />

aufgezeigt, wie Trainingseinheiten effektiv<br />

zusammengestellt werden können. Sehr<br />

eingehend wird danach auf die Untersuchungen<br />

und Behandlungen der LWS, der<br />

Sakral-, Hüft-, Knie- und Sprunggelenke<br />

eingegangen. Die Automobilisationen und<br />

die praktischen, stabilisierenden Übungen<br />

Michael<br />

Greenberg:<br />

Deutscher<br />

Taschenbuch<br />

Verlag, 2010, 285 Seiten,<br />

ISBN 978-3-423-34633-7<br />

Praxis der med. Trainingstherapie I<br />

Niemand muss<br />

müssen in der<br />

Krebstherapie<br />

«Bei der Diagnose Krebs fallen die meisten<br />

Menschen in einen schockähnlichen Zustand,<br />

der sich häufig durch Verwirrung,<br />

Erstarrung und Verleugnung äussert.» So<br />

lautet die Einleitung der Autorin. Sie weiss,<br />

wovon sie spricht, verfügt sie doch über<br />

langjährige Erfahrung in der komplementärmedizinischen<br />

Pharmaindustrie und<br />

zahllosen Kontakten zu Patienten, Ärzten,<br />

Apothekern, Drogisten, Heilpraktikern und<br />

Behörden. Zudem ist sie Gründungsmitglied<br />

des Schweiz. Verbandes <strong>für</strong> Komplementärmedizinische<br />

Heilmittel (SVKH) und arbeitete<br />

auch in der Schweiz. medizinischen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Phytotherapie (SMGP) mit. In<br />

