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Chronik 125 Jahre - Schützengilde Kuppenheim 1863 e.V.

Chronik 125 Jahre - Schützengilde Kuppenheim 1863 e.V.

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<strong>Chronik</strong> der <strong>Schützengilde</strong><br />

von <strong>1863</strong> - 1988<br />

___________________________________<br />

Eine lückenlose <strong>Chronik</strong> der Gilde ist zwar nicht<br />

vorhanden, doch lassen uns einige Zeitungsberichte<br />

aus <strong>125</strong>jähriger Vergangenheit ein Bild<br />

zusammenstellen, das von Höhen und Tiefen<br />

gezeichnet ist. Aus Unterlagen des Archivs der<br />

Stadt Pforzheim ist zu entnehmen, daß das<br />

Schießen in <strong>Kuppenheim</strong> weit früher als im<br />

vergangenen Jahrhundert betrieben wurde.<br />

Einer im Pforzheimer Archiv aufbewahrten<br />

Broschüre mit der Beschreibung eines im <strong>Jahre</strong><br />

1561 stattgefundenen „Großen Preisschießens"<br />

ist zu entnehmen, daß den 1. Preis in Form<br />

eines ausgewachsenen Mastochsens ein Jakob<br />

Castner aus <strong>Kuppenheim</strong> gewonnen hat.<br />

Des-gleichen sind zwei weitere <strong>Kuppenheim</strong>er<br />

als Preisträger genannt, die Geldpreise in<br />

Empfang nehmen durften. So darf angenommen<br />

werden, daß der Schießsport schon lange in<br />

Kuppen-heim beheimatet ist, wenn auch nur<br />

lückenhafte Unterlagen vorliegen und<br />

wahrscheinlich lange Unterbrechungen<br />

stattgefunden haben.<br />

Der Nachweis eines damals schon vorhandenen<br />

Schützenvereins kann mit diesen Unterlagen<br />

allerdings nicht geführt werden. Erst viele <strong>Jahre</strong><br />

später finden wir im Wochenblatt der Rastatter<br />

Zeitung vom 7. November 1862 folgende Notiz:<br />

10<br />

Einladung<br />

Der <strong>Kuppenheim</strong>er Schützenverein, welcher<br />

einen gut eingerichteten Schießstand hat,<br />

macht hiermit bekannt, daß die Schützenfreunde<br />

der Umgegend auf Anmeldung als<br />

auswärtige Mitglieder aufgenommen werden<br />

können.<br />

<strong>Kuppenheim</strong>, den 7. Nov. 1862 Der Vorstand<br />

Dieser Wortlaut im Rastatter Wochenblatt läßt<br />

vermuten, daß die Gründungszeit noch einige<br />

<strong>Jahre</strong> früher zu suchen ist. Leider lassen sich<br />

jedoch ältere Hinweise nicht finden. In den<br />

Folgejahren lassen mehrere Anzeigen des<br />

Schützenvereins erkennen, daß in den <strong>Jahre</strong>n<br />

bis 1870 ein reges Vereinsleben herrschte. So<br />

lautete eine Anzeige im Rastatter Wochenblatt<br />

aus dem <strong>Jahre</strong> <strong>1863</strong>:<br />

Die <strong>Kuppenheim</strong>er Schützengesellschaft gibt<br />

zur Verherrlichung des Geburtstages seiner<br />

königlichen Hoheit des Großherzogs am 6.,<br />

