Jonpeption der MiSfion - Lazaristen
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2lnncilen<br />
<strong>der</strong><br />
<strong>Jonpeption</strong> <strong>der</strong> <strong>MiSfion</strong><br />
06er<br />
btx ^tieftet Htftv ^ottgrcgnüott<br />
urtb<br />
ber Barmherzigen ScfytDejtern,<br />
Örfdjeitmt a(Tc öret Sülonafe.<br />
70• SJmtfc in fmnsöfifcfyer Sprache*<br />
12» 33artö in beutfcfyer Sprache.<br />
1905»<br />
(Öfterretc^<br />
©ras, ZITariengaffe<br />
Hn6ere Ausgaben 6er tfnttoleit:<br />
®itgfif(T)e Ittög^e. -fe 3Wtttfdje jUttsgaß*.<br />
GmmittSburö (Sttavtytatiö, 33er* i ftrafau Älepara (©atlsien, Öfter<br />
einigte ©taaten). ©t. Sofef. j rei#). @t. SBitiaett^.<br />
3fafienirc^ iftusgoßc. jj 3Ftattäö|tfdje Sitsgafie.<br />
Sur in, Via Nizza 18. ty<br />
s £ctri6, Bne de Sfcvres 9">.<br />
Stycmtfdjc 5flusgaße.<br />
a 5 r i & / Barrio de Chamber!.
Das mutttrllous ber Kongregation ber mif~on (tajQriften) in paris,<br />
ltue be Seurts, 95.
Xsas Zalix 1904<br />
SSMir geben juerfl jenen Seil au£ bem am 1. Sännet 1905<br />
^ ^ erlaffenen 3iunbfdjreiben be3 ©eneralfuperiorä trieber,<br />
treibet' bie toicfytigften ©reigniffe be3 abgelaufenen SatyreS öor=<br />
fül;rt, t>on benen in ben 2tnnaten feine ©elegenljeit mv,<br />
ju reben:<br />
3Jlü bern gafylretdjen ^erfonale, ba£ un$ burd) bie<br />
©djliefmng fo vieler Käufer jur SSerfügititg geftefft tottrbe,<br />
fonnten ttrir in Belgien mehrere Käufer eröffnen unb eine<br />
neue 5ßrot)inj grünben, ju melier audj bie Slnftalten in feoU<br />
lanb gehören. Sie erflen 3tr6eiten ber 2Jiifftqnäre in biefem<br />
Sanbe toaren aufcerorbentUdj gefegnef. Sie 3ufunft f^eint<br />
biefen Arbeitern eine reid)licfye @rnte ju t>erfpred)en, trenn fie<br />
ftd) in bem ©elfte unb in ber SKet^obe be$ ^eiligen SSinjenj<br />
ju erhalten bemühen. SDtit ben apoftolifcfjen ©cfyulen t>pn<br />
Sngelmiinfter unb Sßern^out unb bem ©entindr in Tarnungen<br />
in &ollanb geigt biefe neue ^rotiinj in i^ren Slnfängen ein<br />
reges. Seben, tooffirid) ©ott banfen mufc.<br />
SDte 5ßrot)ing Sie be $rance ^at fid) um bie Käufer $on<br />
S^Ietüort^ in ©nglanb, ^elfingor in Sememari 5 , baß ©eminar<br />
ber 3Jiaroniten in 3iom unb bie Seminare in fiarinounb<br />
©effa in Unteritalien ttergröfcert.<br />
©ie ^aben erfahren, bafr ber ^eilige SSater un£ aufgeforbert<br />
^at, nad) 9Jlög.lidjfeii bie Seitung ber ©eminare in<br />
Statten ju übernehmen, unb bafc auf feine Ijofye @mpfel)lung<br />
l)in mehrere 33ifd)öfe uns jur Übernahme i^rer ©eminare ein=
— 4 —<br />
gelaben haben. 2)a itnfere ©eminarbireftoren t>on granfreid)<br />
fdjon in8 2Iu3lcmb abgereift toaren, toar es ntcfyt mögltd), ben<br />
SBünfdjen aller SHjtyftfe ju entfpredjen. 3ebooli<br />
unb ©bieti, bie lombarbifdje Sßrot)inj ba3 ©eminar fcon<br />
•Jhtoro (auf ©arbinien) übernommen.<br />
©£ ift für un8 ein großer Sroft, baß man bie ©öl;ne<br />
be3 ^eiligen SBinjenj für ein fo tt>id)tige3Söerf verlangt, ba3<br />
allen toahren SDUffionären fo teuer fein muß unb ba3 un3 ju<br />
unferem großen ©djmerse in $ranfretd? entzogen nmrbe.<br />
SDa3 Vertrauen, ba3 uns bieSbejüglidj ber ^eilige SSater<br />
unb bie Sifdjöfe entgegenbringen,matyt e£ un§ jur Pflicht, uns<br />
beweiben in jeber Ziehung toiirbigju ertoeifen, fotoohl burd)<br />
rüdE^attölofe Untemürfigfeit unter aße ßebrentfReibungen ber<br />
SUrdje als auch burd) $leiß in ber ©rtoerbung jener SBiffenfdjaften<br />
unb Sugenben, toel^e ju biefem Slmte notoenbig finb,<br />
unb burdj große SDienftfertigfeit gegen bte Sifdjöfe, bie Seift*<br />
liefert unb bie Sögliuge ber ©eminare.<br />
Um ftd) biefer 2lrbeit mit 5Ru^en gu toibmen,^at bie<br />
©enoffenfd;aft ben unfehlbaren Vorteil, ein SHreftorium 31t<br />
beftfcen, beffen toeife SBorfdjriften burdj eine langjährige ©r*<br />
fahrung unb burch bie ©utbeißung mehrerer ©enerafoerfamm^<br />
hingen beftätigt finb. — ©8 toärefehr ju bebauern, toenn<br />
jemanb biefe SRatfd^täge unb SSorfdjriften toema^IäffigenSollte,<br />
ba fie in ihrem Inbegriff ein fofciel als möglid) fcottftänbigeS<br />
©efefcbuch jur guten £eranbilbung ber Sßriefter bilben unb<br />
fcon unferen ©enerafoerfammlungen nid&t nur für unfere<br />
©eminare in granfreich, fonbern aud? in ben anberen Sanbern<br />
als gültig anerfannt toorbenfinb. ©8 fann toohlfein,<br />
baß in ben aerfchiebenen Sänbern bezüglich ber $eit unb<br />
einiger anberer fünfte audj in ber SDi^jiipIin Säuberungen
— 5 —<br />
. nottoenbig fmb, aber im allgemeinen fam unfere ©tetljobe<br />
überall 2lntoenbung finben. nenne „unfere 9Wetl)obe"<br />
jenes Verfahren, ba£ barin heftest, ba& alle in ben Sßriefter*<br />
feminarien arbeitenben 3JUffionäre einen 2lnteÜ ^aben an ber<br />
geiftigen Seitung ber ©eminariften unb an ber 2tufredjt=<br />
Haltung ber allgemeinen Siblin, an ber £eranbilbung ber<br />
©eiftlidjen burd) bie Konferenzen unb ©ferjitien, bei ber 3u*<br />
taffung ber Slfpiranten unb bei ber ©ntfdjeibung über bie<br />
ßulajfung gu ben ^eiligen 2Beil)en in bem 3iate, ben ber ©u=<br />
perior be3 ©eminarS ^u biefem aufammenberuft.<br />
SDtefe TOet^obe,bie in granfreidj fo glänjenbe ©rfolge<br />
gezeitigt ^at, toirb, toiemir fdjeint, aucl) üon ben 33ifd?öfen<br />
leidet angenommen werben, mm bie ©uperioren i^nen beren<br />
Vorteile au^einanberlegen; unb ba3 bitte idj fie im ^Ktereffe<br />
be£ ifynen anvertrauten 2Berfe$ ju tun.<br />
35ie beutfdjeSßrotmtj §at jum zweitenmal ber SDiözefe<br />
©an 3Jofe in ©ofta dtka einen 33ifd)of gegeben in ber<br />
fon be3 £errn Kafpar ©torf, früher ©uperior be£ SiiSjefam<br />
feminarS, ber nun t>om ^eiligen Sßater auf ben SifdjofSfifc<br />
feine3 erlauchten 33orgängerg, 33ifd)of3 ^Wb berufen tourbe.<br />
2lu3 ÖfterreiäjsUngarn tyabeidj nid^t^ 33efonbere3 ju<br />
melben, aufcer bafc ©ott bie 9Jftffionen, befonberS in Ungarn,<br />
fidjtlidj fegnet. 2lber auä) bort I)eult ber ©türm unb bie<br />
geiftlidjert ©enoffenfcijaften finb nidjt ganz ftdjer.<br />
Sie Sßrofcinz ^olert madjt beftänbige gortfdjrüte. 3flit<br />
©rlaubniS ber Kongregation ber Sßropaganba unb mit unferer<br />
©utljeifcung l)at fie ein neues £au£ in ben bereinigten ©taa*<br />
ten (in SKorbamerifa) eröffnet.<br />
Unfere 3Jtiffionäre in ©Spanien Ratten in biefern ^a^re<br />
bie greube, mit großer geierlidjfeit bie bem ^eiligen SBinzenj<br />
geteerte Kirdje be3 3entrafl&aufeS einzuleiten. ©te ift unfere^<br />
feiigen 23aterS in jeher Sejie^ung toürbigunb toirbein Senfe<br />
mal be£ ©laubenS, ber grömmigfeit unb ber Dpfertoitfigfeit<br />
feiner ©öljne fein.
6 —<br />
Siefe $ßrotring äei($net fid? immer aus burdj eine grofce<br />
Siegeltreue unb bur^ bie grojse 3on Sßrote*<br />
ftanten ber öerfdjiebenften ©eften überfchtoemmt fütb. SDaraitf<br />
barf man in ben BorbereitungSftubien nidjt fcergeffen; neue<br />
Übel erforbern neue Heilmittel. Unfere ftubierenbe Sugenb<br />
in SDZabrib toirb bieS fcerftehenitnb ftpr einigen SDtonaten ber ©rgbifdjof fcon<br />
Manila in feinem eigenen tarnen unb im -Kamen ber ge*<br />
famten Btfdjöfe ber ^Philippinen an mid) richtete. @r ineift<br />
barauf hin, mietoiel ©uteS bie SDZiffionäre unb bie Sarmherjigen<br />
©djtoeftern auf biefen Unfein getiurft fydbm,tok ber<br />
©eift beS fettigen 33injenj, toott bem beibe befeelt ftnb,ge=<br />
rabe jener ©eift ift, toel^er ber (Srjiehung ber Jtinber beiber=<br />
lei ©efd)ledjts unb ber ©eelforge unter bem SBolfe üollfommen<br />
angepaßt ift, unb fie bitten uns, mit geeigneten Mitteln<br />
juforgen, bafi unfere beiben Familien immer neuen 9taä)*<br />
toudjs erhalten unb ihren Siöjefen bie grß^tmögtid^fte atnjahl<br />
t)on etiangelifchen Arbeitern gu fenben. SWögen alle unfere<br />
übrigen Sßrotrinjen ein äl)nIi$eS ßob fcerbienen!3Me junge<br />
fatalonif^e sprotring tarn biefeS Sob mit 3fiedjt fitr fich in<br />
ainfpritd) nehmen; ich toünfdje,ba§Tie fid) enttmcfle unb<br />
gebeihe.<br />
^n Portugal hält bie 9lul;e an; bie fromme Königin<br />
ift allen uriferen 2tnftalten überaus getoogen unb fie tut für<br />
biefelben, toaS nur in ihrerSERad^t fteht.<br />
tottt nid)t auf $rlanb üergeffen, beffen tarnen in<br />
meinem £erjentx>ie im bergen beS Zeitigen SSinjenj bte innige
— 7 —<br />
fiten ©efiihle toadjntft.Site treue Beobachter itnferer Siegeln<br />
unb 2)ireftorieh finben bie bortigen SWfftonftre bafür fdjon<br />
hienieben eine Belohnung in ber Beobachtung t>on feiten ber<br />
^riefter unb in ben reitölidjen Segnungen, bie ©ott über<br />
ihre Arbeiten, befonberS über tl;re 9Jliffionen ausgießt<br />
Unfere 5Jiitbrüber in ßonfiantinopei höben mit uns ben<br />
großen ©
— 8<br />
unb Äat^oltfen beS SanbeS tri große Srauer t>erfefet; biefer<br />
3uftanb bäuerte mehrere SDtonate, bis ber ßaifer auf eine<br />
mäßige gürforad&e ^tn telegrap])ifd) feinen 83efe$I jurüdnaljm<br />
unb fogar baS 33erbot beifügte, bie SOJiffionäre ju be*<br />
unruhigen. SDaS fcfjeint ein SBunber beS göttlidjen ©ä)ufceS<br />
ju fein. 35ie ©nabe märe aber erft vofffommen, menn unfere<br />
s Mtbrüber jt
illic Christianam summa diligentia, vobisque dirigentibus,<br />
curaturi. Itaque hunc flnem Semper ob oculos habetote,<br />
ut ad sacros ordines quam plurimos adducatis, instituatis<br />
et suo tempore promoveatis."*)<br />
Unfere SDHfjtonen in ©I)ina jaulen wofjl f$on eine be*<br />
trädfjtli
— 10 —<br />
Unfer 3luge ruht mit Befonbereni Söohlgefaßen auf ber<br />
^Sroöinj SDltt-telamerila, bie bem guten £errn $oing, beffen<br />
Berluft wir in biefent $ahre ju beflageit haben, fo fehr am<br />
^erjen lag. ©eine langen ph9fif$en unb moralifcben Seiben<br />
waren, lote i
— 11 —<br />
bie unferer ©enoffenfchaft in biefer großen Siepublif übertragen<br />
ftnb, mit bem nötigen Sßerfonal ju fcerforgen.<br />
* SBie ©ie fehen, meine Herren unb meine teuren Brüber, baS<br />
gelb, baS unS ©Ott jur Bearbeitung übergeben hat, ift uner=<br />
meftlich. Äönnten nur boch einer fo inic^tigen unb ehrenvollen<br />
Aufgabe toürbtgentfpredjen, inbem nur ein jeher bie Mahnung<br />
beS ^eiligen ^aulus an feinen-Sattler Timotheus beoba^ten:<br />
Solicite cura teipsum probabilem exhibere Deo, operarium<br />
inconfusibilem, recte tractantem verbum veritatis.<br />
golgenbe SKifftonäre ftnb im 3al;re 1904 in bie oben*<br />
eriDähnten ßänber abgereift:<br />
Prolins Konftantlnopel.<br />
£}err Danbettbergfye Karl.<br />
„ Xfiieviüe Bapt.<br />
„ 2Tüacfyu Sapt.<br />
„ parrang 3o^ann.<br />
3r. 5d?iffeler Znattfyas.<br />
•Ejerr Cfyaumont Cubroig.<br />
23r. Cajaume 2Tcid}ael 2Imabtlis.<br />
„ Houille £tibtr>ig.<br />
dl)tttö.<br />
2}err Dumgneau 2lymarb.<br />
„ Heynen ^atob.<br />
„ CebouiUe
— 12 —<br />
£j-err ©allon Cubtmg. I^err Cccoq 2Iuguft.<br />
„ ielfyoen Cubtoig.<br />
(Sarbes 5erbinanb.<br />
n<br />
BtafiUeit.<br />
»tgentinten.<br />
£}err öobenftaff JPjemricfy J^err (Efyambort 2trt^ur.<br />
„ Kcr3ogictt paul.<br />
„ CarroH Karl.<br />
ff ^VCl^Vl^lKll J^ViWt.<br />
„ ZITarquaille Dtftor.<br />
„ 23otta<br />
11 „ Da Sifoa 23apt.<br />
„ 9Zacl) Crombert biefer 5ran3- iälbmeicfjung fomme iü) auf unfer SJiutterhauS<br />
jitrücC, um ba nityt ohne Unruhe, aber boch mit Vertrauen<br />
beS SofeS gu Marren,, bas'utts ©ott vorbehält.<br />
Unter ben $erluften, bieeS in biefem Sahre erlitten §at,<br />
muß idj ben Xqb beS £errn ©teHa unb beS £errn going<br />
verjeicfjnen. 2>er erftere vertrat burd) lange Sahre unb unter<br />
mehreren ©eneralfuperioren im State bie italienifdje Sßrovinz;<br />
burch feine ©öte .unb liebenSmürbige ©infalt hatte er ftdj bie<br />
allgemeine Sichtung unb 3uneigung gewonnen. ®er jtoeite,<br />
von großen geiftigeu Srübfalen ^eimgefitd^t, fonnte nicht lange<br />
fein 3lmt als 3lffiftent@tellvertreter beibehalten unb bat um<br />
feine Enthebung. SBie £err ©teHa fo hat uns aud) £err<br />
going burdj feine Sttgenbbeifpiele erbaut; unb beibe ftarben<br />
eines SobeS, foftbar in ben 3lugen beS &errn.<br />
2)ie 3ahl ber 5ßriefter $at int SDtutterhaufe bebeutenb ju^<br />
genommen, mie ©ie aus bem Kataloge erfetyen merben, aber<br />
bie 3^61 ber Älerifer ift fehr juriiefgegangen. ©lütflidjermeife<br />
erfe^en bie Käufer von $a£ unb Sßanningen einigermaßen<br />
unfer Unvermögen. 3We ^lerifer ber bret Käufer jufammen<br />
erreidjen bie 3
— 13 —<br />
%>ev fiittfjigftc Jahrestag<br />
ber ®lanben*entfd)etbun
— 14 —<br />
fehr funftoolleS äBerf aus ber £anb beS £errrt Raphael<br />
3Jiellerio.<br />
3. giert ^ergamentbilber im ©tile beS Mittelalters, bie<br />
in gotifdjer ©on<br />
3iatiSbonne erbaut; baS 33ilb ber ehrwürbigen Suife 3Jtarittac<br />
unb bie S^a^bilbung einer ihrer Abhanblungen, worin fie<br />
in fronen SBorten über bie Unbefledte ©mpfängniS fpridjt;<br />
baS Silb ber ©chwefter Katharina Saboure; enblid) mehrere<br />
©ruppen t>on 3J}arien!inbern bei verliehenen ©elegenheiten:<br />
bei ber Aufnahme, bei ber Arbeit, in ber ©rholung.<br />
$er ©inbanb beS AlbumS, in gemaltem Seber, ift baS<br />
äBerf ber SDlarienfinber in ber Pfarre ©t. Sßhiftpp bu Sioule<br />
in s $ariS. ®ie SSorber* unb S^Üdfeite bilben jufammen eine<br />
fymbolifdje aSer^ierung. Auf ber SBorberfeite ein gelb t>on<br />
Silten; oben baS 33tlb ber unbefledften Jungfrau t>on ber<br />
wunberbaren 3JiebaiIle unb ringsum bie Sßorte: Tota pulchra<br />
es Maria, et macula originalis non est in te. Trahe nos<br />
post te, curretnus in odorem unguentorum tuorum. Auf<br />
ber Sittcffeite Wieber ein gelb fconSilien unb baS 33ilb ber
— 15 —<br />
Siüdfeite [ber^OJebaille mit ber Umfdjrift: D 9J?aria, o^ne<br />
©ünbe empfangen. 8. SDejember 1854—1904.<br />
6, Sßaramente, gemalt imb gefticft von ben 3Karten!inbern<br />
ber Pfarre ©t. bu Stoule in Sßaris.<br />
2luf£ber Kafel ift bie feligfte Jungfrau ber Unbefletften<br />
Empfängnis von Silieit umgeben bargefteflt; bie ganje<br />
nung gel;t Von ber Silie auS; Blätter unb ©tengel, 33lüten<br />
unb Knofpen ftnb naü) ber 5Ratur gejeifynet unb jur 2IuS~<br />
fcfymücfung vertoenbet.<br />
7. ©in fleiner gliigelaltar aus altem ©ictjenholj, mit<br />
©olb verliert, von einer SBronjeftatue ber Unbefledten Empfang*<br />
niS überragt. 3luf ben glügeln ift ein Serams berSBer*<br />
eine ber 3Jtarienfinber angebracht. 3n Aquarellmalerei ift<br />
barattf ju fehen eine SBeltfarte, eine Karte von gtanfreid?<br />
unb ein Sßlan von SßariS. Sic verriebenen Bistümer unb<br />
^Pfarreien, in melden ber SBerein ber SWaricnlinber befielt,<br />
ftnb mit ben betreffenben ftaiiftifdjen Angaben angeführt.<br />
SDie beiben Seitenflügel geigen auf ber 3lußenfeite bie bet=<br />
ben 3lnfi(^ten ber mtnberbaren SDJebaitle in vergolbeter SBronje,<br />
mährenb auf ber Snnenfeite in Aquarellfarben baS Siegel ber<br />
Kongregation ber ^iffionSpriefter unb ber S3arml;erjigen ©djtoes<br />
ftern gu fe^en ift nebft verriebenen' Qnfc&rtften, bie auf ben<br />
herein ber 3Jlarienfinber Sejug haben.<br />
2)er glügelaltar ruht auf einem Sibliotheffd&ranfe, toeldjer<br />
bie SBü(^er über bie tounberbare 9JlebatUe unb eine Sammlung<br />
ber Slnnalen ber SWarienUnber fdjön gebttnben enthält.<br />
II. Der martanif(f)e Kongreg.<br />
Außer ber KunftauSftellung bilbeten auä) bie Sieben unb<br />
Konferenzen gu Gieren ber Unbefledten Empfängnis einen toid)-<br />
tigen Seil beS marianifdjen KongreffeS. SBir laffen hierüber<br />
einige Einzelheiten folgen.<br />
®er Kongreß toitrbe am 29. November um neun Uhr in<br />
ber Kirche ber jtoölf Apoftel eröffnet.
— 16 —<br />
SDiefe Baftltfa ergebt ftc^, totebefannt, int TOttefcpunft<br />
Don -Jtom, nahe bei ber Sßtajja bi SBenejia. SaS gro^e ©djiff<br />
eignet fid^ fcortrefflid)jur Abhaltung eines ^ongreffeS. Sie<br />
j?anjlei beS $präftbenten unb bie Tribüne maren unter ber<br />
mittleren ©äulenhalle beS Itnfen ©eitenf^iffeS eingerichtet.<br />
3)iefer 9iaum mar in brei ftufeitmeife anfteigenbe Abteilungen<br />
unterziehen. S)er oberfte SRaum mar fcon ben toier9Jütglie=<br />
bern ber ßarbinalfommiffton befefet, nämlid) t>on ben $arbi*<br />
nälen SBamtuteHi, 3?am})olla, gerrata unb 33toeS ty £uto.<br />
SBeiter unten mar bie Sßräfibententribüne, in beren SKitte<br />
ftd) ber ©rjbtfon pfa unb SUtonfignore 3tabini<br />
^ebeScfji befanben.<br />
An biefer ©röffnungSfi^ung nahmen etma 1500<br />
fönen teil.<br />
3n ber erften Sfteihe fah man adjt ^arbtnäle unb jahl*<br />
retdje 33if$öfe, barunter bie 33tfd^öfe Soudjet fconOrleans,<br />
©tapfer t>on SottrbeS it. f. m.<br />
£>er Kongreß mürbe eröffnet burdj bie Aufführung eines<br />
fymphonifdjen ©horeS: Tota pulchra es, unter Settung beS<br />
äflonftgnore 3Jtüller.<br />
©obann hielt Äarbtnal SSinjenj SBannutetti bie ©inleitungSs<br />
rebe in lateintfcher ©pradje. ©r erinnerte baran, mit meldjer<br />
grettbe im 3
— 17 —<br />
burch bie brei pflichten gegen ©ott, nämlich Anbetung, bitte<br />
nnb Sanffagung erfüllt werben, unb weil baburd) baS äußere<br />
2lpoftolat frudhtbringenb gemalt wirb."<br />
igerr -Dtott überreizte einen beriet über bie 2lnba$t gitr<br />
Un&efledEtert ©mpfängniS, wofür ihn bie Kommiffion lehaftbeglüdtoünfdjte.<br />
3ltn 4. Sezember fanb bie Schlufjftfeung beS KongreffeS<br />
ftatt, ju welcher befonberS ga^Irei^e Teilnehmer erfd)ienen. @S<br />
waren babei anwefenb neun Karbinäle unb Diele bifd)öfe.<br />
äfat felben Tage um brei Uhr gab ber ^eilige bater ben<br />
Siitgliebern beS KongreffeS Slubienj.<br />
fegnete bie Krone,<br />
bie mit zwölf aus brillanten verfertigten Sternen gefäjmütft<br />
ift unb mit Welver baS bilb im ©h 0 ? *>eS Kapitels in ber<br />
Sanft SßeterSfirdje geziert werben foHte. Sann fGilberte Karbinal<br />
binjenj bannutelli in fdhwungvoller Siebe bem Sßapfte<br />
bie Arbeiten beS KongreffeS unb bemerfte, ba{$ bie Siebe ber<br />
Kongre&mitglieber zu 9Jtaria ebenfo wie bie finblidje Slnhäng*<br />
lichfeit an ben Sßapft, in welkem ber berfünber beS Sogmas<br />
ber Unbeflecften ©mpfängniS wieber aufgelebt fei, um vieles .<br />
Zugenommen habe.<br />
Ser ^eilige bater zeigte in einer berebten Slnfpradje,<br />
welken hervorragenben Sßlafe 5Jtaria in bem fatholifd)en ©lau*<br />
ben einnehme unb Welch innige greube unb welch innigen<br />
Troft feinem Gerzen inmitten fovieler Trtibfale ber marianifche<br />
Kongreß unb bie geftlicpiten beS fünfzigjährigen Jubiläums<br />
gebracht hätten.<br />
III. Der feierliche 3aJ)re$tag.<br />
2lm 8. Sezember, bem Jahrestage ber feierlichen ©laubenS*<br />
entfdjeibung ber ttnbefle
— 18 —<br />
@S waren anwefenb vierunbbreißig Äarbinäle, jweihün*<br />
bert Sifdjßfe unb öiele anbere ^od^gefteltte Sßerfonen.<br />
Vor ber SDlefe enthüllte unb injenfierte ber Sßapft bie<br />
von ben ©laubigen ber ganjen Sßelt geopferte $rone aus<br />
©belfteinen. 5Die ApftS war eleitrif
— 19 —<br />
fcheint. ©in beifpiel ^iefftr ift uns vor allem SourbeS mit<br />
feinen greubengefängen unb feinen begeisterten Zurufen ber<br />
33olfSmenge ju ©bren ber unbeflecften ©otteSmutter. ©S war<br />
audj eine beilige grettbe für bie Kinber ber fatholifdjen Kirdje,<br />
als im Ja^re 1830 in SßariS ftdj bie feligfte Jungfrau burä)<br />
bie wunberbare 3WebaiHe offenbarte unb aus ihren ftrahlenben<br />
igänben bie ©tröme ber ©nabe über baS gläubige SSolf aus*<br />
goß unb ftd) nun aller bergen mit bem vertrauensvollen ®e*<br />
bete an SOiaria wanbten: „D SDtaria, ohne ©ünbe empfangen,<br />
bitt für uns, bie mir ju bir unfere Sufludjt nehmen." —<br />
SRadhftehenb folgen einige ©rwägungen: 1. über bie Beitgemäfc<br />
heit ber wunberbaren 3JJebatlIe; 2, über ihre ©efchichte unb<br />
3. über ihre fegenSreidjen SBirfungen, worauf wir jum ©djluffe<br />
einem befonberen SBunf^e 2luSbru
— 20 —<br />
unb liebt fie unb ftimmt mit heiliger Segeifterimg unb Sauf*<br />
barfeit in baS 2Bort beS SßapfteS ein. Unb meil baS, maS toir<br />
beten, nidjt im ©egenfafe fielen tarn mit bem, maS mir glau*<br />
ben, lex orandi, lex credendi, fo begrüßte baS djriftlidje<br />
SBolf, meldjeS f$on fo oft baS ©ebet: D aotaria, ohne ©ünbe<br />
empfangen . . . gebetet hatte, mie von felbft baS SBefenntitiS<br />
beS ©laubenSfafeeS ber Unbefleefc{)id)U nmn&erß
— 21 —<br />
„Saß naty biefem SDlufter eine äRebattte prägen," fügte bie<br />
feligfte Jungfrau Mnju; „jene, meldfje fie gemeint unb.mit<br />
Abiäffen verfemen tragen unb biefeS ©ebet anbädjtig beten<br />
merben, foffen meinen befonberen genießen." — 3
e<br />
—• 22 —<br />
alles verftanben." Unb er bebecEte feine geliebte Mebaille mit<br />
tränen unb Hüffen unb rief auS: „Se^t glaube Unb<br />
er ließ fid) taufen.<br />
2luf Vefehl beS ÄarbinalvifarS würbe ein fanonifdjer<br />
Sßrojeß eingeleitet, ba baS Volf über biefeS ©reigniS fefyr be*<br />
geiftert war. Unb es würbe authentifdj feftgeftellt, baß bie<br />
wunberbare Mebaille eines ber rührenbften SBunber gewirft<br />
hatte. — ©agen wir nun ein 2öort über bie wunberbaren<br />
SBirfungen unb folgen ber Verbreitung ber Mebaille.<br />
3. ^öfgen fax (Srfcfjewuna htt mtthcxHmt MtHWt.<br />
2llS bie ^eilfamett grüßte ber SOiebaile fönnen wirbe=<br />
trauten juerft bie burch biefelben gewirften SBunber, fobann<br />
bie Sebren, bie uns bie Mebaille gibt.<br />
Vor allem bie SBunber: @S gefchahen bereu fo auffallenbe<br />
unb in folcher. Menge, baß baS banfbare Volf ihr ben frönen<br />
tarnen „bie Wunberbare Mebaille" gab. Vifdjof be Duelen<br />
von SßariS hebt ftaunenb biefe SBwtber in einem £irtenfd)reis<br />
ben vom 15. Sejember 1836 hervor; eS war bei ©elegenheit<br />
ber ©ittweihung ber ^irdje Unferer Sieben grau von Soretto<br />
in SßariS. „2Btr erwähnen mit greuben eine tatfadje unb<br />
wünfdjen, biefelbe möge bis in bie entfernteren ©egenben ber<br />
fatholifd)en SBelt befannt werben; in unferer Siöjefe hat bie<br />
Verehrung ber wunberbaren Mebaille mit ber Seit immer<br />
tiefere SBurjeln gefdjlagen; burdj bie verriebenen UnglücfSfälle<br />
ift fte no
— 23 —<br />
Unb Wenn icheS verfugen wollte, Jhrien bie Sßunber<br />
biefer heiligen 3Webaiffe ju betreiben, fo müßte man einen<br />
ganzen igtymnuS, einen enblofen Sobgefang anftimmen.<br />
Jch hatte vor einigen Jahren eine Überficht über bie<br />
burd) bie 3KebaiHe gewirften SBimber ju verfaffen. 2)er be*<br />
rtdjt beftanb, ich fann fagen, nur aus Baffen* unb Reibungen;<br />
aber biefe trocfene -JtamenSaufäählung würbe für midj, fo ft^ien<br />
eS mir, allmählich ein ßobeShtymnuS auf bie feligfte Jungfrau<br />
von ber wunberbaren SDtebaiHe. (Siehe „Notices sur la fete<br />
de la Medaille miraculeuse", p. 65 ff.: Gräces attribuees<br />
h la Medaille miraculeuse. Paris, Dumoulin, 1894.)<br />
2luS granfreid), unb Von ba wieber befonberS aus $aris<br />
unb Spon liegen sahireiche berichte vor; aber audj von allen<br />
anbern Säubern, aus Sftorb unb ©üb, aus Dft unb SBeft er*<br />
tönen Sanfgebete für erlangte Teilungen unb befehrungeu,<br />
bie fie alle ber wunberbaren SDtebaile verbanfen. ähnliche<br />
berichte liefen ein aus Öfterreidj, belgien, ©panien, Jtalien,<br />
©nglanb, £oHanb unb aus ber ©^weij.<br />
Omnis spiritus laudet Dominum: Jeber ©eift lobe ©Ott!<br />
ruft ber Prophet, unb wir fönnen aud? jefet fagen, baß jebe<br />
Bunge bie wunberbare SttebaiHe lobt. ©S famen mir audj<br />
aus ben fernen ^eibenlänbern foldje berichte - jtt: aus Kon*<br />
ftantinopel, 9)tafao, 9tanfing, Tientfin; von ben Ufern beS<br />
SDtiffouri, aus ben ©benen von Te^aS, aus Sima, $eru unb<br />
ganj ©übamerifa. Jebe B^nge, bie ben £errn lobt, lobt<br />
unb greift in SBahrheit aud) bie Wunberbare 9Jfebaille.<br />
2lußer ben SBunbern, welche bie Sttebaille sunt SBohie<br />
beS SeibeS wirfte, will idj auch noch bie SBunber ber be*<br />
fehrung unb Heiligung anführen, weldje bie $ru
— 24 —<br />
näher ju betrauten, bie fidj unter ber $c$ne unb unter bem<br />
befonberen ©
— 25 —<br />
gur ©ebulb in ben SBibermärtigfeiten unb in bett für ben<br />
heiligen ©lauben ertragenen 9Jtartern ftärfte. D mie fel;r<br />
lieben biefe Apoftel bie munberbare SMebaile! 9Jlit großer<br />
greube habe idfj in ben Annalen ber Verbreitung beS ©lau*<br />
benS folgenbe SBorte etneS 3JUffionärS gelefeu: /;33iS an baS<br />
©nbe ber 3eiten tt>irb üDlaria bie Segleiterin unb ©ehilftn<br />
beS SffttfftonärS fein; unb menn er auf eine $nfel ober auf<br />
ein geftlanb verklagen mirb, beffen ©pradje er nicht ber*<br />
fteht, fo mirb er 9Jiaria allein bamit betrauen, baS SefehrungS*<br />
merf anzufangen. @r befeftigt bie 3JtebaiHe ber unbefletften<br />
©otteSmutter an bie Süfche beS SöegeS unb ber vom 5JJeere<br />
ober aus ber SBüfte fonttnenbe SBinb trägt ihren I)immltf$en<br />
SBohlgeruch in bie meite gerne unb bie ©eelen fühlen fich,<br />
ohne es ju miffen, Von biefen ©erüdjen beS SßarabiefeS au*<br />
gebogen."<br />
&$tufcmtt uttb ein pmtfdf.<br />
ObgleicheS fic£) allem Aufweine nad) bei bem gegenmär*<br />
tigen Songreffe mehr um eine Sunbgebung ber Siebe jur<br />
feligften Jungfrau h^nbelt, nidjt aber um beför<strong>der</strong>e SBünfdje<br />
über biefen ober jenen $un!t beS ©laubenS ober über bie<br />
Anbaut ju unferer ^immlifc^eri SDtutter, fo barf ich bennod),<br />
mie id) hoffe, einen ober jmei Sßttnföe jum Ausbruche bringen.<br />
3)er erfte SBunfdj betrifft alle ol;ne Ausnahme unb lautet<br />
bahin, baß ein jeber mit neuem ©ifer aus Siebe gtt 3Jtaria<br />
unb aus Siebe ju ben ©eelen fid) bemühe, bie munberbare<br />
SRebatle immer meiter ju verbreiten.<br />
©in jmeiter SBunfdh ift biefer: S)ie Sirdje hat burd) Sefret '<br />
ber 9liten!ongregation vom 10. 1894 ein liturgifd)eS<br />
Offizium von ber munberbaren SDlebaile gutgeheißen unb es<br />
juerft ben beiben gamilien beS heiligen Sinjenj von s $aul,<br />
meldfjer bie feligfte Jungfrau bie SJlebaitle anvertraut hatte,<br />
unb verriebenen anberen religiöfen ©enoffenfdjaften unb £>iö*<br />
jefen, fo audfj ber SDtöjefe von $aris gemährt. ber jtoelten<br />
•Jtolturn beS gefteS heißteS nun: „Um bei bem chriftlichen
— 26 —<br />
Sßolfe bie Anbadjt gur UnbeftecJten ©mpfängnis gu beförbern,<br />
entfcbloß ftdj ber 2tpoftolif
— 27 —<br />
bie Oberin beS ©t. binjenahaufeS, ©Hefter ©ueje, an bie<br />
hochgeehrte SDtutter Kteffer:<br />
„©eftern verfammelten ft
28 —<br />
(Stiften, vor allem ber beiben gamilien beS ^eiligen SSinjenz,<br />
Zu entfprechen.<br />
Unter ben eingelaufenen Senaten verbient befonberS jener<br />
über baS am 29., 30. unb 31. 3M im ©anft SohanneSfpital<br />
in Surtn ermähnt zu werben. £>ie ©df)toeftem, bie f
— 29 —<br />
Zitiertjtx)eigen in ben fiänben, ben 3ug eröffneten; bie größeren<br />
Sffläbdjen trugen Jahnen. ©ine große $af)l eingefleibeter ©djwe*<br />
ftern unb ©eminarfd)weftern fchritten Vor ber ©tatue ber Un=<br />
beftedten ©mpfängniS, meldte von vier SUJarienfinbern getragen<br />
würbe, einher. Au
- 3d -<br />
An einem anbern Drte iatmeS ftdj bie Marienfinber,<br />
faft auSfchKeßlid) aus armen gamilien, als ©nabe aus, fid)<br />
bie Saufe, bie fie fonft am ©onntag erhielten, abfparen gu<br />
börfen, um mit bem ©rlöfe bie VereinSftatue mit einer Ärone<br />
gu f
— 31 —<br />
Qeilige ;3uMIäutnsmifftott itt bev ttivtye bcv<br />
atiffionsprieftcr itt (Sxa^<br />
35ie britte SBodje im November 1904 war für urtfere<br />
Kirdje tu ©raj eine außerorbenttidje ©nabenwodje burd) bie<br />
heilige 3Jliffiott, bie vom 19, November abenbS bis junt<br />
27. November abenbS vom ho^würbigen £errn -DtiffionS^<br />
bireftor Jofef btnner unb ben hochwürbigen Herren 3Rit*<br />
arbeitern, £errn ©uperior gerbinanb SDiebitS (bubapeft), £errn<br />
©uperior ^ermann Kroboth (SBien VII.) unb £errn Jofef<br />
beran abgehalten würbe.<br />
I Vorbereitung, ©a biefe äRiffton fdjon bei ©röffttung<br />
ber ntarianifdjen JubiläumSjeit, am 8. September, bem gläubigen<br />
bolfe angelünbigt unb eine fleine -Jtovene unmittelbar<br />
vor bem Seginn ber SRiffion ju ©hren ber Unbeflecften ©mp*<br />
fängniS beim Stöenbfegen — beftehenb itt ben erften brei büß*<br />
gebeten nadj ber SlHerheiligenlitanei, einem -Jtovenengebete unb<br />
brei 2lve SJlaria — abgehalten würbe, ba jubem ber<br />
würbige bifitator am 13. November in einer eigenen $ßrebigt<br />
als Vorbereitung jur heiligen SKiffton bie SBiberlegung einiger<br />
©inwenbungen bagegen unb einige fehr nü^ltche ©rinnerungen<br />
bafür behanbelte, ba ferner biefeS fromme SBerf bem ©ebete<br />
ber ©laubigen empfohlen uitb bie ©otteSbienftorbnung in<br />
einigen taufenb ©semplaren frühzeitig verteilt werben fonnte<br />
unb ba enblidj bie Kird)e felbft fdjon Sage lang Vor beginn<br />
ber heiligen üBiffton int geftfchmud; prangte —eS waren ju<br />
ben beiben ©eiten beS Hochaltars jwei große transparente<br />
(bie wunberbare 3JiebatIle barftellenb) angebracht unb gidjtens<br />
fränje jogen fid) iu verf
— 32 —<br />
Segen ©otteS mtb. ber mctfellöfen Jungfrau fid^tlid^ auf biefem<br />
SBerfe ruhte.<br />
II. Segtrin ber 3JKffio,n. So burfte vertrauensvoll<br />
mit ber 3ubtläumSanbacht begonnen werben.<br />
©amStäg, ben 19. November, würbe als ©inleifttng um<br />
6V2 abenbS ber heilige 5Rofen!ranj gebetet, wobei bie Kir$e<br />
fofef Sinner> unter Affifterij ber anbern<br />
brei 3Jliffiönäre baS „Veni Sancte Spiritus" an, worauf-bie<br />
üblidjen Drationen angefchlöffeu Würben, hierauf begab ft
— 33 —<br />
Das 3mtere 6er lttiff!ott$fir$e in tötaj wätytenb 6er 3ubtlaum$--<br />
mfffion.<br />
gebet, baS ein 9Jtiffionär von ber Äanjel au£ mit bem<br />
Volfe betete.<br />
b. ©egen alles ©Marten waren bie ©laubigen aud) au<br />
ben erften Sagen ber Mtffion8tt>o$e fd^on vor 5 U^r bereits<br />
in ber ßirdje unb börten mit fid)tlid)er Anbaut bie erfte bei*<br />
aintmlcn 70. 3
— 34 —<br />
lige 3JJeffe um 5 Uhr au. ©inen blei&enb heilfamen ©inbrud<br />
machte auf baS £erg beS SBolfeS bie Übung beS gemeinfdjaft*<br />
lidjen 3Jlorgen* unb AbenbgebeteS, baS im Saufe ber üttiffionS*<br />
wodje gehalten würbe. .Um 6 Uhr war au
— 35 —<br />
überzeugen, wie fe^r babur
— 36 —<br />
25. November, $reitag:<br />
1. 33tebigt: Seiben ߣ)rifti. (Bretts, roiegetragen t)on ber<br />
Unbefledten.)<br />
2. $rebigt: Sftächften* unb ^einbeSliebe. (Sie beiben lie*<br />
benben ^eiligen Serben.)<br />
3. $rebigt: 2)a§ aUer^eiligfte ©atrament unb Abbitte. (2)a§<br />
liebenbe unb leibenbe fterggefu, ^lantnte tmb ©peer.)<br />
26. November, ©amStag:<br />
1. $rebigt: Vorbereitung unb Sanffagung bei ber heiligen<br />
Kommunion. (Ovaria alS $orbüb.)<br />
2. $rebigt: Sa§ ©ebet. (Sie ©itabenhänbe ber Unbe=<br />
fledteu.)<br />
3. Sßrebigt: Männer unb Sünglmge. (üftaria, beten ©dbufefrau.)<br />
27. SJto&ember, Sonntag, aKebaillenfeft:<br />
1. $rebigt: 9Jleufd^enfurd)t. (Uubegrimbete gurdjt t)or ber<br />
©dränge unter ben fjüßen äftariä.)<br />
2. Sßrebigt: ßircfyengebote. (kirchliche (Sinführung beS 9Jte*<br />
baiKenfefteS.)<br />
3. $tebigt: ftauSroefeit. (Sintradjt ber beiben fjeiligften<br />
^erjen.)<br />
4. Sßrebigt: ©chlufc. (ßrone ber Unbefledten, (Snbe frönt<br />
ba§ SBeri)<br />
Auf biefe SBeife geftaltete fidj baS gange heilige SBerf als<br />
ein einhelliges ©angeS, als eine ec^te unb redjte mariantfdje<br />
SubiläumSmiffton, woburd) gugleid) bem gläubigen SSolfe wie*<br />
ber mehr ein tieferes 33erftänbniS unb eine innigere Siebe für<br />
bie wunberbare SÖZebaile geboten würbe.<br />
V. 33eichtftuhl. ®od) baS &erg einer Sttffton ift unb<br />
bleibt eine gute 3flifftonSbeid)t; mögen aud? alle Sßrebigten<br />
unb fonftigen Übungen ber SRiffton gahlreidj befugt fein, ift<br />
aber ber Seichtftuhl öerlaffeit, fo wäre boch baS heilige SBerf<br />
gum größten 'Seile mißlungen. 5Hun mit innigftem Saufe<br />
gegen ©Ott unb gegen bie unbefledte Jungfrau motteneS
— 37<br />
wohl bie 3ttifftonäre gefielen unb habeneS gewiß bie ^eiligen<br />
@ngel mit ©olbbudjftaben in baS Sud) beS Sebent eingetragen,<br />
baß viele, ja alle ber breitauf enbvierhunbert Seidjtenben, bie<br />
man gejault hat, in biefer heiligen ©nabenzeit ben ^rieben<br />
mit ©Ott gefunben ober ihn beftärft haben. 5Rur von einem<br />
gälte, von einer Söiebererftattung, von einer regten Sefehrung<br />
fei hier ©rwähnung getan. 3m Saufe ber äRtfitonäjelt würbe<br />
einem SUlifftonär folgenber Srief jugefanbt:<br />
@uer £ochwürben!<br />
„Surdj bie vielen frönen SBorte währenb ber 3JiiffionS=<br />
Zeit im ^nnerften beS Gerzens aufgemuntert unb burch bie<br />
©nabe ber lieben ©otteSmutter geftärft, brängteS mich, ein<br />
Von mir begangenes Unre^t wieber gutzumachen. Obwohl<br />
ich ^ox einigen fahren in ber heiligen Söetd^t versprochen<br />
habe, meine ©djulb abzuzahlen, fo bin idjbo
- 38<br />
gaffe unb ber ©dhule in ber Keplerftraße um fiebert Uhr am<br />
Sifdje beS ßerrn, am SDtontag, ben 21. November aber<br />
fanben fidj um fed)S Uhr bie Jungfrauen, am greitag,<br />
ben 25., ebenfalls um fedjS Uhr bie grauen in jafylreidjer<br />
3Jiettge an ber Kommwtionbanf ein; ben ©lanjpunft beS<br />
©anjen aber bilbete fid^erltd^ bie ©eneralfommunion ber SKän*<br />
ner xtnb Jünglinge am ©onntag, ben 27. November, um<br />
fe
39<br />
Montag, ben .28. -ftovember, fanb biefe fo gefegnete heilige<br />
Miffion burdj9X6^altung bei übliäjen feierlichen 9iequieml<br />
ben enbgültigen Abfäjluß.<br />
Möge unl ber liebe ©Ott auf bie gürbitte ber Unbefleckten<br />
©mpfängntl aud) no
— 40 —<br />
ÄranJen, ihrer vielgeliebten SDlutter eine Ärone aus ©ebeteu<br />
unb Abtötungen barjubringen. SBir haben mit religiöfer ©hrfurd^t<br />
bie SBerjeid^niffe aller biefer ©ebete unb Abtötungen<br />
gefammett itnb in ein golbeneS &erj eingefchloffen, worauf<br />
Staue, meine I;o(^geeI;rte Butter, unb ber -JJame be£<br />
hochgeehrten 33aterS gefchrieben ftanb.<br />
Sur (Erinnerung an baS geft würbe eine ©tatue ber<br />
Unbefledten ©mpfängntS geweiht, Worauf ein Sßontiftfalamt<br />
gehalten würbe. ©obann entwidelte fid) eine lange $rojeffton<br />
burch bie Äranfenfäle unter Abftngung von frommen Siebern.<br />
2)ie Anrufung: D SOtarta, ol;ne ©ünbe empfangen, würbe oft<br />
burch bie Sränen unb ©eufger ber ÄranJen unterbrochen; eine<br />
©terbenbe fagte mir foebeu,eS fei ihr vorgefommen, fie fei<br />
fdjon im Gimmel. — Unfere ©djweftem haben fi
— 41 —<br />
Am britten be£ SribuumS hielten bie Vertreter beS<br />
gerabe verfammelten KatholifentageS eine Sßrojeffion ju Gfyxm<br />
ber ttnbefletften ©mpfängnis, an welker fünf Sifdjöfe, über<br />
Vierzig Domherren, $bte unb ^röpfte mit ihren gnftgnien unb<br />
ungefähr jweihunbert Sßriefter, alle mit Kerken in ben £änben,<br />
teilnahmen. Anwerbern hatten ftd) achtjigtaufenb ©läubige mit<br />
brennenben Kerken eingefunben, bie alle ungarifche Sieber jur<br />
Unbefletften ©mpfängnte fangen.<br />
hinter ber ©tatue ber feligften Jungfrau, weldje von<br />
ben Alumnen beS BentralfeminarS getragen würbe, fdj>ritt bie<br />
©räherjogin 3Jtaria ^ofefa mit ihrem ©efolge einher. war<br />
ein herrlicher Triumph für unfere gute SUlutter.<br />
Vor ber Kirche ber ©erviten hielt ber ßug an unb ein<br />
Sifdjof betete bie Sitanei von ber feligften Jungfrau unb ben<br />
SBeihealt an bie göttlidje SDiutter vor. Ser Sifdjof von ©ieben*<br />
bürgen hielt eine f^öne gSrebigt, worauf bie Anbaut mit bem<br />
Te Deum unb bem feierlidjen ©egen fdjloß.<br />
AuS biefen wenigen ©injelhetten fann man fchliefeen,<br />
mit welker Anbaut unb Segeifterung in allen latholifchen<br />
Sänbern baS ^ubiläumSfeft ber Unbefledten ©mpfängniS ge*<br />
feiert würbe. 3Jlöge bie feltgfte Jungfrau ade bie Sitten<br />
erhören, bie aus fo vielen igerjen ju ihrem Xhrone empor*<br />
geftiegen finb.<br />
D SDlaria, ohne ©ünbe empfangen, bitt für un£, bie wir<br />
iu bir unfere S^flucht nehmen!"
( E u r o p a<br />
gtantveidi*<br />
Jn wirb baS Slnbenfen an bie gamilte £upe immer<br />
fortleben, ber biefe 2lnftalt ihr ©ntftehen verbanft. Über grau<br />
£upe, welche bie eigentlidje ©rünberin beS £aufeS ift, foß<br />
bemnachft eine 83rof
— 43 —<br />
Bieten. Au
— 44<br />
€ rt $ I a n b.<br />
Dte mifflotteit in S^ottlanft.<br />
(gortfefcung.) l )<br />
Die ZTCiffionen in ber ©egemüart.<br />
2Bir haben fd)on gefeiert, baß im fe^ften ^ahrhunberte<br />
unb audj) fdion früher bie Räuber, juerft als Reiben, bann<br />
afö ©hriften mit ben SBaffen in ber £anb oft nad) ©
fprochen. ©djottifdje unb irlänbifc^e Sßriefter arbeiten nun<br />
mit @ifer am ©eeleitheile beS bolfeS. 3lbereS gab babei<br />
viele ©djwierigfeiten ju itberwiuben. Jit jenen teilen von<br />
Jrlanb, woher bie 3luSWauberer fommen, fprid)t man jwei<br />
Spraken, von benen man feine gut fpredjen ober Verfielen<br />
fonnte. Jn vielen gaffen war ihr religiöfer Unterricht fo mangels<br />
haft, baß man ihnen bie ©aframente nicht fpenben fonnte.<br />
2)aS ift bie Sage ber Jrlänber, wenn fie in frember Umgebung<br />
finb, Wenn fie an ber ©eite von 2lnhängern Johann<br />
$no£' arbeiten; baS ift eine falte, trodene 2ltmofyhäre, wo<br />
fich ein fatholifdjeS £erä nicht wohl füllen fann. SBehn ber<br />
Jrlänber baS Seifpiel unb bie 9?atfchläge einer fat^olifd^en<br />
gamilte jur ©eite hätte, fo fönnte er gUtcflid) fein; fo aber<br />
iff er von allen ^atholifen weit entfernt, unb um baS UnglM<br />
voll ju machen, trinft er.<br />
SBelcheS war nun hieför baS Heilmittel? ®ie Sßriefter<br />
beS DrteS fonnten biefe auSgewanberten Jrlänber nicht mehr<br />
jurn ©mpfange ber ©aframente unb jtt ben anbern Übungen<br />
eines chriftlichen SebenS bewegen. $a fam man auf ben ©e==<br />
banfen, SDifftonen ju halten. 3Me 3Jiifftonen waren vor vierjig<br />
Jahren in Jrlanb fehr in Übung unb wirften außerorbentlidj<br />
viel ©uteS. Sludj in ©nglanb fchäfcte man bie 3Kiffionen fehr<br />
hoäj. 9ftan faßte ben $lan einer „©eneralmiffion" unb vor<br />
breißig Jahren würbe unter $arbütal SBaughait mit bereu<br />
33erwirflid)ung begonnen. SDer genannte ^arbinal war ba*<br />
malS noch Sifchof von ©alforb; unter „©eneralmiffion" verftanb<br />
man eine Sßifjton, bie man ber 9ieihe nadj in jeber<br />
Pfarre hielt.<br />
SDer $wetf hiebet war, fein SKittel unverfudjt ju laffen,<br />
auf bie Sauen unb ©ftnber einjuwirfett. SDer ©rfolg frönte<br />
baS SBerf. Jn ben ©täbten, wo 3Jiiffion gehalten würbe,<br />
hörten alle $rgerniffe unter ben Äatholifeu auf. SDie 9Jiiffion<br />
ift bann ber große ©ebanfe, ber auf alles anbere vergeffen<br />
läßt, unb- fte ift ber Slitlaß jur allgemeinen befehrung. Stuf<br />
jene, bie an ber SÄtffüm nidjt teilnehmen, jeigt man mit
— 46 —<br />
gingern unb fie müffen wenigftenS ba£ AuSnahmSWeife ihrer<br />
Sage fühlen. 216er ad), bie menfdjliche ©djwädje unb ber ©in*<br />
fluß beS Söfen ift fo groß, baß bie Seute allmählich wieber<br />
jurüavon wollen wir nun reben.<br />
Um bie SDitte beS vorigen $ahrhunberts würbe £err Robert<br />
3f. -JKonteith, ein hervorragenber 3ö9lwg beS Kollegs von ©am*<br />
bribge unb fchottifd)er ©roßgrunbbefifcer, mit feiner ©emahlin<br />
in bie fatholifd)e Kirche aufgenommen, SDa er einfah, tote not®<br />
wenbigeS fei, für bie-Wenigen Äatholifen, bie um ihn her lebten,<br />
einen gejiemenben Drt sur Abhaltung beS ©otteSbienfteS ju<br />
haben, unb ohne .gweifel auch von bem Sßunfdje befeelt,<br />
ben ©runb jur ©inffihrung einer ©enoffenfchaft ju legen,<br />
baute er öftli
— 47 —<br />
Slavanagh junt ©uperior be! Saufe! unb gab ihm Serrn §ranj<br />
©inouviö jur Seite. @! würbe mit bem ©rünber ein SBer=<br />
trag abgefd^loffen, burch Welmen bie Miffion!priefter mit allem<br />
Nötigen genügenb verforgt würben. @! ließen ftch juerft jWei<br />
Miffion!priefter bauernb bafeibft nieber.<br />
SDie obenerwähnten Sßriefter begannen ihre SBirffamfeit in<br />
Sanarf im $ahre 1859; aber bie Miffionen fonnten erft nad)<br />
einigen fahren in Angriff genommen werben.<br />
SDiefe beiben Miffionäre haben f$on lange ihren Sohn<br />
empfangen; unb wir fßnnen nun fagen, baß man bamal! feine<br />
beffere SBahl treffen fonnte. Obwohl ba! Sau! im Anfange<br />
Hein war, ^telt ber ©uperior bennodj unermübli$ Sßrebigten<br />
unb $ate
— 48<br />
äBohlgefallen auf unfere 9Jlifftonen herabfdjauen wirb, ©egen<br />
©übe ber -äJtiffion wirb bie Vruberfchaft vom heiligften ißerjen<br />
Sefu eingeführt ober, wenn fie f$on befielt, in neuem ©ifer<br />
entflammt. Sie SDtitglieber verfammeln fich monatlich einmal,<br />
wo man ihnen eine Unterweifung hält unb verriebene<br />
bete, mit ihnen verrichtet, worauf fie ~ am nächften Sonntage<br />
jur heiligen Kommunion gehen. Sie Pfarrer berieten mit<br />
großer greube, wieviel ©uteS biefe monatlichen Verfammlungen<br />
in ihren Pfarren wirfen, unb fie finb beftrebt, ben SUfitglie*<br />
bern foviel als möglich jährlich ©elegenheit ju ©jerjttien<br />
ju bieten.<br />
Aber am beften fönnen wir bie fegenSrei
49 —<br />
im ganzen nur fünf $ir$en ba finb, währenb ihrer gwölf<br />
notwenbig mären." SerSrief beS Herrn SBarb fährt fort:<br />
„©ie werben mich viettei^t fragen, was bie Sßroteftanten<br />
t>on ben 3ttiffionen benfen. 5Bor allem h al &en wir uns um<br />
bie ^rotefianten nid^t ju fümmern; baS hieße fofctel als<br />
unfere Äat^olifen fcernadjläffigen,bie wir öor ber Jrrlehre<br />
unb ber barauS entfpringenben ©ittenlofigfeit bewahren wollen.<br />
2)te ^roteftanten finb fehr erftaunt barüber, baß eine foldje<br />
SSolfSmenge am ©onntag in unfere Ätrdjen lommt, währertb<br />
bie ihrigen faft leer ftehen. Sine £atfa$e wirb genügen, um<br />
bieS begreift gu madjen: ^ürjlich hielt id) eine 3)tiffion in<br />
SBuntbanf; währenb bie fatholifdje Kirdhe am lefeten ©onn*<br />
tage unter ber Sffttffion fid) t>ier= bis fünfmal füllte, Ahlten<br />
bte beiben proteftantifdjen $ird)en jufammen, wie ber prote*<br />
ftantifdje Sßrebiger bem 3Biffionär erzählte, nur etwa fciergig<br />
Sßerfonen.<br />
Um gu geigen, wie fehr baS SSolf unb bie ©eiftlidjfeit<br />
bie SJltffionen hochfchäfeen, wirbeS genügen, einige £atfad)en<br />
anzuführen. @S Rubelt ftd) um eine ©eneralmiffion, bie im<br />
legten Dftober in ©laSgow gehalten würbe, gaft alle Kirdjen<br />
baten um 3Jliffionäre, fo baß wir 32 spriefter nötig gehabt<br />
hätten, währenb wir bereu nur 14 hatten. SBir lajfen naty<br />
ftehenb ein Seiftriel folgen, um gu geigen, was bie 3Kiffiönäre<br />
währenb ber 9Wiffionen in ber gaftengeit biefeS Jahres gu<br />
arbeiten hatten.<br />
Jn ©oatbribge finb brei ^irdhen: bie SßatritiuSftrdje, bie<br />
3lugufttnuSftrdhe unb bie 9Jlarienfird)e. 2ln biefen brei Kirchen<br />
axhdUUu fteben SDUfftonäre. SDie Sefcölferung beträgt etwa<br />
40000 ©inwohner, barunter 14000 Äatholilen. Sie grud^i<br />
ber 3Jliffion war, baß 7000 Kommunionen auSgefpenbet unb<br />
3000 in ben SBerein fcornheiligften Herjen Jefu aufgenommen<br />
würben. SDie SDtänner, weldje in ben letztgenannten<br />
herein eintraten, war noch einmal fo groß als bie ber<br />
grauen unb fie geigten eine ftaunenSWerte Seharrlicpeit. Jn<br />
©oatbribge ift bie ßaty ber Männer größer als bie ber<br />
Slnnalen 70. 4
— 50 —<br />
grauen, weil bie bortigen Arbeiten von ber Statur finb, baß<br />
hauptfädjrtich Männer babei verwenbet werben.<br />
Unfere legten Miffionen waren in SßaiSfy unb Vurn*<br />
banf. $n tyaxält) würbe eine ©eneralmiffion gehalten, ^avtyi*<br />
fädjlid) waren wir jebod) in ber Sauptfirdje befdjäftigt. ©ie<br />
$abl ber Vewohner beträgt ungefähr 8000, von welken Wäh*<br />
renb ber Miffion etwa 3900 gur heiligen Kommunion gingen.<br />
3n einer fünfgehntägigen Miffion in Vurnban! gingen von<br />
2000 Äatholifen 1230 gur heiligen Kommunion.<br />
SBal ben am @nbe ber Miffionen errichteten Verein be*<br />
trifft, fo ift berfelbe ein wirffamel Mittel, um bie Seute gurn<br />
monatIi
— 51 —<br />
2Bir fönnen in Sßahrheit fagen: Messis multa — bie<br />
@mte ift groß, unb bie Sefer werben gewiß fagen: ©Ott fei<br />
bafür SßreiS unb $anf!<br />
Pte ISarw^etjigm gtymftan in gtfotttanb.<br />
$ret ober vier 3fahre nadj ber -Jiieberlaffung ber. 3Äiffio*<br />
nare in Sanarf famen auch bie Sarmhersigen ©chweftern ba*<br />
hin (1860). Anfänge waren wie bie ber 3)lifftonäre<br />
fel;r befcheiben. 91ur einige wenige ©chweftern richteten fid)<br />
in einem ganj befcheibenem &aufe in ber 9Whe ber Kirche<br />
unb ber ©chule ein, in welker fie unterrid)ten follten. ®iefe<br />
©$ule war naturgemäß fonfeffioneU, aber Von ber Regierung<br />
anerfannt. ©ie jähtte brei Abteilungen: Knaben, SJläbc^ett<br />
unb Heine ^inber. ®ie ©chweftern matten fich mutig an<br />
bie Arbeit unb finb noch bis }efet tätig. 3
— 52 —<br />
2Bir wollen hier auch jwei auffallenbe Fügungen ber<br />
göttlichen Vorfehung erzählen; ©erabe im Anfange, als man<br />
mit bem Vau beginnen wollte, würbe ein fehr paffenbeS ißauS<br />
famt ©runb, jufamtnen über fünfzig ßelfar, zum Anlaufe<br />
angeboten unb jwar um einen fehr mäßigen SßreiS. ©o hatte<br />
man alfo eine Viertelmeile von ber Kird)e entfernt fogleid)<br />
ein faft fertig bafleheitbeS SBaifenhauS, wo nur einige Heine<br />
Veränberungen notwenbig waten.<br />
SaS zweite ©reignis ift folgenbeS: SBtr laffen £errn<br />
SDtac Samara erzählen: „Sie Seit," fo fagt er, „war für<br />
baS Unternehmen fehr günftig. An ©teile beS Fanatismus,<br />
welker bie früheren $Pfarräte unb bie SBohltätigfeitSeinrid^<br />
tungen burdjfefet hatte, war eine 3eit ber Freiheit gefolgt.<br />
Sie SUittglieber biefer 3täte befdhäftigten ftch gerabe mit ben<br />
ihrer ©orge unterftehenben fatholifdjen Kinbern. Kaum war<br />
baS SBaifenhauS vollenbet, fo begann man fogleich bie !atl;o=<br />
lifdjen Kinber fyinjuf^idenunb tjen ©djweftern jugleidh bie<br />
nötigen -Kittel zu liefern. Von biefer 3eit an würbe baS<br />
SBaifenhauS von ber Regierung unterftüfet unb fo fdjwanb bie<br />
Vefürd)tung, eS fönnte bie Anftalt, falls bie »tätigfeit<br />
nadhlaffen foUte, in Verlegenheit fommen.<br />
SaS 2BaifenhattS Würbe als unabhängiges £auS ge*<br />
grünbet;eS ift feitbem unter bem tarnen ©mpllum Sanarf<br />
Mannt @S entwicfelte ftd) allmählich/ aber boch fehr fchnell,<br />
immer mehr, entfprechenb ber ftetS zunehmenben 3 a hl ber<br />
SBaifenfinber, beren jefet 500 finb. @S enthält eine Abtei*<br />
lung für Knaben unb 3Jläbchen, ferner für Vlinbe unb Saufe<br />
ftumme, beren ©rziehung ebenfalls ben ©
— 53 —<br />
erfte ersten in einer geitung jener ©egenb mit bem Vilbe<br />
be! SBaifenbaufe!. Ser ©rgähler ift unbefamtt, aber mfo<br />
f
— 54 —<br />
©ampbett, JafobSDtac Sellanb, Jnfreftor; begleitet von ben<br />
grauen Stfiaria 31. SDavibfon unb Margareta Stylit"<br />
„9. Juni 1904. — 2Bir haben bie Slnftalt burd) breißtg<br />
Jahre befugt unb jebeS Jahr geigte [ich uns ein auffaKenber<br />
gortfchritt unb reicpdje SebenSfraft. Jebe Slbtetlung fdjeint<br />
je|t bie ^öd^fte ©tufe ber SBoltfommenheit errei^t gu haben.<br />
Sie Äinber haben ein gefunbeS StuSfehen unb fie f^einen<br />
überaus froh unb glüdflid) gu fein. ©iefe für bie ©rgiehung<br />
verlaffener Äinber beftimmte 2lnftalt ift ein ©egen für ben<br />
gangen Segirf. — Jafob SBitfon, Jafob 9ttac SDonaib."<br />
2tbf$rift beS SeridhteS beS ©djulinfpeftorS über bie<br />
©chulen ber blinben unb taubftummen Äinber in ©mtyKum:<br />
„Juni 1904. — Jdh war fehr befriebigt über meinen<br />
S3efuch bei ben blinben unb taubftummen 5?inbern. ©ie finb<br />
reinlidh, aufmerffam unb geborfam. ©ie finb eifrig bei ber<br />
Arbeit unb wünfd?en benen, bereu Seitung fie anvertraut ftnb,<br />
greube gu machen. ©ie werben forgfältig unb mit Vieler Siebe<br />
unterrichtet unb haben unter folgen Umftänben große gort*<br />
fdjritte gemalt. — £arvety, fr 3Jt. J."<br />
Ünterbeffen hatten bie in ben ^farrfchulen bef
— 55 —<br />
unbeS erfolgten anä) einige vereinzelte Sefehrungen. ®ie<br />
öffentlichen Slätter fpredjen von ben Arbeiten ber SDftffionare,<br />
was ein günftigeS geilen für bie $ufunft ift.<br />
®ie wirffamfte Sßrebigt, bie ©Ott von uns verlangt, ift<br />
bie Sßrebigt beS SeifpieleS. £)aS erbaulidje Seben ber 5ßrie=<br />
fter unb ber ©djweftern fowie anberer religiöfer ©enoffen*<br />
f^aften, weldje günftig auf baS SBolf einwirfen, werben bie<br />
^inberniffe, bie fi$ noch ben Sefehrungen entgegenfteHen,befettigen.<br />
2Bir fönnen bann in nicht ju ferner 3ufunft auf<br />
eine rei$li$e ©rnte hoffen, wenn bie Äugen vieler, bie nodj<br />
gegen uns ftnb, ben fatholifchen SBerfen in biefern Sanbege=<br />
öffnet fein werben.<br />
3. ©arpenter, C. M.,<br />
©an!t 3ofef, Slacfrocf, ffiublin.
Spanien.<br />
Qxextfe.<br />
Brief bes 2T£ifftonspriefters ^errn £$cabc an ^errn<br />
^orcajaöa in ZTCabrib.<br />
Drenfe, 3uli 1904.<br />
wiE S^nen fnrj bie Arbeiten berieten, welken fid)<br />
unfere fleine gamilie, bie fid) feit bem 10. Sejember 1902<br />
hier niebergelaffen hat unb im erften Sto
— 57<br />
Sifdjof hat uns -bie Seitung beS AlohfiuSbunbeS übertragen<br />
unb mir üben uns jeben Sag barin, ben heiligften SBiHen ©otte£<br />
ju tun; auf biefe SBeife ift unfere $eit fo gut ausgefüllt, bafr<br />
wir mand)mal faum bie Seit jutn Atmen haben.<br />
Aus allem bem fönnen ©ie fließen, baß bie Anfänge<br />
biefeS £aufeS fehr befReiben waren unb baß wir benno$<br />
etwas weniges jur ©hre ©otteS unb jitm £eile ber ©eelen<br />
tun. SBtr hoffen, baß balb günftigere Utnftänbe eintreten,<br />
bieeS uns ermöglichen Werben, in größerem 3Jtaßftabe ben<br />
Arbeiten unfereS SerufeS zu obliegen.<br />
9?icharb Seabe.<br />
Drenfe. ©o heißt ber ^auptort ber ^rovinj ©alecien<br />
im norböftlidjen ©panien, 410 Kilometer norböftlich von SUtabribgelegen,<br />
40 Kilometer von ber portugieftfchen ©renje entfernt<br />
2)ie ©tabt liegt auf einem £ügel, ber baS linfe Ufer beS 9)iim><br />
beberrfdjt. ®iefer lefetgenannte gluß ift von zwei ©ranitfelfen<br />
eingefd?loffen. SDie ©tabt hat eine SDteereShöhe von 144 3tteter.<br />
©S ift eine ©ifenbahnftation ber Sahn, bie von SDlonforte nadh<br />
33tgo führt. 2)ie Sevölferung beträgt ungefähr 14000 unbhat<br />
einen Sifdjof. ©ine fehr fchöne Srüde, angeblidj ein<br />
SBerf ber alten Börner, war ehemals von einer Surg verteibigt<br />
9ftan glaubt, ber 3?ame Drenfe fomme von bem Sateinifchett<br />
Urentes (Aquse urentes), b.h- fiebenbeS SBaffer, wegen ber<br />
bort beftnblichen warmen Duellen. Sie Umgebung ber ©tabt<br />
ift fehr f$ön, gut angebaut unb bid)t bevölfert.<br />
Italien.<br />
2>aS ju Anfang biefeS £efteS angeführte 9hmbfdj>reiben<br />
beS ©eneralfuperiorS hat bie erfreuliche Satfache berichtet,<br />
baß bie Seitung mehrerer ©eminare in Italien ben 3)liffionS^<br />
prieftern übertragen würbe. ©S wirb ben Sefern ohne 3^eifel<br />
wiHfommen fein, näheres über bie einzelnen Käufer ju er*<br />
fahren.
58 —<br />
©erreto ©anntta (zu untertreiben. von ©erreto b'©ft<br />
xinb von ©erreto bi ©poteto). Sie ©tabt liegt 50 Kilometer<br />
9lorbs9lorb=Dft von Söenevent in Mittelitalien unb ift bie<br />
Sauptftabt bei Sezirfel. ©ie liegt auf einem £ügel zwif^en<br />
ben beiben -Jiebenflüffen bei Sßolturno: Siferno unb ©erviffo.<br />
Sie ©tabt zählt 6000 ©inwohner unb ift ein Sifdjoflftfe. £ier<br />
foff ber Ort bei alten ©arnetum fein, wo Sßh^ul 275 vor<br />
©fjrifti ©eburt von ben Römern beftegt würbe.<br />
Sarino ift eine ©tabt, 35 Kilometer norböftlid; von<br />
©antpobaffo in Mittelitalien; el ift ber £atfptort bei Sejirfel<br />
am regten Ufer bei Siferno, ber fiü) inl abriatifd)e Meer<br />
ergießt; el ift eine, ©tation an ber ©ifenbahnlinie ©ampobaffo=<br />
Sermoli. Sie gahl ber ©inwohner ift 6870. Auf einem<br />
naheliegenben £ügel beftnben ft
— 59 —<br />
unb beftfet einige fdjöne Sauten. £>ie ©bene ift frudjtbar unb<br />
mit Sitten itberfät. -Jtoto lieh feinen tarnen bent Sftotottfle<br />
(Sal bt 91oto), einem ber brei Segirfe ©igilienS.<br />
•Jluoro, 85 Kilometer von ©affari in ©arbtnien ge*<br />
legen, liegt auf einem Serge nörblid) vom Sale beS Mannu,<br />
ber fid) in ben Sufen von Dvofei ergießt. Sie ©inwohner*<br />
gahl beträgt 6210;eS finb bafelbft Mineralquellen, Marmor*<br />
brüche, Slei* unb ©djwefeleifenminen. Jn ber Umgebung<br />
befinben fidj mehrere „üfturagi" unb anbere vorgefdhid)tlid)e<br />
Siautin.<br />
©effa Slurunca (Segirf ©effa ©ilento) liegt 30 Mo*<br />
rneter von ©aeta entfernt, auf einem vulfanifdjen ^itgel nahe<br />
am Iinfen Ufer eines Meinen -JlebenfluffeS beS ©arigliano.<br />
Sie ©inwohnergahl beträgt 5980 unb hat einen Sifd)of. ©S<br />
ift baS alte ©ueffa.<br />
SaS Äougil von Orient fdjreibt bie ©rridjtung von ©emi*<br />
naren vor, um bie angehenben Sßriefter im ©elfte ihres heiligen<br />
SerufeS gu ergiehen. @S ftellten ftd) ber Ausführung biefeS<br />
SefreteS viele ^inberniffe entgegen. Jn granfreid) überwanb<br />
man erft allmählich im fiebgehnten Jahrhunberte ben SBiber*<br />
willen gegen baS gemeinfdjaftlidje Seben. Jn Jtalien bot bie<br />
Teilung in viele fleine Siögefen eine anbere ©djwierigfeit.<br />
3ur ©rünbuitg einer gut georbneten Stnftalt, wieeS ein<br />
©eminar fein foll, finb aber Ijwreidhenbe HilfSquetten unb<br />
Mittel erforberlidh; man braucht ein genügenbeS 5ßerfonal,<br />
ohne baß bie allgemeinen Soften gu brü
welken (Erfolg fie fyahzn werben; auf jeben gad wirb ©Ott<br />
ben ©ifer jener fegnen, bie fi
— 61 —<br />
will Sfrien/'" fo fagte er, „etwas eruiert, Was<br />
Jhnen fid)er große fjreube machen wirb, ©iner ber Uufrigen<br />
hat mir aus s $olen über bie Belagerung von 2Barf
— 62 —<br />
^eilige Vingeng oft von biefer ihrer neuen Veruflarbeit, im<br />
bem er ihnen geigte, in welchem ©elfte fie biefelbe verrieten<br />
fottten, wieviel ©utel fie babei wirfen !ßnnten, welche 33erbienfte<br />
man ftd) babei erwerben fönne, unb weldje Klippen<br />
man babei gu vermeiben habe; er gab ihnen Verhaftung!*<br />
maßregeln für alle Umftänbe an, in benen fie ftcb bei ber<br />
pflege ber Kranfen beftnben fönnten. 3111 Stifter hatte er<br />
bie ©nabe unb bie Aufgabe, biefeS Sßerf auf bauerhafter<br />
©runblage gu befeftigen, ba! burertüun6eten n?äfyren6 öes legten polnifdjen<br />
2tufftan6es im 3 a^e \863,<br />
3nt $ahre 1863 machte Sßolen einen neuen Verfudj, bie<br />
Unabhängigfeit wieberguerlangen unb fo bem Vaterlanbe unb<br />
ber Religion bie Freiheit gurücfgugeben. Sie Anfänge waren<br />
ermutigenb ttnb bie greiwidtgen errangen wie burdj ein SBum<br />
ber einen ungeahnten ©rfolg. ©in Aulfdjuß, ber fid) gur pflege<br />
ber Verwmtbeten gebilbet hatte, wanbte fich an bie Vifitatorin<br />
ber Vamtbergigen ©d)weftern, um für bie Pflege ber Ver=<br />
wunbeten ©chwefiew gu erhalten. Sie Sage war fehr fdjwierig.<br />
3Kan mußte bie Regierung um Sßäffe bitten, um ihren er*<br />
Härten geinben Kranfenbienfte gu leiften. Aber bie Varim<br />
bergigen ©chweftern fßnnen eine fol$e Sitte, ben Armen unb<br />
Unglü
63 —<br />
vom polntfchen 3luSfd)uß Verlangten vier ©Heftern unb ein<br />
2lrgt reiften fogleidj nach Sßobbembice ab, einer ©tabt, giem*<br />
lieh weit von äBarfdjau gelegen, wo in einem ©chloffe ein<br />
Sagarett eingerichtet worben war. — Sie vier ©djweftern<br />
mußten fiä) trennen, weil auch gwei SBegeftunben von bort<br />
entfernt anbere SBerWunbete ihrer Pflege harrten.<br />
Mehrere Sage hinburch ging alles gut; ©ott erhielt bie<br />
©d)weflern gefunb unb ftarf unb nidjts fehlte ihnen gur Pflege<br />
ber Traufen, ba baS Sagarett von ben benadjbarten Seffent<br />
mit allem Nötigen auSgeftattet worben war. 2lber ba rüdte<br />
auf einmal in einer -Jtadjt bie ruffifche Slrmee ficgreidj unter<br />
Srommelfchlag unb Mufti in Sßobbembice ein. 9lm würbe<br />
über bie ©tabt ber SelagerungSguftanb verhängt, bie SSer*<br />
Wunbeten als Slufrührer unb beShalb als ©efangene ber ©ie*<br />
ger betrautet. SBetdjeS SoS harrte ihrer? 2Bie follte man jefet<br />
für bie Sebürfniffe beS SagaretteS auffommen, ba jebe Ser*<br />
binbung abgefdjnitten war? SaS waren bie Sefürdjtungen<br />
ber ©djweftern unb man fann ftd) leicht ihre ängft vorftellen.<br />
©ie trugen ja bie SSerantwortlichfeit für ihre Traufen unb<br />
fie mußten ftdh unbebingt gu etwas entfließen, ©ie festen<br />
alt ihr Vertrauen auf ©ott unb machten fich am fotgenben<br />
Sage in affer grühe auf ben 2Beg gum Hauptmann, währenb<br />
fie fich &ange fragten, wie fie wohl würben empfangen<br />
werben.<br />
2llS fie fidj bem Sore beS HaufeS, Weltes ber Hauptmann<br />
bewohnte, näherten, würben fie von ben ©olbaten ehrfurdjts*<br />
voll gegrüßt unb fogletd) gum Hauptmann geführt. Mit wohlwoffenber<br />
greunblidjfeit fragte er fie um bie-Urfache ihres<br />
SefudjeS. ©ie fagten ihm in affer ©infalt, fie feien gefommen,<br />
um bie SSerwunbeten gu pflegen, baß ihnen bie SBohltäter ber<br />
Umgebung bie SebenSmittel liefern unb baß bie ©djweftern<br />
beShalb manchmal aus ber ©tabt hinausgehen müßten, um<br />
ben Äranfen baS Nötige gu verfRaffen ober bie Traufen felbft<br />
anberSWohin gu tragen, unb baß fte nun, ba bie ©tabttore<br />
gefdjloffen feien, nicht wüßten, was fte tun fofften.
