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Jonpeption der MiSfion - Lazaristen

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2lnncilen<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>Jonpeption</strong> <strong>der</strong> <strong>MiSfion</strong><br />

06er<br />

btx ^tieftet Htftv ^ottgrcgnüott<br />

urtb<br />

ber Barmherzigen ScfytDejtern,<br />

Örfdjeitmt a(Tc öret Sülonafe.<br />

70• SJmtfc in fmnsöfifcfyer Sprache*<br />

12» 33artö in beutfcfyer Sprache.<br />

1905»<br />

(Öfterretc^<br />

©ras, ZITariengaffe<br />

Hn6ere Ausgaben 6er tfnttoleit:<br />

®itgfif(T)e Ittög^e. -fe 3Wtttfdje jUttsgaß*.<br />

GmmittSburö (Sttavtytatiö, 33er* i ftrafau Älepara (©atlsien, Öfter<br />

einigte ©taaten). ©t. Sofef. j rei#). @t. SBitiaett^.<br />

3fafienirc^ iftusgoßc. jj 3Ftattäö|tfdje Sitsgafie.<br />

Sur in, Via Nizza 18. ty<br />

s £ctri6, Bne de Sfcvres 9">.<br />

Stycmtfdjc 5flusgaße.<br />

a 5 r i & / Barrio de Chamber!.


Das mutttrllous ber Kongregation ber mif~on (tajQriften) in paris,<br />

ltue be Seurts, 95.


Xsas Zalix 1904<br />

SSMir geben juerfl jenen Seil au£ bem am 1. Sännet 1905<br />

^ ^ erlaffenen 3iunbfdjreiben be3 ©eneralfuperiorä trieber,<br />

treibet' bie toicfytigften ©reigniffe be3 abgelaufenen SatyreS öor=<br />

fül;rt, t>on benen in ben 2tnnaten feine ©elegenljeit mv,<br />

ju reben:<br />

3Jlü bern gafylretdjen ^erfonale, ba£ un$ burd) bie<br />

©djliefmng fo vieler Käufer jur SSerfügititg geftefft tottrbe,<br />

fonnten ttrir in Belgien mehrere Käufer eröffnen unb eine<br />

neue 5ßrot)inj grünben, ju melier audj bie Slnftalten in feoU<br />

lanb gehören. Sie erflen 3tr6eiten ber 2Jiifftqnäre in biefem<br />

Sanbe toaren aufcerorbentUdj gefegnef. Sie 3ufunft f^eint<br />

biefen Arbeitern eine reid)licfye @rnte ju t>erfpred)en, trenn fie<br />

ftd) in bem ©elfte unb in ber SKet^obe be$ ^eiligen SSinjenj<br />

ju erhalten bemühen. SDtit ben apoftolifcfjen ©cfyulen t>pn<br />

Sngelmiinfter unb Sßern^out unb bem ©entindr in Tarnungen<br />

in &ollanb geigt biefe neue ^rotiinj in i^ren Slnfängen ein<br />

reges. Seben, tooffirid) ©ott banfen mufc.<br />

SDte 5ßrot)ing Sie be $rance ^at fid) um bie Käufer $on<br />

S^Ietüort^ in ©nglanb, ^elfingor in Sememari 5 , baß ©eminar<br />

ber 3Jiaroniten in 3iom unb bie Seminare in fiarinounb<br />

©effa in Unteritalien ttergröfcert.<br />

©ie ^aben erfahren, bafr ber ^eilige SSater un£ aufgeforbert<br />

^at, nad) 9Jlög.lidjfeii bie Seitung ber ©eminare in<br />

Statten ju übernehmen, unb bafc auf feine Ijofye @mpfel)lung<br />

l)in mehrere 33ifd)öfe uns jur Übernahme i^rer ©eminare ein=


— 4 —<br />

gelaben haben. 2)a itnfere ©eminarbireftoren t>on granfreid)<br />

fdjon in8 2Iu3lcmb abgereift toaren, toar es ntcfyt mögltd), ben<br />

SBünfdjen aller SHjtyftfe ju entfpredjen. 3ebooli<br />

unb ©bieti, bie lombarbifdje Sßrot)inj ba3 ©eminar fcon<br />

•Jhtoro (auf ©arbinien) übernommen.<br />

©£ ift für un8 ein großer Sroft, baß man bie ©öl;ne<br />

be3 ^eiligen SBinjenj für ein fo tt>id)tige3Söerf verlangt, ba3<br />

allen toahren SDUffionären fo teuer fein muß unb ba3 un3 ju<br />

unferem großen ©djmerse in $ranfretd? entzogen nmrbe.<br />

SDa3 Vertrauen, ba3 uns bieSbejüglidj ber ^eilige SSater<br />

unb bie Sifdjöfe entgegenbringen,matyt e£ un§ jur Pflicht, uns<br />

beweiben in jeber Ziehung toiirbigju ertoeifen, fotoohl burd)<br />

rüdE^attölofe Untemürfigfeit unter aße ßebrentfReibungen ber<br />

SUrdje als auch burd) $leiß in ber ©rtoerbung jener SBiffenfdjaften<br />

unb Sugenben, toel^e ju biefem Slmte notoenbig finb,<br />

unb burdj große SDienftfertigfeit gegen bte Sifdjöfe, bie Seift*<br />

liefert unb bie Sögliuge ber ©eminare.<br />

Um ftd) biefer 2lrbeit mit 5Ru^en gu toibmen,^at bie<br />

©enoffenfd;aft ben unfehlbaren Vorteil, ein SHreftorium 31t<br />

beftfcen, beffen toeife SBorfdjriften burdj eine langjährige ©r*<br />

fahrung unb burch bie ©utbeißung mehrerer ©enerafoerfamm^<br />

hingen beftätigt finb. — ©8 toärefehr ju bebauern, toenn<br />

jemanb biefe SRatfd^täge unb SSorfdjriften toema^IäffigenSollte,<br />

ba fie in ihrem Inbegriff ein fofciel als möglid) fcottftänbigeS<br />

©efefcbuch jur guten £eranbilbung ber Sßriefter bilben unb<br />

fcon unferen ©enerafoerfammlungen nid&t nur für unfere<br />

©eminare in granfreich, fonbern aud? in ben anberen Sanbern<br />

als gültig anerfannt toorbenfinb. ©8 fann toohlfein,<br />

baß in ben aerfchiebenen Sänbern bezüglich ber $eit unb<br />

einiger anberer fünfte audj in ber SDi^jiipIin Säuberungen


— 5 —<br />

. nottoenbig fmb, aber im allgemeinen fam unfere ©tetljobe<br />

überall 2lntoenbung finben. nenne „unfere 9Wetl)obe"<br />

jenes Verfahren, ba£ barin heftest, ba& alle in ben Sßriefter*<br />

feminarien arbeitenben 3JUffionäre einen 2lnteÜ ^aben an ber<br />

geiftigen Seitung ber ©eminariften unb an ber 2tufredjt=<br />

Haltung ber allgemeinen Siblin, an ber £eranbilbung ber<br />

©eiftlidjen burd) bie Konferenzen unb ©ferjitien, bei ber 3u*<br />

taffung ber Slfpiranten unb bei ber ©ntfdjeibung über bie<br />

ßulajfung gu ben ^eiligen 2Beil)en in bem 3iate, ben ber ©u=<br />

perior be3 ©eminarS ^u biefem aufammenberuft.<br />

SDtefe TOet^obe,bie in granfreidj fo glänjenbe ©rfolge<br />

gezeitigt ^at, toirb, toiemir fdjeint, aucl) üon ben 33ifd?öfen<br />

leidet angenommen werben, mm bie ©uperioren i^nen beren<br />

Vorteile au^einanberlegen; unb ba3 bitte idj fie im ^Ktereffe<br />

be£ ifynen anvertrauten 2Berfe$ ju tun.<br />

35ie beutfdjeSßrotmtj §at jum zweitenmal ber SDiözefe<br />

©an 3Jofe in ©ofta dtka einen 33ifd)of gegeben in ber<br />

fon be3 £errn Kafpar ©torf, früher ©uperior be£ SiiSjefam<br />

feminarS, ber nun t>om ^eiligen Sßater auf ben SifdjofSfifc<br />

feine3 erlauchten 33orgängerg, 33ifd)of3 ^Wb berufen tourbe.<br />

2lu3 ÖfterreiäjsUngarn tyabeidj nid^t^ 33efonbere3 ju<br />

melben, aufcer bafc ©ott bie 9Jftffionen, befonberS in Ungarn,<br />

fidjtlidj fegnet. 2lber auä) bort I)eult ber ©türm unb bie<br />

geiftlidjert ©enoffenfcijaften finb nidjt ganz ftdjer.<br />

Sie Sßrofcinz ^olert madjt beftänbige gortfdjrüte. 3flit<br />

©rlaubniS ber Kongregation ber Sßropaganba unb mit unferer<br />

©utljeifcung l)at fie ein neues £au£ in ben bereinigten ©taa*<br />

ten (in SKorbamerifa) eröffnet.<br />

Unfere 3Jtiffionäre in ©Spanien Ratten in biefern ^a^re<br />

bie greube, mit großer geierlidjfeit bie bem ^eiligen SBinzenj<br />

geteerte Kirdje be3 3entrafl&aufeS einzuleiten. ©te ift unfere^<br />

feiigen 23aterS in jeher Sejie^ung toürbigunb toirbein Senfe<br />

mal be£ ©laubenS, ber grömmigfeit unb ber Dpfertoitfigfeit<br />

feiner ©öljne fein.


6 —<br />

Siefe $ßrotring äei($net fid? immer aus burdj eine grofce<br />

Siegeltreue unb bur^ bie grojse 3on Sßrote*<br />

ftanten ber öerfdjiebenften ©eften überfchtoemmt fütb. SDaraitf<br />

barf man in ben BorbereitungSftubien nidjt fcergeffen; neue<br />

Übel erforbern neue Heilmittel. Unfere ftubierenbe Sugenb<br />

in SDZabrib toirb bieS fcerftehenitnb ftpr einigen SDtonaten ber ©rgbifdjof fcon<br />

Manila in feinem eigenen tarnen unb im -Kamen ber ge*<br />

famten Btfdjöfe ber ^Philippinen an mid) richtete. @r ineift<br />

barauf hin, mietoiel ©uteS bie SDZiffionäre unb bie Sarmherjigen<br />

©djtoeftern auf biefen Unfein getiurft fydbm,tok ber<br />

©eift beS fettigen 33injenj, toott bem beibe befeelt ftnb,ge=<br />

rabe jener ©eift ift, toel^er ber (Srjiehung ber Jtinber beiber=<br />

lei ©efd)ledjts unb ber ©eelforge unter bem SBolfe üollfommen<br />

angepaßt ift, unb fie bitten uns, mit geeigneten Mitteln<br />

juforgen, bafi unfere beiben Familien immer neuen 9taä)*<br />

toudjs erhalten unb ihren Siöjefen bie grß^tmögtid^fte atnjahl<br />

t)on etiangelifchen Arbeitern gu fenben. SWögen alle unfere<br />

übrigen Sßrotrinjen ein äl)nIi$eS ßob fcerbienen!3Me junge<br />

fatalonif^e sprotring tarn biefeS Sob mit 3fiedjt fitr fich in<br />

ainfpritd) nehmen; ich toünfdje,ba§Tie fid) enttmcfle unb<br />

gebeihe.<br />

^n Portugal hält bie 9lul;e an; bie fromme Königin<br />

ift allen uriferen 2tnftalten überaus getoogen unb fie tut für<br />

biefelben, toaS nur in ihrerSERad^t fteht.<br />

tottt nid)t auf $rlanb üergeffen, beffen tarnen in<br />

meinem £erjentx>ie im bergen beS Zeitigen SSinjenj bte innige


— 7 —<br />

fiten ©efiihle toadjntft.Site treue Beobachter itnferer Siegeln<br />

unb 2)ireftorieh finben bie bortigen SWfftonftre bafür fdjon<br />

hienieben eine Belohnung in ber Beobachtung t>on feiten ber<br />

^riefter unb in ben reitölidjen Segnungen, bie ©ott über<br />

ihre Arbeiten, befonberS über tl;re 9Jliffionen ausgießt<br />

Unfere 5Jiitbrüber in ßonfiantinopei höben mit uns ben<br />

großen ©


— 8<br />

unb Äat^oltfen beS SanbeS tri große Srauer t>erfefet; biefer<br />

3uftanb bäuerte mehrere SDtonate, bis ber ßaifer auf eine<br />

mäßige gürforad&e ^tn telegrap])ifd) feinen 83efe$I jurüdnaljm<br />

unb fogar baS 33erbot beifügte, bie SOJiffionäre ju be*<br />

unruhigen. SDaS fcfjeint ein SBunber beS göttlidjen ©ä)ufceS<br />

ju fein. 35ie ©nabe märe aber erft vofffommen, menn unfere<br />

s Mtbrüber jt


illic Christianam summa diligentia, vobisque dirigentibus,<br />

curaturi. Itaque hunc flnem Semper ob oculos habetote,<br />

ut ad sacros ordines quam plurimos adducatis, instituatis<br />

et suo tempore promoveatis."*)<br />

Unfere SDHfjtonen in ©I)ina jaulen wofjl f$on eine be*<br />

trädfjtli


— 10 —<br />

Unfer 3luge ruht mit Befonbereni Söohlgefaßen auf ber<br />

^Sroöinj SDltt-telamerila, bie bem guten £errn $oing, beffen<br />

Berluft wir in biefent $ahre ju beflageit haben, fo fehr am<br />

^erjen lag. ©eine langen ph9fif$en unb moralifcben Seiben<br />

waren, lote i


— 11 —<br />

bie unferer ©enoffenfchaft in biefer großen Siepublif übertragen<br />

ftnb, mit bem nötigen Sßerfonal ju fcerforgen.<br />

* SBie ©ie fehen, meine Herren unb meine teuren Brüber, baS<br />

gelb, baS unS ©Ott jur Bearbeitung übergeben hat, ift uner=<br />

meftlich. Äönnten nur boch einer fo inic^tigen unb ehrenvollen<br />

Aufgabe toürbtgentfpredjen, inbem nur ein jeher bie Mahnung<br />

beS ^eiligen ^aulus an feinen-Sattler Timotheus beoba^ten:<br />

Solicite cura teipsum probabilem exhibere Deo, operarium<br />

inconfusibilem, recte tractantem verbum veritatis.<br />

golgenbe SKifftonäre ftnb im 3al;re 1904 in bie oben*<br />

eriDähnten ßänber abgereift:<br />

Prolins Konftantlnopel.<br />

£}err Danbettbergfye Karl.<br />

„ Xfiieviüe Bapt.<br />

„ 2Tüacfyu Sapt.<br />

„ parrang 3o^ann.<br />

3r. 5d?iffeler Znattfyas.<br />

•Ejerr Cfyaumont Cubroig.<br />

23r. Cajaume 2Tcid}ael 2Imabtlis.<br />

„ Houille £tibtr>ig.<br />

dl)tttö.<br />

2}err Dumgneau 2lymarb.<br />

„ Heynen ^atob.<br />

„ CebouiUe


— 12 —<br />

£j-err ©allon Cubtmg. I^err Cccoq 2Iuguft.<br />

„ ielfyoen Cubtoig.<br />

(Sarbes 5erbinanb.<br />

n<br />

BtafiUeit.<br />

»tgentinten.<br />

£}err öobenftaff JPjemricfy J^err (Efyambort 2trt^ur.<br />

„ Kcr3ogictt paul.<br />

„ CarroH Karl.<br />

ff ^VCl^Vl^lKll J^ViWt.<br />

„ ZITarquaille Dtftor.<br />

„ 23otta<br />

11 „ Da Sifoa 23apt.<br />

„ 9Zacl) Crombert biefer 5ran3- iälbmeicfjung fomme iü) auf unfer SJiutterhauS<br />

jitrücC, um ba nityt ohne Unruhe, aber boch mit Vertrauen<br />

beS SofeS gu Marren,, bas'utts ©ott vorbehält.<br />

Unter ben $erluften, bieeS in biefem Sahre erlitten §at,<br />

muß idj ben Xqb beS £errn ©teHa unb beS £errn going<br />

verjeicfjnen. 2>er erftere vertrat burd) lange Sahre unb unter<br />

mehreren ©eneralfuperioren im State bie italienifdje Sßrovinz;<br />

burch feine ©öte .unb liebenSmürbige ©infalt hatte er ftdj bie<br />

allgemeine Sichtung unb 3uneigung gewonnen. ®er jtoeite,<br />

von großen geiftigeu Srübfalen ^eimgefitd^t, fonnte nicht lange<br />

fein 3lmt als 3lffiftent@tellvertreter beibehalten unb bat um<br />

feine Enthebung. SBie £err ©teHa fo hat uns aud) £err<br />

going burdj feine Sttgenbbeifpiele erbaut; unb beibe ftarben<br />

eines SobeS, foftbar in ben 3lugen beS &errn.<br />

2)ie 3ahl ber 5ßriefter $at int SDtutterhaufe bebeutenb ju^<br />

genommen, mie ©ie aus bem Kataloge erfetyen merben, aber<br />

bie 3^61 ber Älerifer ift fehr juriiefgegangen. ©lütflidjermeife<br />

erfe^en bie Käufer von $a£ unb Sßanningen einigermaßen<br />

unfer Unvermögen. 3We ^lerifer ber bret Käufer jufammen<br />

erreidjen bie 3


— 13 —<br />

%>ev fiittfjigftc Jahrestag<br />

ber ®lanben*entfd)etbun


— 14 —<br />

fehr funftoolleS äBerf aus ber £anb beS £errrt Raphael<br />

3Jiellerio.<br />

3. giert ^ergamentbilber im ©tile beS Mittelalters, bie<br />

in gotifdjer ©on<br />

3iatiSbonne erbaut; baS 33ilb ber ehrwürbigen Suife 3Jtarittac<br />

unb bie S^a^bilbung einer ihrer Abhanblungen, worin fie<br />

in fronen SBorten über bie Unbefledte ©mpfängniS fpridjt;<br />

baS Silb ber ©chwefter Katharina Saboure; enblid) mehrere<br />

©ruppen t>on 3J}arien!inbern bei verliehenen ©elegenheiten:<br />

bei ber Aufnahme, bei ber Arbeit, in ber ©rholung.<br />

$er ©inbanb beS AlbumS, in gemaltem Seber, ift baS<br />

äBerf ber SDlarienfinber in ber Pfarre ©t. Sßhiftpp bu Sioule<br />

in s $ariS. ®ie SSorber* unb S^Üdfeite bilben jufammen eine<br />

fymbolifdje aSer^ierung. Auf ber SBorberfeite ein gelb t>on<br />

Silten; oben baS 33tlb ber unbefledften Jungfrau t>on ber<br />

wunberbaren 3JiebaiIle unb ringsum bie Sßorte: Tota pulchra<br />

es Maria, et macula originalis non est in te. Trahe nos<br />

post te, curretnus in odorem unguentorum tuorum. Auf<br />

ber Sittcffeite Wieber ein gelb fconSilien unb baS 33ilb ber


— 15 —<br />

Siüdfeite [ber^OJebaille mit ber Umfdjrift: D 9J?aria, o^ne<br />

©ünbe empfangen. 8. SDejember 1854—1904.<br />

6, Sßaramente, gemalt imb gefticft von ben 3Karten!inbern<br />

ber Pfarre ©t. bu Stoule in Sßaris.<br />

2luf£ber Kafel ift bie feligfte Jungfrau ber Unbefletften<br />

Empfängnis von Silieit umgeben bargefteflt; bie ganje<br />

nung gel;t Von ber Silie auS; Blätter unb ©tengel, 33lüten<br />

unb Knofpen ftnb naü) ber 5Ratur gejeifynet unb jur 2IuS~<br />

fcfymücfung vertoenbet.<br />

7. ©in fleiner gliigelaltar aus altem ©ictjenholj, mit<br />

©olb verliert, von einer SBronjeftatue ber Unbefledten Empfang*<br />

niS überragt. 3luf ben glügeln ift ein Serams berSBer*<br />

eine ber 3Jtarienfinber angebracht. 3n Aquarellmalerei ift<br />

barattf ju fehen eine SBeltfarte, eine Karte von gtanfreid?<br />

unb ein Sßlan von SßariS. Sic verriebenen Bistümer unb<br />

^Pfarreien, in melden ber SBerein ber SWaricnlinber befielt,<br />

ftnb mit ben betreffenben ftaiiftifdjen Angaben angeführt.<br />

SDie beiben Seitenflügel geigen auf ber 3lußenfeite bie bet=<br />

ben 3lnfi(^ten ber mtnberbaren SDJebaitle in vergolbeter SBronje,<br />

mährenb auf ber Snnenfeite in Aquarellfarben baS Siegel ber<br />

Kongregation ber ^iffionSpriefter unb ber S3arml;erjigen ©djtoes<br />

ftern gu fe^en ift nebft verriebenen' Qnfc&rtften, bie auf ben<br />

herein ber 3Jlarienfinber Sejug haben.<br />

2)er glügelaltar ruht auf einem Sibliotheffd&ranfe, toeldjer<br />

bie SBü(^er über bie tounberbare 9JlebatUe unb eine Sammlung<br />

ber Slnnalen ber SWarienUnber fdjön gebttnben enthält.<br />

II. Der martanif(f)e Kongreg.<br />

Außer ber KunftauSftellung bilbeten auä) bie Sieben unb<br />

Konferenzen gu Gieren ber Unbefledten Empfängnis einen toid)-<br />

tigen Seil beS marianifdjen KongreffeS. SBir laffen hierüber<br />

einige Einzelheiten folgen.<br />

®er Kongreß toitrbe am 29. November um neun Uhr in<br />

ber Kirche ber jtoölf Apoftel eröffnet.


— 16 —<br />

SDiefe Baftltfa ergebt ftc^, totebefannt, int TOttefcpunft<br />

Don -Jtom, nahe bei ber Sßtajja bi SBenejia. SaS gro^e ©djiff<br />

eignet fid^ fcortrefflid)jur Abhaltung eines ^ongreffeS. Sie<br />

j?anjlei beS $präftbenten unb bie Tribüne maren unter ber<br />

mittleren ©äulenhalle beS Itnfen ©eitenf^iffeS eingerichtet.<br />

3)iefer 9iaum mar in brei ftufeitmeife anfteigenbe Abteilungen<br />

unterziehen. S)er oberfte SRaum mar fcon ben toier9Jütglie=<br />

bern ber ßarbinalfommiffton befefet, nämlid) t>on ben $arbi*<br />

nälen SBamtuteHi, 3?am})olla, gerrata unb 33toeS ty £uto.<br />

SBeiter unten mar bie Sßräfibententribüne, in beren SKitte<br />

ftd) ber ©rjbtfon pfa unb SUtonfignore 3tabini<br />

^ebeScfji befanben.<br />

An biefer ©röffnungSfi^ung nahmen etma 1500<br />

fönen teil.<br />

3n ber erften Sfteihe fah man adjt ^arbtnäle unb jahl*<br />

retdje 33if$öfe, barunter bie 33tfd^öfe Soudjet fconOrleans,<br />

©tapfer t>on SottrbeS it. f. m.<br />

£>er Kongreß mürbe eröffnet burdj bie Aufführung eines<br />

fymphonifdjen ©horeS: Tota pulchra es, unter Settung beS<br />

äflonftgnore 3Jtüller.<br />

©obann hielt Äarbtnal SSinjenj SBannutetti bie ©inleitungSs<br />

rebe in lateintfcher ©pradje. ©r erinnerte baran, mit meldjer<br />

grettbe im 3


— 17 —<br />

burch bie brei pflichten gegen ©ott, nämlich Anbetung, bitte<br />

nnb Sanffagung erfüllt werben, unb weil baburd) baS äußere<br />

2lpoftolat frudhtbringenb gemalt wirb."<br />

igerr -Dtott überreizte einen beriet über bie 2lnba$t gitr<br />

Un&efledEtert ©mpfängniS, wofür ihn bie Kommiffion lehaftbeglüdtoünfdjte.<br />

3ltn 4. Sezember fanb bie Schlufjftfeung beS KongreffeS<br />

ftatt, ju welcher befonberS ga^Irei^e Teilnehmer erfd)ienen. @S<br />

waren babei anwefenb neun Karbinäle unb Diele bifd)öfe.<br />

äfat felben Tage um brei Uhr gab ber ^eilige bater ben<br />

Siitgliebern beS KongreffeS Slubienj.<br />

fegnete bie Krone,<br />

bie mit zwölf aus brillanten verfertigten Sternen gefäjmütft<br />

ift unb mit Welver baS bilb im ©h 0 ? *>eS Kapitels in ber<br />

Sanft SßeterSfirdje geziert werben foHte. Sann fGilberte Karbinal<br />

binjenj bannutelli in fdhwungvoller Siebe bem Sßapfte<br />

bie Arbeiten beS KongreffeS unb bemerfte, ba{$ bie Siebe ber<br />

Kongre&mitglieber zu 9Jtaria ebenfo wie bie finblidje Slnhäng*<br />

lichfeit an ben Sßapft, in welkem ber berfünber beS Sogmas<br />

ber Unbeflecften ©mpfängniS wieber aufgelebt fei, um vieles .<br />

Zugenommen habe.<br />

Ser ^eilige bater zeigte in einer berebten Slnfpradje,<br />

welken hervorragenben Sßlafe 5Jtaria in bem fatholifd)en ©lau*<br />

ben einnehme unb Welch innige greube unb welch innigen<br />

Troft feinem Gerzen inmitten fovieler Trtibfale ber marianifche<br />

Kongreß unb bie geftlicpiten beS fünfzigjährigen Jubiläums<br />

gebracht hätten.<br />

III. Der feierliche 3aJ)re$tag.<br />

2lm 8. Sezember, bem Jahrestage ber feierlichen ©laubenS*<br />

entfdjeibung ber ttnbefle


— 18 —<br />

@S waren anwefenb vierunbbreißig Äarbinäle, jweihün*<br />

bert Sifdjßfe unb öiele anbere ^od^gefteltte Sßerfonen.<br />

Vor ber SDlefe enthüllte unb injenfierte ber Sßapft bie<br />

von ben ©laubigen ber ganjen Sßelt geopferte $rone aus<br />

©belfteinen. 5Die ApftS war eleitrif


— 19 —<br />

fcheint. ©in beifpiel ^iefftr ift uns vor allem SourbeS mit<br />

feinen greubengefängen unb feinen begeisterten Zurufen ber<br />

33olfSmenge ju ©bren ber unbeflecften ©otteSmutter. ©S war<br />

audj eine beilige grettbe für bie Kinber ber fatholifdjen Kirdje,<br />

als im Ja^re 1830 in SßariS ftdj bie feligfte Jungfrau burä)<br />

bie wunberbare 3WebaiHe offenbarte unb aus ihren ftrahlenben<br />

igänben bie ©tröme ber ©nabe über baS gläubige SSolf aus*<br />

goß unb ftd) nun aller bergen mit bem vertrauensvollen ®e*<br />

bete an SOiaria wanbten: „D SDtaria, ohne ©ünbe empfangen,<br />

bitt für uns, bie mir ju bir unfere Sufludjt nehmen." —<br />

SRadhftehenb folgen einige ©rwägungen: 1. über bie Beitgemäfc<br />

heit ber wunberbaren 3JJebatlIe; 2, über ihre ©efchichte unb<br />

3. über ihre fegenSreidjen SBirfungen, worauf wir jum ©djluffe<br />

einem befonberen SBunf^e 2luSbru


— 20 —<br />

unb liebt fie unb ftimmt mit heiliger Segeifterimg unb Sauf*<br />

barfeit in baS 2Bort beS SßapfteS ein. Unb meil baS, maS toir<br />

beten, nidjt im ©egenfafe fielen tarn mit bem, maS mir glau*<br />

ben, lex orandi, lex credendi, fo begrüßte baS djriftlidje<br />

SBolf, meldjeS f$on fo oft baS ©ebet: D aotaria, ohne ©ünbe<br />

empfangen . . . gebetet hatte, mie von felbft baS SBefenntitiS<br />

beS ©laubenSfafeeS ber Unbefleefc{)id)U nmn&erß


— 21 —<br />

„Saß naty biefem SDlufter eine äRebattte prägen," fügte bie<br />

feligfte Jungfrau Mnju; „jene, meldfje fie gemeint unb.mit<br />

Abiäffen verfemen tragen unb biefeS ©ebet anbädjtig beten<br />

merben, foffen meinen befonberen genießen." — 3


e<br />

—• 22 —<br />

alles verftanben." Unb er bebecEte feine geliebte Mebaille mit<br />

tränen unb Hüffen unb rief auS: „Se^t glaube Unb<br />

er ließ fid) taufen.<br />

2luf Vefehl beS ÄarbinalvifarS würbe ein fanonifdjer<br />

Sßrojeß eingeleitet, ba baS Volf über biefeS ©reigniS fefyr be*<br />

geiftert war. Unb es würbe authentifdj feftgeftellt, baß bie<br />

wunberbare Mebaille eines ber rührenbften SBunber gewirft<br />

hatte. — ©agen wir nun ein 2öort über bie wunberbaren<br />

SBirfungen unb folgen ber Verbreitung ber Mebaille.<br />

3. ^öfgen fax (Srfcfjewuna htt mtthcxHmt MtHWt.<br />

2llS bie ^eilfamett grüßte ber SOiebaile fönnen wirbe=<br />

trauten juerft bie burch biefelben gewirften SBunber, fobann<br />

bie Sebren, bie uns bie Mebaille gibt.<br />

Vor allem bie SBunber: @S gefchahen bereu fo auffallenbe<br />

unb in folcher. Menge, baß baS banfbare Volf ihr ben frönen<br />

tarnen „bie Wunberbare Mebaille" gab. Vifdjof be Duelen<br />

von SßariS hebt ftaunenb biefe SBwtber in einem £irtenfd)reis<br />

ben vom 15. Sejember 1836 hervor; eS war bei ©elegenheit<br />

ber ©ittweihung ber ^irdje Unferer Sieben grau von Soretto<br />

in SßariS. „2Btr erwähnen mit greuben eine tatfadje unb<br />

wünfdjen, biefelbe möge bis in bie entfernteren ©egenben ber<br />

fatholifd)en SBelt befannt werben; in unferer Siöjefe hat bie<br />

Verehrung ber wunberbaren Mebaille mit ber Seit immer<br />

tiefere SBurjeln gefdjlagen; burdj bie verriebenen UnglücfSfälle<br />

ift fte no


— 23 —<br />

Unb Wenn icheS verfugen wollte, Jhrien bie Sßunber<br />

biefer heiligen 3Webaiffe ju betreiben, fo müßte man einen<br />

ganzen igtymnuS, einen enblofen Sobgefang anftimmen.<br />

Jch hatte vor einigen Jahren eine Überficht über bie<br />

burd) bie 3KebaiHe gewirften SBimber ju verfaffen. 2)er be*<br />

rtdjt beftanb, ich fann fagen, nur aus Baffen* unb Reibungen;<br />

aber biefe trocfene -JtamenSaufäählung würbe für midj, fo ft^ien<br />

eS mir, allmählich ein ßobeShtymnuS auf bie feligfte Jungfrau<br />

von ber wunberbaren SDtebaiHe. (Siehe „Notices sur la fete<br />

de la Medaille miraculeuse", p. 65 ff.: Gräces attribuees<br />

h la Medaille miraculeuse. Paris, Dumoulin, 1894.)<br />

2luS granfreid), unb Von ba wieber befonberS aus $aris<br />

unb Spon liegen sahireiche berichte vor; aber audj von allen<br />

anbern Säubern, aus Sftorb unb ©üb, aus Dft unb SBeft er*<br />

tönen Sanfgebete für erlangte Teilungen unb befehrungeu,<br />

bie fie alle ber wunberbaren SDtebaile verbanfen. ähnliche<br />

berichte liefen ein aus Öfterreidj, belgien, ©panien, Jtalien,<br />

©nglanb, £oHanb unb aus ber ©^weij.<br />

Omnis spiritus laudet Dominum: Jeber ©eift lobe ©Ott!<br />

ruft ber Prophet, unb wir fönnen aud? jefet fagen, baß jebe<br />

Bunge bie wunberbare SttebaiHe lobt. ©S famen mir audj<br />

aus ben fernen ^eibenlänbern foldje berichte - jtt: aus Kon*<br />

ftantinopel, 9)tafao, 9tanfing, Tientfin; von ben Ufern beS<br />

SDtiffouri, aus ben ©benen von Te^aS, aus Sima, $eru unb<br />

ganj ©übamerifa. Jebe B^nge, bie ben £errn lobt, lobt<br />

unb greift in SBahrheit aud) bie Wunberbare 9Jfebaille.<br />

2lußer ben SBunbern, welche bie Sttebaille sunt SBohie<br />

beS SeibeS wirfte, will idj auch noch bie SBunber ber be*<br />

fehrung unb Heiligung anführen, weldje bie $ru


— 24 —<br />

näher ju betrauten, bie fidj unter ber $c$ne unb unter bem<br />

befonberen ©


— 25 —<br />

gur ©ebulb in ben SBibermärtigfeiten unb in bett für ben<br />

heiligen ©lauben ertragenen 9Jtartern ftärfte. D mie fel;r<br />

lieben biefe Apoftel bie munberbare SMebaile! 9Jlit großer<br />

greube habe idfj in ben Annalen ber Verbreitung beS ©lau*<br />

benS folgenbe SBorte etneS 3JUffionärS gelefeu: /;33iS an baS<br />

©nbe ber 3eiten tt>irb üDlaria bie Segleiterin unb ©ehilftn<br />

beS SffttfftonärS fein; unb menn er auf eine $nfel ober auf<br />

ein geftlanb verklagen mirb, beffen ©pradje er nicht ber*<br />

fteht, fo mirb er 9Jiaria allein bamit betrauen, baS SefehrungS*<br />

merf anzufangen. @r befeftigt bie 3JtebaiHe ber unbefletften<br />

©otteSmutter an bie Süfche beS SöegeS unb ber vom 5JJeere<br />

ober aus ber SBüfte fonttnenbe SBinb trägt ihren I)immltf$en<br />

SBohlgeruch in bie meite gerne unb bie ©eelen fühlen fich,<br />

ohne es ju miffen, Von biefen ©erüdjen beS SßarabiefeS au*<br />

gebogen."<br />

&$tufcmtt uttb ein pmtfdf.<br />

ObgleicheS fic£) allem Aufweine nad) bei bem gegenmär*<br />

tigen Songreffe mehr um eine Sunbgebung ber Siebe jur<br />

feligften Jungfrau h^nbelt, nidjt aber um beför<strong>der</strong>e SBünfdje<br />

über biefen ober jenen $un!t beS ©laubenS ober über bie<br />

Anbaut ju unferer ^immlifc^eri SDtutter, fo barf ich bennod),<br />

mie id) hoffe, einen ober jmei Sßttnföe jum Ausbruche bringen.<br />

3)er erfte SBunfdj betrifft alle ol;ne Ausnahme unb lautet<br />

bahin, baß ein jeber mit neuem ©ifer aus Siebe gtt 3Jtaria<br />

unb aus Siebe ju ben ©eelen fid) bemühe, bie munberbare<br />

SRebatle immer meiter ju verbreiten.<br />

©in jmeiter SBunfdh ift biefer: S)ie Sirdje hat burd) Sefret '<br />

ber 9liten!ongregation vom 10. 1894 ein liturgifd)eS<br />

Offizium von ber munberbaren SDlebaile gutgeheißen unb es<br />

juerft ben beiben gamilien beS heiligen Sinjenj von s $aul,<br />

meldfjer bie feligfte Jungfrau bie SJlebaitle anvertraut hatte,<br />

unb verriebenen anberen religiöfen ©enoffenfdjaften unb £>iö*<br />

jefen, fo audfj ber SDtöjefe von $aris gemährt. ber jtoelten<br />

•Jtolturn beS gefteS heißteS nun: „Um bei bem chriftlichen


— 26 —<br />

Sßolfe bie Anbadjt gur UnbeftecJten ©mpfängnis gu beförbern,<br />

entfcbloß ftdj ber 2tpoftolif


— 27 —<br />

bie Oberin beS ©t. binjenahaufeS, ©Hefter ©ueje, an bie<br />

hochgeehrte SDtutter Kteffer:<br />

„©eftern verfammelten ft


28 —<br />

(Stiften, vor allem ber beiben gamilien beS ^eiligen SSinjenz,<br />

Zu entfprechen.<br />

Unter ben eingelaufenen Senaten verbient befonberS jener<br />

über baS am 29., 30. unb 31. 3M im ©anft SohanneSfpital<br />

in Surtn ermähnt zu werben. £>ie ©df)toeftem, bie f


— 29 —<br />

Zitiertjtx)eigen in ben fiänben, ben 3ug eröffneten; bie größeren<br />

Sffläbdjen trugen Jahnen. ©ine große $af)l eingefleibeter ©djwe*<br />

ftern unb ©eminarfd)weftern fchritten Vor ber ©tatue ber Un=<br />

beftedten ©mpfängniS, meldte von vier SUJarienfinbern getragen<br />

würbe, einher. Au


- 3d -<br />

An einem anbern Drte iatmeS ftdj bie Marienfinber,<br />

faft auSfchKeßlid) aus armen gamilien, als ©nabe aus, fid)<br />

bie Saufe, bie fie fonft am ©onntag erhielten, abfparen gu<br />

börfen, um mit bem ©rlöfe bie VereinSftatue mit einer Ärone<br />

gu f


— 31 —<br />

Qeilige ;3uMIäutnsmifftott itt bev ttivtye bcv<br />

atiffionsprieftcr itt (Sxa^<br />

35ie britte SBodje im November 1904 war für urtfere<br />

Kirdje tu ©raj eine außerorbenttidje ©nabenwodje burd) bie<br />

heilige 3Jliffiott, bie vom 19, November abenbS bis junt<br />

27. November abenbS vom ho^würbigen £errn -DtiffionS^<br />

bireftor Jofef btnner unb ben hochwürbigen Herren 3Rit*<br />

arbeitern, £errn ©uperior gerbinanb SDiebitS (bubapeft), £errn<br />

©uperior ^ermann Kroboth (SBien VII.) unb £errn Jofef<br />

beran abgehalten würbe.<br />

I Vorbereitung, ©a biefe äRiffton fdjon bei ©röffttung<br />

ber ntarianifdjen JubiläumSjeit, am 8. September, bem gläubigen<br />

bolfe angelünbigt unb eine fleine -Jtovene unmittelbar<br />

vor bem Seginn ber SRiffion ju ©hren ber Unbeflecften ©mp*<br />

fängniS beim Stöenbfegen — beftehenb itt ben erften brei büß*<br />

gebeten nadj ber SlHerheiligenlitanei, einem -Jtovenengebete unb<br />

brei 2lve SJlaria — abgehalten würbe, ba jubem ber<br />

würbige bifitator am 13. November in einer eigenen $ßrebigt<br />

als Vorbereitung jur heiligen SKiffton bie SBiberlegung einiger<br />

©inwenbungen bagegen unb einige fehr nü^ltche ©rinnerungen<br />

bafür behanbelte, ba ferner biefeS fromme SBerf bem ©ebete<br />

ber ©laubigen empfohlen uitb bie ©otteSbienftorbnung in<br />

einigen taufenb ©semplaren frühzeitig verteilt werben fonnte<br />

unb ba enblidj bie Kird)e felbft fdjon Sage lang Vor beginn<br />

ber heiligen üBiffton int geftfchmud; prangte —eS waren ju<br />

ben beiben ©eiten beS Hochaltars jwei große transparente<br />

(bie wunberbare 3JiebatIle barftellenb) angebracht unb gidjtens<br />

fränje jogen fid) iu verf


— 32 —<br />

Segen ©otteS mtb. ber mctfellöfen Jungfrau fid^tlid^ auf biefem<br />

SBerfe ruhte.<br />

II. Segtrin ber 3JKffio,n. So burfte vertrauensvoll<br />

mit ber 3ubtläumSanbacht begonnen werben.<br />

©amStäg, ben 19. November, würbe als ©inleifttng um<br />

6V2 abenbS ber heilige 5Rofen!ranj gebetet, wobei bie Kir$e<br />

fofef Sinner> unter Affifterij ber anbern<br />

brei 3Jliffiönäre baS „Veni Sancte Spiritus" an, worauf-bie<br />

üblidjen Drationen angefchlöffeu Würben, hierauf begab ft


— 33 —<br />

Das 3mtere 6er lttiff!ott$fir$e in tötaj wätytenb 6er 3ubtlaum$--<br />

mfffion.<br />

gebet, baS ein 9Jtiffionär von ber Äanjel au£ mit bem<br />

Volfe betete.<br />

b. ©egen alles ©Marten waren bie ©laubigen aud) au<br />

ben erften Sagen ber Mtffion8tt>o$e fd^on vor 5 U^r bereits<br />

in ber ßirdje unb börten mit fid)tlid)er Anbaut bie erfte bei*<br />

aintmlcn 70. 3


— 34 —<br />

lige 3JJeffe um 5 Uhr au. ©inen blei&enb heilfamen ©inbrud<br />

machte auf baS £erg beS SBolfeS bie Übung beS gemeinfdjaft*<br />

lidjen 3Jlorgen* unb AbenbgebeteS, baS im Saufe ber üttiffionS*<br />

wodje gehalten würbe. .Um 6 Uhr war au


— 35 —<br />

überzeugen, wie fe^r babur


— 36 —<br />

25. November, $reitag:<br />

1. 33tebigt: Seiben ߣ)rifti. (Bretts, roiegetragen t)on ber<br />

Unbefledten.)<br />

2. $rebigt: Sftächften* unb ^einbeSliebe. (Sie beiben lie*<br />

benben ^eiligen Serben.)<br />

3. $rebigt: 2)a§ aUer^eiligfte ©atrament unb Abbitte. (2)a§<br />

liebenbe unb leibenbe fterggefu, ^lantnte tmb ©peer.)<br />

26. November, ©amStag:<br />

1. $rebigt: Vorbereitung unb Sanffagung bei ber heiligen<br />

Kommunion. (Ovaria alS $orbüb.)<br />

2. $rebigt: Sa§ ©ebet. (Sie ©itabenhänbe ber Unbe=<br />

fledteu.)<br />

3. Sßrebigt: Männer unb Sünglmge. (üftaria, beten ©dbufefrau.)<br />

27. SJto&ember, Sonntag, aKebaillenfeft:<br />

1. $rebigt: 9Jleufd^enfurd)t. (Uubegrimbete gurdjt t)or ber<br />

©dränge unter ben fjüßen äftariä.)<br />

2. Sßrebigt: ßircfyengebote. (kirchliche (Sinführung beS 9Jte*<br />

baiKenfefteS.)<br />

3. $tebigt: ftauSroefeit. (Sintradjt ber beiben fjeiligften<br />

^erjen.)<br />

4. Sßrebigt: ©chlufc. (ßrone ber Unbefledten, (Snbe frönt<br />

ba§ SBeri)<br />

Auf biefe SBeife geftaltete fidj baS gange heilige SBerf als<br />

ein einhelliges ©angeS, als eine ec^te unb redjte mariantfdje<br />

SubiläumSmiffton, woburd) gugleid) bem gläubigen SSolfe wie*<br />

ber mehr ein tieferes 33erftänbniS unb eine innigere Siebe für<br />

bie wunberbare SÖZebaile geboten würbe.<br />

V. 33eichtftuhl. ®od) baS &erg einer Sttffton ift unb<br />

bleibt eine gute 3flifftonSbeid)t; mögen aud? alle Sßrebigten<br />

unb fonftigen Übungen ber SRiffton gahlreidj befugt fein, ift<br />

aber ber Seichtftuhl öerlaffeit, fo wäre boch baS heilige SBerf<br />

gum größten 'Seile mißlungen. 5Hun mit innigftem Saufe<br />

gegen ©Ott unb gegen bie unbefledte Jungfrau motteneS


— 37<br />

wohl bie 3ttifftonäre gefielen unb habeneS gewiß bie ^eiligen<br />

@ngel mit ©olbbudjftaben in baS Sud) beS Sebent eingetragen,<br />

baß viele, ja alle ber breitauf enbvierhunbert Seidjtenben, bie<br />

man gejault hat, in biefer heiligen ©nabenzeit ben ^rieben<br />

mit ©Ott gefunben ober ihn beftärft haben. 5Rur von einem<br />

gälte, von einer Söiebererftattung, von einer regten Sefehrung<br />

fei hier ©rwähnung getan. 3m Saufe ber äRtfitonäjelt würbe<br />

einem SUlifftonär folgenber Srief jugefanbt:<br />

@uer £ochwürben!<br />

„Surdj bie vielen frönen SBorte währenb ber 3JiiffionS=<br />

Zeit im ^nnerften beS Gerzens aufgemuntert unb burch bie<br />

©nabe ber lieben ©otteSmutter geftärft, brängteS mich, ein<br />

Von mir begangenes Unre^t wieber gutzumachen. Obwohl<br />

ich ^ox einigen fahren in ber heiligen Söetd^t versprochen<br />

habe, meine ©djulb abzuzahlen, fo bin idjbo


- 38<br />

gaffe unb ber ©dhule in ber Keplerftraße um fiebert Uhr am<br />

Sifdje beS ßerrn, am SDtontag, ben 21. November aber<br />

fanben fidj um fed)S Uhr bie Jungfrauen, am greitag,<br />

ben 25., ebenfalls um fedjS Uhr bie grauen in jafylreidjer<br />

3Jiettge an ber Kommwtionbanf ein; ben ©lanjpunft beS<br />

©anjen aber bilbete fid^erltd^ bie ©eneralfommunion ber SKän*<br />

ner xtnb Jünglinge am ©onntag, ben 27. November, um<br />

fe


39<br />

Montag, ben .28. -ftovember, fanb biefe fo gefegnete heilige<br />

Miffion burdj9X6^altung bei übliäjen feierlichen 9iequieml<br />

ben enbgültigen Abfäjluß.<br />

Möge unl ber liebe ©Ott auf bie gürbitte ber Unbefleckten<br />

©mpfängntl aud) no


— 40 —<br />

ÄranJen, ihrer vielgeliebten SDlutter eine Ärone aus ©ebeteu<br />

unb Abtötungen barjubringen. SBir haben mit religiöfer ©hrfurd^t<br />

bie SBerjeid^niffe aller biefer ©ebete unb Abtötungen<br />

gefammett itnb in ein golbeneS &erj eingefchloffen, worauf<br />

Staue, meine I;o(^geeI;rte Butter, unb ber -JJame be£<br />

hochgeehrten 33aterS gefchrieben ftanb.<br />

Sur (Erinnerung an baS geft würbe eine ©tatue ber<br />

Unbefledten ©mpfängntS geweiht, Worauf ein Sßontiftfalamt<br />

gehalten würbe. ©obann entwidelte fid) eine lange $rojeffton<br />

burch bie Äranfenfäle unter Abftngung von frommen Siebern.<br />

2)ie Anrufung: D SOtarta, ol;ne ©ünbe empfangen, würbe oft<br />

burch bie Sränen unb ©eufger ber ÄranJen unterbrochen; eine<br />

©terbenbe fagte mir foebeu,eS fei ihr vorgefommen, fie fei<br />

fdjon im Gimmel. — Unfere ©djweftem haben fi


— 41 —<br />

Am britten be£ SribuumS hielten bie Vertreter beS<br />

gerabe verfammelten KatholifentageS eine Sßrojeffion ju Gfyxm<br />

ber ttnbefletften ©mpfängnis, an welker fünf Sifdjöfe, über<br />

Vierzig Domherren, $bte unb ^röpfte mit ihren gnftgnien unb<br />

ungefähr jweihunbert Sßriefter, alle mit Kerken in ben £änben,<br />

teilnahmen. Anwerbern hatten ftd) achtjigtaufenb ©läubige mit<br />

brennenben Kerken eingefunben, bie alle ungarifche Sieber jur<br />

Unbefletften ©mpfängnte fangen.<br />

hinter ber ©tatue ber feligften Jungfrau, weldje von<br />

ben Alumnen beS BentralfeminarS getragen würbe, fdj>ritt bie<br />

©räherjogin 3Jtaria ^ofefa mit ihrem ©efolge einher. war<br />

ein herrlicher Triumph für unfere gute SUlutter.<br />

Vor ber Kirche ber ©erviten hielt ber ßug an unb ein<br />

Sifdjof betete bie Sitanei von ber feligften Jungfrau unb ben<br />

SBeihealt an bie göttlidje SDiutter vor. Ser Sifdjof von ©ieben*<br />

bürgen hielt eine f^öne gSrebigt, worauf bie Anbaut mit bem<br />

Te Deum unb bem feierlidjen ©egen fdjloß.<br />

AuS biefen wenigen ©injelhetten fann man fchliefeen,<br />

mit welker Anbaut unb Segeifterung in allen latholifchen<br />

Sänbern baS ^ubiläumSfeft ber Unbefledten ©mpfängniS ge*<br />

feiert würbe. 3Jlöge bie feltgfte Jungfrau ade bie Sitten<br />

erhören, bie aus fo vielen igerjen ju ihrem Xhrone empor*<br />

geftiegen finb.<br />

D SDlaria, ohne ©ünbe empfangen, bitt für un£, bie wir<br />

iu bir unfere S^flucht nehmen!"


( E u r o p a<br />

gtantveidi*<br />

Jn wirb baS Slnbenfen an bie gamilte £upe immer<br />

fortleben, ber biefe 2lnftalt ihr ©ntftehen verbanft. Über grau<br />

£upe, welche bie eigentlidje ©rünberin beS £aufeS ift, foß<br />

bemnachft eine 83rof


— 43 —<br />

Bieten. Au


— 44<br />

€ rt $ I a n b.<br />

Dte mifflotteit in S^ottlanft.<br />

(gortfefcung.) l )<br />

Die ZTCiffionen in ber ©egemüart.<br />

2Bir haben fd)on gefeiert, baß im fe^ften ^ahrhunberte<br />

unb audj) fdion früher bie Räuber, juerft als Reiben, bann<br />

afö ©hriften mit ben SBaffen in ber £anb oft nad) ©


fprochen. ©djottifdje unb irlänbifc^e Sßriefter arbeiten nun<br />

mit @ifer am ©eeleitheile beS bolfeS. 3lbereS gab babei<br />

viele ©djwierigfeiten ju itberwiuben. Jit jenen teilen von<br />

Jrlanb, woher bie 3luSWauberer fommen, fprid)t man jwei<br />

Spraken, von benen man feine gut fpredjen ober Verfielen<br />

fonnte. Jn vielen gaffen war ihr religiöfer Unterricht fo mangels<br />

haft, baß man ihnen bie ©aframente nicht fpenben fonnte.<br />

2)aS ift bie Sage ber Jrlänber, wenn fie in frember Umgebung<br />

finb, Wenn fie an ber ©eite von 2lnhängern Johann<br />

$no£' arbeiten; baS ift eine falte, trodene 2ltmofyhäre, wo<br />

fich ein fatholifdjeS £erä nicht wohl füllen fann. SBehn ber<br />

Jrlänber baS Seifpiel unb bie 9?atfchläge einer fat^olifd^en<br />

gamilte jur ©eite hätte, fo fönnte er gUtcflid) fein; fo aber<br />

iff er von allen ^atholifen weit entfernt, unb um baS UnglM<br />

voll ju machen, trinft er.<br />

SBelcheS war nun hieför baS Heilmittel? ®ie Sßriefter<br />

beS DrteS fonnten biefe auSgewanberten Jrlänber nicht mehr<br />

jurn ©mpfange ber ©aframente unb jtt ben anbern Übungen<br />

eines chriftlichen SebenS bewegen. $a fam man auf ben ©e==<br />

banfen, SDifftonen ju halten. 3Me 3Jiifftonen waren vor vierjig<br />

Jahren in Jrlanb fehr in Übung unb wirften außerorbentlidj<br />

viel ©uteS. Sludj in ©nglanb fchäfcte man bie 3Kiffionen fehr<br />

hoäj. 9ftan faßte ben $lan einer „©eneralmiffion" unb vor<br />

breißig Jahren würbe unter $arbütal SBaughait mit bereu<br />

33erwirflid)ung begonnen. SDer genannte ^arbinal war ba*<br />

malS noch Sifchof von ©alforb; unter „©eneralmiffion" verftanb<br />

man eine Sßifjton, bie man ber 9ieihe nadj in jeber<br />

Pfarre hielt.<br />

SDer $wetf hiebet war, fein SKittel unverfudjt ju laffen,<br />

auf bie Sauen unb ©ftnber einjuwirfett. SDer ©rfolg frönte<br />

baS SBerf. Jn ben ©täbten, wo 3Jiiffion gehalten würbe,<br />

hörten alle $rgerniffe unter ben Äatholifeu auf. SDie 9Jiiffion<br />

ift bann ber große ©ebanfe, ber auf alles anbere vergeffen<br />

läßt, unb- fte ift ber Slitlaß jur allgemeinen befehrung. Stuf<br />

jene, bie an ber SÄtffüm nidjt teilnehmen, jeigt man mit


— 46 —<br />

gingern unb fie müffen wenigftenS ba£ AuSnahmSWeife ihrer<br />

Sage fühlen. 216er ad), bie menfdjliche ©djwädje unb ber ©in*<br />

fluß beS Söfen ift fo groß, baß bie Seute allmählich wieber<br />

jurüavon wollen wir nun reben.<br />

Um bie SDitte beS vorigen $ahrhunberts würbe £err Robert<br />

3f. -JKonteith, ein hervorragenber 3ö9lwg beS Kollegs von ©am*<br />

bribge unb fchottifd)er ©roßgrunbbefifcer, mit feiner ©emahlin<br />

in bie fatholifd)e Kirche aufgenommen, SDa er einfah, tote not®<br />

wenbigeS fei, für bie-Wenigen Äatholifen, bie um ihn her lebten,<br />

einen gejiemenben Drt sur Abhaltung beS ©otteSbienfteS ju<br />

haben, unb ohne .gweifel auch von bem Sßunfdje befeelt,<br />

ben ©runb jur ©inffihrung einer ©enoffenfchaft ju legen,<br />

baute er öftli


— 47 —<br />

Slavanagh junt ©uperior be! Saufe! unb gab ihm Serrn §ranj<br />

©inouviö jur Seite. @! würbe mit bem ©rünber ein SBer=<br />

trag abgefd^loffen, burch Welmen bie Miffion!priefter mit allem<br />

Nötigen genügenb verforgt würben. @! ließen ftch juerft jWei<br />

Miffion!priefter bauernb bafeibft nieber.<br />

SDie obenerwähnten Sßriefter begannen ihre SBirffamfeit in<br />

Sanarf im $ahre 1859; aber bie Miffionen fonnten erft nad)<br />

einigen fahren in Angriff genommen werben.<br />

SDiefe beiben Miffionäre haben f$on lange ihren Sohn<br />

empfangen; unb wir fßnnen nun fagen, baß man bamal! feine<br />

beffere SBahl treffen fonnte. Obwohl ba! Sau! im Anfange<br />

Hein war, ^telt ber ©uperior bennodj unermübli$ Sßrebigten<br />

unb $ate


— 48<br />

äBohlgefallen auf unfere 9Jlifftonen herabfdjauen wirb, ©egen<br />

©übe ber -äJtiffion wirb bie Vruberfchaft vom heiligften ißerjen<br />

Sefu eingeführt ober, wenn fie f$on befielt, in neuem ©ifer<br />

entflammt. Sie SDtitglieber verfammeln fich monatlich einmal,<br />

wo man ihnen eine Unterweifung hält unb verriebene<br />

bete, mit ihnen verrichtet, worauf fie ~ am nächften Sonntage<br />

jur heiligen Kommunion gehen. Sie Pfarrer berieten mit<br />

großer greube, wieviel ©uteS biefe monatlichen Verfammlungen<br />

in ihren Pfarren wirfen, unb fie finb beftrebt, ben SUfitglie*<br />

bern foviel als möglich jährlich ©elegenheit ju ©jerjttien<br />

ju bieten.<br />

Aber am beften fönnen wir bie fegenSrei


49 —<br />

im ganzen nur fünf $ir$en ba finb, währenb ihrer gwölf<br />

notwenbig mären." SerSrief beS Herrn SBarb fährt fort:<br />

„©ie werben mich viettei^t fragen, was bie Sßroteftanten<br />

t>on ben 3ttiffionen benfen. 5Bor allem h al &en wir uns um<br />

bie ^rotefianten nid^t ju fümmern; baS hieße fofctel als<br />

unfere Äat^olifen fcernadjläffigen,bie wir öor ber Jrrlehre<br />

unb ber barauS entfpringenben ©ittenlofigfeit bewahren wollen.<br />

2)te ^roteftanten finb fehr erftaunt barüber, baß eine foldje<br />

SSolfSmenge am ©onntag in unfere Ätrdjen lommt, währertb<br />

bie ihrigen faft leer ftehen. Sine £atfa$e wirb genügen, um<br />

bieS begreift gu madjen: ^ürjlich hielt id) eine 3)tiffion in<br />

SBuntbanf; währenb bie fatholifdje Kirdhe am lefeten ©onn*<br />

tage unter ber Sffttffion fid) t>ier= bis fünfmal füllte, Ahlten<br />

bte beiben proteftantifdjen $ird)en jufammen, wie ber prote*<br />

ftantifdje Sßrebiger bem 3Biffionär erzählte, nur etwa fciergig<br />

Sßerfonen.<br />

Um gu geigen, wie fehr baS SSolf unb bie ©eiftlidjfeit<br />

bie SJltffionen hochfchäfeen, wirbeS genügen, einige £atfad)en<br />

anzuführen. @S Rubelt ftd) um eine ©eneralmiffion, bie im<br />

legten Dftober in ©laSgow gehalten würbe, gaft alle Kirdjen<br />

baten um 3Jliffionäre, fo baß wir 32 spriefter nötig gehabt<br />

hätten, währenb wir bereu nur 14 hatten. SBir lajfen naty<br />

ftehenb ein Seiftriel folgen, um gu geigen, was bie 3Kiffiönäre<br />

währenb ber 9Wiffionen in ber gaftengeit biefeS Jahres gu<br />

arbeiten hatten.<br />

Jn ©oatbribge finb brei ^irdhen: bie SßatritiuSftrdje, bie<br />

3lugufttnuSftrdhe unb bie 9Jlarienfird)e. 2ln biefen brei Kirchen<br />

axhdUUu fteben SDUfftonäre. SDie Sefcölferung beträgt etwa<br />

40000 ©inwohner, barunter 14000 Äatholilen. Sie grud^i<br />

ber 3Jliffion war, baß 7000 Kommunionen auSgefpenbet unb<br />

3000 in ben SBerein fcornheiligften Herjen Jefu aufgenommen<br />

würben. SDie SDtänner, weldje in ben letztgenannten<br />

herein eintraten, war noch einmal fo groß als bie ber<br />

grauen unb fie geigten eine ftaunenSWerte Seharrlicpeit. Jn<br />

©oatbribge ift bie ßaty ber Männer größer als bie ber<br />

Slnnalen 70. 4


— 50 —<br />

grauen, weil bie bortigen Arbeiten von ber Statur finb, baß<br />

hauptfädjrtich Männer babei verwenbet werben.<br />

Unfere legten Miffionen waren in SßaiSfy unb Vurn*<br />

banf. $n tyaxält) würbe eine ©eneralmiffion gehalten, ^avtyi*<br />

fädjlid) waren wir jebod) in ber Sauptfirdje befdjäftigt. ©ie<br />

$abl ber Vewohner beträgt ungefähr 8000, von welken Wäh*<br />

renb ber Miffion etwa 3900 gur heiligen Kommunion gingen.<br />

3n einer fünfgehntägigen Miffion in Vurnban! gingen von<br />

2000 Äatholifen 1230 gur heiligen Kommunion.<br />

SBal ben am @nbe ber Miffionen errichteten Verein be*<br />

trifft, fo ift berfelbe ein wirffamel Mittel, um bie Seute gurn<br />

monatIi


— 51 —<br />

2Bir fönnen in Sßahrheit fagen: Messis multa — bie<br />

@mte ift groß, unb bie Sefer werben gewiß fagen: ©Ott fei<br />

bafür SßreiS unb $anf!<br />

Pte ISarw^etjigm gtymftan in gtfotttanb.<br />

$ret ober vier 3fahre nadj ber -Jiieberlaffung ber. 3Äiffio*<br />

nare in Sanarf famen auch bie Sarmhersigen ©chweftern ba*<br />

hin (1860). Anfänge waren wie bie ber 3)lifftonäre<br />

fel;r befcheiben. 91ur einige wenige ©chweftern richteten fid)<br />

in einem ganj befcheibenem &aufe in ber 9Whe ber Kirche<br />

unb ber ©chule ein, in welker fie unterrid)ten follten. ®iefe<br />

©$ule war naturgemäß fonfeffioneU, aber Von ber Regierung<br />

anerfannt. ©ie jähtte brei Abteilungen: Knaben, SJläbc^ett<br />

unb Heine ^inber. ®ie ©chweftern matten fich mutig an<br />

bie Arbeit unb finb noch bis }efet tätig. 3


— 52 —<br />

2Bir wollen hier auch jwei auffallenbe Fügungen ber<br />

göttlichen Vorfehung erzählen; ©erabe im Anfange, als man<br />

mit bem Vau beginnen wollte, würbe ein fehr paffenbeS ißauS<br />

famt ©runb, jufamtnen über fünfzig ßelfar, zum Anlaufe<br />

angeboten unb jwar um einen fehr mäßigen SßreiS. ©o hatte<br />

man alfo eine Viertelmeile von ber Kird)e entfernt fogleid)<br />

ein faft fertig bafleheitbeS SBaifenhauS, wo nur einige Heine<br />

Veränberungen notwenbig waten.<br />

SaS zweite ©reignis ift folgenbeS: SBtr laffen £errn<br />

SDtac Samara erzählen: „Sie Seit," fo fagt er, „war für<br />

baS Unternehmen fehr günftig. An ©teile beS Fanatismus,<br />

welker bie früheren $Pfarräte unb bie SBohltätigfeitSeinrid^<br />

tungen burdjfefet hatte, war eine 3eit ber Freiheit gefolgt.<br />

Sie SUittglieber biefer 3täte befdhäftigten ftch gerabe mit ben<br />

ihrer ©orge unterftehenben fatholifdjen Kinbern. Kaum war<br />

baS SBaifenhauS vollenbet, fo begann man fogleich bie !atl;o=<br />

lifdjen Kinber fyinjuf^idenunb tjen ©djweftern jugleidh bie<br />

nötigen -Kittel zu liefern. Von biefer 3eit an würbe baS<br />

SBaifenhauS von ber Regierung unterftüfet unb fo fdjwanb bie<br />

Vefürd)tung, eS fönnte bie Anftalt, falls bie »tätigfeit<br />

nadhlaffen foUte, in Verlegenheit fommen.<br />

SaS 2BaifenhattS Würbe als unabhängiges £auS ge*<br />

grünbet;eS ift feitbem unter bem tarnen ©mpllum Sanarf<br />

Mannt @S entwicfelte ftd) allmählich/ aber boch fehr fchnell,<br />

immer mehr, entfprechenb ber ftetS zunehmenben 3 a hl ber<br />

SBaifenfinber, beren jefet 500 finb. @S enthält eine Abtei*<br />

lung für Knaben unb 3Jläbchen, ferner für Vlinbe unb Saufe<br />

ftumme, beren ©rziehung ebenfalls ben ©


— 53 —<br />

erfte ersten in einer geitung jener ©egenb mit bem Vilbe<br />

be! SBaifenbaufe!. Ser ©rgähler ift unbefamtt, aber mfo<br />

f


— 54 —<br />

©ampbett, JafobSDtac Sellanb, Jnfreftor; begleitet von ben<br />

grauen Stfiaria 31. SDavibfon unb Margareta Stylit"<br />

„9. Juni 1904. — 2Bir haben bie Slnftalt burd) breißtg<br />

Jahre befugt unb jebeS Jahr geigte [ich uns ein auffaKenber<br />

gortfchritt unb reicpdje SebenSfraft. Jebe Slbtetlung fdjeint<br />

je|t bie ^öd^fte ©tufe ber SBoltfommenheit errei^t gu haben.<br />

Sie Äinber haben ein gefunbeS StuSfehen unb fie f^einen<br />

überaus froh unb glüdflid) gu fein. ©iefe für bie ©rgiehung<br />

verlaffener Äinber beftimmte 2lnftalt ift ein ©egen für ben<br />

gangen Segirf. — Jafob SBitfon, Jafob 9ttac SDonaib."<br />

2tbf$rift beS SeridhteS beS ©djulinfpeftorS über bie<br />

©chulen ber blinben unb taubftummen Äinber in ©mtyKum:<br />

„Juni 1904. — Jdh war fehr befriebigt über meinen<br />

S3efuch bei ben blinben unb taubftummen 5?inbern. ©ie finb<br />

reinlidh, aufmerffam unb geborfam. ©ie finb eifrig bei ber<br />

Arbeit unb wünfd?en benen, bereu Seitung fie anvertraut ftnb,<br />

greube gu machen. ©ie werben forgfältig unb mit Vieler Siebe<br />

unterrichtet unb haben unter folgen Umftänben große gort*<br />

fdjritte gemalt. — £arvety, fr 3Jt. J."<br />

Ünterbeffen hatten bie in ben ^farrfchulen bef


— 55 —<br />

unbeS erfolgten anä) einige vereinzelte Sefehrungen. ®ie<br />

öffentlichen Slätter fpredjen von ben Arbeiten ber SDftffionare,<br />

was ein günftigeS geilen für bie $ufunft ift.<br />

®ie wirffamfte Sßrebigt, bie ©Ott von uns verlangt, ift<br />

bie Sßrebigt beS SeifpieleS. £)aS erbaulidje Seben ber 5ßrie=<br />

fter unb ber ©djweftern fowie anberer religiöfer ©enoffen*<br />

f^aften, weldje günftig auf baS SBolf einwirfen, werben bie<br />

^inberniffe, bie fi$ noch ben Sefehrungen entgegenfteHen,befettigen.<br />

2Bir fönnen bann in nicht ju ferner 3ufunft auf<br />

eine rei$li$e ©rnte hoffen, wenn bie Äugen vieler, bie nodj<br />

gegen uns ftnb, ben fatholifchen SBerfen in biefern Sanbege=<br />

öffnet fein werben.<br />

3. ©arpenter, C. M.,<br />

©an!t 3ofef, Slacfrocf, ffiublin.


Spanien.<br />

Qxextfe.<br />

Brief bes 2T£ifftonspriefters ^errn £$cabc an ^errn<br />

^orcajaöa in ZTCabrib.<br />

Drenfe, 3uli 1904.<br />

wiE S^nen fnrj bie Arbeiten berieten, welken fid)<br />

unfere fleine gamilie, bie fid) feit bem 10. Sejember 1902<br />

hier niebergelaffen hat unb im erften Sto


— 57<br />

Sifdjof hat uns -bie Seitung beS AlohfiuSbunbeS übertragen<br />

unb mir üben uns jeben Sag barin, ben heiligften SBiHen ©otte£<br />

ju tun; auf biefe SBeife ift unfere $eit fo gut ausgefüllt, bafr<br />

wir mand)mal faum bie Seit jutn Atmen haben.<br />

Aus allem bem fönnen ©ie fließen, baß bie Anfänge<br />

biefeS £aufeS fehr befReiben waren unb baß wir benno$<br />

etwas weniges jur ©hre ©otteS unb jitm £eile ber ©eelen<br />

tun. SBtr hoffen, baß balb günftigere Utnftänbe eintreten,<br />

bieeS uns ermöglichen Werben, in größerem 3Jtaßftabe ben<br />

Arbeiten unfereS SerufeS zu obliegen.<br />

9?icharb Seabe.<br />

Drenfe. ©o heißt ber ^auptort ber ^rovinj ©alecien<br />

im norböftlidjen ©panien, 410 Kilometer norböftlich von SUtabribgelegen,<br />

40 Kilometer von ber portugieftfchen ©renje entfernt<br />

2)ie ©tabt liegt auf einem £ügel, ber baS linfe Ufer beS 9)iim><br />

beberrfdjt. ®iefer lefetgenannte gluß ift von zwei ©ranitfelfen<br />

eingefd?loffen. SDie ©tabt hat eine SDteereShöhe von 144 3tteter.<br />

©S ift eine ©ifenbahnftation ber Sahn, bie von SDlonforte nadh<br />

33tgo führt. 2)ie Sevölferung beträgt ungefähr 14000 unbhat<br />

einen Sifdjof. ©ine fehr fchöne Srüde, angeblidj ein<br />

SBerf ber alten Börner, war ehemals von einer Surg verteibigt<br />

9ftan glaubt, ber 3?ame Drenfe fomme von bem Sateinifchett<br />

Urentes (Aquse urentes), b.h- fiebenbeS SBaffer, wegen ber<br />

bort beftnblichen warmen Duellen. Sie Umgebung ber ©tabt<br />

ift fehr f$ön, gut angebaut unb bid)t bevölfert.<br />

Italien.<br />

2>aS ju Anfang biefeS £efteS angeführte 9hmbfdj>reiben<br />

beS ©eneralfuperiorS hat bie erfreuliche Satfache berichtet,<br />

baß bie Seitung mehrerer ©eminare in Italien ben 3)liffionS^<br />

prieftern übertragen würbe. ©S wirb ben Sefern ohne 3^eifel<br />

wiHfommen fein, näheres über bie einzelnen Käufer ju er*<br />

fahren.


58 —<br />

©erreto ©anntta (zu untertreiben. von ©erreto b'©ft<br />

xinb von ©erreto bi ©poteto). Sie ©tabt liegt 50 Kilometer<br />

9lorbs9lorb=Dft von Söenevent in Mittelitalien unb ift bie<br />

Sauptftabt bei Sezirfel. ©ie liegt auf einem £ügel zwif^en<br />

ben beiben -Jiebenflüffen bei Sßolturno: Siferno unb ©erviffo.<br />

Sie ©tabt zählt 6000 ©inwohner unb ift ein Sifdjoflftfe. £ier<br />

foff ber Ort bei alten ©arnetum fein, wo Sßh^ul 275 vor<br />

©fjrifti ©eburt von ben Römern beftegt würbe.<br />

Sarino ift eine ©tabt, 35 Kilometer norböftlid; von<br />

©antpobaffo in Mittelitalien; el ift ber £atfptort bei Sejirfel<br />

am regten Ufer bei Siferno, ber fiü) inl abriatifd)e Meer<br />

ergießt; el ift eine, ©tation an ber ©ifenbahnlinie ©ampobaffo=<br />

Sermoli. Sie gahl ber ©inwohner ift 6870. Auf einem<br />

naheliegenben £ügel beftnben ft


— 59 —<br />

unb beftfet einige fdjöne Sauten. £>ie ©bene ift frudjtbar unb<br />

mit Sitten itberfät. -Jtoto lieh feinen tarnen bent Sftotottfle<br />

(Sal bt 91oto), einem ber brei Segirfe ©igilienS.<br />

•Jluoro, 85 Kilometer von ©affari in ©arbtnien ge*<br />

legen, liegt auf einem Serge nörblid) vom Sale beS Mannu,<br />

ber fid) in ben Sufen von Dvofei ergießt. Sie ©inwohner*<br />

gahl beträgt 6210;eS finb bafelbft Mineralquellen, Marmor*<br />

brüche, Slei* unb ©djwefeleifenminen. Jn ber Umgebung<br />

befinben fidj mehrere „üfturagi" unb anbere vorgefdhid)tlid)e<br />

Siautin.<br />

©effa Slurunca (Segirf ©effa ©ilento) liegt 30 Mo*<br />

rneter von ©aeta entfernt, auf einem vulfanifdjen ^itgel nahe<br />

am Iinfen Ufer eines Meinen -JlebenfluffeS beS ©arigliano.<br />

Sie ©inwohnergahl beträgt 5980 unb hat einen Sifd)of. ©S<br />

ift baS alte ©ueffa.<br />

SaS Äougil von Orient fdjreibt bie ©rridjtung von ©emi*<br />

naren vor, um bie angehenben Sßriefter im ©elfte ihres heiligen<br />

SerufeS gu ergiehen. @S ftellten ftd) ber Ausführung biefeS<br />

SefreteS viele ^inberniffe entgegen. Jn granfreid) überwanb<br />

man erft allmählich im fiebgehnten Jahrhunberte ben SBiber*<br />

willen gegen baS gemeinfdjaftlidje Seben. Jn Jtalien bot bie<br />

Teilung in viele fleine Siögefen eine anbere ©djwierigfeit.<br />

3ur ©rünbuitg einer gut georbneten Stnftalt, wieeS ein<br />

©eminar fein foll, finb aber Ijwreidhenbe HilfSquetten unb<br />

Mittel erforberlidh; man braucht ein genügenbeS 5ßerfonal,<br />

ohne baß bie allgemeinen Soften gu brü


welken (Erfolg fie fyahzn werben; auf jeben gad wirb ©Ott<br />

ben ©ifer jener fegnen, bie fi


— 61 —<br />

will Sfrien/'" fo fagte er, „etwas eruiert, Was<br />

Jhnen fid)er große fjreube machen wirb, ©iner ber Uufrigen<br />

hat mir aus s $olen über bie Belagerung von 2Barf


— 62 —<br />

^eilige Vingeng oft von biefer ihrer neuen Veruflarbeit, im<br />

bem er ihnen geigte, in welchem ©elfte fie biefelbe verrieten<br />

fottten, wieviel ©utel fie babei wirfen !ßnnten, welche 33erbienfte<br />

man ftd) babei erwerben fönne, unb weldje Klippen<br />

man babei gu vermeiben habe; er gab ihnen Verhaftung!*<br />

maßregeln für alle Umftänbe an, in benen fie ftcb bei ber<br />

pflege ber Kranfen beftnben fönnten. 3111 Stifter hatte er<br />

bie ©nabe unb bie Aufgabe, biefeS Sßerf auf bauerhafter<br />

©runblage gu befeftigen, ba! burertüun6eten n?äfyren6 öes legten polnifdjen<br />

2tufftan6es im 3 a^e \863,<br />

3nt $ahre 1863 machte Sßolen einen neuen Verfudj, bie<br />

Unabhängigfeit wieberguerlangen unb fo bem Vaterlanbe unb<br />

ber Religion bie Freiheit gurücfgugeben. Sie Anfänge waren<br />

ermutigenb ttnb bie greiwidtgen errangen wie burdj ein SBum<br />

ber einen ungeahnten ©rfolg. ©in Aulfdjuß, ber fid) gur pflege<br />

ber Verwmtbeten gebilbet hatte, wanbte fich an bie Vifitatorin<br />

ber Vamtbergigen ©d)weftern, um für bie Pflege ber Ver=<br />

wunbeten ©chwefiew gu erhalten. Sie Sage war fehr fdjwierig.<br />

3Kan mußte bie Regierung um Sßäffe bitten, um ihren er*<br />

Härten geinben Kranfenbienfte gu leiften. Aber bie Varim<br />

bergigen ©chweftern fßnnen eine fol$e Sitte, ben Armen unb<br />

Unglü


63 —<br />

vom polntfchen 3luSfd)uß Verlangten vier ©Heftern unb ein<br />

2lrgt reiften fogleidj nach Sßobbembice ab, einer ©tabt, giem*<br />

lieh weit von äBarfdjau gelegen, wo in einem ©chloffe ein<br />

Sagarett eingerichtet worben war. — Sie vier ©djweftern<br />

mußten fiä) trennen, weil auch gwei SBegeftunben von bort<br />

entfernt anbere SBerWunbete ihrer Pflege harrten.<br />

Mehrere Sage hinburch ging alles gut; ©ott erhielt bie<br />

©d)weflern gefunb unb ftarf unb nidjts fehlte ihnen gur Pflege<br />

ber Traufen, ba baS Sagarett von ben benadjbarten Seffent<br />

mit allem Nötigen auSgeftattet worben war. 2lber ba rüdte<br />

auf einmal in einer -Jtadjt bie ruffifche Slrmee ficgreidj unter<br />

Srommelfchlag unb Mufti in Sßobbembice ein. 9lm würbe<br />

über bie ©tabt ber SelagerungSguftanb verhängt, bie SSer*<br />

Wunbeten als Slufrührer unb beShalb als ©efangene ber ©ie*<br />

ger betrautet. SBetdjeS SoS harrte ihrer? 2Bie follte man jefet<br />

für bie Sebürfniffe beS SagaretteS auffommen, ba jebe Ser*<br />

binbung abgefdjnitten war? SaS waren bie Sefürdjtungen<br />

ber ©djweftern unb man fann ftd) leicht ihre ängft vorftellen.<br />

©ie trugen ja bie SSerantwortlichfeit für ihre Traufen unb<br />

fie mußten ftdh unbebingt gu etwas entfließen, ©ie festen<br />

alt ihr Vertrauen auf ©ott unb machten fich am fotgenben<br />

Sage in affer grühe auf ben 2Beg gum Hauptmann, währenb<br />

fie fich &ange fragten, wie fie wohl würben empfangen<br />

werben.<br />

2llS fie fidj bem Sore beS HaufeS, Weltes ber Hauptmann<br />

bewohnte, näherten, würben fie von ben ©olbaten ehrfurdjts*<br />

voll gegrüßt unb fogletd) gum Hauptmann geführt. Mit wohlwoffenber<br />

greunblidjfeit fragte er fie um bie-Urfache ihres<br />

SefudjeS. ©ie fagten ihm in affer ©infalt, fie feien gefommen,<br />

um bie SSerwunbeten gu pflegen, baß ihnen bie SBohltäter ber<br />

Umgebung bie SebenSmittel liefern unb baß bie ©djweftern<br />

beShalb manchmal aus ber ©tabt hinausgehen müßten, um<br />

ben Äranfen baS Nötige gu verfRaffen ober bie Traufen felbft<br />

anberSWohin gu tragen, unb baß fte nun, ba bie ©tabttore<br />

gefdjloffen feien, nicht wüßten, was fte tun fofften.


— 64 —<br />

35er Hauptmann antwortete mit einer greunblidhfeit, bie<br />

uns. an ber Slufrid^tigJett feiner SBorte nicht zweifeln ließ:<br />

„ s ]Jieme ©dhweftern, feien ©ie ruhig, Shtietx fielen ade Xüren<br />

offen; ©ie fönnen auS - unb eingeben, allein ober mit Kranfen;<br />

Kornett ift ihr Sßaß, idh brause Zfyrxm feinen anbern zu<br />

geben; niemanb wirb baSSRedht haben, ©ie anzuhalten ober<br />

ben SBagen zu burchfuchen; bie SebenSmittel, bie für baS<br />

Sazarett beftimmt finb, werben ftdher an ihren BeftimmungSs<br />

ort gelangen." SDurd) biefe SBorte ermutigt, rebeten bie<br />

©dhweftern mit nodj mehr aBärme baS Sßort für ihre Kranfen:<br />

„Aber, £err Hauptmann, unter ben Kranfen ftnb viele<br />

Berwunbete, bie fehr leibenb finb unb benen irgenb ein<br />


— 65 —<br />

Statiner, welche bie ©djweftem bewohnten, ju burchfuchen.<br />

•Jtachbem bie ©chweftern mit ben Offizieren baS -föefeftoriunx<br />

unb baS 9lähzimmer burdjfchritten hatten, wollten fie ihnen<br />

audj bie Xi\x tl;reS Meinen ©d&lafzimmerS öffnen; aber bie<br />

Zwei Offiziere blieben fte^en unb fagten: „Sleiu, meine ©chwe=<br />

ftern, wir wollen biefe Schwelle nicht überfchreiteu; wir wiffen,<br />

baß ©ie niemals einen s JJJann in biefen SRaum eintreten laffen<br />

würben." ©ie zogen fid) bann %uxM unb haUn um @nt=<br />

fdfjulbigung, baß fie ben ©djweftem fo viele Ungelegensten<br />

bereitet hätten.<br />

„©ie fönnen bei ben ©tabttoren aus* unb eingehen, allein<br />

ober mit Jh re n Traufen, niemanb wirb baS $Red)t haben, ©ie<br />

anzuhalten," fo hatte ber gute Hauptmann gefagt. $>aS war<br />

eine in zarter SBeife gegebene ©rmutigung, bie Berwunbeten<br />

auS ber ©tabt zu fdjaffen, unb zugleich bie Berfid&erung, baß<br />

fie nidjt ben ©djmerz haben würben, ihre ßranfen als ®e*<br />

fangene ju fehen. Ju ber %at hatten bie ©


— 66 —<br />

fchilmatifdjen ©djwefiern vom 9ioten Kreuge gur ©eite hatte,<br />

weldj Sefetere fid) t>erp(Xi(^teten, währenb ber Sauer bei gangen<br />

Kriege! bie verwunbeten ©olbateu gu pflegen.<br />

Sie Sarmhergigen ©djweftern pflegten fdjon feit Seginn<br />

ber geinbfeligfeiten bie verwunbeten unb franfen ©olbateu in<br />

allen Spitälern, wo gange ©äle gur Aufnahme ber Serwun*<br />

beten, bie von bem ©chauplafe bei Kriege! nadj bem Queren<br />

be! Sanbel gebraut würben, ^ergerid^tet waren. Sie ©äjwe*<br />

ftern waren gang glüdfttdj, ftem Sienfte ber armen ©ol*<br />

baten wibmen gu bürfen, unb fugten fein größere! Arbeitlfelb.<br />

Siefe armen ©olbateu, gum größten Seile ber ruffifdH$i£=<br />

ntatifdjen Sieligion angehörenb, liebten unb arteten bemxoch<br />

bie ©djweftern wie ihre Mütter; unwiffenb, aber bo$ voll<br />

bei beften ©laubeul, wußten fie gar nicht! von einem Unter*<br />

f^iebe gwifc^en ber ruffif^en unb ber fatbolifdjen Religion<br />

unb waren fo gang empfänglidj, au! bem Seifpiele ber ©djroe*<br />

ftern Sftufeen gu giehen, fo baß fie allmäh lid) in ihten Seiben<br />

gebulbig würben unb öfter an ©Ott bauten. Sie Schwerem<br />

mußten mit vieler Sorficht hanbeln; fie burften ben ©olbateu<br />

Weber Mebaillen noch Kreuge geben, nur Silber waren erlaubt;<br />

bie armen Seute baten befonberl um foldje Silber, auf wel*<br />

chen eine Sarmhergige ©djwefter gu fehen war. „D geben<br />

©ie mir ein foldje! Silb, meine ©chwefter," fo fagte ein jeber,<br />

„bamit ich el einmal meiner gamilie geigen unb ihnen er*<br />

gählen fawt,. baß bal bie guten ©djweftew finb, weld)e bie<br />

weißen £üte tragen unb bie unl bal Seben gerettet itnb unl<br />

getröftet haben. D meine ©d)wefter, ohne Sb^e liebevolle<br />

©orge wäre i


— 67 -<br />

AuSfprudje beS heiligen ©tifterS, ja fie gingen fogar bis in<br />

bie Sürfei.<br />

Sie hervorragenbften SUlitglieber beS Vereins vom SRoten<br />

Brenge famen balb auf ben ©ebanfen, ©chweftern gur pflege<br />

ber Serwunbeten auf bie ©pitalwagen gu fRiefen. ©S gab<br />

wohl guerft einige ©chwierigfeiten, aber bie Sifitatorin gab<br />

nach bei bem ©ebanfen, baß bieS ben Äranfen unb ©terbenben<br />

nüfclidh. fein fönne. Sie Sartnhergigen ©dhweftern einerfettS<br />

unb bie ruffifdh^fchiSmatifdh.en ©dhweftern vom 9ioten ßreuge<br />

anberfeitS hatten ihre eigenen, abgefonberten Arbeiten. Am<br />

20. ©eptember 1877 rüsteten fich bie Sarmhergigen ©chtoe*<br />

ftern in ben ©pitalwagen ein.<br />

5ftun ein äBort über baS Sofal, baS bie ©dhweftern faft<br />

burdh ein gangeS Jahr bewohnten, ©in SBagen, ber fünf<br />

übereinanber hängenbe Setten enthielt, biente als Schlafzimmer<br />

unb gugleidh als gur Abhaltung ihrer AnbadhtSübungen Währenb<br />

ber freien Seiten. Anftoßenb befanb fich *>ie Apothefe,<br />

bie gang ben ©dhweftern übergeben war. Sann famen .bie<br />

SBagen mit ben vorrätigen Sutten für bie Äranfen unb 33er=<br />

Wunbeten (ein jeber SBagen enthielt beren ad)t); burdh fletne<br />

Süren fonnte man aus einem SBagen in ben anbern gelangen,<br />

fo baß man ben gangen $ug burchfbreiten fonnte, ohne beu<br />

guß ins greie gu fefcen, was befonberS nadhtS für bie Sßftege<br />

ber Äranfen überaus vorteilhaft war.<br />

Am anbern ©übe beS $ugeS hinter ben ^ranfenwagen<br />

war ber SBagen für ben ©etftlichen, ber einen Sragaltar unb<br />

aHeS gur AuSfpenbung ber ©aframente -Kotige bei ftdj hatte;<br />

fo hatten bie ©chweftern audh bie greube, bie heilige 3Äeffe<br />

hören unb bie heilige Kommunion empfangen gu fönnen. gerner<br />

waren ba bie Slättme für bie Strgte, bie Hilfschirurgen unb bie<br />

Äranfenwärter; ein ©peifefaal, bie Küche, bie 33orratSfammer<br />

unb ein 9taum für bie fünf ©chweftern vom 9toten Kreuge.<br />

Jn biefer ©efettfdfjaft verließen bie Sarmhergigen ©dhwe*<br />

ftern am 20. September SBarfdhau, um ftd) naäj Jaffa gu<br />

begeben unb bie bort beftnblichen Serwunbeten gu pflegen. ©S.<br />

5*


— 68 —<br />

wäre fdEjWer, bie greube ber Solbaten gu betreiben, als bie<br />

Kornetten bei ber Anfunft beS «gugeS fi^tbar würben. Ser<br />

Anbli


— 69 —<br />

mich nic^t unter bie ©olbaten. — Semt bieSbezüglidj fantt<br />

idj Jörnen fagen, maS ich erfahren habe, baß biefe armen<br />

Seute ©ott für bie ©nabe, bie er ihnen ermeift, fo banfbar<br />

finb, baß fie bei bem ©ebanfen, bie ©djmeftern feien nur aus<br />

reiner Siebe gu ©ott ju ihnen gefommen, fagen, fie fähen<br />

iDohl, baß ©ott ber Bef$üfcer ber ttnglücfltd^enift. 9tun<br />

fehen ©ie, meine Södjter, mieviel ©uteS ©ie tun, inbem ©ie<br />

biefen armen Seuten Reifert, bie ©üte ©otteS ju erfennen<br />

unb ju benfen, baß er ihnen biefe (Erleichterung hat ju=<br />

fomrnen laffen." 9Bir haben gefehen, meld) rührenbe Sauf*<br />

barfeit bie ruffif^-f^iSmatif^en ©olbaten gegen bie ©d)meftern<br />

hatten, maS uns ein neuer BemeiS tft, baß bie SBorte<br />

beS heiligen Binzenz ju jeber 3eit unb an allen Orten ihre<br />

©eltung haben.<br />

Sie ©efellfdjaft vont 9toten Äreuje tooHte bie Sienfte ber<br />

©chweftern in ben Sajaretten unb auf ben ©pitaltoagen am<br />

erfennen unb fpenbete ihnen ju biefem 3toe


70 —<br />

Das Sanft Dinsenjlasarett in tDarfdjau für öie X)ertt>unbeten<br />

bes ruffif


— 71<br />

gu berieten unb biefelbe bem gar anzuempfehlen. guerft<br />

äußerte er jeboch ben Sßunfch, bie von ber ©efettfcljaft vom<br />

jRoten Kreuze aufbewahrten offiziellen Rapiere etnzufehen, in<br />

welken über bie Sienftleiftungen ber Barmherzigen ©dhweftern<br />

im ruffifch^türfifchen Kriege berietet Wirb (1877—1878).311s<br />

ftd) ber Statthalter nadh Petersburg begeben hatte, telegra*<br />

phierte er fogleid? an ben ©rzbifdjof, bie ©rünbung beS Saga*<br />

retteS in SBarfchau fei genehmigt unb fie würbe bem ©chufce<br />

ber internationalen ©efellfchaft vom Sftoten Kreuze unterftettt<br />

fein unb bie Kaiferin 3ftaria geoborowna felbft werbe baS<br />

Sßroteftorat übernehmen.<br />

9iun madhte fidh *>er Berein ans SBerf unb fogleidh bei<br />

ber erften ©ifeung übergab man 60000 $ubel (230000 Kronen)<br />

in bie £änbe beS ©rzbifdfjofS. ©S würbe au


— 72 —<br />

tigern SölidEe gu begleiten. Sauf biefer 3ubringlidhfeit, bte<br />

aber burdh bie gute Abfidjjt entfdfjulbigt unb gerechtfertigt ift,<br />

fönnen wir bem ©anft Singenglagarett folgen, baS fie auf<br />

ber ©ifenbahn burdjj bie weiten ©tre


— 73 —<br />

gton ftnb, bie aber vollfommen übereinftimmen, memteS fidh<br />

barutn hanbelt, ben Barmherzigen ©chweftern ©eredfjügfeit<br />

miberfahren ju laffen. Ser erfte ift Sfkofeffor 3JJa£imoff,<br />

ruffif$#iSmatifcher Religion, ©hirurg unb Primararzt im<br />

©pital vom $inbe Jefu in. SBarfd^au; ber zweite ift<br />

Dr. ©ied&omsfi, ©hirurg unb Primararzt im SiodjjuSfpital in<br />

SBarfdjjau; ber britte, ebenfalls aus 2Barfd&au, ift Dr. SDie^I,<br />

ein proteftant, ber im 2Jiartenfpital von Prag angeftellt ift<br />

unb eine große ^odjadjtung für bie Barmherzigen ©chme*<br />

ftern hat"<br />

Behren mir in unfer Sajarett jurftd: ©ott fegnete fidjfe<br />

liä) baS neue Sßerf; balb maren bebeutenbe ©ummen bei=<br />

fammen unb baS oben ermähnte • ig tlfSfomitee entfaltete unter<br />

bem tatfräftigen Somherrn ©helminSfi als Präfibenten eine<br />

eifrige SBirffamfeit, midf) vor feiner ©chmierigfeit juriicf unb<br />

belebte ben 3)iut aller. Ser präfibent hat zur ©eite einen<br />

ülrzt, mehrere anbere sperren, bie megen ihres opfermilligen<br />

SBirfenS unb ihrer Klugheit in algemeinem Anfehen ftehen,<br />

unb z^ei ©chmeftern. Sie Borbereitungen nahmen brei<br />

Monate in Anfprud), maS uidbt lang vorfommen mag, baeS<br />

fid) um bie ©inricfjtung eines SazaretteS hanbelt, baS in jeber<br />

£ütfidjt nüfelidh unb voHfommen fein fott.<br />

Becnehmen mir etmaS Näheres über baS Sazarett, baS<br />

nad) bem äußerften Dften abgehen fotlte. ©S befteht aus<br />

adjt gelten aus unburdjbrtnglidjer Setnmanb, mit Such ge*<br />

füttert, zum ©chu|e vor Äälte; gmei Baradfen ftnb für bie<br />

vermunbeten ober franfen ©olbaten beftimmt, eines für bie<br />

Offiziere, eines für bie Operationen, eines für bie ©djmeftem,<br />

eines für ben ©eiftlidjen, meldjeS in zmei Seile geteilt ift unb<br />

jugleidjj als Capelle btent, eines ift nod) für bie beiben SCrjte<br />

unb ben Auffeher beS SazaretteS unb baS achte für ben $ranfen=<br />

märter beftimmt. Jn jeber Baradfe ift ein Äreuj unb ein Bilb<br />

Unferer Sieben grau von ©zenftochau, unter meinem Xitel bie<br />

feligfte Jungfrau in polen fehr verehrt mirb. Jn ber Capelle<br />

fteht ein fleiner Altar mit einem großen Bilbe beS heiligen


— 74 —<br />

Vingeng, ba ba! Sagarett unter feinem ©dju^e fteljt Sa!<br />

Sagarett enthält audj gwölf flehte Sftaphtaöfen für bie Varadfen,<br />

ferner ba! gange Küdjengefdfjirr, 2Bäfd&e, einen Vorratlraunt<br />

mit Konferven, §leif


— 75 —<br />

auf fie bie ©djwefter bis an ben Bahnhof begleiteten unb bann<br />

mit Tratten in ben Augen von ihr Abfdjieb nahmen. — Ser<br />

"anbern ©djwefter, welche bisher im ©pitat vom Kinbe 3>efu<br />

in Sßarfdjau tätig war, bot ber ruffifch s fchiSmatifdhe Softor<br />

3)iasimoff im tarnen aller $rgte eine 3Kebaide Unferer Sieben<br />

grau von ©genftodjau mit einer für biefe ©elegenheü paffenbsn<br />

Snfdjrift an (SJtebaille unb Kette waren aus ©olb), unb bat<br />

fie, biefelbe gu tragen, bamit bie feligfte Jungfrau fie in biefem<br />

fernen Sanbe, weit von ben irrigen, in jeber ©efahr befdjftfce.<br />

Ser ©raf SBielopolSfi nahm im tarnen ber gangen Verwaltung<br />

von i^r Abfdjieb. ©S waren feine geräufdjvotlen geftlidjfeiten,<br />

aber ein geugniS beS SBoblwottenS, baS ebenfo aufrichtig aus bem<br />

bergen fam, alseS in würbiger äöeife funbgegeben W ü r b e .<br />

©inen -JJionat vor ber Abreife, weldje auf ben 17. 9Jtai<br />

feftgefefct würbe, fanben ftch bie fünf ©djweftem ttn gentral*<br />

häufe ein, wo fie ihr ©eminar gemalt hatten uitb baS einft<br />

bie erften Varmhergigen ©chweftern fal;, bie ber heilige Vingeng<br />

uitb bie ehrwürbige Sutfe 3JJariUac htel;er gefanbt hatten; eS<br />

finb biefelben 3Wauern, weldje bie ©rmahnungen wieberholen<br />

hörten, welche fie an ber SBiege ihres Berufes empfingen, unb<br />

bie ihnen noch immer auS berfelften Duelle guteil würben.<br />

Sie für bie Abreife beftimmteu ©chweftern begannen ihre<br />

perfönliche Vorbereitung mit ber Abhaltung ber ^ahreSeEergitien,<br />

währeitb welker fie mit 3Jiuße über bie SBorte nachbenfen<br />

Jonnten, weldje einft bie ehrwürbige 3Jtutter Suife SKarittac<br />

an ihre erften Töchter in Sßarfchau richtete: bitte ©Ott,<br />

er möge ©ie bie 2Bidjtig!eit ber Aufgabe erlernten laffeit, gu<br />

ber er ©ie auSerwahlt hat; biefe ©rfenntniS wirb in Sljmen<br />

ein ©efühl großer Sentut unb Vef^ämung hervorbringen unb<br />

in Shrien ben aufrichtigen Sßunfd) wachrufen, fich biefer AuSgeichnung<br />

nicht unwitrbig gu machen, gu biefem gwe


— 76 -<br />

bie ©ie ben Armen leifien, gnäbig annehmen föwte/' — Sie<br />

©dhweftern Ratten aueS ju fdhaffen, rief neuen ©dhredfen hervor. Jn bem Augen*<br />

bücfe,,Wo fie auf bem fünfte ju fein glaubten, ihrDpfer gu<br />

Dollenben, fünbigte man ihnen an, baß bie Abreife. beS ©ani*<br />

-tätSjugeS auf ben 3. Juni verfd)oben fei, Weil eben gasreiche<br />

Sruppen auf ben $riegSfdhaupla£ abgehen foHten. ©ie be*<br />

ttüfeten biefen breiwöchentlichen Auffdhub, um baS Anlegen ber<br />

Verbänbe nod) beffer gu lernen, inbem fie ju feftgefefeten<br />

©tunben in baS ©pital gingen, unb um fidh ^gleich *>er<br />

ruffifdjen ©prache ju vervollfommnen, bie fie noch ni(^t gut<br />

Jannten.<br />

Ser ©rjbifchof wollte felbft in baS ßentralhauS fommen,<br />

um auf bie Meinung ber abreifenben ©dhweftern bie heilige<br />

Meffe jtt lefen; bieS gefchal; am 18. Mai, wobei bie ©dhwe*<br />

ftern aus feiner £anb fommunigierten. -Kadh ber heiligen Meffe<br />

Ijielt ber ©rjbifchof eine Heine Anfpradhe, wobei er als ©in*<br />

leitungStest baS ©VangeliumVom barmherzigen ©amariter<br />

nahm; er fagte ant ©d)luffe, er fei ftolj barauf, in feiner<br />

Siöjefe ebenfo mutige Sarmhergige ©chweftern ju haben, wie<br />

man fie in granfreid) gefehen habe, von wo fie freubig nach<br />

^onftantinopel unb anbere ferne Orte gereift waren. @r ver*<br />

traue feft auf ©ott, er Werbe fie in allen ©efahren befchüfcen<br />

unb fte für il;r freiwilliges Dpfet belohnen unb ihnen bei*<br />

ftehen, nidjt nur bie Äatholifen gu tröften unb gu ftärfen,<br />

fonbern auch auf bie ©dhiSmatifer unb Ungläubigen einen<br />

guten ©inbrudE ju madhen; er hoffe, baS Anbenfen an ihre


— 77 —<br />

Abreife in jenes ferne Sanb werbe immer in ber (Erinnerung<br />

aller fortleben, ©r banfte von ganjem bergen ber ©chwefter<br />

Bifitatorin, baß fie gu biefem fo vortrefflichen SBerfe ber<br />

Barmhergigfeit beigetragen habe, inbent fie baju ©d)Weftern<br />

hergab unb fie eigens auSfuchte. 2)en ©eminarfchweftern<br />

empfahl er, baS Beifpiel ihrer älteren 3ttitfchweftern nie gu<br />

vergeffen, unb ba nur ber ©ifer für bie ©l;re ©otteS unb für<br />

baS ^eil ber ©eelen fie fo mutig unb opferwillig mache, fo<br />

follten fie fidfj ebenfalls bemühen, fich mit ber SBahrheit ju<br />

burdjjbringen, baß ber Dpfergeift immer baS $enngeid)en einer<br />

wahren Barmherzigen ©chwefter fein müffe. 2)ann fnieten bie<br />

fünf ©


— 78 —<br />

nur bie äBunben ber ©olbaten verbinbeit, fonbern auch einen<br />

heilfameit tnoralifdjen ©influß auf fie aulüben würben. Veibe<br />

fprad)en in ber wohlwollenbften SBeife mit ben Sd)weftern<br />

unb entließen biefelben gang entgüdft über ben liebevollen<br />

©mpfang.<br />

Sie für bie Verwunbeten be! ruffif


— 79 —<br />

feie ,3urücEbleibenben hatteneS mehr als je notig, fiel) mit<br />

©ott ju vereinigen.<br />

Um vier Uhr nachmittag holten brei SBagen bie fünf<br />

©djweftern unb bie anbern ©chweftern, bie ihnen bis auf ben<br />

Sahnhof baS ©eleite geben wollten, aus bem £aufe Sanft<br />

$afimtr ab. Um fich nicht bemerfbar ju machen unb31t Ver*<br />

hinbern, baß baS Solf bie ©chweftern begleitete, nahmen bie<br />

SBagen ein jeber eine anbere Dichtung; bie Klugheit verlangte<br />

biefe Maßregel, ba ju befürdhten ftanb, baß irgenbwelche<br />

föpfe Unruhen erregen föwttett. SiS jum lefeten Augenblicfe<br />

fürdjtete man,eS fonnten auf ben (Srjbifchof ober bie anbern<br />

Mitglteber beS Komitees ©teine geworfen werben, ©ie ^olijei<br />

hatte alle nötigen Maßregeln getroffen unb bie ßofafett be*<br />

fanben fidj in ber-Kühe beS SahuhofeS; um jeboch baS Solf<br />

nicht ju erfdhredfen, hielten fie fidh verborgen.<br />

$er ©anitätSjug ©anft Sinjenj, ber eigens für bie Se*<br />

förberung beS fatholif^en ßajaretteS bereitgeftettt worben war,<br />

war §ur Abfahrt bereit; baS Sofal, baS bie ©dhweftern nun<br />

burdh fünf SBodhen bewohnen follten, enthielt brei 9täume<br />

jweiter klaffe, von benen jwei als ©dhlaf^immer unb eines<br />

als Capelle biente; in teuerem befanb fidf? ein großes Silb<br />

Unferer Sieben grau von Sjenftodhau. Ser ©rjbifdhof Sßopiel<br />

unb einige Somherrm beft^tigten bie SBagen unb weihten<br />

fie ein.<br />

Audj bie Vertreter ber $ivil* unb Militärbehörben fan*<br />

ben ftdh am Sahnhofe ein unb bezeigten ben ©chweftern ihr.<br />

großes SBohlwoffen; bie Serwanbten unb greunbe ber Ab*<br />

reifenben waren ebenfalls zugegen; braußen bilbeten bie SBach*<br />

leute eine Äette, um bie SolfSmenge abjufperren, bamit fie<br />

bem 3«ge nicht ju nahe fomme.<br />

Machen wir nun nähere Sefanntfchaft mit bem Sßerfonal<br />

ber polnifchen Kolonie. 3)er ©eelforger ift £err MatulaniS,<br />

feit mehreren Jahren Pfarrer in DrloW; gleich vom erfteu<br />

Anfang an, ba bie ©rünbuug ber fatholifchen Ambulanz be*<br />

gönnen würbe, verbiete er auf feine Pfarre unb bot fidh


— 80 —<br />

bem @rzbtf


— 81 —<br />

gu ben genftern: man fa£; bie fünf Schweftern, etwa! weiter<br />

ben Seelf orger, ben ©rafen Orlowsfi, bie gwei Srjte, bie<br />

Kranfenwärter, alle in ben ihnen angewiefenen SBagen. ©er<br />

©rjbifchof erhob feine &anb gum legten Segen unb berSDom?<br />

berr fagte mit jitternber Stimme ben ©ruß: ©elobt fei SefuS<br />

©hriftuS, womit bie fatholifdjen Polen 3lbf


— 82 —<br />

•Kadjfdjrift — 2)aS Sagarett ber ©djweftern würbe in<br />

(Serbin errietet, unb am 9. Auguft würben bie erften33er=<br />

wunbeten in Pflege genommen. Anbere Traufe, wie $i$ber*<br />

f raufe u. f. w. werben bort nicht aufgenommen; biefeS Sagarett<br />

ift auSfefjließlid) für Berwunbete beftimmt unb ift gu biefern<br />

3we


— 83 —<br />

Arzneien ans SBerf unb ©ott fegnete unfern guten SBitten<br />

berart, baßeS vielen Uranien fogleid? bejfer ging; je mehr<br />

wir Arjneien austeilten, befto mehr fdjienen fie fid) juVer=<br />

mehren; wir hatten bie greitbe, über 500 Traufe ju pflegen.<br />

Sie SBo^e ift uns. viel gu fdjnell vergangen unb am<br />

©amStag mußten wir an bie Abreife benfen; unfere Armen,<br />

gauj traurig über unfere Abreife, umringten uns unb wir<br />

mußten ihnen fagen, baß wir aus Mangel an Arzneien nidjt<br />

länger bleiben fönnten. ©ie fragten uns, wann wir jurüd*<br />

lehren würben . . .; aber wir, ohne ihnen eine Antwort $u<br />

geben, gingen fdhnell fort, ganj gerührt über bie Sanfbarfeit<br />

biefer armen Seute unb traurig bei bem ©ebanfen, baß wir<br />

foviel Slenb jurüdflaffen mußten.<br />

Vielleidjt wirb bie ©tunbe ber Vorfehmtg balb für biefeS<br />

gute Solf fdjlagen, baS bie ©infadhheit feiner Vorfahren fo<br />

treu bewahrt hat Unterbeffen beten wir ju ©ott, er möge<br />

Vielen frommen Seelen ben ©ebanfen eingeben, unferer guten<br />

Oberin ju helfen, um bie SReifefoften ju beftreiten, bie leiber<br />

fo groß finb.<br />

©dhwefter


21 f i e rt.<br />

na.<br />

ng unb }tfiovb* t$fäetQ.<br />

B r i e f b e s apoftolifcfyen D i f a r s B i f c f y o f s g r a m e r a n f } e r r n<br />

