Ein Vertreter der Reinzucht in der Pose einer Statue ... - Der Trakehner

Ein Vertreter der Reinzucht in der
Pose einer Statue: Herzzauber-Sohn
Guzzi, heute in Belgien bei Ehepaar
Samyn zu Hause, hier auf dem
Wiesenhof in Krefeld wunderbar in
Szene gesetzt.
Foto: Barbara Schnell

Vortrag anlässlich des II. Internationalen Töchtertreffens
| ZUCHT
Die Regeln
der Trakehner Reinzucht
Das Zuchtprinzip der Reinzucht gehört zu den besonders charakteristischen
Merkmalen der Trakehner Reitpferdepopulation. Und dieses Merkmal teilen die Trakehner
in dieser Konsequenz mit keiner anderen Reitpferdezucht.
ie Reinzucht hat eine sicher über 100-jährige Tradition.
D
Wenn man auch sagen muss, dass zum Beispiel so manche
Halbbluthengste, die im 19. Jahrhundert vorwiegend aus
England nach Trakehnen importiert wurden, heute nicht mehr
den Anforderungen der Reinzucht entsprechen würden. Denn
diese Hengste wiesen in ihren Pedigrees durchaus zum Teil größere
Lücken auf. Das gilt sogar noch für in Ostpreußen geborene
Pferde: Der bekannteste Vertreter mit einer etwas lückenhaften
Abstammung ist zweifellos der Hauptbeschäler DAMPFROSS,
der Vater von Pythagoras.
Der letzte Sündenfall in der Geschichte der Trakehner Reinzucht
geschah in Trakehnen, wo von 1921 bis 1923 der französische
Anglo-Normanne Floral zum Einsatz kam. Die ostpreußischen
Pferdezüchter lehnten die Anerkennung dieser Kreuzungsprodukte
aus Trakehnen ab. Floral wurde daraufhin nach Westfalen verkauft
und blieb ohne nachhaltige züchterische Wirkung in Trakehnen
und Ostpreußen. Schon damals war die Reinzucht also eine
Frage der züchterischen Kultur.
Der Paragraf 27 der Satzung des Trakehner Verbandes behandelt
die Zuchtmethode: „Das Zuchtziel wird mit der Methode
der Reinzucht angestrebt. Das schließt jedoch die Hereinnahme
von Genen englischen und arabisches Vollblutes sowie von
Shagya- und Anglo-Arabern mit ein. Art und Umfang der
Einbeziehung von Hengsten anderer Populationen, die zur
Erreichung der im Zuchtprogramm festgelegten Ziele förderlich
sind, müssen im Einzelfall durch Beschluss des Gesamtvorstandes
bestimmt werden. Der Beschluss muss einstimmig
erfolgen.“ Der Gesamtvorstand hat 15 Mitglieder. Theoretisch
kann dieses Gremium bei Einstimmigkeit also auch den Zuchteinsatz
eines Hannoveraner Hengstes befürworten.
Die Definition
Glücklicherweise konnten 1996 nach der Konferenz von Stuttgart
die Regeln für die Reinzucht einheitlich definiert werden. Dabei
lautet die zentrale Anforderung an ein rein gezüchtetes Trakehner
Pferd: „Der erste fremde Ahne darf frühestens in der 6.
Generation auftreten.“
Diese Definition sollte zukünftig präzisiert werden, denn es
stellt sich die Frage, ob die Trakehner Züchter als fremden Ahnen
auch einen Kaltblüter oder ein Pony im Pedigree haben wollen.
Denn theoretisch könnte sich nach dieser Definition auch aus einer
Kaltblutstute oder einer Ponystute eine eigene Trakehner
Mutterfamilie gründen.
Seit 1996 sind jedes Jahr etwa ein bis zwei Pferde – vorwiegend
Stuten – über den Beschluss des Gesamtvorstandes in das Trakehner
Zuchtprogramm aufgenommen worden. Auch die Abstammung
von BIOTOP bedurfte einer Genehmigung durch den Gesamtvorstand.
Denn die in der 6. Generation auftretende Stute
Domra ist eine 1933 geborene brandenburger Stute aus dem
Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt/Dosse gewesen.
Auf der anderen Seite kann der Gesamtvorstand des Trakehner
Verbandes in seiner Eigenschaft als Zuchtausschuss aber auch
Ausnahmen beschließen: Beispiel WAITAKI. Er gilt als ukrainisches
Sportpferd Trakehner Abstammung. Sein „wunder Punkt“
SO., 1. MÄRZ
Beginn: 11.00 Uhr
Polytraum - Arpeggio
Licotus - Rosenkavalier
Dinard L - Renaldo
Donnerbube I - Lord
Bartholdy - Athenagoras xx
Lord Sinclair - Landadel
Schwadroneur - Sokrates
Rosenkavalier - Mon Cherie
Gestüt Domselshof
Genender Weg 4
47647 Kerken-Nieukerk
Tel.: 0 28 31 - 8 08 04
Fax: 0 28 31 - 9 87 21
e-mail: info@domselshof.de
Internet: www.domselshof.de
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ZUCHT | Vortrag anlässlich des II. Internationalen Töchtertreffens
Einer der wichtigsten Vererber in
Trakehnen war der 1916 in ostpreußischer
Privatzucht geborene Hengst Dampfross.