— 64 —<br />
35er Hauptmann antwortete mit einer greunblidhfeit, bie<br />
uns. an ber Slufrid^tigJett feiner SBorte nicht zweifeln ließ:<br />
„ s ]Jieme ©dhweftern, feien ©ie ruhig, Shtietx fielen ade Xüren<br />
offen; ©ie fönnen auS - unb eingeben, allein ober mit Kranfen;<br />
Kornett ift ihr Sßaß, idh brause Zfyrxm feinen anbern zu<br />
geben; niemanb wirb baSSRedht haben, ©ie anzuhalten ober<br />
ben SBagen zu burchfuchen; bie SebenSmittel, bie für baS<br />
Sazarett beftimmt finb, werben ftdher an ihren BeftimmungSs<br />
ort gelangen." SDurd) biefe SBorte ermutigt, rebeten bie<br />
©dhweftern mit nodj mehr aBärme baS Sßort für ihre Kranfen:<br />
„Aber, £err Hauptmann, unter ben Kranfen ftnb viele<br />
Berwunbete, bie fehr leibenb finb unb benen irgenb ein<br />
— 65 —<br />
Statiner, welche bie ©djweftem bewohnten, ju burchfuchen.<br />
•Jtachbem bie ©chweftern mit ben Offizieren baS -föefeftoriunx<br />
unb baS 9lähzimmer burdjfchritten hatten, wollten fie ihnen<br />
audj bie Xi\x tl;reS Meinen ©d&lafzimmerS öffnen; aber bie<br />
Zwei Offiziere blieben fte^en unb fagten: „Sleiu, meine ©chwe=<br />
ftern, wir wollen biefe Schwelle nicht überfchreiteu; wir wiffen,<br />
baß ©ie niemals einen s JJJann in biefen SRaum eintreten laffen<br />
würben." ©ie zogen fid) bann %uxM unb haUn um @nt=<br />
fdfjulbigung, baß fie ben ©djweftem fo viele Ungelegensten<br />
bereitet hätten.<br />
„©ie fönnen bei ben ©tabttoren aus* unb eingehen, allein<br />
ober mit Jh re n Traufen, niemanb wirb baS $Red)t haben, ©ie<br />
anzuhalten," fo hatte ber gute Hauptmann gefagt. $>aS war<br />
eine in zarter SBeife gegebene ©rmutigung, bie Berwunbeten<br />
auS ber ©tabt zu fdjaffen, unb zugleich bie Berfid&erung, baß<br />
fie nidjt ben ©djmerz haben würben, ihre ßranfen als ®e*<br />
fangene ju fehen. Ju ber %at hatten bie ©
— 66 —<br />
fchilmatifdjen ©djwefiern vom 9ioten Kreuge gur ©eite hatte,<br />
weldj Sefetere fid) t>erp(Xi(^teten, währenb ber Sauer bei gangen<br />
Kriege! bie verwunbeten ©olbateu gu pflegen.<br />
Sie Sarmhergigen ©djweftern pflegten fdjon feit Seginn<br />
ber geinbfeligfeiten bie verwunbeten unb franfen ©olbateu in<br />
allen Spitälern, wo gange ©äle gur Aufnahme ber Serwun*<br />
beten, bie von bem ©chauplafe bei Kriege! nadj bem Queren<br />
be! Sanbel gebraut würben, ^ergerid^tet waren. Sie ©äjwe*<br />
ftern waren gang glüdfttdj, ftem Sienfte ber armen ©ol*<br />
baten wibmen gu bürfen, unb fugten fein größere! Arbeitlfelb.<br />
Siefe armen ©olbateu, gum größten Seile ber ruffifdH$i£=<br />
ntatifdjen Sieligion angehörenb, liebten unb arteten bemxoch<br />
bie ©djweftern wie ihre Mütter; unwiffenb, aber bo$ voll<br />
bei beften ©laubeul, wußten fie gar nicht! von einem Unter*<br />
f^iebe gwifc^en ber ruffif^en unb ber fatbolifdjen Religion<br />
unb waren fo gang empfänglidj, au! bem Seifpiele ber ©djroe*<br />
ftern Sftufeen gu giehen, fo baß fie allmäh lid) in ihten Seiben<br />
gebulbig würben unb öfter an ©Ott bauten. Sie Schwerem<br />
mußten mit vieler Sorficht hanbeln; fie burften ben ©olbateu<br />
Weber Mebaillen noch Kreuge geben, nur Silber waren erlaubt;<br />
bie armen Seute baten befonberl um foldje Silber, auf wel*<br />
chen eine Sarmhergige ©djwefter gu fehen war. „D geben<br />
©ie mir ein foldje! Silb, meine ©chwefter," fo fagte ein jeber,<br />
„bamit ich el einmal meiner gamilie geigen unb ihnen er*<br />
gählen fawt,. baß bal bie guten ©djweftew finb, weld)e bie<br />
weißen £üte tragen unb bie unl bal Seben gerettet itnb unl<br />
getröftet haben. D meine ©d)wefter, ohne Sb^e liebevolle<br />
©orge wäre i
— 67 -<br />
AuSfprudje beS heiligen ©tifterS, ja fie gingen fogar bis in<br />
bie Sürfei.<br />
Sie hervorragenbften SUlitglieber beS Vereins vom SRoten<br />
Brenge famen balb auf ben ©ebanfen, ©chweftern gur pflege<br />
ber Serwunbeten auf bie ©pitalwagen gu fRiefen. ©S gab<br />
wohl guerft einige ©chwierigfeiten, aber bie Sifitatorin gab<br />
nach bei bem ©ebanfen, baß bieS ben Äranfen unb ©terbenben<br />
nüfclidh. fein fönne. Sie Sartnhergigen ©dhweftern einerfettS<br />
unb bie ruffifdh^fchiSmatifdh.en ©dhweftern vom 9ioten ßreuge<br />
anberfeitS hatten ihre eigenen, abgefonberten Arbeiten. Am<br />
20. ©eptember 1877 rüsteten fich bie Sarmhergigen ©chtoe*<br />
ftern in ben ©pitalwagen ein.<br />
5ftun ein äBort über baS Sofal, baS bie ©dhweftern faft<br />
burdh ein gangeS Jahr bewohnten, ©in SBagen, ber fünf<br />
übereinanber hängenbe Setten enthielt, biente als Schlafzimmer<br />
unb gugleidh als gur Abhaltung ihrer AnbadhtSübungen Währenb<br />
ber freien Seiten. Anftoßenb befanb fich *>ie Apothefe,<br />
bie gang ben ©dhweftern übergeben war. Sann famen .bie<br />
SBagen mit ben vorrätigen Sutten für bie Äranfen unb 33er=<br />
Wunbeten (ein jeber SBagen enthielt beren ad)t); burdh fletne<br />
Süren fonnte man aus einem SBagen in ben anbern gelangen,<br />
fo baß man ben gangen $ug burchfbreiten fonnte, ohne beu<br />
guß ins greie gu fefcen, was befonberS nadhtS für bie Sßftege<br />
ber Äranfen überaus vorteilhaft war.<br />
Am anbern ©übe beS $ugeS hinter ben ^ranfenwagen<br />
war ber SBagen für ben ©etftlichen, ber einen Sragaltar unb<br />
aHeS gur AuSfpenbung ber ©aframente -Kotige bei ftdj hatte;<br />
fo hatten bie ©chweftern audh bie greube, bie heilige 3Äeffe<br />
hören unb bie heilige Kommunion empfangen gu fönnen. gerner<br />
waren ba bie Slättme für bie Strgte, bie Hilfschirurgen unb bie<br />
Äranfenwärter; ein ©peifefaal, bie Küche, bie 33orratSfammer<br />
unb ein 9taum für bie fünf ©chweftern vom 9toten Kreuge.<br />
Jn biefer ©efettfdfjaft verließen bie Sarmhergigen ©dhwe*<br />
ftern am 20. September SBarfdhau, um ftd) naäj Jaffa gu<br />
begeben unb bie bort beftnblichen Serwunbeten gu pflegen. ©S.<br />
5*
— 68 —<br />
wäre fdEjWer, bie greube ber Solbaten gu betreiben, als bie<br />
Kornetten bei ber Anfunft beS «gugeS fi^tbar würben. Ser<br />
Anbli
— 69 —<br />
mich nic^t unter bie ©olbaten. — Semt bieSbezüglidj fantt<br />
idj Jörnen fagen, maS ich erfahren habe, baß biefe armen<br />
Seute ©ott für bie ©nabe, bie er ihnen ermeift, fo banfbar<br />
finb, baß fie bei bem ©ebanfen, bie ©djmeftern feien nur aus<br />
reiner Siebe gu ©ott ju ihnen gefommen, fagen, fie fähen<br />
iDohl, baß ©ott ber Bef$üfcer ber ttnglücfltd^enift. 9tun<br />
fehen ©ie, meine Södjter, mieviel ©uteS ©ie tun, inbem ©ie<br />
biefen armen Seuten Reifert, bie ©üte ©otteS ju erfennen<br />
unb ju benfen, baß er ihnen biefe (Erleichterung hat ju=<br />
fomrnen laffen." 9Bir haben gefehen, meld) rührenbe Sauf*<br />
barfeit bie ruffif^-f^iSmatif^en ©olbaten gegen bie ©d)meftern<br />
hatten, maS uns ein neuer BemeiS tft, baß bie SBorte<br />
beS heiligen Binzenz ju jeber 3eit unb an allen Orten ihre<br />
©eltung haben.<br />
Sie ©efellfdjaft vont 9toten Äreuje tooHte bie Sienfte ber<br />
©chweftern in ben Sajaretten unb auf ben ©pitaltoagen am<br />
erfennen unb fpenbete ihnen ju biefem 3toe
70 —<br />
Das Sanft Dinsenjlasarett in tDarfdjau für öie X)ertt>unbeten<br />
bes ruffif
— 71<br />
gu berieten unb biefelbe bem gar anzuempfehlen. guerft<br />
äußerte er jeboch ben Sßunfch, bie von ber ©efettfcljaft vom<br />
jRoten Kreuze aufbewahrten offiziellen Rapiere etnzufehen, in<br />
welken über bie Sienftleiftungen ber Barmherzigen ©dhweftern<br />
im ruffifch^türfifchen Kriege berietet Wirb (1877—1878).311s<br />
ftd) ber Statthalter nadh Petersburg begeben hatte, telegra*<br />
phierte er fogleid? an ben ©rzbifdjof, bie ©rünbung beS Saga*<br />
retteS in SBarfchau fei genehmigt unb fie würbe bem ©chufce<br />
ber internationalen ©efellfchaft vom Sftoten Kreuze unterftettt<br />
fein unb bie Kaiferin 3ftaria geoborowna felbft werbe baS<br />
Sßroteftorat übernehmen.<br />
9iun madhte fidh *>er Berein ans SBerf unb fogleidh bei<br />
ber erften ©ifeung übergab man 60000 $ubel (230000 Kronen)<br />
in bie £änbe beS ©rzbifdfjofS. ©S würbe au
— 72 —<br />
tigern SölidEe gu begleiten. Sauf biefer 3ubringlidhfeit, bte<br />
aber burdh bie gute Abfidjjt entfdfjulbigt unb gerechtfertigt ift,<br />
fönnen wir bem ©anft Singenglagarett folgen, baS fie auf<br />
ber ©ifenbahn burdjj bie weiten ©tre
— 73 —<br />
gton ftnb, bie aber vollfommen übereinftimmen, memteS fidh<br />
barutn hanbelt, ben Barmherzigen ©chweftern ©eredfjügfeit<br />
miberfahren ju laffen. Ser erfte ift Sfkofeffor 3JJa£imoff,<br />
ruffif$#iSmatifcher Religion, ©hirurg unb Primararzt im<br />
©pital vom $inbe Jefu in. SBarfd^au; ber zweite ift<br />
Dr. ©ied&omsfi, ©hirurg unb Primararzt im SiodjjuSfpital in<br />
SBarfdjjau; ber britte, ebenfalls aus 2Barfd&au, ift Dr. SDie^I,<br />
ein proteftant, ber im 2Jiartenfpital von Prag angeftellt ift<br />
unb eine große ^odjadjtung für bie Barmherzigen ©chme*<br />
ftern hat"<br />
Behren mir in unfer Sajarett jurftd: ©ott fegnete fidjfe<br />
liä) baS neue Sßerf; balb maren bebeutenbe ©ummen bei=<br />
fammen unb baS oben ermähnte • ig tlfSfomitee entfaltete unter<br />
bem tatfräftigen Somherrn ©helminSfi als Präfibenten eine<br />
eifrige SBirffamfeit, midf) vor feiner ©chmierigfeit juriicf unb<br />
belebte ben 3)iut aller. Ser präfibent hat zur ©eite einen<br />
ülrzt, mehrere anbere sperren, bie megen ihres opfermilligen<br />
SBirfenS unb ihrer Klugheit in algemeinem Anfehen ftehen,<br />
unb z^ei ©chmeftern. Sie Borbereitungen nahmen brei<br />
Monate in Anfprud), maS uidbt lang vorfommen mag, baeS<br />
fid) um bie ©inricfjtung eines SazaretteS hanbelt, baS in jeber<br />
£ütfidjt nüfelidh unb voHfommen fein fott.<br />
Becnehmen mir etmaS Näheres über baS Sazarett, baS<br />
nad) bem äußerften Dften abgehen fotlte. ©S befteht aus<br />
adjt gelten aus unburdjbrtnglidjer Setnmanb, mit Such ge*<br />
füttert, zum ©chu|e vor Äälte; gmei Baradfen ftnb für bie<br />
vermunbeten ober franfen ©olbaten beftimmt, eines für bie<br />
Offiziere, eines für bie Operationen, eines für bie ©djmeftem,<br />
eines für ben ©eiftlidjen, meldjeS in zmei Seile geteilt ift unb<br />
jugleidjj als Capelle btent, eines ift nod) für bie beiben SCrjte<br />
unb ben Auffeher beS SazaretteS unb baS achte für ben $ranfen=<br />
märter beftimmt. Jn jeber Baradfe ift ein Äreuj unb ein Bilb<br />
Unferer Sieben grau von ©zenftochau, unter meinem Xitel bie<br />
feligfte Jungfrau in polen fehr verehrt mirb. Jn ber Capelle<br />
fteht ein fleiner Altar mit einem großen Bilbe beS heiligen
— 74 —<br />
Vingeng, ba ba! Sagarett unter feinem ©dju^e fteljt Sa!<br />
Sagarett enthält audj gwölf flehte Sftaphtaöfen für bie Varadfen,<br />
ferner ba! gange Küdjengefdfjirr, 2Bäfd&e, einen Vorratlraunt<br />
mit Konferven, §leif
— 75 —<br />
auf fie bie ©djwefter bis an ben Bahnhof begleiteten unb bann<br />
mit Tratten in ben Augen von ihr Abfdjieb nahmen. — Ser<br />
"anbern ©djwefter, welche bisher im ©pitat vom Kinbe 3>efu<br />
in Sßarfdjau tätig war, bot ber ruffifch s fchiSmatifdhe Softor<br />
3)iasimoff im tarnen aller $rgte eine 3Kebaide Unferer Sieben<br />
grau von ©genftodjau mit einer für biefe ©elegenheü paffenbsn<br />
Snfdjrift an (SJtebaille unb Kette waren aus ©olb), unb bat<br />
fie, biefelbe gu tragen, bamit bie feligfte Jungfrau fie in biefem<br />
fernen Sanbe, weit von ben irrigen, in jeber ©efahr befdjftfce.<br />
Ser ©raf SBielopolSfi nahm im tarnen ber gangen Verwaltung<br />
von i^r Abfdjieb. ©S waren feine geräufdjvotlen geftlidjfeiten,<br />
aber ein geugniS beS SBoblwottenS, baS ebenfo aufrichtig aus bem<br />
bergen fam, alseS in würbiger äöeife funbgegeben W ü r b e .<br />
©inen -JJionat vor ber Abreife, weldje auf ben 17. 9Jtai<br />
feftgefefct würbe, fanben ftch bie fünf ©djweftem ttn gentral*<br />
häufe ein, wo fie ihr ©eminar gemalt hatten uitb baS einft<br />
bie erften Varmhergigen ©chweftern fal;, bie ber heilige Vingeng<br />
uitb bie ehrwürbige Sutfe 3JJariUac htel;er gefanbt hatten; eS<br />
finb biefelben 3Wauern, weldje bie ©rmahnungen wieberholen<br />
hörten, welche fie an ber SBiege ihres Berufes empfingen, unb<br />
bie ihnen noch immer auS berfelften Duelle guteil würben.<br />
Sie für bie Abreife beftimmteu ©chweftern begannen ihre<br />
perfönliche Vorbereitung mit ber Abhaltung ber ^ahreSeEergitien,<br />
währeitb welker fie mit 3Jiuße über bie SBorte nachbenfen<br />
Jonnten, weldje einft bie ehrwürbige 3Jtutter Suife SKarittac<br />
an ihre erften Töchter in Sßarfchau richtete: bitte ©Ott,<br />
er möge ©ie bie 2Bidjtig!eit ber Aufgabe erlernten laffeit, gu<br />
ber er ©ie auSerwahlt hat; biefe ©rfenntniS wirb in Sljmen<br />
ein ©efühl großer Sentut unb Vef^ämung hervorbringen unb<br />
in Shrien ben aufrichtigen Sßunfd) wachrufen, fich biefer AuSgeichnung<br />
nicht unwitrbig gu machen, gu biefem gwe
— 76 -<br />
bie ©ie ben Armen leifien, gnäbig annehmen föwte/' — Sie<br />
©dhweftern Ratten aueS ju fdhaffen, rief neuen ©dhredfen hervor. Jn bem Augen*<br />
bücfe,,Wo fie auf bem fünfte ju fein glaubten, ihrDpfer gu<br />
Dollenben, fünbigte man ihnen an, baß bie Abreife. beS ©ani*<br />
-tätSjugeS auf ben 3. Juni verfd)oben fei, Weil eben gasreiche<br />
Sruppen auf ben $riegSfdhaupla£ abgehen foHten. ©ie be*<br />
ttüfeten biefen breiwöchentlichen Auffdhub, um baS Anlegen ber<br />
Verbänbe nod) beffer gu lernen, inbem fie ju feftgefefeten<br />
©tunben in baS ©pital gingen, unb um fidh ^gleich *>er<br />
ruffifdjen ©prache ju vervollfommnen, bie fie noch ni(^t gut<br />
Jannten.<br />
Ser ©rjbifchof wollte felbft in baS ßentralhauS fommen,<br />
um auf bie Meinung ber abreifenben ©dhweftern bie heilige<br />
Meffe jtt lefen; bieS gefchal; am 18. Mai, wobei bie ©dhwe*<br />
ftern aus feiner £anb fommunigierten. -Kadh ber heiligen Meffe<br />
Ijielt ber ©rjbifchof eine Heine Anfpradhe, wobei er als ©in*<br />
leitungStest baS ©VangeliumVom barmherzigen ©amariter<br />
nahm; er fagte ant ©d)luffe, er fei ftolj barauf, in feiner<br />
Siöjefe ebenfo mutige Sarmhergige ©chweftern ju haben, wie<br />
man fie in granfreid) gefehen habe, von wo fie freubig nach<br />
^onftantinopel unb anbere ferne Orte gereift waren. @r ver*<br />
traue feft auf ©ott, er Werbe fie in allen ©efahren befchüfcen<br />
unb fte für il;r freiwilliges Dpfet belohnen unb ihnen bei*<br />
ftehen, nidjt nur bie Äatholifen gu tröften unb gu ftärfen,<br />
fonbern auch auf bie ©dhiSmatifer unb Ungläubigen einen<br />
guten ©inbrudE ju madhen; er hoffe, baS Anbenfen an ihre
— 77 —<br />
Abreife in jenes ferne Sanb werbe immer in ber (Erinnerung<br />
aller fortleben, ©r banfte von ganjem bergen ber ©chwefter<br />
Bifitatorin, baß fie gu biefem fo vortrefflichen SBerfe ber<br />
Barmhergigfeit beigetragen habe, inbent fie baju ©d)Weftern<br />
hergab unb fie eigens auSfuchte. 2)en ©eminarfchweftern<br />
empfahl er, baS Beifpiel ihrer älteren 3ttitfchweftern nie gu<br />
vergeffen, unb ba nur ber ©ifer für bie ©l;re ©otteS unb für<br />
baS ^eil ber ©eelen fie fo mutig unb opferwillig mache, fo<br />
follten fie fidfj ebenfalls bemühen, fich mit ber SBahrheit ju<br />
burdjjbringen, baß ber Dpfergeift immer baS $enngeid)en einer<br />
wahren Barmherzigen ©chwefter fein müffe. 2)ann fnieten bie<br />
fünf ©
— 78 —<br />
nur bie äBunben ber ©olbaten verbinbeit, fonbern auch einen<br />
heilfameit tnoralifdjen ©influß auf fie aulüben würben. Veibe<br />
fprad)en in ber wohlwollenbften SBeife mit ben Sd)weftern<br />
unb entließen biefelben gang entgüdft über ben liebevollen<br />
©mpfang.<br />
Sie für bie Verwunbeten be! ruffif
— 79 —<br />
feie ,3urücEbleibenben hatteneS mehr als je notig, fiel) mit<br />
©ott ju vereinigen.<br />
Um vier Uhr nachmittag holten brei SBagen bie fünf<br />
©djweftern unb bie anbern ©chweftern, bie ihnen bis auf ben<br />
Sahnhof baS ©eleite geben wollten, aus bem £aufe Sanft<br />
$afimtr ab. Um fich nicht bemerfbar ju machen unb31t Ver*<br />
hinbern, baß baS Solf bie ©chweftern begleitete, nahmen bie<br />
SBagen ein jeber eine anbere Dichtung; bie Klugheit verlangte<br />
biefe Maßregel, ba ju befürdhten ftanb, baß irgenbwelche<br />
föpfe Unruhen erregen föwttett. SiS jum lefeten Augenblicfe<br />
fürdjtete man,eS fonnten auf ben (Srjbifchof ober bie anbern<br />
Mitglteber beS Komitees ©teine geworfen werben, ©ie ^olijei<br />
hatte alle nötigen Maßregeln getroffen unb bie ßofafett be*<br />
fanben fidj in ber-Kühe beS SahuhofeS; um jeboch baS Solf<br />
nicht ju erfdhredfen, hielten fie fidh verborgen.<br />
$er ©anitätSjug ©anft Sinjenj, ber eigens für bie Se*<br />
förberung beS fatholif^en ßajaretteS bereitgeftettt worben war,<br />
war §ur Abfahrt bereit; baS Sofal, baS bie ©dhweftern nun<br />
burdh fünf SBodhen bewohnen follten, enthielt brei 9täume<br />
jweiter klaffe, von benen jwei als ©dhlaf^immer unb eines<br />
als Capelle biente; in teuerem befanb fidf? ein großes Silb<br />
Unferer Sieben grau von Sjenftodhau. Ser ©rjbifdhof Sßopiel<br />
unb einige Somherrm beft^tigten bie SBagen unb weihten<br />
fie ein.<br />
Audj bie Vertreter ber $ivil* unb Militärbehörben fan*<br />
ben ftdh am Sahnhofe ein unb bezeigten ben ©chweftern ihr.<br />
großes SBohlwoffen; bie Serwanbten unb greunbe ber Ab*<br />
reifenben waren ebenfalls zugegen; braußen bilbeten bie SBach*<br />
leute eine Äette, um bie SolfSmenge abjufperren, bamit fie<br />
bem 3«ge nicht ju nahe fomme.<br />
Machen wir nun nähere Sefanntfchaft mit bem Sßerfonal<br />
ber polnifchen Kolonie. 3)er ©eelforger ift £err MatulaniS,<br />
feit mehreren Jahren Pfarrer in DrloW; gleich vom erfteu<br />
Anfang an, ba bie ©rünbuug ber fatholifchen Ambulanz be*<br />
gönnen würbe, verbiete er auf feine Pfarre unb bot fidh
— 80 —<br />
bem @rzbtf
— 81 —<br />
gu ben genftern: man fa£; bie fünf Schweftern, etwa! weiter<br />
ben Seelf orger, ben ©rafen Orlowsfi, bie gwei Srjte, bie<br />
Kranfenwärter, alle in ben ihnen angewiefenen SBagen. ©er<br />
©rjbifchof erhob feine &anb gum legten Segen unb berSDom?<br />
berr fagte mit jitternber Stimme ben ©ruß: ©elobt fei SefuS<br />
©hriftuS, womit bie fatholifdjen Polen 3lbf
— 82 —<br />
•Kadjfdjrift — 2)aS Sagarett ber ©djweftern würbe in<br />
(Serbin errietet, unb am 9. Auguft würben bie erften33er=<br />
wunbeten in Pflege genommen. Anbere Traufe, wie $i$ber*<br />
f raufe u. f. w. werben bort nicht aufgenommen; biefeS Sagarett<br />
ift auSfefjließlid) für Berwunbete beftimmt unb ift gu biefern<br />
3we
— 83 —<br />
Arzneien ans SBerf unb ©ott fegnete unfern guten SBitten<br />
berart, baßeS vielen Uranien fogleid? bejfer ging; je mehr<br />
wir Arjneien austeilten, befto mehr fdjienen fie fid) juVer=<br />
mehren; wir hatten bie greitbe, über 500 Traufe ju pflegen.<br />
Sie SBo^e ift uns. viel gu fdjnell vergangen unb am<br />
©amStag mußten wir an bie Abreife benfen; unfere Armen,<br />
gauj traurig über unfere Abreife, umringten uns unb wir<br />
mußten ihnen fagen, baß wir aus Mangel an Arzneien nidjt<br />
länger bleiben fönnten. ©ie fragten uns, wann wir jurüd*<br />
lehren würben . . .; aber wir, ohne ihnen eine Antwort $u<br />
geben, gingen fdhnell fort, ganj gerührt über bie Sanfbarfeit<br />
biefer armen Seute unb traurig bei bem ©ebanfen, baß wir<br />
foviel Slenb jurüdflaffen mußten.<br />
Vielleidjt wirb bie ©tunbe ber Vorfehmtg balb für biefeS<br />
gute Solf fdjlagen, baS bie ©infadhheit feiner Vorfahren fo<br />
treu bewahrt hat Unterbeffen beten wir ju ©ott, er möge<br />
Vielen frommen Seelen ben ©ebanfen eingeben, unferer guten<br />
Oberin ju helfen, um bie SReifefoften ju beftreiten, bie leiber<br />
fo groß finb.<br />
©dhwefter
21 f i e rt.<br />
na.<br />
ng unb }tfiovb* t$fäetQ.<br />
B r i e f b e s apoftolifcfyen D i f a r s B i f c f y o f s g r a m e r a n f } e r r n<br />
Z T t i l o n , © e n e r a l f e f r e t ä r i n p a r i s .<br />
5ße!infl, 27. (September 1904.<br />
3Mne ©rwartungen finb übertroffen; wir.haben nidjt<br />
nur, wie id) vorauSfagte, neun bis gehntaufenb Taufen<br />
wadtfener gehabt, fonbern weit über gwölftaufenb, woburch bie<br />
3abl ber Stiften in unferem Vifariat auf ungefähr 60000<br />
geftiegen ifi; unb für baS näd^fte Sahr haben wir nod) 25000<br />
gute Katechumenen. — SDtefe herrli^en ©rfolge verbanfen wir<br />
ohne gweifel unferen Märtyrer« vom Safyre 1900.<br />
Sie geifligen grüßte, beren VergeidjniS id) Shnen hiemit<br />
fdjicfe, Werben 3hnen beWeifen, baß wir aud) in £inftauptfä^Iic^fte Sorge ift,<br />
bie 3ahl ber Arbeiter in bemfelben Verhältniffe gu vermehren.<br />
Sie Saht beS SßerfonalS erlaubt ttnS gegenwärtig, äffen 33e*
— 85 —<br />
bürfniffen gu genügen, aber was wirb gefchehen, wenn bie<br />
©rnte, bie für baS Jahr 1905 gu erwarten fteht, bie beS<br />
vorhergehenben Jahres noch übertreffen fottte? ©ott möge<br />
bie Berufungen für ©hwa vermehren!<br />
2)iefe in größter 9iul)e erhielten ©rfolge finb bie befte<br />
SBiberlegung ber irrtümlichen Anficht, 5ßefing fei eine befonberS<br />
gefahrvolle Miffion, gu Welver Meinung bie Me^eleien ber<br />
Vo^er Anlaß boten. @ine ähnliche Verfolgung wirb fidh<br />
wiß nicht mehr wieberholen;eS lönnen vielleicht Verfolgungen<br />
anberer Art eintreten, aber werben biefe ebenfoviel Stäben<br />
anridhten? ©ewiß nicht; ©ie fehen, weldh herrlidhe grüdhte<br />
barauS hervorgegangen finb. SBir fahren fort, in unferen<br />
Miffionen nadh *>er Methobe beS heiligen Vingeng gu arbeiten:<br />
Veweggrünbe unb Mittel; welche Veweggrünbe haben wir, uns<br />
auSfdhließlich ber Belehrung ber Ungläubigen, befonberS ber<br />
Armen, gu wibmen? Unfer Herr unb ber heilige Vingeng<br />
haben uns barin baS fdjönfte Beifpiel gegeben. SBarurn wen*<br />
ben wir uns nicht auch an bie Sfteidhen? Unfer Herr hateS<br />
auch nid)t getan. SBarum fuchen wir bie Belehrungen haupt*<br />
fädhlidh burdh 5ßrebigen gu ergielen? 2BeiI unfer Herr unb<br />
bie Apoftel auch geprebigt unb nur geprebigt haben.<br />
2BeI
— 86<br />
SDie Meine Methobe bei Lütgen Vinjenj ifi alfo bie<br />
große Methobe, bie wir befolgen foHen; mit ihr fönnen wir<br />
nidjt irren, benn bie Veweggrünbe unb Mittel, bie fie ent*<br />
hält, finb von unferem £erm felbft gelehrt.<br />
bitte ©ie, mein teurer Mitbruber, unferem<br />
ehrten Vater bal Verseidjnil ber geifitgen grüßte vorzulegen<br />
unb ihn ber banfbaren Siebe unb finblidjen Steigung ju<br />
verftdjern.<br />
f Alfons gavier, C. M.<br />
Manb kr Miffm mi Peking mtö Hori-®fd)eh)<br />
t>om 2lugnft 1903 bis 3um 2tuguft w*.<br />
3Äe $iffer ber in biefem Vifariate wohnenben Reiben be*<br />
trägt ungefähr lOOOOOOO.<br />
Stiften.<br />
(S^riftengenteinben, roojährlich Miffion gehalten nrirb<br />
Außer ber Miffion, bei welcher alle ber Dfter*<br />
pflidjt genügen, fudjt man naad)fener<br />
SBir fönnen biefen wahrhaft Wunberbaren<br />
3uwa^S nityt amberl erflären all bur
— 87 -<br />
%af) r<br />
3uDr<br />
1903. 1904.<br />
25ie ärmfien Äatechumenen fowie jene, beren<br />
gamilie weit von ber ©dj)ule weg wohnt, er*<br />
galten burdf) einige s 3JJonate etwas Nahrung.<br />
Mehrere von biefen ^atechumenenfchulen, unb<br />
jwar nidfyt bie unwidjtigften, befielen in Sßefing<br />
felbft unb fogar in ber faiferlidjen ©tabt.<br />
£ated>untenenfchulen 347 684<br />
Seljrer unb Sehrerinnen für bie Äatecbumenen . 568 950<br />
Äatednimenen, bie fich auf bie Saufe vorbereiten . 10553 25000<br />
3n biefer Ziffer ftnb viele ßatedhumenen inbe*<br />
griffen, bie f^on Unterrid&t genoffen haben, jeboch<br />
noä) nicht in hinreidhenbem SJJaße, unb bie beS*<br />
halb für baS nädfjfte $ahr aufgehoben würben.<br />
Saufen von ©hriftenfinbern 2297 2719<br />
Saufen von Jpeibenfiuber auf bem SobeSbette . 6590 6542<br />
Saufen oon (Srraachfenen auf bem ©terbebette in<br />
ben ©pitälern 72 171<br />
Firmungen 4144 3612<br />
3af)reSbeid)ten . . . • 33222 43251<br />
S)er Unterfdhieb gwifchen ben IgahreSbeichten<br />
unb ber ©efamtgiffer ber ©ötiften erflärt fidh<br />
barauS, baß im Saufe beS Sah^eS viele fter*<br />
ben, anbere nicht anwefenb ftnb unb alfo ebenfo<br />
wie bie Äinber nidjt beizten fönnen; benn,<br />
©ott fei Sauf, mit fehr feltenen Ausnahmen<br />
empfangen alle ©haften jährli
— 88 —<br />
Scifjr<br />
1903.1904.<br />
Sie gaty ber Kommunionen übertrifft hier<br />
bie bw Beteten wegen ber großen gdfyl<br />
ber geifilidjen ©emeinben.<br />
ßefete Ölungen . . . . . . . 778 841<br />
(Sfyen eiucjefegnet . 669 593<br />
ftnabenfdjulen 128 148<br />
®d)üler 1985 2571<br />
®töbdfrenfdmleu 76 115<br />
(Schülerinnen . . . . . . . . 1280 1 985<br />
$n allen (Beulen werben vor allem ber Kate*<br />
djiSmuS, bie ©ebete unb 3teligionSbü$erge=<br />
le^rt. Sann fommen auch bie flafftfchen Vücher.<br />
3n «tuberföafteit (Singefchriebene . . . 1437 1939<br />
©rofce europäische ßircfyen 27 44<br />
@roße öffentliche Capellen 216 273<br />
*ßrit>atfapelien 38 48<br />
9?efibengen von Mifftonären . . . . . 33 39<br />
28tr haum bie im Qahre 1900 nieberge*<br />
brannten Kirchen, Kapellen unb 9tefibengen wie*<br />
ber auf unb vermehren fie au
— 89 —<br />
Satjr ga^v<br />
1903.1904.<br />
forge ber ©Triften, ba£ ift ungefähr 1 Miffionär<br />
für 1000 ©hriften.<br />
sßriefter* unb ftnabenfeminarevereinigt. 3öglinge 186 185<br />
Jn biefem Jahre würben 13 Sßriefter, näm*<br />
11$ 4 ©uropäer unb 9 ©hinefen, geweiht<br />
^orbereitung§f^uIen für. bie (Seminare . 5 6<br />
göglinge, bie fid) für bie (Seminare oorbereiten . 120 155<br />
Jlnftattcn.<br />
1. 5Trappiften/ !ßriefter; ©uropäer ober ©ingeborne<br />
„ ©horbrüber; ©uropäer ob. ©ingeborne<br />
„ ©ingeborne Saienbrüber .<br />
2. Mariftenbrüber, ©uropäer . . . .<br />
„ ©ingeborne . . .<br />
$ie Mariftenbrüber leiten mehrere franjö*<br />
Rf$s$tnefif(ähe Kollegien mit ungefähr 300 30g 15<br />
lingen. ®ie früheren Sßflltnge haben fdjon<br />
tige hinter auf ben ©ifenbahnen, Soften unb<br />
£elegraphenämtern inne.<br />
8 9<br />
19 19<br />
35 35<br />
12 14<br />
2 4<br />
3. ^Barmherzige (Sdjroeftern 38 44<br />
Von ben Barmherzigen ©djweftern ftnb un=<br />
gefähr 1 ^Drittel ©ingeborne.<br />
(Spitäler . 4 4<br />
Äranfe, in ben «Spitälern aufgenommen . . 1147 1208<br />
SDtefe ©pitäler finb: SDaS internationale<br />
Sanft Midhaeföfpital in geling; baS ©anft Sin*<br />
jenjfpital in ber faifertidjen ©tabt; baSaUge=<br />
meine ©pital unb baS 3Jlilitärfpital für bie<br />
franjbfifdhen Gruppen, bie beiben lefeeren finb<br />
in Sien^ftn.<br />
Slrmenapothelen 4 4<br />
ßranfe, in ben 5lrmenapot^e!en üerpflegt . 63423 91531<br />
Greife, in ben 2 £>ofpij}en aufgenommen . . 24 61
— 90<br />
Sat)r ftafjr<br />
1903. 1904.<br />
3>aS Betritt »injenjfrital, bie Slrmenapo*<br />
tiefen unb bie ^ofpige finb ganj unentgeltlich-<br />
Sie ©hiuefen fontmen mit Vertrauen, Ja fogar<br />
mit Sanfbarfeit in biefe Anhalten.<br />
4. JofefSfcbweftern, fämtlid) ©ingeborne . . 78 77<br />
©iefe ©enoffenfdjaft, bie fdjon breißig Jahre<br />
befielt, geht auf alte jene Soften, bie für bie<br />
^Barmherzigen ©djweftew unjugängli$ finb; ihre<br />
hauptfä$li.<br />
11 von i^nen würben im Jahre 1900 er*<br />
morbet<br />
5. ©Ijriftlicbe Jungfrauen, bie in ifjren gamilien<br />
leben . . . . . . . . . 818 848<br />
3)iefe Jungfrauen gehören feiner religtöfen<br />
©emeinbe an unb beobachten ba! ©elübbe ber<br />
Jungfräulidjfeit, ba! ihnen erft nad) bem fünf*<br />
unbjwanjigften SebenSjahre abzulegen geftattet<br />
wirb.<br />
SBaifenbäufer ber ^eiligen Kinbfjeit . . . — 10<br />
Knaben unb SJläbcben in biefeit SBaifenbäufern . 597 805<br />
©cbulen von ber ^eiligen Kinbfyeit für bie Kinber<br />
ber Katechumenen; $inber in biefen ©djulen . 8568 6800<br />
ßnblid) fyabtnwir in unferem Vifariat<br />
mehrere $ftormalfd)ulen für Knaben unb 3Käb
— 91 —<br />
Brief i>es Diktators £)errn 2>>oscat an §erm 2Hilon,<br />
©eneralfefretär in Paris.<br />
(£)er ©cfjretber biefeö Briefes, iperr 23oSeat, ift bereite am<br />
27. Sejem&er 1904 geftorben.)<br />
Shanghai, 1. «uguft 1904.<br />
habe lieber mehrere SBifttationen in Äiangfi gehalten,<br />
habe mit ®übs$iangfi begonnen unb ich will audfj<br />
von bort ettoaS erzählen.<br />
Sie 9Jiiffion gerfällt in vier große ^ßräfefturen, weldje bie<br />
£auptorte von vier großen Siftriften ftnb: $i*ngan*fu, Äantfdjeusfu,<br />
9lan=ngan=fu unb ?ting=tustf
— 92 —<br />
bimben werben, weldj lefeterer foeben in Staub gefefet wirb<br />
unb fpäter als Kapelle ober Kir
— 93 —<br />
Bornen Sßrtefter, gwei^mtbert % von if)w entfernt in ©urdf? 9ling*tu grengen wir alfo an gu*!ien, burd) Äan*<br />
tfdjeu unb 9ian*ngan an Danton.<br />
Unb was foH id) von Äi*ngan*fu fagen, nidjtS, als baß<br />
eS nod) immer gortfdjritte macfyt. Sie neue Äirdje, bie nod)<br />
nidjt voHenbet ift, wirb größer fein als bie vor vier Jahren<br />
von ben Bojern gerftörte.<br />
gerner würbe gang in ber 9läl)e ber Sftefibeng ber Mtf*<br />
fionäre in ©in*ma*teu außerhalb ber Mauern vor gwei<br />
Jahren ein HauS ber Barm§ergigen ©dfjweftern gegrünbet,<br />
weites ein ©pital, eine Armenapotljefe unb ein SBaifen^auS<br />
ber ^eiligen ßinbljett umfaßt. SDiefe bef^eibene Anftalt ber<br />
©dhweftern fdjjeint gut gu gebeten unb wartet nur auf eine<br />
fernere ©ntwidlung.<br />
Außer bem Haufe ber ©djweftern I)at Bifdjof ßoqfet inner*<br />
fjalb ber Mauern von $i*ngan eine ©dfjule für bie euro*<br />
päifdjen ©prägen gegrünbet, bie von ben Meinen Marifien*<br />
brübern geleitet wirb.<br />
SDaS Heine ©
— 94 —<br />
unterf
— 95 —<br />
Syrien*<br />
Brief bes ZHifftonspriefters Jjerrn ^tdiaoui).<br />
StipoliS ((Serien), 24. 9tot)ember 1904.<br />
3n biefem 3lugenbli(f finb jwei ©ruppen von SUiiffionären<br />
in Sätigfeit: bie eine in Sibanon, bie anbere im Siftrift<br />
Saobicäa. $ürgli$ belehrten fid), einige teilen von biefer<br />
©tabt entfernt, in wel$ legerer eine SJUfjton abgehalten würbe,<br />
infolge biefer 3Jttffton jwölf fchtSmatifche gamilien jur fatl)p=<br />
lifchen Ätr$e. erhalte aus biefer ©egenb bie erfreulichen<br />
9tad?ri$ten: ßatholifen, $proteftanten, ©tyiSmatifer, ja felbft<br />
9Jluhammebaner wohnten ben Unterweifungen ber 2Jiiffion bei.<br />
pr biefe armen Seute war aHeS neu. @S fdjeint, baß ©ott<br />
uns biefeS SBerf anvertrauen will; i
21 f r i f a<br />
2tl$iet.<br />
Als bie 3ßiffionSpriefter baS in Kuba befiehenbe ^riefter*<br />
feminar von Algier Verlaffen mußten, richtete ber ©rgbifchof<br />
von Algier am 24. SJuguft 1904 ein ©djreiben an feine ©eift*<br />
li^feit, worin er fein großes Sebauern über bie Abreife ber<br />
SKiffionäre auSfprid)t. SBir geben nadtftehenb btefen SSrief<br />
wieber.<br />
„•ftad) einigen äßocfjen werben ©ie ft$ wieber im ^riefterfeminar<br />
einftnben, um bafelbfi geiftlid^e Sfugenb ju er*<br />
neuern unb ähnlid) jenem gelben ber gabel (AntäuS) aus ber<br />
Berührung biefer ^eiligen ©rbe, ber SBiege 3h*eS SßriefiertumS,<br />
neue Kraft fd^ßpferi.<br />
SÖBie in ben früheren fahren werben ©ie auch jefet mit<br />
bewunbemben Augen bie herrliche Sage Von Kuba bewunbern,<br />
bie ©eift unb £erg immer fo leid)t jum ©Töpfer<br />
aller biefer 3laturfd)önheiten erhob. ©ie werben von weitem<br />
am anbern ©übe biefeS KrangeS von .weißen Käufern unb<br />
grüner £ügel, welche unter tiefem Azurblau beS Rimmels<br />
unfern ©olf mit feinen Uaum gluten fo liebltd^ umrahmen, —<br />
baS Heiligtum Unferer Sieben grau von Afrifa begrüßen, baS<br />
Sutten als Sßriefter unb Algerier hoppelt teuer fein wirb. ©S<br />
wirb 3fynen befonberS angenehm fein, an ber Schwelle biefeS<br />
geheiligten AfplS bie S3ürbe ShreS
— 97 —<br />
jungen Sevtten in gefammelter, fruftbarer Arbeit fo vieler<br />
Stunben, ber einzigen vielleift, bie ©ie wahrhaft für fif<br />
allein leben fonnten, ba werben ©ie bie begeifterten SBorte<br />
jene! frommen Mönche! wieberholen: 0 beata solitudo! o sola<br />
beatitudo! D feiige ©infamfeit, o einige ©eligfeit!<br />
Mit Weif er Jnnigfeit aber werben ©ie nift in biefer<br />
Capelle beten, wo ©ie mit folfer Siebe £>erz au!ffüt*<br />
teten, wo ©ie fovtel Sroft verfoftet unb bie unau!fpreflifen<br />
greuben ber heiligen Drbination genoffen haben!<br />
©ie toiffenwohl, ba ©ieeS felbft jährlif erfahren haben,<br />
mit weif er greube man, unb Wäre e! auf nur für einige<br />
Augenblicfe, teure, vergangene Reiten nof einmal burf lebt.<br />
Aber af, warum foU biefe! Mal biefe greube burf ffmerz*<br />
life äBehmut verbüftert Werben? ©! wirb nift mehr ba!<br />
gan^e ©lücf Seben! im Seminar für ©ie jurüdfehren,<br />
©ie werben mit Trauer fehen müffett, baß Jhre verehrten,<br />
vielgeliebten Sehrer nift mehr auf ihren gewohnten päfcen<br />
fifcen, nämlif jene verehrten Sajariften, mit benen Sie burf<br />
bie Sanbe ber Sauf barfeit, ^ofaftung unb Siebe fo ftarf<br />
unb innig verbunben waren.<br />
Dbgletf beren Abreife ffon lange vorhergefeben unb<br />
bebauert war, fo fühlen wir bof baritber nift weniger<br />
Sfmerj unb Kummer. Al! bie Miffionüpriefter bie Seitung<br />
ber ihnen anvertrauten Seminare in granfreif aufgeben<br />
mußten, hofften wir nof, biefe Prüfung würbe un! erfpart<br />
bleiben. 3Bir waren ber feften Überzeugung, baß ber Sturm,<br />
ber bie Söhne be! ^eiligen Vinzenz vom ©oben ihre! SSaterlanbe!<br />
vertreibt, nift auf bi! naf Afrifa fommen würbe,<br />
in ein Sanb, wo fie in fo glorreifer SBeife ba! Sürgerreft<br />
erworben hatten.<br />
£ätte man wohl vergeffen fönnen, baß zu ber $eit, jpo<br />
Saufenbe von ©hriften unb %vanzofen in ben Sagno! von<br />
Algier al! Sflaven eingeferfert lagen unb ba ein Seben,<br />
weniger beneiben!Wert al! ber £ob felbft führten, ber heilige<br />
Vinzenz Mitleib mit ihrem ©lenbe hatte unb mehrere feiner<br />
Stmtalen 70. 7
— 98<br />
Mifftonäre mit ©efal;r ihres eigenen Sebent gur SoSfaufung<br />
ber ©Häven fcinfanbte?Sollte matt fid) nidjt mehr erinnern<br />
fönnen an jenen erhabenen Dpfergeift ber erften Miffiortäre,<br />
weldje auf ben Befehl ihres Stifters freubig abreiften, wohl<br />
toiffenb, worauf fie ftch von feiten ber herglofen Muhamme*<br />
baner gefaßt nutzen müßten? Als man gu einem von ihnen,<br />
eS war Herr ©u6rin, fagte: „Sie gehen alfo in bie Ber*<br />
berei, um ftdj Rängen gu laffen?" 3)a fagte er: ,,Jd) ^offe nodj<br />
mehr, ich hoffe ben Sßfahl, ja nodj BeffereS." S^n raffte bie<br />
Sßeft hinweg; aber einer feiner ©efährten, Herr Johann £e*<br />
Vacher, würbe vor bie Münbung einer Kanone gebunben; nad?<br />
biefen beiben Dpfern ftarben noch viele anbere Miffionäre an<br />
anftecfenben Äranfheiten ober unter graufamen Martern. Aber<br />
gerabe beSwegen, weil biefeS Sanb fo ttngaftltdj war unb fo<br />
gierig baS Blut ber ©giften tranf, verlangten bie MtfftonS*<br />
priefter fehnlid), borten gefanbt gu werben, unb folange nur<br />
europäifche Sflaven in ben ©efängniffen von Algier, SCuniS<br />
unb Maroffo waren, waren auä) immer Miffionäre bort, um<br />
über bereu ßoSfauf gu verhanbeln, währenb fie felbft babei<br />
in ©efahr fdjwebten, in ben~$erfer geworfen gu werken ober<br />
unter HenferShanb gu fterben.<br />
SBir bauten alfo, baß bie Miffionäre, nad)bent fie in fo<br />
helbenmütiger SBeife granf reich unb ber gangen givilifierten<br />
SOBelt auf bem Boben von Algier gebient Ratten, ihr frieblidjeS<br />
Amt frei würben ausüben fönnen. Aber ad), unfere Hoffnung<br />
würbe gunid)te. Umfonft haben wir bereu Sache mit ber gangen<br />
SBärrne ber Übergeugung, bie uns bie ©rinnerung an bie glor*<br />
reiche Vergangenheit unb an bie gegenwärtigen SBohltaten ein*<br />
gab, verteibigt; allen unferen Bemühungen gum Srofe foitnten<br />
wir baS Übel nicht abwenben. SBir fönnen nur für einftweilen<br />
unfere auSgegeidjneten Miffionäre in ber 2)iögefe behalten,<br />
bereu Seeleneifer unb Selbftaufopferung von ben Sßrieftern<br />
unb ben ©läubigen fo l)od) angefchlagen wirb, unb heute<br />
miiffen wir unferen teuren ©eminarbireftoren, obwohleS uns<br />
fehr hart anfommt, Sebewohl fagen.
99 —<br />
Unb wie fottte unfer £>erg nidjjt proteftieren, wenn wir<br />
fe^en, baß uns nun bie s JJad£>folger jener gkiefter Verlaffen<br />
mitffen, welche baS ©eminar um ben SßreiS fo vieler -Kühen<br />
gegrünbet unbeS mit foviel Klugheit geleitet haben?<br />
manbem aus Sljmen, meine Herren, ifteS unbefannt, baß bie<br />
©rünbung biefer Anftalt fehr viele Dpfer foftete unb baß bie<br />
3)tiffionSpriefter mit beifpiellofer ©elbftverleugnung unfereit<br />
aSorgängern bei biefem fchwierigen SBerfe gur ©eite ftanben.<br />
AIS im Sahre 1842 SBifcfjof Supuclj im @inverftänbniffe mit<br />
bem 3Jiarf(^a(l ©oult bie 5Jtiffionäre nadj) Algier berief, fomtte<br />
er ihnen nur ein armfeligeS £auS in ber ©adfgaffe ©anft<br />
Philomena in ber ^htftpp^ffraße jur Verfügung fteffen, wo<br />
man mit großer 9Jtühe acht gellen für bie fünftigen ©emi*<br />
nariften herrid)ten fonnte. Unb als im $ahre 1848 ©eneral<br />
ßavatgnac bem Sifdjof baS gelb von $uba abtrat,<br />
mußten bie ©ireftoren unb bereu Söglinge in gelbhütten<br />
wohnen, bie bem Siegen freien Surdjgang gewährten unb von<br />
©ibechfen, Ameifen unb anberen nodj) unangenehmeren Bieren<br />
befugt waren. Unb boch betete unb arbeitete man ba, man<br />
führte ein georbneteS Seben, fo baß bie alten Sßriefter ber<br />
brei Siöjefen Algier, ^onftäntine unb Dran jene geiten baS<br />
golbene Zeitalter von Äuba nannten.<br />
@S ift wohl wahr, baß bamals an ber ©pi£e beS $riefter=<br />
feminarS ein 3Jlann von allgemein anerfanntem SSerbienfte<br />
ftanb, £err Sofef ©irarb, ber eine große grömmigfeit mit<br />
tatfräftigem ßbarafter, feltener Klugheit unb brennenbem @ifer<br />
paarte. ®urdfj fedfjSunbbreißig Qahre War er bie ©eele von<br />
$uba unb au
— 100 —<br />
einem folgen 9Jiunbe! Unbboer*<br />
ftc^ert, buräjauS nion Slfrtfa bei ber 23erwirfli
101 —<br />
ihnen gebührenbett rü^nitic^en SBeife beurteilen, bie heute ein<br />
unerbitllifeS ©efefe uns entreißt 2Bir haben fte mit eigenen<br />
Augen an ber Arbeit gefehen, SDe^alb fühlt fif auf unfer<br />
£erz jufammengeffnürt, jefet ba wir uns von unferen auS=<br />
gejeif neten Sehrern trennen müffen, bie fo fcoEfomtnenunfer<br />
Vertrauen unb unfere Siebe gewonnen haben, befonberS t>on<br />
biefem ebrwärbigen ©uperior, an bem wir ein gerabeS Urteil,<br />
eine liebenSWürbige £ugertb, eine große ©anftmut, ein aus*<br />
gebebnteS SBiffen fanben, baS er trofe feiner großen 33eff eiben=<br />
beit nift ganz $u Verbergen fcermofte. Jn biefer ©tunbe,<br />
wo biefer liebenSWürbige Mann fotiiel leiben muß, wollen<br />
wir bie unangenehme Sage erfparen, fif loben zu hören;<br />
aber ber aufriftige, einstimmige ©f merz ihrer 3ö9^ge unb<br />
ber Sßriefter ber ®iöjefe fcerfünbenlaut genug, wie fehr fie<br />
fif bie Aftung unb Siebe aller 'hier errungen hatten. 2ßir<br />
pretfen (Sott, baß er uns ben £roft gewährt hat, uns ben<br />
©uperior zur ©rbauung feiner Zöglinge unb feiner trüber<br />
im Sßrieftertunt in unferer SDiöjefe ju belaffen, bie fif glü(f=<br />
lif ffäfeen Werben, auf fernerhin aus feiner langjährigen<br />
Erfahrung unb feiner naf fiftigen £erzenSgüte SRat unb £ilfe<br />
ju fföpfen.<br />
SBir finb überzeugt, meine Herren, baß wir bie ®ol=<br />
metffer unb baS @fo ihrer ©efiihle finb, Wenn Wir £errn<br />
®emiautte unb feine würbigen Mitarbeiter unferer innigften<br />
3uneigung, ehrfurftSfcotlften 3)anfbarfeit unb unfereS treuen<br />
AnbenfenS fcerftfern. 2Bir werben fte ebenfo wie ihre 5ßor=<br />
gänger unter bie 3ahl ber SBohltäter unfereS SßriefterfeminarS<br />
refneu unb ©ie alle werben, wir zweifeln gar nift baran,<br />
burf ©ebet Jhw finblif en 2)anfe ben nüfclif ften unb wirf*<br />
famften AuSbrudf verleihen.<br />
SBir bitten ©ie nun, meine Herren, Vertrauen auf<br />
jene zu übertragen, bie wir bazu beftimmt haben, bie ff were<br />
33ürbe beS Amtes als Seiter beS ©eminarS zu übernehmen,<br />
©ie fcerbieneneS in jeber Seziehmtg, unb wenn wir feinen<br />
Anftanb nehmen, ihnen baS Seuerfte, was ein Siffof hat,
— 102 —<br />
nämlidh bie ßufunft feines Klerus unb bie Hoffnung feiner<br />
SDißjefe, anzuvertrauen, fo ift ber ©runb hievon — wir fönnen<br />
uns biefeS gerechte Seuflittö ausstellen — baß wir bei unferer<br />
äßahl von ber wachfamften Klugheit uns leiten ließen. Jnbetn<br />
fie fidh übrigens entfdhloffen haben, ihre SHöjefen, ihre gamilien<br />
ju Verlaffen, um in ein Sanb ju fontmen, wo ihre SBiege<br />
nicht geftanben hatte, unb bafelbft ein Seben ber grömmigfeit,<br />
beS ©tubiumS unb ber ©elbftverleugnung ju führen, fo geben<br />
fie ynS fchon baburdh ein f^öneS Veifyiel beS priefterlidhen<br />
©eifteS unb ber ©elbftlofigfeit. ®ie Seit wirb lehren, baß<br />
bie neuen Seiter beS ©eminarS noch in vielfadher anberer<br />
Hinfidht Jhre Ho^achtung unb @hrfurdf)t verbienen. SBir ftnb<br />
beswegen auch überzeugt, baß unfere SDiöjefe fie mit brüber*<br />
lichern SEBohlwoten in ihre Leihen aufnehmen wirb, unb baß<br />
in ihren Häuben baS @rbe ber MiffionSpriefter nidht in ©e*<br />
fahr fommen wirb.<br />
©ie werben alfo bie neuen SDireftoren beS ^SriefterfeminarS<br />
mit Siebe aufnehmen, mit berfelben Siebe, bie ©ie bereu Vor*<br />
gängern bewiefen haben. Veten ©ie für einanber, bamit ©ott<br />
ben jefeigen Arbeitern in ihrer fdhwierigen Arbeit beiftehe unb<br />
ben früheren Arbeitern reichlichen Sohn verleihe für bie Müh,en,<br />
bie fie fo ftanbhaft auf fich genommen haben.<br />
©ie werben audh felbft in nüfelidher 2Betfe zn bem ©nb*<br />
ZWed beS ©eminarS beitragen, wenn ©ie für bie jungen<br />
^riefter, bie voll ©ifer unb Vegeifterung baSfelbe Verlaffen,<br />
Vorbilber eines wahrhaft priefter liehen unb apoftolifchen SebenS<br />
fein werben. AnbererfeitS werben auch ©ie nicht vergeffen, baß<br />
bie befte Art unb SBeife, fidh ben Sehrern für alles ©ute<br />
banfbar zu erWeifen, barin befteht, ihren guten Veifpielen<br />
unb Sehren immer treu zu bleiben. SBir befdhwören ben<br />
hödhften Spriefter JefuS ©hriftuS, er möge Jh^en biefe ©nabe<br />
geben, unb wir fegnen ©ie, meine Herren unb meine teuren<br />
Mitarbeiter, aus bem Jnnerften unfereS Herzens, inbem wir<br />
nodh einmal ben ©efühlen unferer Siebe unb ©rgebung AitS*<br />
brinf verleihen.
— 103 —<br />
2ßir haben ben für ^errn Semiautte fo ehrenben SBorten<br />
beS ©rjbifdjofs ni$ts beizufügen, als baß wir ben Sdjmerj<br />
hatten, ißerm ©emiautte balb barnach §u verlieren. 9tach<br />
granfreich jurütfgelehrt übernahm er trofe feiner gef$wägten<br />
©efunbheit neue Arbeiten, als ihn auf einer 9leife eine Sungen*<br />
entjünbung in wenigen Sagen bahinraffte; er ftarb in SSitre<br />
am 9. ®ejember 1904.<br />
2tt>efftnien*<br />
Unfere Sefer fennen bie äBedjfelfälle ber afeefftnifdhen<br />
9Jliffion, wie bie 9Jiiffionen feit einer SReihe von Sehten jwi*<br />
fdheri gur^t unb Hoffnung beftänbig fdjwanfen.<br />
3n bem früheren £efte ber Annalen haben wir mitge*<br />
teilt, weldje Sefürdjtungen ein Sefdjluß ^aiferS SDlenelif ver*<br />
urfacht hat. ©ott fei S)anf, biefe Befürchtungen finb nun —<br />
wenigftenS für eine ,3ett — jerftreut, wie uns ber Superior<br />
ber 3Kiffton in ©uala=Alitiena, £err ©buarb ©rufon, mitge*<br />
teilt hat. ©r fdjrieb am 18. September 1904:<br />
„Seine 3Jlajeftät ber -JteguS hat baS SSerfolgungSebift<br />
unb ben gegen uns erlaffenen SBerbanmmgSbefehl jurüdge^<br />
nommen. ®aS rettenbe Seiegramm ift am 17. September<br />
in Abrigat eingetroffen. @S lautet wörtli
21 m e v i f et<br />
Salvabov.<br />
Brief bes ÜTifftonspriefters f}errn ^atl $6ftttn an ben<br />
©eneralfuperior Jjerrn 2tnton ^iat.<br />
©an ftactnto, 20. Auguft 1904.<br />
£err ©onte unb id) h a &en eine Nunbretfe gemalt, an<br />
bie wir uns noch lange erinnern werben. ßtfyn te<br />
Nofario be Mora unb einen Monat in Sßandjimalco. 3)iefe<br />
©tabt liegt brei Kilometer fcon ©an ©afoabor entfernt unb<br />
ift Dort Snbianern bewohnt. 3
105 —<br />
bie anberen würben mehr öerlaffen hafteten, wenn nift bie<br />
Regierung baS Monopol hätte, ihnen ben Branntwein ju tie 5<br />
fern. Sie werben aber gewiß nift mel;r fo&iel 3l&fafe ftnben,<br />
wenn bie greunbe ber geiftigen ©etränfe in ihrem SBorfafee,<br />
nift mehr gu trinfen, beharrlif bleiben.<br />
2lm 14. Auguft trugen 20 bis 30 Männer baS ffwere<br />
MifftonSfreuj unb 5000 ^erfonen nahmen an ber ^rojeffton teil.<br />
9lm 15. Sluguft war ber ©flußtag. Man prebigte über<br />
bie Beharrliffeit unb über bie 2Inbaft jur feligften Jung*<br />
frau, weif er fif auf bie ganje Pfarre Weihte. ®ann folgte<br />
ber päpftlife ©egen, naf welfem alle in tränen unb<br />
©ftufjen auSbraf en.<br />
3lm 16. 2luguft hoffte if allein naf ©an Jacinto jurü
— 106 —<br />
Seiber blieben mir nur etwa zwei ©roS. 3k einem Augen*<br />
blicfe waren fie fcerfchWunben.<br />
Äömtten ©ie mir, mein hod)geehrter Vater, bie greube<br />
machen, einem jeben biefer 3>ttbianer eine MebaiHe auf bie Bruft<br />
ju hängen! Sdj werbe fogleid) in ihre Mitte prüdfehren unb<br />
ihnen fagen, baß mein Vater ©eneral ihnen biefe MebaiHen<br />
fdjidt, was ihnen bie größte greube ma$en würbe.<br />
3Bir bleiben nun jwei im Haufe, Herr Vatyffe unb td).<br />
Herr Shaureaub ift im Seminar, immer etwas leibenb. Herr<br />
Sonte hat in Begleitung beS Herrn SDuriej bie ©ren^e fcon<br />
©uatemala Übertritten. @r hat uns fcerfprodhen, baß er<br />
nidht lange ausbleiben werbe!<br />
$arl H^utn.<br />
^rafilien*<br />
g£nrifj?ßct.<br />
Brief 6es ZTtifftonspriefters f}emt 3ol)(tnn<br />
ben ©eneralfuperior £)errn 2Inton $iat.<br />
(Suritgba, 8. 5ftot)entf>er 1908.<br />
©eftatten Sie mir, mein hochgeehrter Vater, 3huen etwas<br />
über bie Miffion in Sßarana, wetdje t>or jwei Sahren fc>on<br />
bem Bifdjof gofef be ßamargo BarroS fc>on ©uritpba ge*<br />
grünbet würbe, ju erzählen.<br />
Sßarana, einer t>on ben zwanzig Staaten, aus benen<br />
Braftlien befteht, liegt jwifchen ben ©raben 22° 55' unb<br />
27° 50' füblidjer Breite unb jwifdjen ben ©raben 4° 44' unb<br />
11° 8' weftlidher Sänge fcomMeribian t>on 9?to be Janeiro<br />
gemeffen. ®er Flächeninhalt biefeS großen Staates beträgt<br />
240000 Buabratfilometer. @iue hohe Bergfette burdjläuft<br />
ihn toon -Korben nach ©üben unb teilt ihn in zwei fcharf ge*<br />
f^iebene 'Seile, Beira mar unb Serra acima. $)ie ©egenb<br />
an
em -äJteere entlang ift heiß unb ungefunb;eS warfen ba*<br />
felbft alle ^flanjen ber troptfdhen Sauber. 5Der anbere Seil<br />
bilbet eine ungeheure £odfjebene von 500 Duabratfitometer<br />
gläd)eninhalt; baS Älima bafelbft ift überaus angenehm, eS<br />
ift ein beftänbiger grühling. 35er $oben ift fehr fruchtbar<br />
unb von vielen SBafferbäten burchjogen, bie fpäter ju großen<br />
glüffen werben. biefer £odjebene, weldje 1000 9fleter<br />
über bem Sffleere liegt, führt eine ©ifenbahn, bie ein 3)teifler- *<br />
werf ber $unft ift. ©ie nimmt burch bie Serge einen aH*<br />
ntählidf) auffteigenben 3ßeg burd) Urwälber, neben Abgrünben<br />
unb ©fluchten, burch fünfge^tt SunnelS, über mehr als<br />
fünfzig Srücfen unb führt ben Sieifenben burch entjütfenb<br />
f$öne Sanbfcbaften. ©ie ift baS SBerf beS brafilianifcben<br />
Ingenieurs Seijeira ©oareS.<br />
93or fünfunbjwanäig fahren jählte ber ©taat Sßarana<br />
125000 ©inwohner; jefet fd&äfet man feine SBevöIIerung auf<br />
400000. SDiefe rafdhe 3unahme ift vor allem ber euro*<br />
päifdjjen ©inwanberung jujuf^reiben.<br />
Sßarana gehörte bis gum $ahre 1892 jum Bistum ©urU<br />
fyba.SDer erfte 33tf$of $ofef be ©amargo SarroS übergab<br />
ben ©öhnen beS heiligen Sinkens im $ahre 1895 fein ©etni*<br />
nar unb berief im $ahre 1901 mehrere anbere 3Kiffionäre für<br />
bie Abhaltung von 9Jttffionen unb wies ihnen baS bifchöfc<br />
lii^e ©eminar jur SBohnung an.<br />
3m Sänner 1902 fam id) in Begleitung beS SBifcljofS<br />
3ofef ©torbano in ©urittyba an unb wir machten uns im<br />
gebruar fogleid) ans Sßerf. S)ie bifdjöflidje ©tabt war ber<br />
©
— 108 —<br />
polnifdj, in einer anberen, unb gwar in ber Kathebrale, portu*<br />
gieftfd^. ben fciergehn Tagen würbe bie Kathebrale, bie<br />
uns angewiefen worben war, nie leer unb bie SolfSmenge fcer*<br />
nahm mit Sammlung unb Aufmerffamfett baS SBort ©otteS.<br />
ben anberen Kirnen War ber B^ang nityt geringer. 3>ie<br />
©rfolge übertrafen unfere Hoffnungen;eS gingen 7429 Sßer*<br />
fönen gur heiligen Kommunion. 3 um Anbenfen würbe mitten<br />
in ber ©tabt ein Kreug errietet; unglüdflid&erweife würbe bie<br />
©
— 109 —<br />
thn in feiner Auflehnung. Als bie Miffion eröffnet wurbe><br />
waren bie ©eifter überaus erregt. @S fanben ftf aber ben*<br />
nof j i e m l i f Diele 3uhörer bei ben Sßrebigten ein unb wir<br />
fonnten fo in Dieler igerjen ben ©amen beS göttlif en SBorteS<br />
nteberlegen, ber fpäter gritfte bringen follte. 3^ Monate<br />
fpäter fehrte einer fcon ben Mifftonären naf SßalmeitJa jurütf,<br />
prebigte Dor einer jahlreif en, gutwilligen 3uhörerff aft, ^>brte<br />
Diele ^erfonen Seift, grilnbete eine Sinjensfonferenj unb einen<br />
herein ber grauen ber friftlif en Siebe, unb fonnte bie ©tabt<br />
ganj beruhigt ihrem neuen Birten übergeben.<br />
Um Sföte foftbare 3eit nift in Anfpruf ju nehmen, Witt<br />
if Don ben Miffionen, bie auf biefe brei Miffionen folgten,<br />
niftS näheres fagen; if fage nur im allgemeinen, baß wir<br />
im ^afyxt 1902 jwölf eigentlif e Miffionen gehalten fyabm,<br />
ö|ne Don ben greifen £ilfsfapellen ju fprefen, wo wir<br />
uns nur einige Sage aufgehalten haben.<br />
Sie 3al;l ber Kommunionen belief fif auf 18 583; wir<br />
haben 100 fünbhafte Berbinbuugen in reftmäßige ©ben unt=<br />
gewanbelt unb brei Binäenjfonferenjen unb brei Bereine ber<br />
f riftlif en Siebe gegrünbet.<br />
Sie gerien Don -JtoDember bis gebruar würben, wieeS<br />
ber SBunff beS ^eiligen Binjenj ift, junt ©ebete, ©tubium,<br />
jur Abhaltung ber SahreSeferjitien unb ju einzelnen Sßrebigten<br />
Derwenbet.<br />
3nt gebruar 1903 begannen wir, £err Sofef AlDeS unb<br />
if, wieber unfere MiffionStätigfeit. 3m Sahre 1902 hielten<br />
wir 14 eigentlif e Miffionen unb ^rebigten an etwa 20 Heineren<br />
Orten, weife eine ipilfsfirfe befifeen. Ser ©rfolg unferer<br />
Arbeiten waren 11146 Seif ten, 308 wilbe@f)en eingefegnet,<br />
5 Binjenjfonfereuäen unb 9 Bereine ber f riftlif en Siebegegrünbet.<br />
3f übergehe bie 3
— 110 —<br />
Orten tätig waren, währenb wir im Vorigen ^ahre in ben<br />
wi
— 111 —<br />
Kirche; währenb ber SJtiffion wirb ©ott barinWommen unb<br />
Wir bürfen nicht mehr verlangen als er." — „AbereS ift<br />
fall" — „SHe Siebe ju ben ©eelen wirb uns erwärmen." —<br />
„AbereS ift fein SSet barin." — „2>er gußboben ber Safriftei<br />
wirb uns als SJlatrafee bienen." — „Sßer wirb 3hnen baS<br />
©jfen zubereiten?" — „®ie göttlidje Borfehung." — 3nbem<br />
wir fo mit ben erftaunten Seuten rebeten, festen wir bie Äirdje<br />
aus unb bereiteten bie Altäre für bie fettige 9Kefe vor. Um<br />
ll 1 / 2 Uhr begann bie ^eilige SDieffe, worauf bie ©inleitungSprebigt<br />
folgte. ®a ^atte nun unfere Prüfung etil ©übe. ©in<br />
ausgezeichneter ©hrift, ein Bä<strong>der</strong> von Sßrofeffiou, bot uns ©aft=<br />
freunbfdjaft an unb bejubelte uns mit ber größten 3m>or=<br />
fommenheit. SHe ganze Bevölferwtg fam ju ben Sßrebigten<br />
unb bie Vierzehn Sage ber 2JUffion waren für baSfelbe wie<br />
ein geft. Alle ohne Ausnahme gingen jur heiligen Seicht.<br />
Unfer Auszug aus ber Pfarre war ein ebenfo ehrenvoller<br />
Srtumphäug, wie unfer ©injug traurig gewefen war. Am<br />
Abenb fam bie ganze ©tabt, bie Behörben an ber ©pi£e, unb<br />
banften uns unter ben harmonifchen klängen ber 3Jlufif unb<br />
unter bem 5?radjen von Böllern unb Siafeten. 3n Brafilien<br />
gibteS fein geft ohne geuerwerf. SBir mußten etwa jwanjig<br />
Sieben anhören. ©S fällt bem Brasilianer nid)t fdjwer, eine<br />
Siebe ju halten. AHe, vom unterrichteten s 3Jtanne btS jum<br />
unwiffenben $anbwerfer finb Siebner; i
— 112 —<br />
ber Gimmel war heiter unb baS Meer ruhig, Wie baS £erg<br />
jener, benen wir geprebigt hatten. SBenn baS Sehen beS Mif*<br />
ftonärS feine fdjweren ©tunben hat, fo hateS aud) feine unauS*<br />
fpred^Itd^en greuben, benneS gibt fein größeres (BIM, als baS<br />
SBerfgeug gu fein, beffen fid) ©ott bebient, um allen Sewoh*<br />
nern einer ©tabt ben grieben ber ©eele wiebergugeben.<br />
3oI;ann Ouintao.<br />
^a^ia.<br />
Brief 5es Zllifftonspriefters £)errn 25ifhcfnt ^acffcit.<br />
Unfere lefete MiffionSreife, bie acht Monate bauerte, hat<br />
uns großen Troft gebraut, befonberS in gerroS unb ^oanefta.<br />
An jebem biefer beiben Drte haben wir einen neuen griebhof<br />
angelegt Man mußteeS mitanfehen, wie Männer unb grauen,<br />
jung unb alt, rei$ unb arm, in Sßrogeffion, mit bem Kreuge<br />
an ber ©pifce, ©teine unb Kalf trugen, ©inige gehen in ihrer<br />
©infalt unb ihrem ©ifer fo weit, baß fie bie SBorte, bie einige<br />
im ©djerge gu ihnen fagten, ernft nahmen: „Sene, bie große<br />
©ünben haben, müßen auch große ©teine tragen," fo baß<br />
einige ihrer Saft unterwegs unterliegen.<br />
*<br />
* *<br />
©egen ©nbe Auguft reiften wir in bie Urwälber t>on<br />
Nio boce ab. ®ie Herren Sacofte, Tabbei unb ©iorbano<br />
waren bie erften, toeldje ben Mut unb bie ©hre hatten, burd)<br />
bie Sßrebigt unb bie Übungen ber Miffion ben ©eelen in biefen<br />
faft ungttgänglichen ©egenben Rettung gu bringen, ©ie brangen<br />
wohl öon ber ©übfeite t>or, wo ber gugang leichter fein fott,<br />
fcon ber SBeftfeite ift iebo$, wie man fagt, faft fein ©inbringen<br />
möglich; t>erfit
— 113 —<br />
babei wie SofomotiDen mit ben Lüftern blafen. 2ßir er*<br />
reifen baS anbere Ufer unb nun finb wtr ffon im Urwalbe.<br />
2Belf ein üppiger S p f t a n j e n W u f S ! SBelf ungeheure Säume!<br />
@S gibt niftS ©fönereS als biefe Sianen, bie fif bis gum<br />
©ipfel ber Säume emporfflingen, Don bprt bis jum Soben<br />
herabfallen, um abermals fynaufjufteigenunb fif enblif im<br />
SDicfift ju verlieren, ßier ift baS Sieif ber Jaguare, ber<br />
Soafflangen, ber £irffe unb Tapire u. f. w.<br />
SBährenb ber Miffion fam ein Säger ju uns unb bat<br />
um bie ©rlaubniS, einen Siger töten ju bürfen. „©inDer^<br />
ftanben," fage if, „aber unter jtoei Sebingungen: ©rftenS<br />
mußt bu juerft beif ten, unb jweitenS mußt bu mir bie Seftie<br />
bringen."<br />
Angenommen.