7. und 8. September dieses <strong>Jahre</strong>s ein<br />

„Festschießen", bestehend zu 30 Gaben im<br />

Werth von 300 florentiner Gulden. Es sind<br />

auf 2 Standkehrscheiben von 500 Fuß Entfernung<br />

15 Gaben im Gesamtwerth von 150<br />

florentiner Gulden bestimmt. Wir laden alle<br />

Schießfreunde der Umgegend mit dem<br />

Bemerken hierzu ein, daß Solche, welche<br />

nicht im Besitz von Feldtüchtigen Waffen<br />

sind, deren mit Munition gegen eine kleine<br />

Vergütung per Schuß in der Schießhalle vorrätig<br />

finden.<br />

Das Comite 1. 9. <strong>1863</strong>


Solche und ähnliche Anzeigen im damals 2mal<br />

wöchentlich erscheinenden Wochenblatt lassen<br />

erkennen, daß der Verein unter seinem<br />

Vorsitzenden Franz Lorenz Rammelmayer sehr<br />

aktiv in seinen Tätigkeiten war. Es muß<br />

angenommen werden, das Rammelmayer, der<br />

sicher recht vermögend war, das wirtschaftliche<br />

Fundament des Vereins darstellte.<br />

Rammelmayer war Besitzer des Gasthauses<br />

„Zum Ochsen", das als Postkutschenstation<br />

sicherlich so manchen Reisenden in seinen<br />

Mauern beherbergte. Desgleichen sorgte die<br />

damalige Gastwirtschaft mit großer Kegelbahn,<br />

auf dem heutigen Parkplatz an der Einmündung<br />

Wilhelmstraße in die Friedrichstraße gelegen, für<br />

guten Umsatz. Dieser Mann, dessen Bild in der<br />

Schießhalle zu sehen ist, verdient, doch etwas<br />

näher betrachtet zu werden. Dies wurde<br />

möglich, weil der Enkel dieses Franz Lorenz,<br />

Herr Dipl.-Ing. Alex Rammelmayer, einiges aus<br />

der Familiengeschichte zu erzählen wußte:<br />

Franz Lorens Rammelmayer gehörte als Major<br />

der revolutionären Armee an und floh kurz vor<br />

dem Zusammenbruch 1849 in die Schweiz.<br />

Dabei verlor er in <strong>Kuppenheim</strong> Hab und Gut.<br />

Durch eine Erbschaft seiner 1. Frau, einer Emilie<br />

Götz aus Lichtenau, kam er aber bald wieder zu<br />

einem ansehnlichen Vermögen, das ihm eine<br />

großzügige Unterstützung des Schützenvereins<br />

ermöglichte. Man darf annehmen, daß er die 12<br />

<strong>Kuppenheim</strong>er Schützen nach Mannheim zum l.<br />

Badischen Landesschießen <strong>1863</strong> begleitete und<br />

unterstützte, als diese dort teilnahmen und<br />

zugleich eine Ehrengabe überbrachten. Da<br />

Rammelmayer in späteren <strong>Jahre</strong>n nach<br />

Karlsruhe übersiedelte, finden sich im damals<br />

erschienenen „Rastatter Wochenblatt" keine<br />

Anzeigen mehr und es muß angenommen<br />

werden, daß der Verein mangels finanzieller<br />

Möglichkeiten sich auflöste, was wahrscheinlich<br />

in den 70er <strong>Jahre</strong>n des vergangenen<br />

Jahrhunderts geschah. Von den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />

des 19. Jahrhunderts bis 1933 finden sich keine<br />

Mitteilungen über einen Schützenverein in<br />

<strong>Kuppenheim</strong>. Erst am 29. 7.1933 fand wieder<br />

eine Gründungsversammlung statt. Als<br />

treibende Kraft ist der damalige Bürgermeister<br />

Grathwohl anzusehen. Zum 1. Vorsitzenden<br />

wurde der Fabrikant Emil Schaeuble gewählt.<br />

Unter seiner Leitung und mit seiner Unterstützung<br />

galt als vordringlichste Arbeit die<br />

11


Erstellung eines Schützenhauses im Fichtental.<br />

Bereits am 26. 8. 1933 wurde der erste Spatenstich<br />

getan. Jedes Mitglied stellte was es konnte<br />

in den Dienst des Vereins. Wer nicht gerade<br />

reich war, half mit Schippe und Hacke. Andere<br />

stellten Material zur Verfügung oder spendeten<br />

Geld. Sämtliche Arbeiten wurden auf dem Weg<br />

der Opferwilligkeit geleistet. Als Parole galt:<br />

„Alles für den Verein und zur Ehre<br />

unserer Heimatstadt <strong>Kuppenheim</strong>."<br />

Emil Schaeuble während des Schützenhausbaus<br />

im Fichtental<br />

Am 6. 5. 1934 war Stand-Eröffnungs-, Gau- und<br />

Preisschießen, verbunden mit Fahnenweihe. Am<br />

Vortag stand in der Zeitung zu lesen: Am<br />

Sonntag auf zum Schützenhaus, zeigt, wessen<br />

Hand noch ruhig und wessen Aug' noch klar.<br />

Der Festtag wurde frühmorgens um 5.00 Uhr mit<br />

Böllerschüssen und Trompetensignal vom<br />

Kirchturm aus angekündigt. Es wurde ein großer<br />

Tag für den Verein. Sämtliche Vereine aus<br />

<strong>Kuppenheim</strong> waren beim gemeinsamen<br />

Kirchgang anwesend und der Festaltar war zu<br />

Ehren der Schützen in Grün und Weiß<br />

geschmückt. Anschließend ging es zum<br />

neuerstellten Schützenhaus im Fichtental. Hier<br />

konnte Bürgermeister Grathwohl den<br />

gemeindeeigenen Platz seiner Bestimmung<br />

übergeben. Pünktlich um 9.00 Uhr begann das<br />

Schießen an 10 Ständen unter Beteiligung von<br />

22 Vereinen aus nah und fern. Im Verlauf des<br />

Tages war der Platz voll von Besuchern und<br />

auch im Bierzelt war Hochbetrieb zu vermelden.<br />

In den folgenden <strong>Jahre</strong>n, bis zum Ausbruch des<br />

2. Weltkrieges, herrschte am Sonntag immer<br />

reger Betrieb auf dem herrlich gelegenen<br />

Schießstand im Fichtental. Von den Erfolgen<br />

und sportlichen Aktivitäten der 30er <strong>Jahre</strong><br />

zeugen einige auch heute noch erhaltene Preise<br />

und Pokale. Leider sind ein größerer Teil dieser<br />

Erinnerungsstücke sowie die erste Vereinsfahne<br />

von Mitgliedern der Besatzungsmacht entwendet<br />

oder zerstört worden. Nach dem Krieg, also<br />

nach 1945, wollte natürlich kein Mensch mehr<br />

etwas vom Schießen wissen. Auch nicht vom<br />

Sportschießen. Viele Schützenhäuser wurden<br />

abgerissen, so auch das der <strong>Kuppenheim</strong>er<br />