Z T t i l o n , © e n e r a l f e f r e t ä r i n p a r i s .<br />

5ße!infl, 27. (September 1904.<br />

3Mne ©rwartungen finb übertroffen; wir.haben nidjt<br />

nur, wie id) vorauSfagte, neun bis gehntaufenb Taufen<br />

wadtfener gehabt, fonbern weit über gwölftaufenb, woburch bie<br />

3abl ber Stiften in unferem Vifariat auf ungefähr 60000<br />

geftiegen ifi; unb für baS näd^fte Sahr haben wir nod) 25000<br />

gute Katechumenen. — SDtefe herrli^en ©rfolge verbanfen wir<br />

ohne gweifel unferen Märtyrer« vom Safyre 1900.<br />

Sie geifligen grüßte, beren VergeidjniS id) Shnen hiemit<br />

fdjicfe, Werben 3hnen beWeifen, baß wir aud) in £inftauptfä^Iic^fte Sorge ift,<br />

bie 3ahl ber Arbeiter in bemfelben Verhältniffe gu vermehren.<br />

Sie Saht beS SßerfonalS erlaubt ttnS gegenwärtig, äffen 33e*


— 85 —<br />

bürfniffen gu genügen, aber was wirb gefchehen, wenn bie<br />

©rnte, bie für baS Jahr 1905 gu erwarten fteht, bie beS<br />

vorhergehenben Jahres noch übertreffen fottte? ©ott möge<br />

bie Berufungen für ©hwa vermehren!<br />

2)iefe in größter 9iul)e erhielten ©rfolge finb bie befte<br />

SBiberlegung ber irrtümlichen Anficht, 5ßefing fei eine befonberS<br />

gefahrvolle Miffion, gu Welver Meinung bie Me^eleien ber<br />

Vo^er Anlaß boten. @ine ähnliche Verfolgung wirb fidh<br />

wiß nicht mehr wieberholen;eS lönnen vielleicht Verfolgungen<br />

anberer Art eintreten, aber werben biefe ebenfoviel Stäben<br />

anridhten? ©ewiß nicht; ©ie fehen, weldh herrlidhe grüdhte<br />

barauS hervorgegangen finb. SBir fahren fort, in unferen<br />

Miffionen nadh *>er Methobe beS heiligen Vingeng gu arbeiten:<br />

Veweggrünbe unb Mittel; welche Veweggrünbe haben wir, uns<br />

auSfdhließlich ber Belehrung ber Ungläubigen, befonberS ber<br />

Armen, gu wibmen? Unfer Herr unb ber heilige Vingeng<br />

haben uns barin baS fdjönfte Beifpiel gegeben. SBarurn wen*<br />

ben wir uns nicht auch an bie Sfteidhen? Unfer Herr hateS<br />

auch nid)t getan. SBarum fuchen wir bie Belehrungen haupt*<br />

fädhlidh burdh 5ßrebigen gu ergielen? 2BeiI unfer Herr unb<br />

bie Apoftel auch geprebigt unb nur geprebigt haben.<br />

2BeI


— 86<br />

SDie Meine Methobe bei Lütgen Vinjenj ifi alfo bie<br />

große Methobe, bie wir befolgen foHen; mit ihr fönnen wir<br />

nidjt irren, benn bie Veweggrünbe unb Mittel, bie fie ent*<br />

hält, finb von unferem £erm felbft gelehrt.<br />

bitte ©ie, mein teurer Mitbruber, unferem<br />

ehrten Vater bal Verseidjnil ber geifitgen grüßte vorzulegen<br />

unb ihn ber banfbaren Siebe unb finblidjen Steigung ju<br />

verftdjern.<br />

f Alfons gavier, C. M.<br />

Manb kr Miffm mi Peking mtö Hori-®fd)eh)<br />

t>om 2lugnft 1903 bis 3um 2tuguft w*.<br />

3Äe $iffer ber in biefem Vifariate wohnenben Reiben be*<br />

trägt ungefähr lOOOOOOO.<br />

Stiften.<br />

(S^riftengenteinben, roojährlich Miffion gehalten nrirb<br />

Außer ber Miffion, bei welcher alle ber Dfter*<br />

pflidjt genügen, fudjt man naad)fener<br />

SBir fönnen biefen wahrhaft Wunberbaren<br />

3uwa^S nityt amberl erflären all bur


— 87 -<br />

%af) r<br />

3uDr<br />

1903. 1904.<br />

25ie ärmfien Äatechumenen fowie jene, beren<br />

gamilie weit von ber ©dj)ule weg wohnt, er*<br />

galten burdf) einige s 3JJonate etwas Nahrung.<br />

Mehrere von biefen ^atechumenenfchulen, unb<br />

jwar nidfyt bie unwidjtigften, befielen in Sßefing<br />

felbft unb fogar in ber faiferlidjen ©tabt.<br />

£ated>untenenfchulen 347 684<br />

Seljrer unb Sehrerinnen für bie Äatecbumenen . 568 950<br />

Äatednimenen, bie fich auf bie Saufe vorbereiten . 10553 25000<br />

3n biefer Ziffer ftnb viele ßatedhumenen inbe*<br />

griffen, bie f^on Unterrid&t genoffen haben, jeboch<br />

noä) nicht in hinreidhenbem SJJaße, unb bie beS*<br />

halb für baS nädfjfte $ahr aufgehoben würben.<br />

Saufen von ©hriftenfinbern 2297 2719<br />

Saufen von Jpeibenfiuber auf bem SobeSbette . 6590 6542<br />

Saufen oon (Srraachfenen auf bem ©terbebette in<br />

ben ©pitälern 72 171<br />

Firmungen 4144 3612<br />

3af)reSbeid)ten . . . • 33222 43251<br />

S)er Unterfdhieb gwifchen ben IgahreSbeichten<br />

unb ber ©efamtgiffer ber ©ötiften erflärt fidh<br />

barauS, baß im Saufe beS Sah^eS viele fter*<br />

ben, anbere nicht anwefenb ftnb unb alfo ebenfo<br />

wie bie Äinber nidjt beizten fönnen; benn,<br />

©ott fei Sauf, mit fehr feltenen Ausnahmen<br />

empfangen alle ©haften jährli


— 88 —<br />

Scifjr<br />

1903.1904.<br />

Sie gaty ber Kommunionen übertrifft hier<br />

bie bw Beteten wegen ber großen gdfyl<br />

ber geifilidjen ©emeinben.<br />

ßefete Ölungen . . . . . . . 778 841<br />

(Sfyen eiucjefegnet . 669 593<br />

ftnabenfdjulen 128 148<br />

®d)üler 1985 2571<br />

®töbdfrenfdmleu 76 115<br />

(Schülerinnen . . . . . . . . 1280 1 985<br />

$n allen (Beulen werben vor allem ber Kate*<br />

djiSmuS, bie ©ebete unb 3teligionSbü$erge=<br />

le^rt. Sann fommen auch bie flafftfchen Vücher.<br />

3n «tuberföafteit (Singefchriebene . . . 1437 1939<br />

©rofce europäische ßircfyen 27 44<br />

@roße öffentliche Capellen 216 273<br />

*ßrit>atfapelien 38 48<br />

9?efibengen von Mifftonären . . . . . 33 39<br />

28tr haum bie im Qahre 1900 nieberge*<br />

brannten Kirchen, Kapellen unb 9tefibengen wie*<br />

ber auf unb vermehren fie au


— 89 —<br />

Satjr ga^v<br />

1903.1904.<br />

forge ber ©Triften, ba£ ift ungefähr 1 Miffionär<br />

für 1000 ©hriften.<br />

sßriefter* unb ftnabenfeminarevereinigt. 3öglinge 186 185<br />

Jn biefem Jahre würben 13 Sßriefter, näm*<br />

11$ 4 ©uropäer unb 9 ©hinefen, geweiht<br />

^orbereitung§f^uIen für. bie (Seminare . 5 6<br />

göglinge, bie fid) für bie (Seminare oorbereiten . 120 155<br />

Jlnftattcn.<br />

1. 5Trappiften/ !ßriefter; ©uropäer ober ©ingeborne<br />

„ ©horbrüber; ©uropäer ob. ©ingeborne<br />

„ ©ingeborne Saienbrüber .<br />

2. Mariftenbrüber, ©uropäer . . . .<br />

„ ©ingeborne . . .<br />

$ie Mariftenbrüber leiten mehrere franjö*<br />

Rf$s$tnefif(ähe Kollegien mit ungefähr 300 30g 15<br />

lingen. ®ie früheren Sßflltnge haben fdjon<br />

tige hinter auf ben ©ifenbahnen, Soften unb<br />

£elegraphenämtern inne.<br />

8 9<br />

19 19<br />

35 35<br />

12 14<br />

2 4<br />

3. ^Barmherzige (Sdjroeftern 38 44<br />

Von ben Barmherzigen ©djweftern ftnb un=<br />

gefähr 1 ^Drittel ©ingeborne.<br />

(Spitäler . 4 4<br />

Äranfe, in ben «Spitälern aufgenommen . . 1147 1208<br />

SDtefe ©pitäler finb: SDaS internationale<br />

Sanft Midhaeföfpital in geling; baS ©anft Sin*<br />

jenjfpital in ber faifertidjen ©tabt; baSaUge=<br />

meine ©pital unb baS 3Jlilitärfpital für bie<br />

franjbfifdhen Gruppen, bie beiben lefeeren finb<br />

in Sien^ftn.<br />

Slrmenapothelen 4 4<br />

ßranfe, in ben 5lrmenapot^e!en üerpflegt . 63423 91531<br />

Greife, in ben 2 £>ofpij}en aufgenommen . . 24 61


— 90<br />

Sat)r ftafjr<br />

1903. 1904.<br />

3>aS Betritt »injenjfrital, bie Slrmenapo*<br />

tiefen unb bie ^ofpige finb ganj unentgeltlich-<br />

Sie ©hiuefen fontmen mit Vertrauen, Ja fogar<br />

mit Sanfbarfeit in biefe Anhalten.<br />

4. JofefSfcbweftern, fämtlid) ©ingeborne . . 78 77<br />

©iefe ©enoffenfdjaft, bie fdjon breißig Jahre<br />

befielt, geht auf alte jene Soften, bie für bie<br />

^Barmherzigen ©djweftew unjugängli$ finb; ihre<br />

hauptfä$li.<br />

11 von i^nen würben im Jahre 1900 er*<br />

morbet<br />

5. ©Ijriftlicbe Jungfrauen, bie in ifjren gamilien<br />

leben . . . . . . . . . 818 848<br />

3)iefe Jungfrauen gehören feiner religtöfen<br />

©emeinbe an unb beobachten ba! ©elübbe ber<br />

Jungfräulidjfeit, ba! ihnen erft nad) bem fünf*<br />

unbjwanjigften SebenSjahre abzulegen geftattet<br />

wirb.<br />

SBaifenbäufer ber ^eiligen Kinbfjeit . . . — 10<br />

Knaben unb SJläbcben in biefeit SBaifenbäufern . 597 805<br />

©cbulen von ber ^eiligen Kinbfyeit für bie Kinber<br />

ber Katechumenen; $inber in biefen ©djulen . 8568 6800<br />

ßnblid) fyabtnwir in unferem Vifariat<br />

mehrere $ftormalfd)ulen für Knaben unb 3Käb


— 91 —<br />

Brief i>es Diktators £)errn 2>>oscat an §erm 2Hilon,<br />

©eneralfefretär in Paris.<br />

(£)er ©cfjretber biefeö Briefes, iperr 23oSeat, ift bereite am<br />

27. Sejem&er 1904 geftorben.)<br />

Shanghai, 1. «uguft 1904.<br />

habe lieber mehrere SBifttationen in Äiangfi gehalten,<br />

habe mit ®übs$iangfi begonnen unb ich will audfj<br />

von bort ettoaS erzählen.<br />

Sie 9Jiiffion gerfällt in vier große ^ßräfefturen, weldje bie<br />

£auptorte von vier großen Siftriften ftnb: $i*ngan*fu, Äantfdjeusfu,<br />

9lan=ngan=fu unb ?ting=tustf


— 92 —<br />

bimben werben, weldj lefeterer foeben in Staub gefefet wirb<br />

unb fpäter als Kapelle ober Kir


— 93 —<br />

Bornen Sßrtefter, gwei^mtbert % von if)w entfernt in ©urdf? 9ling*tu grengen wir alfo an gu*!ien, burd) Äan*<br />

tfdjeu unb 9ian*ngan an Danton.<br />

Unb was foH id) von Äi*ngan*fu fagen, nidjtS, als baß<br />

eS nod) immer gortfdjritte macfyt. Sie neue Äirdje, bie nod)<br />

nidjt voHenbet ift, wirb größer fein als bie vor vier Jahren<br />

von ben Bojern gerftörte.<br />

gerner würbe gang in ber 9läl)e ber Sftefibeng ber Mtf*<br />

fionäre in ©in*ma*teu außerhalb ber Mauern vor gwei<br />

Jahren ein HauS ber Barm§ergigen ©dfjweftern gegrünbet,<br />

weites ein ©pital, eine Armenapotljefe unb ein SBaifen^auS<br />

ber ^eiligen ßinbljett umfaßt. SDiefe bef^eibene Anftalt ber<br />

©dhweftern fdjjeint gut gu gebeten unb wartet nur auf eine<br />

fernere ©ntwidlung.<br />

Außer bem Haufe ber ©djweftern I)at Bifdjof ßoqfet inner*<br />

fjalb ber Mauern von $i*ngan eine ©dfjule für bie euro*<br />

päifdjen ©prägen gegrünbet, bie von ben Meinen Marifien*<br />

brübern geleitet wirb.<br />

SDaS Heine ©


— 94 —<br />

unterf


— 95 —<br />

Syrien*<br />

Brief bes ZHifftonspriefters Jjerrn ^tdiaoui).<br />

StipoliS ((Serien), 24. 9tot)ember 1904.<br />

3n biefem 3lugenbli(f finb jwei ©ruppen von SUiiffionären<br />

in Sätigfeit: bie eine in Sibanon, bie anbere im Siftrift<br />

Saobicäa. $ürgli$ belehrten fid), einige teilen von biefer<br />

©tabt entfernt, in wel$ legerer eine SJUfjton abgehalten würbe,<br />

infolge biefer 3Jttffton jwölf fchtSmatifche gamilien jur fatl)p=<br />

lifchen Ätr$e. erhalte aus biefer ©egenb bie erfreulichen<br />

9tad?ri$ten: ßatholifen, $proteftanten, ©tyiSmatifer, ja felbft<br />

9Jluhammebaner wohnten ben Unterweifungen ber 2Jiiffion bei.<br />

pr biefe armen Seute war aHeS neu. @S fdjeint, baß ©ott<br />

uns biefeS SBerf anvertrauen will; i


21 f r i f a<br />

2tl$iet.<br />

Als bie 3ßiffionSpriefter baS in Kuba befiehenbe ^riefter*<br />

feminar von Algier Verlaffen mußten, richtete ber ©rgbifchof<br />

von Algier am 24. SJuguft 1904 ein ©djreiben an feine ©eift*<br />

li^feit, worin er fein großes Sebauern über bie Abreife ber<br />

SKiffionäre auSfprid)t. SBir geben nadtftehenb btefen SSrief<br />

wieber.<br />

„•ftad) einigen äßocfjen werben ©ie ft$ wieber im ^riefterfeminar<br />

einftnben, um bafelbfi geiftlid^e Sfugenb ju er*<br />

neuern unb ähnlid) jenem gelben ber gabel (AntäuS) aus ber<br />

Berührung biefer ^eiligen ©rbe, ber SBiege 3h*eS SßriefiertumS,<br />

neue Kraft fd^ßpferi.<br />

SÖBie in ben früheren fahren werben ©ie auch jefet mit<br />

bewunbemben Augen bie herrliche Sage Von Kuba bewunbern,<br />

bie ©eift unb £erg immer fo leid)t jum ©Töpfer<br />

aller biefer 3laturfd)önheiten erhob. ©ie werben von weitem<br />

am anbern ©übe biefeS KrangeS von .weißen Käufern unb<br />

grüner £ügel, welche unter tiefem Azurblau beS Rimmels<br />

unfern ©olf mit feinen Uaum gluten fo liebltd^ umrahmen, —<br />

baS Heiligtum Unferer Sieben grau von Afrifa begrüßen, baS<br />

Sutten als Sßriefter unb Algerier hoppelt teuer fein wirb. ©S<br />

wirb 3fynen befonberS angenehm fein, an ber Schwelle biefeS<br />

geheiligten AfplS bie S3ürbe ShreS


— 97 —<br />

jungen Sevtten in gefammelter, fruftbarer Arbeit fo vieler<br />

Stunben, ber einzigen vielleift, bie ©ie wahrhaft für fif<br />

allein leben fonnten, ba werben ©ie bie begeifterten SBorte<br />

jene! frommen Mönche! wieberholen: 0 beata solitudo! o sola<br />

beatitudo! D feiige ©infamfeit, o einige ©eligfeit!<br />

Mit Weif er Jnnigfeit aber werben ©ie nift in biefer<br />

Capelle beten, wo ©ie mit folfer Siebe £>erz au!ffüt*<br />

teten, wo ©ie fovtel Sroft verfoftet unb bie unau!fpreflifen<br />

greuben ber heiligen Drbination genoffen haben!<br />

©ie toiffenwohl, ba ©ieeS felbft jährlif erfahren haben,<br />

mit weif er greube man, unb Wäre e! auf nur für einige<br />

Augenblicfe, teure, vergangene Reiten nof einmal burf lebt.<br />

Aber af, warum foU biefe! Mal biefe greube burf ffmerz*<br />

life äBehmut verbüftert Werben? ©! wirb nift mehr ba!<br />

gan^e ©lücf Seben! im Seminar für ©ie jurüdfehren,<br />

©ie werben mit Trauer fehen müffett, baß Jhre verehrten,<br />

vielgeliebten Sehrer nift mehr auf ihren gewohnten päfcen<br />

fifcen, nämlif jene verehrten Sajariften, mit benen Sie burf<br />

bie Sanbe ber Sauf barfeit, ^ofaftung unb Siebe fo ftarf<br />

unb innig verbunben waren.<br />

Dbgletf beren Abreife ffon lange vorhergefeben unb<br />

bebauert war, fo fühlen wir bof baritber nift weniger<br />

Sfmerj unb Kummer. Al! bie Miffionüpriefter bie Seitung<br />

ber ihnen anvertrauten Seminare in granfreif aufgeben<br />

mußten, hofften wir nof, biefe Prüfung würbe un! erfpart<br />

bleiben. 3Bir waren ber feften Überzeugung, baß ber Sturm,<br />

ber bie Söhne be! ^eiligen Vinzenz vom ©oben ihre! SSaterlanbe!<br />

vertreibt, nift auf bi! naf Afrifa fommen würbe,<br />

in ein Sanb, wo fie in fo glorreifer SBeife ba! Sürgerreft<br />

erworben hatten.<br />

£ätte man wohl vergeffen fönnen, baß zu ber $eit, jpo<br />

Saufenbe von ©hriften unb %vanzofen in ben Sagno! von<br />

Algier al! Sflaven eingeferfert lagen unb ba ein Seben,<br />

weniger beneiben!Wert al! ber £ob felbft führten, ber heilige<br />

Vinzenz Mitleib mit ihrem ©lenbe hatte unb mehrere feiner<br />

Stmtalen 70. 7


— 98<br />

Mifftonäre mit ©efal;r ihres eigenen Sebent gur SoSfaufung<br />

ber ©Häven fcinfanbte?Sollte matt fid) nidjt mehr erinnern<br />

fönnen an jenen erhabenen Dpfergeift ber erften Miffiortäre,<br />

weldje auf ben Befehl ihres Stifters freubig abreiften, wohl<br />

toiffenb, worauf fie ftch von feiten ber herglofen Muhamme*<br />

baner gefaßt nutzen müßten? Als man gu einem von ihnen,<br />

eS war Herr ©u6rin, fagte: „Sie gehen alfo in bie Ber*<br />

berei, um ftdj Rängen gu laffen?" 3)a fagte er: ,,Jd) ^offe nodj<br />

mehr, ich hoffe ben Sßfahl, ja nodj BeffereS." S^n raffte bie<br />

Sßeft hinweg; aber einer feiner ©efährten, Herr Johann £e*<br />

Vacher, würbe vor bie Münbung einer Kanone gebunben; nad?<br />

biefen beiben Dpfern ftarben noch viele anbere Miffionäre an<br />

anftecfenben Äranfheiten ober unter graufamen Martern. Aber<br />

gerabe beSwegen, weil biefeS Sanb fo ttngaftltdj war unb fo<br />

gierig baS Blut ber ©giften tranf, verlangten bie MtfftonS*<br />

priefter fehnlid), borten gefanbt gu werben, unb folange nur<br />

europäifche Sflaven in ben ©efängniffen von Algier, SCuniS<br />

unb Maroffo waren, waren auä) immer Miffionäre bort, um<br />

über bereu ßoSfauf gu verhanbeln, währenb fie felbft babei<br />

in ©efahr fdjwebten, in ben~$erfer geworfen gu werken ober<br />

unter HenferShanb gu fterben.<br />

SBir bauten alfo, baß bie Miffionäre, nad)bent fie in fo<br />

helbenmütiger SBeife granf reich unb ber gangen givilifierten<br />

SOBelt auf bem Boben von Algier gebient Ratten, ihr frieblidjeS<br />

Amt frei würben ausüben fönnen. Aber ad), unfere Hoffnung<br />

würbe gunid)te. Umfonft haben wir bereu Sache mit ber gangen<br />

SBärrne ber Übergeugung, bie uns bie ©rinnerung an bie glor*<br />

reiche Vergangenheit unb an bie gegenwärtigen SBohltaten ein*<br />

gab, verteibigt; allen unferen Bemühungen gum Srofe foitnten<br />

wir baS Übel nicht abwenben. SBir fönnen nur für einftweilen<br />

unfere auSgegeidjneten Miffionäre in ber 2)iögefe behalten,<br />

bereu Seeleneifer unb Selbftaufopferung von ben Sßrieftern<br />

unb ben ©läubigen fo l)od) angefchlagen wirb, unb heute<br />

miiffen wir unferen teuren ©eminarbireftoren, obwohleS uns<br />

fehr hart anfommt, Sebewohl fagen.


99 —<br />

Unb wie fottte unfer £>erg nidjjt proteftieren, wenn wir<br />

fe^en, baß uns nun bie s JJad£>folger jener gkiefter Verlaffen<br />

mitffen, welche baS ©eminar um ben SßreiS fo vieler -Kühen<br />

gegrünbet unbeS mit foviel Klugheit geleitet haben?<br />

manbem aus Sljmen, meine Herren, ifteS unbefannt, baß bie<br />

©rünbung biefer Anftalt fehr viele Dpfer foftete unb baß bie<br />

3)tiffionSpriefter mit beifpiellofer ©elbftverleugnung unfereit<br />

aSorgängern bei biefem fchwierigen SBerfe gur ©eite ftanben.<br />

AIS im Sahre 1842 SBifcfjof Supuclj im @inverftänbniffe mit<br />

bem 3Jiarf(^a(l ©oult bie 5Jtiffionäre nadj) Algier berief, fomtte<br />

er ihnen nur ein armfeligeS £auS in ber ©adfgaffe ©anft<br />

Philomena in ber ^htftpp^ffraße jur Verfügung fteffen, wo<br />

man mit großer 9Jtühe acht gellen für bie fünftigen ©emi*<br />

nariften herrid)ten fonnte. Unb als im $ahre 1848 ©eneral<br />

ßavatgnac bem Sifdjof baS gelb von $uba abtrat,<br />

mußten bie ©ireftoren unb bereu Söglinge in gelbhütten<br />

wohnen, bie bem Siegen freien Surdjgang gewährten unb von<br />

©ibechfen, Ameifen unb anberen nodj) unangenehmeren Bieren<br />

befugt waren. Unb boch betete unb arbeitete man ba, man<br />

führte ein georbneteS Seben, fo baß bie alten Sßriefter ber<br />

brei Siöjefen Algier, ^onftäntine unb Dran jene geiten baS<br />

golbene Zeitalter von Äuba nannten.<br />

@S ift wohl wahr, baß bamals an ber ©pi£e beS $riefter=<br />

feminarS ein 3Jlann von allgemein anerfanntem SSerbienfte<br />

ftanb, £err Sofef ©irarb, ber eine große grömmigfeit mit<br />

tatfräftigem ßbarafter, feltener Klugheit unb brennenbem @ifer<br />

paarte. ®urdfj fedfjSunbbreißig Qahre War er bie ©eele von<br />

$uba unb au


— 100 —<br />

einem folgen 9Jiunbe! Unbboer*<br />

ftc^ert, buräjauS nion Slfrtfa bei ber 23erwirfli


101 —<br />

ihnen gebührenbett rü^nitic^en SBeife beurteilen, bie heute ein<br />

unerbitllifeS ©efefe uns entreißt 2Bir haben fte mit eigenen<br />

Augen an ber Arbeit gefehen, SDe^alb fühlt fif auf unfer<br />

£erz jufammengeffnürt, jefet ba wir uns von unferen auS=<br />

gejeif neten Sehrern trennen müffen, bie fo fcoEfomtnenunfer<br />

Vertrauen unb unfere Siebe gewonnen haben, befonberS t>on<br />

biefem ebrwärbigen ©uperior, an bem wir ein gerabeS Urteil,<br />

eine liebenSWürbige £ugertb, eine große ©anftmut, ein aus*<br />

gebebnteS SBiffen fanben, baS er trofe feiner großen 33eff eiben=<br />

beit nift ganz $u Verbergen fcermofte. Jn biefer ©tunbe,<br />

wo biefer liebenSWürbige Mann fotiiel leiben muß, wollen<br />

wir bie unangenehme Sage erfparen, fif loben zu hören;<br />

aber ber aufriftige, einstimmige ©f merz ihrer 3ö9^ge unb<br />

ber Sßriefter ber ®iöjefe fcerfünbenlaut genug, wie fehr fie<br />

fif bie Aftung unb Siebe aller 'hier errungen hatten. 2ßir<br />

pretfen (Sott, baß er uns ben £roft gewährt hat, uns ben<br />

©uperior zur ©rbauung feiner Zöglinge unb feiner trüber<br />

im Sßrieftertunt in unferer SDiöjefe ju belaffen, bie fif glü(f=<br />

lif ffäfeen Werben, auf fernerhin aus feiner langjährigen<br />

Erfahrung unb feiner naf fiftigen £erzenSgüte SRat unb £ilfe<br />

ju fföpfen.<br />

SBir finb überzeugt, meine Herren, baß wir bie ®ol=<br />

metffer unb baS @fo ihrer ©efiihle finb, Wenn Wir £errn<br />

®emiautte unb feine würbigen Mitarbeiter unferer innigften<br />

3uneigung, ehrfurftSfcotlften 3)anfbarfeit unb unfereS treuen<br />

AnbenfenS fcerftfern. 2Bir werben fte ebenfo wie ihre 5ßor=<br />

gänger unter bie 3ahl ber SBohltäter unfereS SßriefterfeminarS<br />

refneu unb ©ie alle werben, wir zweifeln gar nift baran,<br />

burf ©ebet Jhw finblif en 2)anfe ben nüfclif ften unb wirf*<br />

famften AuSbrudf verleihen.<br />

SBir bitten ©ie nun, meine Herren, Vertrauen auf<br />

jene zu übertragen, bie wir bazu beftimmt haben, bie ff were<br />

33ürbe beS Amtes als Seiter beS ©eminarS zu übernehmen,<br />

©ie fcerbieneneS in jeber Seziehmtg, unb wenn wir feinen<br />

Anftanb nehmen, ihnen baS Seuerfte, was ein Siffof hat,


— 102 —<br />

nämlidh bie ßufunft feines Klerus unb bie Hoffnung feiner<br />

SDißjefe, anzuvertrauen, fo ift ber ©runb hievon — wir fönnen<br />

uns biefeS gerechte Seuflittö ausstellen — baß wir bei unferer<br />

äßahl von ber wachfamften Klugheit uns leiten ließen. Jnbetn<br />

fie fidh übrigens entfdhloffen haben, ihre SHöjefen, ihre gamilien<br />

ju Verlaffen, um in ein Sanb ju fontmen, wo ihre SBiege<br />

nicht geftanben hatte, unb bafelbft ein Seben ber grömmigfeit,<br />

beS ©tubiumS unb ber ©elbftverleugnung ju führen, fo geben<br />

fie ynS fchon baburdh ein f^öneS Veifyiel beS priefterlidhen<br />

©eifteS unb ber ©elbftlofigfeit. ®ie Seit wirb lehren, baß<br />

bie neuen Seiter beS ©eminarS noch in vielfadher anberer<br />

Hinfidht Jhre Ho^achtung unb @hrfurdf)t verbienen. SBir ftnb<br />

beswegen auch überzeugt, baß unfere SDiöjefe fie mit brüber*<br />

lichern SEBohlwoten in ihre Leihen aufnehmen wirb, unb baß<br />

in ihren Häuben baS @rbe ber MiffionSpriefter nidht in ©e*<br />

fahr fommen wirb.<br />

©ie werben alfo bie neuen SDireftoren beS ^SriefterfeminarS<br />

mit Siebe aufnehmen, mit berfelben Siebe, bie ©ie bereu Vor*<br />

gängern bewiefen haben. Veten ©ie für einanber, bamit ©ott<br />

ben jefeigen Arbeitern in ihrer fdhwierigen Arbeit beiftehe unb<br />

ben früheren Arbeitern reichlichen Sohn verleihe für bie Müh,en,<br />

bie fie fo ftanbhaft auf fich genommen haben.<br />

©ie werben audh felbft in nüfelidher 2Betfe zn bem ©nb*<br />

ZWed beS ©eminarS beitragen, wenn ©ie für bie jungen<br />

^riefter, bie voll ©ifer unb Vegeifterung baSfelbe Verlaffen,<br />

Vorbilber eines wahrhaft priefter liehen unb apoftolifchen SebenS<br />

fein werben. AnbererfeitS werben auch ©ie nicht vergeffen, baß<br />

bie befte Art unb SBeife, fidh ben Sehrern für alles ©ute<br />

banfbar zu erWeifen, barin befteht, ihren guten Veifpielen<br />

unb Sehren immer treu zu bleiben. SBir befdhwören ben<br />

hödhften Spriefter JefuS ©hriftuS, er möge Jh^en biefe ©nabe<br />

geben, unb wir fegnen ©ie, meine Herren unb meine teuren<br />

Mitarbeiter, aus bem Jnnerften unfereS Herzens, inbem wir<br />

nodh einmal ben ©efühlen unferer Siebe unb ©rgebung AitS*<br />

brinf verleihen.


— 103 —<br />

2ßir haben ben für ^errn Semiautte fo ehrenben SBorten<br />

beS ©rjbifdjofs ni$ts beizufügen, als baß wir ben Sdjmerj<br />

hatten, ißerm ©emiautte balb barnach §u verlieren. 9tach<br />

granfreich jurütfgelehrt übernahm er trofe feiner gef$wägten<br />

©efunbheit neue Arbeiten, als ihn auf einer 9leife eine Sungen*<br />

entjünbung in wenigen Sagen bahinraffte; er ftarb in SSitre<br />

am 9. ®ejember 1904.<br />

2tt>efftnien*<br />

Unfere Sefer fennen bie äBedjfelfälle ber afeefftnifdhen<br />

9Jliffion, wie bie 9Jiiffionen feit einer SReihe von Sehten jwi*<br />

fdheri gur^t unb Hoffnung beftänbig fdjwanfen.<br />

3n bem früheren £efte ber Annalen haben wir mitge*<br />

teilt, weldje Sefürdjtungen ein Sefdjluß ^aiferS SDlenelif ver*<br />

urfacht hat. ©ott fei S)anf, biefe Befürchtungen finb nun —<br />

wenigftenS für eine ,3ett — jerftreut, wie uns ber Superior<br />

ber 3Kiffton in ©uala=Alitiena, £err ©buarb ©rufon, mitge*<br />

teilt hat. ©r fdjrieb am 18. September 1904:<br />

„Seine 3Jlajeftät ber -JteguS hat baS SSerfolgungSebift<br />

unb ben gegen uns erlaffenen SBerbanmmgSbefehl jurüdge^<br />

nommen. ®aS rettenbe Seiegramm ift am 17. September<br />

in Abrigat eingetroffen. @S lautet wörtli


21 m e v i f et<br />

Salvabov.<br />

Brief bes ÜTifftonspriefters f}errn ^atl $6ftttn an ben<br />

©eneralfuperior Jjerrn 2tnton ^iat.<br />

©an ftactnto, 20. Auguft 1904.<br />

£err ©onte unb id) h a &en eine Nunbretfe gemalt, an<br />

bie wir uns noch lange erinnern werben. ßtfyn te<br />

Nofario be Mora unb einen Monat in Sßandjimalco. 3)iefe<br />

©tabt liegt brei Kilometer fcon ©an ©afoabor entfernt unb<br />

ift Dort Snbianern bewohnt. 3


105 —<br />

bie anberen würben mehr öerlaffen hafteten, wenn nift bie<br />

Regierung baS Monopol hätte, ihnen ben Branntwein ju tie 5<br />

fern. Sie werben aber gewiß nift mel;r fo&iel 3l&fafe ftnben,<br />

wenn bie greunbe ber geiftigen ©etränfe in ihrem SBorfafee,<br />

nift mehr gu trinfen, beharrlif bleiben.<br />

2lm 14. Auguft trugen 20 bis 30 Männer baS ffwere<br />

MifftonSfreuj unb 5000 ^erfonen nahmen an ber ^rojeffton teil.<br />

9lm 15. Sluguft war ber ©flußtag. Man prebigte über<br />

bie Beharrliffeit unb über bie 2Inbaft jur feligften Jung*<br />

frau, weif er fif auf bie ganje Pfarre Weihte. ®ann folgte<br />

ber päpftlife ©egen, naf welfem alle in tränen unb<br />

©ftufjen auSbraf en.<br />

3lm 16. 2luguft hoffte if allein naf ©an Jacinto jurü


— 106 —<br />

Seiber blieben mir nur etwa zwei ©roS. 3k einem Augen*<br />

blicfe waren fie fcerfchWunben.<br />

Äömtten ©ie mir, mein hod)geehrter Vater, bie greube<br />

machen, einem jeben biefer 3>ttbianer eine MebaiHe auf bie Bruft<br />

ju hängen! Sdj werbe fogleid) in ihre Mitte prüdfehren unb<br />

ihnen fagen, baß mein Vater ©eneral ihnen biefe MebaiHen<br />

fdjidt, was ihnen bie größte greube ma$en würbe.<br />

3Bir bleiben nun jwei im Haufe, Herr Vatyffe unb td).<br />

Herr Shaureaub ift im Seminar, immer etwas leibenb. Herr<br />

Sonte hat in Begleitung beS Herrn SDuriej bie ©ren^e fcon<br />

©uatemala Übertritten. @r hat uns fcerfprodhen, baß er<br />

nidht lange ausbleiben werbe!<br />

$arl H^utn.<br />

^rafilien*<br />

g£nrifj?ßct.<br />

Brief 6es ZTtifftonspriefters f}emt 3ol)(tnn<br />

ben ©eneralfuperior £)errn 2Inton $iat.<br />

(Suritgba, 8. 5ftot)entf>er 1908.<br />

©eftatten Sie mir, mein hochgeehrter Vater, 3huen etwas<br />

über bie Miffion in Sßarana, wetdje t>or jwei Sahren fc>on<br />

bem Bifdjof gofef be ßamargo BarroS fc>on ©uritpba ge*<br />

grünbet würbe, ju erzählen.<br />

Sßarana, einer t>on ben zwanzig Staaten, aus benen<br />

Braftlien befteht, liegt jwifchen ben ©raben 22° 55' unb<br />

27° 50' füblidjer Breite unb jwifdjen ben ©raben 4° 44' unb<br />

11° 8' weftlidher Sänge fcomMeribian t>on 9?to be Janeiro<br />

gemeffen. ®er Flächeninhalt biefeS großen Staates beträgt<br />

240000 Buabratfilometer. @iue hohe Bergfette burdjläuft<br />

ihn toon -Korben nach ©üben unb teilt ihn in zwei fcharf ge*<br />

f^iebene 'Seile, Beira mar unb Serra acima. $)ie ©egenb<br />

an


em -äJteere entlang ift heiß unb ungefunb;eS warfen ba*<br />

felbft alle ^flanjen ber troptfdhen Sauber. 5Der anbere Seil<br />

bilbet eine ungeheure £odfjebene von 500 Duabratfitometer<br />

gläd)eninhalt; baS Älima bafelbft ift überaus angenehm, eS<br />

ift ein beftänbiger grühling. 35er $oben ift fehr fruchtbar<br />

unb von vielen SBafferbäten burchjogen, bie fpäter ju großen<br />

glüffen werben. biefer £odjebene, weldje 1000 9fleter<br />

über bem Sffleere liegt, führt eine ©ifenbahn, bie ein 3)teifler- *<br />

werf ber $unft ift. ©ie nimmt burch bie Serge einen aH*<br />

ntählidf) auffteigenben 3ßeg burd) Urwälber, neben Abgrünben<br />

unb ©fluchten, burch fünfge^tt SunnelS, über mehr als<br />

fünfzig Srücfen unb führt ben Sieifenben burch entjütfenb<br />

f$öne Sanbfcbaften. ©ie ift baS SBerf beS brafilianifcben<br />

Ingenieurs Seijeira ©oareS.<br />

93or fünfunbjwanäig fahren jählte ber ©taat Sßarana<br />

125000 ©inwohner; jefet fd&äfet man feine SBevöIIerung auf<br />

400000. SDiefe rafdhe 3unahme ift vor allem ber euro*<br />

päifdjjen ©inwanberung jujuf^reiben.<br />

Sßarana gehörte bis gum $ahre 1892 jum Bistum ©urU<br />

fyba.SDer erfte 33tf$of $ofef be ©amargo SarroS übergab<br />

ben ©öhnen beS heiligen Sinkens im $ahre 1895 fein ©etni*<br />

nar unb berief im $ahre 1901 mehrere anbere 3Kiffionäre für<br />

bie Abhaltung von 9Jttffionen unb wies ihnen baS bifchöfc<br />

lii^e ©eminar jur SBohnung an.<br />

3m Sänner 1902 fam id) in Begleitung beS SBifcljofS<br />

3ofef ©torbano in ©urittyba an unb wir machten uns im<br />

gebruar fogleid) ans Sßerf. S)ie bifdjöflidje ©tabt war ber<br />

©


— 108 —<br />

polnifdj, in einer anberen, unb gwar in ber Kathebrale, portu*<br />

gieftfd^. ben fciergehn Tagen würbe bie Kathebrale, bie<br />

uns angewiefen worben war, nie leer unb bie SolfSmenge fcer*<br />

nahm mit Sammlung unb Aufmerffamfett baS SBort ©otteS.<br />

ben anberen Kirnen War ber B^ang nityt geringer. 3>ie<br />

©rfolge übertrafen unfere Hoffnungen;eS gingen 7429 Sßer*<br />

fönen gur heiligen Kommunion. 3 um Anbenfen würbe mitten<br />

in ber ©tabt ein Kreug errietet; unglüdflid&erweife würbe bie<br />

©


— 109 —<br />

thn in feiner Auflehnung. Als bie Miffion eröffnet wurbe><br />

waren bie ©eifter überaus erregt. @S fanben ftf aber ben*<br />

nof j i e m l i f Diele 3uhörer bei ben Sßrebigten ein unb wir<br />

fonnten fo in Dieler igerjen ben ©amen beS göttlif en SBorteS<br />

nteberlegen, ber fpäter gritfte bringen follte. 3^ Monate<br />

fpäter fehrte einer fcon ben Mifftonären naf SßalmeitJa jurütf,<br />

prebigte Dor einer jahlreif en, gutwilligen 3uhörerff aft, ^>brte<br />

Diele ^erfonen Seift, grilnbete eine Sinjensfonferenj unb einen<br />

herein ber grauen ber friftlif en Siebe, unb fonnte bie ©tabt<br />

ganj beruhigt ihrem neuen Birten übergeben.<br />

Um Sföte foftbare 3eit nift in Anfpruf ju nehmen, Witt<br />

if Don ben Miffionen, bie auf biefe brei Miffionen folgten,<br />

niftS näheres fagen; if fage nur im allgemeinen, baß wir<br />

im ^afyxt 1902 jwölf eigentlif e Miffionen gehalten fyabm,<br />

ö|ne Don ben greifen £ilfsfapellen ju fprefen, wo wir<br />

uns nur einige Sage aufgehalten haben.<br />

Sie 3al;l ber Kommunionen belief fif auf 18 583; wir<br />

haben 100 fünbhafte Berbinbuugen in reftmäßige ©ben unt=<br />

gewanbelt unb brei Binäenjfonferenjen unb brei Bereine ber<br />

f riftlif en Siebe gegrünbet.<br />

Sie gerien Don -JtoDember bis gebruar würben, wieeS<br />

ber SBunff beS ^eiligen Binjenj ift, junt ©ebete, ©tubium,<br />

jur Abhaltung ber SahreSeferjitien unb ju einzelnen Sßrebigten<br />

Derwenbet.<br />

3nt gebruar 1903 begannen wir, £err Sofef AlDeS unb<br />

if, wieber unfere MiffionStätigfeit. 3m Sahre 1902 hielten<br />

wir 14 eigentlif e Miffionen unb ^rebigten an etwa 20 Heineren<br />

Orten, weife eine ipilfsfirfe befifeen. Ser ©rfolg unferer<br />

Arbeiten waren 11146 Seif ten, 308 wilbe@f)en eingefegnet,<br />

5 Binjenjfonfereuäen unb 9 Bereine ber f riftlif en Siebegegrünbet.<br />

3f übergehe bie 3


— 110 —<br />

Orten tätig waren, währenb wir im Vorigen ^ahre in ben<br />

wi


— 111 —<br />

Kirche; währenb ber SJtiffion wirb ©ott barinWommen unb<br />

Wir bürfen nicht mehr verlangen als er." — „AbereS ift<br />

fall" — „SHe Siebe ju ben ©eelen wirb uns erwärmen." —<br />

„AbereS ift fein SSet barin." — „2>er gußboben ber Safriftei<br />

wirb uns als SJlatrafee bienen." — „Sßer wirb 3hnen baS<br />

©jfen zubereiten?" — „®ie göttlidje Borfehung." — 3nbem<br />

wir fo mit ben erftaunten Seuten rebeten, festen wir bie Äirdje<br />

aus unb bereiteten bie Altäre für bie fettige 9Kefe vor. Um<br />

ll 1 / 2 Uhr begann bie ^eilige SDieffe, worauf bie ©inleitungSprebigt<br />

folgte. ®a ^atte nun unfere Prüfung etil ©übe. ©in<br />

ausgezeichneter ©hrift, ein Bä<strong>der</strong> von Sßrofeffiou, bot uns ©aft=<br />

freunbfdjaft an unb bejubelte uns mit ber größten 3m>or=<br />

fommenheit. SHe ganze Bevölferwtg fam ju ben Sßrebigten<br />

unb bie Vierzehn Sage ber 2JUffion waren für baSfelbe wie<br />

ein geft. Alle ohne Ausnahme gingen jur heiligen Seicht.<br />

Unfer Auszug aus ber Pfarre war ein ebenfo ehrenvoller<br />

Srtumphäug, wie unfer ©injug traurig gewefen war. Am<br />

Abenb fam bie ganze ©tabt, bie Behörben an ber ©pi£e, unb<br />

banften uns unter ben harmonifchen klängen ber 3Jlufif unb<br />

unter bem 5?radjen von Böllern unb Siafeten. 3n Brafilien<br />

gibteS fein geft ohne geuerwerf. SBir mußten etwa jwanjig<br />

Sieben anhören. ©S fällt bem Brasilianer nid)t fdjwer, eine<br />

Siebe ju halten. AHe, vom unterrichteten s 3Jtanne btS jum<br />

unwiffenben $anbwerfer finb Siebner; i


— 112 —<br />

ber Gimmel war heiter unb baS Meer ruhig, Wie baS £erg<br />

jener, benen wir geprebigt hatten. SBenn baS Sehen beS Mif*<br />

ftonärS feine fdjweren ©tunben hat, fo hateS aud) feine unauS*<br />

fpred^Itd^en greuben, benneS gibt fein größeres (BIM, als baS<br />

SBerfgeug gu fein, beffen fid) ©ott bebient, um allen Sewoh*<br />

nern einer ©tabt ben grieben ber ©eele wiebergugeben.<br />

3oI;ann Ouintao.<br />

^a^ia.<br />

Brief 5es Zllifftonspriefters £)errn 25ifhcfnt ^acffcit.<br />

Unfere lefete MiffionSreife, bie acht Monate bauerte, hat<br />

uns großen Troft gebraut, befonberS in gerroS unb ^oanefta.<br />

An jebem biefer beiben Drte haben wir einen neuen griebhof<br />

angelegt Man mußteeS mitanfehen, wie Männer unb grauen,<br />

jung unb alt, rei$ unb arm, in Sßrogeffion, mit bem Kreuge<br />

an ber ©pifce, ©teine unb Kalf trugen, ©inige gehen in ihrer<br />

©infalt unb ihrem ©ifer fo weit, baß fie bie SBorte, bie einige<br />

im ©djerge gu ihnen fagten, ernft nahmen: „Sene, bie große<br />

©ünben haben, müßen auch große ©teine tragen," fo baß<br />

einige ihrer Saft unterwegs unterliegen.<br />

*<br />

* *<br />

©egen ©nbe Auguft reiften wir in bie Urwälber t>on<br />

Nio boce ab. ®ie Herren Sacofte, Tabbei unb ©iorbano<br />

waren bie erften, toeldje ben Mut unb bie ©hre hatten, burd)<br />

bie Sßrebigt unb bie Übungen ber Miffion ben ©eelen in biefen<br />

faft ungttgänglichen ©egenben Rettung gu bringen, ©ie brangen<br />

wohl öon ber ©übfeite t>or, wo ber gugang leichter fein fott,<br />

fcon ber SBeftfeite ift iebo$, wie man fagt, faft fein ©inbringen<br />

möglich; t>erfit


— 113 —<br />

babei wie SofomotiDen mit ben Lüftern blafen. 2ßir er*<br />

reifen baS anbere Ufer unb nun finb wtr ffon im Urwalbe.<br />

2Belf ein üppiger S p f t a n j e n W u f S ! SBelf ungeheure Säume!<br />

@S gibt niftS ©fönereS als biefe Sianen, bie fif bis gum<br />

©ipfel ber Säume emporfflingen, Don bprt bis jum Soben<br />

herabfallen, um abermals fynaufjufteigenunb fif enblif im<br />

SDicfift ju verlieren, ßier ift baS Sieif ber Jaguare, ber<br />

Soafflangen, ber £irffe unb Tapire u. f. w.<br />

SBährenb ber Miffion fam ein Säger ju uns unb bat<br />

um bie ©rlaubniS, einen Siger töten ju bürfen. „©inDer^<br />

ftanben," fage if, „aber unter jtoei Sebingungen: ©rftenS<br />

mußt bu juerft beif ten, unb jweitenS mußt bu mir bie Seftie<br />

bringen."<br />

Angenommen.


— 114 —<br />

3n Sßaffagem hatte unfer ©aftwirt bie ^errlid^e ^bee,<br />

uns gu ©hren einen Sali gu veranftalten. ©twa breißig<br />

Männer unb grauen, aber leiber alle mehr ober weniger be*<br />

trunfen, begannen gu bringen wie äßilbe. 2)a wir \m$tm,<br />

baß bieS crescendo bis gum nä^ften Morgen junehmen<br />

würbe, gogen wir uns gegen gehn Uhr abenbS guriidf unb<br />

fdjliefen in ber Kirdfje.<br />

*<br />

* *<br />

Auf ber Miffion in SKathritabe ereignete fich etwaS.Se*<br />

fonbereS.<br />

äBährenb Herr Sßimenta prebigte, wanbte fidh am SßalbeS*<br />

ranbe eine große Solange mitten burdh bie grauen hiuburch,<br />

welche naturgemäß fehr unruhig würben, Herr ^imenta<br />

mahnt gur SRuhe. Man antwortet ihm:<br />

„®S ift eine Sdhlange ba."<br />

„Aber," entgegnete ber Sßrebiger, „ihr träumt, feib<br />

nur 'ruhig."<br />

@S würbe voHfommen ftiH; nadh etwa gehn Minuten<br />

macht fidh tföfelidh neue Unruhe, unb jwar unter ben Män*<br />

nern bemerfbar. ©ine Solange hatte fich einem ber An*<br />

wefenben um baS Sein gefd^Iungen. £>iefer fdhüttelte baS<br />

Sein heftig unb fd&leuberte bie Solange fort, worauf fie ein<br />

•Jteger mit feinem nadften guße gertrat.<br />

Unfere lefcte Miffton war in Sanft Anna. Um borthin<br />

gu gelangen, mußten wir ben 9iio boce einen gangen £ag<br />

aufwärts gehen, ßinfs liegen bie Urwälber, bie wir burdh*<br />

wanbern mußten, rechts liegt baS ©ebiet ber SBilben, in<br />

welches niemanb von ben Stotterten einzubringen wagt,<br />

einen frangöftfchen Sßriefter ausgenommen, nämlich Herrn<br />

Sebuc, WelvereS verfugt, biefelben gum ©hriftentum gu be*<br />

fehren. 3)a finb nodh gwölf ^ubianerftämme, bie gang wilb<br />

firib. ©lüctticherweife finb fie gerabe jefet nidht ba. Sie ftei*<br />

gen nur bann an bäS Ufer beS gluffeS herab, wenn fie int<br />

Innern beS SanbeS nichts gu effen ftnben; bamt fommen fte


— 115 —<br />

an ben gluß, um gu fifd)en, gu jagen unb grüßte gu holen,<br />

befonberS sapucayas, eine Art großer Nüffe, bie im Ämtern<br />

je breifeig ober üiergig grüßte enthalten, bie ben Kaftanien<br />

ä^nlidh finb unb fehr gut fd)me(fen. 3Bir fehen noch bie<br />

©puren ihres legten Aufenthaltes, bie erlogenen ©Reiter<br />

ihrer geuer unb rohe 3eid)nungen an ben Säumen.<br />

©ineS TageS erlebten wir eine unliebfame Überrafd&ung.<br />

SBir waren eben am Soben unfereS SooteS halb eingefdjlafen,<br />

als wir plö$ttdj burch eint>om Sßalbe herfommenbeS ©eräufd)<br />

aufgewecft würben. 2BareneS Snbianer? 2)aS ©eräufch fam<br />

immer näher, unb bann hörten wir einen ftarfen plumps ins<br />

Sßaffer. @S war ein Tapir, baS ftdj ins SBaffer warf unb<br />

babei faft unfer Soot umftürgte. ©üblich famen wir in ©ant*<br />

ftoma an, wo ©Ott unfere MifftonSarbeit überaus fegnete.<br />

2ßir mußten bann nad) ©araga gurücffehren, aber wie?<br />

Son neuem burch bie SBälber gehen, jefet gur Negengeit, war<br />

unmöglidj. 9ßir entf^loffen uns alfo, über Siftoria gu reifen.<br />

£>agu brausen wir Sßferbe. 3Bir mieten einige, aber balb<br />

müffen wir einfehen, baß wir fie nicht brauchen fönnen; fiebert<br />

ober aä)t Tage in biefer SBeife gu reifen, ift unmöglid). SBir<br />

empfahlen uns ber göttüdjen Sorfehung unb bie Hilfe ließ<br />

auty nidjt lange auf fid) warten. Herr Sebuc, ber obgenannte<br />

eifrige Sßriefter, hatte fconunferer Anfunft erfahren unb fdjicfte<br />

uns feine polnifdjen unb beutfdjen Anfiebler entgegen. D baS<br />

finb brafce Seute unb gute ©hriften! ©ie gaben uns umfonft<br />

Sßferbe unb alles, was wir gur Neife nötig hatten, unb nad)<br />

fieben Tagen famen wir in Siftoria an, wo uns Sifdjof<br />

Monteiro mit ber Herglid?feit unb ©infalt eines wahren ©ohneS<br />

beS heiligen Singeng aufnahm.<br />

2>rei Tage fpäter fd^iffteri wir uns auf bem ©djiffe<br />

„Espirito santo" ein unb lanbeten am folgenben Tage tu<br />

9tio be Janeiro, wo uns bie liebeöoHe Aufmerffamfeit unferer<br />

Mitbrüber balb auf äffe ©ntbehrungen in ben Urwälbern beS<br />

9iio boce üergeffen ließ.<br />

8*


— 116 —<br />

®aS ift ber furje Seridjt über unfere SDiiffionSreife beS<br />

vorigen SahreS. 2)ie in ben fernen Urwälbern jerftreuten<br />

Seute finb Wirflich JU beflagen. ©ie wiffen faft nicht mehr,<br />

was Sieligion ift. Unb baS ift nicht fofehr ihre ©


— 117 —<br />

bafiir ift bie herrlif e Miffion, bie in unferer Kirf e Don (Sofa*<br />

bamba gehalten würbe. Unb wie fodten wir nift über alle<br />

©f Wierigfeiten fiegen? 3ft ja bie Kirf e bem göttlif en Herfen<br />

geweift SBaS foß if Don biefer Miffion fagen? 3f ntiJf te<br />

jagen, baß fie fojufagen wunberbar war. SBir fagen Dor<br />

allem, baß bie beutliffte Sehre biefer Miffion, bie uns über<br />

allen Segriff ermutigt, biefe ift: gu Argentinien fann man<br />

bie Mittel zur fruftbaren ©eftaltung ber Miffionen, bie man<br />

in granfreif gewöhnlif in Anwenbung bringt, ebenfogut in<br />

Anwenbung bringen. Sie Methobe beS heiligen Bmzenz, wie<br />

fie im Sireftorium auSeinanbergefefct ift, geigt fif in ihren<br />

^auptlinien in Argentinien wie in granfreif als gut, ja fo*<br />

gar auSgezeif net. Sie Satfaf en finb ba, um eS ju beweifen.<br />

SöeDor wir aber weiter gehen, fficfen wir zwei Bemerfungen<br />

DorauS. Sie erfte ift, baß in biefen ©egenben bie Miffionen<br />

gewöhnlif nur Don furzer Sauer finb. Hat man aber ba<br />

bie 3eü, bie ©eelen grünblif ju unterrif ten unb bie Herzen<br />

ju rühren? SaS ift fehr zweifelhaft. ©inige wollten behaup=<br />

ten, bie Seute hätten nift fo Diel AuSbauer, burf brei lange<br />

SBofen an ben ftbungen ber Miffion teilzunehmen. SiefeS<br />

an einigen Orten herrf


• — 118 —<br />

Miffton fennt bie ©inleitungSgeremonie: SDie Anrebe, weldhe<br />

gletd^fattt bie ©enbung ber Miffionäre ift; ber feierltdhe ©egen,<br />

ber ben evangelifchen Arbeitern unb bem 33olfe erteilt wirb;<br />

bie erften äBorte beS MiffionSbireftorS. ©ott icheS fagen?<br />

©erabe in biefern Augenblidfe fd^ä^t man am meiften baS<br />

©IM beS apoftolifchen VerufeS. Mehrere von uns waren<br />

tief gerührt; als friere Miffionäre in granfreich erinnerten<br />

wir uns an bie überftanbenen Kämpfe, an bie geliebten Häufer<br />

ber ©enoffenfdhaft, bie jefct leer fielen; wir bauten an bie<br />

aufgehäuften Ruinen. Qeboch wir ^riefen ©Ott, benn wir<br />

hofften, baß ber ©türm ben guten ©amen ber guten Mifftonen<br />

bis hieher tragen werbe. 9Bir äffe fühlten, baß unfer Unter*<br />

nehmen eine gang befonbere Vebeutung habe.<br />

3ur Abhaltung ber Miffton waren bie Herren Vrignar*<br />

bellt, Sßrat, SDolet unb Vulhon beftimmt. Herr Vrignarbefft<br />

leitete baS ©ange. Als ein eingeborneS Kinb beS SanbeS<br />

wußte er burch fein leichtes unb warnteS SBort gleich von<br />

Anfang bie Hergen ber gu gewinnen, gu wecfen unb<br />

gu befehlen. Sie Herren Sßrat, ®olet unb Vulhon, obgleidj<br />

in ber fpantfchen ©prache nicht genug geübt, unterftüfeten thn<br />

aufs befte. Herr SDotet befdhaftigte fich meiftenS mit bem ©e*<br />

fange, ©in fd)öner VolfSgefang ift ein mä^tigeS Mittel, um<br />

bie Seelen gum Veten anguleiten unb bie religißfe Vegeifterung<br />

in ben Hergen gu erwedfen, ein notwenbigeS ©lement, ohne<br />

baSeS feine echte Miffion geben fann.<br />

2>ie Miffion bauerte brei äBodjen; bie erfte war ben<br />

Kinbem geweiht; bie gweite ben grauen unb bie britte war<br />

für bie Männer beftimmt.<br />

SDie Kütber! Argentinien, baS Sanb beS gortfdhritteS unb<br />

ber 3ufunft, gahlreidhe gamilien. Unfere Ktrdhe, giem*<br />

lieh geräumig, wirb fte wohl groß genug fein, um äffe Kin*<br />

ber gu faffen? bie Kinber aus ben ©dhulen ber Varmhergigen<br />

©chweftern, aus ben ©dhulen ber Vrüber unb bie auSwär*<br />

tigen Kinber? SBir teilten bie Kinber in gwei ©ruppen: mor*<br />

genS famen bie Knaben, abenbS bie Mäbchen. Sie erfteren


— 119 —<br />

erreichten, ohne gu übertreiben, bie ßafyl fcon700, unb bie<br />

lefeteren, nodj gahlret^er, waren mehr als 800. ©S war tu<br />

ber Tat ein rül;renbeS Sdjaufpiel, alle biefe Kiitber auS fpa*<br />

nifd)en, frangöfifd)en unb italienifd)en gamilien gu fehen, ba*<br />

bei ni(ht gu fcergeffeneinige „farbige Kinber". Alle geigten<br />

eine überaus große Sammlung unb Anbaut SefonberS gwei<br />

Sieber gefielen ihnen fehr: „0 Madre mia — D meine<br />

Mutter," unb baS gweite, ein Sittgebet für Argentinien,<br />

fragen Sie alle biefe Kinber, feien fie nun &on italienifd)en<br />

ober fpanifdjen ©Itern. Sie Werben Qh^en nicht fagen: „3$<br />

bin baS Kinb eines Italieners ober Spaniers," fpnbern fie<br />

werben ftolg ihr Köpften erheben unb antworten: „Mein<br />

Sater, ich bin Argentinier." Unb fie haben Wirflid) red)t,<br />

ihr reifes unb f^öneS Sanb gu lieben.<br />

SBaS bie f$öne Anrufung: „D Maria, ohne Sünbe<br />

empfangen . . .," betrifft, fo würbe biefelbe nicht nur gefun*<br />

gen, fte würbe vielmehr gebonnert. feinere Dhrert hätten<br />

tiieHeidjt gefunben, baß ber Ton mand)ntal hätte reiner fein<br />

fönnen, aber bie Stimmen wollten fliegen wie bie.Seelen,<br />

gerabeauS gum Hergen ber göttlichen Mutter, bie baran Wohl<br />

ihre greube haben mußte.<br />

Um biefe Kinber alle beidjtguhören, famen alle Sßriefter,<br />

bie nur irgenb freie $eit hatten, ben Mifftonären gu H^fe,<br />

unb SamStag, ben 11. September, fonnten bie Ktnber, bie<br />

fdjon bei ber heiligen Kommunion waren, gum Tif$e beS<br />

Herrn gehen. @S waren ihrer 425. SBaS fott td^ fagen, mit<br />

weiter Anbaut fie bie SubiläumSfeierlichfeit ihrer ^immlifd^etx<br />

Mutter begingen, Wel^e für ben Abenb beSfelben TageS an*<br />

beraumt worben war? 3u fagen, baS geft fei fdjön gewefen,<br />

baS Wäre gu wenig;eS war wmtberb.ar gu nennen. Alle<br />

Kinber waren bagu eingelaben unb man fah rtid^t weniger als<br />

4000 blühenbe Kinbergeftdjter auf bie ©inlabung erlernen.<br />

Söie fie ftolg waren, auf ber Sruft bie Mebaille ber unbe*<br />

fledten Jungfrau gu tragen! SBeld) ein ©ewifper, währenb*<br />

bem fie auf ben Seginn ber geier warteten . . ., bann auf


— 120 —<br />

einmal, wie Brav waren fie alle! Sie geier fanb im &ofe ber<br />

Sarmherjigen ©chweftern ftatt. Unfer würbiger Pfarrer, £err<br />

@


— 121 —<br />

en ©rgbiffof gu nuterftüfeen, um ein HauS für bie<br />

Derlaffenen Mäbfen gu bauen; b) am 26. -JioDember eine<br />

große SßaHfahrt gu Unferer Sieben grau Don Sujan, bent<br />

•Jlationalheiligtum ber Argentinier, gu Deranftalten, unb c) in<br />

unferer Kirfe einen fföneren Altar gu ©hren ber wunber*<br />

baren Mebaille gu errif ten unb biefe Kirf e unb biefen Altar<br />

als ben Mittet unb BereinigungSpunft für alle Marienfinber


— 122 —<br />

ber Hauptftabt gu wählen. SDiefe Vefd^lüffe würben vom ©rg*<br />

tufd^of fe^r gebilligt unb gutgeheißen.<br />

2. ®er gweite ©rfolg ift bie ©rünbung eines allgemei*<br />

neren Vereines von chriftlichen grauen, ber ben -Wanten von<br />

ber Unbeflecften ©mpfängniS tragen foll. Sie $ahl ber ein*<br />

getriebenen grauen beläuft fidh f$ on auf mehr als 250.<br />

Surdh eine fluge Drganifation wirb biefer Verein in<br />

allen gamilien biefeS ©tabtviertels großen 9lufeen ftiften.<br />

©eftatten ©ie mir, einen gang einfädln, aber fehr erbau*<br />

Udhen 3^9 W ergäben: Am Sage uadh bem ©dhluffe ber<br />

Miffion fah man in ber Kirche eine Sßerfon, bie . . . weinte,<br />

„©ie weinen," fagte ein Mifftonär gu ihr, „©ie haben wohl<br />

viel Kummer?" — „Mein Vater, ich toeine, aber vor greube.<br />

Mein Mann unb meine brei großen ©öhne haben bie Miffton<br />

mitgemadht Vater, was ftd) ba gugetragen hat, ift faum<br />

glaublidh. Sie fieute haben ftdj) belehrt wie gu Seiten unfereS<br />

Herrn. Sie Miffionäre haben viel ©uteS gewirft." — „Aber,"<br />

fo antwortete ber Miffionär, „©ott hat alles baS getan; ©ie<br />

Wiffen wohl, baß mandhe Miffionäre nicht gut fpanifdh<br />

fönnen." — „jawohl," antwortete fie, „aber baS tut nidfjtS;<br />

wenn bie Sßriefter auSwenbig reben, fo fpridht ©Ott inwenbig<br />

im Hergen. Man rebet überall von ber Miffion." Unb baS<br />

war ridhtig. Aus ben entfernteften ©egenben lief baS Volf<br />

herbei, um eine wirflidfje Miffion gu fehen.<br />

9Zun ein 2Bort über unfer geft vom 15. ©eptember, ben<br />

Sag ber allgemeinen SBethe aller gamilien an bie unbefledfte<br />

Jungfrau. Ser Verlauf einer foldhen 3eremonie ift allen<br />

befannt. Aber baS Überrafchenbe babei war bie große Ve*<br />

teiligung beS VolfeS. @S würben nur ©rwadfjfene in bie<br />

Kirdhe gelaffen, unb bodh war bie Kird)e viel gu fleht. SBir<br />

öffneten nun bie Sore unb baS Volf ftanb hinaus bis auf<br />

bie ©traße. SDiefe anbächtige, gefammelte Menge laufchte<br />

nun aufmerffam ber ^rebigt, welche viele gefchichtlidhe Sat*<br />

fa$en unb baS befonbere ^Balten ber göttlichen Mutter unter<br />

ben Völfern AmerifaS fdjilberte.


— 123 —<br />

©obann folgte ber 2lft ber SBeihe, ber fconHuberten<br />

üon ©timmen wieberholt würbe unb bie ©eelen t>ott Siebe<br />

unb Hoffnung gu Maria ^injog. 2Beil bie Kirche, wie ge*<br />

fagt, gu Kein war, fo würbe auf irielfeitigeS Serlangen baS<br />

geft am folgenben ©onntage nadjmütagS wieberholt.<br />

werbe bie Sefdjeibenheit beS Herrn Sßrat nidjt üerlefeen, Wenn<br />

i(h fage, baS feine SBorte in unferem Herfen eine noch größere<br />

Siebe gur feligften Jungfrau entgünbeten; benn er fpradj fo herg*<br />

lidje, rührenbe Sßorte über bie göttlid)e Mutter. 2)aS geft<br />

erhielt noti) einen befonbern Neig, als ber päpftlidje Nuntius<br />

©abatucci, ohne angemelbet gu fein, plöfclidj unter uns er*<br />

fdjien. ©r hatte fcon ber Miffion ergählen hören unb wollte<br />

fid) nun au


— 124 —<br />

lang unb bie AuSbauer ift hier nift ju Haufe/' Siefe gurf t<br />

Derffwanb jebof balb. Sonntag, ben 18. ©eptember, fanb<br />

bie erfte Mämterfonferenz ftatt. SBelf angenehme Überraffung!<br />

Über breihunbert Männer, Doli ©hrfurf t unb beS beften SBillenS,<br />

füllten baS ©fiff ber Kirfe. Arm uub reif, Arbeiter unb<br />

Männer aus ben höhten ©täuben, alle waren in berfelben<br />

©efinnung beS ©laubenS Dereint, alle famen mit AuSbauer<br />

Zu biefen Konferenzen. Unb bie Begeisterung fehlte Weber in<br />

ben ©ebeten nof in ben ©efängen. ©tue ©ruppe junger<br />

Männer fagten jtt unS: „Bater, warum bilben ©ie feinen<br />

©ängerfor für bie ßieber?" 35aS Anerbieten Würbe ange*<br />

nommen unb am Abenb famen trofc ber Mühen unb Arbeiten<br />

beS £ageS bie Jünglinge zufammen unb übten bie ßieber für<br />

ben näfften Sag ein. Surf bie ff on eingeübten ©timmen<br />

fortgeriffen, fangen bie Anwefenben mit einer bis bahin unbe*<br />

fannten Begeisterung. — ©tneS XageS fam ein auSgezeif neter<br />

Sßriefter, ber fif Diel mit ben fatholiff en Bereinen beff äftigt,<br />

mit einigen ber ©einen gu uns, um fif mit eigenen Augen<br />

baS ©faufpiel angufehen. ©r war ganz erftaunt unb fagte:<br />

„2Bie mafen ©ie baS? SBelf eine fföne Berfammlung!<br />

2Bahrlif, if wünff te, baß bie Sßriefter ber ©tabt zu ihrem<br />

eigenen Srofte ßeugen biefeS ©faufpieleS feien." An einem<br />

anberen Abenb fam eine gratt; if fagte zu ihr: „Siebe grau,<br />

if bebaure, aber heute fönnen ©te nift in bie Kirfe fontmen,<br />

bie Berfammlung ift nur für Männer." — „3f weiß eS,"<br />

fagt fie. — „Unb Warum fommen ©ie bann?" frage if. —<br />

„Mein Bater, laffen ©ie mif einmal bie Kirfe anffauen,<br />

nur einen Augenbltcf, if möfte fehen, obeS Wahr ift, was<br />

man fagt" geftattete ihr nun, ihre -Jteugierbe zu befrie*<br />

bigen. Sie ffaut unb fontmt zurütf unb fagt: „Bater,eS<br />

ift unglaublif, aber Wahr; bie Kirfe ift Doli Männer." —<br />

©in anbreS Mal famen zwei noble fernen, mehr als forg*<br />

fältig gefleibet; fie gingen in bie Kirfe, gingen wieber hin?<br />

aus, aber mit einem unzufriebenen Blitfe, if möfte fagen,<br />

beftürjt, wütenb. • . . „Mein Baterfagte einer ber An*


— 125 —<br />

wefenben ju mir, „ich glaube fie ju lernten;eS finb geiube<br />

ber feligften Jungfrau." 3


— 126 —<br />

täterin am Sa Sßlata nieber unb inbem wir @w. ©rzbifdjöf*<br />

lid)en ©naben ©lütf wünfdjen, bitten wir um ben heiligen<br />

©egen. — 3m tarnen ber Anwefenben gezeid)net: SftifolauS<br />

Vettembourg, ©uperior; Vifitator; Anton Vrignarbelli, Mif*<br />

fionSbireftor."<br />

Ser ©rzbtfchof fanbte fconSujan fogleich ein ©lüdtaunfdh*<br />

telegramm an ben ©uperior unb bie Miffionäre unb fpenbete<br />

äffen Teilnehmern an ber ©eneralfommunion feinen ©egen.<br />

Sftodj mehr, auf SBunfdj beS ©rzbif^ofs würbe von Herrn<br />

Vrignarbeffi ein SSerid^t verfaßt unb in baS offizielle Vlatt ber<br />

firdjlichen Vehörbe „Sie ©timme ber Kirdhe" aufgenontmen<br />

unter bem bezeichneten itnb fchmeid)elhaften Titel: Amtlidje<br />

Veröffentlidjwtg. Ser ©rzbifdjof madjte biefert Verid)t zu bem<br />

feinigen unb fchloß ihn mit ben SBorten: „Siefer Veridjt foff<br />

veröffentlicht werben unb bie Sazariften mögen unferen Sauf<br />

entgegennehmen für biefe mühevolle unb fegensrei


— 127 —<br />

Wirft hat @S ift unnötig, Shnen ju fagen, baß trofc einiger<br />

leibenSfcolIer Sage unfer Verehrter Bifttator bie (Seele ber<br />

Miffion war. @r bereitete unfer &auS bar auf üor burf bie<br />

Konferenz über bie ©naben einer Miffion. ©eine unb eines<br />

anbern MttbruberS SBorte, aus bem innerften Herzen fommenb,<br />

erweckten in allen eine apoftoliffe Begeisterung, fo baß ftf<br />

alle mit ®ifer ben Arbeiten wibmeten. @S ift auf gereft,<br />

gu bemerfen, baß fcor ber Miffion unb Währenb berfelben bie<br />

Barmherzigen ©fweftern uns fehr behilftif waren, fowohl<br />

burf ihre ©ebete als auf burf ihre tätige Unterftüfeung.<br />

Man erfuft unS ffon um anbere Miffionen. @S finb<br />

in granfreif gewiß manf e Miffionäre, bie traurig barüber<br />

finb, baS fie fif nift wie ehemals bem hauptfäflifften<br />

SBerfe ber Miffionen wibmen fönnen. ©ie mögen fytytx.<br />

fommen, ba bereitet fif eine herrlife ©rnte fcor. Mit ber<br />

Hilfe ©otteS Werben fie ziemlif ffneH fyaniff lernen, ba<br />

biefe ©praf e verhältnismäßig leif t ift, unb bann fönnen wir<br />

fagen: @S lebe ©ott unb bie Miffionen in Argentinien!<br />

91 . . .


toftimffe ««fr %ntmxUn.<br />

31. Vollmacht, trt ben Häufern ber Sarmher*<br />

jigen ©chweftern ein privatoratorium für bie franfen<br />

©djwe ftem etnJuristen. — Heilige Kongregation beS Kon*<br />

jttt, 10. November 1904; für fteben Sahre.<br />

biefem Dratorium fann man bie 9JJeffe lefen unb fönt*<br />

muntreren, aber ni$t baS afferheiligfte ©aframent aufbe*<br />

wahren. ®a£ ift bie Verlängerung beS SnbulteS vom 10. Se*<br />

gember 1897. (©ieh Privilegien, Aufgabe von 1899, p. 8.)<br />

Beatissimo Padre.<br />

II Pröcuratore generale della Cong. della Missione<br />

domanda umilmente alla S. V. la proroga della facoltä,<br />

concessa ad septennium della S. Cong. del Concilio, con<br />

la quäle puö erigere oratori priyati nelle case delle Figlie<br />

della Caritä per comodo delle Suore inferme.<br />

Die 10 Novembris 1904 S. Cong. Concilii, auctoritate<br />

S. Smi D. N. Pii P. X., attentis expositis, gratiam<br />

prorogationis ad aliud septennium, servata forma prsecedentis<br />

indulti, Proc. Generali Oratori benigne impertita<br />

est. Et hoc rescriptum stet loco Brevis.<br />

f VINCENTIUS, card. Ep. Prsenest., Prsefect.<br />

C. De Lai, Secret.;<br />

32. SSoUfontmener Ablaß am Tage, wo ba§<br />

geft ber wunberbaren Mebaitle gefeiert wirb. —<br />

Ser bieabegüglidje SBortlaut würbe in ben Annalen, $ahr<br />

1895 veröffentlidjt. Siefelbe ©unft Würbe burdj Sreve vom<br />

16. November 1904 für gehn $ahre verlängert.<br />

33. Vollmalt, bie gefte ber wunberbaren 9)te*<br />

baiile unb ber SReliquienübertragung beS heiligen<br />

Sinjenj auf ben uädjftfolgenben Tag gu verlegen,


— 129 —<br />

wenn fie burdh einen ©onntag höheren 3HtuS ober<br />

burdh einen privilegierten ©onntag üerhinbert<br />

finb. — SRitenfongregation, SDejember 1904.<br />

Congregationis Missionis.<br />

Emus P. Augustinus Veneziani, Procurator Generalis<br />

Congregationis Missionis, exponens festum Manifestationis<br />

Immaculatae Virginis Marise a sacro numismate, die 27 Noyembris<br />

a Sacerdotibus ipsiusmet Congregationis ac Puellis<br />

a Caritate recolendum, saepius impediri occursu Dominica<br />

primae privilegiatae Adventus: Sanctissimum Dominum<br />

Nostrum Papam Pium X supplicibus votis rogavit, ut in<br />

casu ejusmodi impedimenti, tamquam in sedem propriam<br />

enunciatum Deiparae festum in diem 28 sequentem transferri<br />

yaleat. Itemque expetiyit, ut festum Translationis<br />

Reliquiarum Sancti Vincentii a Paulo Dominicae secundae<br />

post Pascha affixum, quoties ea Dominica impeditum occurrerit,<br />

in feria secunda immediate sequenti liceat reponere.<br />

— Sacra porro Rituum Congregatio, utendo tacultatibus<br />

sibi specialiter ab eodem Sanctissimo Domino Nostro<br />

tributis, benigne annuit pro gratia in omnibus juxta<br />

petita: servatis Rubricis. Contrariis non obstantibus quibuscumque.<br />

Die 2 Decembris 1904.<br />

A. Card. TBIPEPI, Pro Praef.<br />

D. Panici, Archiep. Laodicen., Secret.<br />

$n Kraft biefeS ^nbulteS fann ba£ geft ber wunberbaren<br />

•äJtebaille, wenn ber 27. November burch ben erften 3lbvent*<br />

fonntag verfyinbert ift, am 28. November, als an feinem<br />

eigenen Zage gefeiert Werben; servatis rubricis.<br />

©benfo wenn ba£ geft ber SReliquienübertragung beS heiligen<br />

SSingenj am gweiten Sonntage. nach Dftern mit einem<br />

' gefte duplex primae classis gufammenfättt, fo wirb e£ am<br />

nädhften Tage seryatis seryandis gefeiert; wenn aber ba£<br />

geft ber SReliquienübertragung mit einem gefte duplex se-<br />

^Cnnalcn 70. ' 9


130 —<br />

cundse classis gufammenfäfft, fo Wirb fraft eines frühen<br />

JnbuIteS vom 22. Auguft 1851 (Acta apostolica, p. 269)<br />

baS geft duplex secundae classis auf ben nächften freien<br />

Sag verlegt<br />

^na&e,<br />

jitgefdjricbnt kr jfnrbittc kr djntmröigm fnift Ütarillac.<br />

18. Dftober 1904.<br />

Als im Dftober 1902 unfere Dberin fdjwer franf würbe,<br />

erflärten bie herbeigerufenen $rgte, baß eine fogleich vorge*<br />

nommene Operation bie einzige Hoffnung fei, unb baß fte in<br />

Anbetraft beS hohen Alters ber Kraulen (biefelbe jählte gwei*<br />

unbaäjtjig Jahre) auch bann noch für einen ©rfolg nicht gut<br />

ftehen fönnten. Ohne uns nach biefeni ärztlichen ©utachten<br />

ju rieten, begannen wir fogleich eine Sftovene ju @h re n<br />

unferer ehrwiirbigen 9Jtutter unb am legten Sage erflärte<br />

ber Ar^t, ber bis bahin feine Hoffnung gegeben hatte, baß<br />

bie Dberin außer ©efahr fei. ©teilen ©ie ftdj unfere<br />

greube vor! —<br />

©chwefterSR . . .<br />

jugefdjrieben im 5ankt Dtnjenjmaffer.<br />

3Jian fchreibt uns aus (Sali (©olumbta).<br />

®er folgenbe Seridjt würbe uns unmittelbar vom Bifi=<br />

tator £errn SSret gitgefanbt:<br />

SBartina 5ßere? aus ©alcebo litt feit einiger geit an<br />

einem frebSartigen ©efdjwür, baS f


aufhalten.<br />

— 131 —<br />

biefem traurigen guftanbe rief bie arme Kranfe<br />

bie gilrbitte beS hdÜflen Bmzenz an, ber"\a ber Sßater ber<br />

Sßaifen unb Armen, ber Srofter ber Kranfen ift Sie Kranfe<br />

kaufte nun feine Arznei mehr, fonbern ließ fif burf eine<br />

Barmherzige ©fwefter ©anft Binzenzwaffer üerffaffen unb<br />

touff bamit mit großem Bertrauen bie SBitnbe. 2)aS Krebs*<br />

geff wür heilte unb ff loß fif, fo baß je£t bie Haut nur nof<br />

etwas faltig ift ttnb fo ben Drt beS Übels anzeigt.<br />

Saftiaz, C. M.<br />

Manfe von benen, bie unS geffrieben haben, werben<br />

bieüeift erftaunt fein, baß cfnlife Mitteilungen wie bie vorige,<br />

bie fte unS eingefanbt haben, in ben Annalen nift zum<br />

Abbrucf gefommen finb. Ser ©runb ift gewöhnlif biefer,<br />

baß bergleifen Mitteilungen nift bie WünffenSWerten An*<br />

gaben liefern.<br />

SBir laffen ben -Kamen unb ben Drt aus, wenneS ge*<br />

wiinfft wirb; wir laffen fie fogar aus, ohne baß man uns<br />

barum erfuft, wenn uns bieS angezeigt erffeint. Aber wir<br />

fönnen flugerweife nifts veröffentlifen, wenn wir nift bie<br />

•Kamen ber Sßerfonen in Hauben haben, bie uns geff rieben<br />

haben, um unS im BebarfSfalle an fie wenben zu fönnen. •<br />

Unfere X)etftorJ>enen*<br />

^Eltfltottätre.<br />

rs<br />

Harne. MM Janfc. Sotofag, ^<br />

w<br />

m<br />

1904.<br />

51. Ktrly 3afob Sßerrpifle 33er. ©taaten 4. 2lug. 62 15<br />

52. pr. picarb peter ©uala 2l6effinien 27. (Sept. 68 45<br />

53. Kl penafoer (frans ©oitfeca (Spanien 2. Dft. 19 4<br />

.54. 3r. ^errart $xan$ «Rom Statten 29. Sept. 75 56<br />

55. pr. 3rom (Emman. SBubapeft Ungarn 7. Dft. 30 11<br />

56. pr. Salüator Stella granfreidf) 7. „ 89 58<br />

n<br />

9*


— 132 —<br />

itotne* AUit Smi. Sobe^tag. u<br />

ut<br />

1904. 1<br />

57. 3r. Saftrc >fef 90?aeeba (Spanien 9. Oft. 73 37<br />

58. (Srjecjbata $tati$ (Milien Öfterreitf) 23. „ 59 37<br />

59. KI. peres peter 9flabrib Spanien 27 „ 22 5<br />

60. pr. De Domtnicts<br />

Bernf|arb ^ßortici Statien 6. Slot). 61 45<br />

61. pr. XtTaffot ^otjanu ßoSroroafy ^erften<br />

54 32<br />

62. pr. Crofto Johann Zuritt Stalten<br />

n<br />

62 20<br />

63. pr. Cfd/eng lUtc^ael<br />

17. „<br />

— (5£)hta // 33 11<br />

64. pr. Soriatto Jofef £ef)uantepec 19-, „ 49 29<br />

65. KI. Rubrem (Sabrtel granfreict) 24. „ 25 7<br />

66. pr. Hoitquier


133 —<br />

!}ert Safootof Stella,<br />

tffftffcentbes (Setetcrffuperiors.<br />

Mifftonär in gloreitj (1854); als im 3afcre 1856 ein £auS<br />

ber Miffionäre in ©iena gegrünbet würbe, würbe £err ©teffa<br />

ju beffen ©uperior ernannt, ©r wibmete ftch bort im Verein<br />

mit igerrn Maffuco ber geiftlidjen fieitung ber Varmherjigen<br />

@$Weftent, bie bafelbft ein SßroVinäialhauS h^en.<br />

3m 1865 berief ihn £err ©tienne nadj SßariS unb<br />

von ba an bis juni Söhre 1901 war £err ©tella 2lffiftent<br />

ber verriebenen ©eneralfuperioren, bie ihn alle überaus hoch'<br />

fchäfeten. ©r war ein v.erftänbiger, friebltebenber Mann, ©r<br />

befaß ein ftdjereS Urteil unb eine große Klugheit; fein ©eift<br />

beS ©laubenS unb feine große Mäßigung ließen ihn immer<br />

baS 9ftdjtige treffen.<br />

3hm verbanfen wir bie ©ef^ic^te ber Kongregation ber •<br />

Miffion in Stalten (la Congregazione della Missione in<br />

Italia, in 8 Ö , 1884), bie fidh burch eine Sroße ©enauigfeit


— 134 —<br />

auSgei^net 33ermöge feines Amtes fonnte er in alle Aften*<br />

ftttde @inftyt nehmen, ©ein Urteil ift baS eines worunter*<br />

rateten gadjmanneS; man muß ihn ftets ju State ziehen.<br />

AIS er im Sahre 1901 faulte, baß feine Kräfte für fein<br />

Amt ni$t mehr ausreisten, legte er fein Amt nieber, worauf<br />

feine legten Sahre nur mehr eine SBorbereitung auf feinen<br />

frommen, friebliäjen Sob, ber Krone fetneS frommen, frieb=<br />

liehen SebenS, waren.<br />

^axnxffexMe gtfwftexn.<br />

Maine. Mm. Atttb. 5tk »mtf.<br />

Saljre Satyre<br />

Discuft Juliana •Jieapel Stalten 29 3<br />

Scorbo XUarta it tt 23 4<br />

lUartin ITCacjbalena granfreic^ 50 27<br />

(Srsesßfotpsfa Cacilia ©mprna 2lfien 68 54<br />

Surgfdjnjetger 'Unna ©cfyermberg ÖfterreicJ) 25 2<br />


— 135 —<br />

Stotne- MM. üanö. aiifr. jBfmf.<br />

Urrutia


— 136 -<br />

Pctme- $>m ücutb. * min. aemf.<br />

Safire SaDre<br />

Haynaub 3°feftne $orbeai»E granlreidfj 66 47<br />

Cretd? Cfyerefta<br />

que n 65 44<br />

£amartmte


— 137 —<br />

$lame. $>tm. Jiiitb. 2Wer. 3critf.<br />

Qafjvc Safjrc<br />

Btondjarb 2lbele £e§eran ^erfien 50 29<br />

Hocacef Karoltne SBubapeft Ungarn 29 8<br />

{fefonja Jransisfa ©ras Öfterretd) 26 6<br />

ZTetDinann Itlargareta Sftocfyefter 33er. Staaten 32 5<br />

Jargier IHaria •äftontolieu granfreidj 27 5<br />

(Dffentandjegg IHaria Xfdjusfan £ljina 52 25<br />

£Diftors!a Stanislaja äalifö $olen 26 5<br />

fjernanbe3 2fnna Sorca Spanien 30 10<br />

Itlay ITCarta ©mmitsburg SSer. Staaten 79 63<br />

(Storba Brigitta<br />

©aüatfermag*<br />

gtore Stalten 42 22<br />

dapeöa ITTarta (Sagttari Sarbinien 71 51<br />

Beauffier ITCaria ßatania Sizilien 78 52<br />

Bottas 3ofjanna aJlarfeiae graitfreid) 67 49<br />

Sarmba 3fyanna 9flabrib Spanien 79 57<br />

UTabrib #mta SMabolib<br />

26 7<br />

Scfyinitj 2fntta<br />

Ungarn<br />

tr<br />

36 19 .<br />

Hosarra. itgnes mUDftn ©rlau<br />

39 11<br />

Crumtner Sophie SBten Dfterretd)<br />

n<br />

33 14<br />

(Srygiel (Elifabetfj ßrafau<br />

41 20<br />

£oton ITTarta ^eutfd^ranb<br />

n<br />

69 42<br />

^arrid tTCaria granfreicfy 62 33<br />

Detnidjele Unna SaCerno Statten 59 40<br />

Heiner (£lifabetfj günfftrdjen Ungarn 85 60<br />

Boncfjeret Solange granfreic^ 37 12<br />

(Sarnier 3ulie<br />

(Sunlfjat<br />

R. I. P.<br />

rt<br />

61 24


— 138 —<br />

Wttxfytt<br />

über bas erbaulidje £eben Barmfyersiger Sdjtüefiern, bie<br />

im Hunbfcfyreiben 5er Jjodjgeefyrten ZTCuter Kieffer vom<br />

3änner \905 enthalten finb:<br />

Äfabf Mb $mb.<br />

yiame.<br />

1902.<br />

31. mai . Dugabos ^fra^tsfa ITCaria in ©t.söermainsensSa^e.<br />

23.


— 139 —<br />

ilattte.<br />

Sfabf unb Jattfc.<br />

1904.<br />

7. 2tprii' . Hipper 2lmta in Sörünn.<br />

8. „ tt Siroent Diftorina „ ©aintsgCour.<br />

•8- „ n Delapercfje IHaria „ garafangana.<br />

9. „ tt


— 140 —<br />

mich angetrieben, bem feiigen Sßerbotyre eine Meine ©abe ju<br />

üerfprechen, falls ber ©efangene heil unb gefunb ju uns gurü(f=<br />

fehrte. 3n berfelben 9ia


yefffefttnjjett.<br />

(gortfefeung.)<br />

Der etyrn. 3uftinus 6e 3acobi$<br />

au* ber üumgtregitftött far 3Stf|tont>om jjetfigett aJtnjenj<br />

t>on «Pattf,<br />

23tfd?of unb apoftolifcfyer Difar üon 2tbeffinien.<br />

31. Sulu<br />

J||plg ber Eilige SSinjenj einmal ju feinen 9Jliffiortären<br />

von ber S^äd^ftenüebe fprad), fagte er unter anberem<br />

audj folgenbeä: „SBenn man einen 3fliffionär finben würbe,<br />

erfchfrpft von Slnftrengung unb Selbstaufopferung, von allem<br />

entblößt, hinter einer Hede liegenb, unb wenn man ihn fragte:<br />

Strmer SJiifftori^prieftet, was hat bi


— 14*2 —<br />

Hbefiinien.<br />

Abefftnien liegt im ©üben fconSgttyten. SDton glaubt,<br />

bafe bie c^riftlid^e Religion im vierten $ahrhunbert ber d&rifi*<br />

liehen 3eitre$nung ©ingang fanb. Pödinger erzählt in feinen<br />

„Anfängen beS ©hriftentumS" barüber folgenbeS: ,„8mei 3üng=<br />

linge aus StyruS, grumentiuS uttb ©befiuS, begleiteten ihren<br />

Dnfel 3Kero:pitS auf einer ©ntbecfungSreife. Ate baS ©djiff<br />

in einem ät^iopifd^en £afen lanbete, mürbe 9Jtero:piuS unb<br />

bie ganje Sejnannung fc>on ben ©ingebornen erntorbet; nur<br />

jmei Jünglinge mürben üerfdjont unb fcor ben Äönig nadf)<br />

Apnt geführt, meldjeS bantate bie ^auptftabt beS ßanbeS<br />

mar. ®ie gemannen fich bie ©unft beS £errfcherS, ttnb nach<br />

beffen £obe übertrug bie Königin $ritmentiuS bie @rjiel;ung<br />

unb bie SSermaltung beS SMdjeS. SHefec begann nun, t>on<br />

rßmifdjen Äaufleuten, bie fo mie er ©hriften maren, unter*<br />

ftüßt, Kirchen itnb Äapetten ju erbauen. Ate einer ber fönig=<br />

Ii$en ©proffert baS männliche Alter erreicht hatte (er<br />

Aijana), ba übergaben bie jmei greunbe ihm bie ©emalt unb<br />

»erliefen baS Sanb. ©befiuS fehrte nach %i)iu$ jurücf, mo<br />

er jttm ^riefter gemeiht mürbe, grumentiuS ging naü) Ale-<br />

Eanbrien.<br />

Auf beut SBifdjofSftuhle biefer ©tabt fafs batnate ber<br />

große. SBerteibiger ber ©ottheit S^rifH, ber ^eilige AthanafiuS.<br />

®er junge Syrier erzählte ihm bie ©reigniffe, bie ftdj in<br />

Äthiopien zugetragen Ratten; er üerhieft bie ©rünbung einer<br />

•neuen $ird)e unb bat ihn, für jenes Sanb einen SBtfchof gu<br />

meihen. AthanafiuS hielt ihn felbft für ben taugli&ften SRann<br />

hiefür unb meihte ihn alfo jurn Sifchofe.<br />

Solange bie Abeffinier mit bem fatholififyen Sßatriardjen<br />

tton Alexandrien in ©emeinfchaft ftanben unb üon ihm feine<br />

33if


143<br />

- ,.:1<br />

t)tr t~rwürbigt<br />

Jupinus bt 3Qcobis.<br />

cebon unb ben !)eiligen ~apft 2eo. (Sie lc9leuberlt gegen biefen<br />

~a~ft ben ~annfIu~ unb erflüren ben Srclef)ter ;Dioßforu~ für<br />

einen 9Rätt~ret ber m3aI}tI}eit.<br />

~n 'oer ~,tt, 'oie ~oeffinier finb el)er tln\11iffenbe aI~ ~tt:::<br />

gläubige 3u nennen. ;J)ieß fommt bal)er, \Deil 'oie ~ifc9öfe<br />

ltnb ~riefter mveffinienß lutter bent ~edntllntel ber ~eligion<br />

einen großen ~infIuf3 auf 'oie %ürften uno baß ~olf erlangt<br />

9aven, uno' tueH fie nun fürC{Jten, bure!) eine anbete ffieligion<br />

10*


— 144 —<br />

biefen ©influß ju verlieren, fo bleiben fie erbitterte geinbe<br />

ber ^atholifen. 2)aS ift baS ©eheimniS aller Verfolgungen<br />

unb bie dürften finb nur bereu SSerfjeuge.<br />

3u verfdjtebenen SKalen hat man verfugt, bem fatholi*<br />

fdjen ©lauben in biefem Sanbe wieber Eingang ju verf Raffen.<br />

fechzehnten unb ftebgehnten Qahrhunberte Waren bort bie<br />

Sefuiten tätig, ©ie errangen im Anfange manche Erfolge,<br />

mußten aber unter bem Stpoftaten gafilibaS bie 9Jtiffion auf*<br />

geben, weil biefer nad) bem $obe feines Vaters bie 3Jtifftonäre<br />

aus feinem Steide vertrieb, gtoti Sßriefter, welche ftd)<br />

im Sanbe verborgen gehalten hatten, bann aber entbecft wur=<br />

ben, erlitten im $ahre 1640 ben £ob.<br />

3m gahre 1648 übergab bie gSropaganba biefe 50itffion<br />

Vier ^apujinern, weldje nadj 3lbefftnien vorzubringen fugten;<br />

fie gelangten auchWS nach ©uafim; ba würben fiejeboch von<br />

ben ©ingebornen ergriffen unb enthauptet unb ihre Jtöpfe an<br />

ben ßaifer gefanbt.<br />

3luf baS 2lnfuchen ÄubwigS XIV. machte bie ^ropaganba<br />

einen neuen SBerfuch unb fanbte ben granjisfaner Srevebent<br />

bahin, welker als SReifegefährte eines franjöfifthen 2lrjteS,<br />

namens Poncet, in baS fianbeinzubringen hoffte; er ftarb<br />

jebod), bevor er fein SReifegiel erreichen fonnte. ©benfo ver*<br />

geblich waren anbere Verfuge, bie bis jum Sahre 1838 unter*<br />

nommen würben.<br />

3u biefer Seit brang ©apeto, 3ftiffionSpriefter vom heiligen<br />

Vinjenj von Sßaul aus ©tyrien, in 3lbefftnien ein, unb jwar<br />

als 3teifenber in ©efeUf^aft ber' franjöftföen ©elel;rten Sin*<br />

toine unb 3lmaub b'2lbbabie. ©ie langten am 3. Sfflärj 1838<br />

in 3lbbua, ber ^auptftabt von Sigreh/ an. 3^ btefer Seit<br />

flanb Slbeffütien nid)t mehr unter ber Herrfdjaft einzigen<br />

ÄaiferS ober Königs, fonbern eine jebe ^ßrovinj würbe unab=<br />

hängig regiert. ®er $ßnig biefer 5ßroVinj, llbieh, geigte fich<br />

bem fatholif(hen ©lauben günftig gefinnt unb eS bilbete fidj<br />

ein fleiner Äern von Äatholifen, unb als Slnton b'2lbbabte<br />

jum erften SWale nafy ©itropa juriidfehrte, öberbra^te er bem


— 145 —<br />

Sßapfte ©regor XVI. baS ©laubenSbefenntniS eiliger hunbert<br />

Sßerfonen, was ben 5£a:pft bewog, noch anbere üDtiffionäre fyin*<br />

jufenben, an beren ©pifce Herr be 3


— 146 —<br />

wolle. ©S war am 2lbenb eines bunflen SßintertageS; be SacobiS<br />

wollte fidh bennoch auf ben 2Beg machen. ©r ging alfo mit<br />

bem Sanbgärtner ber Familie ^almieri, weldjer thm bie Sftad)*<br />

ridfjt gebraut ^>atte r mit ®te gamilie Sßalmteri erzählt nun,<br />

baß [ich bei be SacobiS baSfelbe Sßunber ereignete Wie beim<br />

heiligen SlnbreaS von 9lveHino; als nämlidfj ber SBinb bie<br />

Saterne auSlöfchte, ging Von bem Setbe be SacobiS ei n g^t<br />

aus, welkes ben SBeg unb alle ttmliegenben ©egenftänbe er*<br />

hellte.<br />

IIS er fpäter ©uperior beS HaufeS in Secce würbe,<br />

jeigte et ftcfj nur um fo bemittiger unb felbftlofer. SDurch eine<br />

weife ©pärfamfeti braute er bie Summe auf, um bie Ätrd^e<br />

ber 3Wifftonäre in Secce vergrößern ju fönnen. Slber währenb<br />

et an baS £auS ©otteS badjte, vergaß et auf fein eigenes<br />

HauS unb bewies in bejug auf feine gamilte bie größte<br />

©elbftlofigfeit.<br />

3n SReapelwar baS 2Betf ber ©laubenSVerbreitung nod)<br />

nicht eingeführt; aber be SacobiS fdjon eifrig bemüht,<br />

für bie auswärtigen 9JHffionen Sllmofen ju fammeln; er ließ<br />

ju biefem Swedfe girfulare bru(f,en unb verfanbte fie in bie<br />

verfdfjiebenen Seile beS Königreiches. SefonberS war er für<br />

bie •SWiffion in Sßerfien beforgt. SBährenb er fidj bemühte,<br />

feine Sugenb z« verbergen, betrachteten ihn alle afö einen<br />

Heiligen. 3JJan erjählte von ihm mehrere wunberbare Segeben*<br />

heiten, bie ftc^ teils in 9Jtonopoli, teils in Neapel zugetragen<br />

hatten.<br />

:<br />

©r braute auch einige 3eit in bem Haufe 00m heiligen<br />

•JiifolauS von Solentino in Neapel ju, als er nämlidj SDireftor<br />

beS inneren ©eminarS ber ©enoffenfchaft Würbe. biefem<br />

3lmte zeigte er ftetS biefelben Sugenben, inSbefonbere aber<br />

einen großen ©ifer für bte VervoHlommnung ber ©eminariften,<br />

bie er überaus ho


Qaus fcetIfflfftonspriefter in Heapel, Strafte be' öergiiti.


— 148 —<br />

mfirbigen, ,ba£} er am borgen ausging unb erft fyätin ber<br />

9ta$t naä) £aufe jurüdfam, ohne ein ©tü


— 149 —<br />

brüber, ber in ber golge ©uperior beS HaufeS in Tripolis<br />

in ©prien würbe, berietet hierüber:<br />

„2llS wir in 3Mta anlangten, ging idfj in bie Kirdhe<br />

beS heiligen SohanneS, um bort bie heilige 3Jieffe ju lefen.<br />

Sladf) berfelben wollten mein 3Kitbruber unb idh bie ©räber<br />

ber ©rojsmeifter ber 3Mteferritter befudfjen. Unterbeffen las<br />

be ^acobis bie heilige SWeffe, bie eine ©tunbe bauerte. 2tlS<br />

wir bie Kirche fcerlie&en, waren wir fehr erftaunt, bie 93oIfSs<br />

menge auf uns jueilen ju feben, bie uns fragte: „3Jieine<br />

Herren, wer ift beim jener Heilige, ber mit Ahlten reift? 2Bir<br />

waren bei feiner SUlefe unb haben gefehen, wie Don ber SBanb*<br />

lung bis jur Kommunion baS ^efüfinb über feinem Haupte<br />

fd^webte."<br />

3Me jwei für 3lbeffinien beftimmteu 9JUffionäre langten<br />

im September 1839 bort an. 5Bor ihnen war fchon, wie wir<br />

früher gefagt haben, ein anberer 3D?iffionSpriefter, JJofef Sa=<br />

peto nuS Sßiemont gebürtig, in 3lbefftnien eingetroffen.<br />

Ubieh, König fconSigreh, mer!te balb, welken Schafe<br />

t>on Heiligkeit er in Herrn be ^acobiS befaft.<br />

^uftinuS beobachtete bei feinem SefehrungSWerfe folgen*<br />

beS Vorgehen: SWit bem dürften unb beffen Umgebung untere<br />

hielt er ftetS ein gutes ©infcernehmen, blieb ihnen jebodh für<br />

gewöhnlich ferne; er fcermiebbie h^^en Sehrftreüigfeiten unb<br />

begnügte fich, bie fatholifchen Sehren ruhig unb grünblich aus*<br />

einanbergufefeen; er fucfjte fidh bie Zuneigung ber ^Sriefter unb<br />

SDeftaraS (Sehrer) ju gewinnen, fcermieb auffaHenbe Stfeugrün*<br />

bungen, um feine ©iferfudht ju erregen; er mifdhte fidh nid&t<br />

in politifdhe Slngelegenheiten, fonbern war im Innern beS<br />

SanbeS in feinen priefterlichen Arbeiten tätig.<br />

Seine beiben 5Ulitbrüber arbeiteten in ber Ißroöinj 31m*<br />

hara, währenb er felbft in 2lbbua, ber Hauptftabt t>on %v*<br />

greh, blieb.<br />

3)a er Wuftte, in Weidher SBeradhtung bie ©uropäer bei<br />

ben ©ingebornen ftanben, fudhte er fie burd) $emut ju über-


— 160 —<br />

winben. Sitte Sage ging er in bie Kirdjen, um bort baS<br />

Vrevier gu beten ober anbere ©ebete gu verrieten. 3lber er<br />

fonnte nityt bie Eilige Sffteffe lefen, ba ihm bie Slbefftnter<br />

nidjt erlaubt hätten, es in ihren Kirchen gu tun; ebenfowenig<br />

hätte ereS in Sprivathäufern tun bürfen, benn baS wäre nad)<br />

ben ©itten beS SanbeS ein großes Ärgernis gewefen. SDie<br />

erften SKonate vergingen alfo in aller ©tille. SWJan mußte<br />

mit bem Volfe befannt Werben unb fich bie Häuptlinge günftig<br />

ftimmen. 3lber baS ©Zweigen war fern Müßiggang, $tn<br />

Sanbe finb brei ©prägen einheimifdj: baS ©heeg, bte heilige<br />

©pradje, bann baS Sigreh unb baS 2lmhari. 3uftinuS madjte<br />

fiel) mit folgern Eifer an beren (Erlernung, baß er f$on am<br />

26. $änner 1840 vor einer Verfammlung von gehn Sßerfonen<br />

eine Konfereng in ber 2lmharifpradj>e halten fonnte; biefe gehn<br />

Sperfonen hatten ftch eingefunben, weil fte feine große 2>emut<br />

fahen unb mit feiner . Verlaffenheit gleid)fam SDlitleib hatten.<br />

©S folgten balb anbere Konferenzen, unb baS göttlidje<br />

SBort blieb nicht frudjtloS. @S befehrten fid) einige, wenn<br />

au


— 151 —<br />

2lm 21. aWärj 1841 möfte er fif mit einer ©efanbt*<br />

ffaft beS Königs Ubieh, bie in Siggen einen ffiSmatiffen<br />

33iff of erbitten fotlte, mit auf ben SBeg naf SDtaffaua. ®er<br />

eifrige apoftoliffe SSifar ging bann mit einem großen Seile<br />

ber Karawane btS naf 9lom.<br />

©tue B^tung „Journal be 3iome" fcont25. 3luguft 1841<br />

erjäblt über ben ©mpfang ber 9lbefftnier beim Zapfte ©re*<br />

gor XVI. folgenbeS: „©£ finb gegenwärtig brei ©efanbtffaften<br />

ber brei f riftlif en ßönigreife £igreh, ©foa unb 2lmhara<br />

tu Slbeffinien in ber ^auptfiabt ber ©briftenheit anwefenb.<br />

©ie finb üon Ubieh, bem Seberrffer fconSigreb, an ben<br />

^eiligen 3Sater abgefanbt unb Ratten bie grofce ©hre, am<br />

17. beS SDlonatS in öffentlicher älubienj üon ©einer ißeiligfeü<br />

empfangen jtt werben. 2)er Sßapfi, auf feinem Xbrone ftfeenb,<br />

ju feiner heften ben Äarbtnal aJlejjofanti, UnfS ben ©efretär<br />

ber Sßropaganba, empfing juerft bie brei eigentlifen2X&ge=<br />

fanbten: Slttafa (gürft) Styta ©alaffia, einen SSerwanbten beS<br />

Königs Don ©foa, erften -Dlinifter beS Umgreif e£ Sigreh<br />

unb 2luffeher über bie ©fulen in ben brei Reifen 2lbefft=<br />

nienS; ben Sßriefter 2lbba Siefebebra, £errn eines SanbeS unb<br />

Dberbaupt einer $irf e, unb 2Ibba ©bebra 3Jlif ael, ©elehrten<br />

in ©onbar; als SDoImetffer waren ihnen beigegeben SuftinuS<br />

be SacobiS, s Mffion$priefter unb apoftoliff er 5ßi!ar toon 2lbef*<br />

finien, unb ©eorg ©albabu, äthiopiffer Sßriefter unb 9le!tor<br />

ber Jtirf e unb beS $ofpije8 beS heil ©tefan &on ben -Diaureh.<br />

©ogleif fcorgelaffen,warfen fif bie 3lbgeorbneten &or bem<br />

^eiligen SBater nieber, ber fie auf baS wohlWoHenbfte empfing,<br />

©eine £eiligfeit lief* fie auf brei ©ifeen toor feinem %tyo\xt<br />

Spiafe nehmen unb unterhielt fif mit ihnen balb burf bie<br />

Vermittlung beS ÄarbinalS SKe^ofanti, balb burf £errn<br />

be SacobiS, balb burf ben ^riefter ©albabu, weife ab*<br />

weffelnb baS 2Imt eines 5DolmetfferS bei biefer intereffanten<br />

Unterhaltung fcerfahen. 35ann würben bie h^öor^agenbften<br />

Sßerfönlif feiten 3lbeffinienS bem Zapfte fcorgefteilt,worunter<br />

©elehrte, Sßriefter, äthioptff e 3ttönf e unb Sßerfonen ber Liener*


— 152 —<br />

fdjaft maren. Ubieh ^atte einen frönen ©rief an ben Sßapft<br />

gefd)rieben; ber Sßapft öffnete bie brei ©iegel unb ließ ihn<br />

von bent Seftara (Softer) Sefta vorlefen unb burd) ben Äar*<br />

binal 9Jie^ofanti unb SuftinuS be SacobtS fogleidj ins Statte?<br />

nifdje überfein. ©nbttd? jogen fidj bie Abgefanbten jurM,<br />

inbem fie in finblicher SBeife bebauerten, baß fie bem ^eiligen<br />

SSater fein ©elbgefc^enf barbringen, ba ihr Sanb ju arm fei,<br />

unb baten ihn, er möge bie SBohlgerüche unb ben foftbaren<br />

SBeihraud) AbeffintenS annehmen, ben fie ihm barbrä^ten,<br />

um ben ju ehren, beffen ©teüe er auf ©rben vertrete, ©te<br />

fügten no bie<br />

ganj ^tngeriffen mar von ber ©üte unb £erjlichfeit, mit mel*<br />


— 153 —<br />

man ötel mehr Vertrauen, was ber ^erjlid^e ©mpfaitg bewetft,<br />

ber uns überall juteit wirb. 2lm Sage nach meiner 2lnfunft<br />

in Slbbua lieft mich ber 2lbuna felbft beglttdfwünfdhen, baft idj<br />

wohlbehalten jurüdgefehrt fei." SieS war jebodh nur eine<br />

ßift, wie be ^acobiSeS balb erfahren fottte.<br />

SBährenb biefer $eit belehrten fidh jur groften greube<br />

unfereS eifrigen SlpoftelS eine jiemlidh grofte Slnjahl ©in*<br />

gebomer.<br />

3>itfiimt$ be 3acoMs mtrb jum ^Jtfdjof geweift.<br />

Schon fcorjwei fahren hatte be SacobiS bie Süllen er*<br />

halten, woburdh er jum Vifchof ernannt würbe. 2lber er hatte<br />

fidh juerft aus 35emut geweigert, fidh weihen ju laffen, ob*<br />

gleid) ihn ber apoftolifche Vifar ber $Jta


— 154 —<br />

gu laffen, unb fagte ihm unter anberem: »©ie Wolen auS<br />

Sernut ni^t Sifdjof werben; aber in ben auswärtigen 9Jitf*<br />

ftonen [inb bie 33if


— 155 —<br />

bie SobeSbrohungen, bie von allen Seiten ber ©tabt laut<br />

mürben. ;JM)tsmeniger maren mir beibe fo gerührt, baß mir<br />

beftänbig SCränen ber SRührung unb greube vergoffen.<br />

„Sifdjof be gacobis verfaß fein bif


— 156 —<br />

werben fönnten. Keine 3Ktffion in auswärtigen Säubern hat<br />

ihr &auptgiel erreicht, folange fie nicht ein Seminar gur £eran=<br />

bilbung etneS eingebor neu Klerus eingerichtet hat SDiefeS<br />

3tel erreichte Vifdjof be ^acobiS baburdh, baft er in ©uala<br />

in ber Sßrofcing Slgamieh baS Kolleg ber Unbefledften ©mpfängniS<br />

grünbete, ©r erzählt felbft bie ©ntwicflung ber 3Jlif*<br />

fion mit folgenben SBorten:<br />

„©ine unb eine halbe Sagreife fcon bem Drte, wo idh<br />

jefet bin, liegt ber Sanbftridh ©ntibfdho; bie Meine ©haftengemeinbe<br />

machi uns Diele greube. Stmbafea, ber igauptort<br />

»on ©ntibfcho, liegt giemlich nahe bei Slbbua,Wo igerr Vtan=<br />

cheri, mein -Diitbruber, bie Seelforge unter etwa hunbert<br />

©haften toerfieht.2luf ber Strafte ttonSlbbua, ber ^auptftabt<br />

fcon Sigreh, na$ ©onbar, ber £auptftabt fconSlmhara, leben<br />

gerftreut einige fatholifdhe gamilien, Weldhe für bie 3 u ftwf*<br />

bie fchönften Hoffnungen bieten. Qu ©onbar felbft, wo ber<br />

häretifche Sßatriardj feinen Sife hat, hat ©ott bie bergen ber<br />

abeffinifdhen ©eierten, bie hier in fc>ielgröfterer Singahl als<br />

fonftwo Wohnen, für ben djriftlichen ©lauben günftig geftimmt.<br />

®er frühere Kaifer Johannes, ber nach feiner Stbbanfung mehr<br />

Hnfehen gu genteften fcheint als früher, geigt uns offen feine<br />

©ewogenheit unb fcheint nidht weit baüon entfernt gu fein,<br />

fatholifdh gu werben. Seine grau, bie 3Jlutter beS 9iaS unb<br />

felbft gur Kaiferin gefrönt, überaus reidh unb mädhtig, befd^üfet<br />

uns ebenfalls in ber offenfunbigften SBeife. 2>er ©tfdheghieh><br />

ber Dberfte aller SUlön^e fconStbeffinien, ber fogar über bem<br />

Sßatriardben fteht, unb bem fidh *>er Kaifer gleidhftetten<br />

barf, labet uns gu fich, bietet uns fein £auS an unb fcer*<br />

fpridjt, uns Kirdhen gu geben. 2)er häretifdhe Vifdhof (SIbuna)<br />

fteht wegen feines fd^lechten SebenSWanbelS in fo fdhledhtem 3iufe,<br />

baft bie fdhrecflichfte SBaffe, bie er fonft gegen uns anwenben<br />

fönnte, näntltdj bie ©sfornmunifation, in feinen £änben nun gang<br />

wirfungSloS ift. Von ©onbar muft man gehn Sage burdh eine<br />

öbe SBüfte gehen, um nadh Karturn in Sennaar, bem legten<br />

Sßoften unferer SWiffion in Slbefftnien, gu gelangen, wo unfer


— 157 —<br />

•JJUtbruber, £err SDtontuori, neben einer beffeibenen $irfe<br />

ein Meines Äotteg errietet hat"<br />

Später rnufcteman 2lbbua fcerlaffenunb mehr im 9iov*<br />

ben t>on 2tbeffinien eine SBohnung fufen, wo man gegen bie<br />

Verfolgungen beS bäretiff en Siff ofs mehr geff üfet war. Slber<br />

weife SWühen hatte man babei ausstehen, befonberS wenn<br />

man burf baS ©ebiet wilber VolfSftämme reifen muftte.<br />

SBiffof be SacobiS ff reibt barüber:<br />

„Umfonft fufte man uns abjuffretfen burf bie VorfteHung<br />

t>on ber ©raufamfett biefer Völfer, Don ber Öbe beS<br />

SBegeS, öon ber Sf wierigfeit, unter ber brennenben Sonnen*<br />

hifee SBaffer gu ftnben; meine SäJtitbrüber unb if lehrten unS<br />

nift baran, fonbern wir fagten entffloffen: SBir wollen hin*<br />

gehen, um ben Teufel ju befämpfen unb baS ©fcangelium<br />

prebigen.<br />

„Sßir reifen ab, aber in welfem Slufjuge! Sollten Sie<br />

eS glauben? ein $leib, baS nur irgenbwie nof anftänbig ju<br />

nennen ift, wäre für biefe hungrigen Seute eine mäftigeVer*<br />

fufung, uns ju töten unb $u berauben. Unfere gange 5ßor=<br />

forge beftanb iavin, baft wir ohne alle ^eifeauSftattung reiften,<br />

©ewöhnlif brauft man wohl leine Sßferbe, um bie 3luS=<br />

rüftung eines SDliffionärS gu tragen; meiftenS brauft er nur<br />

einen Sflauf für baS 3M;l, eine Stoffe für bie Vutter,<br />

eine Kuhhaut als Sett unb fein Faultier, fem ift fogar bieS<br />

nof SuguS; man muß fif beffen entäußern. 3Ktt blofeem<br />

Raupte, mit nadften §üj3en, ein Stütf ffleften 3eugej8 über<br />

bie Sfultem, einen Stocf in ber £anb, fo müffen wir bie<br />

SReife antreten."<br />

^etrfofgttngen unter §ftttr(l §


— 158<br />

tifdje Vifdjof hieß ©alama. Vevor er Vtfdjof würbe, war er<br />

nur ein armer Surfte, ber nichts als einen ©fei hatte, ben<br />

er an bie 9teifenben vermietete. -Jladi> gwetjährigen ©tubien<br />

in Kairo würbe er für tauglich befunben, 33ifc^of gu fein, er<br />

würbe geweiht unb nadj 2lbefftriien gefd^idt. ©r fuchte halb<br />

©elegenheit, bie Katholifen, bie immer gasreicher Würben, gu<br />

unterbrüden. ©eine SBut wanbte ftd) juerft gegen baS Haupt<br />

ber ©allaSmiffion, Vtfdjof SRaffaia, bann gegen S3ifd^of be<br />

cobiS unb fämtü^e ©hriften. SBaS biefen heiligmäßigen s Mf=<br />

fionären befonbern ©chmerg bereiten mußte, war berttmftanb,<br />

baß ber Verräter, ber ben 3lbuna gur Verfolgung auffta^elte,<br />

einer ihrer SanbSleute War, nämli$ ein iialienifd^er Steifenber.<br />

2)aS einmal angegftnbete $euer entbrannte mit neuer Heftigfeit,<br />

unb bie Verfolgung fottte nun bie erften Vltiten ber<br />

bifdj)öfli


— 159 —<br />

verfemt unb uns naf allen Stiftungen jerftreut. Sie einen<br />

fufen i^r £eil in ber gluft, mährenb anbere fif in unfer<br />

©eminar einfließen. ©ine junge grau, Samens Sgja, bie<br />

erft Vor brei Sagen SDlutter geworben mar, flüftete in unfere<br />

Capelle, unb bie ©reife, unter ber Saft ber $ahre gebeugt,<br />

folgten ihrem Setftriele.<br />

„333aS mif betraf, fo mußte if an bie gluft beulen,<br />

unb ermahnte bie ©eminariften, ff on im vorhinein alle 3Jiaß*<br />

regeln ju treffen, um fif bann um fo ff neiler verbergen gu<br />

fönnen. 2113 aber bie mutigen 3 ö 9ttnge faljen, baß if infolge<br />

meines hohen Alters nift ff nett genug Vorwärts forn*<br />

men fonnte, unb fürf teten, if mürbe ben Sanken meiner3Ser=<br />

folger nift entrinnen ober if mürbe burf baS SBaffer auf<br />

bem SBege aufgehalten merben, moHten fie fif von mir nift<br />

trennen, ©ie ffüfeten mif mit ihren Seibern folange, bis<br />

mir burf einen befonbern ©fu% ©otteS unb feiner mafellofen<br />

•Kutter einen biften 2Balb erreiften, ber uns ben Slidfen<br />

unferer geinbe entzog."<br />

Sie gliehenben fanben für ben Augenbluf Unterfunft im<br />

Sager ÜbiehS felbft, ber fie verbannt hatte. Sann begann bie<br />

Verfolgung von neuem.<br />

©affa, ein ©mporfömmling aus bem unterften ©olbaten?<br />

ftanbe, hatte bie hoffte ©emalt an fif geriffen unb nahm<br />

nun ben -Kamen XheoboroS, $aifer von Abeffmien, an, unter*<br />

lag jebof im Kampfe gegen bie ©nglänber im $ahre 1866.<br />

Unter feiner £errff aft nahm bie Verfolgung an £eftigfeit ju.<br />

ß c f l r e i f e ^ a t h o l i f e n m ü r b e n i n s © e f ä n g n i s g e m o r f e n<br />

u n b m i t b e m © h e n b , b e m f i n e f i f f e n $ a n g ä h n l t f , b e l a b e n ;<br />

b a S ift e i n S ö t a r t e r m e r f j e u g , b a S bie b e i b e n Seine e n g e an*<br />

e i n a n b e r b i n b e t u n b b a l b f f r e ä l i f e Dualen V e r u r f a f t .<br />

3Jlan m o l l t e S i f f o f be S a c o b i S a u s b e m Sanbe j a g e n ,<br />

u n b u m i h n j u v e r b e r b e n , ü b e r bie SBeftgrenje n a f b e r S R i f *<br />

t u n g v o n © e n n a a r b r i n g e n . @ r meigerte f i f , a b g r e i f e n u n b<br />

m ü r b e b e S h a l b eingeferfert. 3 m S J l o n a t $ u l i beS 1854<br />

f f rieb er a u s f e i n e m © e f ä n g n i s i n © o n b a r : „ 3 f W i e b a l f o<br />

11*


— 160 —<br />

unb madfote aus ber Sftot eine Sugenb, inbem idh midh in<br />

meinem ©efängniS, üier $uf$ ebenfo breit unb etwas<br />

länger, fo gut als möglidh einguridhten fudfjte. 3)er Soben,<br />

mit ©troh bebedft, bient bem ©efangenen unb feinen SBächtern<br />

als gemeinfame Sagerftätte. Stber, würben ©ieeS glauben,<br />

ba{3 baS nodfj Su^uS unb Vequemlidjjfett ift? 3Jtein fo aus*<br />

gemattetes £o


— 161 —<br />

©regor XVI. abgeffidt würbe. Sah** 1849 ertrug er<br />

mutig eine breimonatlife ©inferferung für ben fatholiffen<br />

©lauben in 2Ibbua, was ebenfalls auf 2lnftiften ©alamaS ge*<br />

ff ah* ©eit feiner testen jweiten ©inferferung fflug man<br />

i^n mit folfer ©raufamfeit, ba£ man ibn in ©onbar ffotf<br />

für tot hielt. ®ann trug er einen SKonat lang ben ©henb,<br />

Seftt ift er an beiben güften gefeffelt<br />

2. 3166a Seflaimanot ber ältere, ebenfalls Sßriefter; fein<br />

Vater, feine 3Jiutter, feine ©fwefter, weif leitete DrbenS*<br />

ffwefter ift, unb fein jüngerer Vruber, fo wie er Sßriefier,<br />

haben gu Derffiebenen 3Men für ben einzig wahren fatbo*<br />

liff en ©lauben ©efängniS unb Verbannung erbulbet. Seflai*<br />

manot trägt nof immer ben ©heng.<br />

3. 2166a Seflaimanot ber jüngere, wie oben gefagt, eben*<br />

falls Sßriefter. Von bem Sage feiner ©efangennehmung an<br />

bis jefct würbe er wieberholt mit ©flögen ins 2lngefift ge*<br />

martert ©r trägt immer ben ©henb.<br />

4. 2166a XeSfa $ion, ein 3Jlönf, a6er fein ^riefter, trägt<br />

feit aft SBofen ben ©henb.<br />

5. 2166a Sefla 3Kifael, ebenfalls 3Jlönf, a6er nift gJrie*<br />

fter, trägt feit berfelben $eit ben ©henb."<br />

Viffof be $aco6iS hatte ffon bemerft, ba& fif ©ott<br />

beS ©turmeS bebiente, um ber 5?irf e Don 2lbeffinien ein nof<br />

ff önereS 2Baf Stum ju Derleihen.<br />

„2llS bie Verfolgung am ärgften wütete," fo ff reibt<br />

Viff of be SacobiS, „fam ber 2lbuna SDlarfoS ju unS. SDiefer<br />

foptiffe ^Sriefter hat fif mit mehreren feiner ©efte befehrt,<br />

als er bie eble unb unüberwinblife ©tanbhaftigfeit fah, mit<br />

weif er unfere Äatholifen bie SUifebanblungen beS 2lbuna ©a*<br />

lama ertrugen. Über einen SDlonat — folange bauerte näm*<br />

lif ber 3Karff — mufften bie Äatholifen, Don ben paffem<br />

beS ©alama begleitet, unter ben ffredflifften ©ntbehrungen<br />

reifen, unb bof Derharrten fie bis ans ©übe treu-in ber<br />

fatholiffen Sieligion.


