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Predigt am Benediktusfest 14. Juli von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

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<strong>Predigt</strong> <strong>am</strong> <strong>Benediktusfest</strong> <strong>14.</strong> <strong>Juli</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Erzabt</strong> <strong>Wolfgang</strong> <strong>Öxler</strong> <strong>OSB</strong><br />

Einleitung - zwei Geschichten<br />

Abrah<strong>am</strong> a Santa Clara, der berühmte Wiener Hofprediger, sprach einmal über<br />

das Thema Bete und arbeite. Einige Tage später k<strong>am</strong> ein junger Mann zu ihm<br />

und erklärte: „Ich k<strong>am</strong> bei Ihren Ausführungen nicht ganz mit. Können sie mir<br />

die Richtigkeit Ihrer Behauptungen beweisen? Statt einer langen Erklärung<br />

führte ihn der Hofprediger an einen kleinen See, bestieg mit ihm einen Kahn und<br />

ruderte los. Nach einer Weile, Abrah<strong>am</strong> a Santa hatte noch immer nichts gesagt,<br />

rief der junge Mann: „Wir bewegen uns ja dauernd im Kreise. Sie müssen nicht<br />

mit einem, sondern mit zwei Riemen rudern, wenn wir vorankommen wollen<br />

„Du hat recht, schmunzelte der Gelehrte, sieh das rechte Ruder heißt arbeiten,<br />

das linke beten. Wer das nicht kapiert kommt niemals vom Fleck.<br />

Beides ist notwendig sonst kommen wir nicht vom Fleck. Eine Dyn<strong>am</strong>ik die<br />

auch für unsere Zeit sehr wichtig ist. Es braucht eine Lebensbalance, eine<br />

Ausgeglichenheit. In Wirklichkeit ist diese Balance eine heikle Angelegenheit<br />

und gelingt eher selten.<br />

Im Mittelalter – Wert auf geistig kontemplatives Leben<br />

Neuzeit - Da zählte vor allem die Arbeit<br />

Moderne Arbeitswelt - Benedikts Gleichgewicht zwischen<br />

Kontemplation und Aktion vollkommen verloren gegangen. 24 Stunden<br />

Gesellschaft baut auf flexible, permanent erreichbare und jederzeit<br />

einsetzbare Arbeitskräfte. Ich arbeite also bin ich. Auf die Dauer kann<br />

dies nicht gut gehen. Wer dauernd etwas tun muss, um jemand zu sein,<br />

verliert sich oder wie man heute sagt der brennt aus.<br />

Pater Johannes Pausch <strong>OSB</strong>, der im Europakloster in Österreich lebt befragt in<br />

seinem Buch mit dem Titel „Ich bin dann mal alt“ die alte Lindenwirtin, welche<br />

vor der Gründung des Kloster die Bäuerin war und die mit ihrem gesunden<br />

Sachverstand das Leben sieht:<br />

„Das Leben der Menschen ist wie das Leben einer Henne: Du brauchst Zeiten,<br />

in denen du herumrennst und scharrst und pickst- und du brauchst Zeiten, in<br />

denen du Eier legen kannst. Wenn du nur herumrennst, hat es keinen Sinn, weil<br />

dir die Zeit zum eierlegen fehlt, und wenn du nur im Nest hockst hast du nix zum<br />

Fressen u8nd kannst auch keine Eier legen. Deshalb sollst du es machen wie die<br />

Hühner. Am besten wäre es sogar, dass du in de4r Früh, wenn`s hell wird, mit<br />

den Hendln aufstehst, und dass du dich ins Bettlegst, wenn es finster wird. Das<br />

wär das Allergscheiteste, aber der Mensch kann das Nicht!<br />

Lindenwirtin Josefine Wagner


I. Lebensbalance<br />

So gibt es auch in unserem Leben verschiedene Pole, ja verschiedene „Ruder“.<br />

Ruhe -<br />

Harmonie -<br />

Individualität –<br />

Offenheit und Weite -<br />

Kraft -<br />

Kreativität -<br />

Bleiben -<br />

Aktivität<br />

Herausforderung<br />

Gemeinschaft<br />

Grenzen<br />

Schwäche<br />

Konsequenz<br />

Verändern<br />

Schauen Sie einmal ihren Lebensalltag an. Was tun sie für sich? Und was tun<br />

sie für die Gemeinschaft? Um ausgeglichen Leben zu können, ja um glücklich<br />

zu sein braucht es auch die Einsicht: Kraft und Schwäche zugleich zu spüren.<br />

Ich muss nicht nur Stark und toll sein. Ich darf ein offener Mensch sein, der<br />

aber auch Grenzen ziehen muss. Es ist schwierig wenn ich im Kopf viele<br />

kreative Gedanken habe, aber es fehlt mir an der Konsequenz, sie auszuführen.<br />

Beide Seiten sind möglich - im Extrem aber ungesund. Es geht um das et/et<br />

das sowohl als auch und dabei um das Dazwischen.<br />

zwischen zwei Lebensphasen<br />

zwischen Ja und Nein<br />

zwischen Zweifel und Hoffnung<br />

zwischen Herausforderung und Wagnis<br />

zwischen Geduld und Eile<br />

zwischen Freude und Verzweiflung<br />

zwischen Gott und mir<br />

immer irgendwo<br />

dazwischen sein<br />

dazwischen jedoch<br />

geschieht das Leben<br />

Almut Haneberg (2004)<br />

Wer sich nur noch eines Ruders bedient der dreht sich im Kreis. Da kommt es<br />

zu Übertreibungen und da kommt es zu Süchten. Für ein reifes Leben braucht es<br />

diese Lebensbalance, diese Dyn<strong>am</strong>ik, diese Ausgeglichenheit. Benedikt gibt uns<br />

Mönchen eine klare äußere Ordnung, die dann auch eine innere Ordnung<br />

schafft.