Schützenhaus im Fichtental, von dem heute<br />

noch das Fundament und die betonierte<br />

Anzeigerdeckung vorhanden sind.<br />

Die Neugründung 1953<br />

12


Mit dem Kriegsende war zugleich auch das<br />

Todesurteil für den Verein gesprochen, da das<br />

Kontrollratsgesetz der Alliierten das Ausüben<br />

des „sportlichen Schießens" verbot. Doch wurde<br />

einige <strong>Jahre</strong> später dieses Gesetz etwas<br />

gelockert. Und so war es möglich, daß die<br />

vorhandenen Vereine, wie Fußball-, Gesang-,<br />

Musik- oder Turnvereine, wieder ihre Waldfeste<br />

abhalten konnten. Zur Bereicherung ihrer<br />

Festprogramme hatten diese regelmäßig ein<br />

Preisschießen mit Luftgewehren aufgenommen,<br />

was natürlich regen Zuspruch fand. Diese<br />

Preisschießen waren denn auch der Anlaß für<br />

einige Schießsportbegeisterte, diesem Hobby<br />

nicht nur über die Sommermonate bei den<br />

Waldfesten der örtlichen Vereine nachzugehen.<br />

Es war der Wunsch vieler, die <strong>Schützengilde</strong><br />

wieder ins Leben zu rufen. Doch wer sollte das<br />

bewerkstelligen?<br />

schaffen. Im Saal des Gasthauses „Zum Kreuz"<br />

fanden die ersten Schießabende statt, die<br />

natürlich sehr gut besucht waren. Ein großer<br />

Hemmschuh war das Fehlen einer größeren<br />

Anzahl von Gewehren. Zur Verfügung standen<br />

ein Vereinsgewehr, das uns Karl Aberle aus<br />

Rastatt auf Kredit zur Verfügung stellte, sowie<br />

die Gewehre von Karl Hettich und Ludwig<br />

Baumstark. Mit diesen drei Gewehren wurde<br />

auch die gesamte Vereinsmeisterschaft im<br />

ersten Jahr, 1953, geschossen.<br />

Nach einer Besprechung mit Karl Hettich war es<br />

dann Paul Warth, der die Sache in die Hand<br />

nahm und durch die Ortsschelle bekanntgeben<br />

ließ:<br />

„Zusammenkunft aller am Schießsport<br />

Interessierten im Gasthaus zum Adler. "<br />

So lautete der Aufruf! Ungefähr 25 Personen<br />

waren anwesend, die dann Paul Warth zum<br />

1. Vorsitzenden wählten. Der Verein war wieder<br />

aus der Taufe gehoben. Natürlich war der<br />

Anfang sehr schwer. Der Verein mußte ohne<br />

Kapital, nur mit dem Willen der Mitglieder<br />

versehen, innerhalb kürzester Frist eine<br />

Möglichkeit zur Ausübung des Schießsports<br />

Schießabend im Gasthaus zur Linde<br />

(Fahrradfelgen als Scheibenzugstände<br />

ca. 1955/56)<br />

Ein Eröffnungs-schießen, an dem auch die<br />

Kreisvereine teilnahmen, brachte dann den<br />

ersten finanziellen Grundstock für den Verein.<br />

13


Der erste Wett-kampf, im Spätjahr 1953 in<br />

Neuweier ausge-tragen, wurde zur Freude der<br />

<strong>Kuppenheim</strong>er Schützen gewonnen. Natürlich<br />

Anlaß genug, diesen ersten Sieg gebührend zu<br />

feiern.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1954 wurde dann die Sache in<br />