Er maß nur 159 cm Stockmaß, hatte den
Makel einer lückenhaften Ahnenreihe
mütterlicherseits – und war Vater zahlreicher
hochwertiger Hengste, darunter
4 Hauptbeschäler.
in der Abstammung lag sogar in der 4. Generation und musste
vom Gesamtvorstand abgesegnet werden.
Wie sehr das Prinzip der Reinzucht die Gemüter erhitzt,
konnte vor einigen Jahren beobachtet werden, als die Hereinnahme
fremder Gene anderer Reitpferderassen in die Trakehner Population
öffentlich diskutiert wurde. Es wurde deutlich, dass dieses
Thema für die große Mehrheit der Trakehner Züchter nicht
einfach ein normaler Tagesordnungspunkt war, sondern fast eine
Glaubensfrage. Damit hat dieser Punkt schon den Charakter einer
Religion.
Trakehner in den Warmblutzuchten
Eine seit dem Krieg erfolgreiche Methode zur Verbesserung des
Zuchtfortschritt in anderen Reitpferdezuchten ist der Einsatz von
Trakehner Blut. Dies geschah vorwiegend über die Hengstseite.
Und hier sind vier aktuelle Beispiele:
Matinee war das meist umjubelte Pferd auf den Weltreiterspielen
2006 in Aachen. Die Tochter des Trakehner Hengstes Silvermoon
aus einer dänischen Warmblutstute gewann unter Andreas
Helgstrand die Bronzemedaille in der Einzelwertung.
Hotline ist der bis heute noch teuerste jemals auf einer Körung
verkaufte Junghengst. Der Hofrat-Sohn war Siegerhengst bei
den Hannoveranern in Verden und kostete 2005 einen Zuschlagspreis
von 800.000 Euro.
Painted Black ist eines der erfolgreichsten aktuellen Dressurpferde
im Stall der Doppel-Olympiasiegerin Anky van Grunsven. Er
ist ein Sohn des Gribaldi aus einer holländischen Mutter.
Herzruf’s Erbe ist das neue Spitzenpferd der Olympiasiegerin
Ulla Salzgeber. Er ist ein Sohn des Herzruf aus einer rheinischen
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0700-39 72 88 35
30 | Der Trakehner . 02 | 2009
Warmblutstute und gilt als Zukunftshoffnung
für internationale Championate.
Für die Trakehner ist der Erfolg dieser
Pferde ein Zeichen der hohen züchterischen
Wertigkeit ihrer Vatertiere. Das gilt
im Prinzip auch für besonders herausragende
Pferde, die von Warmblutvätern aus
Trakehner Müttern abstammen. Diese
Zuchtmethode ist in den vergangenen Jahren
populär geworden und führte auf mehreren Auktionen in
Verden, Vechta und Medingen zu Spitzenpreisen. Für die Trakehner
Zuchtpolitik aber ist diese Entwicklung von Nachteil.
Denn während die Hengste sich mehrfach multiplizieren können,
bringen die Stuten nur 1 Fohlen pro Zuchtjahr und wenn sie von
einem andersrassigen Hengst gedeckt werden, gehen sie der Trakehner
Zucht verloren.
Die Reinzucht ist auch so etwas wie ein kulturelles Handwerk
in der Entwicklung des Trakehner Pferdes als Sportpferd. Kurzfristig
bringt die Reinzucht auf den Absatzmärkten der Zuchtprogramme
vielleicht weniger Wettbewerbsvorteile und erfordert einen
längeren wirtschaftlichen Atem von den Züchtern. Aber
langfristig sind alle beteiligten Sportpferdezuchten froh, Pferde
auf der Basis dieser Zuchtmethode nutzen zu können.
Deshalb ist es wichtig, dass der Zuchtfortschritt der Trakehner
mit dem Tempo der Kreuzungszuchten, wie zum Beispiel Hannover,
Oldenburg oder Westfalen, mithält. Bisher ist dies gelungen.
Und umso wichtiger ist es, dass die Trakehner Züchter die
Trakehner Genetik vermehrt weltweit betrachten.
Lars Gehrmann
Foto: Archiv Schulte
Zwei Vertreterinnen der
Zukunft: die jungen
Prämienstuten Persiflaya
(li.) und Perisade (re.) von
Freudenfest aus der Zucht
von Hans Elsweiler,
Eschershausen.
Foto: Ulrike Sahm

Vortrag anlässlich des II. Internationalen Töchtertreffens | ZUCHT
Translation
The Principles of Purity in the Trakehner Breed
by Lars Gehrmann, translated by Birgit Timm
The Principles of Pure Breeding belong to the characteristics
of the Trakehner Breed. In its consistency
this principle is not shared by any of the other riding
horse breeds.
