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Karl-Heinz Peschke WIRTSCHAFT AUS ... - Ordo Socialis

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) Das letzte Ziel der Wirtschaft<br />

Dies kann kein anderes sein als das des menschlichen Lebens überhaupt. Dieses liefert den umfassenden<br />

Rahmen, der moralische Urteile ermöglicht und die Grundlage ihrer Gültigkeit darstellt.<br />

Sein richtiges Verständnis ist deshalb von entscheidender Bedeutung. Johannes Paul II.<br />

schreibt: „Den letzten Sinn des Lebens und seine Grundwerte wieder zu erfassen, ist die große<br />

Aufgabe, die sich heute für die Erneuerung der Gesellschaft stellt. Nur das verantwortungsbereite<br />

Wissen um den Vorrang dieser Werte erlaubt eine wirklich auf die Förderung der menschlichen<br />

Person in ihrer ganzen Wahrheit, Freiheit und Würde ausgerichtete Anwendung der durch<br />

die Wissenschaften dem Menschen in die Hand gegebenen ungeheuren Möglichkeiten.“ 19 Nach<br />

christlicher Ethik besteht dieser Zweck im Dienst an der Verherrlichung Gottes, in der Aufrichtung<br />

seines Königreiches der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens und in der Verwirklichung<br />

seines Schöpferplanes für die Welt. Selbst wenn für Nicht-Christen die Wirklichkeiten<br />

von Gottes Verherrlichung und seinem Königreich nur begrenzte oder gar keine Bedeutung haben,<br />

werden diese Menschen doch der Konkretisierung dieser Begriffe im Ziel der weiteren Entfaltung<br />

des Schöpfungswerkes zustimmen können. Natürlich werden sich Christen bewusst sein,<br />

dass sie auf dem Wege zu diesem Ziel der Führung durch Gottes Heiligen Geist bedürfen, der<br />

allein den Plan dieses Werkes kennt.<br />

In Bezug auf diese Welt erfolgt Gottes Verherrlichung durch die fortwährende Verwirklichung<br />

seines Planes in der Geschichte. Die Menschen dürfen zu Recht „überzeugt sein, dass sie durch<br />

ihre Arbeit das Werk des Schöpfers weiterentwickeln, dass sie für die Wohlfahrt ihrer Brüder<br />

sorgen und durch ihre persönliche Bemühung zur geschichtlichen Erfüllung des göttlichen Plans<br />

beitragen“ (GS 34; siehe auch 57 und 67). Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich der Mensch<br />

die Möglichkeiten dieser Erde nutzbar machen, durch seine Arbeit die Natur und sich selbst entfalten,<br />

und die Zusammenarbeit sowie den Prozess konstruktiver Sozialisation in Staat, Wirtschaft<br />

und Politik fördern. 20 Ein Leben ist menschenwürdig, wenn es den Menschen in die Lage<br />

versetzt, nach besten Kräften zur Erfüllung dieser Zwecke beizutragen. Die Wirtschaft darf<br />

diese Ziele nie aus dem Auge verlieren.<br />

Die Meinungen der Menschen über den geeignetsten Weg zu den hier dargestellten Zielen — das<br />

Gemeinwohl, die existentiellen Zwecke, das Königreich Gottes und sein Schöpferplan — gehen<br />

mitunter auseinander. Wir sind uns darüber im Klaren, „dass der Schritt vom Grundsatz zur politischen<br />

Anwendung komplex und schwierig ist“. Die ethischen Werte und Ziele „müssen in<br />

Wechselwirkung treten mit empirischen Daten, mit historischen, sozialen und politischen Gegebenheiten<br />

und auch mit dem Wettbewerb um begrenzt vorhandene Ressourcen“ 21 . Die Richtigkeit<br />

des konkreten Urteils in Fragen der Wirtschaft hängt deshalb nicht nur von der moralischen<br />

Kraft der Grundsätze, sondern auch von der Genauigkeit der Information des Urteilenden ab. In<br />

der Auswertung der Daten sind mitunter verschiedene Interpretationen möglich.<br />

Gleichwohl bleiben die ethischen Grundsätze wesentlich für wirtschaftliche Entscheidungen und<br />

für die Wirtschaftspolitik. Die von der Moraltheologie beschriebenen Ziele und weiteren, detaillierten<br />

Ableitungen geben eine fest umrissene Orientierung, die klar genug ist für eine Unterscheidung<br />

im Grundsätzlichen und ein vernünftiges Urteil.<br />

19 Apostolisches Schreiben „Familiaris Consortio“(l981), Nr. 8.<br />

20 Eine eingehende Beschreibung des letzten Zieles und seiner spezifischen Konsequenzen findet sich bei <strong>Karl</strong> H. <strong>Peschke</strong>:<br />

Christian Ethics. Bd. 1, Alcester/Dublin: C. Goodliffe Neale •1989,87-99.<br />

21 Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten von Amerika: Wirtschaftliche Gerechtigkeit für alle, Nr. 134.<br />

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