sportlicher Hinsicht ernster, als es galt, eine<br />

Mannschaft zu stellen, die im Schützenkreis<br />

bestehen sollte. Durch die vorausgegangenen<br />

Schießabende hatte sich eine Mannschaft,<br />

bestehend aus den Schützen Karl Hettich, Paul<br />

Warth sowie den Brüdern Franz und Ludwig<br />

Baumstark herausgeschält. In Sandweier zeigte<br />

sich dann, daß die Auswahl richtig war. Zur<br />

großen Überraschung konnte beim ersten<br />

Kreisschießen der erste Platz belegt werden.<br />

Nach Abschluß der vier Kreisschießen war dann<br />

etwas eingetreten, was die <strong>Kuppenheim</strong>er sich<br />

in ihren kühnsten Träumen nicht zu erhoffen<br />

wagten:<br />

Die erste Mannschaft wurde Kreismeister!<br />

und Verantwortung des Amtes an Ignaz Ell.<br />

Denkwürdig war diese Versammlung vor allem<br />

deshalb, weil Ignaz Ell sofort nach Übernahme<br />

des Amtes mit dem Wunsch auf Erstellung eines<br />

eigenen Schützenhauses kühne Pläne<br />

entwickelte. Bei den knappen finanziellen Mitteln<br />

des Vereins war natürlich klar, daß dies nur in<br />

vollkommener Eigenarbeit geschehen konnte.<br />

Die anfänglichen Zweifel wurden durch<br />

beispielhafte Planung und Regie von Ignaz Ell<br />

beseitigt und viele Schützenbrüder durch seinen<br />

Elan zu einer gemeinsamen Bravourleistung<br />

mitgerissen. Von den Schützen selbst wurde zur<br />

Unterstützung in erster Linie Eigenarbeit<br />

verlangt. Nach zähen Verhandlungen mit den<br />

amerikanischen Streitkräften in Ettlingen<br />

erreichte Ignaz Ell eine riesige Kosten- und<br />

Arbeitseinsparung für den Verein. Denn die<br />

amerikanische Pionierabteilung in Ettlingen<br />

übernahm die Erdbewegungen. Der Verein hatte<br />

nur die Unterbringung und Verköstigung der<br />

beiden Raupenführer zu tragen.<br />

Der Zufall wollte es, daß dieser große Erfolg am<br />

Tag nach der Hochzeit des 1. Vorsitzenden Paul<br />

Warth in Elchesheim unter seiner eigenen<br />

Mitwirkung erzielt wurde. Dieser Meistertitel gab<br />

sicher großen Auftrieb für die nachfolgenden<br />

<strong>Jahre</strong>, in denen die mehrmalige Verteidigung<br />

des Kreismeistertitels gelang.<br />

In den <strong>Jahre</strong>n 1955 und 1956 leitete unser<br />

unverwüstlicher Franz Hasel die Geschicke des<br />

Vereins. Während einer denkwürdigen<br />

Generalversammlung im <strong>Jahre</strong> 1957 im<br />

Gasthaus „Zum Kreuz" übergab er Aufgaben<br />

14


Anfang Mai war es dann soweit. Vier Tage<br />

arbeitete eine riesige Raupe, um die<br />

Schießbahn herzustellen und mit einem<br />

Schutzdamm zu versehen.<br />

Nach Abschluß dieser Arbeit mußte von den<br />

Schützen in ungezählten Stunden Eigenarbeit<br />

geleistet werden, bis das Haus im Rohbau<br />

fertiggestellt war. Im außergewöhnlich heißen<br />

Sommer 1957 wurden die Betonarbeiten unter<br />

größten Schwierigkeiten verrichtet. So mußte<br />

Wasser mit einem Jauchefaß bei Robert Wetzel<br />

geholt werden. Oft wurden die Hemden im<br />

Jauchefaß ins kühle Naß gedrückt und<br />

anschließend wieder umgehängt, um der<br />

sengenden Sonne zu entgehen.<br />

Es muß auch gesagt werden, daß der Fortgang<br />

der Arbeiten wegen Müdigkeit manches Mal<br />

gefährdet war.<br />

Und gerade zu diesen Zeitpunkten war es dann<br />

immer wieder Ignaz Ell, der die Schützen<br />

wachrüttelte und zur Arbeit anhielt. Ohne seine<br />

in allen Dingen vorbildliche Haltung wäre das<br />

Haus niemals in der kurzen Bauzeit von einem<br />

Jahr fertig geworden. Im Winter wurde der<br />

Innenausbau größtenteils fertiggestellt.<br />

Der Rohbau im Winter 1957<br />

Ein großes Problem bildete naturgemäß die<br />

Stromversorgung. Auch die Leitung der<br />

Stromversorgung wurde, um Kosten zu sparen,<br />

in Eigenregie gebaut, wobei die guten<br />

Beziehungen von Bernhard Strolz sehr hilfreich<br />

waren. Aber auch bei der Aufstellung der<br />