— 162 —<br />

„2lber baS ift noch nicht bie gange gru


— 163 —<br />

herabfteigen, mo eine fengenbe herrffte. SieS alles, in<br />

Verbinbitng mit einem gmangigjährigen, an SJiühen unb ©ut=<br />

Bedungen reifen Apoftolate, ^atte bie leiblifen Gräfte beS<br />

Cannes ©otteS aufgekehrt, unb er fottte nun als ein Opfer<br />

für baS Seelenheil ber Abeffinier fterben unb bann ben. herr=<br />

lifen Sohn Von ©ott erhalten. Vier SUlonate naf feiner<br />

©ntlaffung aus bem ©efängniffe ftarb ber eble Vtff of.SDer<br />

JRetfegefährte beS ehrmürbtgen ViffofS be ^acobis, namens<br />

Selmonte, beffreibt feinen £ob mit folgenben SBorten:<br />

®mfullo, 3. Auguft 1860.<br />

„3f mitt S^nen ben Sob eines ^eiligen beriften. 33iff of<br />

3>uftinuS be SacobiS ift am 31. $uli 1860, ungefähr um<br />

brei Uhr nafmittagS geftorben. ©eit bem 19. Quli fühlte<br />

er, baß er balb fterben merbe. SaS gieber verließ ihn nur<br />

für einige ©tunben beS £ageS, unb er faßte ben ©ntffluß,<br />

fif naf £alai gurüdfgugiehen, um bort eine friffere Suft ein=<br />

guatmen. ®r Verließ alfo am 29. guli um fünf Uhr nafmittags<br />

unfer &auS von ©mfutto in Segleitung affer 3ttönf e<br />

unb etma gehn Einher, bie man unterrtf tete unb .gu ^rieftern<br />

herangubilben beabfiftigte. 3f blieb mit gmei 3Jlönf en gurü(f,<br />

um bie Arbeiten an unferem &aufe gu iibermafen; benn<br />

baS Saf mar erft gur Hälfte gebeeft.<br />

„Jlaf einem fünfftünbigen 5Rarffe fam ber Siffof in<br />

Arftfo an, mo ihn ber Sruber beS -Jtaib AbriS ermartete, um<br />

ihm für bie 9laf t ©aftfreunbffaft gu gewähren. Sa fonnte<br />

ber Siffof ein menig ©f laf genießen, aber balb fam- baS<br />

lieber mieber gurü


— 164 —<br />

Sagen ntfts gu ftf neunten fonnte, fo freute man ftf unb<br />

hielt es für ein Seifen ber Befferung. ©ahto tranf er<br />

etwas friffeS SBaffer, was ihm eine grofce ©rleifterung Der*<br />

ff äffte. ®ie 9iaf t Derbrafie man in £ü>elif, wo ber Biff of<br />

Don neuem Dom gieber befallen würbe, infolgebeffen er burf<br />

Dier lange ©tunben ins delirium geriet SDieS hinberte ihn<br />

aber nift, fif gwei ©tunben Dor Sonnenaufgang wieber<br />

auf ben SBeg gu mafen t ®rei ©tunben Derbrafte er nun<br />

in tiefem ©fweigen; bann fagte er ju feinen Begleitern:<br />

»kleine Einher, gehen wir langfam, if fühle, baft if ff waf<br />

bin unb baft mein $opf eS nift mehr auShält« SDie ©onne<br />

ffien in ihrer gangen £elle unb hxaxxnU fehr;eS war gebn<br />

Uhr DormittagS. SDiefer SBeg ift in ben -Dtonaten ber großen<br />

igifce überaus beff werlif unb gefäbriif. @S ift ein langes,<br />

ffmaleS Sal, lütfs unb refts Don auSgetrotfneten, fteilen<br />

Bergen eingeffloffen, bie jeben 2lugenblicf gufammenguftürgen<br />

ff einen. 9Kan atmete eine glilhenbe Suft ein, bie ©rbe brannte<br />

unter ben güften, nift einmal bie Kamele fonnten eS aus*<br />

halten. SDer Biff of war Dottfommen erff öpft 2tlS er gegen<br />

elf Uhr DormittagS im Sale Sllgebien anlangte, muffte er inne<br />

halten, weil er fif nift mehr auf bem Leittiere halten fonnte.<br />

@r hatte ftf auf einen ©tein gefegt, bliefte gegen Gimmel,<br />

ff ante bann auf feine Begleiter unb feufgte tief auf. @r<br />

hüllte fif in feinen SRatlah, ben 3Wantel, ben bie abefftniff en<br />

3Jtönfe im ©ommer tragen, unb ftüfete fein £aupt auf bie<br />

$nie. 9JJan glaubte, er fflafe. 2lber nein, er bereitete fif<br />

a u f ben Spb Dor. 2lf, er fottte uns nun auf immer Der*<br />

laffen! ©ott hatte eS ihm ohne S^eifel geoffenbart; benn er<br />

D e r l a n g t e fogleif gu beiften unb gum legten 3ttale bie SoS*<br />

fpref mtg gu empfangen. Sftafbent bieS geff eben war, Der*<br />

fammelte er alle -Btönfe um fif, ermahnte fie, im ©tauben<br />

ftanbhaft auSguharren unb ben ©efefcen StornS, bie Dom Zeitigen<br />

Vater, bem eingigen unb wahrhaften 9taf folger beS heiligen °,<br />

SßetruS unb ©tellDertreter 3efu ©hrifti, ausgehen, willig gu<br />

gehorfen; ebenfo foHten fie ben Biff Öfen unb ^rieftern, bie


— 165<br />

ber Sßapft in ihr £cmb fdhidfen würbe, ©ehorfam gu leiften.<br />

Sann gab er ihnen feinen ©egen, worauf alle in ihrer Spradhe<br />

antworteten: Amen, Amen, unfer Vater!<br />

„3n bentfelben Augenblidfe brad&en ade, 9Jiöndhe, Kinber,<br />

fogar bie 3Jtufelmänner in Sränen aus, fchlugen fid) auf bie<br />

Vruft unb neigten ihr $aupt bis gur ©rbe. $e ^afobis<br />

ftredfte fidh nun auf bie ©rbe aus, lieft einen Stein unter<br />

feinen Kopf legen unb empfing fo bie heiligen ©terbefaframente.<br />

@r litt fciel, aber fein Slntlife War Reiter, er antwortete<br />

in äthiopifd()er ©prad^e genau auf alle ©ebete, weldhe ber<br />

Sßriefter über ihn fpradh. Sarnadjj Warf er fidh auf bie Knie,<br />

bat äße Anwefenben um Vergebung Wegen aller Srgerniffe,<br />

bie er ihnen, wie er fagte, währenb ber gangen 3eit feineS<br />

bortigen Aufenthaltes gegeben hatte: er fagte, er fei nur ein<br />

armfeligeS ©efdhöpf, aber er hoffe bie Vergebung feiner Sün*<br />

ben burdh bie Varmhergigfeit ©otteS, buxä) bie Verbienfte Sefü-<br />

©hrifti, burdh bie gürbitte ber unbefledften Jungfrau 3Karia<br />

unb beS heiligen Vingenj, unb er hoffe beShalb, bie Aufä)au*<br />

ung ©otteS genieften gu bürfen für alle ©wigleit, bie in einigen<br />

Augenblidfen für ihn anbrechen foUte. ©r fefete ftdj bann aber*<br />

mals auf einen ©tein unb lehnte baS £aupt gegen einen<br />

gelfen. Sann fprach er einige Sroftworte an feine Umge*<br />

bung: „Vetet viel, meine Kinber, idh ^erbe fterben, idh ^erbe<br />

euch nidjt üergeffen, ... idh fterbe." ©r lehnte bann feinen<br />

Kopf an, ben er erhoben hatte, bebedte fein §aupt rnit ber<br />

•Jlatlah unb entfdf)lief im £erm. . . .<br />

,,©o ftarb ber grofte Apoftel AbeffinienS, Vifchof be<br />

cobiS; fo öollenbete er feine irbifdfje Söanberfd^aft im fedjgig*<br />

ften Sahre feines Alters unb im einunbgwangigften feines<br />

apoftoltfdfjen SebenS in Äthiopien. Man tarn unmßglidh fdhil'<br />

bem, welche Srauer alle bei ber -Kadhridht &on feinem Xobe<br />

äufterten, Katholiken, ©d^iSmatifer unb SDlufelmänner, allebe=<br />

weinten ihn unb nannten ihn ben Seligen unb ^eiligen."


Der $e%fpre$uit$$pfo$eg<br />

ber<br />

efyxtvixvbxQen Jlovtxfe ^TariXCac.<br />

35er apoftolifdhe Sßrojejs über ben helbenmütigen ©rab<br />

ber Sugenben ber ehrwürbigen Souife SUJariHac geht feinem<br />

@nbe entgegen. ©3 ift ber lefete ^rojeft, weiter ber ©elig*<br />

fyredhung vorangeht Sie igeiligfeit be£ Sebent unb ber SBerfe<br />

ber frommen ©tifterin ift bur$ alle biefe Sßrojeffe in£ hefffte<br />

ßidht gefefet worben; jefet finb aufter ben jahlretdhen auffallen*<br />

ben £ilfeleiftungen unb ©nabenerweifeit, bie burdh gür*<br />

bitte fchon erlangt würben, noch SBunber notwenbig, um bie<br />

ÜJladht ihrer gürbitte bei ©ott ju geigen. Um biefe ju er*<br />

langen, mögen alle jene beten, weldhen biefer ©eligfprechungS*<br />

projeft am ißerjen liegt


( E u r o p a<br />

X>eutfd}Iatt6*<br />

Brief bes tHiffionspriefters fjerrrt §>fi}xexf>et ax\ ben<br />

©eneralfuperior f}errn 2t, $iat<br />

Gippes (Mu), .23. SDejeniber 1904.<br />

... Saffen ©ie mif jefet bie Meinen -Jleuigfeiten beS<br />

Saures 1904 ergcf len.<br />

2BaS ben allgemeinen ©tanb ber SßroDing betrifft, fo<br />

iann man fagen, bafe berfetbe normal ift; baS ©eminar lie*<br />

fert burf ff nittlif breifcig ©f weftern, im ^abre 1904 waren<br />

es breiunbbreifHg, unb baS 3a$r 1905 Derftrif t biefelbe gafyl<br />

ju bringen.<br />

SBir baben im Saufe beS 3


— 168 —<br />

einige 3eit unter bem $ofe beS SutheraniSmuS geftanben, ift<br />

eS mieber gang fatholiff gemorben, unb gmar fatholiff in<br />

gang befonberem Sfftaße, mie ©ie aus ber Art unb 3Seife ent*<br />

nehmen fönnen, mie bie Söfter beS heil- Vingeng von Sßaul<br />

in ^üHftebt empfangen mürben.<br />

©S mar am Sage naf ©fluß ber ^ahreSejergitien für<br />

unfere ©fmeftern in ber Dftav von ©hnfti Himmelfahrt,<br />

gegen 6 x / 2 Uhr morgens, als if mif auf ben SBeg mafte,<br />

um ber fleinen Kolonie, melfe bie SBerfe beS heil. Vingeng<br />

in bem Sanbe ber heiligen ©lifabeth beginnen, bie SBege gu<br />

bereiten; mir mußten guerft fieben ©tunben auf ber ©ifenbahn<br />

fahren, um gu jener Bahnlinie gu fommen, an melf er Mll*<br />

ftebt liegt. An ber Anff lußftation biefer Vahn marten mir<br />

fünfviertel ©tunben, unb um 2 a / 2 Uhr finb mir enblif in<br />

Mllftebt, einem großen SDorfe mit 2500 ©inmohnern. Ser<br />

Pfarrer mar uns bis Seinefelbe, mo bie Vahn naf ^üttftebt<br />

abgmeigt, entgegengefahren unb er erjählte mir nun unter*<br />

megS, maS er alles getan habe, um ben erften Softem beS<br />

heiligen Vingeng in feiner Sßfarre einen mürbigen ©mpfang<br />

gu bereiten, unb baß if gleif am erften Sage in ber Capelle<br />

ber ©f meftern bie heilige 3Jteffe lefen fönne, um fogleif baS<br />

Allerheiligfte in ber neuen äßohmmg gu laffen. 3n bem Haufe<br />

angefommen, baS ehemals ber $amilie Sunfel gehörte, nahmen<br />

mir baS JUlahl ein, melfeS uns bie 9Kutter ber brei äftiffios<br />

näre bereitet hatte, unb maften uns bam ans SBerf, ben<br />

Altar aufgufteHen, baS Harmonium auSgupaden unb alles für<br />

bie $eier beS fommenben SageS vorgubereiten. Sie gute<br />

aKutter ber Herren Sunfel ftrahlte vor greube, als fie ihr<br />

HauS in ein HauS ber Varmhergigfeit, unb ihr SBohngimmer<br />

in eine Capelle umgemanbelt fah*<br />

Am folgenben Sage gur feftgefefcten ©tunbe reifte if mit<br />

bem Herrn Pfarrer ab, um ben ©fmeftern entgegengugehen,<br />

Sa ber von Äöln fommenbe 3^0 i n Seinefelbe marten muß,<br />

bis ber naf Mllftebt abgmeigenbe 3^9 abgeht, fo hatte ber<br />

vorforglife Pfarrer am Vahnhofe in einem für Samen vor*


— 169 —<br />

behaltenem 3intnter ein befcheibeneS 3Jlittagmahl für bie Sdjwe*<br />

ftern beftetten Xaffen. fürdjtete ein wenig, bie Sdhweftern<br />

fömtten bei ber zientlidh verwidelten gatyrt ben ßug verfehlen,<br />

©nbltdh fuhr ber Kölner 3ug in ben Bahnhof ein; idfj fudhte<br />

mit ben älugen ade SBaggonS ab, unb, ©ott fei Sanf, bort<br />

Werben bie ©chweftern fi^tbar. ©ie fteigen ab, aber nicht<br />

ohne bei allen ©taunen unb 2lufmerffamfeit ju erregen, ba<br />

rtoä) nientanb eine ähnli^e Kleibung gefeiert hat; wir führten<br />

fie tu ben Salon, wo fie aus ber 9tot eine Sugenb machen<br />

unb mit uns an bemfelben Stfdhe baS 3Kittageffen einnehmen<br />

mußten. -Jlachbem fte noch eine Meine Siefreation gehalten<br />

hatten, reiften wir in baS verheißene Sanb ab, mitten burdh<br />

herrlid^e Sanbfdjaften, von ber lieblichen 9Jlaifomte beftrahlt.<br />

•Kur eine Heine halbe ©tunbe, unb ber Schaffner beS $ugeS<br />

fünbtgte bie Station KüHftebt an. Wlan fteigt ab unb ernft,<br />

mit ehrerbietiger -Kiene, bie aber bemtoch bie innere greube<br />

erraten ließ, trat eine Deputation von Samen unb Herren<br />

vor, um bie Sdhweftern wiHfontmen zu heißen. ©S ift ber<br />

Vürgermeifter mit mehreren angefehenen Sßerfonen, alle in<br />

Hanbfdhuhen, ben ShKnber in ber £anb, bie Sßräfibentin beS<br />

Vereines dhriftltdher SDtütter mit ihrem 9late unb ben Sd)ul*<br />

lehrerinnen, bte nun bie Sdhweftern aus bem Bahnhofe her*<br />

ausführen. 2lber Weld) eine neue Über raf dhung! erft<br />

bemerfen fie, baß baS ©ebäube mit grünen Krängen gefdhmüdft<br />

ift unb baß auf ber großen Straße fiebert offene SBagen, mit<br />

je jwei prächtigen Sßferben befpannt unb mit Vlumen befränjt,<br />

ihrer harren. ©in Seil ber VolfSmenge, bie am ©ingange<br />

in bie Sorfftraße aufgeteilt war unb f$on voll Vegierbe bie<br />

erften Sdhweftern ju fehen verlangte, äußerten laut ihre $reube,<br />

unb man fah fogar einen unter ber Saft ber $ahre gebeugten<br />

©reis Sränen vergießen. Ser gute Pfarrer unb idh weibeten<br />

uns an ber Verlegenheit ber bemütigen Södfjter beS heiligen<br />

Vinzenz, bte mir burch «Seichen zu verftehen gaben, baß fte<br />

nte biefe ©hre annehmen würben, biefe SBagen zu befteigen.<br />

216ereS half nidhtS. hieben jebern äßagen ftanb eine Same


— 170 —<br />

unb balb bemaltigt fidf? eine jebe ihres DpferS, baS fton ber VolfSmenge trennt fidh eine<br />

Schar weiftgefletbeter -Dtäbchen loS; biefe gehen ben Schwe*<br />

ftern, welche auf meinen SBinf, befdheiben unb ganj befdfjämt<br />

über foiriel ®hre, vortreten, voraus. Sie größeren SUläbchen<br />

trugen grüne ©irlanben, mit benen fie bie ©ruppe itmfClingen,<br />

währenb bie Keinen 9Jtäbd)en vor ben güften ber ©dhweftern<br />

Vlumen ftreuen, bie fie einem um ihren £alS hängenben<br />

Körbchen entnehmen. SRun treten jwei Süläbchen vor, um einen<br />

fleinen SBifffornrngrufj aufjufagen, worauf ber &)0x ber Sdfjul*<br />

finber unter Seitung ihrer Sehrer unb Sehrerinnen einige Stro*<br />

Phen eines für biefe ©elegenheit paffenben Siebes vortrugen.<br />

Sobawt fefete fich ber 3^g ta Bewegung.<br />

Srei Knaben mit bem ^rogeffionSfreuje unb jjwei gähnen<br />

fudjen burdh bk VolfSmenge ju kommen, um bie Spifee beS<br />

3ugeS erreichen; bevor fich aber biefer in Bewegung fefet,<br />

läßt fidh eine mächtige Stimme vernehmen: Adfjtung! träfen*<br />

tiert baS ©ewehr! ©S war ber Kriegerverein, ben man bis*<br />

her in ber bidhten Stenge nidht bemerkt hatte, bereu £aupt*<br />

mann mit bem Säbel tu ber iganb nun befiehlt, bie Sdhwe*<br />

ftern mit ben Sßaffen ju grüben. ©an^eS VataiHon, marfdh!<br />

9lun fefet ftd) ber 3**g in folgenber Drbnung in Bewegung:


— 171 —<br />

SDaS ßreuj unb bie gähnen au ber ©pi^e, bann bie ©fut<br />

finber, Don iljren Se^rern unb Se^rerinnen geführt, bann ber<br />

SlriegerDerein in Sßarabe; naf iljmen eine©far junger ©tynts<br />

naftaften mit il;ren mit farbigen Bänbern geff mü


— 172 —<br />

ttrirb. ©efänge, Komplimente unb Antrafen vom Herrn<br />

Sßfarrer uttb vom Bürgermeifter ergeben nun über bie armen<br />

Söfter beS ^eiligen Vinjenj, bie leinen ©infpruf ergeben, ba<br />

ihr Sireftor verfprof en hat, ihr Solmetff ju fein unb ihren<br />

Sauf für ben außerorbentlif feierltfen ©mpfang auSju*<br />

fprefen.<br />

2llS alle Sieben vorbei maren, jog bie ©eiftliffeit mit<br />

ben 9JUniftranten burf baS HauS, unt alle Stäumlif fetten<br />

beSfelben, vor allem aber bie fleine Capelle einsumeihen. ©o*<br />

bann jieht fif bie SÖlenge, bie ffmetgenb bie 9Wi(Jfehr ber<br />

Sßriefter abgemartet, jurüdf, unb baS ff öne geft hat ein ©übe.<br />

©nblif gehören nun bie ©fmeftern fif felbft an unb<br />

fie burfeilen jum erften 3Me bie verffiebenen Sftäumlif*<br />

feiten beS Hanfes, fie bemwtbern mit gerührtem Herjen bie<br />

©orge ber guten Seute von Äüffftebt, melfe bie Küfe unb<br />

ben Keffer mit aßen erbenfltfen guten ©afen vottgeftopft<br />

hatten: ©finfen, „gelbfiefer," eine in biefem Sanbe berühmte<br />

2lrt von SBürften, ©ier, Brot, Kufen u. f. m. ©ie leifteten<br />

bann ber liebevollen ©inlabung ber guten grau Sunfel golge,<br />

bie fie ju einer Saufe mit Kaffee, Butterbrot unb Kufen ein*<br />

lub, morauf fie fif jurüdjogen, um ihre 2lnbaf tSübungen ju<br />

verriften unb ©ott für biefen erften, benfmürbigen Sag im<br />

Sanbe ber heiligen ©lifabeth ju banfen.<br />

2lm folgenben Sage um fünf Uhr früh ^telt if ben<br />

©fmeftern eine Konferenz, las bann bie heilige 3Jieffe unb<br />

reifte ihnen jum erften 3Me bie heilige Kommunion; von<br />

nun an -fottte auf SefuS im atterbeiligften ©aframente be*<br />

ftänbig in ihrem Haufe mohnen. — Sffie if verfprof en hatte,<br />

beftieg if beim Hof amte bie Kandel unb erflärte ben front*<br />

men guhörew, bie fo gahlreif mie an ben größten geften<br />

herbeigeeilt maren, moju bie ©fmeftern gefommen mären unb<br />

maS fie von ben guten Bemohnern von Küttftebt ermarteten.<br />

2Bie glüälif bie 3Jfutter unferer, brei 9Jtitbrüber Sunfel mar,<br />

baS meiß ©ott allein. SeneS HauS, mo alle ihre Kinber baS<br />

JSift ber SBelt erblicft haben, mo ihr ©atte unb ihr ältefter


— 173 —<br />

Sohn bie 2lugen gefchloffen haben, jefet in ein HauS ©otteS<br />

unb in eine Stätte ber christlichen Siebe unb Sarmherzigfeit<br />

umgewanbelt ju fehen unb ben Sroft px haben, als erfte $ßen*<br />

fionärin in ©efeUfdjaft ihrer guten Sante, ber Sdhwefter ihres<br />

©atten, zu leben unb ba ihr Seben ju begießen, man be*<br />

greift ba wohl, baß fie grcubentränen vergoß unb baß ein<br />

inniges ©ebet jutn Urheber alles ©uten emporftieg, bem fie<br />

ihre brei Söhne geopfert hat, unb ber ibr nun einen ©rfa£<br />

bafür leiftet, tnbem er ihr bie Sdhweftern berfelben geiftlidfjen<br />

$amilie fdhidt, bie ihre alten Sage erleichtern foHen. 2Bir<br />

fagen mit ihr ein herjIid)eS „Deo gratias!"<br />

3lbereS ift Seit, baß id) biefen langen Seridjt fdjließe.<br />

^ch Witt jebodh nodj beifügen, baß am 3lbenb zahlreiche 3Jiütter<br />

famen, um ihre fleinen Kinber in baS 3tft>I aufnehmen ju<br />

laffen, baS am folgenben Sage mit 150 Kinbern eröffnet wer*<br />

ben fottte.<br />

2lm31 benb beSfelben SageS fehlte bie Sdhwefter älffiftentin<br />

unb ihre Mtfdhwefter nadh Köln*!JlippeS jurüdf, währenb idh eine<br />

anbere Slidhtung einfdf)Iage, um baS neue HanS in Sarmftabt<br />

in Sübheffen, weldheS nach biefer Hauptftabt feinen tarnen<br />

führt, ju befudhen; biefeS Sanb fonnte nadh bem Kriege von<br />

1866 feine Unabhängigfeit unb feinen regierenben ©roßherzog<br />

bewahren, Währenb bie beiben anberen Sänber beSfelben 5Ra*<br />

mens, §effen*=5Raffaü ünb Heffen* Gaffel ihre Unabhängigfeit<br />

einbüßten, geh habe alles in gutem Stanbe gefunben unb<br />

fonnte meine 9ieife burch baS 3J?ofeHanb fortfefcen, inbem idh<br />

in jebem Haufe einen Sag verweilte unb bann über baS ©ifet*<br />

gebirge nach Köln jurüeffehrte, inbem idh auf bem 5Rü(Jwege<br />

noch ein halbes Sufeenb Häufer befudhen mußte.<br />

$dh hätte Sh^en noch bie Eröffnung zweier anberer Häufer<br />

an ben Ufern ber 3Jiofel zu erzählen, nämlidh in SPlittlich unb<br />

©arben; ba aber ber Srtef fdjon über ©ebühr lang auSge*<br />

fallen ift, fo taffe idheS für ein anbreS 9M. ©eftatten Sie<br />

mir zu fagen, baß bie 3ßerfe f^ori in ©ang finb unb eine<br />

fdhöne Sufunft verbrechen.<br />

3. Sdhreiber.<br />

Slnnalen 70. 12


— 174 —<br />

35er befferen Orientierung falber fei hier erwähnt, baft<br />

bie ©efefee beS KulturfantpfeS teilweife abgefdjafft ftnb. 35er<br />

VunbeSrat hat iw 3Kärj 1904 ben vom 9lei


Zxlattb.<br />


— 176 —<br />

ber gtoet 3>al;re gefiorbett finb. (Catalogue des Prestres et<br />

clercs qui ont este receus en la Congregation de la Mission<br />

depuis le commencement de son institution, et y ont<br />

vfecu >plus de deux ans, ou bien y sont morts avant la<br />

fin des deux premiöres annGes 1625—1764.)<br />

3n biefent 9legifter ftnben wir bei bem ^abre 1643 folgenbeS:<br />

„XtyabbäuS Sie, swanjig ^aljvz alt, geboren in %oua<br />

(Xuam?) in ^rlanb, aufgenommen in SßariS am 21. Dftober<br />

1643, bie ©elübbe abgelegt am 7. Dftober 1645."<br />

2)er -Kante ift in biefent SRegifter geff rieben Sie; in bem<br />

Buf e Don Sottet unb in ben Briefen beS ^eiligen Bingens<br />

lefen wir St;e.<br />

Sftafbent ber franjöfiff e Slrtifel fertiggebrucft war, überfanbte<br />

ber 9JUfftonS:priefter £err Botyle folgenben tntereffanten<br />

Brief beS £errn ©rattan gtoob an ben SDireftor beS „Irish<br />

Ecclesiastical Record" (Plummer -JtoDember 1904). 25er<br />

Berfaffer fagt, baß er feine Angaben aus ben States Papers<br />

gefföipft I)abe. 3)ie Überfejmng lautet:<br />

„©tu irlänbiffer Sajarift, im 3al;re 1651 ge*<br />

martert. — @S freut tittf, baß tf über ben heiligen 3Jtär=<br />

tt;rer, beffen Starter unb %ob in 3$rer legten Kummer burf<br />

5ßater Bot;le, C. M., fo anjie^enb beffrieben würbe, einiges<br />

Sift werfen fann.<br />

Sßater Botyle ff reibt ben Tanten beS 9)iärtyrerS Stye unb<br />

betraftet ben Tanten Sttoa als gleifbebeutenb mit %mm<br />

unb fügt bei, baß 2t;e in biefer ©tabt ben äßartertob erlitt<br />

(6o. ©alwaty).<br />

5)3ater Bo^le unb Diele anbere Sefer werben gewiß mit<br />

Sntereffe erfahren, baß ber 3teme beS MärtyrersSEabty See<br />

war; feine Borfa^ren ftammten aus Mmeebty (So. Simeridf).<br />

©r felbft war in $uogb (©o. Simerid) geboren; bie fran*<br />

jöfiffe; $orm Xoua brüdt :pl)onetiff (bem Sautftange naf)<br />

ganj gut ben SKantenSuogb aus, welfeS nift weit Don ©Ion*<br />

fl;ire bei 3lbare liegt, ©r hatte bie nieberen SBeiljen,weS=


$t Dinjenj'Kotteg in Gaftlefnotf bei Dublin (3rlanfc).


— 178 —<br />

halb ihn ber heilige Bingens, als er einmal beffen nutfifali*<br />

f


— 179 —<br />

nett; ber eine ift granjofe, bie anbern finb Srlänber (hier<br />

fe^lt ein ©tM beS SSriefeS) ... unb ein Klerifer, ein Englänber.<br />

Der erfte ift bamit betraut, bie fleine $amilie ju<br />

leiten nadj bem $ate beS feiigen Herrn ©ftybbie, 1 ) ber mir<br />

vor feinem Xobe fagen ließ, baß maneS fo tun foffe; ber<br />

Älerifer foH ben ©efang lehren." (Lettre de Saint Vincent<br />

de Paul, t. I, p. 578.)<br />

2luS einigen anbeten Briefen beS heiligen Vinjenj, bie<br />

auS biefer 3eit ftammen, erfahren wir, baß einer von ben<br />

Saienbrübern, welche bie 3Jiiffionäre begleiteten, namens ©o=<br />

lomon Sßatriardje, auf ber Snfel 3erfty geboren war, unb wir<br />

fönnen annehmen, baßeS berfelbe ift, ben ber heilige SSinjenj<br />

oben einen ©itglänber genannt hat. Siefer gute Vruber hatte<br />

viel* Entbehrungen unb ©efahren in Srlanb auSjuftehen, fo<br />

baß man int ^ahre 1649 veranlaßt war, ihn na


— 180 —<br />

ben ©efang lehrte, unb baS ift in unferen Sagen ber 3Jiufif*<br />

reform nift ohne ^tereffe, ba man barauS entnehmen fann,<br />

baß ber BolfSgefang im ftebjehnten Sahrhunbert in Urlaub<br />

nift unbefannt War.<br />

Sie britte -Jlafrift über ShabbäuS Stye finben wir in<br />

einem Briefe beS heiligen Binsenj vom 22. Sfftärj 1652 an<br />

Herrn Sambert, ben ©uperior eines HaufeS ber ©enoffenff aft<br />

in SBarff au. Stafbem ber heilige Bingens von perfönlifen<br />

Angelegenheiten gefprofen hat, fährt er fort: „3f füge gu<br />

biefen -Jlafriften nof bei, was if über unfere 3ttitbrüber<br />

in Urlaub erfahren habe; mir glaubten, baß fie auf unter<br />

jenen gewefen feien, weife bie ©nglänber bei ber ©innahme<br />

von SimeridE getötet haben; aber ©ott hat fie auS ihren Hän*<br />

ben gerettet. Bon Herrn Barrh ift es fif er, ba er in Nantes<br />

angefommen ift unb wir ihn hier erwarten; wir haben ©runb,<br />

bieS auf von Herrn Brin ju hoffen, obwohl wir beffen nof<br />

nift fif er finb. ©ie verließen Simeritf mit fünf ober fefS<br />

Sßrieftew unb DrbenSleuten, alle verfleibet unb unter bie ©ol*<br />

baten verteilt, Weife an bem nämlifen Sage aus Simericf<br />

aussogen, wo bie geinbe eingehen follten. Unfere ßeute hatten<br />

bie 3taft baju benüfet, fif auf ben Sob vorzubereiten; benn<br />

für bie ©eiftlifen war fein Aufenthaltsort ju finben, aber,<br />

©ott fei Sauf, fie würben nift als folfe erfannt. Als fie<br />

außer ber ©tabt waren, jerftreuten fie fif, ber eine bahin,<br />

ber anbere borthin, gum großen Setbwefen aller; aber fie<br />

glaubten fo hanbeln ju müffen, bamit, falls einer ftürbe, bof<br />

bie anbern fif retten fönnten. Herr Brin jog in fein Heintat*<br />

lartb mit bem ©roßvifar von SanneS [sie], 1 ) ihrem guten<br />

greunbe, unb Herr Barrty sog fif in bie Berge juritd, wo<br />

er eine wohltätige. Same fanb, bie ihn bei fif aufnahm unb<br />

gwei -Blonate lang bei fif beherbergte, als jufättig eine naf<br />

$ranfreif fegelnbe Barfe vorbeifuhr, bie ihn aufnahm; von<br />

Herrn Brin hat er jebof feit ihrer Srennuttg nifts erfahren<br />

*) (Saftet.


— 181 —<br />

fönnen. @r glaubt aber, baßeS ihm nift gelingen wirb,<br />

naf granfreif jurü(fju!omnten, fowohl weil bie ©nglänber<br />

baS 9Äeer beberrffen, als auf weil er in feiner Heimat ift.<br />

6r brauft alfo Diel ©ebet."<br />

„Sftafff rift — ®er arme Sfye, ber in feiner £eimat<br />

war, würbe Don ben geinben ergriffen, bie ihm ben Äopf jer=<br />

triintmerten itnb, £änbe unb güße abff nitten in ©egenwart<br />

feiner SUtutter." (Lettres de S. Yincent de Paul, t. II,<br />

p. 400, 401.)<br />

5Der foeben angeführte Brief ftiifet fif fif er auf eine<br />

Don £errn Barrl; erhaltene -Jlafrift, ber gerabe aus Urlaub<br />

angefommen war. 9Bir erfahren barauS genau Weber bie<br />

3eit nof ben Drt, wo Stye ben SDiartertob erlitt. 2lber naf<br />

bem eingangs angeführten Berjeifniffe, wo gefagt wirb, baß<br />

er in £oua (Xuogb) geboren war, ifteS wabrffeinlif, baß<br />

er bei Stufhebung ber Belagerung aus ßimerid entfam unb<br />

ju feinen Berwanbten flüftete. 35ort fiel er ben Seuten<br />

SromwellS in bie ipänbe, ohne Bweifel gegen @nbe beS<br />

Jahres 1651, unb würbe, wie einft bie 3Jtaffabäer, unter<br />

ben 2tugen feiner Butter getötet. 3Kan fann fif feinen<br />

anbern ©runb benfen, ihm eine folfe barbartffe Behanblung<br />

angebeihen ju laffen, als baß er angehenber ^rlefter<br />

war. 35ie ©raufamfeiten, bie mau gegen ihn ausübte, hatten<br />

eine gewiffe $tt)x\l\ü)Mt mit jenen, bie ber heilige ©rjbiffof<br />

Don £uam, 3JialafiaS Bueety, auSjuftehen ^atte, 1 ) beffen<br />

2 ) Sot'tor 9Mad)ia3 Qiteele, beffen oben ©rroci^nung gefcfjafj unb<br />

beffen-Käme ebenfatt§ in ber Sifte ber irlänbifdjen 9)iärtgrer ftetyt, machte<br />

feine


— 182 —<br />

£ei& von ben ©olbaten in ©tücfe genauen mürbe. ©ie litten<br />

gu verriebenen Reiten, an verriebenen Drten aber auf bie*<br />

felbe SBeife unb aus bemfelben ©runbe. Beibe ftubierten in<br />

^rofeffor bei* ^ilofopljie am ßolleg oon Söoncour unb ^rofurator ber<br />

Nation. ©iefeS .lefctere 2lmt oerfalj er nodlj in ben Sauren 1620 unb<br />

1622* 2lu§ ber ©efcJ)id)te beS ßollegS oon 9toarra (Histoire du College<br />

de Navarxe), eine§ oon ben Kollegien ber ttnioerfitätoon $ari3,<br />

oerfafjt oon bem Berühmten Saunot, erfahren mir, baß 3ftaladjia3 Dueelg<br />

feine tf)eologiftf>en ©tubien in biefern Berühmten ßolleg machte. 3n einem<br />

SSergeid^niö bei* (Stubenten be§ ßottegS fiiljrt Sauitoi feinen tarnen unter<br />

ben ©tubierenben ber ^^eologie im 3aljre 1618 an, eBenfo als SDkgifter<br />

ber Geologie im 8ünfc§te, baß jeher Sßriefter ein<br />

fircf)lid&eS 2lmt §aBe. gur Seit, too bie Partei (SromtoellS bie OBer*<br />

Ijanb getoann, toünfdf)ten bie oerBünbeten ßatfjolifen, baß er bie<br />

otnj leite, nmS eraud& mit oollfommeiter Unterwürfigkeit unter ben<br />

ßönig tat, burdjbrungen oon bem 2Borte unfereS $errn: „©eBet bem<br />

ßaifer, roaS beS faiferS ift." 2113 er im 3a§re 1644 fein Sanb burcfc<br />

reifte, fiel er tn bie §änbe einer SBanbe oon fc^ottifdjen Slnpngern ©rom^


— 183 —<br />

SßariS; ^ffen wir, baß auf beibe einen ^lafc in bem 33er*<br />

geif niS ber irlänbiff en SDtärtyrer finben werben, bie im fiefc<br />

ahnten ^ahrhunberte fo glorreif für ben heiligen ©lauten<br />

arbeiteten unb ftarben.<br />

Sie Satfaf e beS 2)tartprtumS ift uns alfo burf baS<br />

3eugniS beS heiligen Btngeng verbürgt; unb wenn wir feine<br />

weiteren ©tngelnheiten befifeen, fo müffen wireS allem An*<br />

ff eine naf ber Semut beS heiligen Bingeng guff reiben. Als<br />

bie s 3Jliffion von Srlanb ihr ©übe erreift hatte, wollte beren<br />

©uperior einen Berift über bie Arbeiten unb ©rfolge ber<br />

3Jltffionäre Verbffentlif en; aber ber Heilige riet bavon ab mit<br />

ben SBorten: „@S genügt, baß ©ott weiß, was geffehen ift;<br />

bie Semut unfereS Herrn mafteS ber fleinen ©enoffenffaft<br />

gur $flif t, fif mit $efu3 ©^riftit^ in ©ott gu verbergen, um<br />

fein verborgenes Seben gu ehren. 3)aS Blut ber Sfflärtyrer<br />

wirb vor ©ott nift in Vergeffenheit fommen; unb früher<br />

ober fpäter wirbeS bagu bienen, bie 3 a W *>er Katholifen gu<br />

vermehren."Aber obwohl fif ber heilige Vingeng Weigerte,<br />

einen 23er ift über bie Arbeiten unb bie ©rfolge ber<br />

fionäre in Urlaub gu veröffentlif en, fo geriet baS ^Martyrium<br />

beS KleriferS Stye bof nift in Vergeffenhett. Um bie 3J?itte<br />

beS aftgehnten SahrhunberteS veröffentlifte Sollet, ber burf<br />

wellg, bie im 3Jtonat 9fa>»em&er töteten. £ie $atf)otifen eljren ifyn<br />

roie einen -SRärtyrer unb eilen oon aßen «Seiten fjer&ei, um fein ©ra6<br />

§u verehren. on bem e§ befannt ift, mit roeld&erStrenge er bie<br />

§eiligenlegenben ficf)tete, fo ba6 man oon if>m fagte, er vertreibe bie<br />

^eiligen au§ if)ren-D^ifd^en. (Loannis Launoii, Constantiensis, Regii<br />

Navarräe Gimnasii Historia. Paris, MDCLXVII, c. 89, p. 1053—1054.)<br />

meUx), Seben beä f)eil. Sinsens von Spaul, 2. 93ucf>, Kapitel 1,<br />

Sttfänitt 8.


— 184 —<br />

feine theologtfdjen äBerfe befannt ift, ein Seben beS ^eiligen<br />

Bingeng von 5ßaul; er benüfete bagu nid)t nur bie SebeitSge*<br />

fd^ic^te beS Heiligen von 2tbetfy, Bifdfcof von Siobeg, fonbern<br />

er gog auch alle Sofumente gu State, aus benen 2lbeflty fköpfte,<br />

lote bie Briefe beS Heiligen, minbeftenS 777 an ber $ahl, bie<br />

an ben Heiligen genuteten Briefe, bie I;attbfrtftlid^eri Stuf*<br />

gei$nungen über bie erften ©efährten beS Heiligen unb anbere<br />

Sofumente, bie in ber golge teilweife verloren gegangen ftnb. 1 )<br />

3luS biefem ©runbe fönnen wir Sollet nid)t nur als @aS. BeugniS beS heiligen Bingeng ftüjste.<br />

©otlet fchreibt über bie Seiben ber 9JUffionäre bei ber Be*<br />

lagerung unb ©innahme von Stmericf: „Bon brei -üftiffionären,<br />

bie in Urlaub geblieben Waren, fehrten nur gwei nach SßariS<br />

gurücf, nachbem fie in Simertdf alle ©chreden ber Sßeft ttnb<br />

beS Krieges burdjgemacht hatten. Ser britte enbigte bort fein<br />

Seben; bie anbern verfleibeten fich unb fugten gu flüchten,<br />

wie fie fonnten. Ser eine nahm feinen SBeg in feine Heimat<br />

in Begleitung beS ©roßvifarS von ©afhel. Ser anbere gog<br />

- ftch in bie Berge gurütf, wo il;n eine fromme Same aufnahm<br />

unb burdh gwei 3Jtonate beherbergte, ©in Klerifer, ber fie<br />

begleitete, war minber glücflich, ober vielmehr er war glücf*<br />

Itcher als fte. Sie Häretifer entbecften feinen ©djlupfwinfel<br />

unb töteten ihn unter ben 9lugen feiner 9Jlutter. ©ie fdritten<br />

ihm Hä^be unb $üße ab unb gerfchmetterten ibm bann ben<br />

Kopf, eine unmenf$It


— 185 —<br />

KleriferS %e faft mit benfelben SBorten wie Sollet Stuf<br />

bie „kleine geiftltfe SBiefe ber Kongregation ber 3Kiffton",<br />

Derfaßt Don igerrn ©binfon, beriftet bie 9Kartern unb ben<br />

Sob StyeS mit benfelben SBorten wie bie früher angeführten<br />

Tutoren. 3ebof irrt er fif barin, baß er Stye für einen<br />

Saienbruber hält, wcfrenb er naf bem 9JtitglieberDergeifniS<br />

ber Kongregation ein Klerifer war. ift alfo eine heftan*<br />

bige unb wohlbewiefene Sinnahme, baß 2$abbäuS Stye Don<br />

ben ^äretifern wegen feines heiligen ©laubenS getötet würbe.<br />

Sie 9taf rif ten, bie wir über fein Seben unb feinen Xob<br />

befi|en, finb nift jahlreif, aber bof jahlreifer als jene, bie<br />

wir über mehrere 3Jlärttyrer ber Kirfe befi&en.<br />

Bon ben Dier ^eiligen, bie man unter bem tarnen ber<br />

„Bier gefrönten äWärtyrer" Derehrte, wußte man lange nift<br />

bie eigentlif en tarnen; Don jenem SUlärtyrer, ber bem heiligen<br />

geliE auf feinem ©ang junt Xobe begegnete unb mit ihm<br />

ftarb, hdt man nie ben SRamen erfahren unb bie heilige Kirfe<br />

nennt ihn „Adauctus", b. b- ber Beigegebene, weit er bem hei*<br />

ligen gelij: in feinem glorreif en SJiartertobe beigegeben würbe.<br />

Bon ber ^eiligen gilomena ift nifts als ber 9iamebefannt,<br />

ben man auf ihrem ©rabe geff rieben fanb. Sie<br />

©f ale mit Blut in ihrem ©rabe ift bie einzige ©rtnnerung<br />

aus ihrem Seben. SaS BeugniS eines Don ber Kirfe heilig<br />

gefprof enen BefennerS, beS heiligen Binjeng, Don gewiftigen<br />

Slutoren wieberholt unb bis auf unS aufbewahrt, wirb nift<br />

weniger BeweiSfraft haben jugunften eines 3JtanneS, ber mit<br />

DoIem 9?efte als ein 9Jtärttyrer beS heiligen ©laubenS an*<br />

gefehen werben fann.<br />

IL<br />

2Bir h^ben mit großem gleiße alle aufentiffen -Jtafs<br />

rif ten über baS Seben unb ben £ob beS KleriferS ^habbäuS<br />

Stye auSftnbig gemaf t. Berfuf en wir nun ju f f übern, weifeS<br />

Sift bie Derff iebenen ttmftänbe, in benen er fif befanb, auf<br />

fein Seben werfen. Ser fettige ©regor Don Sßajianä fagt in


— 186 —<br />

feiner Siebe über ben ^eiligen BafiliuS, baß fein ©ruft fo<br />

groß war, baß er Sßriefter war ehe er gum Sßriefter geweift<br />

War. ähnlicher Sßeife fann man von ShabbäuS Spe fagen,<br />

baß er fchon 9Jiärtt;rer war, bevor er nodfj gemartert würbe,<br />

©r begleitete bie SUlifftonäre na


— 187 —<br />

mente empfingen. Balb bantaf braf bie Sßeft aus unb raffte<br />

ungefähr 8000 Sßerfonen hwweg. „@S War wunberbar gu<br />

fehen/' ff reibt Abetfy, „wie bie armen Seute biefe ©eißel<br />

nift nur mit ©ebulb, fonbern auf in ^rieben unb ©eifteS*<br />

ruhe ertrugen, inbem fie fagten, fie ftürben gerne, ba fie ber<br />

ff teerenBürbe ihrer ©ünben lebig geworben feien, bie fie in<br />

ber ©eneralbeif t gu ben güßen beS Beif tvaterS niebergelegt<br />

hatten. Anbere fagten, fie befragten ihren Sob nift, ba ©ott<br />

ihnen bie heiligen Bäter (fo nannten fie bie 3JiiffionSpriefter)<br />

gefanbt habe, um ihre ©eelen gu reinigen. Anbere baten in<br />

ihren Äranfheiten um niftS anbereS, als an ben ©ebeten<br />

ber Beiftväter Auteil gu haben, benen fie ihr ewiges Heil<br />

Verbanden."<br />

Balb fam eine anbere nof größere Prüfung: $re=<br />

ton begann bie ©tabt gu belagern unb ffloß biefelbe burf<br />

fünf -äftonate unb fünfgehn Sage ein. S)er geinb griff von<br />

außen an, Hunger unb Sßeft wüteten inwenbig. ©fließlif<br />

trat fo großer 9Jtangel an SebenSmitteln ein, baß, Wie ber<br />

heilige Bingeng beriftet, ein ^ferbefopf eine Ärone foftete.<br />

(Brief vom 23. SOlärg 1652., von Sollet angeführt, aber jefct<br />

Verloren gegangen.) ShabbäuS St;e teilte alle biefe Seiben.<br />

Sie ©tunbe feines -BlarttyriumS war aber nof nift gefotnmen.<br />

Aber was ber heilige ©pprianuS vom heiligen Kornelius<br />

fagt, gilt auf von Stye: Quantum ad devotionem et timorem<br />

ejus pertinet, passus est, quidquid pati potuit.<br />

(Epistola ad Antonianum de Gornelio ac Novatiano.)<br />

SBaS feine Eingabe an ©ott unb Bereitwilligfeit gum Seiben<br />

fowie feine Befürftungen Vor ben fommenben Seiben anbe*<br />

Ifingt, fo litt er alles, was er nur leiben fonnte. Auf bie<br />

Bereitwilligfeit gu leiben unb bie BorauSftf t ber Seiben war<br />

eine Art von JRarthrium. 3Btr fönnen auf baS anbere Sob<br />

beS heiligen ©pprtanuS auf ben heiligen Kornelius auf $hab=<br />

bäuS Stye anwenben: „Berbient er nift baS größte Sob für<br />

feine Xugenb unb feinen ©lauben? verbient er nift, unter<br />

bie berühmten Befemter unb SÖtärtyrer eingereiht gu werben,


— 188 —<br />

er, ber folcmge auf bie genfer beS graufamen Stfyrannen<br />

wartete, bie ffou bereit waren, ihn mit bem ©f werte gu<br />

ff lagen, ihn ju freudigen, ihn ju Derbrennen, mit unerhörten<br />

feinen beS ©eifteS unb beS ÖeibeS ben ju quälen, ber burf<br />

bie Kraft feines ©laubenS ihre Befehle unb Drohungen, bie<br />

©fmerjen, tngften unb feinen Deraftete?"<br />

3lber ShabbäuS Stye war nift ber einige, ber inmitten<br />

ber ©efahren biefe eble ©efinnung hatte. @r hatte auf anbete<br />

Beispiele friftlifen $elbenmuteS Dor 3lugen. SDer Biffof<br />

Don SimeridC, ber immer treu in ber ©tabt ausharrte, teilte<br />

alle ©efahren unb hielt ben 3Jhtt ber Übrigen aufreft 311S<br />

bie ©tabt fif ergab, würbe auf er sunt £obe verurteilt;<br />

aber als Siener eines ©olbateu Derfleibet, floh er barhaupt,<br />

mit beff mustern ©eftfte, einen Sßatf auf ben ©fultern unb<br />

entfarn naf Belgien. (Stynf, 9ftanuffript: De prsesulibus<br />

Hiberaiae.) 3luf SerentiuS 2llbert D'Brien, ber heiligmdßige<br />

Biffof Don ©mlty, war ba, um bie Belagerten jur SluSbauer<br />

SU ermuntern. Später SionpfiuS $anref an 0. P., ber bamalS<br />

in ßintericf war, erzählte, mit wieDiel 3Jtut unb ©rgebung<br />

ber lefctgenannte Biffof ben £ob am Borabenb Don Silier*<br />

heiligen 1651 erwartete, itnb mit weif er Barbarei fein Seif *<br />

nam, ber brei ©tunben am ©aigen hängen blieb, Don ben<br />

©olbateu mißhanbelt würbe, bie fn unb herffaufelten,<br />

unb mit ihren ©ewebren ff lugen, wie fie bann ben Kopf beS<br />

Biff ofS abffnitten unb auf ber Brütfe aufpflanzten, bie baS<br />

SBeif bilb mit ber ©tabt Derbanb. Ser Spater erzählt weiter,<br />

wie Sfreton, ber erfte Urheber biefer ©raufamfeit, Don ber<br />

Kranfheit ergriffen würbe unb .tote er wcfrenb feiner Kranf*<br />

heit mehrere 3Jlale'ffrie, nift er habe ben Biffof gum^obe<br />

verurteilt, fonbern ber SRat: „Sf hätte ihn retten fönnen,<br />

aber ba'S gefiel meinen greunben nift," fo ffrie er. „SBoHte<br />

©ott, if hätte biefen papiftiffen Biffof nie gefehen!" Bon<br />

©ewiffenSbiffen gefoltert, ftarb er am 26. SftoDember 1651.<br />

Iber außer bem Biffof Don @mfy ftnb nof mehrere<br />

anbere Sperfonen befannt, bereu mutiger £ob ein h^ßereS


— 189 —<br />

Sicht über bie Umftänbe verbreitet, in benen fich ShabbäuS<br />

Stye befanb. Sßährenb ^anrechan, beffen Bericht Stynch ju*<br />

fammenjieht, ein jeitgenöffif^er geuge ber Seiben beS Bif


— 190 —<br />

in feierltdjer 2öeife Vor fidj ging; von ber Kirdfje gurüdge*<br />

lehrt, hielt ber neue Bürgermeister eine fehr djriftliche Siebe<br />

an bie gange Berfammlung, um fie angufponten, gegen (Sott,<br />

bie Ktr


— 191 —<br />

Wie ehemals ©leagar; Stye, tri ber Äraft feines Alters, würbe<br />

unter ben Augen feiner SUlutter hittgemorbet; 3#otna8 ©trif<br />

unb bie anbern Saien geigten fif ftanbhaft wie bie ©eiftlif *<br />

feit Ade ftarben für bie nämlif e ©afe. 2)er ©laube ber<br />

gangen irlänbiffen Nation ftanb auf bem ©piele, bie gange<br />

irlänbiffe Nation bewunberte ihre ©tanbhaftigfeit unb freute<br />

fif über ihren ©ieg.<br />

©S gebort ber von ©ott aufgehellten Dbrigfeit, nämlif<br />

ber Äirfe, gu, über baS Berbienft biefer gelben baS Urteil<br />

gu fällen. SBemt biefe hoffte Autorität ihnen bie ©hre ber<br />

Altäre guerfennen wirb, wirb baS irlänbiffe Bolf biefe ©hre<br />

als bie feinige betraf ten unb ©ott banfen für „bie glorreif en<br />

Männer", bereu helbenmütiger ©tanbhaftigfeit Srlanb- bie ©r*<br />

Haltung beS wahren ©laubenS verbanft<br />

SßatritiuS Bo^le, C. M.<br />

Italien*<br />

Der murianifd)? Kongreßt>om 3af)re 1904.<br />

SBtr haben unfern ßefern über bie ff ßnen $eierliffeiten<br />

beS marianiffen ÄongreffeS in 9iom beriftet. @S wirb fie<br />

auf freuen gu erfahren, baß ber Kongreß in ber ©f lußfifeung<br />

einen gweifafen SBunff auSgebrücft hat, ber für uns ein gang<br />

befonbereS Sntereffe hat, nämlif bie Verbreitung ber Wttnber*<br />

baren s Dkbatße unb bie Ausbreitung beS Vereines ber 3Rarien=<br />

finber, bereu ©i| in ben Käufern ber Barmhergigen ©fwe*<br />

ftern ift.<br />

2)er Sejrt biefer Sftefolutionen beS ÄongreffeS ift naf bem<br />

Briefe beS £errn 5Dtott an ben ©eneralfuperior folgenber:<br />

I. |pl&ex bie tmnhexHxe ^Jlebatffe.<br />

3n Anbetraft ber wunberbaren Begiehungen, weife<br />

gwiffen ber wunberbaren Sfftebaile unb ber Berfünbigung<br />

13*


— 192 —<br />

beS ©laubenSfa^eS Don ber Unbelebten Empfängnis befielen,<br />

wünff t ber marianiff e Kongreß Don 3tom, baß biefe 3JtebaiKe<br />

fif überall in ben f riftlif en gamilien unb in ben fernften<br />

Sanbew Derbrette.<br />

II. 3>er herein betr ^SlcmettRinbe*.<br />

35er Kongreß hat ben brei naf ftehenben Bereinen ber<br />

9Karienfinber ben Tribut beS SobeS unb ber 2lufmunterung<br />

gesollt, nämlif: bie Kongregation Prima-primaria, -Weife<br />

i^ren Sauptftfe in ber ©t. QgnatiuSlirf e ber Sefititen irt 9tom<br />

hat; ber Berein ber -Btarienfinber Don ber heiligen 2lgneS, ber<br />

unter ber Seitung ber regulierten ®horherren Don ©t. Johann<br />

im Sateran ftel)t; unb ber Berein ber äftartenfinber Don ber<br />

Unbefled:ten Empfängnis, ber in ben Käufern ber Barmbek,<br />

jigen ©fweftern befielt<br />

•JJafftehenb folgt ber italieniffe Segt famt Überfefeung:<br />

$n Anbetraft ber großen geiftigen Borteile, Weife ben<br />

3Räbfen barauS erWaffen, wenn fie üf unter bem ©fu|e<br />

ber feligften Jungfrau in Bereine jufammenffließen:<br />

älnbetraft, baß biefe Bereine nof mehr ©uteS tun<br />

Werben, wenn fie fif an jene Bereine anffließen, bie Dom<br />

^eiligen ©üfle gutgeheißen unb mit Slbläffen bereifert wot><br />

ben finb:<br />

Beffließt ber Kongreß:<br />

1. 5)er Kongregation Prima-primaria, w e i f e in ber<br />

Kirfe beS ^eiligen Ignatius in 3tom beftebt, unb ber fif<br />

ff on fehr Diele Bereine D o n 3Jlarienftnbern angeff loffen haben,<br />

ben Tribut feines großen SobeS gu jollen.<br />

2.SDen Bereinen ber -Dlarienfinber Don ber unbeflecften<br />

Jungfrau, bie in ben 2lnftalten ber Barmherzigen ©f weftern<br />

befteben unb bie ber weiblifen Sugenb fo nüfelif finb, ben<br />

Tribut beS Beifalls unb ber Bewunberung auSjufpref en.<br />

3.SDer frommen Bereinigung Primaria Don ©t. 3lgneS,<br />

bie Don ben regulierten Sh^rherren Don ©t. Johann im Sa*


193 —<br />

internationales StuMenljmis in Horn, Dia S. Htcola ba Solentino, 67.<br />

teran geleitet wirb, ben Tribut beS Beifalles unb ber BeWun*<br />

berung ausbrechen; ber Äongrefj ermahnt gugtetc^ alle an*<br />

b e n t Vereine von -äftarienfinbern, Welche fchon Befie<strong>der</strong>t unb<br />

feinem ber erwähnten Vereine gehören, ober meldte in ber<br />

$olge gegrünbet werben foltten, fidh an ben letztgenannten Verein


— 194 —<br />

bei ber Kirdje ©t. 2lgneS anjuffließen, ba er auSf


— 195 —<br />

burf Anglieberung, fonbern bireft biefelben Abiäffe, wie fie<br />

bie Congregatio Prima-Primaria ber patres ^efuiten befiel<br />

Surf Breve puS' IX. vom 19. September 1876 wirb<br />

geftattet, -baß ber Bereiu auf unter jenen 9Jiäbfen erriftet<br />

werbe, weife Weber bie ©fulen nof bie ArbeitSffulert ber<br />

Barmhergigen ©fweftem befufen.<br />

Seo XHI. betätigte biefe Privilegien burf Breven vom<br />

21. max 1897, vom 2. Aug. 1897 unbVom 29. April 1903.<br />

Sie „Acta apostolica in gratiam Congregationis Missionis"<br />

geben eine voUftänbige Sammlung unb ben 2BortIaut<br />

biefer wiftigen Sofumente, weife ber $ßapft auf bie Bitte<br />

ber ©eneralfuperioren ber SftiffionSpriefter unb ber Barmher*<br />

gigen ©f weftern gewährt hat.<br />

Da $ ntaronttifdje Kollegium in Horn.<br />

£err AIouan, -KiffionSpriefter, bem gegenwärtig bie<br />

Seitung biefeS Kollegiums übertragen ift, ff reibt uns fol*<br />

genbeS:<br />

15. S)egember 1904.<br />

3f toW Sh nen e^nen geffiftlifen Überbltd über<br />

baS päpftlif e maronitiff e Kollegium, beffen Seitung ber ^eilige<br />

Bater unb bie Sßropaganba im ©inverftänbniffe mit bem ma*<br />

ronitiffen Sßatriarfen ben 3JttffionS:prieftern übertragen hat,<br />

geben. 3f hoffe, baß biefe wenigen 3eilen bie Sefer ber An*<br />

nalen intereffieren werben. 3f will etwas fagen: 1. von bem<br />

früheren Kollegium; unb 2. von bem gweiten Kollegium, baS<br />

von Seo XIII. wieber inS Seben gerufen würbe.<br />

I. frühere ^offegtuut.<br />

SaS frühere maronitiffe Kollegium würbe von @re*<br />

gor XIII. gegrünbet, weif er bei biefem Anlaffe bie BuHe<br />

„Humanam" vom 27. ^uni 1584 Veröffentlifte;eS war für<br />

bie ©rgiehung junger Älerifer maronitiff er Nationalität be*<br />

ftimmt.


— 196 —<br />

@S würbe guerft in einem £cmfe nahe bei ber KirfeDom<br />

^eiligen Johannes be la gicoccia eingerichtet, in weif er fpäter<br />

bie berühmten Slffemant, früher göglinge beS Kollegiums, be*<br />

graben würben. 3>a8 Kolleg fianb unter ber Seitung ber Sefui*<br />

ten; was bie ©tubien betrifft, fo befuften bie «göglinge baä<br />

röntiff e Kollegium. Stuf bem £ore ber -Kirfe fah man ehe*<br />

mals ein Bilb ber feligften Jungfrau mit folgenber Suffrift<br />

in lateiniff er unb ftyriff er ©prafe: Veni deXiibano, sponsa<br />

mea et coronaberis: KommDom Sibanon, meine Braut, unb<br />

bu foUft gefrönt werben. SDiefeS Bilb würbe in baS neue<br />

Kollegium übertragen unb befinbet fif im £intergrunb beS<br />

BorraumeS beS neuen ©ebäubeS, bem großen ©ingangStor<br />

gegenüber. ©ij:tuS IV., Sßaul V., ©regor XV. unb Urban VIII.<br />

wiefen bem maronitiff en Kollegium naf bem Sftaßftabe feiner<br />

©ntwiblung Kenten an; ber Karbinal Slnton ©axaffa, ber erfte<br />

^ßroteftor beS Kollegiums, Derntaf te bemfelben alle feine ©üter<br />

unb ließ bie alte Kirfe neu aufbauen.<br />

Unter ben gahlreifen Belingen, weife Don 1585—1685<br />

aus biefer Slnftalt herDorgingen, ftnben wir mehrere berühmte<br />

9Jtänner. ®ie 9'iamen ber aHerberühmteften, Weife bei ihrer<br />

Nation bie erften ©teilen einnahmen, finben wir in einer<br />

Sammlung, Weife im Sabre 1685 bei ©elegenheit ber erften<br />

3ahrhunbertfeier beS BeftanbeS beS Kollegiums in lateiniff er<br />

©prafe mit ben Bilbniffen ber betreffenben Sßerfonen erffien.<br />

SaS Kollegium Würbe im 3>abre 1797 unterbrütft unb<br />

Derlor währenb ber franjofiff en SfteDolution alle feine ©üter.<br />

91IS ber Kirf enftaat WieberbergefteHt worben war, fonnte man<br />

baS Kollegium nift gleif eröffnen, fonbern mit bem SRefte<br />

ber ©infünfte unterhielt man an ber Spropaganba einige 30g*<br />

linge unb im Qähre 1864 würbe baS alte ©ebäube angefauft,<br />

um barin baS polniffe Kollegium einjuriften.<br />

II. 3>


— 197 —<br />

Das maronitifche Kolleg in Rom (J905), Dia Porta pinciana, 32.<br />

hatte, gab bem maronitifdjen ©rgbifctjof von Acra, gugleidj<br />

Sßatriarchalvifar, &oi;ef, ben Auftrag, an ber Sßiebereröffnung<br />

beS maronitifdjen Kollegiums gu arbeiten, toaSbiefer auch gu<br />

großer ßufrtebenheit ©einer ^eiligfeit tat äßit einem Seile<br />

ber früheren ©üter beS Kollegiums itnb lOOOOO granfen<br />

(96000 K.), bie er im Sibanon unb in granfreid) gefamtnelt<br />

hatte, fonnte er nahe an ber $orta pinciana (Via di Porta<br />

Pinciana, 32) ein neues Kollegium eröffnen, baS burch baS<br />

Breve vom . 30. November 1891 „Sapientia olim" feine33e*<br />

ftätigung erhielt. Sie-gögttnge ftubieren an ber Sßropaganba;<br />

eS Waren ihrer guerft adjt; als fid) aber in ber golge<br />

3ahl verboppelte, mußte man größere 9iäumli


— 198 —<br />

ßöglinge in baS neue Kollegium, Weltes in bem ©arten beS<br />

bem alten Kollegium benadhbarten feaufeSerrietet worben<br />

war, eingießen. ©S ift gwei ©to


vom 4. 1904 unb fie würbe am 10. vom ^eiligen<br />

Bater gutgeheißen. Karbinal ©otti ff rieb an ben ©eneral*<br />

fuperior in 5ßariS einen Brief, um ihm ben SBunff beS<br />

Kgen BaterS unb bie @ntff eibttng ber ^ropaganba mitzuteilen.<br />

$n biefem Briefe erfttf te ber Karbinal um gwei Sßriefter, bereu<br />

einer Sieltor, ber anbere ©piritual fein follte. SDiefe gwei<br />

Sßriefter gogen am 21. Dftober 1904 in baS Kollegium ein<br />

unb 3Wfgr. ©avelli, ©efretär ber pro^aganba für bie orien*<br />

taliffen 9iiten, fteHte fie im Tanten beS Karbinalpräfeften<br />

bem Kollegium vor. Ser SReftor war ffon vorher burf ein<br />

eigenes Sefret ber Sßropaganba ernannt worben.<br />

SaS finb alfo bie benfwürbigften ©ingelnheiten über baS<br />

alte unb baS neue Kollegium. Sßir beobaften im großen<br />

unb gangen bie Siegeln ber großen ©eminare in granfreif,<br />

jebof mit mehreren Ausnahmen, weife burf bie befonberen<br />

Umftänbe unb ben befonbern 3we


— 200 —<br />

bargubringen, aber ihre ©ebete waren beSwegen nift minber<br />

anbäftig. 3)ieS geigt ffon bie Ungebulb, mit ber fie bie<br />

ff önen Sage erwarteten, bie greube, mit ber fie biefelben be*<br />

grüßten, unb bie fromme Begeiferung, bie fte geigten; benn<br />

unfere bergen, burf baS gemeinfame Sanb ber Siebe vereinigt,<br />

hatten nur ben einen Sßunff: 3Jiaria gu ebren burf ©ebet,<br />

burf bie Aufopferung unfer felbft unb ber gangen Berfamm*<br />

lung unb als Sohn bafür jebe ©nabe gu hoffen, ja gegen<br />

alle Hoffnung gu hoffen.<br />

Unfere Kapelle war, um mif beS SluSbrubeS gu bebienen,<br />

ber von 3)iunb gu Sltunb ging, ein fleineS SßarabieS. Sie<br />

©tatue ber feligften Jungfrau, mit SBolfen umgeben, beherrff te<br />

Von ihrem hohen, reif geff mütften Sonnte, von helem Sif t*<br />

glang umfloffen, bie gange Kirfe. Ser 2tltar funfeite von Sift<br />

unb ©olb, bie Silien, baS ©innbilb ber Feinheit, waren in<br />

großer $cfl vertreten unb gu beiben Seiten ftrahlten viele<br />

Suffer reif lifeS Sif t aus.<br />

Sie 3eremonten unb bie Sßrebigten waren überaus ff ön<br />

georbnet.<br />

2lm erften Sage beS XribuumS, ben 29. Segember um<br />

fünfeinviertel Ubr früh, ^m Sßeibbiffof ©panbre, um für<br />

unfere ©emeinbe bie heilige SUiefe gu lefen. äöäbrenb ber*<br />

fetben würben begeifterte Sieber gu ®hren ^r unbeftedten $ung*<br />

frau gefungen, vor allem baS „Tota pulchra es, Maria".<br />

Um af t Uhr war baS £of amt, baS unfer Sireftor igerr<br />

^arobi gelebrierte. Sen gangen Sag über würbe bie Kapelle<br />

von ben ©fweftern, ben 3)larienftnbern unb ben übrigen<br />

©laubigen befuft, baeS allen 2lugenbli


— 201 —<br />

Als bei ber feierlifen von unfern äJWfftonären gefungenen<br />

Befper baS 9Jiagnififat beenbet war, wanbten fif aller Augen<br />

auf einen einzigen $unft, bie Kangel, unb aller Augen er*<br />

[trauten in innerer greube, als ber verehrte ©rgbiffof, Kar*<br />

binal 9tifelmi;, erffien. SRafbem er guerft einen Blicf auf<br />

bie greife Suhörerffaft, bann auf ben lifterftrafylenben<br />

Altar unb auf bie fföne ©tatue ber feligften Jungfrau ge*<br />

worfen ^atte, begann er naf einer langen Sßaufe, bie feine<br />

Berwmtberung geigte unb unfere bergen in fpannenbe ©r*<br />

Wartung verfemte, mit folfer ©mfad^^eit, gugleif aber auf<br />

mit folf er ©rhabenljeit baS „Tota pulclira es", baß er aller<br />

bergen bittriß- ©r fpraf bann mit folf er Salbung, baß<br />

wir alle füllten, wie in unferem bergen bie Anbaf t gu 2ftaria<br />

einen neuen Aufffwung na^m unb wie wir von bem innigen<br />

Sßunff e befeelt Waren, immer treue Kinber Darias gu fein.<br />

®er Karbinal gab auf nof ben feierlif en ©egen. Bor<br />

bem Tantum ergo fangen bie Sttäbfen ber ArbeitSffuIe baS<br />

Tota pulchra es unb unfere ©eele, bie nof unter bem AuS*<br />

brucfe ber ©rflärung biefeS SobfprufeS aus bem 9JZunbe beS<br />

KarbinalS ftanb, fanb nun biefe Sßorte nof fföner, nof<br />

berebter als vor<strong>der</strong>.<br />

©eine ©mineng begnügte fif nift bamit, nur bie 3ere*<br />

monie burf feine Anwefen^eit unb Teilnahme-er^ebenber unb<br />

feierlif er gu geftalten, fonbem er ging auf in Begleitung<br />

beS SDireftorS, ber Bifitatorin unb ber .Dffigialff weftern in<br />

unfer Kranfengimmer unb ff enfte einer jeben unferer franfen<br />

©f weftern ein Bilb unb gab tarnen feinen ©egen.<br />

@r vergaß auf nift auf baS ©eminar unb fefete fif<br />

mitten unter bie jungen ©eminarffweftern wie ein guter<br />

Bater unb riftete an fie einige SBorte. ©r wies barauf f)\xx,<br />

weifeS bie SBünff e 3efu ©grifft unb feiner tyeiligftenButter<br />

feien. SefuS fagt: „Sernet von mir, ba if fanftmütig unb<br />

bemütig von bergen bin. Sf gefommen, um baS $euer<br />

ber Siebe auf bie ©rbe ju fenben, unb if ^be feinen an*


— 202 —<br />

bern SBunfdh, als baßeS immer mehr brenne." ©eine 6ml*<br />

neng ermahnte bie ©eminarfchweftern, biefern SBunfche ber<br />

•äftutter unb beS ©ohneS gu entfpredhen unb ftd) bie Sugenb<br />

ber Semut, beS DpfergeifteS unb beS ©eeleneiferS angueigtten.<br />

©in in fo frommen Übungen gugebradjter Sag fonnte<br />

in ben bergen nur bie heiligften ©inbrüdfe gurüdflaffeit, bie<br />

fidh an ben gwet folgenben Sagen noch erneuerten.<br />

2lm gweiten Sage las ber ©eelf orger vom heiligften ©r*<br />

löfer bie HJieffe für bie ©emeinbe. Um ad)t Uhr fang £err<br />

SRtnalbi, ©uperior beS Kaufes in Stiert, baS £>odhamt unb<br />

unfer verehrter §err Sireftor 5)3arobi hielt bie Sßrebigt; biefe<br />

mar tote ein ^mnuS auf bie unbefledte Jungfrau, ein Sob*<br />

lieb, burchtoeht fcon ber glühenbften Siebe gu biefer. gärt*<br />

Itdjen SJtutter, woburch er unfere gange 3lufmerffamfeit fef=<br />

feite, unfer £erg erwärmte, unb uns fogufagen brängte, uns<br />

für immer unferent ^errn burch bie £änbe feiner heiligften<br />

Butter gu weihen.<br />

35er heilige ©egen bilbete ben ©dhluß beS SageS.<br />

igerr Sßarobt las audh am brüten Sage bie heilige SDtefe<br />

für bie ©emeinbe. Somherr ©aftalbi hielt baS Hochamt um<br />

adht Uhr unb Sßeihbifdhof ©panbre fchloß bie 3teihe ber geffe<br />

Hchfeiten mit einer Sßrebigt, worin er uns lehrte, 9Jlaria als<br />

bie gang ©chöne unb gang 5fteine gu grüßen; er fchüberte in<br />

ergreifenber SBeife ben ©ünbenfall ber erften -Dlenfchen, bie<br />

Verheißung etneS ©rlöferS burch bie Vermittlung 3JlariaS,<br />

er burchging bie Vorbilber beS 2llten SeftamenteS, bie ihre<br />

Schönheit malen, unb gab ihr bie lieblichften tarnen, bie ihre<br />

^eiligfeit unb ©chönheit auSgubrüden geeignet finb.<br />

Ser Sßrebiger fprach audh von ber wunberbaren 39?ebafffe,<br />

bie uns fo teuer ift; er behanbelte bie Verfünbigung beS<br />

©laubenSfafeeS von ber Unbefledften ©mpfängniS unb bie Ve=<br />

ftätigung, biefeS SogrnaS burd) bie ©rfchetnung in SourbeS<br />

unb bie 3ubiläumSfeierIid)feiten in ber gangen SBelt, befon*<br />

berS aber in Sftom. Sarauf gab ber Sffieihbifdhof ben feiere


— 203 —<br />

liefen ©egen mit bem Merheiligften unb fo ff loß biefe ff öne*<br />

etfebenbe $eier, bie unfer £erj wieber mehr jum Vilbe SDiariaS<br />

hinjog unb uns einen Vorgeff ma


— 204 —<br />

frau im Triumph herumgutragen; ber ©arten unfereS HaufeS<br />

erfcholl von ihren Sobliebern, Währenb bte Weißen Sinien ber<br />

Sßrogeffion an ben Abhängen beS HßflelS ^ingogen, beren<br />

Schluß bie ©


— 205 —<br />

igotle ihre SBut gegen bie erhabene Jungfrau, beren geft wir<br />

gu begehen im Begriffe fiebert? Aber fieh ba, gegen ©übe beS<br />

£ofamteS bringt ein Sonnenftrahl burf bie SBolfen, bann<br />

erffeint bie gange Sonne unb in ben Süften erglängt ein<br />

herrlif er Regenbogen, ein ff öneS Bilb jener, bie ba ift unfere<br />

Hoffnung. ®S ffien, als ob alle ©lemente ber Statur ber<br />

©inlabung beS Propheten gefolgt wären, ben £errn gu pret*<br />

fen, unb in ihrer SBeife auf baS Sob ber ^immelsfimigin<br />

gu verfünben.<br />

©f wefter 31.<br />

polen.<br />

^xovxns gfcxafiau.<br />

Sie polntffe 3eitffrift „5Rozni(fi", was ungefähr baS*<br />

felbe ift wie unfere Annalen, veröffentlif t im erften £eft 1905<br />

eine Anfünbigung, baß eine wif tige ©ammlung fy)mheiligen<br />

Bingeng eigenhänbtg geffriebener Briefe aufgefunben worben<br />

fei; barunter finb auf folfe, weife ber ^eilige nift felbft<br />

geffrieben, wohl aber untergeifnet l)at<br />

2Bahrff einlif würben biefe Briefe im Arf iv beS s MffionS*<br />

haufeS von SBarffau aufbewahrt unb im 3af;re 1864, als<br />

bie Kongregation aufgelöft würbe, hatte fie ein 3Jlitbruber,<br />

um biefen Sf afe gu retten, mit fif genommen.<br />

Am 5. Segember 1904 hat bie Sßerfon, weife biefe<br />

Briefe befaß, biefelben bem Bifüator, £errn Kiebrowsfi,<br />

übergeben.<br />

SDiefe Sammlung enthält Briefe aus ben Sahren 1651<br />

bis 1660;eS finb im gangen 160 Briefe unb ein Sofument.<br />

©S ift ber Brief 3Äaria SouifeS an £errn SeSbameS<br />

vom 2. Dftober 1651,<br />

Unter biefen finb etwa 33 neue Briefe mit ber Unter*<br />

ff rtft ober ber Naf ff rift beS ^eiligen, bie bem Herausgeber<br />

ber Sammlung . in SßariS vom $ahre 1880 nift befannt<br />

waren.<br />

Slnttolcn 70. 14


— 206 —<br />

Unter anbern unveröffentUften Briefen ift auf einer,<br />

ben ber heilige Binjenj an bie naf $olen reifenben ©fwe*<br />

ftern riftete, batiert vom 16. September 1659. @S ift bar*<br />

unter auf ein Brief beS £errn 2llmeraS vom 7. SERärj 1652.<br />

^rowrtä ^arfcß au.<br />

Das St. ^injenj-lajarrtt in ©arfyjau für bu 2JetrumttMen<br />

&eo ruffrf^-j^^^tfc^en Kriege*.<br />

(gortfefcung.)<br />

Sie fleine polniffe Kolonie bitbet fojufagen nur eine<br />

gamilte, weife bie Bifitatorin von 2Barffau als ihre 3Jiutter<br />

betraftet, weil fie fo glüdlif ift, ©f weftern bei fif ju haben;<br />

beShalb faßte bie Kolonie auf ben Sßlan, an bie Bifitatorin<br />

eine gemeinff aftlif e Ergebenheit^ unb Sanfabreffe ju rif ten.<br />

3Benn bie 9lmbutanj an ihrem BeftimmungSort angefommen<br />

fein wirb, fotrbman nur mehr offene faxten fenben fönnen,<br />

bamit bie SDlititärbehörbe ftf Vergewtffern fönne, baß barin<br />

nur rein perfönltfe -Iftittetlungen enthalten ftnb, um bie<br />

milie ju beruhigen unb ein SebenSjetfen ju geben;eS wirb<br />

aber brei SBofen braufen, bis eine fotfe Karte an ihren<br />

Bestimmungsort (Von Karbin naf äBarffau) gelangt. 2Btr<br />

bringen h^ einige 3luSjüge aus Briefen ober Seiegrammen,<br />

bte an verfftebene Sßerfonen geriftet finb, unb begleiten fo<br />

bie 3lmbulanj bis ju ihrer Slnfunft in Karbin am 10. $uli.<br />

«tjeSc SitcroSli, 4. ^uni 1904.<br />

„Bisher geht, ©ott fei Sauf, alles gut. 9htr bie armen<br />

Kranfenwärter mußten bie üftaft in ihrem SBaggon vierter<br />

Klaffe fel;r ffleft jubringen. 2Bir haben ihnen einen guten<br />

SBaggon britter Klaffe verffäfft; unfere jungen Brftber finb<br />

jefet fehr guter Saune. Sanf ben ©f weftern hatten wir heute<br />

früh ein auSgejeifueteS grifftüdf. — kavier DrlofoSfi."<br />

„Ser ©efunbheitSäuftanb unfereS ganjen SßerfonalS ift<br />

etn fehr guter; unfere ©fweftern ftnb biefen borgen in bie


— 207 —<br />

Kirche gegangen. Bei ihrer Siüdffehr haben [ie uns einen fehr<br />

guten Shee bereitet. Sßir banfen ©ott für alleS; geftatten<br />

©ie uns, Shnen noch einmal gu fagen, baß mir 3h nen un b<br />

Sh^en ©dhweftern überaus banfbar finb. — Dr. ©gcgemowsft."<br />

„Unfer erfter Sieifetag War fehr glüdflid). BrgeSc<br />

fonnten mir heute um fteben Uhr in ber Sßfarrfirdje ©ott<br />

unfern Sauf barbringen. SBir hoffen, baß mir fo mit unferen<br />

teuren 2Jtitf dhweftern von ©t Kaftmir in SBarfchau im ©ebete<br />

vereint fein werben. SBir bitten, hochgeehrte 3Jtutter, audh<br />

fernerhin um ©ebet. — Ser ©eelforger."<br />

„5EBir finb froh, unfere guten Kranfenwärter enblid)<br />

bequem in einem SBaggon britter Klaffe untergebradjt finb.<br />

©ehr gufrieben, hatten fie in einem Stugenblid ihr fleineS<br />

©epäd herübergetragen. Sie erfte Stacht verging für uns fehr<br />

gut. 3lußerbem baß jebe Abteilung von innen verfchlteßbar<br />

ift, ift fie auch nod) für bie 3tad)t mit einer großen Kette ge*<br />

fiebert. — @S ift alfo jebe Sicherheit vorhanben. ©ie werben<br />

gewiß froh fein, baS gu wiffen. Siefen borgen finb<br />

Wir um fedjS Uhr in bie Kirdje gegangen unb wir famengerabe<br />

gur SfManbadjt recht (gn BrgeSc finb wir fchon in<br />

jenem Seile dolens, wo man bm alten Kalenber folgen muß<br />

wie im gangen Steide; wir haben jefet hier ben 24. 9Jtai.)<br />

Ser Sefan las bie heilige 9Keffe, wöbet wir fommunigieren<br />

fonnten. 3llS wir nadh ber gefungenen 3KuttergotteS=Sitanei<br />

unb bem Sub tuum prsesidium unfere Sanffagung beenbet<br />

hatten, mußten wir bie bringenbe ©inlabung beS SefanS an*<br />

nehmen unb bei ihm baS grühftittf einnehmen, baS er unS<br />

hatte bereiten laffen. 3« ben gug gurüefgefehrt, ferviert<br />

©dhwefter Sherefe atten Steifegefährten baS §rühftü(f; bie am<br />

bern ©dhweftern ftnb alle mit ihren verriebenen Slrbeiten<br />

befdjäftigt; ich fchreibe in aller ®ile, bamit ber Brief fogleidh<br />

auf bie $ßoft fontmen fbnne. 3ch h a & e bem ©rafen unb ben<br />

jwei Strgten -Kebäitten angeboten, welche fte aud) fogletch um<br />

ben £als hängten. — ©


— 208<br />

©anit&töaufl, 4. guni 1904.<br />

„. . . Ser uns gur Verfügung gefteUte äßaggon ift fefyc<br />

bequem; beShalb leiben auch bie Stühe, baS ©leidjgewicht beS<br />

©eifteS, ja fogar bie gute Saune feinerlei ©inbuße. Sen<br />

armen Kranfenwärtern, welche ftatt ihres bisherigen SBaggonS<br />

vierter Klaffe burdj Vermittlung beS ©rafen Drlowsfi einen<br />

SBaggon britter Klaffe erhalten haben, gehteS je^t gut unb<br />

fie fingen jefet mit bem Seelforger unb ben ©chweftern bie<br />

Meinen Saggeiten ber feligften gungfrau. — BrgeSc, wo wir<br />

fedfjS Stunben Aufenthalt hatten, hat auf uns einen guten<br />

©inbrud gemacht 3^eihunbert Sßerfonen hatten fidh am Bahn=<br />

hofe verfammelt itnb wünfchteu uns glücflidje Steife. SBir<br />

fahren je^t gegen Hornel,Wo wir vielleicht bie Senfmäler<br />

fehen werben, unter anbern baS Senfmal beS dürften gofef<br />

^oniatowsfi, ein SBerf ShorwalbfenS. Bon bengenftern beS<br />

SBaggonS aus fehen Wir, foweit ber Blid; reicht, f^öne Sßiefen<br />

unb fleine Sßälber von Birten unb ©rlen. Aber ber Anblid<br />

ber Sanbfdfjaft wirb ftch balb anbern. — Dr. Kaftntir Su*<br />

bienSft"<br />

©anitätSaitg, Sonntag, 5. Iguni.<br />

„©eftew, nadhbem wir unfere SBaggonS feft gefdhloffen<br />

hatten, ftiegen wir am Bahnhof Von pnfh ab, um baS -JJtittag*<br />

effen einzunehmen. Ser Aufenthalt war nidjjt lang. — Siefen<br />

3Korgen hatten wir um fed)S Uhr bie heilige SUtefe im 3ßag=<br />

gon. SaS gange Sßerfonal ber Atnbulang wohnte berfelben<br />

bei. — »®S ift baS erftemal in meinem Seben, baß id) bie<br />

heil. SDtefe in einem äßaggon gehört habe,« rief ©raf Drlowsfi<br />

gang gerührt aus. Alle anbern waren ebenfalls fehr gerührt<br />

unb geigten baburdfj, wie bie Steligion in ihren Hergen tiefe<br />

SBurgeln gefchlagen hat, ba fie bie itnermeßltdhe Siebe 3efu<br />

gu fdhä|en tüufytm, ber als Opfer ber Siebe im allerheiligften<br />

Saframente auf ftdhtbare SBeife einer HanbvoH Steifenber ©e*<br />

feHfd^aft leiften will unb auf bem armfeligen Altar eines Meinen<br />

DratoriumS baS KreugeSopfer beS KalvarienbergeS erneuern


— 209<br />

Will. Könnten bof auf wir naf jeber -Stofe aus innerftem<br />

Hergen fagen: »Herr, bleib'bei unS!« um uns nift mehr Von<br />

if>m gu trennen. — Naf bem wir alle unfere ©ebete beenbet<br />

unb baS grühftüd für bie anbern bereitet hatten, gogen wir<br />

uns gurüd, um unfer grühftüd eingunehmen. — Um geljm Uhr<br />

gingen Wir mit bem ©eelf orger in ben SBaggon ber Kraulen*<br />

Wärter, wo wir bie Sitanei vom göttlif en Helgen beteten, baS<br />

Heine Dffigium ber feligften Jungfrau fangen unb ben Nofen*<br />

frang von ber ^eiligften Sreifaltigfeit beteten, weil eS ©onn*<br />

tag war. SDer fem Pfarrer hielt ihnen eine furge Unter*<br />

weifung unb fagte ihnen, fie fottten naf bem Abenbgebete<br />

nift mehr bei ben ©tationen auSfteigen unb in allem ben<br />

militäriffen ©ehorfam gegen bie Behörben unb Dbrigfeiten<br />

beobaften. Auf geftern früh fangen wir baS Heine Dffigium<br />

unb beteten am Abenb ben Nofenfrang. SDtan verfprif t uns,<br />

baß wir heute gur Befyergeit in ^omel anfommen werben.—<br />

©fw. Jacqueline."<br />

6. Juni. — ©eftern hatten wir in Hömel genügenb<br />

langen Aufenthalt, baß wir am Bahnhofe baS SJiittageffen ein*<br />

nehmen unb bann in ber Kirfe ber Befper beiwohnen fonn*<br />

ten. Aber heute müffeu wir faften: feine SUleffe, folglif auf<br />

feine Kommunion; benn ber Aufenthalt war immer fehr furg<br />

unb ber ©eelforger hat nur bann bie (Erlaubnis, 3JJeffe gu<br />

lefen, wenn ber 3ug wenigftenS eine halbe ©tunbe hält."<br />

9. Juni. — „Seit brei Sagen haben wir mit Hömel<br />

ben Boben beS alten Sßolen verlajfen unb befinben uns nun<br />

in Nußlanb. SBir finb an Sambow, einer ber größten ©täbte<br />

beS NeifeS, vorbeigefahren. Unfere Neife ift bis jefet fehr<br />

gliidlif; alle finb vottfommen gefunb, bei guter Saune unb<br />

voll 3JJut. SDie SDttlitärbehörben unb bie Seitung ber ßifen*<br />

bahnen finb gegen uns überaus wohlwoHenb unb ftetS bereit,<br />

uns SDienfte gu erweifen. Sßenga hatten Wir giemlif langen<br />

Aufenthalt unb ftiegen aus, um in einem nahen SBalbe rei*<br />

genbe Blumen für unfer fleineS Oratorium gu pflüden. ®er


— 210 —<br />

Pfarrer ließ uns feine Kirfe befehen, bie gerabe im Bau be*<br />

griffen ift. Unterbeffen bienen brei 9täume in einem großen<br />

ißaufe als Kapelle unb Safriftei, währenb ber vierte Sftaum<br />

bem Pfarrer als SBoIjnung bient Sa gerabe baS gronleif*<br />

namSfeft war, fo waren faft alle potniffen gamilien verfaul*<br />

melt, bie uns sunt Bahnhof begleiteten unb uns glücHtfe<br />

Sieife unb Sftüdfehr wünfften. @S war rührenb, ju fehen,<br />

wie fif alle auf bie Knie Warfen, um ben ©egen unfereS<br />

^riefterS ju empfangen."<br />

11. Sttni — „©eftern famen wir in ©%ran jum erftem<br />

mal mit bem unruhigen ©ebränge beS ©olbatenlebenS in Berifrung;<br />

in folfer Umgebung f ollen wir nun leben. SBir<br />

fuhren über bie SOBotgabrüde unb ein furjer Aufenthalt in<br />

Samara mafteeS uns rnöglif, eine fleine im Bau begriffene<br />

gotiffe Kirfe ju befufen. Auf ber näfften Station Kinet<br />

begegneten wir vielen Solbaten, bie fif auf ben KriegSff au^<br />

plafc begaben. Sie näherten ftf tu großer gcfyl unferen gern<br />

ftern unb grüßten uns, unb währenb wir ben fatholiffen<br />

Solbaten 3JlebaiHen gaben, ftrecften auf ffiSmattffe Muffen<br />

bie £änbe aus unb baten inftänbig um SfflebatHen, fo baß<br />

Wir ffließlif allen gaben. 3Bo uns bann bie Solbaten be*<br />

merften, riefen fie voll $reube: »Barmherzige Sfweftern,<br />

guten Sag; ©ott ffüfee Sie!«"<br />

13. ^nnl — „Siefen 9Korgen hörten wir in ber Kirfe<br />

von $lfa bte heilige 9tteffe; aber wir mußten unS fehr beeilen,<br />

Sunt SBaggon jurüdsufehren, ba ber Aufenthalt nur fehr furj<br />

war. — 3wei von ben Kranfenwärtern finb franf; aber banf<br />

ber forgfältigen pflege, weife bie gange Kolonie ihnen ange=<br />

beihen ließ, gehteS ihnen ffon beffer."<br />

(£$elabin§f, 15. ^uni.<br />

, „©eftern hatten wir einen furjen Aufenthalt in 3lotonft;<br />

eS ift bie le|te europäiffe Stabt auf unferer gabrt. @S ift<br />

auf eine fleine Kirfe bort; ba aber bie Stabt von ber Bahn<br />

etwas entfernt ift, fo hatten wir bie heilige 3Jleffe in unferem


— 211 —<br />

Sßaggon. Sie ©egenb ift fel;r fdhßn; bie Berge beS Ural be*<br />

ginnen; unb währenb baS 3luge bie großartigen geifert be*<br />

wmtbert, bereu ©ipfel fidh in ben Sßolfen verlieren, fühlt fidh<br />

baS Dhr angenehm gefdhmeidhelt von bem pätfäjern ber vielen<br />

Bäche, bie von allen Seiten bei Berges hetabflteßen unb<br />

Keine SßafferfäHe bilben. 2WeS verfünbet hier bie ©röße beS<br />

©djöpferS, erhebt bie Seele über baS Jrbif^e unb regt ben<br />

©eift sunt ©ebete unb gur Betrauung an. 2Bir fahren über<br />

viele Brüden, welche alle Sorgfältig von Solbaten bemalt<br />

finb. ©eftem fuhren mir über bie ©renge von 2lfien. ©ine<br />

große ©ranitfäule trägt gwei Jnfchriften, auf ber einen ©eite<br />

„©uropa", auf ber anbern Seite „2lfien"; man hatte unS<br />

f^on vorher barauf aufmerffam gemalt. §eute finb mir feit<br />

fünf Uhr früh in ©gelabinSf; ba bie Kirche von ber Bahn<br />

etmaS entfernt liegt unb unfer ganges Sßerfonal bie heilige<br />

SDtefe gu hören wünfdhte, fo.nahmen mir einige Sßagen auf,<br />

um bahin gu fahren. 2Bir richteneS immer fo ein, baß mir<br />

jebe SBoche in einer Kirdhe beizten fönnen, aber bei unferem<br />

Seelforger; fo haben mireS audh in ©gelabinSf gemacht,Wo<br />

mir audh bei feiner heiligen 3fleffe fommunigierten. Ser $Pfarrer,<br />

ein fehr achtbarer ^riefter, bereitete unS in feiner 9Bohnung<br />

baS grühftüd. Mehrere griechifch=unierte grauen, bie<br />

hieher Verbannt finb, haben unS befugt; fie waren bei uns<br />

gang glücflich unb wir gaben allen 9Jtebai!len. ©gelabinSf<br />

gählte vor gehn Jahren nur etwa gwangig Käufer, währenb<br />

es jefet eine Stabt mit 25 000 ©inwohnern ift."<br />

Kurhan, 16. Juni. — „Siefen borgen wohnten wir<br />

in einer gang neu gebauten Kapelle ber heiligen äfteffe bei.<br />

©S ift fein ftänbiger ^ßriefter hier, fonbern ein- ober gweimal<br />

im Jahre fommt ein foldher aus SobolSf. Sie Bewohner<br />

haben an ben ©rgbifdfjof von -ülohilew ein ©efudh eingereiht,<br />

um einen Kaplan gu befommen, für beffen geitlicheS 3tuS=<br />

fommen fte forgen wollen. 211S in ber Kapelle bie ©locfe<br />

geläutet würbe, war bie gange fatholifche Bevölferung wie<br />

eleftrifiert: „2öaS mag baS fein? 2Ber läutet? SBarum?"


— 212 —<br />

fo fragten fie ftch uitb begaben fidj in aller @ile bahin. Balb<br />

war bie Kapelle gang t>off; als fte einen unbefannten Sßriefter<br />

unb SdjWeftem fahen, würben fie bis gu Sränen gerührt.<br />

Stach ber ^eiligenSWefe luben bie polnifdhen grauen von.<br />

Kurhan bie gange Kolonie in bte für ben Kaplan bestimmten<br />

Simmer gum grühftiicf ein. Sann begleiteten uns alle gum<br />

Bahnhofe/'<br />

Sonntag, 19. Sunt. — „©eftern fuhren wir über bie<br />

Brücfe beS SrtySg, weldje fehr gut unb herrltäj gebaut ift;<br />

bann famen wir nach ÖmSf, einer ber größten Stäbte Si*<br />

birienS. Heute hatten wir um fiebeit Uhr tu unferem fletnen<br />

Oratorium bie heilige 3Keffe. Hentadj fangen wir baS Keine<br />

Offtgium ber feligften Jungfrau mit ben Kranfenwärtern unb<br />

beteten ben Stofenfrang von ber heiligften Sreifaltigfeit wie<br />

an iebern Sonntage. 2lbenbS beteten wir mit unferem Seet<br />

forger bett Stofenfrang, woran auch Dr. SubienSfi teilnahm;<br />

am Schluß fang er mit uns aus vollem Hergen baS Sub<br />

tuum prsesidium. ©raf Drlowsfi burchfah heute unfere Sßäffe<br />

unb bie Stoten Kreuge, bte wir werben tragen müffen, fobalb<br />

wir über ben Baifalfee fein werben."<br />

21. Sunt — „©eftern blieben wir einen Sag in Ob,<br />

baS jefet wohl nur eine fleine Kolonie ift, aber eine große<br />

Stabt gu werben verfprtchi SJtan benft, baß fpäter ber<br />

©eneralftatthalter bort feinen Si£ haben wirb. Unfer ^riefter<br />

las in ber Kapelle biefeS Meinen OrteS für uns bie heilige<br />

3Jteffe;eS ftnb faft lauter 5ßolen hier. Heute früh hatten wir<br />

bie heilige Söteffe im SBaggon."<br />

22. Suni. — SBir ftnb in 3KartanSf: wir begegneten<br />

einem $ug, beffen SBaggon fämtlich mit Japanern befefit waren,<br />

bie man unter militärischer Begleitung von SiifolSf nad) SornSf<br />

braute. Ob faufte man uns färbigen farrierten Sßerfattn,<br />

woraus. Wir Hemben machen für bie Berwunbeten, wenn fie<br />

baS Sagarett verlaffen werben."<br />

24. Suni. — „@in Seiegramm aus 3Barf(hau erfüllte<br />

uns mit greube. Heute hatten wir bie heilige SJteffe in um


— 213 —<br />

ferem Oratorium; baS SDittageffen nahmen Wir im Buge ein.<br />

SBir beeilen unS, foviel wir fönnen, um bie Hemben fertig<br />

ju nä^en. SBir nähern unS jefet KamSf."<br />

25. Sunt. — „®S ift fehr warm unb bie SDiüden ff onen<br />

uns nift; meine Hänbe finb gang attfgeffWollen. 3Ro«tag<br />

werben Wir in JrfutSf fein, wo wir brei Sage bleiben werben,<br />

©eftern wareneS brei SBofen, baß wir SBarffau Verlaffen<br />

haben unbeS ff eint uns fehr lange gu fein, baß wir von<br />

unferem lieben Haufe entfernt finb. 3)a jebof eine iebe aus<br />

uns eine 2Bofe mit bem fleinen Haushalt betraut ift unb<br />

bann auf bie Küf e unb bie anbern Meinen Beff äftigungen<br />

beforgen muß unb wir regelmäßig alle unfere Anbaf tSübungen<br />

halten, fo vergeht bie $eit fehr ffnell."<br />

27. Juni. — „SBir nähern uns JrfutSf, wo wir bie<br />

fo fehr erfehnten Briefe aus unferer Heimat antreffen. Heute<br />

früh haben wir angefangen, Sßläne für bie 3ufunft gu ntaf en,<br />

fo baß Wir, unS ffon inmitten unferer teuren Berwunbeten<br />

glaubenb, bie verff iebenen Beff äftigungen unter uns im ©eifte<br />

Verteilten. 2Bir wünfften ffon an ber Arbeit gu fein. —<br />

®S gel;t allen fehr gut unb alle finb bei guter Saune/'<br />

3Jlpffowaja, 1. Juli. — „Naf allen Atmungen, Bor*<br />

auSfiften unb Berefnuugeu werben wir in brei 3Bofen ben<br />

Nüdweg antreten. Herglifen Sauf für bie Briefe, weife<br />

wir empfangen haben; fte würben an uns gelangt fein, auf<br />

wenn fie fpäter abgeffidt worben wären, ba wir jiefet fehr<br />

langfam fahren. SBir hoffen, nof anbere Briefe tu ©gtyta gu<br />

empfangen, wo wir in gwei Sagen fein werben, Sf reiben<br />

©ie oft naf Karbin, felbft wenn wir anberSwo wären; man<br />

wirb uns biefelben ffon gufotnmen laffen. Ju JrfutSf wohnten<br />

Wir in ber Ktrfe ber heiligen SJleffe bei. SDer Pfarrer, ein<br />

ehrwürbiger Sßriefter, lub uns mit ber gangen Kolonie gu fif<br />

gum grühftüd ein. 3)aS -ättittageffen mußten wir bei einer<br />

polniffen gamilie einnehmen. 6S ift gu bemerfen, baß wir<br />

auf ber gangen Steife viele unferer SanbSleute getroffen haben;<br />

faft alle ©tationsvorftänbe in Sibirien unb bie anbern An*


— 214 —<br />

gestelten bei ber Bahn finb Sßolen. 3)a man im voraus ben<br />

Sag unb bie Stunbe ber Anfunft unfereS gugeS fo be?<br />

nafriftigt man alle gamilien bavon unb man fann nift<br />

fagen, wie viele liebevolle Aufmerffamfeiten man uns erweift;<br />

überall bezeigt man unS foviel ^erjlif feit unb ©brfurf t, baß<br />

wir. barüber ganj beffämt ftnb. Ser Borftanb ber wiftig*<br />

ften Station in Sibirien banfte bem ©rafen Drlowsft aus<br />

ganzem «gerben für bie Bereitwilligfeit unb Dpferwilligfeit ber<br />

polniffen Kolonie, bie naf bem äußerften Dften jog, unb<br />

fagte: „Sie bereiten bamit nift nur ben Berwunbeten, fon*<br />

bern auf uns, bie wir $ier arbeiten müffen, um uns ben<br />

SebenSunterhalt ^u Verbienen, einen großen Sienft." Ser<br />

Baifalfee, ber von ferne fo furftbar ausfielt, hat uns gar<br />

niftS BöfeS getan. SBtr fuhren auf einem SDampfboot biu*<br />

ü6er, aber nur unfer Sßriefter, ber junge Softor unb wir fünf<br />

hielten uns wa<strong>der</strong>, alle anbern befamen bie Seefranfbeit.<br />

9taf ber Überfahrt mußten wir unfer ©epäd in einen .anbern<br />

SBaggon übertragen, weifer, obgleif auf fehr bequem, bem<br />

nof etwas fleiner war als ber erfte; aber er bietet uns wie?<br />

ber ben Borteil, baß unfere fleine Familie ganj allein reifen<br />

fonnte, ohne frembe Sßerfonen unter fif ju haben* SieS ver*<br />

banfen wir wieber ber großen Sorgfalt beS StationSVorftanbeS,<br />

unfereS SanbSmanneS, weif er wie alle anbern aDeS fo einjurif<br />

ten bemüht war, uns bie Steife fo wenig anftrengenb als<br />

rnöglif jit geftalten. gu ber Station äJianbffurei müffen<br />

wir nof einmal ben SBaggon weffeln, aber baS wirb ganj<br />

nahe bei Karbin fein, wo wir in fieben Sagen anlangen<br />

Werben. SaS ift wahrffeinlif unfer lefeter Brief; benn eins<br />

mal an unferem feften BeftimmungSort angelangt, müffen wir<br />

alle Briefe ben 9JtiIitärbebörben einhänbigen unb oft genügt<br />

ein mißliebiges SBvrt, baß ber Brief fonftSjiert wirb. Aber<br />

Wir werben Sh^en offene Karten ffiden, wie wir eS auf<br />

bisher getan haben; ©ott fei Sanf, eS geht uns allen ganj<br />

gut; wie wir gefagt haben, War bie Steife fehr glüdlif unb<br />

nift ju. fehr ermübenb. Sa müffen wir naf ©ott wohl ber


— 215 —<br />

befonberen Sorge gufchreiben, bie man uns auf allen Sta*<br />

tionen an geheimen ließ. SBir werben 3Jtyffowaja erft um ein Uhr<br />

nah SDtitternacht Verlaffen, nachbem mir einen gangen Sag<br />

bafelbft gugebracht haben."<br />

©inige Sage fpäter fünbigte ein amtlidljeS Seiegramm an,<br />

baß bie Sanitätsabteilung vom heiligen Vingeng von 5ßaul<br />

gltidlid) in Karbin angelangt fei.<br />

Mehrere amtliche Seiegramme berichteten bie glücfliche<br />

Überfahrt über ben Vaifalfee; mir führen nur baS Seiegramm<br />

beS Dr. fiubienSfian, baeS bie meiften ©iugelnheiten enthält:<br />

„29. Juni, 6 Uhr 25 Minuten abenbS; unfere SanitätSab*<br />

teilung fe|t mit bem Sampfboot „2tngara" über ben Vaifafc<br />

fee, ber heute fehr ftürmifdh ift. Sie SBaggonS mit fämt*<br />

lidf)em ©epätf mürben auf bem ©isbrecfjerfdhiff hinft&ergeführt,<br />

SBir finb glitdlich in ber Station Sftiffowaja angelangt."<br />

©inige Sage fpäter fünbete ein amtliches Seiegramm an,<br />

baß bie Sanitätsabteilung vom heiligen Vingeng von Sßaul<br />

glüdlich in Karbin angelangt fei unb baß baS Sßerfonal einffe<br />

weilen bei mehreren gamilien untergebracht fei, bie fidh nxit<br />

greuben bagu angeboten haben, bis bie 2lmbulang organifiert<br />

fein wirb.<br />

(3ortfe£img folgt.)