wo seine Tochter, Sally, versucht glaubhaft<br />

zu machen, dass sie gesund sei und sich<br />

den Therapeuten in der Klinik anschliessen<br />

will. Auch sucht er immer wieder nach<br />

plausiblen Erklärungen in der psychischen<br />

Krankheit seiner Tochter: Erbanlage oder<br />

Erziehung?<br />

l<br />

Florence Kunz-Gollut:<br />

Niemand muss<br />

müssen in der<br />

Krebstherapie<br />

sokutec Verlag, 2011,<br />

260 Seiten,<br />

ISBN:<br />

978-3-905954-01-2<br />

Frank Diemer,<br />

Volker Sutor:<br />

Praxis der<br />

medizinischen<br />

Trainingstherapie I<br />

Verlag Thieme,<br />

2011, 2. Auflage,<br />

417 Abb., 115 Tab.,<br />

510 Seiten,<br />

ISBN 978-3-131-39982-3<br />

sind übersichtlich bebildert und beschrieben.<br />

Die Übungen sind wissenschaftlich<br />

fundiert und in ihrer Wirkungsweise reproduzierbar<br />

und können in jeder Praxis<br />

ohne einen grossen Aufwand an Geräten<br />

gemacht werden.<br />

l<br />

ihrem eindrücklichen Buch lässt die Autorin<br />

sowohl Patienten sprechen und beleuchtet<br />

die Krebstherapie in der klassischen Medizin<br />

als auch in der Komplementärmedizin.<br />

Im letzteren Teil werden Themen wie «Isopathische<br />

<strong>Therapie</strong>», «Stoffwechsel-Kuren»<br />

oder auch «Milieu-Sanierungen» angesprochen.<br />

Ein äusserst spannendes Buch <strong>für</strong> alle,<br />

die sich vertiefter in das Thema «Krebstherapie<br />

im klassischen resp. im komplementärmedizinischen<br />

Sinne» einlesen wollen. l<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


■ 26. März 2011, <strong>vdms</strong> in Aarau<br />

Weiterbildungsveranstaltung<br />

& 35. Generalversammlung<br />

Der Präsident Jo Marty begrüsste 70 Mitglieder<br />

und Gäste zur Weiterbildungsveranstaltung<br />

sowie zur am Nachmittag<br />

stattfindenden ordentlichen Generalversammlung.<br />

Zu Beginn und als musische<br />

Auflockerung zwischen den Vorträgen<br />

entführte uns der Orgelbauer und Musiker<br />

Jörg Frei mit virtuosen Panflöten-<br />

Klängen in schwungvolle sowie emotionale<br />

Höhen.<br />

«Der 5er & s’Weggli», so lautet das Jahresmotto<br />

2011 des <strong>vdms</strong>. Um dieses Motto<br />

sicht- und erlebbar zu machen, bot der<br />

<strong>vdms</strong> im Rahmen der Generalversammlung<br />

am Vormittag zwei kostenlose Vorträge an,<br />

die <strong>für</strong> Mitglieder als Weiterbildungsveranstaltungen<br />

bescheinigt wurden.<br />

Der erste Referent war der zertifizierte<br />

Radioästhesist und langjährige Experte<br />

bei Bauschäden, Claudio Paganini. Das<br />

Thema «<strong>Therapie</strong>resistenz durch Standortbelastungen»<br />

beleuchtete er sehr facettenreich<br />

und untermauerte seine Ausführungen<br />

mit zahlreichen Beispielen, wie er in<br />

der Praxis <strong>–</strong> dank methodischem Vorgehen<br />

<strong>–</strong> Ursachen resp. Schädigungen mehr oder<br />

weniger einfach beheben konnte. Obwohl<br />

lediglich etwa 2 % der Bevölkerung auf<br />

die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse<br />

reagieren, bedeutet es gerade <strong>für</strong> diese<br />

betroffenen Menschen eine enorme Verbesserung<br />

der Lebensqualität, wenn die<br />

Befindlichkeitsstörungen, Krankheitssymptome<br />

oder andere Beeinträchtigungen<br />

durch einen erfahrenen Fachmann beseitigt<br />

werden können. In seinem umfassenden<br />

Referat ging er speziell auf das Sick<br />

Building Syndrom (SBS), Building Related<br />

Illness, Legionellose, Elektrosmog, Vibrationen,<br />

Schall, Licht, Geopathien sowie<br />

Schadstoffe von innen und aussen ein.<br />

Dabei erhielten wir alle äusserst nützliche<br />

Tipps und Hinweise <strong>für</strong> Sofort- resp.<br />

Erstmassnahmen. Sein Fazit: Den Umwelteinflüssen<br />

ganz entziehen können<br />

wir uns nicht, jedoch eine Möglichkeit ist<br />

das (Ver-)Meiden, wenn immer möglich<br />

(Standby-Schaltungen/Mobilgeräte ausschalten,<br />

Netzfreischalter, etc.).<br />

Das zweite Referat von Dr. phil. Giosch<br />

Albrecht zum Thema «Die Logotherapie<br />

Viktor Frankls und ihr mehrdimensionaler<br />

Ansatz» war ebenso spannend wie<br />

lehrreich. Um die Logotherapie und Existenzanalyse<br />

nach Frankl (1905-1997) zu<br />

verstehen, entführte er uns in das äusserst<br />

turbulente und prägende Leben des österreichischen<br />

Neurologen und Psychiaters<br />

sowie Begründers der Logotherapie und<br />

der Existenzanalyse. So durchlebte Frankl<br />

die Beschwerden und Existenzängste<br />

des Ersten Weltkrieges und im Zweiten<br />

Weltkrieg verbrachte er einige Zeit in<br />

den Konzentrationslagern Theresienstadt,<br />

Auschwitz und Kaufering VI. Diese Zeit<br />

war vor allem von Überlebensängsten geprägt.<br />

Gerade diese unvergesslichen Erlebnisse<br />

Frankls führten dazu, dass er nach<br />

einer ganzheitlichen Methode suchte, um<br />

Vorstand von links nach rechts:<br />

Jo Marty (Präsident), Paola Giannini (Zulassungen,<br />

Kantonswesen, Leiterin Geschäftstelle ad interim),<br />

Marcel Siegrist (Finanzen), Heidi Kirchhofer<br />

(Vize-Präsidentin, Weiterbildung)<br />

‹ Dr. phil. Giosch Albrecht (rechts) im Gespräch<br />

den Sinn und die Existenz des Menschen<br />

zu erfassen, damit Verzweiflung, Ängste,<br />

Zweifel, Schicksalsschläge überwunden<br />

werden konnten. Ein anderer Grund, der<br />

zur Entwicklung der Methodik der Logotherapie<br />

führte, war wohl seine grosse<br />

persönliche Ängstlichkeit. Ein Lebensmotto<br />

von Frankl war nämlich: «Ich muss mir<br />

von mir nicht alles gefallen lassen.» Dieses<br />

Motto ergänzte Dr. Albrecht mit «aber<br />

auch von den anderen nicht».<br />

35. ordentliche Generalversammlung<br />

Der Präsident konnte, zusammen mit<br />

dem Vorstand und Pascal Walthert von<br />

Neutrass AG/Neutra-Medica, 44 Mitglieder<br />

begrüssen. Zu Beginn stellte Pascal<br />

Walthert nochmals den Neutra-Medica<br />

Verband vor, der auf Versicherungsprodukte<br />

im geschäftlichen wie privaten Bereich<br />

der Komplementärmedizin spezialisiert<br />

ist.<br />

Im Rückblick auf das Verbandsjahr 2010<br />

seien hier nochmals kurz erwähnt:<br />

l das umfangreiche Weiterbildungsangebot<br />

mit insgesamt 181 Kurstagen<br />

und total 1'931 Teilnehmenden<br />

l die erfolgreiche eduQua-Rezertifizierung<br />

ohne jegliche Bemängelungen<br />

G E N E R A LV E R S A M M L U N G V D M S<br />

29<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


R Ü C K B L I C K 2 011 V D M S<br />

30<br />

l die komplikationslose Integration des<br />

SVMM in den <strong>vdms</strong><br />

l die überarbeiteten Kantonsblätter sowie<br />

das neue Informationsblatt zum<br />

Thema MwSt<br />

l die getroffenen Massnahmen zur<br />

Schaffung einer Geschäftsstelle in Teilzeit<br />

sowie der Ausbau des Sekretariates<br />

l die erfreuliche Jahresrechnung mit einem<br />

Gewinn von Fr. 4'138.99 (trotz<br />

nicht budgetierten Abschreibungen<br />

von Fr. 41'240.00).<br />

Alle Traktanden und Anträge wurden<br />

einstimmig genehmigt. Die Teilnehmenden<br />

verdankten die grosse Arbeit und die<br />

zahlreich aufgewendeten Stunden des Vorstandes<br />

und im Sekretariat mit gros sem<br />

Applaus und erteilten gleichzeitig dem<br />

Vorstand Décharge.<br />

Im Fokus 2011 stehen vor allem:<br />

l Gründung einer Regionalgruppe im<br />

Tessin<br />

l Umsetzung der eingeleiteten neuen<br />

Strukturen im Sekretariat und dadurch<br />

