Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis
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Importzölle, besonders für Produkte aus Entwicklungsländern, abbauen, selbst wenn es von ihnen<br />
Opfer und Anpassung verlangt, wurde bereits erwähnt. Dies ist ein äußerst konstruktiver<br />
Beitrag zur Entwicklung der ärmeren Länder. „Deshalb sollten die Christen sich für einen uneingeschränkten<br />
Protektionsabbau für Produkte aus den Entwicklungsländern einsetzen.“ 105<br />
Man kann „die Bereitstellung von Kapitalien und ihre Annahme in Form von Darlehen durchaus<br />
als einen Beitrag zur Entwicklung selbst ansehen. Das ist an sich ein wünschenswerter und berechtigter<br />
Vorgang.“ Bei den sich wandelnden Bedingungen der Finanzmärkte kann Wirtschaftshilfe<br />
durch Darlehen allerdings auch zu einem „kontraproduktiven“ Mechanismus werden; und<br />
zwar „weil die Schuldnerländer, um dem Schuldendienst nachzukommen, sich verpflichtet sehen,<br />
Kapitalien auszuführen, die notwendig wären, um ihren Lebensstandard zu heben oder wenigstens<br />
zu halten“. Das sollte die Geberländer dazu veranlassen, „über den ethischen Charakter<br />
der wechselseitigen Abhängigkeiten der Völker nachzudenken“ (SRS 19). 106 Unter solchen Umständen<br />
können Gründe der Solidarität es gebieten, zumindest einen Teil der Darlehensschuld zu<br />
erlassen.<br />
Es kann nicht geleugnet werden, dass die Bevölkerung in einigen der ärmeren Länder der Welt<br />
zu schnell wächst, während die Ressourcen der Erde begrenzt sind. Dazu sagt Papst Paul VI.:<br />
„Es ist richtig, dass zu oft ein schnelles Anwachsen der Bevölkerung für das Entwicklungsproblem<br />
eine zusätzliche Schwierigkeit bedeutet; die Bevölkerung wächst schneller als die zur Verfügung<br />
stehenden Hilfsmittel, und man gerät sichtlich in einen Engpass. Dann ist die Versuchung<br />
groß, das Anwachsen der Bevölkerung durch radikale Maßnahmen aufzuhalten. Der Staat hat<br />
zweifellos innerhalb der Grenzen seiner Zuständigkeit das Recht, hier einzugreifen, eine zweckmäßige<br />
Aufklärung durchzuführen und geeignete Maßnahmen zu treffen, vorausgesetzt, dass<br />
diese in Übereinstimmung mit dem Sittengesetz sind und die berechtigte Freiheit der Eheleute<br />
nicht antasten“ (PP 37; siehe GS 87; SRS 25).<br />
Offensichtlich ist auch Entwicklungshilfe im engsten Sinne als Hilfe in Form von Schenkungen<br />
erforderlich. Regierungen, private Organisationen und private Spender sind die Quellen. Nicht<br />
zuletzt hier sind die reicheren Länder zu großherziger und selbstloser Hilfe für die Notleidenden<br />
aufgerufen. „Die Entwicklungshilfe muss auch unter schweren Opfern, erheblich ausgeweitet<br />
werden.“ 107<br />
Was die konkreten Projekte anbetrifft, raten Experten, dass die wirtschaftliche Entwicklungshilfe<br />
„nicht mit der Errichtung von Prestige-Großbetrieben beginnen, sondern bei der Förderung arbeitsintensiver<br />
Maßnahmen im Bereich der Substrukturen ansetzen [sollte]: Bau von Straßen,<br />
Brücken, Eisenbahnen, Wasserleitungen und so weiter. Zugleich müssen zahlreiche mittlere und<br />
kleinere Betriebe zur Erzeugung von Konsumgütern (Textilbetriebe, Möbelwerkstätten, Betriebe<br />
zur Herstellung von Hausrat und dergleichen) geschaffen werden, damit den beim Aufbau der<br />
Substrukturen verdienten Löhnen ein entsprechendes Konsumgüterangebot gegenübersteht.<br />
Sonst steigen die Preise und die Verelendung bleibt dieselbe“ 108 . Dies deckt sich mit den Gedanken<br />
von A.T. Ariayaratne, einem Ökonomen aus Sri Lanka. Entwicklung sollte an den Traditionen<br />
und Werten eines Volkes anknüpfen und ganz unten ansetzen. „Zunächst sollten das auf<br />
dem Niveau des Volkes vorherrschende Wissen sowie die verfügbaren örtlichen Ressourcen genutzt<br />
werden. Schrittweise und in angepasster Form könnte das Wissen auf ein fortgeschrittenes<br />
Niveau angehoben werden. Nationale Entwicklungspläne sollten nicht nur teilweise, sondern<br />
insgesamt auf dieser breiten Basis der Teilnahme aller aufgebaut werden. Sie sollten zunächst<br />
auf die Grundbedürfnisse des Volkes ausgerichtet sein, nicht aber auf die künstlich geschaffenen<br />
105 Lachmann: Leben wir auf Kosten der Dritten Welt? 92 f.<br />
106 Die Frage der internationalen Schulden erfährt eine detaillierte Behandlung von der päpstlichen Kommission Justitia et Pax in<br />
deren Dokument Im Dienste der menschlichen Gemeinschaft: Ein ethischer Ansatz zur Überwindung der internationalen Schuldenkrise,<br />
hrsg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1987 (= Arbeitshilfen 50).<br />
107 J. Kard. Höffner: „Die Weltwirtschaft im Licht der Katholischen Soziallehre“, in: L. Roos (Hrsg.): Stimmen der Kirche zur<br />
Wirtschaft, Köln: Bachem M986 (= Beiträge zur Gesellschaftspolitik 26), 47.<br />
108 Ebd., 47-48.<br />
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