Palastbauten Skriptum - Deutsche Schule Rom

Palastbauten Skriptum - Deutsche Schule Rom Palastbauten Skriptum - Deutsche Schule Rom

19.11.2013 Aufrufe

Die Räume werden dabei sukzessive verkleinert. Entscheidend, dass die Türöffnungen der Säle so auf einer Linie liegen, daß sich für den Blick und für das Durchschreiten eine durchgehende Achse ergibt. Der Papst konnte auf dieser Blickachse in seiner Sänfte sitzend und schon von weitem sichtbar in die großen Audienzsäle getragen werden; sein Erscheinen wurde in der langen Raumflucht inszeniert. Dieses Schema der Raumanordnung ist als 'enfilade' bekannt geworden und hat dann in der Folge im europäischen Schloßbau der frühen Neuzeit die Anordnung der repräsentativen Räume bestimmt. Die Fassadengliederung des Palazzo della Cancelleria 1487/88 begonnen, war die Hauptfassade bereits 1495 vollendet, die Errichtung der anderen Trakte dauerte noch bis in die Jahre um 1510. Der Architekt, der vor allem Ideen Leone Battista Albertis aufgegriffen hat, ist unbekannt. Mit ihren riesigen Ausmaßen und der weitgehend regelmäßigen und symmetrischen Anlage setzte die Fassade der Cancelleria in Rom neue Maßstäbe.Mit der Cancelleria entstand die erste Palastfassade in Rom, die architektonisch wirklich gegliedert ist. In ihrem dreistöckigen Aufbau beschränkt sich die Superposition allerdings auf die beiden oberen Stockwerke der Fassade. Dadurch werden die vornehmen Obergeschosse des Palastes ausgezeichnet und der untere Abschnitt als Sockelgeschoß ausgewiesen. Die beiden Stockwerke der Pilasterordnung (Pilaster= Teilpfeiler in Mauer eingearbeitet) stehen jeweils auf einem sockelartigen Band, das als Fenstersohlbank auch den Fenstern ihren Platz in der Fassadenfläche zuweist und Halt gibt. Dieser Streifen mit seinem abschließenden Gesims unterstreicht wie das Gebälk die kontinuierlich durchlaufende Horizontale sehr nachdrücklich. In jedem der beiden oberen Stockwerke sind zwei verschiedene Formen der Pilastertravée zu unterscheiden, die sich gegenseitig abwechseln: Eine Schmaltravée, hier sind die Pilaster eng zusammen, nur mit der Plattenrustika

gefüllt. Und eine breitere Fenstertravée mit Fensteröffnungen und Ziermotive wie etwa die kleinen Tondi (kreisrundes Bildwerk) mit Rosetten Am Anfang und am Ende der langen Front wird der durchgehende Rhythmus der Abfolge a-b-a-b-a unterbrochen. Gebäudeteile treten leicht hervor. Nach dem italienischen Wort 'risalire' (zurückgehen) wird ein solches Vortreten eines Wandabschnitts als Risalit bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich um einen Eckrisalit, der Anfang und Ende der langen Fassade markiert. Die Risalite haben ein selbständiges Dreiermotiv von schmal-breit-schmal nach dem Schema von a-b-a. Die Cancelleria ist die erste Palastfassade der frühen Neuzeit, an der dieses wichtige und dann vor allem im Barock vielfach angewandte Motiv der Fassadenkunst in Erscheinung tritt. Der Typus von Bramantes Palazzo Caprini Diese Grundkonzeption war eine Erfindung Donato Bramantes, der für den Kleriker Adriano Caprini in den Jahren zwischen 1501 und 1510 einen Palast errichtet hat. Dieser wurde dann 1517 von Raffael erworben und ist daher auch unter den Namen 'Casa di Raffaelo' oder 'Casa Bramante' bekannt geworden.(Das Gebäude existiert heute nicht mehr) Die Grundidee dieses Fassadentypus besteht darin, die Fassade in nur zwei Stockwerken anzulegen und die Kontraste zwischen diesen Stockwerken nach Möglichkeit auszureizen: im Sockelgeschoß eine schwere Bossenrustika darüber im 'piano nobile' ein Stockwerk, das von einer aufwendigen Säulenordnung bestimmt wird. Der Palazzo Caprini ist in seiner entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung sehr hoch einzuschätzen. Er bot erstmals eine Fassade mit Formen von einer geradezu drängenden plastischen Fülle, und er erzielte eine neuartige Monumentalität, die in der römischen Frührenaissance nichts vergleichbares hat. Der extreme Kontrast zwischen dem Erdgeschoß und dem oberen Stockwerk beruht auf einer ganzen Reihe von baukünstlerischen Maßnahmen: • Zum einen kommt hier die Fläche der Wand zur Geltung, eine glatte, fein verputzte Wand, die nichts mit der felsigen Oberfläche der Bossen zu tun hat. • Das andere Moment ist die vorgelegte Ordnung dorischer Säulen. • Hinzu treten die aufrechten und schlank proportionierten Fensterädikulen mit ihren zierlichen Profilen sowie die Balustraden, welche die Brüstungen der Balkonfenster bilden. Der Oberstock stellt sich also als eine andere Welt dar als der Sockel, eine Welt, die von reicher Fülle ist und durch ihren kultivierten Ton unmißverständlich klar macht, was ein ‘piano nobile’ ist - das Stockwerk der vornehmen Herrschaft.