— 114 —<br />
3n Sßaffagem hatte unfer ©aftwirt bie ^errlid^e ^bee,<br />
uns gu ©hren einen Sali gu veranftalten. ©twa breißig<br />
Männer unb grauen, aber leiber alle mehr ober weniger be*<br />
trunfen, begannen gu bringen wie äßilbe. 2)a wir \m$tm,<br />
baß bieS crescendo bis gum nä^ften Morgen junehmen<br />
würbe, gogen wir uns gegen gehn Uhr abenbS guriidf unb<br />
fdjliefen in ber Kirdfje.<br />
*<br />
* *<br />
Auf ber Miffion in SKathritabe ereignete fich etwaS.Se*<br />
fonbereS.<br />
äBährenb Herr Sßimenta prebigte, wanbte fidh am SßalbeS*<br />
ranbe eine große Solange mitten burdh bie grauen hiuburch,<br />
welche naturgemäß fehr unruhig würben, Herr ^imenta<br />
mahnt gur SRuhe. Man antwortet ihm:<br />
„®S ift eine Sdhlange ba."<br />
„Aber," entgegnete ber Sßrebiger, „ihr träumt, feib<br />
nur 'ruhig."<br />
@S würbe voHfommen ftiH; nadh etwa gehn Minuten<br />
macht fidh tföfelidh neue Unruhe, unb jwar unter ben Män*<br />
nern bemerfbar. ©ine Solange hatte fich einem ber An*<br />
wefenben um baS Sein gefd^Iungen. £>iefer fdhüttelte baS<br />
Sein heftig unb fd&leuberte bie Solange fort, worauf fie ein<br />
•Jteger mit feinem nadften guße gertrat.<br />
Unfere lefcte Miffton war in Sanft Anna. Um borthin<br />
gu gelangen, mußten wir ben 9iio boce einen gangen £ag<br />
aufwärts gehen, ßinfs liegen bie Urwälber, bie wir burdh*<br />
wanbern mußten, rechts liegt baS ©ebiet ber SBilben, in<br />
welches niemanb von ben Stotterten einzubringen wagt,<br />
einen frangöftfchen Sßriefter ausgenommen, nämlich Herrn<br />
Sebuc, WelvereS verfugt, biefelben gum ©hriftentum gu be*<br />
fehren. 3)a finb nodh gwölf ^ubianerftämme, bie gang wilb<br />
firib. ©lüctticherweife finb fie gerabe jefet nidht ba. Sie ftei*<br />
gen nur bann an bäS Ufer beS gluffeS herab, wenn fie int<br />
Innern beS SanbeS nichts gu effen ftnben; bamt fommen fte
— 115 —<br />
an ben gluß, um gu fifd)en, gu jagen unb grüßte gu holen,<br />
befonberS sapucayas, eine Art großer Nüffe, bie im Ämtern<br />
je breifeig ober üiergig grüßte enthalten, bie ben Kaftanien<br />
ä^nlidh finb unb fehr gut fd)me(fen. 3Bir fehen noch bie<br />
©puren ihres legten Aufenthaltes, bie erlogenen ©Reiter<br />
ihrer geuer unb rohe 3eid)nungen an ben Säumen.<br />
©ineS TageS erlebten wir eine unliebfame Überrafd&ung.<br />
SBir waren eben am Soben unfereS SooteS halb eingefdjlafen,<br />
als wir plö$ttdj burch eint>om Sßalbe herfommenbeS ©eräufd)<br />
aufgewecft würben. 2BareneS Snbianer? 2)aS ©eräufch fam<br />
immer näher, unb bann hörten wir einen ftarfen plumps ins<br />
Sßaffer. @S war ein Tapir, baS ftdj ins SBaffer warf unb<br />
babei faft unfer Soot umftürgte. ©üblich famen wir in ©ant*<br />
ftoma an, wo ©Ott unfere MifftonSarbeit überaus fegnete.<br />
2ßir mußten bann nad) ©araga gurücffehren, aber wie?<br />
Son neuem burch bie SBälber gehen, jefet gur Negengeit, war<br />
unmöglidj. 9ßir entf^loffen uns alfo, über Siftoria gu reifen.<br />
£>agu brausen wir Sßferbe. 3Bir mieten einige, aber balb<br />
müffen wir einfehen, baß wir fie nicht brauchen fönnen; fiebert<br />
ober aä)t Tage in biefer SBeife gu reifen, ift unmöglid). SBir<br />
empfahlen uns ber göttüdjen Sorfehung unb bie Hilfe ließ<br />
auty nidjt lange auf fid) warten. Herr Sebuc, ber obgenannte<br />
eifrige Sßriefter, hatte fconunferer Anfunft erfahren unb fdjicfte<br />
uns feine polnifdjen unb beutfdjen Anfiebler entgegen. D baS<br />
finb brafce Seute unb gute ©hriften! ©ie gaben uns umfonft<br />
Sßferbe unb alles, was wir gur Neife nötig hatten, unb nad)<br />
fieben Tagen famen wir in Siftoria an, wo uns Sifdjof<br />
Monteiro mit ber Herglid?feit unb ©infalt eines wahren ©ohneS<br />
beS heiligen Singeng aufnahm.<br />
2>rei Tage fpäter fd^iffteri wir uns auf bem ©djiffe<br />
„Espirito santo" ein unb lanbeten am folgenben Tage tu<br />
9tio be Janeiro, wo uns bie liebeöoHe Aufmerffamfeit unferer<br />
Mitbrüber balb auf äffe ©ntbehrungen in ben Urwälbern beS<br />
9iio boce üergeffen ließ.<br />
8*
— 116 —<br />
®aS ift ber furje Seridjt über unfere SDiiffionSreife beS<br />
vorigen SahreS. 2)ie in ben fernen Urwälbern jerftreuten<br />
Seute finb Wirflich JU beflagen. ©ie wiffen faft nicht mehr,<br />
was Sieligion ift. Unb baS ift nicht fofehr ihre ©
— 117 —<br />
bafiir ift bie herrlif e Miffion, bie in unferer Kirf e Don (Sofa*<br />
bamba gehalten würbe. Unb wie fodten wir nift über alle<br />
©f Wierigfeiten fiegen? 3ft ja bie Kirf e bem göttlif en Herfen<br />
geweift SBaS foß if Don biefer Miffion fagen? 3f ntiJf te<br />
jagen, baß fie fojufagen wunberbar war. SBir fagen Dor<br />
allem, baß bie beutliffte Sehre biefer Miffion, bie uns über<br />
allen Segriff ermutigt, biefe ift: gu Argentinien fann man<br />
bie Mittel zur fruftbaren ©eftaltung ber Miffionen, bie man<br />
in granfreif gewöhnlif in Anwenbung bringt, ebenfogut in<br />
Anwenbung bringen. Sie Methobe beS heiligen Bmzenz, wie<br />
fie im Sireftorium auSeinanbergefefct ift, geigt fif in ihren<br />
^auptlinien in Argentinien wie in granfreif als gut, ja fo*<br />
gar auSgezeif net. Sie Satfaf en finb ba, um eS ju beweifen.<br />
SöeDor wir aber weiter gehen, fficfen wir zwei Bemerfungen<br />
DorauS. Sie erfte ift, baß in biefen ©egenben bie Miffionen<br />
gewöhnlif nur Don furzer Sauer finb. Hat man aber ba<br />
bie 3eü, bie ©eelen grünblif ju unterrif ten unb bie Herzen<br />
ju rühren? SaS ift fehr zweifelhaft. ©inige wollten behaup=<br />
ten, bie Seute hätten nift fo Diel AuSbauer, burf brei lange<br />
SBofen an ben ftbungen ber Miffion teilzunehmen. SiefeS<br />
an einigen Orten herrf
• — 118 —<br />
Miffton fennt bie ©inleitungSgeremonie: SDie Anrebe, weldhe<br />
gletd^fattt bie ©enbung ber Miffionäre ift; ber feierltdhe ©egen,<br />
ber ben evangelifchen Arbeitern unb bem 33olfe erteilt wirb;<br />
bie erften äBorte beS MiffionSbireftorS. ©ott icheS fagen?<br />
©erabe in biefern Augenblidfe fd^ä^t man am meiften baS<br />
©IM beS apoftolifchen VerufeS. Mehrere von uns waren<br />
tief gerührt; als friere Miffionäre in granfreich erinnerten<br />
wir uns an bie überftanbenen Kämpfe, an bie geliebten Häufer<br />
ber ©enoffenfdhaft, bie jefct leer fielen; wir bauten an bie<br />
aufgehäuften Ruinen. Qeboch wir ^riefen ©Ott, benn wir<br />
hofften, baß ber ©türm ben guten ©amen ber guten Mifftonen<br />
bis hieher tragen werbe. 9Bir äffe fühlten, baß unfer Unter*<br />
nehmen eine gang befonbere Vebeutung habe.<br />
3ur Abhaltung ber Miffton waren bie Herren Vrignar*<br />
bellt, Sßrat, SDolet unb Vulhon beftimmt. Herr Vrignarbefft<br />
leitete baS ©ange. Als ein eingeborneS Kinb beS SanbeS<br />
wußte er burch fein leichtes unb warnteS SBort gleich von<br />
Anfang bie Hergen ber gu gewinnen, gu wecfen unb<br />
gu befehlen. Sie Herren Sßrat, ®olet unb Vulhon, obgleidj<br />
in ber fpantfchen ©prache nicht genug geübt, unterftüfeten thn<br />
aufs befte. Herr SDotet befdhaftigte fich meiftenS mit bem ©e*<br />
fange, ©in fd)öner VolfSgefang ift ein mä^tigeS Mittel, um<br />
bie Seelen gum Veten anguleiten unb bie religißfe Vegeifterung<br />
in ben Hergen gu erwedfen, ein notwenbigeS ©lement, ohne<br />
baSeS feine echte Miffion geben fann.<br />
2>ie Miffion bauerte brei äBodjen; bie erfte war ben<br />
Kinbem geweiht; bie gweite ben grauen unb bie britte war<br />
für bie Männer beftimmt.<br />
SDie Kütber! Argentinien, baS Sanb beS gortfdhritteS unb<br />
ber 3ufunft, gahlreidhe gamilien. Unfere Ktrdhe, giem*<br />
lieh geräumig, wirb fte wohl groß genug fein, um äffe Kin*<br />
ber gu faffen? bie Kinber aus ben ©dhulen ber Varmhergigen<br />
©chweftern, aus ben ©dhulen ber Vrüber unb bie auSwär*<br />
tigen Kinber? SBir teilten bie Kinber in gwei ©ruppen: mor*<br />
genS famen bie Knaben, abenbS bie Mäbchen. Sie erfteren
— 119 —<br />
erreichten, ohne gu übertreiben, bie ßafyl fcon700, unb bie<br />
lefeteren, nodj gahlret^er, waren mehr als 800. ©S war tu<br />
ber Tat ein rül;renbeS Sdjaufpiel, alle biefe Kiitber auS fpa*<br />
nifd)en, frangöfifd)en unb italienifd)en gamilien gu fehen, ba*<br />
bei ni(ht gu fcergeffeneinige „farbige Kinber". Alle geigten<br />
eine überaus große Sammlung unb Anbaut SefonberS gwei<br />
Sieber gefielen ihnen fehr: „0 Madre mia — D meine<br />
Mutter," unb baS gweite, ein Sittgebet für Argentinien,<br />
fragen Sie alle biefe Kinber, feien fie nun &on italienifd)en<br />
ober fpanifdjen ©Itern. Sie Werben Qh^en nicht fagen: „3$<br />
bin baS Kinb eines Italieners ober Spaniers," fpnbern fie<br />
werben ftolg ihr Köpften erheben unb antworten: „Mein<br />
Sater, ich bin Argentinier." Unb fie haben Wirflid) red)t,<br />
ihr reifes unb f^öneS Sanb gu lieben.<br />
SBaS bie f$öne Anrufung: „D Maria, ohne Sünbe<br />
empfangen . . .," betrifft, fo würbe biefelbe nicht nur gefun*<br />
gen, fte würbe vielmehr gebonnert. feinere Dhrert hätten<br />
tiieHeidjt gefunben, baß ber Ton mand)ntal hätte reiner fein<br />
fönnen, aber bie Stimmen wollten fliegen wie bie.Seelen,<br />
gerabeauS gum Hergen ber göttlichen Mutter, bie baran Wohl<br />
ihre greube haben mußte.<br />
Um biefe Kinber alle beidjtguhören, famen alle Sßriefter,<br />
bie nur irgenb freie $eit hatten, ben Mifftonären gu H^fe,<br />
unb SamStag, ben 11. September, fonnten bie Ktnber, bie<br />
fdjon bei ber heiligen Kommunion waren, gum Tif$e beS<br />
Herrn gehen. @S waren ihrer 425. SBaS fott td^ fagen, mit<br />
weiter Anbaut fie bie SubiläumSfeierlichfeit ihrer ^immlifd^etx<br />
Mutter begingen, Wel^e für ben Abenb beSfelben TageS an*<br />
beraumt worben war? 3u fagen, baS geft fei fdjön gewefen,<br />
baS Wäre gu wenig;eS war wmtberb.ar gu nennen. Alle<br />
Kinber waren bagu eingelaben unb man fah rtid^t weniger als<br />
4000 blühenbe Kinbergeftdjter auf bie ©inlabung erlernen.<br />
Söie fie ftolg waren, auf ber Sruft bie Mebaille ber unbe*<br />
fledten Jungfrau gu tragen! SBeld) ein ©ewifper, währenb*<br />
bem fie auf ben Seginn ber geier warteten . . ., bann auf
— 120 —<br />
einmal, wie Brav waren fie alle! Sie geier fanb im &ofe ber<br />
Sarmherjigen ©chweftern ftatt. Unfer würbiger Pfarrer, £err<br />
@
— 121 —<br />
en ©rgbiffof gu nuterftüfeen, um ein HauS für bie<br />
Derlaffenen Mäbfen gu bauen; b) am 26. -JioDember eine<br />
große SßaHfahrt gu Unferer Sieben grau Don Sujan, bent<br />
•Jlationalheiligtum ber Argentinier, gu Deranftalten, unb c) in<br />
unferer Kirfe einen fföneren Altar gu ©hren ber wunber*<br />
baren Mebaille gu errif ten unb biefe Kirf e unb biefen Altar<br />
als ben Mittet unb BereinigungSpunft für alle Marienfinber
— 122 —<br />
ber Hauptftabt gu wählen. SDiefe Vefd^lüffe würben vom ©rg*<br />
tufd^of fe^r gebilligt unb gutgeheißen.<br />
2. ®er gweite ©rfolg ift bie ©rünbung eines allgemei*<br />
neren Vereines von chriftlichen grauen, ber ben -Wanten von<br />
ber Unbeflecften ©mpfängniS tragen foll. Sie $ahl ber ein*<br />
getriebenen grauen beläuft fidh f$ on auf mehr als 250.<br />
Surdh eine fluge Drganifation wirb biefer Verein in<br />
allen gamilien biefeS ©tabtviertels großen 9lufeen ftiften.<br />
©eftatten ©ie mir, einen gang einfädln, aber fehr erbau*<br />
Udhen 3^9 W ergäben: Am Sage uadh bem ©dhluffe ber<br />
Miffion fah man in ber Kirche eine Sßerfon, bie . . . weinte,<br />
„©ie weinen," fagte ein Mifftonär gu ihr, „©ie haben wohl<br />
viel Kummer?" — „Mein Vater, ich toeine, aber vor greube.<br />
Mein Mann unb meine brei großen ©öhne haben bie Miffton<br />
mitgemadht Vater, was ftd) ba gugetragen hat, ift faum<br />
glaublidh. Sie fieute haben ftdj) belehrt wie gu Seiten unfereS<br />
Herrn. Sie Miffionäre haben viel ©uteS gewirft." — „Aber,"<br />
fo antwortete ber Miffionär, „©ott hat alles baS getan; ©ie<br />
Wiffen wohl, baß mandhe Miffionäre nicht gut fpanifdh<br />
fönnen." — „jawohl," antwortete fie, „aber baS tut nidfjtS;<br />
wenn bie Sßriefter auSwenbig reben, fo fpridht ©Ott inwenbig<br />
im Hergen. Man rebet überall von ber Miffion." Unb baS<br />
war ridhtig. Aus ben entfernteften ©egenben lief baS Volf<br />
herbei, um eine wirflidfje Miffion gu fehen.<br />
9Zun ein 2Bort über unfer geft vom 15. ©eptember, ben<br />
Sag ber allgemeinen SBethe aller gamilien an bie unbefledfte<br />
Jungfrau. Ser Verlauf einer foldhen 3eremonie ift allen<br />
befannt. Aber baS Überrafchenbe babei war bie große Ve*<br />
teiligung beS VolfeS. @S würben nur ©rwadfjfene in bie<br />
Kirdhe gelaffen, unb bodh war bie Kird)e viel gu fleht. SBir<br />
öffneten nun bie Sore unb baS Volf ftanb hinaus bis auf<br />
bie ©traße. SDiefe anbächtige, gefammelte Menge laufchte<br />
nun aufmerffam ber ^rebigt, welche viele gefchichtlidhe Sat*<br />
fa$en unb baS befonbere ^Balten ber göttlichen Mutter unter<br />
ben Völfern AmerifaS fdjilberte.
— 123 —<br />
©obann folgte ber 2lft ber SBeihe, ber fconHuberten<br />
üon ©timmen wieberholt würbe unb bie ©eelen t>ott Siebe<br />
unb Hoffnung gu Maria ^injog. 2Beil bie Kirche, wie ge*<br />
fagt, gu Kein war, fo würbe auf irielfeitigeS Serlangen baS<br />
geft am folgenben ©onntage nadjmütagS wieberholt.<br />
werbe bie Sefdjeibenheit beS Herrn Sßrat nidjt üerlefeen, Wenn<br />
i(h fage, baS feine SBorte in unferem Herfen eine noch größere<br />
Siebe gur feligften Jungfrau entgünbeten; benn er fpradj fo herg*<br />
lidje, rührenbe Sßorte über bie göttlid)e Mutter. 2)aS geft<br />
erhielt noti) einen befonbern Neig, als ber päpftlidje Nuntius<br />
©abatucci, ohne angemelbet gu fein, plöfclidj unter uns er*<br />
fdjien. ©r hatte fcon ber Miffion ergählen hören unb wollte<br />
fid) nun au
— 124 —<br />
lang unb bie AuSbauer ift hier nift ju Haufe/' Siefe gurf t<br />
Derffwanb jebof balb. Sonntag, ben 18. ©eptember, fanb<br />
bie erfte Mämterfonferenz ftatt. SBelf angenehme Überraffung!<br />
Über breihunbert Männer, Doli ©hrfurf t unb beS beften SBillenS,<br />
füllten baS ©fiff ber Kirfe. Arm uub reif, Arbeiter unb<br />
Männer aus ben höhten ©täuben, alle waren in berfelben<br />
©efinnung beS ©laubenS Dereint, alle famen mit AuSbauer<br />
Zu biefen Konferenzen. Unb bie Begeisterung fehlte Weber in<br />
ben ©ebeten nof in ben ©efängen. ©tue ©ruppe junger<br />
Männer fagten jtt unS: „Bater, warum bilben ©ie feinen<br />
©ängerfor für bie ßieber?" 35aS Anerbieten Würbe ange*<br />
nommen unb am Abenb famen trofc ber Mühen unb Arbeiten<br />
beS £ageS bie Jünglinge zufammen unb übten bie ßieber für<br />
ben näfften Sag ein. Surf bie ff on eingeübten ©timmen<br />
fortgeriffen, fangen bie Anwefenben mit einer bis bahin unbe*<br />
fannten Begeisterung. — ©tneS XageS fam ein auSgezeif neter<br />
Sßriefter, ber fif Diel mit ben fatholiff en Bereinen beff äftigt,<br />
mit einigen ber ©einen gu uns, um fif mit eigenen Augen<br />
baS ©faufpiel angufehen. ©r war ganz erftaunt unb fagte:<br />
„2Bie mafen ©ie baS? SBelf eine fföne Berfammlung!<br />
2Bahrlif, if wünff te, baß bie Sßriefter ber ©tabt zu ihrem<br />
eigenen Srofte ßeugen biefeS ©faufpieleS feien." An einem<br />
anberen Abenb fam eine gratt; if fagte zu ihr: „Siebe grau,<br />
if bebaure, aber heute fönnen ©te nift in bie Kirfe fontmen,<br />
bie Berfammlung ift nur für Männer." — „3f weiß eS,"<br />
fagt fie. — „Unb Warum fommen ©ie bann?" frage if. —<br />
„Mein Bater, laffen ©ie mif einmal bie Kirfe anffauen,<br />
nur einen Augenbltcf, if möfte fehen, obeS Wahr ift, was<br />
man fagt" geftattete ihr nun, ihre -Jteugierbe zu befrie*<br />
bigen. Sie ffaut unb fontmt zurütf unb fagt: „Bater,eS<br />
ift unglaublif, aber Wahr; bie Kirfe ift Doli Männer." —<br />
©in anbreS Mal famen zwei noble fernen, mehr als forg*<br />
fältig gefleibet; fie gingen in bie Kirfe, gingen wieber hin?<br />
aus, aber mit einem unzufriebenen Blitfe, if möfte fagen,<br />
beftürjt, wütenb. • . . „Mein Baterfagte einer ber An*
— 125 —<br />
wefenben ju mir, „ich glaube fie ju lernten;eS finb geiube<br />
ber feligften Jungfrau." 3
— 126 —<br />
täterin am Sa Sßlata nieber unb inbem wir @w. ©rzbifdjöf*<br />
lid)en ©naben ©lütf wünfdjen, bitten wir um ben heiligen<br />
©egen. — 3m tarnen ber Anwefenben gezeid)net: SftifolauS<br />
Vettembourg, ©uperior; Vifitator; Anton Vrignarbelli, Mif*<br />
fionSbireftor."<br />
Ser ©rzbtfchof fanbte fconSujan fogleich ein ©lüdtaunfdh*<br />
telegramm an ben ©uperior unb bie Miffionäre unb fpenbete<br />
äffen Teilnehmern an ber ©eneralfommunion feinen ©egen.<br />
Sftodj mehr, auf SBunfdj beS ©rzbif^ofs würbe von Herrn<br />
Vrignarbeffi ein SSerid^t verfaßt unb in baS offizielle Vlatt ber<br />
firdjlichen Vehörbe „Sie ©timme ber Kirdhe" aufgenontmen<br />
unter bem bezeichneten itnb fchmeid)elhaften Titel: Amtlidje<br />
Veröffentlidjwtg. Ser ©rzbifdjof madjte biefert Verid)t zu bem<br />
feinigen unb fchloß ihn mit ben SBorten: „Siefer Veridjt foff<br />
veröffentlicht werben unb bie Sazariften mögen unferen Sauf<br />
entgegennehmen für biefe mühevolle unb fegensrei
— 127 —<br />
Wirft hat @S ift unnötig, Shnen ju fagen, baß trofc einiger<br />
leibenSfcolIer Sage unfer Verehrter Bifttator bie (Seele ber<br />
Miffion war. @r bereitete unfer &auS bar auf üor burf bie<br />
Konferenz über bie ©naben einer Miffion. ©eine unb eines<br />
anbern MttbruberS SBorte, aus bem innerften Herzen fommenb,<br />
erweckten in allen eine apoftoliffe Begeisterung, fo baß ftf<br />
alle mit ®ifer ben Arbeiten wibmeten. @S ift auf gereft,<br />
gu bemerfen, baß fcor ber Miffion unb Währenb berfelben bie<br />
Barmherzigen ©fweftern uns fehr behilftif waren, fowohl<br />
burf ihre ©ebete als auf burf ihre tätige Unterftüfeung.<br />
Man erfuft unS ffon um anbere Miffionen. @S finb<br />
in granfreif gewiß manf e Miffionäre, bie traurig barüber<br />
finb, baS fie fif nift wie ehemals bem hauptfäflifften<br />
SBerfe ber Miffionen wibmen fönnen. ©ie mögen fytytx.<br />
fommen, ba bereitet fif eine herrlife ©rnte fcor. Mit ber<br />
Hilfe ©otteS Werben fie ziemlif ffneH fyaniff lernen, ba<br />
biefe ©praf e verhältnismäßig leif t ift, unb bann fönnen wir<br />
fagen: @S lebe ©ott unb bie Miffionen in Argentinien!<br />
91 . . .
toftimffe ««fr %ntmxUn.<br />
31. Vollmacht, trt ben Häufern ber Sarmher*<br />
jigen ©chweftern ein privatoratorium für bie franfen<br />
©djwe ftem etnJuristen. — Heilige Kongregation beS Kon*<br />
jttt, 10. November 1904; für fteben Sahre.<br />
biefem Dratorium fann man bie 9JJeffe lefen unb fönt*<br />
muntreren, aber ni$t baS afferheiligfte ©aframent aufbe*<br />
wahren. ®a£ ift bie Verlängerung beS SnbulteS vom 10. Se*<br />
gember 1897. (©ieh Privilegien, Aufgabe von 1899, p. 8.)<br />
Beatissimo Padre.<br />
II Pröcuratore generale della Cong. della Missione<br />
domanda umilmente alla S. V. la proroga della facoltä,<br />
concessa ad septennium della S. Cong. del Concilio, con<br />
la quäle puö erigere oratori priyati nelle case delle Figlie<br />
della Caritä per comodo delle Suore inferme.<br />
Die 10 Novembris 1904 S. Cong. Concilii, auctoritate<br />
S. Smi D. N. Pii P. X., attentis expositis, gratiam<br />
prorogationis ad aliud septennium, servata forma prsecedentis<br />
indulti, Proc. Generali Oratori benigne impertita<br />
est. Et hoc rescriptum stet loco Brevis.<br />
f VINCENTIUS, card. Ep. Prsenest., Prsefect.<br />
C. De Lai, Secret.;<br />
32. SSoUfontmener Ablaß am Tage, wo ba§<br />
geft ber wunberbaren Mebaitle gefeiert wirb. —<br />
Ser bieabegüglidje SBortlaut würbe in ben Annalen, $ahr<br />
1895 veröffentlidjt. Siefelbe ©unft Würbe burdj Sreve vom<br />
16. November 1904 für gehn $ahre verlängert.<br />
33. Vollmalt, bie gefte ber wunberbaren 9)te*<br />
baiile unb ber SReliquienübertragung beS heiligen<br />
Sinjenj auf ben uädjftfolgenben Tag gu verlegen,
— 129 —<br />
wenn fie burdh einen ©onntag höheren 3HtuS ober<br />
burdh einen privilegierten ©onntag üerhinbert<br />
finb. — SRitenfongregation, SDejember 1904.<br />
Congregationis Missionis.<br />
Emus P. Augustinus Veneziani, Procurator Generalis<br />
Congregationis Missionis, exponens festum Manifestationis<br />
Immaculatae Virginis Marise a sacro numismate, die 27 Noyembris<br />
a Sacerdotibus ipsiusmet Congregationis ac Puellis<br />
a Caritate recolendum, saepius impediri occursu Dominica<br />
primae privilegiatae Adventus: Sanctissimum Dominum<br />
Nostrum Papam Pium X supplicibus votis rogavit, ut in<br />
casu ejusmodi impedimenti, tamquam in sedem propriam<br />
enunciatum Deiparae festum in diem 28 sequentem transferri<br />
yaleat. Itemque expetiyit, ut festum Translationis<br />
Reliquiarum Sancti Vincentii a Paulo Dominicae secundae<br />
post Pascha affixum, quoties ea Dominica impeditum occurrerit,<br />
in feria secunda immediate sequenti liceat reponere.<br />
— Sacra porro Rituum Congregatio, utendo tacultatibus<br />
sibi specialiter ab eodem Sanctissimo Domino Nostro<br />
tributis, benigne annuit pro gratia in omnibus juxta<br />
petita: servatis Rubricis. Contrariis non obstantibus quibuscumque.<br />
Die 2 Decembris 1904.<br />
A. Card. TBIPEPI, Pro Praef.<br />
D. Panici, Archiep. Laodicen., Secret.<br />
$n Kraft biefeS ^nbulteS fann ba£ geft ber wunberbaren<br />
•äJtebaille, wenn ber 27. November burch ben erften 3lbvent*<br />
fonntag verfyinbert ift, am 28. November, als an feinem<br />
eigenen Zage gefeiert Werben; servatis rubricis.<br />
©benfo wenn ba£ geft ber SReliquienübertragung beS heiligen<br />
SSingenj am gweiten Sonntage. nach Dftern mit einem<br />
' gefte duplex primae classis gufammenfättt, fo wirb e£ am<br />
nädhften Tage seryatis seryandis gefeiert; wenn aber ba£<br />
geft ber SReliquienübertragung mit einem gefte duplex se-<br />
^Cnnalcn 70. ' 9
130 —<br />
cundse classis gufammenfäfft, fo Wirb fraft eines frühen<br />
JnbuIteS vom 22. Auguft 1851 (Acta apostolica, p. 269)<br />
baS geft duplex secundae classis auf ben nächften freien<br />
Sag verlegt<br />
^na&e,<br />
jitgefdjricbnt kr jfnrbittc kr djntmröigm fnift Ütarillac.<br />
18. Dftober 1904.<br />
Als im Dftober 1902 unfere Dberin fdjwer franf würbe,<br />
erflärten bie herbeigerufenen $rgte, baß eine fogleich vorge*<br />
nommene Operation bie einzige Hoffnung fei, unb baß fte in<br />
Anbetraft beS hohen Alters ber Kraulen (biefelbe jählte gwei*<br />
unbaäjtjig Jahre) auch bann noch für einen ©rfolg nicht gut<br />
ftehen fönnten. Ohne uns nach biefeni ärztlichen ©utachten<br />
ju rieten, begannen wir fogleich eine Sftovene ju @h re n<br />
unferer ehrwiirbigen 9Jtutter unb am legten Sage erflärte<br />
ber Ar^t, ber bis bahin feine Hoffnung gegeben hatte, baß<br />
bie Dberin außer ©efahr fei. ©teilen ©ie ftdj unfere<br />
greube vor! —<br />
©chwefterSR . . .<br />
jugefdjrieben im 5ankt Dtnjenjmaffer.<br />
3Jian fchreibt uns aus (Sali (©olumbta).<br />
®er folgenbe Seridjt würbe uns unmittelbar vom Bifi=<br />
tator £errn SSret gitgefanbt:<br />
SBartina 5ßere? aus ©alcebo litt feit einiger geit an<br />
einem frebSartigen ©efdjwür, baS f
aufhalten.<br />
— 131 —<br />
biefem traurigen guftanbe rief bie arme Kranfe<br />
bie gilrbitte beS hdÜflen Bmzenz an, ber"\a ber Sßater ber<br />
Sßaifen unb Armen, ber Srofter ber Kranfen ift Sie Kranfe<br />
kaufte nun feine Arznei mehr, fonbern ließ fif burf eine<br />
Barmherzige ©fwefter ©anft Binzenzwaffer üerffaffen unb<br />
touff bamit mit großem Bertrauen bie SBitnbe. 2)aS Krebs*<br />
geff wür heilte unb ff loß fif, fo baß je£t bie Haut nur nof<br />
etwas faltig ift ttnb fo ben Drt beS Übels anzeigt.<br />
Saftiaz, C. M.<br />
Manfe von benen, bie unS geffrieben haben, werben<br />
bieüeift erftaunt fein, baß cfnlife Mitteilungen wie bie vorige,<br />
bie fte unS eingefanbt haben, in ben Annalen nift zum<br />
Abbrucf gefommen finb. Ser ©runb ift gewöhnlif biefer,<br />
baß bergleifen Mitteilungen nift bie WünffenSWerten An*<br />
gaben liefern.<br />
SBir laffen ben -Kamen unb ben Drt aus, wenneS ge*<br />
wiinfft wirb; wir laffen fie fogar aus, ohne baß man uns<br />
barum erfuft, wenn uns bieS angezeigt erffeint. Aber wir<br />
fönnen flugerweife nifts veröffentlifen, wenn wir nift bie<br />
•Kamen ber Sßerfonen in Hauben haben, bie uns geff rieben<br />
haben, um unS im BebarfSfalle an fie wenben zu fönnen. •<br />
Unfere X)etftorJ>enen*<br />
^Eltfltottätre.<br />
rs<br />
Harne. MM Janfc. Sotofag, ^<br />
w<br />
m<br />
1904.<br />
51. Ktrly 3afob Sßerrpifle 33er. ©taaten 4. 2lug. 62 15<br />
52. pr. picarb peter ©uala 2l6effinien 27. (Sept. 68 45<br />
53. Kl penafoer (frans ©oitfeca (Spanien 2. Dft. 19 4<br />
.54. 3r. ^errart $xan$ «Rom Statten 29. Sept. 75 56<br />
55. pr. 3rom (Emman. SBubapeft Ungarn 7. Dft. 30 11<br />
56. pr. Salüator Stella granfreidf) 7. „ 89 58<br />
n<br />
9*
— 132 —<br />
itotne* AUit Smi. Sobe^tag. u<br />
ut<br />
1904. 1<br />
57. 3r. Saftrc >fef 90?aeeba (Spanien 9. Oft. 73 37<br />
58. (Srjecjbata $tati$ (Milien Öfterreitf) 23. „ 59 37<br />
59. KI. peres peter 9flabrib Spanien 27 „ 22 5<br />
60. pr. De Domtnicts<br />
Bernf|arb ^ßortici Statien 6. Slot). 61 45<br />
61. pr. XtTaffot ^otjanu ßoSroroafy ^erften<br />
54 32<br />
62. pr. Crofto Johann Zuritt Stalten<br />
n<br />
62 20<br />
63. pr. Cfd/eng lUtc^ael<br />
17. „<br />
— (5£)hta // 33 11<br />
64. pr. Soriatto Jofef £ef)uantepec 19-, „ 49 29<br />
65. KI. Rubrem (Sabrtel granfreict) 24. „ 25 7<br />
66. pr. Hoitquier
133 —<br />
!}ert Safootof Stella,<br />
tffftffcentbes (Setetcrffuperiors.<br />
Mifftonär in gloreitj (1854); als im 3afcre 1856 ein £auS<br />
ber Miffionäre in ©iena gegrünbet würbe, würbe £err ©teffa<br />
ju beffen ©uperior ernannt, ©r wibmete ftch bort im Verein<br />
mit igerrn Maffuco ber geiftlidjen fieitung ber Varmherjigen<br />
@$Weftent, bie bafelbft ein SßroVinäialhauS h^en.<br />
3m 1865 berief ihn £err ©tienne nadj SßariS unb<br />
von ba an bis juni Söhre 1901 war £err ©tella 2lffiftent<br />
ber verriebenen ©eneralfuperioren, bie ihn alle überaus hoch'<br />
fchäfeten. ©r war ein v.erftänbiger, friebltebenber Mann, ©r<br />
befaß ein ftdjereS Urteil unb eine große Klugheit; fein ©eift<br />
beS ©laubenS unb feine große Mäßigung ließen ihn immer<br />
baS 9ftdjtige treffen.<br />
3hm verbanfen wir bie ©ef^ic^te ber Kongregation ber •<br />
Miffion in Stalten (la Congregazione della Missione in<br />
Italia, in 8 Ö , 1884), bie fidh burch eine Sroße ©enauigfeit
— 134 —<br />
auSgei^net 33ermöge feines Amtes fonnte er in alle Aften*<br />
ftttde @inftyt nehmen, ©ein Urteil ift baS eines worunter*<br />
rateten gadjmanneS; man muß ihn ftets ju State ziehen.<br />
AIS er im Sahre 1901 faulte, baß feine Kräfte für fein<br />
Amt ni$t mehr ausreisten, legte er fein Amt nieber, worauf<br />
feine legten Sahre nur mehr eine SBorbereitung auf feinen<br />
frommen, friebliäjen Sob, ber Krone fetneS frommen, frieb=<br />
liehen SebenS, waren.<br />
^axnxffexMe gtfwftexn.<br />
Maine. Mm. Atttb. 5tk »mtf.<br />
Saljre Satyre<br />
Discuft Juliana •Jieapel Stalten 29 3<br />
Scorbo XUarta it tt 23 4<br />
lUartin ITCacjbalena granfreic^ 50 27<br />
(Srsesßfotpsfa Cacilia ©mprna 2lfien 68 54<br />
Surgfdjnjetger 'Unna ©cfyermberg ÖfterreicJ) 25 2<br />
— 135 —<br />
Stotne- MM. üanö. aiifr. jBfmf.<br />
Urrutia
— 136 -<br />
Pctme- $>m ücutb. * min. aemf.<br />
Safire SaDre<br />
Haynaub 3°feftne $orbeai»E granlreidfj 66 47<br />
Cretd? Cfyerefta<br />
que n 65 44<br />
£amartmte
— 137 —<br />
$lame. $>tm. Jiiitb. 2Wer. 3critf.<br />
Qafjvc Safjrc<br />
Btondjarb 2lbele £e§eran ^erfien 50 29<br />
Hocacef Karoltne SBubapeft Ungarn 29 8<br />
{fefonja Jransisfa ©ras Öfterretd) 26 6<br />
ZTetDinann Itlargareta Sftocfyefter 33er. Staaten 32 5<br />
Jargier IHaria •äftontolieu granfreidj 27 5<br />
(Dffentandjegg IHaria Xfdjusfan £ljina 52 25<br />
£Diftors!a Stanislaja äalifö $olen 26 5<br />
fjernanbe3 2fnna Sorca Spanien 30 10<br />
Itlay ITCarta ©mmitsburg SSer. Staaten 79 63<br />
(Storba Brigitta<br />
©aüatfermag*<br />
gtore Stalten 42 22<br />
dapeöa ITTarta (Sagttari Sarbinien 71 51<br />
Beauffier ITCaria ßatania Sizilien 78 52<br />
Bottas 3ofjanna aJlarfeiae graitfreid) 67 49<br />
Sarmba 3fyanna 9flabrib Spanien 79 57<br />
UTabrib #mta SMabolib<br />
26 7<br />
Scfyinitj 2fntta<br />
Ungarn<br />
tr<br />
36 19 .<br />
Hosarra. itgnes mUDftn ©rlau<br />
39 11<br />
Crumtner Sophie SBten Dfterretd)<br />
n<br />
33 14<br />
(Srygiel (Elifabetfj ßrafau<br />
41 20<br />
£oton ITTarta ^eutfd^ranb<br />
n<br />
69 42<br />
^arrid tTCaria granfreicfy 62 33<br />
Detnidjele Unna SaCerno Statten 59 40<br />
Heiner (£lifabetfj günfftrdjen Ungarn 85 60<br />
Boncfjeret Solange granfreic^ 37 12<br />
(Sarnier 3ulie<br />
(Sunlfjat<br />
R. I. P.<br />
rt<br />
61 24
— 138 —<br />
Wttxfytt<br />
über bas erbaulidje £eben Barmfyersiger Sdjtüefiern, bie<br />
im Hunbfcfyreiben 5er Jjodjgeefyrten ZTCuter Kieffer vom<br />
3änner \905 enthalten finb:<br />
Äfabf Mb $mb.<br />
yiame.<br />
1902.<br />
31. mai . Dugabos ^fra^tsfa ITCaria in ©t.söermainsensSa^e.<br />
23.
— 139 —<br />
ilattte.<br />
Sfabf unb Jattfc.<br />
1904.<br />
7. 2tprii' . Hipper 2lmta in Sörünn.<br />
8. „ tt Siroent Diftorina „ ©aintsgCour.<br />
•8- „ n Delapercfje IHaria „ garafangana.<br />
9. „ tt
— 140 —<br />
mich angetrieben, bem feiigen Sßerbotyre eine Meine ©abe ju<br />
üerfprechen, falls ber ©efangene heil unb gefunb ju uns gurü(f=<br />
fehrte. 3n berfelben 9ia
yefffefttnjjett.<br />
(gortfefeung.)<br />
Der etyrn. 3uftinus 6e 3acobi$<br />
au* ber üumgtregitftött far 3Stf|tont>om jjetfigett aJtnjenj<br />
t>on «Pattf,<br />
23tfd?of unb apoftolifcfyer Difar üon 2tbeffinien.<br />
31. Sulu<br />
J||plg ber Eilige SSinjenj einmal ju feinen 9Jliffiortären<br />
von ber S^äd^ftenüebe fprad), fagte er unter anberem<br />
audj folgenbeä: „SBenn man einen 3fliffionär finben würbe,<br />
erfchfrpft von Slnftrengung unb Selbstaufopferung, von allem<br />
entblößt, hinter einer Hede liegenb, unb wenn man ihn fragte:<br />
Strmer SJiifftori^prieftet, was hat bi
— 14*2 —<br />
Hbefiinien.<br />
Abefftnien liegt im ©üben fconSgttyten. SDton glaubt,<br />
bafe bie c^riftlid^e Religion im vierten $ahrhunbert ber d&rifi*<br />
liehen 3eitre$nung ©ingang fanb. Pödinger erzählt in feinen<br />
„Anfängen beS ©hriftentumS" barüber folgenbeS: ,„8mei 3üng=<br />
linge aus StyruS, grumentiuS uttb ©befiuS, begleiteten ihren<br />
Dnfel 3Kero:pitS auf einer ©ntbecfungSreife. Ate baS ©djiff<br />
in einem ät^iopifd^en £afen lanbete, mürbe 9Jtero:piuS unb<br />
bie ganje Sejnannung fc>on ben ©ingebornen erntorbet; nur<br />
jmei Jünglinge mürben üerfdjont unb fcor ben Äönig nadf)<br />
Apnt geführt, meldjeS bantate bie ^auptftabt beS ßanbeS<br />
mar. ®ie gemannen fich bie ©unft beS £errfcherS, ttnb nach<br />
beffen £obe übertrug bie Königin $ritmentiuS bie @rjiel;ung<br />
unb bie SSermaltung beS SMdjeS. SHefec begann nun, t>on<br />
rßmifdjen Äaufleuten, bie fo mie er ©hriften maren, unter*<br />
ftüßt, Kirchen itnb Äapetten ju erbauen. Ate einer ber fönig=<br />
Ii$en ©proffert baS männliche Alter erreicht hatte (er<br />
Aijana), ba übergaben bie jmei greunbe ihm bie ©emalt unb<br />
»erliefen baS Sanb. ©befiuS fehrte nach %i)iu$ jurücf, mo<br />
er jttm ^riefter gemeiht mürbe, grumentiuS ging naü) Ale-<br />
Eanbrien.<br />
Auf beut SBifdjofSftuhle biefer ©tabt fafs batnate ber<br />
große. SBerteibiger ber ©ottheit S^rifH, ber ^eilige AthanafiuS.<br />
®er junge Syrier erzählte ihm bie ©reigniffe, bie ftdj in<br />
Äthiopien zugetragen Ratten; er üerhieft bie ©rünbung einer<br />
•neuen $ird)e unb bat ihn, für jenes Sanb einen SBtfchof gu<br />
meihen. AthanafiuS hielt ihn felbft für ben taugli&ften SRann<br />
hiefür unb meihte ihn alfo jurn Sifchofe.<br />
Solange bie Abeffinier mit bem fatholififyen Sßatriardjen<br />
tton Alexandrien in ©emeinfchaft ftanben unb üon ihm feine<br />
33if
143<br />
- ,.:1<br />
t)tr t~rwürbigt<br />
Jupinus bt 3Qcobis.<br />
cebon unb ben !)eiligen ~apft 2eo. (Sie lc9leuberlt gegen biefen<br />
~a~ft ben ~annfIu~ unb erflüren ben Srclef)ter ;Dioßforu~ für<br />
einen 9Rätt~ret ber m3aI}tI}eit.<br />
~n 'oer ~,tt, 'oie ~oeffinier finb el)er tln\11iffenbe aI~ ~tt:::<br />
gläubige 3u nennen. ;J)ieß fommt bal)er, \Deil 'oie ~ifc9öfe<br />
ltnb ~riefter mveffinienß lutter bent ~edntllntel ber ~eligion<br />
einen großen ~infIuf3 auf 'oie %ürften uno baß ~olf erlangt<br />
9aven, uno' tueH fie nun fürC{Jten, bure!) eine anbete ffieligion<br />
10*
— 144 —<br />
biefen ©influß ju verlieren, fo bleiben fie erbitterte geinbe<br />
ber ^atholifen. 2)aS ift baS ©eheimniS aller Verfolgungen<br />
unb bie dürften finb nur bereu SSerfjeuge.<br />
3u verfdjtebenen SKalen hat man verfugt, bem fatholi*<br />
fdjen ©lauben in biefem Sanbe wieber Eingang ju verf Raffen.<br />
fechzehnten unb ftebgehnten Qahrhunberte Waren bort bie<br />
Sefuiten tätig, ©ie errangen im Anfange manche Erfolge,<br />
mußten aber unter bem Stpoftaten gafilibaS bie 9Jtiffion auf*<br />
geben, weil biefer nad) bem $obe feines Vaters bie 3Jtifftonäre<br />
aus feinem Steide vertrieb, gtoti Sßriefter, welche ftd)<br />
im Sanbe verborgen gehalten hatten, bann aber entbecft wur=<br />
ben, erlitten im $ahre 1640 ben £ob.<br />
3m gahre 1648 übergab bie gSropaganba biefe 50itffion<br />
Vier ^apujinern, weldje nadj 3lbefftnien vorzubringen fugten;<br />
fie gelangten auchWS nach ©uafim; ba würben fiejeboch von<br />
ben ©ingebornen ergriffen unb enthauptet unb ihre Jtöpfe an<br />
ben ßaifer gefanbt.<br />
3luf baS 2lnfuchen ÄubwigS XIV. machte bie ^ropaganba<br />
einen neuen SBerfuch unb fanbte ben granjisfaner Srevebent<br />
bahin, welker als SReifegefährte eines franjöfifthen 2lrjteS,<br />
namens Poncet, in baS fianbeinzubringen hoffte; er ftarb<br />
jebod), bevor er fein SReifegiel erreichen fonnte. ©benfo ver*<br />
geblich waren anbere Verfuge, bie bis jum Sahre 1838 unter*<br />
nommen würben.<br />
3u biefer Seit brang ©apeto, 3ftiffionSpriefter vom heiligen<br />
Vinjenj von Sßaul aus ©tyrien, in 3lbefftnien ein, unb jwar<br />
als 3teifenber in ©efeUf^aft ber' franjöftföen ©elel;rten Sin*<br />
toine unb 3lmaub b'2lbbabie. ©ie langten am 3. Sfflärj 1838<br />
in 3lbbua, ber ^auptftabt von Sigreh/ an. 3^ btefer Seit<br />
flanb Slbeffütien nid)t mehr unter ber Herrfdjaft einzigen<br />
ÄaiferS ober Königs, fonbern eine jebe ^ßrovinj würbe unab=<br />
hängig regiert. ®er $ßnig biefer 5ßroVinj, llbieh, geigte fich<br />
bem fatholif(hen ©lauben günftig gefinnt unb eS bilbete fidj<br />
ein fleiner Äern von Äatholifen, unb als Slnton b'2lbbabte<br />
jum erften SWale nafy ©itropa juriidfehrte, öberbra^te er bem
— 145 —<br />
Sßapfte ©regor XVI. baS ©laubenSbefenntniS eiliger hunbert<br />
Sßerfonen, was ben 5£a:pft bewog, noch anbere üDtiffionäre fyin*<br />
jufenben, an beren ©pifce Herr be 3
— 146 —<br />
wolle. ©S war am 2lbenb eines bunflen SßintertageS; be SacobiS<br />
wollte fidh bennoch auf ben 2Beg machen. ©r ging alfo mit<br />
bem Sanbgärtner ber Familie ^almieri, weldjer thm bie Sftad)*<br />
ridfjt gebraut ^>atte r mit ®te gamilie Sßalmteri erzählt nun,<br />
baß [ich bei be SacobiS baSfelbe Sßunber ereignete Wie beim<br />
heiligen SlnbreaS von 9lveHino; als nämlidfj ber SBinb bie<br />
Saterne auSlöfchte, ging Von bem Setbe be SacobiS ei n g^t<br />
aus, welkes ben SBeg unb alle ttmliegenben ©egenftänbe er*<br />
hellte.<br />
IIS er fpäter ©uperior beS HaufeS in Secce würbe,<br />
jeigte et ftcfj nur um fo bemittiger unb felbftlofer. SDurch eine<br />
weife ©pärfamfeti braute er bie Summe auf, um bie Ätrd^e<br />
ber 3Wifftonäre in Secce vergrößern ju fönnen. Slber währenb<br />
et an baS £auS ©otteS badjte, vergaß et auf fein eigenes<br />
HauS unb bewies in bejug auf feine gamilte bie größte<br />
©elbftlofigfeit.<br />
3n SReapelwar baS 2Betf ber ©laubenSVerbreitung nod)<br />
nicht eingeführt; aber be SacobiS fdjon eifrig bemüht,<br />
für bie auswärtigen 9JHffionen Sllmofen ju fammeln; er ließ<br />
ju biefem Swedfe girfulare bru(f,en unb verfanbte fie in bie<br />
verfdfjiebenen Seile beS Königreiches. SefonberS war er für<br />
bie •SWiffion in Sßerfien beforgt. SBährenb er fidj bemühte,<br />
feine Sugenb z« verbergen, betrachteten ihn alle afö einen<br />
Heiligen. 3JJan erjählte von ihm mehrere wunberbare Segeben*<br />
heiten, bie ftc^ teils in 9Jtonopoli, teils in Neapel zugetragen<br />
hatten.<br />
:<br />
©r braute auch einige 3eit in bem Haufe 00m heiligen<br />
•JiifolauS von Solentino in Neapel ju, als er nämlidj SDireftor<br />
beS inneren ©eminarS ber ©enoffenfchaft Würbe. biefem<br />
3lmte zeigte er ftetS biefelben Sugenben, inSbefonbere aber<br />
einen großen ©ifer für bte VervoHlommnung ber ©eminariften,<br />
bie er überaus ho
Qaus fcetIfflfftonspriefter in Heapel, Strafte be' öergiiti.
— 148 —<br />
mfirbigen, ,ba£} er am borgen ausging unb erft fyätin ber<br />
9ta$t naä) £aufe jurüdfam, ohne ein ©tü
— 149 —<br />
brüber, ber in ber golge ©uperior beS HaufeS in Tripolis<br />
in ©prien würbe, berietet hierüber:<br />
„2llS wir in 3Mta anlangten, ging idfj in bie Kirdhe<br />
beS heiligen SohanneS, um bort bie heilige 3Jieffe ju lefen.<br />
Sladf) berfelben wollten mein 3Kitbruber unb idh bie ©räber<br />
ber ©rojsmeifter ber 3Mteferritter befudfjen. Unterbeffen las<br />
be ^acobis bie heilige SWeffe, bie eine ©tunbe bauerte. 2tlS<br />
wir bie Kirche fcerlie&en, waren wir fehr erftaunt, bie 93oIfSs<br />
menge auf uns jueilen ju feben, bie uns fragte: „3Jieine<br />
Herren, wer ift beim jener Heilige, ber mit Ahlten reift? 2Bir<br />
waren bei feiner SUlefe unb haben gefehen, wie Don ber SBanb*<br />
lung bis jur Kommunion baS ^efüfinb über feinem Haupte<br />
fd^webte."<br />
3Me jwei für 3lbeffinien beftimmteu 9JUffionäre langten<br />
im September 1839 bort an. 5Bor ihnen war fchon, wie wir<br />
früher gefagt haben, ein anberer 3D?iffionSpriefter, JJofef Sa=<br />
peto nuS Sßiemont gebürtig, in 3lbefftnien eingetroffen.<br />
Ubieh, König fconSigreh, mer!te balb, welken Schafe<br />
t>on Heiligkeit er in Herrn be ^acobiS befaft.<br />
^uftinuS beobachtete bei feinem SefehrungSWerfe folgen*<br />
beS Vorgehen: SWit bem dürften unb beffen Umgebung untere<br />
hielt er ftetS ein gutes ©infcernehmen, blieb ihnen jebodh für<br />
gewöhnlich ferne; er fcermiebbie h^^en Sehrftreüigfeiten unb<br />
begnügte fich, bie fatholifchen Sehren ruhig unb grünblich aus*<br />
einanbergufefeen; er fucfjte fidh bie Zuneigung ber ^Sriefter unb<br />
SDeftaraS (Sehrer) ju gewinnen, fcermieb auffaHenbe Stfeugrün*<br />
bungen, um feine ©iferfudht ju erregen; er mifdhte fidh nid&t<br />
in politifdhe Slngelegenheiten, fonbern war im Innern beS<br />
SanbeS in feinen priefterlichen Arbeiten tätig.<br />
Seine beiben 5Ulitbrüber arbeiteten in ber Ißroöinj 31m*<br />
hara, währenb er felbft in 2lbbua, ber Hauptftabt t>on %v*<br />
greh, blieb.<br />
3)a er Wuftte, in Weidher SBeradhtung bie ©uropäer bei<br />
ben ©ingebornen ftanben, fudhte er fie burd) $emut ju über-
— 160 —<br />
winben. Sitte Sage ging er in bie Kirdjen, um bort baS<br />
Vrevier gu beten ober anbere ©ebete gu verrieten. 3lber er<br />
fonnte nityt bie Eilige Sffteffe lefen, ba ihm bie Slbefftnter<br />
nidjt erlaubt hätten, es in ihren Kirchen gu tun; ebenfowenig<br />
hätte ereS in Sprivathäufern tun bürfen, benn baS wäre nad)<br />
ben ©itten beS SanbeS ein großes Ärgernis gewefen. SDie<br />
erften SKonate vergingen alfo in aller ©tille. SWJan mußte<br />
mit bem Volfe befannt Werben unb fich bie Häuptlinge günftig<br />
ftimmen. 3lber baS ©Zweigen war fern Müßiggang, $tn<br />
Sanbe finb brei ©prägen einheimifdj: baS ©heeg, bte heilige<br />
©pradje, bann baS Sigreh unb baS 2lmhari. 3uftinuS madjte<br />
fiel) mit folgern Eifer an beren (Erlernung, baß er f$on am<br />
26. $änner 1840 vor einer Verfammlung von gehn Sßerfonen<br />
eine Konfereng in ber 2lmharifpradj>e halten fonnte; biefe gehn<br />
Sperfonen hatten ftch eingefunben, weil fte feine große 2>emut<br />
fahen unb mit feiner . Verlaffenheit gleid)fam SDlitleib hatten.<br />
©S folgten balb anbere Konferenzen, unb baS göttlidje<br />
SBort blieb nicht frudjtloS. @S befehrten fid) einige, wenn<br />
au
— 151 —<br />
2lm 21. aWärj 1841 möfte er fif mit einer ©efanbt*<br />
ffaft beS Königs Ubieh, bie in Siggen einen ffiSmatiffen<br />
33iff of erbitten fotlte, mit auf ben SBeg naf SDtaffaua. ®er<br />
eifrige apoftoliffe SSifar ging bann mit einem großen Seile<br />
ber Karawane btS naf 9lom.<br />
©tue B^tung „Journal be 3iome" fcont25. 3luguft 1841<br />
erjäblt über ben ©mpfang ber 9lbefftnier beim Zapfte ©re*<br />
gor XVI. folgenbeS: „©£ finb gegenwärtig brei ©efanbtffaften<br />
ber brei f riftlif en ßönigreife £igreh, ©foa unb 2lmhara<br />
tu Slbeffinien in ber ^auptfiabt ber ©briftenheit anwefenb.<br />
©ie finb üon Ubieh, bem Seberrffer fconSigreb, an ben<br />
^eiligen 3Sater abgefanbt unb Ratten bie grofce ©hre, am<br />
17. beS SDlonatS in öffentlicher älubienj üon ©einer ißeiligfeü<br />
empfangen jtt werben. 2)er Sßapfi, auf feinem Xbrone ftfeenb,<br />
ju feiner heften ben Äarbtnal aJlejjofanti, UnfS ben ©efretär<br />
ber Sßropaganba, empfing juerft bie brei eigentlifen2X&ge=<br />
fanbten: Slttafa (gürft) Styta ©alaffia, einen SSerwanbten beS<br />
Königs Don ©foa, erften -Dlinifter beS Umgreif e£ Sigreh<br />
unb 2luffeher über bie ©fulen in ben brei Reifen 2lbefft=<br />
nienS; ben Sßriefter 2lbba Siefebebra, £errn eines SanbeS unb<br />
Dberbaupt einer $irf e, unb 2Ibba ©bebra 3Jlif ael, ©elehrten<br />
in ©onbar; als SDoImetffer waren ihnen beigegeben SuftinuS<br />
be SacobiS, s Mffion$priefter unb apoftoliff er 5ßi!ar toon 2lbef*<br />
finien, unb ©eorg ©albabu, äthiopiffer Sßriefter unb 9le!tor<br />
ber Jtirf e unb beS $ofpije8 beS heil ©tefan &on ben -Diaureh.<br />
©ogleif fcorgelaffen,warfen fif bie 3lbgeorbneten &or bem<br />
^eiligen SBater nieber, ber fie auf baS wohlWoHenbfte empfing,<br />
©eine £eiligfeit lief* fie auf brei ©ifeen toor feinem %tyo\xt<br />
Spiafe nehmen unb unterhielt fif mit ihnen balb burf bie<br />
Vermittlung beS ÄarbinalS SKe^ofanti, balb burf £errn<br />
be SacobiS, balb burf ben ^riefter ©albabu, weife ab*<br />
weffelnb baS 2Imt eines 5DolmetfferS bei biefer intereffanten<br />
Unterhaltung fcerfahen. 35ann würben bie h^öor^agenbften<br />
Sßerfönlif feiten 3lbeffinienS bem Zapfte fcorgefteilt,worunter<br />
©elehrte, Sßriefter, äthioptff e 3ttönf e unb Sßerfonen ber Liener*
— 152 —<br />
fdjaft maren. Ubieh ^atte einen frönen ©rief an ben Sßapft<br />
gefd)rieben; ber Sßapft öffnete bie brei ©iegel unb ließ ihn<br />
von bent Seftara (Softer) Sefta vorlefen unb burd) ben Äar*<br />
binal 9Jie^ofanti unb SuftinuS be SacobtS fogleidj ins Statte?<br />
nifdje überfein. ©nbttd? jogen fidj bie Abgefanbten jurM,<br />
inbem fie in finblicher SBeife bebauerten, baß fie bem ^eiligen<br />
SSater fein ©elbgefc^enf barbringen, ba ihr Sanb ju arm fei,<br />
unb baten ihn, er möge bie SBohlgerüche unb ben foftbaren<br />
SBeihraud) AbeffintenS annehmen, ben fie ihm barbrä^ten,<br />
um ben ju ehren, beffen ©teüe er auf ©rben vertrete, ©te<br />
fügten no bie<br />
ganj ^tngeriffen mar von ber ©üte unb £erjlichfeit, mit mel*<br />
— 153 —<br />
man ötel mehr Vertrauen, was ber ^erjlid^e ©mpfaitg bewetft,<br />
ber uns überall juteit wirb. 2lm Sage nach meiner 2lnfunft<br />
in Slbbua lieft mich ber 2lbuna felbft beglttdfwünfdhen, baft idj<br />
wohlbehalten jurüdgefehrt fei." SieS war jebodh nur eine<br />
ßift, wie be ^acobiSeS balb erfahren fottte.<br />
SBährenb biefer $eit belehrten fidh jur groften greube<br />
unfereS eifrigen SlpoftelS eine jiemlidh grofte Slnjahl ©in*<br />
gebomer.<br />
3>itfiimt$ be 3acoMs mtrb jum ^Jtfdjof geweift.<br />
Schon fcorjwei fahren hatte be SacobiS bie Süllen er*<br />
halten, woburdh er jum Vifchof ernannt würbe. 2lber er hatte<br />
fidh juerft aus 35emut geweigert, fidh weihen ju laffen, ob*<br />
gleid) ihn ber apoftolifche Vifar ber $Jta
— 154 —<br />
gu laffen, unb fagte ihm unter anberem: »©ie Wolen auS<br />
Sernut ni^t Sifdjof werben; aber in ben auswärtigen 9Jitf*<br />
ftonen [inb bie 33if
— 155 —<br />
bie SobeSbrohungen, bie von allen Seiten ber ©tabt laut<br />
mürben. ;JM)tsmeniger maren mir beibe fo gerührt, baß mir<br />
beftänbig SCränen ber SRührung unb greube vergoffen.<br />
„Sifdjof be gacobis verfaß fein bif
— 156 —<br />
werben fönnten. Keine 3Ktffion in auswärtigen Säubern hat<br />
ihr &auptgiel erreicht, folange fie nicht ein Seminar gur £eran=<br />
bilbung etneS eingebor neu Klerus eingerichtet hat SDiefeS<br />
3tel erreichte Vifdjof be ^acobiS baburdh, baft er in ©uala<br />
in ber Sßrofcing Slgamieh baS Kolleg ber Unbefledften ©mpfängniS<br />
grünbete, ©r erzählt felbft bie ©ntwicflung ber 3Jlif*<br />
fion mit folgenben SBorten:<br />
„©ine unb eine halbe Sagreife fcon bem Drte, wo idh<br />
jefet bin, liegt ber Sanbftridh ©ntibfdho; bie Meine ©haftengemeinbe<br />
machi uns Diele greube. Stmbafea, ber igauptort<br />
»on ©ntibfcho, liegt giemlich nahe bei Slbbua,Wo igerr Vtan=<br />
cheri, mein -Diitbruber, bie Seelforge unter etwa hunbert<br />
©haften toerfieht.2luf ber Strafte ttonSlbbua, ber ^auptftabt<br />
fcon Sigreh, na$ ©onbar, ber £auptftabt fconSlmhara, leben<br />
gerftreut einige fatholifdhe gamilien, Weldhe für bie 3 u ftwf*<br />
bie fchönften Hoffnungen bieten. Qu ©onbar felbft, wo ber<br />
häretifche Sßatriardj feinen Sife hat, hat ©ott bie bergen ber<br />
abeffinifdhen ©eierten, bie hier in fc>ielgröfterer Singahl als<br />
fonftwo Wohnen, für ben djriftlichen ©lauben günftig geftimmt.<br />
®er frühere Kaifer Johannes, ber nach feiner Stbbanfung mehr<br />
Hnfehen gu genteften fcheint als früher, geigt uns offen feine<br />
©ewogenheit unb fcheint nidht weit baüon entfernt gu fein,<br />
fatholifdh gu werben. Seine grau, bie 3Jlutter beS 9iaS unb<br />
felbft gur Kaiferin gefrönt, überaus reidh unb mädhtig, befd^üfet<br />
uns ebenfalls in ber offenfunbigften SBeife. 2>er ©tfdheghieh><br />
ber Dberfte aller SUlön^e fconStbeffinien, ber fogar über bem<br />
Sßatriardben fteht, unb bem fidh *>er Kaifer gleidhftetten<br />
barf, labet uns gu fich, bietet uns fein £auS an unb fcer*<br />
fpridjt, uns Kirdhen gu geben. 2)er häretifdhe Vifdhof (SIbuna)<br />
fteht wegen feines fd^lechten SebenSWanbelS in fo fdhledhtem 3iufe,<br />
baft bie fdhrecflichfte SBaffe, bie er fonft gegen uns anwenben<br />
fönnte, näntltdj bie ©sfornmunifation, in feinen £änben nun gang<br />
wirfungSloS ift. Von ©onbar muft man gehn Sage burdh eine<br />
öbe SBüfte gehen, um nadh Karturn in Sennaar, bem legten<br />
Sßoften unferer SWiffion in Slbefftnien, gu gelangen, wo unfer
— 157 —<br />
•JJUtbruber, £err SDtontuori, neben einer beffeibenen $irfe<br />
ein Meines Äotteg errietet hat"<br />
Später rnufcteman 2lbbua fcerlaffenunb mehr im 9iov*<br />
ben t>on 2tbeffinien eine SBohnung fufen, wo man gegen bie<br />
Verfolgungen beS bäretiff en Siff ofs mehr geff üfet war. Slber<br />
weife SWühen hatte man babei ausstehen, befonberS wenn<br />
man burf baS ©ebiet wilber VolfSftämme reifen muftte.<br />
SBiffof be SacobiS ff reibt barüber:<br />
„Umfonft fufte man uns abjuffretfen burf bie VorfteHung<br />
t>on ber ©raufamfett biefer Völfer, Don ber Öbe beS<br />
SBegeS, öon ber Sf wierigfeit, unter ber brennenben Sonnen*<br />
hifee SBaffer gu ftnben; meine SäJtitbrüber unb if lehrten unS<br />
nift baran, fonbern wir fagten entffloffen: SBir wollen hin*<br />
gehen, um ben Teufel ju befämpfen unb baS ©fcangelium<br />
prebigen.<br />
„Sßir reifen ab, aber in welfem Slufjuge! Sollten Sie<br />
eS glauben? ein $leib, baS nur irgenbwie nof anftänbig ju<br />
nennen ift, wäre für biefe hungrigen Seute eine mäftigeVer*<br />
fufung, uns ju töten unb $u berauben. Unfere gange 5ßor=<br />
forge beftanb iavin, baft wir ohne alle ^eifeauSftattung reiften,<br />
©ewöhnlif brauft man wohl leine Sßferbe, um bie 3luS=<br />
rüftung eines SDliffionärS gu tragen; meiftenS brauft er nur<br />
einen Sflauf für baS 3M;l, eine Stoffe für bie Vutter,<br />
eine Kuhhaut als Sett unb fein Faultier, fem ift fogar bieS<br />
nof SuguS; man muß fif beffen entäußern. 3Ktt blofeem<br />
Raupte, mit nadften §üj3en, ein Stütf ffleften 3eugej8 über<br />
bie Sfultem, einen Stocf in ber £anb, fo müffen wir bie<br />
SReife antreten."<br />
^etrfofgttngen unter §ftttr(l §
— 158<br />
tifdje Vifdjof hieß ©alama. Vevor er Vtfdjof würbe, war er<br />
nur ein armer Surfte, ber nichts als einen ©fei hatte, ben<br />
er an bie 9teifenben vermietete. -Jladi> gwetjährigen ©tubien<br />
in Kairo würbe er für tauglich befunben, 33ifc^of gu fein, er<br />
würbe geweiht unb nadj 2lbefftriien gefd^idt. ©r fuchte halb<br />
©elegenheit, bie Katholifen, bie immer gasreicher Würben, gu<br />
unterbrüden. ©eine SBut wanbte ftd) juerft gegen baS Haupt<br />
ber ©allaSmiffion, Vtfdjof SRaffaia, bann gegen S3ifd^of be<br />
cobiS unb fämtü^e ©hriften. SBaS biefen heiligmäßigen s Mf=<br />
fionären befonbern ©chmerg bereiten mußte, war berttmftanb,<br />
baß ber Verräter, ber ben 3lbuna gur Verfolgung auffta^elte,<br />
einer ihrer SanbSleute War, nämli$ ein iialienifd^er Steifenber.<br />
2)aS einmal angegftnbete $euer entbrannte mit neuer Heftigfeit,<br />
unb bie Verfolgung fottte nun bie erften Vltiten ber<br />
bifdj)öfli
— 159 —<br />
verfemt unb uns naf allen Stiftungen jerftreut. Sie einen<br />
fufen i^r £eil in ber gluft, mährenb anbere fif in unfer<br />
©eminar einfließen. ©ine junge grau, Samens Sgja, bie<br />
erft Vor brei Sagen SDlutter geworben mar, flüftete in unfere<br />
Capelle, unb bie ©reife, unter ber Saft ber $ahre gebeugt,<br />
folgten ihrem Setftriele.<br />
„333aS mif betraf, fo mußte if an bie gluft beulen,<br />
unb ermahnte bie ©eminariften, ff on im vorhinein alle 3Jiaß*<br />
regeln ju treffen, um fif bann um fo ff neiler verbergen gu<br />
fönnen. 2113 aber bie mutigen 3 ö 9ttnge faljen, baß if infolge<br />
meines hohen Alters nift ff nett genug Vorwärts forn*<br />
men fonnte, unb fürf teten, if mürbe ben Sanken meiner3Ser=<br />
folger nift entrinnen ober if mürbe burf baS SBaffer auf<br />
bem SBege aufgehalten merben, moHten fie fif von mir nift<br />
trennen, ©ie ffüfeten mif mit ihren Seibern folange, bis<br />
mir burf einen befonbern ©fu% ©otteS unb feiner mafellofen<br />
•Kutter einen biften 2Balb erreiften, ber uns ben Slidfen<br />
unferer geinbe entzog."<br />
Sie gliehenben fanben für ben Augenbluf Unterfunft im<br />
Sager ÜbiehS felbft, ber fie verbannt hatte. Sann begann bie<br />
Verfolgung von neuem.<br />
©affa, ein ©mporfömmling aus bem unterften ©olbaten?<br />
ftanbe, hatte bie hoffte ©emalt an fif geriffen unb nahm<br />
nun ben -Kamen XheoboroS, $aifer von Abeffmien, an, unter*<br />
lag jebof im Kampfe gegen bie ©nglänber im $ahre 1866.<br />
Unter feiner £errff aft nahm bie Verfolgung an £eftigfeit ju.<br />
ß c f l r e i f e ^ a t h o l i f e n m ü r b e n i n s © e f ä n g n i s g e m o r f e n<br />
u n b m i t b e m © h e n b , b e m f i n e f i f f e n $ a n g ä h n l t f , b e l a b e n ;<br />
b a S ift e i n S ö t a r t e r m e r f j e u g , b a S bie b e i b e n Seine e n g e an*<br />
e i n a n b e r b i n b e t u n b b a l b f f r e ä l i f e Dualen V e r u r f a f t .<br />
3Jlan m o l l t e S i f f o f be S a c o b i S a u s b e m Sanbe j a g e n ,<br />
u n b u m i h n j u v e r b e r b e n , ü b e r bie SBeftgrenje n a f b e r S R i f *<br />
t u n g v o n © e n n a a r b r i n g e n . @ r meigerte f i f , a b g r e i f e n u n b<br />
m ü r b e b e S h a l b eingeferfert. 3 m S J l o n a t $ u l i beS 1854<br />
f f rieb er a u s f e i n e m © e f ä n g n i s i n © o n b a r : „ 3 f W i e b a l f o<br />
11*
— 160 —<br />
unb madfote aus ber Sftot eine Sugenb, inbem idh midh in<br />
meinem ©efängniS, üier $uf$ ebenfo breit unb etwas<br />
länger, fo gut als möglidh einguridhten fudfjte. 3)er Soben,<br />
mit ©troh bebedft, bient bem ©efangenen unb feinen SBächtern<br />
als gemeinfame Sagerftätte. Stber, würben ©ieeS glauben,<br />
ba{3 baS nodfj Su^uS unb Vequemlidjjfett ift? 3Jtein fo aus*<br />
gemattetes £o
— 161 —<br />
©regor XVI. abgeffidt würbe. Sah** 1849 ertrug er<br />
mutig eine breimonatlife ©inferferung für ben fatholiffen<br />
©lauben in 2Ibbua, was ebenfalls auf 2lnftiften ©alamaS ge*<br />
ff ah* ©eit feiner testen jweiten ©inferferung fflug man<br />
i^n mit folfer ©raufamfeit, ba£ man ibn in ©onbar ffotf<br />
für tot hielt. ®ann trug er einen SKonat lang ben ©henb,<br />
Seftt ift er an beiben güften gefeffelt<br />
2. 3166a Seflaimanot ber ältere, ebenfalls Sßriefter; fein<br />
Vater, feine 3Jiutter, feine ©fwefter, weif leitete DrbenS*<br />
ffwefter ift, unb fein jüngerer Vruber, fo wie er Sßriefier,<br />
haben gu Derffiebenen 3Men für ben einzig wahren fatbo*<br />
liff en ©lauben ©efängniS unb Verbannung erbulbet. Seflai*<br />
manot trägt nof immer ben ©heng.<br />
3. 2166a Seflaimanot ber jüngere, wie oben gefagt, eben*<br />
falls Sßriefter. Von bem Sage feiner ©efangennehmung an<br />
bis jefct würbe er wieberholt mit ©flögen ins 2lngefift ge*<br />
martert ©r trägt immer ben ©henb.<br />
4. 2166a XeSfa $ion, ein 3Jlönf, a6er fein ^riefter, trägt<br />
feit aft SBofen ben ©henb.<br />
5. 2166a Sefla 3Kifael, ebenfalls 3Jlönf, a6er nift gJrie*<br />
fter, trägt feit berfelben $eit ben ©henb."<br />
Viffof be $aco6iS hatte ffon bemerft, ba& fif ©ott<br />
beS ©turmeS bebiente, um ber 5?irf e Don 2lbeffinien ein nof<br />
ff önereS 2Baf Stum ju Derleihen.<br />
„2llS bie Verfolgung am ärgften wütete," fo ff reibt<br />
Viff of be SacobiS, „fam ber 2lbuna SDlarfoS ju unS. SDiefer<br />
foptiffe ^Sriefter hat fif mit mehreren feiner ©efte befehrt,<br />
als er bie eble unb unüberwinblife ©tanbhaftigfeit fah, mit<br />
weif er unfere Äatholifen bie SUifebanblungen beS 2lbuna ©a*<br />
lama ertrugen. Über einen SDlonat — folange bauerte näm*<br />
lif ber 3Karff — mufften bie Äatholifen, Don ben paffem<br />
beS ©alama begleitet, unter ben ffredflifften ©ntbehrungen<br />
reifen, unb bof Derharrten fie bis ans ©übe treu-in ber<br />
fatholiffen Sieligion.
— 162 —<br />
„2lber baS ift noch nicht bie gange gru
— 163 —<br />
herabfteigen, mo eine fengenbe herrffte. SieS alles, in<br />
Verbinbitng mit einem gmangigjährigen, an SJiühen unb ©ut=<br />
Bedungen reifen Apoftolate, ^atte bie leiblifen Gräfte beS<br />
Cannes ©otteS aufgekehrt, unb er fottte nun als ein Opfer<br />
für baS Seelenheil ber Abeffinier fterben unb bann ben. herr=<br />
lifen Sohn Von ©ott erhalten. Vier SUlonate naf feiner<br />
©ntlaffung aus bem ©efängniffe ftarb ber eble Vtff of.SDer<br />
JRetfegefährte beS ehrmürbtgen ViffofS be ^acobis, namens<br />
Selmonte, beffreibt feinen £ob mit folgenben SBorten:<br />
®mfullo, 3. Auguft 1860.<br />
„3f mitt S^nen ben Sob eines ^eiligen beriften. 33iff of<br />
3>uftinuS be SacobiS ift am 31. $uli 1860, ungefähr um<br />
brei Uhr nafmittagS geftorben. ©eit bem 19. Quli fühlte<br />
er, baß er balb fterben merbe. SaS gieber verließ ihn nur<br />
für einige ©tunben beS £ageS, unb er faßte ben ©ntffluß,<br />
fif naf £alai gurüdfgugiehen, um bort eine friffere Suft ein=<br />
guatmen. ®r Verließ alfo am 29. guli um fünf Uhr nafmittags<br />
unfer &auS von ©mfutto in Segleitung affer 3ttönf e<br />
unb etma gehn Einher, bie man unterrtf tete unb .gu ^rieftern<br />
herangubilben beabfiftigte. 3f blieb mit gmei 3Jlönf en gurü(f,<br />
um bie Arbeiten an unferem &aufe gu iibermafen; benn<br />
baS Saf mar erft gur Hälfte gebeeft.<br />
„Jlaf einem fünfftünbigen 5Rarffe fam ber Siffof in<br />
Arftfo an, mo ihn ber Sruber beS -Jtaib AbriS ermartete, um<br />
ihm für bie 9laf t ©aftfreunbffaft gu gewähren. Sa fonnte<br />
ber Siffof ein menig ©f laf genießen, aber balb fam- baS<br />
lieber mieber gurü
— 164 —<br />
Sagen ntfts gu ftf neunten fonnte, fo freute man ftf unb<br />
hielt es für ein Seifen ber Befferung. ©ahto tranf er<br />
etwas friffeS SBaffer, was ihm eine grofce ©rleifterung Der*<br />
ff äffte. ®ie 9iaf t Derbrafie man in £ü>elif, wo ber Biff of<br />
Don neuem Dom gieber befallen würbe, infolgebeffen er burf<br />
Dier lange ©tunben ins delirium geriet SDieS hinberte ihn<br />
aber nift, fif gwei ©tunben Dor Sonnenaufgang wieber<br />
auf ben SBeg gu mafen t ®rei ©tunben Derbrafte er nun<br />
in tiefem ©fweigen; bann fagte er ju feinen Begleitern:<br />
»kleine Einher, gehen wir langfam, if fühle, baft if ff waf<br />
bin unb baft mein $opf eS nift mehr auShält« SDie ©onne<br />
ffien in ihrer gangen £elle unb hxaxxnU fehr;eS war gebn<br />
Uhr DormittagS. SDiefer SBeg ift in ben -Dtonaten ber großen<br />
igifce überaus beff werlif unb gefäbriif. @S ift ein langes,<br />
ffmaleS Sal, lütfs unb refts Don auSgetrotfneten, fteilen<br />
Bergen eingeffloffen, bie jeben 2lugenblicf gufammenguftürgen<br />
ff einen. 9Kan atmete eine glilhenbe Suft ein, bie ©rbe brannte<br />
unter ben güften, nift einmal bie Kamele fonnten eS aus*<br />
halten. SDer Biff of war Dottfommen erff öpft 2tlS er gegen<br />
elf Uhr DormittagS im Sale Sllgebien anlangte, muffte er inne<br />
halten, weil er fif nift mehr auf bem Leittiere halten fonnte.<br />
@r hatte ftf auf einen ©tein gefegt, bliefte gegen Gimmel,<br />
ff ante bann auf feine Begleiter unb feufgte tief auf. @r<br />
hüllte fif in feinen SRatlah, ben 3Wantel, ben bie abefftniff en<br />
3Jtönfe im ©ommer tragen, unb ftüfete fein £aupt auf bie<br />
$nie. 9JJan glaubte, er fflafe. 2lber nein, er bereitete fif<br />
a u f ben Spb Dor. 2lf, er fottte uns nun auf immer Der*<br />
laffen! ©ott hatte eS ihm ohne S^eifel geoffenbart; benn er<br />
D e r l a n g t e fogleif gu beiften unb gum legten 3ttale bie SoS*<br />
fpref mtg gu empfangen. Sftafbent bieS geff eben war, Der*<br />
fammelte er alle -Btönfe um fif, ermahnte fie, im ©tauben<br />
ftanbhaft auSguharren unb ben ©efefcen StornS, bie Dom Zeitigen<br />
Vater, bem eingigen unb wahrhaften 9taf folger beS heiligen °,<br />
SßetruS unb ©tellDertreter 3efu ©hrifti, ausgehen, willig gu<br />
gehorfen; ebenfo foHten fie ben Biff Öfen unb ^rieftern, bie
— 165<br />
ber Sßapft in ihr £cmb fdhidfen würbe, ©ehorfam gu leiften.<br />
Sann gab er ihnen feinen ©egen, worauf alle in ihrer Spradhe<br />
antworteten: Amen, Amen, unfer Vater!<br />
„3n bentfelben Augenblidfe brad&en ade, 9Jiöndhe, Kinber,<br />
fogar bie 3Jtufelmänner in Sränen aus, fchlugen fid) auf bie<br />
Vruft unb neigten ihr $aupt bis gur ©rbe. $e ^afobis<br />
ftredfte fidh nun auf bie ©rbe aus, lieft einen Stein unter<br />
feinen Kopf legen unb empfing fo bie heiligen ©terbefaframente.<br />
@r litt fciel, aber fein Slntlife War Reiter, er antwortete<br />
in äthiopifd()er ©prad^e genau auf alle ©ebete, weldhe ber<br />
Sßriefter über ihn fpradh. Sarnadjj Warf er fidh auf bie Knie,<br />
bat äße Anwefenben um Vergebung Wegen aller Srgerniffe,<br />
bie er ihnen, wie er fagte, währenb ber gangen 3eit feineS<br />
bortigen Aufenthaltes gegeben hatte: er fagte, er fei nur ein<br />
armfeligeS ©efdhöpf, aber er hoffe bie Vergebung feiner Sün*<br />
ben burdh bie Varmhergigfeit ©otteS, buxä) bie Verbienfte Sefü-<br />
©hrifti, burdh bie gürbitte ber unbefledften Jungfrau 3Karia<br />
unb beS heiligen Vingenj, unb er hoffe beShalb, bie Aufä)au*<br />
ung ©otteS genieften gu bürfen für alle ©wigleit, bie in einigen<br />
Augenblidfen für ihn anbrechen foUte. ©r fefete ftdj bann aber*<br />
mals auf einen ©tein unb lehnte baS £aupt gegen einen<br />
gelfen. Sann fprach er einige Sroftworte an feine Umge*<br />
bung: „Vetet viel, meine Kinber, idh ^erbe fterben, idh ^erbe<br />
euch nidjt üergeffen, ... idh fterbe." ©r lehnte bann feinen<br />
Kopf an, ben er erhoben hatte, bebedte fein §aupt rnit ber<br />
•Jlatlah unb entfdf)lief im £erm. . . .<br />
,,©o ftarb ber grofte Apoftel AbeffinienS, Vifchof be<br />
cobiS; fo öollenbete er feine irbifdfje Söanberfd^aft im fedjgig*<br />
ften Sahre feines Alters unb im einunbgwangigften feines<br />
apoftoltfdfjen SebenS in Äthiopien. Man tarn unmßglidh fdhil'<br />
bem, welche Srauer alle bei ber -Kadhridht &on feinem Xobe<br />
äufterten, Katholiken, ©d^iSmatifer unb SDlufelmänner, allebe=<br />
weinten ihn unb nannten ihn ben Seligen unb ^eiligen."