Masten gab es einige Schwierigkeiten, die Franz<br />

Keindl behob. Unvergessen bleibt der<br />

Durchbruch durch den Schutzdamm, als im<br />

Frühjahr 1958 die Schneemassen schmolzen<br />

und sich ein riesiger See in unserer Schießbahn<br />

bildete. Wiederum war es Franz Keindl, der auch<br />

diese Schwierigkeit behob. So wurden alle<br />

auftretenden Hindernisse immer wieder<br />

bewältigt. Im Frühjahr 1958 setzte Ignaz Ell den<br />

Einweihungstermin für das Schützenhaus fest,<br />

was zu einem verstärkten Arbeitseinsatz führte.<br />

Am 9. Mai gegen 18.00 Uhr sahen sich<br />

glückliche Schützen in die Augen. Sie hatten<br />

etwas geschaffen, das in die Geschichte des<br />

15


Vereins eingehen und immer eine besondere<br />

Stellung einnehmen wird:<br />

„Unser Schützenhaus“<br />

Am gleichen Abend fand ein kleines Festbankett<br />

statt, bei dem Herr Stadtpfarrer Enderle sowie<br />

Herr Bürgermeister Walz die Gemeinschaftsarbeit<br />

würdigten. Am Sonntag zuvor hatte in<br />

einem Festgottesdienst die Standartenweihe<br />

stattgefunden.<br />

Enthüllung und Einweihung eines<br />

Gedenksteines für die gefallenen und<br />

verstorbenen Schützenbrüder. Auch unter der<br />

Bevölkerung wurde die Gemeinschaftsarbeit<br />

entsprechend gewürdigt. Fortan durfte sich die<br />

<strong>Schützengilde</strong> von dem Makel befreit sehen, den<br />

ihr manche in den Anfangsjahren gerne<br />

angehängt hätten: „Vormilitärische Ausbildung".<br />

Heute, da ich diese Zeilen schreibe, denkt zwar<br />

niemand mehr an solche wirklichkeitsfremde<br />

Dinge, doch mußten auch solche Gedanken aus<br />

den Köpfen mancher Leute verbannt werden.<br />

In den ersten <strong>Jahre</strong>n nach Erstellung des<br />

Schützenhauses trat dann eine gewisse<br />

Beruhigung in den außersportlichen Belangen<br />

der <strong>Schützengilde</strong> ein. In dieser Zeit wurde der<br />

sportlichen Seite mehr und mehr das Hauptaugenmerk<br />

zugewandt.<br />

Diese Mühen in der Heranführung der Jugend<br />

zu unserem Schieß-sport sollten sich für die<br />

folgenden <strong>Jahre</strong> als sehr wichtig erweisen. So<br />

konnten die jüngeren Schützen eine allgemeine<br />

Wachablösung in der Spitze erreichen und<br />

zugleich eine wesentliche Verbreiterung der<br />

Spitze herbeiführen.<br />

Der 10. Mai 1958 gilt als Eröffnungstag des<br />

Schützenhauses und wurde eingeleitet mit der<br />

16<br />

Es wuchs in diesen <strong>Jahre</strong>n wahrscheinlich das<br />

Gerippe für die nächsten zwanzig bis dreißig<br />

<strong>Jahre</strong> für den Verein heran. Ich denke da an<br />

unsere Schützen Erich Philipp, Bruno Hermann,<br />

Dieter Ulrich, Peter Hatz, Heinz und Peter Walz,<br />

auch Bernhard Reiner und Peter Jutt sind nicht<br />

zu vergessen. Mit dieser jungen Garde war auch<br />

wieder neuer Elan in die <strong>Schützengilde</strong><br />

<strong>Kuppenheim</strong> eingezogen. Damit verbunden sind<br />

nicht nur erfolgreiche <strong>Jahre</strong> im Schießen,


sondern auch viele gesellige Abende, die<br />

unserem Vereinsleben in hohem Maße das<br />

Gepräge geben.<br />

von den Schützen als selbstverständlich<br />

empfunden- bildet eine der Säulen, auf denen<br />

der Verein wirtschaftlich steht.<br />

Mit dem sicheren Blick des Chefs nutzte<br />

Vorsitzender Ell die Gelegenheit, um ein<br />

weiteres Meisterstück zu vollbringen. So wurde<br />

im <strong>Jahre</strong> 1963 die neue Luftgewehrhalle erstellt,<br />

die ein reibungsloses Trainieren und Schießen<br />

gestattet. Wie das Schützenhaus, so wurde<br />

auch die neue Luftgewehrschießhalle<br />

kostensparend in Eigenarbeit erstellt.<br />

Bei der Einweihung der Luftgewehr-Schießhalle<br />

1963 – Von rechts: Otto Schneider, Bürgermeister<br />

Adolf Walz und Ignaz Ell<br />

1963 – Franz Hasel als Schützenkönig bei einem<br />

Umzug<br />

Dank der Unterstützung des Landesverbandes<br />