II. Zwei Worte aus der Regel des Hl. Benedikt, welche<br />

<strong>von</strong> der Dyn<strong>am</strong>ik des Lebens Ausdruck geben.<br />

1. Ausculta - Hören (Bleiben-Stabilitas-Hören)<br />

Höre auf deinen Herz, Kopf, Bauch, Füße, Hände<br />

Hören auf Gott und das Hören auf die Mitmenschen .Es kann jemand sein<br />

Leben an einem einzigen Ort verbringen und doch nicht bei sich selbst sein. Als<br />

Henri Nouwen im Trappistenkloster war begegnete er vor allem seiner Unruhe<br />

und hielt ständig Ausschau nach ablenkenden Tätigkeiten<br />

Hören ist das Leitwort das Benedikt <strong>am</strong> Anfang seiner Regel setzt, ein<br />

Grundbegriff des geistlichen Lebens. Hören ist Voraussetzung für Begegnung<br />

und ist eine Disziplin des Herzens, ein Prozess der Achts<strong>am</strong>keit auf das Wort<br />

des Herrn und des Bruders. Es ist heute wichtig, das Hören wieder zu lernen. In<br />

einer Zeit, in der alles so laut ist, in der alle lieber reden als hören, in der<br />

Fernsehen, Radio, Computer, Ansagenlautsprecher uns ständig beschallen, in<br />

der man nur dann etwas gilt, wenn man geredet hat und seine Reden auch noch<br />

in den Medien vorkommen, droht die Fähigkeit zu hören, unter die Räder zu<br />

kommen. Viele bei uns haben das Hören verlernt; das hat Konsequenzen für<br />

unser Leben. Wir müssen es wieder lernen, um religiös und um menschlich sein<br />

zu können. Zeit zum Hören heißt sich dem Gehörten hingeben. Wer den anderen<br />

nicht hört, der kann ihn nicht wahrnehmen und keine wirkliche Gemeinschaft<br />

mit ihm haben. Glaube kommt vom Hören und er wächst da wo wir antworten.<br />

Wenn ihr seine Stimme hört verhärtet nicht euer Herz. Gehors<strong>am</strong> ein verstärkte<br />

Form des Hörens.<br />

Hören auf das Wort des heutigen Evangeliums: Ihr sollt euch nicht um euren<br />

Rang streiten sondern dienen. Schauen Sie sich das Bild über unserem<br />

Haupteingang der Kirche an. Jesus zeigt Petrus den Vogel, weil er ihm die Füsse<br />

waschen möchte. Wer sich nicht berühren lässt , der hat keinen Anteil an mir.<br />

Hören heißt für mich – sich <strong>von</strong> Gottes Wort berühren lassen. Die Botschaft<br />

muss unter die Haut gehen


2. Aufstehen - Stehen wir also endlich einmal auf -<br />

Veränderung – Conversatio-<br />

(Jeder verwandelt sich in das was er sucht)<br />

Stehen - Schwerpunkt verlagern<br />

Viele Wörter werden im Deutschen mit Stehen :<br />

Aufstehen, bestehen, durchstehen, gestehen, ausstehen,<br />

verstehen, eingestehen…<br />

Stehen heißt die Balance halten…<br />

Immer wieder aufstehen…. Wie ein kleines Kind<br />

Stehen aus deinen Resourcen leben<br />

Einstellungen – Haltungen, die mich nicht mehr aufstehen lassen.<br />

o Da kann man nichts machen - Murren<br />

o Menschen die sich vergleichen<br />

o Perfekt sein<br />

o An der Vergangenheit kleben<br />

o Sorgen und Ärgern<br />

Gebet <strong>von</strong> Johannes Paul II<br />

Steh auf der du enttäuscht bist<br />

Steh auf der du an Eintönigkeit gewöhnt bist<br />

Steh auf der du die Fähigkeit des Staunen verlernt hast<br />

Als Benedikt in der Gemeinschaft <strong>von</strong> Vicovaro was verändern wollte fand<br />

schon das erst Mobbing statt. Sie wollten ihn vergiften. Genügt sich eine<br />

Gemeinschaft oder möchte sie ausstrahlen? Darum darf dem Gottesdienst, dem<br />

gemeins<strong>am</strong>en Gebet, dem gemeins<strong>am</strong>en Stehen vor dem Angesicht Gottes,<br />

nichts vorgezogen werden (Regel 43,3). Lb. Sr. und Br. es gibt Fragen auf die<br />

kann ich nicht mit Worten, sondern nur mit dem Leben antworten. Ähnlich wie<br />

der Abt der einen jungen Mitbruder auf den Weg schickt und ihm folgende<br />

Worte mitgibt:<br />

Steh auf und folge dem Stern deines Herzens.<br />

Bleib dran<br />

sei achts<strong>am</strong> !

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