Entlastung einzelner Vorstandsmitglieder/Suche<br />

neuer Vorstandsmitglieder<br />

l erneut ein vielseitiges, attraktives Weiterbildungsangebot<br />

präsentieren können<br />

l aktive Suche nach Mitgliedern zur Betreuung<br />

von Fachforen, Website oder<br />

Spezialprojekten<br />

l neue, erweiterte Kantonsblätter<br />

Das Budget 2011 mit einem Verlust<br />

von Fr. 2'300.00 wurde abgenommen, die<br />

Schaffung einer neuen Mitglieder-Kategorie<br />

«Studenten/Praktikanten» genehmigt<br />

und Paola Giannini als neues Vorstansmitglied<br />

und als Leiterin der Geschäftsstelle<br />

ad interim herzlich begrüsst.<br />

Verena Biedermann, Redaktorin<br />

Der <strong>vdms</strong> Vorstand bedankt sich herzlich<br />

bei allen GV-Besuchern <strong>für</strong> die Teilnahme.l<br />

■ 21. März 2011<br />

MTC <strong>–</strong> Lymph-Tape-Kurs<br />

In diesem Jahr boten wir erstmals einen<br />

Lymph-Tape-Kurs (Medical Tape Concept)<br />

an. Einige Tage nach Kursende wollten<br />

wir von den Teilnehmenden wissen, ob<br />

und wie sie das Gelernte beurteilen. Hier<br />

einige Antworten auf unsere Fragen:<br />

Konnten/werden Sie das Gelernte in Ihre<br />

Arbeit integrieren?<br />

l Bestimmt! Ich habe es sogleich in meine<br />

Tätigkeit integriert und praktiziert.<br />

Die Erfolge haben sich sofort gezeigt.<br />

Wunderschön.<br />

l Ja, gleich nach dem Kurstag.<br />

l Das Tapen lässt sich sehr gut in die Arbeit<br />

integrieren.<br />

l Ja, ich brauche das Gelernte jeden Tag.<br />

l Es ist eine geniale Sache, wie mit wenig<br />

Aufwand die manuell ausgeführte<br />

<strong>Therapie</strong> unterstützt werden kann.<br />

Die Tape-Technik kann auch bei verletzungsbedingten<br />

Hämatomen und<br />

Schwellungen angewendet werden,<br />

um die lymphpflichtige Last abzutransportieren.<br />

Hat das Seminar Ihre therapeutische Tätigkeit/Arbeitsweise<br />

verändert? Wenn ja, wie?<br />

l Mit dem Lymph-Tape hat man noch etwas<br />

in der Hand, um die Wirkungsweise<br />

der Lymphdrainage zu verlängern.<br />

l Nicht verändert, sondern positiv ergänzt<br />

und erweitert. Spannend und erfreulich,<br />

dass mit dem Tape die MLD und KPE<br />

nachhaltig (im Sinne des 24 Std. Service)<br />

unterstützt werden kann. Ich habe<br />

auch gute Erfahrungen gemacht bei<br />

Personen, welche Beinstauungen ohne<br />

Lymphödem-Thematik hatten.<br />

l Ich kombiniere mehr als vor dem Kurs.<br />

Das Tapen lässt sich sehr gut in die Arbeit<br />

integrieren.<br />

l Es ist ein Kurs, wo das Erlernte zu<br />

Hause sofort angewendet werden<br />

kann. Auch hier gilt: Übung macht<br />

den Meister und nur durch das Mitintegrieren<br />

in der Behandlung kommen<br />

die Resultate und Erfahrung.<br />

Können Sie den Kurs Ihren Berufskollegen/<br />

innen weiterempfehlen? Wenn ja, warum?<br />

l Ja, ich kann den Kurs nur weiterempfehlen.<br />

Die Referenten sind sehr qualifiziert.<br />

l Kann den Kurs mit gutem Gewissen<br />

weiterempfehlen. Die Dozenten sind<br />

sehr kompetent und können die Materie<br />

gut erklären und zeigen.<br />

l Der Kurs kann ich aus voller Überzeugung<br />

und mit dem «Feuer» zum Tapen<br />

weiterempfehlen.<br />

Herzlichen Dank <strong>für</strong> die Feedbacks an<br />

Christine Bühler, Simone Lüthi, Yvonne<br />

Schwendener, Simone Weber.<br />

l<br />

A U S B L I C K K U R S E<br />

Nächste Lymph-Tape-Kurse:<br />

Montag, 10. Oktober 2011<br />

Mittwoch, 7. März 2012<br />

Mittwoch, 14. November 2012<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


■ 24. <strong>–</strong> 27. Jan. und 7. <strong>–</strong> 10. März ’11<br />

Ortho-Bionomy<br />

<strong>–</strong> Basisseminar<br />

Ganz spannend waren die Antworten<br />

der Teilnehmenden, welche das Ortho-<br />

Bionomy-Basisseminar besucht haben.<br />

Wir stellten ihnen folgende Fragen:<br />

l Konnten Sie das Gelernte bereits in<br />

Ihre Arbeit integrieren?<br />

l Hat das Seminar Ihre therapeutische<br />

Tätigkeit/Arbeitsweise verändert? Wenn<br />

ja, wie?<br />

l Können Sie den Kurs Ihren Berufskollegen/innen<br />

weiterempfehlen? Wenn<br />

ja, warum?<br />

Viele Griffe konnte ich in der Praxis<br />

gleich mit teilweise sehr guten Erfolgen anwenden.<br />

Bei anderen Seminaren «musste<br />

ich jeweils nochmals über die Bücher». Im<br />

Grossen und Ganzen finde ich es schön,<br />

wie einfach und leicht die Ortho-Bionomy<br />

funktioniert. Die Griffe sind schön, angenehm,<br />

einfach, zum Geniessen, und zwar<br />

<strong>für</strong> die Prinzen und Prinzessinnen (ist<br />

doch schöner, als einfach nur ein Kunde zu<br />

sein! J) sowie auch <strong>für</strong> die Therapeuten.<br />

Den Kurs kann ich sehr empfehlen.<br />

Schon nur wegen der Dozenten, die zwei<br />

sind einfach top! Die Ortho-Bionomy ist<br />

garantiert etwas vom Besten, das ich bis<br />

jetzt gemacht habe. Nach dem Kurs wurde<br />

mir erst bewusst, wie viel wir in diesen<br />

Tagen angeschaut haben. Zum Glück hat<br />

es im Skript gute Bilder mit Beschreibung.<br />

Cornelia Guggisberg<br />

Da ich bereits die vorangegangenen<br />

Kurse in Ortho-Bionomy bei euch absolviert<br />

habe, bin ich ab der ersten Stunde<br />

dabei, die Griffe der Ortho-Bionomy einzubauen<br />

und das mit sehr grossem Erfolg.<br />

Die Ortho-Bionomy erleichtert das Arbeiten<br />

sehr:<br />

l einfache, sehr angenehme Griffe und<br />

Techniken<br />

l mit «wenig» Aufwand sehr grosser<br />

<strong>Therapie</strong>erfolg<br />

l sehr umsichtige feine Arbeit, kein<br />

Knochenjob<br />

Unbedingt weiterzuempfehlen, es erweitert<br />

das Behandlungsspektrum auf sehr<br />

angenehme Weise. Die Ortho-Bionomy ist<br />

einfach genial und genial einfach <strong>–</strong> also<br />

bestechend.<br />

Marianne Muster<br />

Betreffend Ihre Fragen vielleicht am<br />

besten ein Beispiel aus meinem Praxisalltag:<br />

Meine Klientin kam gestern zur<br />

Behandlung mit seit Wochen anhaltenden,<br />

quälenden Nacken- und Schulterverspannungen.<br />

Den Kopf konnte sie nur<br />

unter Schmerzen bewegen und zeitweise<br />

schliefen ihr auf der linken Seite die Finger<br />

ein. Nach einer (!) orthobionomischen<br />

Behandlung (v.a. Schulter- und Nackenpunkte)<br />

kam sie heute wieder in die Massage,<br />

übers ganze Gesicht strahlend und<br />

erleichtert. Ihre Schmerzen waren weg<br />

und die Beweglichkeit annähernd wieder<br />

uneingeschränkt und viel freier.<br />

Ich wende diese Techniken jeden Tag<br />

an und freue mich darüber, dass sie so<br />

effizient sind. Die Patienten sind oft erstaunt,<br />

dass eine Behandlung nicht weh<br />

tun muss, damit sie wirkt, und sie schätzen<br />

vor allem auch die dynamischen Techniken,<br />

bei denen es zu mehr innerer Ruhe<br />

und Achtsamkeit gegenüber dem eigenen<br />

Körperempfinden kommt. In der Ortho-<br />

Bionomy ist weniger mehr <strong>–</strong> ein sehr angenehmer<br />

Gedanke in einer von Leistungen<br />

und Erwartungshaltungen geprägten Welt.<br />

Severine Günter<br />

Der Kurs war super! Alles verständlich<br />

und sehr gut erklärt! Sofortige Umsetzung<br />

in der Praxis bestens möglich! Hoffe sehr,<br />

dass Sie Folgekurse anbieten, z.B. Viszerale<br />

Ortho-Bionomy. Ich glaube, die jetzigen<br />

Teilnehmenden würden sich auch wieder<br />

■ 15. April 2011: BeBo Prüfungstag<br />

Herzliche Gratulation!<br />

Erneut haben wieder einige Personen die<br />

Beckenboden-KursleiterInnen-Ausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren<br />