Der $e%fpre$uit$$pfo$eg<br />
ber<br />
efyxtvixvbxQen Jlovtxfe ^TariXCac.<br />
35er apoftolifdhe Sßrojejs über ben helbenmütigen ©rab<br />
ber Sugenben ber ehrwürbigen Souife SUJariHac geht feinem<br />
@nbe entgegen. ©3 ift ber lefete ^rojeft, weiter ber ©elig*<br />
fyredhung vorangeht Sie igeiligfeit be£ Sebent unb ber SBerfe<br />
ber frommen ©tifterin ift bur$ alle biefe Sßrojeffe in£ hefffte<br />
ßidht gefefet worben; jefet finb aufter ben jahlretdhen auffallen*<br />
ben £ilfeleiftungen unb ©nabenerweifeit, bie burdh gür*<br />
bitte fchon erlangt würben, noch SBunber notwenbig, um bie<br />
ÜJladht ihrer gürbitte bei ©ott ju geigen. Um biefe ju er*<br />
langen, mögen alle jene beten, weldhen biefer ©eligfprechungS*<br />
projeft am ißerjen liegt
( E u r o p a<br />
X>eutfd}Iatt6*<br />
Brief bes tHiffionspriefters fjerrrt §>fi}xexf>et ax\ ben<br />
©eneralfuperior f}errn 2t, $iat<br />
Gippes (Mu), .23. SDejeniber 1904.<br />
... Saffen ©ie mif jefet bie Meinen -Jleuigfeiten beS<br />
Saures 1904 ergcf len.<br />
2BaS ben allgemeinen ©tanb ber SßroDing betrifft, fo<br />
iann man fagen, bafe berfetbe normal ift; baS ©eminar lie*<br />
fert burf ff nittlif breifcig ©f weftern, im ^abre 1904 waren<br />
es breiunbbreifHg, unb baS 3a$r 1905 Derftrif t biefelbe gafyl<br />
ju bringen.<br />
SBir baben im Saufe beS 3
— 168 —<br />
einige 3eit unter bem $ofe beS SutheraniSmuS geftanben, ift<br />
eS mieber gang fatholiff gemorben, unb gmar fatholiff in<br />
gang befonberem Sfftaße, mie ©ie aus ber Art unb 3Seife ent*<br />
nehmen fönnen, mie bie Söfter beS heil- Vingeng von Sßaul<br />
in ^üHftebt empfangen mürben.<br />
©S mar am Sage naf ©fluß ber ^ahreSejergitien für<br />
unfere ©fmeftern in ber Dftav von ©hnfti Himmelfahrt,<br />
gegen 6 x / 2 Uhr morgens, als if mif auf ben SBeg mafte,<br />
um ber fleinen Kolonie, melfe bie SBerfe beS heil. Vingeng<br />
in bem Sanbe ber heiligen ©lifabeth beginnen, bie SBege gu<br />
bereiten; mir mußten guerft fieben ©tunben auf ber ©ifenbahn<br />
fahren, um gu jener Bahnlinie gu fommen, an melf er Mll*<br />
ftebt liegt. An ber Anff lußftation biefer Vahn marten mir<br />
fünfviertel ©tunben, unb um 2 a / 2 Uhr finb mir enblif in<br />
Mllftebt, einem großen SDorfe mit 2500 ©inmohnern. Ser<br />
Pfarrer mar uns bis Seinefelbe, mo bie Vahn naf ^üttftebt<br />
abgmeigt, entgegengefahren unb er erjählte mir nun unter*<br />
megS, maS er alles getan habe, um ben erften Softem beS<br />
heiligen Vingeng in feiner Sßfarre einen mürbigen ©mpfang<br />
gu bereiten, unb baß if gleif am erften Sage in ber Capelle<br />
ber ©f meftern bie heilige 3Jteffe lefen fönne, um fogleif baS<br />
Allerheiligfte in ber neuen äßohmmg gu laffen. 3n bem Haufe<br />
angefommen, baS ehemals ber $amilie Sunfel gehörte, nahmen<br />
mir baS JUlahl ein, melfeS uns bie 9Kutter ber brei äftiffios<br />
näre bereitet hatte, unb maften uns bam ans SBerf, ben<br />
Altar aufgufteHen, baS Harmonium auSgupaden unb alles für<br />
bie $eier beS fommenben SageS vorgubereiten. Sie gute<br />
aKutter ber Herren Sunfel ftrahlte vor greube, als fie ihr<br />
HauS in ein HauS ber Varmhergigfeit, unb ihr SBohngimmer<br />
in eine Capelle umgemanbelt fah*<br />
Am folgenben Sage gur feftgefefcten ©tunbe reifte if mit<br />
bem Herrn Pfarrer ab, um ben ©fmeftern entgegengugehen,<br />
Sa ber von Äöln fommenbe 3^0 i n Seinefelbe marten muß,<br />
bis ber naf Mllftebt abgmeigenbe 3^9 abgeht, fo hatte ber<br />
vorforglife Pfarrer am Vahnhofe in einem für Samen vor*
— 169 —<br />
behaltenem 3intnter ein befcheibeneS 3Jlittagmahl für bie Sdjwe*<br />
ftern beftetten Xaffen. fürdjtete ein wenig, bie Sdhweftern<br />
fömtten bei ber zientlidh verwidelten gatyrt ben ßug verfehlen,<br />
©nbltdh fuhr ber Kölner 3ug in ben Bahnhof ein; idfj fudhte<br />
mit ben älugen ade SBaggonS ab, unb, ©ott fei Sanf, bort<br />
Werben bie ©chweftern fi^tbar. ©ie fteigen ab, aber nicht<br />
ohne bei allen ©taunen unb 2lufmerffamfeit ju erregen, ba<br />
rtoä) nientanb eine ähnli^e Kleibung gefeiert hat; wir führten<br />
fie tu ben Salon, wo fie aus ber 9tot eine Sugenb machen<br />
unb mit uns an bemfelben Stfdhe baS 3Kittageffen einnehmen<br />
mußten. -Jlachbem fte noch eine Meine Siefreation gehalten<br />
hatten, reiften wir in baS verheißene Sanb ab, mitten burdh<br />
herrlid^e Sanbfdjaften, von ber lieblichen 9Jlaifomte beftrahlt.<br />
•Kur eine Heine halbe ©tunbe, unb ber Schaffner beS $ugeS<br />
fünbtgte bie Station KüHftebt an. Wlan fteigt ab unb ernft,<br />
mit ehrerbietiger -Kiene, bie aber bemtoch bie innere greube<br />
erraten ließ, trat eine Deputation von Samen unb Herren<br />
vor, um bie Sdhweftern wiHfontmen zu heißen. ©S ift ber<br />
Vürgermeifter mit mehreren angefehenen Sßerfonen, alle in<br />
Hanbfdhuhen, ben ShKnber in ber £anb, bie Sßräfibentin beS<br />
Vereines dhriftltdher SDtütter mit ihrem 9late unb ben Sd)ul*<br />
lehrerinnen, bte nun bie Sdhweftern aus bem Bahnhofe her*<br />
ausführen. 2lber Weld) eine neue Über raf dhung! erft<br />
bemerfen fie, baß baS ©ebäube mit grünen Krängen gefdhmüdft<br />
ift unb baß auf ber großen Straße fiebert offene SBagen, mit<br />
je jwei prächtigen Sßferben befpannt unb mit Vlumen befränjt,<br />
ihrer harren. ©in Seil ber VolfSmenge, bie am ©ingange<br />
in bie Sorfftraße aufgeteilt war unb f$on voll Vegierbe bie<br />
erften Sdhweftern ju fehen verlangte, äußerten laut ihre $reube,<br />
unb man fah fogar einen unter ber Saft ber $ahre gebeugten<br />
©reis Sränen vergießen. Ser gute Pfarrer unb idh weibeten<br />
uns an ber Verlegenheit ber bemütigen Södfjter beS heiligen<br />
Vinzenz, bte mir burch «Seichen zu verftehen gaben, baß fte<br />
nte biefe ©hre annehmen würben, biefe SBagen zu befteigen.<br />
216ereS half nidhtS. hieben jebern äßagen ftanb eine Same
— 170 —<br />
unb balb bemaltigt fidf? eine jebe ihres DpferS, baS fton ber VolfSmenge trennt fidh eine<br />
Schar weiftgefletbeter -Dtäbchen loS; biefe gehen ben Schwe*<br />
ftern, welche auf meinen SBinf, befdheiben unb ganj befdfjämt<br />
über foiriel ®hre, vortreten, voraus. Sie größeren SUläbchen<br />
trugen grüne ©irlanben, mit benen fie bie ©ruppe itmfClingen,<br />
währenb bie Keinen 9Jtäbd)en vor ben güften ber ©dhweftern<br />
Vlumen ftreuen, bie fie einem um ihren £alS hängenben<br />
Körbchen entnehmen. SRun treten jwei Süläbchen vor, um einen<br />
fleinen SBifffornrngrufj aufjufagen, worauf ber &)0x ber Sdfjul*<br />
finber unter Seitung ihrer Sehrer unb Sehrerinnen einige Stro*<br />
Phen eines für biefe ©elegenheit paffenben Siebes vortrugen.<br />
Sobawt fefete fich ber 3^g ta Bewegung.<br />
Srei Knaben mit bem ^rogeffionSfreuje unb jjwei gähnen<br />
fudjen burdh bk VolfSmenge ju kommen, um bie Spifee beS<br />
3ugeS erreichen; bevor fich aber biefer in Bewegung fefet,<br />
läßt fidh eine mächtige Stimme vernehmen: Adfjtung! träfen*<br />
tiert baS ©ewehr! ©S war ber Kriegerverein, ben man bis*<br />
her in ber bidhten Stenge nidht bemerkt hatte, bereu £aupt*<br />
mann mit bem Säbel tu ber iganb nun befiehlt, bie Sdhwe*<br />
ftern mit ben Sßaffen ju grüben. ©an^eS VataiHon, marfdh!<br />
9lun fefet ftd) ber 3**g in folgenber Drbnung in Bewegung:
— 171 —<br />
SDaS ßreuj unb bie gähnen au ber ©pi^e, bann bie ©fut<br />
finber, Don iljren Se^rern unb Se^rerinnen geführt, bann ber<br />
SlriegerDerein in Sßarabe; naf iljmen eine©far junger ©tynts<br />
naftaften mit il;ren mit farbigen Bänbern geff mü
— 172 —<br />
ttrirb. ©efänge, Komplimente unb Antrafen vom Herrn<br />
Sßfarrer uttb vom Bürgermeifter ergeben nun über bie armen<br />
Söfter beS ^eiligen Vinjenj, bie leinen ©infpruf ergeben, ba<br />
ihr Sireftor verfprof en hat, ihr Solmetff ju fein unb ihren<br />
Sauf für ben außerorbentlif feierltfen ©mpfang auSju*<br />
fprefen.<br />
2llS alle Sieben vorbei maren, jog bie ©eiftliffeit mit<br />
ben 9JUniftranten burf baS HauS, unt alle Stäumlif fetten<br />
beSfelben, vor allem aber bie fleine Capelle einsumeihen. ©o*<br />
bann jieht fif bie SÖlenge, bie ffmetgenb bie 9Wi(Jfehr ber<br />
Sßriefter abgemartet, jurüdf, unb baS ff öne geft hat ein ©übe.<br />
©nblif gehören nun bie ©fmeftern fif felbft an unb<br />
fie burfeilen jum erften 3Me bie verffiebenen Sftäumlif*<br />
feiten beS Hanfes, fie bemwtbern mit gerührtem Herjen bie<br />
©orge ber guten Seute von Äüffftebt, melfe bie Küfe unb<br />
ben Keffer mit aßen erbenfltfen guten ©afen vottgeftopft<br />
hatten: ©finfen, „gelbfiefer," eine in biefem Sanbe berühmte<br />
2lrt von SBürften, ©ier, Brot, Kufen u. f. m. ©ie leifteten<br />
bann ber liebevollen ©inlabung ber guten grau Sunfel golge,<br />
bie fie ju einer Saufe mit Kaffee, Butterbrot unb Kufen ein*<br />
lub, morauf fie fif jurüdjogen, um ihre 2lnbaf tSübungen ju<br />
verriften unb ©ott für biefen erften, benfmürbigen Sag im<br />
Sanbe ber heiligen ©lifabeth ju banfen.<br />
2lm folgenben Sage um fünf Uhr früh ^telt if ben<br />
©fmeftern eine Konferenz, las bann bie heilige 3Jieffe unb<br />
reifte ihnen jum erften 3Me bie heilige Kommunion; von<br />
nun an -fottte auf SefuS im atterbeiligften ©aframente be*<br />
ftänbig in ihrem Haufe mohnen. — Sffie if verfprof en hatte,<br />
beftieg if beim Hof amte bie Kandel unb erflärte ben front*<br />
men guhörew, bie fo gahlreif mie an ben größten geften<br />
herbeigeeilt maren, moju bie ©fmeftern gefommen mären unb<br />
maS fie von ben guten Bemohnern von Küttftebt ermarteten.<br />
2Bie glüälif bie 3Jfutter unferer, brei 9Jtitbrüber Sunfel mar,<br />
baS meiß ©ott allein. SeneS HauS, mo alle ihre Kinber baS<br />
JSift ber SBelt erblicft haben, mo ihr ©atte unb ihr ältefter
— 173 —<br />
Sohn bie 2lugen gefchloffen haben, jefet in ein HauS ©otteS<br />
unb in eine Stätte ber christlichen Siebe unb Sarmherzigfeit<br />
umgewanbelt ju fehen unb ben Sroft px haben, als erfte $ßen*<br />
fionärin in ©efeUfdjaft ihrer guten Sante, ber Sdhwefter ihres<br />
©atten, zu leben unb ba ihr Seben ju begießen, man be*<br />
greift ba wohl, baß fie grcubentränen vergoß unb baß ein<br />
inniges ©ebet jutn Urheber alles ©uten emporftieg, bem fie<br />
ihre brei Söhne geopfert hat, unb ber ibr nun einen ©rfa£<br />
bafür leiftet, tnbem er ihr bie Sdhweftern berfelben geiftlidfjen<br />
$amilie fdhidt, bie ihre alten Sage erleichtern foHen. 2Bir<br />
fagen mit ihr ein herjIid)eS „Deo gratias!"<br />
3lbereS ift Seit, baß id) biefen langen Seridjt fdjließe.<br />
^ch Witt jebodh nodj beifügen, baß am 3lbenb zahlreiche 3Jiütter<br />
famen, um ihre fleinen Kinber in baS 3tft>I aufnehmen ju<br />
laffen, baS am folgenben Sage mit 150 Kinbern eröffnet wer*<br />
ben fottte.<br />
2lm31 benb beSfelben SageS fehlte bie Sdhwefter älffiftentin<br />
unb ihre Mtfdhwefter nadh Köln*!JlippeS jurüdf, währenb idh eine<br />
anbere Slidhtung einfdf)Iage, um baS neue HanS in Sarmftabt<br />
in Sübheffen, weldheS nach biefer Hauptftabt feinen tarnen<br />
führt, ju befudhen; biefeS Sanb fonnte nadh bem Kriege von<br />
1866 feine Unabhängigfeit unb feinen regierenben ©roßherzog<br />
bewahren, Währenb bie beiben anberen Sänber beSfelben 5Ra*<br />
mens, §effen*=5Raffaü ünb Heffen* Gaffel ihre Unabhängigfeit<br />
einbüßten, geh habe alles in gutem Stanbe gefunben unb<br />
fonnte meine 9ieife burch baS 3J?ofeHanb fortfefcen, inbem idh<br />
in jebem Haufe einen Sag verweilte unb bann über baS ©ifet*<br />
gebirge nach Köln jurüeffehrte, inbem idh auf bem 5Rü(Jwege<br />
noch ein halbes Sufeenb Häufer befudhen mußte.<br />
$dh hätte Sh^en noch bie Eröffnung zweier anberer Häufer<br />
an ben Ufern ber 3Jiofel zu erzählen, nämlidh in SPlittlich unb<br />
©arben; ba aber ber Srtef fdjon über ©ebühr lang auSge*<br />
fallen ift, fo taffe idheS für ein anbreS 9M. ©eftatten Sie<br />
mir zu fagen, baß bie 3ßerfe f^ori in ©ang finb unb eine<br />
fdhöne Sufunft verbrechen.<br />
3. Sdhreiber.<br />
Slnnalen 70. 12
— 174 —<br />
35er befferen Orientierung falber fei hier erwähnt, baft<br />
bie ©efefee beS KulturfantpfeS teilweife abgefdjafft ftnb. 35er<br />
VunbeSrat hat iw 3Kärj 1904 ben vom 9lei
Zxlattb.<br />
— 176 —<br />
ber gtoet 3>al;re gefiorbett finb. (Catalogue des Prestres et<br />
clercs qui ont este receus en la Congregation de la Mission<br />
depuis le commencement de son institution, et y ont<br />
vfecu >plus de deux ans, ou bien y sont morts avant la<br />
fin des deux premiöres annGes 1625—1764.)<br />
3n biefent 9legifter ftnben wir bei bem ^abre 1643 folgenbeS:<br />
„XtyabbäuS Sie, swanjig ^aljvz alt, geboren in %oua<br />
(Xuam?) in ^rlanb, aufgenommen in SßariS am 21. Dftober<br />
1643, bie ©elübbe abgelegt am 7. Dftober 1645."<br />
2)er -Kante ift in biefent SRegifter geff rieben Sie; in bem<br />
Buf e Don Sottet unb in ben Briefen beS ^eiligen Bingens<br />
lefen wir St;e.<br />
Sftafbent ber franjöfiff e Slrtifel fertiggebrucft war, überfanbte<br />
ber 9JUfftonS:priefter £err Botyle folgenben tntereffanten<br />
Brief beS £errn ©rattan gtoob an ben SDireftor beS „Irish<br />
Ecclesiastical Record" (Plummer -JtoDember 1904). 25er<br />
Berfaffer fagt, baß er feine Angaben aus ben States Papers<br />
gefföipft I)abe. 3)ie Überfejmng lautet:<br />
„©tu irlänbiffer Sajarift, im 3al;re 1651 ge*<br />
martert. — @S freut tittf, baß tf über ben heiligen 3Jtär=<br />
tt;rer, beffen Starter unb %ob in 3$rer legten Kummer burf<br />
5ßater Bot;le, C. M., fo anjie^enb beffrieben würbe, einiges<br />
Sift werfen fann.<br />
Sßater Botyle ff reibt ben Tanten beS 9)iärtyrerS Stye unb<br />
betraftet ben Tanten Sttoa als gleifbebeutenb mit %mm<br />
unb fügt bei, baß 2t;e in biefer ©tabt ben äßartertob erlitt<br />
(6o. ©alwaty).<br />
5)3ater Bo^le unb Diele anbere Sefer werben gewiß mit<br />
Sntereffe erfahren, baß ber 3teme beS MärtyrersSEabty See<br />
war; feine Borfa^ren ftammten aus Mmeebty (So. Simeridf).<br />
©r felbft war in $uogb (©o. Simerid) geboren; bie fran*<br />
jöfiffe; $orm Xoua brüdt :pl)onetiff (bem Sautftange naf)<br />
ganj gut ben SKantenSuogb aus, welfeS nift weit Don ©Ion*<br />
fl;ire bei 3lbare liegt, ©r hatte bie nieberen SBeiljen,weS=
$t Dinjenj'Kotteg in Gaftlefnotf bei Dublin (3rlanfc).
— 178 —<br />
halb ihn ber heilige Bingens, als er einmal beffen nutfifali*<br />
f
— 179 —<br />
nett; ber eine ift granjofe, bie anbern finb Srlänber (hier<br />
fe^lt ein ©tM beS SSriefeS) ... unb ein Klerifer, ein Englänber.<br />
Der erfte ift bamit betraut, bie fleine $amilie ju<br />
leiten nadj bem $ate beS feiigen Herrn ©ftybbie, 1 ) ber mir<br />
vor feinem Xobe fagen ließ, baß maneS fo tun foffe; ber<br />
Älerifer foH ben ©efang lehren." (Lettre de Saint Vincent<br />
de Paul, t. I, p. 578.)<br />
2luS einigen anbeten Briefen beS heiligen Vinjenj, bie<br />
auS biefer 3eit ftammen, erfahren wir, baß einer von ben<br />
Saienbrübern, welche bie 3Jiiffionäre begleiteten, namens ©o=<br />
lomon Sßatriardje, auf ber Snfel 3erfty geboren war, unb wir<br />
fönnen annehmen, baßeS berfelbe ift, ben ber heilige SSinjenj<br />
oben einen ©itglänber genannt hat. Siefer gute Vruber hatte<br />
viel* Entbehrungen unb ©efahren in Srlanb auSjuftehen, fo<br />
baß man int ^ahre 1649 veranlaßt war, ihn na
— 180 —<br />
ben ©efang lehrte, unb baS ift in unferen Sagen ber 3Jiufif*<br />
reform nift ohne ^tereffe, ba man barauS entnehmen fann,<br />
baß ber BolfSgefang im ftebjehnten Sahrhunbert in Urlaub<br />
nift unbefannt War.<br />
Sie britte -Jlafrift über ShabbäuS Stye finben wir in<br />
einem Briefe beS heiligen Binsenj vom 22. Sfftärj 1652 an<br />
Herrn Sambert, ben ©uperior eines HaufeS ber ©enoffenff aft<br />
in SBarff au. Stafbem ber heilige Bingens von perfönlifen<br />
Angelegenheiten gefprofen hat, fährt er fort: „3f füge gu<br />
biefen -Jlafriften nof bei, was if über unfere 3ttitbrüber<br />
in Urlaub erfahren habe; mir glaubten, baß fie auf unter<br />
jenen gewefen feien, weife bie ©nglänber bei ber ©innahme<br />
von SimeridE getötet haben; aber ©ott hat fie auS ihren Hän*<br />
ben gerettet. Bon Herrn Barrh ift es fif er, ba er in Nantes<br />
angefommen ift unb wir ihn hier erwarten; wir haben ©runb,<br />
bieS auf von Herrn Brin ju hoffen, obwohl wir beffen nof<br />
nift fif er finb. ©ie verließen Simeritf mit fünf ober fefS<br />
Sßrieftew unb DrbenSleuten, alle verfleibet unb unter bie ©ol*<br />
baten verteilt, Weife an bem nämlifen Sage aus Simericf<br />
aussogen, wo bie geinbe eingehen follten. Unfere ßeute hatten<br />
bie 3taft baju benüfet, fif auf ben Sob vorzubereiten; benn<br />
für bie ©eiftlifen war fein Aufenthaltsort ju finben, aber,<br />
©ott fei Sauf, fie würben nift als folfe erfannt. Als fie<br />
außer ber ©tabt waren, jerftreuten fie fif, ber eine bahin,<br />
ber anbere borthin, gum großen Setbwefen aller; aber fie<br />
glaubten fo hanbeln ju müffen, bamit, falls einer ftürbe, bof<br />
bie anbern fif retten fönnten. Herr Brin jog in fein Heintat*<br />
lartb mit bem ©roßvifar von SanneS [sie], 1 ) ihrem guten<br />
greunbe, unb Herr Barrty sog fif in bie Berge juritd, wo<br />
er eine wohltätige. Same fanb, bie ihn bei fif aufnahm unb<br />
gwei -Blonate lang bei fif beherbergte, als jufättig eine naf<br />
$ranfreif fegelnbe Barfe vorbeifuhr, bie ihn aufnahm; von<br />
Herrn Brin hat er jebof feit ihrer Srennuttg nifts erfahren<br />
*) (Saftet.
— 181 —<br />
fönnen. @r glaubt aber, baßeS ihm nift gelingen wirb,<br />
naf granfreif jurü(fju!omnten, fowohl weil bie ©nglänber<br />
baS 9Äeer beberrffen, als auf weil er in feiner Heimat ift.<br />
6r brauft alfo Diel ©ebet."<br />
„Sftafff rift — ®er arme Sfye, ber in feiner £eimat<br />
war, würbe Don ben geinben ergriffen, bie ihm ben Äopf jer=<br />
triintmerten itnb, £änbe unb güße abff nitten in ©egenwart<br />
feiner SUtutter." (Lettres de S. Yincent de Paul, t. II,<br />
p. 400, 401.)<br />
5Der foeben angeführte Brief ftiifet fif fif er auf eine<br />
Don £errn Barrl; erhaltene -Jlafrift, ber gerabe aus Urlaub<br />
angefommen war. 9Bir erfahren barauS genau Weber bie<br />
3eit nof ben Drt, wo Stye ben SDiartertob erlitt. 2lber naf<br />
bem eingangs angeführten Berjeifniffe, wo gefagt wirb, baß<br />
er in £oua (Xuogb) geboren war, ifteS wabrffeinlif, baß<br />
er bei Stufhebung ber Belagerung aus ßimerid entfam unb<br />
ju feinen Berwanbten flüftete. 35ort fiel er ben Seuten<br />
SromwellS in bie ipänbe, ohne Bweifel gegen @nbe beS<br />
Jahres 1651, unb würbe, wie einft bie 3Jtaffabäer, unter<br />
ben 2tugen feiner Butter getötet. 3Kan fann fif feinen<br />
anbern ©runb benfen, ihm eine folfe barbartffe Behanblung<br />
angebeihen ju laffen, als baß er angehenber ^rlefter<br />
war. 35ie ©raufamfeiten, bie mau gegen ihn ausübte, hatten<br />
eine gewiffe $tt)x\l\ü)Mt mit jenen, bie ber heilige ©rjbiffof<br />
Don £uam, 3JialafiaS Bueety, auSjuftehen ^atte, 1 ) beffen<br />
2 ) Sot'tor 9Mad)ia3 Qiteele, beffen oben ©rroci^nung gefcfjafj unb<br />
beffen-Käme ebenfatt§ in ber Sifte ber irlänbifdjen 9)iärtgrer ftetyt, machte<br />
feine
— 182 —<br />
£ei& von ben ©olbaten in ©tücfe genauen mürbe. ©ie litten<br />
gu verriebenen Reiten, an verriebenen Drten aber auf bie*<br />
felbe SBeife unb aus bemfelben ©runbe. Beibe ftubierten in<br />
^rofeffor bei* ^ilofopljie am ßolleg oon Söoncour unb ^rofurator ber<br />
Nation. ©iefeS .lefctere 2lmt oerfalj er nodlj in ben Sauren 1620 unb<br />
1622* 2lu§ ber ©efcJ)id)te beS ßollegS oon 9toarra (Histoire du College<br />
de Navarxe), eine§ oon ben Kollegien ber ttnioerfitätoon $ari3,<br />
oerfafjt oon bem Berühmten Saunot, erfahren mir, baß 3ftaladjia3 Dueelg<br />
feine tf)eologiftf>en ©tubien in biefern Berühmten ßolleg machte. 3n einem<br />
SSergeid^niö bei* (Stubenten be§ ßottegS fiiljrt Sauitoi feinen tarnen unter<br />
ben ©tubierenben ber ^^eologie im 3aljre 1618 an, eBenfo als SDkgifter<br />
ber Geologie im 8ünfc§te, baß jeher Sßriefter ein<br />
fircf)lid&eS 2lmt §aBe. gur Seit, too bie Partei (SromtoellS bie OBer*<br />
Ijanb getoann, toünfdf)ten bie oerBünbeten ßatfjolifen, baß er bie<br />
otnj leite, nmS eraud& mit oollfommeiter Unterwürfigkeit unter ben<br />
ßönig tat, burdjbrungen oon bem 2Borte unfereS $errn: „©eBet bem<br />
ßaifer, roaS beS faiferS ift." 2113 er im 3a§re 1644 fein Sanb burcfc<br />
reifte, fiel er tn bie §änbe einer SBanbe oon fc^ottifdjen Slnpngern ©rom^
— 183 —<br />
SßariS; ^ffen wir, baß auf beibe einen ^lafc in bem 33er*<br />
geif niS ber irlänbiff en SDtärtyrer finben werben, bie im fiefc<br />
ahnten ^ahrhunberte fo glorreif für ben heiligen ©lauten<br />
arbeiteten unb ftarben.<br />
Sie Satfaf e beS 2)tartprtumS ift uns alfo burf baS<br />
3eugniS beS heiligen Btngeng verbürgt; unb wenn wir feine<br />
weiteren ©tngelnheiten befifeen, fo müffen wireS allem An*<br />
ff eine naf ber Semut beS heiligen Bingeng guff reiben. Als<br />
bie s 3Jliffion von Srlanb ihr ©übe erreift hatte, wollte beren<br />
©uperior einen Berift über bie Arbeiten unb ©rfolge ber<br />
3Jltffionäre Verbffentlif en; aber ber Heilige riet bavon ab mit<br />
ben SBorten: „@S genügt, baß ©ott weiß, was geffehen ift;<br />
bie Semut unfereS Herrn mafteS ber fleinen ©enoffenffaft<br />
gur $flif t, fif mit $efu3 ©^riftit^ in ©ott gu verbergen, um<br />
fein verborgenes Seben gu ehren. 3)aS Blut ber Sfflärtyrer<br />
wirb vor ©ott nift in Vergeffenheit fommen; unb früher<br />
ober fpäter wirbeS bagu bienen, bie 3 a W *>er Katholifen gu<br />
vermehren."Aber obwohl fif ber heilige Vingeng Weigerte,<br />
einen 23er ift über bie Arbeiten unb bie ©rfolge ber<br />
fionäre in Urlaub gu veröffentlif en, fo geriet baS ^Martyrium<br />
beS KleriferS Stye bof nift in Vergeffenhett. Um bie 3J?itte<br />
beS aftgehnten SahrhunberteS veröffentlifte Sollet, ber burf<br />
wellg, bie im 3Jtonat 9fa>»em&er töteten. £ie $atf)otifen eljren ifyn<br />
roie einen -SRärtyrer unb eilen oon aßen «Seiten fjer&ei, um fein ©ra6<br />
§u verehren. on bem e§ befannt ift, mit roeld&erStrenge er bie<br />
§eiligenlegenben ficf)tete, fo ba6 man oon if>m fagte, er vertreibe bie<br />
^eiligen au§ if)ren-D^ifd^en. (Loannis Launoii, Constantiensis, Regii<br />
Navarräe Gimnasii Historia. Paris, MDCLXVII, c. 89, p. 1053—1054.)<br />
meUx), Seben beä f)eil. Sinsens von Spaul, 2. 93ucf>, Kapitel 1,<br />
Sttfänitt 8.
— 184 —<br />
feine theologtfdjen äBerfe befannt ift, ein Seben beS ^eiligen<br />
Bingeng von 5ßaul; er benüfete bagu nid)t nur bie SebeitSge*<br />
fd^ic^te beS Heiligen von 2tbetfy, Bifdfcof von Siobeg, fonbern<br />
er gog auch alle Sofumente gu State, aus benen 2lbeflty fköpfte,<br />
lote bie Briefe beS Heiligen, minbeftenS 777 an ber $ahl, bie<br />
an ben Heiligen genuteten Briefe, bie I;attbfrtftlid^eri Stuf*<br />
gei$nungen über bie erften ©efährten beS Heiligen unb anbere<br />
Sofumente, bie in ber golge teilweife verloren gegangen ftnb. 1 )<br />
3luS biefem ©runbe fönnen wir Sollet nid)t nur als @aS. BeugniS beS heiligen Bingeng ftüjste.<br />
©otlet fchreibt über bie Seiben ber 9JUffionäre bei ber Be*<br />
lagerung unb ©innahme von Stmericf: „Bon brei -üftiffionären,<br />
bie in Urlaub geblieben Waren, fehrten nur gwei nach SßariS<br />
gurücf, nachbem fie in Simertdf alle ©chreden ber Sßeft ttnb<br />
beS Krieges burdjgemacht hatten. Ser britte enbigte bort fein<br />
Seben; bie anbern verfleibeten fich unb fugten gu flüchten,<br />
wie fie fonnten. Ser eine nahm feinen SBeg in feine Heimat<br />
in Begleitung beS ©roßvifarS von ©afhel. Ser anbere gog<br />
- ftch in bie Berge gurütf, wo il;n eine fromme Same aufnahm<br />
unb burdh gwei 3Jtonate beherbergte, ©in Klerifer, ber fie<br />
begleitete, war minber glücflich, ober vielmehr er war glücf*<br />
Itcher als fte. Sie Häretifer entbecften feinen ©djlupfwinfel<br />
unb töteten ihn unter ben 9lugen feiner 9Jlutter. ©ie fdritten<br />
ihm Hä^be unb $üße ab unb gerfchmetterten ibm bann ben<br />
Kopf, eine unmenf$It
— 185 —<br />
KleriferS %e faft mit benfelben SBorten wie Sollet Stuf<br />
bie „kleine geiftltfe SBiefe ber Kongregation ber 3Kiffton",<br />
Derfaßt Don igerrn ©binfon, beriftet bie 9Kartern unb ben<br />
Sob StyeS mit benfelben SBorten wie bie früher angeführten<br />
Tutoren. 3ebof irrt er fif barin, baß er Stye für einen<br />
Saienbruber hält, wcfrenb er naf bem 9JtitglieberDergeifniS<br />
ber Kongregation ein Klerifer war. ift alfo eine heftan*<br />
bige unb wohlbewiefene Sinnahme, baß 2$abbäuS Stye Don<br />
ben ^äretifern wegen feines heiligen ©laubenS getötet würbe.<br />
Sie 9taf rif ten, bie wir über fein Seben unb feinen Xob<br />
befi|en, finb nift jahlreif, aber bof jahlreifer als jene, bie<br />
wir über mehrere 3Jlärttyrer ber Kirfe befi&en.<br />
Bon ben Dier ^eiligen, bie man unter bem tarnen ber<br />
„Bier gefrönten äWärtyrer" Derehrte, wußte man lange nift<br />
bie eigentlif en tarnen; Don jenem SUlärtyrer, ber bem heiligen<br />
geliE auf feinem ©ang junt Xobe begegnete unb mit ihm<br />
ftarb, hdt man nie ben SRamen erfahren unb bie heilige Kirfe<br />
nennt ihn „Adauctus", b. b- ber Beigegebene, weit er bem hei*<br />
ligen gelij: in feinem glorreif en SJiartertobe beigegeben würbe.<br />
Bon ber ^eiligen gilomena ift nifts als ber 9iamebefannt,<br />
ben man auf ihrem ©rabe geff rieben fanb. Sie<br />
©f ale mit Blut in ihrem ©rabe ift bie einzige ©rtnnerung<br />
aus ihrem Seben. SaS BeugniS eines Don ber Kirfe heilig<br />
gefprof enen BefennerS, beS heiligen Binjeng, Don gewiftigen<br />
Slutoren wieberholt unb bis auf unS aufbewahrt, wirb nift<br />
weniger BeweiSfraft haben jugunften eines 3JtanneS, ber mit<br />
DoIem 9?efte als ein 9Jtärttyrer beS heiligen ©laubenS an*<br />
gefehen werben fann.<br />
IL<br />
2Bir h^ben mit großem gleiße alle aufentiffen -Jtafs<br />
rif ten über baS Seben unb ben £ob beS KleriferS ^habbäuS<br />
Stye auSftnbig gemaf t. Berfuf en wir nun ju f f übern, weifeS<br />
Sift bie Derff iebenen ttmftänbe, in benen er fif befanb, auf<br />
fein Seben werfen. Ser fettige ©regor Don Sßajianä fagt in
— 186 —<br />
feiner Siebe über ben ^eiligen BafiliuS, baß fein ©ruft fo<br />
groß war, baß er Sßriefter war ehe er gum Sßriefter geweift<br />
War. ähnlicher Sßeife fann man von ShabbäuS Spe fagen,<br />
baß er fchon 9Jiärtt;rer war, bevor er nodfj gemartert würbe,<br />
©r begleitete bie SUlifftonäre na
— 187 —<br />
mente empfingen. Balb bantaf braf bie Sßeft aus unb raffte<br />
ungefähr 8000 Sßerfonen hwweg. „@S War wunberbar gu<br />
fehen/' ff reibt Abetfy, „wie bie armen Seute biefe ©eißel<br />
nift nur mit ©ebulb, fonbern auf in ^rieben unb ©eifteS*<br />
ruhe ertrugen, inbem fie fagten, fie ftürben gerne, ba fie ber<br />
ff teerenBürbe ihrer ©ünben lebig geworben feien, bie fie in<br />
ber ©eneralbeif t gu ben güßen beS Beif tvaterS niebergelegt<br />
hatten. Anbere fagten, fie befragten ihren Sob nift, ba ©ott<br />
ihnen bie heiligen Bäter (fo nannten fie bie 3JiiffionSpriefter)<br />
gefanbt habe, um ihre ©eelen gu reinigen. Anbere baten in<br />
ihren Äranfheiten um niftS anbereS, als an ben ©ebeten<br />
ber Beiftväter Auteil gu haben, benen fie ihr ewiges Heil<br />
Verbanden."<br />
Balb fam eine anbere nof größere Prüfung: $re=<br />
ton begann bie ©tabt gu belagern unb ffloß biefelbe burf<br />
fünf -äftonate unb fünfgehn Sage ein. S)er geinb griff von<br />
außen an, Hunger unb Sßeft wüteten inwenbig. ©fließlif<br />
trat fo großer 9Jtangel an SebenSmitteln ein, baß, Wie ber<br />
heilige Bingeng beriftet, ein ^ferbefopf eine Ärone foftete.<br />
(Brief vom 23. SOlärg 1652., von Sollet angeführt, aber jefct<br />
Verloren gegangen.) ShabbäuS St;e teilte alle biefe Seiben.<br />
Sie ©tunbe feines -BlarttyriumS war aber nof nift gefotnmen.<br />
Aber was ber heilige ©pprianuS vom heiligen Kornelius<br />
fagt, gilt auf von Stye: Quantum ad devotionem et timorem<br />
ejus pertinet, passus est, quidquid pati potuit.<br />
(Epistola ad Antonianum de Gornelio ac Novatiano.)<br />
SBaS feine Eingabe an ©ott unb Bereitwilligfeit gum Seiben<br />
fowie feine Befürftungen Vor ben fommenben Seiben anbe*<br />
Ifingt, fo litt er alles, was er nur leiben fonnte. Auf bie<br />
Bereitwilligfeit gu leiben unb bie BorauSftf t ber Seiben war<br />
eine Art von JRarthrium. 3Btr fönnen auf baS anbere Sob<br />
beS heiligen ©pprtanuS auf ben heiligen Kornelius auf $hab=<br />
bäuS Stye anwenben: „Berbient er nift baS größte Sob für<br />
feine Xugenb unb feinen ©lauben? verbient er nift, unter<br />
bie berühmten Befemter unb SÖtärtyrer eingereiht gu werben,
— 188 —<br />
er, ber folcmge auf bie genfer beS graufamen Stfyrannen<br />
wartete, bie ffou bereit waren, ihn mit bem ©f werte gu<br />
ff lagen, ihn ju freudigen, ihn ju Derbrennen, mit unerhörten<br />
feinen beS ©eifteS unb beS ÖeibeS ben ju quälen, ber burf<br />
bie Kraft feines ©laubenS ihre Befehle unb Drohungen, bie<br />
©fmerjen, tngften unb feinen Deraftete?"<br />
3lber ShabbäuS Stye war nift ber einige, ber inmitten<br />
ber ©efahren biefe eble ©efinnung hatte. @r hatte auf anbete<br />
Beispiele friftlifen $elbenmuteS Dor 3lugen. SDer Biffof<br />
Don SimeridC, ber immer treu in ber ©tabt ausharrte, teilte<br />
alle ©efahren unb hielt ben 3Jhtt ber Übrigen aufreft 311S<br />
bie ©tabt fif ergab, würbe auf er sunt £obe verurteilt;<br />
aber als Siener eines ©olbateu Derfleibet, floh er barhaupt,<br />
mit beff mustern ©eftfte, einen Sßatf auf ben ©fultern unb<br />
entfarn naf Belgien. (Stynf, 9ftanuffript: De prsesulibus<br />
Hiberaiae.) 3luf SerentiuS 2llbert D'Brien, ber heiligmdßige<br />
Biffof Don ©mlty, war ba, um bie Belagerten jur SluSbauer<br />
SU ermuntern. Später SionpfiuS $anref an 0. P., ber bamalS<br />
in ßintericf war, erzählte, mit wieDiel 3Jtut unb ©rgebung<br />
ber lefctgenannte Biffof ben £ob am Borabenb Don Silier*<br />
heiligen 1651 erwartete, itnb mit weif er Barbarei fein Seif *<br />
nam, ber brei ©tunben am ©aigen hängen blieb, Don ben<br />
©olbateu mißhanbelt würbe, bie fn unb herffaufelten,<br />
unb mit ihren ©ewebren ff lugen, wie fie bann ben Kopf beS<br />
Biff ofS abffnitten unb auf ber Brütfe aufpflanzten, bie baS<br />
SBeif bilb mit ber ©tabt Derbanb. Ser Spater erzählt weiter,<br />
wie Sfreton, ber erfte Urheber biefer ©raufamfeit, Don ber<br />
Kranfheit ergriffen würbe unb .tote er wcfrenb feiner Kranf*<br />
heit mehrere 3Jlale'ffrie, nift er habe ben Biffof gum^obe<br />
verurteilt, fonbern ber SRat: „Sf hätte ihn retten fönnen,<br />
aber ba'S gefiel meinen greunben nift," fo ffrie er. „SBoHte<br />
©ott, if hätte biefen papiftiffen Biffof nie gefehen!" Bon<br />
©ewiffenSbiffen gefoltert, ftarb er am 26. SftoDember 1651.<br />
Iber außer bem Biffof Don @mfy ftnb nof mehrere<br />
anbere Sperfonen befannt, bereu mutiger £ob ein h^ßereS
— 189 —<br />
Sicht über bie Umftänbe verbreitet, in benen fich ShabbäuS<br />
Stye befanb. Sßährenb ^anrechan, beffen Bericht Stynch ju*<br />
fammenjieht, ein jeitgenöffif^er geuge ber Seiben beS Bif
— 190 —<br />
in feierltdjer 2öeife Vor fidj ging; von ber Kirdfje gurüdge*<br />
lehrt, hielt ber neue Bürgermeister eine fehr djriftliche Siebe<br />
an bie gange Berfammlung, um fie angufponten, gegen (Sott,<br />
bie Ktr
— 191 —<br />
Wie ehemals ©leagar; Stye, tri ber Äraft feines Alters, würbe<br />
unter ben Augen feiner SUlutter hittgemorbet; 3#otna8 ©trif<br />
unb bie anbern Saien geigten fif ftanbhaft wie bie ©eiftlif *<br />
feit Ade ftarben für bie nämlif e ©afe. 2)er ©laube ber<br />
gangen irlänbiffen Nation ftanb auf bem ©piele, bie gange<br />
irlänbiffe Nation bewunberte ihre ©tanbhaftigfeit unb freute<br />
fif über ihren ©ieg.<br />
©S gebort ber von ©ott aufgehellten Dbrigfeit, nämlif<br />
ber Äirfe, gu, über baS Berbienft biefer gelben baS Urteil<br />
gu fällen. SBemt biefe hoffte Autorität ihnen bie ©hre ber<br />
Altäre guerfennen wirb, wirb baS irlänbiffe Bolf biefe ©hre<br />
als bie feinige betraf ten unb ©ott banfen für „bie glorreif en<br />
Männer", bereu helbenmütiger ©tanbhaftigfeit Srlanb- bie ©r*<br />
Haltung beS wahren ©laubenS verbanft<br />
SßatritiuS Bo^le, C. M.<br />
Italien*<br />
Der murianifd)? Kongreßt>om 3af)re 1904.<br />
SBtr haben unfern ßefern über bie ff ßnen $eierliffeiten<br />
beS marianiffen ÄongreffeS in 9iom beriftet. @S wirb fie<br />
auf freuen gu erfahren, baß ber Kongreß in ber ©f lußfifeung<br />
einen gweifafen SBunff auSgebrücft hat, ber für uns ein gang<br />
befonbereS Sntereffe hat, nämlif bie Verbreitung ber Wttnber*<br />
baren s Dkbatße unb bie Ausbreitung beS Vereines ber 3Rarien=<br />
finber, bereu ©i| in ben Käufern ber Barmhergigen ©fwe*<br />
ftern ift.<br />
2)er Sejrt biefer Sftefolutionen beS ÄongreffeS ift naf bem<br />
Briefe beS £errn 5Dtott an ben ©eneralfuperior folgenber:<br />
I. |pl&ex bie tmnhexHxe ^Jlebatffe.<br />
3n Anbetraft ber wunberbaren Begiehungen, weife<br />
gwiffen ber wunberbaren Sfftebaile unb ber Berfünbigung<br />
13*
— 192 —<br />
beS ©laubenSfa^eS Don ber Unbelebten Empfängnis befielen,<br />
wünff t ber marianiff e Kongreß Don 3tom, baß biefe 3JtebaiKe<br />
fif überall in ben f riftlif en gamilien unb in ben fernften<br />
Sanbew Derbrette.<br />
II. 3>er herein betr ^SlcmettRinbe*.<br />
35er Kongreß hat ben brei naf ftehenben Bereinen ber<br />
9Karienfinber ben Tribut beS SobeS unb ber 2lufmunterung<br />
gesollt, nämlif: bie Kongregation Prima-primaria, -Weife<br />
i^ren Sauptftfe in ber ©t. QgnatiuSlirf e ber Sefititen irt 9tom<br />
hat; ber Berein ber -Btarienfinber Don ber heiligen 2lgneS, ber<br />
unter ber Seitung ber regulierten ®horherren Don ©t. Johann<br />
im Sateran ftel)t; unb ber Berein ber äftartenfinber Don ber<br />
Unbefled:ten Empfängnis, ber in ben Käufern ber Barmbek,<br />
jigen ©fweftern befielt<br />
•JJafftehenb folgt ber italieniffe Segt famt Überfefeung:<br />
$n Anbetraft ber großen geiftigen Borteile, Weife ben<br />
3Räbfen barauS erWaffen, wenn fie üf unter bem ©fu|e<br />
ber feligften Jungfrau in Bereine jufammenffließen:<br />
älnbetraft, baß biefe Bereine nof mehr ©uteS tun<br />
Werben, wenn fie fif an jene Bereine anffließen, bie Dom<br />
^eiligen ©üfle gutgeheißen unb mit Slbläffen bereifert wot><br />
ben finb:<br />
Beffließt ber Kongreß:<br />
1. 5)er Kongregation Prima-primaria, w e i f e in ber<br />
Kirfe beS ^eiligen Ignatius in 3tom beftebt, unb ber fif<br />
ff on fehr Diele Bereine D o n 3Jlarienftnbern angeff loffen haben,<br />
ben Tribut feines großen SobeS gu jollen.<br />
2.SDen Bereinen ber -Dlarienfinber Don ber unbeflecften<br />
Jungfrau, bie in ben 2lnftalten ber Barmherzigen ©f weftern<br />
befteben unb bie ber weiblifen Sugenb fo nüfelif finb, ben<br />
Tribut beS Beifalls unb ber Bewunberung auSjufpref en.<br />
3.SDer frommen Bereinigung Primaria Don ©t. 3lgneS,<br />
bie Don ben regulierten Sh^rherren Don ©t. Johann im Sa*
193 —<br />
internationales StuMenljmis in Horn, Dia S. Htcola ba Solentino, 67.<br />
teran geleitet wirb, ben Tribut beS Beifalles unb ber BeWun*<br />
berung ausbrechen; ber Äongrefj ermahnt gugtetc^ alle an*<br />
b e n t Vereine von -äftarienfinbern, Welche fchon Befie<strong>der</strong>t unb<br />
feinem ber erwähnten Vereine gehören, ober meldte in ber<br />
$olge gegrünbet werben foltten, fidh an ben letztgenannten Verein
— 194 —<br />
bei ber Kirdje ©t. 2lgneS anjuffließen, ba er auSf
— 195 —<br />
burf Anglieberung, fonbern bireft biefelben Abiäffe, wie fie<br />
bie Congregatio Prima-Primaria ber patres ^efuiten befiel<br />
Surf Breve puS' IX. vom 19. September 1876 wirb<br />
geftattet, -baß ber Bereiu auf unter jenen 9Jiäbfen erriftet<br />
werbe, weife Weber bie ©fulen nof bie ArbeitSffulert ber<br />
Barmhergigen ©fweftem befufen.<br />
Seo XHI. betätigte biefe Privilegien burf Breven vom<br />
21. max 1897, vom 2. Aug. 1897 unbVom 29. April 1903.<br />
Sie „Acta apostolica in gratiam Congregationis Missionis"<br />
geben eine voUftänbige Sammlung unb ben 2BortIaut<br />
biefer wiftigen Sofumente, weife ber $ßapft auf bie Bitte<br />
ber ©eneralfuperioren ber SftiffionSpriefter unb ber Barmher*<br />
gigen ©f weftern gewährt hat.<br />
Da $ ntaronttifdje Kollegium in Horn.<br />
£err AIouan, -KiffionSpriefter, bem gegenwärtig bie<br />
Seitung biefeS Kollegiums übertragen ift, ff reibt uns fol*<br />
genbeS:<br />
15. S)egember 1904.<br />
3f toW Sh nen e^nen geffiftlifen Überbltd über<br />
baS päpftlif e maronitiff e Kollegium, beffen Seitung ber ^eilige<br />
Bater unb bie Sßropaganba im ©inverftänbniffe mit bem ma*<br />
ronitiffen Sßatriarfen ben 3JttffionS:prieftern übertragen hat,<br />
geben. 3f hoffe, baß biefe wenigen 3eilen bie Sefer ber An*<br />
nalen intereffieren werben. 3f will etwas fagen: 1. von bem<br />
früheren Kollegium; unb 2. von bem gweiten Kollegium, baS<br />
von Seo XIII. wieber inS Seben gerufen würbe.<br />
I. frühere ^offegtuut.<br />
SaS frühere maronitiffe Kollegium würbe von @re*<br />
gor XIII. gegrünbet, weif er bei biefem Anlaffe bie BuHe<br />
„Humanam" vom 27. ^uni 1584 Veröffentlifte;eS war für<br />
bie ©rgiehung junger Älerifer maronitiff er Nationalität be*<br />
ftimmt.
— 196 —<br />
@S würbe guerft in einem £cmfe nahe bei ber KirfeDom<br />
^eiligen Johannes be la gicoccia eingerichtet, in weif er fpäter<br />
bie berühmten Slffemant, früher göglinge beS Kollegiums, be*<br />
graben würben. 3>a8 Kolleg fianb unter ber Seitung ber Sefui*<br />
ten; was bie ©tubien betrifft, fo befuften bie «göglinge baä<br />
röntiff e Kollegium. Stuf bem £ore ber -Kirfe fah man ehe*<br />
mals ein Bilb ber feligften Jungfrau mit folgenber Suffrift<br />
in lateiniff er unb ftyriff er ©prafe: Veni deXiibano, sponsa<br />
mea et coronaberis: KommDom Sibanon, meine Braut, unb<br />
bu foUft gefrönt werben. SDiefeS Bilb würbe in baS neue<br />
Kollegium übertragen unb befinbet fif im £intergrunb beS<br />
BorraumeS beS neuen ©ebäubeS, bem großen ©ingangStor<br />
gegenüber. ©ij:tuS IV., Sßaul V., ©regor XV. unb Urban VIII.<br />
wiefen bem maronitiff en Kollegium naf bem Sftaßftabe feiner<br />
©ntwiblung Kenten an; ber Karbinal Slnton ©axaffa, ber erfte<br />
^ßroteftor beS Kollegiums, Derntaf te bemfelben alle feine ©üter<br />
unb ließ bie alte Kirfe neu aufbauen.<br />
Unter ben gahlreifen Belingen, weife Don 1585—1685<br />
aus biefer Slnftalt herDorgingen, ftnben wir mehrere berühmte<br />
9Jtänner. ®ie 9'iamen ber aHerberühmteften, Weife bei ihrer<br />
Nation bie erften ©teilen einnahmen, finben wir in einer<br />
Sammlung, Weife im Sabre 1685 bei ©elegenheit ber erften<br />
3ahrhunbertfeier beS BeftanbeS beS Kollegiums in lateiniff er<br />
©prafe mit ben Bilbniffen ber betreffenben Sßerfonen erffien.<br />
SaS Kollegium Würbe im 3>abre 1797 unterbrütft unb<br />
Derlor währenb ber franjofiff en SfteDolution alle feine ©üter.<br />
91IS ber Kirf enftaat WieberbergefteHt worben war, fonnte man<br />
baS Kollegium nift gleif eröffnen, fonbern mit bem SRefte<br />
ber ©infünfte unterhielt man an ber Spropaganba einige 30g*<br />
linge unb im Qähre 1864 würbe baS alte ©ebäube angefauft,<br />
um barin baS polniffe Kollegium einjuriften.<br />
II. 3>
— 197 —<br />
Das maronitifche Kolleg in Rom (J905), Dia Porta pinciana, 32.<br />
hatte, gab bem maronitifdjen ©rgbifctjof von Acra, gugleidj<br />
Sßatriarchalvifar, &oi;ef, ben Auftrag, an ber Sßiebereröffnung<br />
beS maronitifdjen Kollegiums gu arbeiten, toaSbiefer auch gu<br />
großer ßufrtebenheit ©einer ^eiligfeit tat äßit einem Seile<br />
ber früheren ©üter beS Kollegiums itnb lOOOOO granfen<br />
(96000 K.), bie er im Sibanon unb in granfreid) gefamtnelt<br />
hatte, fonnte er nahe an ber $orta pinciana (Via di Porta<br />
Pinciana, 32) ein neues Kollegium eröffnen, baS burch baS<br />
Breve vom . 30. November 1891 „Sapientia olim" feine33e*<br />
ftätigung erhielt. Sie-gögttnge ftubieren an ber Sßropaganba;<br />
eS Waren ihrer guerft adjt; als fid) aber in ber golge<br />
3ahl verboppelte, mußte man größere 9iäumli
— 198 —<br />
ßöglinge in baS neue Kollegium, Weltes in bem ©arten beS<br />
bem alten Kollegium benadhbarten feaufeSerrietet worben<br />
war, eingießen. ©S ift gwei ©to
vom 4. 1904 unb fie würbe am 10. vom ^eiligen<br />
Bater gutgeheißen. Karbinal ©otti ff rieb an ben ©eneral*<br />
fuperior in 5ßariS einen Brief, um ihm ben SBunff beS<br />
Kgen BaterS unb bie @ntff eibttng ber ^ropaganba mitzuteilen.<br />
$n biefem Briefe erfttf te ber Karbinal um gwei Sßriefter, bereu<br />
einer Sieltor, ber anbere ©piritual fein follte. SDiefe gwei<br />
Sßriefter gogen am 21. Dftober 1904 in baS Kollegium ein<br />
unb 3Wfgr. ©avelli, ©efretär ber pro^aganba für bie orien*<br />
taliffen 9iiten, fteHte fie im Tanten beS Karbinalpräfeften<br />
bem Kollegium vor. Ser SReftor war ffon vorher burf ein<br />
eigenes Sefret ber Sßropaganba ernannt worben.<br />
SaS finb alfo bie benfwürbigften ©ingelnheiten über baS<br />
alte unb baS neue Kollegium. Sßir beobaften im großen<br />
unb gangen bie Siegeln ber großen ©eminare in granfreif,<br />
jebof mit mehreren Ausnahmen, weife burf bie befonberen<br />
Umftänbe unb ben befonbern 3we
— 200 —<br />
bargubringen, aber ihre ©ebete waren beSwegen nift minber<br />
anbäftig. 3)ieS geigt ffon bie Ungebulb, mit ber fie bie<br />
ff önen Sage erwarteten, bie greube, mit ber fie biefelben be*<br />
grüßten, unb bie fromme Begeiferung, bie fte geigten; benn<br />
unfere bergen, burf baS gemeinfame Sanb ber Siebe vereinigt,<br />
hatten nur ben einen Sßunff: 3Jiaria gu ebren burf ©ebet,<br />
burf bie Aufopferung unfer felbft unb ber gangen Berfamm*<br />
lung unb als Sohn bafür jebe ©nabe gu hoffen, ja gegen<br />
alle Hoffnung gu hoffen.<br />
Unfere Kapelle war, um mif beS SluSbrubeS gu bebienen,<br />
ber von 3)iunb gu Sltunb ging, ein fleineS SßarabieS. Sie<br />
©tatue ber feligften Jungfrau, mit SBolfen umgeben, beherrff te<br />
Von ihrem hohen, reif geff mütften Sonnte, von helem Sif t*<br />
glang umfloffen, bie gange Kirfe. Ser 2tltar funfeite von Sift<br />
unb ©olb, bie Silien, baS ©innbilb ber Feinheit, waren in<br />
großer $cfl vertreten unb gu beiben Seiten ftrahlten viele<br />
Suffer reif lifeS Sif t aus.<br />
Sie 3eremonten unb bie Sßrebigten waren überaus ff ön<br />
georbnet.<br />
2lm erften Sage beS XribuumS, ben 29. Segember um<br />
fünfeinviertel Ubr früh, ^m Sßeibbiffof ©panbre, um für<br />
unfere ©emeinbe bie heilige SUiefe gu lefen. äöäbrenb ber*<br />
fetben würben begeifterte Sieber gu ®hren ^r unbeftedten $ung*<br />
frau gefungen, vor allem baS „Tota pulchra es, Maria".<br />
Um af t Uhr war baS £of amt, baS unfer Sireftor igerr<br />
^arobi gelebrierte. Sen gangen Sag über würbe bie Kapelle<br />
von ben ©fweftern, ben 3)larienftnbern unb ben übrigen<br />
©laubigen befuft, baeS allen 2lugenbli
— 201 —<br />
Als bei ber feierlifen von unfern äJWfftonären gefungenen<br />
Befper baS 9Jiagnififat beenbet war, wanbten fif aller Augen<br />
auf einen einzigen $unft, bie Kangel, unb aller Augen er*<br />
[trauten in innerer greube, als ber verehrte ©rgbiffof, Kar*<br />
binal 9tifelmi;, erffien. SRafbem er guerft einen Blicf auf<br />
bie greife Suhörerffaft, bann auf ben lifterftrafylenben<br />
Altar unb auf bie fföne ©tatue ber feligften Jungfrau ge*<br />
worfen ^atte, begann er naf einer langen Sßaufe, bie feine<br />
Berwmtberung geigte unb unfere bergen in fpannenbe ©r*<br />
Wartung verfemte, mit folfer ©mfad^^eit, gugleif aber auf<br />
mit folf er ©rhabenljeit baS „Tota pulclira es", baß er aller<br />
bergen bittriß- ©r fpraf bann mit folf er Salbung, baß<br />
wir alle füllten, wie in unferem bergen bie Anbaf t gu 2ftaria<br />
einen neuen Aufffwung na^m unb wie wir von bem innigen<br />
Sßunff e befeelt Waren, immer treue Kinber Darias gu fein.<br />
®er Karbinal gab auf nof ben feierlif en ©egen. Bor<br />
bem Tantum ergo fangen bie Sttäbfen ber ArbeitSffuIe baS<br />
Tota pulchra es unb unfere ©eele, bie nof unter bem AuS*<br />
brucfe ber ©rflärung biefeS SobfprufeS aus bem 9JZunbe beS<br />
KarbinalS ftanb, fanb nun biefe Sßorte nof fföner, nof<br />
berebter als vor<strong>der</strong>.<br />
©eine ©mineng begnügte fif nift bamit, nur bie 3ere*<br />
monie burf feine Anwefen^eit unb Teilnahme-er^ebenber unb<br />
feierlif er gu geftalten, fonbem er ging auf in Begleitung<br />
beS SDireftorS, ber Bifitatorin unb ber .Dffigialff weftern in<br />
unfer Kranfengimmer unb ff enfte einer jeben unferer franfen<br />
©f weftern ein Bilb unb gab tarnen feinen ©egen.<br />
@r vergaß auf nift auf baS ©eminar unb fefete fif<br />
mitten unter bie jungen ©eminarffweftern wie ein guter<br />
Bater unb riftete an fie einige SBorte. ©r wies barauf f)\xx,<br />
weifeS bie SBünff e 3efu ©grifft unb feiner tyeiligftenButter<br />
feien. SefuS fagt: „Sernet von mir, ba if fanftmütig unb<br />
bemütig von bergen bin. Sf gefommen, um baS $euer<br />
ber Siebe auf bie ©rbe ju fenben, unb if ^be feinen an*
— 202 —<br />
bern SBunfdh, als baßeS immer mehr brenne." ©eine 6ml*<br />
neng ermahnte bie ©eminarfchweftern, biefern SBunfche ber<br />
•äftutter unb beS ©ohneS gu entfpredhen unb ftd) bie Sugenb<br />
ber Semut, beS DpfergeifteS unb beS ©eeleneiferS angueigtten.<br />
©in in fo frommen Übungen gugebradjter Sag fonnte<br />
in ben bergen nur bie heiligften ©inbrüdfe gurüdflaffeit, bie<br />
fidh an ben gwet folgenben Sagen noch erneuerten.<br />
2lm gweiten Sage las ber ©eelf orger vom heiligften ©r*<br />
löfer bie HJieffe für bie ©emeinbe. Um ad)t Uhr fang £err<br />
SRtnalbi, ©uperior beS Kaufes in Stiert, baS £>odhamt unb<br />
unfer verehrter §err Sireftor 5)3arobi hielt bie Sßrebigt; biefe<br />
mar tote ein ^mnuS auf bie unbefledte Jungfrau, ein Sob*<br />
lieb, burchtoeht fcon ber glühenbften Siebe gu biefer. gärt*<br />
Itdjen SJtutter, woburch er unfere gange 3lufmerffamfeit fef=<br />
feite, unfer £erg erwärmte, unb uns fogufagen brängte, uns<br />
für immer unferent ^errn burch bie £änbe feiner heiligften<br />
Butter gu weihen.<br />
35er heilige ©egen bilbete ben ©dhluß beS SageS.<br />
igerr Sßarobt las audh am brüten Sage bie heilige SDtefe<br />
für bie ©emeinbe. Somherr ©aftalbi hielt baS Hochamt um<br />
adht Uhr unb Sßeihbifdhof ©panbre fchloß bie 3teihe ber geffe<br />
Hchfeiten mit einer Sßrebigt, worin er uns lehrte, 9Jlaria als<br />
bie gang ©chöne unb gang 5fteine gu grüßen; er fchüberte in<br />
ergreifenber SBeife ben ©ünbenfall ber erften -Dlenfchen, bie<br />
Verheißung etneS ©rlöferS burch bie Vermittlung 3JlariaS,<br />
er burchging bie Vorbilber beS 2llten SeftamenteS, bie ihre<br />
Schönheit malen, unb gab ihr bie lieblichften tarnen, bie ihre<br />
^eiligfeit unb ©chönheit auSgubrüden geeignet finb.<br />
Ser Sßrebiger fprach audh von ber wunberbaren 39?ebafffe,<br />
bie uns fo teuer ift; er behanbelte bie Verfünbigung beS<br />
©laubenSfafeeS von ber Unbefledften ©mpfängniS unb bie Ve=<br />
ftätigung, biefeS SogrnaS burd) bie ©rfchetnung in SourbeS<br />
unb bie 3ubiläumSfeierIid)feiten in ber gangen SBelt, befon*<br />
berS aber in Sftom. Sarauf gab ber Sffieihbifdhof ben feiere
— 203 —<br />
liefen ©egen mit bem Merheiligften unb fo ff loß biefe ff öne*<br />
etfebenbe $eier, bie unfer £erj wieber mehr jum Vilbe SDiariaS<br />
hinjog unb uns einen Vorgeff ma
— 204 —<br />
frau im Triumph herumgutragen; ber ©arten unfereS HaufeS<br />
erfcholl von ihren Sobliebern, Währenb bte Weißen Sinien ber<br />
Sßrogeffion an ben Abhängen beS HßflelS ^ingogen, beren<br />
Schluß bie ©
— 205 —<br />
igotle ihre SBut gegen bie erhabene Jungfrau, beren geft wir<br />
gu begehen im Begriffe fiebert? Aber fieh ba, gegen ©übe beS<br />
£ofamteS bringt ein Sonnenftrahl burf bie SBolfen, bann<br />
erffeint bie gange Sonne unb in ben Süften erglängt ein<br />
herrlif er Regenbogen, ein ff öneS Bilb jener, bie ba ift unfere<br />
Hoffnung. ®S ffien, als ob alle ©lemente ber Statur ber<br />
©inlabung beS Propheten gefolgt wären, ben £errn gu pret*<br />
fen, unb in ihrer SBeife auf baS Sob ber ^immelsfimigin<br />
gu verfünben.<br />
©f wefter 31.<br />
polen.<br />
^xovxns gfcxafiau.<br />
Sie polntffe 3eitffrift „5Rozni(fi", was ungefähr baS*<br />
felbe ift wie unfere Annalen, veröffentlif t im erften £eft 1905<br />
eine Anfünbigung, baß eine wif tige ©ammlung fy)mheiligen<br />
Bingeng eigenhänbtg geffriebener Briefe aufgefunben worben<br />
fei; barunter finb auf folfe, weife ber ^eilige nift felbft<br />
geffrieben, wohl aber untergeifnet l)at<br />
2Bahrff einlif würben biefe Briefe im Arf iv beS s MffionS*<br />
haufeS von SBarffau aufbewahrt unb im 3af;re 1864, als<br />
bie Kongregation aufgelöft würbe, hatte fie ein 3Jlitbruber,<br />
um biefen Sf afe gu retten, mit fif genommen.<br />
Am 5. Segember 1904 hat bie Sßerfon, weife biefe<br />
Briefe befaß, biefelben bem Bifüator, £errn Kiebrowsfi,<br />
übergeben.<br />
SDiefe Sammlung enthält Briefe aus ben Sahren 1651<br />
bis 1660;eS finb im gangen 160 Briefe unb ein Sofument.<br />
©S ift ber Brief 3Äaria SouifeS an £errn SeSbameS<br />
vom 2. Dftober 1651,<br />
Unter biefen finb etwa 33 neue Briefe mit ber Unter*<br />
ff rtft ober ber Naf ff rift beS ^eiligen, bie bem Herausgeber<br />
ber Sammlung . in SßariS vom $ahre 1880 nift befannt<br />
waren.<br />
Slnttolcn 70. 14
— 206 —<br />
Unter anbern unveröffentUften Briefen ift auf einer,<br />
ben ber heilige Binjenj an bie naf $olen reifenben ©fwe*<br />
ftern riftete, batiert vom 16. September 1659. @S ift bar*<br />
unter auf ein Brief beS £errn 2llmeraS vom 7. SERärj 1652.<br />
^rowrtä ^arfcß au.<br />
Das St. ^injenj-lajarrtt in ©arfyjau für bu 2JetrumttMen<br />
&eo ruffrf^-j^^^tfc^en Kriege*.<br />
(gortfefcung.)<br />
Sie fleine polniffe Kolonie bitbet fojufagen nur eine<br />
gamilte, weife bie Bifitatorin von 2Barffau als ihre 3Jiutter<br />
betraftet, weil fie fo glüdlif ift, ©f weftern bei fif ju haben;<br />
beShalb faßte bie Kolonie auf ben Sßlan, an bie Bifitatorin<br />
eine gemeinff aftlif e Ergebenheit^ unb Sanfabreffe ju rif ten.<br />
3Benn bie 9lmbutanj an ihrem BeftimmungSort angefommen<br />
fein wirb, fotrbman nur mehr offene faxten fenben fönnen,<br />
bamit bie SDlititärbehörbe ftf Vergewtffern fönne, baß barin<br />
nur rein perfönltfe -Iftittetlungen enthalten ftnb, um bie<br />
milie ju beruhigen unb ein SebenSjetfen ju geben;eS wirb<br />
aber brei SBofen braufen, bis eine fotfe Karte an ihren<br />
Bestimmungsort (Von Karbin naf äBarffau) gelangt. 2Btr<br />
bringen h^ einige 3luSjüge aus Briefen ober Seiegrammen,<br />
bte an verfftebene Sßerfonen geriftet finb, unb begleiten fo<br />
bie 3lmbulanj bis ju ihrer Slnfunft in Karbin am 10. $uli.<br />
«tjeSc SitcroSli, 4. ^uni 1904.<br />
„Bisher geht, ©ott fei Sauf, alles gut. 9htr bie armen<br />
Kranfenwärter mußten bie üftaft in ihrem SBaggon vierter<br />
Klaffe fel;r ffleft jubringen. 2Bir haben ihnen einen guten<br />
SBaggon britter Klaffe verffäfft; unfere jungen Brftber finb<br />
jefet fehr guter Saune. Sanf ben ©f weftern hatten wir heute<br />
früh ein auSgejeifueteS grifftüdf. — kavier DrlofoSfi."<br />
„Ser ©efunbheitSäuftanb unfereS ganjen SßerfonalS ift<br />
etn fehr guter; unfere ©fweftern ftnb biefen borgen in bie
— 207 —<br />
Kirche gegangen. Bei ihrer Siüdffehr haben [ie uns einen fehr<br />
guten Shee bereitet. Sßir banfen ©ott für alleS; geftatten<br />
©ie uns, Shnen noch einmal gu fagen, baß mir 3h nen un b<br />
Sh^en ©dhweftern überaus banfbar finb. — Dr. ©gcgemowsft."<br />
„Unfer erfter Sieifetag War fehr glüdflid). BrgeSc<br />
fonnten mir heute um fteben Uhr in ber Sßfarrfirdje ©ott<br />
unfern Sauf barbringen. SBir hoffen, baß mir fo mit unferen<br />
teuren 2Jtitf dhweftern von ©t Kaftmir in SBarfchau im ©ebete<br />
vereint fein werben. SBir bitten, hochgeehrte 3Jtutter, audh<br />
fernerhin um ©ebet. — Ser ©eelforger."<br />
„5EBir finb froh, unfere guten Kranfenwärter enblid)<br />
bequem in einem SBaggon britter Klaffe untergebradjt finb.<br />
©ehr gufrieben, hatten fie in einem Stugenblid ihr fleineS<br />
©epäd herübergetragen. Sie erfte Stacht verging für uns fehr<br />
gut. 3lußerbem baß jebe Abteilung von innen verfchlteßbar<br />
ift, ift fie auch nod) für bie 3tad)t mit einer großen Kette ge*<br />
fiebert. — @S ift alfo jebe Sicherheit vorhanben. ©ie werben<br />
gewiß froh fein, baS gu wiffen. Siefen borgen finb<br />
Wir um fedjS Uhr in bie Kirdje gegangen unb wir famengerabe<br />
gur SfManbadjt recht (gn BrgeSc finb wir fchon in<br />
jenem Seile dolens, wo man bm alten Kalenber folgen muß<br />
wie im gangen Steide; wir haben jefet hier ben 24. 9Jtai.)<br />
Ser Sefan las bie heilige 9Keffe, wöbet wir fommunigieren<br />
fonnten. 3llS wir nadh ber gefungenen 3KuttergotteS=Sitanei<br />
unb bem Sub tuum prsesidium unfere Sanffagung beenbet<br />
hatten, mußten wir bie bringenbe ©inlabung beS SefanS an*<br />
nehmen unb bei ihm baS grühftittf einnehmen, baS er unS<br />
hatte bereiten laffen. 3« ben gug gurüefgefehrt, ferviert<br />
©dhwefter Sherefe atten Steifegefährten baS §rühftü(f; bie am<br />
bern ©dhweftern ftnb alle mit ihren verriebenen Slrbeiten<br />
befdjäftigt; ich fchreibe in aller ®ile, bamit ber Brief fogleidh<br />
auf bie $ßoft fontmen fbnne. 3ch h a & e bem ©rafen unb ben<br />
jwei Strgten -Kebäitten angeboten, welche fte aud) fogletch um<br />
ben £als hängten. — ©
— 208<br />
©anit&töaufl, 4. guni 1904.<br />
„. . . Ser uns gur Verfügung gefteUte äßaggon ift fefyc<br />
bequem; beShalb leiben auch bie Stühe, baS ©leidjgewicht beS<br />
©eifteS, ja fogar bie gute Saune feinerlei ©inbuße. Sen<br />
armen Kranfenwärtern, welche ftatt ihres bisherigen SBaggonS<br />
vierter Klaffe burdj Vermittlung beS ©rafen Drlowsfi einen<br />
SBaggon britter Klaffe erhalten haben, gehteS je^t gut unb<br />
fie fingen jefet mit bem Seelforger unb ben ©chweftern bie<br />
Meinen Saggeiten ber feligften gungfrau. — BrgeSc, wo wir<br />
fedfjS Stunben Aufenthalt hatten, hat auf uns einen guten<br />
©inbrud gemacht 3^eihunbert Sßerfonen hatten fidh am Bahn=<br />
hofe verfammelt itnb wünfchteu uns glücflidje Steife. SBir<br />
fahren je^t gegen Hornel,Wo wir vielleicht bie Senfmäler<br />
fehen werben, unter anbern baS Senfmal beS dürften gofef<br />
^oniatowsfi, ein SBerf ShorwalbfenS. Bon bengenftern beS<br />
SBaggonS aus fehen Wir, foweit ber Blid; reicht, f^öne Sßiefen<br />
unb fleine Sßälber von Birten unb ©rlen. Aber ber Anblid<br />
ber Sanbfdfjaft wirb ftch balb anbern. — Dr. Kaftntir Su*<br />
bienSft"<br />
©anitätSaitg, Sonntag, 5. Iguni.<br />
„©eftew, nadhbem wir unfere SBaggonS feft gefdhloffen<br />
hatten, ftiegen wir am Bahnhof Von pnfh ab, um baS -JJtittag*<br />
effen einzunehmen. Ser Aufenthalt war nidjjt lang. — Siefen<br />
3Korgen hatten wir um fed)S Uhr bie heilige SUtefe im 3ßag=<br />
gon. SaS gange Sßerfonal ber Atnbulang wohnte berfelben<br />
bei. — »®S ift baS erftemal in meinem Seben, baß id) bie<br />
heil. SDtefe in einem äßaggon gehört habe,« rief ©raf Drlowsfi<br />
gang gerührt aus. Alle anbern waren ebenfalls fehr gerührt<br />
unb geigten baburdfj, wie bie Steligion in ihren Hergen tiefe<br />
SBurgeln gefchlagen hat, ba fie bie itnermeßltdhe Siebe 3efu<br />
gu fdhä|en tüufytm, ber als Opfer ber Siebe im allerheiligften<br />
Saframente auf ftdhtbare SBeife einer HanbvoH Steifenber ©e*<br />
feHfd^aft leiften will unb auf bem armfeligen Altar eines Meinen<br />
DratoriumS baS KreugeSopfer beS KalvarienbergeS erneuern
— 209<br />
Will. Könnten bof auf wir naf jeber -Stofe aus innerftem<br />
Hergen fagen: »Herr, bleib'bei unS!« um uns nift mehr Von<br />
if>m gu trennen. — Naf bem wir alle unfere ©ebete beenbet<br />
unb baS grühftüd für bie anbern bereitet hatten, gogen wir<br />
uns gurüd, um unfer grühftüd eingunehmen. — Um geljm Uhr<br />
gingen Wir mit bem ©eelf orger in ben SBaggon ber Kraulen*<br />
Wärter, wo wir bie Sitanei vom göttlif en Helgen beteten, baS<br />
Heine Dffigium ber feligften Jungfrau fangen unb ben Nofen*<br />
frang von ber ^eiligften Sreifaltigfeit beteten, weil eS ©onn*<br />
tag war. SDer fem Pfarrer hielt ihnen eine furge Unter*<br />
weifung unb fagte ihnen, fie fottten naf bem Abenbgebete<br />
nift mehr bei ben ©tationen auSfteigen unb in allem ben<br />
militäriffen ©ehorfam gegen bie Behörben unb Dbrigfeiten<br />
beobaften. Auf geftern früh fangen wir baS Heine Dffigium<br />
unb beteten am Abenb ben Nofenfrang. SDtan verfprif t uns,<br />
baß wir heute gur Befyergeit in ^omel anfommen werben.—<br />
©fw. Jacqueline."<br />
6. Juni. — ©eftern hatten wir in Hömel genügenb<br />
langen Aufenthalt, baß wir am Bahnhofe baS SJiittageffen ein*<br />
nehmen unb bann in ber Kirfe ber Befper beiwohnen fonn*<br />
ten. Aber heute müffeu wir faften: feine SUleffe, folglif auf<br />
feine Kommunion; benn ber Aufenthalt war immer fehr furg<br />
unb ber ©eelforger hat nur bann bie (Erlaubnis, 3JJeffe gu<br />
lefen, wenn ber 3ug wenigftenS eine halbe ©tunbe hält."<br />
9. Juni. — „Seit brei Sagen haben wir mit Hömel<br />
ben Boben beS alten Sßolen verlajfen unb befinben uns nun<br />
in Nußlanb. SBir finb an Sambow, einer ber größten ©täbte<br />
beS NeifeS, vorbeigefahren. Unfere Neife ift bis jefet fehr<br />
gliidlif; alle finb vottfommen gefunb, bei guter Saune unb<br />
voll 3JJut. SDie SDttlitärbehörben unb bie Seitung ber ßifen*<br />
bahnen finb gegen uns überaus wohlwoHenb unb ftetS bereit,<br />
uns SDienfte gu erweifen. Sßenga hatten Wir giemlif langen<br />
Aufenthalt unb ftiegen aus, um in einem nahen SBalbe rei*<br />
genbe Blumen für unfer fleineS Oratorium gu pflüden. ®er
— 210 —<br />
Pfarrer ließ uns feine Kirfe befehen, bie gerabe im Bau be*<br />
griffen ift. Unterbeffen bienen brei 9täume in einem großen<br />
ißaufe als Kapelle unb Safriftei, währenb ber vierte Sftaum<br />
bem Pfarrer als SBoIjnung bient Sa gerabe baS gronleif*<br />
namSfeft war, fo waren faft alle potniffen gamilien verfaul*<br />
melt, bie uns sunt Bahnhof begleiteten unb uns glücHtfe<br />
Sieife unb Sftüdfehr wünfften. @S war rührenb, ju fehen,<br />
wie fif alle auf bie Knie Warfen, um ben ©egen unfereS<br />
^riefterS ju empfangen."<br />
11. Sttni — „©eftern famen wir in ©%ran jum erftem<br />
mal mit bem unruhigen ©ebränge beS ©olbatenlebenS in Berifrung;<br />
in folfer Umgebung f ollen wir nun leben. SBir<br />
fuhren über bie SOBotgabrüde unb ein furjer Aufenthalt in<br />
Samara mafteeS uns rnöglif, eine fleine im Bau begriffene<br />
gotiffe Kirfe ju befufen. Auf ber näfften Station Kinet<br />
begegneten wir vielen Solbaten, bie fif auf ben KriegSff au^<br />
plafc begaben. Sie näherten ftf tu großer gcfyl unferen gern<br />
ftern unb grüßten uns, unb währenb wir ben fatholiffen<br />
Solbaten 3JlebaiHen gaben, ftrecften auf ffiSmattffe Muffen<br />
bie £änbe aus unb baten inftänbig um SfflebatHen, fo baß<br />
Wir ffließlif allen gaben. 3Bo uns bann bie Solbaten be*<br />
merften, riefen fie voll $reube: »Barmherzige Sfweftern,<br />
guten Sag; ©ott ffüfee Sie!«"<br />
13. ^nnl — „Siefen 9Korgen hörten wir in ber Kirfe<br />
von $lfa bte heilige 9tteffe; aber wir mußten unS fehr beeilen,<br />
Sunt SBaggon jurüdsufehren, ba ber Aufenthalt nur fehr furj<br />
war. — 3wei von ben Kranfenwärtern finb franf; aber banf<br />
ber forgfältigen pflege, weife bie gange Kolonie ihnen ange=<br />
beihen ließ, gehteS ihnen ffon beffer."<br />
(£$elabin§f, 15. ^uni.<br />
, „©eftern hatten wir einen furjen Aufenthalt in 3lotonft;<br />
eS ift bie le|te europäiffe Stabt auf unferer gabrt. @S ift<br />
auf eine fleine Kirfe bort; ba aber bie Stabt von ber Bahn<br />
etwas entfernt ift, fo hatten wir bie heilige 3Jleffe in unferem
— 211 —<br />
Sßaggon. Sie ©egenb ift fel;r fdhßn; bie Berge beS Ural be*<br />
ginnen; unb währenb baS 3luge bie großartigen geifert be*<br />
wmtbert, bereu ©ipfel fidh in ben Sßolfen verlieren, fühlt fidh<br />
baS Dhr angenehm gefdhmeidhelt von bem pätfäjern ber vielen<br />
Bäche, bie von allen Seiten bei Berges hetabflteßen unb<br />
Keine SßafferfäHe bilben. 2WeS verfünbet hier bie ©röße beS<br />
©djöpferS, erhebt bie Seele über baS Jrbif^e unb regt ben<br />
©eift sunt ©ebete unb gur Betrauung an. 2Bir fahren über<br />
viele Brüden, welche alle Sorgfältig von Solbaten bemalt<br />
finb. ©eftem fuhren mir über bie ©renge von 2lfien. ©ine<br />
große ©ranitfäule trägt gwei Jnfchriften, auf ber einen ©eite<br />
„©uropa", auf ber anbern Seite „2lfien"; man hatte unS<br />
f^on vorher barauf aufmerffam gemalt. §eute finb mir feit<br />
fünf Uhr früh in ©gelabinSf; ba bie Kirche von ber Bahn<br />
etmaS entfernt liegt unb unfer ganges Sßerfonal bie heilige<br />
SDtefe gu hören wünfdhte, fo.nahmen mir einige Sßagen auf,<br />
um bahin gu fahren. 2Bir richteneS immer fo ein, baß mir<br />
jebe SBoche in einer Kirdhe beizten fönnen, aber bei unferem<br />
Seelforger; fo haben mireS audh in ©gelabinSf gemacht,Wo<br />
mir audh bei feiner heiligen 3fleffe fommunigierten. Ser $Pfarrer,<br />
ein fehr achtbarer ^riefter, bereitete unS in feiner 9Bohnung<br />
baS grühftüd. Mehrere griechifch=unierte grauen, bie<br />
hieher Verbannt finb, haben unS befugt; fie waren bei uns<br />
gang glücflich unb wir gaben allen 9Jtebai!len. ©gelabinSf<br />
gählte vor gehn Jahren nur etwa gwangig Käufer, währenb<br />
es jefet eine Stabt mit 25 000 ©inwohnern ift."<br />
Kurhan, 16. Juni. — „Siefen borgen wohnten wir<br />
in einer gang neu gebauten Kapelle ber heiligen äfteffe bei.<br />
©S ift fein ftänbiger ^ßriefter hier, fonbern ein- ober gweimal<br />
im Jahre fommt ein foldher aus SobolSf. Sie Bewohner<br />
haben an ben ©rgbifdfjof von -ülohilew ein ©efudh eingereiht,<br />
um einen Kaplan gu befommen, für beffen geitlicheS 3tuS=<br />
fommen fte forgen wollen. 211S in ber Kapelle bie ©locfe<br />
geläutet würbe, war bie gange fatholifche Bevölferung wie<br />
eleftrifiert: „2öaS mag baS fein? 2Ber läutet? SBarum?"
