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Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis

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dererseits gibt es im Wirtschaftsleben Verpflichtungen und Loyalitäten, die nicht in Gesetzen<br />

gefasst werden können. Fairness und Loyalität sollten die Beziehungen des Managements zu den<br />

Kunden, Zulieferern, Konkurrenten und nicht zuletzt auch zu den Arbeitnehmern kennzeichnen.<br />

Gerade im Wirtschaftsleben lässt die Ehrlichkeit oft zu wünschen übrig. „Anhänger der sozialen<br />

Marktwirtschaft betonen, dass eine nachdrückliche ethische Erziehung Grundvoraussetzung für<br />

das Funktionieren dieser Wirtschaftsform ist.“ 75<br />

„Das Ziel muss in jedem Fall sein, das Unternehmen zu einer echten menschlichen Gemeinschaft<br />

zu machen“ (MM 91). Gründe der Gewinnerzielung und Kosteneinsparung können niemals als<br />

Vorwand dienen, die Werte echter Menschlichkeit — die wahren Ziele der Wirtschaft — außer<br />

Acht zu lassen. Die Achtung dieser Werte erhöht letztlich auch die Ertragsfähigkeit. Der englische<br />

Fabrikbesitzer Robert Owen hat in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts einmal bemerkt,<br />

dass die Erfahrung uns lehrt, dass eine gepflegte Maschine besser und zuverlässiger arbeitet<br />

als eine schmutzige. Um wie viel mehr werden erst Menschen an Kraft und Leistungsfähigkeit<br />

zunehmen, wenn man sie gut und sorgfältig behandelt? Unternehmer erkennen immer<br />

mehr die Notwendigkeit der Kommunikation, der gegenseitigen Rücksichtnahme und Solidarität<br />

zwischen Management und Arbeitnehmern.<br />

3. Verbraucherethik<br />

Die Frage der Wirtschaftsethik ist grundsätzlich auch eine der Ethik des Konsums. Die Nachfrage<br />

der Verbraucher bestimmt weitgehend und sogar entscheidend die Produktion. Die Ethik des<br />

Konsums erhält eine besondere Bedeutung unter Bedingungen eines erhöhten Lebensstandards,<br />

der leicht zu Luxus und Verschwendung verführt. Aber „jeder sozialwirtschaftlich nicht verantwortliche<br />

Luxuskonsum bildet einen Verstoß gegen den sozialethisch gebotenen Sparsinn, gegen<br />

die Konsumethik“ 76 . Wünsche und Entscheidungen der Verbraucher müssen sich an den materiellen<br />

und kulturellen Aufgaben orientieren, die sich aus der Zweckbestimmung des Menschen<br />

und aus den Bedürfnissen des Gemeinwohls ergeben, und zwar nicht nur des Gemeinwohls eines<br />

einzelnen Landes, sondern dem der ganzen Menschheit und der gesamten Schöpfung.<br />

In dieser Hinsicht kommt den Privathaushalten eine wichtige Rolle zu. Was von ihren wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen abhängt, zeigt die Tatsache, dass mehr als die Hälfte des Volkseinkommens<br />

durch die Hände privater Haushalte läuft. 77 Nachfrage und Konsum bestimmen die<br />

Volkswirtschaft ebenso wie Produktion und Investition.<br />

Moderne Wohlfahrtsgesellschaften sind von einer Mentalität großzügigen Verbrauchs gekennzeichnet.<br />

Die Einstellungen des Nehmens und sich Bedienens sind sehr ausgeprägt auf Kosten<br />

der Bereitschaft zu dienen und beizutragen. Vor allem der Staat wird als eine Institution angesehen,<br />

die — wie ein Zauberer — aus unerschöpflichen finanziellen Quellen für alle Dienste leisten<br />

und möglichst niemandem etwas abnehmen soll. Während verschiedene Formen des Egoismus<br />

an Boden gewinnen, wird die persönliche Verantwortung geschwächt. Dies muss die Bande<br />

der Solidarität und des Zusammenhalts der Gesellschaft verletzen. Die Soziale Marktwirtschaft<br />

allein kann diesem Defizit nicht abhelfen. Sie muss in die umfassendere Ordnung der höheren<br />

Bestimmung und Berufung des Menschen eingebettet werden.<br />

„Nicht das Verlangen nach einem besseren Leben ist schlecht, sondern falsch ist ein Lebensstil,<br />

der vorgibt, dann besser zu sein, wenn er auf das Haben und nicht auf das Sein ausgerichtet ist.<br />

Man will mehr haben, nicht um mehr zu sein, sondern um das Leben in Selbstgefälligkeit zu<br />

konsumieren. Es ist daher notwendig, sich um den Aufbau von Lebensweisen zu bemühen, in<br />

denen die Suche nach dem Wahren, Schönen und Guten und die Verbundenheit mit den anderen<br />

für ein gemeinsames Wachstum jene Elemente sind, die die Entscheidungen für Konsum, Sparen<br />

75 B. Häring: Frei in Christus, Bd. 3,320.<br />

76 J. Messner: Das Naturrecht,999.<br />

77 Siehe J. Messner: Das Naturrecht, 1000.<br />

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