21 f t e rt.<br />

Cfyitt a.<br />

Am 27. Segember 1904 ftarß eines frommen SobeS in<br />

unferer Sßrofuratur in ©hanghai Herr Subwig BoScat, Bin*<br />

tator unb Sßrofurator unferer Sßroving ©hina. Aus unferem<br />

©tubienhaufe in Kia^fhing haften bie jungen ©tubenten ber<br />

Kongregation an unfern SUtitbruber Herrn ©iceri folgenben<br />

Brief gerichtet.<br />

ftia=ff)ing, 28. ©egember 1904.<br />

©erabe in bem Augenblick,Wo wir unferem verehrten<br />

Bifttator bie ©efinnungen unferer Siebe unb ®an!barfeit aus*<br />

brücfen Wollten, bie befonberS wir ©tubenten in Kia4h^9 ih<br />

fBulben, verfemt uns bie 9la


— 217 —<br />

fdjjwung nehmen werben, unb bagu werben immer mehr 3Wiffionäre<br />

notwenbtg fein. Kia=fhütg fommt alfo gerabe redht, um<br />

biefern SDtangel abzuhelfen unb unferem SDtiffionSWerfe einen<br />

Siuffhwung gu geben, ©djon von 2lnfang an haben wir biefen<br />

$lan ber göttlichen Vorfehung fennen gelernt unb ©ott bafür<br />

gebanft, baß er uns als bie erften erwählt unb £erm BoScat<br />

anvertraut hat, um ben ©runb gu biefern Bau beS £errn<br />

gu legen.<br />

2Bir waren noch 0 an S neu unb matten unfere erften<br />

Berfuhe in Sf^ufan unb fd^on fürchteten wir immer, £err<br />

BoScat fönne unS von einem 2lugenblie. 3. ZHeyrat.<br />

2Tlartin. p. Cegranb. £. 3arrue. 3. VTi, Boudjon.<br />

23onanalb. Scialbone. Selinfa. (2b. 2lfinellt.


— 218<br />

g>ixb--$l icmgft.<br />

Brief bes ITCiffioitspriefters i}errn in Ki=ngan.<br />

Äi*ngan, 11. Auguft 1904.<br />

$u meinem großen ©f merge mußte if Jfmen heute früh<br />

ben foftbaren Sob beS eifrigen Kuo telegraphiff tttel^<br />

ben. @r, ben if fo gern meinen Paterculus (mein Bäter*<br />

fen) nannte, war bie Blüte ber Sßriefter, bie aus unferem<br />

©eminar hervorgegangen finb. 5Rof jung, aber ffon grünb*<br />

lif fromm unb von unermüblif em ©ifer befeelt, hatte er ben<br />

Wahren ©eift beS heiligen Bingen^. Sie ©hriftengemeinben<br />

Kiotong (wo Herr SRoniete ergriffen würbe), Äanteu, Sßaffa<br />

würbe von ihm gegrünbet. ©S finb bort jufammen etwa vier*<br />

hunbert ©hriften, bie gerabe erft getauft ftnb, aber bof ffon<br />

mutig bie Berfolgung beS JabreS 1900 aufgehalten haben;<br />

fein eingtgeS ©f äflein hat fif verirrt, ©r hatte gerabe baS<br />

Oratorium von Äio*tang Vottenbet unb freute ftf ffon, wenn ber<br />

Biff of fommen würbe, um bie -Jleugetauften gu firmen. „9)tan<br />

müßte ba etwas bäum," fo fagte er mir öfter, „bann bort;<br />

bie Anfänge finb gut; bevor gwei Jahre vergehen, werben<br />

wir über gweitaufenb getaufte ©hriften haben." ©r hoffte, gum<br />

gefte SUlariä Himmelfahrt bahin gu gehen.<br />

Jn ©ifai hatte er einen Altar aufstellen unb bie ©t. JofefS*<br />

fapelle malen laffen. @r War nur einige Sage franf; bei uns<br />

fflief er nur gwei Stäf ie. ©r ffthlte fif gang abgeff lagen, aber<br />

niemanb bafte an einen fo fflintmen Ausgang, als heute<br />

eine Krife eintrat. Jf fpenbete ihm bie legten ©aframente,<br />

bie er bei vollem Bewußtfein empfing, unb ba if gerabe einen<br />

Brief aus ©hanghat erhalten hatte, fpraf if mit ihm bar*<br />

über fowie über bie -üJlitbrüber, wobei er läfelte unb eine<br />

Sräne ihm aus ben Augen fiel. Um 9 L U Ul;r entfflief er<br />

fanft im Hetm.<br />

Sie ©hriften beten abweffelnb bei ihm bie Sotengebete:<br />

„Ko si bao," Wteberholen fie ohne Unterlaß; „baS War ein


— 219 —<br />

$)3riefter, ber uns aufrichtig liebte, benn er liebte unfere<br />

©eelen." 2Bie viele ©dritte bat er nicht unternommen, um<br />

bie ©haften vor ben Ungeredhtigfeiten ber Reiben ja fchüfeen<br />

unb fie auf bem guten SBege gu führen!<br />

©r mußte fich feine Kranfheit gugegogen haben, als er<br />

bte SBeggehrung gu einem anftedEenben Kranfen trug, ber in<br />

KUngan wohnt $dh f^ließe, benn ich Mn überaus traurig.<br />

Sötern P. Kuo ift nicht mehr. 2Bie fdhwer ifteS mir, gu<br />

fyredjen: Fiat voluntas tua.<br />

3. 3)1. SßereS.<br />

Brief bes ZHiffionspriefters f}ernt I>auuetd)am an J}errn<br />

2tngeIi in Paris.<br />

3ao»Sfcheu, 1904.<br />

25a ©ie fo gütig waren, fidh für unfere lieben Ausfertigen<br />

gu intereffieren, fo geftatten ©ie mir, 3h ne n etwas über biefelben<br />

unb über bie von ben Barmherzigen ©chweftern ein*<br />

genutete unb geleitete AuSfä^igenanftalt, bie unter bem<br />

©chu^e ber unbefleckten Jungfrau von ber wunberbarenSOte*<br />

baiUe fleht, gu berichten. Am 15. Segeniber 1895 Jameit hier<br />

Vier Barmhergtge ©chweftern an, bie für 3ao=tfdheu befttmmt<br />

Waren, unb biefer Sag war fogufagen ber Anfang unferer<br />

befcheibenen AuSfä^tgenanftalt. ©d)wefter SargougeS hatte<br />

Von ber benachbarten heibnifdhen AuSfäfeigenanftalt gehört unb<br />

begeifterte bafür attd) unfere ©dhweftern, bie fogleich wünfdhten,<br />

ftdh ber Pflege ber AuSfäfetgen gu wtbmeit.<br />

Unfere Dbern entfpradhen bem SBunfdhe unb als furge<br />

$eit barauf Herr ©lere Sftenaub aus unferer Sßrofuratur in<br />

©hanghai nadh $ao=tfdheu farn, gefiel ihm biefeS 2Berl fo fehr,<br />

baß er verfpradh, felbft bie erften ©dhritte gu tun, um Alrno*<br />

fen gufammengubringen.


— 220 —<br />

©Ott fegnete feinen guten SBiHen unb einige miibe ©aben<br />

matten eS uns möglif, vier ober fünf AuSfä|ige aufju^<br />

nehmen. S)er eine ging balb in ben Gimmel hwüber, ba<br />

feine $üße ffon verfault waren; bie ©fwefter mußte ihm<br />

naf unb naf bie fteifflofen Knof en wegnehmen.<br />

Mmählif flieg. bie ßcfl ber 3luSfa|igen auf etwa swanjig;<br />

aber im ^afyxt 1900 mafte fif bie allgemeine Verwirrung<br />

auf Ijier bemerfbar unb bie SBohnung würbe angejünbet.<br />

Sene, bie tmftanbe waren, fehrten in ihre gamilien jurüd,<br />

bie anbern maf ten fif aus ben Srümmern einige notbürf*<br />

tige 3flauew, bie fte mit einer 9Jiatte ftatt eines ®afeS über*<br />

bedten. ©ott allein weiß, wieviel fie ba ju leiben hatten.<br />

3m ^ahre 1901 tonnten wir aus unferer Verbannung<br />

jurüdfehren unb ihre Sage etwas linbem. 9Jtit fiüfeeiniger<br />

3ftauerrefte, bie nof aufref t ftanben, bauten wir einige gint*<br />

mer auf, ja wir begannen fogar ben Vau einer Kapelle; ba<br />

aber bie magere ©ntffäbigung, bie uns zugeteilt würbe, balb<br />

@nbe war, mußten wir bie Arbeiten einstellen, unb nun<br />

gebulben wir uns ff on jtoet Sabre, ober vielmehr bie


^orö-^icrngfi<br />

Brief bes Bifdjofs $mant an ben ©eneralfuperior<br />

^errn 21. $iat.<br />

9?antfcbang, 7. ^ooember 1904.<br />

Jh habe Jhnen einige 9tad)rihten über bie in unferem<br />

Bifariate vorgefallenen traurigen ©retgniffe verfprohen. ©ie<br />

finb bie SBirfung beS 3tü


— 222 —<br />


— 223 —<br />

Sie haben uns güttgft neue 2JUffiottäre getieft unb wir<br />

banfen ^nzn bafür auS gangem Hergen. 2Bir werben nie<br />

genug gahlreid) fein. AnberfeitS reißt auch ber Sob ßü


224 —<br />

Brief bes ZHiffionspriefters f}errn £omt an ben ©eneral*<br />

fuperior f}errn 2t. $iat.<br />

ftang*tff u , 80. 1904.<br />

Sie Sßräfeftur £u4ffu, weife biefe neue 3Kiffion bilbet,<br />

ift bie nörbliffte Von Sffefiang; fie bilbet ein Sreiedf, welfeS<br />

fif in bie ^roving Ktang*nan hinein erftrecft, weife von Dften,<br />

Horben unb SBeften bie ©renge bilbet.<br />

Von ben fiebert Unterpräfefturett, bie von iQu*tffu ab*<br />

Rängen, ftnb bie brei weftlif en, in ben Bergen gelegenen fehr<br />

arm, aber bie in ber (Sbene gelegenen geif neu ftf burf ihren.<br />

9leif tum unb ihre Sftaturff Breiten aus. $wiff en Kang4ff u<br />

unb ©u4ff u gelegen, verbienen fie, in bem f ineftff en ©prif *<br />

W o r t e inbegriffen gu werben: „Dben ift ber Gimmel, unten<br />

ift ©u-hang, b.h- ©u4ffu, £ang*tffu." SDiefe ©egenben<br />

ftnb gleiffattt baS irbiffe SßarabieS ber ©hinefen..<br />

Ser ©ommer ift $ier viel gemäßigter als im übrigen<br />

Sffefiang, aber ber SBinter ift ba auf viel ftrenger.<br />

geff al; mir öfter, baß bie BarJe mitten burf baS ©tS be£<br />

$luffeS ihren SBeg brefen mußte, ba ber gluß ber gangen<br />

Breite naf gugefroren War. 3f glaube, baß baS Klima ba*<br />

felbft ungefähr baSfelbe ift wie in granfretf.<br />

Sie ^räfeftur £u*tffu muß jebeS Sahr für ben faifer?<br />

lif en £of ben nötigen 9ieiS liefern, ebenfo für bie Sruppen<br />

in $ftorb=©hina. SDiefe Saft brütft bie $präfeftur feit ber Sp*<br />

nafKe 9King, ungefähr 1370 naf ©brifti ©eburt. Sie Be*<br />

wohner von £u4ffu wollten ftf ber neuen Stynaftie nift<br />

unterwerfen unb biefe mußte gehn Sahre Krieg gegen fte fßh 5<br />

reu. Sie Spnaftie ftegte, unb e£ würbe nun ber gangen<br />

Bevölferung ohne Unterffieb bie ©träfe auferlegt, jebeS $ahr<br />

mehr als ba£ Sreifaf e ber gewöhnlif en ©teuern gu gahten.<br />

®in jeber Bauer muß nof jefet für einen £eftar ungefähr<br />

1100 ©apefen in ©elb unb bei 40 Spfunb SReiS gahlen, Was


— 225 —<br />

in ©hina fel)r Viel ift. Siefe Saft rul)t noch immer auf biefem<br />

Sattbe, obwohl bie 35pnaftie feitbem gewe^felt hat unb bie<br />

frühere Bevölferung um baS $ahr 1860 burdj Räuber unb<br />

burdj bie Sßefi faft gang Vernichtet würbe. ©S gibt Unter*<br />

präfefturen, wo nicht einmal hunbert Sßerfonen von ben früheren<br />

Bewohnern übrig finb. SDiefe wenigen Überlebenben ftnb jene,<br />

Welche in ben fchlimmen Sagen auSgewanbert finb; bei ihrer<br />

9tü


— 226 —<br />

gu mir, ber in barfhent Sone gu mir fagte, man motte miffen,<br />

mer idj fei unb was ih ba ju tun gebenfe. Jh richtete bie*<br />

felbe grage an ben ©erihtSbiener unb fagte ihm, ih mäh**<br />

gerne miffen, was er fei unb was er bei mir motte. Siefe<br />

Antwort mähte ihn befheibener; ©erihtSbiener unb SDtanba*<br />

rine geigten fih nun gegen uns freunbliher; lefetere fanbten<br />

mir fogar ©efdjenfe unb beglücfwünfhten mih i u meiner Sin*<br />

fünft bei ihnen; baS mar fhßneS äßetter*<br />

Jn biefer gemieteten Kapelle mareS wohl niht fehr be?<br />

quem, aber mir hatten WenigftenS ein Sah, baS mir fhmüden<br />

unb „fathoüfhe 3Jüffion" nennen fonnten. Sie Katedjumenen<br />

ließen niht lange auf fih warten unb balb fanben fih bei<br />

breihunbert Sßerfonen beim ©otteSbienfte ein, fo baß bie Ka*<br />

pelle viel gu flein mürbe. Sie göttliche SSorfehung half balb;<br />

benn unfere ©hriften fanben gegen 3Witte Dftober ein großem<br />

©runbftücf im 3Kittelpunfte ber ©tabt am faiferlihen Kanal.<br />

Siefer Drt, meldjer bie SSerbinbung beS SBeftfluffeS mit bem<br />

Kaiferfanal beherrfht, biente im Jahre 1860 als BerteibigungS*<br />

punft gegen bie Stufrührer. Sie Käufer am Kanal unb an<br />

ber ©traße mürben wieber aufgebaut, aber im Jnnern ift noh<br />

alles vofl frömmer, worunter fih auh noh eine Kanone be*<br />

ftnbet, bie wir gum Slnbenfen behalten. SBährenb uns ©ott<br />

einen Sßlafe für unfere fünftige Kirhe ftnben ließ unb bie<br />

©hriften ber ©tabt fth mehrten, würben auh mehrere mih 5<br />

tige Stationen in ben Unterpräfefturen gegrünbet. Überall<br />

erfüllte mih ber @ifer ber neuen ©hriften mit Sewunberung.<br />

Sie Überfiht über unfere geiftigen ©rfolge wirb Jhnen geigen,<br />

baß unfere ©hriften gerne gu ben ©aframenten gehen. Ob*<br />

gleih eS in biefern Jahre baS erftemal ift, fanben fth boh<br />

viele Sietrbefehrte bei ben Seremonien Karwoche ein; am<br />

©rünbonnerStag beteten ben gangen Sag unb felbft währenb<br />

ber Staht immer viele Seute vor bem SÜIerheiligften..<br />

SBir hatten aber auh unfere Prüfungen gu befielen. 3lm<br />

Dfterfefte unb am Sßfingftfefie, als bie Kapelle gang voll von<br />

Seuten war, fiel etn 7 fo heftiger Stegen, baß baS Sah, bag


— 227 —<br />

if über bem Altäre ^atte mafen laffen, gur &älfte nieber*<br />

ftiirgte mtb baS Sßaffer von allen ©eiten in bie Kapelle ein*<br />

brang. Salb mar alles fiberff memmt unb bie ©haften mußten<br />

hinausgehen unb ihre Siegenf firme auffpannen. Jefet ff im*<br />

melt alles unb mir brauften, um ben ©faben gutgumafen,<br />

einige Unterftüfcungen.<br />

1903* 1904»<br />

3ahl ber Katholifen 376 840<br />

(®S fyaben ftch einige frentbe cfyriftliche Familien<br />

hier niebergelaffen.)<br />

Bahl ber ÜWiffionäre 2 2<br />

Katefeten, ©fitHehrer unb Sßrebiger , . 7 1 9<br />

Sßeiblif e Katef etinnen unb Sehrerinnen . . 1 1<br />

Drte, mo 3Kiffionen gehalten merben . . 10 14<br />

Unterrefibengen ber SWiffionäre . . . 2 6<br />

©roße Kirf en . . . . . . 1 1<br />

Kapelen — 6<br />

Oratorien ober Drte, wo bie ©haften gemein*<br />

fam beten 13 16<br />

Knabenffulen 3 8<br />

©füler . 25 84<br />

3Ȋbf enff ulen 1 2<br />

©fülerinnen . 5 13<br />

Katefumenen .150 700<br />

Saufen ©rtoaffener . . . • 51 200<br />

Saufen von Kinbem ber ©hriften . . . 14 57<br />

Firmungen 3 6<br />

JahreSbeiften 264 381<br />

AnbaftSbeiften 296 972<br />

JahreSfornmunionen 154 195<br />

AnbaftSübungen 224 794<br />

Sefcte Ölungen 3 5<br />

©heffließungen 1 4<br />

©jergitien . . . . . . — 13


— 228 —<br />

Aufnahmen in bie Bruberff aft vom heiligften<br />

bergen<br />

1903.<br />

—<br />

1904.<br />

13<br />

Aufnahmen in bie Bruberff aft vom SRofenfranj — 29<br />

Aufnahmen in bie Bruberff aft vom Berge Karmet 4<br />

©infleibungen in baS ©fapulier von ber Unbe=<br />

fledten ©mpfängnis - 35<br />

©inlleibungen in baS ©flapulier vom bittern<br />

Seiben — 18<br />

G. 5ß. 2o.uat.<br />

perfiett.<br />

Brief 6es apoftolifcfyen Delegaten, Bifcfyof<br />

©eneralfefretär f}erm 2Tti'lon.<br />

v<br />

an ben<br />

U r m i a b , 24. S ä n n e r 1905.<br />

©eit mehr als einem -ötonate haben in ben um ttrmiah<br />

liegenben Dörfern bie SBintereEergitien angefangen; fie brin*<br />

gen überall bie ffönften prüfte hervor. fem SDtirajtS, ber<br />

hauptfäfliffte Arbeiter in biefer Art von Miffionen, berietet<br />

unS, baß nift nur Kafolifen, fonbern auf Sßroteftanten,<br />

•Jleftorianer unb Muffen jubören fommen, wobei fif viele ber<br />

lefeteren befehren. 25te große Begeisterung, Weife vor fiebert<br />

$al)ren burf bie Anfunft rufftff er Sßopen hervorgerufen würbe,<br />

ift gänglif verff Wunben unb gwar jum 3lu|en beS Katbote<br />

SiSmuS; nift nur bie Kafolifen, weife fif jum Abfall hatten<br />

verleiten laffen, finb jum größten Seite wieber jurüdgefetyrt,<br />

fonbern fie haben auf nof viele anbere, bie früher 9^efto=<br />

rianer waren, naf fif gebogen.<br />

SDaS verfloffene $ahr war für $erfien ein Unglüdföjahr,<br />

wegen ber ©holera, weife feit bem grühjahre bis jum ©übe<br />

&erbft wütete unb befonberS unter ben -Dtufelmännern viele<br />

Dpfer forberte. Überall, ausgenommen in Sspaban, mußten


— 229 —<br />

wir bie ©röffmmg ber ©fulen verffieben ober bie ffon er*<br />

öffneten wieber ffließen. Bor ben äBeihnaf tsfeiertagen fomt*<br />

ten wir bie Sögtoge wieber verfammeln; bie ©euf e War nun<br />

Verffwunben unb wir hoffen, baß fie nift mehr wieber*<br />

lehren wirb.<br />

Obgleif bie SDfifftonäre unb bie Barmherzigen ©fwe*<br />

ftern ber pflege ber ©holerafranfen fif wibmeten, fiel bof<br />

niemanb ber ©euf e jum Opfer, ausgenommen eine neu ange*<br />

fommene ©f Wefter, neummbjwanjig Jahre alt, bie naf einer<br />

nur eintägigen Kranfheit ftarb. ©ine anbere ©f wefter ftarb<br />

einige SBofen fpäter in Teheran, aber an einer anberen<br />

Kranfhett, an ber fie ffon lange litt. $ur felben $eit ftarb<br />

unfer SUiitbruber, £err SRaffoI, in KoSrowah, vollfläubig an<br />

Kräften erff öpft.<br />

% ßeSne, C. M.<br />

Brief bes ZHifftonspriefters ^rn.<br />

in Paris.<br />

an ^rn. ZHilort<br />

25fd)ulfasJ^pahan, 24. 1904.<br />

Bei unferer Anfunft fanben wir hier eine Anzahl fatljo*<br />

Itffer gamtlien, bie man in Anbetraft ihrer langjährigen Ber*<br />

laffenheit auSgejeif net nennen fann. Aber ©ie fönnen fif<br />

wohl benfen, baß unfere SBirffamfeit bei ben ©rwaffenen<br />

nift bie reiflifften prüfte hervorbringen wirb. Bon einem<br />

gewiffen Alter an beffert man fif nift mehr. 3Kan fann in<br />

aller ©tille unb ©ebulb baran arbeiten, biefe Seute in etwas<br />

ju beffern, unb baS verfufen wir auf ju tun. Aber wir<br />

verlegen uns hauptfäf lif auf bie ©rjiehung ber heranwaf fen*<br />

ben Jugenb. Überall fefet man auf bie Jugenb bie Hoffnung<br />

ber 3«funft.<br />

Um biefeS erfehnte 3 { el ju erreifeu, haben wir unfere<br />

©fule gegrünbet, bie gegenwärtig etwa fefjig ©füler jählt.<br />

SBenn man bebenft, baß unfer ©uperior erft vor einem-Jahre


— 230 —<br />

mit neun Möglingen angefangen hat, fo wirb man ftnben, baß<br />

bie Sah* f^nell gugenommen hat. Unb bieS ift gum Stadh*<br />

teile ber anberen, fdjon feit mehreren Sauren beftehenben ©


— 231 —<br />

9leid(jeS, ift \t%i nur ber ^cwptort einer ber fiebert Statthalter*<br />

fdhaften beS perfifdfjen Jraf, 335 Kilometer füblidh von Seheram<br />

Sie Stabt liegt an ben Ufern beS «Saräeh^ub, meiner gluß<br />

in ben Bergen ber Kurben entfpringt unb fidh bann im Sanbe<br />

ber Sfßüfte Verliert Sie Sprovinj SSpaljan ift frudjjtbar unb gut<br />

angebaut; baS Klima ift eines ber gefünbeften unb gemäßig*<br />

ften von Sßerften.<br />

Sfhulfa^jspahan in Sßerften, fo genannt jum Unter*<br />

fdjiebe Von Sfchulfa im ©ouvernement ©rivan im tranSfau*<br />

faftfdfjen Siußlanb, ift eine armenifdhe Borftabt von jSpahan<br />

unb von ber Stabt burdh ^tn ßenbeh-rub getrennt<br />

Sie Borftabt Sfdhulfa jählt ungefähr 1500 ©inmohner,<br />

mar aber ehemals mehr bevölfert Sie mürbe burch einige aus<br />

bem obengenannten Sfchulfa in Slußlanb auSgemanberte 2tr*<br />

menier gegrünbet, meldhe bie an ben Soren von jspahan ge*<br />

grünbete Stieberlaffung nadh bem Tanten ihrer 2Kutterftabt<br />

ebenfalls Sfdhulfa nannten.


21 f t t f


— 233 —<br />

ru^ig miteinanber unb warten gebulbig auf ben Anfang beS<br />

©o'tteSbienfteS.<br />

3f wuß 3h nen au f f a 0en, baß bie Knaben unb äftäb*<br />

fen, bie von ber 9JJiffton unterriftet finb, jefct im heirate<br />

fähigen Alter finb; einige ©h^t würben ffon geffloffen unb<br />

anbere fielen nahe bevor.<br />

Ju einer folf en Umgebung wie h^r fterben fehr viele<br />

Kinber in jugenblif em Alter. @S vergeht faft fein Sag, wo<br />

wir nift in ber ©fule bie Kinber fagen hören: SDiefeS Kinb<br />

ift in biefer 9laft geftorben. ga bie ©terbliffett unter ben<br />

Kinbern ift in biefer ©egenb fehr groß. Unb was nof trau*<br />

riger ift, feiten fommt man zur reften Bett, um baS Kinb<br />

taufen zu fönnen. Alle biefe fleinen SBefen verffwinben faft<br />

plö$Kf • 9taf einiger 3 eit<br />

©otteS £ilfe leifter<br />

fein, btefem Übelftanbe abzuhelfen. Ju bem 3Jiaße, als bie<br />

friftlifen gamilien fif vermehren, wirb auf bie ßahl bix<br />

Kinbertaufen zunehmen. SDie getauften ©Itern Werben uns ge*<br />

wiß auf ihre Kinber zur Saufe bringen.<br />

@S ift nift nötig, beizufügen, baß bie Barmherzigen<br />

©f weftern uns bei bem SBerfe ber Befehrung ber 3M>egaffen<br />

fräftig unterftüfeen. Jhre ©orge beffränft fif nift bloß auf<br />

bie 450 unb mehr AuSfäfcigen in Ambatoabo; eine von ihnen<br />

fährt jeben borgen in einem Kahne über ben gluß, um etwa<br />

hunbert 3M>egaffenmäbf en ©f nie zu halten. 2Bie ff ön ift<br />

eS, wenn biefe SDtäbfen am ©onntag in Begleitung zweier<br />

©fweftem zum ©otteSbienfte fommen! 3Ran muß ihre Klei*<br />

ber fehen, bie einen bunter gefärbt als bie anbern. @S maft<br />

einen reijenben ©inbruö unb wirft zugleif ermutigenb, benn<br />

biefe finb bie Hoffnung ber gufunft.<br />

Am ©onntag abenbS geht eine ©f wefter balb in ba&<br />

eine balb in baS anbere SDorf, um bie Kranfen zu befufen<br />

unb fif über bie ausgebliebenen 3Jfäbf en ju erfunbigen. 35ie<br />

ganje Bevölferung geht bann aus ihren Sßohnungen, um bie<br />

Befuferin Vorbeigehen zu fehen. Unmöglif, ftf mit einem<br />

allgemeinen ©ruße von aßen loSzumaf en. 3Jlan muß naf


— 234 —<br />


— 235 —<br />

SDie Aufftänbifdhen hätten fidh beS neuen SeudhtturmeS in<br />

gort ®auphitt bemächtigt unb ihn gerftört; bie Be&ölferwtg<br />

habe fidh in bte Befestigungen geflüchtet.<br />

SDer Bortrab beS Kommanbanten Badje fam mit ben<br />

Aufftänbifdjen in Berührung, weldhe bei bent ßufammenftoß<br />

fünfzig Sote unb bei Ijmnbert Berwunbete Ahlten. Bei ben<br />

grangofen würben jtoei Unteroffiziere tierwunbetunb etwa<br />

fünfzehn fenegaleftfdhe ©dhüfeen getötet, anbere fampfunfähig<br />

gemadht"<br />

Satfache ift, baß unter ben ©ittgebornen beS ©übenS ein<br />

Slufftanb ausgebrochen ift. Btfdhof ©rouget fanbte gleidh nadh<br />

ben erften beunruhtgenben Nachrichten ein Seiegramm an ben<br />

©eneralfuperior, beS Inhalts, baß ade SKiffionäre uttb ©dhwe*<br />

ftern wohlbehalten feien.<br />

SBir werben fpäter nähere ©ingelnheiten geben. 9tadh=<br />

ftehenb folgt ein Brief vom Segember 1904.<br />

$ort Dauphin, 27. 2)egember 1904.<br />

banfe Sh^en für 3h*en legten Brief unb für bie<br />

bartn enthaltenen -Jtachrtdhten. ©ute ober fdhltmme, idh teile<br />

fie alle, jwar nicht aus bem ©runbe, ben SerentiuS anführt,<br />

fonbern aus bem ©runbe, ben uns ber heilige SßauluS lehrt:<br />

»Si quid patitur unum membrum, compatiuntur omnia<br />

membra. — SBenn ein ©lieb leibet, fo leiben alle ©lie*<br />

ber mit.«<br />

SBir waren unfererfeits in ben legten 3eüen Beugen uner*<br />

warteter ©reigntffe. Bießeicht waren bte erften nach $ranf reich<br />

gelangten Nachrichten gu beunruhigenb, aber bte Sage fonnte bte<br />

fdhlimmften Befürdhtungen rechtfertigen, obgleich burdh bie<br />

©nabe ©otteS bie Söfung noch verhältnismäßig günftig War.<br />

gotgenbeS finb bte Satfadjen: s JJiontag, ben 21. November,<br />

befanb fidh Herr ©oinbarb in älmpaftmena, als mein Siener<br />

gang verftört gu mir fam unb melbete, mehrere SBeiße feien<br />

in einer ©ntfewung von einer Sagreife hiugemorbet worben.<br />

®ie Hänbe ber Opfer würben als. ebenfo viele jum 21-ufruhr


— 236 —<br />

reigenbe Siegestrophäen burf Boten an bie umliegenben<br />

(Stämme gefanbt. 25er Stamm ber Sfomelofo fanbte am<br />

ätbenb eine ©efanbtff aft gu uns, um gu verftf ew, er bleibe<br />

uns treu im Seben unb im Sobe. ©föne SBorte, bie nur<br />

ben $we


237<br />

euf," jagte if gu ihnen, aber niemanb erwieberte ben ©ruß<br />

unb bie ©eftfier, ffon ernft genug, werben nof finfterer.<br />

Um ben Seifnam ihres greunbeS, ber am Sage vorher ge*<br />

tötet würbe, verfammelt, fümen fie auf 3taf e gegen bie grau*<br />

gofen, bie fie für feinen Sob verantwortlif mafen.<br />

SBir fefeen unfern SBeg fort, wobei wir einer 3abl &e*<br />

waffneter Seute begegnen, bie gum Begräbnis gehen, wo viel*<br />

leift wiftige ©ntfflüffe gefaßt werben fotten. Ohne ieben<br />

weitern 3^ffenfatt, wobei if nur bemerfe, baß mir meine<br />

ßeute hartnädig einen Borfprung von 500 Detern laffen;<br />

fommen wir in 3ttanantemna an, baS man in BerteibigungS*<br />

guftanb feftt; benn bie gahavalo haben ihren Befuf ver*<br />

fprofen. . .SDaS Begräbnis ift einfaf, maft aber großen<br />

©inbrutf, bie Bevölkerung von 3)?anantenina unb aus ber<br />

Umgebung nimmt baran teil, atte ruhig, faft gefammelt, in*<br />

bem fie ihre wahren ©efinnungen nof verbergen. ®aeS ffon<br />

fpät war, fonnte if nift baran benfen, in einer monblofen<br />

Sftaft naf £aufe gurtidgufehren, unb man wies mir eines<br />

von ben brei freien ßummn an. Um uns herum fflafen<br />

bie mabegaffiff en ©f üfeen, vier ©enegalefen unb SBeiber unb<br />

Kinber, im gangen bei aftgig Sßerfonen. Außen rufen bie<br />

©filbwafen bie gange Sftaft: ,,©filbwafe, auf! eins! ©filb*<br />

wafe, auf! gwei!" Unb fo fort, immer in einem anbern<br />

Sone. SDiefe ©fußgebete geben mir wieber anbere ein unb<br />

hinbern mtf am ©f lafe.<br />

3n aller grühe nehme if von bem Befehlshaber Ab*<br />

ffieb unb fehre naf Ampafimena guräd<br />

Ser Anblid beS SanbeS würbe ein anberer: bie 3Jtänner<br />

ffienen unruhig, ffweigfam, mißtrauiff. @S begegnet mir<br />

ein eingeborner Kaufmann unb fragt mif: „3Bie, »SDlortpera«,<br />

b.h- »wein Bater«, vom frangöftffen »mon Pere«, „bu<br />

reifeft ohne SBaffen? 3Bo ift benn bein ©ewehr?" — „Af,"<br />

antworte tf ihm laf enb, „baS Sanb ift ffleft, man finbet<br />

ba fein SBilbpret," unb wir trennen uns wieber. @ine halbe<br />

©tunbe fpäter hielt man unS an, aber auf Bermittlung eines.<br />

Sinnaren 70. 16


— 238 —<br />

greunbeS ließ man uns böh weüergiehen. SBir iommen ohne<br />

befonbere .Stotfc^ertfäÜCe in 2Impafttnena an;eS ift gegen 9Jtit*<br />

tag. Sobalb meine Slnfunft befamtt wirb, laufen mir grauen,<br />

Kinber unb einige greunbe entgegen, gang ftrafytenb vor greube:<br />

,,3Bie/' fo fagten fie gu mir, „mir gelten bih für tot?" —<br />

,,2Bir motteneS bir niht verfhtoeigen," fagten gwei alte<br />

grauen, „man hateS uns gefagt unb mir haben eS geglaubt/'<br />

Sie gwei jungen 3Jiäwter, bie währenb meiner 2lbwefenheit<br />

bie Miffion bewachten, waren fehr unruhig; beiin bie Seute<br />

hatten bie gange SHadji in geheimen 9iatSVerfamntlungen gu*<br />

gebradjt, gu weihen man ihnen ben gutritt verweigerte. 9loh<br />

mehr, am 2tbenb farn ein junger, einflufjreiher 3Kann gu mir<br />

unb fagte: „Su bift glütflih bavongefommen; bie 3aftmahago<br />

Wollten bih töten unb fth bann als gahaValo (STufftäubifhe)<br />

erflären. Slber einer ber t'&wen bavon ab; fte be*<br />

fürchteten,eS fönnte bann ein Vertreter ber Regierung hier*<br />

herfommen, unbeS fei beffer, bie eigene Haut gu beft&en als<br />

bie heutige." SaS flang fehr fhnteihelhaft für mih» — „Su<br />

haft auf bem gelfen 9tavinfaftn bie bewaffneten SDfänner ge*<br />

fehen? Stefe fottten ben Slnfhlag ausführen." Serfelbe<br />

Häuptling, ber mih augenfheinlih fo aufrichtig beglütfmünfhte,<br />

follte fih balb barauf mit ben 3Jieuhelmörbern verbinben;<br />

aber er bewahrte bis ans ©übe fein arglofeS, harmlofeS<br />

©efiht.<br />

Unterbeffen würbe ber Soften Sianomafana am 2. Se*<br />

gember geplünbert unb ben glammen übergeben.<br />

Sie -Jtahriht von biefen ©reigntffen gelangte, wenn auh<br />

entftettt unb übertrieben, in ber 5ftaht nah 2Impaftntena. Ser<br />

Stamm fühlt in fth wieber bte alten ©elüfte unb Neigungen<br />

erwachen unb bte Häuptlinge befhließen, fih meiner gu ent*<br />

lebtgen unb auh ihrerfeits gu plünbern. 3lm frühen SDtorgen<br />

fhicfte ih meinen «Stmntermann $eter auf Kunbfhaft aus.<br />

©r fömmt gang beftürgt in bie Safriftei gurütf, ger'abe in bem<br />

SfugenbliiJe, wo ih bte 3Keffe vom heiligen grang Xaver Xefen<br />

will. @r gögert lange, bis .er mir enblih fagt: „Sßater


— 239 —<br />

©oinbarb ift getötet." ($f erfuhr fpäter, baß biefeS ©erüft<br />

glüdliferweife übertrieben war.) $f giehe fogleif bie weißen<br />

3Jteßfleiber aus, um für meinen 3Jlitbruber bie Sotenmeffe gu<br />

lefen, inbem if mif gugleif fragte, ob if fie Werbe gu ©übe<br />

lefen fönnen. . . Sie Häuptlinge rufen in aller ©tille gu ben<br />

SBaffen unbeS ftellen fif ihrer etwa gehn im Hofe auf, wäh 5<br />

renb gwängig ober breißig bewaffnete SDtänner ftf ^iixter ber<br />

Hede verfielen, ©iner meiner greunbe fuf t mif gu verteil<br />

bigen, aber man broht ihm tnit bem Sobe unb er gieht ftf<br />

gurüd. 3lm ruft man mit ftarfer ©timme meinen Sftamen.<br />

3f fyatU eben bie heilige SBanblung fcoltenbet. nahm<br />

fogleif bie heiligen ©eftalten famt ben im ßiborium beftnb*<br />

lif en ^oftien gu mir, empfahl mif unferent Herrn unb trete<br />

vor bie guten Seute hinaus, ©ie wollen mif eher überraffen<br />

als mif offen angreifen. Ser Häuptling beginnt: „9Jtein<br />

©ohn ift in gort Sauphin; gib mir einen Brief, um ihn gu<br />

benafriftigen, baß ..." SBährenb biefer Seit ff ließt ftf<br />

ber Kreis um mif unb gwei Männer fuf en mif am H^lfe<br />

gu paden. 3ttit einem ©prunge bin if außer bem Kreife,<br />

if wenbe mif ben Angreifern gu unb frage ben einen: „SßaS<br />

wiHft bu?" @r antwortet mir nift. „©ie wollen mif töten,"<br />

fage if bann in frangöftffer ©prafe gu Sßeter; ber arme<br />

Burff e wagte ntf t gu antworten unb fenft traurig baS Haupt.<br />

3f fage bann gum Häuptling: „Su Willft einen Brief, gang<br />

gut; laß mir geit, um ben Kaffee gu nehmen, unb geht alle<br />

ins Sorf gurüd." ffopfc farift auf bie ©fulter,<br />

um fein Saubern gu iiberwinben. . . . S^mltf toerwunbert,<br />

geben bie gehn 9Jlänner enbltf naf, unb wollen ohne gweifel<br />

UvaUxi, währenb ber HaupträbelSführer mit halblauter ©timme<br />

gu feinem 9lafbar fagte: „Vaka handräres: 3b* feib gu<br />

langfam."<br />

3f nehme fogleif 5ßeter unb ben Kof ©tephan mit<br />

mir unb wir laufen nun gum gluffe, wo glüdtif erWeife gerabe<br />

ein fleiner Kahn vorhanben war. 3n einigen Augen*<br />

bliden ftnb wir am anbern Ufer unb fliehen bem SBalbe gü.<br />

16*


— 240<br />

2Bir werfen einen BItcf nadh rüöwärts ttnb fehen, baß ber<br />

Hof ber Süliffion voll von Seuten ift; wir hoffen, baß bie<br />

$piünberwtg fte einige 3eit aufhalten wirb, unb baßeS uns<br />

möglich fein Wirb, uns gu verbergen. Balb nimmt uns ber<br />

große SBalb auf. 2Btr irren barirt bis gum Abenb umher<br />

mitten im ©türme, unfähig, uns gu orientieren, ©üblich nadh<br />

gehn ©titnben eines angeftrengten SDtarfdjeS gelangen wir auf<br />

ein gelb, wo wir gwei 9Jtaniofftöcfe ausreißen, um unfern<br />

Hunger gu füllen. SBir legen uns nun unter freiem Hitnmel<br />

fdhlafen. (Segen elf Uhr gwingt uns ber Negen aufguftehen.<br />

2Bir irren nodh brei ©tunben umher ttnb ruhen auf ©teinen<br />

auS, bis ber Hahn<br />

ftnben enblich bie ©traße,<br />

bie von vielen SDtännern belebt ift, bie faft alle Sangen tragen;<br />

ein SDorf, baS wir burchfchreiten, ift noch tti


— 241 —<br />

Jn ©anft Sugia muß Sßeter innehalteu; feine güße ftnb<br />

geffwotten. ©twaS weiter werfe if meinen ißut weg, ütbent<br />

if ©tefan an baS SBort unfereS £errn erinnere: „SBer flieht,<br />

fott nifts mit ftf nehmen."<br />

@S war Montag, ber 5. SDejember; nun tnarffteren wir<br />

ffon brei Sage unb heute haben wir fünfzig Kilometer unter<br />

ftrömenbem Siegen zurückgelegt; jehn Kilometer bleiben uns<br />

nof unb wir finb in gort SDauphtn. Auf einmal melbet<br />

man uns bie ©rmorbung eines AnfieblerS aus ber Umgebung<br />

ber ©tabt, wie bie Bewohner voll gurft finb, unb wie ber<br />

Befehl gegeben wirb, fif ins gort gurüd^ugiehen, baS nof<br />

Von £errn glacourt gu Reiten beS heiligen Binjenj gebaut<br />

würbe, ©in anberer s JJiabegaffe fagt unS, baß gort SDauphin<br />

gegen Sonnenuntergang angegriffen werben foH. 9)Jein armer<br />

©tefan bälteS nift mehr auS; if gebe ihm meinen ©egen<br />

unb ein ©eff enf unb entlaffe ihn unb fefee meinen SBeg fort,<br />

feft entfflojfen, bie üftaft im SBalbe jugubringen, fallseS<br />

mir nift gelingen fottte, benfelben Abenb ttaf gort 2>auphitt<br />

ju kommen. ©lücfltferWeife famen bie Aufftänbiffen nift<br />

unb um fefs Uhr abenbs gelangen wir ins gort, wohin fif<br />

ffon bie weiße Bevölfermtg unb bie Kreolen mit vielen-äWabe*<br />

gaffen geflüftet hatten. Sie Seute von Saitanarivo, weife<br />

bie AuSrüftung beS gort fannten, glaubten, alles fei verloren.<br />

SDer Seiegraph war abgeffnitten unb jebe £ilfe nof fehr<br />

Weit, itnb wir fonnten auf etwa fünfzehn ©olbaten, bie ©f ü|en<br />

unb bie tnabegaffiff en greiwifftgen refneu. ®iefe hatten gleif<br />

ihren Kameraben aus bem Horben ben ©ntff luß gefaßt, foviel<br />

Seute als möglif ju töten unb fif bann mit ben SBaffen<br />

aus bem ©taube ju mafen! Söenn bie Aufrührer fif unter<br />

einanber verftänbigt hätten, wenn fie mehr planmäßig vorge*<br />

gangen wären, bann würben fif bie ©reigniffe beS Jahres<br />

1672 wieberholt haben, wo am Borabenb von SBeihnaften<br />

alle SBetßen hingemorbet würben. Aber biefeS Bolf hier ift<br />

nift friegeriff.


— 242<br />

Am 20. SDegeniber fommt Hilfe vom -äJieere aus., 320 Sene*<br />

galeferi mit ihren Sfaren. ©ie operieren ffon auf brei<br />

Seiten, 3$re Aufgabe ift fehr ffwierig; benn bie 9Jlabegaffen<br />

üben ben Kletnfampf aus bem Hinterhalte. SJtefyrere von<br />

ihnen ftnb gut eingeübt, beft|en Sffiaffen unb finb entfchIof[en,<br />

lieber gu fterben, als fif gu ergeben.<br />

Sehen Sie, mein hof geehrter Bater, baS ift bie gort*<br />

fefeung beS Briefes, ben if Sutten früher über bie rnabe*<br />

gafftff e Spraf e geff rieben fyabz. . . . Alles um mif ift<br />

geplünbert; würben Sie bie ©üte ^aben, mir ein Brevier unb<br />

ein gut leferlifeS SfteueS Seftament ju ff Wen? 9Jiit meinem<br />

®anfe bitte if auf meine beften SBünff e jum bleuen $ahre<br />

entgegenzunehmen.<br />

Cotta.


21 m e r i f ct.<br />

bereinigte Staaten*<br />

gaffe.<br />

Brief bes tfliffionsprieftersf}errn fljotnas an ben<br />

©eneralfupertor f)errn 2t. $iat<br />

Sa ©alle, JUinoiS, 8. Jänner 1905.<br />

Jh bringe Jhnen gum Neuen Jahre unfere SBünfhe<br />

bar . . . befonberS ben SBunfh, ©ott möge Jhnen ben grie*<br />

ben unb bie greube fhenfen, bie jeben Begriff überfteigt<br />

2BaS fann idh Jhnen greubigeS unb JntereffanteS fhret*<br />

ben? Jdh glaube, ©ie mit bem StebltngSjünger Jefu fagen<br />

gu hören: 3Jleine größte greube ift eS, gu hören, baß meine<br />

Kinber auf bem SBege ber SBahrheit manbeln.<br />

9hm mit ber ©nabe ©otteS, ih fanneS fagen, merben<br />

bte uns vom heiligen Bütgenj h^terlaffenen Siegeln unter uns<br />

gemiffenhaft beobahtet.<br />

Unfer HauS, eines ber älteften unferer Sßroving unb folg*<br />

lih von gang Norbanterifa, ift feiner erften Beftimmung treu<br />

geblieben: Ad salutem pauperum.. — 3um Heile ber SIrmen.<br />

Sie Pfarre bietet bem ©ifer ber 3Jiifftonäre immer genug<br />

Sirbett. Sluh wenn mit btefem Haufe baS SBerf ber -Dliffionen<br />

niht verbunben märe, fo mürbe fhon bie gemöhnlihe ©eel*<br />

forge vollauf genügen.<br />

Unfere ©tabt Sa ©alle gählt nur 10(XX) ©eelen, barunter<br />

ungefähr 4000 qSolen, 1200 Öfterreiher, 500 Seutfhe,<br />

300 Jtalieuer, 2200 Jrlänber; jebe Nationalität hat ihre eigene


— 244 —<br />

Sßfarre. Unfere KircheVom heiligen ^atritiuS ift aber bie<br />

wid)tigfte von allen:eS ift befonberS bie Kirche, in Welver<br />

bie Seute beizten; wir haben jebeS Sahr ungefähr 1100 Korn*<br />

munionen. Aber unfere Hauptpfarre fefct fi


— 245 —<br />

.fuiib.cn! SaS beWeifen bie großen Dpfer, weife bie Seute fif<br />

auferlegen, um pr ^eiligen SDtefe gu fommen. 9)Zitten im<br />

firengfien SBinter ftebt man Seute aus ben 9Mereien unb<br />

gange gamilten um fünf Uhr aufbref en unb mehrere -DMlen<br />

gurüälegen, um gur heiligen 3Äefe gu fommen. Siefer leben*<br />

bige ©laube geigt fif auf in vielen Seiften, wo ber 9Jiiffio*<br />

när oft bis neun Uhr abenbs im Seif tftuhl bleiben muß, um<br />

mutlofe Seelen aufguriften. Siefer foftbarfte aller ©fä^e,<br />

biefer lebenbige ©laube beS armen BolfeS, worüber ff ott ber<br />

heilige Bingeng fo fehr gerührt war, muß auf ben gleif*<br />

gültigften SRiffioitär entflammen, fo baß er gu jebem Opfer<br />

bereit ift, ja, baß er fogar fif felbft htnguopfern bereit ift,<br />

um Seelen gu retten.<br />

Seit vielen fahren geigte fif ber ©laube biefer ©haften<br />

nift mehr fo lebenbig wie im Jubiläumsjahr ber Unbefledften<br />

Empfängnis. Sie eifrigften Berehrerfittben in biefent Bolfe eben*<br />

bürtige 9taf ahmer, Weife bie feligfte Jungfrau mehr lieben als<br />

alle anbern ©eff öpfe. Kaum ^atte ber Heilige Bater baS<br />

Subtläunt verfünbet, fo fühlten fif ffon alle treuen Siener<br />

ber ©otteSmutter von Siebe gu ihr entflammt. Sie 3lnbaft<br />

nahm gu, je näher baS geft fam, unb als ber 8. Segember<br />

baS Jubiläum ffloß, ba glifen alle Kirfen ber Untgegenb<br />

einem glühenben geuerofen, von wo bie flammen ber Siebe gu<br />

JefuS unb SDtaria ausgingen. SaS Bolf ging gahtreif gur<br />

heiligen Kommunion unb in einer rül;renben 3erentonie frön*<br />

ten fie unter Sobgefäitgen bie Statue ihrer hwtmliffen<br />

Butter.<br />

Jnt Jahre 1903 gingen 4800 ^erfonen gur heiligen<br />

Kommunion; im Jahre 1904 aber 7000, alfo in Summa<br />

11800 ^erfonen.<br />

Jf fann biefert Brief nift ff ließen, mein bof geehrter<br />

Bater, ohne etwas über unfer $entralbauS Sanft 9ftaria in<br />

g5errpvilte gu fagen. SB.aS einft Herr ©tienne Von bem 3ftutter*<br />

häufe ff rieb, baS f am if auf von unferem Bentralhaufe in<br />

Sßerrpville fagen, baß es nämlif meine greube unb mein


— 246 —<br />

Seben ift, weil barin ber ©eift beS heiligen Bingeng'^errffi<br />

Alles gereift ben SKiffionären, bie einige ©tunben in biefer<br />

frieblifen SBohnung jubringen fönnen, gur ©rbauung; bei<br />

unferer spes gregis (Hoffnung ber £erbe), if will fagen, bei<br />

ben Sßgltngen unferer apoftoliff en ©fnie öerbinbet fif bie<br />

grömmigfeit mit bem latente unb bem gleiße im ©tubium;<br />

bie beffeibene Haltung ber ©eminariften, ber größere ©rnft<br />

ber ©tubirenben ; baS „suaviter in modo — fortiter in re"<br />

(milbe in ber Art unb SBeife — ehtffieben in ber ©afe)<br />

bei unferen Sßrofefforen unb SDireftoren; bie treffiifen ©igen*<br />

ffaften beS ©upertorS, bie ©roßmut beS BifitatorS, weif er<br />

feit ber ©rünbung ber ©enoffenffaft in Amerifa ift, ,bteS<br />

alles gereift gur ©rbauung. ...<br />

3lof einmal bitte if ©ott, ©ie gu fegnen u. f. w.<br />

Stomas 21. ©haw.<br />

Sa ©alle in JllinotS liegt am ref ten Ufer. beS JKinoiS,<br />

auf ber ©tfenbahnlinie, bie Von ©hicago naf diod Jslanb<br />

führt, ©ie trägt ben Stauen fconRobert be la ©alle, ge*<br />

boren in JRouen in ber -Jtormanbie, weif er bie ©egenb ber<br />

großen ©een, bie glüffe JUinoiS unb SJlifftfftppi erforffte<br />

(1682) unb im Stauen granfreifS bafcon Befift ergriff unb<br />

eS Souifiana nannte. Sie ©tabt Sa ©alle gehört gur Siögefe •<br />

Sßeoria.,<br />

^ßattintove.<br />

Brief bes ZTCiffionspriefters ^errn (D'^onoglhte an ben<br />

©eneralfuperior fjerm 2t. ^iat.<br />

Baltimore, 35. Jänner 1905.<br />

Jf fann Jhnen gu meiner großen greube fagen, baß<br />

man tu unferem £aufe inmitten unferer gahlreifen Arbeiten<br />

in ber Sßfarre fehr glüdltf lebt Außerbemhie ©eelforge in aft Käufern ber Barmhergigen ©fmeftern<br />

in ber ©tabt unb Umgebung.


— 247 —<br />

3)a ih auh * an 9e *>en SWtffumen tätig war, fo freut<br />

eS mih/ baß ä^ei ©ruppen von Sütitbrübern immer mit biefern<br />

fhonen Sßerfe befhäftigt finb unb große Erfolge erzielen.<br />

Sßie froh ^äre<br />

Sßriefter, bie gu unferem Haufe<br />

gehörten, fih ben SDtifftonen in ben ©egenben füblih *>on<br />

Baltimore, befonberS in SSirginien unb in Norb* unb ©üb*<br />

Karolina, mibmen fönnten! SiefeS apoftolifhe SBerf mürbe<br />

unferem ©rgbifhof, Karbtnal ©ibbonS, große greube mähen;<br />

benn ih famt ©ie verfthern, baß bie 3)ttffionSpriefter unb<br />

bie 33armhergigen ©h^eftern feines befonberen SßohltoollenS<br />

fih erfreuen, ©eitbern ©ie mir bie Seitung biefeS HaufeS<br />

übertragen haben, hat er uns bieS mehr als einmal bemiefen.<br />

©o g. 33. verließ er am 8. Segember vorigen Jahres feine Käthe*<br />

brate, um in unferer Kirhe ein Sßonttfilalamt gu feiern unb<br />

mit unS baS Jubiläum ber Unbeflecften ©mpfängniS in un*<br />

ferer Sßfarrfirdje gu begehen. $or bem Hohamte erteilte er<br />

vielen Kinbern unb ©rmahfenen bie heilige girmung unb blieb<br />

faft ben gangen Sag unfer ©aft.<br />

Sanf ber Sugenb unb bem ©ifer unferer -Dtitbrüber hat<br />

biefe Pfarre unferer ©enoffenfhaft fhon auSgegeihnete 3Jiitglie*<br />

ber gegeben; fehS ober aht unferer Sßfarrfinber finb jeftt mufter*<br />

hafte Böglinge in unferer apoftolifhen ©hule in ©ermantoton.<br />

SBir freuen unS, baß bie ©efunbheit unfereS verehrten<br />

SBifüatorS, Herrn 3Jfac ©ill, anhält unb baß er fein 2lmt<br />

verfehen fam ...<br />

Sh-SR- D'SDonoghue.<br />

Baltimore, im ©taate 3ttartylanb gelegen, gählt 350 000<br />

©inmohner unb liegt an ber Such* &on ©hefapeafe am atlan*<br />

tifhen Dgean; ber Hafen von Baltimore ift fehr groß unbbequem<br />

unb für ben Hanbel von großer Sebeutung. ©S ift<br />

ber ©ife eines ©rgbifhofS. — Baltimore mar ber Name eines<br />

irlänbifhen ©rafen, in ber fleinen ©tabt gleichen Namens<br />

in Jrlanb geboren; er führte bie erften Slnfiebler nah ^Jiarty*<br />

lanb. $ur ©rinnerung gab man feinen Namen auh biefer<br />

©tabt in SImerifa.


— 248 —<br />

33olit>ia*<br />

Örief öes Zttifftonspriefters f}errn §mif£Tet>CU an<br />

Jjerrn ZTtilon.<br />

Sa 30. Stooember 1904.<br />

9taf ber Preisverteilung in unferem ©eminare Von 2lre*<br />

quipa am 6. November reifte if fogleif ab, um ben ©f we*<br />

ftern in Sßuno ©sergitien gu leiten.<br />

^xxtto.<br />

Jn $uno verfemen bie ©f weftern baS ©pital vom hei*<br />

ligen Johann von ©ott. 2lußerbem leiten fie nof eine ©f ule<br />

unb ein intereffanteS Kinberafpl, weifeS manf mal aus gwei*<br />

hunbert Kinbern befteht, bie meiften Jnbianer, weife ber be*<br />

aufftftigenben ©fwefter viel gu ff äffen rnafen. SBie faft<br />

für alle Slnftalten ber ©fweftern in Sßeru forgt auf $ier ein<br />

Söohltätigleitsverein für bie Littel.<br />

2)aS $auS hat ein giemlif ff ßneS SluSfehen unb bietet<br />

eine h^tlife 2luSftft auf ben Sitifafafee, ben heiligen ©ee<br />

ber Jnbianer, ber 3800 3Jieter über bem SJteere liegt. 2US<br />

bie SBtege beS ©tifterS ber Spnaftie ber peruaniff en JnfaS,<br />

3Jtan!o 9lapac, beS ©omtenfohneS, ber fif mit SDiama Dito<br />

vermählte, h a * ker @ ee au f biz ©inbilbungSfraft ber Jnbianer<br />

einen großen ©inbrud hervorgebraft. 2luS feinen ©ewäffern<br />

waren bie ©ßtter entfprungen unb an einem feiner Ufer im<br />

©üboften, in Kopafabana, ftanb ein ber ©onne geweihtes<br />

Heiligtum unb baneben ein feauSfür bie Jungfrauen, ge*<br />

nannt -KuftaS. ©egenwärtig wirb bie reinfte Jungfrau ber<br />

Jungfrauen hier befonberS verehrt, vor allem vom 6. biß gum<br />

15. Äuguft. Jf felbft hatte ffon baS ©lüd, in biefent Heilig*<br />

tum gu beten, baS burf baS große bramatiff e ©ebift beS<br />

©alberon be la Barca fo berühmt ift. SDte ©tatue ber feltg*<br />

ften Jungfrau tft wirflif bemerfenswert; fie ift einen -Dieter<br />

hof, aus Slloeholg, Von einem Jnbianer, namens Jupangi,<br />

verfertigt, ungefähr gegen baS Jahr 1580.


— 249 —<br />

216er id) fdhweife zuviel von $ßitno ab unb ©ie werben<br />

glauben, baß Sßuno, am Ufer eines fo fd)önen ©eeS gelegen,<br />

ein anbereS ©enf ober gar bie Borhalle beS SßarabiefeS ift<br />

$uno ift nidfjt fo fchön wie ©enf, unb wenn eS bie Borhalle<br />

beS $arabiefeS ift, fo muß man jenes barunter verfielen,<br />

welkes unfer Herr als bie enge Pforte unb ben fdjmalen<br />

SBeg betreibt 3uerft muß man, um bahin ju gelangen,<br />

5000 9Jteter IjodE) fteigen unb ein Hergleibenber fonnteeS nicht<br />

ohne ©efahr wagen. 33lan barf ftch aud) nicht vor ©türmen<br />

färbten, benn bereu gibteS in 5)3uno zahlreiche unb heftige<br />

unb bie Kälte ift mandjntal recht empftnblidh. SluS biefen<br />

©rünben wädhft hier nidhts, unb felbft, was baS gleifch be*<br />

trifft, muß man warten, biseS bie Snbianer heraufbringen,<br />

diejenigen ©dhweftern, weldje gern Opfer bringen, fönnen ftd)<br />

in 5ßuno heimifch ftnben. @S ift wohl wahr, baß auch bie<br />

greuben nicht fehlen, unb tm ©pital geflieht viel ©uteS.<br />

2)iefeS Sahr würbe bte erfte heilige Kommunion ber Kinber<br />

tu feierlicher SBeife abgehalten; ©S war rührenb, bie vier*<br />

unbbreißig 'Kinber ber ©djwefiern zu fehen, wie fte mit ihren<br />

©Itern ausriefen: „D wie froh finb wir! SBir haben nie<br />

fo fdjöne 3eremonien gefehen, wie bei ber ©rneuermtg ber<br />

Saufgelübbe u. f. w." 2luch bie Kranfen hatten i^re fleine<br />

s Mffion, um fidh auf baS Jubiläum vorzubereiten, ©in 3Kif*<br />

fionär auS Slrequipa mit bem ©omherrn Bilarbe, bem eifrigen<br />

Sireftor ber SÖtarienfinber, unb bem Kaplan beS ©pitals,<br />

Dr. ©andhej, teilten ftdh in bie Sßrebigten. ®er ©eneralvifar<br />

SiiqueSme, ber ben ©dhweftern fo gewogen ift, hatte baju alle<br />

nötigen ©rlaubniffe gegeben. jebem Kranf enf aale las man<br />

bie heftige SKeffe, worauf eine 5ßrebigt folgte. 3n ber Kapelle<br />

war um 7^2 Uhr abermals heilige 5Dtefe für bie auswärtigen<br />

SDtarienfinber, bie Beamten unb bie ©chulfinber.<br />

Kurje 3eit nadh biefer zweiten ^rebigt begab fidh &er<br />

•JJltfftonär in bie ©d^ule, um KatedhiSmuSunterridht zu halten,<br />

währenb ber Kaplan burdj bie ©äle ging unb mit ben<br />

bianern, weldje nidht fpanifdh verftanben, in ber Samara*


— 250 —<br />

fprafe rebete. Am Abenb waren btefelben Übungen wie am<br />

borgen: Katef iSmuS, Sßrebigt unb ©egen mit bem Aller*<br />

heiligsten. Sie prüfte ber fleinen SWiffton waren überaus<br />

erfreultf e, nift nur bei ben SDiarienfinbern, fonbern auf bei<br />

ben ©f ulfinbern unb ben Kranfen. gaft alle Kranfen beif*<br />

teten, barunter auf einige, bieeS feit langer gelt nif t mehr<br />

getan hatten. Arme Seute! fie Waren naf ber Seift fo<br />

glüdlif, baß fie ben 3Jlifftonär fünf* unb fefSmal umarmten<br />

itnb am folgenben Sage t>or ihm nieberfnieten unb ihn baten,<br />

bof nift fortzugehen ober bof wieberzufommen. SBte gerne<br />

fontmt er in ein £auS zurM, wo man ©uteS tun fann unb<br />

wo bie ©fweftem fo eintraftig unb im Sienfte ber Armen<br />

fo eifrig finb!<br />

Ju Sa Sßaz ftnb bie SBerfe ber ©f weftern fehr toerffie*<br />

ben, benn fie leiten bafelbft fein ©pital, fonbern ein iQofpiz<br />

für Jnfcaliben unb ein £auS ber Barmherzigfeit. SaS ftäbtiff e<br />

©pital fteht unter ber Seitung ber Annaffweftern. SaS<br />

£ofpijt>om heiligen Jofef, öon ben Barmherzigen ©f Weftern<br />

geleitet, würbe t>on einem 5ßater Stefolleften gegrünbet; er hieß<br />

Sßater ©ans unb hatte bei Beginn beS SBerfeS nur fünf 9ie*<br />

alen, b. i. fünfzig ©entimeS (af tunbtrierzig geller). ©S gelang<br />

ihm aber, einige wohltätige ^erfonen zu finben unb fcon ber<br />

Regierung baS £auS ju erlangen, baS bie ©f weftern gegen*<br />

wärtig bewohnen. Auf eine ganz außergewßhultfe, höhere<br />

SBeife erteilten bie Obern in SßariS il;re ßuftimmung zu bem<br />

Pane beS Sßater ©ans unb fanbten mehrere ©fweftem ab,<br />

bie ganz auf bie göttlif e Borfehung angewiefen waren. Sie<br />

Dberin beS SBaifenhaufeS in Arequipa, ©fwefter Angelifa,<br />

Weife bie Bifitatorin, ©fwefter Borba, bei ber ©rttnbung<br />

beS Kaufes hieher begleitete, erzählt oft batton, wie groß bie<br />

Armut ber erften ©fweftem war. Aber ©fwefter ©tefanie<br />

Bouf et, bie erfte Dberin, half mit ihren perfßnlif en Mitteln<br />

kern SUlangel allmählif ab, fo baß fie mit Sieft ben Sitel


— 251 —<br />

ber ©tifterin verbient. Siefen Sitet hat ihr auh bie gange<br />

©tabt Sa am Sage ihteS SegräbniffeS (fie ftarb am<br />

21. Juni 1901) guerfamtt; ihr Seidjengug glich nah *>ent<br />

Seugniffe ber bamals anmefenben ©h^eftern mehr einem<br />

Sriumphguge. 9ioh jefct fpriht man in allen gamilien von<br />

©hmefter Stefanie, bie man nur „bie Heilige" ober „unfere<br />

gute 3Jtutter" nennt.<br />

Jefet, nahbent baS H^fpig gmeiunbgmangtg Jahre beS33e*<br />

ftanbeS gählt, beginnteS fth eines gemiffen Wohlergehens gu<br />

erfreuen. Ser ©emeinberat meift ihm eine monatliche Nente an<br />

unb bie Ktnber geminnen burh i^e ©tri(f* unb Slumenarbetten<br />

einen Seil beS nötigen SebenSunterhalteS. Stüh bie SBermäht*<br />

niffe gugunften beS £oft>tje3 nehmen all mählich gu unb ber<br />

SStfhof berfiherte mih/ baß biefelben fih noh wehren mürben.<br />

Sie SBermaltung beS Heftiges ift ben ©h^eftern fehr<br />

mohlgeftnnt. Ser ^räftbent berfelben ift ber Soml;err Jofef<br />

SBtihael 9Mina, ber Sefan beS Kapitels, ber ben beiben<br />

gamilien beS heiligen SStngeng febr gemogen ift unb bem mir<br />

viel Sauf fhulbig finb. Herr Julian ©iSneroS, ber ©ha&=<br />

meifter ber SBermaltung, ift einer ber beften ©hriften unb ben<br />

©htoeftern überaus gugetan. Sie patres Nefotteften haben<br />

bie Siebe beS Später ©ans gu biefer SCrtftalt geerbt.<br />

SaS HauS ©t. Jofef be Sa Sßag. ift mirflih intereffant.<br />

2tn ber Pforte begegnen ©ie einem Jnüalibeit ohne Seine; er<br />

hat auh eine Hanb tterftiimmeltunb tarn auh fein fcerftänb*<br />

liheS Sßort aussprechen. 2lber ih öerfthere ©ie, baß er fein<br />

2lmt gut berfieht unb baß ih feine ©lode nötig habe, um<br />

mettte Slnfunft ober mein SBeggehen gu melben. ©obalb er<br />

mih fteht, beginnt er gu fingen unb gu rufen: 3Jtanfif, 3Kan*<br />

fif u. f. m., fo fehr freut er fth mih gu fehen, unb ih ber*<br />

fthere ©ie, baß auh meinen guten 9Jianfif gerne fehe.<br />

©obalb ©ie eintreten, bemerfen ©ie anbere Jnfcaliben, ©tumrne,<br />

Slinbe, Saube, SSerftümntelte unb maS meiß ih aHeS. NihtS<br />

fehlt ba, felbft niht bie Jrrftnnigen, bie in biefe BuftuhtSftätte<br />

beS ©lenbeS fontmen. 5Jtan befhäftigt fie fo gut man famt;


— 252 —<br />

fte helfen fif gegenfettig, unb einige mafen fogat Blumen<br />

für bie Kirf en.<br />

Sßeiterhin befinbet fif ber Hof unb bie für bie grauen<br />

beftimmten Näume. D wie fehr ffnürt ftf baS gu*<br />

fammen, Wenn man biefe armen ©efföpfe fieht, ohne ben<br />

©ebrauf ber ©lieber ober blinb, weife wieber von anbern<br />

Berfrüppelten ober Stummen bebient werben. @S tut einem<br />

weh,<br />

unb bof, wenn ©ie am Namenstage ber<br />

Dberin in bem ff ön geff müdten Nefeftorium fehen fönnten, wie<br />

bie Blinben fre Komplimente maf en ober wie bie ©tummen<br />

tangen, ©ie würben bavon gerührt unb ©ie würben fagen, ba§<br />

ber heil. Bmjeng mit bem Haufe von SaSßag gufrieben fein muß.<br />

Nahe bei ben SBohnräumen ber alten grauen befinbet<br />

fif bie Krippe, wo bie ©fweftern bie Meinen Kinber auf*<br />

nehmen, weife fie ntanfmal an ber HauStüre ober vor ber<br />

Kirf entüre finben. Oberhalb befinbet fif baS Sftäbf enwaifen*<br />

hauS, baS in brei Abteilungen geteilt ift. ©S ftnb ihrer fünf*<br />

unbaftjig. 3Jlan nimmt bie 3Jtäbf en nift vor bem gehnten<br />

Jal;re auf unb fie miiffen bis gum eimmbgwangigften Jahre<br />

bleiben. Naf biefer Seit wollen mehrere, bie ©efahren ber<br />

SBelt erfennenb, im Haufe bleiben bis gu ihrer Berehelifung.<br />

Sßte fehr wäreeS gu wünffen, baß man fie hier behalten<br />

ober wenigftenS jeben Sonntag wieber verfammeln lönnte, um<br />

fte fo nof ferner gu bewahren unb baS SBerf ber ©rgiehung<br />

fortgufefcen. ©tntge bleiben ba unb beffäftigen fif mit ber<br />

Berfertigung von Blumen.<br />

®aS KnabenwaifenhauS ift ebenfalls fehr beträftlif, eS<br />

gählt fiebgig Knaben, ©effidte 3Keifter fommen von aus*<br />

wärtS unb unterriften fie in ben verff iebeneu Hanbwerfen:<br />

©fneiber, ©fufter, Bufbru<strong>der</strong>, Simmerleute u. f. w., alle<br />

Hanbwerfe finb h^ vertreten. SDiefe Abteilung ift eine fleine<br />

©tabt. Jf braufe nift gu fagen, baß ba reges Seben herrfft,<br />

benn bie bolivianiffen RnaUn finb fehr gewedt.<br />

grau ©lavijo, eine eifrige ©hriftin von Sa $ag, hat am<br />

25.SDegember 1895 neben bem SBaifenhaufe ein großes, ge«


— 253 —<br />

räumiges Afhl gegrünbet, baS fif in jeber Beziehung mit<br />

ben Slfylen ©uropaS meffen kamt. £ieher fommen fcorn15. 3)e*<br />

gember bis gurn 15. Dftober bierhunbert Kinber, um ba bie<br />

erften AnfangSgrünbe ber Religion unb ber ©fulkenntniffe<br />

ju erlernen. Jn Sa ift man erftaunt über bie gortff ritte,<br />

melfe bie Kleinen im Sefen unb ©fretben mafen, worin fie<br />

oft ältere Kinber übertreffen.<br />

Aber ein intereffanteS SBerk bleibt uns nof übrig, treten<br />

©ie in ben £of ein; biefer Dfen, ben ©ie ba fehen, ift ba*<br />

für beftimmt, ©tärke gu kof en; biefe 5Jtenge fcon Keinen Bügel*<br />

eifen, bie ©ie auf bem Dfen bemerken, wirb balb fcerffwin*<br />

ben. ©twa Hubert kleine Jnbianermäbf en werben kommen<br />

unb fie nehmen, um bie geftem gewaff ene SBäff e gu bügeln.<br />

2Bie intereffant ift eS, biefe armen Kinber naf inbianiffem<br />

©ebraufe, baS Reifet, mit nackten Beinen, baS Kleib bis an<br />

bie Knie aufgeffürgt unb einen kleinen runben £ut auf bem<br />

Kopfe, arbeiten gu fehen. Biele fcerftehennift fpaniff, fon*<br />

bem nur Atymarra unb oft miffen fie kein SBort t>on Religion,<br />

©ie finb im &ofpig aus fcerffiebenen ©rünben; aber einmal<br />

eingetreten, können fie erft mit einunbgwangig Jahren wieber<br />

austreten. Jntereffant ift eS, fte am ©onntag gu fehen, wie<br />

fie mit etwa gehn kurgen Joppen bekleibet unb mit einem grell*<br />

farbigen ©fal geffmücft, inbianiffe Sänge aufführen, weife<br />

fehr wef feireif, aber burf aus anftänbig finb, ja fogar etwas<br />

©effmeibigeS unb Anmutiges an fif haben.<br />

2Benn ©ie nof bie Kirf e anfehen wollen, fo haben ©ie<br />

alles gefehen, ttnb ©ie werben gugeben, baß bie aft ©fWe*<br />

ftern in SaSßag nift müßig bleiben. Jf habe Jhnen aber<br />

nur bie Beffreibung beS Kaufes geliefert; was erft, wenn<br />

if Jhnen au,f feine kleinen gefte ffilbern könnte? ©ewiß<br />

würben ©ie auf baS &ofpig öotn heiligen Jofef bie reiflif*<br />

ften Segnungen ber feligften Jungfrau unb beS heil. Bingens<br />

herabflehen.<br />

©mit -Jtet>eu.<br />

Sßuno, eine ©tabt in Sßeru, bie &auptftabt beS gleif*<br />

namigen BegirkeS, liegt 915 Kilometer füböftlif fconSima,<br />

Slnnalcn 70. 17


— 254 —<br />

na^e am weftlichen Ufer beS SEitifafafeeS. ©S ift eine ©ta*<br />

tion ber Bahnlinie 3Jlollenbo*3lrequipa*Sa bie gahl *>er<br />

BeVöHerung beträgt 6500. SDie ©orbifferen teilen baS ©ebiet<br />

von Sßuno in jtoei Seile. ®ie ©egenb ift an ^flanjen unb<br />

3Kineralten fehr reidj. ©S ift ber ©ife eines BifdjofS.<br />

Sa-Sßai, eine ©tabt in Bolivia, bie frühere Hauptftabt,<br />

ift ju untertreiben von Sa in SJieEifo, Hauptftabt von<br />

Unter*Kalifomien. ©ie liegt 422 Kilometer norbweftlid) von<br />

©ucre ober ©huquifica, ber gegenwärtigen Hauptftabt.SDen<br />

Namen „Sa Sßaj", baS heißt, ber griebe, hat bie ©tabt jum<br />

Slnbenfen an ben ^rieben befommen, welker auf bie Nieber*<br />

läge beS ©onjaleS pjarro folgte. SDie ©tabt gählt etwa<br />

40000 ©inwohner. SDie ©ifenbahn verbinbet SaSßag mit<br />

ber Küfte beS ©tillen DjeanS über Arequtya unb Sttollenbo.<br />

©S ift ber ©i£ eines Stföof*.<br />

• Unfere Vetfiothettett.<br />

^Hißonaxe.<br />

jjiame. SfaM. itaitb.<br />

J-t »<br />

w<br />

Ä<br />

1904.<br />

1. pr. Boscat £ubnrig fef<br />

peter — (Sfjina n 35 19<br />

8. p.


— 255 —<br />

Kftrglih ftarb im Futterraufe in gSariS Herr §Haxb<br />

hoffet, bem bie Kongregation ein mistiges 33uh verbanft,<br />

nämlth baS Seben beS Herrn Johann SSaptift Stiemte, vier*<br />

geinter ©eneralfuperior. SRan weiß, meldje mistige Nolle Herr<br />

Stiemte bei ber Neugrimbung ber ©enojfenfhaft im 19. Jahr*<br />

hunbert fpielte; Herr Noffet betreibt fein Seben in Ilaren<br />

Bügen, bie SemetSftüöe finb genau angeführt unb verleiben<br />

bem Suche für bie allgemeine ©efhicfjte ber Kongregation einen<br />

bleibenben Sßert.<br />

©r fdjrieb auh ein anbereS Sud), welkes für bie ®e*<br />

uoffenfhaft von großem Jntereffe ift, nämlth: Nachritten über<br />

baS Seben ber ©hriftfteller ber Kongregation ber SÖtiffion<br />

(Notices bibliographiques Sur les 6crivains de la Congregation<br />

de la Mission). SDarin geigt er, baß bie SNitglieber<br />

einer ©enoffenfhaft, bie fth gum großen Seile bem Unterrichte<br />

ber angehenben Sßriefter mibntet, ber SSiffenfhaft burhauS<br />

niht glethgültig gegenüberfteht. SDaS 33uh legt auh $eug=<br />

niS ab von bem auSgegeihneten SBiffen beS S3erfafferS. Herr<br />

Noffet hatte fein Sud) als erften Sanb begeihnet, ber alfo<br />

eine gortfefcung ermarten Heß. 3lnftatt ben gmeiten 33anb in<br />

Angriff gu nehmen, hätte er lieber ben erften Sanb bejfer<br />

umarbeiten motten; er hatte bie Slrbeit angefangen, aber er<br />

mürbe burh bie Abnahme feiner Kräfte an ber Sottenbung<br />

biefer Arbeit gehinbert; er hat jeboh ntanheS Material hiefür<br />

hinterlaffen.<br />

gerner fdjrieb er mährenb fernes gmangigjährigen Slufeitt*<br />

halteS in 3lngouletne eine ©efhihte beS ©eminarS biefer<br />

©tabt. ©ein 2Berf ift auh Me „©rflärung ber SetrahtungS*<br />

methobe gum beS ©eminarS von Sa Noheße". @S<br />

ift bie gufammenfaffung ber Untermeifungen, melhe Herr<br />

Noffet als ©uperior von Sa Nohelle feinen Böglingen gege*<br />

ben hatte.<br />

3Iuf ber SSerfammlung ber ©uperioren ber ©eminare im<br />

3Jlutterhaufe in SßariS im Jahre 1894 mürbe ber Sßunfh<br />

auSgefprohett,eS tnöge ein ©ebetbuh für bie ^riefterfeminare<br />

17*


— 256<br />

Qett «fcuarfc Hoffet, tffiffionspriefter (I83X-X905).<br />

bie unter ber Seitung ber Kongregation ftef;eu, verfaßt werben,<br />

©olfe SBünffe bleiben oft unfruchtbar, baeS an einem'<br />

SDtanne fehlt, ber bie feanbans SBerf legt. Aber Herr hoffet<br />

fühlte fif angetrieben, biefeS 33uf in Angriff ju nehmen,<br />

weif eS, wohl fleitt an Umfang, bennof viel Klugheit unb<br />

Erfahrung vorauSfe^te. Jm Jahre 1895 erffien bie erfte,<br />

unb im Jahre 1899 bie gweite Auflage beS BufeS „Manuel<br />

de pi6te a l'usage des seminaires diriges par les pretres<br />

de la Congregation de la Mission: Hanbbuf von ©ebeten<br />

jum ©ebrauf e ber ©eminare, bie unter ber Seitung ber Kon*<br />

gregation ber 3Jliffion ftehen. Jm Jal;re 1896 erffien eine<br />

italieniff e Überfefeung biefeS Buf eS, jebof ohne jlebe Bemer*<br />

fung, baß baS S5uf aus bem granjöfifdjen itberfefet fei.<br />

Sie Jahre, bie er in Angouleme jubrafte, verflogen ihm<br />

angenehm unb ffnell (1856—1878). Sann würbe er pro*


— 237 —<br />

feffor ber Geologie im Seminar oon 6t>reur (1878—1885),<br />

bann Superior im Seminar üoit Sa Siofelle, in weifen<br />

Stellungen er überaß fehr geffä


— 258 —<br />

JJatne. ÄlaW. ^Sitnö. Äßrr. SSmif.<br />

3aDre Sabre<br />

3fturto3 (Santanber (Spanien 40 17<br />

UTartini IHaria<br />

Stalten 67 40<br />

(Suers JTfaria $onftantinopel Xnvitt Würfel 67 45<br />

perbßvnsfa genobia SBarfdjau SRuff.^olen 68 44<br />

(Efsner ITTartanne<br />

76 59<br />

(Dtfyon rfiagbalena Setngnac tt granfreidö it 74 35<br />

0foren %Iena Öfterreid) 23 10 2».<br />

SBubapeft Ungarn 35 11<br />

IDiecfyorosfi pcmbelte IHaria 2lnna (Santiago (Sljile 71 52<br />

Decoopmann ITTarta Söoefcfyepe $ranfreicfy 41 17<br />

UToley Hntta So£ Ingereg $er. Staaten 56 37<br />

®'£>ogan Hmta ^Baltimore<br />

55 27<br />

Haels IHagbalena 2lrra§ $ranfreid) it 27 6<br />

Katfe Klara S8eutf)en ©eutfd^olen 36 15<br />

(Sascori IlTana SBerfai Ke* granfreidj 66 38<br />

23affantine ITCarta «uffalo 33er. (Staaten 72 47<br />

Pau 3uftitta 5lmten3 granfreicfy 65 44<br />

Ulbert (Eftfjer<br />

Berntes<br />

25 1<br />

Byssetüsfa ^ebmtg äöarf djau Sfoiff.^olen tr 28 4<br />

Däuser UTargareta Sllengon granfreid) 74 49<br />

Dan 2(sfdje pauline £)eutfd)tanb 65 43<br />

&yerbe (Erilogia 9Jtobrib (Spanten 42 22<br />

(fcrnanbej UTaria Teneriffa Äan. Snfern 43 16<br />

€smort3 Hlaria SSalbemoro (Spanien 28 8<br />

pujol UTaria<br />

3)iabrib<br />

65 43<br />

Sinet Illaria<br />

(Sant'Stgata be' n<br />

©oti Italien 83 57<br />

(forrcp ^elena<br />

Deoergranne Klotilbe<br />

Söaftimore<br />

ßonftantme<br />

$8er. Staaten 52<br />

SUgter 68<br />

28<br />

41<br />

Segftelb ©nglanb 39 15<br />

pigeontteau (Sreen Unna 2higufta (Santiago<br />

67 48<br />

Diofot XTTaria Sitte ©1)ie granfretd) 29 2<br />

Delrieu Simaine Sftiont<br />

73 49<br />

Delaire Karta SBerbun<br />

tt<br />

tt 74 51<br />

pauly cEIifabct^ 23etfetancf>e SJeutfdtfanb 21 4<br />

Sanrey Delphine ß'Öap granfreid) 79 57<br />

Strefel IHarta ©mmitsBurg $er. Staaten 65 40<br />

23a*rera Stefanie ©uatemafa<br />

65 34<br />

n


— 259 —<br />

Jlatne* $>tabt ^attö. mux. 2Bmtf.<br />

3aDrc Saljre<br />

De Beaurepaire IHarta SBorbeaus granfreicf} 35 16<br />

(E^abefauj ^franjisla // 55 26<br />

Currett IHarta<br />

3u^el 2luguftine<br />

©aint SouiS<br />

ßrafau<br />

$er. ©taaten 62<br />

Öft^olen 79<br />

44<br />

60<br />

IHontero IHaria ^ampelona ©panien 60 36<br />

(fabregat Cfjerefe ©antanber tt 61 31<br />

2lrbannv IHagbalena Seon u 81 58<br />

De 3parragutrre ©an ©e&aftiano II 28 2<br />

Barberta IHarta 9ftabrib II 40 19<br />

Sifoatici


— 260 —<br />

jHatite. MM. üattb.<br />

3al>re SMve<br />

©tutanoöa Stalten 68 49<br />

V\gna<br />

(Saltier 3ofefttte<br />

feiertet<br />

Söart<br />

81 63<br />

Danauj IHargareta ßuBa Algier n 58 34<br />

2Iuftruy 2lmta granfreief) 79 51<br />

Beaub ^ranjtsfa •Jftuftaplja Sllgier 77 • 57<br />

IHilltot Sufanna Slrequipa ^eru 30 7<br />

P030 IHaria Sa Söolima 69 43<br />

(Setgfer £uife ®ras ßfterreidj 62 31<br />

£yn


— 261 —<br />

Paine. MM Jattb. mux. 2ßmtf.<br />

Öö^rc 3af)ve<br />

Herta £u3ta £ttrtn Starten 78 51<br />

2tubry Klementine S'foag granfreiefj 45 17<br />

Saje Ugnes ©ras Öfterreicf) 26 8$.<br />

Cabilfjac pauline ©ahtte Steine granfrettf) 38 15<br />

Duhamel IKaria Stile n 67 47<br />

$olt IHaria 33aftitnore SBer. ©taaten 64 22<br />

Conbeyrettc IHaria ©fjambon granfreidj 63 39<br />

Stiebor 2ftnelia mn-Mm* Seutfcfjlanb 85 53<br />

Daüefe IHagbaletta ^ijga [Sage granfreitf) 67 44<br />

Houbinet Haimitnba ©t. ©ermain en » 70 44<br />

De Bernts IHaria £outoufe ii 67 46<br />

prabmes HTaria ^au ii 32 7<br />

IHurpfjy Katharina 23rentrooob ©nglanb 53 27<br />

Croja IHaria £urin Stalien 53 33<br />

iferro Katharina it n 80 59<br />

2tböytt3 Jttarta 33atbemoro ©panien 18 92JI.<br />

£ope3 Cfjomafa Bermel n 31 13<br />

IHanrique (Djeobora •Jftabrib 52 24<br />

„<br />

Höbrtgue3 (Emtnamtela ©abi£ 47 19<br />

Harreiro Harnona Seganeö H 82 59<br />

Cremolet Ittaria Manama 2lmert!a 35 14<br />

£iotanb IHarta Safourguette granfreidj 46 22<br />

Burgfyo^er IHaria @r aj Öfterreid) 23 1<br />

Bertinetti Angela £itrin Stalien 41 17<br />

Patt'^uele £uife 9)lont©aint3ean Belgien 51 33<br />

poitout 3ofeftne SÖa^ia [que Söraftltett 61 32<br />

Heybeüet IHarta (Sljäteau I'©oe* granfrettf) 66. 42<br />

Cattfjan IHarta Unna ©aint 2ttid)el Sirgier 67 47<br />

Beffe IHarta Sgon [Sage granfrettfj 53 31<br />

£e £atttttc IHaria ©t. ©ermatn en 1 | " 30 7 -<br />

IHihm 2Ile£anbrina II 46 21<br />

feltj IHarta @mmitt§5«rg $er. ©taaten 78 55<br />

£e IHfyeruyer Klaubina Sog 2Inbe3


— 262 —<br />

(Erinnerungen ber fongreijation kr<br />

Mxffxon.<br />

@S ift für uns eine Befriebigung unb auch ein 2lft ber<br />

Sanlbarfeit (weldje Sugenb ja bem ^eiligen Binjenj fo teuer<br />

war), jener ju gebenfen, meiere un£ felbft ober unferer ©e=<br />

noffenfcfjaft burch ihre Slufmunterung, ihre Beiftriele, mand^<br />

mal auon §t. §li** (1709—1761).<br />

Ser ©eneralfuperior £err 2lnton ^acquier tut in feinem<br />

3fhutbf


metria 30ftfet irii"n uon Uranbis= Sttl~rtmbtrg<br />

(\109-l16l).<br />

Wlaria Sofefa tuat 3unt unntitteloaren ;Dienne bet staifertn<br />

~lifabet9, her fünftigen stönigin bon Ungarn, aUßerfel)en.<br />

~Utd) ~ermittlung heß Staiferß It1tb her .Raiferin nermä'9Ite<br />

fie ficQ im ~al)re 1727 ndt ~ofef non ~alma::&rtoi~, 9Jer~og<br />

'Oon ~t. ®Ha~, ~atri3iet bon ~ea~e(~ her hamal~ in ~ien<br />

\Dof)nte unh mit feiner neuen ®etnaf)lin balh nacQ 9'leal'eI<br />

autüctfe9tfe, \110 er enttoeber ant ~ofe bCß stönig~ bon 91eapeI<br />

ober auf feinenl 2ef)e~1~gute 6t. ~fia~ rool)nte. ~ort f)atte<br />

Nun bie S;}er30gin '0011 ~t. ®Iiaß @elegenljeit, bie miffiott~::<br />

~tiefter fennen 3lt lernen, \1)oburd) fie (lUd) ben l}eiI. ~in3en3<br />

li9äten lernte. ;niefe ®inaeIl)eiten finh einer 2eoen~gefc9i~te<br />

ber frommen ~ame entnoll1men, u1eld)e in 9'leapel im ~al}re 1763<br />

gebtucft tDurbe.<br />

~iefe~ ~ltd} ift betitelt: Vita della serva die Dio, Maria<br />

Giuseppa contessa die Brandis Starenberg, duchessa di<br />

Sant Elia; 2 edizione, da Salvatore Aula: 2eoen her i)t~


— 264 —<br />

netin ©otteS 3Jlaria Jofefa, ©räftn von VranbiS ©tahrem*<br />

berg, Hergogtn von ©t. ©liaS. 3)aS in SßariS vorhanbene<br />

Somplar ift nodj mit* einem ^anbfd^riftli^ert Sln^ang beS<br />

3JüffionSpriefterS Herrn Jofef Angelus SNart, beS (SeelenleiterS<br />

ber ©räftn, verfemen, morin er einige unveröffentlidhte<br />

$üge ihrer Xngenben unb mehrere ihrer gürfpradje guge*<br />

fchriebene ©nabeu ergäbt<br />

Nun vernehmen mir, mie Herr Jacquier meiter über bie<br />

fromme SDame fchreibt: „SBährenb ihres langen 2lufenthalteS<br />

am Hofe von Neapel bot fie in allen SCugenben baS glängenbfte<br />

Veifpiel. ©ie mar eine von jenen ftarfen grauen, voll Ne*<br />

ligion, ©lauben unb grömmigfeit, meldte ©Ott in feiner Varm*<br />

hergigfeit ber SBelt vorftettt, unt ihre ©ottlofigfeit unb ihre<br />

©ittenverberbmS gu befdhämen. S)iefe Same hatte fich burch<br />

i^re grömmigfeit unb Sammlung, burch ihre Verachtung aller,<br />

felbft ehrbaren Vergnügungen, burdh ihre SoSfchälung von ber<br />

2Belt unter ben tugenbhafteften Samen ber ©tabt unb beS<br />

föniglichen HofeS bie größte Sichtung ermorben. 2)er heilige<br />

Vingeng von Sßaul mar in befonberer SBeife ihr ©d)ü|er unb<br />

gürfpredjer, unb fie hatte gu ihm eine innige unb grünbliche<br />

äfabadjt @r mar ber Vater; um ihn hierin nachzuahmen,<br />

nahm fie bie 2lrmen in ihren Sßalafi auf, ber in ber golge<br />

mie ein ©pital mürbe, mo fie mit eigenen Hauben bie SBun*<br />

ben berfelben verbanb. ©ie rief ben heiligen Vingeng mit<br />

außerorbentIi


— 265 —<br />

an ben guten Sßerfen ber Kongregation teilzunehmen, unb<br />

erlangte baS Privilegium ber Affiliation; ebenfo liefe fie fif<br />

in bie Berfamntlung ber Barmherzigen ©fweftem als afftliiers<br />

teS 3Jiitglieb aufnehmen, ©ie h^ Äleib. ber Barm*<br />

herzigen ©fmeftern erlangt, in welfem fie fierben unb in<br />

ber SUrfe ber 9KifftonSpriefier in Neapel begraben merben<br />

wollte. @S ift um fo gerefter, für fie zu beten, ba auf fie<br />

Währenb ihres SebenS für jeben äWifftonär unb für jebe Barm*<br />

herzige ©fwefter, bereu £ob fie erfuhr, baS SUiefeoipfer bar*<br />

bringen liefe."<br />

©fwefter Seopolbine BranbiS, weife fif mit ihren 3Jlit*<br />

ff weftern mit ber Berfammlung ber Barmherzigen ©f weftern<br />

vereinigte (im Jahre 1851), war bie Urgrofenifte ber Herzogin<br />

von ©t. ßltaS.<br />

jitgefd)rieben btx JFiirbittc itt cljrmiirMgett toxiftÜtarillac.<br />

ÜUtufinenS, Bellegarbe, 20. SDeg. 1904.<br />

SBir h^en im £aufe eine grau, weife unS manfe gute<br />

©teufte leiftet. Bor ungefähr einem 9Jlonate ffwoH ihr nutt<br />

ein ginger unb ein Seil beS 2lrnteS in folf er Sßeife an unb<br />

würbe ganz ffwarz, bafe wir fehr beforgt waren unb bie<br />

Traufe ins ©pital aufnehmen wollten. SBährenb wir bie bazu.<br />

nötigen ©fritte unternahmen, wanbten wir uns an bie ehr*<br />

würbige Suife SUlariffac, um bereu Teilung zu erlangen.21m<br />

folgenben borgen war nun bie ganze ©effwulft verffWunben;<br />

eine eiterige glüffigfeit fonberte fif ab unb bie ff Warze<br />

garbe verging. SDie Befferung hält an unb wir lönnen nun<br />

fagen, bafe unfere gute grau geheilt ift.<br />

©fwefter 3)eff äu£.


— 266 —<br />

Siebenter littb legtet Brief Miltes BiWiotfjefars.<br />

SPatiS, 15. mxi 1905.<br />

glaube 3$nen ffon alles gefagt gu Ijäben Über unfere<br />

93ibIiot^eJ im 3Jtutter$aufe in Sßarig unb über bie 3trt unb<br />

SBetfe bereu ©inriftung. Sie bemerfen aber mit 9ieft, baß<br />

nof ein SBort gu fagen wäre über bie materielle Seite ibrer<br />

©inriftung, unb wie man e$ eingurif ten I;ätte, b&mit man<br />

aus ber Sammlung, bie man gur Verfügung l)at, auf ben<br />

riftigen 9ßu|en jiebe. ©3 ift Wa^r; if erinnere mif, baß<br />

(Sollet, unfer SWitbruber, ber Geologe be3 18. ga^unberts,<br />

ben wir in mebrfafer ^infift atö unfer SSorbilb betraften<br />

fönnen, ein fleine^ btbliograpl)iffe3 Suf ff rieb gum ©e^<br />

braufe für jene, weife nof nift bie nötige ©rfal)rung Ratten:<br />

bie SSibliof ef be£ jungen Geologen; mein Urteil ift in vielen<br />

fünften nift fo ffwerwiegenb wie baS' feinige, in einzelnen<br />

Singen I)abe if jebof auf ffon einige ©rfal;rung.<br />

I.<br />

Sa e3 ftf um bie materielle Seite l;anbelt, fo werben<br />

Sie gut baran tun, guerft nafgubenfen ttnb gu ttnterfufen.<br />

©in bibliogra^iffe^ Sttf fagt von jenen, bie blinblingS<br />

einfaufen ofyne reft gu wiffen wa3, baß fie bie auf biefe<br />

2Beife gefammelte ©rfafyrung „teuer bellen". Sa$ ift fel;r<br />

rtftig gefagt; baSfelbe fann man aber tetlweife von jenen<br />

fagen, Weife bie Sibliotbef auf eine SBetfe einriften, bie ben<br />

SBebürfniffen nift entfyrift ©ine neue ©inriftimg bebingt<br />

eine neue Sluggabe, bie man ntanfmal ^ätte vorauSfe^en unb<br />

vertneiben follen. :<br />

Sag Sofal foU troöen unb lift fein; aus biefem ©runbe<br />

foK tttän nie baS ©rbgeff oß wählen. — Sa3 Sofal fott auf<br />

genügenb groß fein.<br />

Gräften Sie, ein Sofal gu befommen, ba3 „gu groß"<br />

ift, ba£ ift baS richtige 3ftaß. Sie Stf ter l;aben von bem


— 267 —<br />

golbenen unb eifewett Zeitalter gebrochen, unb bte Strchäalo*<br />

gen fpredjen von bei' ©teinjeit unb Von ber Vrongejeit; laffen<br />

mir fte reben, mie fie motten; aber ein ©chriftftetter, ber ein<br />

Such herüber verfaßt hat, fagt, baß mir je^t im „papiewen<br />

Zeitalter" leben; baS ift fehr ridhtig. Jdh habe baS Vudj<br />

früher einmal am glußufer ber ©eine gefauft, meil mir ber<br />

Xitel fo paffenb vorfam. ©ie merbett fidh ohne 3^eifel vor<br />

ber Überflutung bttrd) baS Rapier unb burdh bk Südher britter<br />

unb vierter Drbnung unb merttofe Vrofchüren fdhü^en. 9lber<br />

tro|bem finb mir im pap lernen Zeitalter unb ©ie merbett<br />

balb feben,. baß Shre Vibliothef, menn baS Sofal Hein ift,<br />

balb überfüllt fein mirb.<br />

Söenn man bte SBahl hat, ober menn baS HauS eben<br />

gebaut mirb, fo ift in ben geiftltchen Häufern etn fehr pafc<br />

fenber Drt baS Sofal über ber Kapelle. Unfere Vibliothef<br />

hier hat ein fchöneS SluSfehen unb ich mache bie Vefucher, bie<br />

uns baju ©lücf münfdhen, barauf aufnterffam, baß mir unferer<br />

Vibliothef bemtoch feinen @hreripla| eingeräumt haben; fte<br />

ift nämlich in ben Sachräumen untergebracht; aber ber Naum<br />

ift groß itnb ©ie miffen, mie gut mir ihn ausgenützt haben.<br />

II.<br />

SBenn ©ie ftch baran madhen, bie Vü$er anguftetten, fo<br />

laffen ©ie bie gädjer nidht ft£ anbringen, fonbern vermittelft<br />

gahnleiften, moburdheS Jh^en möglich mirb, bie gädher enger<br />

ober meiter ju madhen. SBenn bie gädher angenagelt finb,<br />

merben ©ie oft in Verlegenheit fontmen.<br />

©lüdfltdh bamt ber Vibliothefar, melier bei ber ©inridh*<br />

tuug ber Vibliothef nidht auf bte frühere 2lnorbnung berfelben<br />

Nüäfidht ju nehmen braudht. @S ift beffer, jenen Haufen von<br />

Vüdhern vor fidh gu haben, ol;ne Drbnung.<br />

Quem dixere chaos,<br />

Kudis indigestague lfloles. (Ovid.)<br />

Senn man ungefähr jenes 3)iaß von miffenfdhaftltcben<br />

unb bibliographifdhen Kenntniffen befifet, bie ein guter Viblios


— 268 —<br />

thefar haben tnufj, bann ift bie Drbnung in furjer 3eit het*<br />

geftellt 3Jian nimmt ein iebeS Buf he? ober man läßteS<br />

fif barreifen; am SÄufrern, am Site!, ober beim Öffnen beS<br />

BufeS erfennt maneS fogleif; unb man fagt „geh" jur<br />

Rheologie, unbeS geht, ober „fomm", unbeS fomrnt jur<br />

^hilofophie ober jur Süeratur. S)ie allgemeine Drbnung ift<br />

vorhanben unb es bleibt nur nof $ie unb ba bie Drbnung<br />

in ben einzelnen gäf ern ^erjufteffert.<br />

2)ie golxobänbe fommen ganz unten, bie Duartbänbe<br />

höher, bie Dftavbänbe nof höher u. f. w. 3Jian wirb biefe<br />

ainorbnung foviel als möglif mit ber logiff en Drbnung in<br />

©inflang zu bringen fufen, aber ber gefunbe Berftanb Der*<br />

langt biefe ©inteilung. Befannt ift baS ©ftdifal jenes, ©e^<br />

lehrten, er hiefe @ber, ber ein Opfer ber ungeffidten 2lnorb=<br />

nung feiner Büf er mürbe; er ftieg auf eine Seiter, um von<br />

ben obern gäfem einen goliobanb herunterzunehmen; er<br />

ftürjte mit feinem Bufe unb fam babei umS ßeben.<br />

3Kan mufe auf fehr barauf aften, ba unb bort auf ben<br />

gäfern leeren Sßlafc zu laffen; fonft wirb man für SHeuan^<br />

ffaffungen balb feinen Sßlafc mehr haben.<br />

®ann mufe man in £inftft auf ben anzulegenben<br />

talog bie Büf er mit $etteln verfehen; barauf fteht bie ©ruppe<br />

beS BufeS, nämlif ber Buf ftabe, ber bie ©erie anzeigt unb<br />

bie fortlaufenbe Kummer, g. B.: A, 25; ober E, 317. SBir<br />

habeneS in folgenber SBeife gemaft.<br />

SBeil ber äufeere Settel oft herunterfällt, fo haben mir bie<br />

Rahlen auf infoenbig aufgeff rieben, ©tatt eines ÖlftetmpelS, ber<br />

baS Buf beff mufct, haften mir auf bem innern weißen Blatt,<br />

bem fogenannten Borfa&papier, einen Settel mit ben Buf ftaben<br />

aufgef lebt, worauf auf ber Stempel beS Kaufes zu fehen ift, um<br />

ein verlornes Buf wieber an bie rif tige Slbreffe jurüdgelangen<br />

ju laffen. 3ttan zählt alfo bie Büfer von unten naf oben.<br />

9Ran fann manf e -Kümmern überbringen, um fie für neu*<br />

anjufaufenbe Büf er gu refervieren; man fann auf ben fyäter


— 269 —<br />

angefdjafften Sötern bie f$on vorhanbene Kummer eines<br />

Bu$eS anWeifen mit einem Bud&ftaben, j. B. 21a, 21c,<br />

21 n u. f. w. — SieS alles in £inficht auf ben Katalog.<br />

in.<br />

Unb wie fott man biefen Katalog anlegen? — Sa mufc<br />

man wohl viel ©ebulb haben. berufe mid) hiebei auf baS<br />

BeugniS unferer lieben ©eminariften, welche auf meine 2ln=<br />

weifung unfern Äatalog zufammengeftellt haben. 3Benn man<br />

jeboch metI;obifdh vorgeht, fornmt man gu frönen 3tefultaten;<br />

als Beugen fann ich biefelben IiebenSwürbigen Reifer einlaben,<br />

wel$e, als wir nahe baran waren, biefeS grofce 2BerI ju voll*<br />

enben, ein fleineS geft feierten, um fid) ein wenig ju erholen.<br />

3ch befi^e fogar ein paar Berfe, bie fie mir bei biefer ©ele*<br />

genheit bargebradjt haben, unb bte idj mir gut aufhebe.<br />

es ift leidet ju verftehen, warum man SUlethobe itnb ®e*<br />

bulb braucht, ©owie aus einer Staupe juerft bie ^uppe unb<br />

bam erft ber fdjßne Schmetterling wirb, in ähnlicher SBeife<br />

gehteS mit bem Katalog. Buerft mufc ber Katalog ffijjiert<br />

fein; ein jeber hat auf einem grofjen Bettel bie Bü^er einer<br />

Abteilung aufgetrieben: Xitel, Berfaffer, Sruäort, Saturn,<br />

gormat. Beim Berfaffer foll auch ber Borname angegeben<br />

fein, weil man fonft fpäter in Berlegenheit fommt.<br />

Sie zweite ©tufe ift ber Bettelfatalog. ^<br />

crjj en<br />

(fixierten) Äatalog bejei^net man ein jebeS SBort, baS ben<br />

Anfang eines Bettels btlben foll; benn man braudjt einen<br />

Bettel, ber mit bem Tanten beS BerfafferS anfängt, einen<br />

anbern, ber mit bem erften SBort beS Titels, manchmal auch<br />

einen, ber mit bem einen ober anbern wefentli


— 270 —<br />

folgenbe äRa^nung: „Senfen ©te im vorauf, was anbern<br />

nftfclif fein fßmtte." Unb if fügte bei: „SJlan muß beim<br />

Anlegen beS ÄatalogeS nift bie ätöftft ^aben, baß jene, bie<br />

ein §8uf fuf en, el ftnben fönnen..-Dieine jungen Seute<br />

öffneten erftaunt bie Slugen. 3f fügte bann bei: fott<br />

für jene, bie ein §8uf fuf en, gar nift möglif fein, ba£<br />

33uf nift gu ftnben." & Stof „Sefifon ber<br />

mogonte unb Paläontologie" von Seban, Paris u. f. tt). muß<br />

einen 3 e ttel fydberimit bem SBorte „Sejrifon", einen anbern<br />

mit bem SBorte „$oSmogome", einen anbern mit bem SBorte<br />

„Paläontologie" unb einen mit bem Sßorte „3e$an". 2luf<br />

biefe 2Beife muß berjemge, ber baS SJuf wo immer fuft, eS<br />

auf jeben gfall ftnben.<br />

SDlan f)at jefet bie ßetteln nur nof atytyabetiff gu orb*<br />

neu unb ber Katalog unter biefer ©eftalt ift fertig, ©oll<br />

man babei fielen bleiben? 9?af meiner Slnfift nein; ba£<br />

SSolfommenfte wirb fein, ben Katalog nof einmal umgttges<br />

ftalten unb einen Äatalog in Suf form ^erguftellen.<br />

IV.<br />

Ser ßettelfatalog, fo fagt man manfmal, übertrifft an<br />

Sequemliffeit ben Katalog in Sufform, Weil man bie neu*<br />

gefauften Sftf er letf t unter bie Sätteln einreiben fann. Sa£<br />

ift wa^r;eS ift aber auf wabr, baß ber $ettelfatalog t>tel<br />

letf ter in Unorbmmg fommt, wenn man nift baS befonbere<br />

Littel anwenbet, bie Settel gufammenguljeften; bann muß man<br />

aber, um ein neues S3uf einguff alten, bie Buttel auSeinanber*<br />

nehmen.; baS ift aber guvtel 3Jlübe, ber fif -Jfaf folger viel*<br />

leift nift untergiefyen werben.<br />

Sann ift ber Katalog in Sufform angenehm, Weil man<br />

auf einem Statte mit einem Slide bie gange 9leil)e ber SBüf er<br />

beSfelben SBerfafferS ober über biefelbe Materie überfein fann.<br />

Sn 33egug auf neuangefaufte Sftfer buben Wir folgenbe<br />

SUietbobe beobaftet: Ser Äatalog beginnt mit ber gweiten ©eite<br />

beS erften SlatteS; bie erfte ©eite beS gweiten SBlatteS bleibt


frei itrtb bient gum Nachtrag ber fpäter angegafften Vitdher;<br />

fo fotrbbann baS neue Such an feinem $pia£e, ber ihm in<br />

ber Neihe beS 2lIphabeteS gebührt, auf ber regten ©eite nadj*<br />

getragen. @S fann alfo bie Vibliothef verboppelt merben,<br />

bevor im Katalog ber Naum gebridjt.<br />

35er Katalog foH gut leferlt$, menn audj ntd)t faüigraphif$<br />

gefdhrieben fein; benn man fdjreibt nidjt fo fehr für ftdj<br />

felbft als vielmehr für ben Sefer. (SS ift nod) ju empfehlen,<br />

ben Katalog in Sudhform guerft tu einzelnen lofen blättern ju<br />

fchretben unb erft am @nbe einbinben gu laffen, in einen,<br />

jmei ober brei Vänben, je nach ber ©röße beS KatalogeS. Sßir<br />

haben brei ftarfe Sänbe in golio.<br />

y.<br />

Jch habe von bem atphabetifchen Katalog gefprodjen,<br />

iDeil er ber michtigfte ift unb am häufigften gu Nate gebogen<br />

toirb. ©ie merben midj nun fragen: 2BaS ifteS benn aber<br />

mit bem fyftematifd)enKatalog, ber bie Vitcher nad) bem behanbelten<br />

©egenftanbe aufführt? Jdj fage, baß, menn man<br />

$eit hat, and) bieS fel;r gut fein mirb;eS ift mißlich unb an*<br />

genehm, aber für eine Vibliothef von jel;n^ bis gmangigtaufenb<br />

Sänben, bie man ziemlich leicht itberblicfen fann, nidjt unumgänglich<br />

notmenbig.<br />

äßir habeneS getan, meil mir eine vollfotnmene Arbeit<br />

liefern mollten.<br />

3)iefe 2lrbeit hatte fchon baburch einen großen Vorf^ub<br />

erhalten, meil mir in jebeS gadj: Heilige ©chrift, Stturgie,<br />

©ef($ichte u. f. m. einen 3luSjug aus bem alphabetif^en Ka*<br />

talog legten, ein jeber gut getrieben unb gut gebunbem<br />

2Bir haben au


— 272 —<br />

für? unb mar überbieS uotmenbig, bamit eS für baS 3luge<br />

gefälliger unb zum 2Iuffufen leifter fei. ©elbftoerftänblif<br />

finb bie Unterabteilungen üerffteben je naf ben Büfern, bie<br />

man ju orbneu hat; naf biefer Bemerfung unb ba ©ie glait*<br />

ben, bafe e8-fftr ©ie ein ^ntereffe haben mirb, fo toi tt if<br />

3hnen bie Einteilung ober baS ©erippe unfere« fyftematiff en<br />

KatalogeS furj au3etnanberfe|en.<br />

A. ^eilige S^rift-<br />

1. $ejte, 2. Kouforbanjen, 3. allgemeine Kommentare, 4 befon*<br />

bere Kommentare, 5. Einleitung in bie ipeilige ©cbrift ober $bhanb=<br />

hingen über biblifcfye germeneutif unb t>erfchiebene (Schriften rate<br />

Bibelleytfon, Biblifcbe Geographie, Biblifcbe ©efcfyichte, Siteratur unb<br />

®id)t!unft ber «Bibel, SEheoIogie ber Bibel.<br />

I. Segte*<br />

1. ^oZwZotten.<br />

ße Sag, 1. — "SBaltoit (Londinensis), 2. — (Stier, 52. — Bi--<br />

gourouy, 52 a.<br />

2. $>ebxäxfc<br />

^Uifääbiung in ähnlicher 2öeife..<br />

, Wufaählurtg.<br />

8. &xxecfyifd?e ^tbeZn.<br />

4. tgateinifcfye ^SißeC«.<br />

2lufaäl)lunß.<br />

5. "zßibetn xtt ntobexnen gpxacfyext.<br />

Bibeln in arabifcber, armenifcber, mobent cbalbäifcher, beutfdjer,<br />

engliff er, fran^öfifcher, irlänbifcber, italienifcfyer, perfifd^er, polmfcfyer,<br />

ruffifcfyer, flaoifcfyer, türfifcfyer unb ungarifdjer (Spradje. ©ie fefjen,<br />

bafj unfere (Sammlung fehr mannigfach unb intereffant ift.<br />

Sarnaf fommt eine ähnltfe Sttufjfihlung ber Äonlor*<br />

bangen, ber allgemeinen Kommentare. . . Sauf biefer 9lufjäh=<br />

lung brauf t ber Sßrofeffor, ber bie ©eneftö ober bie Sßfalmen<br />

ober bie Briefe beS heiligen SßauluS gu erflären hat, nur<br />

einen Blid auf b a£ BergeifniS ber Büf er gu merfen, melf e<br />

bei ben berffiebeneit SDtaterlen angegeben finb, um ju fehen,<br />

über melfe SBerfe er gu verfügen hat.