und der wohlwollenden Befürwortung durch den<br />

Landesschützenmeister Otto Schneider konnte<br />

uns ein Zuschuß für Sportstättenbau vor roten<br />

Zahlen schützen. An dieser Stelle sei mir auch<br />

ein Wort des Dankes an unseren Schatzmeister<br />

Erich Philipp gestattet. Seine vorbildliche Arbeit -<br />

Sparsamkeit war und ist immer seine Devise,<br />

wenn es um den Verein geht. So war es diesen<br />

Grundsätzen zu verdanken, als im <strong>Jahre</strong> 1969<br />

das Problem der „Abortanlage" angegangen<br />

wurde. Unter der bewährten Regie unseres<br />

„Bosses" Ignaz Ell wurde auch dieses Vorhaben<br />

durchgeführt, das gleichzeitig seine letzte große<br />

Leistung für die <strong>Schützengilde</strong> als<br />

Oberschützenmeister sein sollte. Ignaz Ell hat<br />

sich große Verdienste um die Schützensache<br />

erworben. Dem Verein ist zu wünschen, daß er<br />

auch in Zukunft solche Männer an der Spitze<br />

stehen hat. Ignaz Ell hat sich für alle Zeiten ein<br />

Denkmal gesetzt. Die Nachfolge in der Führung<br />

des Vereinschiffes trat im Januar 1970 Franz<br />

Keindl an. Ein Mann, der am Wiederaufbau der<br />

17


<strong>Schützengilde</strong> durch seine tatkräftige Mitarbeit,<br />

sei es bei allen Bauarbeiten oder als langjähriger<br />

Schießleiter, großen Anteil hat. Die ihm eigene<br />

Tatkraft ließ schon im gleichen Jahr den Anbau<br />

der neuen Küche entstehen. Wer geglaubt hat,<br />

die Bauzeit wäre mit der „Ära Ell" abgeschlossen,<br />

sah sich getäuscht. Franz Keindl rief<br />

wie sein Vorgänger immer wieder die Treuesten<br />

zusammen, um stets anfallende Arbeiten zu<br />

verrichten. Eine Überprüfung der KK-Anlage<br />

stellte dem Verein ein ganz besonderes<br />

Problem, da diese den verschärften<br />

Sicherheitsbestimmungen der Polizeibehörde<br />

nicht mehr entsprach. Die alte Schutzblende aus<br />

aufgetrennten Bahnschwellen mußte durch eine<br />

doppelte Betonblende ersetzt werden. Der<br />

Scheibenstand mußte überdacht und die<br />

gesamte Schießanlage eingezäunt werden.<br />

Aktive und Vorstand beim 100. Geburtstag der<br />

<strong>Schützengilde</strong><br />

Also auch dem neuen Vorsitzenden blieb ein<br />

18<br />

weites Betätigungsfeld, um die Schießanlage zu<br />

vervollkommnen. Natürlich hätten der Mut und<br />

die Tatkraft beider Vorsitzender nicht<br />

ausgereicht, um alle gesteckten Ziele zu<br />

erreichen, wären nicht in ihrem Gefolge auch<br />

Männer gestanden, die zum Gelingen diese<br />

Gemeinschaftswerkes beigetragen haben. Ohne<br />

die Gewähr auf Vollständigkeit zu geben,<br />

möchte ich doch einige Mitglieder nennen, die<br />

sich ganz besonders hervorgetan haben. Allen<br />

voran unser „Alleskönner" Willi Hirtreiter, er wird<br />

stets genannt werden, wenn von irgendeiner im<br />

Verein getätigten Baumaßnahme gesprochen<br />

wird. Nach ihm wäre ebenfalls ein Baufachmann<br />

zu nennen: Josef lkker. Immer gut gelaunt und<br />

als Zimmermann unentbehrlich. Beide wurden<br />

mit der großen goldenen Vereinsnadel<br />

ausgezeichnet. Lassen Sie mich stellvertretend<br />

für eine Vielzahl von Mitgliedern, die sich immer<br />

wieder Zeit nahmen zu helfen, folgende Namen<br />

nennen: Gipsermeister Josef Walz, Franz<br />

Baumstark, Bernhard Strolz, Franz Hasel,<br />

Helmut Benz, Konrad Schulz, Edi Pistel, Willi<br />

Brandt, Lukas Schmoll, Wolfgang Burkard,<br />

Franz Philipp, Karl Hettich und Ernst Warth.<br />

Solange unserer <strong>Schützengilde</strong> solche Männer<br />

zur Verfügung stehen, kann der Verein beruhigt<br />

in die Zukunft sehen. Ein Mann, der sich in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n dem Schießsport verschrieben<br />

hat, darf nicht vergessen werden: Edwin<br />

Himmel, der in unermüdlicher Arbeit für die neue<br />

Ausstattung der KK-Schieß-Anlage sorgte.<br />

Wenn in der <strong>Kuppenheim</strong>er <strong>Schützengilde</strong> ein<br />