— 212 —<br />
fo fragten fie ftch uitb begaben fidj in aller @ile bahin. Balb<br />
war bie Kapelle gang t>off; als fte einen unbefannten Sßriefter<br />
unb SdjWeftem fahen, würben fie bis gu Sränen gerührt.<br />
Stach ber ^eiligenSWefe luben bie polnifdhen grauen von.<br />
Kurhan bie gange Kolonie in bte für ben Kaplan bestimmten<br />
Simmer gum grühftiicf ein. Sann begleiteten uns alle gum<br />
Bahnhofe/'<br />
Sonntag, 19. Sunt. — „©eftern fuhren wir über bie<br />
Brücfe beS SrtySg, weldje fehr gut unb herrltäj gebaut ift;<br />
bann famen wir nach ÖmSf, einer ber größten Stäbte Si*<br />
birienS. Heute hatten wir um fiebeit Uhr tu unferem fletnen<br />
Oratorium bie heilige 3Keffe. Hentadj fangen wir baS Keine<br />
Offtgium ber feligften Jungfrau mit ben Kranfenwärtern unb<br />
beteten ben Stofenfrang von ber heiligften Sreifaltigfeit wie<br />
an iebern Sonntage. 2lbenbS beteten wir mit unferem Seet<br />
forger bett Stofenfrang, woran auch Dr. SubienSfi teilnahm;<br />
am Schluß fang er mit uns aus vollem Hergen baS Sub<br />
tuum prsesidium. ©raf Drlowsfi burchfah heute unfere Sßäffe<br />
unb bie Stoten Kreuge, bte wir werben tragen müffen, fobalb<br />
wir über ben Baifalfee fein werben."<br />
21. Sunt — „©eftern blieben wir einen Sag in Ob,<br />
baS jefet wohl nur eine fleine Kolonie ift, aber eine große<br />
Stabt gu werben verfprtchi SJtan benft, baß fpäter ber<br />
©eneralftatthalter bort feinen Si£ haben wirb. Unfer ^riefter<br />
las in ber Kapelle biefeS Meinen OrteS für uns bie heilige<br />
3Jteffe;eS ftnb faft lauter 5ßolen hier. Heute früh hatten wir<br />
bie heilige Söteffe im SBaggon."<br />
22. Suni. — SBir ftnb in 3KartanSf: wir begegneten<br />
einem $ug, beffen SBaggon fämtlich mit Japanern befefit waren,<br />
bie man unter militärischer Begleitung von SiifolSf nad) SornSf<br />
braute. Ob faufte man uns färbigen farrierten Sßerfattn,<br />
woraus. Wir Hemben machen für bie Berwunbeten, wenn fie<br />
baS Sagarett verlaffen werben."<br />
24. Suni. — „@in Seiegramm aus 3Barf(hau erfüllte<br />
uns mit greube. Heute hatten wir bie heilige SJteffe in um
— 213 —<br />
ferem Oratorium; baS SDittageffen nahmen Wir im Buge ein.<br />
SBir beeilen unS, foviel wir fönnen, um bie Hemben fertig<br />
ju nä^en. SBir nähern unS jefet KamSf."<br />
25. Sunt. — „®S ift fehr warm unb bie SDiüden ff onen<br />
uns nift; meine Hänbe finb gang attfgeffWollen. 3Ro«tag<br />
werben Wir in JrfutSf fein, wo wir brei Sage bleiben werben,<br />
©eftern wareneS brei SBofen, baß wir SBarffau Verlaffen<br />
haben unbeS ff eint uns fehr lange gu fein, baß wir von<br />
unferem lieben Haufe entfernt finb. 3)a jebof eine iebe aus<br />
uns eine 2Bofe mit bem fleinen Haushalt betraut ift unb<br />
bann auf bie Küf e unb bie anbern Meinen Beff äftigungen<br />
beforgen muß unb wir regelmäßig alle unfere Anbaf tSübungen<br />
halten, fo vergeht bie $eit fehr ffnell."<br />
27. Juni. — „SBir nähern uns JrfutSf, wo wir bie<br />
fo fehr erfehnten Briefe aus unferer Heimat antreffen. Heute<br />
früh haben wir angefangen, Sßläne für bie 3ufunft gu ntaf en,<br />
fo baß Wir, unS ffon inmitten unferer teuren Berwunbeten<br />
glaubenb, bie verff iebenen Beff äftigungen unter uns im ©eifte<br />
Verteilten. 2Bir wünfften ffon an ber Arbeit gu fein. —<br />
®S gel;t allen fehr gut unb alle finb bei guter Saune/'<br />
3Jlpffowaja, 1. Juli. — „Naf allen Atmungen, Bor*<br />
auSfiften unb Berefnuugeu werben wir in brei 3Bofen ben<br />
Nüdweg antreten. Herglifen Sauf für bie Briefe, weife<br />
wir empfangen haben; fte würben an uns gelangt fein, auf<br />
wenn fie fpäter abgeffidt worben wären, ba wir jiefet fehr<br />
langfam fahren. SBir hoffen, nof anbere Briefe tu ©gtyta gu<br />
empfangen, wo wir in gwei Sagen fein werben, Sf reiben<br />
©ie oft naf Karbin, felbft wenn wir anberSwo wären; man<br />
wirb uns biefelben ffon gufotnmen laffen. Ju JrfutSf wohnten<br />
Wir in ber Ktrfe ber heiligen SJleffe bei. SDer Pfarrer, ein<br />
ehrwürbiger Sßriefter, lub uns mit ber gangen Kolonie gu fif<br />
gum grühftüd ein. 3)aS -ättittageffen mußten wir bei einer<br />
polniffen gamilie einnehmen. 6S ift gu bemerfen, baß wir<br />
auf ber gangen Steife viele unferer SanbSleute getroffen haben;<br />
faft alle ©tationsvorftänbe in Sibirien unb bie anbern An*
— 214 —<br />
gestelten bei ber Bahn finb Sßolen. 3)a man im voraus ben<br />
Sag unb bie Stunbe ber Anfunft unfereS gugeS fo be?<br />
nafriftigt man alle gamilien bavon unb man fann nift<br />
fagen, wie viele liebevolle Aufmerffamfeiten man uns erweift;<br />
überall bezeigt man unS foviel ^erjlif feit unb ©brfurf t, baß<br />
wir. barüber ganj beffämt ftnb. Ser Borftanb ber wiftig*<br />
ften Station in Sibirien banfte bem ©rafen Drlowsft aus<br />
ganzem «gerben für bie Bereitwilligfeit unb Dpferwilligfeit ber<br />
polniffen Kolonie, bie naf bem äußerften Dften jog, unb<br />
fagte: „Sie bereiten bamit nift nur ben Berwunbeten, fon*<br />
bern auf uns, bie wir $ier arbeiten müffen, um uns ben<br />
SebenSunterhalt ^u Verbienen, einen großen Sienft." Ser<br />
Baifalfee, ber von ferne fo furftbar ausfielt, hat uns gar<br />
niftS BöfeS getan. SBtr fuhren auf einem SDampfboot biu*<br />
ü6er, aber nur unfer Sßriefter, ber junge Softor unb wir fünf<br />
hielten uns wa<strong>der</strong>, alle anbern befamen bie Seefranfbeit.<br />
9taf ber Überfahrt mußten wir unfer ©epäd in einen .anbern<br />
SBaggon übertragen, weifer, obgleif auf fehr bequem, bem<br />
nof etwas fleiner war als ber erfte; aber er bietet uns wie?<br />
ber ben Borteil, baß unfere fleine Familie ganj allein reifen<br />
fonnte, ohne frembe Sßerfonen unter fif ju haben* SieS ver*<br />
banfen wir wieber ber großen Sorgfalt beS StationSVorftanbeS,<br />
unfereS SanbSmanneS, weif er wie alle anbern aDeS fo einjurif<br />
ten bemüht war, uns bie Steife fo wenig anftrengenb als<br />
rnöglif jit geftalten. gu ber Station äJianbffurei müffen<br />
wir nof einmal ben SBaggon weffeln, aber baS wirb ganj<br />
nahe bei Karbin fein, wo wir in fieben Sagen anlangen<br />
Werben. SaS ift wahrffeinlif unfer lefeter Brief; benn eins<br />
mal an unferem feften BeftimmungSort angelangt, müffen wir<br />
alle Briefe ben 9JtiIitärbebörben einhänbigen unb oft genügt<br />
ein mißliebiges SBvrt, baß ber Brief fonftSjiert wirb. Aber<br />
Wir werben Sh^en offene Karten ffiden, wie wir eS auf<br />
bisher getan haben; ©ott fei Sanf, eS geht uns allen ganj<br />
gut; wie wir gefagt haben, War bie Steife fehr glüdlif unb<br />
nift ju. fehr ermübenb. Sa müffen wir naf ©ott wohl ber
— 215 —<br />
befonberen Sorge gufchreiben, bie man uns auf allen Sta*<br />
tionen an geheimen ließ. SBir werben 3Jtyffowaja erft um ein Uhr<br />
nah SDtitternacht Verlaffen, nachbem mir einen gangen Sag<br />
bafelbft gugebracht haben."<br />
©inige Sage fpäter fünbigte ein amtlidljeS Seiegramm an,<br />
baß bie Sanitätsabteilung vom heiligen Vingeng von 5ßaul<br />
gltidlid) in Karbin angelangt fei.<br />
Mehrere amtliche Seiegramme berichteten bie glücfliche<br />
Überfahrt über ben Vaifalfee; mir führen nur baS Seiegramm<br />
beS Dr. fiubienSfian, baeS bie meiften ©iugelnheiten enthält:<br />
„29. Juni, 6 Uhr 25 Minuten abenbS; unfere SanitätSab*<br />
teilung fe|t mit bem Sampfboot „2tngara" über ben Vaifafc<br />
fee, ber heute fehr ftürmifdh ift. Sie SBaggonS mit fämt*<br />
lidf)em ©epätf mürben auf bem ©isbrecfjerfdhiff hinft&ergeführt,<br />
SBir finb glitdlich in ber Station Sftiffowaja angelangt."<br />
©inige Sage fpäter fünbete ein amtliches Seiegramm an,<br />
baß bie Sanitätsabteilung vom heiligen Vingeng von Sßaul<br />
glüdlich in Karbin angelangt fei unb baß baS Sßerfonal einffe<br />
weilen bei mehreren gamilien untergebracht fei, bie fidh nxit<br />
greuben bagu angeboten haben, bis bie 2lmbulang organifiert<br />
fein wirb.<br />
(3ortfe£img folgt.)
21 f t e rt.<br />
Cfyitt a.<br />
Am 27. Segember 1904 ftarß eines frommen SobeS in<br />
unferer Sßrofuratur in ©hanghai Herr Subwig BoScat, Bin*<br />
tator unb Sßrofurator unferer Sßroving ©hina. Aus unferem<br />
©tubienhaufe in Kia^fhing haften bie jungen ©tubenten ber<br />
Kongregation an unfern SUtitbruber Herrn ©iceri folgenben<br />
Brief gerichtet.<br />
ftia=ff)ing, 28. ©egember 1904.<br />
©erabe in bem Augenblick,Wo wir unferem verehrten<br />
Bifttator bie ©efinnungen unferer Siebe unb ®an!barfeit aus*<br />
brücfen Wollten, bie befonberS wir ©tubenten in Kia4h^9 ih<br />
fBulben, verfemt uns bie 9la
— 217 —<br />
fdjjwung nehmen werben, unb bagu werben immer mehr 3Wiffionäre<br />
notwenbtg fein. Kia=fhütg fommt alfo gerabe redht, um<br />
biefern SDtangel abzuhelfen unb unferem SDtiffionSWerfe einen<br />
Siuffhwung gu geben, ©djon von 2lnfang an haben wir biefen<br />
$lan ber göttlichen Vorfehung fennen gelernt unb ©ott bafür<br />
gebanft, baß er uns als bie erften erwählt unb £erm BoScat<br />
anvertraut hat, um ben ©runb gu biefern Bau beS £errn<br />
gu legen.<br />
2Bir waren noch 0 an S neu unb matten unfere erften<br />
Berfuhe in Sf^ufan unb fd^on fürchteten wir immer, £err<br />
BoScat fönne unS von einem 2lugenblie. 3. ZHeyrat.<br />
2Tlartin. p. Cegranb. £. 3arrue. 3. VTi, Boudjon.<br />
23onanalb. Scialbone. Selinfa. (2b. 2lfinellt.
— 218<br />
g>ixb--$l icmgft.<br />
Brief bes ITCiffioitspriefters i}errn in Ki=ngan.<br />
Äi*ngan, 11. Auguft 1904.<br />
$u meinem großen ©f merge mußte if Jfmen heute früh<br />
ben foftbaren Sob beS eifrigen Kuo telegraphiff tttel^<br />
ben. @r, ben if fo gern meinen Paterculus (mein Bäter*<br />
fen) nannte, war bie Blüte ber Sßriefter, bie aus unferem<br />
©eminar hervorgegangen finb. 5Rof jung, aber ffon grünb*<br />
lif fromm unb von unermüblif em ©ifer befeelt, hatte er ben<br />
Wahren ©eift beS heiligen Bingen^. Sie ©hriftengemeinben<br />
Kiotong (wo Herr SRoniete ergriffen würbe), Äanteu, Sßaffa<br />
würbe von ihm gegrünbet. ©S finb bort jufammen etwa vier*<br />
hunbert ©hriften, bie gerabe erft getauft ftnb, aber bof ffon<br />
mutig bie Berfolgung beS JabreS 1900 aufgehalten haben;<br />
fein eingtgeS ©f äflein hat fif verirrt, ©r hatte gerabe baS<br />
Oratorium von Äio*tang Vottenbet unb freute ftf ffon, wenn ber<br />
Biff of fommen würbe, um bie -Jleugetauften gu firmen. „9)tan<br />
müßte ba etwas bäum," fo fagte er mir öfter, „bann bort;<br />
bie Anfänge finb gut; bevor gwei Jahre vergehen, werben<br />
wir über gweitaufenb getaufte ©hriften haben." ©r hoffte, gum<br />
gefte SUlariä Himmelfahrt bahin gu gehen.<br />
Jn ©ifai hatte er einen Altar aufstellen unb bie ©t. JofefS*<br />
fapelle malen laffen. @r War nur einige Sage franf; bei uns<br />
fflief er nur gwei Stäf ie. ©r ffthlte fif gang abgeff lagen, aber<br />
niemanb bafte an einen fo fflintmen Ausgang, als heute<br />
eine Krife eintrat. Jf fpenbete ihm bie legten ©aframente,<br />
bie er bei vollem Bewußtfein empfing, unb ba if gerabe einen<br />
Brief aus ©hanghat erhalten hatte, fpraf if mit ihm bar*<br />
über fowie über bie -üJlitbrüber, wobei er läfelte unb eine<br />
Sräne ihm aus ben Augen fiel. Um 9 L U Ul;r entfflief er<br />
fanft im Hetm.<br />
Sie ©hriften beten abweffelnb bei ihm bie Sotengebete:<br />
„Ko si bao," Wteberholen fie ohne Unterlaß; „baS War ein
— 219 —<br />
$)3riefter, ber uns aufrichtig liebte, benn er liebte unfere<br />
©eelen." 2Bie viele ©dritte bat er nicht unternommen, um<br />
bie ©haften vor ben Ungeredhtigfeiten ber Reiben ja fchüfeen<br />
unb fie auf bem guten SBege gu führen!<br />
©r mußte fich feine Kranfheit gugegogen haben, als er<br />
bte SBeggehrung gu einem anftedEenben Kranfen trug, ber in<br />
KUngan wohnt $dh f^ließe, benn ich Mn überaus traurig.<br />
Sötern P. Kuo ift nicht mehr. 2Bie fdhwer ifteS mir, gu<br />
fyredjen: Fiat voluntas tua.<br />
3. 3)1. SßereS.<br />
Brief bes ZHiffionspriefters f}ernt I>auuetd)am an J}errn<br />
2tngeIi in Paris.<br />
3ao»Sfcheu, 1904.<br />
25a ©ie fo gütig waren, fidh für unfere lieben Ausfertigen<br />
gu intereffieren, fo geftatten ©ie mir, 3h ne n etwas über biefelben<br />
unb über bie von ben Barmherzigen ©chweftern ein*<br />
genutete unb geleitete AuSfä^igenanftalt, bie unter bem<br />
©chu^e ber unbefleckten Jungfrau von ber wunberbarenSOte*<br />
baiUe fleht, gu berichten. Am 15. Segeniber 1895 Jameit hier<br />
Vier Barmhergtge ©chweftern an, bie für 3ao=tfdheu befttmmt<br />
Waren, unb biefer Sag war fogufagen ber Anfang unferer<br />
befcheibenen AuSfä^tgenanftalt. ©d)wefter SargougeS hatte<br />
Von ber benachbarten heibnifdhen AuSfäfeigenanftalt gehört unb<br />
begeifterte bafür attd) unfere ©dhweftern, bie fogleich wünfdhten,<br />
ftdh ber Pflege ber AuSfäfetgen gu wtbmeit.<br />
Unfere Dbern entfpradhen bem SBunfdhe unb als furge<br />
$eit barauf Herr ©lere Sftenaub aus unferer Sßrofuratur in<br />
©hanghai nadh $ao=tfdheu farn, gefiel ihm biefeS 2Berl fo fehr,<br />
baß er verfpradh, felbft bie erften ©dhritte gu tun, um Alrno*<br />
fen gufammengubringen.
— 220 —<br />
©Ott fegnete feinen guten SBiHen unb einige miibe ©aben<br />
matten eS uns möglif, vier ober fünf AuSfä|ige aufju^<br />
nehmen. S)er eine ging balb in ben Gimmel hwüber, ba<br />
feine $üße ffon verfault waren; bie ©fwefter mußte ihm<br />
naf unb naf bie fteifflofen Knof en wegnehmen.<br />
Mmählif flieg. bie ßcfl ber 3luSfa|igen auf etwa swanjig;<br />
aber im ^afyxt 1900 mafte fif bie allgemeine Verwirrung<br />
auf Ijier bemerfbar unb bie SBohnung würbe angejünbet.<br />
Sene, bie tmftanbe waren, fehrten in ihre gamilien jurüd,<br />
bie anbern maf ten fif aus ben Srümmern einige notbürf*<br />
tige 3flauew, bie fte mit einer 9Jiatte ftatt eines ®afeS über*<br />
bedten. ©ott allein weiß, wieviel fie ba ju leiben hatten.<br />
3m ^ahre 1901 tonnten wir aus unferer Verbannung<br />
jurüdfehren unb ihre Sage etwas linbem. 9Jtit fiüfeeiniger<br />
3ftauerrefte, bie nof aufref t ftanben, bauten wir einige gint*<br />
mer auf, ja wir begannen fogar ben Vau einer Kapelle; ba<br />
aber bie magere ©ntffäbigung, bie uns zugeteilt würbe, balb<br />
@nbe war, mußten wir bie Arbeiten einstellen, unb nun<br />
gebulben wir uns ff on jtoet Sabre, ober vielmehr bie
^orö-^icrngfi<br />
Brief bes Bifdjofs $mant an ben ©eneralfuperior<br />
^errn 21. $iat.<br />
9?antfcbang, 7. ^ooember 1904.<br />
Jh habe Jhnen einige 9tad)rihten über bie in unferem<br />
Bifariate vorgefallenen traurigen ©retgniffe verfprohen. ©ie<br />
finb bie SBirfung beS 3tü
— 222 —<br />
mä
— 223 —<br />
Sie haben uns güttgft neue 2JUffiottäre getieft unb wir<br />
banfen ^nzn bafür auS gangem Hergen. 2Bir werben nie<br />
genug gahlreid) fein. AnberfeitS reißt auch ber Sob ßü
224 —<br />
Brief bes ZHiffionspriefters f}errn £omt an ben ©eneral*<br />
fuperior f}errn 2t. $iat.<br />
ftang*tff u , 80. 1904.<br />
Sie Sßräfeftur £u4ffu, weife biefe neue 3Kiffion bilbet,<br />
ift bie nörbliffte Von Sffefiang; fie bilbet ein Sreiedf, welfeS<br />
fif in bie ^roving Ktang*nan hinein erftrecft, weife von Dften,<br />
Horben unb SBeften bie ©renge bilbet.<br />
Von ben fiebert Unterpräfefturett, bie von iQu*tffu ab*<br />
Rängen, ftnb bie brei weftlif en, in ben Bergen gelegenen fehr<br />
arm, aber bie in ber (Sbene gelegenen geif neu ftf burf ihren.<br />
9leif tum unb ihre Sftaturff Breiten aus. $wiff en Kang4ff u<br />
unb ©u4ff u gelegen, verbienen fie, in bem f ineftff en ©prif *<br />
W o r t e inbegriffen gu werben: „Dben ift ber Gimmel, unten<br />
ift ©u-hang, b.h- ©u4ffu, £ang*tffu." SDiefe ©egenben<br />
ftnb gleiffattt baS irbiffe SßarabieS ber ©hinefen..<br />
Ser ©ommer ift $ier viel gemäßigter als im übrigen<br />
Sffefiang, aber ber SBinter ift ba auf viel ftrenger.<br />
geff al; mir öfter, baß bie BarJe mitten burf baS ©tS be£<br />
$luffeS ihren SBeg brefen mußte, ba ber gluß ber gangen<br />
Breite naf gugefroren War. 3f glaube, baß baS Klima ba*<br />
felbft ungefähr baSfelbe ift wie in granfretf.<br />
Sie ^räfeftur £u*tffu muß jebeS Sahr für ben faifer?<br />
lif en £of ben nötigen 9ieiS liefern, ebenfo für bie Sruppen<br />
in $ftorb=©hina. SDiefe Saft brütft bie $präfeftur feit ber Sp*<br />
nafKe 9King, ungefähr 1370 naf ©brifti ©eburt. Sie Be*<br />
wohner von £u4ffu wollten ftf ber neuen Stynaftie nift<br />
unterwerfen unb biefe mußte gehn Sahre Krieg gegen fte fßh 5<br />
reu. Sie Spnaftie ftegte, unb e£ würbe nun ber gangen<br />
Bevölferung ohne Unterffieb bie ©träfe auferlegt, jebeS $ahr<br />
mehr als ba£ Sreifaf e ber gewöhnlif en ©teuern gu gahten.<br />
®in jeber Bauer muß nof jefet für einen £eftar ungefähr<br />
1100 ©apefen in ©elb unb bei 40 Spfunb SReiS gahlen, Was
— 225 —<br />
in ©hina fel)r Viel ift. Siefe Saft rul)t noch immer auf biefem<br />
Sattbe, obwohl bie 35pnaftie feitbem gewe^felt hat unb bie<br />
frühere Bevölferung um baS $ahr 1860 burdj Räuber unb<br />
burdj bie Sßefi faft gang Vernichtet würbe. ©S gibt Unter*<br />
präfefturen, wo nicht einmal hunbert Sßerfonen von ben früheren<br />
Bewohnern übrig finb. SDiefe wenigen Überlebenben ftnb jene,<br />
Welche in ben fchlimmen Sagen auSgewanbert finb; bei ihrer<br />
9tü
— 226 —<br />
gu mir, ber in barfhent Sone gu mir fagte, man motte miffen,<br />
mer idj fei unb was ih ba ju tun gebenfe. Jh richtete bie*<br />
felbe grage an ben ©erihtSbiener unb fagte ihm, ih mäh**<br />
gerne miffen, was er fei unb was er bei mir motte. Siefe<br />
Antwort mähte ihn befheibener; ©erihtSbiener unb SDtanba*<br />
rine geigten fih nun gegen uns freunbliher; lefetere fanbten<br />
mir fogar ©efdjenfe unb beglücfwünfhten mih i u meiner Sin*<br />
fünft bei ihnen; baS mar fhßneS äßetter*<br />
Jn biefer gemieteten Kapelle mareS wohl niht fehr be?<br />
quem, aber mir hatten WenigftenS ein Sah, baS mir fhmüden<br />
unb „fathoüfhe 3Jüffion" nennen fonnten. Sie Katedjumenen<br />
ließen niht lange auf fih warten unb balb fanben fih bei<br />
breihunbert Sßerfonen beim ©otteSbienfte ein, fo baß bie Ka*<br />
pelle viel gu flein mürbe. Sie göttliche SSorfehung half balb;<br />
benn unfere ©hriften fanben gegen 3Witte Dftober ein großem<br />
©runbftücf im 3Kittelpunfte ber ©tabt am faiferlihen Kanal.<br />
Siefer Drt, meldjer bie SSerbinbung beS SBeftfluffeS mit bem<br />
Kaiferfanal beherrfht, biente im Jahre 1860 als BerteibigungS*<br />
punft gegen bie Stufrührer. Sie Käufer am Kanal unb an<br />
ber ©traße mürben wieber aufgebaut, aber im Jnnern ift noh<br />
alles vofl frömmer, worunter fih auh noh eine Kanone be*<br />
ftnbet, bie wir gum Slnbenfen behalten. SBährenb uns ©ott<br />
einen Sßlafe für unfere fünftige Kirhe ftnben ließ unb bie<br />
©hriften ber ©tabt fth mehrten, würben auh mehrere mih 5<br />
tige Stationen in ben Unterpräfefturen gegrünbet. Überall<br />
erfüllte mih ber @ifer ber neuen ©hriften mit Sewunberung.<br />
Sie Überfiht über unfere geiftigen ©rfolge wirb Jhnen geigen,<br />
baß unfere ©hriften gerne gu ben ©aframenten gehen. Ob*<br />
gleih eS in biefern Jahre baS erftemal ift, fanben fth boh<br />
viele Sietrbefehrte bei ben Seremonien Karwoche ein; am<br />
©rünbonnerStag beteten ben gangen Sag unb felbft währenb<br />
ber Staht immer viele Seute vor bem SÜIerheiligften..<br />
SBir hatten aber auh unfere Prüfungen gu befielen. 3lm<br />
Dfterfefte unb am Sßfingftfefie, als bie Kapelle gang voll von<br />
Seuten war, fiel etn 7 fo heftiger Stegen, baß baS Sah, bag
— 227 —<br />
if über bem Altäre ^atte mafen laffen, gur &älfte nieber*<br />
ftiirgte mtb baS Sßaffer von allen ©eiten in bie Kapelle ein*<br />
brang. Salb mar alles fiberff memmt unb bie ©haften mußten<br />
hinausgehen unb ihre Siegenf firme auffpannen. Jefet ff im*<br />
melt alles unb mir brauften, um ben ©faben gutgumafen,<br />
einige Unterftüfcungen.<br />
1903* 1904»<br />
3ahl ber Katholifen 376 840<br />
(®S fyaben ftch einige frentbe cfyriftliche Familien<br />
hier niebergelaffen.)<br />
Bahl ber ÜWiffionäre 2 2<br />
Katefeten, ©fitHehrer unb Sßrebiger , . 7 1 9<br />
Sßeiblif e Katef etinnen unb Sehrerinnen . . 1 1<br />
Drte, mo 3Kiffionen gehalten merben . . 10 14<br />
Unterrefibengen ber SWiffionäre . . . 2 6<br />
©roße Kirf en . . . . . . 1 1<br />
Kapelen — 6<br />
Oratorien ober Drte, wo bie ©haften gemein*<br />
fam beten 13 16<br />
Knabenffulen 3 8<br />
©füler . 25 84<br />
3Ȋbf enff ulen 1 2<br />
©fülerinnen . 5 13<br />
Katefumenen .150 700<br />
Saufen ©rtoaffener . . . • 51 200<br />
Saufen von Kinbem ber ©hriften . . . 14 57<br />
Firmungen 3 6<br />
JahreSbeiften 264 381<br />
AnbaftSbeiften 296 972<br />
JahreSfornmunionen 154 195<br />
AnbaftSübungen 224 794<br />
Sefcte Ölungen 3 5<br />
©heffließungen 1 4<br />
©jergitien . . . . . . — 13
— 228 —<br />
Aufnahmen in bie Bruberff aft vom heiligften<br />
bergen<br />
1903.<br />
—<br />
1904.<br />
13<br />
Aufnahmen in bie Bruberff aft vom SRofenfranj — 29<br />
Aufnahmen in bie Bruberff aft vom Berge Karmet 4<br />
©infleibungen in baS ©fapulier von ber Unbe=<br />
fledten ©mpfängnis - 35<br />
©inlleibungen in baS ©flapulier vom bittern<br />
Seiben — 18<br />
G. 5ß. 2o.uat.<br />
perfiett.<br />
Brief 6es apoftolifcfyen Delegaten, Bifcfyof<br />
©eneralfefretär f}erm 2Tti'lon.<br />
v<br />
an ben<br />
U r m i a b , 24. S ä n n e r 1905.<br />
©eit mehr als einem -ötonate haben in ben um ttrmiah<br />
liegenben Dörfern bie SBintereEergitien angefangen; fie brin*<br />
gen überall bie ffönften prüfte hervor. fem SDtirajtS, ber<br />
hauptfäfliffte Arbeiter in biefer Art von Miffionen, berietet<br />
unS, baß nift nur Kafolifen, fonbern auf Sßroteftanten,<br />
•Jleftorianer unb Muffen jubören fommen, wobei fif viele ber<br />
lefeteren befehren. 25te große Begeisterung, Weife vor fiebert<br />
$al)ren burf bie Anfunft rufftff er Sßopen hervorgerufen würbe,<br />
ift gänglif verff Wunben unb gwar jum 3lu|en beS Katbote<br />
SiSmuS; nift nur bie Kafolifen, weife fif jum Abfall hatten<br />
verleiten laffen, finb jum größten Seite wieber jurüdgefetyrt,<br />
fonbern fie haben auf nof viele anbere, bie früher 9^efto=<br />
rianer waren, naf fif gebogen.<br />
SDaS verfloffene $ahr war für $erfien ein Unglüdföjahr,<br />
wegen ber ©holera, weife feit bem grühjahre bis jum ©übe<br />
&erbft wütete unb befonberS unter ben -Dtufelmännern viele<br />
Dpfer forberte. Überall, ausgenommen in Sspaban, mußten
— 229 —<br />
wir bie ©röffmmg ber ©fulen verffieben ober bie ffon er*<br />
öffneten wieber ffließen. Bor ben äBeihnaf tsfeiertagen fomt*<br />
ten wir bie Sögtoge wieber verfammeln; bie ©euf e War nun<br />
Verffwunben unb wir hoffen, baß fie nift mehr wieber*<br />
lehren wirb.<br />
Obgleif bie SDfifftonäre unb bie Barmherzigen ©fwe*<br />
ftern ber pflege ber ©holerafranfen fif wibmeten, fiel bof<br />
niemanb ber ©euf e jum Opfer, ausgenommen eine neu ange*<br />
fommene ©f Wefter, neummbjwanjig Jahre alt, bie naf einer<br />
nur eintägigen Kranfheit ftarb. ©ine anbere ©f wefter ftarb<br />
einige SBofen fpäter in Teheran, aber an einer anberen<br />
Kranfhett, an ber fie ffon lange litt. $ur felben $eit ftarb<br />
unfer SUiitbruber, £err SRaffoI, in KoSrowah, vollfläubig an<br />
Kräften erff öpft.<br />
% ßeSne, C. M.<br />
Brief bes ZHifftonspriefters ^rn.<br />
in Paris.<br />
an ^rn. ZHilort<br />
25fd)ulfasJ^pahan, 24. 1904.<br />
Bei unferer Anfunft fanben wir hier eine Anzahl fatljo*<br />
Itffer gamtlien, bie man in Anbetraft ihrer langjährigen Ber*<br />
laffenheit auSgejeif net nennen fann. Aber ©ie fönnen fif<br />
wohl benfen, baß unfere SBirffamfeit bei ben ©rwaffenen<br />
nift bie reiflifften prüfte hervorbringen wirb. Bon einem<br />
gewiffen Alter an beffert man fif nift mehr. 3Kan fann in<br />
aller ©tille unb ©ebulb baran arbeiten, biefe Seute in etwas<br />
ju beffern, unb baS verfufen wir auf ju tun. Aber wir<br />
verlegen uns hauptfäf lif auf bie ©rjiehung ber heranwaf fen*<br />
ben Jugenb. Überall fefet man auf bie Jugenb bie Hoffnung<br />
ber 3«funft.<br />
Um biefeS erfehnte 3 { el ju erreifeu, haben wir unfere<br />
©fule gegrünbet, bie gegenwärtig etwa fefjig ©füler jählt.<br />
SBenn man bebenft, baß unfer ©uperior erft vor einem-Jahre
— 230 —<br />
mit neun Möglingen angefangen hat, fo wirb man ftnben, baß<br />
bie Sah* f^nell gugenommen hat. Unb bieS ift gum Stadh*<br />
teile ber anberen, fdjon feit mehreren Sauren beftehenben ©
— 231 —<br />
9leid(jeS, ift \t%i nur ber ^cwptort einer ber fiebert Statthalter*<br />
fdhaften beS perfifdfjen Jraf, 335 Kilometer füblidh von Seheram<br />
Sie Stabt liegt an ben Ufern beS «Saräeh^ub, meiner gluß<br />
in ben Bergen ber Kurben entfpringt unb fidh bann im Sanbe<br />
ber Sfßüfte Verliert Sie Sprovinj SSpaljan ift frudjjtbar unb gut<br />
angebaut; baS Klima ift eines ber gefünbeften unb gemäßig*<br />
ften von Sßerften.<br />
Sfhulfa^jspahan in Sßerften, fo genannt jum Unter*<br />
fdjiebe Von Sfchulfa im ©ouvernement ©rivan im tranSfau*<br />
faftfdfjen Siußlanb, ift eine armenifdhe Borftabt von jSpahan<br />
unb von ber Stabt burdh ^tn ßenbeh-rub getrennt<br />
Sie Borftabt Sfdhulfa jählt ungefähr 1500 ©inmohner,<br />
mar aber ehemals mehr bevölfert Sie mürbe burch einige aus<br />
bem obengenannten Sfchulfa in Slußlanb auSgemanberte 2tr*<br />
menier gegrünbet, meldhe bie an ben Soren von jspahan ge*<br />
grünbete Stieberlaffung nadh bem Tanten ihrer 2Kutterftabt<br />
ebenfalls Sfdhulfa nannten.
21 f t t f
— 233 —<br />
ru^ig miteinanber unb warten gebulbig auf ben Anfang beS<br />
©o'tteSbienfteS.<br />
3f wuß 3h nen au f f a 0en, baß bie Knaben unb äftäb*<br />
fen, bie von ber 9JJiffton unterriftet finb, jefct im heirate<br />
fähigen Alter finb; einige ©h^t würben ffon geffloffen unb<br />
anbere fielen nahe bevor.<br />
Ju einer folf en Umgebung wie h^r fterben fehr viele<br />
Kinber in jugenblif em Alter. @S vergeht faft fein Sag, wo<br />
wir nift in ber ©fule bie Kinber fagen hören: SDiefeS Kinb<br />
ift in biefer 9laft geftorben. ga bie ©terbliffett unter ben<br />
Kinbern ift in biefer ©egenb fehr groß. Unb was nof trau*<br />
riger ift, feiten fommt man zur reften Bett, um baS Kinb<br />
taufen zu fönnen. Alle biefe fleinen SBefen verffwinben faft<br />
plö$Kf • 9taf einiger 3 eit<br />
©otteS £ilfe leifter<br />
fein, btefem Übelftanbe abzuhelfen. Ju bem 3Jiaße, als bie<br />
friftlifen gamilien fif vermehren, wirb auf bie ßahl bix<br />
Kinbertaufen zunehmen. SDie getauften ©Itern Werben uns ge*<br />
wiß auf ihre Kinber zur Saufe bringen.<br />
@S ift nift nötig, beizufügen, baß bie Barmherzigen<br />
©f weftern uns bei bem SBerfe ber Befehrung ber 3M>egaffen<br />
fräftig unterftüfeen. Jhre ©orge beffränft fif nift bloß auf<br />
bie 450 unb mehr AuSfäfcigen in Ambatoabo; eine von ihnen<br />
fährt jeben borgen in einem Kahne über ben gluß, um etwa<br />
hunbert 3M>egaffenmäbf en ©f nie zu halten. 2Bie ff ön ift<br />
eS, wenn biefe SDtäbfen am ©onntag in Begleitung zweier<br />
©fweftem zum ©otteSbienfte fommen! 3Ran muß ihre Klei*<br />
ber fehen, bie einen bunter gefärbt als bie anbern. @S maft<br />
einen reijenben ©inbruö unb wirft zugleif ermutigenb, benn<br />
biefe finb bie Hoffnung ber gufunft.<br />
Am ©onntag abenbS geht eine ©f wefter balb in ba&<br />
eine balb in baS anbere SDorf, um bie Kranfen zu befufen<br />
unb fif über bie ausgebliebenen 3Jfäbf en ju erfunbigen. 35ie<br />
ganje Bevölferung geht bann aus ihren Sßohnungen, um bie<br />
Befuferin Vorbeigehen zu fehen. Unmöglif, ftf mit einem<br />
allgemeinen ©ruße von aßen loSzumaf en. 3Jlan muß naf
— 234 —<br />
— 235 —<br />
SDie Aufftänbifdhen hätten fidh beS neuen SeudhtturmeS in<br />
gort ®auphitt bemächtigt unb ihn gerftört; bie Be&ölferwtg<br />
habe fidh in bte Befestigungen geflüchtet.<br />
SDer Bortrab beS Kommanbanten Badje fam mit ben<br />
Aufftänbifdjen in Berührung, weldhe bei bent ßufammenftoß<br />
fünfzig Sote unb bei Ijmnbert Berwunbete Ahlten. Bei ben<br />
grangofen würben jtoei Unteroffiziere tierwunbetunb etwa<br />
fünfzehn fenegaleftfdhe ©dhüfeen getötet, anbere fampfunfähig<br />
gemadht"<br />
Satfache ift, baß unter ben ©ittgebornen beS ©übenS ein<br />
Slufftanb ausgebrochen ift. Btfdhof ©rouget fanbte gleidh nadh<br />
ben erften beunruhtgenben Nachrichten ein Seiegramm an ben<br />
©eneralfuperior, beS Inhalts, baß ade SKiffionäre uttb ©dhwe*<br />
ftern wohlbehalten feien.<br />
SBir werben fpäter nähere ©ingelnheiten geben. 9tadh=<br />
ftehenb folgt ein Brief vom Segember 1904.<br />
$ort Dauphin, 27. 2)egember 1904.<br />
banfe Sh^en für 3h*en legten Brief unb für bie<br />
bartn enthaltenen -Jtachrtdhten. ©ute ober fdhltmme, idh teile<br />
fie alle, jwar nicht aus bem ©runbe, ben SerentiuS anführt,<br />
fonbern aus bem ©runbe, ben uns ber heilige SßauluS lehrt:<br />
»Si quid patitur unum membrum, compatiuntur omnia<br />
membra. — SBenn ein ©lieb leibet, fo leiben alle ©lie*<br />
ber mit.«<br />
SBir waren unfererfeits in ben legten 3eüen Beugen uner*<br />
warteter ©reigntffe. Bießeicht waren bte erften nach $ranf reich<br />
gelangten Nachrichten gu beunruhigenb, aber bte Sage fonnte bte<br />
fdhlimmften Befürdhtungen rechtfertigen, obgleich burdh bie<br />
©nabe ©otteS bie Söfung noch verhältnismäßig günftig War.<br />
gotgenbeS finb bte Satfadjen: s JJiontag, ben 21. November,<br />
befanb fidh Herr ©oinbarb in älmpaftmena, als mein Siener<br />
gang verftört gu mir fam unb melbete, mehrere SBeiße feien<br />
in einer ©ntfewung von einer Sagreife hiugemorbet worben.<br />
®ie Hänbe ber Opfer würben als. ebenfo viele jum 21-ufruhr
— 236 —<br />
reigenbe Siegestrophäen burf Boten an bie umliegenben<br />
(Stämme gefanbt. 25er Stamm ber Sfomelofo fanbte am<br />
ätbenb eine ©efanbtff aft gu uns, um gu verftf ew, er bleibe<br />
uns treu im Seben unb im Sobe. ©föne SBorte, bie nur<br />
ben $we
237<br />
euf," jagte if gu ihnen, aber niemanb erwieberte ben ©ruß<br />
unb bie ©eftfier, ffon ernft genug, werben nof finfterer.<br />
Um ben Seifnam ihres greunbeS, ber am Sage vorher ge*<br />
tötet würbe, verfammelt, fümen fie auf 3taf e gegen bie grau*<br />
gofen, bie fie für feinen Sob verantwortlif mafen.<br />
SBir fefeen unfern SBeg fort, wobei wir einer 3abl &e*<br />
waffneter Seute begegnen, bie gum Begräbnis gehen, wo viel*<br />
leift wiftige ©ntfflüffe gefaßt werben fotten. Ohne ieben<br />
weitern 3^ffenfatt, wobei if nur bemerfe, baß mir meine<br />
ßeute hartnädig einen Borfprung von 500 Detern laffen;<br />
fommen wir in 3ttanantemna an, baS man in BerteibigungS*<br />
guftanb feftt; benn bie gahavalo haben ihren Befuf ver*<br />
fprofen. . .SDaS Begräbnis ift einfaf, maft aber großen<br />
©inbrutf, bie Bevölkerung von 3)?anantenina unb aus ber<br />
Umgebung nimmt baran teil, atte ruhig, faft gefammelt, in*<br />
bem fie ihre wahren ©efinnungen nof verbergen. ®aeS ffon<br />
fpät war, fonnte if nift baran benfen, in einer monblofen<br />
Sftaft naf £aufe gurtidgufehren, unb man wies mir eines<br />
von ben brei freien ßummn an. Um uns herum fflafen<br />
bie mabegaffiff en ©f üfeen, vier ©enegalefen unb SBeiber unb<br />
Kinber, im gangen bei aftgig Sßerfonen. Außen rufen bie<br />
©filbwafen bie gange Sftaft: ,,©filbwafe, auf! eins! ©filb*<br />
wafe, auf! gwei!" Unb fo fort, immer in einem anbern<br />
Sone. SDiefe ©fußgebete geben mir wieber anbere ein unb<br />
hinbern mtf am ©f lafe.<br />
3n aller grühe nehme if von bem Befehlshaber Ab*<br />
ffieb unb fehre naf Ampafimena guräd<br />
Ser Anblid beS SanbeS würbe ein anberer: bie 3Jtänner<br />
ffienen unruhig, ffweigfam, mißtrauiff. @S begegnet mir<br />
ein eingeborner Kaufmann unb fragt mif: „3Bie, »SDlortpera«,<br />
b.h- »wein Bater«, vom frangöftffen »mon Pere«, „bu<br />
reifeft ohne SBaffen? 3Bo ift benn bein ©ewehr?" — „Af,"<br />
antworte tf ihm laf enb, „baS Sanb ift ffleft, man finbet<br />
ba fein SBilbpret," unb wir trennen uns wieber. @ine halbe<br />
©tunbe fpäter hielt man unS an, aber auf Bermittlung eines.<br />
Sinnaren 70. 16
— 238 —<br />
greunbeS ließ man uns böh weüergiehen. SBir iommen ohne<br />
befonbere .Stotfc^ertfäÜCe in 2Impafttnena an;eS ift gegen 9Jtit*<br />
tag. Sobalb meine Slnfunft befamtt wirb, laufen mir grauen,<br />
Kinber unb einige greunbe entgegen, gang ftrafytenb vor greube:<br />
,,3Bie/' fo fagten fie gu mir, „mir gelten bih für tot?" —<br />
,,2Bir motteneS bir niht verfhtoeigen," fagten gwei alte<br />
grauen, „man hateS uns gefagt unb mir haben eS geglaubt/'<br />
Sie gwei jungen 3Jiäwter, bie währenb meiner 2lbwefenheit<br />
bie Miffion bewachten, waren fehr unruhig; beiin bie Seute<br />
hatten bie gange SHadji in geheimen 9iatSVerfamntlungen gu*<br />
gebradjt, gu weihen man ihnen ben gutritt verweigerte. 9loh<br />
mehr, am 2tbenb farn ein junger, einflufjreiher 3Kann gu mir<br />
unb fagte: „Su bift glütflih bavongefommen; bie 3aftmahago<br />
Wollten bih töten unb fth bann als gahaValo (STufftäubifhe)<br />
erflären. Slber einer ber t'&wen bavon ab; fte be*<br />
fürchteten,eS fönnte bann ein Vertreter ber Regierung hier*<br />
herfommen, unbeS fei beffer, bie eigene Haut gu beft&en als<br />
bie heutige." SaS flang fehr fhnteihelhaft für mih» — „Su<br />
haft auf bem gelfen 9tavinfaftn bie bewaffneten SDfänner ge*<br />
fehen? Stefe fottten ben Slnfhlag ausführen." Serfelbe<br />
Häuptling, ber mih augenfheinlih fo aufrichtig beglütfmünfhte,<br />
follte fih balb barauf mit ben 3Jieuhelmörbern verbinben;<br />
aber er bewahrte bis ans ©übe fein arglofeS, harmlofeS<br />
©efiht.<br />
Unterbeffen würbe ber Soften Sianomafana am 2. Se*<br />
gember geplünbert unb ben glammen übergeben.<br />
Sie -Jtahriht von biefen ©reigntffen gelangte, wenn auh<br />
entftettt unb übertrieben, in ber 5ftaht nah 2Impaftntena. Ser<br />
Stamm fühlt in fth wieber bte alten ©elüfte unb Neigungen<br />
erwachen unb bte Häuptlinge befhließen, fih meiner gu ent*<br />
lebtgen unb auh ihrerfeits gu plünbern. 3lm frühen SDtorgen<br />
fhicfte ih meinen «Stmntermann $eter auf Kunbfhaft aus.<br />
©r fömmt gang beftürgt in bie Safriftei gurütf, ger'abe in bem<br />
SfugenbliiJe, wo ih bte 3Keffe vom heiligen grang Xaver Xefen<br />
will. @r gögert lange, bis .er mir enblih fagt: „Sßater
— 239 —<br />
©oinbarb ift getötet." ($f erfuhr fpäter, baß biefeS ©erüft<br />
glüdliferweife übertrieben war.) $f giehe fogleif bie weißen<br />
3Jteßfleiber aus, um für meinen 3Jlitbruber bie Sotenmeffe gu<br />
lefen, inbem if mif gugleif fragte, ob if fie Werbe gu ©übe<br />
lefen fönnen. . . Sie Häuptlinge rufen in aller ©tille gu ben<br />
SBaffen unbeS ftellen fif ihrer etwa gehn im Hofe auf, wäh 5<br />
renb gwängig ober breißig bewaffnete SDtänner ftf ^iixter ber<br />
Hede verfielen, ©iner meiner greunbe fuf t mif gu verteil<br />
bigen, aber man broht ihm tnit bem Sobe unb er gieht ftf<br />
gurüd. 3lm ruft man mit ftarfer ©timme meinen Sftamen.<br />
3f fyatU eben bie heilige SBanblung fcoltenbet. nahm<br />
fogleif bie heiligen ©eftalten famt ben im ßiborium beftnb*<br />
lif en ^oftien gu mir, empfahl mif unferent Herrn unb trete<br />
vor bie guten Seute hinaus, ©ie wollen mif eher überraffen<br />
als mif offen angreifen. Ser Häuptling beginnt: „9Jtein<br />
©ohn ift in gort Sauphin; gib mir einen Brief, um ihn gu<br />
benafriftigen, baß ..." SBährenb biefer Seit ff ließt ftf<br />
ber Kreis um mif unb gwei Männer fuf en mif am H^lfe<br />
gu paden. 3ttit einem ©prunge bin if außer bem Kreife,<br />
if wenbe mif ben Angreifern gu unb frage ben einen: „SßaS<br />
wiHft bu?" @r antwortet mir nift. „©ie wollen mif töten,"<br />
fage if bann in frangöftffer ©prafe gu Sßeter; ber arme<br />
Burff e wagte ntf t gu antworten unb fenft traurig baS Haupt.<br />
3f fage bann gum Häuptling: „Su Willft einen Brief, gang<br />
gut; laß mir geit, um ben Kaffee gu nehmen, unb geht alle<br />
ins Sorf gurüd." ffopfc farift auf bie ©fulter,<br />
um fein Saubern gu iiberwinben. . . . S^mltf toerwunbert,<br />
geben bie gehn 9Jlänner enbltf naf, unb wollen ohne gweifel<br />
UvaUxi, währenb ber HaupträbelSführer mit halblauter ©timme<br />
gu feinem 9lafbar fagte: „Vaka handräres: 3b* feib gu<br />
langfam."<br />
3f nehme fogleif 5ßeter unb ben Kof ©tephan mit<br />
mir unb wir laufen nun gum gluffe, wo glüdtif erWeife gerabe<br />
ein fleiner Kahn vorhanben war. 3n einigen Augen*<br />
bliden ftnb wir am anbern Ufer unb fliehen bem SBalbe gü.<br />
16*
— 240<br />
2Bir werfen einen BItcf nadh rüöwärts ttnb fehen, baß ber<br />
Hof ber Süliffion voll von Seuten ift; wir hoffen, baß bie<br />
$piünberwtg fte einige 3eit aufhalten wirb, unb baßeS uns<br />
möglich fein Wirb, uns gu verbergen. Balb nimmt uns ber<br />
große SBalb auf. 2Btr irren barirt bis gum Abenb umher<br />
mitten im ©türme, unfähig, uns gu orientieren, ©üblich nadh<br />
gehn ©titnben eines angeftrengten SDtarfdjeS gelangen wir auf<br />
ein gelb, wo wir gwei 9Jtaniofftöcfe ausreißen, um unfern<br />
Hunger gu füllen. SBir legen uns nun unter freiem Hitnmel<br />
fdhlafen. (Segen elf Uhr gwingt uns ber Negen aufguftehen.<br />
2Bir irren nodh brei ©tunben umher ttnb ruhen auf ©teinen<br />
auS, bis ber Hahn<br />
ftnben enblich bie ©traße,<br />
bie von vielen SDtännern belebt ift, bie faft alle Sangen tragen;<br />
ein SDorf, baS wir burchfchreiten, ift noch tti
— 241 —<br />
Jn ©anft Sugia muß Sßeter innehalteu; feine güße ftnb<br />
geffwotten. ©twaS weiter werfe if meinen ißut weg, ütbent<br />
if ©tefan an baS SBort unfereS £errn erinnere: „SBer flieht,<br />
fott nifts mit ftf nehmen."<br />
@S war Montag, ber 5. SDejember; nun tnarffteren wir<br />
ffon brei Sage unb heute haben wir fünfzig Kilometer unter<br />
ftrömenbem Siegen zurückgelegt; jehn Kilometer bleiben uns<br />
nof unb wir finb in gort SDauphtn. Auf einmal melbet<br />
man uns bie ©rmorbung eines AnfieblerS aus ber Umgebung<br />
ber ©tabt, wie bie Bewohner voll gurft finb, unb wie ber<br />
Befehl gegeben wirb, fif ins gort gurüd^ugiehen, baS nof<br />
Von £errn glacourt gu Reiten beS heiligen Binjenj gebaut<br />
würbe, ©in anberer s JJiabegaffe fagt unS, baß gort SDauphin<br />
gegen Sonnenuntergang angegriffen werben foH. 9)Jein armer<br />
©tefan bälteS nift mehr auS; if gebe ihm meinen ©egen<br />
unb ein ©eff enf unb entlaffe ihn unb fefee meinen SBeg fort,<br />
feft entfflojfen, bie üftaft im SBalbe jugubringen, fallseS<br />
mir nift gelingen fottte, benfelben Abenb ttaf gort 2>auphitt<br />
ju kommen. ©lücfltferWeife famen bie Aufftänbiffen nift<br />
unb um fefs Uhr abenbs gelangen wir ins gort, wohin fif<br />
ffon bie weiße Bevölfermtg unb bie Kreolen mit vielen-äWabe*<br />
gaffen geflüftet hatten. Sie Seute von Saitanarivo, weife<br />
bie AuSrüftung beS gort fannten, glaubten, alles fei verloren.<br />
SDer Seiegraph war abgeffnitten unb jebe £ilfe nof fehr<br />
Weit, itnb wir fonnten auf etwa fünfzehn ©olbaten, bie ©f ü|en<br />
unb bie tnabegaffiff en greiwifftgen refneu. ®iefe hatten gleif<br />
ihren Kameraben aus bem Horben ben ©ntff luß gefaßt, foviel<br />
Seute als möglif ju töten unb fif bann mit ben SBaffen<br />
aus bem ©taube ju mafen! Söenn bie Aufrührer fif unter<br />
einanber verftänbigt hätten, wenn fie mehr planmäßig vorge*<br />
gangen wären, bann würben fif bie ©reigniffe beS Jahres<br />
1672 wieberholt haben, wo am Borabenb von SBeihnaften<br />
alle SBetßen hingemorbet würben. Aber biefeS Bolf hier ift<br />
nift friegeriff.
— 242<br />
Am 20. SDegeniber fommt Hilfe vom -äJieere aus., 320 Sene*<br />
galeferi mit ihren Sfaren. ©ie operieren ffon auf brei<br />
Seiten, 3$re Aufgabe ift fehr ffwierig; benn bie 9Jlabegaffen<br />
üben ben Kletnfampf aus bem Hinterhalte. SJtefyrere von<br />
ihnen ftnb gut eingeübt, beft|en Sffiaffen unb finb entfchIof[en,<br />
lieber gu fterben, als fif gu ergeben.<br />
Sehen Sie, mein hof geehrter Bater, baS ift bie gort*<br />
fefeung beS Briefes, ben if Sutten früher über bie rnabe*<br />
gafftff e Spraf e geff rieben fyabz. . . . Alles um mif ift<br />
geplünbert; würben Sie bie ©üte ^aben, mir ein Brevier unb<br />
ein gut leferlifeS SfteueS Seftament ju ff Wen? 9Jiit meinem<br />
®anfe bitte if auf meine beften SBünff e jum bleuen $ahre<br />
entgegenzunehmen.<br />
Cotta.
21 m e r i f ct.<br />
bereinigte Staaten*<br />
gaffe.<br />
Brief bes tfliffionsprieftersf}errn fljotnas an ben<br />
©eneralfupertor f)errn 2t. $iat<br />
Sa ©alle, JUinoiS, 8. Jänner 1905.<br />
Jh bringe Jhnen gum Neuen Jahre unfere SBünfhe<br />
bar . . . befonberS ben SBunfh, ©ott möge Jhnen ben grie*<br />
ben unb bie greube fhenfen, bie jeben Begriff überfteigt<br />
2BaS fann idh Jhnen greubigeS unb JntereffanteS fhret*<br />
ben? Jdh glaube, ©ie mit bem StebltngSjünger Jefu fagen<br />
gu hören: 3Jleine größte greube ift eS, gu hören, baß meine<br />
Kinber auf bem SBege ber SBahrheit manbeln.<br />
9hm mit ber ©nabe ©otteS, ih fanneS fagen, merben<br />
bte uns vom heiligen Bütgenj h^terlaffenen Siegeln unter uns<br />
gemiffenhaft beobahtet.<br />
Unfer HauS, eines ber älteften unferer Sßroving unb folg*<br />
lih von gang Norbanterifa, ift feiner erften Beftimmung treu<br />
geblieben: Ad salutem pauperum.. — 3um Heile ber SIrmen.<br />
Sie Pfarre bietet bem ©ifer ber 3Jiifftonäre immer genug<br />
Sirbett. Sluh wenn mit btefem Haufe baS SBerf ber -Dliffionen<br />
niht verbunben märe, fo mürbe fhon bie gemöhnlihe ©eel*<br />
forge vollauf genügen.<br />
Unfere ©tabt Sa ©alle gählt nur 10(XX) ©eelen, barunter<br />
ungefähr 4000 qSolen, 1200 Öfterreiher, 500 Seutfhe,<br />
300 Jtalieuer, 2200 Jrlänber; jebe Nationalität hat ihre eigene
— 244 —<br />
Sßfarre. Unfere KircheVom heiligen ^atritiuS ift aber bie<br />
wid)tigfte von allen:eS ift befonberS bie Kirche, in Welver<br />
bie Seute beizten; wir haben jebeS Sahr ungefähr 1100 Korn*<br />
munionen. Aber unfere Hauptpfarre fefct fi
— 245 —<br />
.fuiib.cn! SaS beWeifen bie großen Dpfer, weife bie Seute fif<br />
auferlegen, um pr ^eiligen SDtefe gu fommen. 9)Zitten im<br />
firengfien SBinter ftebt man Seute aus ben 9Mereien unb<br />
gange gamilten um fünf Uhr aufbref en unb mehrere -DMlen<br />
gurüälegen, um gur heiligen 3Äefe gu fommen. Siefer leben*<br />
bige ©laube geigt fif auf in vielen Seiften, wo ber 9Jiiffio*<br />
när oft bis neun Uhr abenbs im Seif tftuhl bleiben muß, um<br />
mutlofe Seelen aufguriften. Siefer foftbarfte aller ©fä^e,<br />
biefer lebenbige ©laube beS armen BolfeS, worüber ff ott ber<br />
heilige Bingeng fo fehr gerührt war, muß auf ben gleif*<br />
gültigften SRiffioitär entflammen, fo baß er gu jebem Opfer<br />
bereit ift, ja, baß er fogar fif felbft htnguopfern bereit ift,<br />
um Seelen gu retten.<br />
Seit vielen fahren geigte fif ber ©laube biefer ©haften<br />
nift mehr fo lebenbig wie im Jubiläumsjahr ber Unbefledften<br />
Empfängnis. Sie eifrigften Berehrerfittben in biefent Bolfe eben*<br />
bürtige 9taf ahmer, Weife bie feligfte Jungfrau mehr lieben als<br />
alle anbern ©eff öpfe. Kaum ^atte ber Heilige Bater baS<br />
Subtläunt verfünbet, fo fühlten fif ffon alle treuen Siener<br />
ber ©otteSmutter von Siebe gu ihr entflammt. Sie 3lnbaft<br />
nahm gu, je näher baS geft fam, unb als ber 8. Segember<br />
baS Jubiläum ffloß, ba glifen alle Kirfen ber Untgegenb<br />
einem glühenben geuerofen, von wo bie flammen ber Siebe gu<br />
JefuS unb SDtaria ausgingen. SaS Bolf ging gahtreif gur<br />
heiligen Kommunion unb in einer rül;renben 3erentonie frön*<br />
ten fie unter Sobgefäitgen bie Statue ihrer hwtmliffen<br />
Butter.<br />
Jnt Jahre 1903 gingen 4800 ^erfonen gur heiligen<br />
Kommunion; im Jahre 1904 aber 7000, alfo in Summa<br />
11800 ^erfonen.<br />
Jf fann biefert Brief nift ff ließen, mein bof geehrter<br />
Bater, ohne etwas über unfer $entralbauS Sanft 9ftaria in<br />
g5errpvilte gu fagen. SB.aS einft Herr ©tienne Von bem 3ftutter*<br />
häufe ff rieb, baS f am if auf von unferem Bentralhaufe in<br />
Sßerrpville fagen, baß es nämlif meine greube unb mein
— 246 —<br />
Seben ift, weil barin ber ©eift beS heiligen Bingeng'^errffi<br />
Alles gereift ben SKiffionären, bie einige ©tunben in biefer<br />
frieblifen SBohnung jubringen fönnen, gur ©rbauung; bei<br />
unferer spes gregis (Hoffnung ber £erbe), if will fagen, bei<br />
ben Sßgltngen unferer apoftoliff en ©fnie öerbinbet fif bie<br />
grömmigfeit mit bem latente unb bem gleiße im ©tubium;<br />
bie beffeibene Haltung ber ©eminariften, ber größere ©rnft<br />
ber ©tubirenben ; baS „suaviter in modo — fortiter in re"<br />
(milbe in ber Art unb SBeife — ehtffieben in ber ©afe)<br />
bei unferen Sßrofefforen unb SDireftoren; bie treffiifen ©igen*<br />
ffaften beS ©upertorS, bie ©roßmut beS BifitatorS, weif er<br />
feit ber ©rünbung ber ©enoffenffaft in Amerifa ift, ,bteS<br />
alles gereift gur ©rbauung. ...<br />
3lof einmal bitte if ©ott, ©ie gu fegnen u. f. w.<br />
Stomas 21. ©haw.<br />
Sa ©alle in JllinotS liegt am ref ten Ufer. beS JKinoiS,<br />
auf ber ©tfenbahnlinie, bie Von ©hicago naf diod Jslanb<br />
führt, ©ie trägt ben Stauen fconRobert be la ©alle, ge*<br />
boren in JRouen in ber -Jtormanbie, weif er bie ©egenb ber<br />
großen ©een, bie glüffe JUinoiS unb SJlifftfftppi erforffte<br />
(1682) unb im Stauen granfreifS bafcon Befift ergriff unb<br />
eS Souifiana nannte. Sie ©tabt Sa ©alle gehört gur Siögefe •<br />
Sßeoria.,<br />
^ßattintove.<br />
Brief bes ZTCiffionspriefters ^errn (D'^onoglhte an ben<br />
©eneralfuperior fjerm 2t. ^iat.<br />
Baltimore, 35. Jänner 1905.<br />
Jf fann Jhnen gu meiner großen greube fagen, baß<br />
man tu unferem £aufe inmitten unferer gahlreifen Arbeiten<br />
in ber Sßfarre fehr glüdltf lebt Außerbemhie ©eelforge in aft Käufern ber Barmhergigen ©fmeftern<br />
in ber ©tabt unb Umgebung.
— 247 —<br />
3)a ih auh * an 9e *>en SWtffumen tätig war, fo freut<br />
eS mih/ baß ä^ei ©ruppen von Sütitbrübern immer mit biefern<br />
fhonen Sßerfe befhäftigt finb unb große Erfolge erzielen.<br />
Sßie froh ^äre<br />
Sßriefter, bie gu unferem Haufe<br />
gehörten, fih ben SDtifftonen in ben ©egenben füblih *>on<br />
Baltimore, befonberS in SSirginien unb in Norb* unb ©üb*<br />
Karolina, mibmen fönnten! SiefeS apoftolifhe SBerf mürbe<br />
unferem ©rgbifhof, Karbtnal ©ibbonS, große greube mähen;<br />
benn ih famt ©ie verfthern, baß bie 3)ttffionSpriefter unb<br />
bie 33armhergigen ©h^eftern feines befonberen SßohltoollenS<br />
fih erfreuen, ©eitbern ©ie mir bie Seitung biefeS HaufeS<br />
übertragen haben, hat er uns bieS mehr als einmal bemiefen.<br />
©o g. 33. verließ er am 8. Segember vorigen Jahres feine Käthe*<br />
brate, um in unferer Kirhe ein Sßonttfilalamt gu feiern unb<br />
mit unS baS Jubiläum ber Unbeflecften ©mpfängniS in un*<br />
ferer Sßfarrfirdje gu begehen. $or bem Hohamte erteilte er<br />
vielen Kinbern unb ©rmahfenen bie heilige girmung unb blieb<br />
faft ben gangen Sag unfer ©aft.<br />
Sanf ber Sugenb unb bem ©ifer unferer -Dtitbrüber hat<br />
biefe Pfarre unferer ©enoffenfhaft fhon auSgegeihnete 3Jiitglie*<br />
ber gegeben; fehS ober aht unferer Sßfarrfinber finb jeftt mufter*<br />
hafte Böglinge in unferer apoftolifhen ©hule in ©ermantoton.<br />
SBir freuen unS, baß bie ©efunbheit unfereS verehrten<br />
SBifüatorS, Herrn 3Jfac ©ill, anhält unb baß er fein 2lmt<br />
verfehen fam ...<br />
Sh-SR- D'SDonoghue.<br />
Baltimore, im ©taate 3ttartylanb gelegen, gählt 350 000<br />
©inmohner unb liegt an ber Such* &on ©hefapeafe am atlan*<br />
tifhen Dgean; ber Hafen von Baltimore ift fehr groß unbbequem<br />
unb für ben Hanbel von großer Sebeutung. ©S ift<br />
ber ©ife eines ©rgbifhofS. — Baltimore mar ber Name eines<br />
irlänbifhen ©rafen, in ber fleinen ©tabt gleichen Namens<br />
in Jrlanb geboren; er führte bie erften Slnfiebler nah ^Jiarty*<br />
lanb. $ur ©rinnerung gab man feinen Namen auh biefer<br />
©tabt in SImerifa.
— 248 —<br />
33olit>ia*<br />
Örief öes Zttifftonspriefters f}errn §mif£Tet>CU an<br />
Jjerrn ZTtilon.<br />
Sa 30. Stooember 1904.<br />
9taf ber Preisverteilung in unferem ©eminare Von 2lre*<br />
quipa am 6. November reifte if fogleif ab, um ben ©f we*<br />
ftern in Sßuno ©sergitien gu leiten.<br />
^xxtto.<br />
Jn $uno verfemen bie ©f weftern baS ©pital vom hei*<br />
ligen Johann von ©ott. 2lußerbem leiten fie nof eine ©f ule<br />
unb ein intereffanteS Kinberafpl, weifeS manf mal aus gwei*<br />
hunbert Kinbern befteht, bie meiften Jnbianer, weife ber be*<br />
aufftftigenben ©fwefter viel gu ff äffen rnafen. SBie faft<br />
für alle Slnftalten ber ©fweftern in Sßeru forgt auf $ier ein<br />
Söohltätigleitsverein für bie Littel.<br />
2)aS $auS hat ein giemlif ff ßneS SluSfehen unb bietet<br />
eine h^tlife 2luSftft auf ben Sitifafafee, ben heiligen ©ee<br />
ber Jnbianer, ber 3800 3Jieter über bem SJteere liegt. 2US<br />
bie SBtege beS ©tifterS ber Spnaftie ber peruaniff en JnfaS,<br />
3Jtan!o 9lapac, beS ©omtenfohneS, ber fif mit SDiama Dito<br />
vermählte, h a * ker @ ee au f biz ©inbilbungSfraft ber Jnbianer<br />
einen großen ©inbrud hervorgebraft. 2luS feinen ©ewäffern<br />
waren bie ©ßtter entfprungen unb an einem feiner Ufer im<br />
©üboften, in Kopafabana, ftanb ein ber ©onne geweihtes<br />
Heiligtum unb baneben ein feauSfür bie Jungfrauen, ge*<br />
nannt -KuftaS. ©egenwärtig wirb bie reinfte Jungfrau ber<br />
Jungfrauen hier befonberS verehrt, vor allem vom 6. biß gum<br />
15. Äuguft. Jf felbft hatte ffon baS ©lüd, in biefent Heilig*<br />
tum gu beten, baS burf baS große bramatiff e ©ebift beS<br />
©alberon be la Barca fo berühmt ift. SDte ©tatue ber feltg*<br />
ften Jungfrau tft wirflif bemerfenswert; fie ift einen -Dieter<br />
hof, aus Slloeholg, Von einem Jnbianer, namens Jupangi,<br />
verfertigt, ungefähr gegen baS Jahr 1580.