— 273 —<br />

Samt fommen bie Tabellen für bie anbern Abteilungen:<br />

B. Siturgie; C. Buffarien unb Äongilien; D. Bäter unb an=<br />

bere Äirdjenf


— 274 —<br />

De Gratia; bann bei ber -Jftoraltfjeologie: De actibns humanis et<br />

Conscientia; De legibus; De peccatis et virtutibus; De Decalogo<br />

uub über jebeS ber jefyn (Gebote. De prseceptis Eeclesise. 2)ann<br />

de Statibus, de eorum obligationibus; de Sacramentis; enbttcb de<br />

Novissimis.<br />

®ine ähnliche ©inteilung mie bie obige für bie Heilige<br />

©d)rift unb bie Geologie baben mir auch auf bie anbern<br />

SBiffenfhaften angemenbet, mie firchltdjeS unb bürgerlidheS<br />

Necht, Phüofop&te, fünfte unb Sßiffenfchaften.<br />

Nadfjbem nun bie SUbliotljel ber bequemen 33enufcung<br />

entfpred)enb georbnet ift, erübrigt nur noch, über bie ©rhal*<br />

tung ber Drbnung gu machen. Jn feiner ©efdhidhte beS Äon*<br />

gilS von Orient führt ^Mavicint baS ©pridjmort an: „@S<br />

gibt feinen ©arten, ber nidjt von 3eit gu 3eit einen ©paten*<br />

ftidh nötig hätte, unbeS gibt fein Äleib, baS man nidht hie<br />

unb ba nachbürften müßte/' ©o muß audh bie Vibliothef<br />

nicht nur von jenen, melche für bie materielle Drbnung forgen,<br />

beauffidhtigt merben, fonbern es ift aud) baS machfame 3luge<br />

beS SWeifterS notmenbig. @r muß felbft oft bie Sibliothef<br />

buräjfehen unb fidh vergemiffern, baß^alleS in guter Drbnung<br />

ift. @S mirb il;m niemanb übelnehmen, menn er fich ein<br />

menig barauf einbilbet, menn bie Vibliothef in fdhöner Drb*<br />

mtng ift.<br />

@S ift ja mehr als je nötig, im Jutereffe ber guten<br />

©ache bie SBiffenfdjaft gu pflegen. SeShalb famnteln mir<br />

brauchbare Vüdher, mie man ehemals foftbare ©chä^e fammelte.<br />

SBir merben uns glüdflich fchä^en, toennmir, auf ben $ort*<br />

fchritt ber SBiffenfchaft bebacht, unfern Seil bagu beitragen,<br />

ihr Steht gu unterhalten.<br />

Sllfreb -Kilon.<br />

Sie anbern „Briefe eines SBibliothefarS" ftnb in folgenben<br />

Sänben ber Simulien gu ftnben: ©rfter Srief. — Über<br />

bie SBidhtiflJeit einer guten Söibli'othef. Sie Sibliothef von<br />

©t. SagaruS vor ber Revolution. — älnnalen, 33anb 67,<br />

Jahr 1902.


— 275 —<br />

.^Wetter Srief. — SWgemeiner plan unb Klaffiftgierung<br />

ber Süfer in ber Sibliotbef beS jefcigen 3JtutterbaufeS in<br />

Paris. — »nnalen, 8b. 68, ga&r 1903.<br />

dritter Srief. — Sie „Söibliot^ef ber Kongregation ber<br />

SWiffton". ©rfter Steil; Siifer, von äWifftonäten verfaßt. —<br />

Stnnalen, 8b. 68, 1903.<br />

Vierter 8rief. — Süd) er, verfaßt von SRifitonÄprieflern.<br />

(gortfefeung.) »nnalen, 8b. 68, 1903.<br />

fünfter 8rief. — äöerfe, betreffenb bie Kongregation ber<br />

3Kiffton. "Stbiiograpljie beS heiligen Singen} von Paul,<br />

ff idjte ber Kongregation unb SebeitSbeffretbungen tl;rer SRif*<br />

fionäre. Käufer ber 9Jiifftonäre unb ber Sarnf ergigen ©fwe*<br />

ftern. . . 2lnnalen, 8b. 68. $al;r 1903.<br />

©effterSrief.— ©effiftlife Duellen ber Kongrega*<br />

•tion ber SBtfjion. Slnnalen, 8b. 69, ^aljr 1904.<br />

Siebenter unb le^ter 8rief. —SDer Katalog ber<br />

Sibliotbef beS 9KutterbaufeS. ännalen, 8b. 70, Qabr 1905.<br />

Hflark freefeiigen 3ol)amt ©abriet Jleriu^rc jwjmtfhnt ber<br />

biirftigften Miftmm<br />

5er ßei&cn 3?arot(ien 5eo {jetKgen ^injenj tJon SPttuf.<br />

Paris, 21. ©ept. 1904, Sanffagung. — Sreboui,<br />

21. Sept., ein tolftigeS Anliegen. — SRontreuil für 3Jter,<br />

27. Sept., gwei ©naben erlangt. — Sa Porome bei Sßar«<br />

feilte, 29. Sept., eine Teilung. — Sft., 28. Sept., eine Teilung.<br />

^avron, 5. Dft, ©anffagttng unb 8itte. — 8ebef<br />

(Sürfei), ©abe unb Sitte. — ©baffeneuü, 12. Dft., be*.<br />

ftanbene Prüfung. — ©an SJliguel (©an ©alvabor), 18. Dft,<br />

©ri)örung. — Sarcelona, 18. Dft, Sanffagung. — 9)ion=<br />

ceau leS SDUneS, 22. Dft, mehrere ©naben erlangt. —<br />

Pouance, 28. Dft, SDanffagung. — Paris, 28. Dft, Gr*<br />

börung.


— 276 —<br />

SRoutietS faint Sean, 2. 9loü., Störung.— gumel,<br />

3, 3fa>& v Sanffagwtg. — ©atffac, 3. 5lot>., Sanffagung unb<br />

Sitte. — SjibjeUi, 4. SKoö.,beftanbenelßriifungen. — 3)lart)e'<br />

jolS, 4. Stoö., Sanffagung. — Boufignty, 5. 9tot>., Sauf*<br />

fagung. — Bogtyar,. 9. -Kon., SanJfagung. — ©iena, 7.<br />

Sanffagung. — et>ent, 8. 9toö., Teilung. — Sa Sßre*<br />

t>iör.e, 6. 9tot>., mehrere Teilungen unb Bitten.— Situbürg,<br />

9. jtoet Teilungen. — Sßouance, 10. 9lot>., Sanlfa*<br />

gung. — 5ßariS, 11.9tot>., Sanffagung.— 3lutun, 11. 9lot>.,<br />

Sanffagung. — SrotyeS, 11. Slot)., Sanffagung. — Bait<br />

leul, 12. Slot)., Sanffagung unb Bitte. — ©Ijalon für<br />

©aone, 12.9toü v Sanffagung. — 3lub ertdjicourt, 12.Sftofc.,<br />

beftanbene Prüfung. — ©aint ©ugene, 12. Stob., San!=<br />

fagungen; eine Teilung. — ©an 3JligueI (©afoabor), 18.3lofc,,<br />

©nabe erlangt — Sille, 13. SRot> v ©nabe erlangt. — SßariS,<br />

13. Slot)., (Störung. — SßariS, 14. 9iot>., $ßrüfung^eugni£<br />

erlangt. — Appietteo (^orftfa), 14. Sftofc., Sanffagung. —<br />

Sie Warfen, 17. -Wob., $mi ©naben erlangt. — SßariS,<br />

21. -Jloi)., Sanffagung. — Sagnty, 22. 9lot>., ©rfrärung. —<br />

Buenos 2lire£, Sftoü., Bitte um Teilung. — Xerlijji<br />

(Statten), 25. 9toö., Sanffagung unb Bitte. — Bannes,<br />

26. 3loö v beftanbene Prüfung. — 3töaIIon, 30. Stob., Sanfc<br />

fagung.<br />

©Anteile, 1. ®ej., Sanffagung. — 5ßartS, 6. Sej.,<br />

Sanffagung. — BejierS, 7. Sej., beftanbene Prüfung.<br />

D. be"».


( E u r o p a<br />

IJparts.<br />

IHe ibeßung ber (ierMicfjett iifaxxtfit faxefjrnmrbtgen<br />

luife Sifariffat.<br />

ir hebert ff ort früher gefagt, bafe ber Sßrogefe über ben<br />

heroiffen ©rab ber gitgenben ber ehrwürbigen Sutfe<br />

SJlarillac abgeffloffen ift. 9lun foHte auf eine Unterfufung<br />

über ben 3^ftanb ber fterblif en Überrefte ber Wienerin ©otteS<br />

erfolgen.<br />

©f on früher waren gu verffiebenen Seiten bie Über*<br />

refte ber ehrwürbigen Wienerin ©otteS unterfuft worben.<br />

SDte lefete Unterfufung fanb am 29. SJtärg 1905 ftatt. ©egen<br />

1V 2 UI;r naf mittags begab ftf ber Sßräfibent beS firf lif en<br />

©eriftShofeS, 9Jifgr. £egou£, in Segleitung ber anbern<br />

glieber beS ©erif tShofeS, breier $rgte, beS SßoligeifommiprS<br />

unb mehrerer Arbeiter in bie Kapelle ber Barmherzigen ©fwe=<br />

ftern (ßue du Bac 140), wo fif bte Reliquien ber ehrwür*<br />

bigen Wienerin ©otteS beftnben. 9Ran hatte bie bem ©rabe<br />

junäfftftehenben Banfe weggeräumt, um mehr pa£ gu ge*<br />

Winnen. SDie $Crgte unb alle, Weife bei ber Eröffnung beS<br />

©rabeS beffäftigt fein foHteit ober weife bie Reliquien be*<br />

rühren follten, leifteten am gufee beS 3lltareS ben vorgeffrie=<br />

benen ®tb. Samt fpraf 9Jifgr. Segous ben Borffriftember<br />

Slitenfongregation entfpref enb einige SBorte, inbem er gugleif<br />

erflärte, bafe jeber, ber auf nur beit fleinften ^eil von ben<br />

Stnnatcn 70. 19


— 278 —<br />

Reliquien ber Sienerin ©otteS für ftf nehmen würbe, eg*<br />

fommunigiert fei Sarauf ff ritt man unier lautlofer ©tifle<br />

gur ©röffnung beS ©rabeS. 3Wan bob ben ©arg unb [teilte<br />

i^n auf eine mit weißer Seinwanb bebedte Saut Ser Siffter<br />

beS SÄutter^aufeS ber SDfifftonSpriefier unb berjenige beS 3Jtutter*<br />

haufeS ber Sarmhergigen ©fweftern trugen ihn bann burf<br />

bie gwei Leihen ber ©eminarff weftern unb ber eingefleibeten<br />

©fweftern, bie alle brennenbe Kerken in ber iganb trugen,<br />

ben Kocribor ber Kapelle entlang in ben @£ergitienfaal, in<br />

welfem gwei mit weißen Sinnen bebeite £iffe aufgeftellt<br />

Waren. Ser ©arg würbe in ©egenwart 3Jtfgr. Segou^, ber<br />

gangen firflifen unb Saienfommiffion fowie ber gangen ©e^<br />

meinbe auf einen ber gwei Siffe gefteHt. 3Jlfgr. Segou£<br />

öffnete vorfiftig ben ©arg, 50g ben ©toff, ber bie ©ebeine<br />

verbedte, gurüd unb erfuf te bann bie Srgte, ben Inhaltbe&<br />

©arges herauSgunehmen. 3Äit tiefer Führung fahen äße gu^<br />

erft ben Kopf, bann bie verffiebenen ©ebeine gum Sorffein<br />

fommen» -Jtafbem äße görmliffeiten erfüllt waren, fteßte<br />

ber 2lrgt baS gange ©felett wieber gufammen. ©obattn gogen<br />

aße ©fweftern an ben foftbaren Überreften vorbei, ohne<br />

jebof benfelben irgenb eine Serehrung gu begeigen. SaS*<br />

felbe taten bie 9Bifjionäre, währenbbejfen man nof einige<br />

anbere $örmlif feiten erfüllte.<br />

Sann nahm SUlfgr. Segou£ ein ptotofoß auf, baS von<br />

ben 3JütgIiebern ber firf lif en Kommiffion unb vielen anbern<br />

Sengen, barunter ber ©eneralfuperior £err 3lnton giat, bie<br />

©eneraloberin ©fwefter SBarie Kieffer, untergeifnet Würbe.<br />

Sa3 protofoß, auf Pergament geff rieben, Würbe in einen<br />

3blinber auSginf gu ben ©ebeinen gelegt, ebenfo ein anbereS.<br />

©efäß mit ber 2tffe mit ber einfafen Snffrift: „Suife<br />

3ttarißae" u. f. w., unb auf einer anbern platte bie SBorte:<br />

Ossa. — Die 29. Martii 1905. Auctoritate apostolica,<br />

recognita.<br />

Sie ©?beine- — 29. märg 1905. 3ftit apoftoliffer<br />

Soßmaft unterfuf t.


— 279 —<br />

3>er ©arg mürbe bann mit einem meißen ©eibentudje<br />

bebedt, auf meinem ein golbgeftidteS Kreug mit ber einfa$en<br />

Jnfdjrift ju lefen mar; Spes unica: ©injige Hoffnung.<br />

2luf bemfelben äßege mürben bie Reliquien in bie Kapelle<br />

jurüdgetragen, aber ftatt ber ©dhmeftern begleiteten jefet bie<br />

Miffionäre mit Kerken in ber Hanb bie Reliquien an ihre<br />

Ruheftätte.<br />

Slfö bie Arbeiter ben ©rabftein mieber jurüdgelegt hat*<br />

ten, Kniete 3Jtfgr. ßegoug am guße beS SttltarS nieber, betete<br />

baS „Sub tuum praesidium" unb fagte bann: „Jch hoffe,<br />

baß unfer SBunfd) balb erfüllt fein mirb unb baß mir balb<br />

merben beten fönnen: ©elige Suife SUtarittac, bitte für unS!"<br />

Sie rül;renbe geremonte,meld&e um 1V 2 U^r begonnen<br />

hatte, fdjloß erft gegen 5 1 / 2 Uhr.<br />

Herr Seo goreftier, 2lffiftent beS ©eneralfuperioric, teilt<br />

itnS einen SJrtej beS Herrn SStrnaij an ben ©eneratfuperior<br />

mit, ben mir hier miebergeben:<br />

9Jlabrib, am 15. 2Mr* 1905.<br />

3$ habe Jh^en vor furjer gelt ein Telegramm äugegefanbt,<br />

um von bem SBunber Mitteilung ju machen,<br />

baS fid) heute früh In bem Rovi^iate unferer ©chweftern ju«<br />

getragen hat.<br />

©ine ©eminarfd)mefter litt feit einiger geit große ©djmer*<br />

jen infolge einer Verfrümmung ber SBirbelfäule; fie fonnte<br />

meber jtfcen, noch gehen, nod; ftehen; fie mar fo fdhmach, baß<br />

fie feine Nahrung mehr Vertragen fonnte.<br />

Sie Kranfe mar von einem ©pejialarjte behanbelt mor*<br />

ben, jebodj ohne ©rfolg, unb bie Srjte gaben burdjauS feine<br />

Hoffnung auf ihre ©enefung.<br />

Sfflan hatte fchon brei Novenen ju ©bren ber ehrmür*<br />

bigen Suife SDtaritlac gehalten, unb bie vierte f^Ioß eben<br />

biefen borgen. S)te ©chmeftern 3)ireftrice£ legten ber Kranfen<br />

einige Reliquien, barunter audh ein ©tüd von bem Hembe<br />

19*


— 280 —<br />

auf, ba£ bie ehrwürbige ©tifterin am Sage ihre§ $obe£<br />

trug. 3)a plöfelif gegen aft Uhr morgens fühlt ftf bie<br />

©fwefter fo wohl, bafe fie verlangte, fif anfleiben ju bürfen;<br />

fie fonnte gehen unb fam halb barauf in bie Kapelle. 3§re<br />

früheren unerträglifen ©fmergen maren vollftänbig ver*<br />

ff wunben unb fie fonnte mieber ©petfe gu fif nehmen, bie<br />

fie auf behalten fonnte. 2llle ©fmeftern fahen fie in ver*<br />

ffiebenen Räumen beS feaufäumhergehen; if felbft fah fie<br />

in mein 3iwmer fommen, vor mir auf unb ab gehen, nieber=<br />

fnien unb ben Boben füffen, was ihr burf vier 3Jionate<br />

burfau^ unmöglif mar; benn e3 mar bie 3eit, mo fie einen<br />

unglü&tfen §all tat, ber bie ^aupturfafe ihrer ©rfran*<br />

fung mar.<br />

5)a3 ift in furgent bie $atfaf e. 2)er £au3argt ift eben*<br />

faßte feft überzeugt, bafe biefe Teilung ein SBunber ift, ba3<br />

bie ©fmeftern be$ $entralhaufe£ burf fyv innige^ unb be*<br />

harrlifeio ©ebet erlangt fyafcn. SBte beobaften affe^ unb<br />

merben alle§ tun, ma3 bie friftlife Klugheit unter folfen<br />

Umftänben verlangt; itnterbeffen banfen wir ©ott von bergen,<br />

bafe er burf Vermittlung unferer ehrwürbigen ©tifterin biefen<br />

Sßunber gemirft h


— 281 —<br />

fefforen an ben Untoerfitäten unb in Seminaren. 2luch bie<br />

religiöfen Drben, mie »enebiftiner, granjtölaner, 3Jtinimen,<br />

unb bie neueften Kongregationen, mie bie S^fniten, 3Jif~<br />

fionSpriefter, ©ubiften unb bie »rüber ber djriftlicfyen ©djttlen<br />

nehmen barunter einen ©hrertplafe rtn. 2lud) baS chriftlidje<br />

SSoK ift nicht auSgef^loffeit, benn aud) öier Saien beftnben<br />

fidj auf ber langen Sifte ber unfdjulbigen Dpfer ber Sieüo*<br />

lution.<br />

©predjen mir nun ettoaS öon bem,ma& bie Kongrega*<br />

tion ber SWiffion näher berührt. Sie 219 SDiener ©otteS,<br />

um beren ©eligfpredjung e£ ftch hanbelt, .mürben in üier ber*<br />

fd^tebenen ©efäitgniffen hingerietet: bei ben Karmelitern, im<br />

©entinar t>om heiligen girmimta, in ber Sibtei unb in bem<br />

©efängniffe, genannt „La force", b. h. ba3 guchthau^. 76 bie=<br />

fer Dpfer erlitten im Seminart>om heil, girminu^, ju^eiten<br />

be3 ^eil. Binsen^ genannt ba3 Kollegium t>on ben guten Kinbern,<br />

ben Sob.. biefem ©eminar ^atte ber fyil »injens im<br />

Sahre 1625 bie Kongregation ber -üttiffion gegrünbet, unb ba<br />

mol;nte er auä) mit feinen erften -ättiffionäreu bi3 jum $&hre<br />

1632, mo er bann in bie neue 3Bol;nung ber 3Jliffionäre jenfeit3<br />

ber ©eine im £aufe ©anft Sajaru£ überftebelte. ®a<br />

mar nun baS 3Jhttterhau3 ber Kongregation bi3 jur großen<br />

Sftebolution.<br />

S)te SDitfftonäre blieben aber anä) nod) nad) bem $ahre 1632<br />

im Beftfee beS §aufe£ t>on ben guten Kinbern, bis e3 ju Be*<br />

ginn be£ adjtjebnten 3al;rhunberte^ Siöjefanfeminar mürbe<br />

unb fpäter ben tarnen be£ heiligen girminu§, beS $atrone3<br />

ber Kapelle, annahm.<br />

^ahre 1792, jur Seit beS Überfalles be£ £aufe3<br />

burdj bie Revolutionäre, befanben fi


— 282 —<br />

erjäl)lt Herr Soitttangter in feinen Aufzeichnungen, „befanben<br />

ftd) im Hanfe adh^ehn ©eiftlidhe, meiere megen ©ibeSVermei*<br />

gerung ihre Soften hatten verlaffen müffen unb ein alter<br />

penfionierter Offizier;" biefe alle mürben mit ben Sßrieftern<br />

beS HaufeS am 13. 2luguft 1792 verhaftet 2In bemfelben<br />

Sage fomte audh an ben folgenben Sagen bis sunt 31. 2luguft<br />

braute man eine große gahl eibvermetgernber ^Sriefter unb<br />

einige Säten, faft fämtlich aus ben bem ©entinar benachbarten<br />

©tabtteilen, bahtn. Dbgleidh bie offiziellen Siften nur 92SBer*<br />

haftete anführen, fo ift es boeb aus jeitgenöffifdhen ®ofumenten<br />

als fidjer feftgeftellt, baß bie gahl ber Dpfer hunbert<br />

überftieg.<br />

S)ie aJlefeeleien begannen im KarmeliterKofter, in ber<br />

2lbtei unb im guchthaufe am 2. September 1792 nachmittag<br />

unb mürben am 3. September ju ©anft girmin fortgefe^t,<br />

mo 76 ©efangene hingemorbet mürben. Unter ihnen beraub<br />

ftdh ber ©uperior beS ©eminarS Herr grangois, Herr Johann<br />

©rutyer, früher Pfarrer bei ©anft Submig in SBerfailleS, meines<br />

unter ber Seitung ber SfftifftonSpriefter ftanb, unb Herr Nifo*<br />

laus ©olin, ber burdh einige $ahre Pfarrer von ©6nevrt6reS<br />

in ber SDiögefe SangreS mar, ber fid) aber bis gu feinem Sobe<br />

als Sßriefter ber Kongregation ber 3Jltffion unterjeidhuete.<br />

gerner ift ju ermähnen Herr Johann Karl ©haron, eben*<br />

falls 3)ZtffionSpriefter. 3ludh biefer vermeilte einige geit außerhalb<br />

ber Kongregation unb erhielt eine ©teile als Pfarrer in<br />

SDteaur, ba er ftdh meigerte, ben fchiSmatif^en ©tb ju letften,<br />

verließ er feine Sßfarre unb 30g fich in baS ©eminar ©anft<br />

girmin gurüd; außer biefen befanben fich noch jehn Sßenfionäre<br />

bafelbft, bie ebenfalls ihr SBIut für ben ©lauben vergoffen.<br />

©S ift ju münfdhen, baß ber ^rojeß mit ©rfolg gefrönt<br />

merbe; baS märe für bie fchmergeprüfte Kirche von gtanfreieb<br />

ein großer Sroft.<br />

fe. Billette.


— 283 —<br />

JU a r i<br />

®aS alte £auS von ©anft ßagaruS, burf ben lang*<br />

jährigen Aufenthalt beS heiligen Bingeng geheiligt, befifet für<br />

bie SKifjionäre immer befonbereS Sntereffe, weshalb mir naf*<br />

ftehenb eine Beffreibung folgen laffen.<br />

SBir tun bieS um fo lieber, als biefeS £auS, baS feit<br />

ber Sievolution als ©efängnis bient, baS aber bis gum ©übe<br />

beS aftgehnten ^ahrhunberteS ber ©ife beS ©eneralfuperiorS<br />

ber 3fttffionSpriefter mar, wahrffeinlif balb verff winben wirb.<br />

®enn naf bem neuen ©tabtylane fott an ©teile beS igaufeS<br />

©anft SagaruS eine grofee ©trafee fommen.<br />

©anft SagaruS lag früher in ber Bannmeile von^ariS;<br />

je|t gehörteS gur inneren ©tabt, unb gwar gu einem ber<br />

belebteften ©tabtviertel.<br />

®ie Anfänge beS £aufeS ©anft SagaruS ftnb in tiefeS<br />

Sunfel gehüllt, ba bie meiften Sofumente im hunbertjährigen<br />

Kriege itnb in ben folgenben Bürgerfrlegen verloren gingen.<br />

SDtan fann mit einiger SBahrffeinliffeit annehmen, bafe an<br />

biefer ©teile einft baS bem heiligen SaurentiuS geweihte Klofter<br />

ftanb, Von bem ©regor von SourS fprift (Historia Francorum,<br />

lib. VI. cap. I.). 2llS biefeS in ben fahren 885 bis 888<br />

von ben Normannen gerftört worben war, baute man an<br />

beffen ©teile ein £auS für 3luSfä|ige, welfeS wie alle ber*<br />

artigen Slnftalten unter ben ©f \x% beS heiligen SagaruS (fran*<br />

göftff saint Ladre ober saint Lazare) geftellt würbe, infolge<br />

einer im SUlittelalter häufigen Berwefflung ber beiben SagaruS,<br />

beS 2luSfä|igen unb beS vom göttltf en &eilanbe aufermedften<br />

BruberS SfflariaS unb Harthas.<br />

35aS Sßappen beS £aufeS geigt baS BilbniS SagaruS',<br />

beS BruberS 3JiariaS unb 9JlarthaS. ©in ©iegel aus bem<br />

Sahre 1264 trägt bie Qnffrift: Leprosorium capituli<br />

sancti Lazari Parisiensis.


— 284 —<br />

2>aS erfie beftimmte 2lftenftüaS anbere 2lftenftü


©täuben ber ©tabt entgegennahmen. ©anft SajaruS<br />

tüurbe ber Setchnant beS Königs niebergefteüt; ba mürbe er<br />

nochmals eingefegnet unb bie SBifchöfe beS Reimes befprengten<br />

t>en ©arg mit äBetfctoaffer; barauf empfingen bie Mönche von<br />

©aint JDeniS ben Setchnant aus ben Hänbeit ber „HanouarbS",<br />

«ine ©ilbe ber ©aljhänbler, meiere feit unvorbenflichen geiten<br />

"ba« Vorrecht befaßen, ben Seidjnam beS Königs gu tragen,<br />

morauf biefer in bie fönigltche ©ruft ber 2lbtei von ©aint<br />

2)eniS überführt mürbe.<br />

Sn Anfang beS fedjjebnten 3ahrhunbertS, gegen 1515,<br />

mollte ©tefan von ?ßonchier, Sifdjof von SßartS, bie in ©anft<br />

SajaruS eingefchlichenen Mtßbräud)e abftellen unb bie 3Ser=<br />

maltung änbern unb übergab baS HauS ben regulierten ®hor=<br />

herren von ©anft Viftor, aber fo, baß er fie nach ©utbünfen<br />

toieber entlaffen fonnte. 3Itte meiteren Verleihungen bis in<br />

"baS 3ahr 1611, mo Habrian Sebon von bem Vifdhof von<br />

IßariS, Henrich von ©onbi, baS HauS ©anft SagaruS über*<br />

nahm, trugen benfelbeit ©harafter, ber übrigens mit bem<br />

9Befen eines SBrtoratbenefijiumS febr gut beftehen fann.<br />

3m 3al;re 1600 mar ©anft SajaruS im Seftfc von adjt<br />

regulierten ©horherren von ©anft Viftor unter ber Settung<br />

"beS SßriorS Habrian Sebon;eS herrfchte aber jmifdfjen ihnen<br />

toenig ©intraä)t unb Sebon backte baran, fein Veneftgium<br />

^egen ein anbereS ju vertauf^en; bieS fdjiem ihm um fo ge=<br />

redhtferttgter, als in ©anft SajaruS feine SluSfäfeigen mehr<br />

•maren — biefe Kranfheit mar fd)on feit mehr als bunbert<br />

3ahren aus granf reich verfchmunben unb ©anft SagaruS mar<br />

alfo feiner urfprünglid&eit Veftimmung entzogen. 3lber bevor<br />

Sebon baS HauS aufgab, backte er nach, ob er babei nid^t<br />

audh ^gleich einem guten g^eefe bienen fönnte.<br />

Nun hatte er fchon viel ©uteS über bie vor fedjS 3ahren<br />

im 3ahre 1625 gegrünbete Kongregation ber Miffton gehört,<br />

bie fidh unter ber Seitung beS heiligen Vingeng bem religiöfen<br />

Unterrichte beS armen VolfeS mibmete. 2lm 17. 2lpril 1625<br />

I;atte SßhiltyP ©mamtel ©onbi unb feine grau bem Heiligen


— 287 —<br />

ite Summe von 45 000 Stores übergeben, um eine ©enoffen*<br />

ff aft ju grünben, bie fif ber Sorge für baS Seelenheil ber<br />

3trmen, befonberS beS armen SanbvolfeS mibmen würbe.<br />

Sebon glaubte ber frommen Slbfift ber Stifter von<br />

Sanft SagaruS gu entfprefen, menn er bie ©infünfte beS<br />

ipriorateS bagu verwenbete, baS vom 3luSfa^e ber Sünbe be==<br />

haftete Sanbvolf gu heilen.<br />

3Han weife wol;l, wie ftf ber heilige Bingeng aus ©rün=<br />

i>en ber ®emut, ber Klugheit unb ber Uneigennü^igfett ein<br />

^angeS Sahr lang weigerte, biefeS Anerbieten angunehmen.<br />

©nbtif am 7. Jänner 1632 fflofe ber ^eilige mit bem<br />

Ißrior unb feinen ©h^erren einen Bertrag, woburf baS<br />

4?auS Sanft SagaruS ber Kongregation ber SUtiffion übertragen<br />

würbe, wogu König Subwig XIII. feine «guftttttmung gab.<br />

Dbgleif bie ©horherren von Sanft Biftor nift bamit<br />

'einverftanben Waren, würbe bennof am 31. JDegember 1632<br />

ein neuer Bertrag geffloffen, ber vom ©rgbiffof unb vom<br />

Könige beftätigt würbe.<br />

®er eingige Unterffieb gwiffen bem erften ,unb bem<br />

^wetten Bertrage befteht barin, bafe im le<strong>der</strong>en ber $rior ben<br />

Artifel ablehnt, weif er verlangt, bafe bie Bereinigung beS.<br />

Kaufes Sanft SagaruS mit ber Kongregation ber Sßiffiott vom<br />

^eiligen Stuhle beftätigt werbe. Sebon hatte fif guerft felbft<br />

an ben Sßapft gewanbt, fagte aber fpäter, er h^e in ben<br />

Aften näher nafgeforfft unb gefunben, bie Verwaltung beS<br />

Spitals fei eine rein geitlife gewefen, bie auf einem Säten<br />

übertragen werben fönne, bie alfo feiner pä^ftlifen Beftäti*<br />

gung bebürfe. .<br />

Dbgleif Bingeng bieS gugab, wollte er bennof bie B^ffan*<br />

ntung beS ^eiligen StuhleS einholen, bie er auf am 15. 3)?ärg<br />

1635 von Urban YIII. erlangte; ba aber beffen Bulle nift ver=<br />

ßffentlift würbe, erliefe Ale^anber VII. am 18. April 1655<br />

eine neue Bulle „Aequum reputamus".<br />

91ifolauS Dörfer, weif er als Bevottmäftigter beS SßapfteS<br />

bie Bulle iiberbrafte, beriftet in feinem Sßrotofott, bafe er


— 288 —<br />

beim Sefufe beS ^aitfeS ©anft SagaruS ben materiellen<br />

©tanb beS ißaufeS in geitlif er £infift fel;r ffleft fanb.<br />

Sobalb aber ber ^eilige Singeng mit feinen 3Jtiffionären<br />

bavon Seftfe ergriff, gewann balb alles ein neue& 9luSfehen.<br />

SaS £auS, baS auf allen ©eiten einguftürgen brohte, Würbe<br />

reftauriert, um einmal fpäter ein größeres unb für eine reli*<br />

giöfe ©emeinbe paffenbereS &auS gu bauen, wo auf bie geifc<br />

lifen Übungen, wie fte in Sraitf waren, leifter gehalten<br />

werben fomtten. 2)aS £auS würbe in ber golge baS 3Jiutter*<br />

bauS ber Kongregation itnb ber Si| beS ©eneralfuperiorS;.<br />

von ba aus erftredte fif bie liebevolle SBirffamfeit beS ipeilt=<br />

gen naf allen ©eiten bin unb von ba aus leitete er bie ©enojfenffaft<br />

ber 3)iif|tonSpriefter. unb bie Sarnthergigen ©fwe*<br />

ftern, unb ba befuften ihn auf bie ©atnen ber f riftlif en<br />

Siebe, bie Sßriefter unb bie SBeltleute, hof unb niebrig. S)a<br />

ftarb er enblif auf am 27. September 1660 unb würbe im<br />

©l;ore ber Kirfe begraben.<br />

2)er größte Seit ber feften unb geräumigen ©ebäitbe<br />

rü^rt vom brüten ©eneralfuperior £errn Sotfy ber, ber gegen<br />

bie ©tabt gu liegenbe Sraft ift ber ältefte unb Würbe von<br />

Singeng felbft gebaut unb biente nur ben Drbtnanben gur<br />

Abhaltung ber ©fergitien, gu welfem 3wede er burf ein<br />

eiferneS ©itter von ber ©emeinbe getrennt war. Ser iQaitpt*<br />

eingang beS Kaufes war giemlif ffön, baS Siefeftorium gro§<br />

unb beß;eS berrffte bie ffönfte Drbnung, 9lube unb SRetnlif<br />

feit, obgleif manfmal bis gu gweihunbert Sßerfonen jus<br />

fämmenfameü. 3m ^intergruub beS Saales, wo ber ©eneral*<br />

fuperior täglif gwei arme ©reife, gewöhnlid) aus bem Sftamen*<br />

Sefufpitale, an feinem Suffe fpeift, bie ebenfo wie er felbft<br />

bebient werben, befinbet ftf ein Silb, bie ©ünbflut barftet<br />

lenb, von einem unbefannten 3Mer h^rührenb. Unter ben<br />

anbern Silbern beS ©peifefaaleS ift nof erwähnenswert ein<br />

3lbenbmahl unb bie 35arftellimg ^tfn im Xetnpel.<br />

3m ©ebetfaal fieht man baS Silb ber Kreuzabnahme.<br />

3n einem anbern ©aale fieht man eine Sammlung von fefgig'


— 289 —<br />

Silbern von Sßäpften, Karbinäleit, Btfföfeu, Sbten unb an*<br />

bern, größtenteils SBo^Itäter beS Kaufes. 3m RefreattouS*<br />

faale.beftnben fif fef S Bilber aus ber venetianiffen ©fule,<br />

toelf e mehrere Propheten, ben %oi> eines DrbenSmanneS unb<br />

«ein cmbereS, Savib barfteffenb, mie er ben König ©aul ben<br />

©tein barreift, momit er ben Riefen ©oliath getötet ^atte.<br />

Auf bie Apothefe ift fehensmert.<br />

Sie Bibliothef ift jmar an feinem befonberS günftigen<br />

Orte untergebraf t, ift aber groß unb gut auSgemählt. 3Kau<br />

finbet barin alles SBünffenSmerte aus ben ftrf lif en SBiffen*<br />

ff aften unb man ift bemüht, alle neuerff einenben guten Büf er<br />

anguffaffen.<br />

$ur Seit ber frangöftff en Revolution mar biefe Biblto=<br />

thef eine ber größten in SßartS unb geilte 18000 bis<br />

20000 Bänbe. Sie Bibliothef mürbe forgfältig in Drbnung<br />

gehalten unb gu brei verff iebrnen Seiten ein Katalog verfaßt<br />

SBährenb ber Revolution mürben bie Büf er von ©anft<br />

SagaruS tu. bie Bibliothet SDkgarin gebraf t, mo fif auf nof<br />

jtyt verff tebene Kataloge beftnben.<br />

3ur 3eit ber Revolution mar bie Keine gotiffe Kirfe<br />

iaS eingige von bem ©pital ©anft SagaruS übrig gebliebene<br />

©ebäube. SBir merben fpäter näheres barüber fagen. An<br />

ber ©renge beS BefifetumeS von ©anft SagaruS befanb fif<br />

in einem abgefonberten ©ebäube baS ©erninar vom heiligen<br />

Karl, wo ein Knabenfeminar beftanb; bahin ffidte man auf t<br />

bie erholungSbebürfttgen 3Jliffionäre von ©anft SagaruS. 3u<br />

wieberholten SWalen maften auf verffiebene Bifföfe bafeibft<br />

ihre geiftlif en Übungen. 3)a mürbe auf fpäter- baS ©emt*<br />

rtar ber ©rneuerung ber ©enoffenffaft eingeriftet.<br />

3n ben fahren 1719 unb 1720 ließen bie 5Dlifftonäre<br />

•eine lange Reihe mehrftödiger Käufer aufführen, Weife fie<br />

iann an SBeltleute vermieteten.<br />

SaS £auS ©anft SagaruS hatte auf anbermeitige große<br />

Bedungen, hatte aber auf große Unfoften gu beftreiten unb<br />

tat unermeßlif viel ©uteS.


— 290 —<br />

@g ift Mannt, mit meldjer greigebigfeit 3Sinjenj attett<br />

Sebürfntffen ju £ilfe farn. ©obalb er bag £aug Sanft Sa*<br />

3on $ßarig 3JUfjtonen ju galten. Qn ben<br />

Sauren 1632 big 1660 mürben bei 700 3Jtiffionen gehalten,<br />

beren Steide audj fpäter fortgelegt mürbe.<br />

SDaju mufc man nodj bie anbern Siebegmerfe, Sllmofen,<br />

Verteilung fconSrot unb ©uippe u. f. m. rennen.<br />

Site SSinjenj öon Sanft Sajarug 33eftfe ergriff, fanb er<br />

bafelbft Sßerfonen, bie megen i^reg fd)Ied?ten ßebeng fconi^ren<br />

@ltern bort eingefperrt morben maren, bamit fie ftd) mieber<br />

an ein e^rfameg ßeben gemßljmten. 3m Sa^re 1771 befan=<br />

ben ftcb bort 56 (Befangene, im Saläre 1778 nur meljr 40;<br />

im 3al)re 1789 befanben fiel) bort nur 20 gterfonen, bie liegen<br />

3rc.jtrm.e8, unb t)ier ©öljne ttorneljmtergamilien, bie megen<br />

i^reS. fdjedjten Sebengmanbelg in Sanft Sajarug eingefdjloffen<br />

maren.<br />

S3eim 2lugbru$e ber Solution jä$Ite bag £aug ©anft<br />

Sajarug gemöljmlidj 400 Sßerfotten, barunter 200 ^riefter,<br />

©tubierenbe ber Geologie unb Sß^ilofop&te unb -Kotigen,<br />

80 Saienbrttber, bie übrigen ^enfionäre. Sie Einrichtung<br />

beg £>aufeg mar bie nämlidje mie gu geiten beg SSittjenj.<br />

®ag mar ber ©tanb beg &aufeg ©anft Sajarug, alg in<br />

ber Sftadjt fcom12. auf ben 13. 3uli 1789 eine SJotte fcon<br />

S3öf erntetem unb Räubern bag ipaug überfiel, iplünberte unb


— 291 —<br />

in Skanb ftedte. SaS mar ber erfte 3Ift ber Revolution^<br />

ber in ber ©efdhichte unter bem Namen „$ßlünberung von<br />

©anft SajaruS" befannt ift.<br />

©in Vefdhluß ber Rationalverfammlung vom 13. 9to^<br />

vember 1789, abermals beftätigt am 23. 3uni 1790 ver*<br />

langte ein genaues VerzeidjniSaHeS bemeglidjen unb unbemeglid)en<br />

Vermögens ber Kongregationen. Sltn 18. 2luguft<br />

1792 mürbe bie Kongregation ber Miffion gefefclid) aufgehoben;<br />

in ben testen Sagen beS 2luguft mürben alle Sßapiere<br />

unb 2lftenftüde aus bem Archive, bie aus ber ^litnberung<br />

beS $abreS 1789 gerettet morben maren, meggenommen unbben<br />

Mifftonären ber Sefehl erteilt, baS HauS gu räumen.<br />

©anft SazaruS mürbe nun ein ©efängniS;eS zählte balb<br />

1200 ©efangene, barunter bie Siebter Rqud)er unb AnbreaS<br />

©henier, meldte baS ©efängniS nur verließen, um baS Vlut*<br />

gerüft ju befteigen.<br />

SDurdh ©efret vom 9. Stpril 1811 mürbe baS ©efängniS<br />

©anft SazaruS ©igentum beS Departements ber ©eine.<br />

Heutzutage bient baS HauS als meiblidjeS ©efängniS,.<br />

bereu Dbforge feit 1850 bie ©chmeftern von Maria^ofef<br />

haben.<br />

Die alte Kirche, früher als giliale ber Sßfarrfirche vom<br />

heiligen SaurentiuS benüfet, mürbe im gahre 1823 abgeriffen<br />

unb an ihrer ©teile ein ©ebäube aufgeführt.<br />

3m 3ahre 1838 mürben als Kranfentraft hinter ber<br />

je|igen Kapelle noch anbere gubauten aufgeführt. Der ©eneralrat<br />

beS Departements ber ©eine hat in feiner ©ifeung<br />

vom 21. Dezember 1902 über ben Vorfchlag beraten, 180 Mil=<br />

lionen aufzunehmen behufs Ausführung ber großen Arbeiten<br />

beS Departements; fünf Millionen bavon maren aud? zu biefem<br />

3me


— 292 —<br />

Öft cvv eidi -<br />

Un$axn.<br />

^ubapefi.<br />

Brief bes inifftonspriefters f}errn ^ftebit* an<br />

©eneralfuperior f}errn 21. $iat.<br />

Subapeft, Jänner 1905.<br />

3n begug auf unfere Arbeiten in $ßeft finb wir in einer<br />

^ewiffen Segiehung ben -Kiffionären in ©hw a ähnlif. Unfer<br />

,£>auS liegt in ber $rangenSVorftabt. gur'geit beS heiligen<br />

Singeng Ratten bie Stäbte priefter genug, währenb baS arme<br />

Sanbvolf febr verlaffen war. Sei unS in Subapeft ift baS<br />

©egenteil ber %a\I: auf bem Sanbe wirfen eifrige 5ßriefier><br />

weife in ben Seminaren eine gute, fromme ©rgtehung gesoffen<br />

fyabtnunb von benen ntanfe von 3eit gu Seit in<br />

imfer $auS ober in anbere geiftlif e Käufer fommen, um ihre<br />

©£ergitien gu galten; aber bie Stabt Subapeft, unb befon=<br />

berS bie Sororte finb febr Verlaffen. Site if meine Uui=<br />

verfttätsftubien in biefer Stabt maf te, hatte bie gange Stabt<br />

nur 120000 ©inwohner, währenb jefet bie ^rangenS* unb bie<br />

$ofefSpfarre allein ffon 140000 ©inwohner gälten. Sie<br />


— 293<br />

Herrn erfüllen: „Den Armen mirb baS (Evangelium geprebigt;"<br />

unb bie benachbarten Pfarrer haben mich f$on mehreremale<br />

befugt unb mir gefagt, fie feien überaus erfreut, baß mir<br />

hier feien, um ihnen im SBeütberge beS Herrn gu helfen.<br />

Sie gmet benachbarten Pfarrer haben gufammen 140000 ©eelen<br />

gu verfehen; ber eine hat vier Kapläne, ber anbere brei, unb<br />

biefe neun Sßriefter follen 140000 Seelen verfehen! Die<br />

meiften biefer Sßriefter finb mit ben Kangleigefdjäfteit/ mit ben<br />

SBeerbigungen unb Kranfenbefudjen Vollauf befchäftigt, fo baß<br />

ihnen für ben Veidhtftuhl nur fel;r menig geit bleibt SBenn<br />

©ie mit biefen guten Sßrieftern reben Könnten, bie teilmeife<br />

auch 3 U Seicht fommen, fonnten ©ie fel;en, mie gu«<br />

frieben biefe finb, baß mir mit ihnen am Seelenheile ber<br />

Armen arbeiten; unb menn Sie fehen fönnten, mit melier<br />

Anbaut bie armen Arbeiter bie heilige Meffe hören, müßten<br />

©ie überaus große greube haben.<br />

Srofcbem vergeffen mir nidjt auf bie Miffionen. $n ber<br />

furgen geit, bie mir in Vubapeft finb, hat unfer HauS fechS<br />

ober fieben Miffionen gehalten. Meine Mitbrüber in 33itba=<br />

peft finb überaus eifrig. Herr SoIIof, ir>eld)er, bevor er bei<br />

uns eintrat, Sßrälat ©einer päpftlichen Heiligfeit unb Dom*<br />

berr Von ©ran mar, unb nun fchon über adhtgig $ahre gcihlt,<br />

geht noch immer auf Miffionen unbeS mürbe ihn fehr be=<br />

trüben, menn man ihm bieS nicht geftatten mürbe. SBabrlid),<br />

©otteS ©egen ruht fidhtbar über uns. gerb. MebitS.<br />

^ten.<br />

Srief bes ZTtiffionspriefters f}errn 1§>attx\xt%n, Superior<br />

in XDäfyring, an ben fyodjgeefyrtenPater ©eneral.<br />

Sßien, 3. Mai 1905.<br />

bitte ©ie, ein SBerf anzunehmen, Verfaßt von Doftor<br />

HanS Maria grufa, faiferlicher Hofrat, Sßräfibent ober Mit=<br />

glieb mehrerer mohltätiger Vereine in 2Bien, befonberS ein<br />

großer SBohßäter ber Vingenjfonferengeu.<br />

SKmtalcrt70. 20


— 294 —<br />

Um ben ©ifer ber Konferengmitglieber angufpornen unb<br />

neue 5Jtitglieber gu gemimten, hat er ein Buf verfaßt unter<br />

bem Stiel: 3)er SßauperiSmuS in ber ^auptftabt (2Bien, 1905).<br />

©S ift betttff geff rieben, Wirb aber bennof ein guwafs<br />

unb eine Bervollftänbigung ber Reihe von Büfem fein, bie<br />

über bie wohltätigen Anftalten beS heiligen Bingeng hanbeln.<br />

Borgeftern abenbs fanb bie feierlif e ©röffnung beS 9Jiai=<br />

monateS ftatt, was für unfere Katholifen immer eine große<br />

greube ift. Am Abenb gur ©tmtbe ber ^ßrebigt, naf melf er<br />

bie 9Jiaianbaft, beftehenb aus ©ebeten gu ©hren ber gött=<br />

lifen Sffutter, ftattfanb, mar bie Kirfe bift gefüllt unb fogar<br />

ber 5ßla| vor bent großen Kirf enportal war von ßeuten<br />

befe^i Bor ber Kommunionbanf hatten ungefähr Ijmnbert<br />

weißgefleibete -äJiarienftnber unb neben ihnen Viele ©fulfinber<br />

in ihren ©onntagSfleibern unb mit grünen Krängen auf bem<br />

Raupte Aufteilung genommen. Ser eine ©eitenaltar, ber<br />

Königin ber ©ngel geweiht, etn fföneS ^unftwerf, gieht bie<br />

bergen aller an; er war nun gum Shrone für bie 3Jiaien=<br />

fönigin hergerichtet worben. ®te fföne Beleuftung unb ber<br />

Blumenffmutf mafen ihn nof angiehettber. ©S ift ein<br />

herrlifeS erhebenbeS ©f aufpiel, baS einen auffaUenben ©egem=<br />

fat3 bilbet gu bem lärmenben treiben ber ©ogialiften, bie auf<br />

ihre SBeife ben erften 3Bat feiern wollen. Unfere 3Jlitbrüber,<br />

melfe in ber BolfSffule ReligionSunterrtft erteilen, finb<br />

Sengen beS fittlifen BerfalleS biefer Kinber, bereu ©Itern<br />

gang ohne Religion ftnb. Unfere beiben -Dtitbrüber Borhauer<br />

unb Sufeff, bie fif in biefe harte Arbeit teilen, haben ge=<br />

miß ein großes Berbienft.<br />

©nblif fann if nift umhin, Sljmen, wein h^fgeehrter<br />

33ater, bie ©eftmtungen ber 2)anfbarfett unb beS BebauernS<br />

bei ©elegenheit beS £inffeibenS beS teuren £erw BoScat,<br />

BifitatorS in ©hina, auSgufprefen; er mirb gewiß ffon in<br />

bie Sffiiffion beS Rimmels eingegangen fein, um ben Sohn<br />

feines ©tferS unb ber großen Opfer gtt empfangen, bie er


— 295 —<br />

jum SBo^Ie ber ©enojfenf


— 296 —<br />

ben gteuben* unb SeifatlSrufen beS SolfeS. Unb biefe heilige<br />

Segeiftermtg §at auf nie abgenommen, wenneS fif barum<br />

banbelte, einen neuen SeweiS ber Siebe unb ber Sreue gegen<br />

ihre hitnmliff e Königin gu geben.<br />

2)er 27. November foHte ben SeweiS ^iefiir liefern. 2ln<br />

biefem Sage betrug bie Saht ber Kommunionen in ben großen<br />

Kirfen allein, ohne alfo bie vielen Kapellen, Klofter* unb<br />

KoHegtatfirfen ber ©tabt ju zählen, 60000. ®ie breißig=<br />

taufenb perfonen, bie an ber prozeffion teilnahmen, fom*<br />

munizierten ade wie ehemals bie -Märtyrer; benn man fürf *<br />

tete, baß Slut vergoffen werben fönnte; unb nift ohne ©runb,<br />

ba bie Slnarfiften alles -Diöglif e getan hatten, um baS Solf<br />

ju erff reden unb von jeber religiöfen Kunbgebung abzuhalten.<br />

3lm 2Ibenb beS 25. November Ratten fte im -äJUttelpunfte ber<br />

©tabt eine Bombe geworfen, weife viel ©faben anriftete<br />

unb viele perfonen tötete ober verwunbete; bann wollten fie<br />

unter bem Sorwanbe, bem Sügermeifter eine SeiletbSfunb=<br />

gebung gu veranftalten, in Prozeffion zum £aufe beS Sürger*<br />

meifterS jiehen; biefe Seileibsfunbgebung foUte, wie fie fagten,<br />

etne ©ül)ne unb ein proteft fein gegen baS in ber gernanboftraße<br />

verübte Serbref en, beffen Urheber fie felbft waren, baS<br />

fte aber ben Katholifen in bie ©fuhe ffieben wollten.SDer<br />

Statthalter fonnte tl;r Segehren nift abfflagen;.aber er ver=<br />

eitelte ihren plan, inbem er bie ©tunbe i^re§ verlegte;<br />

fte hatten juerft abfiftlif biefelbe ©tunbe wie bie Katholifen<br />

für bie prozeffion gewählt, um einen gufammenftoß herbet=<br />

Zuführen. 3>er Statthalter verff ob aber ihren $ug um zwei<br />

©tunben, unb fo fam eS, baß ihre Semonftration einen fläg*<br />

lifen Serlauf nahm. Son ben 60000 2lnhängern, bereu fte<br />

fif rühmten, etffienen faum 2000; unb ba faft ganz Sar=<br />

celona an ber SubilftumSpro jeffton teilnahm, verffwanb ber<br />

fleine $ug ber Slnarfiften faft voHftänbig in ben Verlaffenen<br />

©traßen. Sor bem igaufe beS SürgermeifterS angefommen,<br />

verliehen fie ihrem protefte SluSbutd, worauf man fie er=<br />

fuf te, fif jtt gerflreuen, Was fte auf faft ade taten.


— 297 —<br />

Sro| beS ungünftigen äßetterS unb beS brohenben Regens<br />

t»ar bte ©tabt mie an ben größten geften mit gähnen unb<br />

Blumen gef^mücft. Sie genfter unb Salfone in aßen Straßen,<br />

felbft in ben ärmften, maren mit Seppidjen unb Säubern, bie<br />

ben RamenSgug Marias trugen, gefd)mücft; an vielen Drten<br />

fah man eleftrifdje Vufette unb überall begegnete man ben<br />

garben ber Mutter ©otteS, meiß unb blau. Ser fünfte<br />

©chmud; ber Sßrogeffion mar bte innige grömmigfeit unb tiefe<br />

©ammlung, fomie ber ©eift ber 33rüberlid)feii, ber alle Seil?<br />

ne^mer befeelte. 3lHe Klaffen ber ©efellfdjaft maren vertreten:<br />

Männer, grauen, Kinber, ©reife, arm unb reich vereinigten<br />

ihre ©ttmme, um baS Sob ber mafellofen Himmelsfönigin gu<br />

fingen; benn unter bem gangen93ßege betete man ben Rofen*<br />

Kräng unb fang man Sieber gu @hren ber Unbeflecften ©mp*<br />

fängntS.<br />

Um gehn Uhr vormittag verließ ber 3ug bie Kathebrale;<br />

bte ©tatue ber feligften Sungfrau, ungefähr gmet Meter hoch,<br />

Don a$t Sßrieftern getragen, beherrfdjte bie gange Menge.<br />

Karbinal ©afanaS, mit ben bifchöfltdjen ©emänbern angetan<br />

unb von feinem Kapitel begleitet, nebft vier anbern Sifdjöfen<br />

unb vielen ^rieftern, begleiteten bie Sßrogeffton.<br />

Sie meiblichen Mitglieber ber verfchiebenen Sruberfchaften<br />

gingen gu vieren, fdjmarg gefleibet unb mit einem Mantelbe=<br />

bedt, ohne Hanbfcbuhe unb ben Rofenfrang in ber &anb, in<br />

ben erften Reihen. Sie eingige unterfdEjeibenbe garbe mar baS<br />

jeber Sruberfdhaft eigentümliche 33anb. ©S maren ihrer un=<br />

gefähr gmölftaufenb. Sann famen bie männlichen Mitglieber<br />

ber Sruberfhaften, etma fünfgehntaufenb, alle entblößten Haup*<br />

teS, ohne Hanbfchuhe, ben Rofenfrang in ber §anb unb alle<br />

mit ihrer SruberfdhaftSmebaiHe. gulefet fam ber ^Bürgermeister<br />

unb bie hervorragenbftett Mitglieber ber givtl* unb Militärbehörben.<br />

gm gangen mareneS etma 30000 Sßerfonen. Sie<br />

übrige SeVölferung bilbete einen bieten 3&nn gu beiben Seiten<br />

be&3ugeS; ftennbie Statue an ihnen vorübergetragen mürbe,<br />

fnieten alle nieber, um ihren Segen gu empfangen.


— 298 —<br />

©3. brauf te gwei ©tunben, um bie gange Sßrogeffion vor*<br />

übergießen gu fehen. ©twa Viergig 3ftuftfbanben unb ©äuger*<br />

c^ßre nahmen an ber geier teil. Um eineinhalb Uhr gog bie<br />

Sßrojeffion wieber in bie Kathebrale ein, mo am portal breißig*<br />

taufenb Berichte über bie ©rffeinungen ber munberbaren-Bte*<br />

baiHe Verteilt mürben. Siefer glücflife ©ebanfe ging voti<br />

ber eifrigen ©fwefter Sßaula, ber Kommiffärin unferer ©f we*<br />

ftern in Katalonien, aus.<br />

Sie Sßrogeffion mar ein wahrer Triumph *>e£ ©laubenSunb<br />

ber Verehrung gur Unbefledten ©mpfängniS, ber auf<br />

immer mit golbenen Bufftaben in ber ©effifte ber ©tabt<br />

Barcelona geff rieben bleiben wirb, benn bie guten Bewohner<br />

haben ber Raf Welt ein beWunberungSWürbigeS Beispiel beS-<br />

SJluteS, würbig ber erften ©hriften, h^terlaffen.<br />

Am Abenb war bie gange ©tabt herrlif beleuftet, unb*<br />

bie gange Bevölferung bewegte fif in ben ©traßen, umbaSerhebenbe<br />

©f aufpiel gu genießen.<br />

Auf bie Armen mürben nift vergeffen. 9Jüt £ilfe ber<br />

großmütigen ©penben würben mehrere Armenafhle unb BoUS*<br />

füf en eröffnet, ©in gangeS £au£ mit ben bagugehörigen Be*<br />

fifcungen mürbe von einer grau für bie ärmfte unb bravfte<br />

grau von Barcelona gum ©effenfe gemaft SBiffenffaft<br />

unb Kunft gaben ihre ©rgeugniffe gum Beften. ©ine herrlif e<br />

Krone würbe von ben 9Jlitgliebern ber Bruberffaft Unferer<br />

Sieben grau von ber ©nabe (ber Patronin von Barcelona)<br />

gefpenbet, mit ber Snffrift: „©te ift unfere Beffü|ertn."<br />

SBeil bie Kathebrale am 27. November als «gielpunft ^er<br />

Sßrogeffion gewählt worben war, mußten mir in unferem igaufe<br />

baS geft ffon am 20. November feiern/ Utn fefs Uhr war<br />

3Jleffe für bie $tarienftnber unb für bie grauen, um fieben Uhr<br />

für bie SUtämter, um aft Uhr für bie Knaben, mobei alle<br />

fommunigierten, um ben SubiläumSablaß gu gewinnen.<br />

Bei bem feierlif en £of amte um gehn Uhr mürbe von<br />

ben Kinbern beS Kaufes bie fföne 9ftejfe von ©apocci auf*


— 299 —<br />

geführt $m Slugenblitfe ber ^eiligen SBanblung fpielte bte<br />

$anfara ben Ä5nig8marf


— 300 —<br />

^SerCputg.<br />

25eridjt übt hu (Stitnimng Mtftm t>om fletfigen<br />

^artfjofontiiu* itt SeJfyutg (£mba) ttn& über heften QÜepautterung<br />

ii» Sfofjtre 1899.<br />

Sage. — 2)aS ©ebäube befinbet fif etwa hunbert Sfteter<br />

von SeHpuig neben ber großen ©traße, bie von Seltyuig<br />

naf Sarragona führt. ©S ift berfelbe pia£, ben im fünf«<br />

je^nten. Sabrhunberte unb ffon früher bie ©inftebelei Vom<br />

heiligen Bartholomäus einnahm, wovon auf ber üftame her*<br />

rührt; bie bortige Kaplanei würbe in bie Pfarrfirfe von<br />

Seltpuig übertragen, ©ie gehörte ehemals zur Stözefe Sif,<br />

jei^t aber gehört fie zur Siözefe ©otfona unb ift von ben<br />

berrlifen, weiten ©benen beS gelbes von Urgel umgeben.<br />

©rünbung beS KlofterS. — Ser ©rtinber beS Klo*<br />

fterS war Siabmonb von ©arbona, £err von Beffipuig im<br />

gürftentum Katalonien, Sizefönig von Sizilien. Qu ber 21bfift,<br />

fif ©ott banfbar zu zeigen für bie ©iege, bie er zu<br />

Söaffer unb zu Sanbe errungen hatte, unb anberfeits aus<br />

Serehrung gegen ben heiligen granz von Slffift, entffloß er<br />

fif, für bie Ktnber biefeS großen Zeitigen ein Klofter zu<br />

iaum. 5ftafbem er bazu von SulütS II. ben päpftlifen<br />

©egen erhalten hatte, zugleif mit ber Bollmaft, bie bisher<br />

in Beltyttig beftehenbe KaplanetVom ^eiligen Bartholomäus<br />

in bie Pfarrfirfe zu übertragen, befahl er, auf feine Koften<br />

baS Klofter zu erbauen. 9tber bie DrbenSleute, bie mehr auf<br />

bie Seobaftung bec flöfterlifen 2Irmut als auf bie grei=<br />

gebigfeit beS SBobltäterS SRüdfift nahmen, vereinbarten mit<br />

ben HJliniftern beS SizefönigS, baß nur ein beffeibener, enger<br />

Sau aufgeführt werben fottte. 2llS fr SBohltäter bavon erfuhr,<br />

z^gte er fif barüber unwillig, tabelte feine 3Jtinifter,<br />

unb befahl ihnen, baS ©ebäube nieberjureißen, um ein anbereS<br />

ZU bauen, baS feiner $reigebigfeit unb SJtaft würbig wäre;<br />

unb bamit biefer fein Sffiitte in ©rfüHung ginge, ffidte er<br />

ihnen aitS Italien Pläne, naf benen fte ftf rif ten mußten.


— 301 —<br />

3m Qahre 1510 ließ ber Vijefömg fcottReapel beut Klofter<br />

wtb feinen Snmobnern fdjon reichliche Unterftü|ung angebethen<br />

unb befahl auch, baß biefe 2llmofen aud) t>on feinen Nachfolgern<br />

unb ben Semohnent ber benachbarten Orte fortge=<br />

fefet mürben. ©S lebten gemöhnltch fünfnubgmanjig DrbenS*<br />

leute im Ktofter, unb eS.ift eine allgemeine Meinung, baß<br />

ber feiige Salüator fcon feovtabafelbft baS 9lmt eines ffiötU<br />

nerS fcerfal).<br />

Sefdhreibung beS KlofterS. — 2ßieeS bie greigebigfeit<br />

beS ©rünberS ermarten ließ, tyurbe baS ©ebäube<br />

fehr fchöit unb geräumig aufgeführt;eS ift 55 Meter lang,<br />

30 bis 35 Meter breit unb 12 Meter l)o§] baS £auS ift<br />

faft ganj aus behauenen Steinen gebaut unb befteht aus<br />

einem ©rbgefchoffe unb jmei Stodmerfen, unb bilbet jmei un=<br />

gleite Sierede; baS Heinere umfchließt einen ©arten, mährenb<br />

baS große in allen Stodmerfen fcon einer ©alerie umgeben<br />

ift. Sie Sögen ber ©alerien im ©rbgefchoße finb in ein=<br />

fasern ©pifebogenftile gehalten; bie Sögen im erften ©toefe,<br />

je gehn auf jeber ber t>ier ©eiten, in bpjantinifchem ©til mit<br />

Kapitälen, bie mit Reliefs gef^mücft finb; fie finb alle fcer*<br />

fchieben unb fcon großem SBerte; bie Sögen im gmeiten ©tode<br />

finb im romanifchen ©til unb erft fpäter hinzugefügt. SaS<br />

Klofter enthält eine Sterne, ganj aus ©tein, bereu Raub<br />

•ein Meiftermerf ber Kunft ift. $n bie ©todmerfe führen gmet<br />

Stiegen, bie eine breit, bie anbere fdjmal unb in Schnedes<br />

form, melche lefetere t>on ben Kunftfennern fehr bemunbert<br />

mirb. Sie 3toner unb bie ©äuge finb fämtlich gemölbt unb<br />

mit bem SBappen beS ©rünberS gefchmüdt. ber Umgebung<br />

befaß baS Klofter früher einen attSgebehnten äßeütberg unb<br />

einen großen ©arten, ber burdh einen nie öerftegenben Srunnen<br />

reiflich bemäffert mürbe. Sie Kirche bilbete mit bem Haufe<br />

nur einen Sau; fie befteht auS einem H.auptfdhiffe unb gmei<br />

SeitenfapeHen, großenteils aus behauenen Steinen, gfrn Innern<br />


— 302 —<br />

einiger anberer gfamtlien; eines bavon trägt bie 3a$reS*<br />

,ga$l 1518.<br />

SBaufoleum beS ©rünberS unb feiner<br />

milte. — Raimunb von ©arbona ftarb in Neapel im<br />

£jahre 1522 unb mürbe einftmeilen in ber Kapelle von Saftet<br />

nuovo in berfelben ©tabt begraben. SaeS aber fein äBunff <<br />

gemefen mar, im Klofter von Betlpuig begraben gu merben,.<br />

fo liefe i^n feine ©emahlin bahin übertragen unb beauftragte<br />

ben berühmteren Bilbhauer jenes 3ahrh.unbeti8, Johann von.<br />

Rola, ein herrlifeS Staufoleum aus feinftem 3Karmor gu<br />

erhamn.<br />

Unter ben ©iegeStrophäen, melf e baS SRaufoleum um*<br />

geben, fiel früher befonberS ein reifgeffmüdter Segen auf,,<br />

melfen Sßapft ^ultuS II. Son Raintonb ffenfte, als er im.<br />

$ahre 1511 gum Befehlshaber ber Siga ernannt mürbe. Sie<br />

Klinge trug bie Snffrift: Julius II. P. M. anno octavo..<br />

s JJlan fteht jefct einen anbern Segen aufgehängt; er rührt von.<br />

einem frangöftff en Hauptmann her, melf er mährenb beS fpani*<br />

ffen Krieges jenen Segen an fif nahm unb bafür ben feinigen,<br />

bort liefe.<br />

Aufhebung beS KlofterS; ©f i


— 303 —<br />

mie gemöhnlidj für meniger alg breißig ©ilberlinge an bett<br />

erftbeften ©ünftling verlauft bag ©ebäube teilten fi$<br />

brei Befifeer, mährenb ber Sanbbefife unter ^mei Herren verteilt<br />

mürbe.<br />

Ruinen beg Klofterg; Übertragung beg SJlaufo*<br />

leumg. — Sag Klofter mürbe in ber golge an einen (Seifte<br />

lidjen aug Barcelona verfauft, melier bagfelbe im ©inver^<br />

ftänbniffe mit bem Bifdjofe von ©olfona unb einer Kom*<br />

miffton von Herren aug Sellpuig unferer Kongregation abtrat.<br />

Sie genannte Kommtffton, ju melier and) ber Pfarrer, beffen<br />

SSifar unb ber bamalige Bürgermeister, melier zugleich jum<br />

Sßräfxbenfen gemählt mürbe, mar bemüht, bem ©ebäube ein<br />

anbereg 2Iugfehen ju geben unb eg bemohnbar gu machem<br />

©tn jeber gab nach feinen Kräften, fo baß nun bie Sfteugrün^<br />

bung eine vollzogene £atfad)e ift.<br />

©röffnung beg £aufeg. — ©nbli$ tarn ber langerfeinte<br />

Sag; am 1. Dftober 1899 mar bie ganje Kommiffion<br />

im Klofter verfammelt; ganj Bellpuig fprac^ von bem $efte,<br />

bag am 3lbenb ftattfinben foHte, unb freute ftch über bie Jteu*<br />

eröffnung biefeg ipaufeS, über beffen Ruinen alle folangegetrauert<br />

hatten. Um brei Uhr verfammelte ftch bag SSolf, bie<br />

©eiftlidjfeit, bie Kommiffion unb bie 3Jliffionäre in-ber Kirdje.<br />

3ur feftgefefeten ©tunbe verließen alle in Drbnung bie Kirche<br />

unb fangen unter Segleitung ber Drtgmufif ben Siofenfranj;<br />

bie aSolfgmenge nahm unabläffig ju, fo baß beim Klofter<br />

f$on etma 1500 Sßerfonen beifammen maren. Ser Pfarrer<br />

nahm bie ©infegnung beg £aufeg unb ber Kapelle Vor, morauf<br />

ißerr Sßebrog, ber neue ©uperior, von ber %üv beg ipaufegaug<br />

eine fttrje, ben Umftänben angepaßte 3tebe hielt, morin<br />

er. ©ott für aHeg ©ute banfte, bag feither gef^ehen mar. ©r<br />

ermahnte ade, an bem begonnenen SBerfe meiterjuarbeiten,.<br />

big audj bie Kird)e fitf) mieber aug ihren Ruinen erhebe. @r<br />

münf^te, baß biefe neue ©rünbttng viel 9lufeen unb ©egett<br />

für gang Urgel, Katalonien, ja für ganj ©panten bringe: bett<br />

$rieftern burch bie Cserjittett unb ben Unterridjt in ben ©e^


— 304 —<br />

minarien, bem Bolfe burf bie 3ftif {tonen unb ber 3ugenb<br />

burf ben Unterrtft. Kaum ^atte er feine Siebe geenbet, fo<br />

famen ade herbei, um uns ju beglüdteünffen; fie zeigten ftf<br />

fehr erfreut, unS als Slafbarn zu haben unb toünfftenuns<br />

eine, gefegnete S^nft.<br />

9tun begann für uns mit ber Beobaftung ber Siegeln<br />

unb ©ebräufe ber Kongregation baS gemeinffaftlif e Seben.<br />

SBir fönnen als ©rünbungStag ben 1. Dftober 1899, baS<br />

$eft beS h^ftgen aiofenfranjeS, annehmen. ©ott möge bie<br />

neue $amilie, vier Priefter unb jtoet Brüber, fegnen, bamit<br />

fie an gahl unb Sugenb junehmen unb balb prüfte ber<br />

^eiligfeit unb ©nabe bringen.<br />

«ellpuig, 24. Ott 1904.<br />

3f überfenbe ^fimn einen furzen ÜberblidE über bie<br />

Arbeiten beS neuen Kaufes. Sie priefter iuibmeten fif bauptfäflif<br />

bent SBerfe ber SWifftonen. StuS Langel an . perfonen<br />

begnügten fie fif im Anfange bamit, (Sfcerjitien von<br />

neun ober fieben Sagen ju halten; aber im jtoetten 3ab**<br />

hielten fie ffon regelrefte 3Jtifftonen in 3KiraIcamp, ©iba=<br />

munt, gonbareHe unb Patau, toelf e Drte fefS bis aft Kilometer<br />

von BeDOpitig entfernt liegen, ©eit jener 3 e *t hatten<br />

fie auf zu gleifer $eit 3Jiifftonert unb prieftereserzitien, z u<br />

toelf le<strong>der</strong>en bie priefter auS verff iebenen SDiözefen ziemltf<br />

Zahtreif fommen.<br />

gerner haben totr eine apoftoltffe ©fule mit £atein=<br />

unterriff gegründet, aus toelferffon zahlreife Berufungen<br />

für ben flöfterlifen unb priefterlif en Beruf hervorgegangen<br />

finb. 3)azu fommt nof eine blübenbe ©lementarffule unb<br />

eine Bürgerffute, tt>obie Kinber grünblif unterriftet unb<br />

frifttif erzogen toerben, bie bann fpäter als SHänner ber<br />

Kirfe, bem.Baterlanbe unb ber ©efettffaft große Sienfte<br />

leiften toerben.<br />

Sauf ber greigebigfeit einiger ioohltättger perfonen unb<br />

unter vielen Opfern finb vrir mit bem SBteberaufbau ber


— 305<br />

alten Kirdje in einem mit bem gangen Äfofier mehr in (Sin*<br />

Hang ftehenben ©tile, melier ber rein gotifdje ift, befchäf*<br />

tigt. SSBenn biefe Arbeiten einmal beenbet fein merben, mirb<br />

biefeS &au£ burdh feine ©röjge unb fünftlerifche ©dhönheit A<br />

befonberS aber burch feine überaus liebliche Sage eines ber<br />

beften in gang Spanien fein.<br />

Midhael 5)3ebroS, 0. M.<br />

Italien-<br />

Die U)ctt)e 6e$ Btfdjofs (Emil parobi itt Suriii.<br />

Herr ©mil ^ßarobi, ©uperior ber ^Sro&ing Sombarbei unb<br />

Sireftor ber Varmhergigen ©chmeftern berfelben Sßroüing, mürbe<br />

öom Heiligen Vater gur bifdjßflidjen SBürbe erhoben. @r er^<br />

hielt ben Sitel eines ©rgbifchofs t>on ^effinuS unb mürbe gitnt<br />

SBeihbifdjof t>on ©affari mit bem 3ted)te ber Rachfolge er=<br />

nannt.<br />

Die bifdjöfliche SBei^e fanb ftatt am 7. Mai in Surin<br />

in ber Kathebrale, mobet auch nodj ber ©uperior beS Me^<br />

tropolitanfeminarS oon Surin, KonftantiuS ßaftrale, gum<br />

Vifdhof gemeint mürbe.<br />

Viele Miffionäre, barunter audh Sajfo, ber Affiftent beS<br />

©eneralfuperiorS, unb titele Varmhergige ©chmeftern mohnten<br />

ber geier bei. _______<br />

cSecce.<br />

Ser „Corriere meridionale", eine in Secce erfcheinenbe<br />

Leitung, braute am 4. Mai folgenbe Radhricht:<br />

„Seit ©onntag, ben 30. April, finb im Haufe ber Mifc<br />

fionSpriefter alle Vifdböfe ApulienS toerfammeltunb merben<br />

bis nädhften ©onntag bleiben. Einige biefer Sage merben<br />

fie ben geiftUchen Übungen mibmen, mäl;renb fie an ben übri*


— 306 —<br />

er ©eiftliffett Konferenzen halten werben, um bieSbejtiglife<br />

Beff lüffe gu faffen. Sie Berfamntlung biefeS SahreS ift von<br />

befonberer SBiftigfeit, ba ber ^eilige Bater felbft fif bafür<br />

fehr intereffiert unb weil überaus miftige ©egenftänbe gitr<br />

Beratung fommen f ollen.<br />

©S finb gwölf Bifföfe gufamntengefommen, benen ber<br />

•äJtiffionSpriefter igerr Santoro, ber aus Rom berufen würbe,<br />

bie Börträge halten wirb/'<br />

polen•<br />


— 307 —<br />

Kirdje fcer tttiffionspnejter in Krafau (Strafcom).<br />

"Tc&Iufj mitgeteilt, bag Siögefanfeminar von ©trabom in bag<br />

neugebaute £aug ju Verlegen unb fortan bie Seitung feineg<br />

©eminarg felbft in bie §cmb ju nehmen. 3)ie Kirche Von<br />

©trabom, früher ben ©eminariften vorbehalten, mürbe von<br />

nun an bem Sßolfe geöffnet»<br />

Kleparj blieb mie big^er bag 3entrall)aug ber Sßrovinj<br />

.unb bie SRefibenj beg SSifttatorS."


21 f t e-it<br />

' Cljirau<br />

ücö 6e$ Bifdjofs gartet»<br />

Am 4. April 1905 ftarb in geling ber befannte Söifc^of<br />

gairier, apoftolifcher 33ifar üon geling unb SBeftsSfdhefy.<br />

©r mar geboren in ber Sißjefe SDijon im Qa^re 1837 unb<br />

trat im 3a$re 1858 in bie Kongregation ber Miffion ein.<br />

AIS bie Sßropaganba tion bem £obe beS 33ifd(jofS Kunbe<br />

erhielt, brüdfte fie bem ©eneralfttperior ihr lebhaftesS3e*<br />

bauern unb ihre befonbere £odhadj?tung für biefen berühmten<br />

Sifdhof auS.<br />

Sifdfjof ganier, ein entfchiebener, tatfräftiger Mann, bat<br />

in ©htna eine große Rotte gefpielt. Durch feine fcielfeitige<br />

©rfahruttg, feine Klugheit unb feine Seutfeligfeit gegen atte<br />

mar er in ber europäif djen Kolonie überaus beliebt. 3n äbn*<br />

licher SEßeife bezeugte ihm bte chtnefifche Regierung ihr befom<br />

bereS 2Bohfa>otten unb Vertrauen.<br />

@r baute atte in ben Vojerfriegen gerftörten Anftalten<br />

mieber auf, bie fich fagarin einem nod) blübenberen Su*<br />

ftanbe beftnben als guoor. ©ein Rame mirb mit ber @e*<br />

fchidhte ber helbenmütigen Verteibigung beS Sßetang immer<br />

enge fcerfnüpftbleiben.<br />

©r fühlte fdhon felbft, baß feine Kräfte ju ©übe gingen.<br />

Schon bei feiner legten ©uropareife erfud;te er bie Sßropaganba<br />

unt bie ©rnenmtng eines 9Beihbifd;ofS unb fchlug ju biefem


— 309 —<br />

3toe(fe im @int>erftänbniffe mit bem ©eneratfuperior einen<br />

ber herfcorragenbften -Dtiffionäre, iQZvxn Sariin, fcor, ber auf<br />

toirllif jum SBeihbiff of mit bem 3iefte ber Sftaffolge er*<br />

nannt tourbe,vorauf ihm Biffof gafcter fogleif naf feiner<br />

3tftter erfahren<br />

Ratten, maf ten toir bem Katfer unb ber Kaiferin baöon 3RiU<br />

teilung, toelfe uns ben Befebl erteilten, aft Blumentöpfe in<br />

ben Petang zu tragen, um fte als Seifen ber Trauer oor<br />

bem ©arge beS üerftorbenen BiffofS aufzuteilen.<br />

SBir bitten, biefetben anzunehmen unb naf bem SBunffe<br />

ber Kaiferin51t hanbetn. ©ruß."<br />

Ser Bijefönig 3uen=ffe=fai ffrieb an Biffof partim<br />

„Sein Brief hat mir ben %ob beS BiffofS gaöier ge=<br />

metbet unb if fear barüber fehr betrübt. Biffof gafcier<br />

toar etn gerefter, gelehrter unb tugenbhafter s Jftamt, leutfelig<br />

im Umgange unb zeigte ftf fehr liebenStoürbig, fooft er<br />

mit ben 3Jlanbarinen zu fcerfebrenhatte.<br />

m er nift mehr ift unb unfer Sroft unsge=<br />

nommen ift, trauern mit 9ieft alte über feinen Sob.<br />

3f bitte, beinen ©frnerz m beherrffen unb anftatt<br />

meiner alle jene z^ tröften, bie über feinen Sob traurig<br />

finb. ©ruß." :<br />

Slnnalen 70. 21


— 310 —<br />

Ser aStjefönig von ^anfing fd^rieb:<br />

„Btfdhof 3atlin wftrbige fidfj, biefer Telegramm ju. lefen.<br />

3


.1<br />

— 311 -<br />

ftne Steife t>on Igaxi* na$ ^efttng.<br />

SPclinfl, 15. guli 1904<br />

©ine Reife von SßariS naf geling geht gewiß nift ohne<br />

lebe Sf wierigfeit ab. ©S werben wohl balb bie verffiebetten<br />

txenen ©ifenbahnen, wie bie tranSfibiriff e unb anbere im Sau<br />

begriffene ©ifenbahnen ben jungen naf ©hina reifen ben 3Wif=<br />

ftonären bie Reife erleiftern. SaS Bequemfte wirb fein,<br />

wenn man am Rorbbahnhofe in SßariSbie Karte wirb löfen<br />

fönnen, um bann ruhig ju warten, bis bie Station 5ßefing<br />

fommt. Sann lebt wohl, ihr ffönen Räfte im Snbiffen<br />

Djean, mo man, über fif ben Gimmel unb unter fif baS<br />

äReer, ©inbrüde empfinbet, bie man nie vergeffen Wirb, aber<br />

auf nift auSgufpref en vermag. Unterbeffen münff e if allen<br />

3JHfftonären, bie naf ©hina reifen, unb bereu, münffe if,<br />

mögen reft viele fein, ba bie ©rnte fo groß ift, eine glücf*<br />

life Überfahrt.<br />

Rafftehenbe ©injelhetten fotten feine Reifeeinbrüde fein;<br />

fie finb vielmehr von einem Sfüler BenthamS unb fotten<br />

menigftenS in einer gewiffen Beziehung bie SBorte bewahr*<br />

hetten: Time is money: $eit ift ©elb.<br />

5Bor allem barf man auf eine BorfiftSmaßregel nift<br />

vergeffen, näntlif an ben ^ßrofurator ber vier großen £afen=<br />

pläfee gu ff reiben: ©olombo, Singapore, Saigon unb §ongfong.<br />

1 ) Sie nehmen bie SKtfftonäre ebenfo freunblif auf,<br />

wie wir eS in Shanghai tun. 3Kan gewinnt fo foftbare<br />

«Seit unb erfpart fif lange, oft auf läftige Unterhaltungen.<br />

©S genügt, bie $ahl ber reifenben 3Jiiffionäre unb bte<br />

funftSjeit beS Sf iffes anzugeben.<br />

j<br />

!<br />

*) S)ie Slbreffen finb folgenbe: 1) 2)er ^rofurator ber Oblaten ÜOU<br />

ber Unfceftecften @mpfängni3: Söoretfa, (Solom&o. 2) 3)er Sßrofurator ber<br />

auswärtigen 3JUfftonen: 73, SfttoerSBaUe^ $oab, ©ingapore. 3) 2)er<br />

Sßrofurator ber 2lu§n)ärtigen 9Jftffionen: 4, ©trafte (Sotom&ert, Saigon<br />

(Snbod^ina). 4) £>er Sßrofurator ber 2lu§roartigen 3Jltffionen: 34, (Saure<br />

iftoab, £ong?ong.<br />

21*


— 312 —<br />

©in le|ter ©ruß unb fort gehteS nach Marfeille. 2Bo*<br />

hin foll man ftch ba menben? nadh Sourfainte? Sie Mifc<br />

fionäre mürben gemiß mit greuben bie jungen Reifenben<br />

aufgenommen haben; aber baS HauS liegt etmaS meitab, meS^<br />

halb mir in einem Hotel abfteigen. $n ber Rähe ftnb mehrere<br />

Kirdfjen, maS megen ber heiligen Meffe fehr vorteilhaft ift;<br />

man fam auch bei ben Sarmhergigen ©chmeftern in ber<br />

©traße gonberte 33ieiKe bie heilige Meffe lefen. 33iS gum<br />

©chiffe geht alles gut, menn man von bem Hetmmeh ab fteht A<br />

baS einen beim Sßerlaffen beS heimatlichen SobenS befchleidhi<br />

Sie ©chmeftern in SßartS unb MarfetHe haben aHeS gut ge*<br />

orbnet unb üerpacft. RichtSbefiomeniger ift es gut, nodh einen<br />

SBIicI auf affeS gu merfen, um gu fehen, ob alles an feinem<br />

Orte ift. ©ine jefet noch gutgumachenbe SSergeßlichfeit fann<br />

einem manchmal fpäter fehr große ©orgen bereiten.<br />

' Ste gtit ber Abfahrt fommt heran; ein.jeber benü|t t<br />

nodh bie lefete Minute; ein unbefdhretblidheS Surcheinanber<br />

fcon ©timmen, ein unabläffigeS Kommen unb ©ehen fcont<br />

Sorberteile nadh bem Hinterteil beS ©dhiffeS. . Sie ©dhiffs*<br />

pfeife ertönt unb baS ©chiff fefet fidh langfant unb majeftätifdh<br />

in Semegung. Ser ©tranb ift fcoll t>on Seuten; bte legten<br />

©rüße merben gemechfelt unb balb erffeinen bie Soote, bie<br />

bern ©dhiffe nachzufahren fudfjen, nur mehr mie Meine fünfte.<br />

Unfere ßtebe grau t>on ber äBad)e (Rotre Same be la ©arbe)<br />

ift baS le|ie, baS man nodh fcomgeftlanbe fteht, melcheS nun<br />

unfren Augen entfchminbet. D MeereSftem, fegne betne Kinber!<br />

Run macht fich, mie es begreiflidh ift, eine noch .größere<br />

Sraurigfeü geltenb, unb bie öerfchiebenften ©ebanfen. £»efd^äf=<br />

ttgen baS Herg ber Reifenben. SBergebenS ruft bie ©lodfe bie<br />

Reuang&fommenen gum. ©petfen. SaS große ©reigniS beS<br />

SageS, bte. Abfahrt beS ©Riffes, madht auf bie gum erften<br />

Male Reifenben einen tiefen ©inbrncf. ©$on beginnt bie<br />

©eefrcmfheii fich fühlbar gu machen; maS tun? ©idh niebe^<br />

legen unb 3ürouenfaft ober anbere ©rfrifchungen mit @iS


— 313 —,<br />

nehmen; barem gemöhnt ftf ber SHagen, unb bie Kranfheit<br />

perff ftrinbet.<br />

Salb legt fif bie Aufregung unb man fcrirbruhiger,<br />

ix>ährenb baS ©fiff bie Meerenge fconBontfacio paffiert;<br />

balb barauf fommt ber nof tätige Bulfan ©tromboli in<br />

©ift, ioetfer zu ben äoliffen Snfeln, jefci gemöbnltf bie<br />

lipariff en gnfeln genannt, gebort. Sie einzige Beffäftigung<br />

t>er bortigen Bemohner, melfe febr arm finb, bilbet ber<br />

gifffäng.<br />

üftof einige Minuten unb man fährt burf bie 9Jleerenge<br />

von 3R.efftna, bie ungefähr brei Kilometer breit ift. 3lller<br />

Slugen menben fif bortbin, um bie ©cplla unb bie.<br />

bis, bie für bie 3llten fo ffrectttf maren, ju fehen.<br />

SUlan reift fif gegenfeitig ben Dperngutfer, um auf ber<br />

•einen, ©eite •3Refjtna, auf ber anbern Sieggio bi ©atabria51t<br />

betraf ten, toelf teueres amphitbeatraliff an ber Sehne. eines<br />

mit anmutigen Sörfern befäten SergeS gelegen ift.<br />

SaS ©fiff bat jtoölf bis öierjehn Knoten in ber ©tunbe<br />

gemaf t unb ift nun balb in Port ©aib, am feiertenSage<br />

naf unferer 2lbreife. 2Bewt man auSfteigen miß, muß man<br />

fif ff nett entffeiben, benn man bält gerabe nur fo lange,<br />

um Kohlen einzunehmen, ©ine SDtenge Sarfen märten am<br />

gußeber ©fiffsleiter, um bie eüoa SluSfteigenben aufjuneh=<br />

men. flau zahlt nur in Port ©aib an ber SanbungSbrütfe.<br />

Sie arabiffen Spotsführer finb ähnltf tote bei unS tu ©e^<br />

noffenffaften tt er einigt SBenn man auSfteigt, fommt man<br />

über ben gahrpretS überetn; breißig ©enttmeS für ben Sag,<br />

fünfzig ©entimeS für: bie 9iaft. Bon bem Srinfgelbe (Ba(fc<br />

ff iff) braufe if niftS zu ermähnen; man fonnte fagen,<br />

baß bie Seute auf ben Knien barum bitten unb mit ber<br />

©ttrne im ©taube .bafür banfen.<br />

Port ©aib ift am ©ingange in ben £afen gehaut, Ser<br />

•Käme, unb ber Drt ift t>on bem ©rbauer beS Kanals, Seffeps,<br />

felbft gemäblt zum 2lnbenfen an ben bamatigen Sizefönig t)on<br />

typten, -öftfameb ©aib. 3ln ber großen ©traße t>on ©uropa


— 314 —<br />

nach bem Orient gelegen, ift eg eine SBeltftabt in ber üottfterc<br />

Bebeutung beg Sßorteg. Sen ©inbruö f^ilbern ju wollen,,<br />

ben man Bei bem erften .gufammentreffen mit biefer größtem<br />

tetig orientalifchen Bevölfermtg fühlt, ift fehr fdjwer.<br />

bringenbeg ©efchret, eine wtmmelnbe Bevölfermtg, Skiffe, bie<br />

fommen unb gehen, bieg alleg ftumpft julefet bag Dhr ab unb<br />

ecmübet bte Singen. Slber 3Jiut, wir finb fdjon am Sanbe;,<br />

man fühlt ft$ wohl. Wieber auf feftent Boben ju flehen. Bevor<br />

man ben guten granjigfanent einen Befud; madjt, 'ift egbeffer,<br />

falte niäjt bte 5ßeft fonftatiert ift, einen ©efunbheitgpaß<br />

ju verfdjaffen. @g ift eine bloße görmlidjfeit, unb —<br />

o SBmtber, — man hat ntdjtg bafür gu bejahten!<br />

Sie granjigfaner wohnen nur etwa eine Biertelftunbe<br />

vom ©tranbe entfernt, wo fte eine fleine, f


— 315 —<br />

girier gu lefen, weif es eine ©tunbe vom SanbungSpla&e eut*<br />

femt ift.<br />

2Ibgefehen von ben öffentlichen ©ebäuben, bie für einen<br />

fo Keinen Drt verhältnismäßig gahlreif finb unb viel (Selb<br />

foften mußten, ohne aber ffön gu fein, ift nifts gu fehem<br />

3war ifteS anberfeits auf langmeilig, auf bem ©fiffe gu<br />

bleiben, menn Kohle eingenommen wirb unb aHeS mit ff wargern<br />

©taub bebest ifi SBenn man in Sffibuti ans Sanb<br />

fteigt, gahlt man bem Beftfeer ber Barfe fünfgig (SentimeS für<br />

bie gahrt Von fefS Uhr morgens bis fefs Uhr abenbS, 'in<br />

ber Raft foftet bie gahrt einen granfen.<br />

£ier muß man, befonberS mährenb ber heißen Jahres*<br />

geit, oft bie SBäffe meffeln, unb bie Stflatrofen finb gerne<br />

bereit, für eine angemeffene (Entlohnung bie SBäff e gu Waff en.<br />

Bei ber SKnfunft ift baS ©f iff fogleif Von Keinen Regent<br />

um^bm, bie ungefähr wie bie erften Neuffen im Sßarabiefe<br />

gefleibet finb. 3n ihren Meinen Kähnen, bie aus einem ein*<br />

gigen Baumftantme verfertigt ftnb, gufammengefauert, lenfen<br />

fie benfei ben mit aitßerorbentlif er ©efficfliffeit: 3nS 9Jieer,<br />

inS 3Jieer! fo ffreien fie; benn fte ftnb Käufer. 3Ran wirft<br />

ihnen flehte ©elbftütfe gu. ©ogteif laffen fte Kahn unb Ruber<br />

ftehen unb werfen fif ins 9Jieer unb taufen unter, um baS<br />

©elb gu holen. Mehrere ftreiten um baSfelbe ©elbftüd unb<br />

es ift fehr intereffant, biefen Kampf unter bem SBaffer angu*<br />

fehen. SBenn ber ©effidtefte baS ©elb erreift hat, erffeint<br />

er an ber Dberftäf e beS SBafferS, baS ©elbftücE gmiff en ben<br />

gähnen haltenb, flettert mit affenartiger Behenbigfett tu feinen<br />

Kahn unb ff reit abermals: SDteer, ins 3J?eer! u. f. w.<br />

Sh^e ©elbtaff e ift ff wer gu ftehlen, benn fie tragen fie gwiff<br />

en ihren Kinnbaden unb ber ref ten ober Unten SBange.<br />

SBenn man fie gunt erfienmal fteht rnöft'eman glaufien, fie<br />

hätten ein ©eff Wür auf ber SBange; aber feien ©ie unbeforgt<br />

über bereu ©efunbheit;eS geht ihnen gut, fo gut, alseS<br />

ihnen nur gehen fann.


— 316 —<br />

. Sasfelbe Sdfjaufpiel mteber^olt fidh in {Solombo unb<br />

Singapore. Sort finbeS bie HinbuS unb Malaien,, meiere<br />

biefe Kunftftüde ausführen, um fidh babitrch baS Srot gu t)er=<br />

bienen.<br />

. Aber balb verfdhtöinbet bie. Küfte von Afrifa unferen<br />

Men. SaS-Sdhiff burdhfurd&t feit fünf bis fecfjS Sagen ben<br />

tiefblauen gnbife&en Dgean. SaS ift ber langtoeiligfte Seil<br />

ber gahrt; man bat ftch balb an bte-fltegenben gifc^e unb<br />

bie Selphine gemöhnt, meld)e bem ©djiffe folgen unb an*<br />

mutige Sprünge vollführen, aber man ftnbet baran- feine $er=<br />

ftreuung. mehr. Aud) ber ©egenftanb beS ©efprächeS medjfelt<br />

menig. Sa ift man nun leidjjt Spöttereien unb Kritifen auS=<br />

gefe|t SaS fletnfte Serfehen mirb beobachtet unb befannt<br />

gemadjt; eS ift gleidhfam ein öffentliches Kapitel, mo aber<br />

menig dhrtftliche Siebe. herrfdjt.<br />

. ©nblich fontmen mir na$ ©olombo. Ser ^f[angenmud}S<br />

ift. überaus reich, benn. mir ftnb in tropifdjen Säubern. Aber<br />

laffen mir bie Sßoefie, um gum praftifdjen Seben gurüdgufehren.<br />

3uerft motten mir; ©elb medhfeln, aber fo menig als möglich,<br />

benn man vertiert babei fehr viel Sie gebräuchlichste Münge<br />

ift hier bie Rupie, meldhe ungefähr 1 gr. 70 Gent (1 K 63 h)<br />

gilt SaS ©elb in jenen Säubern folgt, mie jeher rneiß,allen<br />

Schmanfungen bei cöörfe . @S ift alfo ein mahrer Marft.<br />

Man barf ben ©elbme^Slern ni$t gnvtel • trauen unb jeb'en<br />

feiner fleinen Saler na$ bem Klangt prüfen, um gu feheit,<br />

•ob aHeS ©elb edjt ift. Riemanb geigt fid^ barüber überrafcht.<br />

SaS Mittel ift finbifdh, aber praftifch: man nimmt bie eine<br />

Münge gmifchen bie: gingerfpi|en unb üergletd^t fie mit einer<br />

anberen .Münge. Aus Mangel an Sorficht fornntt- ber Rei*<br />

fenbe 'üft\gu falfdhen ©elbftüden, bie er bei feinem , SßedhSler<br />

mehr..anbringen.mirb. Senn biefe ftnb finge .unb. gemanbte<br />

Seute. ©olornbo, baS burch feine ©belfteine fo berühmt tft,<br />

verfauft, mie man fagt, audh viele falfd^e Steine, unb ebeufo<br />

gefliehteS auch mit bem falfdhen ©elbe.