Antonia Kalt, Susanna Bitterli, Jolanda<br />

Bühlmann, Myriam Gersbach, Celine<br />

Sprunger, Doris Aeberhard, Marina Pfeuti,<br />

Caroline Sameli und Jacqueline Knuchel.<br />

Die Kursleiterin Cordula Haselwander-<br />

Schnaudigel bildet die Beckenboden-Kursleiterinnen<br />

nach dem BeBo-Konzept mit<br />

anmelden. Es war auch eine sehr harmonische<br />

Gruppe! Yvonne Kreuzer<br />

Ich wende die Ortho-Bionomy<br />

täglich in der Praxis an und möchte<br />

diesen <strong>Therapie</strong>ansatz nicht mehr<br />

missen. Ortho-Bionomy lässt sich<br />

wunderbar mit der Massage kombinieren<br />

und mich faszinieren der <strong>Therapie</strong>ansatz<br />

und die Grundprinzipien. Im Kurs konnte<br />

ich meine Anatomiekenntnisse auffrischen,<br />

erweitern, vertiefen und neue<br />

Zusammenhänge erkennen. Dank der<br />

Ortho-Bionomy fühle ich mich sicherer in<br />

meiner Arbeit und ich habe immer einen<br />

Ansatz zum <strong>Therapie</strong>ren. Ich kann den<br />

Kurs allen weiterempfehlen! Zudem sind<br />

Klaus Weber und Michaela Wiese zwei<br />

wunderbare, tolle Referenten.<br />

Barbara Steiner Guntern<br />

Ich arbeite jeden Tag damit und meine<br />

Kunden sind davon begeistert. Geringer<br />

Aufwand <strong>–</strong> grosse Wirkung, sehr entspanntes<br />

Arbeiten, sehr achtsam auch mit<br />

sich selbst. Die Wahrnehmung wird verstärkt.<br />

Diesen Kurs kann ich allen wärmstens<br />

empfehlen. Vieles kann direkt ein-/<br />

umgesetzt werden und bringt ganz neue<br />

Impulse <strong>für</strong> den Patienten wie auch <strong>für</strong><br />

den Therapeuten.<br />

Ines Schaniel<br />

Ein herzliches «Dankeschön», dass Sie sich<br />

Zeit genommen haben, uns über Ihre Erfahrungen<br />

zu berichten.<br />

l<br />

A U S B L I C K K U R S E<br />

Nächster Kurs mit Dr. Klaus G.<br />

Weber und Frau Michaela Wiese<br />

Mo <strong>–</strong> Di, 12. <strong>–</strong> 13. September 2011<br />

Thema: «Neurolymphatisch-reflektorische<br />

<strong>Therapie</strong> der Wirbelsäule»<br />

Der nächste Kurs<br />

startet am 9./10.<br />

Sept. 2011.<br />

Erfolg aus. Ein «herzliches Dankeschön»<br />

<strong>für</strong> ihre wertvolle Arbeit. Die Beckenboden-<br />

KursleiterInnen-Ausbildung umfasst insgesamt<br />

fünf Kurstage. Mit dem Abschluss der<br />

Diplomausbildung sind die Kursteilnehmenden<br />

befähigt, Beckenbodenkurse nach dem<br />

BeBo-Konzept zu leiten. Die Absolventinnen<br />

können mit entsprechenden Zusatznachweisen<br />

in der Schweiz die Krankenkassenanerkennung<br />

(Qualitop) beantragen. l<br />

R Ü C K B L I C K 2 010 V D M S<br />

31<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />

32<br />

■ Neu im <strong>vdms</strong> Sekretariat:<br />

Concetta (Rufname<br />

Cetty) Fernandez<br />

Die Redaktorin nahm die Gelegenheit<br />

wahr, Cetty Fernandez ein paar Fragen zu<br />

stellen.<br />

Sie verstärken seit dem 1.2.2011 das <strong>vdms</strong><br />

Sekretariats-Team. Welches sind Ihre Hauptaufgaben?<br />

Cetty Fernandez: Im Moment bin ich<br />

vor allem zuständig <strong>für</strong> die Vorbereitung der<br />

Weiterbildungen und teilweise die Kursadministration.<br />

Aufgrund meiner zweiten<br />

Muttersprache bin ich auch die Ansprechpartnerin<br />

<strong>für</strong> Italienisch sprechende Anfragen<br />

und Kontakte. Nach meiner Einarbeitungszeit<br />

werden bestimmt noch weitere<br />

Aufgabengebiete dazukommen. Auf jeden<br />

Fall freue ich mich auf neue und weitere<br />

Herausforderungen.<br />

Neben dem 60 % Job beim <strong>vdms</strong> haben Sie<br />

bestimmt auch Hobbys?<br />

CF: Ja, das habe ich. Eigentlich ist mein<br />

zweiter Job mein grösstes Hobby. Ich führe<br />

eine eigene Praxis im Bereich Wellness-<br />

Massagen und kosmetische Behandlungen.<br />

Daneben bin ich auch noch Fitness-Instruktorin.<br />

Mit diesem Engagement bin ich<br />

voll und ganz ausgefüllt.<br />

Wie wir alle, haben Sie bestimmt auch<br />

Träume oder ein Traumziel. Würden Sie uns<br />

etwas davon verraten?<br />

CF: (lacht und gibt kurz und bündig<br />

zur Antwort): Gesund 100-jährig werden!»<br />

Der Vorstand und die Redaktion heissen<br />

Cetty Fernandez nochmals ganz herzlich<br />

willkommen!<br />

l<br />

<strong>vdms</strong> - asmm<br />

verband der medizinischen masseure der schweiz<br />

associazione svizzera dei massaggiatori medicali<br />

association suisse des masseurs médicaux<br />

■ Freitag, 15. April 2011<br />

Die Tessiner Sektion<br />

des <strong>vdms</strong> ist geboren!<br />

Im Herbst 2010 fanden erste Kontakte<br />

zwischen dem Vorstand des <strong>vdms</strong> und<br />

dem Vorstand der ATIM (Associazione<br />

Ticinese dei Massaggiatori) <strong>–</strong> eine neue<br />

Gruppe, welche zum Ziel hatte, die med.<br />

Masseure der italienischen Schweiz<br />

in ihren Anliegen zu unterstützen. Der<br />

<strong>vdms</strong> bot der Gruppe an, in den Schweizer<br />

Verband einzutreten, um so von der<br />

35-jährigen Erfahrung zu profitieren. Neben<br />

unzähligen Dienstleistungen <strong>für</strong> die<br />

Praxis bietet der <strong>vdms</strong> mit mehr als 500<br />

Masseuren eine ganz andere politische<br />

Stimme, wenn es darum geht, etwas an<br />

den gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

zu ändern.<br />

So kamen die Vertreter der ATIM und<br />

der Scuola Superiore Medico Tecnica, welche<br />

die einzige von der Dachorganisation<br />

Oda-MM akkreditierte Ausbildungsstätte<br />

<strong>für</strong> med. Masseure im Tessin ist, im Januar<br />

nach Aarau zu Besuch. Wir stellten den<br />

<strong>vdms</strong> vor und schon wurde entschieden,<br />

vertieft zusammenzuarbeiten. Am 15.<br />

April 2011 fand in Lugano eine Informationsveranstaltung<br />

<strong>für</strong> alle Studenten und<br />

diplomierten medizinischen Masseure<br />

der italienischen Schweiz statt. Gianulica<br />

Schnotz erklärte, was bisher geschah,<br />

Paola Giannini Sidler und Cetty Fernandez<br />

<strong>–</strong> unsere neue italienischsprachige Mitarbeiterin<br />

in der Geschäftsstelle <strong>–</strong> stellten<br />

den <strong>vdms</strong> vor, Pier Pirotta sprach über die<br />

Zusammenarbeit zwischen dem <strong>vdms</strong> und<br />

der Schule im Bereich Weiterbildungen<br />

und Alessandro Beretta stellte die Dienstleistungenen<br />

der Neutrass im Bereich Versicherungen<br />

vor, mit der der <strong>vdms</strong> seit<br />

Herbst 2010 zusammenarbeitet.<br />

Kurz gesagt <strong>–</strong> sofort getan. Vierzig der<br />

fünfzig Anwesenden entschieden sich sofort<br />

<strong>für</strong> eine Mitgliedschaft im <strong>vdms</strong>! Für<br />

uns stellt dies einen grossen Schritt nach<br />

vorne dar. Als Schweizer Verband vertreten<br />

wir neu nicht nur die Deutschschweizer<br />

med. Masseure, sondern auch die<br />

Therapeuten der italienischen Schweiz.<br />

Mit Ferruccio Bernasconi haben wir auch<br />

einen Vertreter der Tessiner Sektion in den<br />

Zentralvorstand gefunden, der sich in den<br />

letzten Monaten ganz stark engagiert und<br />

schon viele Dokumente übersetzt hat. Die<br />

sprachlichen Unterschiede stellen uns natürlich<br />

vor eine grosse Herausforderung.<br />

Wir sind jedoch sicher, dass wir mit der<br />

Unterstützung aller Beteiligten auch diesen<br />

Schritt schaffen werden.<br />

Ab Juni 2011 wird zudem <strong>für</strong> die Tessiner<br />

Therapeuten eine italienische Beilage<br />

kreiert, in der Verbandsinformationen,<br />

aber auch Informationen rund um die<br />

Weiterbildungen im Tessin zu lesen sein<br />

werden. Das dreisprachige Logo ist schon<br />

entwickelt und wird nun immer mehr das<br />

Bild und die Philosophie des <strong>vdms</strong> gegen<br />

aussen zeigen.<br />

Wir möchten die Gelegenheit nutzen,<br />

um den Zugpferden dieser Aktion ganz<br />

herzlich <strong>für</strong> die hervorragende Zusammenarbeit<br />

zu danken:<br />

l Gianluca Schnotz, Ferruccio Bernasconi,<br />

Sabina Bastone, Rita Pellegrini, den<br />

Initianten der ATIM<br />

l Pier Pirotta, Miriam Ragonesi und Ivano<br />

Rupil der Scuola Superiore Medico<br />

Tecnica<br />

l Alessandro Beretta, der die Versicherungsleistungen<br />

der Neutrass im Tessin<br />

vertritt<br />

l Beat Peter, der es geschafft hat, auf<br />

unserer Website in zwei Tagen einen<br />

Platz <strong>für</strong> die italienischen Dokumente<br />

zu programmieren<br />

l Cetty Fernandez, Beatrice Widmer,<br />

Claudia Widmer und Desanka Vuksanovic<br />

von der Geschäftsstelle <strong>für</strong> das<br />

ausserordentliche Engagement bisher<br />

und <strong>für</strong> das, was noch kommen wird.<br />

Das Abenteuer ist gestartet. Nun wünschen<br />

wir allen eine gute Weiterreise!<br />

Paola Giannini Sidler l<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


eduQua <strong>–</strong> Antrag<br />

zur Zertifikatserteilung<br />

ohne<br />

Auflagen erfüllt<br />

Im Jahre 2007 erhielt der <strong>vdms</strong> zum zweiten<br />

Mal das eduQua-Zertifikat, welches Institutionen<br />

im Weiterbildungsbereich verliehen<br />

wird. Demnach stand im Herbst<br />

2010 erneut eine Rezertifizierung an.<br />

Das eduQua-Zertifizierungsverfahren<br />

verlangt ein Dossier, in dem vorgegebene<br />

Prüfpunkte zu dokumentieren sind. Das<br />

56-seitige Handbuch zeigt auf, wie ein<br />

solches Dossier auszusehen hat. Danach<br />

überprüft die Zertifizierungsstelle, ob die<br />

Institution die <strong>für</strong> eine eduQua-Zertifizierung<br />

verlangten Mindeststandards erfüllt.<br />

Im Anschluss findet ein Audit vor Ort, d.h.<br />

ein Besuch der Institution durch den Auditor<br />

der Zertifizierungsstelle, statt. Es dient<br />

der Klärung oder Vertiefung bestimmter<br />

Fragestellungen.<br />

Ohne jegliche Auflagen erfüllt der<br />

<strong>vdms</strong> wiederum sämtliche des insgesamt<br />

sieben Seiten umfassenden Berichtes und<br />

deren relevanten Punkte. Das Zertifikat<br />

hat nun eine Gültigkeitsdauer von drei<br />

Jahren. Bis dahin ist der <strong>vdms</strong> verpflichtet,<br />

jährlich schriftliche Zwischenaudits<br />

einzureichen, die Auskunft über Veränderungen<br />

innerhalb der Institution und dem<br />

Kurswesen geben.<br />

l<br />

I N F O e d u Q u a<br />

Was bringt eduQua den Kursteilnehmenden?<br />

l Gesicherte Qualität in Bezug auf<br />

Kursanbieter als auch auf Dozenten<br />

l Bedarfsbezogenes Ausbildungsangebot<br />

l Lernziele und Lernerfolge sind<br />

aufeinander abgestimmt und werden<br />

transparent publiziert<br />

l Die Dozenten sind fachlich, didaktisch<br />

und methodisch auf dem<br />

neustem Entwicklungsstand<br />

Neue Kurse 3. Quartal 2011<br />

■ Fr. 26. <strong>–</strong> Sa. 27. August 2011<br />

Halswirbelsäulen-Distorsion<br />

Dieser Begriff hat unzählige Synonyme.<br />

Eines ist klar, sie beschreiben meistens<br />

nur die Mechanik des Geschehens. Viel<br />

wichtiger sind <strong>für</strong> die Unfallopfer und deren<br />

Behandler die Folgen eines solchen<br />

Unfalles: Einige von vielen Symptomen<br />

sind Kopfschmerzen, Paraesthesien in<br />

Armen und Beinen, Tinnitus, Konzentrationsstörungen,<br />

Schwindelgefühle, Übelkeit,<br />

Erschöpfung, Atemstörungen und<br />

sogar Verdauungsstörungen.<br />

Eine wichtige Rolle spielen dabei die<br />

Faszien, dünne bindegewebige Häute, die<br />

den ganzen Körper miteinander verbinden.<br />

Das Schleudertrauma kann einen<br />

regelrechten Abdruck in den Faszien hinterlassen<br />

und aufgrund der Verbindung<br />

der Faszien untereinander z.B. bis zu den<br />

Organen weitergeleitet werden und hier<br />

Funktionsstörungen auslösen.<br />

Die Osteopathie untersucht und behandelt<br />

diese Unfallfolgen ganzheitlich<br />

und versucht, unter Berücksichtigung der<br />

Erkenntnisse von Anatomie und Physiologie,<br />

die Selbstheilungskräfte bei diesen Beschwerden<br />

wieder anzuregen. Dies macht<br />

der Osteopath, nachdem er den Patienten<br />

genau untersucht hat, mit gezielten, sanften<br />

manuellen Techniken.<br />

Für die Osteopathie ist Gesundheit eine<br />

Art Gleichgewicht, das immer wieder neu<br />

Patrick Candraja,<br />

med. Masseur FA und<br />

dipl. trad. Thai Masseur<br />

Kurs: Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle<br />

thailändische<br />

Massage<br />

Henk Kersch,<br />

Osteopath D.O.<br />

Kurs: Halswirbelsäulen-Distorsionstrauma<br />

gesucht werden muss. Kann der Körper<br />

dieses Gleichgewicht durch Bewegungsverlust<br />

nicht mehr herstellen, entstehen<br />

Funktionsstörungen mit den dazugehörenden<br />

Beschwerden. Diese Beschwerden<br />

können sich überall bemerkbar machen,<br />

z.B. im Bewegungsapparat, im Organsystem<br />

und im craniosacralen System.<br />

Während dieses Kurses wird den Teilnehmenden<br />

diese Ganzheitlichkeit in der<br />

Behandlung von HWS-Distorsions-Patienten<br />

in Theorie und vor allem in der Praxis<br />

vermittelt. Dazu werden alle Aspekte der<br />

Osteopathie (craniell, viszeral, parietal<br />

und myofaszial) mit einbezogen.<br />

Dozenten: Michel Kerstjens, Henk Kersch l<br />

Neue Dozenten im 2. Halbjahr 2011<br />

Michael Kerstjens,<br />

Osteopath D.O.<br />

Kurs: Halswirbelsäulen-<br />

Distorsionstrauma<br />

Ralph Zeindler,<br />

Spezialist <strong>für</strong> Infrarottechnologie,<br />

Wärmeanwendungen<br />

im Gesundheitswesen<br />

Kurs: wIRA-<strong>Therapie</strong> <strong>–</strong><br />

Wärmetherapie/Infrarottechnologie<br />

W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />

33<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


E I N L A D U N G G V 2 011 V D M S<br />

34<br />

Neue Kurse im 3. Quartal 2011<br />

■ Samstag, 3. <strong>–</strong> Sonntag, 4. September 2011<br />

Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle thailändische Massage<br />

