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Inhalt I. Einleitung ...........................................................

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GUSTAV MAHLER: REVELGE. GEDICHTINTERPRETATION UND MUSIKALISCHE ANALYSE.<br />

bleibende Rhythmus erinnern bereits – ohne entsprechend vertont zu werden – an<br />

Marschieren, dies wird hervorgehoben durch den Refrainvers „Tralali, Tralalei,<br />

Tralala,“, er lautmalerisch, verstärkt durch die zusätzliche Füllsilbe zwischen den<br />

Hebungen, bereits das Trommeln nachahmt. 29<br />

In der zweiten bis vierten Strophe wird der Sprachrhythmus im jeweils ersten Vers<br />

gestört, da es sich dreihebige statt vierhebige Verse handelt, die entsprechend mehr<br />

Füllsilben aufweisen. In der zweiten Strophe kann dies mit dem Stolpern des Tambours<br />

in Verbindung gebracht werden, da er hier gerade von einer Kugel getroffen wurde.<br />

Außerdem sind diese drei ersten Verse jeweils Appell-Verse, sie beginnen alle drei mit<br />

„Ach Bruder“ (bzw. die vierte Strophe mit „Ach Brüder“).<br />

In der ersten Strophe werden gewissermaßen die äußeren Umstände des Tambours<br />

beschrieben. In der zweiten, die ja in direkter Rede gefasst ist, wird die gegenwärtige<br />

Situation des Trommlers verdeutlicht. Erst in der dritten Strophe, mit der Antwort eines<br />

Kollegen, wird die Ausweglosigkeit der Situation – nicht nur für den Tambour, sondern<br />

für alle Figuren – klar. 30 Die vierte Strophe stellt einen inneren Wendepunkt des<br />

Tambours dar. Die Ausweglosigkeit wird ihm zunehmend selbst bewusst. Der<br />

identische Reim der ersten zwei Verse, „vorüber“, eckt an und macht auf die<br />

Zweideutigkeit des Wortes aufmerksam. Sensibilisiert auf Mehrdeutigkeit fragt man<br />

sich im dritten Vers unwillkürlich, wer denn mit „Lumpenfeind“ gemeint ist – denn da<br />

die „Brüder“ den Trommler so seinem Schicksal überlassen (müssen), könnten damit<br />

durchaus auch diese gemeint sein. Ebenso ist der letzte Vers der Strophe nicht<br />

eindeutig: „Ihr tretet mir zu nah“. Eigentlich meint der Vers im Sprachgebrauch ein<br />

indiskretes Äußern oder Handeln zum Gefühlsleben oder zur Intimität einer Person.<br />

Hier ist der Vers aber eher wörtlich zu verstehen – denn die vorüberziehenden Brüder<br />

und der vorbeiziehende Feind könnten durchaus aus Versehen auf einen auf dem Weg<br />

liegenden, gestürzten Körper treten oder ihm gefährlich nahe kommen.<br />

Im fünften Vers wird nun endlich die Trommel zur Hand genommen, allerdings als<br />

Instrument, welches verhindern soll, dass der Spieler „sich verliert“, d. h. die Fassung<br />

verliert in Anbetracht der Todesaussicht. Mit dem Trommeln bleiben nun auch die<br />

Strophen in ihrem Versschema, das Instrument gibt sozusagen den Rhythmus vor.<br />

29<br />

30<br />

Hilmar-Voit, Renate: Im Wunderhorn Ton. Gustav Mahlers sprachliches Kompositionsmaterial bis 1900,<br />

Tutzing 1988, S. 236.<br />

Bisher handelte es sich bei den Reimen stets um einfache Reime, Vers drei und fünf der dritten<br />

Strophe beschreiben jedoch einen unreinen Reim: „Gott“ und „Tod“ – als würden Gott und Tod zwar<br />

zusammen gehören aber nicht zusammen passen.<br />

FY GADIOT 8

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