19.11.2013 Aufrufe

Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis

Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis

Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

weltverträglichkeit der Produktion und ein bestimmtes, vom Weltgemeinwohl her gefordertes<br />

Maß an Entwicklungshilfe“ 49 . Das Adjektiv „sozial“ ist nicht nur ein schmückendes Beiwort im<br />

Namen des Systems. Es drückt vielmehr einen wesentlichen Bestandteil und eine grundlegende<br />

Verpflichtung dieser Wirtschaftsordnung aus.<br />

Die Versorgung der sozial Schwachen, z. B. der Arbeitslosen, der wegen Behinderung, Krankheit<br />

oder Alter Arbeitsunfähigen, der allein erziehenden Elternteile, greift ein berechtigtes Anliegen<br />

des Sozialismus auf: gerechte Lebensbedingungen für alle zu schaffen. Aber entgegen der<br />

Tendenz sozialistischer Gesellschaften zum Zentralismus begünstigt die Soziale Marktwirtschaft<br />

soweit wie möglich eine Dezentralisierung der Fürsorge für die sozial Schwachen durch Einbeziehung<br />

intermediärer Gruppen, wie Kirchen, karitative Organisationen, Nachbarschaften und<br />

andere freiwillige Vereinigungen.<br />

In der Sozialen Marktwirtschaft bleiben die wirtschaftliche Betätigung und das politische System<br />

voneinander getrennt, d. h. die Wirtschaftsplanung ist nicht — zumindest nicht primär — Aufgabe<br />

des Staates. Die Wirtschaftsplanung bleibt hauptsächlich in der Kompetenz der privaten<br />

Unternehmer. Nur auf eine subsidiäre Weise ist der Staat zum Eingreifen berufen, und zwar in<br />

dem Maße, wie dies erforderlich ist, um ernsthafte Verzerrungen und Ungerechtigkeiten im<br />

Wirtschaftsprozess zu verhindern und um zu garantieren, dass die Wirtschaft ihren Zweck erfüllt.<br />

Gegenüber der Zentralverwaltungswirtschaft hat die Soziale Marktwirtschaft mehrere Vorteile.<br />

Sie eröffnet Freiräume für alle am Wirtschaftsprozess Beteiligten. Auch die Masse der Bevölkerung<br />

profitiert von ihr in den Bereichen des Konsums, des Sparens, der Vermögensbildung und<br />

der freien Wahl des Berufes und des Arbeitsplatzes. Sie bewirkt eine effizientere Nutzung der<br />

Produktionsmittel, eine größere Fähigkeit der Anpassung an den gesellschaftlichen Wandel und<br />

eine deutlichere Fähigkeit zu Innovationen. Die Marktwirtschaft ist allgemein besser in der Lage,<br />

Probleme zu lösen. In ihr haben die ihrer Natur nach überschaubaren, kleineren und mittleren<br />

Unternehmen, die leistungsfähig sind, eine gute Chance zu überleben und zu wachsen. Ein starker<br />

Mittelstand ist das Herz der Marktwirtschaft. Als Pfeiler wirtschaftlicher Stärke garantiert er<br />

das Funktionieren eines dynamischen Wettbewerbs. Soziale Marktwirtschaft und mittelständische<br />

Unternehmen sind zwei Seiten einer Münze.<br />

Nach dem bisher Geschilderten kann man sagen, dass die Soziale Marktwirtschaft weitgehend<br />

die Ziele der Katholischen Soziallehre verwirklicht. „Die Katholische Soziallehre hält die Marktwirtschaft<br />

für die richtige Grundform der Wirtschaftsordnung.“ 50 Mehr als andere Wirtschaftsordnungen<br />

stimmt die Soziale Marktwirtschaft mit den Grundsätzen der Katholischen Soziallehre<br />

überein.<br />

Entwicklungsländer vertreten wiederholt die Ansicht, dass die Soziale Marktwirtschaft auf internationaler<br />

Ebene sehr unbefriedigend sei. In dieser Ordnung gibt es jedoch Vor- und Nachteile<br />

für beide Seiten. Auch die Industrieländer fühlen sich durch eine freie internationale Handelspolitik<br />

bedroht, weil sie ihre Märkte für die billigeren Güter aus den sog. Niedriglohnländern öffnet.<br />

Anpassungen müssen von beiden Seiten erfolgen. Eine Lösung der internationalen Wirtschaftsprobleme<br />

kann aber nur von der Marktwirtschaft erwartet werden, wenn auch dazu gewisse<br />

gemeinsame Spielregeln erforderlich sind, nicht jedoch von einem System zentraler Planung.<br />

49 L. Roos: Kirche und Wirtschaft in der Verantwortung für die Zukunft der Weltwirtschaft, in: ders. (Hrsg.): Stimmen der Kirche<br />

zur Wirtschaft, 20<br />

50 J. Kard. Höffner: Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik, 24. Zustimmung zur „Marktwirtschaft“ bringt auch Johannes Paul<br />

II. zum Ausdruck (vgl. CA 42). Theodor Herr stellt folgende Affinitäten zwischen Sozialer Marktwirtschaft und der Katholischen<br />

Soziallehre heraus. Beide verteidigen die menschliche Freiheit und streben nach größtmöglicher Selbstbestimmung, Verantwortung<br />

und Kreativität im Wirtschaftsprozess. Beide weisen der Leistung und dem Wettbewerb in der Wirtschaft eine grundsätzlich<br />

positive Rolle zu. Beide befürworten Privateigentum und Privatwirtschaft. Sie treten ein für die Prinzipien der Subsidiarität und<br />

des Gemeinwohls und betonen soziale Verantwortung (Katholische Soziallehre. Eine Einführung, Paderborn: Bonifatius<br />

1987,140—142).<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!