Thailand ist nicht nur ein Land mit üppigem<br />

Urwald, exotischen Früchten und<br />

traumhaften Stränden, sondern auch die<br />

Heimat einer einzigartig kraftvollen und<br />

belebenden Körpertherapie<br />

«Nuad<br />

Thai» <strong>–</strong> der seit<br />

Jahrhunderten<br />

überlieferten<br />

traditionellen thailändischen Massage.<br />

Der vollständige Begriff lautet «Nuad Thai<br />

Phaen Boran», was so viel bedeutet wie<br />

«uralte heilsame Berührung».<br />

In Thailand ist die Thai-Massage noch<br />

heute ein fester Bestandteil der Kultur und<br />

der traditionellen Medizin und wird bei<br />

Personen jeglichen Alters erfolgreich angewandt.<br />

Die Thai-Massage<br />

besteht aus passiven,<br />

dem Yoga entnommenen<br />

Streckpositionen und<br />

Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen<br />

und<br />

Druckpunktmassagen. Zehn ausgewählte<br />

Leitbahnen (Sen-Linien) werden über<br />

sanfte Dehnung und mit rhythmischem<br />

Druck bearbeitet. Die Thai-Massage zeichnet<br />

sich durch ihre Dynamik und Kräftigkeit<br />

aus. Sie kann als eigene <strong>Therapie</strong> oder<br />

in Kombination mit anderen Massagen<br />

eingesetzt werden.<br />

Erfahren Sie die wohltuende Wirkung<br />

dieser Massage und lernen Sie die grundlegenden<br />

Massagetechniken. Nach zwei<br />

spannenden Kurstagen können Sie eine<br />

einstündige Ganzkörpertherapie durchführen.<br />

Dozent: Patrick Candraja l<br />

■ Donnerstag, 29. September <strong>–</strong> Sonntag, 2. Oktober 2011<br />

Viszerale thorakale Osteopathie (VTH)<br />

Dieser Kurs aus der Kursserie der viszeralen<br />

Osteopathie geht auf die enge Verbindung<br />

zwischen den Organen des Brusttraumas<br />

und dem Bewegungsapparat ein<br />

(Schulter, Hals- und Brustwirbelsäule).<br />

Fallbeispiel: In die Sprechstunde<br />

kommt Frau M. (52 Jahre) mit einer<br />

schmerzhaften linken Schulter mit Ausstrahlung<br />

bis in die obere Halswirbelsäule.<br />

Sie hatte gerade einen anstrengenden<br />

Monat mit mehreren Präsentationen und<br />

engen «deadlines» hinter sich <strong>–</strong> Stress pur.<br />

Die Bewegungsfreiheit der li Schulter<br />

ist deutlich eingeschränkt (Abduktion und<br />

Aussenrotation 60°-80°). Solche starken<br />

Schmerzen mit Bewegungseinschränkung<br />

sind <strong>für</strong> sie neu. Während der Anamnese<br />

stellt sich heraus, dass Sie in den letzten 8<br />

Jahren 2x an einer unspezifischen Lungenentzündung<br />

erkrankt war. Ich behandle<br />

zunächst die li Schulter mit indirekten<br />

faszialen Techniken aus der parietalen Osteopathie,<br />

um dann ausgiebig den thorakalen<br />

Raum mit Techniken der viszeralen<br />

Osteopathie zu berücksichtigen (Pleura,<br />

Diaphragma, Lungen, Brustwirbelsäule,<br />

Mediastinum). Während ich mich auf das<br />

Mediastinum und die Lungen konzentriere,<br />

bemerke ich einen ausgeprägten faszialen<br />

Zug nach li, den ich betone. Frau M.<br />

gibt mir das Feedback, dass dieser Griff ihr<br />

besonders wohltut. Zum Schluss gehe ich<br />

auf die Halswirbelsäule, die Kopfgelenke<br />

(Axis, Atlas und Occiput) ein.<br />

Nach der Behandlung ist die Schmerzintensität<br />

wesentlich geringer und die<br />

Schulter fühlt sich leichter an. Auch der<br />

Atem wird als tiefer und befreiter wahrgenommen,<br />

was zuvor kaum als Einschränkung<br />

gespürt wurde. Innerhalb von<br />

3 Wochen verschwinden die Schmerzen<br />

vollständig und die Bewegungseinschränkung<br />

der li Schulter ist aufgehoben. Frau<br />

M. braucht keine weitere Behandlung.<br />

Dozentin: Dorothee Bartz l<br />

Das Beitrittsformular<br />

finden<br />

Sie unter<br />

www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

oder füllen Sie<br />

nebenstehenden<br />

Talon aus<br />

Mehr zum Kursziel siehe<br />

Weiterbildungsbroschüre Seite 61.<br />

gute Gründe <strong>für</strong> Sie, die Mitgliedschaft<br />

10 noch heute zu beantragen!<br />

1. <strong>vdms</strong> Weiterbildungsprogramm<br />

2. <strong>vdms</strong> <strong>Reflexe</strong> <strong>–</strong> <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>physikalische</strong> <strong>Therapie</strong><br />

3. <strong>vdms</strong> Versicherungs-Hotline<br />

4. <strong>vdms</strong> Beratung in Rechtsfragen<br />

5. <strong>vdms</strong> Beratung in fachlichen Anliegen<br />

6. <strong>vdms</strong> Kantons-Management<br />

7. <strong>vdms</strong> Beratung zur beruflichen Selbständigkeit<br />

8. www.<strong>vdms</strong>.ch; kostenlose Einträge und interner<br />

Zugang zu aktuellen Informationen, Formularen etc.<br />

9. <strong>vdms</strong> Mitgliedernähe<br />

10. <strong>vdms</strong> bietet attraktive Mitgliederkonditionen<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


Fort- & Weiterbildungen <strong>vdms</strong> 3. Quartal 2011<br />

■ 17. <strong>–</strong> 18. Juni<br />

Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> (TP), Teil 4<br />

■ 20. <strong>–</strong> 23. Juni<br />

Die Original Bowen-Technik<br />

■ 17. <strong>–</strong> 18. August<br />

Antara® med. Masseur (Teil 1)<br />

Ausbildungslehrgang<br />

■ 19. <strong>–</strong> 21. August<br />

Integrative Craniosacral-<strong>Therapie</strong><br />

(Grundkurs)<br />

■ 26. <strong>–</strong> 27. August<br />

Halswirbelsäulen-Distorsionstrauma<br />

■ 10. Oktober<br />

Lymph-Tape-Konzept<br />

■ 14. <strong>–</strong> 15. Oktober<br />

Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />

nach Popp (DWP) <strong>–</strong> Intensivkurs<br />

■ 17. Oktober<br />

Biochemie Einführung Antlitzanalyse<br />

Zusatzkurse<br />

WICHTIGE INFOS<br />

Anmeldeschluss <strong>für</strong> sämtliche<br />

Kurse:<br />

4 Wochen vor Kursbeginn. Die Anmeldungen<br />

werden nach Anmeldeeingang<br />

berücksichtigt. Die Detailbeschreibung<br />

ist <strong>für</strong> Sie in der Weiterbildungsbroschüre<br />

2011 und in der <strong>vdms</strong>-Website<br />

auf www.<strong>vdms</strong>.ch ersichtlich.<br />

Ergänzend zum Angebot in der Weiterbildungsbroschüre können wir Ihnen<br />

folgende Zusatzkurse mit Topreferenten anbieten:<br />

A G E N DA 2 011 V D M S<br />

■ 3. <strong>–</strong> 4. September<br />

Nuad Thai <strong>–</strong> Traditionelle<br />

thailändische Massage<br />

■ 9. <strong>–</strong> 10. September<br />

Beckenboden - Stabilität<br />

aus der Mitte, Teil 1<br />

■ 12. <strong>–</strong> 13. September<br />

Neurolymphatisch-reflektorische<br />

<strong>Therapie</strong> der Wirbelsäule<br />

■ 16. <strong>–</strong> 17. September<br />

Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> (TP), Teil 5<br />

■ 25. <strong>–</strong> 28. September<br />

Craniosacrale Körperarbeit,<br />

Einführungskurs (CCC)<br />

■ 29. September <strong>–</strong> 2. Oktober<br />

Viszeral thorakale Osteopathie (VTH)<br />

■ 7. Oktober<br />

Kreuzschmerzen (Lumbalgie)<br />

■ 8. <strong>–</strong> 9. Oktober<br />

MTC (Medical Tape Concept), Basis<br />

LINKS<br />

ANGST- und Panikhilfe Schweiz<br />

Selbsthilfeorganisation<br />

www.aphs.ch<br />

KINESIOLOGIE<br />

Kinesiologischer Berufsverband<br />

www.kinesuisse.ch<br />

Schweiz. Gesellschaft <strong>für</strong> Verhaltens-<br />

u. kognitive <strong>Therapie</strong><br />

Ratgeber <strong>für</strong> PatientInnen, Psychische<br />

Störungen im Erwachsenenalter<br />

www.sgvt.ch<br />

Soziale Angststörungen<br />

www.sozialeangst.ch<br />

www.sozphobie.ch<br />

Weitere Kurse unter<br />

www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

› weiterbildungen<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong><br />

■ Mi, 15. Juni 2011<br />

Spiraldynamik:<br />

bewegliche Brustwirbelsäule<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

■ Mi-Do, 17. <strong>–</strong> 18. August 2011<br />

Antara med. Masseur Teil 1<br />

mit Karin Albrecht<br />

Teil 2 Mi-Do, 19. <strong>–</strong> 20. Oktober 2011<br />

Teil 3 Do-Fr, 09. <strong>–</strong> 10. Februar 2012<br />

■ Mi, 2. September 2011<br />

Spiraldynamik:<br />

Beinachse, Hüftgelenk und Fuss<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

■ Mi, 7. September 2011<br />

Spiraldynamik: Achterbewegungen<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

■ Mi, 14. September 2011<br />

Spiraldynamik: stabiles Kreuz, Becken<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

■ Do, 15. September 2011<br />

Infoveranstaltung: Viele Wege führen<br />

zum Eidg. Fachausweis (EFA)<br />

mit Paola Giannini Sidler<br />

Ich wünsche: Kostenlose Probenummer <strong>Reflexe</strong> Jahres-Abo <strong>Reflexe</strong> (Fr. 50.<strong>–</strong>)<br />

Fort- und Weiterbildungsbroschüre 2011; Anzahl Expl. ____<br />

Ich bin: Med. Masseur FA Physiotherapeut<br />

Andere, nämlich _________________________________________________<br />

Mitglied von _____________________________________________________<br />

Ich wünsche die Insertionsbedingungen<br />

■ Fr-Sa, 23. <strong>–</strong> 24. September 2011<br />

Sportverletzungen obere Extremitäten<br />

mit André Fries<br />

■ Do, 29. September 2011<br />

Antrag nachträglicher Titelerwerb EFA<br />

unter Anleitung ausfüllen<br />

mit Paola Giannini Sidler<br />

■ Mo, 11. Oktober 2011<br />

MTC <strong>–</strong> Sportverletzungen und<br />

elastisches Taping mit Thomas<br />

Metzger und Peter Gerstlauer<br />

■ Mi, 26. Oktober 2011<br />

Spiraldynamik: Schulter <strong>–</strong> Arm <strong>–</strong> Hand<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