— 249 —<br />
216er id) fdhweife zuviel von $ßitno ab unb ©ie werben<br />
glauben, baß Sßuno, am Ufer eines fo fd)önen ©eeS gelegen,<br />
ein anbereS ©enf ober gar bie Borhalle beS SßarabiefeS ift<br />
$uno ift nidfjt fo fchön wie ©enf, unb wenn eS bie Borhalle<br />
beS $arabiefeS ift, fo muß man jenes barunter verfielen,<br />
welkes unfer Herr als bie enge Pforte unb ben fdjmalen<br />
SBeg betreibt 3uerft muß man, um bahin ju gelangen,<br />
5000 9Jteter IjodE) fteigen unb ein Hergleibenber fonnteeS nicht<br />
ohne ©efahr wagen. 33lan barf ftch aud) nicht vor ©türmen<br />
färbten, benn bereu gibteS in 5)3uno zahlreiche unb heftige<br />
unb bie Kälte ift mandjntal recht empftnblidh. SluS biefen<br />
©rünben wädhft hier nidhts, unb felbft, was baS gleifch be*<br />
trifft, muß man warten, biseS bie Snbianer heraufbringen,<br />
diejenigen ©dhweftern, weldje gern Opfer bringen, fönnen ftd)<br />
in 5ßuno heimifch ftnben. @S ift wohl wahr, baß auch bie<br />
greuben nicht fehlen, unb tm ©pital geflieht viel ©uteS.<br />
2)iefeS Sahr würbe bte erfte heilige Kommunion ber Kinber<br />
tu feierlicher SBeife abgehalten; ©S war rührenb, bie vier*<br />
unbbreißig 'Kinber ber ©djwefiern zu fehen, wie fte mit ihren<br />
©Itern ausriefen: „D wie froh finb wir! SBir haben nie<br />
fo fdjöne 3eremonien gefehen, wie bei ber ©rneuermtg ber<br />
Saufgelübbe u. f. w." 2luch bie Kranfen hatten i^re fleine<br />
s Mffion, um fidh auf baS Jubiläum vorzubereiten, ©in 3Kif*<br />
fionär auS Slrequipa mit bem ©omherrn Bilarbe, bem eifrigen<br />
Sireftor ber SÖtarienfinber, unb bem Kaplan beS ©pitals,<br />
Dr. ©andhej, teilten ftdh in bie Sßrebigten. ®er ©eneralvifar<br />
SiiqueSme, ber ben ©dhweftern fo gewogen ift, hatte baju alle<br />
nötigen ©rlaubniffe gegeben. jebem Kranf enf aale las man<br />
bie heftige SKeffe, worauf eine 5ßrebigt folgte. 3n ber Kapelle<br />
war um 7^2 Uhr abermals heilige 5Dtefe für bie auswärtigen<br />
SDtarienfinber, bie Beamten unb bie ©chulfinber.<br />
Kurje 3eit nadh biefer zweiten ^rebigt begab fidh &er<br />
•JJltfftonär in bie ©d^ule, um KatedhiSmuSunterridht zu halten,<br />
währenb ber Kaplan burdj bie ©äle ging unb mit ben<br />
bianern, weldje nidht fpanifdh verftanben, in ber Samara*
— 250 —<br />
fprafe rebete. Am Abenb waren btefelben Übungen wie am<br />
borgen: Katef iSmuS, Sßrebigt unb ©egen mit bem Aller*<br />
heiligsten. Sie prüfte ber fleinen SWiffton waren überaus<br />
erfreultf e, nift nur bei ben SDiarienfinbern, fonbern auf bei<br />
ben ©f ulfinbern unb ben Kranfen. gaft alle Kranfen beif*<br />
teten, barunter auf einige, bieeS feit langer gelt nif t mehr<br />
getan hatten. Arme Seute! fie Waren naf ber Seift fo<br />
glüdlif, baß fie ben 3Jlifftonär fünf* unb fefSmal umarmten<br />
itnb am folgenben Sage t>or ihm nieberfnieten unb ihn baten,<br />
bof nift fortzugehen ober bof wieberzufommen. SBte gerne<br />
fontmt er in ein £auS zurM, wo man ©uteS tun fann unb<br />
wo bie ©fweftem fo eintraftig unb im Sienfte ber Armen<br />
fo eifrig finb!<br />
Ju Sa Sßaz ftnb bie SBerfe ber ©f weftern fehr toerffie*<br />
ben, benn fie leiten bafelbft fein ©pital, fonbern ein iQofpiz<br />
für Jnfcaliben unb ein £auS ber Barmherzigfeit. SaS ftäbtiff e<br />
©pital fteht unter ber Seitung ber Annaffweftern. SaS<br />
£ofpijt>om heiligen Jofef, öon ben Barmherzigen ©f Weftern<br />
geleitet, würbe t>on einem 5ßater Stefolleften gegrünbet; er hieß<br />
Sßater ©ans unb hatte bei Beginn beS SBerfeS nur fünf 9ie*<br />
alen, b. i. fünfzig ©entimeS (af tunbtrierzig geller). ©S gelang<br />
ihm aber, einige wohltätige ^erfonen zu finben unb fcon ber<br />
Regierung baS £auS ju erlangen, baS bie ©f weftern gegen*<br />
wärtig bewohnen. Auf eine ganz außergewßhultfe, höhere<br />
SBeife erteilten bie Obern in SßariS il;re ßuftimmung zu bem<br />
Pane beS Sßater ©ans unb fanbten mehrere ©fweftem ab,<br />
bie ganz auf bie göttlif e Borfehung angewiefen waren. Sie<br />
Dberin beS SBaifenhaufeS in Arequipa, ©fwefter Angelifa,<br />
Weife bie Bifitatorin, ©fwefter Borba, bei ber ©rttnbung<br />
beS Kaufes hieher begleitete, erzählt oft batton, wie groß bie<br />
Armut ber erften ©fweftem war. Aber ©fwefter ©tefanie<br />
Bouf et, bie erfte Dberin, half mit ihren perfßnlif en Mitteln<br />
kern SUlangel allmählif ab, fo baß fie mit Sieft ben Sitel
— 251 —<br />
ber ©tifterin verbient. Siefen Sitet hat ihr auh bie gange<br />
©tabt Sa am Sage ihteS SegräbniffeS (fie ftarb am<br />
21. Juni 1901) guerfamtt; ihr Seidjengug glich nah *>ent<br />
Seugniffe ber bamals anmefenben ©h^eftern mehr einem<br />
Sriumphguge. 9ioh jefct fpriht man in allen gamilien von<br />
©hmefter Stefanie, bie man nur „bie Heilige" ober „unfere<br />
gute 3Jtutter" nennt.<br />
Jefet, nahbent baS H^fpig gmeiunbgmangtg Jahre beS33e*<br />
ftanbeS gählt, beginnteS fth eines gemiffen Wohlergehens gu<br />
erfreuen. Ser ©emeinberat meift ihm eine monatliche Nente an<br />
unb bie Ktnber geminnen burh i^e ©tri(f* unb Slumenarbetten<br />
einen Seil beS nötigen SebenSunterhalteS. Stüh bie SBermäht*<br />
niffe gugunften beS £oft>tje3 nehmen all mählich gu unb ber<br />
SStfhof berfiherte mih/ baß biefelben fih noh wehren mürben.<br />
Sie SBermaltung beS Heftiges ift ben ©h^eftern fehr<br />
mohlgeftnnt. Ser ^räftbent berfelben ift ber Soml;err Jofef<br />
SBtihael 9Mina, ber Sefan beS Kapitels, ber ben beiben<br />
gamilien beS heiligen SStngeng febr gemogen ift unb bem mir<br />
viel Sauf fhulbig finb. Herr Julian ©iSneroS, ber ©ha&=<br />
meifter ber SBermaltung, ift einer ber beften ©hriften unb ben<br />
©htoeftern überaus gugetan. Sie patres Nefotteften haben<br />
bie Siebe beS Später ©ans gu biefer SCrtftalt geerbt.<br />
SaS HauS ©t. Jofef be Sa Sßag. ift mirflih intereffant.<br />
2tn ber Pforte begegnen ©ie einem Jnüalibeit ohne Seine; er<br />
hat auh eine Hanb tterftiimmeltunb tarn auh fein fcerftänb*<br />
liheS Sßort aussprechen. 2lber ih öerfthere ©ie, baß er fein<br />
2lmt gut berfieht unb baß ih feine ©lode nötig habe, um<br />
mettte Slnfunft ober mein SBeggehen gu melben. ©obalb er<br />
mih fteht, beginnt er gu fingen unb gu rufen: 3Jtanfif, 3Kan*<br />
fif u. f. m., fo fehr freut er fth mih gu fehen, unb ih ber*<br />
fthere ©ie, baß auh meinen guten 9Jianfif gerne fehe.<br />
©obalb ©ie eintreten, bemerfen ©ie anbere Jnfcaliben, ©tumrne,<br />
Slinbe, Saube, SSerftümntelte unb maS meiß ih aHeS. NihtS<br />
fehlt ba, felbft niht bie Jrrftnnigen, bie in biefe BuftuhtSftätte<br />
beS ©lenbeS fontmen. 5Jtan befhäftigt fie fo gut man famt;
— 252 —<br />
fte helfen fif gegenfettig, unb einige mafen fogat Blumen<br />
für bie Kirf en.<br />
Sßeiterhin befinbet fif ber Hof unb bie für bie grauen<br />
beftimmten Näume. D wie fehr ffnürt ftf baS gu*<br />
fammen, Wenn man biefe armen ©efföpfe fieht, ohne ben<br />
©ebrauf ber ©lieber ober blinb, weife wieber von anbern<br />
Berfrüppelten ober Stummen bebient werben. @S tut einem<br />
weh,<br />
unb bof, wenn ©ie am Namenstage ber<br />
Dberin in bem ff ön geff müdten Nefeftorium fehen fönnten, wie<br />
bie Blinben fre Komplimente maf en ober wie bie ©tummen<br />
tangen, ©ie würben bavon gerührt unb ©ie würben fagen, ba§<br />
ber heil. Bmjeng mit bem Haufe von SaSßag gufrieben fein muß.<br />
Nahe bei ben SBohnräumen ber alten grauen befinbet<br />
fif bie Krippe, wo bie ©fweftern bie Meinen Kinber auf*<br />
nehmen, weife fie ntanfmal an ber HauStüre ober vor ber<br />
Kirf entüre finben. Oberhalb befinbet fif baS Sftäbf enwaifen*<br />
hauS, baS in brei Abteilungen geteilt ift. ©S ftnb ihrer fünf*<br />
unbaftjig. 3Jlan nimmt bie 3Jtäbf en nift vor bem gehnten<br />
Jal;re auf unb fie miiffen bis gum eimmbgwangigften Jahre<br />
bleiben. Naf biefer Seit wollen mehrere, bie ©efahren ber<br />
SBelt erfennenb, im Haufe bleiben bis gu ihrer Berehelifung.<br />
Sßte fehr wäreeS gu wünffen, baß man fie hier behalten<br />
ober wenigftenS jeben Sonntag wieber verfammeln lönnte, um<br />
fte fo nof ferner gu bewahren unb baS SBerf ber ©rgiehung<br />
fortgufefcen. ©tntge bleiben ba unb beffäftigen fif mit ber<br />
Berfertigung von Blumen.<br />
®aS KnabenwaifenhauS ift ebenfalls fehr beträftlif, eS<br />
gählt fiebgig Knaben, ©effidte 3Keifter fommen von aus*<br />
wärtS unb unterriften fie in ben verff iebeneu Hanbwerfen:<br />
©fneiber, ©fufter, Bufbru<strong>der</strong>, Simmerleute u. f. w., alle<br />
Hanbwerfe finb h^ vertreten. SDiefe Abteilung ift eine fleine<br />
©tabt. Jf braufe nift gu fagen, baß ba reges Seben herrfft,<br />
benn bie bolivianiffen RnaUn finb fehr gewedt.<br />
grau ©lavijo, eine eifrige ©hriftin von Sa $ag, hat am<br />
25.SDegember 1895 neben bem SBaifenhaufe ein großes, ge«
— 253 —<br />
räumiges Afhl gegrünbet, baS fif in jeber Beziehung mit<br />
ben Slfylen ©uropaS meffen kamt. £ieher fommen fcorn15. 3)e*<br />
gember bis gurn 15. Dftober bierhunbert Kinber, um ba bie<br />
erften AnfangSgrünbe ber Religion unb ber ©fulkenntniffe<br />
ju erlernen. Jn Sa ift man erftaunt über bie gortff ritte,<br />
melfe bie Kleinen im Sefen unb ©fretben mafen, worin fie<br />
oft ältere Kinber übertreffen.<br />
Aber ein intereffanteS SBerk bleibt uns nof übrig, treten<br />
©ie in ben £of ein; biefer Dfen, ben ©ie ba fehen, ift ba*<br />
für beftimmt, ©tärke gu kof en; biefe 5Jtenge fcon Keinen Bügel*<br />
eifen, bie ©ie auf bem Dfen bemerken, wirb balb fcerffwin*<br />
ben. ©twa Hubert kleine Jnbianermäbf en werben kommen<br />
unb fie nehmen, um bie geftem gewaff ene SBäff e gu bügeln.<br />
2Bie intereffant ift eS, biefe armen Kinber naf inbianiffem<br />
©ebraufe, baS Reifet, mit nackten Beinen, baS Kleib bis an<br />
bie Knie aufgeffürgt unb einen kleinen runben £ut auf bem<br />
Kopfe, arbeiten gu fehen. Biele fcerftehennift fpaniff, fon*<br />
bem nur Atymarra unb oft miffen fie kein SBort t>on Religion,<br />
©ie finb im &ofpig aus fcerffiebenen ©rünben; aber einmal<br />
eingetreten, können fie erft mit einunbgwangig Jahren wieber<br />
austreten. Jntereffant ift eS, fte am ©onntag gu fehen, wie<br />
fie mit etwa gehn kurgen Joppen bekleibet unb mit einem grell*<br />
farbigen ©fal geffmücft, inbianiffe Sänge aufführen, weife<br />
fehr wef feireif, aber burf aus anftänbig finb, ja fogar etwas<br />
©effmeibigeS unb Anmutiges an fif haben.<br />
2Benn ©ie nof bie Kirf e anfehen wollen, fo haben ©ie<br />
alles gefehen, ttnb ©ie werben gugeben, baß bie aft ©fWe*<br />
ftern in SaSßag nift müßig bleiben. Jf habe Jhnen aber<br />
nur bie Beffreibung beS Kaufes geliefert; was erft, wenn<br />
if Jhnen au,f feine kleinen gefte ffilbern könnte? ©ewiß<br />
würben ©ie auf baS &ofpig öotn heiligen Jofef bie reiflif*<br />
ften Segnungen ber feligften Jungfrau unb beS heil. Bingens<br />
herabflehen.<br />
©mit -Jtet>eu.<br />
Sßuno, eine ©tabt in Sßeru, bie &auptftabt beS gleif*<br />
namigen BegirkeS, liegt 915 Kilometer füböftlif fconSima,<br />
Slnnalcn 70. 17
— 254 —<br />
na^e am weftlichen Ufer beS SEitifafafeeS. ©S ift eine ©ta*<br />
tion ber Bahnlinie 3Jlollenbo*3lrequipa*Sa bie gahl *>er<br />
BeVöHerung beträgt 6500. SDie ©orbifferen teilen baS ©ebiet<br />
von Sßuno in jtoei Seile. ®ie ©egenb ift an ^flanjen unb<br />
3Kineralten fehr reidj. ©S ift ber ©ife eines BifdjofS.<br />
Sa-Sßai, eine ©tabt in Bolivia, bie frühere Hauptftabt,<br />
ift ju untertreiben von Sa in SJieEifo, Hauptftabt von<br />
Unter*Kalifomien. ©ie liegt 422 Kilometer norbweftlid) von<br />
©ucre ober ©huquifica, ber gegenwärtigen Hauptftabt.SDen<br />
Namen „Sa Sßaj", baS heißt, ber griebe, hat bie ©tabt jum<br />
Slnbenfen an ben ^rieben befommen, welker auf bie Nieber*<br />
läge beS ©onjaleS pjarro folgte. SDie ©tabt gählt etwa<br />
40000 ©inwohner. SDie ©ifenbahn verbinbet SaSßag mit<br />
ber Küfte beS ©tillen DjeanS über Arequtya unb Sttollenbo.<br />
©S ift ber ©i£ eines Stföof*.<br />
• Unfere Vetfiothettett.<br />
^Hißonaxe.<br />
jjiame. SfaM. itaitb.<br />
J-t »<br />
w<br />
Ä<br />
1904.<br />
1. pr. Boscat £ubnrig fef<br />
peter — (Sfjina n 35 19<br />
8. p.
— 255 —<br />
Kftrglih ftarb im Futterraufe in gSariS Herr §Haxb<br />
hoffet, bem bie Kongregation ein mistiges 33uh verbanft,<br />
nämlth baS Seben beS Herrn Johann SSaptift Stiemte, vier*<br />
geinter ©eneralfuperior. SRan weiß, meldje mistige Nolle Herr<br />
Stiemte bei ber Neugrimbung ber ©enojfenfhaft im 19. Jahr*<br />
hunbert fpielte; Herr Noffet betreibt fein Seben in Ilaren<br />
Bügen, bie SemetSftüöe finb genau angeführt unb verleiben<br />
bem Suche für bie allgemeine ©efhicfjte ber Kongregation einen<br />
bleibenben Sßert.<br />
©r fdjrieb auh ein anbereS Sud), welkes für bie ®e*<br />
uoffenfhaft von großem Jntereffe ift, nämlth: Nachritten über<br />
baS Seben ber ©hriftfteller ber Kongregation ber SÖtiffion<br />
(Notices bibliographiques Sur les 6crivains de la Congregation<br />
de la Mission). SDarin geigt er, baß bie SNitglieber<br />
einer ©enoffenfhaft, bie fth gum großen Seile bem Unterrichte<br />
ber angehenben Sßriefter mibntet, ber SSiffenfhaft burhauS<br />
niht glethgültig gegenüberfteht. SDaS 33uh legt auh $eug=<br />
niS ab von bem auSgegeihneten SBiffen beS S3erfafferS. Herr<br />
Noffet hatte fein Sud) als erften Sanb begeihnet, ber alfo<br />
eine gortfefcung ermarten Heß. 3lnftatt ben gmeiten 33anb in<br />
Angriff gu nehmen, hätte er lieber ben erften Sanb bejfer<br />
umarbeiten motten; er hatte bie Slrbeit angefangen, aber er<br />
mürbe burh bie Abnahme feiner Kräfte an ber Sottenbung<br />
biefer Arbeit gehinbert; er hat jeboh ntanheS Material hiefür<br />
hinterlaffen.<br />
gerner fdjrieb er mährenb fernes gmangigjährigen Slufeitt*<br />
halteS in 3lngouletne eine ©efhihte beS ©eminarS biefer<br />
©tabt. ©ein 2Berf ift auh Me „©rflärung ber SetrahtungS*<br />
methobe gum beS ©eminarS von Sa Noheße". @S<br />
ift bie gufammenfaffung ber Untermeifungen, melhe Herr<br />
Noffet als ©uperior von Sa Nohelle feinen Böglingen gege*<br />
ben hatte.<br />
3Iuf ber SSerfammlung ber ©uperioren ber ©eminare im<br />
3Jlutterhaufe in SßariS im Jahre 1894 mürbe ber Sßunfh<br />
auSgefprohett,eS tnöge ein ©ebetbuh für bie ^riefterfeminare<br />
17*
— 256<br />
Qett «fcuarfc Hoffet, tffiffionspriefter (I83X-X905).<br />
bie unter ber Seitung ber Kongregation ftef;eu, verfaßt werben,<br />
©olfe SBünffe bleiben oft unfruchtbar, baeS an einem'<br />
SDtanne fehlt, ber bie feanbans SBerf legt. Aber Herr hoffet<br />
fühlte fif angetrieben, biefeS 33uf in Angriff ju nehmen,<br />
weif eS, wohl fleitt an Umfang, bennof viel Klugheit unb<br />
Erfahrung vorauSfe^te. Jm Jahre 1895 erffien bie erfte,<br />
unb im Jahre 1899 bie gweite Auflage beS BufeS „Manuel<br />
de pi6te a l'usage des seminaires diriges par les pretres<br />
de la Congregation de la Mission: Hanbbuf von ©ebeten<br />
jum ©ebrauf e ber ©eminare, bie unter ber Seitung ber Kon*<br />
gregation ber 3Jliffion ftehen. Jm Jal;re 1896 erffien eine<br />
italieniff e Überfefeung biefeS Buf eS, jebof ohne jlebe Bemer*<br />
fung, baß baS S5uf aus bem granjöfifdjen itberfefet fei.<br />
Sie Jahre, bie er in Angouleme jubrafte, verflogen ihm<br />
angenehm unb ffnell (1856—1878). Sann würbe er pro*
— 237 —<br />
feffor ber Geologie im Seminar oon 6t>reur (1878—1885),<br />
bann Superior im Seminar üoit Sa Siofelle, in weifen<br />
Stellungen er überaß fehr geffä
— 258 —<br />
JJatne. ÄlaW. ^Sitnö. Äßrr. SSmif.<br />
3aDre Sabre<br />
3fturto3 (Santanber (Spanien 40 17<br />
UTartini IHaria<br />
Stalten 67 40<br />
(Suers JTfaria $onftantinopel Xnvitt Würfel 67 45<br />
perbßvnsfa genobia SBarfdjau SRuff.^olen 68 44<br />
(Efsner ITTartanne<br />
76 59<br />
(Dtfyon rfiagbalena Setngnac tt granfreidö it 74 35<br />
0foren %Iena Öfterreid) 23 10 2».<br />
SBubapeft Ungarn 35 11<br />
IDiecfyorosfi pcmbelte IHaria 2lnna (Santiago (Sljile 71 52<br />
Decoopmann ITTarta Söoefcfyepe $ranfreicfy 41 17<br />
UToley Hntta So£ Ingereg $er. Staaten 56 37<br />
®'£>ogan Hmta ^Baltimore<br />
55 27<br />
Haels IHagbalena 2lrra§ $ranfreid) it 27 6<br />
Katfe Klara S8eutf)en ©eutfd^olen 36 15<br />
(Sascori IlTana SBerfai Ke* granfreidj 66 38<br />
23affantine ITCarta «uffalo 33er. (Staaten 72 47<br />
Pau 3uftitta 5lmten3 granfreicfy 65 44<br />
Ulbert (Eftfjer<br />
Berntes<br />
25 1<br />
Byssetüsfa ^ebmtg äöarf djau Sfoiff.^olen tr 28 4<br />
Däuser UTargareta Sllengon granfreid) 74 49<br />
Dan 2(sfdje pauline £)eutfd)tanb 65 43<br />
&yerbe (Erilogia 9Jtobrib (Spanten 42 22<br />
(fcrnanbej UTaria Teneriffa Äan. Snfern 43 16<br />
€smort3 Hlaria SSalbemoro (Spanien 28 8<br />
pujol UTaria<br />
3)iabrib<br />
65 43<br />
Sinet Illaria<br />
(Sant'Stgata be' n<br />
©oti Italien 83 57<br />
(forrcp ^elena<br />
Deoergranne Klotilbe<br />
Söaftimore<br />
ßonftantme<br />
$8er. Staaten 52<br />
SUgter 68<br />
28<br />
41<br />
Segftelb ©nglanb 39 15<br />
pigeontteau (Sreen Unna 2higufta (Santiago<br />
67 48<br />
Diofot XTTaria Sitte ©1)ie granfretd) 29 2<br />
Delrieu Simaine Sftiont<br />
73 49<br />
Delaire Karta SBerbun<br />
tt<br />
tt 74 51<br />
pauly cEIifabct^ 23etfetancf>e SJeutfdtfanb 21 4<br />
Sanrey Delphine ß'Öap granfreid) 79 57<br />
Strefel IHarta ©mmitsBurg $er. Staaten 65 40<br />
23a*rera Stefanie ©uatemafa<br />
65 34<br />
n
— 259 —<br />
Jlatne* $>tabt ^attö. mux. 2Bmtf.<br />
3aDrc Saljre<br />
De Beaurepaire IHarta SBorbeaus granfreicf} 35 16<br />
(E^abefauj ^franjisla // 55 26<br />
Currett IHarta<br />
3u^el 2luguftine<br />
©aint SouiS<br />
ßrafau<br />
$er. ©taaten 62<br />
Öft^olen 79<br />
44<br />
60<br />
IHontero IHaria ^ampelona ©panien 60 36<br />
(fabregat Cfjerefe ©antanber tt 61 31<br />
2lrbannv IHagbalena Seon u 81 58<br />
De 3parragutrre ©an ©e&aftiano II 28 2<br />
Barberta IHarta 9ftabrib II 40 19<br />
Sifoatici
— 260 —<br />
jHatite. MM. üattb.<br />
3al>re SMve<br />
©tutanoöa Stalten 68 49<br />
V\gna<br />
(Saltier 3ofefttte<br />
feiertet<br />
Söart<br />
81 63<br />
Danauj IHargareta ßuBa Algier n 58 34<br />
2Iuftruy 2lmta granfreief) 79 51<br />
Beaub ^ranjtsfa •Jftuftaplja Sllgier 77 • 57<br />
IHilltot Sufanna Slrequipa ^eru 30 7<br />
P030 IHaria Sa Söolima 69 43<br />
(Setgfer £uife ®ras ßfterreidj 62 31<br />
£yn
— 261 —<br />
Paine. MM Jattb. mux. 2ßmtf.<br />
Öö^rc 3af)ve<br />
Herta £u3ta £ttrtn Starten 78 51<br />
2tubry Klementine S'foag granfreiefj 45 17<br />
Saje Ugnes ©ras Öfterreicf) 26 8$.<br />
Cabilfjac pauline ©ahtte Steine granfrettf) 38 15<br />
Duhamel IKaria Stile n 67 47<br />
$olt IHaria 33aftitnore SBer. ©taaten 64 22<br />
Conbeyrettc IHaria ©fjambon granfreidj 63 39<br />
Stiebor 2ftnelia mn-Mm* Seutfcfjlanb 85 53<br />
Daüefe IHagbaletta ^ijga [Sage granfreitf) 67 44<br />
Houbinet Haimitnba ©t. ©ermain en » 70 44<br />
De Bernts IHaria £outoufe ii 67 46<br />
prabmes HTaria ^au ii 32 7<br />
IHurpfjy Katharina 23rentrooob ©nglanb 53 27<br />
Croja IHaria £urin Stalien 53 33<br />
iferro Katharina it n 80 59<br />
2tböytt3 Jttarta 33atbemoro ©panien 18 92JI.<br />
£ope3 Cfjomafa Bermel n 31 13<br />
IHanrique (Djeobora •Jftabrib 52 24<br />
„<br />
Höbrtgue3 (Emtnamtela ©abi£ 47 19<br />
Harreiro Harnona Seganeö H 82 59<br />
Cremolet Ittaria Manama 2lmert!a 35 14<br />
£iotanb IHarta Safourguette granfreidj 46 22<br />
Burgfyo^er IHaria @r aj Öfterreid) 23 1<br />
Bertinetti Angela £itrin Stalien 41 17<br />
Patt'^uele £uife 9)lont©aint3ean Belgien 51 33<br />
poitout 3ofeftne SÖa^ia [que Söraftltett 61 32<br />
Heybeüet IHarta (Sljäteau I'©oe* granfrettf) 66. 42<br />
Cattfjan IHarta Unna ©aint 2ttid)el Sirgier 67 47<br />
Beffe IHarta Sgon [Sage granfrettfj 53 31<br />
£e £atttttc IHaria ©t. ©ermatn en 1 | " 30 7 -<br />
IHihm 2Ile£anbrina II 46 21<br />
feltj IHarta @mmitt§5«rg $er. ©taaten 78 55<br />
£e IHfyeruyer Klaubina Sog 2Inbe3
— 262 —<br />
(Erinnerungen ber fongreijation kr<br />
Mxffxon.<br />
@S ift für uns eine Befriebigung unb auch ein 2lft ber<br />
Sanlbarfeit (weldje Sugenb ja bem ^eiligen Binjenj fo teuer<br />
war), jener ju gebenfen, meiere un£ felbft ober unferer ©e=<br />
noffenfcfjaft burch ihre Slufmunterung, ihre Beiftriele, mand^<br />
mal auon §t. §li** (1709—1761).<br />
Ser ©eneralfuperior £err 2lnton ^acquier tut in feinem<br />
3fhutbf
metria 30ftfet irii"n uon Uranbis= Sttl~rtmbtrg<br />
(\109-l16l).<br />
Wlaria Sofefa tuat 3unt unntitteloaren ;Dienne bet staifertn<br />
~lifabet9, her fünftigen stönigin bon Ungarn, aUßerfel)en.<br />
~Utd) ~ermittlung heß Staiferß It1tb her .Raiferin nermä'9Ite<br />
fie ficQ im ~al)re 1727 ndt ~ofef non ~alma::&rtoi~, 9Jer~og<br />
'Oon ~t. ®Ha~, ~atri3iet bon ~ea~e(~ her hamal~ in ~ien<br />
\Dof)nte unh mit feiner neuen ®etnaf)lin balh nacQ 9'leal'eI<br />
autüctfe9tfe, \110 er enttoeber ant ~ofe bCß stönig~ bon 91eapeI<br />
ober auf feinenl 2ef)e~1~gute 6t. ~fia~ rool)nte. ~ort f)atte<br />
Nun bie S;}er30gin '0011 ~t. ®Iiaß @elegenljeit, bie miffiott~::<br />
~tiefter fennen 3lt lernen, \1)oburd) fie (lUd) ben l}eiI. ~in3en3<br />
li9äten lernte. ;niefe ®inaeIl)eiten finh einer 2eoen~gefc9i~te<br />
ber frommen ~ame entnoll1men, u1eld)e in 9'leapel im ~al}re 1763<br />
gebtucft tDurbe.<br />
~iefe~ ~ltd} ift betitelt: Vita della serva die Dio, Maria<br />
Giuseppa contessa die Brandis Starenberg, duchessa di<br />
Sant Elia; 2 edizione, da Salvatore Aula: 2eoen her i)t~
— 264 —<br />
netin ©otteS 3Jlaria Jofefa, ©räftn von VranbiS ©tahrem*<br />
berg, Hergogtn von ©t. ©liaS. 3)aS in SßariS vorhanbene<br />
Somplar ift nodj mit* einem ^anbfd^riftli^ert Sln^ang beS<br />
3JüffionSpriefterS Herrn Jofef Angelus SNart, beS (SeelenleiterS<br />
ber ©räftn, verfemen, morin er einige unveröffentlidhte<br />
$üge ihrer Xngenben unb mehrere ihrer gürfpradje guge*<br />
fchriebene ©nabeu ergäbt<br />
Nun vernehmen mir, mie Herr Jacquier meiter über bie<br />
fromme SDame fchreibt: „SBährenb ihres langen 2lufenthalteS<br />
am Hofe von Neapel bot fie in allen SCugenben baS glängenbfte<br />
Veifpiel. ©ie mar eine von jenen ftarfen grauen, voll Ne*<br />
ligion, ©lauben unb grömmigfeit, meldte ©Ott in feiner Varm*<br />
hergigfeit ber SBelt vorftettt, unt ihre ©ottlofigfeit unb ihre<br />
©ittenverberbmS gu befdhämen. S)iefe Same hatte fich burch<br />
i^re grömmigfeit unb Sammlung, burch ihre Verachtung aller,<br />
felbft ehrbaren Vergnügungen, burdh ihre SoSfchälung von ber<br />
2Belt unter ben tugenbhafteften Samen ber ©tabt unb beS<br />
föniglichen HofeS bie größte Sichtung ermorben. 2)er heilige<br />
Vingeng von Sßaul mar in befonberer SBeife ihr ©d)ü|er unb<br />
gürfpredjer, unb fie hatte gu ihm eine innige unb grünbliche<br />
äfabadjt @r mar ber Vater; um ihn hierin nachzuahmen,<br />
nahm fie bie 2lrmen in ihren Sßalafi auf, ber in ber golge<br />
mie ein ©pital mürbe, mo fie mit eigenen Hauben bie SBun*<br />
ben berfelben verbanb. ©ie rief ben heiligen Vingeng mit<br />
außerorbentIi
— 265 —<br />
an ben guten Sßerfen ber Kongregation teilzunehmen, unb<br />
erlangte baS Privilegium ber Affiliation; ebenfo liefe fie fif<br />
in bie Berfamntlung ber Barmherzigen ©fweftem als afftliiers<br />
teS 3Jiitglieb aufnehmen, ©ie h^ Äleib. ber Barm*<br />
herzigen ©fmeftern erlangt, in welfem fie fierben unb in<br />
ber SUrfe ber 9KifftonSpriefier in Neapel begraben merben<br />
wollte. @S ift um fo gerefter, für fie zu beten, ba auf fie<br />
Währenb ihres SebenS für jeben äWifftonär unb für jebe Barm*<br />
herzige ©fwefter, bereu £ob fie erfuhr, baS SUiefeoipfer bar*<br />
bringen liefe."<br />
©fwefter Seopolbine BranbiS, weife fif mit ihren 3Jlit*<br />
ff weftern mit ber Berfammlung ber Barmherzigen ©f weftern<br />
vereinigte (im Jahre 1851), war bie Urgrofenifte ber Herzogin<br />
von ©t. ßltaS.<br />
jitgefd)rieben btx JFiirbittc itt cljrmiirMgett toxiftÜtarillac.<br />
ÜUtufinenS, Bellegarbe, 20. SDeg. 1904.<br />
SBir h^en im £aufe eine grau, weife unS manfe gute<br />
©teufte leiftet. Bor ungefähr einem 9Jlonate ffwoH ihr nutt<br />
ein ginger unb ein Seil beS 2lrnteS in folf er Sßeife an unb<br />
würbe ganz ffwarz, bafe wir fehr beforgt waren unb bie<br />
Traufe ins ©pital aufnehmen wollten. SBährenb wir bie bazu.<br />
nötigen ©fritte unternahmen, wanbten wir uns an bie ehr*<br />
würbige Suife SUlariffac, um bereu Teilung zu erlangen.21m<br />
folgenben borgen war nun bie ganze ©effwulft verffWunben;<br />
eine eiterige glüffigfeit fonberte fif ab unb bie ff Warze<br />
garbe verging. SDie Befferung hält an unb wir lönnen nun<br />
fagen, bafe unfere gute grau geheilt ift.<br />
©fwefter 3)eff äu£.
— 266 —<br />
Siebenter littb legtet Brief Miltes BiWiotfjefars.<br />
SPatiS, 15. mxi 1905.<br />
glaube 3$nen ffon alles gefagt gu Ijäben Über unfere<br />
93ibIiot^eJ im 3Jtutter$aufe in Sßarig unb über bie 3trt unb<br />
SBetfe bereu ©inriftung. Sie bemerfen aber mit 9ieft, baß<br />
nof ein SBort gu fagen wäre über bie materielle Seite ibrer<br />
©inriftung, unb wie man e$ eingurif ten I;ätte, b&mit man<br />
aus ber Sammlung, bie man gur Verfügung l)at, auf ben<br />
riftigen 9ßu|en jiebe. ©3 ift Wa^r; if erinnere mif, baß<br />
(Sollet, unfer SWitbruber, ber Geologe be3 18. ga^unberts,<br />
ben wir in mebrfafer ^infift atö unfer SSorbilb betraften<br />
fönnen, ein fleine^ btbliograpl)iffe3 Suf ff rieb gum ©e^<br />
braufe für jene, weife nof nift bie nötige ©rfal)rung Ratten:<br />
bie SSibliof ef be£ jungen Geologen; mein Urteil ift in vielen<br />
fünften nift fo ffwerwiegenb wie baS' feinige, in einzelnen<br />
Singen I)abe if jebof auf ffon einige ©rfal;rung.<br />
I.<br />
Sa e3 ftf um bie materielle Seite l;anbelt, fo werben<br />
Sie gut baran tun, guerft nafgubenfen ttnb gu ttnterfufen.<br />
©in bibliogra^iffe^ Sttf fagt von jenen, bie blinblingS<br />
einfaufen ofyne reft gu wiffen wa3, baß fie bie auf biefe<br />
2Beife gefammelte ©rfafyrung „teuer bellen". Sa$ ift fel;r<br />
rtftig gefagt; baSfelbe fann man aber tetlweife von jenen<br />
fagen, Weife bie Sibliotbef auf eine SBetfe einriften, bie ben<br />
SBebürfniffen nift entfyrift ©ine neue ©inriftimg bebingt<br />
eine neue Sluggabe, bie man ntanfmal ^ätte vorauSfe^en unb<br />
vertneiben follen. :<br />
Sag Sofal foU troöen unb lift fein; aus biefem ©runbe<br />
foK tttän nie baS ©rbgeff oß wählen. — Sa3 Sofal fott auf<br />
genügenb groß fein.<br />
Gräften Sie, ein Sofal gu befommen, ba3 „gu groß"<br />
ift, ba£ ift baS richtige 3ftaß. Sie Stf ter l;aben von bem
— 267 —<br />
golbenen unb eifewett Zeitalter gebrochen, unb bte Strchäalo*<br />
gen fpredjen von bei' ©teinjeit unb Von ber Vrongejeit; laffen<br />
mir fte reben, mie fie motten; aber ein ©chriftftetter, ber ein<br />
Such herüber verfaßt hat, fagt, baß mir je^t im „papiewen<br />
Zeitalter" leben; baS ift fehr ridhtig. Jdh habe baS Vudj<br />
früher einmal am glußufer ber ©eine gefauft, meil mir ber<br />
Xitel fo paffenb vorfam. ©ie merbett fidh ohne 3^eifel vor<br />
ber Überflutung bttrd) baS Rapier unb burdh bk Südher britter<br />
unb vierter Drbnung unb merttofe Vrofchüren fdhü^en. 9lber<br />
tro|bem finb mir im pap lernen Zeitalter unb ©ie merbett<br />
balb feben,. baß Shre Vibliothef, menn baS Sofal Hein ift,<br />
balb überfüllt fein mirb.<br />
Söenn man bte SBahl hat, ober menn baS HauS eben<br />
gebaut mirb, fo ift in ben geiftltchen Häufern etn fehr pafc<br />
fenber Drt baS Sofal über ber Kapelle. Unfere Vibliothef<br />
hier hat ein fchöneS SluSfehen unb ich mache bie Vefucher, bie<br />
uns baju ©lücf münfdhen, barauf aufnterffam, baß mir unferer<br />
Vibliothef bemtoch feinen @hreripla| eingeräumt haben; fte<br />
ift nämlich in ben Sachräumen untergebracht; aber ber Naum<br />
ift groß itnb ©ie miffen, mie gut mir ihn ausgenützt haben.<br />
II.<br />
SBenn ©ie ftch baran madhen, bie Vü$er anguftetten, fo<br />
laffen ©ie bie gädjer nidht ft£ anbringen, fonbern vermittelft<br />
gahnleiften, moburdheS Jh^en möglich mirb, bie gädher enger<br />
ober meiter ju madhen. SBenn bie gädher angenagelt finb,<br />
merben ©ie oft in Verlegenheit fontmen.<br />
©lüdfltdh bamt ber Vibliothefar, melier bei ber ©inridh*<br />
tuug ber Vibliothef nidht auf bte frühere 2lnorbnung berfelben<br />
Nüäfidht ju nehmen braudht. @S ift beffer, jenen Haufen von<br />
Vüdhern vor fidh gu haben, ol;ne Drbnung.<br />
Quem dixere chaos,<br />
Kudis indigestague lfloles. (Ovid.)<br />
Senn man ungefähr jenes 3)iaß von miffenfdhaftltcben<br />
unb bibliographifdhen Kenntniffen befifet, bie ein guter Viblios
— 268 —<br />
thefar haben tnufj, bann ift bie Drbnung in furjer 3eit het*<br />
geftellt 3Jian nimmt ein iebeS Buf he? ober man läßteS<br />
fif barreifen; am SÄufrern, am Site!, ober beim Öffnen beS<br />
BufeS erfennt maneS fogleif; unb man fagt „geh" jur<br />
Rheologie, unbeS geht, ober „fomm", unbeS fomrnt jur<br />
^hilofophie ober jur Süeratur. S)ie allgemeine Drbnung ift<br />
vorhanben unb es bleibt nur nof $ie unb ba bie Drbnung<br />
in ben einzelnen gäf ern ^erjufteffert.<br />
2)ie golxobänbe fommen ganz unten, bie Duartbänbe<br />
höher, bie Dftavbänbe nof höher u. f. w. 3Jian wirb biefe<br />
ainorbnung foviel als möglif mit ber logiff en Drbnung in<br />
©inflang zu bringen fufen, aber ber gefunbe Berftanb Der*<br />
langt biefe ©inteilung. Befannt ift baS ©ftdifal jenes, ©e^<br />
lehrten, er hiefe @ber, ber ein Opfer ber ungeffidten 2lnorb=<br />
nung feiner Büf er mürbe; er ftieg auf eine Seiter, um von<br />
ben obern gäfem einen goliobanb herunterzunehmen; er<br />
ftürjte mit feinem Bufe unb fam babei umS ßeben.<br />
3Kan mufe auf fehr barauf aften, ba unb bort auf ben<br />
gäfern leeren Sßlafc zu laffen; fonft wirb man für SHeuan^<br />
ffaffungen balb feinen Sßlafc mehr haben.<br />
®ann mufe man in £inftft auf ben anzulegenben<br />
talog bie Büf er mit $etteln verfehen; barauf fteht bie ©ruppe<br />
beS BufeS, nämlif ber Buf ftabe, ber bie ©erie anzeigt unb<br />
bie fortlaufenbe Kummer, g. B.: A, 25; ober E, 317. SBir<br />
habeneS in folgenber SBeife gemaft.<br />
SBeil ber äufeere Settel oft herunterfällt, fo haben mir bie<br />
Rahlen auf infoenbig aufgeff rieben, ©tatt eines ÖlftetmpelS, ber<br />
baS Buf beff mufct, haften mir auf bem innern weißen Blatt,<br />
bem fogenannten Borfa&papier, einen Settel mit ben Buf ftaben<br />
aufgef lebt, worauf auf ber Stempel beS Kaufes zu fehen ift, um<br />
ein verlornes Buf wieber an bie rif tige Slbreffe jurüdgelangen<br />
ju laffen. 3ttan zählt alfo bie Büfer von unten naf oben.<br />
9Ran fann manf e -Kümmern überbringen, um fie für neu*<br />
anjufaufenbe Büf er gu refervieren; man fann auf ben fyäter
— 269 —<br />
angefdjafften Sötern bie f$on vorhanbene Kummer eines<br />
Bu$eS anWeifen mit einem Bud&ftaben, j. B. 21a, 21c,<br />
21 n u. f. w. — SieS alles in £inficht auf ben Katalog.<br />
in.<br />
Unb wie fott man biefen Katalog anlegen? — Sa mufc<br />
man wohl viel ©ebulb haben. berufe mid) hiebei auf baS<br />
BeugniS unferer lieben ©eminariften, welche auf meine 2ln=<br />
weifung unfern Äatalog zufammengeftellt haben. 3Benn man<br />
jeboch metI;obifdh vorgeht, fornmt man gu frönen 3tefultaten;<br />
als Beugen fann ich biefelben IiebenSwürbigen Reifer einlaben,<br />
wel$e, als wir nahe baran waren, biefeS grofce 2BerI ju voll*<br />
enben, ein fleineS geft feierten, um fid) ein wenig ju erholen.<br />
3ch befi^e fogar ein paar Berfe, bie fie mir bei biefer ©ele*<br />
genheit bargebradjt haben, unb bte idj mir gut aufhebe.<br />
es ift leidet ju verftehen, warum man SUlethobe itnb ®e*<br />
bulb braucht, ©owie aus einer Staupe juerft bie ^uppe unb<br />
bam erft ber fdjßne Schmetterling wirb, in ähnlicher SBeife<br />
gehteS mit bem Katalog. Buerft mufc ber Katalog ffijjiert<br />
fein; ein jeber hat auf einem grofjen Bettel bie Bü^er einer<br />
Abteilung aufgetrieben: Xitel, Berfaffer, Sruäort, Saturn,<br />
gormat. Beim Berfaffer foll auch ber Borname angegeben<br />
fein, weil man fonft fpäter in Berlegenheit fommt.<br />
Sie zweite ©tufe ift ber Bettelfatalog. ^<br />
crjj en<br />
(fixierten) Äatalog bejei^net man ein jebeS SBort, baS ben<br />
Anfang eines Bettels btlben foll; benn man braudjt einen<br />
Bettel, ber mit bem Tanten beS BerfafferS anfängt, einen<br />
anbern, ber mit bem erften SBort beS Titels, manchmal auch<br />
einen, ber mit bem einen ober anbern wefentli
— 270 —<br />
folgenbe äRa^nung: „Senfen ©te im vorauf, was anbern<br />
nftfclif fein fßmtte." Unb if fügte bei: „SJlan muß beim<br />
Anlegen beS ÄatalogeS nift bie ätöftft ^aben, baß jene, bie<br />
ein §8uf fuf en, el ftnben fönnen..-Dieine jungen Seute<br />
öffneten erftaunt bie Slugen. 3f fügte bann bei: fott<br />
für jene, bie ein §8uf fuf en, gar nift möglif fein, ba£<br />
33uf nift gu ftnben." & Stof „Sefifon ber<br />
mogonte unb Paläontologie" von Seban, Paris u. f. tt). muß<br />
einen 3 e ttel fydberimit bem SBorte „Sejrifon", einen anbern<br />
mit bem SBorte „$oSmogome", einen anbern mit bem SBorte<br />
„Paläontologie" unb einen mit bem Sßorte „3e$an". 2luf<br />
biefe 2Beife muß berjemge, ber baS SJuf wo immer fuft, eS<br />
auf jeben gfall ftnben.<br />
SDlan f)at jefet bie ßetteln nur nof atytyabetiff gu orb*<br />
neu unb ber Katalog unter biefer ©eftalt ift fertig, ©oll<br />
man babei fielen bleiben? 9?af meiner Slnfift nein; ba£<br />
SSolfommenfte wirb fein, ben Katalog nof einmal umgttges<br />
ftalten unb einen Äatalog in Suf form ^erguftellen.<br />
IV.<br />
Ser ßettelfatalog, fo fagt man manfmal, übertrifft an<br />
Sequemliffeit ben Katalog in Sufform, Weil man bie neu*<br />
gefauften Sftf er letf t unter bie Sätteln einreiben fann. Sa£<br />
ift wa^r;eS ift aber auf wabr, baß ber $ettelfatalog t>tel<br />
letf ter in Unorbmmg fommt, wenn man nift baS befonbere<br />
Littel anwenbet, bie Settel gufammenguljeften; bann muß man<br />
aber, um ein neues S3uf einguff alten, bie Buttel auSeinanber*<br />
nehmen.; baS ift aber guvtel 3Jlübe, ber fif -Jfaf folger viel*<br />
leift nift untergiefyen werben.<br />
Sann ift ber Katalog in Sufform angenehm, Weil man<br />
auf einem Statte mit einem Slide bie gange 9leil)e ber SBüf er<br />
beSfelben SBerfafferS ober über biefelbe Materie überfein fann.<br />
Sn 33egug auf neuangefaufte Sftfer buben Wir folgenbe<br />
SUietbobe beobaftet: Ser Äatalog beginnt mit ber gweiten ©eite<br />
beS erften SlatteS; bie erfte ©eite beS gweiten SBlatteS bleibt
frei itrtb bient gum Nachtrag ber fpäter angegafften Vitdher;<br />
fo fotrbbann baS neue Such an feinem $pia£e, ber ihm in<br />
ber Neihe beS 2lIphabeteS gebührt, auf ber regten ©eite nadj*<br />
getragen. @S fann alfo bie Vibliothef verboppelt merben,<br />
bevor im Katalog ber Naum gebridjt.<br />
35er Katalog foH gut leferlt$, menn audj ntd)t faüigraphif$<br />
gefdhrieben fein; benn man fdjreibt nidjt fo fehr für ftdj<br />
felbft als vielmehr für ben Sefer. (SS ift nod) ju empfehlen,<br />
ben Katalog in Sudhform guerft tu einzelnen lofen blättern ju<br />
fchretben unb erft am @nbe einbinben gu laffen, in einen,<br />
jmei ober brei Vänben, je nach ber ©röße beS KatalogeS. Sßir<br />
haben brei ftarfe Sänbe in golio.<br />
y.<br />
Jch habe von bem atphabetifchen Katalog gefprodjen,<br />
iDeil er ber michtigfte ift unb am häufigften gu Nate gebogen<br />
toirb. ©ie merben midj nun fragen: 2BaS ifteS benn aber<br />
mit bem fyftematifd)enKatalog, ber bie Vitcher nad) bem behanbelten<br />
©egenftanbe aufführt? Jdj fage, baß, menn man<br />
$eit hat, and) bieS fel;r gut fein mirb;eS ift mißlich unb an*<br />
genehm, aber für eine Vibliothef von jel;n^ bis gmangigtaufenb<br />
Sänben, bie man ziemlich leicht itberblicfen fann, nidjt unumgänglich<br />
notmenbig.<br />
äßir habeneS getan, meil mir eine vollfotnmene Arbeit<br />
liefern mollten.<br />
3)iefe 2lrbeit hatte fchon baburch einen großen Vorf^ub<br />
erhalten, meil mir in jebeS gadj: Heilige ©chrift, Stturgie,<br />
©ef($ichte u. f. m. einen 3luSjug aus bem alphabetif^en Ka*<br />
talog legten, ein jeber gut getrieben unb gut gebunbem<br />
2Bir haben au
— 272 —<br />
für? unb mar überbieS uotmenbig, bamit eS für baS 3luge<br />
gefälliger unb zum 2Iuffufen leifter fei. ©elbftoerftänblif<br />
finb bie Unterabteilungen üerffteben je naf ben Büfern, bie<br />
man ju orbneu hat; naf biefer Bemerfung unb ba ©ie glait*<br />
ben, bafe e8-fftr ©ie ein ^ntereffe haben mirb, fo toi tt if<br />
3hnen bie Einteilung ober baS ©erippe unfere« fyftematiff en<br />
KatalogeS furj au3etnanberfe|en.<br />
A. ^eilige S^rift-<br />
1. $ejte, 2. Kouforbanjen, 3. allgemeine Kommentare, 4 befon*<br />
bere Kommentare, 5. Einleitung in bie ipeilige ©cbrift ober $bhanb=<br />
hingen über biblifcfye germeneutif unb t>erfchiebene (Schriften rate<br />
Bibelleytfon, Biblifcbe Geographie, Biblifcbe ©efcfyichte, Siteratur unb<br />
®id)t!unft ber «Bibel, SEheoIogie ber Bibel.<br />
I. Segte*<br />
1. ^oZwZotten.<br />
ße Sag, 1. — "SBaltoit (Londinensis), 2. — (Stier, 52. — Bi--<br />
gourouy, 52 a.<br />
2. $>ebxäxfc<br />
^Uifääbiung in ähnlicher 2öeife..<br />
, Wufaählurtg.<br />
8. &xxecfyifd?e ^tbeZn.<br />
4. tgateinifcfye ^SißeC«.<br />
2lufaäl)lunß.<br />
5. "zßibetn xtt ntobexnen gpxacfyext.<br />
Bibeln in arabifcber, armenifcber, mobent cbalbäifcher, beutfdjer,<br />
engliff er, fran^öfifcher, irlänbifcber, italienifcfyer, perfifd^er, polmfcfyer,<br />
ruffifcfyer, flaoifcfyer, türfifcfyer unb ungarifdjer (Spradje. ©ie fefjen,<br />
bafj unfere (Sammlung fehr mannigfach unb intereffant ift.<br />
Sarnaf fommt eine ähnltfe Sttufjfihlung ber Äonlor*<br />
bangen, ber allgemeinen Kommentare. . . Sauf biefer 9lufjäh=<br />
lung brauf t ber Sßrofeffor, ber bie ©eneftö ober bie Sßfalmen<br />
ober bie Briefe beS heiligen SßauluS gu erflären hat, nur<br />
einen Blid auf b a£ BergeifniS ber Büf er gu merfen, melf e<br />
bei ben berffiebeneit SDtaterlen angegeben finb, um ju fehen,<br />
über melfe SBerfe er gu verfügen hat.
— 273 —<br />
Samt fommen bie Tabellen für bie anbern Abteilungen:<br />
B. Siturgie; C. Buffarien unb Äongilien; D. Bäter unb an=<br />
bere Äirdjenf
— 274 —<br />
De Gratia; bann bei ber -Jftoraltfjeologie: De actibns humanis et<br />
Conscientia; De legibus; De peccatis et virtutibus; De Decalogo<br />
uub über jebeS ber jefyn (Gebote. De prseceptis Eeclesise. 2)ann<br />
de Statibus, de eorum obligationibus; de Sacramentis; enbttcb de<br />
Novissimis.<br />
®ine ähnliche ©inteilung mie bie obige für bie Heilige<br />
©d)rift unb bie Geologie baben mir auch auf bie anbern<br />
SBiffenfhaften angemenbet, mie firchltdjeS unb bürgerlidheS<br />
Necht, Phüofop&te, fünfte unb Sßiffenfchaften.<br />
Nadfjbem nun bie SUbliotljel ber bequemen 33enufcung<br />
entfpred)enb georbnet ift, erübrigt nur noch, über bie ©rhal*<br />
tung ber Drbnung gu machen. Jn feiner ©efdhidhte beS Äon*<br />
gilS von Orient führt ^Mavicint baS ©pridjmort an: „@S<br />
gibt feinen ©arten, ber nidjt von 3eit gu 3eit einen ©paten*<br />
ftidh nötig hätte, unbeS gibt fein Äleib, baS man nidht hie<br />
unb ba nachbürften müßte/' ©o muß audh bie Vibliothef<br />
nicht nur von jenen, melche für bie materielle Drbnung forgen,<br />
beauffidhtigt merben, fonbern es ift aud) baS machfame 3luge<br />
beS SWeifterS notmenbig. @r muß felbft oft bie Sibliothef<br />
buräjfehen unb fidh vergemiffern, baß^alleS in guter Drbnung<br />
ift. @S mirb il;m niemanb übelnehmen, menn er fich ein<br />
menig barauf einbilbet, menn bie Vibliothef in fdhöner Drb*<br />
mtng ift.<br />
@S ift ja mehr als je nötig, im Jutereffe ber guten<br />
©ache bie SBiffenfdjaft gu pflegen. SeShalb famnteln mir<br />
brauchbare Vüdher, mie man ehemals foftbare ©chä^e fammelte.<br />
SBir merben uns glüdflich fchä^en, toennmir, auf ben $ort*<br />
fchritt ber SBiffenfchaft bebacht, unfern Seil bagu beitragen,<br />
ihr Steht gu unterhalten.<br />
Sllfreb -Kilon.<br />
Sie anbern „Briefe eines SBibliothefarS" ftnb in folgenben<br />
Sänben ber Simulien gu ftnben: ©rfter Srief. — Über<br />
bie SBidhtiflJeit einer guten Söibli'othef. Sie Sibliothef von<br />
©t. SagaruS vor ber Revolution. — älnnalen, 33anb 67,<br />
Jahr 1902.
— 275 —<br />
.^Wetter Srief. — SWgemeiner plan unb Klaffiftgierung<br />
ber Süfer in ber Sibliotbef beS jefcigen 3JtutterbaufeS in<br />
Paris. — »nnalen, 8b. 68, ga&r 1903.<br />
dritter Srief. — Sie „Söibliot^ef ber Kongregation ber<br />
SWiffton". ©rfter Steil; Siifer, von äWifftonäten verfaßt. —<br />
Stnnalen, 8b. 68, 1903.<br />
Vierter 8rief. — Süd) er, verfaßt von SRifitonÄprieflern.<br />
(gortfefeung.) »nnalen, 8b. 68, 1903.<br />
fünfter 8rief. — äöerfe, betreffenb bie Kongregation ber<br />
3Kiffton. "Stbiiograpljie beS heiligen Singen} von Paul,<br />
ff idjte ber Kongregation unb SebeitSbeffretbungen tl;rer SRif*<br />
fionäre. Käufer ber 9Jiifftonäre unb ber Sarnf ergigen ©fwe*<br />
ftern. . . 2lnnalen, 8b. 68. $al;r 1903.<br />
©effterSrief.— ©effiftlife Duellen ber Kongrega*<br />
•tion ber SBtfjion. Slnnalen, 8b. 69, ^aljr 1904.<br />
Siebenter unb le^ter 8rief. —SDer Katalog ber<br />
Sibliotbef beS 9KutterbaufeS. ännalen, 8b. 70, Qabr 1905.<br />
Hflark freefeiigen 3ol)amt ©abriet Jleriu^rc jwjmtfhnt ber<br />
biirftigften Miftmm<br />
5er ßei&cn 3?arot(ien 5eo {jetKgen ^injenj tJon SPttuf.<br />
Paris, 21. ©ept. 1904, Sanffagung. — Sreboui,<br />
21. Sept., ein tolftigeS Anliegen. — SRontreuil für 3Jter,<br />
27. Sept., gwei ©naben erlangt. — Sa Porome bei Sßar«<br />
feilte, 29. Sept., eine Teilung. — Sft., 28. Sept., eine Teilung.<br />
^avron, 5. Dft, ©anffagttng unb 8itte. — 8ebef<br />
(Sürfei), ©abe unb Sitte. — ©baffeneuü, 12. Dft., be*.<br />
ftanbene Prüfung. — ©an SJliguel (©an ©alvabor), 18. Dft,<br />
©ri)örung. — Sarcelona, 18. Dft, Sanffagung. — 9)ion=<br />
ceau leS SDUneS, 22. Dft, mehrere ©naben erlangt. —<br />
Pouance, 28. Dft, SDanffagung. — Paris, 28. Dft, Gr*<br />
börung.
— 276 —<br />
SRoutietS faint Sean, 2. 9loü., Störung.— gumel,<br />
3, 3fa>& v Sanffagwtg. — ©atffac, 3. 5lot>., Sanffagung unb<br />
Sitte. — SjibjeUi, 4. SKoö.,beftanbenelßriifungen. — 3)lart)e'<br />
jolS, 4. Stoö., Sanffagung. — Boufignty, 5. 9tot>., Sauf*<br />
fagung. — Bogtyar,. 9. -Kon., SanJfagung. — ©iena, 7.<br />
Sanffagung. — et>ent, 8. 9toö., Teilung. — Sa Sßre*<br />
t>iör.e, 6. 9tot>., mehrere Teilungen unb Bitten.— Situbürg,<br />
9. jtoet Teilungen. — Sßouance, 10. 9lot>., Sanlfa*<br />
gung. — 5ßariS, 11.9tot>., Sanffagung.— 3lutun, 11. 9lot>.,<br />
Sanffagung. — SrotyeS, 11. Slot)., Sanffagung. — Bait<br />
leul, 12. Slot)., Sanffagung unb Bitte. — ©Ijalon für<br />
©aone, 12.9toü v Sanffagung. — 3lub ertdjicourt, 12.Sftofc.,<br />
beftanbene Prüfung. — ©aint ©ugene, 12. Stob., San!=<br />
fagungen; eine Teilung. — ©an 3JligueI (©afoabor), 18.3lofc,,<br />
©nabe erlangt — Sille, 13. SRot> v ©nabe erlangt. — SßariS,<br />
13. Slot)., (Störung. — SßariS, 14. 9iot>., $ßrüfung^eugni£<br />
erlangt. — Appietteo (^orftfa), 14. Sftofc., Sanffagung. —<br />
Sie Warfen, 17. -Wob., $mi ©naben erlangt. — SßariS,<br />
21. -Jloi)., Sanffagung. — Sagnty, 22. 9lot>., ©rfrärung. —<br />
Buenos 2lire£, Sftoü., Bitte um Teilung. — Xerlijji<br />
(Statten), 25. 9toö., Sanffagung unb Bitte. — Bannes,<br />
26. 3loö v beftanbene Prüfung. — 3töaIIon, 30. Stob., Sanfc<br />
fagung.<br />
©Anteile, 1. ®ej., Sanffagung. — 5ßartS, 6. Sej.,<br />
Sanffagung. — BejierS, 7. Sej., beftanbene Prüfung.<br />
D. be"».
( E u r o p a<br />
IJparts.<br />
IHe ibeßung ber (ierMicfjett iifaxxtfit faxefjrnmrbtgen<br />
luife Sifariffat.<br />
ir hebert ff ort früher gefagt, bafe ber Sßrogefe über ben<br />
heroiffen ©rab ber gitgenben ber ehrwürbigen Sutfe<br />
SJlarillac abgeffloffen ift. 9lun foHte auf eine Unterfufung<br />
über ben 3^ftanb ber fterblif en Überrefte ber Wienerin ©otteS<br />
erfolgen.<br />
©f on früher waren gu verffiebenen Seiten bie Über*<br />
refte ber ehrwürbigen Wienerin ©otteS unterfuft worben.<br />
SDte lefete Unterfufung fanb am 29. SJtärg 1905 ftatt. ©egen<br />
1V 2 UI;r naf mittags begab ftf ber Sßräfibent beS firf lif en<br />
©eriftShofeS, 9Jifgr. £egou£, in Segleitung ber anbern<br />
glieber beS ©erif tShofeS, breier $rgte, beS SßoligeifommiprS<br />
unb mehrerer Arbeiter in bie Kapelle ber Barmherzigen ©fwe=<br />
ftern (ßue du Bac 140), wo fif bte Reliquien ber ehrwür*<br />
bigen Wienerin ©otteS beftnben. 9Ran hatte bie bem ©rabe<br />
junäfftftehenben Banfe weggeräumt, um mehr pa£ gu ge*<br />
Winnen. SDie $Crgte unb alle, Weife bei ber Eröffnung beS<br />
©rabeS beffäftigt fein foHteit ober weife bie Reliquien be*<br />
rühren follten, leifteten am gufee beS 3lltareS ben vorgeffrie=<br />
benen ®tb. Samt fpraf 9Jifgr. Segous ben Borffriftember<br />
Slitenfongregation entfpref enb einige SBorte, inbem er gugleif<br />
erflärte, bafe jeber, ber auf nur beit fleinften ^eil von ben<br />
Stnnatcn 70. 19
— 278 —<br />
Reliquien ber Sienerin ©otteS für ftf nehmen würbe, eg*<br />
fommunigiert fei Sarauf ff ritt man unier lautlofer ©tifle<br />
gur ©röffnung beS ©rabeS. 3Wan bob ben ©arg unb [teilte<br />
i^n auf eine mit weißer Seinwanb bebedte Saut Ser Siffter<br />
beS SÄutter^aufeS ber SDfifftonSpriefier unb berjenige beS 3Jtutter*<br />
haufeS ber Sarmhergigen ©fweftern trugen ihn bann burf<br />
bie gwei Leihen ber ©eminarff weftern unb ber eingefleibeten<br />
©fweftern, bie alle brennenbe Kerken in ber iganb trugen,<br />
ben Kocribor ber Kapelle entlang in ben @£ergitienfaal, in<br />
welfem gwei mit weißen Sinnen bebeite £iffe aufgeftellt<br />
Waren. Ser ©arg würbe in ©egenwart 3Jtfgr. Segou^, ber<br />
gangen firflifen unb Saienfommiffion fowie ber gangen ©e^<br />
meinbe auf einen ber gwei Siffe gefteHt. 3Jlfgr. Segou£<br />
öffnete vorfiftig ben ©arg, 50g ben ©toff, ber bie ©ebeine<br />
verbedte, gurüd unb erfuf te bann bie Srgte, ben Inhaltbe&<br />
©arges herauSgunehmen. 3Äit tiefer Führung fahen äße gu^<br />
erft ben Kopf, bann bie verffiebenen ©ebeine gum Sorffein<br />
fommen» -Jtafbem äße görmliffeiten erfüllt waren, fteßte<br />
ber 2lrgt baS gange ©felett wieber gufammen. ©obattn gogen<br />
aße ©fweftern an ben foftbaren Überreften vorbei, ohne<br />
jebof benfelben irgenb eine Serehrung gu begeigen. SaS*<br />
felbe taten bie 9Bifjionäre, währenbbejfen man nof einige<br />
anbere $örmlif feiten erfüllte.<br />
Sann nahm SUlfgr. Segou£ ein ptotofoß auf, baS von<br />
ben 3JütgIiebern ber firf lif en Kommiffion unb vielen anbern<br />
Sengen, barunter ber ©eneralfuperior £err 3lnton giat, bie<br />
©eneraloberin ©fwefter SBarie Kieffer, untergeifnet Würbe.<br />
Sa3 protofoß, auf Pergament geff rieben, Würbe in einen<br />
3blinber auSginf gu ben ©ebeinen gelegt, ebenfo ein anbereS.<br />
©efäß mit ber 2tffe mit ber einfafen Snffrift: „Suife<br />
3ttarißae" u. f. w., unb auf einer anbern platte bie SBorte:<br />
Ossa. — Die 29. Martii 1905. Auctoritate apostolica,<br />
recognita.<br />
Sie ©?beine- — 29. märg 1905. 3ftit apoftoliffer<br />
Soßmaft unterfuf t.
— 279 —<br />
3>er ©arg mürbe bann mit einem meißen ©eibentudje<br />
bebedt, auf meinem ein golbgeftidteS Kreug mit ber einfa$en<br />
Jnfdjrift ju lefen mar; Spes unica: ©injige Hoffnung.<br />
2luf bemfelben äßege mürben bie Reliquien in bie Kapelle<br />
jurüdgetragen, aber ftatt ber ©dhmeftern begleiteten jefet bie<br />
Miffionäre mit Kerken in ber Hanb bie Reliquien an ihre<br />
Ruheftätte.<br />
Slfö bie Arbeiter ben ©rabftein mieber jurüdgelegt hat*<br />
ten, Kniete 3Jtfgr. ßegoug am guße beS SttltarS nieber, betete<br />
baS „Sub tuum praesidium" unb fagte bann: „Jch hoffe,<br />
baß unfer SBunfd) balb erfüllt fein mirb unb baß mir balb<br />
merben beten fönnen: ©elige Suife SUtarittac, bitte für unS!"<br />
Sie rül;renbe geremonte,meld&e um 1V 2 U^r begonnen<br />
hatte, fdjloß erft gegen 5 1 / 2 Uhr.<br />
Herr Seo goreftier, 2lffiftent beS ©eneralfuperioric, teilt<br />
itnS einen SJrtej beS Herrn SStrnaij an ben ©eneratfuperior<br />
mit, ben mir hier miebergeben:<br />
9Jlabrib, am 15. 2Mr* 1905.<br />
3$ habe Jh^en vor furjer gelt ein Telegramm äugegefanbt,<br />
um von bem SBunber Mitteilung ju machen,<br />
baS fid) heute früh In bem Rovi^iate unferer ©chweftern ju«<br />
getragen hat.<br />
©ine ©eminarfd)mefter litt feit einiger geit große ©djmer*<br />
jen infolge einer Verfrümmung ber SBirbelfäule; fie fonnte<br />
meber jtfcen, noch gehen, nod; ftehen; fie mar fo fdhmach, baß<br />
fie feine Nahrung mehr Vertragen fonnte.<br />
Sie Kranfe mar von einem ©pejialarjte behanbelt mor*<br />
ben, jebodj ohne ©rfolg, unb bie Srjte gaben burdjauS feine<br />
Hoffnung auf ihre ©enefung.<br />
Sfflan hatte fchon brei Novenen ju ©bren ber ehrmür*<br />
bigen Suife SDtaritlac gehalten, unb bie vierte f^Ioß eben<br />
biefen borgen. S)te ©chmeftern 3)ireftrice£ legten ber Kranfen<br />
einige Reliquien, barunter audh ein ©tüd von bem Hembe<br />
19*
— 280 —<br />
auf, ba£ bie ehrwürbige ©tifterin am Sage ihre§ $obe£<br />
trug. 3)a plöfelif gegen aft Uhr morgens fühlt ftf bie<br />
©fwefter fo wohl, bafe fie verlangte, fif anfleiben ju bürfen;<br />
fie fonnte gehen unb fam halb barauf in bie Kapelle. 3§re<br />
früheren unerträglifen ©fmergen maren vollftänbig ver*<br />
ff wunben unb fie fonnte mieber ©petfe gu fif nehmen, bie<br />
fie auf behalten fonnte. 2llle ©fmeftern fahen fie in ver*<br />
ffiebenen Räumen beS feaufäumhergehen; if felbft fah fie<br />
in mein 3iwmer fommen, vor mir auf unb ab gehen, nieber=<br />
fnien unb ben Boben füffen, was ihr burf vier 3Jionate<br />
burfau^ unmöglif mar; benn e3 mar bie 3eit, mo fie einen<br />
unglü&tfen §all tat, ber bie ^aupturfafe ihrer ©rfran*<br />
fung mar.<br />
5)a3 ift in furgent bie $atfaf e. 2)er £au3argt ift eben*<br />
faßte feft überzeugt, bafe biefe Teilung ein SBunber ift, ba3<br />
bie ©fmeftern be$ $entralhaufe£ burf fyv innige^ unb be*<br />
harrlifeio ©ebet erlangt fyafcn. SBte beobaften affe^ unb<br />
merben alle§ tun, ma3 bie friftlife Klugheit unter folfen<br />
Umftänben verlangt; itnterbeffen banfen wir ©ott von bergen,<br />
bafe er burf Vermittlung unferer ehrwürbigen ©tifterin biefen<br />
Sßunber gemirft h
— 281 —<br />
fefforen an ben Untoerfitäten unb in Seminaren. 2luch bie<br />
religiöfen Drben, mie »enebiftiner, granjtölaner, 3Jtinimen,<br />
unb bie neueften Kongregationen, mie bie S^fniten, 3Jif~<br />
fionSpriefter, ©ubiften unb bie »rüber ber djriftlicfyen ©djttlen<br />
nehmen barunter einen ©hrertplafe rtn. 2lud) baS chriftlidje<br />
SSoK ift nicht auSgef^loffeit, benn aud) öier Saien beftnben<br />
fidj auf ber langen Sifte ber unfdjulbigen Dpfer ber Sieüo*<br />
lution.<br />
©predjen mir nun ettoaS öon bem,ma& bie Kongrega*<br />
tion ber SWiffion näher berührt. Sie 219 SDiener ©otteS,<br />
um beren ©eligfpredjung e£ ftch hanbelt, .mürben in üier ber*<br />
fd^tebenen ©efäitgniffen hingerietet: bei ben Karmelitern, im<br />
©entinar t>om heiligen girmimta, in ber Sibtei unb in bem<br />
©efängniffe, genannt „La force", b. h. ba3 guchthau^. 76 bie=<br />
fer Dpfer erlitten im Seminart>om heil, girminu^, ju^eiten<br />
be3 ^eil. Binsen^ genannt ba3 Kollegium t>on ben guten Kinbern,<br />
ben Sob.. biefem ©eminar ^atte ber fyil »injens im<br />
Sahre 1625 bie Kongregation ber -üttiffion gegrünbet, unb ba<br />
mol;nte er auä) mit feinen erften -ättiffionäreu bi3 jum $&hre<br />
1632, mo er bann in bie neue 3Bol;nung ber 3Jliffionäre jenfeit3<br />
ber ©eine im £aufe ©anft Sajaru£ überftebelte. ®a<br />
mar nun baS 3Jhttterhau3 ber Kongregation bi3 jur großen<br />
Sftebolution.<br />
S)te SDitfftonäre blieben aber anä) nod) nad) bem $ahre 1632<br />
im Beftfee beS §aufe£ t>on ben guten Kinbern, bis e3 ju Be*<br />
ginn be£ adjtjebnten 3al;rhunberte^ Siöjefanfeminar mürbe<br />
unb fpäter ben tarnen be£ heiligen girminu§, beS $atrone3<br />
ber Kapelle, annahm.<br />
^ahre 1792, jur Seit beS Überfalles be£ £aufe3<br />
burdj bie Revolutionäre, befanben fi
— 282 —<br />
erjäl)lt Herr Soitttangter in feinen Aufzeichnungen, „befanben<br />
ftd) im Hanfe adh^ehn ©eiftlidhe, meiere megen ©ibeSVermei*<br />
gerung ihre Soften hatten verlaffen müffen unb ein alter<br />
penfionierter Offizier;" biefe alle mürben mit ben Sßrieftern<br />
beS HaufeS am 13. 2luguft 1792 verhaftet 2In bemfelben<br />
Sage fomte audh an ben folgenben Sagen bis sunt 31. 2luguft<br />
braute man eine große gahl eibvermetgernber ^Sriefter unb<br />
einige Säten, faft fämtlich aus ben bem ©entinar benachbarten<br />
©tabtteilen, bahtn. Dbgleidh bie offiziellen Siften nur 92SBer*<br />
haftete anführen, fo ift es boeb aus jeitgenöffifdhen ®ofumenten<br />
als fidjer feftgeftellt, baß bie gahl ber Dpfer hunbert<br />
überftieg.<br />
S)ie aJlefeeleien begannen im KarmeliterKofter, in ber<br />
2lbtei unb im guchthaufe am 2. September 1792 nachmittag<br />
unb mürben am 3. September ju ©anft girmin fortgefe^t,<br />
mo 76 ©efangene hingemorbet mürben. Unter ihnen beraub<br />
ftdh ber ©uperior beS ©eminarS Herr grangois, Herr Johann<br />
©rutyer, früher Pfarrer bei ©anft Submig in SBerfailleS, meines<br />
unter ber Seitung ber SfftifftonSpriefter ftanb, unb Herr Nifo*<br />
laus ©olin, ber burdh einige $ahre Pfarrer von ©6nevrt6reS<br />
in ber SDiögefe SangreS mar, ber fid) aber bis gu feinem Sobe<br />
als Sßriefter ber Kongregation ber 3Jltffion unterjeidhuete.<br />
gerner ift ju ermähnen Herr Johann Karl ©haron, eben*<br />
falls 3)ZtffionSpriefter. 3ludh biefer vermeilte einige geit außerhalb<br />
ber Kongregation unb erhielt eine ©teile als Pfarrer in<br />
SDteaur, ba er ftdh meigerte, ben fchiSmatif^en ©tb ju letften,<br />
verließ er feine Sßfarre unb 30g fich in baS ©eminar ©anft<br />
girmin gurüd; außer biefen befanben fich noch jehn Sßenfionäre<br />
bafelbft, bie ebenfalls ihr SBIut für ben ©lauben vergoffen.<br />
©S ift ju münfdhen, baß ber ^rojeß mit ©rfolg gefrönt<br />
merbe; baS märe für bie fchmergeprüfte Kirche von gtanfreieb<br />
ein großer Sroft.<br />
fe. Billette.
— 283 —<br />
JU a r i<br />
®aS alte £auS von ©anft ßagaruS, burf ben lang*<br />
jährigen Aufenthalt beS heiligen Bingeng geheiligt, befifet für<br />
bie SKifjionäre immer befonbereS Sntereffe, weshalb mir naf*<br />
ftehenb eine Beffreibung folgen laffen.<br />
SBir tun bieS um fo lieber, als biefeS £auS, baS feit<br />
ber Sievolution als ©efängnis bient, baS aber bis gum ©übe<br />
beS aftgehnten ^ahrhunberteS ber ©ife beS ©eneralfuperiorS<br />
ber 3fttffionSpriefter mar, wahrffeinlif balb verff winben wirb.<br />
®enn naf bem neuen ©tabtylane fott an ©teile beS igaufeS<br />
©anft SagaruS eine grofee ©trafee fommen.<br />
©anft SagaruS lag früher in ber Bannmeile von^ariS;<br />
je|t gehörteS gur inneren ©tabt, unb gwar gu einem ber<br />
belebteften ©tabtviertel.<br />
®ie Anfänge beS £aufeS ©anft SagaruS ftnb in tiefeS<br />
Sunfel gehüllt, ba bie meiften Sofumente im hunbertjährigen<br />
Kriege itnb in ben folgenben Bürgerfrlegen verloren gingen.<br />
SDtan fann mit einiger SBahrffeinliffeit annehmen, bafe an<br />
biefer ©teile einft baS bem heiligen SaurentiuS geweihte Klofter<br />
ftanb, Von bem ©regor von SourS fprift (Historia Francorum,<br />
lib. VI. cap. I.). 2llS biefeS in ben fahren 885 bis 888<br />
von ben Normannen gerftört worben war, baute man an<br />
beffen ©teile ein £auS für 3luSfä|ige, welfeS wie alle ber*<br />
artigen Slnftalten unter ben ©f \x% beS heiligen SagaruS (fran*<br />
göftff saint Ladre ober saint Lazare) geftellt würbe, infolge<br />
einer im SUlittelalter häufigen Berwefflung ber beiben SagaruS,<br />
beS 2luSfä|igen unb beS vom göttltf en &eilanbe aufermedften<br />
BruberS SfflariaS unb Harthas.<br />
35aS Sßappen beS £aufeS geigt baS BilbniS SagaruS',<br />
beS BruberS 3JiariaS unb 9JlarthaS. ©in ©iegel aus bem<br />
Sahre 1264 trägt bie Qnffrift: Leprosorium capituli<br />
sancti Lazari Parisiensis.