— 317 —<br />

SÜBenn baS ©ftff einen ganjen Sag anhält, fo ift man<br />

froh, toenn man tu einer ffönen ©tabt einen Spaziergang<br />

maf en fann. §ür eine Btertelrupie für bte Sßerfon fft^rt man<br />

fte langfam an ben SanbungSptafe. ber Jtaft, baS ift<br />

feoit aft Uhr abenbs big fefS Uhr früh, tft ber hoppelte PretS<br />

ju zahlen.<br />

SBemt man ben Oblaten feon be£ Unbeftedten ©ntpfäng^<br />

niS einen Befuf mafen miß, nimmt man einen Karren ober<br />

man fährt mit ber eleftriffen Straßenbahn in baS ©tabt*<br />

feiertet Boretta. ©S finb ungefähr fünf Kilometer feom £an=<br />

bungSpIafe bis gur biff Öftifen 9teftbenj.<br />

SDer obengenannte Karren ift ein ganj eigenartiges ©efät;rte,<br />

baS jeben neuangefontmenen Europäer überrafft. ©S<br />

ift ein leifter Heiner Karren, toteman fagt, japaniffer ©r=<br />

ftnbung. @r mirb gebogen in ©olombo feon einem £inbu,<br />

in ben anbern ©täbten feon einem ©hinefen. 9ttan fühlt fif<br />

unangenehm berührt, fif feon einem Neuffen gebogen gu<br />

fehen, ber ganz bte 3Me eines 3ugtiereS fpielt.<br />

Siefe fojiate grage ift im Orient nof ju löfen,eS ift<br />

aber nift bie einzige biefer Strt. — ©in SBeg foftet 10 ©ent,<br />

eilte halbe ©tunbe 25 ©ent, unb toennman ben 2Bagenführer<br />

warten läßt, 10 ©ent für bie ©tunbe. ©S ftnb bte=<br />

fetben greife in ©ingapore, ©atgou unb ^ongfong. ©S ift<br />

aber ju bemerfen, baß in ben lefttgenannten bret ©täbten ber<br />

meEtfaniffe pafter (2 K 16 h) in Umlauf ift.<br />

©nbtif fommen mir naf ©ingapore, naf ber Slnjtft<br />

mehrerer 3?eifenben einer ber ffönften £äfen ber 2ßett.<br />

2)a fieht man juerft bie ©binefeit. 2)en 3opf um ben<br />

.rafierten Kopf gebreht, b a K> uadt fieht man fie bie Sabung<br />

auf bie ©f iffe bringen, bie SBaren aufff if ten, Kohlen tragen.<br />

Bon nun an finb mir in beftänbiger Berührung mit ber 2Bett<br />

beS äußerften OftenS.<br />

2)er erfie ©inbrud, ben man feon ben Betoohnern beS<br />

himmtiff en SRetfeS gemimtt, ift eher ein ungünftiger, ober


— 318 —<br />

wenigfteng nicht gar begeifternb. Slber biefer ©inbrttd fd^rnm<br />

bet balb.<br />

9ladjbem wir ung bie ©tunbe ber näd)ften Abfahrt am<br />

gefehen haben, fteigen wir ang Sanb; fich über bie ©tunbe<br />

ber SSeiterfahrt ju Vergewiffern, ift fehr wichtig, fonft fönnte:<br />

e^ gefdfjehen, baß bag ©d^iff ohne ung abfährt SBir befteigen<br />

einen SBagen (SßretS 1 Sßtafter bie gahrt) ober einen Kar*<br />

reu, unb in breiviertel ©tunben finb wir bei bem Sßrofurator<br />

ber augwärtigen 9Jitffionen.<br />

@g wäre überflüffig, gu fagen, wie freunblich ung Sßatef<br />

Souvreur .aufnimmt; obwohl er fchon lange an ber Sßrolura*<br />

tur ift, fo möchte man bennodj glauben, baß man ber erfte<br />

3Kiffionär fei, ben er aufnimmt, ©tue ähnlid) freunbltche<br />

Aufnahme ftnbet man in ©aigon unb ^ongfong; man möchtefi$<br />

in bie eigene gamilte Verfemt glauben. ©hanghai<br />

enblich wohnt man bei ben Sagariflen.<br />

3)a Waren wir gu igattfe. Big ber Bifttator bie SDlifc<br />

fton begegnet, wohin man ftch W begeben hat, ruht matt<br />

f>ttoa§ Von ber Aufregung ber 3ieife aug.<br />

3ene, bie für Sßefing beftimmt ftnb, werben noch mehrere<br />

©d&Wierigleiten haben, big fte nadj Tientftn fommen. 3)ort<br />

wirb man vom Sprofurator, bem guten £erw SDegrumeati£,<br />

mit offenen 2lrmen empfangen. 35ag ift ein Borftriel von<br />

bem herglidfjen ©mpfange, ber in ^Seüng im Sßetang ben jungen<br />

9ieifenben unb neuen SDWtarbeter erwartet.<br />

£einrtdfj ©eni;.<br />

Brief öes Bifcfyofs


— 319 —<br />

bie Stojer im 3a$re 1900 feinen Dnfel in ©tü


— 320 —<br />

3m.3ahre 1900 mürbe baS Befifetum ber -SRiffion unb<br />

ber heiligen Kinbheit großenteils Verbrannt unb jerftört Sie<br />

2Baifenmäbfen hatten gerabe früher ben Drt feerlaffen, mo<br />

bann ber 3Jtanbarin alles ins SBerf fefcte, um bie (£|>riften<br />

•auszurotten, maS ihm auf teilmeife gelang. Sie 2Baifen=<br />

rnäbf en. gelangten nach 3ung*ping=fu, mo fie banf ber ganz<br />

außergemöhnltf en ©enetgtheit. eines Unterpräfeften gerettet<br />

mürben; feit unferer Slnfunft in bem neuen Btfariate (1901)<br />

tDohnt ber aJlifftonär in ber Unterpräfeftur Sfien=an;<br />

"3n Kten4ff ang=jing mürben 27 ©hriften geftrmt. Bon<br />

ba ging if in eine anbere ©tabt, Samens Sai^ing^tffai;<br />

ber 2Beg führte mif ber großen f ineftff en Stauer entlang<br />

burf ein f riftlifeS Sorf, baS mitten in einer ©f Inf t über*<br />

aus ff ön gelegen ift Stefer Drt beft^t eine fleine Kapelle,<br />

aber fein ißtffionShauS;eS mar ehemals eine blübenbe ©Triftengemeinbe,<br />

aber unter ber Verfolgung beS KaiferS Kta*tfing<br />

(1796—1820) fielen mehrere gamilten zum &eibentume ab.<br />

Sftan bemerft j|e^t nof an biefen Bergbemohnem etmaS f rift=<br />

RfeS, einen offenen, feertrauenerme


— 321 —<br />

Über bem ©tabttore fieht man nod) eine nterfmürbige<br />

Sammlung von alten KriegSmaffen unb Lüftungen, Helmen,<br />

©ifenhanbfchuhen, Pfeilen, Säbeln, Sangen, SelagerungSfanonen<br />

u. f. m., alles mit einer bieten ©dhidjte ©taub unb Roft bebedt<br />

(SiefeS Magagin mürbe in ber golge vom SItfc gerftört.)<br />

Hier mürben etma 50 sperfonen gefirmt.<br />

Stuf unferem Rittfmege finben mir noch gtoei anbere Stiften*<br />

gemeinben, ebenfalls ohne Kapelle. Stuf biefe SBeife haben mir<br />

nur bie bebeutenberen Drte beS halben SiftrifteS Sftensan burch*<br />

manbert unb int gangen ungefähr 150 Sßerfonen geftrmt. Sie<br />

anbere Hälfte beS SiftrifteS gählt nur neugegrünbete, erft<br />

gmei ober brei $ahre beftehenbe ©hriftengemeinben. Sa mir<br />

bort fein paffettbeS Abfteigequartier haben, marten mir, bis<br />

mir mit ber Hilfe bort einige Kapellen bauen ober einigege=<br />

möhnliche Hänfer faufen fönnen.<br />

©ie miffen, baß in biefetn erft feit brei ober vier Sahren<br />

gegrünbeten Sifariate aHeS angufangen ift; alle Sebürfntffe<br />

machen ftd) ba auf einmal fühlbar. Stefer Srtef fpricht nur<br />

von einem eingtgen Seile eines eingigen SiftrifteS, unb nur<br />

von bem Mangel an Kapellen; aber im gangen übrigen<br />

Sifariate berrfdjt biefelbe Armut. Meine „Kathebrale" ift<br />

ein gang gemöhnltcheS HauS. SiefeS 3> a hr bauen mir mit<br />

großer Mühe ein halbes Su|enb Kapellen, bereu ©efamtgahl<br />

nun 18 erreicht, auf 66 SSifariate, bie alle eine Kapelle<br />

brauchten; unb jemehr bte Sefehrungen gunehmen, beftomehr<br />

madht fich SebürfniS nadh Capellen fühlbar. Sie 3ahl<br />

ber ©hriften ift feit ©rünbwtg beS SBifariateS Von 2880 auf<br />

4265 gefttegen.<br />

©ott fcheint bie Anfänge gu fegnen. 2Bir haben 23 3ög*<br />

linge im ©eminar unb etma 20 in ben Kaiechtftenfchulen A<br />

bte 3ahl ber Miffionäre ift 10. Sefonbere ©rmähnung ver=<br />

bieut noch baS SBerf ber Katechumenen. 2Bir müffen bei<br />

unferen Ausgaben viel auf bie göttliche Sorfehung bauen.<br />

©intge Kilometer von 3fang=ping*fu haben mir feit33e=<br />

gtnn beS Krieges in ber Manbfcburei ein djinefifdheS Sager


— 322 —<br />

Uött 3000 aKönn. Xlnfete europäifdhen 3ttifttonäre, ja fogar<br />

jeber ©hinefe, beffen Kleibung ober Haltung ein wenig von ben<br />

ber einfa^en ©ebirggbewohner abfttdjt, wirb an ben ©traßeu<br />

amb Bädjjen jeben 9lugenbli(f von ben -^ilitärpoften angc=<br />

galten, unb trofe itnferer Sßäffe fömten wir unfern SBeg nicljt<br />

fortfe|en, ohne baß nidjt Von Seit gu Seit ein Leiter heran*<br />

fommt unb unfere SCnfunft einem Befehlshaber melbet. Sieg<br />

atteg geflieht aber in gang harmlofer Sßetfe, xtnb bie ©olba*<br />

ten, bie nicht viel wiffen, Wag ein Sßaß ift, unb wenig an bie<br />

fleinlichen SBorfTriften beg Sagerlebeng gewöhnt finb, fdjeinen<br />

nod) mehr außer gaffung gebracht alg bie Sieifenben felbft.<br />

Tro% beg furchtbaren Kriegeg in unferer Sftadhbarfdhaft<br />

unb trofc ber SlnWefenheit einer chtneftfchen Slrmee in mtferem<br />

Bifariate finb wir ebenfo ruhig alg bag £aug ©anft Sagarug<br />

.gu Reiten beg heiligen Btngeng, alg feine gelber ben frangöft*<br />

jehen Slrmeen alg ©jergierfelb bienten. ©ott fei geprtefen!<br />

^fc^e-ßiang.<br />

Brief öes ZITifftonspriefters f)errn ^iaxbexet an ben<br />

Setteralfuperior f}errn 2t. ^iat.<br />

SEfcbufan; 10. 9J?ärä 1905.<br />

3$ ?ann 3h nen über unfer Knabenfentinar nur Tröft*<br />

lidheg berieten. Surch bie ©nabe ©otteg unb banf beg<br />

©d^ufeeg feineg Sßatroneg, beg heiligen Btngenj, berechtigt eg<br />

§u ben fdjönften Hoffnungen. — 3m vorigen 3


— 323 —<br />

"Werben, wenn nift ber ^eilige Bingeng nof einige für feine<br />

gantilie auswählt. SBenn alle ausharren, weife Hoffnung für<br />

-unfere 3ttiffton in fünf ober fefS fahren; bie SDltffion ift<br />

je£t wirflif auf bent SBege beS gortffritteS, unb in biefem<br />

3ahre erreift bie $at)l ber ©Triften ffon 20000 unb nof<br />

barüber. Unfere $öglinge mafen, wieeS allen Befufern<br />

auffällt, einen guten ©inbrucf; bieS fontmt wohl auf Von<br />

bem ©harafter ber SßroVing her, ba bie Seute bier viel auf*<br />

riftiger unb geraber ftnb als anberswo. — ®ie 3ögltrtge<br />

finb auf gritnblif fromm, fie beobaften genau ihre Regeln<br />

unb finb alle von gutem Seifte befeelt.<br />

2luf in geitlif er Beziehung ftnb wir ©ott nur Sanf<br />

ffutbig, ba ereS unS von %al)x gu $ahr möglif maft,<br />

unfere Sßerfe gu erweitern. 3Jtit igilfe ber jcfrlifen Unter*<br />

ftü^ungen, bie unS fromme SEßohltäter aus ©uropa ffitfen,<br />

fönnen wir nof mehrere fleine ©runbftüde faufen, bie an<br />

unfer Befifetum anftoßen. —3US mtf vor fefgehn fahren<br />

ber Biff of hteher wS ©eminar verfemte, waren wir fehr arm*<br />

'lif beftellt: höf ftenS 20 ©eminartften fonnten im £aufe<br />

finben. Sefet geftattet tutS ein naf europäiff er 2lrt gebautes<br />

.£aitS mit einem ©todwerfe, fehr gut gelegen unb luftig,<br />

imrfffnittlif Vierzig Söglinge aufgunehmen. 2)iefe<br />

.würbe fogar ffon überfliegen.<br />

3m verfloffenen 3al)re feierten wir am gefte beS heiligen<br />

Bingeng ben Jahrestag b e s fünfgigjährigen BeftanbeS<br />

ieS ©eminarS (1854—1904). SBegen ber traurigen Sage<br />

ber ©enoffenffaft in granfreif würbe biefeS geft nur im<br />

Greife ber gamilie gefeiert 2)a ber Btffof weit von<br />

•ftingpo unb bagu nof franf war, fonnte er baS geft nift<br />

burf feine perfönltfe ©egenwart beehren. SBelfe greube<br />

mürbe baS für il;n gemefen fein! Unfer ^rovtfar, £err<br />

gaveau, erfe^te ihn an biefem Sage; alle göglinge beS Sßrie*<br />

fierfemtnarS waren anwefenb. 31IS Slnbenfen an biefen ff önert<br />

Sag hafott toiran ber Borberfeite beS Kaufes bie ©tatue beS<br />

^eiligen Bingens, baS ©effenf eines großmütigen, unbefannt


— 324 —<br />

fein moHenben MübruberS, aufgeteilt. SaS gußgeftell ber<br />

Statue trägt bie.Snf^rlft: Ut fideles filiietc. unb oberhalb<br />

ift ber SSahlfpruch beS Seminars gu lefen: „©Caritas", mit<br />

ben beiben SahreSjaulen: 1854 —1904. 2Bir fangen beim<br />

©egen aus gangem Hergen baS Tedeum, benn mieviel Sauf<br />

maren mir ©ott unb bem fettigen SBingeng fdhulbig! $dh ge*<br />

fte^e, idh toat in biefern Augenbticf fehr gerührt unb aus<br />

gangem Hergen bat idh ben heiligen Stifter, er möge aßen<br />

SBohltätern mit befonberen ©naben alles vergelten, maS fte<br />

uns unb unferer teuren Anftalt ©uteS getan haben.<br />

©ine ©nabe, bie ich nicht mit StiHfdhmeigen übergehen<br />

miß, ift ber fünfgehnmonatlidje Aufenthalt beS Sßerfonafö<br />

unfereS SeminarS von Kiafdhing in Sfdhufan. Sie Stref*<br />

toren beS Seminars hatten bei ihrer Anfunft in ©hina fein<br />

Abfteigequartier. 83tf


— 325 —<br />

33rtef bes apoftbiifdjen Vifats t>on £fd)e=fiang, Btfdjofs<br />

IJJteptfub.<br />

^ingpo, 6. gänner 1905.<br />

Bei ©elegenheit biefeS gefteS bringe if unferen Sßoljl*<br />

tätern ben innigften Sauf bar für baS fföne ©effenf, baS'<br />

fie ber Stnftalt. ber Sehrlinge gttf ommen ließen. 9taf bem<br />

Beispiele ber brei 3Beifen l;aben fie gu ben güßen beS gött*<br />

lifen KinbeS in ber Krippe baS ©olb ihrer Siebe niebergelegt.<br />

SaS ift ein erfter unb Giftiger ©tein, beftimmt, einft jenes<br />

©ebäube gu tragen, mo bie arbeitenbe Sugenb eine fif ere<br />

fluftftätte finben foH. ©S ift ber 3lnfang gur Berwirflif ung<br />

•eines lang gehegten SteblingSpIaneS ber SJJifftonäre, ber fif<br />

immer als ein bringenbeS BebürfniS herausstellte.<br />

Sie Reiben ffäfeen biefe ^anbwerfsffulen fehr h°f-<br />

3f babe mit mehreren Beamten unb einflußretf en Sßerfonen<br />

barüber gefprofen, unb alle ftnb einftimmig in bem Sobe<br />

biefer Slnftall ©S ift eine SBohltat für bie Slrmen, eS ift<br />

eine große £ilfe für jene, bie nift mit ©lüdSgütern gefegnet<br />

finb, inbenx man ihnen bie Littel bietet, ftf ein Weniger<br />

|arteS unb ehrlif eres Safein gu fif ern. Bon ihrem ©taub*<br />

fünfte aus Ift bieS ein gutes SBerf, baS alles Sob verbient.<br />

©inige von ihnen haben ff on etUf e Snberungen in biefer<br />

Begiebung gemaft, unb finb bagu amtlif Von ber Kaiferin<br />

aufgemuntert morben. gnSbefonbere fenne if eine berartige<br />

Slnftalt tu ber ^auptftabt ber Sßroviug unter ber Seitung ber<br />

Japaner, mo bie Jünglinge gu verffiebenen nüfclifen £anb*<br />

Werfen bewmgegogen, werben follen. @S gibt bort angehenbe<br />

©fneiber, Siff ler, 9Mer, ©fmiebe u. f. w. SaS SBerf ift<br />

*rft in feinen Stnfängen, unb ffon rufteS einen gewiffen<br />

SBetteifer waf.<br />

SDian fprtf t viel bavon, unb gwar immer mit bem größten<br />

Sntereffe unb mit bem SEBunffe, biefeS Beifptel möge viele<br />

Utaf ahmer finben.<br />

STnnalen 70. 22


— 326 —<br />

2)aS ift eitt fe^r lobenswertes Streben. ®S beweift, bafe<br />

baS Softem, ein ^anbwerf in einer prifeatfamitie gu lernen,,<br />

fehlerhaft ift unb feerbeffert Werben muß. 2lber ihr ^Reform*<br />

plan ift unglüdliferwetfe unfeollftänbtg. 9Jtan feerfammeltbie<br />

Jünglinge, gibt ihnen geff idfte 9Mfter, erteilt ihnen burf greis<br />

fenberen Unterrift; fie finb nift mehr ben Saunen unb ©ran*<br />

famfeiten eines einzelnen 3JleifterS auSgefefet, aber baS ift auf •<br />

alles. @S geffieht aber nifts für bie fittlife Bilbung, für<br />

bie (Sntfernung ber böfen ©etegenheiten. 3)te Jünglinge ftnb<br />

nur 3Jlaffinen, bie gut gehen foHen unb um bie man fif<br />

nift weiter fümmert. Unter folfen Umftänben ftnb folfe<br />

SehrlingSffulen, ohne Sluffift unb ohne .guft, in fittltf er<br />

©injtf t leiber fehr feerberblif. ®te Jünglinge verlieren babei.<br />

mehr, als fie gewinnen, unb bie Sßerfftätten werben zu einer<br />

©fule beS SafterS.<br />

3f fah in biefer 2lnfirengung ber Reiben, baS SBerf<br />

naf zuahmen, einen neuen unb fehr ftarfen Beweis für bie-<br />

Slotwenbigfeit biefeS SBerfeS unb einen Beweggrunb mehr,.<br />

unS biefeS SBerfeS anzunehmen. SBir haben in ber<br />

ein boppetteS Biel feorSingen: bie f riftlif en Sehrltnge feor<br />

bem beibniffen ©influß, ber ihren ©lauben unb ihre Sitten<br />

bebrobt, zu bewahren unb bie Reiben burf bie KraftbeSguten<br />

Beispieles ber f riftlif en Religion zuzuführen. SBemt<br />

aber unfere 9leubefehrten unter einem heibniffen s JMfter Oberin<br />

einer ^eibnif(^en 3lnftalt ftnb, fo ftnb fie allen ©efahren<br />

ausgefegt, währenb Wieberum bie Reiben jebem ©tnfluß feonunferer<br />

Seite entrüdt finb unb immer tiefer in bie $inftexni&<br />

unb Safterhaftigfeit beS igeibentumS feerftnfen. Um alfo bieeinen<br />

feor bem Böfen zu bewahren, bie anberen feon bem:<br />

Böfen zu feilen, braufen wir friftlife SUleifter.<br />

SDiefe Süleifter f ollen bie Söhne ®on BoScoS fein, berr<br />

erft zu toben überflüfftg wäre. 3Bir haben fie eingelaben unb<br />

erwarten fie mit Ungebutb.. 2Btr haben ein großes ©runbftüd<br />

für fie beftimmt, wo fif baS 2Berf ber Sehrlinge naf unb<br />

naf entwideln fann.<br />

%at


— 327 —<br />

3llg itf) foftbareg 2llmofen erhielt, war mein erfter<br />

©ebanfe, ben Bau foglei


— 328 —<br />

frangöfifdh, ruffifdh unb Mathematik 42 lernen frangöfifch,<br />

10 ruffifdh, 42 perfifdh. Außer biefer großen Knabenfdhule<br />

ift noch ein Afyl ba, mo 75 Heinere Kinber unter Dbhut einer<br />

©dhmefter bie AnfangSgrünbe int Sefen unb ©(^reiben lernen.<br />

©ie äRäb


— 329<br />

Sag ift ber ©tanb ber ©dfjulen; gewiß würbe eg nodh<br />

viel mel^r gu tun geben, allein bie färglichen Littel erlauben<br />

ben 9Jtiffionären ünb ben .Barmherzigen ©


— 330 —<br />

wo man viermal ben ©egen faenbete. • 3)er leftte unb größte<br />

Slltar mar neben ber Kirfe, von mo aus ber ©egen mit bem<br />

3Itterheiligften gegeben merben fottte. SDaS Bolf ^atte fif im<br />

Kreis um biefen Slltar, ber von Siftern unb ©frnud er*<br />

ftrahlte, aufgeteilt, ein ©efangSfor, etma 40 -DUniftranten<br />

unb 10 Sßriefter, mit ben fettigen ©ewänbern angetan, er*<br />

höhten nof bie geierlif feit. 21IS nun bie gange BolfSmenge<br />

nieberfniete, um ben ©egen mit bem 2ltterheiligften gu emp*<br />

fangen, fo war baS ein fo I;errIifeS, $erjerfreuenbe8 ©fau*<br />

fpiel, baß man leift auf bie Sänge ber ßeremonie vergaß,<br />

bie nift meniger als gwei ©tunben bauerte. „D mie ffön!"<br />

fo hörte man von allen Seiten fagen, „nie haben mir etmaS<br />

ähnlifeS gefehen, feitbem unfer S)orf fteht. Sftein, Weber wir<br />

nof unfere Bäter hatten je ein berartigeS ©f aufpiel genoffen,<br />

©ott fegne bie SHifjtonftre!" ©fwefter ©anem.<br />

fannurm.<br />

Brief bes hocf)tx>. fjerrn Profurators ber maro*<br />

nitifcfyen Patriarchen, an ben ZMreftor ber geitfcfyrift<br />

„La Terre Sainte" (Das ijeilige £anb).<br />

$ariS, 29. Jänner 1905.<br />

3f habe bie ©hre, 3|men über bie ©rünbung einer 9Jtäbfen*<br />

ff nie in Sannurin im Sibanongebirge folgenben Serif t eingu*<br />

fenben, ben if in Sfh^e Beitff rift aufgunehmen bitte. Sannurin<br />

mit ben bagu gehörigen Orten: Uatha, Uabi, ©f atin u. f. w.<br />

gählt über 7000 ©inwohner. ©eine verborgene Sage in einer<br />

tiefen ©f luf t, an einem ber nörblifften fünfte beS Sibanon,<br />

40 Kilometer von SripoliS entfernt, ffien btefe ©tabt für<br />

immer ber SBohltaten ber f riftlif en ©rgiehmtg unb Bilbung<br />

bevauUn gu motten. Shre Sage, bie ungangbaren ©traßen,<br />

ber ©fnee, ber burf fünf SWonate beS Jahres ben Boben<br />

bebedt, maf ten biefe ©tabt fogar für bie f riftlif e Siebe un*<br />

gugänglif. SDeShalb boten auf bie Kirf en ben traurigften


331 —<br />

SM&M Bon $eit gu geit mürbe für einige Knaben ©fule<br />

«gehalten, aber nie für 3Käbf en; nie lernte ein SDtäbf en lefen<br />

über mit ber 9tabel umgehen, ©ogar bie größeren 2Käbf en,<br />

bie ben Beruf gu einem flöfterlifen Seben in fif fühlten,<br />

Jönnten biefem 3tufe nift golge leiften, ba bie ©tabt gang<br />

-einfam liegt unb mit feiner religtöfen ©enoffenffaft, Weber<br />

eingebornen nof europäiffen, in Berbinbung fteht S)er<br />

Umftanb, baß niete unferer jungen Seute naf Amertfa aus*<br />

•manberten, brafte befonberS bie -Käbfen in eine ffwierige<br />

Sage: 3h*e Ungewißheit, ArbeitSlofigfeit unb Sirmut forberten<br />

•gebteteriff bie ©rünbttng einer Anftalt, Wo biefem ©lenbe<br />

vorgebeugt werben fonnte.<br />

3n biefer ©tabt gebürtig unb burf befonbere gügung<br />


— 332 —<br />

fie ergießen bie größeren 3M>c?hen, galten bie Sßfarrfirdje unb'<br />

bie anberen benachbarten Kirchen in ©taub, befugen bie armen<br />

Kranfen: furg, ihre Siebe erftretft ftd) auf alleg, unb bag gange<br />

Sanb erfdjeint wie burd) 3 al *ber nmgewanbelt gur großen<br />

greube unfereg Sßatriardhen unb meiner Sanbgleute. Swei<br />

9Jletlen von Sannurin liegen mehrere triftige Sörfer: Kefur,.<br />

©djelala unb vor allem Suntah, bie größtenteilg von ben<br />

djalbäifchen ©rieben bewohnt finb. 2lber bie Dberüt ber<br />

©chweftew, ©chwefter Braffeur, frühere Oberin einer ©dljule<br />

in 3Jtontpetlier, nimmt bie fchigmatifd)en 3Jiäbdhen mit eben=<br />

foviel ©üte auf wie bie SDtaroniten, unb ich gweifle nicht, baß.<br />

bieg ein 2tnfang gur -Befehruttg biefeg armen Bolfeg ift, bei<br />

bem ftch fdjon eine Bewegung gur fatholifchen Kirche bemerk<br />

bar madfjt; fd?on im Sahre 1873 belehrten ftdj> mehrere ga*<br />

milien unter Slnleitmtg eineg Sßriefterg aug meiner gamtlie,<br />

beg Herrn Suneg, bie nod) immer feft im ©lauben augharren.<br />

.fefec 3^nen mit »ertrauen bie Bebürfniffe biefer<br />

neuen ©rünbung augeinanber. Sag ©ebäube ift gu Kein.<br />

Sie ©djule enthält im gangen eine fleine Kapelle, brei 3tm*<br />

rner unb einen Meinen ©aal. Unb bodj) werben ba 200 Meine<br />

3Jläbd)en, 100 Meine Knaben unb 100 größere Stfläbchen untere<br />

rietet. Sie ©dhweftern haben feine Suft unb feinen Sßlafc.<br />

©ie müffen ftch allen ©ntbehrungen untergtehen, ba ber Unter*<br />

rieht unentgeltlich ift. Befonberg tut eg irrten leib, baß fie<br />

fein genügenb großeg Sofa! haben, um alle SBerfe ber djrift*<br />

li$en Sftädhftenliebe, wie fte eg wünfdhen, eingurid&ten.<br />

3$ hätte gewiß nie baran gebaut, bte frangöftfdjen<br />

©chweftern fo ärmltdh untergubringen, ba fte bod) an mehr<br />

Suft unb Sßlafe gewohnt ftnb; aber i


— 333 —<br />

if an bte Oberin bie brtngenbe Bitte, obtoobt if wußte, bafc<br />

ba$ Sofal für bte ©fweftern bei weitem nift genügenb fein<br />

würbe, ©ott fei gepriefen, baS SBerf ift gegrünbet. ©in<br />

Seil beS erhofften ©uten geffieht ffon. Slber if feerhehle<br />

Shuen nift meine Unruhe. ihrer hetbenmütigen ©etbft*<br />

aufopferung müffen bie ©fweftern baS gange ©ewift beS<br />

©tenbeS in biefer freiwilligen Berbanmmg fiflen, wohin fte<br />

bie Sohltaten ber friftttfen üftäfftentiebe tragen wollen.<br />

3f ffweige nun unb übertaffeeS 3h^em großmütigen bergen,<br />

gugitnften biefer fo nü^tifen ©ritnbung gu fprefen.<br />

Z. 3uneS, ßborlriffof,<br />

$ro!urator ber Ottarontten in ^nfreif.


21 f r i f a<br />

Süh-$Uabagaslav.<br />

3rtef 6es IHifftonsprtefters f}errn giaxt £a$ne an ben<br />

apoftolifcbeit Difar, Bifcfjof (Lrouset.<br />

garafangana, 20. Sännet 1905.<br />

Seiliegenb fenben mir ©m. btfchöflichen ©naben eine Ab=<br />

fdhrift beS SaufregifterS von garafangana. ©ie Werben bar*<br />

•aus mit großer Sefriebigung erfehen, baß bie ga^I ber Saufen<br />

im Sa^e 1904 eine viel höhere ift als in ben vorhergehen*<br />

ben Sahren. SaS ift ein getreu Von bem, wenn audh lang=<br />

famen, aber boch fixeren gortfchritt unb von ber ftetigen @nt*<br />

mi(Jelung unferer Pfarre. Mögen @m. ©naben barin auch ben<br />

33emeiS für bie guten ©efinnungen Shrer Kinber fehen, bie<br />

ihre Mühen gern ber Ausbreitung beS latholifchen ©laubenS<br />

in biefern SBifariat wibmen. — 3Bir hatten bie greube, am<br />

15. Auguft unferem Herrn burch bie iganb feiner heiligften<br />

Mutter einen Kräng von Reugetauften bargubringen. ®S maren<br />

ihrer über breißig. Am Sage ber Unbefledften ©mpfängniS<br />

•mottten audh mir baS fdhöne 3ubelfe.ft begehen, mogu bie ©hriften<br />

fich burdh fromme Übungen vorbereitet hatten unb mir<br />

ließen beShalb vierunbgwangig junge Katechumenen gur hei*<br />

ligen Saufe gu. ©benfo würben fünfgehn beffer vorbereitete<br />

Knaben unb Mäbchen gur erften heiligen Kommunion guge=<br />

laffen. Sie 3ahl berer, bie fich auf Dftern auf bie erfte<br />

heilige Kommunion vorbereiten, beträgt beinahe fünfgig. Ridht<br />

minber gahlreid; finb bie Katedhumenen, bie fidh


— 335 —<br />


— 336 —<br />

tag in ©egenwart ber flehten Pfarrei feowehmen,unb jebeS*-<br />

mal behanbelte ber priefter in einer furgen Anfpraf e bie<br />

2ßärbe> bie SBirfungen unb bie ^ftiften beS ©aframenteSber<br />

©he-<br />

©S ift überflüffig gu erwähnen, baß beim BefehrungS*<br />

werfe bie Barmbergigen ©fweftern einen großen Anteil haben*<br />

SBiefeiet ©uteS tun fie in ber AuSfä^igenanftalt! gnbent fiebaS<br />

leiblif e ©lenb ber Kranfen linbew, erhalten fie bei ibnen<br />

teifter $utritt unb williges ©ehör, um ihnen feon ber ©eeleunb<br />

oorn anberen Seben gu ergäben, ©o fommt eS, baß bte<br />

meiften Kranfen feor ibrem Sobe gur Saufe gugelaffen werben<br />

fönnen. SDie -äJtäbfenffule nimmt einen guten $ortgang A<br />

wirb regelmäßig befuft unb gäblt ungefähr 100 Kinber. ©Sift<br />

ff ön angufehen, wie bie fteinen 3Jtäbf en ruhtg unb reget*<br />

mäßig feormittagunb naf mittag in bie ©fule gehen. Um.<br />

bte SBahrbeit gu fagen, blüht biefeS SBerf erft feit ungefähr<br />

einem $ahre unb ift nur eine etngige ©fwefter mit bem<br />

Unterrifte betraut. SDie ergielten ©rfolge finb aber burf auSnift<br />

gering unb altes läßt feorauSfehen,baß biefe ©fule ben<br />

größten ©inftuß auf bie Ausbreitung beS fatholiffen ©tau*<br />

benS in $arafangana unb Umgebung haben wirb.<br />

3f hätte Sh^en feiet gu fagen über ben wohltätigen ©in*<br />

fluß, ben bie ©fweftern in ber ©fute auf bie gange Pfarre<br />

augüUn, aber baS ift nift mehr meine ©afe. 2)aS gebort<br />

ber ©f Wefter Dberin gu. 3f taffe ihr atfo biefe ©orge, um<br />

nift in frembeS ©ebiet übergugreifen.<br />

3f glaubte in biefe ©tngelnheiten über unfere SBerfe<br />

unb unfer Seben eingehen gu müffen, um Sh^en gu geigen,<br />

baß alle 3$re Kinber beftrebt finb, fif nüfetif gu erWeifen A<br />

inbem fte an ber Ausbreitung beS ©laubenS arbeiten, unb<br />

baß fte ber Stebe, bie ©ie ihnen immer erweifen, burfauS.<br />

loilrbig ftnb.<br />

Kart SaSne.


21 m e r i f ct.<br />

VexeiniQte<br />

Staaten•<br />

©8. war im April 1849, als bie Miffionäre vom heiligen<br />

IBingeng von Sßaul nach famen. ©ie maren vom<br />

IBifdjof Kenridü herbeigerufen morben mit ber Seftimmung, eine<br />

Pfarre unb ein MiffionShauS gu übernehmen.<br />

©ie ließen fich guerft im meftlichen ©tabtteile von ^Ua*<br />

belphia nieber, ba fie aber aus Mangel an SBerfehrSmitteln<br />

unb megen ber meiten .©ntfernuug von bem Mittelpunfte ber<br />

©tabt ihren Berufsarbeiten nicht mit bent gemünfchten @r*<br />

folge obliegen fonnten, verlegten fie ihr HauS in baS:©tabt*<br />

viertel ©ermantomn, mo fie ber eigentlichen, ©tabt näher<br />

-Waren, ©o mürbe bie Pfarre ©ermantomn gegrünbet.<br />

Sa mit ber 3eit bie Sitten um Miffionen befonberS. in<br />

ben öftlid) liegenbett Drten fichmehrten, mürbe in ©ermantomn<br />

im gahre 1868 ein ©runbftüdf für ben 58au eines<br />

©tubienhaufeS angefauft, mohin auch ba8 ©eminar verlegt<br />

würbe. SaS eingig geeignete ©runbftüd mar baS von ©aft<br />

©gelten; benn megen ber bamalS in ©ermantomn herrfdhenben<br />

Vorurteile fonnten fich bie Katholifen nirgenbS anberS nieber*<br />

-laffen. SiefeS ©runbftiid lag bamalS nodh außer ber ©tabt,<br />

Von ©etreibefelbern umgeben, unb ba, mo heule fdhöne Häufer<br />

ftehen, maren bamalS viele Meiereien.<br />

@S mürbe befd;loffen, hinter bem Mittelpunfte ber Sauten<br />

bie Kapelle gu errichten, meil bie bisher benü^te Kapelle gu<br />

iflein War unb fdjlecht für bie Sebürfniffe einer geiftlidhen<br />

^©enoffenfdhaft paßte.


338 —<br />

2llS @rgbif


— 340 —<br />

-ed;ig, unb ift oben mit einer Statue ber Unbefteöten ©mpfäng*<br />

niS gefrönt ©ine große Siofette läßt baS Sift in feerff te*<br />

benen garben ins Smtere ber Kirfe fallen.<br />

Sie Säulen an ber SBanb ftnb weiß unb feergolbet;<br />

.jtotffen benfelben beftnben fif bie feierzehnStationen beS<br />

Kreuzweges, wahre Kunftwerfe, bie in biefer ©egenb einzig<br />

in : ihrer Art finb. Sie Silber finb auf Kupferplatten eins<br />

grafeiert, unb zwar fo genau, baß fie auf in ben fteinften<br />

©inzetheiten ber Prüfung eines KünftterS ftanbhatten fönnen.<br />

Sie Gahmen finb ebenfalls aus Kupfer unb mit poliertem<br />

©jolb eingefaßt.<br />

SaS ©ewöibe beS ©horeS ift mit feergolbeten SDlofaif*<br />

bitbern unb SWetiefzeifmmgen geffmücft. Sie Silber in ben<br />

brei weiten gelbern hinter bem Altare, SDlariä Berfünbigttng,<br />

Unbefledfte ©mpfängnis unb ©hriftt ©eburt finb feon ber feartb<br />

beS berühmten 9MerS BirgiliuS Sojetti Sie Statuen, bie<br />

fif über jebem Altar in einer -Riffe beftnben, finb fehr ffön<br />

unb foftbar.<br />

SaS ganze ©ebäube wirb mit Sampfheizung erwärmt<br />

unb mit ©leftrizität unb ©aS beleuf tet. Sie Bänfe finb aus<br />

©if en= unb Süßholz.<br />

Sie Knaben ber apoftoliff en Sfule unb bie Seminar<br />

riften bitben ben Sängerfor;eS finb ihrer im großen ganzen<br />

gegen aftzig, unb fie führen ben ©efang mit aller Sorgfalt<br />

unb ©enauigfeit aus, wieeS $)3apft SßtuS X. fürzlif anemp^<br />

fohlen hat.<br />

Aber es waren ffon feieteSabre fett bem Bau ber Kirfe<br />

feerfloffen. Ser Befuf würbe immer zahlreif er, bis bie Kirf e<br />

enblif ben Xitel unb bie 3tefte einer Sßfarrfirfe erhielt<br />

Aht 8. Sezember 1901 würbe bie Kirfe feonBiffof Styan<br />

ZU einer Sßfarrfirfe erhoben unb bereu ©ebiet begrenzt.<br />

Sie ©ntffeibung würbe überall mit greuben begrüßt<br />

unb ber neue -Käme „Kirfe feon ber Unbeflecften ©mpfäng*<br />

4tiS" ift in ©ermantown überaus beliebt<br />

S. 3K. SDioore, G. M., mtox.


— 341<br />

Brief bes ITtifftonspriefters f}errn ^ßautiex an ben<br />

©eneralfuperior ^errn 21. $iat.<br />

Unfere Mitbrüber von ©aint SouiS (Miffouri) haben in<br />

ton beiben von ben Sajariften geleiteten Pfarren von Sfteu*<br />

Drl6anS gefegnete Miffionen gehalten. Sei ber erften Miffion<br />

tonrben 2137 Seilten gehört. totff Sh^en von ber ^weiten<br />

Miffton etwas weitläufiger erzählen. SaS SDiö^efanfeminar<br />

gehört jur Pfarre ©t. ©tephan unb ber ©uperior beS Kaufes<br />

ift zugleich ber Pfarrer. AIS alter Miffionär von granfreidj<br />

verfolgte idh mit Sntereffe biefe Miffion unb idh &in noch<br />

immer ganj entgücft über alles, maS ich ba ©chöneS gefeiert<br />

unb gehört habe.<br />

2BaS tdh am nteiften bewunbert habe, ift bie ©elehrigfeit,<br />

mit welcher baS Solf ben SBorten beS MiffionärS bei ben<br />

Ißrebigten unb Unterweifungen folgte. Ser heilige. Sinjenj<br />

Ijielt ftdj für ben glücflichften Pfarrer, weil feine Sßfarrfinber<br />

fich nadh feinen leifeften SBünfchen richteten, &err 9tyan, ber<br />

Pfarrer von ©t. ©tephan, hätte baSfelbe von feinem Solfe<br />

fagen fönnen.<br />

Unfere Mitbrüber in Amerifa haben ben ©ebraudh, bei<br />

jeber Miffion jmei ganj verfdhiebene Abteilungen ju machen;<br />

tu ber erften SBocije prebigen fie für bie grauen mit eigenem<br />

©ingang unb Schluß; in ber jmeiten SBoche für bie Männer,<br />

©o taten fie eS audh in ©t. ©tephan. Sie Kirchen mürben,<br />

mie fie fagten, nicht groß genug fein, um Männer unb grauen<br />

zugleich gu faffen, befonberS ba bie Miffionen hier fehr VolfS*<br />

tümttch unb jahlreich befugt ftnb;eS ift etmaS SBahreS baran.<br />

Sie ßeute verfammelten fidh an jebern Sage ber Miffion<br />

viermal; baS erftemal in aller grül;e um fünf Uhr: Meffe unb<br />

furje Unterweifung, wobei ber Sefudj fehr jahlreich mar; baS<br />

jmeitemal um acht Uhr: Meffe unb Untermeifung für jene,<br />

welche in ber grühe nidht fommen fonnten; baS brittemal um<br />

brei Uhr nachmittag: Kreujmeg; unfere Mitbrüber in Amerifa<br />

3rnnnfcn 70. 23


— 342 —<br />

halten biefe 2lnbad)t jeben Sag währenb ber 9ttiffton; baS<br />

viertemal um 7V 2 Uhr abenbS: SRofenfrang, große Unterweid<br />

fung unb ©egen. Sie Kirdje war immer voll. Slad) ber<br />

Ie|ten Untermeifung blieben bie 9J!ifftonäre nodj bis gehn Uhr<br />

in ber Kirche, um Beidjt gu hören. Born erften SienStag an<br />

waren fte immer in ber Kir$e, um ben ©läubigen gu Sienften<br />

gu fein unb viele Seute gingen gur heiligen Beichte.<br />

Sanf einer befonberS gut eingerid)teten Drganifation<br />

herrfdjte Währenb ber SDiffton bie größte Drbnung. Sie 3üng*<br />

linge ftellten ftdj bereitwillig in ben Sienft ber SDUfftonäre<br />

unb halten bie Drbnung aufredjt; fte führten bie Sßerfonen<br />

in bie Bänfe, verhinberten jeben Surchetnanber unb fammelten<br />

felbft beim ©otteSbienft bie Sllmofeit, bie für ben Unterhalt<br />

ber Sßriefter beftimmt finb.<br />

Bei ber 9Jliffion würben audj viele StnbadhtSgegenftänbe,.<br />

3)febaiHen, Kreuge, ©fabuliere, ©tatuen u. f. w. geweiht;<br />

fromme, gutgefinnte Sßerfonen Verfauften biefe ©egenftänbe<br />

gum -Jin^en ber Kirdje. ©ogar bie SDtänner fauften ftch folche<br />

©egenftänbe, wie Bü


— 343 —<br />

ließen, feerpflif teten fif baburf, monatlif bie heiligen Safra*<br />

mente gu empfangen. Sie Pfarre ©t. Stephan ift jefet eine<br />

ber blühenbften in ber gangen ©tabt @S befteht ie^t bafelbft<br />

ber f riftlif e grauenfeerein, ber fif wöf entltf im Sßfarrbaufe<br />

feerfammelt; bie Bingenglonfereng, bie fif jeben greitag feer*<br />

fammett; ber Berein ber Sötarienfinber im igaufe ber Sfwe=<br />

ftern unb ber igerg Sefubunb, beffen SUlitgtieber naf SDiögtif *<br />

feit an ben erften greitagen unb ©onntagen beS SDtonatS gur<br />

heiligen Kommunion gehen (in Stmerifa ift bie Kommunion<br />

am erften 9JtonatSfreitag fehr in ©hren unb wirb feon ben<br />

©laubigen feielenanbern geften gleiten langes feorgegogen);<br />

bie SobeSangftbruberffaft, im $ahre 1895 gegrünbet, Weife<br />

jebeS 3ahr eineSRofeene hält; ber Berein ber ^eiligen gamilie,<br />

ein gegenfeiliger* Unterftü|ungSfeerein gugunften ber -Reger.<br />

Sagu fommennof bie Barmhergigen ©fweftern, weife in<br />

ber ©fule 210 3öglinge, ^nabm unb -Diäbfen, unterriften<br />

unb eine freie ©fule für bie -Reger, in Weif er auf Weltlife<br />

perfonen artgeftefft finb unb wo 44 Kinber unterriftet werben.<br />

©rgbiffof ©hapelle feonSfteu*Orleans fam felbft gum<br />

©fluffe ber 3Jiiffion, um ben päpftlifen ©egen gu erteilen<br />

unb ben SWiffionären gu banfen für all baS ©ute, baS fie in<br />

feiner Siögefe wirfen. ©r beglüdtoünffte ben Sireftor ber<br />

Sttffum £errn Sftugent unb feine gwei Mitarbeiter . . . Kurg<br />

ber ©flußtag ber 3Jliffton war für uns ein fföner Sag.<br />

SBerben wir wohl in granfreif balb wieber etwas Shnlif eS<br />

erleben?<br />

31. Bautier.<br />

Das Kollegium oorn tjeiligen Vinmi to Gap ©traröcau<br />

(Mllffouri).<br />

(Sefdncfytlicfyer Überbticf.<br />

Siefer Berift würbe in engliffer ©prafe für baS ©ful=<br />

bureait ber Bereinigten Staaten abgefaßt in bem Bufe: Contributions<br />

to American Education History edited by Her-<br />

23*


— 344 —<br />

bert & Adams Nro. 21. Higher Education. in Missouri,<br />

by Marshall S. Snow 1901, Seite 173 ff.<br />

3)ie ©eff if te beS St. Bingeng*KolIegiumS in ©ap ©irarbeau<br />

wäre unvottftänbtg ohne einige Borbemerfungen über baS Semi*<br />

nar St 3JJaria in SßerrhViHe (SDttffouri). SDaS St Bingeng*<br />

Kollegium ift ja ein Ableger beS SeminarS St. SBaria unb<br />

es blieb in ben fefgig fahren feines BeftanbeS ftetS in enger<br />

Berührung mit ber 3KutteranftaIt.<br />

Das IRartettfoBecj in perrpiöe,<br />

2)aS SDiarienMeg würbe im grühlinge beS SahreS 1818<br />

gegrünbet unb ift bie ältefte UnterriftSanftalt nift nur in<br />

SDtiffouri, fonbern auf im gangen weftlifen ^ifftffippigebiet<br />

SDurf lange Sahre ift bie Slnftalt nur ben Stubierenben ber<br />

Kongregation ber 3Jiiffion gugänglif, baeS gugleif baS 3Kutter*<br />

bauS ber ©enoffenffaft. im SBeften War. 15Ö Sß'flßnge ob*<br />

lagen im $ahte 1901 ben Stubien in ber 2lbfift, einft 3Jiif*<br />

ftonäre gu merben.<br />

3m 3ahre 1816 fam Biff of SDubourg vsn 9leu*DrIeanS<br />

uaf ©uropa, um 9Jttfftonäre für feine große 35iögefe gu fuf en.<br />

®aS feiner Seitung unterftehenbe ©ebiet umfaßte baS gange<br />

fogenannte Ober* unb Unterlouifiana unb erftreiäte ftf von<br />

ben großen Seen bis an ben ©olf von SJiejifo unb vom<br />

$ttfftfftppt bis güm gelfengebirge unb fogar nof meiter weft*<br />

lif bis gu ben iefeigen Staaten SBafhingtön unb Oregon.<br />

Biffof SDubourg hatte nift nur bie Slbftft bei feiner<br />

©uropareife, ^riefter für baS Sßerf ber Sffliffton gu fufen,<br />

fonbern auf Sßrofefforen für baS gu griinbenbe Kolleg auf*<br />

ftnbig gu mafen, um fo ber amertfaniffen 3ugenb ©elegen*<br />

heit gu ben höheren Stubien, befonberS -aber gur ©rreifung<br />

beS SßriefterftanbeS gu bieten. SBährenb feines SlufenthalteS<br />

in 9iom fanb er einen jungen £t;eoIogieprofeffor, ber ihm burf<br />

feine große ©elehrfamfeit, grömmigfeit unb Beffeibenheit<br />

auffiel. ©S mar $eli£ be 2lnbreiS aus ber Kongregation<br />

ber 3Jliffion.


— 345 —<br />

Siefer Rieftet mar fchon lange von bem SBunfd)e befehlt,<br />

fid) bem 3ßerfe ber auSmärtigen Miffionen gu mibmeu unb<br />

bie Begegnung mit Bifdjof Subourg fc^ien il>m,beshalb eine<br />

göttliche gügmtg ju fein. Bifchof Subourg Wänbte/ftd) au<br />

bie Dbern ber Kongregation unb erfuchte fie, baß mit ^errn<br />

AnbreiS nodh mehrere anbere Sßriefter jum 3^ede ber ©röff*<br />

nung eines ©eminarS gur §eranbilbung von ^Jrieftern nach<br />

Amerifa gefanbt mürben.<br />

Am 20. 3ult 1816 lanbeten auch wirflidh 5 5ßriefter,<br />

4 ©tubierenbe ber Sheologie, 1 Bruber unb 3 ärftbet»5ßo'flu?<br />

lauten in Baltimore, ©ie begaben fiel; ju SBagen von Baltimore<br />

nach pttSburg unb von ba gu Schiff nach SouiSville,<br />

mo fie im November anlangten. Auf ©inlabung beS S^if^ofS<br />

glaget von Barbftomn verbrachten fie ben Sßinter im ©anft<br />

ShomaS*©eminar, um bie engltfche ©prache gu erlernen unb<br />

fich auf bie fünftigen Arbeiten vorzubereiten.<br />

gm 3ahre 1817 fefetc bie fleine ©djar ihre SReife nad)<br />

©aint*SouiS fort, mo Bifchof Subourg feine neue 3lefibeng<br />

einzurichten gebachte.<br />

Schon maren bie ttuterhanblmtgen betreffs ©rünbung einer<br />

Schule in ©aint*SouiS meit fortgeschritten, als mehrere An=<br />

ftebler von SßerrtyVile ben neuangefommenen SOiiffionären ein<br />

©nmbfiücf von 600 Acres in ber Sftähe von SßerrtyVile unge*<br />

fahr 80 Meilen füblich von Sainfc&ouiS anboten, bamit bort<br />

baS Kollegium errietet mürbe, Siefe Anfiebler maren von<br />

ben in ber ©raffdjaft Sßerrty anfäfftgen Katholifen abgefanbt<br />

worben. Sunt größten Seile Anglo=Amerifaner, maren fie<br />

alle eifrige Katholifen unb fie fehnten fidh nadb bem ©lüde,<br />

ein fatholifcheS Kollegium gur ©rgiehung ber Sugenb unb<br />

fathotifdje Jßriefter in ihrer-Mähe gu haben.<br />

Ser Borfchlag biefer guten Seute würbe reiflidh überlegt<br />

unb Bifchof Subourg begab fidh mit mehreren s $rieftern an<br />

Ort unb ©teile,, um bie Sage beS angebotenen ©runbftüdeS<br />

in Augenfdhein gu nehmen. SaS Anerbieten ber fatholifdhen<br />

Anfiebler mürbe nun angenommen, unb im grühiahre, 1,818


346 —<br />

reiften alle SDliffionäre mit Sfagna^me beS Herrn be 2lnbreiS,<br />

ber gurn ©enerafoifar BifdjofS Subourg ernannt Worben war<br />

unb als foldher in SainfcSoutS SBohnwtg nehmen mußte,<br />

nach Sßerrtyfcile ab.<br />

Herr SRofati übernahm bte Seitung ber flehten Sdjar<br />

unb madjte jtdj fogleich an bie 2lrbeit. 3luS BambuSftämmen<br />

würben gwet ©ebäube aufgeführt; bereu eines als Ktrd)e, baS<br />

anbere als Kollegium bienen follte.<br />

Sie umwohnenben Katholifen waren t>ol greube unb<br />

ließen ben Mifftonären alle nur möglichen Unterftüfeungen<br />

guteil Werben. Sie einen fällten Bäume unb hieben bie Steige<br />

ab, bie anbern ebneten ben Boben unb gruben bie gunba=<br />

mente.auS, währenb anbere baS Holj fägten unb hobelten.<br />

Biele trugen Materialien, Balfen, Mörtel u. f. w. herbei. Sluch<br />

bie grauen ftanben hierin ben Männern nidjt nach, ba ihnen<br />

bie 2lrbeit für Sott unb feine Siener leicht fcorfam.Befom<br />

berS öerbient erwähnt gu werben grau Halben, bie reichfte<br />

grau ber Umgegenb; fie geigte ftd) überaus freigebig unb bot<br />

fogar ihr eigenes HauS ben Miffionären gur Söohnung unb<br />

Abhaltung beS ©otteSbienfteS an.<br />

SaS erfte ©ebäube war eine Hütte auS Baumftämmen,<br />

25 guß lang, 18 guß breit, Wel^e gugleid) als Kapelle,<br />

Sdfjlaffaal, Stubienfaal, Küd)e, -KefreationSfaal unb Sdhneiberei<br />

biente. Iber alles hatte bafelbft ferne Beit unb feinen Drt,<br />

unb alles ging mit folcher Drbnung vor ftch, wie in einem<br />

wtrflidjen Seminar. Siebe, grömmigfeit, 3lrmut gingen Hanb<br />

in Hattb; foldh ärmlidhe Anfänge mußten für bie ©ngel ein<br />

ebenfo angiehenbeS Sdjaufpiel fein, wie fie ben Seuten ber<br />

Umgegenb gur Bewunberung gereiften. Man fonnte ba fehen,<br />

wie Herr 9lofati auf ber einen Seite Säjule hielt, toäfyvettb<br />

auf ber anbern Seite ein Bruber baS färglidhe Mahl bereitete,<br />

unb Bruber ©ellini in einer anbern @de ftch in ber Bereitung<br />

von SBürften verfugte;"unb um baS BUb gu fcer&ollftänbigen,<br />

ftedte eine Kuh ^on Beit gu Beit ihre Sdfmauge bur


— 347 —<br />

lif roh gearbeitet unb baS Saf in nof ff lef terem guftanbe<br />

toar, brang ber Siegen unb befonberS ber ©fnee burf idf)U<br />

reife Öffnungen hinein, unb öfters fam eS feor,baß bie<br />

Büffelhäute, unter benen bie Bewohner ber £ütte ruhig ff liefen,<br />

mit einer biden ©fneeffifte Bebeeft waren, Sa bie<br />

-große Armut nift geftattete, ©taSffeiben in bie genfter ein*<br />

gufe^en, feerfftoß man bie Öffnung mit Sßapier ober 3ftuffelin.<br />

Ser zweite Bau war 50 guß lang unb 30 §uß breit<br />

unb enthielt eine Kellerwohnung, ein ©rbgeffoß, ein ©todf*<br />

toerf -unb eine Saf Wohnung. Siefe unff einbare Anftalt ent*<br />

Wide!te fif in ber $o!ge fo großartig, baß fie jefet ganz'auS<br />

©tein unb Siegeln gebaut, mit Santpf geheizt unb eteftriff<br />

beteuftet ift.<br />

ßinige Sabre naf ber ©röffnung beS SJtarienMegiumS<br />

betrug bie 3 er ©tubenten ffon aftjig. $m 3^hre 1833<br />

toareneS ffon hunbertbreißtg. Ser ©tubiengang, ber fefs<br />

^ahre bauert, umfaßt ©riefiff, Satein, ©effifte, 9Jlathe=<br />

matif, ©hernie, ^^fif / ©rbbeffreibmtg, ©eotogie, ©ngtiff,<br />

$ranzöfiff, Seutff, gtatieniff, ©paniff, KatefiSmuS unb<br />

9Kufif. SaS lefete 3ahr würbe feorwiegenb zum ©tubium ber<br />

tßhilofophie, Sogif, 3Keta:ph9fif, Sßftyfologie, Sheobtzee unb<br />

SJtorat feerwenbet.<br />

3fene, bie priefter werben wollten, ftubierten nof weitere<br />

brei : Sogmatif, SDiorat, Zeitige ©frift, fanoniffeS<br />

3left, iQomitetif, ^aftorattheologie, Ktrfengeffifte, ©horat*<br />

gefang unb Kanzetberebfamfeit.<br />

Siefe ©egenftänbe würben im Üfftarienfoleg feon ber<br />

©ri'mbung im 3ahre 1818 an bis zur ©rünbung beS ©anft<br />

^BinzenzfottegS in 6ap ©irarbeau im $abre 1844 feorgetragen,<br />

worauf bann bie -ättittelffulfäfer in biefeS neue Kollegium<br />

feertegt würben.<br />

Sa baS -JJlarienfoHeg feine gunbation befaß, fo mußte<br />

eS nur burf bie .gahtungSbeiträge ber im £aufe Wohnenben<br />

gögtinge unb burf baS eingegangene ©f ulgetb erhalten wer=<br />

ben. Sie ^öt;e beS Betrages Weffette je naf ben feerffie*


— 348 —<br />

betten geilen ju 200—300 SDoffar für ein ©fuliahr von<br />

jehn SUtonatem<br />

©injelne wenn auf beff eibene Bermäftmffe- wohltätiger<br />

©eelen aus ©uropa ermßglifteneS ben SDtreftoren, eine Ste<br />

bliot^ef von etwa 20,000 Sänben anjuff äffen, ebenfo ein<br />

Kabinett für Sßh^ftf unb ©hemie, baS tm BerhältniS jur. ba*<br />

ntaltgen geil jtemltf beträf tlif war.<br />

Seit ben erften gelten ber ©rünbmtg beS Kollegiums<br />

hatten es bie gJrofefforen auf fif genommen, ben Katholtfen<br />

in ©üb *9Äiffouri bie heiligen ©aframente gu fpenben. 2ln<br />

ben ©amftagen fah man gewbhnlif brei ober vier Sßrofef*<br />

foren, manfmal auf nof mehr, mit je einem ©tubierenben<br />

ber Rheologie ein 5ßferb befteigen imb naf ben verff iebenen<br />

aRtffionSftationen reiten, ©onntag früh hörte ber Sßriefter<br />

Seift, las bie heilige 3Jieffe, prebigte unb taufte, mährenb<br />

ber Kterifer Katef iSmuSunterrift erteilte unb eine furje 2ln*<br />

rebe ^ielt* ©ine von ben $rofefforen befonberS oft befufte<br />

©tatton mar ©ap ©irarbeau, wo' balb eine neue 2lnftalt ge*<br />

grünbet werben foKte. g. SB. ^ugent, 0. M.<br />

(gortfe^ung folgt.)<br />

Slte^ilo.<br />

^vteßCa.<br />

v&n bie 2®tffton be* Muft* xxx SHteMtt,<br />

verfaßt von bem XHifftonspriefler Cyprian &oJas.<br />

14 Slpril 1904.<br />

Sßuebla (ober Sßuebla lo3 SlngeleS) ift eine ber mif tig*<br />

ften ©täbte von 9Re£ifo, fowohl in bejug auf.©inWohnergahl<br />

(100000 ©inwohner), als auf in bejug auf ^nbuftrie unb<br />

Raubet; bie ©ebäube ftnb ffön, bie Straßen breit unb ge*<br />

rabe, iie geräumig, bie ©ärten berrlif ;eS befi^t viele<br />

Heilquellen unb Säber. 3>ie gahl ber Kirf en beträgt mim:


— 349 —<br />

beftenS ad)tgig, fämtlid) groß unb reich gefchmücft. Sie ©labt<br />

ift audj fehr berühmt burd) ihr 2llter unb bie grömmigleit<br />

ber Bewohner. Sie ©tabt heißt Sßuebla be los SIngeleS<br />

(^uebla tion ben ©ngeln), weil fie in fidjtbarer SBeife ben<br />

©chnfe ber ©ngel erfahren hat, aber auch ^egeit ber großen<br />

Slnbacht ber Bewohner ju ben heiligen ©ngeln unb wegen ber<br />

reinen ©itten beS BolfeS. Sie ©tabt führt int SBappen jwei<br />

©ngel mit ber 3faf$rift: Angelis suis mandayit de te: er<br />

hat feinen ©ngeln beinetwegen befohlen. $m $ahre 1527<br />

würbe bie ©tabt ein ©uffraganbistum öon 9Jlej;ifo, unb wenn.<br />

eS auch wahr ift, baß ber BifdjofSftfe guerft in Slajcala ge*<br />

grünbet würbe, fo ift eS bodj auch wahr, baß biefer 30 gahre<br />

fpäter nüd) $ueblä übertragen würbe, ©eit jener Seit war<br />

bie Siögefe immer t>on Würbigen Btfdjöfen geleitet bis auf<br />

Bifdjwf Sftaimonb Harra ©ongaleS, ber biefe Kirdje nocfr<br />

jefct leitet unb ber lefete Bifd)of unb zugleich ber erfte ©r^<br />

bifdjof beS neuen ©rjbiStumS ift.<br />


— 350 —<br />

SaS finb außer Analco bie Kirnen Unferer Sieben grau vom<br />

Sickte, vom heiligen Kreuj unb vom heiligen Salthafar.<br />

Sa alle Miffionen jiemtidh biefelbe SageSorbnung befol*<br />


— 351 —<br />

Am 22. beSfelben Monates fanb bie ©eneralfommunion<br />

ftatt, an weif er 367 perfonen teilnahmen; bie ©efamtgabl<br />

ber Kommunionen währenb ber Miffion betrug 1280. Unfer<br />

©uperior Corres unb bie anberen Mitbrüber famen aus<br />

unferem £aufe, um uns beim Seifthören gu helfen, f 0 bafc<br />

alle perfonen gur Seifte fommen fonnten.<br />

Seim Anblid; ber ^errltd^en prüfte, mit benen ©ott<br />

unfere armfeligen Arbeiten belohnte, vergaßen wir alle Mühen<br />

unb banften ©ott für feine große Sarmbergigfeit. Am Abenb<br />

errifteten wir ein großes fteinerneS MifftonSfreug.<br />

©ine Angahl perfonen, bie in unref tmäßiger Serbinbung<br />

lebten, trennten fif auf unfere ©rmahnungen fyxiunb 75<br />

fotfer Serbinbungen würben burf eine friftlif e ©he geheiligt;<br />

eS gelang uns auf, mehrere eingewurgelte geinbffaften gu<br />

beheben. SBir verteilten 100 AnbaftSbüfer, 800—900 Me*<br />

baiffen unb feteleSilber, unb hatten ben %xoft, feiele ©ünber,<br />

bie ffon über gwangig unb breißig Qahre fern feon ©ott<br />

lebten, wieber befehrt gu haben.<br />


— 352 —<br />

Jfftflton ainfexex Ätefien 3frau t>on faxSttftudji<br />

®ie SOUffionen, bie if jefet beff reiben will, würben in:<br />

ber Sßfarre ©anft 3ofef in $uebla gehalten. Beginnen wir<br />

mit bem armen Stabtteile „Unfere Siebe $rau von' ber<br />

fluft", ehemals ein Wallfahrtsort, wohin bie ©laubigen in<br />

großer Sffienge von allen Seiten gufammenftrömten. ©ie leg*<br />

ten ju ben $üßen jener, bie ba ift bie Sufluf t ©ünber,<br />

in i^rem berühmten, lieblifen ^eiligtume foftbare SBeihege*<br />

ffenfe nieber. alber biefeS Heiligtum hat feinen alten ©lang,<br />

verloren, fei eS, weil bie Siebe beS BolfeS erfaltet ift, fei eSinfolge<br />

ber vielen Kriege.<br />

Sluf ba mürben mir vom Pfarrer von ©anft 3^fef feiere<br />

lif empfangen; naf ben gebräuflifen ©ebeten riftete er<br />

an bie gahlreif e guhörerff aft einige SBorte voll eVangeliff et<br />

Salbung, morin er fte ermahnte, bie ©nabe gu benüfeen, bie<br />

ihnen ©ott tu biefem 2lugenbli


— 353 —<br />

^efuf ftatt. 2llleS Verlief in ber erbauliohften SBeife unb bie<br />

ßeute nahmen bie beften ©inbrüdfe mit ftd). Sie ©eneralfom*<br />

munion, an welker fidf) 450 Sßerfonen beteiligten, verlief<br />

nodj herrlicher.<br />

Sabei ereignete [ich auch ein gang außerorbentlicber Bor=<br />

fall, ber allen Inwefenben überaus großen Sroft braute, ©inige<br />

Sage nach unferer Slnfunft erfuhren wir, baß ftdh bafelbft ein<br />

Ißriefter befinbe, welker fuSpenbiert war unb burch feinen ärgere<br />

niSgebenben SebenSWanbel unb feine böfen 3teben viel Unheil<br />

ftiftete- ©iner ber Miffionäre nahmeS auf fich, biefeSVer=<br />

irrte ©djaf gurücfguführen; er braute biefen unwürbigen Siener<br />

©otteS gurn Sftadhbenfen, fo baß er feine gehler erfannte,be=<br />

weinte unb baS gegebene Ärgernis wieber gutmachte, ©r<br />

tarn gu ben ^rebigten, beichtete mehreremale unb machte fidh<br />

anheifchig, öffentlich feine Srgemiffe gu wiberrufen unb fo fein<br />

fi'mbhafteS Seben wieber gutgumadhen. 9Jlan wählte bagu ben<br />

Sag ber ©eneralfommunion. 3 U Beginn ber Meffe fniete<br />

ber büßenbe ^ßriefter, mit Salar, ©h^rrod unb ©tola befleibet,<br />

vor bem 2lltare nieber, um bie heilige 3Jlejfe gu hören, ©iuige<br />

3lugenbltcEe vor ber heiligen Kommunion beftieg ein 3Jlifftonär<br />

bie Kangel unb fprach über bie heilige Kommunion, wie man<br />

ftch auf biefelbe vorbereiten ntüffe. 2llS baS Bol! fd^on ge^<br />

rührt war, wanbte er fidh an ben 5ßriefter unb forberte ihn<br />

•auf, öffentlidh gu wiberrufen unb wegen feiner gegebenen ärger*<br />

niffe Slbbitte gu leiften unb von neuem ©Ott um Bergeilmng<br />

feiner ©ünben gu bitten; er forberte il;n auf, audh baS Bolf<br />

um Bergeihung gu bitten unb ftch ben ©ebeten ber ©läubigen<br />

ju empfehlen, bamit fie ihm bie Belehrung unb bie Beharr*<br />

lichfeit erflehen helfen. Ser unglücElidje ^firiefter brach in<br />

Sränen aus, worauf auch bie 3^hörer mit bem Sßrebiger<br />

Weinten; gewiß freuten fidh *> a *>ie ©ngel im Himmel über bie<br />

Sücffehr biefeS verlorenen ©ohneS in baS väterlidhe HauS.<br />

©r empfing mit ben ©laubigen bie heilige Kommunion; baS<br />

-gange Bolf war überaus erbaut ttnb bewunberte unb lobte<br />

4ie große Barmhergigfett ©otteS. 3lm folgenben Sage fagten


— 354 —<br />

wir bem Botfe Sebewohl unb hinterließen ihnen als ©rinnerung<br />

an ben ©egen biefer Miffion bie greube im bergen unb ba£<br />

MifftonSfreug<br />

SJTifftonen in SanRt Jneronput* (Safem unb Sanßt ^xtxpp<br />

Mtyotlipm.<br />

Siefe Drte gehören gur Pfarre ©anft 3-ofef unb gä^Iett<br />

gufammen bei 1500 ©eelen. ®rei Miffionäre, barunter auf<br />

if, reiften ab, unb ber Pfarrer empfing uns einen Kilometer<br />

feor bem Drte an ber ©pi|e ber ©laubigen, gröhltf es ©e=<br />

läute unb geuerwerf fünbeten unfere Anfunft an. Triumph 5<br />

bögen, Jahnen, Kränge, Blumen, tauge Leihen feonperfonen<br />

mit Kerken in ber &anb geigten uns beuttif genug ben 2Beg,<br />

ben wir gu nehmen hatten; wir ff ritten auf lauter -Rofen<br />

unb wohtriefenben Blumen einher. ber Kirfe angelangt<br />

hielt £err Corres bie ©inteitungSprebigt, wobei ftf eine große<br />

3uhörerff aft einfanb. Am Abenb naf bem SRofenfrange pre*<br />

bigte §err 3iojaS über bie Stotwenbigfeit, baS SBort ©otteS<br />

gu hiften unb naf berufet ben gu leben. Am $efte Sßeter unb<br />

$aul famen bie Seute feon Unferer Sieben grau feon ber<br />

ftuf t gum 3eif en ihrer SDanfbarfett unb Anbängtiffeit unter<br />

ber Rührung ihres Pfarrers in ^rogeffion naf ©anft £ie=<br />

rontymuS, wobei fte bie ©tatue ihrer htomtiffen Beffüfeerin<br />

trugen, ben Slofenfrang beteten unb fromme Sieber fangen.<br />

SDaS ©etäute ber ©todlen unb baS Kraf en ber Sftafeten feer*<br />

fünbigte ben Bewohnern feon ©anft £ierontymuS baS ©reignis.<br />

Man gog ber Sßrogeffton entgegen, barauf würbe für fie eine<br />

heilige Meffe getefen unb eine Sßrebigt gehatten; alle fom=<br />

munigiertejt unb opferten bie Kommunton für bie Miffionäre<br />

auf, um auf ihre apoftotiffen Arbeiten ben götttifen ©egen<br />

herabguflehen. Man banfte ihnen für ihre garte Aufnterffam?<br />

feit unb fte gogen fif wieber gurüd — Am 10. ^uti gingen<br />

130 Kinber gur gemeinff aftlif en Kommunton, wobei bte Muftf=<br />

banbe beS DrteS fpiette. iRaf bem grühftüd, währenbbeffen


— 355 —<br />

ebenfalls gefpielt mürbe, verteilten wir Mebaillen unb Silber,<br />

worauf fidh Kinber gang beglüdt gurfidgogen.<br />

Sei einer Sßrebigt über bie geinbeSliebe ftellte man gu<br />

beiben «Seiten beS KreugeS baS SUb ber beiben Sdhädher auf,<br />

alles in natürlicher ©röße. ©S war ein ergreifenbeS Sd^aufpiel;<br />

bie Sßrebigt braute audh wirflidh einen tiefen ©inbrucf<br />

auf bie BolfSmenge hervor, bie mit größter Spannung ben<br />

SBorten beS SßrebigerS folgte.<br />

©S ift befannt, baß in 9Jiej:iIo jebe äußere religiöfe Übung<br />

Verboten ift unb baß bie Sßriefter in ben Straßen ben Salar<br />

nicht tragen bürfen; aber in Sanft Hieronymus, gang nahe<br />

beim Hauptorte ber $roving, laffen bie Sehörben unb ©läu~<br />

bigen beibeS ruhig gefdhehen. So trägt man bie SBeggehrung<br />

gang feierlich burdh bie Straßen, mit bem Salba^in unb<br />

brennenben Kergen, wobei auch mit ber Meinen ©lode geläutet<br />

wirb. Sie toten Kinber werben wie fleine ©ngel angegogen<br />

unb begraben, gang nach ben SorfTriften ber heiligen Kirche.<br />

SaS gange Solf mit ber Mufif begleitet ben Sßriefter von<br />

bem Srauerhaufe gur Kirdhe ober auf ben griebhof.<br />

3lm 17. guli fanb bie ©eneralfommunion ftatt, an meldher<br />

bei 500 Sßerfonen teilnahmen, 37 unerlaubte Serbinbungen<br />

mürben burdh eine redhtmäßige ©he geheiligt. SBir haben audh<br />

gwei fleine Steinfreuge gu beiben Seiten beS ©ingangeS in<br />

bie Kirdhe geweiht. 2tm folgenben Sage nahmen wir Slbfchieb<br />

vom Solfe von Sanft Hieronymus unb fehrten in unfer lieber<br />

Haus gurüd.<br />

•Jladhbem mir mit unferen Mitbrübern baS geft beS heiligen<br />

Singeng gefeiert hatten, reiften mir, biefelben Miffionäre,.<br />

nadh Hneyotlipam, mo man uns einen glängenben ©mpfang<br />

bereitete. SBährenb ber gangen Miffion mar bie Seilnahme<br />

an ben Übungen eine fehr große, fo baß faft niemanb babei<br />

fehlte. 2lm 31. guli gingen 150 Kinber gur heiligen Kom*


— 356 —<br />

mimiott. Um fieben Uhr mar bie gefungene Stteffe, um yfyxi Uhr<br />

janb bie ©rneuerung ber Saufgelübbe unb bie Weihe an bie<br />

feligfte Jungfrau unb an baS gßttlif e &erg ftatt; naf mittag<br />

um vier Uhr mürbe in ber Kirfe baS 3KifftonSfreug aufge*<br />

riftet gum ©fluß prebigten mir über bie geinbeSliebe,<br />

wobei bie gahlreif hetbeigeftrßmten ©laubigen fo gerührt<br />

waren, baß man in ber gangen Kirfe nur Weinen unb<br />

©flufgen borte. 2luf ba Ralfen uns mieber einige 3Jlit*<br />

brüber beim Beifthßren. 35amit bie Arbeiter an ihre ge*<br />

mßhnlifen Arbeiten gehen fßnnten, festen wir bie ©eneral*<br />

fommunion fehr früh w; nahmen ungefähr 270 Sßerfonen<br />

baran teil. ®ie ©efamtgahl ber Kommunionen mährenb ber<br />

ÜKiffton betrug 1437; bie gahl beweift, baß fif wahrffein*<br />

lif auf eine gute gahl ber umliegenben Drte gu ben 2tn*<br />

bäfttgen von ©anft Philipp gefeilt hatten. Sin biefem Sage<br />

begann bie 9lbenbanbaft um vier Uhr unb naf bem 9iofen*<br />

frange mürbe baS allerhetligfte ©aframent in 5)3rogeffion<br />

nmgetragen. Sarnaf mürben bie SttnbaftSgegenftänbe unb<br />

gwei 3JltffionSfreuge geweiht gwei 3Jiifftonäre trugen biefe<br />

Kreuge auf ben ©fultern unb ber brüte 3Jtifftonär leitete ben<br />

©efang ber Kreuglteber. ©ie beiben Kreuge Wurb.en gu beiben<br />

. Seiten beS HaupteingangeS in bie Kirfe aufgeteilt günf*<br />

unbbreißig fünbhafte Berbinbungen würben in f riftlif e ©hen<br />

xtmgemanbelt. Um ben ©läubtgen unfere gufriebenheit gu be*<br />

weifen, fangen wir am näfften borgen bie 3Jteffe unb baS<br />

Dfftgium für bie Beworbenen. Um gehn Uhr verfammelten<br />

wir unS nof einmal in ber Kirfe unb fehrten bann mieber<br />

in unfer &auS gurücf. 2)ie BolfSmenge begleitete uns bis<br />

gum Wagen unb ftreute Blumen auf ben Weg. Währenb<br />

biefer -äJUffionen luben mir bie -äftäbfen ein, einen Berein<br />

von Sülarienfinbern gu bilben unb gaben 47 aus ihnen baS<br />

grüne Banb. @S baten nof viele anbere barum, aber wir<br />

vertrßfteten fie auf fpäter, ba wir guerft fehen Wollten, was<br />

aus biefen fleinen 3lnfäugen werben würbe.


— 357 —<br />

Itiffiott uou ©mca.<br />

Am 6. 3uli reiften gwei Miffionäre naf Dajaca, ber<br />

^auptftabt berfetben profemz, 367 Kilometer feon Sßuebla entfernt<br />

Qtod Mitbrüber beS bortigen £aufeS erwarteten bie<br />

anfommenben Miffionäre am Bahnhofe unb führten fie zu<br />

äßagen in. bie Ktrfe Unferer Sieben grau feon ©uabetupe.<br />

{Slocfengetäute feerfimbeteibre Anfmtft, worauf bie religiöfen<br />

©enoffenffaften, baS Seminar unb bie «göglinge beS Kot<br />

JegiumS ben Mtfftonären mit Kerzen in ber £anb entgegen*<br />

Sogen. 3)er 9teftor beS SeminarS, im Befpermantel mit bem<br />

IßrozefftonSfreuz, reifte ibnen baS SBet^Waffer unb gab t^nen<br />

baS Kreuj jum Kuffe. 3)arauf jogen fie unter Abfingung ber<br />

Merheitigen-Sitanei um fieben U^r in bie Ijellerleuf tete Kirf e<br />

ein; über taufenb perfonen, mit brennenben Kerzen in ber<br />

jganb, Ratten ftf eingefunben, fo baß es wie ein brennenbeS<br />

Meer auSfal). 3)ie Miffionäre banften ben ©täubigen für<br />

ben fetertif en ßmpfang unb fünbigten an, am fotgenben Sage<br />

um fieben U^r abenbs werbe bie Miffton eröffnet werben.<br />

Am 12. 3uni würbe wie alle $alj)re baS geft Unferer Sieben<br />

grau feon ©nabelnde mit £of arnt gefeiert, wobei 500 per=<br />

fönen zur ^eiligen Kommunion gingen; am Abenbe fanb in<br />

ber Kirfe bie prozeffion mit bem ©nabenbtlbe feon ©uabelupe<br />

ftatt. Am 23. ^uni gingen 537 Kinber beibertei ®e*<br />

ff tef te£ zur ^eiligen Kommunion. 9taf ber SDanffagung folgte<br />

ein grül)ftü


— 358 —<br />

befonberS triftige Sßrebigt gehalten werben; bamit war bie<br />

geinbeSliebe gemeint Sie Herfen würben fo gerührt, baß<br />

am ©übe ber Sßrebigt bie ©timme beS SßrebigerS, obgleich fiarf<br />

unb flangvoll, Von bem ©eufeen unb SBeinen ber 2lnmefenben<br />

ganj erfticft würbe. Man ließ ben Seuten Seit, um ftch etmaS<br />

ju beruhigen, morauf bie ©eminarifien baS Miferere anftimm*<br />

ten, morein baS Soll mit Begeifterung einftimmte.<br />

Sei ©elegenheit beS Jubiläums ber Unbeflecften ©mpfängniS<br />

Veranftaltete man eine große SBaHfahrt ju biefer<br />

©nabenfirdhe; ber 8, ^uli mar baju auSerfehen. ©dhon in<br />

aller grühe ftrömten bie Seute überaus jahlreidh in bie Kirche,<br />

unb bei ben einzelnen Meffen gingen fo viele jur ^eiligen<br />

Kommunion, baß man hätte meinen fönnen,eS fei jebeSmat<br />

©eneralfommunion. Ser größte Bubrang jmifdjen aä)t<br />

unb neun Uhr;eS hatten fidh 40 verriebene Sereine mit<br />

ihren Abdeichen in ber Kirdhe etngefunben, mo fie, in fchöner<br />

Drbnung aufgeftetlt, einen anjiehenben AnblicE gemährten.<br />

SaS geft begann mit einer feierlid^ert ^rojeffion, mobet ein<br />

Silb ber feligften Jungfrau, meiß gefleibet, mit blauem Mantel<br />

unb mit einem foftbaren Siabem gefchmücft, umhergetragen<br />

mürbe. 3laeh ber Sßrojeffton fanb baS Hochamt ftatt, mo bann<br />

Herr gernanbej nach bm ©vangelium bie Kandel beftieg unb<br />

burch breiviertel ©tunben bie ßuljörer in heiliger ©pannung<br />

erhielt. 2lm Abenbe mürbe als 3lnbenfen an biefe Sage beS<br />

Heiles unb ber ©nabe ein großes MifftonSfreuj gemeiht 3lm<br />

11. -gult lehrten wir wieber nadfj Sßuebla jurüdf.<br />

Sßenige Sage nach unferer Slnfunft in ^uebla halten<br />

wir ©Eerjitien juerfi für bie Marienfinber, bann für bie 2lr*<br />

beiter einer gabrif, währenb jwei anbere Miffionäre. naä) ©an<br />

Siego, 3 Meilen von Sßuebla, gingen, um eine vierjehntägige<br />

Miffion in halten. 3h*e Arbeiten waren mit großem ©rfolge<br />

gefrönt, beim ungefähr 400 5]3erfonen empfingen bie heilige<br />

Kommunion unb nur etwa 15 Sßerfonen hielten fid) von ben<br />

©aframenten fern. Obgleich bie hauptfä^Iidhfte Bef


— 359 —<br />

uns bodj ber Bifdhof von 3 e it gu 3eit manche Slrbeiten, be*<br />

IjmfS Heranbilbung ber Sßrtefter. @r beauftragt uns, bie<br />

Seilten ber Seminariften gu fyörenunb ihnen Konferenzen<br />

gu galten; fo hoffen wir auch, gur Heranbilbung guter Sßriefter<br />

einiges beizutragen,<br />

SBir leiften unfere Arbeiten gang unentgeltlidj, obgleich<br />

unfer £auS feine giinbation unb feine anberweitigen ©tnfünffe<br />

befiel. 2lber ©Ott forgt für alles. ©typrian 3iojaS;<br />

33rctftlietu<br />

Sie Mifftonäre würben im $ahre 1896 Von bem Btfdjof<br />

von ©urittyba gut Seitung feines SißgefanfeminarS berufen<br />

unb im Sahre 1902 übertrug er ihnen auch noch bte 3X6=<br />

haltung von Mifftonen in feiner Sißgefe. SXltc^t weit von ber<br />

©tabt ©urityba finb auch nodh anbere ©ohne beS heiligen<br />

Bingeng aus Sßolen tätig, bie fich ber ©eelforge ber bort an=<br />

fäffigen Sßolen wibrnen, ©ie haben ftd? 1903 in ShomaS<br />

©oelho unb 1904 in Sucena niebergelaffen. Später famen<br />

aud) nodh Barmhergige S^weftern aus Sßolen, um ftdh ben<br />

SBerfen ber chriftli^en Barmhergigfett gu wibmen. SRachftehenb<br />

folgen einige ©ingelnheiten über bas Sanb unb bie SBerfe.<br />

Srief bes ZHifftonspriefters J>t)Ua.<br />

SLbomaS ©oetho, ^ot). 1903.<br />

SBir wohnen in Braftlien, aber unfere Sßroving 5ßarana<br />

ift nur ein fleiner Seil biefeS unermeßlich großen SanbeS. !<br />

©S ift befannt, baß bie Mepubtif ber Bereinigten Staaten -von<br />

Brafilien 8 Millionen Duabratfilometer glädjeninhalt befiel'<br />

Sie 3ahl ber ©inwohner beträgt etwa 17 Millionen. SaS Sanb<br />

befteht aiiS 20 ^rovingen ober Staaten, Sie Sßroving 5ßarana<br />

gählt nur 240000 Duabratfilometer glädheninhalt, ift alfo-<br />

24*


— 360 —<br />

nur um ein weniges fleiner als bas Königreidh Statten, ift<br />

aber bis jefet nur fpärlid) bevölfert; währenb Statten 32 Millionen<br />

hat, gählt $ßarana faum 320000. Sie Bewohner<br />

teilen jtdj in ©tngeborne unb ©ingewanberte; bie ßafyl ber<br />

erfteren beträgt 200000, barunter Boßblutinbianer, bie in<br />

mehrere Stämme gerfallen, worunter bie Botofuben an ber<br />

©renge von Sßarana unb Santa ©atarina noch befonberS<br />

wilb finb; gu ben ©ingeborneu rennet man audj nodh bie fo*<br />

genannten „©abucIoS", bie Braftltaner ber SBälber; baS finb<br />

bie -Jtadhfommen Von Sßeißen unb Snbianern; ebenfo bie<br />

•Jleger, welche von ben aus 3lfrifa eingeführten Sflaven ab*<br />

ftammen, bie aber jefct nur mehr eine gemifd)te Bevölfermtg<br />

büben. Sie gahl ber ©ingewanberten beträgt 120000, bar*<br />

unter 70000 Sßolen, bte an bereu ftnb Seutfdje, Italiener,<br />

Sßortugiefen unb Maroniten aus bem Sibanon;eS ftnb aud)<br />

noch einige wenige grangofen ba. SluS $arana ftnb audh<br />

einige $uben ba, weldhe hoffen, fdjjnell retdj gu werben. Sie<br />

^ßolen bilben alfo ben wichtigften Beftanbteil ber eingewan*<br />

berten Bevölfermtg*<br />

Sie Hauptftabt von Sßarana ift ©urityba, Weldas burch<br />

eine ©ifenbahn mit ber BunbeShauptftabt 9lio be: Janeiro ver*<br />

bunben ift. ©S ift noch ein faft wilbeS Sanb. ©S war früher<br />

eine Straffolpnie; unfere 2lnftebler haben fhftematifdh begonnen,<br />

ben Boben gu bebauen, unb Sauf ihrer fleißigen Slrbeit hat<br />

fidh baS 3luSfehen von 5ßarana gang veränbert.<br />

Bei ber 2lnfunft ber erften 3lnftebler beftanb ©urittyba<br />

nur aus einigen Holghütten ohne genfter, mit einem geuer*<br />

herbe in ber Mitte. Ser Statthalter ging barfuß, heute ift<br />

er ein großer Herr. 2lHe Seute fleiben ftch nach europäifdfjer<br />

2lrt, tragen fttaä unb englifchen Kragen, unb ©uritpba ift<br />

eine europäifche Stabt geworben.<br />

Sßarana bilbet wie bie anberen Sßrovingen ber Bereinigten<br />

Staaten BrafilienS einen republifanifchen BunbeSftaat, ber<br />

fonftitutionell regiert wirb.


361 —<br />

2In ber ©pifce ber Regierung fte^t ber Präfibent, ber für<br />

feier $ahre gewählt wirb unb bie feollgiebenbe ©ewalt ausübt<br />

Ser präfibent unb ber 33igepräfibent werben feom gangen Sanbe<br />

gewählt<br />

Unter ber intelligenten ©tabtbefeölferung, wenn man feon<br />

einer folf en reben fann, herrfft große retigiöfe ©leid?gültig*<br />

feit unb bie feollftänbigfteUnwiffenbeit, unb bie greibenfer<br />

laffen fif, um in ber Sitbung ben ©uropäent nift nafgu*<br />

fteben, unter bie Freimaurer aufnehmen.<br />

Sie Srafitianer aus ben Sßälbern, ober ©äbucloS, haben<br />

Religion, aber naf ihrer SBeife; fie gehen feften in bie Kirfe,<br />

was fneu auf wirflif faft unmbglif ift, ba manfe aus<br />

ibnen gwangig Meilen feon ber Kirfe entfernt wohnen, ©ie<br />

haben aber fehr gute ©ewohnheiten unb manfe puSlife<br />

Sugenben-<br />

©irte etenbe feütti obne genfter, -in ber Mitte auf bem<br />

33oben ber geuerfjerb, baS ift ihre gange SBohnung, an ber<br />

Mauer ftebt ein fleineS ©efteH, baS ift baS Bett, worin auf<br />

bie gange ©inriftung befielt 9tm Morgen trinfen fie einige<br />

Saffen See ohne S u &r; Männer unb grauen raufen einige<br />

Zigarren ober eine Pfeife unb baS genügt ibnen bis 10 Uhr,<br />

um Weife Seit fie ihr grühftiitf einnehmen, welfeS aus<br />

wenigen Feijäo (fprif gtffon) mit Maniofmehl, ein Wenig<br />

3teiS unb aus einer fteinen Saffe ffwargen Kaffees beftebt<br />

Sie £auptmablgeit wirb um 4 Uhr naf mittag eingenommen:<br />

Feijäo, 3teiS unb Starren.<br />

©ang fo lebt auf ein reif er ©abucto, b.b- ein fotfer/<br />

weif er mehrere Meilen Sanb mit großen gerben feonPferben,<br />

Kühen, Offen unb Maultieren befiel<br />

Mehrere aus ihnen haben eine faft ffwarge garbe; bie<br />

grauen unb Mäbf en hingegen finb weiß unb erinnern an bie<br />

Sübinnen aus ©aligten.<br />

Sie ©prafe ber braftlianiffen Slriftofratie ift baS rein<br />

Portugiefiffe, bie ©prafe ber Srafilianer in ben SBätbern ein


— 362 —<br />

©emtfdh von Sßortugiefifd) unb Snbtanifdh; fte ift nidht gram*<br />

ntatifalifdh unb viel einfacher. als baS,rein Sßortugieftfdhe.<br />

inmitten biefer milben Seute ließen ftdh bie Anfiebler<br />

mit i^rer europätfcfjen 3ivtlifation nieber.<br />

Sie polnifdhen Kolonien finb in Sßaranä fehr jahlreidh<br />

unb ich fenne fie nidht alle; nur einige aus ihnen haben<br />

einen polnifdhen Sßriefter.<br />

Ser Bifchof hat uns fchon bie Bollmacht gegeben, in<br />

feiner Siöjefe Miffionen ju hatten. Bis jefct aber haben mir<br />

feine gehalten. $dh mar erft einige 3eit jur Aushilfe in<br />

AbrandheS unb Sßorto ©roffo.<br />

Hugo Sylla.<br />

Brief ber Barmfyerjigen Scfjtpefter<br />

an bie<br />

fyocfygeefyrte 2JEutter Kieffer in Paris,<br />

AbrancfjeS bei (Surityba, 18. Dft. 1904.<br />

Sdh benü^e ben erften freien Augenblidf, um Shuen, meine<br />

hodhgeehrte Mutter, ju melben, baß mir geftern in biefent<br />

Sanbe angefommen ftnb, mohin uns bie göttlidhe Borfehung<br />

unb berSBBife unferer Dbern gefanbt haben. Unfere SReife<br />

ging fehr gut vonftatten; mir lanbeten am 3. Dftober in 9fto<br />

unb blieben einige Sage bort, um bie Antmort beS Komitees<br />

abjumarten. Sann fchiffteu mir uns in Begleitung ber<br />

©chmefter öfononttn beS SentralhaufeS nach Sßaranagua ein,<br />

mo uns jmei Mitglieber beS Komitees aus AbrancheS ermarteten.<br />

•Jtachbem mir uns einige Augenblick bei ben SofefS^<br />

fdhmeftern aufgehalten hatten, reiften mir am felben Sage<br />

mittelft ©ifenbahn nadh ßuritpba; ber hodhioürbige Herr<br />

Pfarrer oon Abraumes, Herr MebieS^cjanSfi, unb einige<br />

Anfiebler ermarteten uns mit ihren fleinen SBagen am Bahn*<br />

hofe, um uns ih unfere Sßohmmg, eine ©tunbe von ber<br />

©tabt entfernt, ju führen. @S mar fdhon faft SRadht, als mir<br />

bort anlangten, aber bewtodh tooHte uns ber PfarreraHeS


— 363 —<br />

jeigen. 3)aS HauS ift nof nift gang fertig, aber bie Seute<br />

beeilen fif, foviel fte nur fönnen, um alles fertigguftellen.<br />

Unterbeffen mo hnen wir bei ber gamilte greife, melf er auf<br />

hauptfäf lif bie ©rünbung ber neuen ©fule gu verbanfen<br />

. ift. SDie gamilie felbft begnügt fif mit nur einem gtmmer,<br />

um unS i^r gangeS HauS gur Verfügung31t ftellen. ©S geht<br />

rutS ^iec fehr gut, benn bie Seute finb fehr einfaf unb ver*<br />

hänfen ihren SBohlftanb nur ihrer 2lrbeit.<br />

Ser Pfarrer hat ftf angeboten, uns ben Unterhalt gu<br />

liefern, bis unfere Küfe fertig fein Wirb; am SUlorgen trinfen<br />

mtr Kaffee, baS 9)ttttageffen nehmen mir im ^fanfaufe, mel*<br />

$eS einige ©fritte von unferem jefeigen SBohnhaufe fteht.<br />

Herr 9liebteSgcganSfi ift etmaS über 50 gahre alt, fein Süßeres<br />

•atmet foviel ©infalt unb ©üte, baßeS einem wohltut, ihn<br />

nur angufehen. BefonberS liebevoll ift er gegen feine 2lm=<br />

fiebler, weife ihn ihrerfeits wieber als ihren Bater. ehren unb<br />

lieben, ©r geigt ftf gegen uns fehr wohlwollenb unb ver=<br />

hehlte unS nift, baß ber.3lnfang fehr ffwiertg fein werbe,<br />

meil gegenwärtig alle ©elbmittel erfföpft finb; er verfifert<br />

unS jfcbof, baß uns nifts fehlen werbe unb baß in furgem<br />

alles georbnet fein Werbe.<br />

Sfat Sage naf unferer 3lnfunft fang man ein feierlif es<br />

Hofamt; naf bent ©vangelium ^ielt ber Pfarrer eine 3ln*<br />

fpraf e, worin er uns im tarnen ber gangen Sßfarre beglüd*<br />

münffte, bann verfammelten fif bie guten Seute in großer<br />

gahl vor ber Kirfe, unt uns ihre greube barüber auSgu*<br />

fpref en, uns in ihrer 3Jlitte gu feben. gm allgemeinen ff eint<br />

eS, baß man uns fehr gewogen ift. Söir werben auf unfer<br />

UJlöglif fteS tun, um burf ©anftmut unb ©üte il;r Bertrauen<br />

gu gewinnen, um fte alle gu ©ott gu führen.<br />

©S ftnb meift arme Seute, weife nur eine Hütte unb<br />

ein fleineS gelb beftfeen, baS fie bebauen; burf ihre 2lrbeü<br />

unterhalten fie manf mal auf eine gahlreif e gamtlie. 2)ie<br />

Häuf er ftnb in ber gangen Kolonie meithin gerftreut, fo baß<br />

manf e Kinber fehr weit in bie ©fule haben; man mirb fif


— 364 —<br />

in bejug auf bie Einteilung ber ©chulftunben baruad} richtert..<br />

muffen.<br />

Unfer igauS ift groß unb bequem. ©benerbig finb zwei<br />

große .©(^uljtmmer; auf ber anbern ©eite zwei ähnliche ßim*<br />

mer für unS; wir werben biefelben burd) eine 3toifd?enwanbtrennen,<br />

um mehr Heine 3tamer ju erhalten; bie Küche unk<br />

eine fleine BorratSfammer ftnb in ber Kellerwohnung; äußer*<br />

bem finb noch zwei große ^täume vorhanben, bie wir nach ©ut=<br />

bünfen Verwenben werben. Sie Suft ift gefunb unb bie Sage<br />

fehr fdjön. 3 um £aufe gehört audh ein Keines, auSgebehnteS<br />

©rmtbftücf, fo baß wir einen frönen ©arten haben werben.<br />

Sie ©chulbänfe finb fd)on beftellt, unb tu ber folgenben 2Boche<br />

toerben Wir mit ©otteS £ilfe bie ©d)ule beginnen fönnen.,<br />

SBir Wohnen unterbeS noch immer bei ber Familie $retß.<br />

2Bir werben wohl am älnfang manche ©djwierigfeiten<br />

haben, ba bie Bevölfermtg im allgemeinen arm ift; aber wir<br />

verlieren beShalb nidjt ben Mut; im ©egenteil freuen wir<br />

uns, baß uns ©Ott auSerfehen hat, biefeS f$öne SBerf anju*<br />

fangen.<br />

©enehmigen ©ie ben 2luSbruä unferer finblichen ©e==<br />

finnung u. f. w.<br />

©dhwefter DlSgt^nSfa.


(D 3 earticrt.<br />

p^ilippinifdEje ^nfeln*<br />

Srief 6es ZTCifftonspriefters Qerrn gtanto<br />

f}erat £)oreaiöa in ZHabrib.<br />

an<br />

Manila, 1901<br />

3f will 3hn nafftebenb einige Sftafriften über biefe<br />

einftmals fo glüer befiänbige<br />

2IuSruf jener, weife 'bie Snfeln feor bem Qahre 1870 ge*<br />

lannt haben. -Rad) ber ©röffnung beS Kanals feon ©ueg.<br />

famen nämlif feerborbeneMenff en hieher, weife ben ©lau*<br />

bert gerftörten, unb gwar famen biefe Menffen, if fage es<br />

mit Srauer, gerabe aus unferem geliebten ©panien. StefeS<br />

Sanb, ein irbiffeS ParabteS im feollften ©inne beS SBorteS,<br />

gleiffam eine ffone Dafe ber fafoliffen Religion inmitten<br />

beS äußerften Dften, unb if möfte fagen fogar in ber gangen<br />

fat^oliffen Kirfe, biefeS fföne Sanb ift auf bem SBege, eine<br />

bürre, unfruf tbare SBüfte gu werben. 2Bo ftnb jefct alle el;r=<br />

würbigen Stiftungen unb Überlieferungen? 3WeS feerffwinbet<br />

naf unb naf unb obne baß maneS merft, unb wenn auf<br />

auf bem Sanbe nof ein größerer ©laube hetrfft, weif ein<br />

Unterffieb gwiffen früher unb jefct! 2Benn man in ein<br />

SDorf fommt, fo ift baS erfte, was man fieht, ber Surm ber<br />

berrlifen Kirfe; aber bie Kirfe ift teils geplünbert, teils gerftört.<br />

Sunt ©lüde ftnb baS feereingeltegälte, Woran bie aus<br />

ben Freimaurerlogen herfeorgegangenen wilben Horben bie


— 366 —<br />

©dhulb tragen. @S fielen nur nodh bie gefchmärjten Mauern<br />

"ba; anbere Kirnen finb ohne ^riefter, in ben Hänben ber<br />

©chiSmatifer, ober ihrem ©dhicffal überlaffen. Alle unfere<br />

Kirnen mit ihrem Stetdjtum, ihren foftbaren ©inrtchtungen,<br />

ihren herrlichen ^aramenten, bie auf ben $h®ppinen fprtdl^<br />

toörtlich maren, finb verfchmunben.<br />

Sie Urfache ad biefeS itnglücfeS finb in erfter Sinie bie<br />

Freimaurer; fie haben bie verborgenen Minen gelegt, um bie<br />

•©rttnblage ber Religion ju erfchüttew, fie haben bie aufrfthrerifdhen<br />

Banben auf baS Sanb hinauSgefdhidÜt. jtoeiter<br />

Bnie finbeS bie ©dhiSmatifer, meldje unter ber Anführung<br />

beS unmiffenben Freimaurers unb Apoftaten Aglipay ber 3le=<br />

ligion unb bem Solfe burdh bie jmifdhen ihnen erregte<br />

tracht unermeßlichen ©dhaben zufügten.<br />

benü|e bie ©elegenheit, um 3h«en ein SBort über<br />

bie ©dhulen gu fagen. @S mirb barin nur mehr bie englifdhe<br />

Sprache unb baS Surnen gelehrt. bejug auf Sieligion *<br />

herrfcht vollfommene Freiheit, meldhe barin befteht, baß bie<br />

Sehrer, größtenteils Amerifaner, von feiner Religion, ob pro*<br />

teftantifch ober fatholifch, unb auch gegen feine Religion fpre^en<br />

Mrfen unb von ber ©chule jebeS Such fernhalten, baS für<br />

ober gegen eine Religion fpridht. Sebodj ber Sßriefter ober<br />

Pfarrer fann breimal möchentlich je eine halbe ©tunbe lang<br />

Katechismus vortragen; bie öehrer fönnen an ben gebotenen<br />

Fefttagen bie ©chule freigeben; alfo vollftänbige religiöfe<br />

Freiheit.<br />

3>ene, bie biefe geilen lefen, mögen nidht glauben, baß<br />

t>er ©laube auf ben SßhtHpptnen völlig gefdhmunben ift; gemiß<br />

nicht. Meine einzige Abficht mar eS, bie eingetretene Ber*<br />

änberung unb bie religiöfen Sßirren ju fchilbern. Auf ben<br />

Philippinen herrfcht ©laube, ein ftarfer ©laube, unb er mirb<br />

nidht fo balb fdhminben. BemeiS bafür finb bie jahlrei^en<br />

Jatholifdhen ©dhulen, meldhe von ben ©laubigen unb ben Sßfar*<br />

rem auf eigene Koften gegrünbet mürben, bamit barin Kate=<br />

djiSmuS unb Sieligion gelehrt merbe; BemeiS bafür ift audh


— 367 —<br />

ber gut befuf te ©otteSbienft, bie öffentUfen Sßrojeffionen, für<br />

melf e tyn größere Freiheit geboten ift als felbft in Spanien,<br />

bie religiöfen Vereine, bie SJtovenen, ber ©mpfang ber ^eiligen<br />

Saframente nift nur in 3Jlanila, fonbern auf in ben anbern<br />

iprovinjen. Sie religiöfen guftänbe beS BolfeS finb mehr<br />

ober weniger benen beS nörbltf en Spanien ähnlif, aber man<br />

hat tyixebenfoviel ober nof mehr Freiheit als in Spanien.<br />

Sf übergehe Vieles, was if nof fagen formte, unb möfte<br />

Shnen nun etmaS von unfern Arbeiten unb unfern SUtitbrü*<br />

bern erzählen.<br />

®aS Bolf ber


— 368 —<br />

Provinz fagen? Siefelben fyaUnnodj mehr 9lrbeit. ©ebte<br />

finb 200 interne 3ö9linge unb ebenfoviele auswärtige, unfere-<br />

Mitbrüber finb von ber Slrbeit erbrüöt, ben Sitperior Gerrit<br />

Sulia nic^t ausgenommen, welker fich niemals 9iuhe gönnte<br />

obgleich er ftch faumaufrechthalten fawt. Man würbe bort<br />

nod) jwei Mitbrüber braunem 2lußer bem Seminar haben,<br />

fie bie Seitung ber 2lnftalt bei ben SchWeftern mit 200 Ätnbertu.<br />

SaS Seminar in 9iueva*©acereS war in ben testen fahren<br />

infolge beS ©lenbeS unb ber Revolution zurüdfgegangen. SiefeS-<br />

$ahr hateS fidj wieber erholt, benn es zählt 100 interne<br />

unb 200 externe 3öglinge. 9lu$ tytxfinb nod) jwei Mitbrüber<br />

notwenbig. Sie Slnftalt für bie Mähren zählt 80 Zöglinge..<br />

SaS Seminar von 3aro war bis junt vorigen $ahr ge*<br />

fchloffen, fo baßeS jcfet nur etwa 60 Söglinge zählt (SSfehlen<br />

bie Mittel, unb wenn man bagu nod) bie äußeren ©rünbe<br />

rennet, fo ifteS begreiflid),,baß biefe 3lnftalt weniger blühend<br />

ift als bie übrigen. 9lber ber ©rgbif^of fefet großes Vertrauen,<br />

auf bie «Bufunft unb zählt auf uns, um biefe Hoffnungen zu.<br />

verwirflid)en. ©S ftnb nur 6 Sßriefter ba, Weil bie Mittel<br />

beS Seminars nid)t für mel;r ausreichen. Sie 2lnftalt für<br />

bie Mähren zählt ungefähr 100<br />

Sie Bifdjöfe, befonberS ber ©rzbifd)of von Manila, wünfä)en.<br />

fehnli^ft, Mifftonen halten zu laffen, bie unter ben gegen*<br />

wärtigen Umftänben notwenbiger finb als je unb bie aud)<<br />

burd) baS pä:pfttid)e Schreiben „Mari sinico" fo fehr emp*<br />

fohlen würben, aiber für ben 2lugenblicf ifteS unmögliche<br />

Mifftonen zu halten, weil bie ©elfter nod) -zu aufgeregt unb<br />

au


369 —<br />

©emiitarS erhalten, WelfeS über reif lif e Mittel feerfügt;eS<br />

ift an ber Stformatff ule ber Sefutten untergebraft.<br />

Sie Barmherzigen ©fweftern, >150 an ber $ahl, finb in<br />

•elf Käufer verteilt; früher befaßen fie 14 Käufer, aber bafür<br />

baben fie in ber Borftabt von Manila eine ©fule eröffnet,<br />

weife 190 Kinber gählt. SBenneS ©Ott gefällt, werben fie<br />

balb eine zweite ©fule eröffnen, wogu eine fromme Same<br />

bie Mittel geboten §at Sie ©fweftern leiten außer ben<br />

4 Kollegien unb bem £ofpij nof baS ©pital vom ^eiligen<br />

Sobann in Manila, eine fafotiffe ©fule in ©avite unb<br />

brei Mäbf enfoffegten. in ©ebü, $aro unb 9lueva*©acereS.<br />

Dbgteif bie gabt ber ©fweftern groß ff eint, fo fönnen fie<br />

bof wegen ber ungefunben Suft unb ber herrff enben Kranf*<br />

Reiten nift aßen ihren Berpfltf tungen naf fommen. Stuf ben<br />

Philippinen ift eS nift fo wie in ©panien; bie Kollegien erforbern<br />

mehr Arbeit, bie ©ingeborenen verfielen nif t fpaniff<br />

•unb baS Klima ift ungefunb, wenn auf nift in bem ©rabe,<br />

alseS oft beffrieben wirb.<br />

Verlieren ©ie nift ben Mut, ©ie alle, bie ©ie ben Beruf<br />

in fif fühlen, tyttyx P fommen, benn fre Krone wirb berr*<br />

iif fein unb ©ie werben in befonberer SBeife jenen naf ahmen,<br />

ber für uns arme ©ünber fein hitnmliff es Batertanb Verlaffen<br />

hat. feabm ©ie alfo Mitteib mit ben armen Pb^PPinoS,<br />

r bie ©ie fif gebrängt fühlen, atteS in biefer 3ßelt hinjuopfern,<br />

um fif baS himmliff e Baterlanb ju erwerben.<br />

SaS ift genug für heute; biefer Berift hdt nur bie Dber=<br />

fläfe berührt, ein anbermat will if mehr auf ben ©runb<br />

^ehen.<br />

Bruno Saig.


Stts&iittffe mt& ItttmxUn.<br />

34. Sie Kapellen ber Barmherzigen ©dhmeftern<br />

beftfeert ben privilegierten Altar; alle Meffen, bie<br />

an biefem Altare gelefen merben, genießen biefeS<br />

Privilegium. — Kongregation ber Abiäffe,.<br />

1. gebruar 1905.<br />

Auguftin Benejiani, ©eneralprolurator ber Kongregation<br />

ber Miffion, fefete ber Kongregation ber Abiäffe folgenbeS aus*<br />

einanber: ^apft $iuS IX. hat burdh BreVeVom 23. $uli 1887'<br />

ben Barmherzigen ©dhmeftern vom heiligen Binaenj von Paul<br />

folgenbe Segünfitgung gewährt: „©ooft fie von irgenb einem<br />

Priefter an meinem Drte immer auf bem Altare ihrer Kirdhe<br />

ober Kapelle eine heilige Meffe lefen laffen, fo foff biefe Meffe A<br />

menn ber Altar nidht f


— 371 —<br />

alle -Steffen, bie barauf gelefen werben, privilegiert fei, ober<br />

nur für jene 3Jteffen, weife bie ©fweftem felbft lefen laffen.<br />

unb wofür fie ein Stipenbium geben.<br />

Sie Kongregation ber 2lbtaffe erflärte hierauf, baß bie-<br />

Worte „Sooft fte eine SDtejfe lefen laffen" in bem weiteren<br />

©inne genommen werben follen, fo baß alle 3Jleffen, bie auf<br />

biefem 2lltare gelefen merben, privilegiert finb.<br />

35. SaS Werf von ber allerhe'iligften Sreifal*<br />

tigfeit jur Befreiung ber armen Seelen im geg~<br />

feuer. — SiefeS Werf ift erriftet im 3Jlutterhaufe ber 3Wif*<br />

fionSpriefter in 5ßariS, 3iue be SevreS 95.<br />

I. Urfprung bes IDerfes; ^auptsmecf besfelben.<br />

SaS Werf von ber aHerheiltgften Sreifaltigfett verbanft<br />

feinen Urfprung einer bretoniffen 9flagb, SWiaria Retterin. Qu<br />

SßariS um baS gahr 1845 entftanben, würbe biefeS Werf<br />

burf jehtt gah^e erhalten unb ein wenig erweitert burf bie<br />

©ntbehrungen, ben ©ifer unb bie Hingebung biefer armen s JJiagb.<br />

Sie fromme Stifterin wünffte, baß bie Barmherzigen<br />

Sf Weftern auf ihre 2lnfif ten eingingen unb ihren 5ßlan unter*<br />

oriatur dubium: an prsefatum altare censeri possit privilegiatum<br />

pro omnibus missis quse inibi celebrantur, an pro iis tantum missis,<br />

quas sorores oblata ab ipsis eleemosyna celebrandas committunt,<br />

— a Sacra Congregatione ejusdem dubii solutio humiliter<br />

expostulatur.<br />

S. Congregatio Indulgentiis Sacrisque Reliquiis prseposita<br />

declarat in casu verba illa ..celebrare faciant" late esse intelligenda,<br />

ita ut Altaria intelligi debeant privilegiata pro omnibu&<br />

missis, quse in illis celebrantur.<br />

Datum Eomae ex Secretaria ejusdem S. C. die 1. Febr. 1905.<br />

L. S.<br />

Card. TRIPEPI,<br />

prsef. Congr. Indulg.<br />

JOSEPH MA. CANCUS CASELLI.<br />

Substitutus.


— 372 —<br />

ftüfeten. ©ie ftcmb mit ben ©fweftern in $Ste in regem<br />

Berfehre. ©ineS SageS fagte fie ju ihnen:<br />

„©ie tun fo viele gute SBerfe, um bie Armen, bie SBaifen,<br />

bie Kranfen unb ade Unglütflifen ju unterftü^en; ©ie finb<br />

fehr glücflif unb if beneibe ©ie um 3h* SoS; aber wiffen<br />

©ie nift, baß bie ©rleifterung unb Befreiung ber armen<br />

©eeten aus bem Fegfeuer alte guten 2ßerfe in fif ff ließt,<br />

bte unfer £err im ©Vangelium empfohlen hat? ©iner leiben*<br />

ben Seele ben Gimmel öffnen, heißt ih* nift bie Brofamen<br />

geben, fonbern baS Brot ber ©nget mit allen greuben beS<br />

IßarabiefeS. 2)aS heißt fr nift ein ©las falteS Sßaffer reifen,<br />

fonbern ihr bie ganje Duelle beS SßafferS, baS in baS ewige<br />

Seben fließt, eröffnen; einer einigen ©eele ben Gimmel öffnen,<br />

heißt, fie nift wie eine vorübergehenbe grembe bei fif beher*<br />

bergen, fonbern fie in bte ewige äBo.hmmg, ben ©egenftanb<br />

ihrer SBünffe, einführen ...! 2)aS heißt fie befleiben, nift<br />

mit einem groben ©ewanbe, fonbern mit bem Kletbe ber Un*<br />

fterbliffeit ... ©ie befufen bie Kranfen, um ihnen beiju*<br />

•flehen, wenn fie am Fieber ober an einer anbern Kranfheit<br />

leiben, unb if will bie ©lut ber flammen auSlöff en, weife<br />

bie Beworbenen verehrt. SBie if glaube, befuf en ©ie feine<br />

©efangetten, aber if will ohne Unterlaß in baS ©eelengefäng*<br />

niS hiuabfteigen, um bie Ketten ber armen ©eelen ju bref en<br />

unb ihnen bte Freiheit beS Rimmels ju verff äffen. Arme<br />

©eeten! Seure SBaifen ©otteS, wer verleiht mir bie ©nabe,<br />

ettf ju tröften? . . . SBenn SefuS ©hriftuS baS, was man<br />

für bie Armen hienieben tut, fo annimmt, als hätte man eS<br />

ihm felbft getan, fo hoffe if wohl, baß er ebenfo baS an*<br />

nehmen wirb, was if für jene heiligen ©eeten tun werbe,<br />

bie viel ärmer unb vertaffener finb als alle Armen ber<br />

©rbe u. f. w."<br />

3Karia Retterin erlangte burf ihre inftänbigen Bitten,<br />

t>aß ihr Sßerf ben MifftonSprieftern anvertraut werbe. Sie<br />

Bereinigung erhielt ihre bauembe Drganifation am 16. SDe-<br />

^ember 1857.


— 373<br />

(Seit biefer 3eit Würbe baS 3Berf ju wieberbolten Malert<br />

ton ben fpäpftert puS IX. unb öeo XIII. gefegnet, von<br />

mehreren Bifdjßfen gutgeheißen unb enblid) von ^ßapft SßiuS IX.<br />

am 20. Jänner 1874 zur ©rzbruberfdjaft erhoben. SaS Sßerf<br />

nahm in ber $otge einen unerwarteten 2luffd)wung unb ver*<br />

breitete ftd) über alle Seile ber SBelt. Dpfer unb ©ntbeh*<br />

rungen waren baS gunbament beS SBerfeS gewefen, unb burdj<br />

btefelbe fortgefefete Opferwilltgfeit befeftigte unb breitete fi


— 374<br />

feine Mutter, ©ott fegne biefen dhriftlichen Arbeiter! ®r<br />

mirb gemiß auch biefeS 2Berf fegnen, baS bie Menfchen ju<br />

ähnlichen Opfern anleitet<br />

IL (Einrichtung bes IDerfes.<br />

Sie ©inrichtung beS Vereines ift §auptfäd^It


— 375<br />

Sie ©efitfe um Unterftüfeung müffen vom Drbinariate<br />

begutaftet fein unb bürfen erft n a f zwei Sauren wieberholt:<br />

W e r b e n , wobei fie abermals vom Drbinariate beftätigt fein<br />

müffen.<br />

Sie ©infünfte beS Vereines finb folgenbermaßen verteilt:<br />

1. © i n d r i t t e l f ü r bie Vertaffenften a r m e n © e e t e n ;<br />

2. ein ©rittet für bie Berwanbten ber Mitgtieber ohne<br />

Ausnahme (Mann, grau, Vorfahren, 9 Jaf fommen, Brüber<br />

unb ©fweftern, Dnfet unb Tanten, Steffen unb Giften,<br />

©oufinS unb ©oufinen bis jum vierten ©rabe);<br />

3. ein ©rittet für bie verftorbenen Mitglieber.<br />

Anwerbern fyabmbie' Mitglieber ein Anref t auf brei<br />

heilige Meffen, bie fogleif naf ihrem Sobe eigens für fie<br />

getefen werben.<br />

HL Ztufnafyme in bie (Ersbruberfcfyaft.<br />

Man fann fif in bie ©rjbruberffaft aufnehmen laffen<br />

entweber burf einen aßjährlifen Beitrag ober burf eine<br />

immerwährenbe ©tiftung; bie Beiträge ober Stiftungen fönnen<br />

für Sebenbe ober Berftorbene gemaf t werben.<br />

©S fönnen fif auf mehrere Perfonen ju einem einzigen<br />

Beitrage ober ju einer einzigen Stiftung vereinigen. ®eifi*<br />

life ©enoffenffaften, SBaifenhäufer, ©ruppen von Arbeitern<br />

haben fif biefe Begünftigung gern ju 9iufeen gemaft.<br />

Man fam einen Jahresbeitrag ober eine immerwährenbe<br />

Stiftung einem einzigen ober mehreren Beworbenen guwenben.<br />

AnberS V e r h ä l t eS fif mit Beiträgen ober Stiftungen für<br />

Sebenbe, weife nur für eine einzige perfon angenommen<br />

werben.<br />

1. Jährtif er Beitrag.<br />

©er Jahresbeitrag beträgt brei granfen (ungefähr brei<br />

Kronen), ©tefer Beitrag für einen Sebenben fif ert ben Ber*<br />

wanbten biefer perfon bis jutn vierten ©rabe einffließtif<br />

für baS Beitrag^!)* *>ie Zeitnahme an einem ©rittel ber<br />

25*


— 376<br />

prüfte unb Berbienfte beS BereineS. Wenn bie eingeffrie*<br />

bene Sßerfon im Saufe beS ©inffreibejahreS ftirbt, hat fie<br />

fofort baS 9teft auf brei heilige Steffen, melfe gleich naf<br />

ihrem Sobe für fie gelefen merben, unb fie nimmt für immermährenbe<br />

teil an einem drittel ber prüfte bei Ber=<br />

eines, ©eine Bertoanbten nehmen ebenfalls an einem Srittel<br />

ber prüfte teil, haben aber fein 2lnreft auf perfönlif e für<br />

fie ju lefenbe Steffen.<br />

Ser Beitrag von brei $ranfen für einen ober mehrere<br />

Berftorbene verff äfft biefen einen Slnteil an bem drittel ber<br />

prüfte beS BeretneS, melfeS ben verftorbenen Stitgliebern<br />

zugeteilt mirb, unb jmar für bie Sauer eines SahreS, ber<br />

einem jeben jufommenbe Slnteil nimmt jebof mit ber maf==<br />

fenben Stitglieberjahl ab.<br />

2. 3mmertoährenbe Stiftungen.<br />

©ine immermährenbe Stiftung für eine lebe übe Sßerfon<br />

beträgt 50 ober 100 granfen. Sie Stiftung von 50 granfen<br />

verleiht ber aufgenommenen Sßerfon ju ihren Sebjeiten nof<br />

fein Slnreft auf bie Berbienfte beS BereineS. Sobalb fie<br />

aber geftorben ift, toerbenfür ihre Seele brei Steffen gelefen<br />

unb fie nimmt von biefer $eit an teil an beut Srittel ber<br />

Berbienfte beS BereineS. Bon bemfelben Slugenblicfe an neh=<br />

men auf bie Verftorbenen Bermanbten für immertoährenbe<br />

3eiten an bem Srittel ber Berbienfte beS BereineS teil<br />

Surf bie Stiftung von 100 ^raufen erhält bie aufge*<br />

uommene Sßerfon vor allem biefelben Borteile mie burf bie<br />

Stiftung von 50 granfen; ferner erhalten ihre verftorbenen<br />

^Bermanbten fogletf brei befonbere Steffen unb haben teil an<br />

bem Srittel ber Berbienfte beS BereineS für immertoährenbe<br />

Reiten.<br />

©ine Stiftung für immemährenbe 3eiten für einen ober<br />

mehrere Berftorbenen beträgt 50 granfen. Sobalb bie ©tif*<br />

tung gemaf t ift, merben für bie betreffenben Berftorbenen brei


— 377<br />

Steffen gelefen, worauf fte nodh für immerwährenbe ßettett<br />

an bem drittel ber Berbienfte beS Vereines 2lnteil ,^ben.<br />

3. Mehrfache Beiträge ober Stiftungen.<br />

@S ift erlaubt unb fehr vorteilhaft, für eine lebenbe ober<br />

für eine ober mehrere Berftorbene mehrere Jahresbeiträge<br />

ober mehrere StiftungSbeträge ju jahlen, wobur^ bie be*<br />

treffenben ^erfonen einen ber 3 a hl ber Beiträge ober Stif*<br />

tungen entfprechenben Slnteil an ben, Berbtenften beS BereineS<br />

erhalten. 3nm Beifyiel jwei Stiftungen ober zwei Jahres*<br />

beiträge bis gur Seit beS SobeS gezahlt geben ein 3lnred)t<br />

auf fed^S Meffen nadh bem Sobe; jefm Stiftungen geben ein<br />

SKedfjt auf 30 Meffen, unb ber immerwährenbe 2lnteil an ben<br />

Berbienften beS BereineS ift bementfprechenb auch zweimal<br />

ober zehnmal fo groß, u. f. w.<br />

4. 3lrt unb SBeife, wie bie Beiträge unb bie Stif*<br />

tungen eingehoben werben.<br />

Sie Mitglieber, welche jährlidh ihren Beitrag zahlen, finb<br />

gewßhttlidh in ©ruppen von zehn Sßerfonen eingeteilt Stner<br />

von ihnen ift ber Sammler unb er übernimmt bie Beiträge<br />

ber Mitglieber, bereu -Kamen er auf einem vorgebrucften Blatte<br />

Z u f a m m e n f d h r e i b t unb fie bann bem Sireftor beS BereineS, über*<br />

fenbet, welker barüber eine ©mpfangSbeftätigung auSfteHt<br />

Jebe ^erfon, bie bem Bereine Jntereffe entgegenbringt,<br />

lann Sammler werben unb Jahresbeiträge entgegennehmen. •<br />

@in jeber fann auch ohne Bermittler eines SammlerS. auf<br />

weldjem SBege immer Beiträge an ben Sireftor beS BereineS<br />

gelangen laffen. •<br />

Jene ^erfonen, welche eine Stiftung für immerwährenbe<br />

Seiten machen wollen, fonnen bie entfprechenbe Summe ent*<br />

Weber unmittelbar ober, burch ben Sammler an ben. Sireftor<br />

etnfenben, Weidher bann bie StiftungSurfunbe unb baS Bilb<br />

beS BereineS ober. baS Sieget überfenbet.