■ Mi, 16. November 2011<br />

Biochemie: Raus aus dem<br />

Stimmungstief mit Jo Marty<br />

■ Sa, 26. November 2011<br />

Das Enneagramm, Einführung<br />

mit Marcel Sonderegger<br />

■ Sa-So, 3. <strong>–</strong> 4. Dezember 2011<br />

Triggerpunkt-<strong>Therapie</strong> Teil 3: Rumpf,<br />

Gesäss, Bauch mit Britta Gimmi<br />

Ich bin an einer Mitgliedschaft interessiert. Bitte senden Sie mir Ihre Unterlagen:<br />

Firma: _____________________________ Name, Vorname: _______________________________<br />

Strasse: ____________________________ PLZ, Ort: ______________________________________<br />

Telefon: ____________________________ Fax: ___________________________________________<br />

E-Mail: ____________________________________________________________________________<br />

Ort, Datum: __________________________________ Unterschrift: __________________________<br />

Einsenden an: <strong>vdms</strong>, Schachenallee 29, 5000 Aarau; Faxen an: 062 823 06 22<br />

35<br />

✁<br />

T A L O N


K R Ä F T E M O B I L I S I E R E N S V f B S<br />

Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie nach Dr. Schüssler<br />

Ängste und Stress können Kräfte m<br />

Wirken Angst und Stress zu lange<br />

oder zu stark, gehen sie an die<br />

Substanz. Der Betroffene hat keine<br />

Energie mehr. Angst ist weniger als<br />

Ausdruck zu hören als die Begriffe<br />

36<br />

«Stress, Überlastung, Leistungsdruck,<br />

Konkurrenzdenken, Hektik,<br />

Über- oder Unterforderung, Reizüberflutung,<br />

Zeitterror» u.ä.<br />

Die 12 ersten körperlichen<br />

Reaktionen<br />

1. Durch den automatischen Gegensteuerungsprozess<br />

bei Angst wer-<br />

gen, zu viel Kalzium aufzunehmen. Dadurch<br />

kann weniger ATP produziert werden<br />

und die Energieleistung der Zelle<br />

bricht zusammen. Die Selbstzerstörung<br />

der Zellen wird stimuliert und es entsteht<br />

den chemische Substanzen ausgelöst<br />

ein saures Milieu im Körper.<br />

◗ Jo Marty<br />

(Kampf-Flucht-Reaktion) und der Sym-<br />

9. Jetzt ist eine Durchdringung der Erythro-<br />

pathikus-Nervenstrang (Teil des vegeta-<br />

zyten (rote Blutkörperchen) unumgäng-<br />

Neurologisch sind alle obigen Ausdrucksfor-<br />

tiven Nervensystems) wird aktiviert.<br />

lich. Der Spannungszustand der Muskeln<br />

men mit unterschiedlichen Manifestationen<br />

2. Die Sauerstoffzufuhr wird elektroche-<br />

steigt an, was zur Verengung des Gefäss-<br />

von Angst gleichzusetzen. Im Gehirn werden<br />

misch mit einem Übermass an Plus-Io-<br />

durchmessers führt.<br />

Benzodiazepine produziert, wodurch die<br />

nen aufgeladen (= hormoneller Ablauf<br />

10. Gleichzeitig werden Botenstoffe aus-<br />

Angstempfindung erhöht wird. Als Gegen-<br />

bei allen Ängsten bzw. Stressabläufen;<br />

gesandt, die das Stresshormon Cortisol<br />

massnahme setzt der Organismus Stoffe zur<br />

auch ausgelöst bei geschlossenen Räu-<br />

ausschütten. Dies hat zur Folge, dass der<br />

Entspannung von Muskeln und Nerven frei.<br />

men, Klimaanlagen, grosser Müdigkeit,<br />

Tonus der glatten Muskulatur und die<br />

Diese Vorgänge benötigen sehr viele Mine-<br />

zu wenig Schlaf, mangelnder oder zu viel<br />

Labilisierung der Blutgefäss-Schranken<br />

ralien wie Kalium, Magnesium, ausserdem<br />

Bewegung, durch Nikotin, Nahrungsgifte,<br />

erhöht werden.<br />

Sauerstoff, Enzyme und Adenosintriphos-<br />

Hunger, Überernährung, zu wenig Licht,<br />

11. Dadurch verlieren die Gefässe den ge-<br />

phat (ATP), das Kraftreserven im Zellstoff-<br />

etc.). Medizinisch gesehen entsteht ein<br />

wohnten regelmässigen Rhythmus.<br />

wechsel speichert und überträgt.<br />

Sauerstoffmangel (Hypoxiekaskade).<br />

12. Gegensteuermassnahmen laufen an,<br />

Wenn Angst Energie verbraucht, wenn die<br />

genannten Stoffe nicht in ausreichendem<br />

Umfang nachgeliefert werden können, bilden<br />

sich Säuren. Da es <strong>für</strong> Nerven- und Muskelmembranen<br />

ungünstig ist, wenn Säuren zunehmen<br />

und ein Mangel an Sauerstoff und<br />

Mineralien entsteht, verfolgt der Organismus<br />

bei Angst die Strategie: Muskeltonus-Steuerung<br />

einsparen und die Mineralien aus dem<br />

Gewebe, Bindegewebe, den Muskeln, Knochen<br />

und Drüsen holen. Dadurch ergeben<br />

sich entweder überspannte oder unterspannte<br />

Muskeln. Dies betrifft nicht nur die willkürlich<br />

gesteuerte, quergestreifte Muskulatur,<br />

sondern zunächst die glatte Muskulatur des<br />

Darmrohrs und die Muskelzellen der Gefässe.<br />

Folgen sind Verdauungsstörungen, Blutdruckprobleme,<br />

Müdigkeit und Nervosität.<br />

3. Der Sauerstoffpartialdruck (Sauerstoffgehalt)<br />

im Blut und im Gewebe nimmt<br />

kontinuierlich ab.<br />

4. Die Versorgung der Zellen mit Aminosäuren,<br />

Glykose, Fettsäuren und vor allem<br />

Sauerstoff verringert sich.<br />

5. Dadurch wird der Stoffwechselspeicher<br />

(ATP-Produktion) zurückgefahren.<br />

6. Der Austausch zwischen Kalium/Natrium<br />

und Kalzium/Magnesium wird verlangsamt<br />

und verliert an Umdrehungsleistung<br />

(Anion/Kation).<br />

7. Somit nimmt das Elektropotenzial der<br />

Zellmembranen ab (Nerven-, Muskel-,<br />

Gefässwandzellen, etc., je nachdem wo<br />

im Körper dieser stress- resp. angstbedingte<br />

Ablauf vor sich geht).<br />

8. Durch den gestörten Mineralien- bzw.<br />

Elektrolyten-Ausgleich (Ionen) strömt<br />

indem Hormone produziert werden, die<br />

die Viskosität des Blutes beeinflussen<br />

und somit auch den Gefässtonus steuern.<br />

Von all diesen biochemischen körperlichen<br />

Vorgängen verspürt der Betroffene<br />

nichts.<br />

Auswirkungen eines gestörten<br />

biochemischen Prozesses<br />

Je nach Lokalisation dieses in zwölf<br />

Schritten beschriebenen Vorganges ergeben<br />

sich unterschiedliche, subjektiv erfahrbare<br />

Auswirkungen:<br />

l Verspannung, Verkrampfung<br />

l Müdigkeit, Antriebslosigkeit<br />

l Herzstörungen<br />

l Anlaufschwierigkeiten am Morgen<br />

l Kopfschmerzen<br />

Es sind immer wieder ähnliche Abläufe,<br />

Kalzium in die Zelle. Die Mitochondrien<br />

l Verdauungsstörungen (Blähungen, Ma-<br />

die nachfolgend kurz beschrieben werden:<br />

(Kraftwerk der Zellen) werden gezwun-<br />

gensymptome, Verstopfung, Durchfall)<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