— 284 —<br />
2>aS erfie beftimmte 2lftenftüaS anbere 2lftenftü
©täuben ber ©tabt entgegennahmen. ©anft SajaruS<br />
tüurbe ber Setchnant beS Königs niebergefteüt; ba mürbe er<br />
nochmals eingefegnet unb bie SBifchöfe beS Reimes befprengten<br />
t>en ©arg mit äBetfctoaffer; barauf empfingen bie Mönche von<br />
©aint JDeniS ben Setchnant aus ben Hänbeit ber „HanouarbS",<br />
«ine ©ilbe ber ©aljhänbler, meiere feit unvorbenflichen geiten<br />
"ba« Vorrecht befaßen, ben Seidjnam beS Königs gu tragen,<br />
morauf biefer in bie fönigltche ©ruft ber 2lbtei von ©aint<br />
2)eniS überführt mürbe.<br />
Sn Anfang beS fedjjebnten 3ahrhunbertS, gegen 1515,<br />
mollte ©tefan von ?ßonchier, Sifdjof von SßartS, bie in ©anft<br />
SajaruS eingefchlichenen Mtßbräud)e abftellen unb bie 3Ser=<br />
maltung änbern unb übergab baS HauS ben regulierten ®hor=<br />
herren von ©anft Viftor, aber fo, baß er fie nach ©utbünfen<br />
toieber entlaffen fonnte. 3Itte meiteren Verleihungen bis in<br />
"baS 3ahr 1611, mo Habrian Sebon von bem Vifdhof von<br />
IßariS, Henrich von ©onbi, baS HauS ©anft SagaruS über*<br />
nahm, trugen benfelbeit ©harafter, ber übrigens mit bem<br />
9Befen eines SBrtoratbenefijiumS febr gut beftehen fann.<br />
3m 3al;re 1600 mar ©anft SajaruS im Seftfc von adjt<br />
regulierten ©horherren von ©anft Viftor unter ber Settung<br />
"beS SßriorS Habrian Sebon;eS herrfchte aber jmifdfjen ihnen<br />
toenig ©intraä)t unb Sebon backte baran, fein Veneftgium<br />
^egen ein anbereS ju vertauf^en; bieS fdjiem ihm um fo ge=<br />
redhtferttgter, als in ©anft SajaruS feine SluSfäfeigen mehr<br />
•maren — biefe Kranfheit mar fd)on feit mehr als bunbert<br />
3ahren aus granf reich verfchmunben unb ©anft SagaruS mar<br />
alfo feiner urfprünglid&eit Veftimmung entzogen. 3lber bevor<br />
Sebon baS HauS aufgab, backte er nach, ob er babei nid^t<br />
audh ^gleich einem guten g^eefe bienen fönnte.<br />
Nun hatte er fchon viel ©uteS über bie vor fedjS 3ahren<br />
im 3ahre 1625 gegrünbete Kongregation ber Miffton gehört,<br />
bie fidh unter ber Seitung beS heiligen Vingeng bem religiöfen<br />
Unterrichte beS armen VolfeS mibmete. 2lm 17. 2lpril 1625<br />
I;atte SßhiltyP ©mamtel ©onbi unb feine grau bem Heiligen
— 287 —<br />
ite Summe von 45 000 Stores übergeben, um eine ©enoffen*<br />
ff aft ju grünben, bie fif ber Sorge für baS Seelenheil ber<br />
3trmen, befonberS beS armen SanbvolfeS mibmen würbe.<br />
Sebon glaubte ber frommen Slbfift ber Stifter von<br />
Sanft SagaruS gu entfprefen, menn er bie ©infünfte beS<br />
ipriorateS bagu verwenbete, baS vom 3luSfa^e ber Sünbe be==<br />
haftete Sanbvolf gu heilen.<br />
3Han weife wol;l, wie ftf ber heilige Bingeng aus ©rün=<br />
i>en ber ®emut, ber Klugheit unb ber Uneigennü^igfett ein<br />
^angeS Sahr lang weigerte, biefeS Anerbieten angunehmen.<br />
©nbtif am 7. Jänner 1632 fflofe ber ^eilige mit bem<br />
Ißrior unb feinen ©h^erren einen Bertrag, woburf baS<br />
4?auS Sanft SagaruS ber Kongregation ber SUtiffion übertragen<br />
würbe, wogu König Subwig XIII. feine «guftttttmung gab.<br />
Dbgleif bie ©horherren von Sanft Biftor nift bamit<br />
'einverftanben Waren, würbe bennof am 31. JDegember 1632<br />
ein neuer Bertrag geffloffen, ber vom ©rgbiffof unb vom<br />
Könige beftätigt würbe.<br />
®er eingige Unterffieb gwiffen bem erften ,unb bem<br />
^wetten Bertrage befteht barin, bafe im le<strong>der</strong>en ber $rior ben<br />
Artifel ablehnt, weif er verlangt, bafe bie Bereinigung beS.<br />
Kaufes Sanft SagaruS mit ber Kongregation ber Sßiffiott vom<br />
^eiligen Stuhle beftätigt werbe. Sebon hatte fif guerft felbft<br />
an ben Sßapft gewanbt, fagte aber fpäter, er h^e in ben<br />
Aften näher nafgeforfft unb gefunben, bie Verwaltung beS<br />
Spitals fei eine rein geitlife gewefen, bie auf einem Säten<br />
übertragen werben fönne, bie alfo feiner pä^ftlifen Beftäti*<br />
gung bebürfe. .<br />
Dbgleif Bingeng bieS gugab, wollte er bennof bie B^ffan*<br />
ntung beS ^eiligen StuhleS einholen, bie er auf am 15. 3)?ärg<br />
1635 von Urban YIII. erlangte; ba aber beffen Bulle nift ver=<br />
ßffentlift würbe, erliefe Ale^anber VII. am 18. April 1655<br />
eine neue Bulle „Aequum reputamus".<br />
91ifolauS Dörfer, weif er als Bevottmäftigter beS SßapfteS<br />
bie Bulle iiberbrafte, beriftet in feinem Sßrotofott, bafe er
— 288 —<br />
beim Sefufe beS ^aitfeS ©anft SagaruS ben materiellen<br />
©tanb beS ißaufeS in geitlif er £infift fel;r ffleft fanb.<br />
Sobalb aber ber ^eilige Singeng mit feinen 3Jtiffionären<br />
bavon Seftfe ergriff, gewann balb alles ein neue& 9luSfehen.<br />
SaS £auS, baS auf allen ©eiten einguftürgen brohte, Würbe<br />
reftauriert, um einmal fpäter ein größeres unb für eine reli*<br />
giöfe ©emeinbe paffenbereS &auS gu bauen, wo auf bie geifc<br />
lifen Übungen, wie fte in Sraitf waren, leifter gehalten<br />
werben fomtten. 2)aS £auS würbe in ber golge baS 3Jiutter*<br />
bauS ber Kongregation itnb ber Si| beS ©eneralfuperiorS;.<br />
von ba aus erftredte fif bie liebevolle SBirffamfeit beS ipeilt=<br />
gen naf allen ©eiten bin unb von ba aus leitete er bie ©enojfenffaft<br />
ber 3)iif|tonSpriefter. unb bie Sarnthergigen ©fwe*<br />
ftern, unb ba befuften ihn auf bie ©atnen ber f riftlif en<br />
Siebe, bie Sßriefter unb bie SBeltleute, hof unb niebrig. S)a<br />
ftarb er enblif auf am 27. September 1660 unb würbe im<br />
©l;ore ber Kirfe begraben.<br />
2)er größte Seit ber feften unb geräumigen ©ebäitbe<br />
rü^rt vom brüten ©eneralfuperior £errn Sotfy ber, ber gegen<br />
bie ©tabt gu liegenbe Sraft ift ber ältefte unb Würbe von<br />
Singeng felbft gebaut unb biente nur ben Drbtnanben gur<br />
Abhaltung ber ©fergitien, gu welfem 3wede er burf ein<br />
eiferneS ©itter von ber ©emeinbe getrennt war. Ser iQaitpt*<br />
eingang beS Kaufes war giemlif ffön, baS Siefeftorium gro§<br />
unb beß;eS berrffte bie ffönfte Drbnung, 9lube unb SRetnlif<br />
feit, obgleif manfmal bis gu gweihunbert Sßerfonen jus<br />
fämmenfameü. 3m ^intergruub beS Saales, wo ber ©eneral*<br />
fuperior täglif gwei arme ©reife, gewöhnlid) aus bem Sftamen*<br />
Sefufpitale, an feinem Suffe fpeift, bie ebenfo wie er felbft<br />
bebient werben, befinbet ftf ein Silb, bie ©ünbflut barftet<br />
lenb, von einem unbefannten 3Mer h^rührenb. Unter ben<br />
anbern Silbern beS ©peifefaaleS ift nof erwähnenswert ein<br />
3lbenbmahl unb bie 35arftellimg ^tfn im Xetnpel.<br />
3m ©ebetfaal fieht man baS Silb ber Kreuzabnahme.<br />
3n einem anbern ©aale fieht man eine Sammlung von fefgig'
— 289 —<br />
Silbern von Sßäpften, Karbinäleit, Btfföfeu, Sbten unb an*<br />
bern, größtenteils SBo^Itäter beS Kaufes. 3m RefreattouS*<br />
faale.beftnben fif fef S Bilber aus ber venetianiffen ©fule,<br />
toelf e mehrere Propheten, ben %oi> eines DrbenSmanneS unb<br />
«ein cmbereS, Savib barfteffenb, mie er ben König ©aul ben<br />
©tein barreift, momit er ben Riefen ©oliath getötet ^atte.<br />
Auf bie Apothefe ift fehensmert.<br />
Sie Bibliothef ift jmar an feinem befonberS günftigen<br />
Orte untergebraf t, ift aber groß unb gut auSgemählt. 3Kau<br />
finbet barin alles SBünffenSmerte aus ben ftrf lif en SBiffen*<br />
ff aften unb man ift bemüht, alle neuerff einenben guten Büf er<br />
anguffaffen.<br />
$ur Seit ber frangöftff en Revolution mar biefe Biblto=<br />
thef eine ber größten in SßartS unb geilte 18000 bis<br />
20000 Bänbe. Sie Bibliothef mürbe forgfältig in Drbnung<br />
gehalten unb gu brei verff iebrnen Seiten ein Katalog verfaßt<br />
SBährenb ber Revolution mürben bie Büf er von ©anft<br />
SagaruS tu. bie Bibliothet SDkgarin gebraf t, mo fif auf nof<br />
jtyt verff tebene Kataloge beftnben.<br />
3ur 3eit ber Revolution mar bie Keine gotiffe Kirfe<br />
iaS eingige von bem ©pital ©anft SagaruS übrig gebliebene<br />
©ebäube. SBir merben fpäter näheres barüber fagen. An<br />
ber ©renge beS BefifetumeS von ©anft SagaruS befanb fif<br />
in einem abgefonberten ©ebäube baS ©erninar vom heiligen<br />
Karl, wo ein Knabenfeminar beftanb; bahin ffidte man auf t<br />
bie erholungSbebürfttgen 3Jliffionäre von ©anft SagaruS. 3u<br />
wieberholten SWalen maften auf verffiebene Bifföfe bafeibft<br />
ihre geiftlif en Übungen. 3)a mürbe auf fpäter- baS ©emt*<br />
rtar ber ©rneuerung ber ©enoffenffaft eingeriftet.<br />
3n ben fahren 1719 unb 1720 ließen bie 5Dlifftonäre<br />
•eine lange Reihe mehrftödiger Käufer aufführen, Weife fie<br />
iann an SBeltleute vermieteten.<br />
SaS £auS ©anft SagaruS hatte auf anbermeitige große<br />
Bedungen, hatte aber auf große Unfoften gu beftreiten unb<br />
tat unermeßlif viel ©uteS.
— 290 —<br />
@g ift Mannt, mit meldjer greigebigfeit 3Sinjenj attett<br />
Sebürfntffen ju £ilfe farn. ©obalb er bag £aug Sanft Sa*<br />
3on $ßarig 3JUfjtonen ju galten. Qn ben<br />
Sauren 1632 big 1660 mürben bei 700 3Jtiffionen gehalten,<br />
beren Steide audj fpäter fortgelegt mürbe.<br />
SDaju mufc man nodj bie anbern Siebegmerfe, Sllmofen,<br />
Verteilung fconSrot unb ©uippe u. f. m. rennen.<br />
Site SSinjenj öon Sanft Sajarug 33eftfe ergriff, fanb er<br />
bafelbft Sßerfonen, bie megen i^reg fd)Ied?ten ßebeng fconi^ren<br />
@ltern bort eingefperrt morben maren, bamit fie ftd) mieber<br />
an ein e^rfameg ßeben gemßljmten. 3m Sa^re 1771 befan=<br />
ben ftcb bort 56 (Befangene, im Saläre 1778 nur meljr 40;<br />
im 3al)re 1789 befanben fiel) bort nur 20 gterfonen, bie liegen<br />
3rc.jtrm.e8, unb t)ier ©öljne ttorneljmtergamilien, bie megen<br />
i^reS. fdjedjten Sebengmanbelg in Sanft Sajarug eingefdjloffen<br />
maren.<br />
S3eim 2lugbru$e ber Solution jä$Ite bag £aug ©anft<br />
Sajarug gemöljmlidj 400 Sßerfotten, barunter 200 ^riefter,<br />
©tubierenbe ber Geologie unb Sß^ilofop&te unb -Kotigen,<br />
80 Saienbrttber, bie übrigen ^enfionäre. Sie Einrichtung<br />
beg £>aufeg mar bie nämlidje mie gu geiten beg SSittjenj.<br />
®ag mar ber ©tanb beg &aufeg ©anft Sajarug, alg in<br />
ber Sftadjt fcom12. auf ben 13. 3uli 1789 eine SJotte fcon<br />
S3öf erntetem unb Räubern bag ipaug überfiel, iplünberte unb
— 291 —<br />
in Skanb ftedte. SaS mar ber erfte 3Ift ber Revolution^<br />
ber in ber ©efdhichte unter bem Namen „$ßlünberung von<br />
©anft SajaruS" befannt ift.<br />
©in Vefdhluß ber Rationalverfammlung vom 13. 9to^<br />
vember 1789, abermals beftätigt am 23. 3uni 1790 ver*<br />
langte ein genaues VerzeidjniSaHeS bemeglidjen unb unbemeglid)en<br />
Vermögens ber Kongregationen. Sltn 18. 2luguft<br />
1792 mürbe bie Kongregation ber Miffion gefefclid) aufgehoben;<br />
in ben testen Sagen beS 2luguft mürben alle Sßapiere<br />
unb 2lftenftüde aus bem Archive, bie aus ber ^litnberung<br />
beS $abreS 1789 gerettet morben maren, meggenommen unbben<br />
Mifftonären ber Sefehl erteilt, baS HauS gu räumen.<br />
©anft SazaruS mürbe nun ein ©efängniS;eS zählte balb<br />
1200 ©efangene, barunter bie Siebter Rqud)er unb AnbreaS<br />
©henier, meldte baS ©efängniS nur verließen, um baS Vlut*<br />
gerüft ju befteigen.<br />
SDurdh ©efret vom 9. Stpril 1811 mürbe baS ©efängniS<br />
©anft SazaruS ©igentum beS Departements ber ©eine.<br />
Heutzutage bient baS HauS als meiblidjeS ©efängniS,.<br />
bereu Dbforge feit 1850 bie ©chmeftern von Maria^ofef<br />
haben.<br />
Die alte Kirche, früher als giliale ber Sßfarrfirche vom<br />
heiligen SaurentiuS benüfet, mürbe im gahre 1823 abgeriffen<br />
unb an ihrer ©teile ein ©ebäube aufgeführt.<br />
3m 3ahre 1838 mürben als Kranfentraft hinter ber<br />
je|igen Kapelle noch anbere gubauten aufgeführt. Der ©eneralrat<br />
beS Departements ber ©eine hat in feiner ©ifeung<br />
vom 21. Dezember 1902 über ben Vorfchlag beraten, 180 Mil=<br />
lionen aufzunehmen behufs Ausführung ber großen Arbeiten<br />
beS Departements; fünf Millionen bavon maren aud? zu biefem<br />
3me
— 292 —<br />
Öft cvv eidi -<br />
Un$axn.<br />
^ubapefi.<br />
Brief bes inifftonspriefters f}errn ^ftebit* an<br />
©eneralfuperior f}errn 21. $iat.<br />
Subapeft, Jänner 1905.<br />
3n begug auf unfere Arbeiten in $ßeft finb wir in einer<br />
^ewiffen Segiehung ben -Kiffionären in ©hw a ähnlif. Unfer<br />
,£>auS liegt in ber $rangenSVorftabt. gur'geit beS heiligen<br />
Singeng Ratten bie Stäbte priefter genug, währenb baS arme<br />
Sanbvolf febr verlaffen war. Sei unS in Subapeft ift baS<br />
©egenteil ber %a\I: auf bem Sanbe wirfen eifrige 5ßriefier><br />
weife in ben Seminaren eine gute, fromme ©rgtehung gesoffen<br />
fyabtnunb von benen ntanfe von 3eit gu Seit in<br />
imfer $auS ober in anbere geiftlif e Käufer fommen, um ihre<br />
©£ergitien gu galten; aber bie Stabt Subapeft, unb befon=<br />
berS bie Sororte finb febr Verlaffen. Site if meine Uui=<br />
verfttätsftubien in biefer Stabt maf te, hatte bie gange Stabt<br />
nur 120000 ©inwohner, währenb jefet bie ^rangenS* unb bie<br />
$ofefSpfarre allein ffon 140000 ©inwohner gälten. Sie<br />
— 293<br />
Herrn erfüllen: „Den Armen mirb baS (Evangelium geprebigt;"<br />
unb bie benachbarten Pfarrer haben mich f$on mehreremale<br />
befugt unb mir gefagt, fie feien überaus erfreut, baß mir<br />
hier feien, um ihnen im SBeütberge beS Herrn gu helfen.<br />
Sie gmet benachbarten Pfarrer haben gufammen 140000 ©eelen<br />
gu verfehen; ber eine hat vier Kapläne, ber anbere brei, unb<br />
biefe neun Sßriefter follen 140000 Seelen verfehen! Die<br />
meiften biefer Sßriefter finb mit ben Kangleigefdjäfteit/ mit ben<br />
SBeerbigungen unb Kranfenbefudjen Vollauf befchäftigt, fo baß<br />
ihnen für ben Veidhtftuhl nur fel;r menig geit bleibt SBenn<br />
©ie mit biefen guten Sßrieftern reben Könnten, bie teilmeife<br />
auch 3 U Seicht fommen, fonnten ©ie fel;en, mie gu«<br />
frieben biefe finb, baß mir mit ihnen am Seelenheile ber<br />
Armen arbeiten; unb menn Sie fehen fönnten, mit melier<br />
Anbaut bie armen Arbeiter bie heilige Meffe hören, müßten<br />
©ie überaus große greube haben.<br />
Srofcbem vergeffen mir nidjt auf bie Miffionen. $n ber<br />
furgen geit, bie mir in Vubapeft finb, hat unfer HauS fechS<br />
ober fieben Miffionen gehalten. Meine Mitbrüber in 33itba=<br />
peft finb überaus eifrig. Herr SoIIof, ir>eld)er, bevor er bei<br />
uns eintrat, Sßrälat ©einer päpftlichen Heiligfeit unb Dom*<br />
berr Von ©ran mar, unb nun fchon über adhtgig $ahre gcihlt,<br />
geht noch immer auf Miffionen unbeS mürbe ihn fehr be=<br />
trüben, menn man ihm bieS nicht geftatten mürbe. SBabrlid),<br />
©otteS ©egen ruht fidhtbar über uns. gerb. MebitS.<br />
^ten.<br />
Srief bes ZTtiffionspriefters f}errn 1§>attx\xt%n, Superior<br />
in XDäfyring, an ben fyodjgeefyrtenPater ©eneral.<br />
Sßien, 3. Mai 1905.<br />
bitte ©ie, ein SBerf anzunehmen, Verfaßt von Doftor<br />
HanS Maria grufa, faiferlicher Hofrat, Sßräfibent ober Mit=<br />
glieb mehrerer mohltätiger Vereine in 2Bien, befonberS ein<br />
großer SBohßäter ber Vingenjfonferengeu.<br />
SKmtalcrt70. 20
— 294 —<br />
Um ben ©ifer ber Konferengmitglieber angufpornen unb<br />
neue 5Jtitglieber gu gemimten, hat er ein Buf verfaßt unter<br />
bem Stiel: 3)er SßauperiSmuS in ber ^auptftabt (2Bien, 1905).<br />
©S ift betttff geff rieben, Wirb aber bennof ein guwafs<br />
unb eine Bervollftänbigung ber Reihe von Büfem fein, bie<br />
über bie wohltätigen Anftalten beS heiligen Bingeng hanbeln.<br />
Borgeftern abenbs fanb bie feierlif e ©röffnung beS 9Jiai=<br />
monateS ftatt, was für unfere Katholifen immer eine große<br />
greube ift. Am Abenb gur ©tmtbe ber ^ßrebigt, naf melf er<br />
bie 9Jiaianbaft, beftehenb aus ©ebeten gu ©hren ber gött=<br />
lifen Sffutter, ftattfanb, mar bie Kirfe bift gefüllt unb fogar<br />
ber 5ßla| vor bent großen Kirf enportal war von ßeuten<br />
befe^i Bor ber Kommunionbanf hatten ungefähr Ijmnbert<br />
weißgefleibete -äJiarienftnber unb neben ihnen Viele ©fulfinber<br />
in ihren ©onntagSfleibern unb mit grünen Krängen auf bem<br />
Raupte Aufteilung genommen. Ser eine ©eitenaltar, ber<br />
Königin ber ©ngel geweiht, etn fföneS ^unftwerf, gieht bie<br />
bergen aller an; er war nun gum Shrone für bie 3Jiaien=<br />
fönigin hergerichtet worben. ®te fföne Beleuftung unb ber<br />
Blumenffmutf mafen ihn nof angiehettber. ©S ift ein<br />
herrlifeS erhebenbeS ©f aufpiel, baS einen auffaUenben ©egem=<br />
fat3 bilbet gu bem lärmenben treiben ber ©ogialiften, bie auf<br />
ihre SBeife ben erften 3Bat feiern wollen. Unfere 3Jlitbrüber,<br />
melfe in ber BolfSffule ReligionSunterrtft erteilen, finb<br />
Sengen beS fittlifen BerfalleS biefer Kinber, bereu ©Itern<br />
gang ohne Religion ftnb. Unfere beiben -Dtitbrüber Borhauer<br />
unb Sufeff, bie fif in biefe harte Arbeit teilen, haben ge=<br />
miß ein großes Berbienft.<br />
©nblif fann if nift umhin, Sljmen, wein h^fgeehrter<br />
33ater, bie ©eftmtungen ber 2)anfbarfett unb beS BebauernS<br />
bei ©elegenheit beS £inffeibenS beS teuren £erw BoScat,<br />
BifitatorS in ©hina, auSgufprefen; er mirb gewiß ffon in<br />
bie Sffiiffion beS Rimmels eingegangen fein, um ben Sohn<br />
feines ©tferS unb ber großen Opfer gtt empfangen, bie er
— 295 —<br />
jum SBo^Ie ber ©enojfenf
— 296 —<br />
ben gteuben* unb SeifatlSrufen beS SolfeS. Unb biefe heilige<br />
Segeiftermtg §at auf nie abgenommen, wenneS fif barum<br />
banbelte, einen neuen SeweiS ber Siebe unb ber Sreue gegen<br />
ihre hitnmliff e Königin gu geben.<br />
2)er 27. November foHte ben SeweiS ^iefiir liefern. 2ln<br />
biefem Sage betrug bie Saht ber Kommunionen in ben großen<br />
Kirfen allein, ohne alfo bie vielen Kapellen, Klofter* unb<br />
KoHegtatfirfen ber ©tabt ju zählen, 60000. ®ie breißig=<br />
taufenb perfonen, bie an ber prozeffion teilnahmen, fom*<br />
munizierten ade wie ehemals bie -Märtyrer; benn man fürf *<br />
tete, baß Slut vergoffen werben fönnte; unb nift ohne ©runb,<br />
ba bie Slnarfiften alles -Diöglif e getan hatten, um baS Solf<br />
ju erff reden unb von jeber religiöfen Kunbgebung abzuhalten.<br />
3lm 2Ibenb beS 25. November Ratten fte im -äJUttelpunfte ber<br />
©tabt eine Bombe geworfen, weife viel ©faben anriftete<br />
unb viele perfonen tötete ober verwunbete; bann wollten fie<br />
unter bem Sorwanbe, bem Sügermeifter eine SeiletbSfunb=<br />
gebung gu veranftalten, in Prozeffion zum £aufe beS Sürger*<br />
meifterS jiehen; biefe Seileibsfunbgebung foUte, wie fie fagten,<br />
etne ©ül)ne unb ein proteft fein gegen baS in ber gernanboftraße<br />
verübte Serbref en, beffen Urheber fie felbft waren, baS<br />
fte aber ben Katholifen in bie ©fuhe ffieben wollten.SDer<br />
Statthalter fonnte tl;r Segehren nift abfflagen;.aber er ver=<br />
eitelte ihren plan, inbem er bie ©tunbe i^re§ verlegte;<br />
fte hatten juerft abfiftlif biefelbe ©tunbe wie bie Katholifen<br />
für bie prozeffion gewählt, um einen gufammenftoß herbet=<br />
Zuführen. 3>er Statthalter verff ob aber ihren $ug um zwei<br />
©tunben, unb fo fam eS, baß ihre Semonftration einen fläg*<br />
lifen Serlauf nahm. Son ben 60000 2lnhängern, bereu fte<br />
fif rühmten, etffienen faum 2000; unb ba faft ganz Sar=<br />
celona an ber SubilftumSpro jeffton teilnahm, verffwanb ber<br />
fleine $ug ber Slnarfiften faft voHftänbig in ben Verlaffenen<br />
©traßen. Sor bem igaufe beS SürgermeifterS angefommen,<br />
verliehen fie ihrem protefte SluSbutd, worauf man fie er=<br />
fuf te, fif jtt gerflreuen, Was fte auf faft ade taten.
— 297 —<br />
Sro| beS ungünftigen äßetterS unb beS brohenben Regens<br />
t»ar bte ©tabt mie an ben größten geften mit gähnen unb<br />
Blumen gef^mücft. Sie genfter unb Salfone in aßen Straßen,<br />
felbft in ben ärmften, maren mit Seppidjen unb Säubern, bie<br />
ben RamenSgug Marias trugen, gefd)mücft; an vielen Drten<br />
fah man eleftrifdje Vufette unb überall begegnete man ben<br />
garben ber Mutter ©otteS, meiß unb blau. Ser fünfte<br />
©chmud; ber Sßrogeffion mar bte innige grömmigfeit unb tiefe<br />
©ammlung, fomie ber ©eift ber 33rüberlid)feii, ber alle Seil?<br />
ne^mer befeelte. 3lHe Klaffen ber ©efellfdjaft maren vertreten:<br />
Männer, grauen, Kinber, ©reife, arm unb reich vereinigten<br />
ihre ©ttmme, um baS Sob ber mafellofen Himmelsfönigin gu<br />
fingen; benn unter bem gangen93ßege betete man ben Rofen*<br />
Kräng unb fang man Sieber gu @hren ber Unbeflecften ©mp*<br />
fängntS.<br />
Um gehn Uhr vormittag verließ ber 3ug bie Kathebrale;<br />
bte ©tatue ber feligften Sungfrau, ungefähr gmet Meter hoch,<br />
Don a$t Sßrieftern getragen, beherrfdjte bie gange Menge.<br />
Karbinal ©afanaS, mit ben bifchöfltdjen ©emänbern angetan<br />
unb von feinem Kapitel begleitet, nebft vier anbern Sifdjöfen<br />
unb vielen ^rieftern, begleiteten bie Sßrogeffton.<br />
Sie meiblichen Mitglieber ber verfchiebenen Sruberfchaften<br />
gingen gu vieren, fdjmarg gefleibet unb mit einem Mantelbe=<br />
bedt, ohne Hanbfcbuhe unb ben Rofenfrang in ber &anb, in<br />
ben erften Reihen. Sie eingige unterfdEjeibenbe garbe mar baS<br />
jeber Sruberfdhaft eigentümliche 33anb. ©S maren ihrer un=<br />
gefähr gmölftaufenb. Sann famen bie männlichen Mitglieber<br />
ber Sruberfhaften, etma fünfgehntaufenb, alle entblößten Haup*<br />
teS, ohne Hanbfchuhe, ben Rofenfrang in ber §anb unb alle<br />
mit ihrer SruberfdhaftSmebaiHe. gulefet fam ber ^Bürgermeister<br />
unb bie hervorragenbftett Mitglieber ber givtl* unb Militärbehörben.<br />
gm gangen mareneS etma 30000 Sßerfonen. Sie<br />
übrige SeVölferung bilbete einen bieten 3&nn gu beiben Seiten<br />
be&3ugeS; ftennbie Statue an ihnen vorübergetragen mürbe,<br />
fnieten alle nieber, um ihren Segen gu empfangen.
— 298 —<br />
©3. brauf te gwei ©tunben, um bie gange Sßrogeffion vor*<br />
übergießen gu fehen. ©twa Viergig 3ftuftfbanben unb ©äuger*<br />
c^ßre nahmen an ber geier teil. Um eineinhalb Uhr gog bie<br />
Sßrojeffion wieber in bie Kathebrale ein, mo am portal breißig*<br />
taufenb Berichte über bie ©rffeinungen ber munberbaren-Bte*<br />
baiHe Verteilt mürben. Siefer glücflife ©ebanfe ging voti<br />
ber eifrigen ©fwefter Sßaula, ber Kommiffärin unferer ©f we*<br />
ftern in Katalonien, aus.<br />
Sie Sßrogeffion mar ein wahrer Triumph *>e£ ©laubenSunb<br />
ber Verehrung gur Unbefledten ©mpfängniS, ber auf<br />
immer mit golbenen Bufftaben in ber ©effifte ber ©tabt<br />
Barcelona geff rieben bleiben wirb, benn bie guten Bewohner<br />
haben ber Raf Welt ein beWunberungSWürbigeS Beispiel beS-<br />
SJluteS, würbig ber erften ©hriften, h^terlaffen.<br />
Am Abenb war bie gange ©tabt herrlif beleuftet, unb*<br />
bie gange Bevölferung bewegte fif in ben ©traßen, umbaSerhebenbe<br />
©f aufpiel gu genießen.<br />
Auf bie Armen mürben nift vergeffen. 9Jüt £ilfe ber<br />
großmütigen ©penben würben mehrere Armenafhle unb BoUS*<br />
füf en eröffnet, ©in gangeS £au£ mit ben bagugehörigen Be*<br />
fifcungen mürbe von einer grau für bie ärmfte unb bravfte<br />
grau von Barcelona gum ©effenfe gemaft SBiffenffaft<br />
unb Kunft gaben ihre ©rgeugniffe gum Beften. ©ine herrlif e<br />
Krone würbe von ben 9Jlitgliebern ber Bruberffaft Unferer<br />
Sieben grau von ber ©nabe (ber Patronin von Barcelona)<br />
gefpenbet, mit ber Snffrift: „©te ift unfere Beffü|ertn."<br />
SBeil bie Kathebrale am 27. November als «gielpunft ^er<br />
Sßrogeffion gewählt worben war, mußten mir in unferem igaufe<br />
baS geft ffon am 20. November feiern/ Utn fefs Uhr war<br />
3Jleffe für bie $tarienftnber unb für bie grauen, um fieben Uhr<br />
für bie SUtämter, um aft Uhr für bie Knaben, mobei alle<br />
fommunigierten, um ben SubiläumSablaß gu gewinnen.<br />
Bei bem feierlif en £of amte um gehn Uhr mürbe von<br />
ben Kinbern beS Kaufes bie fföne 9ftejfe von ©apocci auf*
— 299 —<br />
geführt $m Slugenblitfe ber ^eiligen SBanblung fpielte bte<br />
$anfara ben Ä5nig8marf
— 300 —<br />
^SerCputg.<br />
25eridjt übt hu (Stitnimng Mtftm t>om fletfigen<br />
^artfjofontiiu* itt SeJfyutg (£mba) ttn& über heften QÜepautterung<br />
ii» Sfofjtre 1899.<br />
Sage. — 2)aS ©ebäube befinbet fif etwa hunbert Sfteter<br />
von SeHpuig neben ber großen ©traße, bie von Seltyuig<br />
naf Sarragona führt. ©S ift berfelbe pia£, ben im fünf«<br />
je^nten. Sabrhunberte unb ffon früher bie ©inftebelei Vom<br />
heiligen Bartholomäus einnahm, wovon auf ber üftame her*<br />
rührt; bie bortige Kaplanei würbe in bie Pfarrfirfe von<br />
Seltpuig übertragen, ©ie gehörte ehemals zur Stözefe Sif,<br />
jei^t aber gehört fie zur Siözefe ©otfona unb ift von ben<br />
berrlifen, weiten ©benen beS gelbes von Urgel umgeben.<br />
©rünbung beS KlofterS. — Ser ©rtinber beS Klo*<br />
fterS war Siabmonb von ©arbona, £err von Beffipuig im<br />
gürftentum Katalonien, Sizefönig von Sizilien. Qu ber 21bfift,<br />
fif ©ott banfbar zu zeigen für bie ©iege, bie er zu<br />
Söaffer unb zu Sanbe errungen hatte, unb anberfeits aus<br />
Serehrung gegen ben heiligen granz von Slffift, entffloß er<br />
fif, für bie Ktnber biefeS großen Zeitigen ein Klofter zu<br />
iaum. 5ftafbem er bazu von SulütS II. ben päpftlifen<br />
©egen erhalten hatte, zugleif mit ber Bollmaft, bie bisher<br />
in Beltyttig beftehenbe KaplanetVom ^eiligen Bartholomäus<br />
in bie Pfarrfirfe zu übertragen, befahl er, auf feine Koften<br />
baS Klofter zu erbauen. 9tber bie DrbenSleute, bie mehr auf<br />
bie Seobaftung bec flöfterlifen 2Irmut als auf bie grei=<br />
gebigfeit beS SBobltäterS SRüdfift nahmen, vereinbarten mit<br />
ben HJliniftern beS SizefönigS, baß nur ein beffeibener, enger<br />
Sau aufgeführt werben fottte. 2llS fr SBohltäter bavon erfuhr,<br />
z^gte er fif barüber unwillig, tabelte feine 3Jtinifter,<br />
unb befahl ihnen, baS ©ebäube nieberjureißen, um ein anbereS<br />
ZU bauen, baS feiner $reigebigfeit unb SJtaft würbig wäre;<br />
unb bamit biefer fein Sffiitte in ©rfüHung ginge, ffidte er<br />
ihnen aitS Italien Pläne, naf benen fte ftf rif ten mußten.
— 301 —<br />
3m Qahre 1510 ließ ber Vijefömg fcottReapel beut Klofter<br />
wtb feinen Snmobnern fdjon reichliche Unterftü|ung angebethen<br />
unb befahl auch, baß biefe 2llmofen aud) t>on feinen Nachfolgern<br />
unb ben Semohnent ber benachbarten Orte fortge=<br />
fefet mürben. ©S lebten gemöhnltch fünfnubgmanjig DrbenS*<br />
leute im Ktofter, unb eS.ift eine allgemeine Meinung, baß<br />
ber feiige Salüator fcon feovtabafelbft baS 9lmt eines ffiötU<br />
nerS fcerfal).<br />
Sefdhreibung beS KlofterS. — 2ßieeS bie greigebigfeit<br />
beS ©rünberS ermarten ließ, tyurbe baS ©ebäube<br />
fehr fchöit unb geräumig aufgeführt;eS ift 55 Meter lang,<br />
30 bis 35 Meter breit unb 12 Meter l)o§] baS £auS ift<br />
faft ganj aus behauenen Steinen gebaut unb befteht aus<br />
einem ©rbgefchoffe unb jmei Stodmerfen, unb bilbet jmei un=<br />
gleite Sierede; baS Heinere umfchließt einen ©arten, mährenb<br />
baS große in allen Stodmerfen fcon einer ©alerie umgeben<br />
ift. Sie Sögen ber ©alerien im ©rbgefchoße finb in ein=<br />
fasern ©pifebogenftile gehalten; bie Sögen im erften ©toefe,<br />
je gehn auf jeber ber t>ier ©eiten, in bpjantinifchem ©til mit<br />
Kapitälen, bie mit Reliefs gef^mücft finb; fie finb alle fcer*<br />
fchieben unb fcon großem SBerte; bie Sögen im gmeiten ©tode<br />
finb im romanifchen ©til unb erft fpäter hinzugefügt. SaS<br />
Klofter enthält eine Sterne, ganj aus ©tein, bereu Raub<br />
•ein Meiftermerf ber Kunft ift. $n bie ©todmerfe führen gmet<br />
Stiegen, bie eine breit, bie anbere fdjmal unb in Schnedes<br />
form, melche lefetere t>on ben Kunftfennern fehr bemunbert<br />
mirb. Sie 3toner unb bie ©äuge finb fämtlich gemölbt unb<br />
mit bem SBappen beS ©rünberS gefchmüdt. ber Umgebung<br />
befaß baS Klofter früher einen attSgebehnten äßeütberg unb<br />
einen großen ©arten, ber burdh einen nie öerftegenben Srunnen<br />
reiflich bemäffert mürbe. Sie Kirche bilbete mit bem Haufe<br />
nur einen Sau; fie befteht auS einem H.auptfdhiffe unb gmei<br />
SeitenfapeHen, großenteils aus behauenen Steinen, gfrn Innern<br />
— 302 —<br />
einiger anberer gfamtlien; eines bavon trägt bie 3a$reS*<br />
,ga$l 1518.<br />
SBaufoleum beS ©rünberS unb feiner<br />
milte. — Raimunb von ©arbona ftarb in Neapel im<br />
£jahre 1522 unb mürbe einftmeilen in ber Kapelle von Saftet<br />
nuovo in berfelben ©tabt begraben. SaeS aber fein äBunff <<br />
gemefen mar, im Klofter von Betlpuig begraben gu merben,.<br />
fo liefe i^n feine ©emahlin bahin übertragen unb beauftragte<br />
ben berühmteren Bilbhauer jenes 3ahrh.unbeti8, Johann von.<br />
Rola, ein herrlifeS Staufoleum aus feinftem 3Karmor gu<br />
erhamn.<br />
Unter ben ©iegeStrophäen, melf e baS SRaufoleum um*<br />
geben, fiel früher befonberS ein reifgeffmüdter Segen auf,,<br />
melfen Sßapft ^ultuS II. Son Raintonb ffenfte, als er im.<br />
$ahre 1511 gum Befehlshaber ber Siga ernannt mürbe. Sie<br />
Klinge trug bie Snffrift: Julius II. P. M. anno octavo..<br />
s JJlan fteht jefct einen anbern Segen aufgehängt; er rührt von.<br />
einem frangöftff en Hauptmann her, melf er mährenb beS fpani*<br />
ffen Krieges jenen Segen an fif nahm unb bafür ben feinigen,<br />
bort liefe.<br />
Aufhebung beS KlofterS; ©f i
— 303 —<br />
mie gemöhnlidj für meniger alg breißig ©ilberlinge an bett<br />
erftbeften ©ünftling verlauft bag ©ebäube teilten fi$<br />
brei Befifeer, mährenb ber Sanbbefife unter ^mei Herren verteilt<br />
mürbe.<br />
Ruinen beg Klofterg; Übertragung beg SJlaufo*<br />
leumg. — Sag Klofter mürbe in ber golge an einen (Seifte<br />
lidjen aug Barcelona verfauft, melier bagfelbe im ©inver^<br />
ftänbniffe mit bem Bifdjofe von ©olfona unb einer Kom*<br />
miffton von Herren aug Sellpuig unferer Kongregation abtrat.<br />
Sie genannte Kommtffton, ju melier and) ber Pfarrer, beffen<br />
SSifar unb ber bamalige Bürgermeister, melier zugleich jum<br />
Sßräfxbenfen gemählt mürbe, mar bemüht, bem ©ebäube ein<br />
anbereg 2Iugfehen ju geben unb eg bemohnbar gu machem<br />
©tn jeber gab nach feinen Kräften, fo baß nun bie Sfteugrün^<br />
bung eine vollzogene £atfad)e ift.<br />
©röffnung beg £aufeg. — ©nbli$ tarn ber langerfeinte<br />
Sag; am 1. Dftober 1899 mar bie ganje Kommiffion<br />
im Klofter verfammelt; ganj Bellpuig fprac^ von bem $efte,<br />
bag am 3lbenb ftattfinben foHte, unb freute ftch über bie Jteu*<br />
eröffnung biefeg ipaufeS, über beffen Ruinen alle folangegetrauert<br />
hatten. Um brei Uhr verfammelte ftch bag SSolf, bie<br />
©eiftlidjfeit, bie Kommiffion unb bie 3Jliffionäre in-ber Kirdje.<br />
3ur feftgefefeten ©tunbe verließen alle in Drbnung bie Kirche<br />
unb fangen unter Segleitung ber Drtgmufif ben Siofenfranj;<br />
bie aSolfgmenge nahm unabläffig ju, fo baß beim Klofter<br />
f$on etma 1500 Sßerfonen beifammen maren. Ser Pfarrer<br />
nahm bie ©infegnung beg £aufeg unb ber Kapelle Vor, morauf<br />
ißerr Sßebrog, ber neue ©uperior, von ber %üv beg ipaufegaug<br />
eine fttrje, ben Umftänben angepaßte 3tebe hielt, morin<br />
er. ©ott für aHeg ©ute banfte, bag feither gef^ehen mar. ©r<br />
ermahnte ade, an bem begonnenen SBerfe meiterjuarbeiten,.<br />
big audj bie Kird)e fitf) mieber aug ihren Ruinen erhebe. @r<br />
münf^te, baß biefe neue ©rünbttng viel 9lufeen unb ©egett<br />
für gang Urgel, Katalonien, ja für ganj ©panten bringe: bett<br />
$rieftern burch bie Cserjittett unb ben Unterridjt in ben ©e^
— 304 —<br />
minarien, bem Bolfe burf bie 3ftif {tonen unb ber 3ugenb<br />
burf ben Unterrtft. Kaum ^atte er feine Siebe geenbet, fo<br />
famen ade herbei, um uns ju beglüdteünffen; fie zeigten ftf<br />
fehr erfreut, unS als Slafbarn zu haben unb toünfftenuns<br />
eine, gefegnete S^nft.<br />
9tun begann für uns mit ber Beobaftung ber Siegeln<br />
unb ©ebräufe ber Kongregation baS gemeinffaftlif e Seben.<br />
SBir fönnen als ©rünbungStag ben 1. Dftober 1899, baS<br />
$eft beS h^ftgen aiofenfranjeS, annehmen. ©ott möge bie<br />
neue $amilie, vier Priefter unb jtoet Brüber, fegnen, bamit<br />
fie an gahl unb Sugenb junehmen unb balb prüfte ber<br />
^eiligfeit unb ©nabe bringen.<br />
«ellpuig, 24. Ott 1904.<br />
3f überfenbe ^fimn einen furzen ÜberblidE über bie<br />
Arbeiten beS neuen Kaufes. Sie priefter iuibmeten fif bauptfäflif<br />
bent SBerfe ber SWifftonen. StuS Langel an . perfonen<br />
begnügten fie fif im Anfange bamit, (Sfcerjitien von<br />
neun ober fieben Sagen ju halten; aber im jtoetten 3ab**<br />
hielten fie ffon regelrefte 3Jtifftonen in 3KiraIcamp, ©iba=<br />
munt, gonbareHe unb Patau, toelf e Drte fefS bis aft Kilometer<br />
von BeDOpitig entfernt liegen, ©eit jener 3 e *t hatten<br />
fie auf zu gleifer $eit 3Jiifftonert unb prieftereserzitien, z u<br />
toelf le<strong>der</strong>en bie priefter auS verff iebenen SDiözefen ziemltf<br />
Zahtreif fommen.<br />
gerner haben totr eine apoftoltffe ©fule mit £atein=<br />
unterriff gegründet, aus toelferffon zahlreife Berufungen<br />
für ben flöfterlifen unb priefterlif en Beruf hervorgegangen<br />
finb. 3)azu fommt nof eine blübenbe ©lementarffule unb<br />
eine Bürgerffute, tt>obie Kinber grünblif unterriftet unb<br />
frifttif erzogen toerben, bie bann fpäter als SHänner ber<br />
Kirfe, bem.Baterlanbe unb ber ©efettffaft große Sienfte<br />
leiften toerben.<br />
Sauf ber greigebigfeit einiger ioohltättger perfonen unb<br />
unter vielen Opfern finb vrir mit bem SBteberaufbau ber
— 305<br />
alten Kirdje in einem mit bem gangen Äfofier mehr in (Sin*<br />
Hang ftehenben ©tile, melier ber rein gotifdje ift, befchäf*<br />
tigt. SSBenn biefe Arbeiten einmal beenbet fein merben, mirb<br />
biefeS &au£ burdh feine ©röjge unb fünftlerifche ©dhönheit A<br />
befonberS aber burch feine überaus liebliche Sage eines ber<br />
beften in gang Spanien fein.<br />
Midhael 5)3ebroS, 0. M.<br />
Italien-<br />
Die U)ctt)e 6e$ Btfdjofs (Emil parobi itt Suriii.<br />
Herr ©mil ^ßarobi, ©uperior ber ^Sro&ing Sombarbei unb<br />
Sireftor ber Varmhergigen ©chmeftern berfelben Sßroüing, mürbe<br />
öom Heiligen Vater gur bifdjßflidjen SBürbe erhoben. @r er^<br />
hielt ben Sitel eines ©rgbifchofs t>on ^effinuS unb mürbe gitnt<br />
SBeihbifdjof t>on ©affari mit bem 3ted)te ber Rachfolge er=<br />
nannt.<br />
Die bifdjöfliche SBei^e fanb ftatt am 7. Mai in Surin<br />
in ber Kathebrale, mobet auch nodj ber ©uperior beS Me^<br />
tropolitanfeminarS oon Surin, KonftantiuS ßaftrale, gum<br />
Vifdhof gemeint mürbe.<br />
Viele Miffionäre, barunter audh Sajfo, ber Affiftent beS<br />
©eneralfuperiorS, unb titele Varmhergige ©chmeftern mohnten<br />
ber geier bei. _______<br />
cSecce.<br />
Ser „Corriere meridionale", eine in Secce erfcheinenbe<br />
Leitung, braute am 4. Mai folgenbe Radhricht:<br />
„Seit ©onntag, ben 30. April, finb im Haufe ber Mifc<br />
fionSpriefter alle Vifdböfe ApulienS toerfammeltunb merben<br />
bis nädhften ©onntag bleiben. Einige biefer Sage merben<br />
fie ben geiftUchen Übungen mibmen, mäl;renb fie an ben übri*
— 306 —<br />
er ©eiftliffett Konferenzen halten werben, um bieSbejtiglife<br />
Beff lüffe gu faffen. Sie Berfamntlung biefeS SahreS ift von<br />
befonberer SBiftigfeit, ba ber ^eilige Bater felbft fif bafür<br />
fehr intereffiert unb weil überaus miftige ©egenftänbe gitr<br />
Beratung fommen f ollen.<br />
©S finb gwölf Bifföfe gufamntengefommen, benen ber<br />
•äJtiffionSpriefter igerr Santoro, ber aus Rom berufen würbe,<br />
bie Börträge halten wirb/'<br />
polen•<br />
— 307 —<br />
Kirdje fcer tttiffionspnejter in Krafau (Strafcom).<br />
"Tc&Iufj mitgeteilt, bag Siögefanfeminar von ©trabom in bag<br />
neugebaute £aug ju Verlegen unb fortan bie Seitung feineg<br />
©eminarg felbft in bie §cmb ju nehmen. 3)ie Kirche Von<br />
©trabom, früher ben ©eminariften vorbehalten, mürbe von<br />
nun an bem Sßolfe geöffnet»<br />
Kleparj blieb mie big^er bag 3entrall)aug ber Sßrovinj<br />
.unb bie SRefibenj beg SSifttatorS."
21 f t e-it<br />
' Cljirau<br />
ücö 6e$ Bifdjofs gartet»<br />
Am 4. April 1905 ftarb in geling ber befannte Söifc^of<br />
gairier, apoftolifcher 33ifar üon geling unb SBeftsSfdhefy.<br />
©r mar geboren in ber Sißjefe SDijon im Qa^re 1837 unb<br />
trat im 3a$re 1858 in bie Kongregation ber Miffion ein.<br />
AIS bie Sßropaganba tion bem £obe beS 33ifd(jofS Kunbe<br />
erhielt, brüdfte fie bem ©eneralfttperior ihr lebhaftesS3e*<br />
bauern unb ihre befonbere £odhadj?tung für biefen berühmten<br />
Sifdhof auS.<br />
Sifdfjof ganier, ein entfchiebener, tatfräftiger Mann, bat<br />
in ©htna eine große Rotte gefpielt. Durch feine fcielfeitige<br />
©rfahruttg, feine Klugheit unb feine Seutfeligfeit gegen atte<br />
mar er in ber europäif djen Kolonie überaus beliebt. 3n äbn*<br />
licher SEßeife bezeugte ihm bte chtnefifche Regierung ihr befom<br />
bereS 2Bohfa>otten unb Vertrauen.<br />
@r baute atte in ben Vojerfriegen gerftörten Anftalten<br />
mieber auf, bie fich fagarin einem nod) blübenberen Su*<br />
ftanbe beftnben als guoor. ©ein Rame mirb mit ber @e*<br />
fchidhte ber helbenmütigen Verteibigung beS Sßetang immer<br />
enge fcerfnüpftbleiben.<br />
©r fühlte fdhon felbft, baß feine Kräfte ju ©übe gingen.<br />
Schon bei feiner legten ©uropareife erfud;te er bie Sßropaganba<br />
unt bie ©rnenmtng eines 9Beihbifd;ofS unb fchlug ju biefem
— 309 —<br />
3toe(fe im @int>erftänbniffe mit bem ©eneratfuperior einen<br />
ber herfcorragenbften -Dtiffionäre, iQZvxn Sariin, fcor, ber auf<br />
toirllif jum SBeihbiff of mit bem 3iefte ber Sftaffolge er*<br />
nannt tourbe,vorauf ihm Biffof gafcter fogleif naf feiner<br />
3tftter erfahren<br />
Ratten, maf ten toir bem Katfer unb ber Kaiferin baöon 3RiU<br />
teilung, toelfe uns ben Befebl erteilten, aft Blumentöpfe in<br />
ben Petang zu tragen, um fte als Seifen ber Trauer oor<br />
bem ©arge beS üerftorbenen BiffofS aufzuteilen.<br />
SBir bitten, biefetben anzunehmen unb naf bem SBunffe<br />
ber Kaiferin51t hanbetn. ©ruß."<br />
Ser Bijefönig 3uen=ffe=fai ffrieb an Biffof partim<br />
„Sein Brief hat mir ben %ob beS BiffofS gaöier ge=<br />
metbet unb if fear barüber fehr betrübt. Biffof gafcier<br />
toar etn gerefter, gelehrter unb tugenbhafter s Jftamt, leutfelig<br />
im Umgange unb zeigte ftf fehr liebenStoürbig, fooft er<br />
mit ben 3Jlanbarinen zu fcerfebrenhatte.<br />
m er nift mehr ift unb unfer Sroft unsge=<br />
nommen ift, trauern mit 9ieft alte über feinen Sob.<br />
3f bitte, beinen ©frnerz m beherrffen unb anftatt<br />
meiner alle jene z^ tröften, bie über feinen Sob traurig<br />
finb. ©ruß." :<br />
Slnnalen 70. 21
— 310 —<br />
Ser aStjefönig von ^anfing fd^rieb:<br />
„Btfdhof 3atlin wftrbige fidfj, biefer Telegramm ju. lefen.<br />
3
.1<br />
— 311 -<br />
ftne Steife t>on Igaxi* na$ ^efttng.<br />
SPclinfl, 15. guli 1904<br />
©ine Reife von SßariS naf geling geht gewiß nift ohne<br />
lebe Sf wierigfeit ab. ©S werben wohl balb bie verffiebetten<br />
txenen ©ifenbahnen, wie bie tranSfibiriff e unb anbere im Sau<br />
begriffene ©ifenbahnen ben jungen naf ©hina reifen ben 3Wif=<br />
ftonären bie Reife erleiftern. SaS Bequemfte wirb fein,<br />
wenn man am Rorbbahnhofe in SßariSbie Karte wirb löfen<br />
fönnen, um bann ruhig ju warten, bis bie Station 5ßefing<br />
fommt. Sann lebt wohl, ihr ffönen Räfte im Snbiffen<br />
Djean, mo man, über fif ben Gimmel unb unter fif baS<br />
äReer, ©inbrüde empfinbet, bie man nie vergeffen Wirb, aber<br />
auf nift auSgufpref en vermag. Unterbeffen münff e if allen<br />
3JHfftonären, bie naf ©hina reifen, unb bereu, münffe if,<br />
mögen reft viele fein, ba bie ©rnte fo groß ift, eine glücf*<br />
life Überfahrt.<br />
Rafftehenbe ©injelhetten fotten feine Reifeeinbrüde fein;<br />
fie finb vielmehr von einem Sfüler BenthamS unb fotten<br />
menigftenS in einer gewiffen Beziehung bie SBorte bewahr*<br />
hetten: Time is money: $eit ift ©elb.<br />
5Bor allem barf man auf eine BorfiftSmaßregel nift<br />
vergeffen, näntlif an ben ^ßrofurator ber vier großen £afen=<br />
pläfee gu ff reiben: ©olombo, Singapore, Saigon unb §ongfong.<br />
1 ) Sie nehmen bie SKtfftonäre ebenfo freunblif auf,<br />
wie wir eS in Shanghai tun. 3Kan gewinnt fo foftbare<br />
«Seit unb erfpart fif lange, oft auf läftige Unterhaltungen.<br />
©S genügt, bie $ahl ber reifenben 3Jiiffionäre unb bte<br />
funftSjeit beS Sf iffes anzugeben.<br />
j<br />
!<br />
*) S)ie Slbreffen finb folgenbe: 1) 2)er ^rofurator ber Oblaten ÜOU<br />
ber Unfceftecften @mpfängni3: Söoretfa, (Solom&o. 2) 3)er Sßrofurator ber<br />
auswärtigen 3JUfftonen: 73, SfttoerSBaUe^ $oab, ©ingapore. 3) 2)er<br />
Sßrofurator ber 2lu§n)ärtigen 9Jftffionen: 4, ©trafte (Sotom&ert, Saigon<br />
(Snbod^ina). 4) £>er Sßrofurator ber 2lu§roartigen 3Jltffionen: 34, (Saure<br />
iftoab, £ong?ong.<br />
21*
— 312 —<br />
©in le|ter ©ruß unb fort gehteS nach Marfeille. 2Bo*<br />
hin foll man ftch ba menben? nadh Sourfainte? Sie Mifc<br />
fionäre mürben gemiß mit greuben bie jungen Reifenben<br />
aufgenommen haben; aber baS HauS liegt etmaS meitab, meS^<br />
halb mir in einem Hotel abfteigen. $n ber Rähe ftnb mehrere<br />
Kirdfjen, maS megen ber heiligen Meffe fehr vorteilhaft ift;<br />
man fam auch bei ben Sarmhergigen ©chmeftern in ber<br />
©traße gonberte 33ieiKe bie heilige Meffe lefen. 33iS gum<br />
©chiffe geht alles gut, menn man von bem Hetmmeh ab fteht A<br />
baS einen beim Sßerlaffen beS heimatlichen SobenS befchleidhi<br />
Sie ©chmeftern in SßartS unb MarfetHe haben aHeS gut ge*<br />
orbnet unb üerpacft. RichtSbefiomeniger ift es gut, nodh einen<br />
SBIicI auf affeS gu merfen, um gu fehen, ob alles an feinem<br />
Orte ift. ©ine jefet noch gutgumachenbe SSergeßlichfeit fann<br />
einem manchmal fpäter fehr große ©orgen bereiten.<br />
' Ste gtit ber Abfahrt fommt heran; ein.jeber benü|t t<br />
nodh bie lefete Minute; ein unbefdhretblidheS Surcheinanber<br />
fcon ©timmen, ein unabläffigeS Kommen unb ©ehen fcont<br />
Sorberteile nadh bem Hinterteil beS ©dhiffeS. . Sie ©dhiffs*<br />
pfeife ertönt unb baS ©chiff fefet fidh langfant unb majeftätifdh<br />
in Semegung. Ser ©tranb ift fcoll t>on Seuten; bte legten<br />
©rüße merben gemechfelt unb balb erffeinen bie Soote, bie<br />
bern ©dhiffe nachzufahren fudfjen, nur mehr mie Meine fünfte.<br />
Unfere ßtebe grau t>on ber äBad)e (Rotre Same be la ©arbe)<br />
ift baS le|ie, baS man nodh fcomgeftlanbe fteht, melcheS nun<br />
unfren Augen entfchminbet. D MeereSftem, fegne betne Kinber!<br />
Run macht fich, mie es begreiflidh ift, eine noch .größere<br />
Sraurigfeü geltenb, unb bie öerfchiebenften ©ebanfen. £»efd^äf=<br />
ttgen baS Herg ber Reifenben. SBergebenS ruft bie ©lodfe bie<br />
Reuang&fommenen gum. ©petfen. SaS große ©reigniS beS<br />
SageS, bte. Abfahrt beS ©Riffes, madht auf bie gum erften<br />
Male Reifenben einen tiefen ©inbrncf. ©$on beginnt bie<br />
©eefrcmfheii fich fühlbar gu machen; maS tun? ©idh niebe^<br />
legen unb 3ürouenfaft ober anbere ©rfrifchungen mit @iS
— 313 —,<br />
nehmen; barem gemöhnt ftf ber SHagen, unb bie Kranfheit<br />
perff ftrinbet.<br />
Salb legt fif bie Aufregung unb man fcrirbruhiger,<br />
ix>ährenb baS ©fiff bie Meerenge fconBontfacio paffiert;<br />
balb barauf fommt ber nof tätige Bulfan ©tromboli in<br />
©ift, ioetfer zu ben äoliffen Snfeln, jefci gemöbnltf bie<br />
lipariff en gnfeln genannt, gebort. Sie einzige Beffäftigung<br />
t>er bortigen Bemohner, melfe febr arm finb, bilbet ber<br />
gifffäng.<br />
üftof einige Minuten unb man fährt burf bie 9Jleerenge<br />
von 3R.efftna, bie ungefähr brei Kilometer breit ift. 3lller<br />
Slugen menben fif bortbin, um bie ©cplla unb bie.<br />
bis, bie für bie 3llten fo ffrectttf maren, ju fehen.<br />
SUlan reift fif gegenfeitig ben Dperngutfer, um auf ber<br />
•einen, ©eite •3Refjtna, auf ber anbern Sieggio bi ©atabria51t<br />
betraf ten, toelf teueres amphitbeatraliff an ber Sehne. eines<br />
mit anmutigen Sörfern befäten SergeS gelegen ift.<br />
SaS ©fiff bat jtoölf bis öierjehn Knoten in ber ©tunbe<br />
gemaf t unb ift nun balb in Port ©aib, am feiertenSage<br />
naf unferer 2lbreife. 2Bewt man auSfteigen miß, muß man<br />
fif ff nett entffeiben, benn man bält gerabe nur fo lange,<br />
um Kohlen einzunehmen, ©ine SDtenge Sarfen märten am<br />
gußeber ©fiffsleiter, um bie eüoa SluSfteigenben aufjuneh=<br />
men. flau zahlt nur in Port ©aib an ber SanbungSbrütfe.<br />
Sie arabiffen Spotsführer finb ähnltf tote bei unS tu ©e^<br />
noffenffaften tt er einigt SBenn man auSfteigt, fommt man<br />
über ben gahrpretS überetn; breißig ©enttmeS für ben Sag,<br />
fünfzig ©entimeS für: bie 9iaft. Bon bem Srinfgelbe (Ba(fc<br />
ff iff) braufe if niftS zu ermähnen; man fonnte fagen,<br />
baß bie Seute auf ben Knien barum bitten unb mit ber<br />
©ttrne im ©taube .bafür banfen.<br />
Port ©aib ift am ©ingange in ben £afen gehaut, Ser<br />
•Käme, unb ber Drt ift t>on bem ©rbauer beS Kanals, Seffeps,<br />
felbft gemäblt zum 2lnbenfen an ben bamatigen Sizefönig t)on<br />
typten, -öftfameb ©aib. 3ln ber großen ©traße t>on ©uropa
— 314 —<br />
nach bem Orient gelegen, ift eg eine SBeltftabt in ber üottfterc<br />
Bebeutung beg Sßorteg. Sen ©inbruö f^ilbern ju wollen,,<br />
ben man Bei bem erften .gufammentreffen mit biefer größtem<br />
tetig orientalifchen Bevölfermtg fühlt, ift fehr fdjwer.<br />
bringenbeg ©efchret, eine wtmmelnbe Bevölfermtg, Skiffe, bie<br />
fommen unb gehen, bieg alleg ftumpft julefet bag Dhr ab unb<br />
ecmübet bte Singen. Slber 3Jiut, wir finb fdjon am Sanbe;,<br />
man fühlt ft$ wohl. Wieber auf feftent Boben ju flehen. Bevor<br />
man ben guten granjigfanent einen Befud; madjt, 'ift egbeffer,<br />
falte niäjt bte 5ßeft fonftatiert ift, einen ©efunbheitgpaß<br />
ju verfdjaffen. @g ift eine bloße görmlidjfeit, unb —<br />
o SBmtber, — man hat ntdjtg bafür gu bejahten!<br />
Sie granjigfaner wohnen nur etwa eine Biertelftunbe<br />
vom ©tranbe entfernt, wo fte eine fleine, f
— 315 —<br />
girier gu lefen, weif es eine ©tunbe vom SanbungSpla&e eut*<br />
femt ift.<br />
2Ibgefehen von ben öffentlichen ©ebäuben, bie für einen<br />
fo Keinen Drt verhältnismäßig gahlreif finb unb viel (Selb<br />
foften mußten, ohne aber ffön gu fein, ift nifts gu fehem<br />
3war ifteS anberfeits auf langmeilig, auf bem ©fiffe gu<br />
bleiben, menn Kohle eingenommen wirb unb aHeS mit ff wargern<br />
©taub bebest ifi SBenn man in Sffibuti ans Sanb<br />
fteigt, gahlt man bem Beftfeer ber Barfe fünfgig (SentimeS für<br />
bie gahrt Von fefS Uhr morgens bis fefs Uhr abenbS, 'in<br />
ber Raft foftet bie gahrt einen granfen.<br />
£ier muß man, befonberS mährenb ber heißen Jahres*<br />
geit, oft bie SBäffe meffeln, unb bie Stflatrofen finb gerne<br />
bereit, für eine angemeffene (Entlohnung bie SBäff e gu Waff en.<br />
Bei ber SKnfunft ift baS ©f iff fogleif Von Keinen Regent<br />
um^bm, bie ungefähr wie bie erften Neuffen im Sßarabiefe<br />
gefleibet finb. 3n ihren Meinen Kähnen, bie aus einem ein*<br />
gigen Baumftantme verfertigt ftnb, gufammengefauert, lenfen<br />
fie benfei ben mit aitßerorbentlif er ©efficfliffeit: 3nS 9Jieer,<br />
inS 3Jieer! fo ffreien fie; benn fte ftnb Käufer. 3Ran wirft<br />
ihnen flehte ©elbftütfe gu. ©ogteif laffen fte Kahn unb Ruber<br />
ftehen unb werfen fif ins 9Jieer unb taufen unter, um baS<br />
©elb gu holen. Mehrere ftreiten um baSfelbe ©elbftüd unb<br />
es ift fehr intereffant, biefen Kampf unter bem SBaffer angu*<br />
fehen. SBenn ber ©effidtefte baS ©elb erreift hat, erffeint<br />
er an ber Dberftäf e beS SBafferS, baS ©elbftücE gmiff en ben<br />
gähnen haltenb, flettert mit affenartiger Behenbigfett tu feinen<br />
Kahn unb ff reit abermals: SDteer, ins 3J?eer! u. f. w.<br />
Sh^e ©elbtaff e ift ff wer gu ftehlen, benn fie tragen fie gwiff<br />
en ihren Kinnbaden unb ber ref ten ober Unten SBange.<br />
SBenn man fie gunt erfienmal fteht rnöft'eman glaufien, fie<br />
hätten ein ©eff Wür auf ber SBange; aber feien ©ie unbeforgt<br />
über bereu ©efunbheit;eS geht ihnen gut, fo gut, alseS<br />
ihnen nur gehen fann.
— 316 —<br />
. Sasfelbe Sdfjaufpiel mteber^olt fidh in {Solombo unb<br />
Singapore. Sort finbeS bie HinbuS unb Malaien,, meiere<br />
biefe Kunftftüde ausführen, um fidh babitrch baS Srot gu t)er=<br />
bienen.<br />
. Aber balb verfdhtöinbet bie. Küfte von Afrifa unferen<br />
Men. SaS-Sdhiff burdhfurd&t feit fünf bis fecfjS Sagen ben<br />
tiefblauen gnbife&en Dgean. SaS ift ber langtoeiligfte Seil<br />
ber gahrt; man bat ftch balb an bte-fltegenben gifc^e unb<br />
bie Selphine gemöhnt, meld)e bem ©djiffe folgen unb an*<br />
mutige Sprünge vollführen, aber man ftnbet baran- feine $er=<br />
ftreuung. mehr. Aud) ber ©egenftanb beS ©efprächeS medjfelt<br />
menig. Sa ift man nun leidjjt Spöttereien unb Kritifen auS=<br />
gefe|t SaS fletnfte Serfehen mirb beobachtet unb befannt<br />
gemadjt; eS ift gleidhfam ein öffentliches Kapitel, mo aber<br />
menig dhrtftliche Siebe. herrfdjt.<br />
. ©nblich fontmen mir na$ ©olombo. Ser ^f[angenmud}S<br />
ift. überaus reich, benn. mir ftnb in tropifdjen Säubern. Aber<br />
laffen mir bie Sßoefie, um gum praftifdjen Seben gurüdgufehren.<br />
3uerft motten mir; ©elb medhfeln, aber fo menig als möglich,<br />
benn man vertiert babei fehr viel Sie gebräuchlichste Münge<br />
ift hier bie Rupie, meldhe ungefähr 1 gr. 70 Gent (1 K 63 h)<br />
gilt SaS ©elb in jenen Säubern folgt, mie jeher rneiß,allen<br />
Schmanfungen bei cöörfe . @S ift alfo ein mahrer Marft.<br />
Man barf ben ©elbme^Slern ni$t gnvtel • trauen unb jeb'en<br />
feiner fleinen Saler na$ bem Klangt prüfen, um gu feheit,<br />
•ob aHeS ©elb edjt ift. Riemanb geigt fid^ barüber überrafcht.<br />
SaS Mittel ift finbifdh, aber praftifch: man nimmt bie eine<br />
Münge gmifchen bie: gingerfpi|en unb üergletd^t fie mit einer<br />
anberen .Münge. Aus Mangel an Sorficht fornntt- ber Rei*<br />
fenbe 'üft\gu falfdhen ©elbftüden, bie er bei feinem , SßedhSler<br />
mehr..anbringen.mirb. Senn biefe ftnb finge .unb. gemanbte<br />
Seute. ©olornbo, baS burch feine ©belfteine fo berühmt tft,<br />
verfauft, mie man fagt, audh viele falfd^e Steine, unb ebeufo<br />
gefliehteS auch mit bem falfdhen ©elbe.