— 378<br />

Anmerfung: 1. Sie Beiträge ober Stiftungen geben ein<br />

9ie$t auf bie geiftigen Borteile von bem Augenblicfe an, mo<br />

ber Betrag in bie £änbe eines vom Sireftor bevollmädhtigten<br />

BertreterS übergeben mirb.<br />

2. @S ift nidjt nötig, ben Sireftor von bem Sobe eines<br />

MttgliebeS ju benachrichtigen. Sie erften Meffen beS BereineS,<br />

meldhe nadh bem Sobe etneS MitgliebeS gelefen merben, merben<br />

fraft ber Abficht unb Meinung beS jelebrierenben priefterS<br />

ber Seele beS Berftorbenen jugemenbet<br />

IV. 2tblaffe bes Dereines.<br />

Bofffommene Abiäffe: 1.Am Sage ber Aufnahme in ben<br />

Berein; 2. an einem beliebigen Sage eines jeben MonateS;<br />

3. am Fefte ber ©rfdheinung beS £errn; 4. am $efte beS Frohn*<br />

IeidhnamSfefteS; 5. am SBeihnadhtSfefte; 6. an ben fünf £aupt*<br />

feften ber feligften gungfrau, 2. Februar, 25. Märj, 15. Au*<br />

guft, 8. September, 8. Sezember; 7. am Sage ber ©rfdheinung<br />

unb ber ©inmeihung beS ©rjengelS Midhael, 8. Mai unb<br />

29. September; 8. an ben ^met. F e ften be§ heiligen gofef,<br />

19. März unb brütet Sonntag nadh Dftern; 9. am Fefte Peter<br />

unb Paul, 29. $uni; 10. am Allerfeelentage.<br />

Sie für obgenannte Fefte verliehenen Abiäffe fönnen ent=<br />

meber am Fefttage ober an einem ber barauffotgenben fieben<br />

Sage gemonnen merben.<br />

Bebingungen: Beidht; Kommunion; Befudh einer offene<br />

lidhen Kirdhe ober Kapelle unb ©ebet auf bie Meinung beS<br />

^eiligen BaterS.<br />

©in metterer voHfommener Ablaß ift auch für baS Feft<br />

ber heiligften Sreifaltigfeit verliehen; jebodh ift jur ©eminnung<br />

beSfelben ber Befuch ber BereinSfirdhe Vorgef^rieben.<br />

©nblidh ift ein voHfommener Ablaß für bie Sterbeftunbe<br />

verliehen. SBenn man nicht mehr bte heilige Kommunion<br />

empfangen famt, genügt eS, menigftenS im ^erjen ben tarnen<br />

$efu anzurufen. (piuS IX. unb Seo XIII.)


— 379<br />

SDiefe voHfommenen fowie auf alle unvollfommenen316=<br />

läffe fönneu ben armen ©eelen jugewenbet werben; fo 3. B.<br />

ift ein Ablaß von 60 Sagen für jebeS SBerf ber Sftäfftenliebe<br />

xmb für jebeS fromme Sßerf verlieben.<br />

Surf Jnbulte vom 14. Juni unb 16. Auguft 1901 bat<br />

ier ^eilige Bater aßen BereinSmeffen ben Ablaß beS privtlegierten<br />

AltarS Vertiefen.<br />

SBir erfufen bie Mitglieber, für bie armen ©eeten oft<br />

fefS Baterunfer, Ave Maria unb (Sfyxt fei bem Bater . .<br />

3u beten, üffiewt man baS blaue ©fabulier von ber Unbeftedten<br />

©mpfängniS trägt, gewinnt man baburf fehr<br />

seife Abiäffe.<br />

SBir erfufen bie BereinSmitglieber, fif fleißig an ber<br />

Monatsverfammlung beS BereineS in 5ßariS unb an ben haupt*<br />

fäf tifften Mittetpunften beS Bereutes ju beteiligen. wirb<br />

bie Meffe für alle armen ©eelen getefen; bann werben ver*<br />

ff iebene SRatff läge unb eine Unterweifung gegeben, worauf baS<br />

De profundis, fefS Baterunfer unb Ave Maria, unb ßh're<br />

fei bem Bater ... mit fotgenben Anrufungen gebetet wirb:<br />

ißeilige Sreifattigfeit, ein einiger ©ott, erbarme bif unfer.<br />

fettige Maria, bu £itfe ber ©hriften, b.itt für uns! D £err,<br />

gib ihnen bie ewige 9hfe unb baS ewige Sift leufte ihnen;<br />

£err, laß fie in grieben ruhen. Amen.<br />

Jn pariS finbet bie Berfammlung an jebem jweiten<br />

MonatSfrettag um 8V 2 Uhr ftatt. SBenn auf biefen Sag ber<br />

Karfreitag ober ein geiertag ober eine anbere Berfammlung<br />

fällt, fo finbet bie Berfammlung am brüten MonatSfrei=<br />

tag ftatt.<br />

$ari£, 10. gebruar 1905.


— 380 —<br />

Unfere berftorbenen.<br />

ptflttf»««.<br />

Harne. Mabt . ^Srtiti). Sobe^fag. 4-1 ts<br />

S w<br />

1905.<br />

m.<br />

14. pr. Dufour 3ofyamt $ranfretdj lO.Sßärj 92 6a<br />

15. Br. Spina 2Inton Dria gtalien 18. „ 79 59<br />

16. pr. Honat ITtattfjäns 2lntura ©^rten 26. „ 64<br />

17. pr. portes Stefan granfreicf) 3.2Iprtf 68 44<br />

18. BtfdE). (famer Alfons ^ßefing ©fyina<br />

68 47'<br />

19. pr. Botroeret £eo (SJuaqaquU ©cuabor 6. „;f<br />

54 34<br />

20. pr. Bru Stefan Salute leg<br />

granfreicf) 29. „ 62 39*<br />

21, pr. a£) ^erften 23. „ 51 29<br />

27. pr. Hougeot paut granfreid) 28. „ 76 5a<br />

läatmljerjtge gdjweflcw.<br />

$atne. MM Smb. 35mtf.<br />

SaDre Qa^re<br />

bautet IHarta<br />

Steuusenber Cfjerefia Äafd)au<br />

granfreitf)<br />

Ungarn<br />

29 9<br />

45 • 15<br />

öelan tEfyerefia ©fjntau öfierreidj 33 15<br />

(Sreffter ItTaria. granfreidj. 70 ,47 1<br />

Haffi C^erefia ©ampierbarena Statten 45 20<br />

pasquartetto 3°fl a "rca Neapel it 44 16<br />

Carrion 3ofefa Sßtafencia (Spanien 48 22<br />

Barqutn IRarjella Düiebo tt 59 33<br />

Hcjiterrt Katharina SSitoria n 74 48<br />

Jourcabe UTaria Söorbeaus granfreidj 59 38<br />

(Sianoglto Eibele ©affari Stalien 54 14


— 381 -<br />

üame. Äfa6t üattb. mtn. ffltntf.<br />

Sa^re Saljre<br />

nitfd}f$ Hofalta SBien Öfterreic^ 38 17<br />

pefott €Iifabetfi «Rio SBraftlien 32 13<br />

IHiel IHaria<br />

SJHel fou3 33ag*<br />

neti£ granfreidf) 26 5<br />

Curner Sublin 3rCanb 76 53<br />

Eigneres IHarta Segrcö granfreidf) 41 16.<br />

Kramaqittes Diftoria 2irtsDfen Ungarn 35 12<br />

3eney Stefanie Söiafyftamien «ßolen 27 7<br />

Dan^er


— 382 •<br />

Pame. $>hbt Jattb. 3tffer. 2ßeruf.<br />

Scrfjre Sa^rc<br />

(Efaitt IHercebes 2Umert§ ©panten 64 39<br />

Sola Sebaftiana Bilbao tt 36 11<br />


— 383<br />

$tottte* MM Jattb. mtex. »«Nf.<br />

Satire Qaljve<br />

ITCannecart UTartina granfreidj 89 68<br />

Kroll (EHfabetfj (Salzburg Öfterreic^ 73 50<br />

23ogensberger Hnna m^tyel ©aljburg 26 3<br />

•Cortes Cl)erefta Guatemala ©cuabor 80 49<br />

HTotitels ItTaria granlreidj) 71 48<br />

•Cabrera IHarta ©ompatto (Spanien 27 4<br />

3rtc


ßilber unb gefdjidjtlidje Erinnerungen kr Äowjretjation<br />

kr Mxffxon.<br />

©ollet ff reibt über 2lbe% ben Berfaffer ber erften Sebent<br />

geff if te beS ljei ligen Bilsens, folgenbeS:<br />

„SBenn man von ben Sitten beS £eiligfpref ungSprojeffeS<br />

abfieht, toelfeburf ben babei geleifteten ©f tt>urgletffam in<br />

eine ^b^ere 3langorbmmg verfemt finb, fann man fif feinen<br />

glaubtpürbigeren $üh r^ toünffen. Slbelty mar geiigenoffebeSheiligen<br />

Bingens; er hatte burf viele Seth** mit ihm Umgang,<br />

gepflogen; er ftanb im innigften Berfehre mit feinen geiftlifen<br />

©öhnen; er ff rieb niftS, mofür nift auf Slugenjeugen vor?<br />

hanben gemefen mären unb er riftete fif nur naf folfett<br />

©friften, toelfe fojufagen baS Bolf felbft abgefaßt hatte.<br />

SJtußerbem toar er ein Siann voll 3lufriftigfeit, ©erabheit<br />

unb Steftliffeit."<br />

SBelfen Anteil 2lbefify ah ber 3lbfaffung ber SebenSge*<br />

ff if te beS h eiligen Binsen^ hatte, erflärt er felbft mit folgen*<br />

ben SBorten: 3f miß bem Sefer aufriftig fagen, mie fif bie<br />

©af e ^getragen hat. ©trage Sah** riaf BinjenäenS £obe<br />

beff loffen bie ^ifftonäre, fotoohl von eigener finbltf er Siebe<br />

3U ihrem geiftlifen Bater angetrieben, als auf von anbern<br />

hof gefteBten Sßerfonen aufgeforbert, bie SebenSgeffifte ihres<br />

feiigen ©tifterS ju veröffentlif en, melf e fomohl tyxtx eigenen<br />

©enoffenffaft als auf ber gangen Kirfe ju großer ©rbauung<br />

unb ju großem geiftigen -Jiutjen gereifen mußte.<br />

©ie mürben biefe 3lrbeit auf felbft in mürbigerSEBeife<br />

31t ©übe geführt haben, ba ihre Kongregation mehrere fehr<br />

fähige -äJiänner jählte; aber bie 35emut,,bie ihnen il;r toür*


— 385<br />

Bffdjof Ubettt).<br />

biger Stifter als Eilige» ©rbteil hinterlaffen t;atte, ließ fie<br />

eine geber außer ber Kongregation fud)en. ©ie warfen alfo<br />

i^re Stugen auf mich, vielleicht beSl;alb, weil baS ©lud<br />

hatte, ihren heiligmäßigen ©tifter burch viele Jahre gu fennen<br />

unb mit ihm ju verfehren. 3ßie bem immer auch fei, fie<br />

matten mir ben Borfdjlag, unb laurn hatte id) midj erbötig<br />

gezeigt, ihrem SBunfdje ^u willfahren, ba fchidten fie mir alle<br />

Slufeeidmungen, bie fie unter fich felöft ober bei anbern glaube<br />

würbigen Sßerfonen gefamnxelt Ratten- Um mir bie 2lrbeit<br />

ju erleichtern, braute einer von ihnen alle biefe Rapiere in<br />

Drbnung, fo baß ich in Sßahrheit faft nichts anbereS getan<br />

habe, als baS abguf^reiben, was fie mir übergeben hatten;<br />

benn an vielen ©teilen hätte ich mi$ gar nicht beffer aus*<br />

brüdfen fönnen, befonberg bort, wo bie SBorte ihres feiigen<br />

©tifterS angefüllt werben, an benen ich, wieich- hier erftäre


— 386<br />

unb tüte ich eiblid^ befräftigen tarn, nichts geänbert<br />

unb beigefügt habe, unb befonberS im jtoßlften Kapitel beS<br />

jmeiten Buches. 1 ) SBaS bte Briefe beS heiligen Binjenj be*<br />

trifft, fo habe idh getreuen Abfdhriften berfelben in baS<br />

Buch aufgenommen, mährenb bie Originale berfelben in ben<br />

Rauben ber Miffionäre geblieben ftnb. 5Rodh nicht bamit<br />

frteben, ließ idh nidhts brucfen, ohne eS Vorher nadh St. SajaruS<br />

jur Surdhftcht ju fdhidfett. ©ie haben gerne biefe Mühe auf<br />

ftch genommen unb fogar bie Srucflegung beforgt."<br />

Sie Söorte unb ber ©eift beS heiligen Bingen^, ber baS<br />

Buch AbellpS burchtoeht, btlben feinen befonberen Borjug, ber<br />

beffen Sefung immer angenehm unb nüfelidh geftalten mirb.<br />

2lbelty ftarb am 4. Dftober 1691 unb mürbe in ©t. SajaruS<br />

in ber Kapelle Von ben heiligen ©ngeln begraben.<br />

Werk i>*0 felirjen Joljann Gabriel ptxboyvt jngnnftat ber<br />

biirfttgftett Jtiffumat<br />

ber ßet&en 3famtliett fjctftgeu 3Jin5en5 tio«<br />

St., ben 11, Mär* 1904.<br />

Qu bem 2lugenbli


— 387 -<br />

von einer ffweren Äranfheit genefen ift. ©ie war von einer<br />

Sungenentjünbung befallen unb ber 2lrgt hatte bereits jeglif e<br />

Hoffnung aufgegeben. Bei meinem erften Befuf e gab if ihr<br />

eine Reliquie unfereS fetigen Märtyrers* ©obatb bie Traufe<br />

biefetbe auf bie Bruft legte, würbe fie bejfer unb jefet geht eS<br />

fr ganj gut 3um ©auf ffi


— 388<br />

^fy&Uau r@t>8que, 17. Sftn. ©ine große ©nabe erlangt. —<br />

'©hälonsfursSaöne, 19« 3>än. Sitte für eine bebrängte<br />

arme. — ©alatina, 19. San. ©abe unb Bitte um ©ebet. —<br />

^af feneuil, 23. gfin. ®anffagung für ff Gierige Teilung. —<br />

Sou^fur^orin, 24. $än. SanJfagung. — Sa 5Reu=<br />

ville ä Slaire, 29. ^än. ©aben. — ^ejenaS, 25. gdn.<br />

3Jle^rere ©naben erlangt. — 3JI. 27. ^än. ©abe. — 9)tonte=<br />

fcibeo, 30. gän. ©ine ©nabe erlangt. — ©eban, 30. 3&n.<br />

Uttetyrere ©naben erlangt.


( E u r o p a<br />

gxattlveidi.<br />

l^arts.<br />

Die alU Ättdje von Sjtnßf<br />

(gortfefcung.)<br />

lajam.<br />

J|||[on ber früheren Slu^fägigenanftalt Sanft SagaruS War<br />

jur 3eit ber Revolution md)ts mehr übrig als bie<br />

Heine gotifc^e Kirdhe, meldte bis ins zwölfte Jahrbunbert<br />

hinaufreichte. 3>aS Kapitel von 3iotre 2)ame fam bei ben<br />

Sßrojefftonen zu ben alten 93afiltfen auch an ©anft SazaruS<br />

vorüber unb hielt bafelbft eine Station, währenb bie ^ßfarr*<br />

firche Sanft Saurenz beifeite gelaufen würbe.<br />

SDie Kirdje von ©anft ßazaruS würbe zu 2lnfang beS<br />

fiebzehnten JahrhunbertS restauriert, ©tn intereffanteS SDofu*<br />

ment, welkes über ben bamaligen 3^ftanb ber Kirdhe 2luf=<br />

fchlnß gibt, beftribet fidh in ben Slften ber ^eiligfpredhung beS<br />

heiligen Binzenz , worin bie Kirdje unb baS ©rab beS £eili*<br />

gen, wie eS am 22. SDejember 1705 bei ©elegenheit beS $ro=<br />

ZeffeS „de non cultu" von ber firchlichen Behörbe Vorgefun=<br />

ben würbe, betrieben wirb.<br />

®ie Kirche ift nach Dften gebaut unb hat ein feaupU<br />

fchiff unb zwei niebrigere Seitenfchiffe, welche burdj) je fedhS<br />

Säulen vom £au:ptfchiffe getrennt finb.<br />

Sie Kirdje h^ Jtr>ei ©ingänge, ben füblichen für bie<br />

grauen unb ben nörblichen für bie Sßriefter unb für bie im<br />

£aufe wohnenben ^erfonen. 3)ie 3«hl ber 2lltäre beträgt<br />

fteben.<br />

Slitnnlcn 70. 26


— 390<br />

2)ie $irfe enthält neun ©rabmäter mit Snffriften von<br />

verriebenen ©rünbern unb SBohltätern beS £aufe£.<br />

3tuf bem erften Pfeiler tinig im ©höre ift eine ffwarje<br />

Sffiarmortafet ju fehen, weife naf bem £obe beS Sodann<br />

granj ©onbt eingefefet würbe unb bie Sebingungen anführt,<br />

unter weifen ©anft SajaruS bem ^eiligen Binjenj unb feinen<br />

3KiffionSprieftern übergeben würbe.<br />

2luf bem entfprefenben Sßfeiler refts fteht bie ffönfte<br />

Snff rift beS ganjen ©boreS, weife fif auf ben legten $rior<br />

von ©anft SajaruS, ^abrian Sebon, bezieht unb folgenber*<br />

maßen lautet:<br />

Die verba bona Bono; pia dicas ossa quiescant;<br />

Hoc tibi qui dicas, protinus alter erit.<br />

©ie ift verfaßt von ^afob be la goffe, 3WifftonSpriefter<br />

in 5)3ariS, ber über breifHgtaufenb Berfe gemaft hat, bie er<br />

jebof aus Beffeibenheit nift Veröffenttifen wollte, bie aber<br />

ber berühmte ©anteuit für würbig h^lt, im 2)rudE ju er*<br />

ffeinen.<br />

9m ©höre befanben fif aft ©räber mit alten halbver*<br />

wifften Figuren unb bem einfafen -Kamen unb gunamen<br />

ber barin begrabenen perfonen.<br />

SKttten im ©bore fah man ein ©rab mit ber Snffrift:<br />

„Hic jacet Venerabilis vir Vincentius a Paulo . .<br />

©a nsen^ von ft Suno^enj XIII. am 13. 3luguft<br />

1729 feliggefprofen würbe, man ben Seib beS ^eiligen<br />

am 26. ©eptember beSfetben SahreS aus bem ©rabe unb<br />

legte ihn in einen filbemen ©frein, um ihn bann auf ben<br />

igofaltar ber Capelle von ©anft SagaruS ju übertragen.<br />

gu beiben ©eiten beS heiligen Binjena waren bie beiben<br />

9?af folger beS ^eiligen, SltmeraS unb Soflfy, erfterer auf ber<br />

©piftelfeite, teuerer auf ber ©vangetienfeite begraben.<br />

Slufterbem waren bafelbft mehrere von ben folgenben<br />

©eneralfuperioren, jebof ohne jebe 3>nff rift, begraben, neun*<br />

lif perron, SBatel, Bonnet unb ©outy.


— 391 —<br />

3)aS 33uf, irt melf ern bie ©ebräuf e von ©anft SagaruS<br />

aufgegeif net maren, berichtet uns, baß alleSWtf jtonäre in ber<br />

Kirfe begraben mürben, bie Sßriefier im (S&ore, bie ©tubenten<br />

in ber Kapelle ber feligften Sungfrau, bie ©eminariften in<br />

ber Kapelle beS ^etligeri SagaruS unb bie Brüber im ©fiffe<br />

ber Kirfe.<br />

•Jtof mehrere anbere berühmte ^erfonen nfen in ber<br />

Kirfe, barunter auf Biff of 2lbelli;.<br />

SDiehr als ein neu ernannter Biff of mürbe in ©anft<br />

SagaruS gemeint.<br />

•Jlaf ber ©eligfprefung beS ^eiligen Bingeng ließ man<br />

von mehreren berühmten 9Jialern elf große, ff öne Büber am<br />

fertigen, melf e bie mtf tigften £artblungen aus feinem Seben<br />

barftellten. ®S maren: 3Me Berflärung beS ^eiligen Bingeng<br />

im Gimmel, bie Sßrebigt beS ^eiligen Bingeng vor bem iQofe,<br />

$ob SubmigS XIII., Bingeng im ©emtffenSrate, bie Konferenz<br />

gen für ^riefter, Bingeng unb bie ©f tpeftern von ber ^eim*<br />

fufung, Bingeng auf ben ©aleeren, Bingeng bietet feine<br />

ftonäre für bie ©eelforge ber ©olbaten an, Bingeng prebigt<br />

im 3tfamen*gefu*©pitale, Bingeng unb bie ginbelfinber, $ob<br />

beS ^eiligen Bingeng.<br />

Siefe Bilber mürben in ber golge oft in Kupfer gefto*<br />

f en unb finb in ben Käufern ber 3Jliffionäre unb ber Barm*<br />

bergigen ©fmeftern fe^r verbreitet.<br />

3lußer biefen Bilbern befanb fif in ©anft SagaruS nof<br />

ein anbereS, genannt „Sßmtber beS ^eiligen Bingeng".<br />

Bei ber Sßlünberung von ©anft SagaruS am 14. $uli 1789<br />

mürbe bie Kirfe gang allem verffont. Sftaf ber Revolution<br />

mürbe fie mieber bem ©otteSbienfte gurütfgegeben, bis fie fo<br />

ffabljaft mürbe, baß man fie im $ahre 1823 nieberreißen<br />

mußte. 3ln ihrer ©teile mürbe ein Bau aufgeführt, berfelbe,<br />

ber linfS vom ©ingang in ben erften £of beS jefeigen ©efäng*<br />

niffeS ©anft SagaruS gu fehen ift.<br />

Johann Sßarrang, OJlifftonSpriefter.<br />

26*


— 392<br />

Spanien.<br />

jkiftm


— 393<br />

immer fdhlimmer, ber ©d)laf verfd)wanb vollftänbig, ber 3Ua*<br />

gen würbe fo fdhwad), baß er feine Rahrung mehr vertrug,<br />

unbeS ftettte ftch eine ^artnädffge Urinverhaltung ein. Run<br />

entfdhloß fi


— 394<br />

Äranfenwärterin, fif gu entfernen, fie verfttfte, fif ju er*<br />

heben, wa£ ihr auf gelang; ber ©fmerj war wie burf<br />

Sauber, verffwunben. ©ie war vor freubiger Überraffung<br />

außer ftf unb rief ganj taut: „3fl eS mögltf, baß ber<br />

göttlife ißeilanb mir biefe ©nabe erweift!" ©te Verlangte<br />

nun fre Kleiber, worauf fie alle ihre ©lieber mit ber grßf* 5<br />

ten Seif ttgfeit gebrauf en fonnte.<br />

©ott fei SDanf, bie ©fwefter ift nof immer gefunb unb<br />

maft alte Übungen ber ©emeinbe mit.<br />

©utaften unb Betätigung biefer Teilung.<br />

I. beftäiige, baß mir am 9. Sejember 1904 bie<br />

©fwefter gerrer ty9tin, in Barcelona geboren, vierunbjwanjig<br />

3ahre alt, vorgefteltt würbe; fte hatte ffon im &aufe vom<br />

heiligen Äreuje in ©arabanfel, wohin fie verfemt Worben<br />

war, viel gelitten infolge eines galleS, Von bem fie fif nift<br />

mehr felbft erheben fonnte.<br />

Sn ihrer gamtlie war fein pathologiff es Seiben feftju=<br />

fteHen; bie ©fwefter war gut entwidfelt, jtemlif ftarf, unb<br />

alle Organe funfttonierten vor ber ©rfranfung regelmäßig.<br />

3f fanb fie int Bette, auf bem 3iü


— 395<br />

ben, fo baßeS ber Kranfen unmöglif fear gu fflafen. SDie<br />

BerbauungSorgane Hieben untätig, fo baß ber -ättagen nift<br />

einmal 9Kilf vertrug. Urfaf e affer biefer KranfheitSguftänbe<br />

mar bie gufammenbrüdung beS 9iü


— 396<br />

fdjon fo fchwadj, nun alle Sitten von Bewegungen ausführen<br />

unb allen antworten fonnte, bie fie ju ihrer unerflärlidjen<br />

Teilung beglüdwünfäjten.<br />

Sur Beglaubigung biefeS unb zur Betätigung meiner<br />

täglidhen Behanblung ber Kranfen habe iä) gegenwärtiges<br />

©djriftftüd unterzeichnet, bamit man bavon jeben beliebigen<br />

©ebrauch mache.<br />

a»abrib, am 26. Max} 1905.<br />

(^egetd^net:<br />

Sofef ©allub ^ Colins.<br />

n. beftättge hiemit, baß ich am versoffenen 12. Jänner<br />

in baS Rovijiat ber Barmherzigen ©dhweftern gerufen würbe,<br />

um ©chwefter $errer Rin, aus Barcelona gebürtig, vier?<br />

unbjwanjig ^ahre alt, ju unterfudjen, weldje am 17. Rovem?<br />

ber 1904 einen gall tat, infolge beffen fie baS Bett hüten<br />

mußte, ba fie fidh wegen ber großen ©chmerjen in ben £üften<br />

nicht aufrecht halten fonnte.<br />

Racfjbem ich bie Kranfe befonberS an ber SBirbelfäute<br />

genau unterfucht hatte, fonnte iä) eine leiste Berfrümmung<br />

beS SDornfortfa^eS am jwöften Rückenwirbel unb am erften<br />

^üftenwirbel feftftellen, was einen ©rucf auf baS Rücfenmarf<br />

jur golge haben mußte; barauS ließ ftd) bei 4 ©chmerj unb<br />

alle KränfheitSerfcheinungen erflären, wobei, wie iä) gern er?<br />

wähne, bie ©chwefter eine voüfommene ©rgebung unb ©ebulb<br />

bewahrte.<br />

3ch verlangte fogleich eine Beratung mit bem berühmten<br />

^auSarjte, meinem gteunbe Dr. ©allub, welche auch am ver?<br />

floffenen 13. Sänner ftattfanb, Rachbem er mir bte ganze<br />

ärztliche Behanblung, bie er ber Äranfen feit bem 10. 3>e?<br />

jember 1904 hatte zuteil werben laffen, auSeinanbergefe^t hatte,<br />

machte ich ben Borfchlag, bie Kranfe djirurgifch ju be?<br />

hanbeln unb ihr einen ©atybefchen Berbanb anzulegen; bieS<br />

gefdhah audh am 25. Jänner 1905. SDaS SDWtel hatte aber<br />

wenig ©rfolg, ober beffer gefagt, gar feinen; in ben fünfunb?


— 397 -<br />

breifng Sagen, mo bte Kranfe ben Berbanb trug, bauerten<br />

bie ©dfjlaflofigfeit unb bie Störungen ber BerbauungSorganefort,<br />

mobei bie untern ©liebmafcen ganj gelähmt, gefühllos<br />

unb gu jeber Belegung unfähig maren. SDafür nahm aber<br />

baS ©rbredhen ju, mobet aud) flüffigeS Blut mitfarn. 3cfj<br />

fonnte alfo nid)ts tun, als bie Kranfe ber Dbforge meines<br />

geehrten Kollegen, beS Dr. ©allub, ju überlaffen; von ihm<br />

unb ben ©dhmeftern erhielt ich weitere Nachrichten über baS<br />

Befinben ber ©chmefter, melier es immer fFlimmer ging, fo<br />

bafc in fuqer Bett eine 2luflöfung ber Kranfen voraus^<br />

fehen mar.<br />

Stach meinen eigenen Beobachtungen unb nach ben 9tad)s<br />

rieten, bie id) über bie Kranfe erhielt; bielt idh ben gall für<br />

unheilbar, unb befonberS festeneS mir auSgefdjloffen, baf$ bie<br />

Kranfe je mieber merbe gehen fönnen.<br />

3llS idh in ber golge am 16. biefeS Monates in baS<br />

•Jtovijiat ber Barmherzigen ©chmeftern gerufen unb mir<br />

bie ©dhmefter Maria gerrer vorgeftellt mürbe, melche ganj<br />

gut gehen fpnnte, als menn fie nie franf gemefen märe, unb<br />

babei ganj heiter unb aufrieben mar, ba ftieg mein ©rftaunen<br />

aufs höchfte, unb menn idh & nidjt mit eigenen 5lugen ge*<br />

fehen hätte, mürbe icheS nicht geglaubt haben.<br />

Um meiner burchauS gerechtfertigten Steugierbe ©enüge<br />

ju leiften, bat ich um bie ©rlaubnis, bie franfe ©dhmefter noch<br />

einmal unterfuchen ju bürfen, maS ich auch am 24. Märj 1905<br />

tat. fonnte trofe ber genaueften Unterfuchung ber SBtrbel*<br />

faule bie Krümmung ber 3)ornfortfä^e nidht ftnben, noch bie<br />

minbefte ©mpfmblidhfeit in ber £üftgegenb mahrnehmen, mo<br />

bodh früher ber £auptft£ ber heftigen ©chmerjen mar.<br />

©ieSaHeS fam idh nach meinem beften SOBifen unb ®e*<br />

miffen über ben munberbaren fltntfchen %afl berieten.<br />

Mabrib, am 26. Mär* 1905.<br />

©eaetdhnet:<br />

Dr. Slurelio bei 3tio MojaS.


#tne mbm<br />

— 398<br />

Mfuitjj, erlangt burd) bu Sfiirftttte her<br />

efjrttmr&tgen 3ttufter £e ra*.<br />

(tt&erfefcung ctu§ ben fpaniftf)en 2tnnaten, 3aE)r 1905,,6eite 407.)<br />

einer 3eitung ift folgenber SÖerif t über eine äußere<br />

«rbenttife Rettung ju lefen:<br />

©abriete 2lree, lebig, ffinfunbäwanjig $ahre alt, in ©an<br />

^Domingo be ta ©atjaba gebürtig, fam am 22. SftoVember 1898<br />

toegen einer ©rfältung ins ©pitat.<br />

Einige 3eit fpäter bitbete fif im Unterleibe eine ®e=<br />

ffwutft, bie fo anwufs, baß bie $rjte biefetbe burf eine<br />

Operation entfernen in müffen glaubten, gn ber Hoffnung,<br />

baß bteS in Mabrtb mit mehr ©rfolg geff ehen fönne, würbe<br />

bie ^ranfe borten gebraft unb in ba£ ©pital „von ber<br />

^rinjeffin" genannt, geführt. Sie irjte biefer 2Inftalt hielten<br />

jebof bie Operation für äußerft gefährlif unb wollten btefelbe<br />

nift vornehmen.<br />

2lm 24. guni 1901 lehrte fie in ba£ frühere ©pital<br />

jurütf, wo bie Traufe an einer allgemeinen Sähntung litt,<br />

bie fie zwang, baS Bett ju hüten, baS fie feit jenem Sage<br />

nift mehr Verlaffen hat<br />

3n biefer $wiff enjeit litt bie Traufe viel, befonberS in<br />

ben BerbauungS* unb 2lu3ffetbungSorganen, manfmal auf<br />

in ben 2ltmungSorganen unb int Sfterventyftem. ben le£=<br />

ten Monaten würbe ihr $uftanb fo ff iimm, baß fte jweimal<br />

bie Se|te Ölung, empfing. Sie $Crjte ©bmunb ©ortajär unb<br />

Bueno 3ioqu6, bte int ©pital tätig finb, halten bie Äranf=<br />

feit für burf aus unheilbar unb beffränften fif barauf, bie<br />

©fmerjen ber Traufen einigermaßen ju tinbern. 3>n ber.<br />

*Jlaft vom 5. auf ben 6. Sinti 1905 be fanb fie fif alfo in<br />

bem oben beffriebenen ßuftanbe allgemeiner Sähmung, mit<br />

^einer großen, harten, fleiffigen ©effwutft behaftet, ohne jebe<br />

2luSff eibung feit vierzehn Sagen.<br />

. Sftaf ber ©effifte biefer ffweren ^ranfheit, bie naf<br />

iem Urteile ber 3trjte biefer ©tabt unheilbar war, wollen


— 399<br />

mir nun auf über bie außerorbentlif en Borgänge vor unb<br />

bei ber munberbaren Teilung ber Kranfen beriften.<br />

©f mefter Sßrima, Dberin int ©pitale biefer ©tabt, ^atte<br />

ihre SahreSe^erjitien im gentralhaufe von 3Kabrib gentaf t,<br />

mo fie eine s Mtfftoefter traf, metfe burf einen fyaff eine<br />

ffmere Bertefcung ber SBirbelfäuIe erlitten hatte, aber burf bie<br />

gfürbitte ber ehrmürbigen Sutfe Se ©ras voHfommen geheilt<br />

morben mar. Bei ihrer Rüdfehr in ihr igauS ergählte fie<br />

biefe munberbäre Teilung ihren 3)iitffmeftern unb auf ber<br />

fraufen ©abriete 2lrce, toetfefte jugteif aufforberte, burf<br />

bie gürfprafe berfelben ehrtoürbigen Wienerin ©otteS um<br />

ihre ©enefung gu bitten.<br />

2>ie Kranfe miHigte ein unb fie begann mit ber ©f mefter<br />

Sionhfta eine-ftovene gur ehrmürbigen Se ©rag; beibe hatten<br />

einen fo feften ©lauben an bie Störung, baß ©abriete am<br />

6. guni ju einer alten SDame, namens Baleria, bie fte be*<br />

fufte, fagte:<br />

„9Jltttmof merbe if votffommen geheilt fein."<br />

„3a," antmortete Baleria, „menn if baS 2lugenlift<br />

jurü<strong>der</strong>hatte, merben ©ie gefunb merben."<br />

3n ber jmeitnäf ften 9Jtitternaft fagte ©ftoefter £)ionhfta<br />

ju ©abriete:<br />

„Berfufen ©ie einmal, ob ©ie fif bemegen fönnen."<br />

„Sf fann nift," fagte bie Kranfe.<br />

Sie ©fmefter beftanb barauf unb fagte: „2)aS fommt<br />

baher, toeil ©ie feinen ©lauben haben."<br />

„Sf habe ©lauben," fagte bie Kranfe, „aber tf fann<br />

mif nift bemegen."<br />

Um vier Uhr morgens mollte bie ©fmefter jur Ruhe<br />

gehen, als ©abriete ju ihr fagte: „SBenn ©ie auffteh.en mer*<br />

ben, merbe if geheilt fein."<br />

Slm fetten Sage (6. Suni 1905) um 5 3 / 4 Uhr gingen<br />

bie ©fmeftern mie gemöhntif herum, um bie Kranfen auf*<br />

jumeden unb ihnen SBethtoaffer ju reifen; ©abriele mar nof<br />

unbemegtif.


— 400<br />

©enau um fecljs Uhr, als ©abriele baS lefete Baterunfer<br />

von i^rer -Jtovene gu @bren ber ehrmürbigen ßuife Se ©ras<br />

gebetet hatte, verfdhmanb bie fiähmung plöfclich unb bie grofje<br />

©efdhmulft im Unterleibe mar nidht mehr mahrzunehmen unb<br />

nicht einmal eine ©pur bavon zu fehen. ©abriete rief bie<br />

©dhmeftern unb verlangte ihre Kleiber, um fidh anjufleiben.<br />

Sa ©dhmefter Siontyfia, meldhe von ben ©dhmeftern allein •<br />

etmaS von ber Stovern mufjte, gerabe fdhlief, glaubten bie<br />

anbern ©chmeftern, bie Kranfe rebe vermirrt, unb liefen herbei,<br />

ba fie fiirdhteten, bie Kranfe fönne aus bem Bette fallen.<br />

SBie groft mar ihr ©rftaunen, als fie bie Kranfe<br />

fi|enb fanben! $a ihre Kleiber fdhon von ben Motten jer*<br />

freffen maren, bradjte man ihr bie Kleiber einer Sßerfon, melche<br />

ju ben ©dhmeftern vom h e ®flen Binzenz eingetreten mar.<br />

©abriele fleibete fidh felbft an unb ging in bie Kapelle, um<br />

bie heilige Meffe fnienb zu hören. 3He ©dhmeftern unb ber<br />

Kaplan maren ganz erftaunt, fie bei ber Meffe ju fehen.<br />

®urdh bie ganze Seit, mo bie Kranfe gelähmt mar, hatte<br />

fie nidhtS anbereS gegeffen als Mildh, SBein, ßmiebacf unb<br />

ein menig gleifdhfuppe mit ©ago. £eute nadh ber Meffe a&<br />

fie ©chofolabe unb ba ber Bädfer baS frifdje ©ebä


— 401<br />

frühere Traufe mit jahlreichften fragen überhäuften, welche<br />

ihrerfeitS ohne ein 3ei^en ber ©rmübung allen gragefteffern<br />

bie gewünfdjte 2luSfunft gab.<br />

metner ©egenwart ließ fte ber 2lrjt SjuliuS ©aballero<br />

bie verfdjiebenften Bewegungen mit ben 2lrmen unb Beinen<br />

ausführen, was fie mit ber größten Seidjtigfeit tat; er unter?<br />

fud)te auch ihre ©elenfe unb fattb alles in vollfommen ge?<br />

funbent 3uftanbe.<br />

Unt fünf Uhr nachmittags nahmen bie Srjte ©aballero<br />

unb ©ortajar eine genaue Unterfudjung vor unb fanben ben<br />

Unterleib in normalem 3**ftanbe, ohne galten unb Streifen,<br />

ohne jebe ©pur beS großen ©efdjwüreS, baS fie burch vier<br />

$ahre gehabt hatte. 2)te $trjte fonnten baS plöfcliche Ber?<br />

fdjwinben ber ©efdjwulft nidjt erflären.<br />

SBenn baS plöfeltdje Betfchwinben ber ©efdjwuift wunber?<br />

bar ift, fo ift eS fein geringeres SBunber, baß eine grau,<br />

bie burd) vier $ahre baS Bett gehütet hat unb nur flüffige<br />

Währung ju fid) nahm, unb babet von ben verfc^iebenften<br />

inneren fieiben ^eimgefud^t war, auffielt unb einen gangen<br />

Sag hinburdh, ohne Rul;e ju haben, ben fragen ber jahl*<br />

reiben Befudjer ©enüge leiftet, baß fie fteht, nieberfniet unb<br />

effen fann wie ein 2ßenfch, ber nie franf gewefen ift.<br />

£at ©Ott ein SBunber gewirft ju ©hren fetner ehrwür?<br />

bigen Wienerin ße ©ras? ®ie Kirche wirb es ju gelegener<br />

©tunbe entfReiben, gür uns unb für alle in ber 3Jiebijin?<br />

wiffenfchaft bewanberte Männer hat bte Xatfadje alle ©haraf?<br />

tere beS Übernatürlichen. 2)er Kaplan ber ©chweftern unb<br />

bie Dberin haben fidh an ben ©rjbifdjof gewanbt, bamit er,<br />

falls eteS für ftatthaft erad)tet, eine fanonifdje Unterfudjung<br />

anorbnen fönne, um über bie obgenannte grage ju ent?<br />

fdjeiben."


— 402<br />

Italien.<br />

Brief ber Barmfyersigert Scfywefter $ttau


403<br />

Blieb ba von 5% bis 8^2 Uhr, mo man fie .ertblif frete<br />

mafen tonnte.2luf ber jelebrierenbe Sßriefter blieb ünver*<br />

fehtl Slber unfere armen -äJtäbfen maren bie Dp fer, bereu,<br />

fefgeljn tot unb breißig vermunbet finb, barunter vier fehr<br />

ffmer.<br />

3Jlan ffaubert ffon bei ber bloßen ©rjählung; if braufe<br />

Shnen nift mehr gu fagen, ©ie fönnen fif unfern ©fmerg.<br />

beim Slnblide ber armen Dpfer vorfteHen. Unfer £auS f)at<br />

baS 3luSfehen eines SagaretteS. ©liidlifermeife $a6en bie<br />

©fmeftern, melfe fo mie if ohne ©faben bavongefommen<br />

finb, genug 9ftut unb Kraft, um ben ffmeren ©flag gu<br />

tragen. Unfer £err mollte uns bei biefem Unglüde nift allein,<br />

laffen; man fanb baS Ziborium mitten unter ben £rümmem A<br />

nof geff loffen unb unverfehrt, gleif fam als mollte unS SefuSfagen,<br />

er fei nof immer bei uns, um uitS gu tröften.<br />

Sie na, Suli 1905.<br />

Sf habe foeben eine unferer ©fmeftern aus germo be=<br />

fuft, melfe mir Näheres über ben UnglüdSfall ergäbt<br />

3)ie Kapelle mar über einem großen ©aale eines SeiljfaufeS<br />

aiaut, melf er feinerfeitS mieber unter fif einen tiefen Keller<br />

hatte. SaS ©emölbe biefeS Kellers ftürgte nun ein, moburf<br />

auf bie ©äulen, melfe ben gußboben ber Kapelle trugen,,<br />

gum gaHe famen. @S finb alfo bie gmei ©todmerfe gugleif<br />

eingeftürgt. SDie Überlebenben verbanden ihre Rettung einer<br />

jungen 5ßerfon beS &ofpigeS, melfe auf unfere ©fmeftern.<br />

fletterte unb einen gum ©lüd nur ffleft verffloffenen 3luS^<br />

gang aus bem KeHer öffnen fonnte. 3luf biefe 2Beife fam eS,.<br />

baß bie £inabgeftürjten nift erftidten unb £ilfe holen fonnten.<br />

©fmefter galtorini, melfe brei ©tunben unter bem ©futte<br />

aushalten mußte, ergahlt, menn fie Von ben ©taubmolfen nift<br />

erfttdt fei, fo verbanfe fie bieS hauptfäflif ber Kornette, melfe<br />

ihr ©efift verbedte unb ihr fo ein menig Suft verff äffte. . .<br />

3)tan fanb fie von allen ©eiten von Seifen umgeben, fnienbunb<br />

auf ben Herfen ft^enb, ben Kopf bis unter bie Bruft h^


— 404<br />

lintergebeugt; fte fonnte feine ^anb rühren, mährenb man<br />

über ihrem Raupte herumging, baS megen beS vielen ©dhutteS<br />

^anj unfichtbar blieb; fte fühlte um fich her bie Kälte ber<br />

Seidjnatne. ®aS ganzeSSoH von $ermo .zeigte bei bem Un*<br />

glücf bie größte Teilnahme.<br />

©rofceS Mitleib erregte auch bie ©dhtoefter Matijia aus<br />

bem Knabenmatfenhaufe, melche zur heiligen Meffe ju uns ge=<br />

fommen mar. ©ie farn aus bem Keller hervor, ganz blaß,<br />

•entfteHt, voll blutiger 3lbfchürfungen, als fte plö|li$ mieber<br />

umfehrte, um mieber in bie Siefe hinabzueilen mit ben ©orten:<br />

La mia Superiora! (Meine Dberin!) Vergebens fudfjte man<br />

ihr begreiflich ju madhen, fte müffe zunädhft an fidh allein benfen;<br />

fie mollte fo lange unter bem ©djutte bleiben, bis man bie<br />

gute ©dhmefter ßoupp, meldhe bereits breiunbfiebztg $ahre<br />

jählt, herauszog. Unfere ehrmürbige Mutter, meldhe uns fo<br />

fehr bie fcfjmefterlidhe Siebe anempfahl/ muß an ihren %'oä)-<br />

tern auf ©rben gemifj eine große greube gehabt haben.<br />

2)en armen Bermunbeten gehteS im allgemeinen beffer<br />

unb fie fcheinen fidh allmählich zu erholen; einer Sßerfon mußte<br />

jebod) ein Sein abgenommen merben unb eine anbere hat bie<br />

•ganze Kopfhaut verloren; beibe finb nodh toi ©pital.<br />

(Sin anberer tröftlidher Umftanb ift, baß ber Sßriefter,<br />

meldjer ebenfalls in bie Siefe ftürjte, babei aber gefunb unb<br />

mohlbehalten blieb, noch bie £anb erhob, um bie ^inabftür*<br />

Zenben zu fegnett unb loSzufpredhen. Seufjer unb ©ebete<br />

maren bie 3lntmort auf feine ©timme. Siefe armen ©eelen<br />

mufften im Gimmel von ber $amilte beS heiligen Vinzenz<br />

mohi gut aufgenommen morben fein, ba fie auf ©rben noch<br />

.feine anbere gamilie gefannt hatten, ©ie mögen nun für<br />

imS bitten.<br />

©dhmefter Manche.


— 405<br />

polen*<br />

3m St -Bxn^nfr&a&utt für bte $tmmMm btz rufftfd)-<br />

jfcpanifdjm Stiege* (1904).<br />

(jjortfetymg.)<br />

äßir haben bie Schweftent am 1. $uli in SJtyffotoaja<br />

verlaffen, wo fie uad> ber Überfahrt über ben Baifalfee einen<br />

Sag 3lnfenthalt hatten, um bann wieber bie gabrt auf ber<br />


— 406<br />

,,©ie haben erfahren, baß wir bei unferer Slnfunft bei<br />

£errn SRoman eine Unterfunft gefunben haben; er unb feine<br />

grau finb fehr gute Seute unb überaus gaftfreunblif; fie be*<br />

hanbetn uns wie ^ringeffinnen unbeS geht uns wtrflif gut.<br />

Sie tauge 9iut;e unb bie vielen Bequemliffeiten, bie wir ba<br />

fanben, waren für uns eine große Beff ämung. SeShatb Ver*<br />

ließen wir auf naf aft Sagen biefe gute gamiiie, trofcbem<br />

fie unS bis gur ©inriftung beS ©pitals gurütfguhalten fuf te.<br />

2Bir befinben unS gegenwärtig in %\U Harbin in einem<br />

alten ©affaufe, wo wir brei gimmer unb eine Keine $üfe<br />

gemietet haben. ©ineS biefer Simmer bient uns als Capelle,<br />

wo wir tägtif bie beilige Meffe hören, ba unfer ©eelforger<br />

ebenfo wie Dr. SubienSfi in bemfetben ©affaufe SBohnung<br />

genommen haben. Sie gwei anbern Herren unb bie Traufen*<br />

Wärter finb nof bort, wo man ihnen guerft ©aftfreunbffaft<br />

angeboten hat.<br />

$eute ift baS geft beS heiligen Bingeng; foU if eS ge*<br />

ftehen? SaS £erg fühlteS nur gu fehr, baß wireS in einem<br />

fremben Sanbe feiern, fo weit von Shnen entfernt. Unb bof<br />

verfoftet bie ©eele einen ^rieben, ja fogar eine greube, bie<br />

if nift auSgufprefen vermag. 2Btr fühlen, baß wir einzig<br />

burf ben Sßilten ©otteS unb aus Siebe gu ihm ba finb.<br />

Sürfen wir ba nift auf einen gang befonbern ©funfereS<br />

feiigen BaterS gäbten, um bem anbetungswürbigen SBillen<br />

©otteS gu folgen? SBir finb feine Söfter unb unfer SBerf<br />

fteht unter feinem ©fufce. 3f habe unfere Heine Capelle fo<br />

guteS eben ging, geff mü


— 407<br />

nift bie armen ©hinefen mit ihren langen, faft bis gu ben<br />

Knöfeln reifeitben Böpfen gefehen hätten, babei ffleft ge*<br />

fleibet unb höf ft unreinlif, fo hätten mir uns in irgenb*<br />

einer Meinen $j}rovingftabi dolens glauben fönnen. ©tatt beS<br />

Ruffiffen lernen mir nun finefiff unb mir miffen ffon<br />

giemtif viele SBorte. 3Bir miffen nift, maS uns bie Sufunft<br />

bringen mirb, aber für ben 2lugenbli


— 408<br />

vollauf Befhäftigt, benneS gibt viel zu nähen unb foviel für<br />

baS ©pital vorzubereiten, fo baß mir feine $eit haben, uns<br />

ju langmeilen ..."<br />

©in ©tfltf beS Briefes beS BizeftatthalterS, SRoman,<br />

an feine greunbe in Petersburg, ber in unfere ißänbe ge*<br />

fommen ift, fdjilbert ben ©inbrudf, ben baS ©rfdheinen ber<br />

Kornetten in ber £auptftabt ber Manbfdhurei hervorrief.<br />

„. . . Bor vierzehn Sagen gelangte unfere ©anitätSab*<br />

teilung ©t. Binzenz aus äBarfcfjau mit fünf Barmherzigen<br />

©dhmeftern an. Bis zur enbgültigen ©ntfReibung, mo fie<br />

ihren ©tanbort haben mirb, haben mir uns mit unferen<br />

greunben verftänbigt, baß mir alle Mitglieber unferer polni*<br />

fdhen Kolonie beherbergen moHen. 2Btr haben bie Barmher*<br />

Zigen ©^meftern aufgenommen, benen mir mit greuben ztoei<br />

Limmer zur Berfügung gefteüt haben. SDie adht Sage, bie<br />

fie bei uns zubrachten, vergingen uns mie ein Blift, fo fehr<br />

freuteeS uns, fie bei uns ju haben. 2)er ©eelforger ber<br />

Sanitätsabteilung las auf unferer ©aHerie bie heilige Meffe.<br />

SBaS baS £erz fühlte, als mir in unferem $aufe biefern an*<br />

betungSmürbigen Dpfer beimohnten, fern von unferer Heimat,<br />

nadhbem mir fdhon beinahe ein ^afyx feine religiöfe Zeremonie<br />

mehr gefehen hatten, fann idh unmöglich aussprechen. 3lber<br />

©ott hateS gefehen; er fennt bie Sanfbarfeit unfereS Gerzens<br />

für bie greube, bie er unS verfdhafft hat. — Unfere fünf Barm*<br />

herzigen ©chmeftern zeigten fidf) fämtlidh in ihrem Benehmen<br />

überaus ungezmungen unb freunblich, ernft, aber ohne grömm*<br />

lerei, immer gut aufgelegt ober beffer gefagt, mit einer ge*<br />

miffen £eiterfeit im Slntlifee, bte in ihrem ganzen äßefen<br />

miberftrahlte unb auf alle, bie mit ihnen zu tun hatten, ben<br />

heilfamften ©influß ausübte unb ihnen einen inneren ^rieben<br />

einhauchte, ber baS £erz erhebt. 3hre meißen Kornetten<br />

machen auf alle einen fehr guten ©inbrudf; aber alle verftehen<br />

noch baß bie ©chmeftern, menn fie audh utü ber SBelt<br />

in mancherlei Berührung fielen müffen, bemtodh nicht mehr<br />

Zur 2Belt gehören unb baß fte gottgemeihte ^erfonen finb, bie


— 409 -<br />

nad) einer Regel leben unb beSl;alb nicht mä) ber SBillfür<br />

unb Saune eines jeben leben fömten, wieeS -j. B. bie Scfjwe?<br />

ftern vom Roten ^reuje tun. ®aS gibt manchmal ju unan*<br />

genehmen 3wifWenfällen 2lnlaß; fo fonnte bie grau ©eneralin<br />

£orwat, Wel


— 410<br />

naf Savian, wo alle hervorragenben Beerben referierten,<br />

beren einige ifjtn befannt waren, unb naf bem er alles reiftif<br />

überlegt unb berefnet hatte, fam er gu bem ©fluffe, baß<br />

Harbin ber ftferfte unb Vorteilhaftere Drt fei, unb erhielt<br />

bie (Erlaubnis, bafelbft baS Sagarett einguriften. Äarbin ift<br />

ber Mittelpunft ber Manbff urei, wo alle Sahnen gufammen=<br />

laufen unb wo balb alle Bebörben fowie auf bie Verwunbeten<br />

ihren 2lufenthatt fanben. ©S hanbelte ftf nof barum,<br />

einen paffenben Drt gu finben, was feine leifte ©afe war.<br />

Sie junge ^auptftabt ber Manbffurei, Sleu* Harbin, gählt<br />

nof wenige ©ebäube; faft alle paffenben §äufer waren ffon<br />

von ben Spitälern vom SRoten Brenge unb anbern befefet. Man<br />

bafte beShalb an 2llt4?arbtn, baS eine halbe SBagenftunbe<br />

von ber ^auptftabt entfernt ift, ein wahres Bilb einer ef ten<br />

Sßrovingiatftabt. — einer ber igaupiftraßen, ffmu^ig wie<br />

alle anbern, ftanb eine alte Beft|ung eines abetigen ©eorgterS,<br />

namens ©omartelli: ein großes £otet mit einem hoffen<br />

©arten. Siefer feit einiger $eit teerftehenbe Bau biente jefet<br />

als Sabaffabrif; ber ©raf riftete fein Stugenmerf barauf<br />

unb trat in Unterhaltungen, bereu ©rgebniS war, baß bie<br />

Verwaltung ber gabrif fm baS £auS mtetweife für jäbrtife<br />

5000 3?ubel überließ; gegen ©übe $ult begannen bie 2lrbei=<br />

ten. Man mußte nift nur alles neu haften, ausmalen<br />

u. f. w., fonbern aufaHeS für bie Bebürfniffe eines ©pttals<br />

einriften, mehrere Mauern wegnehmen, Öfen fe|en, einen<br />

Baberaum unb eine SBäfferei • bauen. SteS alles geff ab<br />

naf bem 5ßlane beS ©rafen Drlowsft unb unter ber Seitung<br />

beS £errn Ätimowicg, weif er auf ben Bau ber ©ifenbahn<br />

leitet, weif er verfpraf, bie ©inriftung beS ©pitalS in fünf<br />

SBofen fertigguftellen. 3u biefem -Stoedfe Waren wieber<br />

5000 Stubel nötig, fo baß baS ©pital für baS erfte $ahr<br />

eine ©umme von 10000 Sftubet erforberte.<br />

. Qn ber SRähe biefeS Baues befinbet fif baS fleine ©pi=<br />

tat, wo bte ©fweftern unterbeffen verfftebene Näharbeiten<br />

verriften, biseS ihnen vergönnt fein wirb, am Sranfenbett


— 411 -<br />

ber ©olbaten gu mafen. ©S maren ff on gmei -Bof en feit<br />

i^rer Slnfunft in Karbin versoffen; beren nof fünf anbere<br />

abgumarten, ffien ihnen überaus lang.<br />

2luf bie gange Sanitätsabteilung ©t. Bingeng feinte<br />

fif barnaf, ben Bermunbeten beiftehen gu fönnen, von benen<br />

bie anbern ©pitäler überfüllt maren unb eben beShalb nift<br />

ade münffensmerte Pflege erhalten fonnten. ©ott beffleu*<br />

nigte bie ©rfüllung biefeS frommen SßunffeS; bie Baratfen,<br />

bie für bie früher geplante ftiegenbe Slmbulang ein'geriftet<br />

morben maren, mürben mitten unter bie blühenben SabafS*<br />

pftangen im ©arten niebergeftettt, bis baS £auS felbft einge*<br />

riftet fein mürbe. 2lm neunten Sluguft mürben bie erften<br />

Bermunbeten aufgenommen, momit bie Sßtrffamfett ber polni*<br />

ffen ©anitätSabteilung begann. Unb baeS ftf für ein<br />

fatholiffeS SBerf gegiemt, nift nur ben Seib, fonbern auf<br />

bie ©eele gu heilen, fo geffah bieS auf in großem 9Jlaß*<br />

ftabe burf ben ©eelf orger beS SagaretteS, -DlatulaniS, melf er<br />

feine priefterlif e Sätigfett nift auf baS ©t. Bingeng*£agarett<br />

beffränfte, fonbern biefelbe auf auf bie anbern ©pitäler,<br />

beren Süren ihm alle offen ftanben, auSbehnte, um allen<br />

Katholifen bie Sröftungen unferer heiligen Religion gu brin*<br />

gen. ®aß bie Sßilitärbehörben gleif am Anfange bie Boll*<br />

maft hiegu ohne jebe ©fmierigfeit erteilten, mar für uns<br />

eine große ©rmutigung.<br />

3luS ben Seiegrammen, melfe ber ©rgbiffof oft vom<br />

©rafen Drlomsfi erhielt, fonnten mir erfahren, baß gegen<br />

©übe Stuguft bie ©anitätSabteilung ©t. Bingeng in voller<br />

Sätigfeit mar, obgleif baS ©pital nof nift gang fertig mar.<br />

©in Brief ber ©fmeftern aus Karbin vom vierten ©ep*<br />

tember brafte ben ©fmeftern in SBarffau bie langerfehnten<br />

Raf riften:<br />

„Run finb mir ffon feit mehreren Sagen mit wtferen<br />

armen Bermunbeten betfammen. Unfere SBohnung. ift Hein,<br />

jebof für fünf hinreif enb, unb mir finbmie- gu ipaufe; un*<br />

fere fföne Kapelle maft uns befonbere greube, für melfe


— 412<br />

nnS grau Vornan einen frönen Seppich gefauft hat unb<br />

grau Momart Blumen fdfjidt.<br />

,,©raf Drtomsfi, ber Seelf orger, bie Srjte unb bie Kranfen*<br />

märter finb nodh tu ben Baraden geblieben, ba bie Bauten<br />

no^ nidht fertig finb. Solange unfere ©inridhiung nodh nidht<br />

voHftänbig ift, merben mir noch immer etmaS beengt fein,<br />

aber bie Bermunbeten füllen nidhtS bavon, unb fo geht alles<br />

gut. Sie blutigen Kämpfe in ber Umgebung von Savian,<br />

bie mie bie anbern für bie Nuffen ungünftig ausfielen, haben<br />

neue Dpfer geforbert; jeben Sag fomnten adjtzig äBaggonS<br />

mit Bermunbeten nadh Karbin. Unfere beiben Srjte mußten<br />

biefe Sage ohne Unterlaß Operationen vornehmen unb Ber*<br />

bänbe anlegen, ©ine gut eingerichtete Drganifation macht<br />

barüber, baß bie leidfjter Bermunbeten in Karbin verbunben<br />

merben, um bann in bie meiter entfernten Spitäler ber anbern<br />

Stäbte Sibiriens meiter beförbert gu merben.<br />

„2BaS unS befonberS rührt unb unfer Bertrauen auf*<br />

recht hält, ift ber auffattenbe Sdjjml, ben uns ©ott überall<br />

angebeihen läßt. @S ift für unfere Sanitätsabteilung eine<br />

große Srauer, baß Softor SgcjentomSfi megen feiner Kranf*<br />

heit nadh SBarfdhau jurüdfehren mußte;eS mar für uns ein<br />

©lüd, in ihm einen Oberarzt zu haben, ber gugleidh ein guter<br />

©hrift unb unS fo mohlgefinnt mar. 3Benn mir unS aucb<br />

ganz ©ott anheimftettten, fo fragten mir uns boch unmiHfür*<br />

lidh, men mir mohl ie|t als Slrjt befomnien mürben, ©anz<br />

von felbft hatte ©raf Drlomsfi ben ©ebanfen, bie Stelle £errn<br />

Drjel anzubieten, melcher feit Beginn ber geinbfeligfeiten nadh<br />

bem äußerften Dften gefanbt morben mar. Siefer machte nicht<br />

bie geringften Scbmierigfeiten, ben Borfdhlag im 5ßrinjip an*<br />

junehmen; aber als Militärarzt hatte er nidht baS 3ledht, felb*<br />

ftänbig zu hanbeln, ja nidht einmal ben SBunfdh auSzubrüden,<br />

in ein befonbereS ©pital verfemt zu merben. ©S fdheint, baß<br />

ein folcher gall fidh noch nie ereignet habe unb im Vorliegen*<br />

ben gatte fchien bie ©adhe nodh fdhmerer zu gehen, ba Joevt<br />

Orgel als ein gefdhidter Slrgt unb ©hüurg befannt ift unb


— 413<br />

beSbalb aitd) vor furjem eine hohe ©teile in einem 3Kilitär*<br />

fpital ehalten hatte. 216er ©raf Drlowgfi verlor nidjt ben<br />

3Jlut; ohne }u fi^er auf ©rfolg ju ^offen, verboppelte er<br />

feine Bemühungen unb wanbte ftch unmittelbar an ben ©eneral<br />

Rabaroff, weiter neben feiner großen militärifd?en Begabung<br />

audj ein fehr gutes £erg hat ®r begriff bie Berlegenheit beS<br />

©rafen als £aupt ber Sanitätsabteilung unb zeigte fich 9attj<br />

bereit, feine Bitte zu erfüllen, fügte aber §inju, bte Sadje<br />

hänge nicht allein von ihm ab, ba unter anbern ©eneral<br />

Srepoff, ©eneral £orbatfdheff unb ber ßapeffcm 2lle£anbroff,<br />

bie ftd) gerabe in ßavian befanben, ihre 3uftimmung geben<br />

müßten. 2)er ©raf Drlowsfi beftieg fogleidj ben 3ug, unb<br />

nachbem er mit ben brei genannten 5ßerfoiten gebrochen hatte,<br />

braute er zum allgemeinen Staunen ben ®oftor als neuer?<br />

nannten Oberarzt ber Sanitätsabteilung Sanft Binzenz na


— 414<br />

fe^en fann; fte tragt bie Snffrtft: „Sanitätsabteilung ©anft<br />

Bingeng aus Sßarffau." — ©ie ergäben mir mit ftftlifer<br />

Befriebigung, mie ber ©rgbiffof aus SBarff au mehrere 3Me<br />

telegraphiert fabe, um ihnen gu banfen, baß fie bie ©teile<br />

ton ©fufefrauen beS SagaretteS angenommen hätten, unb<br />

ihnen gugletf anfiinbigte, fie mürben in brei SBofen einen<br />

Sanfbrief von ihm erhalten.<br />

„Sf habe to meinem ©aale fünfgig Bermunbete;<br />

man nimmt feine gu große ßahl auf, um baS ©pitat ntft<br />

gu überfüllen, ©fmefter SabiSlauS bat in ihrer Abteilung<br />

mtf mehrere Dfftgiere. 3lHe Kranfe, unbeS finb bereu ffon<br />

triele, ftnb froh, baß fie bei unS fein fönnen; fie finb gut<br />

unb gelehrig mie Kinber; fie geigen eine große Stnbaft, menn<br />

man ihnen früh unb morgens vorbetet, unb man fieht, baß<br />

fie aus gangem bergen beten, unb baß fie nift vergeffen,<br />

baß fie babei mit ©ott reben. ©ie fingen auf gern bie Sag*<br />

jeiten ber 3Kutter ©otteS unb anbere ©efänge unb Sieber...<br />

Unfere Kranfenmärter gehen ihnen mit gutem Beifpiel voran<br />

unb beten mit ihnen; fie finb fehr eifrig unb pflifttreu unb<br />

verlieren feinen 3lugenblt(J, ftetS bemüht, uns gu helfen, mo<br />

fte fönnen. Sie Bermunbeten, bie ffon etmaS bei Kräften<br />

finb, bieten fif gehnmal im Sage an, gu helfen unb überall<br />

Drbnung unb Reinliffeit aufreftguerhalten. ©ie fehen alfo,<br />

baß mir hier viele greuben erleben. ...<br />

„Sf tnuß S^nen jebof fagen, baß unter unfern Kranfen<br />

einer fel;r bebenfltf ift, ba ihm eine Kugel burf bie ßungen<br />

gegangen ift. ©S ift ein S^genieur , ber aber einen auSge*<br />

fprof enen SBibermiHen gegen uns an ben Sag legte. 2llS er<br />

ins ©pital fam, manbte er fif ab, um uns nift gu fehen,<br />

menn mir in feine SRähe famen; eS mar unmöglif, eine Sink<br />

mort aus ihm herauSgubringen, fo baß matt von ihm nift<br />

baS geringste erfahren fonnte, maS er braufe. Sßir taten,<br />

als merften mireS nift, unb inbem mireS vermieben, ihn<br />

gu reigen ober gu langmetlen, fuf ten mir ihm bie befteSßfTege<br />

angebeihen gu laffen, mieeS fein gefährtif er $uftanb verlangte.


— 415<br />

£eute gibt uns ber junge Sngenteur nift nur Antwort, fon*<br />

bern rebet uns auf guerft an unb fagt, was er wünfft, unb<br />

ber 9tuSbrud feines ©efifteS ift ein gang anberer geworben.<br />

Me finb erftarnt über biefe ff nette Umwanbtung. SBir boffen,<br />

baß wir biefe ©eele gewonnen haben. SBir haben nifts an*<br />

bereS gu tun, als altes in bie £änbe ber unbefletften ©otteS*<br />

mutter gu legen unb uns aus Siebe gu ©ott hinguopfern unb<br />

ihm bie Sorge gu übertaffen, bie Seelen auf. ben 2Beg beS<br />

©Uten gurüdfguführen, bie er unS ff i(ft. . .<br />

2ßie fehr ©ott bie 2lrbeiten beS Sanft BingengsSagaretteS<br />

fegnete unb weif en 9lu|en bie Verwunbeten felbft aus einem<br />

gang Jürgen 9tufentl;alte bafelbft gogen, erfehen wir aus einem<br />

Briefe, weif eit ©aS^ufcgtydi, StationSVorftanb am Baifatfee,<br />

•am 25. äluguft ff rieb, ©r beff reibt unS auf, wie bie Bertounbeten<br />

transportiert werben, um ben -Jteuangefommenen<br />

"Sßlatj gu mafen.<br />

„SBenn if Stenograph wäre," fo ffreibt er, „würbe if<br />

•gerne alles aufffreiben, was unfere Sanbsleute über unfere<br />

Sanitätsabteilung ergäben; fie fönnen nift genug bavon fpre*<br />

fen unb ihre SBorte geugen von ihrer inneren reltgiöfen ©e=<br />

finnung, von ber Bewunberung unb Berehrung, bie ihnen<br />

unfere priefter unb Barmhergigen Sf Weftern eingeflößt haben.<br />

3f verfehre beftänbig mit ibnen, ba man mit ber Räumung<br />

/beS Spitals begonnen hat unb beShatb bie Berwunbeten in<br />

•großer 3ahl tei uns vorbeiführt, um fte naf SJtyjfotoaja gu<br />

bringen. 2)a werben fie bann auf baS Sfiff „Sheobofia"<br />

•gebraft, um über ben Baifalfee geffafft gu werben. ®aS<br />

Sfiff ift fehr gut eingeriftet unb enthält gwethunbert bequeme<br />

Letten. Um bie Berwunbeten in 3)ttyffowaja in ©mpfang gu<br />

nehmen, fommt mit bemfelben Sfiffe ber Bertreter beS Sftoten<br />

Brenges, begleitet von ben Sf weftern (gemeint finb nift unfere<br />

Barmhergigen Sf Weftern, fonbern bie ff iSmatiffen Sf weftern<br />

Don ber ©lifabetb unb bie Sf Weftern vom SRoten<br />

Brenge), unb bie Srgte mit ®oftor Sfulsfi, unferem Sanbs*<br />

manne, bort an. — 9Jlan bringt bie Berwunbeten von bem


— 416<br />

guge .unmittelbar auf baS ©djiff, baS fogleich nadh Baifal<br />

gurüdfehrt, mo bann bie Kranfen nad) SrfutSf ober nad) an*<br />

bern entfernteren Drten, je nach ben gegebenen SBeifungen,<br />

gebraut merben. Sa meine 2Iuffidjt ftch über ben gangen<br />

Baifalfee btS 3Jtyffomaja einfdhließltdh auSbeljmt, fo begleite<br />

ich gemßhnlich bie Kranfen unb unterhalte mich mit ihnen<br />

mährenb ber Überfahrt. — märe £$men recht banfbar,<br />

menn ©ie mir ©ebetbüdher mit großem Srud, Silber Unferer<br />

Sieben grau von ©jenftodhau, mehrere ^Photographien vom<br />

©rgbifchof unb vom Somherrn ©heimidi fdjiden mürben, meldje<br />

idh fogleicb an ©raf Drlomsfi fenben miß/'<br />

Bon ben im ©anft Bingengfpital gepflegten ©otbaten<br />

mürben mehrere in ihre gamilien gurüdgefchidt unb alle, bie<br />

nach SBarfdjau famen, [teilten fidh im gentralhaufe um<br />

bie bortigen ©chmeftern gu befugen. Bon biefen erfuhren<br />

mir folgenbe ©ingelheiten:<br />

„SaS ©pital ift voHfommen eingerichtet; nichts maS gur<br />

bequemeren pflege ber Kranfen bienen fann, mürbe vergeffen.<br />

Ser ©aal für bie ©olbaten ift fehr groß unb gählt achtgig<br />

Betten; neben einem jebem Bette fleht ein fleiner Sifch. Surdh<br />

gmölf große genfter empfängt ber ©aal reichliches Sicht unb<br />

Blumen auf ben genftern erfreuen baS 3luge. Beim ©intritt<br />

fällt einem fogleich baS große Krugifi£ unb baS Bilb ber<br />

feligften Sungfrctu in bie 2lugen. Ser ©aal für bie Dfftgiere<br />

ift fleiner unb enthält nur fünfunbgmangtg Betten, aber in<br />

begug auf Bequemlidhfeit fteht er bem erftgenannten in nichts<br />

nach* Ser DperationSfaal ift großartig, man famt ol;ne Über*<br />

treibung fagen,eS ift ein 3Jlufterfaal. ©S herrfcht eine pein*<br />

liebe Sieinlidhfeit nicht nur in ben ©älen, fonb'ern audh<br />

gangen &aufe; in ber Küd^e unb in ber reiflich auSgeftatteten<br />

BorratSfammer ift,alles tu befter Drbnung aufgehoben. Sa<br />

man in bem alten Bau feine geeigneten SRäume für ein<br />

Babegimmer unb für bie SBäfche finben fonnte, fo m.urbe ein<br />

eigener Bau errietet.


— 417<br />

„9Jtan ma$t im allgemeinen feinen Unterfdjieb in ber<br />

Aufnahme von Berwunbeten in bejug auf Religion ober<br />

Rationalität; aber bie 3Jlititärbe^örben felbft fenben in baS<br />

©anft Bingenjlajarett l)auptfäd?lid) ÄatI)olifen. ®a£ ift für<br />

ben ©eelf orger, Herrn 9Jiatulani3, eine große ©rleidjterung,<br />

ba er feine ©djäflein fojufagen bei ber &anb hat. Srofebem<br />

befugt er au


21 f i e it<br />

Überfielt über 6ie cJ)tncftfd)cn tmffioneit.<br />

Über ben naf ftehenben Bertf t fönnen mir nur mieber*<br />

holen, maS mir über ben vorjährigen Bericht gefagt haben,<br />

baß er ebenfo erfreulich ift<br />

£err ©uiffou£, Sßrofurator ber f ineftff en Sfflifftonen ber<br />

Sajarifien, ff reibt unter bem 17. 2luguft 1905 an ben<br />

©eneralfuperior in SßartS:<br />

„Sf habe geftern ben Ref enff aftsberif t über bie geift*<br />

lifen prüfte beS Kaufes in Sßefing erhalten (über ba£<br />

gahr 1904—1905). ©te Sahlen finb überaus erfreulif:<br />

13668 Saufen ©rmaffener; bie ungefähr 2000 Saufen von<br />

©hriftenfinbern baju gerefnet, beläuft fif nun bie gahl ber<br />

©hriften auf 73920. Sf glaube, baß mir in gmei ober brei<br />

Sahren bie 100000 erreifen merben.<br />

„Sie anberen 9Jüffionen haben ähnlif e gortff ritte auf*<br />

jumeifen: Sffefiang Saufen ©rmaffener 1808, ©efamtgabl<br />

ber ©haften 20725. SKorbfiangfi 1314 Saufen ©rmaffener,<br />

©efamtjahl ber ©hriften 10034, mährenb im Sah^e 1904 nur<br />

etma 5300 maren. ©ott fei gepriefen!"


flügemeitte Ü b e r f i e l t 6 e r tttifffoiteit 6 e r t ö j a r t f t e n i n d l j i i t a i m 3 a t y r e 1 ( 9 0 5 — 1 ( 9 0 4 .<br />

ISejeicflnimg<br />

SKofc-<br />

®fcfjeCH STdjeftj<br />

©efi-<br />

•Jtfttang<br />

lotb-<br />

Äiangft Mb-<br />

ÄUngft gljai<br />

Äeftari-<br />

(utmue<br />

glädjeninhalt in qkm 70000 80000 29000 93 383 65 000 54000 65 000 405 383<br />

Reiben 12000000 8000000 5 000000 20000000 10000000 8000000 10000000 — 73 000000<br />

Jpäretifer unb ©cbi§matifer 4000 1000 4000 10000 600 3000 — — 22600<br />

katholifen 59 016 37658 4265 18413 8395 14381 6 530 — 148 648<br />

Bifcböfe unb apoftol. SSifare 2 1 1 1 2 1 1 — 9<br />

©uropäifcbe priefter 29 15 6 21 11 16 12 9 119<br />

— ©ingeborne priefter 12 6 — 14 3 2 — 37<br />

©tubenten — — — — — — —<br />

©eminariften — — — — — —<br />

13<br />

11<br />

13<br />

11<br />

— — 4 17<br />

5 8 — 75<br />

öaienbrübct<br />

SHSeltpriefter<br />

6<br />

37<br />

1<br />

13 1<br />

4<br />

5<br />

1<br />

6<br />

£rappiften 63 — — — — — — — 63<br />

Mariften 18 — — 5 4 — 4 — 31<br />

spauliften — 21 — — — — — — 21<br />

Söarmb- ©cbroeftern 44 10 — 42 24 6 5 36 167<br />

^ofefSfcbroeftetn 76 52 8 — — — — 38 136<br />

©t. 9lnnafcbroeftern — — — — — — 15 — 15<br />

Jlrmenfeelcnf cbraefter u — — — 48 — — — 48


iSejei^twmg<br />

^djefy<br />

m-<br />

fttlWjJ<br />

310*5-<br />

Jtt


- ' " "1 7 1 "<br />

15 18 —<br />

| g Mäbcbenroaifenljäufer SBaifenfnaben .<br />

9 5 1<br />

§f äBaifeitmäbcfyen 790 976 22<br />

g SoSgefaufte Äinber — 10 1<br />

Einher bei Statinen<br />

Kinber in djrifilicber ßraiefring<br />

371<br />

969<br />

1021<br />

519<br />

47<br />

21<br />

Männerfatecbumenate 428 2 17<br />

3Jiännlidbe ftatectyuntenen 11675 92 488<br />

SBeiblicbe Äatecfyutnenate 259 5 14<br />

2BeibIid)e Katecbunteneii 5 554 290 235<br />

Slraenapotbefen 4 2 —<br />

5lrjneien verteilt 91 531 21901 —<br />

©pitäler für Männer 4 1 —<br />

Kranfe 1196 319 —<br />

©pitäler für grauen 3 1 —<br />

Kranfe 402 209<br />

—<br />

^ofpije für Männer 2 1 —<br />

©reife bar in 36 47 —<br />

£ofpije für grauen 2 1 —<br />

grauen bafelbft 25 42 —<br />

2lu§fäfcigenanftalt; SluSfäfcige — — —<br />

^Jpäretifer ober ©^iSmatifer be*<br />

fef)rt 30 15 —<br />

Vorbereitete Katecbumenen 25000 8377 —<br />

Saufen (Srroacbfener 12414 2 284 570<br />

Saufen auf bem Totenbette 171 61 —<br />

Saufen von ©briftenünbern 2 791 2101 190<br />

92 21 16<br />

7 3* 11<br />

952 605 523<br />

44 — 26<br />

1081 274 686<br />

720 365 515<br />

9 .44 16<br />

407 853 303<br />

8 32 13<br />

252 452 248<br />

9 4 1<br />

184 646 112 108 34778<br />

5 1 1<br />

2830 742 350<br />

4 1 1<br />

467 23 12<br />

5 1 7<br />

71 90 55<br />

5 1 6<br />

47 j 34 95<br />

!<br />

—<br />

23<br />

103 3<br />

10644 7 600 3 836<br />

1913 963 460<br />

277 65 53<br />

915 359 668<br />

32 — 194<br />

3<br />

— 39<br />

137 — 4005<br />

1 — 82<br />

206 — 3 686<br />

59 — 3268<br />

10<br />

— 526<br />

173 — 13973<br />

7 — 338<br />

121 — 7152<br />

1 3 24<br />

19 981 188432 653377<br />

1 2 15<br />

308 1975 7630<br />

1 2 13<br />

12 567 1692<br />

1<br />

— . 17<br />

2<br />

— 301<br />

—<br />

4 16<br />

2<br />

— 245<br />

— 23<br />

; —<br />

><br />

151<br />

2000 57 477<br />

50? 19 129<br />

24 174 825<br />

300 — 7257


®Td)eft ®|


^nabennmifenbciufer<br />

SBaifenfnaben<br />

9Mbdjenroaifenf)äitfer<br />

SBaifenmäbcben<br />

ftnabenfcbulen<br />

©d)ü ler<br />

9ftäbcbenfcbuten<br />

(Schülerinnen<br />

2lcferbau* u. £anbmerf3fd)iilen<br />

Zöglinge<br />

üßäbfcbulen<br />

3Jläbdben barin<br />

Kinber in djriftlid). gamilien<br />

im Sa^re 1903-1904<br />

in ben früheren fahren<br />

Kinber, t>on ber beil. Kinbfyeit<br />

oerpflegt<br />

Slpotbefen<br />

•—<br />

1 l<br />

15 18 —<br />

9 5 1<br />

790 585 22<br />

205 22 17<br />

3483 665 126<br />

135 23 16<br />

3317 481 124<br />

2 1 —<br />

15 18 —<br />

10 11<br />

—<br />

365 585 —<br />

43 25 4<br />

926 494 —<br />

9012 2143 2001<br />

12 4 —<br />

A<br />

o<br />

IV<br />

135 21 16 32 • — 237<br />

7 3 11 3 — 39<br />

972 605 523 137 — 3 634<br />

5 31 ! 23 10 — 313<br />

471 620 507 193 — 6 065<br />

14 12 25 6 . — 231<br />

696 719 839 184 — 6360<br />

3 — 2 1 9<br />

59 — 8 18 — 118<br />

12 8 14 1 — 56<br />

476 322 519 8 — 2275<br />

—<br />

26 40 31 6 175<br />

697 325 596<br />

— 3108<br />

CO<br />

iO<br />

2863 2 218 2710 ! 613<br />

— 22460<br />

7 4 4 ! l 3 35


424<br />

liefet «g.<br />

£err Sucoutombier ff reibt unter bem 14. gebruar 1905<br />

aus $ßefing:<br />

„Sie gwei $irfen in Sungtang unb -Jtantang finb im<br />

SBieberaufbau begriffen unb werben vorauSftf ttif gegen ©übe<br />

beS 3al)reS 1905 fertig fein. Sie $irfe in ©itang ift nof<br />

nift angefangen, jebof fauft man ffon bie nötigen Materia*<br />

tien unb wirb ber Bau wahrff eintif im 3a$re 1906 fertig<br />

werben. 3tuf bie anbern Slriftalten ber ©tabt finb wieber in<br />

guten ©taub gefefet.<br />

Beiliegend fenbe if 3$ nen e we Photographie beS<br />

taug im Igahre 1900; barnaf werben ©ie fif vorftelten fönnen,<br />

was ber Sßetang vor unferen Bauten in ben vier testen<br />

War. ©eitbem hat fif beffen SluSbehnung beträftlif ver*<br />

größert, ba wir alte ©runbftütfe fübtif vom Sßetang angefauft<br />

haben, um bort unfere Sru<strong>der</strong>ei, baS ©anft Binjengfpitat<br />

unb baS Mutterhaus ber SofefSffweftern ju bauen."<br />

Srief bes ZTCifftonspriefters t}. §texc-%eynattb.<br />

Äintetff eng, 1904.<br />

„©in äßort über ßintetffeng. ©S ift feine ©tabt im<br />

fineftffen ©inne beS SBorteS, nof auf eine Unterpräfeftur<br />

wie Saotffeu, von bemeS abhängt;eS ift nur ein Sorf,<br />

aber fein gewöbntifeS Sorf, benn ber Drt jäblt minbeftenS<br />

600000 ©eeten. Mit ber Unterpräfeftur geu^teang, mit wetf er<br />

Äintetff eng verbunben ift, mafteS fif er eine Mittion aus.<br />

$n Äintetff eng wirb baS fineftffe Sßorjettan gemaf t; ba<br />

finb auf Sreffter, garbenfabrifanten, Mater, feiger unb<br />

vierunbaftgig Bacföfen.<br />

Sie verffiebenen ^anbwerfe, vom Töpfer angefangen<br />

bis gum Äünftter, ber bie naturgetreuen, naiven Sanbffafts*


— 425<br />

bilber malt, firtb tri $iangfi ju &aufe. Sie Hänbler fomrnen<br />

aus allen adfjtzebn Provinzen beS Reimes bahin, fo baß meine<br />

Pfarre fid) fozufagen bis an bie äußerften ©renjen beS Reimes<br />

erftredt habe mit ber faiferlidjen gabrif eine auSge*<br />

jeidjnete 9ladjbarf$aft unb alle Söianbarine, groß unb Kein,<br />

fomnten gerne in bie Mffton. Sie BanfierS finb zum großen<br />

Seile aus ber Provinz Rgan^ut; bie Seute, toeldjebie 2luS*<br />

fuhr betreiben, finb faft alle aus Äuangtong; einer meiner<br />

©Triften ift ein ©roßfaufmann, ber mit Ringpo, ©haoShing,<br />

ÄiaShing unb ^angtfdheu in ißanbelsverbinbung fteht @S ift<br />

anä) ein Kaufmann aus geling hier; ein £eibe, ber uns aber<br />

fehr toohlgefinntift.<br />

Bon ben ©hriften jeidhnen viele Blumen auf ben Son,<br />

einige nur auf Bafen.<br />

zähle ungefähr 300 ©etaufte, toaSungefähr einen<br />

©hriften auf 2000 Reiben gibt, ttnb bodj bin id) in meiner<br />

Sage fehr aufrieben, bie fid) feit ben SBirren von 1900 fehr<br />

gebeffert h^t gn biefem gahre habe iä) über 700 Beidfjten<br />

gehört, 31 ©rtoachfene getauft unb 11 eingefegnet. Sie<br />

3ahl ber ^atechumenen nimmt täglich ju.<br />

gm nädjften gahre toerbenbie Spulen voll fein, gn<br />

biefem gahre Iparen in ber SDiäbdhenfdhule nur 22 ©dhfilerinnen,<br />

aber im fontmenben gahre toerbe idh beren vierzig haben,<br />

toeldhe ade in einem großen Haufe untergebracht finb, baS<br />

Zuerft zu einem SBaifenbaufe beftimmt toar, aber in ber golge<br />

in eine ©djule unb in ein grauenfatechumenat abgeteilt tourbe,<br />

SaS 3J}ämterfatedhumenat muß erft eingerichtet toerben.<br />

®S ift nur ein fdjtoarzer $mtft ba: idh habe feine $irdje.<br />

316er Btfdhof Bic, unfer apoftolifdjjer Bifar, hat mir als ReujahrSgef^enf<br />

bie Erlaubnis gegeben, ben ^irc^enbau in Singriff<br />

zu nehmen, vorauSgefefct, baß idh biz nötigen Littel<br />

aufbringe, Vertraue nun auf ©Ott. Sie ßirche fott bent<br />

heiligen Slnton von Sßabua gedeiht fein.<br />

SUteine ©hriftengemeinbe ift fehr flein, gleichfam nur einige<br />

%xtxi inmitten beS UnfrauteS; aber biefe ähren bilben eine


— 426<br />

fdfjöne golbene ©arbe. Sfieine ©giften beten gern unb gehen<br />

oft beichten unb fomnumigieren oft 3)aS Subiläum hat ihren<br />

©ifer im ©mpfange ber ^eiligen ©aframente noch vermehrt,<br />

morin idh befonbere ©nabe ©otteS für biefe ©haften er*<br />

fehe, meil fie hier größereu ©efahreu gegen ihren ©lauben als<br />

anbersmo auSgefe|t finb. SBirflidh finb vielleidht in feiner<br />

©egenb Don ©hina bie Berfudhungen gum 2lbfall fo groß mie<br />

hier; benn menn audh Kintetfcheng eine intereffante ©tabt ift,<br />

fo fönnen bodh biz aus ben achtzehn Sßrovingen beS SfteidheS gu*<br />

fammengeftrömten $nbüribuen barauS eine mabre £ölle madhen."<br />

(Missions catlioliques, 2. Juni 1905.)<br />

Brief 6es apoftolifdjen Difars, Bifdjofs §oqfei> an ben<br />

©eneralfuperior £jerrn 2t. ^iat.<br />

^ingtu, 12. §uni 1905.<br />

bin am 26. SWai aus Dfi*Äiangjt über Kientfchang<br />

bei £ernt gefta eingetroffen.<br />

©ott fei 3)auf! Sftingtu, biefeS arme Sanb, von ben<br />

^adhbarn burdh eine Bergfette gang abgefdhloffen, erfchließt<br />

ftd? enblidh bem heiligen ©lauben. ©S finb 150 ©hriften in _<br />

ber ©tabt, ober genauer gefagt, 32 ©etaufte unb über<br />

100 ^atedhumenen; neben einem befdjeibenen, aber gegiemertb<br />

eingerichteten SBohnhaufe fehe idh ein Dratbrium, baS nun<br />

fchon ju enge gemorben ift, ferner eine ©dhule unb ein<br />

tedhumenat für grauen, ein tröftlidheS 3eichen für bie gufunft;<br />

benn jefet fann man nicht nur hoffen, einzelne gute ©hriften,<br />

fonbern auch gange chriftlidhe gamilien herangubilben.<br />

' ©eftern habe ich in üftingtu 26 -Jteugetaufte gefirmt. 3Jiöge<br />

ber ^eilige ©eift biefe Sßflangung ftärfen unb befrudhten!<br />

äßir haben in -alten Büchern gefunben, baß in früheren<br />

Reiten hier eine Äirdhe beftanb; nach ben Überlieferungen ber


— 427<br />

grangisfaner hatten mehrere Miffionäre ihres DrbenS bafelbft<br />

nm baS 3ahr 1700 eine Äirfe gebaut<br />

SBeiter ift barüber nichts befannt nnb faurn weiß man<br />

etwas über bie Sage ber Äirfe anzugeben. Siefe geffift=<br />

life ©rinnerung hat uns bennof 'gute Sienfte geleiftet.<br />

^m Mai 1900 begab fif £err ©f ottep gum erften Mate<br />

naf Ningtu, um ein Stbfteigequartier für bie Miffionäre aus*<br />

ftnbig au mafen, nämtif ein fteineS gimmer, wo bie ©bris<br />

ften fif gum ©ebete verfammeln unb ber Miffionär feinen<br />

geitweitigen Aufenthalt nehmen fonnte. ©r hatte ffon ein<br />

paffenbeS £auS gefunben, als er burf einen BolfSaufftanb,<br />

ber von ben ©etehrten hervorgerufen worben war, wieber<br />

vertrieben würbe.<br />

35er Manbarin ließ &erw ©f ottety in einer Barfe naf<br />

Äantff eu gurü Ebringen. @S ff ien atfo ben Miffionären unntöglif<br />

gu fein, in einem Sanbe wie Sftingtu §uß gu faffen, ba fif<br />

an biefem Drte nie eine fathotiff e Äirf e befunben batte.<br />

Sa hatte einer Von uns ben guten ©ebanfen, eine alte<br />

©effifte ber finefiffen ©täbte, wie fie bereu jebe größere<br />

©tabt in ©hina iqi^t, aufgutreiben. Sie alten Biiferberif<br />

ten über baS Seftehen unb bie Sage ber alten fatholiff en<br />

Äirfen aus ber $eit ber Äang=hi- Sie neuen Ausgaben<br />

iiefer Süfer laffen biefe ©teilen aus unb bie alten Büfer<br />

finb ff wer aufgutreiben. ©S gelang uns aber bennof, ein<br />

fehr altes, ffon gang wurmftifigeS Buf gu entbeden, baS<br />

für unS überaus foftbar fein foHte, weit baburf unwiberleg=<br />

lif bargetan wirb, baß an biefem Drte früher eine fatholiff e<br />

Äirfe beftanben habe. 2Bir fonnten fo ben Manbarinen unb<br />

ben ©elehrten ben Munb ff ließen. 3b* £auptbeweis gegen<br />

unS, baßeS in biefer ©tabt nie eine fatholiff e Äirf e gegeben<br />

habe unb baß bie ©rünbung einer folfen eine Neuerung wäre,<br />

war baburf hinfällig geworben. ©S würbe entff ieben, baß<br />

£err ^efta im Segember 1901 bort einen Soften erriften<br />

itnb £err ©fottet; ihn begleiten fottte.


— 428<br />

216er fefjig SDteilen fcon-Jlingtu entfernt mürben unfere<br />

betben 9letfenben bon ben Reiben angefallen, geff lagen unb<br />

mit Steinen »erfolgt £err ©f ottep mürbe gefflagen unb<br />

£err $efta am $opfe fcermmtbetunb beibe fonnten bem<br />

fixeren Sobe nur burf ffleunige gluft naf Sftingtu ent*<br />

ge^en, mo fie am 18. Sejember um 3Kitternaft anlangten.<br />

2)er Sßräfeft ber ©tabt behielt bie beiben Sölifftonäre bei fif,<br />

um au marten, bi£ in ber ©tabt ein paffenbeS £aug für bie<br />

9Rtffionäre ^ergeric&tet fein mürbe.<br />

2lm Sage naf bem SBefnaftsfefte ging £err ©fottety<br />

allein naf ^antffeu, mährenb &err $efta in -JUngtu ^u*<br />

rüdblieb.<br />

Sefet hat biefer einen fineftffen -Btitbruber, bi§ mir ihm<br />

einen europäiffen 3Wifftonär fenben fönnen. Stuf biefe 2Betfe<br />

hat ber fatholiff e ©laube in ber bt^^er fo fcerlaffenenvierten<br />

Sßroüinj ©ingang gefunben; ©ott fei Sauf!<br />

3ah*e 1840 mollte 33iff of SRameauj: im ©üben biefer<br />

5ßrOtting feine $Bifitation3reifen beginnen. @r brafte mtge*<br />

fäh^ fünf 9Jlonate in Äantffeu, SRan^ngan unb Äi^ngan ju,<br />

mo er 2240 ©Triften jählte. SBon Stfingiu fagt er nif ts, metl<br />

nof nifts bort mar; er mar aber bof auf in biefer ©tabt<br />

gemefen. ©a er ju Sanbe über 5lan *fong in fieben Sagen<br />

naf ®antff eu fam, fo fonnte er feinen anbern 3ßeg nehmen.<br />

•Jlur ging er naf bem ©ebrauf e jener $eit meift ju gufc,<br />

mährenb mir gemöhnlif ju 5ßferbe, mit ber Sarfe ober int<br />

Sragfeffet reifen, ©ie 3^ten haben fif in ©hina für un£<br />

eben fcielgeänbert; e3 mirb fogar auf in Äiangft beffer.<br />

•Dtorgen fahre if mit ber S3arfe naf Äantffeu; ba bie<br />

glüffe in biefer Sahre^eit raffer fliegen, mirb bie Sftücfreife<br />

toiel ffneller fconftatten gehen.<br />

f 2t. ©oqfet, C. M. Vic. ap.


— 429 --<br />

Serien*<br />

^xxpoCx^.<br />

Brief bes Zttifftonspriefters £}erm JtdUui an ben<br />

©eneralfuperior f)erm 2t. ^iat.<br />

SEripoIiS, 18. 3Jiai 1905.<br />

3n meinem legten Briefe melbete idj Shnen, baß unfere<br />

gmet ©ruppen Don 9tttffionären in üoHfter Sätigfeit finb. Sefet^<br />

mo unfere SanbSleute alle mit ber 8uä)i ber ©eibenmürmer<br />

befhäftigt ftnb, finb alle Sßriefter nach &aufe gurücfgefehrt,<br />

um fidj auf neue Slrbeiten Dorgubereiten. 3BaS 3h*e ©öhne<br />

im Saufe biefeS QahreS ©uteS gemirft haben, iiberfteigt alle<br />

meine ©Wartungen. Bom 30. Sluguft 1904 bis gum 1. SJlat 1905<br />

haben, fie in elf Pfarren SUliffionen gehalten,mo feit a


430<br />

©chiSmatifer. Siefe vuottten ihren 2lugen ni$t trauen. Sßie<br />

follteu fie fich eine fo fAnette, auffallenbe Beränberung erflären?<br />

©ie fal;en ba, \m im ßaufe eines 9ttonateS bie ganze Be=<br />

Völfermtg umgerubelt tourbeunb ihrem früheren lasterhaften<br />

Seben entfagte; baS toar für bie ©chiSmatifer ein Sßmtber.<br />

SBenn nur audh fie ju ihren ©unften foldje SBunber toirfen<br />

fonnten! gm allgemeinen nahmen alle ©chiSmatifer an allen<br />

Übungen ber SJWffton teil; manchmal famen fogar einige<br />

3/letuaIi (SDtufelmänner von ber ©efte beS 2lli).<br />

3n Sorza unb ©chifa maren ©treit unb 3toietrad^t an<br />

ber SageSorbnung. Sie SDlifftonäre begannen bamit, bie ©eelen<br />

ZU unterrichten unb zu erleuchten, ohne fich um bie ©efinnungen<br />

beS BolfeS zu fümmern. Ser Unterricht unb bie ©nabe ber<br />

3JMffton haben atte biefe ftbelftänbebefeitigt unb zum ©chluffe<br />

Zeigten bie Seute bie rührenbften ©efinnungen. Bei ber31 b-<br />

reife begleiteten alle bie 3Ktffionäre bis ju ihrer Slnfunft in<br />

bte nächfte Pfarre.<br />

Sie jtoeite ©ruppe von 3Jliffionären befteht aus £ilfs=<br />

prieftew, bie einen toiirbtgenntaronttifchen Sßriefter, ber fdjon<br />

adjtunbbreißig Sabre auf SWiffionen tätig ift, zu ihrem Seiter<br />

haben. Ra^bem er fchon in allen Seilen beS Sibanon SJttfs<br />

fionen gehatten hat, hat er ftdh nun im versoffenen Sahre<br />

uns angefchloffen unb unfere Methobe angenommen. Ser<br />

eifrige Sßrtefter bat fdjon faft ben ganzen Siftrift von 2lfbar,<br />

zmifdfjen XripoIiS unb Saobicäa, N burdhreift; ttad) einer SJliffion<br />

befehrte er gtuölf fchiSmatifdhe gamilien unb er famt feinem<br />

SKitarbeiter fonnten 3460 ©eneralbeidjten hören; fte beftärften<br />

bie unter ben ©djiSmatifern unb SKufelmännern jerftreuten<br />

©hrtfteu unb ließen fiebzehn Pfarren, ihren priefterticben Beiftanb<br />

angebeihen. Siefer gute Sßriefter ift für unfere 3ttethobe<br />

ganz begeiftert unb er hat mir unumiounben eingeftanben,<br />

baß er burch bte einfädle, praftifdje 9Jiethobe beS heiligen<br />

Sinzenz unb bie zahlreichen barin vorgetriebenen Katechismusuntertveifungen<br />

zahlreiche Befehrungen erzielt babe, fogar an<br />

folgen Drten, toovor zehn fahren Mifftonen gehalten \vov*


— 431<br />

t>en waren. SiefeS ©eftänbnis ift eine praftiffe Betätigung<br />

beS testen päpftlifen 3hmbffreibenS beS ^eiligen BaterS<br />

^ßiuS X. über ben ÄatefiSmuSunterrif t. SBä^renb bie baju<br />

nof an fe^ geringen Miffionäre beS SanbeS fif bamit<br />

gufrieben geben, gu prebigen, obne fif um ben Unterrift in<br />

ben ©rnubwa^tfeiten unferer heiligen Religion gu fümmern,<br />

ifteS bei allen unferen 5ßrebigten unfere igauptabfift, bie<br />

©runbwahrheiten gu entwiifeln unb gu erflären. Unter einem<br />

DoUftänbig unwiffenben Botfe bringen große prebigten feinen<br />

großen SRu^en.<br />

3Bie ©ie fehen, ber 3lnfang ift gemaft; ein weites gelb<br />

tut ftf vor unS auf. AnberfeitS ift uns bie ©eiftliffeit,<br />

t>orab ber Biffof, fehr gugetan. ©eine ©eligfeit, ber maro*<br />

nitiff e ^atriarf beS ßibanon, läßt uns volle Freiheit. 9BaS<br />

bleibt ba nof übrig gu tun? gwei wefenttif e Singe: Mittel<br />

unb gute priefter. 2BaS baS erftere betrifft, fo tröften wir<br />

unS mit bem SBorte beS ^eiligen Bingeng: „Arbeiten wir für<br />

©ott unb er wirb für uns arbeiten." Sa haben wir nun<br />

©elegenheit, in befonberer Sßeife für ©ott gu arbeiten.<br />

2BaS bie priefter betrifft, fo muß if geftehen, mein hof = '<br />

geehrter Bater, baß man verfuft fein fönnte, ben Mut gu<br />

verlieren. Sa es unter ben ©ingebornen wenige priefterlife<br />

Berufungen gibt,- fo möfte man faft meinen, alles fei Ver=<br />

loren unb bie gufunft ber Miffion ftehe in ©efabr. Sarauf<br />

Werbe if, ohne Surft, ber Sßarteiliffeit beffulbigt gu wer*<br />

ben, antworten. Sie-Miffion von Tripolis befteht ffon über<br />

ftebgtg $af)xt Bon wem würbe fie gegrünbet unb entwidett?<br />

Bon einem ä u S g e g e i f neten Manne, nämtif von £erm Sßouffou<br />

Anton, berfetbe, ber fpäter gum ©eneralvtfar unferer ©enoffenffaft<br />

erwählt würbe. Siefer würbige Mitbruber mafte eS<br />

fif gur Aufgabe, baS Arabiffe gu ftubieren unb von Sorf<br />

;gu Sorf gu gehen, um ben Bewohnern beS ßibanon gu pre*<br />

bigen; außerbent ff rieb er einige Anbaf tsbüf er in ber ©prafe<br />

beS SanbeS. ©ein Anbeuten ift beSl;alb im ßibanon nof<br />

immer tebenbig.' Unfere anbern Mitbrüber Ama^a unb


— 432<br />

gaffe maren ebenfalls leine ©tyrer unb fie haben fcieleS unbanbauernbeS<br />

©ute gemirft. SBohin mir unS menben, fehen<br />

mir bie prüfte ihres ©iferS unb ihrer ©rfolge. SDiefe tüf*<br />

iigen SUiiffionare mußten ebenfalls bie ©prafe beS Sauber<br />

erlernen unb bie ©ntbehrungen biefer neuen SebenSmeife auf<br />

fif nehmen, ©emiß fehlteS auf jefct nift an entffIoffenen A<br />

frommen 5Dtiffionären.<br />

©ntff ulbigen ©ie bie Freiheit, mit melf er if ju ^h^en<br />

fprefe; e£ hanbelt fif um bie Sufunft eines ber ff önften<br />

SBerfe ber Söhne beS ^eiligen SSinjen^ im Oriente. -ftirgenbS,.<br />

fcon $onftantino:pel angefangen bis naf äg^pten, gibt eS eine<br />

fo bifte fatholiffe Seüölferwtg mie in Serien unb im Stba*<br />

non. 3f mill nof beifügen, baß bie ^atholifen nirgenbSmm<br />

ben 3JhtfeImännern, Sßroteftanten unb ©fiSmatifern fo<br />

bebroht finb mie in unferen ©egenben. 21. 2läaul<br />

^ßetfyCefyem.<br />

Brief ber Sdjmefter ^tatjaub an ^errn ZTteugniot,<br />

Direftor ber Sarmljerjigen Scfytüeftem in Paris.<br />

Bethlehem, 17. Stpril 1905.<br />

SBir haben einen fehr ftrengen SBinter gehabt; ber ftrö=<br />

menbe Siegen hat unS im £aufe jurüdgehalten unb hebert<br />

auf bie armen Seute, ju uns ins ©pital %u fommen.<br />

haben mir $errlife8 SBetter, bie gelber ftnb mit ©rün unb<br />

Slumen bebedt unb mir merben balb unfere-©äuge burf bie<br />

35örfer mieber aufnehmen fönnen. SBir haben ttierjehnSörfer,<br />

melfe mir regelmäßig befufen. SBir reiten am -Jftorgen auf<br />

einem ©fei fort unb müffen oft anberthatb ober jmei ©tunben<br />

untermegS fein, beüor mir ans $iel fommen.<br />

©obalb unfere Äornetten fiftbar merben, ift baS ganje<br />

Sorf in Aufregung unb alle brängeu fif ju ben Srjten aus<br />

©uropa; mir haben ntanfmal gerabe nof Dom ©fei<br />

herabsteigen, morauf mir an ber ©(Je einer Serraffe ober


— 433 -<br />

auf einer (Stiege ober auf einem großen ©teine bie Slrnten*<br />

apothefe einrichten. ©rmangelung affeS beffen bient ber<br />

bilden bem gleiten 3mecfe unb man breitet barauf bie Safdje<br />

mit ben Slrgneien aus. Sie grauen fommen in ihren langen,<br />

blaueu, eingefäumten Kleibern unb ihren einmal meißen ©chleiern,<br />

ein £inb auf ber ©djulter, ein anbereS, noch fleinereS in ben<br />

2lrmen, mährenb fid) nodj mehrere anbere Äinber an ihre breiten<br />

$rmel hängen; bie 3ftänner finb in lange, geftreifte 3Käntel<br />

gehüllt. 9We brängen ft


— 434<br />

meiere ©tunben ift eS ein unabläffigeS Kommen unb-<br />

Sehen.<br />

SBir fühlen uns ganj glütflid? inmitten biefeS BolfeS<br />

unb ich üerftehe nun beffer als je bie ©eftnnung jener ©^toefter<br />

ju $eiten beS heiligen Bin^, bie ba fürchtete, fie habe ein<br />

ju großes Bergnügen barin gefunben, ben 2lrmen ju bienen.<br />

gerner ber ©ebanle, baß man eben ba lebt, too auch unfer<br />

Jgerr lebte, baS ift toieein £raum; bie Drtfchaften finb t>er*<br />

toüftet, bie Senfmäler jerftört unb bie (Belehrten ftreiten über<br />

bie @


21 f r i f


— 436 -<br />

Don ihren eigenen ©Mein lebt, gleif fam nur als ein ^inberniS<br />

betrautet merben, ben nötigen ärztlichen Seiftanb ju fcerffäffen.<br />

9luS biefem ©runbe entffloß fif ber ©eneralftatthalter<br />

bei feinem 33efufe in biefer Sßroirinj, alle 2luSfä£igen biefer<br />

©egenb in eine einzige Slnftalt unterjubringen. 3m Sänner 1902<br />

mürbe jmiffen ber Regierung unb bem apoftoliffen SBifar,<br />

33iff of ©roujet, ein Vertrag geffloffett, beffen hattytfäfliffte<br />

Seftimmungen folgenbe maren: ©ie Sajariftenmiffion verpflichtet<br />

fif, auf eigene Soften auf bem in 2tmbatoaba ihr jugemiefe^<br />

mn ©runbftüöe eine 2lriftalt für bie 2luSfäfeigen ju erriften.<br />

©ie Traufen follen unentgeltlif SBohnung, $oft, ^leibung,<br />

Slrjneien unb ärjttife Sehanblung erhalten. SDie 3Jiiffton<br />

befontmt t>on ber Regierung fef jig granfen jährlif für jeben<br />

Traufen unb fie übernimmt bie SSerpfliftung, baS 2Berf auf<br />

ihre Soften ju grünben.<br />

©ie Slnftalt entmiiJelte fif raff unb beherbergt gegen?<br />

märtig 450 SluSfä^ige. ©ie liegt am reften Ufer beS 3Jia=<br />

itambato auf einem Keinen &ügel. Sie Sage ift fehr freunblif<br />

unb ber S3IidE erftredt fif meit über ben gluß unb baS 3Keer<br />

hinaus.<br />

Stuf ben geebneten unb ausgefüllten Sümpfen maffen<br />

üppig ©ufafyptuS unb anbere Säume, ©ie £auptftraße ift<br />

harnit ganj eingefäumt unb gibt ber ganzen Slnftalt ein rein*<br />

lif eS, freunblif es 3luSfehen.<br />

©er £ügel t)on Slmbatoaba hat in ber falten ^ahreSjett<br />

immer Süb^ftb^SBinb, in ber marmett SahreSjeit hin=<br />

gegen ftets 9lorb=norbsoft=2Binb. ©er SBalb auf ber Oft unb<br />

Sübfeite ber SInflalt ffiifct biefe üor ben falten Sübminben,<br />

melfe ben ffon angegriffenen Traufen ffäblif merben fönnen,<br />

ia biefe ber Äälte ffmer miberftehen fönnen.<br />

©ine meite Straße burf freuet t>on 9lo rb naf ©üb bie<br />

.gan^e Slnlage unb teilt bie Käufer beS SßflegeperfonalS t>on<br />

ben ©örfern ber 3luSfäfeigen ab. Siefts toon ber Straße,<br />

melfe ben $1uß beherrfft, mohnen bie S3armherjigen Sfme*<br />

ftern fcom^eiligen SSinjenj Von Sßaul, melfe bie pflege ber


— 437<br />

2luSfä|i.gen übernommen haben; ihr ©aus befielt in einer mit<br />

Ble$ gebedten ißütte, mit einer Beranba auf allen vier ©eiten,<br />

bie ungefähr einen Söteter über bem Boben ho^fteht. 3Ijmen<br />

gegenüber ift in einem ähnlidjen £aufe bie SBerfftätfe unb bie<br />

SBohnung ber Satenfranfemoärter untergebracht. Nebenan be*<br />

ftnbet fich *>aS 3tefeftorium, baS Amtszimmer, baS 3Jlagajin<br />

für gefchälten unb wtgefchälten 9ieiS, bie Küdje u. f. ft).;<br />

toeiter füblidj liegt bie Kapelle.<br />

3m Horben liegen brei große Sörfer, jebeS mit ungefähr<br />

zwanzig Kütten, toorin folche 2luSfä


— 438<br />

günf Barmhergige ©dhmeftern vom heiligen Bingeng von<br />

Sßaul unb gmet Saienmärterinnen teilen ftch in ber pflege ber<br />

SluSfäfetgen. ©ine ©dhmefter hält ben auSfäfcigen Mnbern<br />

©


— 439 —<br />

Sie Abfftießung ift vottfommen burf geführt. 9tor an<br />

gegriffen Sagen werben ben Berwanbten befonbere ©rtaub*<br />

niffe gegeben, unt fre franfen gantitienangehörtgen befufen<br />

ju fönnen."<br />

Sa haben ©ie alfo, &of würbigfter £err ©uperior, einen<br />

ftberbticf über baS SBerf ber Miffion unter ben AuSfäfeigen.<br />

3BaS ber Softor nift fagt,WaS auf nift feine ©afe ift,<br />

ift bie opferfreubige Eingebung ber Barmhergigen ©fweftern.<br />

Sa if fie jeben Sag an ber Arbeit febe, fann if fagen, baß<br />

ihr Opfermut Wtrftif ein außerorbenttif er ift.<br />

Ste Befehrung ber erwaf fenen Reiben ift überaus ff wer;<br />

aber bennof haben wir ben Sroft, baß bie meiften Ausfall<br />

gen vor bem Sobe fif taufen laffen unb baS reine Äteib<br />

ber Unffutb mit fif aus biefer SBett nehmen.<br />

Äarl SaSne.<br />

2*


21 m e r t f


— 441<br />

flußauf* unb abmärts. £err Simon begann nun über ben<br />

2lnfauf biefeS ©runbftüdeS ju unterhanbeln unb im3Wärg<br />

1833 mürbe ber Ätauf um 3200 ©ollar abgeffloffen, mofcon<br />

2500 fogleif mirflif ausbezahlt mürben, mährenb bie reffc<br />

lifen 700 ©ollar als teümeife Sßenfion ber beiben Söhne<br />

beS £erm ©ougherty, melfe fif im Seminar St SUlaria be*<br />

fanben, betraftet mürben.<br />

©er Sftaffolger beS £errn Simon in ©ap ©irarbeau<br />

mar £err Dbin, ber im gahre 1836 naf ©ap ©irarbeau<br />

fam. £err Dbin gritnbete bafelbft eine Sf ule, bereu Seitung<br />

er mit einem ^riefter unb einem Sruber felbft übernahm.<br />

8m ^ahre 1840 fam &err Dbin naf St. Staria jurütf,<br />

morauf £err 9tttf ael ©omenef baS Imt eines StrpertorS in<br />

©ap ©irarbeau übernahm, ©a bte Sf ule gute gortff ritte<br />

mafte unb bie Sage Don ©ap ©irarbeau mirflif ffön mar,<br />

entmarf ^err ©omenef ben $lan ju ben großen Sauten, in<br />

melf en man ben Serfuf jur ©rünbung eines $ottegS mafen<br />

fonnte. Unt btefelbe 3*tt nahm man im ^ßfarr^aufe einige<br />

Zöglinge auf, melfe bie flaffiffen Stubien in ber Slnftalt<br />

mitmaä)m mollten. Qahre 1842 begann man Steine<br />

ju behauen, Siegel brennen unb


— 442<br />

3m Mai 1844 mürben bie flafftfdjen ©tubien in baS<br />

neue ©t aSingengfoHeg in ©irarbeau verlegt ©in Sßro*<br />

feffor betreibt bie Überfieblung folgenbermaßen: Site ber<br />

©uperior gigari angefünbigt hatte, baß bie flafftfdfjen ©tubien<br />

na^ ©ap ©irarbeau verlegt merben feilten, mürben große<br />

Borräte in ©ap ©irarbeau gelanbet unb ber Befehl gegeben,<br />

alles in Sßafete gu verpadfen: Sßulte, Bil<strong>der</strong>, Bettgeug, ßlet*<br />

ber u. f. m. ©ine Singahl Sffiagen ftanb bereit unb am 9Jlor=<br />

gen beS 13. 9Jlai machten mir uns bereit £err gigari gu<br />

Sßferbe eröffnete ben 3ug, bte SögK^ge, fünfunbfiebgig an ber<br />

3ahl, folgten in SBagen, mährenb bie ^rofefforen gu Sßferbe<br />

ben 3^g fd^Ioffert. 2Me maren voll greube unb bie äftuftf<br />

fpielte bte heiterften SBeifen, mährenb man burdh Sßerrty*<br />

viHe gog.<br />

Ungefähr bie Hälfte beS 3ugeS gelangte nodh an bem*<br />

felben Slbertb in 6ap ©irarbeau an. Sie anbern, bie lang*<br />

famer gegangen maren, mürben von einem heftigen ©türme<br />

überrafdht, ber fie nötigte, in einer Meieret neben ber ©traße<br />

eine Unterfunft gu fudhen. Sa mußten fte bie Sftadht ^bringen<br />

unb erft am folgenben Sage erreichten fie ihren Beftim=<br />

mungSort, morauf fdjjon nach gmei Sagen bte ©dhulen mieber<br />

aufgenommen mürben.<br />

3m Qahre 1859 mürbe eine midhtige Steuerung einge=<br />

führt: Ser ©rgbifdhof von ©aint ßouiS, ^enridf, unb bte<br />

Btfdhöfe ber Sßrovtng ftettten an bte 9ttiffionSpriefter baS 2ln*<br />

fudjen, ein ©eminar auSfdhließlidh für foldhe Jünglinge gu<br />

eröffnen, bie ftdh gu bem priefterlidhen Berufe entfchließen<br />

mürben, mo auch bie Älerifer ber verriebenen Stögefen ihre<br />

geiftliche 3luSbilbung erhalten fönnten. Ser Borfchtag mürbe<br />

angenommen unb im ©eptember 1859 ein eigentliches Sßriefters<br />

feminar eingerichtet. Sie 3ögltnge mürben am ©bluffe beS<br />

©dhuljahreS benadhridhtigt, baß im fommenben $ahre nur fol$e<br />

Aufnahme ftnben mürben, bie fidh beut geiftlidhen ©taube mib*<br />

men moUten. £err ©mith legte im Saufe beS QahreS fern<br />

3lmt als ©uperior nieber unb erhielt als Sftadhfolger £errn


— 443<br />

3Kac ©itt. . 3rt ben unteren Klaffen mürben menig Beraube*<br />

rungen vorgenommen, in ben Oberen Klaffen mürben jeboch<br />

bie philofophifchen unb t^eologifd^en ©tubien neu eingeführt,<br />

Sie flafftfchen ©tubien im Kolleg ©t Binzenz vor bem<br />

$ahre 1859 maren mefentlich bie gleiten mie im ©eminar<br />

©t. 3Jlaria. ©ie bauerten fe


_ 444 —<br />

Mäthematif unb bte -Äaturwiffenffaften ftanben tu hohen<br />

©hren. £err 3afob Änowb, burf mehr als gwangtg $abre<br />

Sßrofeffor ber höhten 9Kathematif, mar nift nur für fif<br />

felbft ein auSgegeif neter 3flathemati!er, fonbern auf ein guter<br />

Sßrofeffor für anbere, unb bie ©füter maf ten Unter ihm ge?<br />

tDöhnlif ff neHe gortffritte. Ser mathematiff e Kurs bauerte<br />

fefs $ahre. begann mit bem grünbiifen ©tubium ber<br />

gefamten Arithmetif unb ffloß mit ber 3nftntteftmal= unb<br />

Sifferentialref nung. Surf ungefähr brei $ahre hatten bie<br />

©füter gwei ©tunben täglif 3Jtathemathif. £err Änowb<br />

War ein regelmäßiger Korrefponbent beS ©mithff en SnftituteS<br />

in SBafhington unb ffon fünfunbgwangtg ^atjre vor ber<br />

©rünbung beS meteorologiff en Bureaus ber Regierung geif -<br />

nete er forgfättig jeben Sag bie atmofphäriff en Beobaf tungen<br />

auf unb überfanbte fte regelmäßig bem ^nftitute.<br />

£err Johann 3Jtac ©err$, $rofeffor ber 9?aturwijfen*<br />

ffaften, war ebenfalls ein großer ©elehrter; fein befonbe*<br />

res gaf war bie Botanif; bie ©ärten unb baS ©laShauS<br />

beS ÄoHegS ©t. Bingenj enthielten eine fehr fföne ©amm*<br />

Imtg von feltenen Blumen unb Sßflangen, bie ißerr 9Kac ©errty<br />

gefammelt hatte unb mit großer ©orgfalt pflegte. 3ßenn ein<br />

Högling befonbere Steigung für bie Botanif geigte/ würbe er<br />

fogleif ber ©egenftanb ber befonberen Aufmerffamfeit von<br />

feiten beS SßrofejforS, ber ein fo großer Bewunberer aller ©rgeugniffe<br />

ber Pflangenwett war. Stift feiten fah man Souriften<br />

unb Sleifenbe, bie ben gluß hinab* ober hinauffuhren,<br />

wenn baS ©fiff einen längeren Aufenthalt bei ber ©tabt<br />

mafte, ben ©arten beS ÄolegS befuf en, um bie pflangen<br />

unb Blumen beS £erw ©errty gu feben. @r nahm bie Be=<br />

fttfer jebergeit freunbtif auf, jebof nur unter einer Be=<br />

bingung. ©ie mußten fif bamit begnügen, bie Sßftangen mit<br />

ben Augen gu bewunbent, unb ftf wohl hüten, bie ©füfelinge<br />

beS profejforS gu berühren. SBehe bem, ber ertappt<br />

worben wäre, baß er eine Blume pftüdte, er wäre gewiß nie<br />

mehr in biefen gehler gurütfgefalten.