obilisieren<br />

l auf der Ebene des Gehirns z.B. Angst, Gereiztheit,<br />

Vergesslichkeit, Nervosität, Konzentrations-<br />

und Lernstörungen, Unruhe,<br />

Schlafstörungen, Depression, Unlust zur<br />

geistigen Tätigkeit, negative Stimmung,<br />

Unmotiviertheit<br />

Enge Kausalität <strong>–</strong> vielfältige<br />

Auswirkungen<br />

Ursprung der heute als Burnout beschriebenen<br />

Variante der Hypoxiekaskade (Mangel<br />

an Sauerstoff) haben immer <strong>–</strong> so banal dies<br />

zunächst klingen mag <strong>–</strong> dieselben Komponenten:<br />

l Sauerstoffmangel, Verringerung des Sauerstoffpartialdruckes<br />

in der Zelle<br />

l Bewegungsmangel<br />

l zu viel Kohlenstoffmonoxid (Verkehr, geschlossene<br />

Räume, Zigarettenrauch, Abgase)<br />

l freie Radikale (äusserlich durch Stress,<br />

Angst, Schlafdefizit, Ernährung; innerlich<br />

durch Stoffwechselvorgänge, mangelnde<br />

Ruhephasen)<br />

l Mineralstoffverbrauch im Körper (Magnesium,<br />

Kalium, Kalzium)<br />

ralien, Ruhe, Schlaf, natürlich die Reduktion<br />

von freien Radikalen und Veränderung der<br />

belastenden Situation. Falls er dies seinem<br />

Körper nicht gönnt, treten «Sollbruchstellen<br />

des Organismus» in Kraft. Primär betroffen<br />

sind meistens Herz, Lunge und Gehirn. Zuerst<br />

wird jedoch stets die Energie so weit<br />

zurückgenommen, dass diese Sollbruchstellen<br />

nicht aktiviert werden müssen. Modern<br />

sagt man Burnout dazu (auch die Selbstvernichtungs-Prozesse<br />

sind eine Überlieferung<br />

aus der Urzeit der Menschen. Konnte<br />

eine Funktion eines Herdenmitgliedes nicht<br />

mehr wahrgenommen werden, z.B. infolge<br />

Krankheit, Verletzung, Infekten, etc. war es<br />

sinnvoll, die Körperprozesse in Richtung Tod<br />

zu Ienken). Heute laufen auf der Zellebene<br />

und seinem Mikrosystem biochemisch noch<br />

genau dieselben Prozesse ab. Gene, die einen<br />

solchen Bruchstellen-Prozess auslösen,<br />

K R Ä F T E M O B I L I S I E R E N S V f B S<br />

37<br />

l Blutdruckerhöhung/Blutdruckprobleme<br />

Die oben beschriebenen Symptome sind<br />

werden aktiviert und Vernichtungsenzyme in<br />

l Sehstörungen<br />

biochemisch gesehen äusserst intelligente<br />

den Zellbehälter (Lysosomen) werden aus-<br />

l Hautprobleme<br />

Massnahmen des Organismus, um sich vor<br />

geschüttet. Diese lähmen die Energiepro-<br />

Obwohl die Beschwerden unterschiedlich<br />

sein können, stammen sie letztendlich allesamt<br />

vom beschriebenen Ablauf. Kurz zusammengefasst<br />

heisst das: Energiemangel<br />

infolge Stressreaktion (wobei Stress konsequent<br />

mit Angst gleichgesetzt wird).<br />

zu rascher Selbstzerstörung zu schützen. Die<br />

Energieproduktion wird zurückgenommen,<br />

um beispielsweise die sehr verhängnisvolle<br />

Kettenreaktion zu drosseln, wenn der so<br />

genannte MDF (Myocard Depressant Factor)<br />

entsteht. Er wird durch starke Aufregung<br />

oder lang anhaltende Belastung (körperli-<br />

duktion: Der Mensch fühlt Müdigkeit, keine<br />

Zuversicht, lebt mit angezogenen Bremsen<br />

und schliesslich Burnout.<br />

Mögliche Massnahmen gegen<br />

Burnout<br />

Die nachfolgenden Massnahmen sind als<br />

Die Ursachen sind ebenfalls stets diesel-<br />

cher, mentaler, vorwiegend jedoch emotio-<br />

Tipps zu verstehen und können helfen, erste<br />

ben: Die Zellen verfügen über ein ausgeklü-<br />

nal-sozialer Art) in der Bauchspeicheldrüse<br />

Mangelerscheinungen frühzeitig zu erken-<br />

geltes Lernprogramm. Sind sie nämlich über<br />

ausgelöst und ist in der Lage, lebenswichtige<br />

nen und anzugehen:<br />

eine gewisse Zeit immer wieder der Angst<br />

(modern: Hektik, Druck, Überbelastung,<br />

Überforderung, Neid, Gier, Konkurrenz, Eifersucht<br />

Krankheit, etc.) und somit den beschriebenen<br />

Kaskaden ausgesetzt, erlernen<br />

sie eine Cortisol-Adrenalin-Ausschüttung<br />

und halten sie auch aufrecht. Fällt dann im<br />

Urlaub oder z.B. an Wochenenden der Stress<br />

weg, werden trotzdem Cortisol und andere<br />

Stresshormone produziert, ohne dass Stress<br />

da ist. Es ergibt eine Art Entzugserscheinung:<br />

Wochenendmigräne oder Wochenend- und<br />

Urlaubs-Depressionen sind die heute häufigsten<br />

Folgen. Sofort wird durch erneute<br />

Hektik, Wochenend-/Ferienprogramm wie-<br />

Funktionen abzuschalten. Wird die Belastung<br />

nicht geringer (keine Erholungsphasen, keine<br />

Rücksicht auf versiegende Ressourcen,<br />

weitere Ausbeutung seiner Kräfte, etc.),<br />

reduziert MDF zunächst die Herzleistung.<br />

Ebenso verringern sich die Verdauungssäfte<br />

und die Entgiftungseigenschaften der Leber.<br />

Der Darm leidet unter massivem Sauerstoffmangel<br />

und die Keimbarriere bricht<br />

zusammen. Bakterien überschwemmen das<br />

Gewebe. Der Körper kann diesem Bombardement<br />

nichts mehr entgegenstellen. Notstoffe<br />

gegen die Bakterien werden durch das<br />

Immunsystem herbeigezogen, so dass vermehrt<br />

Müdigkeit, nicht zuzuordnende Kör-<br />

l entspannende Massagen<br />

l Bewegung im Freien<br />

l Sport, Musik, Lesen<br />

l Raum und Zeit zum Ausruhen und Regenerieren<br />

l Entspannung, Schlaf<br />

l wenig bis kein Alkohol<br />

l gesunde Ernährung (Früchte, Gemüse,<br />

Ballaststoffe, wertvolle Fette)<br />

l mentales Training<br />

l Entlastung schaffen (Team, Familie,<br />

Umfeld)<br />

Schlussfolgerung<br />

Die beschriebenen Störungen, die durch<br />

der Stress geschaffen. Das System ist wieder<br />

persymptome, Verdauungsschwäche, etc.<br />

den Energiemangel im Gewebe infolge<br />

gleich belastet wie im Alltag und subjektiv<br />

auftreten. Solange so genannte Notstoffe<br />

Stress-/Angst-Reaktionen ablaufen, können<br />

wird dieser Zustand als angenehmer erlebt.<br />

gegen den Energie fressenden Prozess (Pro-<br />

kausal nie in einen genauen Zusammen-<br />

Die meisten Menschen kennen dieses Phä-<br />

teinasen) genügend abgebaut werden, hat<br />

hang gebracht werden. Jedoch kann ver-<br />

nomen auch, wenn sie nach intensiven, be-<br />

der Organismus noch eine Möglichkeit, dem<br />

sucht werden, den Mangel an Sauerstoff und<br />

lastenden Phasen (Studium, Prüfungen etc.)<br />

inneren massiven Stress entgegenzuwirken.<br />

Mineralien in zellgerechter Form dem Körper<br />

in eine Leere <strong>–</strong> in die Depression fallen.<br />

Dazu benötigt er allerdings Sauerstoff, Mine-<br />

wieder zur Verfügung zu stellen.<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


G E N E R A LV E R S A M M L U N G S V f B S<br />

38<br />

Unterstützung durch Schüsslersalze<br />

Nr. 2 Calcium phosphoricum<br />

Eine Depression, eine Erschöpfung, ein<br />

länger dauernder Angstzustand sind mit einer<br />

Veränderung des Kalziumspiegels im<br />

Körper verbunden. Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen,<br />

Müdigkeit sind die Folgen.<br />

Nr. 2 Calcium phosphoricum aus der Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler kann mithelfen,<br />