Die Räume werden dabei sukzessive verkleinert. Entscheidend, dass die Türöffnungen der Säle so auf einer Linie<br />

liegen, daß sich für den Blick und für das Durchschreiten eine durchgehende Achse ergibt. Der Papst konnte auf<br />

dieser Blickachse in seiner Sänfte sitzend und schon von weitem sichtbar in die großen Audienzsäle getragen<br />

werden; sein Erscheinen wurde in der langen Raumflucht inszeniert. Dieses Schema der Raumanordnung ist als<br />

'enfilade' bekannt geworden und hat dann in der Folge im europäischen Schloßbau der frühen Neuzeit die<br />

Anordnung der repräsentativen Räume bestimmt.<br />

Die Fassadengliederung des Palazzo della Cancelleria<br />

1487/88 begonnen, war die Hauptfassade bereits 1495 vollendet, die Errichtung der anderen Trakte dauerte noch<br />

bis in die Jahre um 1510. Der Architekt, der vor allem Ideen Leone Battista Albertis aufgegriffen hat, ist<br />

unbekannt.<br />

Mit ihren riesigen Ausmaßen und der weitgehend regelmäßigen und symmetrischen Anlage setzte die Fassade der<br />

Cancelleria in <strong>Rom</strong> neue Maßstäbe.Mit der Cancelleria entstand die erste Palastfassade in <strong>Rom</strong>, die<br />

architektonisch wirklich gegliedert ist. In ihrem dreistöckigen Aufbau beschränkt sich die Superposition allerdings<br />

auf die beiden oberen Stockwerke der Fassade. Dadurch werden die vornehmen Obergeschosse des Palastes<br />

ausgezeichnet und der untere Abschnitt als Sockelgeschoß ausgewiesen.<br />

Die beiden Stockwerke der Pilasterordnung (Pilaster= Teilpfeiler in Mauer eingearbeitet) stehen jeweils auf<br />

einem sockelartigen Band, das als Fenstersohlbank auch den Fenstern ihren Platz in der Fassadenfläche zuweist<br />

und Halt gibt. Dieser Streifen mit seinem abschließenden Gesims unterstreicht wie das Gebälk die kontinuierlich<br />

durchlaufende Horizontale sehr nachdrücklich.<br />

In jedem der beiden oberen Stockwerke sind zwei verschiedene Formen der Pilastertravée zu unterscheiden, die<br />

sich gegenseitig abwechseln: Eine Schmaltravée, hier sind die Pilaster eng zusammen, nur mit der Plattenrustika

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!