— 445<br />

©ie Sßrüfung für ben ©rab beS SaffalaureuS mar im<br />

©t Sinsenjfotteg fe^r ftreng urtb beShalb bie ^anbibaten<br />

auf nift fehr jahlreif; ihr SBtffen ging aber auf über baS<br />

3Kaß beS ©emölmtifen hinaus. @S mar nift genug, nur<br />

fefs in ber 2lnftalt jugebraft ju haben. ©ie Sanbi*<br />

baten mußten ihre 2Ibfif t $u Seginn beS legten 3ahre8 funb*<br />

geben, morauf eine eigens einberufene Serfantmlung ber Sßro*<br />

fefforen mit Stimmenmehrheit entffieb, ob ber Äanbtbat ju*<br />

gelaffen merben folle ober nift; tnt bejahenben gaHe ermatteten<br />

ben ^anbibaten ftrenge münblif e unb ff riftlif e $rü*<br />

fwtgen.<br />

$m gahre 1844 mar bie $ahl ber fünfunbfiebjig,<br />

melfe ßcfl in einigen Monaten auf hunbert ftieg. Sor bem<br />

Kriege fam bie fiälfte ber Bögltnge aus Souiftana; eS maren<br />

bie ©ohne ber bortigen ^lantagenbefi^er. ©ie ©tabt ©aint<br />

SouiS entfanbte bie meiften Söglinge naf Äap ©irarbeau.<br />

©aS ©anft Sinäenjfotteg hatte in ben erften Sahren<br />

fernes SeftanbeS mehrere harte Prüfungen burfjumaf en, bie<br />

anbere niinber mutige unb entff loffene 9Jlänner als bte Seiter<br />

beS jtottegS maren, außer gaffung gebraft hätten, ftaum<br />

hatten fif Sßr-ofeffoten unb 3 ö 9K n 9 e neuen SBohnung<br />

eingeriftet, als ber ©Uffiffippi, burf Dielen Sftegen ange*<br />

ff motten, aus feinen Ufern trat unb eine Überffmemtmmg<br />

Derurfafte, fo baß balb auf bie ^auptftraße Don Äap<br />

©trarbeau unter SBaffer mar. Sor bem Kolleg mar ber gluß<br />

über jtoölf Kilometer breit, ©ie bem SMeg ^ugehörenben<br />

gelber, bie eine reif lif e @rnte Don ©etreibe, 9JlaiS unb ©e*<br />

müfe *>erfprofen hatten, maren aft bis gehn guß unter<br />

SBaffer. 2tlS ber gluß mieber in fein Sett jurü


— 446<br />

geblieben maren, Ratten viel gu tun, um bie Traufen, über<br />

hunbert, gu pflegen. Bon ben 3öfllingen. ftarb niemanb, aber<br />

von ben Sßrofefforen gingen gmei, nämlih Herr 3lihtni unb<br />

Herr ©ercoS, im grühjahre 1845 in bie emige Belohnung ein.<br />

Slrn 4. gebruar 1848 mürbe baS ÄoHeg burh. eineJßulver*<br />

e£plofion buchftäblih in Srümmer vermanbelt. ©in Santyf*<br />

fhiff, ©ea Birb, baS 1500 gäffer $ulver an Borb hatte unb<br />

bamit nah ©aint SouiS fahren moUte, mußte megen beS<br />

vielen ©ifeS auf bem TOtffifftppianhalten. Sie öeute beS<br />

©htffeS fanben einen geeigneten Ort jum Übermintern,gerabe<br />

in ber Jtähe beS ÄotlegS. $n ber Slaht beS 4. gebruar<br />

brah. auf bem ©hiffe geuer aus. ©S mar gegen -üttitternaht,<br />

als ber Kapitän bie Seute beS 5MegS medte unb fie von ber<br />

©efahr benachrichtigte. ©hnell fleibeten fth alle an. unb flohen<br />

auf baS gelb; bie Mahnung fam niht gu früh: ber lefete<br />

glühtling mar noh niht toeitvon bem Kolleg, als eine hef*<br />

tige ©£plofion erfolgte. Sitte fpürten bie ©rfhütterung, aber<br />

eS mürbe niemanb verlefet. SllS man in baS Kolleg gurüd*<br />

lehrte, fanb man bte genfterfheiben in fleine ©Flitter ver=<br />

manbelt, bte Sfiren aus ihren Slngeln gehoben unb gebrohen<br />

unb niht ein Duabratfuß SUlörtel mar an ben Seden ober<br />

an ben SKauern geblieben. SaS Sah beS HauptgebäubeS<br />

mar von ber heftigen ©rfhütterung einige $oU gehoben mor*<br />

ben, fiel aber mieber, ohne großen ©haben gu nehmen, auf<br />

feinen früheren gurüd. Sie bi<strong>der</strong>t, feften SJlauern hatten<br />

gum ©lüd ©taub gehalten. 9ftan fhloß bie genfter mit Siihern<br />

unb Seden, bis aus ©aint SouiS ©las gebraht mürbe. Sie<br />

3immerleute befferten bie Süren aus ober erfefeten bie am<br />

meiften befhäbigten burh n ene unb am 7. gebruar mürben<br />

bie ©hulen mieber regelmäßig gehalten. SaS Slnmerfen beS<br />

HaufeS mit Hörtel mürbe bis in bie gerien verfhoben.<br />

Slm 27. November 1850 brad) ein anbereS Unglüd herein,<br />

bieSmal ein noh beträhtlihereS. ©in Sßirbelfturm von uner=<br />

härter Heftigfeit gertrümmerte alle -Kebengebäube, mie bie SBerf*<br />

ftätten ber ©hueiber, ©hufter, Bä<strong>der</strong>, unb bie ©heunen unb


— 447<br />

marf.fte meit von bem igaufe nieber. SaS Sach beg KottegS<br />

mürbe von bem ©türme bavongetragen, ohne baß man bie<br />

geringfte ©pur bavon aufftnben fonnte. Sie 3Jlauern ber<br />

©übmeftfeite beS £auptgebäubeS mürben bis . junt erften ©to


— 448<br />

Jen bie unermeßlichen ©treden, mir verfemen uns in baS Mutter*<br />

ijauS unb benfen bei uns felbft: „SBaS gebt je£t bort vor?<br />

SBaS mürbe man fagen, wenn man uns in biefem Aufguge<br />

im £ofe von ©anft SagaruS erff einen fähe."<br />

3f muß Sbnen fagen, baß mir giemlif gute Leiter finb;<br />

eS ift wohl auf wahr, baß man uns bei ben Steifen auf<br />

Miffionen immer bie fanfteften Siere gur Verfügung fteHt.<br />

Am 18. September haben wir bie BorbereitungSe£ergttien<br />

•eröffnet, weife vor bem großen gefte Unferer Sieben grau<br />

von ber ©nabe gehalten werben.<br />

24. ©eptember. — 9Bir haben breimal tägtif geprebigt;<br />

unfere erften Sßrebigten waren fehr gefegnet unb Slataga hatte<br />

währenb einiger Sage baS AuSfehen von SourbeS; baS fonft<br />

fo ruhige Sorf war nift mehr gu erfennen; über afttaufenb<br />

perfonen hatten fif in ber Umgegenb niebergetaffen unb<br />

mohnten in gelten. 2Bir hörten ben gangen Sag unb einen<br />

Seit ber Staft foviet Seute als mögtif beift, ohne |nbeS<br />

fertig gu werben. Am Borabenbe beS gefteS würbe näf ttif e<br />

Anbetung geh alten, am gefte felbft war Meffe auf bem freien<br />

tßlafee vor ber Kirfe unb Sßrebigt; banf beS guten SBiKenS<br />

t>er Seute von Stataga unb ber SiebenSWürbigfeit unferer Mite<br />

brüber Würbe auf ffön gefungen; benn meine 2Benigfeit ift<br />

mir ein fehr unVoEfommener ©borbirigent. ©S war wirftif<br />

ffön: bie ^eilige Meffe auf bem freien piafee in ©egenwart<br />

t>er unermeßtifen BolfSmenge, von allen ©eiten umrahmt<br />

von ben majeftätiff en Bergen, bie fif bis purace erftretfen,<br />

Neffen Stauf man aus einer ©ntfernung von 150 Kilometern<br />

tneben Popatyan bemerft. 2Bir hatten fföne Progeffionen,<br />

ähnlif wie in SourbeS. AffeS ging fehr gut unb bie Pilger<br />

waren fehr er haut<br />

Unglücftiferweife ift auf bto ^ anberSWo baS Bolf<br />

geneigt, aus ben frommen geften profane gefte gu mafen<br />

unb biefetben gu AuSffweifungen gu beilüden. Manfmal<br />

fommen eine Menge von Berfäufern von „Aguarbiente"


— 449<br />

(Branntmein) unb Saufenbe von $|3erfonen trinfen unb be~<br />

trinfen ftdh. . . • SieS ^atte man in SRataga erlebt gaffS<br />

bieS geflieht, befiehlt ber Bifdjof, nadj ber Sefung beS bifdhßfc<br />

lidjen SefreteS von ber Kandel herab unter Strafe ber SuS*<br />

penfton bie Kirdje ju fdjlteßen. 3m vorigen 3abre maren<br />

bie Branntmeinverfäufer fcfjon außerhalb beS SorfeS geblie=<br />

ben; in biefem Sahre mar lein einziger im Bereite ber Pfarre<br />

gu fehen. Sie Bemohner von -Jtataga, melche ftch, ©Ott fei<br />

©an!, befehrt haben, trinfen feit ber Anfunft ber 3Jlifftonäre<br />

feinen Branntmein mehr; man fagt, baß fie ftch auch ß&er<br />

baS ©efefe hinmegfefeen mürben, baS irgenb jemanbem bie Befugnis<br />

geben mürbe, Branntmein zu verfaufen. Siefe Kunbe<br />

hatte fich fd)on im voraus meithtn verbreitet, meShalb viele<br />

Äaufleute ben pan aufgaben, an biefen Drt zu fommen.<br />

@inige, bie bennoch fommen moUten, mürben von ben Kornmipren<br />

von Sftataga auf bem SBege angehalten, morauf auch<br />

bie SBiberfpenftigften ben Sftüdzug antraten.<br />

gaft alle Sage fommen neue plger an unb man


— 450<br />

9Kifftonen ftnb mir ben ganjen Sag mit $rebigen, Beich^<br />

hören u. f. fo.vollauf befhäftigt. $n ber grühe ift um fedjS Uhr<br />

nah ber heiligen SDtefe Sßrebigt, ju Wittag ©hriftentehre unb<br />

um 3lbenb um fecfjS Uhr nah bem'SRofenfranje mieber Sßrebigt<br />

gaft bie gange übrige 3eit Verbringen mir im Beihtftuhl, unb<br />

menn mir von Stfen mären, fönnten mir bis tief in bie Stacht<br />

hinein beihthören, benn bie SKänner fommen jeben 2lbenb fehr<br />

jablreih unb man fann mit ber Slrbeit niht fertig merben.<br />

SBährenb ber 3Jltffion fommen fie von ben gelbem unb aus<br />

ben Bergen in baS 3)orf; fie fuhen in einem Haufe Unterfünft<br />

unb bleiben nun vier, a$t ober vierzehn Sage, morauf<br />

fie mieber nah Haufe gehen, um bte anbern Sßerfonen ihrer<br />

gamilie jur 3Jliffton gu fhtcfen.<br />

Dft ftnbet man Burfhen unb SDtäbhen, melhe fagen:<br />

„ s 3Kein Bater, baS ift meine erfte Betht." ®a muß man<br />

nun ausfragen, ob fte bie ©ebete unb ben Katechismus fennen;<br />

menn fte bie genügenben Äenntniffe haben, läßt man fie gur<br />

Beiht unb Kommunion gu. ©olhe erfte Kommunionen gibt<br />

^S auf ben meiften 3Jtifftonen giemlih Diele.<br />

2ltte haben eine große ©hrfurht vor ben SDltfjtonären, fo<br />

baß bie Seute gemöhnlih nur fagen: bie heilige 3Jiiffton, bie<br />

heiligen 3Jliffionäre, bie heiligen Bäter. 3Kan follte aller<br />

biefer ©hrentitel mohl niht gang unmürbig fein unb boh<br />

märe man leiht verfuht, fth felbft ju vernahläffigen, mährenb<br />

man bamit befhäftigt ift, bie anbern gu retten.<br />

3Bir fahren in ben SDlifftortert fort; am nähften ©onn=<br />

tag motten mir in ©igante, einer minber gutgefinnten Pfarre,<br />

beginnen.<br />

®a Herr Sarquere unb Herr Sßu^o leibenb ftnb, hat ber<br />

Bifhof bie Arbeiten biefeS SahreS etmaS anberS eingeteilt.<br />

SBir hätten am Januar bie Sßriefteresergitien unb eine fflltf*<br />

fion in ©argon halten fottert; nun mirb ber Bifhof felbft bie<br />

%ergitten halten unb bie SDtiffion mürbe auf ben fommenben<br />

Dftober verfhoben.


— 451<br />

3f $of>e Shnen nof nift gefagt, baß unter ben pilgern<br />

auf manf e jnbianer Von Sierra bientro finb; biefer Sanb*<br />

ftrif liegt jenfetts beS Stio Stegro, brei Kilometer von Slataga.<br />

SBenn bie bortigen Seute ju unS fommen, bringen fte immer<br />

einige prüfte, Kartoffel, Bananen, kühner u. f. w. ober wenig*<br />

ftenS zwei ©ier in etn Maisblatt eingewidett, um fte uns an*<br />

zubieten; baS ift baS fleine berfömmlife ©effenf. ©iner von<br />

ihnen, ben if geftern naf bem Stofenfrange beifthörte, folgte<br />

mir, als if bie Kirfe verließ, um mir jtoei SBeintrauben<br />

anzubieten.<br />

©ine ber unfrigen cfnlife ©enoffenffaft hateS abge*<br />

lehnt, auf SBunff beS Btff ofs von Popa^an hier eine Mif=<br />

fion ju halten; als biefetben Priefter hier burf reiften, fagten<br />

fie, baß fie auf in Stataga nift angenommen hätten; um fo<br />

mehr mürben fieeS ablehnen, in Sierra bientro Miffion ju<br />

halten. Aber mir werben bof bahin gehen. 3f föelß, baß<br />

ber Bifitator ungeaftet ber ©f Wierigfeiten wünff t, baß Wir<br />

bie Miffion annehmen.<br />

3f muß 3l)ran auf etwas von bem Bau unfereS neuen<br />

Kaufes in Slataga fagen. ®ie Hälfte beS £aufeS wirb balb<br />

fertig fein. . . 2Bir werben biefe neuen gimmer bei unferer<br />

Iftüdfehr von ©igante ffon bewohnen fönnen, was gegen ben<br />

20. SDejember ber gratt fein wirb. SHe ßimmtt werben groß<br />

unb bequem fetn unb jeber Mifftonär wirb' fein eigenes «gtmmer<br />

haben. Bisher mußten £err 2>elfort unb if ein fleineS Limmer<br />

Zufammen bewohnen, wo wir uns gegenfeitig gu er haum fuf en,<br />

n?o wir uns aber bof etwas beengen.<br />

3f bewahre immer baS befte Anbenfen an Popatyan unb<br />

if bin fehr jufrieben, baß if fef S Monate im großen ©eminar<br />

anbringen fonnte, was für mif in jeber iginftft von Stufeen<br />

war. 2)aS geigt, baß man ftf immer vom ©ehorfam leiten<br />

laffen muß. Subwig SD uro u.


— 452<br />

Brief bes Bifcfjofs Srcrbtnattb ^Toufciro r>on


— 453<br />

heilige Kommunion nachmittags nof um fünf Uhr auSfp'enben.<br />

2)aS ift wohl baS SBirfen ©ottes.<br />

AnberfeitS haben wir gegen bie Anhänger ©atanS gu<br />

fämpfen, nämtif gegen bie Freimaurer, bie reltgiöfe ©letf*<br />

gültigfeit, bie ©f uten ohne ©ott, bie gMIebe u. f. w.<br />

2>ie priefter ftnb mit Aufopferung in ihrem heiligen<br />

Berufe tätig. Dbgteif Sfpirito Santo ber fleinfte fcon ben<br />

'Staaten BraftlienS ift, fo ift er bennof fo groß wie manfe<br />

Protting ber europäiffen SJeife; unb änftatt in einem be*<br />

quemen SBägen, reifen wir, Biffof fowohl als Miffionäre,<br />

auf Maulefelit, auf unffeinbaren, gewunbenen Pf aben burf<br />

bewatbete ©ebirge, anbere Male wieber auf ausgehöhlten,<br />

fumpfigen Söegen.<br />

@ine anbere Miffion würbe in einem gu Bictoria ge*<br />

hörigen Drte gehalten, in einem prifeafaufe, baS einstweilen<br />

in eine Kapelle umgewanbelt worben war; biefe Mtffton über*<br />

traf weit alle @rwartungen, ba wir üor nift gang brei Sahren<br />

bafelbft eine Miffion gehatten hatten, bte refuttattoS toerltef.<br />

StefeS 3ahr empfingen 330 perfonen bie heilige Kom*<br />

munion unb 46 unref tmäßige Berbinbmtgen Würben in f rift*<br />

lif e ®b e n umgewanbelt, 282 perfonen würben gefirmi 2ötr<br />

haben ben plan gefaßt, ba eine Kirfe gu ©hten beS bet*<br />

ligen Bingeng gu errtf ten unb wir werben alle unfere Kräfte<br />

bafür einfe|en. 35aS Botf ift gu jebern Opfer bereit, um ben<br />

Bau ber Kirfe gu beff teunigen.<br />

Unfere ©fweftern haben fciel gu bem guten ©etingen ber<br />

Mtffton beigetragen. Sie ftnb, ©ott fei SDanf, an ©eele unb<br />

Seib gefunb.<br />

Mit feerBitte um Sfmt heiligen ©egen u. f» w. .<br />

f gernanbo, C. M.,<br />

»iffof üon %irito ©anto.<br />

$lnnalen 70. 30


454<br />

$ao tui$ fteJltaraittyao ($t £ufttm$ von ntarafiott).<br />

Bericht über biefe 2tnftalt.<br />

1. Sage beS ©taateS SDtaranon unb ©an Sutj. —<br />

3ßaranon ift einer ber 21 BunbeSftaaten von Brafilien. ©r<br />

WIbet ein nahezu gleidjfeitigeS Sreied, beffen ©runblinie ber<br />

tquator bilbet unb beffen ©pifee ftch nach ©üben erftredt.<br />

liegt zmif^en bem 1. unb 10. ©rab ßftlidjer Breite von $ari&<br />

©ein glädheninhalt beträgt 459884 qfm unb bie Bevölfermtg.<br />

beläuft ftdh auf 660000, movon bte £ätfte Sieger finb. Sie<br />

©renjen finb flad), mährenb baS innere gebirgig ift. Ttan<br />

ftnbet ba SJiinen von ©olb, Blei, ©ifen u. f. m. Ser Boben<br />

bringt alle tcopif^en ©rzeugniffe hervor, mie Baummolle, 3tetS,<br />

3u<strong>der</strong>rohr, Kaffee, föafaou-f/m. Sie zahlreichen glftffe, bte<br />

baS Sanb burChftrömen, finb faft bte einzigen BerfehrSmittel<br />

unb bie Meinen Sampfer verfehen ben ^oftbienft unb ben<br />

Transport ber SBaren. @S gibt nur eine einzige ©ifenbahn,<br />

eine Sinie von 78 Kilometern, meldje EajiaS, eine ber mid^<br />

tigften ©täbte von SDlaranon, mit Serezina, ber £auptftabt<br />

beS benadjbarten Staates verbinbet.<br />

©an Suiz, bie §auptftabt von 3Waranon, zählt ungefähr<br />

40000 ©ütmohner unb liegt auf ber gleichnamigen $nfel;<br />

biefe Snfel, 40 Kilometer lang unb 18 Kilometer breit, ift<br />

von bem geftlanbe burch einen Kanal getrennt, ber an man*<br />

djen Stellen nur einige 3Keter breit ift. Sie Snfel erftredt<br />

fidj von Dft rnify SBeft unb auf einer Sanbzunge, bie von<br />

ben SKünbungen ber gtoei glüffe 2lnil unb Bacanga gebilbet<br />

mirb, liegt bie Stabt ©an Sutz; fie beftfet einen auSgezeiCh*<br />

neten &afen, ber aber von &aiftfchen mimmelt;eS märe ein<br />

£afen erfter Drbnung, memt er niCht fo fehr ber ©bbe unb<br />

glut ausgefegt märe. -Jtach ben fieben ober ad)t gabrifen, bie<br />

alle Sage ihre fdritten pfiffe ertönen laffen, zu urteilen, ift<br />

bie Snbuftrie fehr entmidelt. SaS ©rziehungsmefen ift tu<br />

©an Suiz fo glänzenb georbnet, baß eS mit SWeCht baS


— 455<br />

Kirche unb Seminar in fltaranfyao.<br />

brafilianifdje Sitten genannt gu merben verbient Sine glän=<br />

genbe 6^ar gelehrter SfJtänner hatte ben -Kamen von -Btaranon<br />

gu ©hren gebraut; aber bieS ^ielt nidf?t lange an. Bon bem<br />

StaatSfygeum abgefehen, baS ben Familienvätern, bie für bie<br />

gute ©rgiehung ihrer Söhne beforgt finb, fein Bertrauen ein*<br />

flößt, finb in ber ©tabt unb im gangen Staate nur einige<br />

fleine Kollegien, bie aber nid^t in großer Sl^tung ftehem<br />

2)aS foeben eröffnete Seminar mirb alfo eine empfinblicbe Südfe<br />

im Unterrichtsmefen in SDiaranon ausfüllen unb eS ift mit aller<br />

Sicherheit gu hoffen, baß es gu großer Blüte gelangen mirb.<br />

Sßenn bie bisherigen gortfd)ritte noch nid^t fo rafhe maren, fo<br />

ift bieS auf baS große Mißtrauen ber Bemohner von SJlaranon<br />

gegen bie Sßriefter gurüdguführen; menn aber bie Borurteile<br />

verfhmunben fein merben, mirb unfer Seminar gu flein fein,<br />

um alle Zöglinge, bie fih uns vorftetten merben, aufgunebmen.<br />

30*


— 456<br />

@ih SBort über baS Älima in SDiaranon, melfeS nift<br />

fo ff Kmm ift, mie maneS naf feiner Sage am Äquator öer*<br />

muten mürbe. Dbgleif mir nur gmei ©rabe fcon bem $tqua*<br />

tor entfernt mo^nen, ^ben mir bennof nift Diel Don ber<br />

ju leiben, meil eine ununterbrofen Dom -Dieere<br />

mehenbe Srife Äü^lung bringt. 9Jltt einem SBorte, baS $ltma<br />

ift beff er, als man eS fif gemöljmltf Dorfteilt SeSmegen ift<br />

man auf angenehm überrafft, menn man in ©an Suig<br />

lanbet unb fie^t, baß baS Seben bof nift fo unerträglif ift,<br />

als eS manfe er^Iten, bie ben -Korben Don Srafilien nur<br />

ffleft famtten. Sf mill jebof einen geinb, melf er ber<br />

©efunbheit in biefem Sanbe bro^t, nift Derffmetgen, nämlif<br />

bie Seriberi*Stranfheit. ©ie mürbe im Sa^re 1868 einge*<br />

ffleppt unb befielt in einer Slrt Sä^mung ber Seine; biefe<br />

Äranfheit ift aber im allmählifen Serffminben begriffen*<br />

2. ®ie Sieligion in 3Karanon; bie ©eiftlif Iett;<br />

Sitten unb ©ebräuf e beS SolfeS. — 3ur $eit ber Mo*<br />

nifation gehörte 9Jlaranon in religtöfer Segteljmng gu Sßernam*<br />

buco (burf SuHe beS ^apfteS SßaulV. Dom 15. Suli 1614).<br />

Son $apft S^nogeng XI. mürbe es am 30. 3luguft 1677 gu einem<br />

SiffofSfife erhoben. Sis gur UnabhängigfeitSerflärung Don<br />

Srafilien mar Sffiaranon ein SuffraganbiStum beS Sßatriarf ateS<br />

Don Siffabon. Srn Sahre 1827 unterteilte eS $apft Seo XII.<br />

bem ©rgbtff of Don Sabia. ©ine Slei^e Don ^afyxzn maren<br />

bie ©reugen ber SDiögefe fehr unbeftimmt; je|t, mo fte genau<br />

umffrieben ift, umfaßt fie bie gmei SßroDingen SUlaranon unb<br />

©rft Dor f urgent mürbe le^tgenannter Staat als<br />

eigenes SiStum abgetrennt<br />

3)ie Ätafe gählte im gangen neungehn Sifföfe, bereu<br />

einer bem biff öflifen Stge entfagte, nof bebor er baDon<br />

Sefife ergriffen ^atte. gaft alle fyatkxi Don ber ©leif gültig*<br />

feit ber Semohner Diel gu leiben. ®ie geiler unb bte Un*<br />

flugbeiten einiger 3Jlitglieber ber ©eiftliffeit erflären bis ju<br />

.einem gemiffen ©rabe bie Verfolgungen, bie ftf gegen fte er*<br />

hoben. Sf meiß nift, mie beff äffen bie ©eiftltffeit in ben


— 457<br />

früheren gelten war. SBaS if erfahren fonnte, ift, baß fcor<br />

ungefähr breißig Sagten, bie ©eiftliffeit in ber igauptftabt jiem*<br />

Iif gahIreif war. SDaS Kapitel war fcollzähligunb entfaltete<br />

eine regelmäßige Sätigfeit. @s ffeint, bafe bie Sugenb biefer<br />

Domherren nift ihrer I entfpraf. 3>efct finb in ber gan*<br />

gen SMöjefe über fünfzig priefter, etngeref net fieben Kapuziner<br />

unb fcierSazariften;eS fommen alfo neununbbreißig 3BeIt?<br />

priefter auf ein Sanb, baS fo groß ift wie ganz granfreif.<br />

Bon biefen hat nof, wie man fagt, ein guter Seil feine<br />

prieftertif en Berpfltf tungen fcergeffen. @S ift alfo nur fcom<br />

©eminar etwas zu hoffen. $f tottt einen ehrenwerten prie=<br />

fter nift unerwähnt laffen, bem bie religiöfe SBiebergeburt in<br />

Maranon zum großen Seite zu fcerbanfenift;eS ift $oao<br />

S. ©nebetha Mourao. @r rief bie Kapuziner unb bie Anna*<br />

ff weftern ins Sanb, weife neues geiftigeS Seben in bie Stö*<br />

jefe braften. @r mareS auf, ber währenb feines ganzen<br />

SebenS unb mit aßen Mitteln, auf ber ^an^d unb in ben<br />

Bettungen, bie 3tefte ber Kirfe fcerteibigte.3)anf feinem<br />

mäf tigen @inftuße würbe, ber ©runb beS ©eminarS fconeiner<br />

Menge fleiner Kütten befreit, bie ringS um ben ©arten beS<br />

©eminarS errif tet worben waren. 3f habe auf ber Kapn*<br />

Züter ©rwähnung getan; fie befifeen gtoei Käufer, baS eine in<br />

ber £auptftabt, baS anbere im 3nnetn beS SanbeS. Sfott<br />

Arbeit befiehl faft ausffließltf in ber Pfarrfeelforge, wo fie<br />

aber, weil fie fehr fleißig unb eifrig finb, fciel ©uteS wirfen.<br />

3)ie Amtaff weftern haben in ©an Suij gtr»ei Anftalten. ©eit<br />

etwa zehn 3ab^n befteht h^r auf ein Klofter fconitalieni*<br />

ffen ©fweftern fcon ber heiligen ©orothea; fie haben ein<br />

fteineS ^enfionat unb einige SBaifenfinber.<br />

2BaS foll if jefet fcon ben ©itten unb ben ©ebräufen<br />

beS BolfeS fagen? 35ie lanbläuftge Beurteilung ift feine fehr<br />

günftige. SDie ©itten ftnb fehr herabgefommen; bie Angabe,<br />

baß fconhunbert Ktnbern fünfzig unehelif finb, ff eint ber<br />

SBahrheit wohl nahezufommen. SDiefer Umftanb Wirb Shuen<br />

mehr fagen als atteS anbere. 3)aS Bolf fceraftetim attge?


— 458 -<br />

meinen bie Sßriefter. äBaS mag bie Urfahe bavon fein? Dhne<br />

$toeifel bie alte böfe ©emohnheit bet Bemohner von 3Wara*<br />

non, jeglihe 2lutorität gu veralten; gum Seil mohl auh<br />

baS ärgerniSgebenbe Seben einiger Sßriefter in ben früheren<br />

Seiten.<br />

SaS Bolf bat aber nihtSbeftomeniger eine gang eigene<br />

Sieligion. -Jiah ber 3Ingahl unb ber Sßraht ber abgehaltenen<br />

Sßrogeffionen gu fhließen, fönnteeS fein religiöfereS Bolf auf<br />

©rben geben. Sh Steifte, obeS irgenbmo auf ber SBelt mehr<br />

Sßrogefjtonen gibt als hier. 3ftan muß mohl geftehen, baß bie<br />

Hauptfahe babei bie Völler unb bie 3Kufif finb; von ©ebet<br />

feine ©pur. Unglüälihermeife befteht barin unb ntanhmal<br />

nur barin bie gange Religion biefeS BolfeS. 2lber fie halten<br />

feft an ihren .5ßrojefftonen; vor menigen fahren wollte ein<br />

Bifhof megen ber babei vorgefommenen SDJißbräuhe eine 5ßro=<br />

jeffton gu @hren beS heiligen IntoniuS abfhaffen. 316er er<br />

märe beinahe gefteinigt morbeu unb entging nur mie burh<br />

ein SBunber ben Hoheiten ber aufgezeigten Bevölferwtg.<br />

Sh toürbeunreht tun, tooHte ih niht von ber religiöfen<br />

SBiebergebürt reben, bie Von ben Kapuginern vor fünfgehn<br />

Sahren. eingeleitet mürbe. ©ie famen aitS ber fiombarbei<br />

unb mürben in ihrem Beftreben von bem neuen Bifhof 31.3Eifto<br />

2lbano> fräftigft nuterftüfet. ift fhpn viel ©uteS gefhehen<br />

unb bie 3ufunft bietet noh weitere tröftlihe 3luSfthten. Sie<br />

Bruberfhaft beS Sritten DrbenS beS heiligen grangtSfuS unb<br />

baS ©ebetSapoftoiat gebeihen vortrefflih* Sn befheibenerem<br />

gjtaßftabe beginnen bie ©t. Bingengfonferengen unter ben 3Mn*<br />

nern ihre SBirffamfeit.<br />

3. SaS Seminar, ©rünbung beS SUofterS ©t. 3lm<br />

ton. ©rünbung beS Seminars. Slnfunft ber Sagariften.<br />

(SrfteS Saht. — $n SanSuig finb gmei alte Klöfter, bieben<br />

SRamen Seminar tragen: baS ©eminar Unferer Sieben grau von<br />

ber ©habe (baS 3Kerces) unb baS ©eminar St. Slnton. SaS<br />

erftere gehörte bem Drben von ber ©rlöfung ber ©efangenen<br />

unb mürbe im Sahre 1639 gegrünbet. Sa ber Drben faft


— 459<br />

auSgeftorben unb feine AuSfidjjt mehr mar, baß er ftch lieber<br />

erbeben merbe, ba bie ©efefee beS SanbeSeS verboten, fo<br />

richtete ber Bifd^of SDon Suiz von ©onceigao Saraiva im ©in*<br />

verftänbniffe mit ben legten überlebenben DrbenSleuten baS<br />

große Klofter ju einem Seminar ein; bte ©röffnung beSfelben<br />

gefchah am 3. gebruar 1863. 2)aS Seminar gebieh eine 3eit*<br />

lang, aber naü) einiger 3eit entftanben B^ifüg^eiten zmifchen<br />

ben %h^erfönen unb bem Bifdjof. Sftadj bem Sobe beS testen<br />

Sleligiofen von ber ©rlöfung ber ©efangenen ging baS Klo*<br />

fter in ben Beftfc beS BifcbofS über, bereS ber ^Regierung<br />

vermietete, morauf biefe barin ein £%eunt einridjtete. ©rft<br />

vor einigen Sßodhen mürbe baS große ©ebäube von Bifcihof<br />

SEifto Albano mit ©utheißung beS apoftolifdhen -JiunttuS an<br />

ben Staat verfauft.<br />

2)aS anbere Klofter, baS heute als Seminar bient, ge*<br />

hörte ehemals ben granjiSfanern. ©eftatten Sie mir, guerft<br />

von ber ©rünbung beS KlofterS etmaS zu fagen, um bann<br />

bie ©rünbung beS Seminars gu erzählen.<br />

Anfänge beS KlofterS San Antonio. — 3ur 3eit> mo<br />

nod) granfreid) feine Kotonifien nach 3Jiaranon fanbte unb auf<br />

baS Sanb großen ©inftuß ausübte, verlangte Siavarbtere brei<br />

Kapuziner; Sßater Seonharb, ^rovinjial von SßariS, entfprach<br />

bem Anfügen unb fanbte brei patres ab, meldje am 12. Au*<br />

guft 1612 in Brafilien lanbeten unb balb barauf ein fleineS<br />

Klofter bauten, auf bentfelben Sßlafce, mo fpäter baS Sefuiten*<br />

fotteg unb heute bie Kathebrale fteht AIS im $ahre 1615<br />

bie granjofen aus SUlaranon vertrieben mürben, hielten es<br />

auch bte Kapujiner für geraten, baS Sanb ju Verlaffen. 2)aS<br />

Heine Klofter mürbe bem S)3ater Kosmas von Sanft Samian,<br />

bem ©sguarbian beS KlofterS von Sßarahpba, unb bem be*<br />

rühmten Shevlogen ©manuel ba pebabe, meldhe als Militär*<br />

feelforger ber SmmebeS ^ierontymuS von Albuquerque am<br />

12. Sejember 1615 aus Sßernambuco htehergefontmen maren,<br />

übergeben. Sie hielten aber baS Klofter menig geeignet uhb<br />

Verlangten bie 3umeifung eines ©runbftüdeS, baS früher einem


— 160 -<br />

grangofen, namens pinau, gehört hatte, um bafelbft ein Klofter<br />

ihres DrbenS gu bauen. An biefem Drte fleht jefet baS Se=<br />

minar. 3h*em Anfufen mürbe golge gegeben. Site bie<br />

Armee abgog, gogen fif auf bie beiben SMigiofen gurücf, fo<br />

baß nun baS alte unb baS neue Klofter fcerlaffenbaftanb.<br />

3)aS alte Klofter würbe fcon bem Regenten ber profcing ben<br />

gefuiten übergeben, weife barin ba? fpätere Kolleg Unferer<br />

Sieben grau „ba £ug" errifteten. 3)aS neue Klofter, baS<br />

Wahrffeinlif nur ein profciforiff er Bau War, ff eint bis gum<br />

Sahre 1624 fcerlaffen gewefen gu fein, ßu biefer Seit fam<br />

grang ©oelho be ©arfcatho, erfter Statthalter ber Profcing,<br />

mit fiebjehn grangiSfanern ber profcing Sanft Anton aus<br />

Siffabon hier an. Sie begannen fogleif im Auguft 1624<br />

baS Klofter gu hauen, baS jefct als Seminar bient. gm fot*<br />

genben Sahre reifte ihr Superior, Pater ©hriftorao, naf<br />

Para unb ließ ben Pater Antonio ba Srinibabe als erften<br />

©uarbian gurüd<br />

Über baS Klofter ift außer bem merfmürbigen progeß<br />

gegen bie Ameifen, ben ©mannet BernarbeS in feinem Buf e<br />

„Slofca gtorefta" ergähtt, nifts BefonbereS gu beriften. So<br />

fcerftoffen mehr als gwei ^ahifunberte. AIS im -gahre 1856<br />

baS Klofter ohne Stetigiofen, ohne Hilfsmittel unb faft ganj<br />

fcerlaffen baftanb, fam Pater Bingeng fconSefuS als ©uarbian<br />

hieher. Am 1. September beSfelben Jahres begann er ben<br />

Bau ber Kirfe, bie heute eine ber bebeutenbften fconSan<br />

Suig ift. Bei biefer ©elegenheit fonnte er fif übergeugen,<br />

wie groß bie öffentliche SBohltätigfeit unb bie ©roßmut ber<br />

fcetffiebenen Bereine war. Als er im $abre 1862 ftarb,<br />

war ber ff werfte Seil ber Arbeit getan. SBenn er nift bie<br />

greube hatte, fein SBerf fcollenbet gu fehen, fo war ber böfe<br />

93Bife einiger Statthalter baran ffulb,-weife ihm bie fcon<br />

ber Regierung angewiefenen 3uffüffe nift ausgaben wollten.<br />

Sein 9?affotger A Pater 9lifarb fcomheiligen, ©rabe, ent*<br />

widelte bie eifrigfte Sätigfeit unb erlangte gur gortfegung<br />

beS Kirf enbaueS bie Summe fcon300Q0 >granfen A , fo baß


— 461<br />

bie Kirfe balb Dolenbet merben fonnte. 3)ie Krönung ber<br />

Arbeit bilbete bie feierlif e ©inmeibung ber ©tatue beS Eiligen<br />

2lntoniuS ant 20. Sänner 1867.<br />

2llS burf faiferlifeS Verbot bie ätufnahme Don StoDigen<br />

unterfagt mürbe, ftarb ein Steligiofe naf bem anbern<br />

fo baß im 1870 nur mehr ein einziger übrig mar.<br />

2llS auf biefer ftarb, ging baS herrenlofe Klofter in ben<br />

Befifc beS ©taateS über, biseS bem mutigen ©inff reiten be£<br />

Biff ofs -üJtourao gelang, baS Klofter als ©igentum ber SHö*<br />

gefe gurüdguerhalten.<br />

©rünbung beS ©eminarS. — Son SRarcoS Antonio be<br />

©ougaS, breigehnter Biff of Don äWaranon, grünbete im Klofter<br />

©anft Sttnton fein Seminar, ©r erfufte bie SReligiofen, ihm<br />

einen Seil beS KlofterS gur ©inrif tung eines ©eminarS gu<br />

überlaffen, maS biefe gern gugeftanben, unb am 17. 2lpril 1838<br />

fanb bie feierlife ©röffnung biefer miftigen Slnftalt ftatt<br />

Sm Sahre 1842 mürbe gu bem Don ben grangiSfanem abge*<br />

tretenen Seil beS £aufeS ein neues bagugebaut. S)on SDtarcoS<br />

ermirfte eS, baß alle ©tubienflaffen beS ©eminarS Don ber<br />

Regierung begabt mürben, unb als er ftarb, hinterließ er<br />

feiner SieblingSanftalt feine Bibliothef unb 10000 granfem<br />

©ein Slaffolger, ®on %v. ©arloS be ©an Sofe, ahmte fein<br />

Beispiel naf, inbem er feinerfeits ebenfalls feine Bibliothef<br />

unb 7500 granfen hinterließ.<br />

911S baS ©eminar gu flein mürbe, erlangte ®on ©mannet<br />

Soafim ba ©ilDeira um baS Saljr 1853 bem ©uarbian<br />

beS KlofterS bie Überlaffung eines ffönen ©flaffaaleS, mofitr<br />

er ihm eine fleine ©ntffäbtgung gab. Sa bieS nof nift<br />

genügte, ließ er auf ©taatsfoften einen neuen gtügel erbauen<br />

unb bie alten Don ben SReligiofen übertaffenen Seile beS Klo*<br />

fterS reftaurieren. SDa er mit Bebauern fah, baß bie ©hör*<br />

fnaben ber Kathebrale ohne jeben Unterrtft unb ohne alle<br />

©rgiehung maren, grünbete Son Suig be ©onceigao ©araiDa<br />

burf ©freiben Dom 19. Suli 1859 eine ©fule für Satein<br />

unb grangöfiff im ©eminar ©anft 2lnton. 35a aber biefeS


— 462<br />

Littel feinen ©rfolg hatte, befahl er ihnen ßalb barauf, int<br />

©eminar ju mohnen bei ©träfe beS BerlufteS ihrer ©teile.<br />

Um bie Bebeutung biefer 3Waßregel ju verftehen, muß man<br />

bebenfen, baß bie ©horfnaben von ber Regierung eine monat*<br />

lidje ©nttohnung von 16 SDtilretS, baS ift ungefähr 40 granfen,<br />

erhielten. Stefe Berorbnung braute bie gemünfchte gute 2Bir*<br />

fung hervor; bie SBiberfpenftigen verfdjmanben unb bie anbern<br />

(jemöhnten- ftch in furjer 3eit i^re 3uchtlofigfeit ab. Bon<br />

einem Sireftor begleitet, begaben fie ftch tägli$ in bte Käthebrale,<br />

um ihr Amt zu verfehen, unb bann in bie ©dhule be£<br />

©eminarS. Au£ ihnen gingen auch lange Seit alle priefter*<br />

liehen Berufe ber Siözefe 3Karanon hervor. Aber e£ fam<br />

eine 3eit, mo baS Kapitel fo wenige 9Jiitglieber zählte, baß<br />

eS feinen ©teuft in ber Kathebrale nicht mehr verfehen fonnte.<br />

Sie golge mar, baß auch bie 6l;orfnaben immer weniger<br />

mürben. SaS Seminar beherbergte nur mehr jeitfoeife einige<br />

Theologen. Um baS Unglücf vollzumalen, mürbe baS ©e*<br />

minar, baS boch von 3eit zu 3eit einige Kanbibaten für ben<br />

geiftlichen ©taub geliefert hatte, im 3ahre 1888 aus ben<br />

oben ermähnten ©rünben gefchloffen. ©o §örte nun jeber<br />

regelmäßige 3ufluß von Sßriefterberufungen auf unb eS ver*<br />

floffen mehrere Sahre, ohne baß jemanb zum ^riefter gemeiht<br />

Horben märe. Sa ba£ ©etniuar von ©anft Anton leer ftanb,<br />

befdjloß Son Antonio Alvarenga, barin feine SBohnung zu<br />

nehmen; ba aber um biefe 3eit bie Siegierung aufhörte, ben<br />

Bifdjöfen von Brafilien bie SBohnung zu liefern, fo biente<br />

baS ©eminar burd) ungefähr fünfzehn ^ahre als bifd^öffidhe<br />

SBobmmg. 3m $ahre 1898 mürbe auf Anregung einiger<br />

SBeltpriefter im ©eminar ein meltli^eS Kolleg eröffnet, morauS<br />

einige menige Berufungen zum Sßrieftertum hervorgingen. Aber<br />

ber neue ©rfolg bauerte nicht lange. Kurz vor ber Anfunft<br />

beS Jeggen BifdjofS, im $ahre 1901, mürbe baS Kolleg ge*<br />

fdjlojfen. Sa ber jefcige Btfdjof, Antonio Xifto Albano, fah,<br />

baß feine Siözefe ohne jebe ©rziehungSanftalt für angehenbe<br />

^Jriefter fei, hatte er ben feften Sßlan gefaßt, fein ©eminar


— 463<br />

ber Kongregation ber 3JUffion gu übergeben, ba er unfere ©e*<br />

noffenfdjaft fdjon feit feiner Kinbheit mohl tarnte unb ftets<br />

eine befonbere Buneigmtg gu ihr ^atte- @r fteffte fogleih<br />

ein bieSbegügliheS äfafuhen an Herrn ^ßater Sehaene, Bift*<br />

tator unferer brafiliantfhen 5ßroi)inj, ber aber feinem SBunfdje<br />

erft gmet Sahre fpäter entfpredjen fonnte.<br />

Unterbeffen fammelte ber Bifhof von allen (Seiten bie<br />

Jünglinge, bte eine SMgung gum geiftlihen Staube geigten,<br />

unb in furger 3eit ^atte er gwangig fother BbgKnge aus allen<br />

Seilen beS SanbeS gufammengebraht, bie er ber Seitung feines<br />

©eneralvifarS, SUtfgr. ©alvao, unterteilte. Sie vorgeritten*<br />

ften biefer 3 ß sK n 9 e würben bereits gu ^rieftern gemetht, anbere<br />

werben in furgem geweift werben. Sie anbern, bie fih niht<br />

gum geiftlihen Staube berufen füllten, traten von felbft gurütf.<br />

Sftah me^r als gmeijährigem Srängen erhielt ber Bifhof enb*<br />

lih bie Sftahriht, baß vier s JKiffionSpriefter auf ber Steife<br />

in feine Siögefe begriffen feien. 3n ber %at lanbeten am<br />

12. Jänner 1904 bie Herren SßerroneiUe unb SßaSquter in<br />

San Suig, melhen balb bte Herren 3lnbrabe unb Silva folg*<br />

ten Ser Bifhof nahm fte mit ber größten Herglihfeit auf.<br />

©r wohnte noh immer im Seminar, in ©rmartmtg, baß ber<br />

eben im Bau begriffene bifhöflihe $alaft fertig fein mürbe.<br />

@S würben einige vorbereitete Maßregeln für bie Shule<br />

getroffen, bie am 1. 3Jtärg beginnen foHte. Sa aber bie Beulen*<br />

peft in ber Stabt viele Dpfer forberte, mußte, man ben Be*<br />

ginn ber Shule für fpäter verfhieben. Sa ber Btfdjof mit<br />

©runb vorauSfah, baß mir im erften $ahre faft feine 3 & 9 5<br />

linge tut Knabenfeminar haben mürben, erfuhte er unS, ein<br />

Keines ©£ternat gu eröffnen; mirflih fyattmmir im 9Jiärg<br />

bereits breißig externe Kinber. Slm 4. 3lpril, mo bie Sßeft be*<br />

reitS gang ertofhen mar, eröffneten wir baS RnaUn^ unb baS<br />

Sßriefterfeminar. SehS Zöglinge traten in baS Sßriefterf eminar<br />

unb fünfgehn in baS Knabenfeminar ein. Stefe Anfänge<br />

maren befheiben, aber bie grüdjte beS erften Jahres maren<br />

fehr erfreulihe. früher jeber ©rgiehung unb $uht entfrembet,


— 464<br />

würben bie Sögltnge bcmf ber Bemühungen ihrer Sehrer unb<br />

©rgieher balb gehorfam unb fcoH ©hrfurft unb mir hatten<br />

bie ©enugtuung, aus bem 3Kunbe beS Biff ofS bte ffmeifet*<br />

hafteften Sobfprüf e gu hören. Bon feinen biff öflif en Biffe<br />

tationSreifen gurücJfehrenb, fonnte er beffer als jeber anbere<br />

bie grünblif e Beränberung in bem gangen SBefen feiner jungen<br />

©eminariften wahrnehmen unb er brüdte auf gegen alle feine<br />

fcoffe 3ufriebenheit hierüber aus. Sie Bögtiuge beS priefter*<br />

feminarS gogen auf frerfeitS Stufen aus ben wohlgemeinten<br />

Siatff lägen ihrer SDireftoren unb wir hatten bie greube, am<br />

30. -Kotember bem Biffof mehrere gut vorbereitete Kanbi*<br />

baten für bie heiligen Söeihen norfteHen gu fönnen. ®aS. war<br />

eine ©ntffäbigung für bie Meinen Prüfungen, bie uns in<br />

biefem erften Sahre nift erfpart blieben.<br />

©ett gwangig fahren waren in ber 2>iögefe feine ©jer*<br />

gitien gehatten worben, weshalb ber Biffof bte gerien benü|te,<br />

um bie Priefter eingraben, an biefen heiligen Übungen teil*<br />

gunehmen. AUe, mit Ausnahme eines etngigen, gehorf ten ber<br />

©timme ihres Dberhirten. ®ie ©sergitien fielen über alles<br />

©rwarten gut aus. £err ©imon, ber eigens aus ©eara ge*<br />

fontmen war, feffelte burf feine SBorte alle bergen. 3)ie<br />

Priefter, bie mit einiger Boreingenommenheit herbeigefommen<br />

waren, febrten gang befriebigt wteber naf ^aufe gurüd. Bor<br />

ihrer Abreife Wolte ber Biffof bie ©elegenheit benü^en, um<br />

feine neue biff öflif e SBohnung einguwethen unb ferne 9tefi*<br />

beug enbgültig bcfin gu »erlegen. SDteS geff ah am 15. ge*<br />

bruar 1905.<br />

9tun finb wir mitten int gweiten ©f utjahre. SBir haben<br />

31 Sögtinge, 5 \ m 5ßriefterfeminar unb 26 im Knabenfeminar.<br />

Alle geigen einen guten ©eift unb finb eifrig in ber Beob*<br />

aftung aller Regeln.<br />

©ott möge baS 2Berf gum Sohle ber Kirfe in SÖlara*<br />

npn fegnen!<br />

©an Suig.be Marcmbao, 1905.


— 465<br />

$cd)$ llionate in 6en lUiffioiten Brafiliens.<br />

Unter biefem Sittel l)dbm mir t>on igerw StonhftuS SillieS<br />

•einen Serift erhalten, ben mir nafftehenb im SluSguge mie*<br />

Vergeben.<br />

2lm 21. gult 1905 reiften mir in unfere erfte 3Jliffion ab.<br />

Um 5 U^r fcerlaffenmir Sahta unb beftexgen baS ©ftff, baS<br />

uns naf Stagaretl) bringen fott. SaS s JJieer ift ruhig unb<br />

tro^ eines ftarfen SiegenS gelangen mir mohlbehalten in biefe<br />

©tabt. Unfere SJtitbrüber hatten im vorigen Sahre eine ge*<br />

fegnete SRtfjton bafelbft gehalten unb finb beShalb nof im<br />

beften Sfrtbenfen. SBir mürben beShalb auf in ber herglif*<br />

ften SBeife, if möfte faft fagen, im Triumphe, empfangen.<br />

Sf wujs 3^nen fcorallem erzählen, melfe SageSorb*<br />

mmg mir bei unferen 3Blffionen in biefem Sanbe einhalten,<br />

bie überall biefelbe ift. Sitte Übungen ber ^eiligen s Mffton<br />

loerben unter freiem Gimmel gehalten itnb bie erfte ©orge<br />

beS 3ttiffionärS ift eS, eine Kandel erriften ju laffen, bie für<br />

"bie ^eilige $leffe, für bie Sßrebigten unb bie ©hriftenlehren<br />

Lienen fotl. SaS ift nift immer leift, aber mit etmaS ©e*<br />

-ffidtiffeit unb mit gutem äßillen gelingt eS einem bof.<br />

Um 4 1 / 2 Uhr früh merben alle ©lotfen geläutet, ober, um ge*<br />

nauer gu fpref en, mirb ein entfefelif er Särm mit alten Ueffeln<br />

«gemaf t, bie man mit heftigen ©f lägen bearbeitet; üon 7 bis<br />

11 Uhr merben bie grauen beiftgehört; um 12 Uhr ift baS<br />

SDlittageffen; t>on 1 bis 2 Uhr Seit, um fif etmaS auSgu*<br />

ruhen; um 2 Uhr Sefper, Komplet, SWtatutin unb SaubeS;<br />

Don 3V 2 bis 7 Uhr ift man in ber Kirfe beffäftigt; bar*<br />

naf nimmt man baS 3lbenbeffen ein, morauf man öerfuft,<br />

ju fflafen. 3f fage: „man fcerfuft"; benn oft ift man<br />

nof immer t>on biefen guten Seuten in Slnfpruf genommen,<br />

ienen man bof nof Slubienj geben möfte. 3lm 24. Suli


— 466<br />

abenbS begannen mir bie SUliffion unb gleid) am erften Sage<br />

Ratten mir ungefähr 600 Zuhörer; nadj jmei ober brei Sagen<br />

maren es fäjon 3000 unb nod? nahm bie Sah* ftetig zu.<br />

3ttan tarn nid^t genug ftaunen, mit meinem ©ifer bie guten<br />

ßeute von allen ©eiten zur 3Jliffion herbeieilten. Bier, fedjs<br />

unb adjt 3Reilen SBegeS hielten fie nidjt gurlitf. ©ie bradjten<br />

bie nötigen SebenSmittel gletdh mit unb feiner moHte fort*<br />

gehen, bevor er fein ©emiffen in Drbnung gebradjt hatte.<br />

3h^e ©ammlung unb ihre ©elehrigfeit ift über alles Sob<br />

erhaben, ©o §. B. fagt man ihnen, fie müßten bie ©traße<br />

mie eine Berlängerung ber Kirche betrachten, unb fogleid)<br />

herrfdht in biefer großen BolfSntenge baS größte ©djmeigen.<br />

3Jian fagt ben 9Jlännern, fie follten baS £aupt entblößt halten,<br />

unb fie gehörten fofort; man empfiehlt ihnen, mährenb ber<br />

ganzen Zeremonie nityt zu raudjeit, unb feinem einzigen fällt<br />

eS ein, gegen bie Unterbrüdung eines ©ebraud)eS, ber foju*<br />

fagen ihr halbes Seben ausmalt, ©infpradje zu erheben,<br />

•üftan fagt, fie follten fich &eim heiligen ©egen nieberfnien,<br />

unb nicht ein einziger unterläßt eS, mie immer auch ber<br />

Boben befdjaffen fein möge; unb meldje ©hrfurdjt haben fie<br />

erft vor bem 9Jlifftonär! ©r ift ihnen in äöirflidjfeit ber ©teil*<br />

Vertreter ©otteS. ©ie fönnen thm nicht genug ihre Ber*<br />

ehrung bezeigen; bie einen füffen ihm bie £änbe, bie anbern<br />

faffen feinen Salar, man ftreitet fi


— 467<br />

bie SRifffon; bie Sßrogeffion, an ber fih meiere Xaufenb Sßer*<br />

fönen beteiligten, fefete fih nm 4 1 j 2 Vfyv in Bewegung unb<br />

erft um aht Uhr war bie getemonie j U @nbe.<br />

2Bir mußten an bie 2lbreife benfen, voll Sauf gegen ©ott,<br />

ber unfere 2lrbeiten gefegnet hatte, begleitet von ben 2fi>fhiebS*<br />

rufen ber BolfSmenge, bie niht wußte, wie fte unS ihre Sauf*<br />

barfeit bezeigen foHte.<br />

SRah einer mehrtägigen Steife gelangten wir an ben Drt<br />

unferer jwetten 3Biffion, nämlih Boa -Jiova.SDaS Sanb fheint<br />

fehr arm gu fein; bte Kirhe befteht nur aus vier s JJlauern A<br />

bie mit einigen 3^geln itntereinanber verbunben finb. 3Jtan<br />

hatte fte für biefe ©elegenheit mit einigen Krängen aus far*<br />

bigem Rapier auSgefhmüdtt, woburh fte baS 2luSfehen eines<br />

BaHfaaleS befarn. SDte menig gabireihe Bevölferung ift gut<br />

gefinnt, aber bei meitern niht fo begeiftert mie an bem Drte,<br />

ben wir foeben verlaffen hatten. ätHmählih fammelten fih<br />

bie ßufydvex unb bie Übungen ber 9Jiiffion würben immer<br />

jahlrether befuht Hier gibteS mobl W e b e r 3Jiufif noh<br />

geuermerf, aber baS ©ute gefhieht in aller ©title unb bie<br />

©eele trägt bie beften ©efinnungen unb (Erinnerungen von<br />

ber 3Jiiffton mit fih- SBir hatten gasreiche Saufen gu ver*<br />

geihnen, 1973 girmungen, 1514 Beihten unb Kommunionen,<br />

82 @hen eingefegnet ober gutgemaht.<br />

9lm 24. Sluguft famen mir in ßonquifta an, mo wir unfere<br />

britte 3Jliffioit halten follten. 3lm gefte beS heiligen Submig<br />

eröffneten mir bie 3ttiffion;eS fheint, baß mir ba ntht ohne<br />

jeben Kampf bleiben merben; man fttnbigt unS fogar eine<br />

©egenmiffion an Von feiten ber Sßroteftanten, bereu eS hier<br />

fünf* bis fehShnnbert gibt. 3lber bie gurht mar unbegrünbet;<br />

eS famen mohl einige s $roteftanten gu ben Sßrebigten, aber fie<br />

hielten Rh gang ruhig. 5DaS mar auh kaS Befte, maS fie<br />

tun fonnten, benn bie Katholifen hätteneS ihnen gemiß ent*<br />

gelten laffen. 3ßaS uns am meiften in Berlegenheit bradjte,<br />

:War bie ©utmadjung ber ungültigen @hen. 3Jtan fann fih<br />

feine BorfteHung maä)m von ber großen 3ahl ber ungültigen


— 468<br />

IBerbinbungen; unb was bie ©fwierigfeü vermehrt, ift ber<br />

Umftcmb, baß bie Vorgeblid) Verheirateten burfauS feinen<br />

Aufff tuß geben fönnen über bie $aht unb ben ©rab ber Ber*<br />

W a n b t f f a f t ; man muß bam feine 3ufluft j U a[[ en feinen<br />

feotogiff en Kenntniffen nehmen unb von ben uns Mtffionären<br />

gemährten Bottmaften in weitgehenbfter Söeife ©ebrauf maf en.<br />

®aS brücfte uns wie ein Alp unb mir fehnten baS ©übe ber<br />

Miffion herbei. 9iif t als ob mir feine greuben erlebt hätten,,<br />

"benrt trofe unfereS guten SBittenS fo unten mir nift bem An*<br />

brange ber Beiftenben genügen. SrofttoS über bie. Abreife<br />

ber Miffionäre hatten mehrere Männer einen Anfflag verab*<br />

rebet, unfere Abreife gu verhinbem; mir vereitelten jebof ihren<br />

Plan unb gelangten a m 8. September naf ©ncroufillabe, ben<br />

Drt unferer vierten Miffion, gang im ©üben beS ©taateS<br />

Bahia, an ben ©rengen beS ©taateS MinaS ©eraeS, nift<br />

toeit von SDtamantina, bem gunborte ber SDiamanten. SBir<br />

•waren um fo mehr erftaunt über ben freunbtif en ©mpfang von<br />

feiten ber Bewohner., ba fie b o f jebeS religiöfen BeiftanbeS<br />

entbehrten. @S gibt ba meber eine Kirfe nof einen grieb*<br />

hof; bie ©teile betber vertritt eine gang Heine Kapelle; biefe<br />

umrbe von einer armen Siegerin erbaut, w e i f e , if weiß nift<br />

in m e l f e m Alter, getauft mürbe unb bie einen bewunberungS*<br />

mürbigen ©tauben haben mußte. Bon einer Angaht gut*<br />

tDittiger Männer unterftüfet, fonnten mir einen ©aal einrtf*<br />

ten, mo eine giemltfe Menge piafe ftnben fonnte. An ben<br />

•erften Sagen mar ber Befuf fehr ff maf, aber an ben fol*<br />

genben Sagen nahm bie BolfSmenge immer gu. ©egen @nbe<br />

ber Miffion waren mir gang überlaufen unb eS hätten fünfgig<br />

Priefter fein müffen, um allen gu genügen. SBelfe An*<br />

ftrengung für ben Mifftonär! Aber auf melf e greube für<br />

ihn, wenn er fieht, wie biefe wenn auf unwiffenben ©eelen<br />

fo bereitwillig bem Slufe ©otteS folgen! SBir wären gerne<br />

länger geblieben, aber wir mußten unfern.SBeg weiter fort*<br />

fe|en. Sie prüfte unferer Miffion in ©ncrouftttabe ftnb:<br />

150 Saufen, 1350 Kommunionen, 1376 girmungen, 90 ®he*


— 469<br />

fChließungen, 54 ungültige ©hen in Drbnung gebraut. ^adj<br />

einem mehrtägigen ermübenben 3Karfche langten mir in ©aratyba<br />

an. SaS Bolf nahm uns gut auf, aber, obgleich bie 3uhöter*<br />

fdjaft ziemlich groß mar, mar bie Beteiligung bei meitem<br />

nityt fo lebhaft mie an ben anbern Drten. 9lid)tSbeftomeniger<br />

ging bie ©nabe ©otteS an biefem Bolfe niCht fpurloS vor*<br />

über; für manä)e Drte tu $ranfreidj märeeS ein Sriumph<br />

gemefen, für hier mareS jebodj faft eine ©nttäufChung. SBir<br />

hatten bewtod) 75 Saufen, 19 ©hefChließungen, 898 gir*<br />

mungen unb 1700 Kommunionen ju Verzeichnen.<br />

Am 7. Dftober reiften mir von ßarapba ab unb famen<br />

brei Sage fpäter in 2JlinaS be Sßio be ©ontaS an, mo mir<br />

unfere fed)fte -äftiffton halten. ©3 ift eine fdjöne ©tabt,<br />

1200 3Keter über bem Speere gelegen. SBir mürben erft für<br />

ben Abenb ermartet; ba mir aber früher eintrafen, mar eS<br />

für bie Bevßlfertmg eine große ©nttäufdjung, meil eine jahlreidhe<br />

©char berittener Seute uns entgegenfommen fottte, maS<br />

nun unterbleiben mußte.<br />

£ier fahen mir etmaS, maS in biefem Sanbe feiten ju<br />

finben ift, nämlich eine reid)e, fdjöne Kird)e. Sie Bemohner<br />

haben eine große greube an ben äußeren 3eremonien, haben<br />

aber menig ©ifer, menn eS ftCh barurn h^nbelt, baS ©emiffen<br />

in Drbnung ju bringen. SeShalb boten fie uns auCh nityt<br />

viel BefChäftigung. ©rfafte famen aber aus allen ums<br />

liegenben ©egenben viele ßeute, befonberS aus Billa Belha,<br />

mo bie SUliffionäre voriges 3ahr geprebigt hatten unb noch<br />

in befter ©rinnerung ftnb. Unt unfere ©inbrüde furz zu*<br />

fammenzufaffen, fönnen mir fagen, baß uns bie Seute vom<br />

ßanbe viel greube gemacht haben, baß aber bie ©tabtbemohner<br />

unferen Bemühungen niCht entfproChen haben. Aber iCh mill<br />

gleiCh bemerfen, baß bie 3Jliffion bod) nidjt erfolglos verlaufen<br />

ift. SBiv formten 20 Saufen, 770 Kommunionen, 26 ©he*<br />

fchließungen unb 807 Firmungen Verzeichnen.<br />

Bon 3JlinaS reiften mir nadj gurnaS, mo mir unfere<br />

fiebente 3Kiffion beginnen follten. SaS Bolf mar hier beffer<br />

Slnnötcn 70. 31


— 470<br />

geftimmt, beShalb founten mir nur mit tiefer Führung fehen,<br />

mie bie SBolfSmaffen fconalten Seiten herbeiftröniten unb mit<br />

Begierbe an ben Sippen beS SßrebigerS hingen. Unglütfltf er*<br />

meife fiel gerabe ein ftarfer biegen, ber faft bie gange 3eit<br />

anhielt, moburf bie feierlif e Sßrogeffion auf ben griebhof<br />

unterbleiben mußte. 3lm folgenben Sage fuften mir bei (Gelegenheit<br />

ber ©rrif tung eine? KreugeS inmitten beS grtebhofeS<br />

eine geierliffeit gu fceranftalten. 25aS mar unfere lefete3Ser=<br />

fammlung. Sftaf öaufe gurüdgefehrt, fuften mir einen Über*<br />

Uiä über unfere ©rfolge gu gemimten; baS 3?efultat mar:<br />

29 Saufen, 21 ©heff ließungen, 1338 Kommunionen, 885 gir*<br />

mungen. ;<br />

•Jiaf einer für gen SRaft gingen mir naf ©atole, bem<br />

©f aupla&e unferer af ten SUliffton. SBir hätten gern ein<br />

ff örteS SBetter gehabt, meü bie Kirf en gemöhnlif gu Hein<br />

ftnb unb mir beShalb unter freiem Gimmel prebigen müffen.<br />

Slber unfer SBunff ging nift in ©rfüHung, benn fcon ben<br />

erften Sagen ber 3Jtiffion an fanbte ber Gimmel gange SBaffer*<br />

ftrörne herab. aiber tro^bem famen ff on in ben erften Sagen<br />

gmei* bis breihunbert Sßerfonen gur Untermeifung, obgleif fte<br />

einen fehr ffleften SBeg gu mafen hatten. 2>iefe Seute<br />

hatten gerabe einen Seitpunft getroffen, mo ber Stegen etmaS<br />

nafgelaffen hatte; faum maren fie jebof in ber Kirfe ange*<br />

taugt, ba begann ber biegen toonneuem, be? bis fpät abenbS<br />

bauerte, fo baß bie Seute erft um neuneinhalb Uhr abenbS in<br />

bifter gtnfternis unb auf ungangbaren SBegen naf £aufe<br />

gurüeffehren fonnten. Silber meit entfernt, ftf baburf ent*<br />

mutigen gu laffen, famen fie am folgenben 3Korgen um fünf Uhr<br />

mieber unb verblieben auf bem feuften, fotigen SBoben bis<br />

fiebenetnhalb Uhr fnienb. ©inen fo guten SBillen mußte ©ott<br />

fegnen. SBir gählten 20 Saufen, 515 girmungen, 1100 Kom*<br />

munionen, .32 ©beff ließungen unb bie SBiebergutmaf ung t>on<br />

4 ungültigen ©hen.<br />

%m 19. 9loöetnber maf ten mir uns auf ben SBeg naf<br />

3BortnhPS, SDaS SBetter mar fo ffleft unbeS regnete fo


— 471<br />

ftarf, baß baS Bolf Uns gar niht mehr ."erwartete,. Sa wir<br />

nichts vorbereitet fanben, mähten wir unS felbft baran, eine<br />

SKrt ©aal hergurihten, ber eine giemlih große «S^rerfhäft<br />

fäffen fonnte. 3m Anfange gingeS tro| beS guten SBillenS<br />

ber Seute wegen fdjlehten SBetterS fehr fdjtoer; aber allmäh 5<br />

lih nahm bie gahl unferer ^hörer gu unb fhließlih mußten<br />

mir ins greie gehen, niht nur um gu prebigen, fonbern auh<br />

um bie ßeute beihtguhören. Sie 3 a h* ber Saufen war 68,<br />

Kommunionen 1135, girmungen 778 unb ©hefhtteßungen 36.<br />

3lm 30. November gingen mir in bie Pfarre, genannt<br />

vom „guten SefuS". gßtr begannen biefe unfere gehnte Sttif*<br />

fton unter bem Sdjufee ber Unbefledten ©mpfängniS, bereu<br />

Jubiläum mir feiern moHten. SaS Bolf nahm uns mit Be*<br />

geifterung auf, maS ein gutes Borgeidjen mar. Unglüdliher*<br />

weife war baS Bolf fo fehr mit ben Borbereitungen auf baS<br />

geft ber Unbefledüten Empfängnis befhäftigt, baß eS bie SBorte<br />

ber 9Jlifftonäre niht hörte. 2lber von bem gefte an, baS mit<br />

großer tyxadjt gefeiert würbe, hatten wir viel gu tun. Be*<br />

fonbere Erwähnung verbtent bie Befehrung einer gangen prote*<br />

ftantifhen gamilie, Bater, 5Ölutter, gwei Söhne unb gwei<br />

Södjter, weihe ihren Irrtum abfroren unb bie Saframente<br />

ber Saufe, ber girmung unb beS 3lltarS empfingen. 2Bie ih<br />

oben fagte, waren bie legten Sage ber SDUfton üUxan^ ge*<br />

fegnet: 914 Sperfonen gingen gur heiligen Beidjt unb Kom*<br />

munion. 9tah einer breitägigen Steife langten wir in Ban*<br />

beira be -iWelo an, wo bie Staatseifenbahn ihren ©nbpunft<br />

erreiht. SBir fanben ba ein aufgeregtes, lebhaftes Bolf, baS<br />

aber von gutem SßiHen befeelt mar. SBir waren Sag unb<br />

5Raht befhäftigt. Sie 3lrbeit War wohl ermübenb, brahte<br />

unS aber viele greuben.<br />

Unfere lefcte 3Kiffion mar in ^aqueira, mo wir 154 Sau*<br />

fen, 1876 girmungen, 1915 Kommunionen fpenbeten unb<br />

94 @hen einfegneten. ©nblih am 29. Segember mähten mir<br />

uns auf ben Slüdmeg nah Bahia, baS mir am 21, $uli ver*<br />

laffen hatten. 9tah Haufe gurücfgefehrt, fuhten mir uns einen<br />

31*


— 472<br />

Überbltd über bie Erfolge unferer elf Miffionen gu verff äffen<br />

unb ftnben bie von 1400 Saufen, 1300 girntungen,<br />

16200 Kommunionen unb 660 @$effließungen, ©ott fei ge*<br />

^riefen für alles ©ute, baS feine ©nabe gemirft $at!<br />

C^ile-<br />

Srief bes ZTCifftonspriefters t}errn |>et>if]Te an ben<br />

©eneralfefretär f}erm 2llfreb ZTCilon.<br />

(Santiago, 22. Mai 1905.<br />

3f miß nur furg bie Vergrößerung unferer Anftalt er*<br />

focfnen, weife feit gwei Sauren eine vottfiänbige Umwanb*<br />

lung burfgemaft l)at. Sie götttife Borfe^ung unb bie um*<br />

fiftige Sätigfeit unfereS ©uperiorS baben in biefer Jßinftft<br />

faft ein SBunber gewirft. Unfere apoftoliffe ©fule, beren<br />

Seitung fif £err Sftotynet mit mehreren jungen Mttbrübern<br />

wibmet, jcflt neunzehn göglirtge. @S ift nof eine ganj junge<br />

Pflange, in bem freien Sanbe Amertfa entfprojfen, beren Pflege<br />

viele, ©orgfalt erbeifft; fie ift bie greube unb bie Hoffnung<br />

unfereS Kaufes.<br />

SaS 2Berf ber Miffionen ift vor allem ein Beweis unferer<br />

SebenSfraft äßelf ein freubigeS geft ift bof eine Miffion<br />

in einem Sanbe, voll beS tebenbigften ©laubenS! £ier ift ber<br />

©rfolg immer faft fif er. Sie Kirfe fann oft bie ^iförer<br />

nift faffen, fo baß man auf bem na^en piafce prebigen muß*<br />

Alle ge^en gur Beift, bie Männer oft gafylreifer als bie<br />

grauen. Sie eingige ©orge beS MiffionärS ift, in ben gel)n<br />

Sagen, weife bie Miffion bauert, nift allen bie SoSfprefung<br />

geben gu fönnen- 3n ®&epica finb über 3000 perfonen beif*<br />

ten gegangen, bie gemöljmlif e gatyl ber Beif ten ift jebof für<br />

jebe Miffion 2000. 2Bir prebigten faft baS gange gabr; wir<br />

gelten Miffion in allen ©pitälern von Santiago, Bafyaratfo<br />

unb anberen ©täbten; femer Miffionen für bie ^acienbaS,


— 473<br />

baS finb bie fünf* ober fed)Shunbert Beamten ber reiben<br />

d?ilenifd)en gamilien; enblid) bie elf SDlifftonen in ben Pfarren,<br />

mel$e uns ber Bifdjof abzuhalten befahl.<br />

; Sie teueren finb bie intereffanteften, menn audj bie<br />

fdjmierigften. Ser SDtifftonär fühlt fi


— 474<br />

&aufe gurütffehrten, naf bem fte gebeichtet unb fommuni*<br />

giert hatten.<br />

Sßte in allen Pfarren, fo maren auf ba bie 2tbenb*<br />

ftbungen am meiften befuft 3$re ©irifalt ift entgücfenb;<br />

einmal fanb fif gur Segleitung ber 3Kuftf ntfts anbereS als<br />

eine fiieflharmonifa.Stter mit melf er Begterbe fyivttnfte<br />

auf baS SBort ©otteS! 9tie famen ihnen bie gmei Unter*<br />

meifungen gu lang &or unb, menn ber Sßrebiger am ©flu§<br />

ifmen baS Silb beS ©efreugigten geigte, fnieten alle nieber,<br />

ff lugen an bie Sruft unb riefen unter Sränen: 50letn SefuS,<br />

Sarmhergigfeit! ©in folf er 3lnblid belebt im bergen beS<br />

SöliffionärS ben ©lauben nof mehr,eS tröftet ihn unb hilft<br />

ihm, bie Meinen Entbehrungen, bie et in feinem 3JliffionS*<br />

leben finbet, gebulbig gu ertragen.<br />

SDaS ift ein furger Überblid über unfere 3KiffionSarbetten<br />

in Santiago mit einer flüfttgen ©figge, maS eine ^tffiön<br />

in ©hile ift, biefem fo ffönen Sanbe, einer jener Slepublifen<br />

SlmerifaS, bie in begug auf ©laube unb Bilbung in befon*<br />

berer SBeife begünftigt ftnb*<br />

©• Sefciffe.


(Dyeanien.<br />

pjjüippinifdje ^nfeltt*<br />

Brief bes ZHiffiönspriefters Qerrtt fuftadnu* §ano,<br />

Superior bes £}aufes in Huena Caceres.<br />

^ueoa ©acereS, 6. April 1905, j<br />

SBir fyaben foeben ben afabemiff en Kurs beetibigt, too*<br />

bei ^unbert 300^9? biz Prüfungen beftanben f aben. SBerot<br />

bie Armut infolge ber gafylofen UnglücfSfätte unb ber Kraut<br />

Reiten, bie nof immer baS ßanb fyeünfufen,nift fo groß<br />

märe, mürben mir ebenfoöiele ober öieHeift nof me^r ©tu?<br />

bierenbe tyabenals in ben vergangenen ".bemt bie<br />

P^ilippinoS ^aben einen großen Srang naf SSitbung uttb<br />

Unterrift. ©ie ^aben ibren Irrtum eingefeben unb finb nun<br />

übergeugt, baß fie in biefer Anftalt me|r lernen als in bert<br />

©taatsffulen. SeSfjalb lommen fie in großer 341 gu unS,<br />

obmobl fie bie Büfer, bie ©inffreibegebü&r unb ©fulgelb<br />

galten müffen, was fte alles in ben StegierungSffulen um*<br />

fonft erhalten. '<br />

3n biefem Sabre mürben fünf priefter unb gwei SBiä«<br />

fone geweift.<br />

©. ©ano, G. M.


AwlttiflfU ttttd Ittfwotfett.<br />

36. Über ben Drt gur ©eminnung beS Sßortiun*<br />

fula*2lblaffeS für bie Barmhergtgen ©hweftern. —<br />

2>iSpenS. — S. R. C., 28. Sunt 1905.<br />

2luguftin Benegtani, ©eneralprofurator ber Kongregation<br />

ber SKiffion, niebergeworfen gu ben güßen Eurer Heiligfeit,<br />

fefet folgenbeS auSeinanber:<br />

Seo XIII., feiigen 2lnbenfenS, hat burd) Breve vom<br />

27. 3unl 1903 ben ©laubigen ben Slblaß, genannt ^ortiun*<br />

fula, verliehen, wenn fte am 2. Sluguft von ber erften Befper<br />

beS gefteS bis (Sonnenuntergang beSfelben SageS- wo immer<br />

eine gu einem Haufe ber Barmhergigen ©chweftern gehörige<br />

Kirdje ober Kapelle befugen, falls in einer Entfernung von<br />

taufenb ©^ritten feine Kirdje ber grangiSfaner ober feine an*<br />

bere.Kirdje ober öffenilthe Kapelle, melier ber genannte 2lb=<br />

laß verliehen ift, fih ftnbet.<br />

r Bme Pater, Augustinus Yeneziani, Procuratoris gen. munere<br />

fungens in Congr. Missionis, ad pedes S. V. humiliter provolutug,<br />

exponit quod sequitur:<br />

Leo XHL., 'S. IL, per Breve 26 Jnnii 1903, indulsit fidelibus<br />

visitantibus ecclesias seu oratoria adnexa domibus PueUarum a<br />

Charltate S. Vincentii a Paulo ubique terrarum existentibus, die<br />

2 ^ugusti, a primis Vesperis ad occasum solis, indulgentiam de<br />

Portiuncula nnncupata, dummodo in respectivo loco nulla extet,<br />

vel mille passuum distet, Franciscalis Ordinis aut alia quaelibet<br />

ecclesia vel publicum oratorium, cui eadem indulgentia concessa<br />

sit.<br />

Cum autem praefatae Sorores, Puellae nuncupatae ab operibus<br />

caritatis quibus plerumque sunt addictae, impediantur quominus<br />

possint exire ad visitandas ecclesias privilegio Portiun-


— 477<br />

9fam aber finb bie Barmherzigen ©fmeftern megen ihrer<br />

SBerfe unb Arbeiten gemöhnlif toerhinbert,aus bem igaufe<br />

ju gehen, um jur ©eminnung beS $ßortiunfuta*2lblaffeS bie<br />

Kirfen ju befufen, ebenfo mie bie Ißerfonen, melfe ihnen<br />

in ber Kranfenpflege beigegeben ftnb. $n berfelben Sage finb<br />

bie jungen 9Käbfen, bie bei ihnen leben ober ju ihnen fom*<br />

tuen, um fif unterriften ju laffen; ber Bittftefiter bittet alfo<br />

Sure £eiligfeit, für bie genannten Sßerfonen bon ber obigen<br />

KlaufeT ju bispenfieren. ...<br />

Unfer ^eiliger Vater Sßapft PuS X. hat am 28. ^uni<br />

1905 in ber bem untengenannten Karbinafyräfeften ber Kon*<br />

gregation ber SCbläffe unb ber Reliquien gemährten Stubienj<br />

bie. erbetene ©nabe jugeftanben, mit Beobaftung aller fonfti*<br />

gen Vorff riften beS obgenannten BreüeS in bejug auf bie<br />

3eit... ©egegeben ju 9tom, im Sekretariate berfelben Kon*<br />

gregation, am 28. Suni 1905.<br />

©iegel.<br />

21., Karb. Sripepi, $räf.,<br />

für ben ©eretär:<br />

3ofef 3M. $anomfu§ (Sacelli, ©ubftitut.<br />

culae ditatas, et eodem detineantur impedimento personae cum<br />

iisdem commorantes, sive auxiliariae, sive valetudinarii; puellae<br />

autem apnd ipsas degentes, vel ad earum domus accedentes, insfcructionis<br />

et educationis causa, orator benignam pro indicatis<br />

personis a praefata clausula dispensationem. a S. V. implorat.<br />

Et Deus ...<br />

Ssmus Dominus Noster Pius Pp. X. die 28 junii 1905, in<br />

audientia habita ab infrascripto card. Praefecto S. C. Indulgentiis<br />

Sacrisque. Reliquiis praepositae, benigne annuit.pro gratia,<br />

juxta preces, servatis in ceteris, etiam quoad tempus, forma et<br />

tenore Litteraram Apostolicarum in forma Brevis supra memorataxum.<br />

Contrariis quibiscumque non obstantibüs. Datum Romäe<br />

ex Secria ejusdem S. Congregationis die 28 junii 1905.<br />

Locus Sigilli.<br />

A., Card. TRIPEPI, Praef.,<br />

pro Secretario:<br />

Jos. M. Oanonicus Cacelli, Substit


— 478<br />

37. AuSgUg aus ben Privilegien, weife von<br />

ben päpften ben Barmhefcgigen ©fweftern gewährt<br />

worben finb.<br />

©S fommt von Seit gu Seit vor, baß bie Barmhergigen<br />

©fweftern ober bie mit ihrer Seitung betrauten Priefter ent*<br />

Weber für fif felbft ober behufs Mitteilung an bie firflifen<br />

Behörben ben SBortlaut einiger ihrer Privilegien, bie häufiger<br />

in Anwenbung fommen, verlangen. Um biefem SBunffe ju<br />

eittfprefen, haben wir auf eigenen Blättern fölgenbe privi*<br />

legten abgebrudft: .<br />

1. Privilegium betreffenb bie ©rrtfimtg einer Kapelle,<br />

bte Aufbewahrung ber ^eiligen &oftien, baS Sefen ber heiligen<br />

Meffe 2c. bei ben Barmhergigen ©fweftern (©regor XVI.).<br />

2. Privilegium, baß in ber SHaft Vor bem SöeihnaftS*<br />

fefte brei ^eilige Meffen getefen werben bürfen. .<br />

3. Privilegium betreffenb bie Meffe unb bie Kommunion<br />

am ©rünbonnerStage.<br />

4. Ser Portiunfulaablaß.<br />

5. Ste Abhaltung ber 3eremonien am gefte Matiä Sift*<br />

meß, am Affermittwof unb in ber Karwofe.<br />

6. Bergeif niS ber Meffen aus bem Proprium ber Kon*<br />

gregation ber Mtffion, bereu Sefung in ben Kapellen ber<br />

Barmhergigen ©fweftern erlaubt ift.<br />

Sie Blätter ftnb feparat gebrucft, aber in einem eingigen<br />

©inbanb guf ammengelegt preis 50 ©ent., rue de Sfevres 95<br />

ober rue du Bac 140 in Paris.<br />

38. ©igene Meffe für baS geft ber wunberbaren<br />

Mebaille. ^ ©fon viele Siögefen in granfreif, Italien,<br />

Spanien u. f. W. hebert um bie ©rlaubnis ängefüft, bäS<br />

Dfftgium Uttb baS SDteßformnlär ber wunberbaren Mebaille<br />

annehmen gu bürfen. Surf Snbutt vom 1. September 3.9Ö5<br />

hat auf ber Biffof von portorico biefelbe ©rlaubnis für<br />

feine Siögefe erlangt.


— 479 —<br />

Ztnfere 9erftorfcenen.<br />

jJStfßonä«.<br />

jlame. Sfabf. Sanb. ®obe$fag.<br />

£ J-Z<br />

»<br />

« S"<br />

1905.<br />

28. pr. Duranb Kamillus Sftio be ganeirö Sörofilten 29.ÜDlai 28 10<br />

29. pr. Urien Simon Bermel ©panten 30. 2M 38 21<br />

30. 3r.


— 480<br />

Ptorn t. Mm, lattb.<br />

ftaljre 3ai)re<br />

(D'Brten XHarta SBaffjington 23er. (Staaten. 48 27<br />

33afH6 Blanfa •äJlarfeiKe gran!retch 61 35<br />

Jagttort IHartfja gr&>ent tt 25 4<br />

-tn3entta Seriba Spanien 70 46<br />


— 481<br />

Harne* Mabt itanb. Stfer. SSmtf.<br />

Saljre Saljre<br />

£abitte 2Ibelf}etb Sgott granfreid^ 67 47<br />

£ecowey IHarta it 80 62<br />

pere3 Angela (Saraband&el (Spanien 32 &<br />

IHartinej


— £82 • —<br />

Ptame. MM Slffer. 25mif.<br />

3al)re QMre<br />

IHarmet 2Tttna granfreief) 76 48<br />

IHafcl >feftae Sangenborf Öfterreirf) 25 5<br />


— 483 -<br />

Harne* MM. Jrtttb. 3fontf.<br />

Mre Saljve<br />

Kroidj Cacilia Sanfonri^ Öfterreid^ 58 27<br />

Delpecfy 3ulie •äftontolieu gran!reid) 67 41<br />

Cafamitjana XHaria Sßortorico SlntiHen 59 33<br />

rib ©panien 47 22<br />

3unc3 IHaria SBubapeft Ungarn 25 5<br />

Ciffot Zinna ©ourban granfreidj 80 61<br />

pöfäl Zinna Öfterreidj 31 7<br />

erd?e ZUice granfreid) 29 4<br />

Jfcyole 3ofyantta<br />

70 47<br />

iJelifsieu)ic3 3ofefine<br />

(Eltyt)<br />

^olen 40 18<br />

Süetelsef IHaria<br />

ßxatau<br />

Sftagg ßornlof Ungarn 34 11<br />

ZBonnet UTaria ©Ibeuf granfreicf) 26 7<br />

£ajterra Zlngela 3Jlatanja§ (Suba 72 41<br />

petitjean XHaria ©an ©ebaftiatto ©panien 68 41<br />

(Espelbe HTaria Sljcoitia 48 26<br />

•£atalä ItTaria Slnbujar<br />

51 26<br />

De la 3glefia Kanbiba Valencia tt 35 8<br />

Ittary Dirginia SRogent für<br />

n<br />

©eine granfreid) 29 7<br />

Holl Hofalia SBien Öfterreic§ 59 18<br />

Sdjeeit Zinna , Sauro Statten 67 46<br />

(SJran Ungarn 37 10<br />

Xlxd<br />

£auffel (Elifabetfj<br />

C^erefta<br />

Montpellier granfreidj 77 53<br />

Hobert £aurentina<br />

48 19<br />

(Snafti €nridjetta ©iena Statten tt' 80 55<br />

$clvl ITTaria Slquila n 71 48<br />

Heyes Zinna «Pafto (Soluntbia 29 11<br />

e Cfyerefia Sa Xeppe // 74 51<br />

DSfontaine XUaria 9lnger§<br />

41 13<br />

ITTajent (Emma 9leu=Drl6an§ 58er.<br />

tt<br />

©taaten 67 45<br />

Beffiere; Iftarta ©aint äftid&el Algier 32 9<br />

.gabalja 3ad}ima Barcelona ©panien 69 51<br />

-Caftro ITtaria Manila ^Philippinen 27 5


— 484<br />

Jf amtf<br />

i<br />

Am Jlattb. mtn. »mtf.<br />

Sa^rc Sa^rc<br />

(Ojeualier IHarta<br />

£aftanet IHarta<br />

Sgon<br />

Martina<br />

granfreid)<br />

Stalten<br />

64<br />

82<br />

36<br />

52<br />

£abjans3fi (Elifabeth 3^agt) Slppon^ Ungarn 20 3<br />

pr3vI»sFa £eoniba SBarfdjau ^olen 83 60<br />

Cottin alier Johanna (5§artre§ granfretcf) 71 49'<br />


— 485<br />

Ptotite* Stabt. üattb.<br />

«<br />

S®fer. 28entf.<br />

Qaljre Safce<br />

Hacaub Johanna Sag granfreid) 86 64<br />

Dergnes IHargareta (SlicJjg 78 53<br />

Sott Unna (Safj&ttrg Öfterreid) 40 8<br />

Knaus 3ofyanna ©c^TOarjad^<br />

23 4<br />

(£asci6 paultne ©alonidfji Sürfei<br />

rt<br />

31 12<br />

Bloqnel 0)liba ©termont granfreic§ 24 4<br />

(Somes be IHattos Zloetni SßorangaÖa Sörajtlien 28 5<br />

Cariöre IHaria ©licfig granfretdj 77 49<br />

R I. P.<br />

#ef4)id)tli(l)e Silber unb Erinnerungen kr longrerjation<br />

ber Jliffum-<br />

3n ber SebenSgeff if te beS heiligen Bingeng von Paul<br />

ergcflt Slbelfy (1. Sud) 32. jtafr), wie viele SDierifte ber bei*<br />

lige Bingeng bem Äommanbeur von ©iHerty uub bem gangen<br />

Drben ber Sflalteferritter erwies uub wie fehr auf ber $om*<br />

maubeur bem ^eiligen unb ber von ibm gegrünbeten ©e*<br />

noffenffaft iu^tan mar.<br />

„SlataliS von Brularb von ©illerty, Kommanbeur ber<br />

3Mteferritter in SrotyeS, mar bei verffiebenen ©elegenbeiten<br />

naf Italien, Spanien unb in anbere Sauber gef fielt morben<br />

unb hatte bem Äönig als ©efanbter mif tige SDienfte ermiefen<br />

unb fif bei allen feinen Unternehmungen bie VoIIfte 3uftte*<br />

benbeit beS ÄßnigS erworben, ©nblif jebof rührte ©ott fein<br />

£>erg berart, baß er fif entffloß, fein Seben gang ©ott gu<br />

weihen.<br />

6r h^tte früher ben heiligen Bmjeng fennen gelernt unb<br />

ffäfcte ihn Wegen feiner großen Sugenben überaus h*>f*<br />

SeSbalb teilte er ihm fein Borhaben mit unb bat ihn um<br />

feinen 3lat, um benfelben leifter ausführen gu fönnen. @r<br />

STnnaren 70. 32


— 486 -<br />

geigte ftdj fo gelehrig gegen bie 2lntoeifungen beS ^eiligen,<br />

baft man balb eine grofce 33eränberung in feinem ganjen SBefen<br />

bemerfte. (£r erfannte immer mehr bie ©itelfeit aller tr>elt=<br />

liehen bracht, verliefe feine präor unb nahm ihn in baS igaug ©t SajaruS auf,<br />

too er jtdj aufs eifrigfte ber Übung aller Xugenben hingab.<br />

Um fi$ noch mehr im ©uten px befeftigen, moflte er fich<br />

t)on nun an ganj ben Sfiatfdjtägen unb Stmoetfungen be3 QeU<br />

Hgen unterfteHen.<br />

SDer Kommanbeur faßte bann ben $lan, für bie religtöfen<br />

Sebürfniffe ber 3JiitgIieber feinet Drben3 ju forgen, unb nach= l<br />

bem er ÖOU bem ©rofimeifter ben Auftrag erhalten hatte, bie<br />

Softer beS Drben3 ju üifttieren, beriet er ftdj mit bem hei*<br />

ligen Sinkens über bie 3lrt unb äßeife, bieg mit 5Ru|en 51t<br />

tun. ©ie bef Stoffen, in ben Pfarren be3 Drbeng 9JJifftonen<br />

ju halten, fomoht um baß Seelenheil be3 SSolfeS ju förbern,<br />

alß auch, um ben Pfarrern unb Drben^mügliebern bie pafc<br />

fenbften Slntoeifungen31t geben. Sie£ gefdjah benn audj mit<br />

fo großem ©rfolge, baf$ ber ©rofemeifter be£ DrbenS in einem<br />

SBriefe bem hl. SSingenj feinen innigften Sauf aussprach.<br />

3n ber Überzeugung, baf} e3 nicht genug fei, ben Sadj<br />

ju reinigen, toenn man auch nicht bie Duelle fcerbeffere,fo<br />

begnügte fich ber Kommanbeur nicht mit ben SSifitationen<br />

altein, fonbern sollte audh für bie ^eranbilbung guter $ßrie=<br />

fter forgen, ju welchem 3mecfe er baß DrbenSbauS in Vfiaviß<br />

einrichtete unb ben heiligen 33injenä bat, jur Seihilfe ber @in*<br />

ridhtung eine3 $riefterfeminar£ einige SSohnung barin<br />

ju nehmen.<br />

©eine großen SReidhtümer öermanbte ber Kommanbeur 3U<br />

frommen $toecfen; unter anbertn fpenbete er au$ SDanf barfeit<br />

gegen ben SSinjenj unb- in 2tnbetra$t ber großen<br />

Sienfte, toeldjefeine Kongregation ber Kirche erliefen habe


— 487 —<br />

Haidts Brularfc be Stilen).<br />

unb tu gufunft nof ertoeifen merbe, eine betraf tlif e ©umme,<br />

teite um ein £au$ in 2lnnecty ju grünben alß auf um baS<br />

neugegrftnbete £au§ in %vo\)t$ unb ba3 9Kutterf)au3 ©anft<br />

SagaruS, gegen ba£ er eine unau^Iöfflife Sanfbarfeit ^ge,<br />

ju unterfingen.<br />

3)aS $ilb be3 Komntanbeur3, ba3 mir bringen, ift naf<br />

einem ©emälbe im . ©eminar üon £rotye


— 488<br />

2)er ^eilige fd)rieb barfiber an einen SUüfftonär am<br />

15. November 1640:<br />

„3$ fyabtS^nen, wie mir fheint, ben %oi> beS Kom=<br />

manbeurS von ©iHerty gemelbet ©ein $ob entft>ra


— 489<br />

SpariS, 26. Sunt 1905, ©rhörung. — 9Jiaifon ©eure,<br />

27. 3uni, Prüfung beftanben. — ©bätenai?, 2. guli, ©r*<br />

hörung. — ©aint Baten, 3. guti, ©rhörung. — ©aint<br />

©eöer, 3. guli, ©rhörung unb Bitte. — ßroiffty, 6. Sult,<br />

beftanbene Prüfungen. — ©ourbon, 8. guli, ©rhörung. —<br />

3to


3 rt fy et 11 s v e r 3 e i cfj rt 15<br />

bes Berntes 70 Qafyr $05).<br />


491 —<br />

(Seite<br />

CDfterreid} * Ungarn*<br />

Söubapeft, Arbeiten in ber ©tabt imb auf bem Sanbe, 3Hebit§ 292<br />

SBHen, Jßäljring, ber 9Jlaimonat in ber ®irtf)e ber Miffionäre,<br />

©aitringer . . . . . . . . . 293<br />

Spanien.<br />

Orenfe, Jßerfonal unb ©taub ber äßerfe, SBeabe. . . 56<br />

Barcelona, ^rojeffton gu ©Ijren ber Unbefleckten ©ntpfängniö,<br />

©djroefter £§oma3 . 295<br />

SBellpuig, ®efc§itf)te ber ©rünbung be§ 2Jttffion§!)aufe§, §err<br />

$ebro-8 300-<br />

3talien.<br />

©eminare in Unterhatten: (Serreto=©anttita, Sarino, Molfetta,<br />

•ttarbo, Sfoto, -ftuoro, ©effa Slurunca 57<br />

S)a§ päpftttcfie maronitifdje Kolleg in Sftom, 21 Hu an . . 195<br />

Surin, bie S3ifc^ofän)et§e be§ 2ttfcf)of3 ©mit ^arobi . . 305<br />

Secce, bie Sßerfammhmg ber Söiftfjöfe int §aufe ber Miffionäre . 305<br />

$ermo, ttngtüd;im öaufe „9iico»ero" ber ©djtt>eftern . . 402<br />

ie Mifftonen in ©cf)ottlanb, 3, (Sarpenter 44<br />

@in irränbifd&er Sajarift, Märtyrer im 17. 3a!jrf)unbert: Söruber<br />

£fjabbäu3 See, Söogle 17fr<br />

polen.<br />

$ra!au,'neue Briefe be3 fyeil.Bingens 205<br />

— Söericfjt über baö §au3 in ©trabon . . . . . 306<br />

SBarfdjau, bie Söarntfjerjigen ©djroeftern unb bie pflege ber $er*<br />

nwnbeten: su Seiten be§ fyett. $injen$ 60; (Erinnerungen<br />

aug bem Sluffianbe be§ SafjreS 1863 62; au§ bem türttfefc<br />

ruffifc^en Kriege (1877—1878) 63; au3 bem ruffifd&^apani'<br />

fdjjen Kriege (1904—1905), baS ©t. SSinsenj^ajarett in<br />

Harbin . . . . . . . . 70, 206, 405<br />


- 492 —<br />

& ( t e tu<br />

Seite<br />

^Iftatifdye Orfei.<br />

€hte Miffton im Sorfe 3ftutein (Sibanon), ©d&n). ®anem . 329<br />

%a nur itt (Sibanon), Slnftalt ber Sarm^erjigert ©dhweftern, öerr<br />

% goüttÄS 330<br />

£ripoU3 itt ©grien, Sltfaouq 95, 429<br />

Setljlefyem, 2trmenapotfje!e in bett Dörfern, ©tf)tt>. SOtagaub . 432<br />

perften.<br />

tlrmiah, bie -äftiffionen, Prüfungen, bie (Spolera, §8ifd)of£e3n6 228<br />

Moävoxoaf), 2lnftalten ber Miffionäre unb ber ©chweftern, pon<br />

§errn Sarboiä .' 327<br />

2)fdjulfa ggpafjait, ©dhulen, Erinnerungen an £rn. üRontetf,<br />

£errn ©alaup 229<br />

on 23ifcf)of ®eurt0 218<br />

2ftorb*Kiangfi<br />

Dtant*fdjang, allgemeine Sftad&ridjten, von Sifd&of getraut . 221<br />

-•$iu*fiang, mitten unter ben Reiben, oon gfatiguet . . 222


— 493<br />

©fKK iongji<br />

® cite<br />

3ao*tftf>eu, bie SluSfäfcigenanftalt, oon $auoercf)ain , 219<br />

$inste*tfdjeng, bie ©tabt unb bie Söerfe bafelbft, oon ©lere*<br />

Sftegnaub 424<br />

Süb'KiancjfL<br />

OTgemeine 9totf)rid)ten über baS SSifartat, t)on Söoöcat. . 91<br />

ßHan ober ßi=ngan, je^tge Sage, oor SBifcfyof ©oqfet. . 94<br />

•JHugstu, ©rünbung eines §aufes in biefer ©tabt, oon SSifdjof<br />

Goqfet . 426<br />

iH^ngan, ©rinnerungen an §errn $uo, c^inefifd^cn Sa^ariften,<br />

oon Sß6reS . • . ' .218<br />

Cfcf^fiartg.<br />

$ang*tfd)u, ©tanb ber ©Ijriftengemeinbe, oon Souat. . 224<br />

£ing*f)ai (£fd)ufan*3nfein), ber fünfzigjährige Söeftanb beS<br />

©eminarS, oon Harber et 322<br />

9Ung*po, bie öanbroerföfdjulen, oon 23ifdjof Dtegnaub . . 325<br />

Uftift a.<br />

Algier.<br />

33rtef beä @r§bifd)of3 oon Algier att feine ©eiftlid)feit bei ®e=<br />

legenfjeit ber 2l6reife ber Sajariften oon feinem ©emhtar<br />

(«ugttft 1904) 96<br />

2tbeffinien.<br />

®uala*2llitiena, SBefdjluf; 9ftenelifS, Sftulje im ©türme, oon<br />

©rufon 103<br />

ZHabagasfar.<br />

gort ©aupJjin, Slufftanb unter ben ©ingebornen, oon (5 o 11 a 234<br />

$arafangana, bie 2lnftalten ber 2flifftonäre, oon Saäne . 334<br />

— gn ber 2lu3fäfcigenanftatt, 450 ßranfe, bie ©d)ulen, oon<br />

SaSne 232, 435<br />

Jl m e x i ft a.<br />

Pereinigte Staaten.<br />

Sa ©alle, bie ßircfye beS f)eil. Sßatritiug, bie Pfarre unb bie<br />

Miffionen, oon £oma3©f)an) 243


- 494 —<br />

(Seite<br />

Baltimore, Pfarre ber Unbefledten (gmpfängnte, bte SubiläumS*<br />

feterlidjfeiten, bie 2lnftalten, von SCgontaö D'&onagfjue 246<br />

Sßl)UabeI:pljia, ©ermantoron, Seridfjt über bie 2(nftaft: ©erni*<br />

nar t)om Ijeil. Sinjenj unb bie Pfarre .t>on ber ttnbefledften<br />

©mpfängniä, von 3. Hftoore 337<br />

(Sap ©irarbeau, ©t. Sßinjena^oßeg, von Sftugent . ' 342, 440<br />

^err91)iIIe, Serift über bie Stnftalt ©t 3Jtoria in SöarrenS, berf. 343<br />

9ßeu=Drt6an§, 9fliffionen in ben beiben 3Jliffion§firc^en biefer<br />

©tabt, von 21. lautier . . . . . . . 341<br />

ZTc^ifo.<br />

Sßuebla, Seridjt über bie TOffiotten, von ©gprian Sftoiaä . 348<br />

Safoabor.<br />

©an ©alüabor, ©an 3acinto, S8ertd&t über bie Sftiffionen,<br />

von §6tuin 104<br />

Sraftlten.<br />

S3erict)t über bie Sßiffionen, von 3of)ann Dmintao . .106<br />

(Sorgtiba unb bie spromnj Sßarana: £*joma3 (Soettjo, bie poU<br />

ttifd&e Ironie, von SDtjria 359<br />

2lbrandjeS, polnifdfje Kolonie, §au§ ber Sarm^erjigen ©dljroes<br />

ftern, von ©fwefter Olggt^nöfa . . . . . 362<br />

SBaJjia, öerid^t über bie 2JHffionen, von SBinjetm Saeffen . 112<br />

— ©edj§ 9ftonate auf 3ftiffionen, t)on SDiontjfiuö 2)Ulie§. 465<br />

Victoria (©fpirito ©anto), 3Jliffionen in ber ©iöjefe, oon Söifdjof<br />

9ftonteiro 452<br />

üölaranon, S3efcfjreibuttg beö Sanbe§, ba3 ©eminar . . . 454<br />

Columbia.<br />

Sftataga, SöattfaEjrtöort unb Pfarre, SDiiffion in Xierrabentro,<br />

von £)urou 447<br />

23olima.<br />

^ßuno, $8ef$reibung be§ SanbeS tmb ber Slnftatten ber ©d^toes<br />

ftern, von @m. -fteüeu 248<br />

Sa Sßaj, ©t. Sofef^ofpij, bie 2lnftatten, berfelbe . . . 250<br />

2(rgcntimen.<br />

Söuenoö 2tire3, 3JUffion . . 116


— 495<br />

Sie Slnftalten, apoftolifcf)e ©d)ule, afliffionen, von Setriffe . 472<br />

§) e a n i e tt.<br />

pfytltppmifcfye 3nfeln.<br />

Sie Slnftalten ber aJUffionäre unb ber SBarmfjerjigen ©cfjroeftern<br />

auf ben Philippinen, Sage im 3a§re 1904, Söruno ©aij . 365<br />

9htet>a (Eacereä, ßolleg ber Sagariften, ©ano 4?5<br />

$lu3fünfte unb Stntroorten: 31. pritmtoratorium in ben<br />

Käufern ber Söarmljerjtgen ©djroeftern für bte fran!eit ©djroes<br />

ftern, 128. — 32. SSoßfommener Slblafj an bem Sage, roo<br />

man ba§ geft ber nmnberbaren Sflebaille feiert, 128. —<br />

33. Übertragung ber gefte ber nmnberbaren 3JtebaiHe unb<br />

ber 3teliquienübertragung beg 1)1. SSinjenj, roenn ber eigene<br />

' lidje Sag »cr^inbert ift, 128. — 34. Ser privilegierte Slltar<br />

bei ben Söarmherjigen ©djroeftern, 370. — 35. Sa§ SBerf ber<br />

allerfjeiligften Sreifaltig!eit jyur Befreiung ber armen ©eelen;<br />

*8ericf)t, 371. • — 36. Ser ^ortimtfulaablafj für bie SBarmfjergigen<br />

©d^roeftern, 476. — 37. Privilegien, 478. — 38. Sa§<br />

• Offizium ber nmnberbaren 2JiebaiKe . . . . . 478<br />

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