das Kalzium-Gleichgewicht rasch zu bessern<br />

und den Kalzium-Stoffwechsel zu normalisieren.<br />

6-8 Tabs tägl. oder evtl. 10 Tabs in<br />

gekochtem Wasser auflösen.<br />

Bei Angstzuständen und Erschöpfung ist<br />

die Wirkung von Magnesium sehr ähnlich<br />

wie diejenige von Kalzium. Speziell Magnesium<br />

ist sein unabdingbarer Beitrag <strong>für</strong> die<br />

ATP-Produktion. Deshalb darf bei einer Unterstützung<br />

mit Schüsslersalzen bei den genannten<br />

Problemen Magnesium phosphoricum<br />

nicht fehlen. Nr. 7 der Schüsslersalze<br />

über den Tag verteilt bis zu 10 Tabs oder<br />

ebenfalls als Drink in abgekochtem Wasser.<br />

Nr. 5 Kalium phosphoricum,<br />

Nr. 9 Natrium phosphoricum<br />

Störungen des Natrium- und Kaliumstoffwechsels<br />

werden auch in der Psychiatrie<br />

häufig beobachtet. Zu den Manifestationen<br />

eines Natrium- und Kaliummangels zählen:<br />

Depression, Apathie, etc. Klinische Studien<br />

haben gezeigt, dass z.B. die postoperative<br />

Psychose durch die Entleerung des Kaliumspeichers<br />

verursacht wird. Neben der ärztlichen<br />

<strong>Therapie</strong> eignet sich die Gabe von<br />

Schüssler-Salz Nr. 5 Kalium phosphoricum<br />

und Nr. 9 Natrium phosphoricum. Dosierung<br />

wie oben (je 6-8 Tabs tägl.)<br />

Generalversammlung,<br />

12. März 2011<br />

Traditionsgemäss eröffnete Musik die<br />

Generalversammlung. «Dave», so der<br />

Künstlername des Musikers und Multiinstrumentalisten<br />

David Feldmann. Er überraschte<br />

die Teilnehmenden mit klangvollen,<br />

eigenwilligen und berührenden<br />

Eigenkompositionen.<br />

An der ordentlichen Generalversammlung<br />

stiessen die verschiedenen Traktanden<br />

und Beschlüsse, über die es zu diskutieren<br />

und abzustimmen galt, auf reges Interesse.<br />

Die Leitung der Generalversammlung durch<br />

den Präsidenten, Jo Marty, erlaubte es, dass<br />

der offizielle Teil in rund einer Stunde abgeschlossen<br />

werden konnte.<br />

So blieb genügend Zeit <strong>für</strong> den Referenten<br />

Fritz Steiner. Der Leiter des IRLEN-Instituts<br />

und ausgewiesene Experte <strong>für</strong> visuelle<br />

Wahrnehmung verstand es, das komplexe<br />

Thema IRLEN-Syndrom in einprägsamen<br />

Metaphern und untermauert mit Videosequenzen<br />

auf eindrückliche Art begreifflich<br />

zu machen. Mit IRLEN-Syndrom ist eine<br />

Wahrnehmungsstörung gemeint, die eine<br />

schnelle, mühelose und korrekte Verarbeitung<br />

der visuellen Wahrnehmung verhindert.<br />

Fritz Steiner begeisterte die Teilnehmenden<br />

mit einer geradzu virtuosen Mischung aus<br />

Wissenschaft, Fallbeispielen und einer Präsentation<br />

der konkreten <strong>Therapie</strong> des noch<br />

weit unterschätzten, jedoch verbreiteten<br />

Syndroms.<br />

Die diesjährige Generalversammlung des<br />

SVfBS führte die Tradition des Biochemischen<br />

Vereins Zürich fort: Musik, lehrreicher<br />

Vortrag, Imbiss als Umrahmung des offiziellen<br />

Vereinsgeschäftes. Wie immer lohnenswert,<br />

angenehm und spannend. Ein herzliches<br />

Dankeschön den Organisatoren! l<br />

Nr. 21 Zincum chloratum<br />

Zink-Defizite beim Menschen sind mit<br />

neurologischen Symptomen wie Depression,<br />

Konzentrationsmangel, Nervosität und<br />

Launenhaftigkeit in Verbindung gebracht<br />

worden. Der Hippokampus ist besonders<br />

reich an Zink. Zinkmangel steht in Verbindung<br />

mit Lern- und Erinnerungsvermögen.<br />

Nr. 21 Zincum chloratum eignet sich sehr<br />

zuverlässig, um den Zinkspiegel im Körper zu<br />

stabilisieren.<br />

3-5 Tabs tägl. und zinkhaltige Nahrungsmittel<br />

(Kerne, Nüsse, Haferflocken, etc.)<br />

Nr. 11 Silicea<br />

Die Antwort des Hormonsystems und des<br />

Nervensystems auf körperlichen oder psychischen<br />

Stress (Ängste) sind gut bekannt.<br />

Emotionen können hormonelle Antworten<br />

auslösen, was wiederum den Nährstoffstatus<br />

beeinflusst. Es hat sich gezeigt, dass der<br />

emotionale Zustand eines Individuums die<br />

Resorption und Ausscheidung von Mineralstoffen<br />

beeinflusst. Ebenfalls gilt als geklärt,<br />

dass Spurenelemente nachgewiesenermassen<br />

Hormone in verschiedenster Weise<br />

beeinflussen. In ähnlicher Weise ist gezeigt<br />

worden, dass Hormone den Spurenelementstoffwechsel<br />

beeinflussen, einschliesslich<br />

Ausscheidung und Transport.<br />

Um das Gleichgewicht an Mineralien besser<br />

zu gewährleisten, sei auch auf Nr. 11 Silicea<br />

hingewiesen (3 Tabs abends). l<br />

<strong>Reflexe</strong> Juni 2011


l Der SVfBS führte erstmals in Chur einen<br />

Einführungskurs in Biochemie nach<br />

Dr. Schüssler durch. Esther Wurster<br />

engagierte sich <strong>für</strong> den Anlasss, an dem<br />

sich rund 20 Therapeuten und interessierte<br />

Laien in die faszinierende Welt der<br />

Schüsslersalze einführen liessen.<br />

l «Mobile Schilddrüse»!<br />

Dem Naturarzt Martin Nedok gelang<br />

das methodische Kunststück, in rund 2<br />

Stunden die physiologisch-chemischemotionalen<br />

Zusammenhänge der<br />

Schilddrüse in unvergleichbarer Weise<br />

aufzuzeigen und naturheilkundliche<br />

Möglichkeiten einer entsprechenden<br />

Unterstützung zu porträtieren. Es war ein<br />

wahres Kaleidoskop aus Endokrinologie,<br />

Psychologie und höchste Kompetenz<br />

des Referenten. Seine sehr umfangreiche<br />

und tiefgehende Präsentation<br />

finden die Mitglieder auf der Homepage<br />

(geschützter Bereich) oder sie kann<br />

als pdf über das Sekretariat des SVfBS<br />

bezogen werden.<br />

l Nr. 26 und Nr. 27: Diese Bezeichnungen<br />

sind neuerdings nicht mehr<br />

zugelassen als Nummerierung <strong>für</strong> Nr. 26<br />

Selenium D6/D12 und Nr. 27 Kalium<br />

bichromicum D6/D12. Erhältlich sind<br />

beide Mittel weiterhin, und zwar unter<br />

den chemischen Substanznamen Selenium<br />

und Kalium bichromicum.<br />

I N K Ü R Z E<br />

tige Enzyme beteiligt. Eisen unterstützt<br />

zudem die Entgiftungsfunktionen der<br />

Granuk- und Monozyten. Die Schüssler-<br />

Kenner nennen Eisen bzw. Ferrum<br />

phosphoricum seit Jahrzehnten «das Salz<br />

des Immunsystems». Auf komplizierten<br />

Flussdiagrammen zeigt die moderne<br />

Wissenschaft nun auf, wie sehr der<br />

Lehrsatz aus der Schüsslerlehre zutrifft,<br />

und dies 130 Jahre nach den Aufzeichnungen<br />

Dr. Schüsslers!<br />

l Die Schüsslersalben Nr. 2 Calcium<br />

phosphoricum und Nr. 7<br />

Magnesium phosphoricum<br />

können bei Kindern, die<br />

aus emotionalen Gründen<br />

(z.B. aufgeblähter Bauch,<br />

schlechte Verdauung) unruhig<br />

sind, z.T. eine verblüffend<br />

rasche Linderung erfahren.<br />

Dies ist nicht «nur» eine<br />

Erfahrung zahlloser Schüssler-<br />

Anwender, sondern auch<br />

ein Praxisbeispiel aus dem<br />

ärztlichen Erfahrungsschatz<br />

des Chemikers, Biologen und<br />

Arztes Peter Emmerich.<br />

Schweizerische Vereinigung <strong>für</strong> Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler:<br />

SVfBS<br />

Dachlissen 90<br />

8932 Mettmenstetten<br />

Tel: 044 767 03 28<br />

Fax: 044 767 03 29<br />

eMail: info@svfbs.ch<br />

Hauptzweck: Information über die Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler, Verankerung der Thematik<br />

im Gesundheitswesen der Schweiz. Unabhängige<br />

Vereinigung, die einzig der Verbreitung der<br />

entsprechenden Methode dient.<br />

www.svfbs.ch<br />

N e u e K u r s e <strong>–</strong> n e u e T h e m e n<br />

Erstmalig bietet die SVfBS Einführungskurse in verschiedenen Regionen der<br />

Schweiz an:<br />

S E M I N A R E & V O R T R Ä G E S V f B S<br />

39<br />

l Mineralstoffe und Spurenelemente<br />

besitzen nach neusten Studienresultaten<br />

einen bedeutetenden Einfluss auf die<br />

Funktionsfähigkeit und Regulation des<br />

Immunsystems. Hier begenen sich die<br />

140-jährige Erkenntnis der Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler und die moderne<br />

universitäre Biochemie. Beispiele:<br />

Magnesium: Bei Antigenkontakt verhindert<br />

es eine übermässige Ausschüttung<br />

von Histamin und wirkt somit verstärkt<br />

allergischen Reaktionen entgegen.<br />

Magnesium ist essenziell <strong>für</strong> den<br />

Vitamin D Stoffwechsel und unterstützt<br />

die Gesamtaktivität des Immunsystems.<br />

Eisen ist <strong>für</strong> die Funktion immunkompetenter<br />

Zellen essenziell. Vor allem<br />

sind an allen Energie erzeugenden<br />

Stoffwechselprozessen viele eisenhal-<br />

Goldau: 17.08.2011 Machen Sie bitte Interessierte, Ihre Bekannten auf<br />

Zürich: 17.09.2011 die Möglichkeit aufmerksam, sich in der Region in<br />

Basel: 21.10.2011 die faszinierende Welt der Schüsslersalze einführen<br />

Zürich: 03.12.2011 zu lassen. Weitere Informationen: www.svfbs.ch<br />

S P E Z I A L S E M I N A R E<br />

Der bekannte Referent und Naturheilarzt Martin Nedok führt <strong>für</strong> den SVfBS zwei Spezialseminare<br />

mit aktuellen Themen durch. Alle, die Martin Nedok bereits als Dozenten<br />

erlebt haben, wissen, dass seine Seminare und Vorträge durch hohe Kompetenz und<br />

Ausgewogenheit, gespickt mit Humor und einprägsamen Metaphern, überzeugen.<br />

Samstag, 10. Sept. 2011 Hyperaktivität und ihre Ursachen<br />

09:00 <strong>–</strong> 17:00 Uhr Was sind die Ursachen von ADHS, ADS und welche<br />

naturheilkundlichen Massnahmen (einschliesslich<br />

Schüsslersalze) helfen effektiv und zuverlässig?<br />

Mehr Infos: www.svfbs.ch<br />

Juni 2011 <strong>Reflexe</strong>


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