Pure Breeding looks back at a tradition of more than
100 years, although one has to say that some half bred
stallions that were imported to Trakehnen mostly from
England would not keep with the principles of today’s
pure breeding.The reason is that these stallions did show
some blanks in their pedigrees. And this also applies even
to horses born in East Prussia: the most renowned example
of a somewhat incomplete pedigree is without doubt
the major sire Dampfross, sire of Pythagoras.
The last Fall of Man in the History of Trakehner Pure
Breeding took place in Trakehnen, were the French Anglo-Norman
Stallion Floral stud at stud from 1921 to
1923. East Prussian breeders refused the recognition of
his cross-bred offspring coming from Trakehnen. As a
result Floral was sold to Westphalia and remained without
any significant breeding influence both in Trakehnen
and East Prussia. Already then the principle of Pure
Breeding was a question of Breeding Culture.
Paragraph 27 of the Rules of the Trakehner Association
deals with the breeding methods: “The breeding
goal is to be achieved by using the principles of Pure
Breeding. However, this includes the use of genes from
the English and Arabian TB as well as Shagya- and Anglo
Arabs. Manner and extent of the inclusion of stallions
of other populations that can promote the breeding
goals established in the breeding program must
be determined in each individual case by the Executive
Board. The resolution has to be unanimous.”
The Executive Board has 15 members. In the case of
a unanimous decision this body can, in theory, advocate
the use of a Hanoverian stallion.
Definition
Following the Stuttgart Meeting in 1996, unified rules
for pure breeding could luckily be established. In accordance
to these, a purebred Trakehner horse must meet
the following central requirement: “The first ancestor
of different blood may occur at the earliest in the 6th
generation.”
This definition needs to be stated more precisely in
the future, because the question does arise, if the Trakehner
Breeders would also agree to have a draughthorse
or a pony in the pedigree. Because, following this
definition, in theory a draughthorse-mare or a pony
mare could establish her own Trakehner dam line.
After 1996, every year about one to two horses, mostly
mares, were included in the Trakehner Breeding Program
by decree of the Executive Board. Also the Pedigree
of Biotop needed to be accepted by the Executive
Board, as the mare Domra, occurring in the 6th generation,
is a Brandenburg mare born 1933 at the Friedrich
Wilhelm Stud in Neustadt/Dosse.
On the other hand the Executive Board in its property
as Breeding Committee can also make special exceptions:
Example Waitaki. He is regarded as a Ukrainian
sports horse of Trakehner Origin. The “soft spot” in his
pedigree was already in the 4th generation. To this the
Board needed to give its blessings.
Just how much emotion the Principle of Pure Breeding
is able to evoke became obvious when a few years
ago there was a public discussion about opening the
Studbook to other breeding populations. It became very
evident that to the majority of the Trakehner Breeders
this was not just another item on the agenda but indeed
a matter of nearly religious belief!
The Trakehner Horse
in the Warmblood Breeds
A successful method to encourage breeding progress in
other riding horse breeds after the war is the use of Trakehner
Blood. This was done mainly through the stallion.
Here are 4 relevant examples:
Matinee was the most acclaimed horse of the World
Equestrian Games 2006 in Aachen. The daughter of
the Trakehner Stallion Silvermoon won the individual
bronze medal with her rider Andreas Helgstrand.
Hotline is to date the most expensive stallion ever
sold at a stallion approval. The son of Hofrat was
Champion Stallion in Hanover and sold for the knock
down price of 800,000 Euro.
Painted Black is one of the relevantly most successful
dressage horses in the yard of double Olympic Games
winner Anky van Grunsven. He is a son of Gribaldi and
a Dutch mare.
Herzruf’s Erbe is the new Star Horse of Olympic Games
winner Ulla Salzgeber. He is a son of Herzruf and
a Rheinland warmblood mare and is regarded as a future
prospect for the Olympic Games in London.
For the Trakehner Breed the success of these horses
gives evidence of the high breeding values of its sires.
In principle, this also applies for outstanding horses
stemming from warmblood fathers and Trakehner mothers.
This breeding method has become popular in the
last years and has resulted in top prices at several auctions
in Verden, Vechta and Medingen. But as to the Trakehner
Breeding Policy, this development is unfavourable.Whereas
stallions can sire numerous offspring each
breeding year the mares produce only one foal. When
covered by a stallion of a different breed these mares
are lost to the Trakehner breed.
Also, in the development of the Trakehner Horse as a
sports horse pure breeding comes close to being a craft
with cultural value. In the short run pure breeding may
result in fewer competition advantages in the sales
markets of the breeds and asks for more economical
stamina in the breeders. But in the long run all sports
horse breeds involved are happy to be able to use horses
bred by the rules of pure breeding. Therefore it is
important that the breeding progress of the Trakehner
Horse keeps up with that of the cross-breeds like for example
the Hanoverian, the Oldenburg or Westphalia
horse. So far this has been achieved. All the more it is
an issue that the Trakehner Breeders obtain a more global
outlook on Trakehner Genetics.