aktiver Schütze einen besonderen Platz<br />

einnimmt, so ist dies Karl Hettich. Ein Vorbild,<br />

wie es sich die gesamte Gilde nur wünschen<br />

konnte; ihm nachzueifern ist einer ihrer größten


Grundsätze. Sein ruhiges Wesen, seine<br />

wohlüberlegten Ratschläge den jungen<br />

Schützen gegenüber sowie seine in allen<br />

Phasen saubere Haltung haben ihm weit über<br />

den eigenen Verein hinaus hohes Ansehen<br />

gebracht. Daß auf seinem Weg als Schütze<br />

auch große sportliche Erfolge liegen, sollte nicht<br />

unerwähnt bleiben. In den <strong>Jahre</strong>n bis 1939 war<br />

er stets in den vordersten Reihen der<br />

Spitzenschützen des Kreises zu finden. Als dann<br />

1953 die Gilde wieder aus der Taufe gehoben<br />

wurde, war er natürlich sofort wieder dabei und<br />

unterstützte mit Rat und Tat das Aufstreben des<br />

Vereins.<br />

Kleinkaliber-Anlage wurde umgebaut und auf 10<br />

elektrische Zugstände erweitert. Daß die dabei<br />

anfallenden Kosten nicht nur aus den geringen<br />

Mitgliedsbeiträgen bestritten werden konnten,<br />

war klar. Der Verein versuchte, mit Glas-,<br />

Papier- und Altkleidersammlungen, die Kasse<br />

aufzufrischen. Die Bewirtschaftung im<br />

Schützenhaus wurde lange Zeit von den<br />

Schützen unter Mithilfe ihrer Frauen in<br />

Eigenregie getätigt.<br />

Die oft widrigen Umstände führten aber auch<br />

dazu, daß ein enges Zusammenwirken unter<br />

den Schützen als selbstverständlich erachtet<br />

wurde. Dem Grundsatz,<br />

„Diener am Verein zu sein",<br />

Schützenmeister Bernhard Strolz gratuliert Willi<br />

Hirtreiter zum Schützenkönig<br />

Im Januar 1974 ging die Führung des Vereins<br />

von Franz Keindl in die Hände von Ludwig<br />

Baumstark über. Wie schon in den <strong>Jahre</strong>n zuvor<br />

mußte der Verein weitere Investitionen<br />

vornehmen. Reparaturen wurden fällig, eine<br />

Alarmanlage aus Versicherungsgründen<br />

unbedingt notwendig. Die ungenügende Heizung<br />

wurde durch eine Warmluftheizung ersetzt. Die<br />

wurde in hohem Maße entsprochen. Er wird<br />

auch für die Zukunft Richtschnur bleiben. Die<br />

Fortführung dieser Aufgaben übernahm im<br />

Januar 1980 Manfred Kühner als 1.<br />

Vorsitzender. Wie seine Vorgänger, setzte er<br />

sich gleich tatkräftig ein. So setzte der neue<br />

Vorstand schon bald mit der Erstellung der für<br />

die jährlich durchgeführten Schützenfeste<br />

notwendigen Schieß- und Wirtschaftshalle eine<br />

neue größere Baumaßnahme in den Mittelpunkt<br />

seiner Vorhaben. Auch seinem Aufruf zur<br />

Mitarbeit folgten viele Mitglieder. Der fertiggestellte<br />

Bau erwies sich dann als echter<br />

Volltreffer bei den Schützenfesten. Der Umbau<br />

innerhalb der Luftgewehrhalle wurde bald<br />

danach vorgenommen. Dies bedeutete eine<br />

große Aufwertung für unsere Königsfeiern und,<br />

da mit elektrischen Zugständen ausgestattet,<br />

eine wesentliche Verbesserung im<br />

19


Luftgewehrschießen. Sicher hat der Umbau<br />

einen starken Anreiz zu intensiverem Training<br />

gegeben, was mit dazu beitrug, die sportlichen<br />

Leistungen der einzelnen Mannschaften zu<br />

steigern.<br />

Im Winter 1986/87 wurde der Wirtschaftsraum<br />

erhöht und renoviert. Der sich in jahrelangem<br />

Planungsstadium befindliche Windfang wurde<br />

errichtet. Weitere große Ereignisse zeichnen<br />

sich ab. Noch im Frühjahr 1988 soll die<br />

Kleinkaliber-Anlage modernisiert werden.<br />

* Ender der <strong>Chronik</strong> <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> *<br />

Ludwig Baumstark<br />

Standartenweihe 1965<br />

Die Vorstandschaft 1965<br />

Stehend: P.Warth, B. Herrmann, E. Phillipp,<br />

W. Krieg, E. Pistel, J. Walz<br />

Sitzend: W. Hirtreiter, F. Hasel, I. Ell, B. Strolz,<br />

L. Baumstark<br />

20

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