— 317 —<br />
SÜBenn baS ©ftff einen ganjen Sag anhält, fo ift man<br />
froh, toenn man tu einer ffönen ©tabt einen Spaziergang<br />
maf en fann. §ür eine Btertelrupie für bte Sßerfon fft^rt man<br />
fte langfam an ben SanbungSptafe. ber Jtaft, baS ift<br />
feoit aft Uhr abenbs big fefS Uhr früh, tft ber hoppelte PretS<br />
ju zahlen.<br />
SBemt man ben Oblaten feon be£ Unbeftedten ©ntpfäng^<br />
niS einen Befuf mafen miß, nimmt man einen Karren ober<br />
man fährt mit ber eleftriffen Straßenbahn in baS ©tabt*<br />
feiertet Boretta. ©S finb ungefähr fünf Kilometer feom £an=<br />
bungSpIafe bis gur biff Öftifen 9teftbenj.<br />
SDer obengenannte Karren ift ein ganj eigenartiges ©efät;rte,<br />
baS jeben neuangefontmenen Europäer überrafft. ©S<br />
ift ein leifter Heiner Karren, toteman fagt, japaniffer ©r=<br />
ftnbung. @r mirb gebogen in ©olombo feon einem £inbu,<br />
in ben anbern ©täbten feon einem ©hinefen. 9ttan fühlt fif<br />
unangenehm berührt, fif feon einem Neuffen gebogen gu<br />
fehen, ber ganz bte 3Me eines 3ugtiereS fpielt.<br />
Siefe fojiate grage ift im Orient nof ju löfen,eS ift<br />
aber nift bie einzige biefer Strt. — ©in SBeg foftet 10 ©ent,<br />
eilte halbe ©tunbe 25 ©ent, unb toennman ben 2Bagenführer<br />
warten läßt, 10 ©ent für bie ©tunbe. ©S ftnb bte=<br />
fetben greife in ©ingapore, ©atgou unb ^ongfong. ©S ift<br />
aber ju bemerfen, baß in ben lefttgenannten bret ©täbten ber<br />
meEtfaniffe pafter (2 K 16 h) in Umlauf ift.<br />
©nbtif fommen mir naf ©ingapore, naf ber Slnjtft<br />
mehrerer 3?eifenben einer ber ffönften £äfen ber 2ßett.<br />
2)a fieht man juerft bie ©binefeit. 2)en 3opf um ben<br />
.rafierten Kopf gebreht, b a K> uadt fieht man fie bie Sabung<br />
auf bie ©f iffe bringen, bie SBaren aufff if ten, Kohlen tragen.<br />
Bon nun an finb mir in beftänbiger Berührung mit ber 2Bett<br />
beS äußerften OftenS.<br />
2)er erfie ©inbrud, ben man feon ben Betoohnern beS<br />
himmtiff en SRetfeS gemimtt, ift eher ein ungünftiger, ober
— 318 —<br />
wenigfteng nicht gar begeifternb. Slber biefer ©inbrttd fd^rnm<br />
bet balb.<br />
9ladjbem wir ung bie ©tunbe ber näd)ften Abfahrt am<br />
gefehen haben, fteigen wir ang Sanb; fich über bie ©tunbe<br />
ber SSeiterfahrt ju Vergewiffern, ift fehr wichtig, fonft fönnte:<br />
e^ gefdfjehen, baß bag ©d^iff ohne ung abfährt SBir befteigen<br />
einen SBagen (SßretS 1 Sßtafter bie gahrt) ober einen Kar*<br />
reu, unb in breiviertel ©tunben finb wir bei bem Sßrofurator<br />
ber augwärtigen 9Jitffionen.<br />
@g wäre überflüffig, gu fagen, wie freunblich ung Sßatef<br />
Souvreur .aufnimmt; obwohl er fchon lange an ber Sßrolura*<br />
tur ift, fo möchte man bennodj glauben, baß man ber erfte<br />
3Kiffionär fei, ben er aufnimmt, ©tue ähnlid) freunbltche<br />
Aufnahme ftnbet man in ©aigon unb ^ongfong; man möchtefi$<br />
in bie eigene gamilte Verfemt glauben. ©hanghai<br />
enblich wohnt man bei ben Sagariflen.<br />
3)a Waren wir gu igattfe. Big ber Bifttator bie SDlifc<br />
fton begegnet, wohin man ftch W begeben hat, ruht matt<br />
f>ttoa§ Von ber Aufregung ber 3ieife aug.<br />
3ene, bie für Sßefing beftimmt ftnb, werben noch mehrere<br />
©d&Wierigleiten haben, big fte nadj Tientftn fommen. 3)ort<br />
wirb man vom Sprofurator, bem guten £erw SDegrumeati£,<br />
mit offenen 2lrmen empfangen. 35ag ift ein Borftriel von<br />
bem herglidfjen ©mpfange, ber in ^Seüng im Sßetang ben jungen<br />
9ieifenben unb neuen SDWtarbeter erwartet.<br />
£einrtdfj ©eni;.<br />
Brief öes Bifcfyofs
— 319 —<br />
bie Stojer im 3a$re 1900 feinen Dnfel in ©tü
— 320 —<br />
3m.3ahre 1900 mürbe baS Befifetum ber -SRiffion unb<br />
ber heiligen Kinbheit großenteils Verbrannt unb jerftört Sie<br />
2Baifenmäbfen hatten gerabe früher ben Drt feerlaffen, mo<br />
bann ber 3Jtanbarin alles ins SBerf fefcte, um bie (£|>riften<br />
•auszurotten, maS ihm auf teilmeife gelang. Sie 2Baifen=<br />
rnäbf en. gelangten nach 3ung*ping=fu, mo fie banf ber ganz<br />
außergemöhnltf en ©enetgtheit. eines Unterpräfeften gerettet<br />
mürben; feit unferer Slnfunft in bem neuen Btfariate (1901)<br />
tDohnt ber aJlifftonär in ber Unterpräfeftur Sfien=an;<br />
"3n Kten4ff ang=jing mürben 27 ©hriften geftrmt. Bon<br />
ba ging if in eine anbere ©tabt, Samens Sai^ing^tffai;<br />
ber 2Beg führte mif ber großen f ineftff en Stauer entlang<br />
burf ein f riftlifeS Sorf, baS mitten in einer ©f Inf t über*<br />
aus ff ön gelegen ift Stefer Drt beft^t eine fleine Kapelle,<br />
aber fein ißtffionShauS;eS mar ehemals eine blübenbe ©Triftengemeinbe,<br />
aber unter ber Verfolgung beS KaiferS Kta*tfing<br />
(1796—1820) fielen mehrere gamilten zum &eibentume ab.<br />
Sftan bemerft j|e^t nof an biefen Bergbemohnem etmaS f rift=<br />
RfeS, einen offenen, feertrauenerme
— 321 —<br />
Über bem ©tabttore fieht man nod) eine nterfmürbige<br />
Sammlung von alten KriegSmaffen unb Lüftungen, Helmen,<br />
©ifenhanbfchuhen, Pfeilen, Säbeln, Sangen, SelagerungSfanonen<br />
u. f. m., alles mit einer bieten ©dhidjte ©taub unb Roft bebedt<br />
(SiefeS Magagin mürbe in ber golge vom SItfc gerftört.)<br />
Hier mürben etma 50 sperfonen gefirmt.<br />
Stuf unferem Rittfmege finben mir noch gtoei anbere Stiften*<br />
gemeinben, ebenfalls ohne Kapelle. Stuf biefe SBeife haben mir<br />
nur bie bebeutenberen Drte beS halben SiftrifteS Sftensan burch*<br />
manbert unb int gangen ungefähr 150 Sßerfonen geftrmt. Sie<br />
anbere Hälfte beS SiftrifteS gählt nur neugegrünbete, erft<br />
gmei ober brei $ahre beftehenbe ©hriftengemeinben. Sa mir<br />
bort fein paffettbeS Abfteigequartier haben, marten mir, bis<br />
mir mit ber Hilfe bort einige Kapellen bauen ober einigege=<br />
möhnliche Hänfer faufen fönnen.<br />
©ie miffen, baß in biefetn erft feit brei ober vier Sahren<br />
gegrünbeten Sifariate aHeS angufangen ift; alle Sebürfntffe<br />
machen ftd) ba auf einmal fühlbar. Stefer Srtef fpricht nur<br />
von einem eingtgen Seile eines eingigen SiftrifteS, unb nur<br />
von bem Mangel an Kapellen; aber im gangen übrigen<br />
Sifariate berrfdjt biefelbe Armut. Meine „Kathebrale" ift<br />
ein gang gemöhnltcheS HauS. SiefeS 3> a hr bauen mir mit<br />
großer Mühe ein halbes Su|enb Kapellen, bereu ©efamtgahl<br />
nun 18 erreicht, auf 66 SSifariate, bie alle eine Kapelle<br />
brauchten; unb jemehr bte Sefehrungen gunehmen, beftomehr<br />
madht fich SebürfniS nadh Capellen fühlbar. Sie 3ahl<br />
ber ©hriften ift feit ©rünbwtg beS SBifariateS Von 2880 auf<br />
4265 gefttegen.<br />
©ott fcheint bie Anfänge gu fegnen. 2Bir haben 23 3ög*<br />
linge im ©eminar unb etma 20 in ben Kaiechtftenfchulen A<br />
bte 3ahl ber Miffionäre ift 10. Sefonbere ©rmähnung ver=<br />
bieut noch baS SBerf ber Katechumenen. 2Bir müffen bei<br />
unferen Ausgaben viel auf bie göttliche Sorfehung bauen.<br />
©intge Kilometer von 3fang=ping*fu haben mir feit33e=<br />
gtnn beS Krieges in ber Manbfcburei ein djinefifdheS Sager
— 322 —<br />
Uött 3000 aKönn. Xlnfete europäifdhen 3ttifttonäre, ja fogar<br />
jeber ©hinefe, beffen Kleibung ober Haltung ein wenig von ben<br />
ber einfa^en ©ebirggbewohner abfttdjt, wirb an ben ©traßeu<br />
amb Bädjjen jeben 9lugenbli(f von ben -^ilitärpoften angc=<br />
galten, unb trofe itnferer Sßäffe fömten wir unfern SBeg nicljt<br />
fortfe|en, ohne baß nidjt Von Seit gu Seit ein Leiter heran*<br />
fommt unb unfere SCnfunft einem Befehlshaber melbet. Sieg<br />
atteg geflieht aber in gang harmlofer Sßetfe, xtnb bie ©olba*<br />
ten, bie nicht viel wiffen, Wag ein Sßaß ift, unb wenig an bie<br />
fleinlichen SBorfTriften beg Sagerlebeng gewöhnt finb, fdjeinen<br />
nod) mehr außer gaffung gebracht alg bie Sieifenben felbft.<br />
Tro% beg furchtbaren Kriegeg in unferer Sftadhbarfdhaft<br />
unb trofc ber SlnWefenheit einer chtneftfchen Slrmee in mtferem<br />
Bifariate finb wir ebenfo ruhig alg bag £aug ©anft Sagarug<br />
.gu Reiten beg heiligen Btngeng, alg feine gelber ben frangöft*<br />
jehen Slrmeen alg ©jergierfelb bienten. ©ott fei geprtefen!<br />
^fc^e-ßiang.<br />
Brief öes ZITifftonspriefters f)errn ^iaxbexet an ben<br />
Setteralfuperior f}errn 2t. ^iat.<br />
SEfcbufan; 10. 9J?ärä 1905.<br />
3$ ?ann 3h nen über unfer Knabenfentinar nur Tröft*<br />
lidheg berieten. Surch bie ©nabe ©otteg unb banf beg<br />
©d^ufeeg feineg Sßatroneg, beg heiligen Btngenj, berechtigt eg<br />
§u ben fdjönften Hoffnungen. — 3m vorigen 3
— 323 —<br />
"Werben, wenn nift ber ^eilige Bingeng nof einige für feine<br />
gantilie auswählt. SBenn alle ausharren, weife Hoffnung für<br />
-unfere 3ttiffton in fünf ober fefS fahren; bie SDltffion ift<br />
je£t wirflif auf bent SBege beS gortffritteS, unb in biefem<br />
3ahre erreift bie $at)l ber ©Triften ffon 20000 unb nof<br />
barüber. Unfere $öglinge mafen, wieeS allen Befufern<br />
auffällt, einen guten ©inbrucf; bieS fontmt wohl auf Von<br />
bem ©harafter ber SßroVing her, ba bie Seute bier viel auf*<br />
riftiger unb geraber ftnb als anberswo. — ®ie 3ögltrtge<br />
finb auf gritnblif fromm, fie beobaften genau ihre Regeln<br />
unb finb alle von gutem Seifte befeelt.<br />
2luf in geitlif er Beziehung ftnb wir ©ott nur Sanf<br />
ffutbig, ba ereS unS von %al)x gu $ahr möglif maft,<br />
unfere Sßerfe gu erweitern. 3Jtit igilfe ber jcfrlifen Unter*<br />
ftü^ungen, bie unS fromme SEßohltäter aus ©uropa ffitfen,<br />
fönnen wir nof mehrere fleine ©runbftüde faufen, bie an<br />
unfer Befifetum anftoßen. —3US mtf vor fefgehn fahren<br />
ber Biff of hteher wS ©eminar verfemte, waren wir fehr arm*<br />
'lif beftellt: höf ftenS 20 ©eminartften fonnten im £aufe<br />
finben. Sefet geftattet tutS ein naf europäiff er 2lrt gebautes<br />
.£aitS mit einem ©todwerfe, fehr gut gelegen unb luftig,<br />
imrfffnittlif Vierzig Söglinge aufgunehmen. 2)iefe<br />
.würbe fogar ffon überfliegen.<br />
3m verfloffenen 3al)re feierten wir am gefte beS heiligen<br />
Bingeng ben Jahrestag b e s fünfgigjährigen BeftanbeS<br />
ieS ©eminarS (1854—1904). SBegen ber traurigen Sage<br />
ber ©enoffenffaft in granfreif würbe biefeS geft nur im<br />
Greife ber gamilie gefeiert 2)a ber Btffof weit von<br />
•ftingpo unb bagu nof franf war, fonnte er baS geft nift<br />
burf feine perfönltfe ©egenwart beehren. SBelfe greube<br />
mürbe baS für il;n gemefen fein! Unfer ^rovtfar, £err<br />
gaveau, erfe^te ihn an biefem Sage; alle göglinge beS Sßrie*<br />
fierfemtnarS waren anwefenb. 31IS Slnbenfen an biefen ff önert<br />
Sag hafott toiran ber Borberfeite beS Kaufes bie ©tatue beS<br />
^eiligen Bingens, baS ©effenf eines großmütigen, unbefannt
— 324 —<br />
fein moHenben MübruberS, aufgeteilt. SaS gußgeftell ber<br />
Statue trägt bie.Snf^rlft: Ut fideles filiietc. unb oberhalb<br />
ift ber SSahlfpruch beS Seminars gu lefen: „©Caritas", mit<br />
ben beiben SahreSjaulen: 1854 —1904. 2Bir fangen beim<br />
©egen aus gangem Hergen baS Tedeum, benn mieviel Sauf<br />
maren mir ©ott unb bem fettigen SBingeng fdhulbig! $dh ge*<br />
fte^e, idh toat in biefern Augenbticf fehr gerührt unb aus<br />
gangem Hergen bat idh ben heiligen Stifter, er möge aßen<br />
SBohltätern mit befonberen ©naben alles vergelten, maS fte<br />
uns unb unferer teuren Anftalt ©uteS getan haben.<br />
©ine ©nabe, bie ich nicht mit StiHfdhmeigen übergehen<br />
miß, ift ber fünfgehnmonatlidje Aufenthalt beS Sßerfonafö<br />
unfereS SeminarS von Kiafdhing in Sfdhufan. Sie Stref*<br />
toren beS Seminars hatten bei ihrer Anfunft in ©hina fein<br />
Abfteigequartier. 83tf
— 325 —<br />
33rtef bes apoftbiifdjen Vifats t>on £fd)e=fiang, Btfdjofs<br />
IJJteptfub.<br />
^ingpo, 6. gänner 1905.<br />
Bei ©elegenheit biefeS gefteS bringe if unferen Sßoljl*<br />
tätern ben innigften Sauf bar für baS fföne ©effenf, baS'<br />
fie ber Stnftalt. ber Sehrlinge gttf ommen ließen. 9taf bem<br />
Beispiele ber brei 3Beifen l;aben fie gu ben güßen beS gött*<br />
lifen KinbeS in ber Krippe baS ©olb ihrer Siebe niebergelegt.<br />
SaS ift ein erfter unb Giftiger ©tein, beftimmt, einft jenes<br />
©ebäube gu tragen, mo bie arbeitenbe Sugenb eine fif ere<br />
fluftftätte finben foH. ©S ift ber 3lnfang gur Berwirflif ung<br />
•eines lang gehegten SteblingSpIaneS ber SJJifftonäre, ber fif<br />
immer als ein bringenbeS BebürfniS herausstellte.<br />
Sie Reiben ffäfeen biefe ^anbwerfsffulen fehr h°f-<br />
3f babe mit mehreren Beamten unb einflußretf en Sßerfonen<br />
barüber gefprofen, unb alle ftnb einftimmig in bem Sobe<br />
biefer Slnftall ©S ift eine SBohltat für bie Slrmen, eS ift<br />
eine große £ilfe für jene, bie nift mit ©lüdSgütern gefegnet<br />
finb, inbenx man ihnen bie Littel bietet, ftf ein Weniger<br />
|arteS unb ehrlif eres Safein gu fif ern. Bon ihrem ©taub*<br />
fünfte aus Ift bieS ein gutes SBerf, baS alles Sob verbient.<br />
©inige von ihnen haben ff on etUf e Snberungen in biefer<br />
Begiebung gemaft, unb finb bagu amtlif Von ber Kaiferin<br />
aufgemuntert morben. gnSbefonbere fenne if eine berartige<br />
Slnftalt tu ber ^auptftabt ber Sßroviug unter ber Seitung ber<br />
Japaner, mo bie Jünglinge gu verffiebenen nüfclifen £anb*<br />
Werfen bewmgegogen, werben follen. @S gibt bort angehenbe<br />
©fneiber, Siff ler, 9Mer, ©fmiebe u. f. w. SaS SBerf ift<br />
*rft in feinen Stnfängen, unb ffon rufteS einen gewiffen<br />
SBetteifer waf.<br />
SDian fprtf t viel bavon, unb gwar immer mit bem größten<br />
Sntereffe unb mit bem SEBunffe, biefeS Beifptel möge viele<br />
Utaf ahmer finben.<br />
STnnalen 70. 22
— 326 —<br />
2)aS ift eitt fe^r lobenswertes Streben. ®S beweift, bafe<br />
baS Softem, ein ^anbwerf in einer prifeatfamitie gu lernen,,<br />
fehlerhaft ift unb feerbeffert Werben muß. 2lber ihr ^Reform*<br />
plan ift unglüdliferwetfe unfeollftänbtg. 9Jtan feerfammeltbie<br />
Jünglinge, gibt ihnen geff idfte 9Mfter, erteilt ihnen burf greis<br />
fenberen Unterrift; fie finb nift mehr ben Saunen unb ©ran*<br />
famfeiten eines einzelnen 3JleifterS auSgefefet, aber baS ift auf •<br />
alles. @S geffieht aber nifts für bie fittlife Bilbung, für<br />
bie (Sntfernung ber böfen ©etegenheiten. 3)te Jünglinge ftnb<br />
nur 3Jlaffinen, bie gut gehen foHen unb um bie man fif<br />
nift weiter fümmert. Unter folfen Umftänben ftnb folfe<br />
SehrlingSffulen, ohne Sluffift unb ohne .guft, in fittltf er<br />
©injtf t leiber fehr feerberblif. ®te Jünglinge verlieren babei.<br />
mehr, als fie gewinnen, unb bie Sßerfftätten werben zu einer<br />
©fule beS SafterS.<br />
3f fah in biefer 2lnfirengung ber Reiben, baS SBerf<br />
naf zuahmen, einen neuen unb fehr ftarfen Beweis für bie-<br />
Slotwenbigfeit biefeS SBerfeS unb einen Beweggrunb mehr,.<br />
unS biefeS SBerfeS anzunehmen. SBir haben in ber<br />
ein boppetteS Biel feorSingen: bie f riftlif en Sehrltnge feor<br />
bem beibniffen ©influß, ber ihren ©lauben unb ihre Sitten<br />
bebrobt, zu bewahren unb bie Reiben burf bie KraftbeSguten<br />
Beispieles ber f riftlif en Religion zuzuführen. SBemt<br />
aber unfere 9leubefehrten unter einem heibniffen s JMfter Oberin<br />
einer ^eibnif(^en 3lnftalt ftnb, fo ftnb fie allen ©efahren<br />
ausgefegt, währenb Wieberum bie Reiben jebem ©tnfluß feonunferer<br />
Seite entrüdt finb unb immer tiefer in bie $inftexni&<br />
unb Safterhaftigfeit beS igeibentumS feerftnfen. Um alfo bieeinen<br />
feor bem Böfen zu bewahren, bie anberen feon bem:<br />
Böfen zu feilen, braufen wir friftlife SUleifter.<br />
SDiefe Süleifter f ollen bie Söhne ®on BoScoS fein, berr<br />
erft zu toben überflüfftg wäre. 3Bir haben fie eingelaben unb<br />
erwarten fie mit Ungebutb.. 2Btr haben ein großes ©runbftüd<br />
für fie beftimmt, wo fif baS 2Berf ber Sehrlinge naf unb<br />
naf entwideln fann.<br />
%at
— 327 —<br />
3llg itf) foftbareg 2llmofen erhielt, war mein erfter<br />
©ebanfe, ben Bau foglei
— 328 —<br />
frangöfifdh, ruffifdh unb Mathematik 42 lernen frangöfifch,<br />
10 ruffifdh, 42 perfifdh. Außer biefer großen Knabenfdhule<br />
ift noch ein Afyl ba, mo 75 Heinere Kinber unter Dbhut einer<br />
©dhmefter bie AnfangSgrünbe int Sefen unb ©(^reiben lernen.<br />
©ie äRäb
— 329<br />
Sag ift ber ©tanb ber ©dfjulen; gewiß würbe eg nodh<br />
viel mel^r gu tun geben, allein bie färglichen Littel erlauben<br />
ben 9Jtiffionären ünb ben .Barmherzigen ©
— 330 —<br />
wo man viermal ben ©egen faenbete. • 3)er leftte unb größte<br />
Slltar mar neben ber Kirfe, von mo aus ber ©egen mit bem<br />
3Itterheiligften gegeben merben fottte. SDaS Bolf ^atte fif im<br />
Kreis um biefen Slltar, ber von Siftern unb ©frnud er*<br />
ftrahlte, aufgeteilt, ein ©efangSfor, etma 40 -DUniftranten<br />
unb 10 Sßriefter, mit ben fettigen ©ewänbern angetan, er*<br />
höhten nof bie geierlif feit. 21IS nun bie gange BolfSmenge<br />
nieberfniete, um ben ©egen mit bem 2ltterheiligften gu emp*<br />
fangen, fo war baS ein fo I;errIifeS, $erjerfreuenbe8 ©fau*<br />
fpiel, baß man leift auf bie Sänge ber ßeremonie vergaß,<br />
bie nift meniger als gwei ©tunben bauerte. „D mie ffön!"<br />
fo hörte man von allen Seiten fagen, „nie haben mir etmaS<br />
ähnlifeS gefehen, feitbem unfer S)orf fteht. Sftein, Weber wir<br />
nof unfere Bäter hatten je ein berartigeS ©f aufpiel genoffen,<br />
©ott fegne bie SHifjtonftre!" ©fwefter ©anem.<br />
fannurm.<br />
Brief bes hocf)tx>. fjerrn Profurators ber maro*<br />
nitifcfyen Patriarchen, an ben ZMreftor ber geitfcfyrift<br />
„La Terre Sainte" (Das ijeilige £anb).<br />
$ariS, 29. Jänner 1905.<br />
3f habe bie ©hre, 3|men über bie ©rünbung einer 9Jtäbfen*<br />
ff nie in Sannurin im Sibanongebirge folgenben Serif t eingu*<br />
fenben, ben if in Sfh^e Beitff rift aufgunehmen bitte. Sannurin<br />
mit ben bagu gehörigen Orten: Uatha, Uabi, ©f atin u. f. w.<br />
gählt über 7000 ©inwohner. ©eine verborgene Sage in einer<br />
tiefen ©f luf t, an einem ber nörblifften fünfte beS Sibanon,<br />
40 Kilometer von SripoliS entfernt, ffien btefe ©tabt für<br />
immer ber SBohltaten ber f riftlif en ©rgiehmtg unb Bilbung<br />
bevauUn gu motten. Shre Sage, bie ungangbaren ©traßen,<br />
ber ©fnee, ber burf fünf SWonate beS Jahres ben Boben<br />
bebedt, maf ten biefe ©tabt fogar für bie f riftlif e Siebe un*<br />
gugänglif. SDeShalb boten auf bie Kirf en ben traurigften
331 —<br />
SM&M Bon $eit gu geit mürbe für einige Knaben ©fule<br />
«gehalten, aber nie für 3Käbf en; nie lernte ein SDtäbf en lefen<br />
über mit ber 9tabel umgehen, ©ogar bie größeren 2Käbf en,<br />
bie ben Beruf gu einem flöfterlifen Seben in fif fühlten,<br />
Jönnten biefem 3tufe nift golge leiften, ba bie ©tabt gang<br />
-einfam liegt unb mit feiner religtöfen ©enoffenffaft, Weber<br />
eingebornen nof europäiffen, in Berbinbung fteht S)er<br />
Umftanb, baß niete unferer jungen Seute naf Amertfa aus*<br />
•manberten, brafte befonberS bie -Käbfen in eine ffwierige<br />
Sage: 3h*e Ungewißheit, ArbeitSlofigfeit unb Sirmut forberten<br />
•gebteteriff bie ©rünbttng einer Anftalt, Wo biefem ©lenbe<br />
vorgebeugt werben fonnte.<br />
3n biefer ©tabt gebürtig unb burf befonbere gügung<br />
— 332 —<br />
fie ergießen bie größeren 3M>c?hen, galten bie Sßfarrfirdje unb'<br />
bie anberen benachbarten Kirchen in ©taub, befugen bie armen<br />
Kranfen: furg, ihre Siebe erftretft ftd) auf alleg, unb bag gange<br />
Sanb erfdjeint wie burd) 3 al *ber nmgewanbelt gur großen<br />
greube unfereg Sßatriardhen unb meiner Sanbgleute. Swei<br />
9Jletlen von Sannurin liegen mehrere triftige Sörfer: Kefur,.<br />
©djelala unb vor allem Suntah, bie größtenteilg von ben<br />
djalbäifchen ©rieben bewohnt finb. 2lber bie Dberüt ber<br />
©chweftew, ©chwefter Braffeur, frühere Oberin einer ©dljule<br />
in 3Jtontpetlier, nimmt bie fchigmatifd)en 3Jiäbdhen mit eben=<br />
foviel ©üte auf wie bie SDtaroniten, unb ich gweifle nicht, baß.<br />
bieg ein 2tnfang gur -Befehruttg biefeg armen Bolfeg ift, bei<br />
bem ftch fdjon eine Bewegung gur fatholifchen Kirche bemerk<br />
bar madfjt; fd?on im Sahre 1873 belehrten ftdj> mehrere ga*<br />
milien unter Slnleitmtg eineg Sßriefterg aug meiner gamtlie,<br />
beg Herrn Suneg, bie nod) immer feft im ©lauben augharren.<br />
.fefec 3^nen mit »ertrauen bie Bebürfniffe biefer<br />
neuen ©rünbung augeinanber. Sag ©ebäube ift gu Kein.<br />
Sie ©djule enthält im gangen eine fleine Kapelle, brei 3tm*<br />
rner unb einen Meinen ©aal. Unb bodj) werben ba 200 Meine<br />
3Jläbd)en, 100 Meine Knaben unb 100 größere Stfläbchen untere<br />
rietet. Sie ©dhweftern haben feine Suft unb feinen Sßlafc.<br />
©ie müffen ftch allen ©ntbehrungen untergtehen, ba ber Unter*<br />
rieht unentgeltlich ift. Befonberg tut eg irrten leib, baß fie<br />
fein genügenb großeg Sofa! haben, um alle SBerfe ber djrift*<br />
li$en Sftädhftenliebe, wie fte eg wünfdhen, eingurid&ten.<br />
3$ hätte gewiß nie baran gebaut, bte frangöftfdjen<br />
©chweftern fo ärmltdh untergubringen, ba fte bod) an mehr<br />
Suft unb Sßlafe gewohnt ftnb; aber i
— 333 —<br />
if an bte Oberin bie brtngenbe Bitte, obtoobt if wußte, bafc<br />
ba$ Sofal für bte ©fweftern bei weitem nift genügenb fein<br />
würbe, ©ott fei gepriefen, baS SBerf ift gegrünbet. ©in<br />
Seil beS erhofften ©uten geffieht ffon. Slber if feerhehle<br />
Shuen nift meine Unruhe. ihrer hetbenmütigen ©etbft*<br />
aufopferung müffen bie ©fweftern baS gange ©ewift beS<br />
©tenbeS in biefer freiwilligen Berbanmmg fiflen, wohin fte<br />
bie Sohltaten ber friftttfen üftäfftentiebe tragen wollen.<br />
3f ffweige nun unb übertaffeeS 3h^em großmütigen bergen,<br />
gugitnften biefer fo nü^tifen ©ritnbung gu fprefen.<br />
Z. 3uneS, ßborlriffof,<br />
$ro!urator ber Ottarontten in ^nfreif.
21 f r i f a<br />
Süh-$Uabagaslav.<br />
3rtef 6es IHifftonsprtefters f}errn giaxt £a$ne an ben<br />
apoftolifcbeit Difar, Bifcfjof (Lrouset.<br />
garafangana, 20. Sännet 1905.<br />
Seiliegenb fenben mir ©m. btfchöflichen ©naben eine Ab=<br />
fdhrift beS SaufregifterS von garafangana. ©ie Werben bar*<br />
•aus mit großer Sefriebigung erfehen, baß bie ga^I ber Saufen<br />
im Sa^e 1904 eine viel höhere ift als in ben vorhergehen*<br />
ben Sahren. SaS ift ein getreu Von bem, wenn audh lang=<br />
famen, aber boch fixeren gortfchritt unb von ber ftetigen @nt*<br />
mi(Jelung unferer Pfarre. Mögen @m. ©naben barin auch ben<br />
33emeiS für bie guten ©efinnungen Shrer Kinber fehen, bie<br />
ihre Mühen gern ber Ausbreitung beS latholifchen ©laubenS<br />
in biefern SBifariat wibmen. — 3Bir hatten bie greube, am<br />
15. Auguft unferem Herrn burch bie iganb feiner heiligften<br />
Mutter einen Kräng von Reugetauften bargubringen. ®S maren<br />
ihrer über breißig. Am Sage ber Unbefledften ©mpfängniS<br />
•mottten audh mir baS fdhöne 3ubelfe.ft begehen, mogu bie ©hriften<br />
fich burdh fromme Übungen vorbereitet hatten unb mir<br />
ließen beShalb vierunbgwangig junge Katechumenen gur hei*<br />
ligen Saufe gu. ©benfo würben fünfgehn beffer vorbereitete<br />
Knaben unb Mäbchen gur erften heiligen Kommunion guge=<br />
laffen. Sie 3ahl berer, bie fich auf Dftern auf bie erfte<br />
heilige Kommunion vorbereiten, beträgt beinahe fünfgig. Ridht<br />
minber gahlreid; finb bie Katedhumenen, bie fidh
— 335 —<br />
— 336 —<br />
tag in ©egenwart ber flehten Pfarrei feowehmen,unb jebeS*-<br />
mal behanbelte ber priefter in einer furgen Anfpraf e bie<br />
2ßärbe> bie SBirfungen unb bie ^ftiften beS ©aframenteSber<br />
©he-<br />
©S ift überflüffig gu erwähnen, baß beim BefehrungS*<br />
werfe bie Barmbergigen ©fweftern einen großen Anteil haben*<br />
SBiefeiet ©uteS tun fie in ber AuSfä^igenanftalt! gnbent fiebaS<br />
leiblif e ©lenb ber Kranfen linbew, erhalten fie bei ibnen<br />
teifter $utritt unb williges ©ehör, um ihnen feon ber ©eeleunb<br />
oorn anberen Seben gu ergäben, ©o fommt eS, baß bte<br />
meiften Kranfen feor ibrem Sobe gur Saufe gugelaffen werben<br />
fönnen. SDie -äJtäbfenffule nimmt einen guten $ortgang A<br />
wirb regelmäßig befuft unb gäblt ungefähr 100 Kinber. ©Sift<br />
ff ön angufehen, wie bie fteinen 3Jtäbf en ruhtg unb reget*<br />
mäßig feormittagunb naf mittag in bie ©fule gehen. Um.<br />
bte SBahrbeit gu fagen, blüht biefeS SBerf erft feit ungefähr<br />
einem $ahre unb ift nur eine etngige ©fwefter mit bem<br />
Unterrifte betraut. SDie ergielten ©rfolge finb aber burf auSnift<br />
gering unb altes läßt feorauSfehen,baß biefe ©fule ben<br />
größten ©inftuß auf bie Ausbreitung beS fatholiffen ©tau*<br />
benS in $arafangana unb Umgebung haben wirb.<br />
3f hätte Sh^en feiet gu fagen über ben wohltätigen ©in*<br />
fluß, ben bie ©fweftern in ber ©fute auf bie gange Pfarre<br />
augüUn, aber baS ift nift mehr meine ©afe. 2)aS gebort<br />
ber ©f Wefter Dberin gu. 3f taffe ihr atfo biefe ©orge, um<br />
nift in frembeS ©ebiet übergugreifen.<br />
3f glaubte in biefe ©tngelnheiten über unfere SBerfe<br />
unb unfer Seben eingehen gu müffen, um Sh^en gu geigen,<br />
baß alle 3$re Kinber beftrebt finb, fif nüfetif gu erWeifen A<br />
inbem fte an ber Ausbreitung beS ©laubenS arbeiten, unb<br />
baß fte ber Stebe, bie ©ie ihnen immer erweifen, burfauS.<br />
loilrbig ftnb.<br />
Kart SaSne.
21 m e r i f ct.<br />
VexeiniQte<br />
Staaten•<br />
©8. war im April 1849, als bie Miffionäre vom heiligen<br />
IBingeng von Sßaul nach famen. ©ie maren vom<br />
IBifdjof Kenridü herbeigerufen morben mit ber Seftimmung, eine<br />
Pfarre unb ein MiffionShauS gu übernehmen.<br />
©ie ließen fich guerft im meftlichen ©tabtteile von ^Ua*<br />
belphia nieber, ba fie aber aus Mangel an SBerfehrSmitteln<br />
unb megen ber meiten .©ntfernuug von bem Mittelpunfte ber<br />
©tabt ihren Berufsarbeiten nicht mit bent gemünfchten @r*<br />
folge obliegen fonnten, verlegten fie ihr HauS in baS:©tabt*<br />
viertel ©ermantomn, mo fie ber eigentlichen, ©tabt näher<br />
-Waren, ©o mürbe bie Pfarre ©ermantomn gegrünbet.<br />
Sa mit ber 3eit bie Sitten um Miffionen befonberS. in<br />
ben öftlid) liegenbett Drten fichmehrten, mürbe in ©ermantomn<br />
im gahre 1868 ein ©runbftüdf für ben 58au eines<br />
©tubienhaufeS angefauft, mohin auch ba8 ©eminar verlegt<br />
würbe. SaS eingig geeignete ©runbftüd mar baS von ©aft<br />
©gelten; benn megen ber bamalS in ©ermantomn herrfdhenben<br />
Vorurteile fonnten fich bie Katholifen nirgenbS anberS nieber*<br />
-laffen. SiefeS ©runbftiid lag bamalS nodh außer ber ©tabt,<br />
Von ©etreibefelbern umgeben, unb ba, mo heule fdhöne Häufer<br />
ftehen, maren bamalS viele Meiereien.<br />
@S mürbe befd;loffen, hinter bem Mittelpunfte ber Sauten<br />
bie Kapelle gu errichten, meil bie bisher benü^te Kapelle gu<br />
iflein War unb fdjlecht für bie Sebürfniffe einer geiftlidhen<br />
^©enoffenfdhaft paßte.
338 —<br />
2llS @rgbif
— 340 —<br />
-ed;ig, unb ift oben mit einer Statue ber Unbefteöten ©mpfäng*<br />
niS gefrönt ©ine große Siofette läßt baS Sift in feerff te*<br />
benen garben ins Smtere ber Kirfe fallen.<br />
Sie Säulen an ber SBanb ftnb weiß unb feergolbet;<br />
.jtotffen benfelben beftnben fif bie feierzehnStationen beS<br />
Kreuzweges, wahre Kunftwerfe, bie in biefer ©egenb einzig<br />
in : ihrer Art finb. Sie Silber finb auf Kupferplatten eins<br />
grafeiert, unb zwar fo genau, baß fie auf in ben fteinften<br />
©inzetheiten ber Prüfung eines KünftterS ftanbhatten fönnen.<br />
Sie Gahmen finb ebenfalls aus Kupfer unb mit poliertem<br />
©jolb eingefaßt.<br />
SaS ©ewöibe beS ©horeS ift mit feergolbeten SDlofaif*<br />
bitbern unb SWetiefzeifmmgen geffmücft. Sie Silber in ben<br />
brei weiten gelbern hinter bem Altare, SDlariä Berfünbigttng,<br />
Unbefledfte ©mpfängnis unb ©hriftt ©eburt finb feon ber feartb<br />
beS berühmten 9MerS BirgiliuS Sojetti Sie Statuen, bie<br />
fif über jebem Altar in einer -Riffe beftnben, finb fehr ffön<br />
unb foftbar.<br />
SaS ganze ©ebäube wirb mit Sampfheizung erwärmt<br />
unb mit ©leftrizität unb ©aS beleuf tet. Sie Bänfe finb aus<br />
©if en= unb Süßholz.<br />
Sie Knaben ber apoftoliff en Sfule unb bie Seminar<br />
riften bitben ben Sängerfor;eS finb ihrer im großen ganzen<br />
gegen aftzig, unb fie führen ben ©efang mit aller Sorgfalt<br />
unb ©enauigfeit aus, wieeS $)3apft SßtuS X. fürzlif anemp^<br />
fohlen hat.<br />
Aber es waren ffon feieteSabre fett bem Bau ber Kirfe<br />
feerfloffen. Ser Befuf würbe immer zahlreif er, bis bie Kirf e<br />
enblif ben Xitel unb bie 3tefte einer Sßfarrfirfe erhielt<br />
Aht 8. Sezember 1901 würbe bie Kirfe feonBiffof Styan<br />
ZU einer Sßfarrfirfe erhoben unb bereu ©ebiet begrenzt.<br />
Sie ©ntffeibung würbe überall mit greuben begrüßt<br />
unb ber neue -Käme „Kirfe feon ber Unbeflecften ©mpfäng*<br />
4tiS" ift in ©ermantown überaus beliebt<br />
S. 3K. SDioore, G. M., mtox.
— 341<br />
Brief bes ITtifftonspriefters f}errn ^ßautiex an ben<br />
©eneralfuperior ^errn 21. $iat.<br />
Unfere Mitbrüber von ©aint SouiS (Miffouri) haben in<br />
ton beiben von ben Sajariften geleiteten Pfarren von Sfteu*<br />
Drl6anS gefegnete Miffionen gehalten. Sei ber erften Miffion<br />
tonrben 2137 Seilten gehört. totff Sh^en von ber ^weiten<br />
Miffton etwas weitläufiger erzählen. SaS SDiö^efanfeminar<br />
gehört jur Pfarre ©t. ©tephan unb ber ©uperior beS Kaufes<br />
ift zugleich ber Pfarrer. AIS alter Miffionär von granfreidj<br />
verfolgte idh mit Sntereffe biefe Miffion unb idh &in noch<br />
immer ganj entgücft über alles, maS ich ba ©chöneS gefeiert<br />
unb gehört habe.<br />
2BaS tdh am nteiften bewunbert habe, ift bie ©elehrigfeit,<br />
mit welcher baS Solf ben SBorten beS MiffionärS bei ben<br />
Ißrebigten unb Unterweifungen folgte. Ser heilige. Sinjenj<br />
Ijielt ftdj für ben glücflichften Pfarrer, weil feine Sßfarrfinber<br />
fich nadh feinen leifeften SBünfchen richteten, &err 9tyan, ber<br />
Pfarrer von ©t. ©tephan, hätte baSfelbe von feinem Solfe<br />
fagen fönnen.<br />
Unfere Mitbrüber in Amerifa haben ben ©ebraudh, bei<br />
jeber Miffion jmei ganj verfdhiebene Abteilungen ju machen;<br />
tu ber erften SBocije prebigen fie für bie grauen mit eigenem<br />
©ingang unb Schluß; in ber jmeiten SBoche für bie Männer,<br />
©o taten fie eS audh in ©t. ©tephan. Sie Kirchen mürben,<br />
mie fie fagten, nicht groß genug fein, um Männer unb grauen<br />
zugleich gu faffen, befonberS ba bie Miffionen hier fehr VolfS*<br />
tümttch unb jahlreich befugt ftnb;eS ift etmaS SBahreS baran.<br />
Sie ßeute verfammelten fidh an jebern Sage ber Miffion<br />
viermal; baS erftemal in aller grül;e um fünf Uhr: Meffe unb<br />
furje Unterweifung, wobei ber Sefudj fehr jahlreich mar; baS<br />
jmeitemal um acht Uhr: Meffe unb Untermeifung für jene,<br />
welche in ber grühe nidht fommen fonnten; baS brittemal um<br />
brei Uhr nachmittag: Kreujmeg; unfere Mitbrüber in Amerifa<br />
3rnnnfcn 70. 23
— 342 —<br />
halten biefe 2lnbad)t jeben Sag währenb ber 9ttiffton; baS<br />
viertemal um 7V 2 Uhr abenbS: SRofenfrang, große Unterweid<br />
fung unb ©egen. Sie Kirdje war immer voll. Slad) ber<br />
Ie|ten Untermeifung blieben bie 9J!ifftonäre nodj bis gehn Uhr<br />
in ber Kirche, um Beidjt gu hören. Born erften SienStag an<br />
waren fte immer in ber Kir$e, um ben ©läubigen gu Sienften<br />
gu fein unb viele Seute gingen gur heiligen Beichte.<br />
Sanf einer befonberS gut eingerid)teten Drganifation<br />
herrfdjte Währenb ber SDiffton bie größte Drbnung. Sie 3üng*<br />
linge ftellten ftdj bereitwillig in ben Sienft ber SDUfftonäre<br />
unb halten bie Drbnung aufredjt; fte führten bie Sßerfonen<br />
in bie Bänfe, verhinberten jeben Surchetnanber unb fammelten<br />
felbft beim ©otteSbienft bie Sllmofeit, bie für ben Unterhalt<br />
ber Sßriefter beftimmt finb.<br />
Bei ber 9Jliffion würben audj viele StnbadhtSgegenftänbe,.<br />
3)febaiHen, Kreuge, ©fabuliere, ©tatuen u. f. w. geweiht;<br />
fromme, gutgefinnte Sßerfonen Verfauften biefe ©egenftänbe<br />
gum -Jin^en ber Kirdje. ©ogar bie SDtänner fauften ftch folche<br />
©egenftänbe, wie Bü
— 343 —<br />
ließen, feerpflif teten fif baburf, monatlif bie heiligen Safra*<br />
mente gu empfangen. Sie Pfarre ©t. Stephan ift jefet eine<br />
ber blühenbften in ber gangen ©tabt @S befteht ie^t bafelbft<br />
ber f riftlif e grauenfeerein, ber fif wöf entltf im Sßfarrbaufe<br />
feerfammelt; bie Bingenglonfereng, bie fif jeben greitag feer*<br />
fammett; ber Berein ber Sötarienfinber im igaufe ber Sfwe=<br />
ftern unb ber igerg Sefubunb, beffen SUlitgtieber naf SDiögtif *<br />
feit an ben erften greitagen unb ©onntagen beS SDtonatS gur<br />
heiligen Kommunion gehen (in Stmerifa ift bie Kommunion<br />
am erften 9JtonatSfreitag fehr in ©hren unb wirb feon ben<br />
©laubigen feielenanbern geften gleiten langes feorgegogen);<br />
bie SobeSangftbruberffaft, im $ahre 1895 gegrünbet, Weife<br />
jebeS 3ahr eineSRofeene hält; ber Berein ber ^eiligen gamilie,<br />
ein gegenfeiliger* Unterftü|ungSfeerein gugunften ber -Reger.<br />
Sagu fommennof bie Barmhergigen ©fweftern, weife in<br />
ber ©fule 210 3öglinge, ^nabm unb -Diäbfen, unterriften<br />
unb eine freie ©fule für bie -Reger, in Weif er auf Weltlife<br />
perfonen artgeftefft finb unb wo 44 Kinber unterriftet werben.<br />
©rgbiffof ©hapelle feonSfteu*Orleans fam felbft gum<br />
©fluffe ber 3Jiiffion, um ben päpftlifen ©egen gu erteilen<br />
unb ben SWiffionären gu banfen für all baS ©ute, baS fie in<br />
feiner Siögefe wirfen. ©r beglüdtoünffte ben Sireftor ber<br />
Sttffum £errn Sftugent unb feine gwei Mitarbeiter . . . Kurg<br />
ber ©flußtag ber 3Jliffton war für uns ein fföner Sag.<br />
SBerben wir wohl in granfreif balb wieber etwas Shnlif eS<br />
erleben?<br />
31. Bautier.<br />
Das Kollegium oorn tjeiligen Vinmi to Gap ©traröcau<br />
(Mllffouri).<br />
(Sefdncfytlicfyer Überbticf.<br />
Siefer Berift würbe in engliffer ©prafe für baS ©ful=<br />
bureait ber Bereinigten Staaten abgefaßt in bem Bufe: Contributions<br />
to American Education History edited by Her-<br />
23*
— 344 —<br />
bert & Adams Nro. 21. Higher Education. in Missouri,<br />
by Marshall S. Snow 1901, Seite 173 ff.<br />
3)ie ©eff if te beS St. Bingeng*KolIegiumS in ©ap ©irarbeau<br />
wäre unvottftänbtg ohne einige Borbemerfungen über baS Semi*<br />
nar St 3JJaria in SßerrhViHe (SDttffouri). SDaS St Bingeng*<br />
Kollegium ift ja ein Ableger beS SeminarS St. SBaria unb<br />
es blieb in ben fefgig fahren feines BeftanbeS ftetS in enger<br />
Berührung mit ber 3KutteranftaIt.<br />
Das IRartettfoBecj in perrpiöe,<br />
2)aS SDiarienMeg würbe im grühlinge beS SahreS 1818<br />
gegrünbet unb ift bie ältefte UnterriftSanftalt nift nur in<br />
SDtiffouri, fonbern auf im gangen weftlifen ^ifftffippigebiet<br />
SDurf lange Sahre ift bie Slnftalt nur ben Stubierenben ber<br />
Kongregation ber 3Jiiffion gugänglif, baeS gugleif baS 3Kutter*<br />
bauS ber ©enoffenffaft. im SBeften War. 15Ö Sß'flßnge ob*<br />
lagen im $ahte 1901 ben Stubien in ber 2lbfift, einft 3Jiif*<br />
ftonäre gu merben.<br />
3m 3ahre 1816 fam Biff of SDubourg vsn 9leu*DrIeanS<br />
uaf ©uropa, um 9Jttfftonäre für feine große 35iögefe gu fuf en.<br />
®aS feiner Seitung unterftehenbe ©ebiet umfaßte baS gange<br />
fogenannte Ober* unb Unterlouifiana unb erftreiäte ftf von<br />
ben großen Seen bis an ben ©olf von SJiejifo unb vom<br />
$ttfftfftppt bis güm gelfengebirge unb fogar nof meiter weft*<br />
lif bis gu ben iefeigen Staaten SBafhingtön unb Oregon.<br />
Biffof SDubourg hatte nift nur bie Slbftft bei feiner<br />
©uropareife, ^riefter für baS Sßerf ber Sffliffton gu fufen,<br />
fonbern auf Sßrofefforen für baS gu griinbenbe Kolleg auf*<br />
ftnbig gu mafen, um fo ber amertfaniffen 3ugenb ©elegen*<br />
heit gu ben höheren Stubien, befonberS -aber gur ©rreifung<br />
beS SßriefterftanbeS gu bieten. SBährenb feines SlufenthalteS<br />
in 9iom fanb er einen jungen £t;eoIogieprofeffor, ber ihm burf<br />
feine große ©elehrfamfeit, grömmigfeit unb Beffeibenheit<br />
auffiel. ©S mar $eli£ be 2lnbreiS aus ber Kongregation<br />
ber 3Jliffion.
— 345 —<br />
Siefer Rieftet mar fchon lange von bem SBunfd)e befehlt,<br />
fid) bem 3ßerfe ber auSmärtigen Miffionen gu mibmeu unb<br />
bie Begegnung mit Bifdjof Subourg fc^ien il>m,beshalb eine<br />
göttliche gügmtg ju fein. Bifchof Subourg Wänbte/ftd) au<br />
bie Dbern ber Kongregation unb erfuchte fie, baß mit ^errn<br />
AnbreiS nodh mehrere anbere Sßriefter jum 3^ede ber ©röff*<br />
nung eines ©eminarS gur §eranbilbung von ^Jrieftern nach<br />
Amerifa gefanbt mürben.<br />
Am 20. 3ult 1816 lanbeten auch wirflidh 5 5ßriefter,<br />
4 ©tubierenbe ber Sheologie, 1 Bruber unb 3 ärftbet»5ßo'flu?<br />
lauten in Baltimore, ©ie begaben fiel; ju SBagen von Baltimore<br />
nach pttSburg unb von ba gu Schiff nach SouiSville,<br />
mo fie im November anlangten. Auf ©inlabung beS S^if^ofS<br />
glaget von Barbftomn verbrachten fie ben Sßinter im ©anft<br />
ShomaS*©eminar, um bie engltfche ©prache gu erlernen unb<br />
fich auf bie fünftigen Arbeiten vorzubereiten.<br />
gm 3ahre 1817 fefetc bie fleine ©djar ihre SReife nad)<br />
©aint*SouiS fort, mo Bifchof Subourg feine neue 3lefibeng<br />
einzurichten gebachte.<br />
Schon maren bie ttuterhanblmtgen betreffs ©rünbung einer<br />
Schule in ©aint*SouiS meit fortgeschritten, als mehrere An=<br />
ftebler von SßerrtyVile ben neuangefommenen SOiiffionären ein<br />
©nmbfiücf von 600 Acres in ber Sftähe von SßerrtyVile unge*<br />
fahr 80 Meilen füblich von Sainfc&ouiS anboten, bamit bort<br />
baS Kollegium errietet mürbe, Siefe Anfiebler maren von<br />
ben in ber ©raffdjaft Sßerrty anfäfftgen Katholifen abgefanbt<br />
worben. Sunt größten Seile Anglo=Amerifaner, maren fie<br />
alle eifrige Katholifen unb fie fehnten fidh nadb bem ©lüde,<br />
ein fatholifcheS Kollegium gur ©rgiehung ber Sugenb unb<br />
fathotifdje Jßriefter in ihrer-Mähe gu haben.<br />
Ser Borfchlag biefer guten Seute würbe reiflidh überlegt<br />
unb Bifchof Subourg begab fidh mit mehreren s $rieftern an<br />
Ort unb ©teile,, um bie Sage beS angebotenen ©runbftüdeS<br />
in Augenfdhein gu nehmen. SaS Anerbieten ber fatholifdhen<br />
Anfiebler mürbe nun angenommen, unb im grühiahre, 1,818
346 —<br />
reiften alle SDliffionäre mit Sfagna^me beS Herrn be 2lnbreiS,<br />
ber gurn ©enerafoifar BifdjofS Subourg ernannt Worben war<br />
unb als foldher in SainfcSoutS SBohnwtg nehmen mußte,<br />
nach Sßerrtyfcile ab.<br />
Herr SRofati übernahm bte Seitung ber flehten Sdjar<br />
unb madjte jtdj fogleich an bie 2lrbeit. 3luS BambuSftämmen<br />
würben gwet ©ebäube aufgeführt; bereu eines als Ktrd)e, baS<br />
anbere als Kollegium bienen follte.<br />
Sie umwohnenben Katholifen waren t>ol greube unb<br />
ließen ben Mifftonären alle nur möglichen Unterftüfeungen<br />
guteil Werben. Sie einen fällten Bäume unb hieben bie Steige<br />
ab, bie anbern ebneten ben Boben unb gruben bie gunba=<br />
mente.auS, währenb anbere baS Holj fägten unb hobelten.<br />
Biele trugen Materialien, Balfen, Mörtel u. f. w. herbei. Sluch<br />
bie grauen ftanben hierin ben Männern nidjt nach, ba ihnen<br />
bie 2lrbeit für Sott unb feine Siener leicht fcorfam.Befom<br />
berS öerbient erwähnt gu werben grau Halben, bie reichfte<br />
grau ber Umgegenb; fie geigte ftd) überaus freigebig unb bot<br />
fogar ihr eigenes HauS ben Miffionären gur Söohnung unb<br />
Abhaltung beS ©otteSbienfteS an.<br />
SaS erfte ©ebäube war eine Hütte auS Baumftämmen,<br />
25 guß lang, 18 guß breit, Wel^e gugleid) als Kapelle,<br />
Sdfjlaffaal, Stubienfaal, Küd)e, -KefreationSfaal unb Sdhneiberei<br />
biente. Iber alles hatte bafelbft ferne Beit unb feinen Drt,<br />
unb alles ging mit folcher Drbnung vor ftch, wie in einem<br />
wtrflidjen Seminar. Siebe, grömmigfeit, 3lrmut gingen Hanb<br />
in Hattb; foldh ärmlidhe Anfänge mußten für bie ©ngel ein<br />
ebenfo angiehenbeS Sdjaufpiel fein, wie fie ben Seuten ber<br />
Umgegenb gur Bewunberung gereiften. Man fonnte ba fehen,<br />
wie Herr 9lofati auf ber einen Seite Säjule hielt, toäfyvettb<br />
auf ber anbern Seite ein Bruber baS färglidhe Mahl bereitete,<br />
unb Bruber ©ellini in einer anbern @de ftch in ber Bereitung<br />
von SBürften verfugte;"unb um baS BUb gu fcer&ollftänbigen,<br />
ftedte eine Kuh ^on Beit gu Beit ihre Sdfmauge bur
— 347 —<br />
lif roh gearbeitet unb baS Saf in nof ff lef terem guftanbe<br />
toar, brang ber Siegen unb befonberS ber ©fnee burf idf)U<br />
reife Öffnungen hinein, unb öfters fam eS feor,baß bie<br />
Büffelhäute, unter benen bie Bewohner ber £ütte ruhig ff liefen,<br />
mit einer biden ©fneeffifte Bebeeft waren, Sa bie<br />
-große Armut nift geftattete, ©taSffeiben in bie genfter ein*<br />
gufe^en, feerfftoß man bie Öffnung mit Sßapier ober 3ftuffelin.<br />
Ser zweite Bau war 50 guß lang unb 30 §uß breit<br />
unb enthielt eine Kellerwohnung, ein ©rbgeffoß, ein ©todf*<br />
toerf -unb eine Saf Wohnung. Siefe unff einbare Anftalt ent*<br />
Wide!te fif in ber $o!ge fo großartig, baß fie jefet ganz'auS<br />
©tein unb Siegeln gebaut, mit Santpf geheizt unb eteftriff<br />
beteuftet ift.<br />
ßinige Sabre naf ber ©röffnung beS SJtarienMegiumS<br />
betrug bie 3 er ©tubenten ffon aftjig. $m 3^hre 1833<br />
toareneS ffon hunbertbreißtg. Ser ©tubiengang, ber fefs<br />
^ahre bauert, umfaßt ©riefiff, Satein, ©effifte, 9Jlathe=<br />
matif, ©hernie, ^^fif / ©rbbeffreibmtg, ©eotogie, ©ngtiff,<br />
$ranzöfiff, Seutff, gtatieniff, ©paniff, KatefiSmuS unb<br />
9Kufif. SaS lefete 3ahr würbe feorwiegenb zum ©tubium ber<br />
tßhilofophie, Sogif, 3Keta:ph9fif, Sßftyfologie, Sheobtzee unb<br />
SJtorat feerwenbet.<br />
3fene, bie priefter werben wollten, ftubierten nof weitere<br />
brei : Sogmatif, SDiorat, Zeitige ©frift, fanoniffeS<br />
3left, iQomitetif, ^aftorattheologie, Ktrfengeffifte, ©horat*<br />
gefang unb Kanzetberebfamfeit.<br />
Siefe ©egenftänbe würben im Üfftarienfoleg feon ber<br />
©ri'mbung im 3ahre 1818 an bis zur ©rünbung beS ©anft<br />
^BinzenzfottegS in 6ap ©irarbeau im $abre 1844 feorgetragen,<br />
worauf bann bie -ättittelffulfäfer in biefeS neue Kollegium<br />
feertegt würben.<br />
Sa baS -JJlarienfoHeg feine gunbation befaß, fo mußte<br />
eS nur burf bie .gahtungSbeiträge ber im £aufe Wohnenben<br />
gögtinge unb burf baS eingegangene ©f ulgetb erhalten wer=<br />
ben. Sie ^öt;e beS Betrages Weffette je naf ben feerffie*
— 348 —<br />
betten geilen ju 200—300 SDoffar für ein ©fuliahr von<br />
jehn SUtonatem<br />
©injelne wenn auf beff eibene Bermäftmffe- wohltätiger<br />
©eelen aus ©uropa ermßglifteneS ben SDtreftoren, eine Ste<br />
bliot^ef von etwa 20,000 Sänben anjuff äffen, ebenfo ein<br />
Kabinett für Sßh^ftf unb ©hemie, baS tm BerhältniS jur. ba*<br />
ntaltgen geil jtemltf beträf tlif war.<br />
Seit ben erften gelten ber ©rünbmtg beS Kollegiums<br />
hatten es bie gJrofefforen auf fif genommen, ben Katholtfen<br />
in ©üb *9Äiffouri bie heiligen ©aframente gu fpenben. 2ln<br />
ben ©amftagen fah man gewbhnlif brei ober vier Sßrofef*<br />
foren, manfmal auf nof mehr, mit je einem ©tubierenben<br />
ber Rheologie ein 5ßferb befteigen imb naf ben verff iebenen<br />
aRtffionSftationen reiten, ©onntag früh hörte ber Sßriefter<br />
Seift, las bie heilige 3Jieffe, prebigte unb taufte, mährenb<br />
ber Kterifer Katef iSmuSunterrift erteilte unb eine furje 2ln*<br />
rebe ^ielt* ©ine von ben $rofefforen befonberS oft befufte<br />
©tatton mar ©ap ©irarbeau, wo' balb eine neue 2lnftalt ge*<br />
grünbet werben foKte. g. SB. ^ugent, 0. M.<br />
(gortfe^ung folgt.)<br />
Slte^ilo.<br />
^vteßCa.<br />
v&n bie 2®tffton be* Muft* xxx SHteMtt,<br />
verfaßt von bem XHifftonspriefler Cyprian &oJas.<br />
14 Slpril 1904.<br />
Sßuebla (ober Sßuebla lo3 SlngeleS) ift eine ber mif tig*<br />
ften ©täbte von 9Re£ifo, fowohl in bejug auf.©inWohnergahl<br />
(100000 ©inwohner), als auf in bejug auf ^nbuftrie unb<br />
Raubet; bie ©ebäube ftnb ffön, bie Straßen breit unb ge*<br />
rabe, iie geräumig, bie ©ärten berrlif ;eS befi^t viele<br />
Heilquellen unb Säber. 3>ie gahl ber Kirf en beträgt mim:
— 349 —<br />
beftenS ad)tgig, fämtlid) groß unb reich gefchmücft. Sie ©labt<br />
ift audj fehr berühmt burd) ihr 2llter unb bie grömmigleit<br />
ber Bewohner. Sie ©tabt heißt Sßuebla be los SIngeleS<br />
(^uebla tion ben ©ngeln), weil fie in fidjtbarer SBeife ben<br />
©chnfe ber ©ngel erfahren hat, aber auch ^egeit ber großen<br />
Slnbacht ber Bewohner ju ben heiligen ©ngeln unb wegen ber<br />
reinen ©itten beS BolfeS. Sie ©tabt führt int SBappen jwei<br />
©ngel mit ber 3faf$rift: Angelis suis mandayit de te: er<br />
hat feinen ©ngeln beinetwegen befohlen. $m $ahre 1527<br />
würbe bie ©tabt ein ©uffraganbistum öon 9Jlej;ifo, unb wenn.<br />
eS auch wahr ift, baß ber BifdjofSftfe guerft in Slajcala ge*<br />
grünbet würbe, fo ift eS bodj auch wahr, baß biefer 30 gahre<br />
fpäter nüd) $ueblä übertragen würbe, ©eit jener Seit war<br />
bie Siögefe immer t>on Würbigen Btfdjöfen geleitet bis auf<br />
Bifdjwf Sftaimonb Harra ©ongaleS, ber biefe Kirdje nocfr<br />
jefct leitet unb ber lefete Bifd)of unb zugleich ber erfte ©r^<br />
bifdjof beS neuen ©rjbiStumS ift.<br />
— 350 —<br />
SaS finb außer Analco bie Kirnen Unferer Sieben grau vom<br />
Sickte, vom heiligen Kreuj unb vom heiligen Salthafar.<br />
Sa alle Miffionen jiemtidh biefelbe SageSorbnung befol*<br />
— 351 —<br />
Am 22. beSfelben Monates fanb bie ©eneralfommunion<br />
ftatt, an weif er 367 perfonen teilnahmen; bie ©efamtgabl<br />
ber Kommunionen währenb ber Miffion betrug 1280. Unfer<br />
©uperior Corres unb bie anberen Mitbrüber famen aus<br />
unferem £aufe, um uns beim Seifthören gu helfen, f 0 bafc<br />
alle perfonen gur Seifte fommen fonnten.<br />
Seim Anblid; ber ^errltd^en prüfte, mit benen ©ott<br />
unfere armfeligen Arbeiten belohnte, vergaßen wir alle Mühen<br />
unb banften ©ott für feine große Sarmbergigfeit. Am Abenb<br />
errifteten wir ein großes fteinerneS MifftonSfreug.<br />
©ine Angahl perfonen, bie in unref tmäßiger Serbinbung<br />
lebten, trennten fif auf unfere ©rmahnungen fyxiunb 75<br />
fotfer Serbinbungen würben burf eine friftlif e ©he geheiligt;<br />
eS gelang uns auf, mehrere eingewurgelte geinbffaften gu<br />
beheben. SBir verteilten 100 AnbaftSbüfer, 800—900 Me*<br />
baiffen unb feteleSilber, unb hatten ben %xoft, feiele ©ünber,<br />
bie ffon über gwangig unb breißig Qahre fern feon ©ott<br />
lebten, wieber befehrt gu haben.<br />
— 352 —<br />
Jfftflton ainfexex Ätefien 3frau t>on faxSttftudji<br />
®ie SOUffionen, bie if jefet beff reiben will, würben in:<br />
ber Sßfarre ©anft 3ofef in $uebla gehalten. Beginnen wir<br />
mit bem armen Stabtteile „Unfere Siebe $rau von' ber<br />
fluft", ehemals ein Wallfahrtsort, wohin bie ©laubigen in<br />
großer Sffienge von allen Seiten gufammenftrömten. ©ie leg*<br />
ten ju ben $üßen jener, bie ba ift bie Sufluf t ©ünber,<br />
in i^rem berühmten, lieblifen ^eiligtume foftbare SBeihege*<br />
ffenfe nieber. alber biefeS Heiligtum hat feinen alten ©lang,<br />
verloren, fei eS, weil bie Siebe beS BolfeS erfaltet ift, fei eSinfolge<br />
ber vielen Kriege.<br />
Sluf ba mürben mir vom Pfarrer von ©anft 3^fef feiere<br />
lif empfangen; naf ben gebräuflifen ©ebeten riftete er<br />
an bie gahlreif e guhörerff aft einige SBorte voll eVangeliff et<br />
Salbung, morin er fte ermahnte, bie ©nabe gu benüfeen, bie<br />
ihnen ©ott tu biefem 2lugenbli
— 353 —<br />
^efuf ftatt. 2llleS Verlief in ber erbauliohften SBeife unb bie<br />
ßeute nahmen bie beften ©inbrüdfe mit ftd). Sie ©eneralfom*<br />
munion, an welker fidf) 450 Sßerfonen beteiligten, verlief<br />
nodj herrlicher.<br />
Sabei ereignete [ich auch ein gang außerorbentlicber Bor=<br />
fall, ber allen Inwefenben überaus großen Sroft braute, ©inige<br />
Sage nach unferer Slnfunft erfuhren wir, baß ftdh bafelbft ein<br />
Ißriefter befinbe, welker fuSpenbiert war unb burch feinen ärgere<br />
niSgebenben SebenSWanbel unb feine böfen 3teben viel Unheil<br />
ftiftete- ©iner ber Miffionäre nahmeS auf fich, biefeSVer=<br />
irrte ©djaf gurücfguführen; er braute biefen unwürbigen Siener<br />
©otteS gurn Sftadhbenfen, fo baß er feine gehler erfannte,be=<br />
weinte unb baS gegebene Ärgernis wieber gutmachte, ©r<br />
tarn gu ben ^rebigten, beichtete mehreremale unb machte fidh<br />
anheifchig, öffentlich feine Srgemiffe gu wiberrufen unb fo fein<br />
fi'mbhafteS Seben wieber gutgumadhen. 9Jlan wählte bagu ben<br />
Sag ber ©eneralfommunion. 3 U Beginn ber Meffe fniete<br />
ber büßenbe ^ßriefter, mit Salar, ©h^rrod unb ©tola befleibet,<br />
vor bem 2lltare nieber, um bie heilige 3Jlejfe gu hören, ©iuige<br />
3lugenbltcEe vor ber heiligen Kommunion beftieg ein 3Jlifftonär<br />
bie Kangel unb fprach über bie heilige Kommunion, wie man<br />
ftch auf biefelbe vorbereiten ntüffe. 2llS baS Bol! fd^on ge^<br />
rührt war, wanbte er fidh an ben 5ßriefter unb forberte ihn<br />
•auf, öffentlidh gu wiberrufen unb wegen feiner gegebenen ärger*<br />
niffe Slbbitte gu leiften unb von neuem ©Ott um Bergeilmng<br />
feiner ©ünben gu bitten; er forberte il;n auf, audh baS Bolf<br />
um Bergeihung gu bitten unb ftch ben ©ebeten ber ©läubigen<br />
ju empfehlen, bamit fie ihm bie Belehrung unb bie Beharr*<br />
lichfeit erflehen helfen. Ser unglücElidje ^firiefter brach in<br />
Sränen aus, worauf auch bie 3^hörer mit bem Sßrebiger<br />
Weinten; gewiß freuten fidh *> a *>ie ©ngel im Himmel über bie<br />
Sücffehr biefeS verlorenen ©ohneS in baS väterlidhe HauS.<br />
©r empfing mit ben ©laubigen bie heilige Kommunion; baS<br />
-gange Bolf war überaus erbaut ttnb bewunberte unb lobte<br />
4ie große Barmhergigfett ©otteS. 3lm folgenben Sage fagten
— 354 —<br />
wir bem Botfe Sebewohl unb hinterließen ihnen als ©rinnerung<br />
an ben ©egen biefer Miffion bie greube im bergen unb ba£<br />
MifftonSfreug<br />
SJTifftonen in SanRt Jneronput* (Safem unb Sanßt ^xtxpp<br />
Mtyotlipm.<br />
Siefe Drte gehören gur Pfarre ©anft 3-ofef unb gä^Iett<br />
gufammen bei 1500 ©eelen. ®rei Miffionäre, barunter auf<br />
if, reiften ab, unb ber Pfarrer empfing uns einen Kilometer<br />
feor bem Drte an ber ©pi|e ber ©laubigen, gröhltf es ©e=<br />
läute unb geuerwerf fünbeten unfere Anfunft an. Triumph 5<br />
bögen, Jahnen, Kränge, Blumen, tauge Leihen feonperfonen<br />
mit Kerken in ber &anb geigten uns beuttif genug ben 2Beg,<br />
ben wir gu nehmen hatten; wir ff ritten auf lauter -Rofen<br />
unb wohtriefenben Blumen einher. ber Kirfe angelangt<br />
hielt £err Corres bie ©inteitungSprebigt, wobei ftf eine große<br />
3uhörerff aft einfanb. Am Abenb naf bem SRofenfrange pre*<br />
bigte §err 3iojaS über bie Stotwenbigfeit, baS SBort ©otteS<br />
gu hiften unb naf berufet ben gu leben. Am $efte Sßeter unb<br />
$aul famen bie Seute feon Unferer Sieben grau feon ber<br />
ftuf t gum 3eif en ihrer SDanfbarfett unb Anbängtiffeit unter<br />
ber Rührung ihres Pfarrers in ^rogeffion naf ©anft £ie=<br />
rontymuS, wobei fte bie ©tatue ihrer htomtiffen Beffüfeerin<br />
trugen, ben Slofenfrang beteten unb fromme Sieber fangen.<br />
SDaS ©etäute ber ©todlen unb baS Kraf en ber Sftafeten feer*<br />
fünbigte ben Bewohnern feon ©anft £ierontymuS baS ©reignis.<br />
Man gog ber Sßrogeffton entgegen, barauf würbe für fie eine<br />
heilige Meffe getefen unb eine Sßrebigt gehatten; alle fom=<br />
munigiertejt unb opferten bie Kommunton für bie Miffionäre<br />
auf, um auf ihre apoftotiffen Arbeiten ben götttifen ©egen<br />
herabguflehen. Man banfte ihnen für ihre garte Aufnterffam?<br />
feit unb fte gogen fif wieber gurüd — Am 10. ^uti gingen<br />
130 Kinber gur gemeinff aftlif en Kommunton, wobei bte Muftf=<br />
banbe beS DrteS fpiette. iRaf bem grühftüd, währenbbeffen
— 355 —<br />
ebenfalls gefpielt mürbe, verteilten wir Mebaillen unb Silber,<br />
worauf fidh Kinber gang beglüdt gurfidgogen.<br />
Sei einer Sßrebigt über bie geinbeSliebe ftellte man gu<br />
beiben «Seiten beS KreugeS baS SUb ber beiben Sdhädher auf,<br />
alles in natürlicher ©röße. ©S war ein ergreifenbeS Sd^aufpiel;<br />
bie Sßrebigt braute audh wirflidh einen tiefen ©inbrucf<br />
auf bie BolfSmenge hervor, bie mit größter Spannung ben<br />
SBorten beS SßrebigerS folgte.<br />
©S ift befannt, baß in 9Jiej:iIo jebe äußere religiöfe Übung<br />
Verboten ift unb baß bie Sßriefter in ben Straßen ben Salar<br />
nicht tragen bürfen; aber in Sanft Hieronymus, gang nahe<br />
beim Hauptorte ber $roving, laffen bie Sehörben unb ©läu~<br />
bigen beibeS ruhig gefdhehen. So trägt man bie SBeggehrung<br />
gang feierlich burdh bie Straßen, mit bem Salba^in unb<br />
brennenben Kergen, wobei auch mit ber Meinen ©lode geläutet<br />
wirb. Sie toten Kinber werben wie fleine ©ngel angegogen<br />
unb begraben, gang nach ben SorfTriften ber heiligen Kirche.<br />
SaS gange Solf mit ber Mufif begleitet ben Sßriefter von<br />
bem Srauerhaufe gur Kirdhe ober auf ben griebhof.<br />
3lm 17. guli fanb bie ©eneralfommunion ftatt, an meldher<br />
bei 500 Sßerfonen teilnahmen, 37 unerlaubte Serbinbungen<br />
mürben burdh eine redhtmäßige ©he geheiligt. SBir haben audh<br />
gwei fleine Steinfreuge gu beiben Seiten beS ©ingangeS in<br />
bie Kirdhe geweiht. 2tm folgenben Sage nahmen wir Slbfchieb<br />
vom Solfe von Sanft Hieronymus unb fehrten in unfer lieber<br />
Haus gurüd.<br />
•Jladhbem mir mit unferen Mitbrübern baS geft beS heiligen<br />
Singeng gefeiert hatten, reiften mir, biefelben Miffionäre,.<br />
nadh Hneyotlipam, mo man uns einen glängenben ©mpfang<br />
bereitete. SBährenb ber gangen Miffion mar bie Seilnahme<br />
an ben Übungen eine fehr große, fo baß faft niemanb babei<br />
fehlte. 2lm 31. guli gingen 150 Kinber gur heiligen Kom*
— 356 —<br />
mimiott. Um fieben Uhr mar bie gefungene Stteffe, um yfyxi Uhr<br />
janb bie ©rneuerung ber Saufgelübbe unb bie Weihe an bie<br />
feligfte Jungfrau unb an baS gßttlif e &erg ftatt; naf mittag<br />
um vier Uhr mürbe in ber Kirfe baS 3KifftonSfreug aufge*<br />
riftet gum ©fluß prebigten mir über bie geinbeSliebe,<br />
wobei bie gahlreif hetbeigeftrßmten ©laubigen fo gerührt<br />
waren, baß man in ber gangen Kirfe nur Weinen unb<br />
©flufgen borte. 2luf ba Ralfen uns mieber einige 3Jlit*<br />
brüber beim Beifthßren. 35amit bie Arbeiter an ihre ge*<br />
mßhnlifen Arbeiten gehen fßnnten, festen wir bie ©eneral*<br />
fommunion fehr früh w; nahmen ungefähr 270 Sßerfonen<br />
baran teil. ®ie ©efamtgahl ber Kommunionen mährenb ber<br />
ÜKiffton betrug 1437; bie gahl beweift, baß fif wahrffein*<br />
lif auf eine gute gahl ber umliegenben Drte gu ben 2tn*<br />
bäfttgen von ©anft Philipp gefeilt hatten. Sin biefem Sage<br />
begann bie 9lbenbanbaft um vier Uhr unb naf bem 9iofen*<br />
frange mürbe baS allerhetligfte ©aframent in 5)3rogeffion<br />
nmgetragen. Sarnaf mürben bie SttnbaftSgegenftänbe unb<br />
gwei 3JltffionSfreuge geweiht gwei 3Jiifftonäre trugen biefe<br />
Kreuge auf ben ©fultern unb ber brüte 3Jtifftonär leitete ben<br />
©efang ber Kreuglteber. ©ie beiben Kreuge Wurb.en gu beiben<br />
. Seiten beS HaupteingangeS in bie Kirfe aufgeteilt günf*<br />
unbbreißig fünbhafte Berbinbungen würben in f riftlif e ©hen<br />
xtmgemanbelt. Um ben ©läubtgen unfere gufriebenheit gu be*<br />
weifen, fangen wir am näfften borgen bie 3Jteffe unb baS<br />
Dfftgium für bie Beworbenen. Um gehn Uhr verfammelten<br />
wir unS nof einmal in ber Kirfe unb fehrten bann mieber<br />
in unfer &auS gurücf. 2)ie BolfSmenge begleitete uns bis<br />
gum Wagen unb ftreute Blumen auf ben Weg. Währenb<br />
biefer -äJUffionen luben mir bie -äftäbfen ein, einen Berein<br />
von Sülarienfinbern gu bilben unb gaben 47 aus ihnen baS<br />
grüne Banb. @S baten nof viele anbere barum, aber wir<br />
vertrßfteten fie auf fpäter, ba wir guerft fehen Wollten, was<br />
aus biefen fleinen 3lnfäugen werben würbe.
— 357 —<br />
Itiffiott uou ©mca.<br />
Am 6. 3uli reiften gwei Miffionäre naf Dajaca, ber<br />
^auptftabt berfetben profemz, 367 Kilometer feon Sßuebla entfernt<br />
Qtod Mitbrüber beS bortigen £aufeS erwarteten bie<br />
anfommenben Miffionäre am Bahnhofe unb führten fie zu<br />
äßagen in. bie Ktrfe Unferer Sieben grau feon ©uabetupe.<br />
{Slocfengetäute feerfimbeteibre Anfmtft, worauf bie religiöfen<br />
©enoffenffaften, baS Seminar unb bie «göglinge beS Kot<br />
JegiumS ben Mtfftonären mit Kerzen in ber £anb entgegen*<br />
Sogen. 3)er 9teftor beS SeminarS, im Befpermantel mit bem<br />
IßrozefftonSfreuz, reifte ibnen baS SBet^Waffer unb gab t^nen<br />
baS Kreuj jum Kuffe. 3)arauf jogen fie unter Abfingung ber<br />
Merheitigen-Sitanei um fieben U^r in bie Ijellerleuf tete Kirf e<br />
ein; über taufenb perfonen, mit brennenben Kerzen in ber<br />
jganb, Ratten ftf eingefunben, fo baß es wie ein brennenbeS<br />
Meer auSfal). 3)ie Miffionäre banften ben ©täubigen für<br />
ben fetertif en ßmpfang unb fünbigten an, am fotgenben Sage<br />
um fieben U^r abenbs werbe bie Miffton eröffnet werben.<br />
Am 12. 3uni würbe wie alle $alj)re baS geft Unferer Sieben<br />
grau feon ©nabelnde mit £of arnt gefeiert, wobei 500 per=<br />
fönen zur ^eiligen Kommunion gingen; am Abenbe fanb in<br />
ber Kirfe bie prozeffion mit bem ©nabenbtlbe feon ©uabelupe<br />
ftatt. Am 23. ^uni gingen 537 Kinber beibertei ®e*<br />
ff tef te£ zur ^eiligen Kommunion. 9taf ber SDanffagung folgte<br />
ein grül)ftü
— 358 —<br />
befonberS triftige Sßrebigt gehalten werben; bamit war bie<br />
geinbeSliebe gemeint Sie Herfen würben fo gerührt, baß<br />
am ©übe ber Sßrebigt bie ©timme beS SßrebigerS, obgleich fiarf<br />
unb flangvoll, Von bem ©eufeen unb SBeinen ber 2lnmefenben<br />
ganj erfticft würbe. Man ließ ben Seuten Seit, um ftch etmaS<br />
ju beruhigen, morauf bie ©eminarifien baS Miferere anftimm*<br />
ten, morein baS Soll mit Begeifterung einftimmte.<br />
Sei ©elegenheit beS Jubiläums ber Unbeflecften ©mpfängniS<br />
Veranftaltete man eine große SBaHfahrt ju biefer<br />
©nabenfirdhe; ber 8, ^uli mar baju auSerfehen. ©dhon in<br />
aller grühe ftrömten bie Seute überaus jahlreidh in bie Kirche,<br />
unb bei ben einzelnen Meffen gingen fo viele jur ^eiligen<br />
Kommunion, baß man hätte meinen fönnen,eS fei jebeSmat<br />
©eneralfommunion. Ser größte Bubrang jmifdjen aä)t<br />
unb neun Uhr;eS hatten fidh 40 verriebene Sereine mit<br />
ihren Abdeichen in ber Kirdhe etngefunben, mo fie, in fchöner<br />
Drbnung aufgeftetlt, einen anjiehenben AnblicE gemährten.<br />
SaS geft begann mit einer feierlid^ert ^rojeffion, mobet ein<br />
Silb ber feligften Jungfrau, meiß gefleibet, mit blauem Mantel<br />
unb mit einem foftbaren Siabem gefchmücft, umhergetragen<br />
mürbe. 3laeh ber Sßrojeffton fanb baS Hochamt ftatt, mo bann<br />
Herr gernanbej nach bm ©vangelium bie Kandel beftieg unb<br />
burch breiviertel ©tunben bie ßuljörer in heiliger ©pannung<br />
erhielt. 2lm Abenbe mürbe als 3lnbenfen an biefe Sage beS<br />
Heiles unb ber ©nabe ein großes MifftonSfreuj gemeiht 3lm<br />
11. -gult lehrten wir wieber nadfj Sßuebla jurüdf.<br />
Sßenige Sage nach unferer Slnfunft in ^uebla halten<br />
wir ©Eerjitien juerfi für bie Marienfinber, bann für bie 2lr*<br />
beiter einer gabrif, währenb jwei anbere Miffionäre. naä) ©an<br />
Siego, 3 Meilen von Sßuebla, gingen, um eine vierjehntägige<br />
Miffion in halten. 3h*e Arbeiten waren mit großem ©rfolge<br />
gefrönt, beim ungefähr 400 5]3erfonen empfingen bie heilige<br />
Kommunion unb nur etwa 15 Sßerfonen hielten fid) von ben<br />
©aframenten fern. Obgleich bie hauptfä^Iidhfte Bef
— 359 —<br />
uns bodj ber Bifdhof von 3 e it gu 3eit manche Slrbeiten, be*<br />
IjmfS Heranbilbung ber Sßrtefter. @r beauftragt uns, bie<br />
Seilten ber Seminariften gu fyörenunb ihnen Konferenzen<br />
gu galten; fo hoffen wir auch, gur Heranbilbung guter Sßriefter<br />
einiges beizutragen,<br />
SBir leiften unfere Arbeiten gang unentgeltlidj, obgleich<br />
unfer £auS feine giinbation unb feine anberweitigen ©tnfünffe<br />
befiel. 2lber ©Ott forgt für alles. ©typrian 3iojaS;<br />
33rctftlietu<br />
Sie Mifftonäre würben im $ahre 1896 Von bem Btfdjof<br />
von ©urittyba gut Seitung feines SißgefanfeminarS berufen<br />
unb im Sahre 1902 übertrug er ihnen auch noch bte 3X6=<br />
haltung von Mifftonen in feiner Sißgefe. SXltc^t weit von ber<br />
©tabt ©urityba finb auch nodh anbere ©ohne beS heiligen<br />
Bingeng aus Sßolen tätig, bie fich ber ©eelforge ber bort an=<br />
fäffigen Sßolen wibrnen, ©ie haben ftd? 1903 in ShomaS<br />
©oelho unb 1904 in Sucena niebergelaffen. Später famen<br />
aud) nodh Barmhergige S^weftern aus Sßolen, um ftdh ben<br />
SBerfen ber chriftli^en Barmhergigfett gu wibmen. SRachftehenb<br />
folgen einige ©ingelnheiten über bas Sanb unb bie SBerfe.<br />
Srief bes ZHifftonspriefters J>t)Ua.<br />
SLbomaS ©oetho, ^ot). 1903.<br />
SBir wohnen in Braftlien, aber unfere Sßroving 5ßarana<br />
ift nur ein fleiner Seil biefeS unermeßlich großen SanbeS. !<br />
©S ift befannt, baß bie Mepubtif ber Bereinigten Staaten -von<br />
Brafilien 8 Millionen Duabratfilometer glädjeninhalt befiel'<br />
Sie 3ahl ber ©inwohner beträgt etwa 17 Millionen. SaS Sanb<br />
befteht aiiS 20 ^rovingen ober Staaten, Sie Sßroving 5ßarana<br />
gählt nur 240000 Duabratfilometer glädheninhalt, ift alfo-<br />
24*
— 360 —<br />
nur um ein weniges fleiner als bas Königreidh Statten, ift<br />
aber bis jefet nur fpärlid) bevölfert; währenb Statten 32 Millionen<br />
hat, gählt $ßarana faum 320000. Sie Bewohner<br />
teilen jtdj in ©tngeborne unb ©ingewanberte; bie ßafyl ber<br />
erfteren beträgt 200000, barunter Boßblutinbianer, bie in<br />
mehrere Stämme gerfallen, worunter bie Botofuben an ber<br />
©renge von Sßarana unb Santa ©atarina noch befonberS<br />
wilb finb; gu ben ©ingeborneu rennet man audj nodh bie fo*<br />
genannten „©abucIoS", bie Braftltaner ber SBälber; baS finb<br />
bie -Jtadhfommen Von Sßeißen unb Snbianern; ebenfo bie<br />
•Jleger, welche von ben aus 3lfrifa eingeführten Sflaven ab*<br />
ftammen, bie aber jefct nur mehr eine gemifd)te Bevölfermtg<br />
büben. Sie gahl ber ©ingewanberten beträgt 120000, bar*<br />
unter 70000 Sßolen, bte an bereu ftnb Seutfdje, Italiener,<br />
Sßortugiefen unb Maroniten aus bem Sibanon;eS ftnb aud)<br />
noch einige wenige grangofen ba. SluS $arana ftnb audh<br />
einige $uben ba, weldhe hoffen, fdjjnell retdj gu werben. Sie<br />
^ßolen bilben alfo ben wichtigften Beftanbteil ber eingewan*<br />
berten Bevölfermtg*<br />
Sie Hauptftabt von Sßarana ift ©urityba, Weldas burch<br />
eine ©ifenbahn mit ber BunbeShauptftabt 9lio be: Janeiro ver*<br />
bunben ift. ©S ift noch ein faft wilbeS Sanb. ©S war früher<br />
eine Straffolpnie; unfere 2lnftebler haben fhftematifdh begonnen,<br />
ben Boben gu bebauen, unb Sauf ihrer fleißigen Slrbeit hat<br />
fidh baS 3luSfehen von 5ßarana gang veränbert.<br />
Bei ber 2lnfunft ber erften 3lnftebler beftanb ©urittyba<br />
nur aus einigen Holghütten ohne genfter, mit einem geuer*<br />
herbe in ber Mitte. Ser Statthalter ging barfuß, heute ift<br />
er ein großer Herr. 2lHe Seute fleiben ftch nach europäifdfjer<br />
2lrt, tragen fttaä unb englifchen Kragen, unb ©uritpba ift<br />
eine europäifche Stabt geworben.<br />
Sßarana bilbet wie bie anberen Sßrovingen ber Bereinigten<br />
Staaten BrafilienS einen republifanifchen BunbeSftaat, ber<br />
fonftitutionell regiert wirb.
361 —<br />
2In ber ©pifce ber Regierung fte^t ber Präfibent, ber für<br />
feier $ahre gewählt wirb unb bie feollgiebenbe ©ewalt ausübt<br />
Ser präfibent unb ber 33igepräfibent werben feom gangen Sanbe<br />
gewählt<br />
Unter ber intelligenten ©tabtbefeölferung, wenn man feon<br />
einer folf en reben fann, herrfft große retigiöfe ©leid?gültig*<br />
feit unb bie feollftänbigfteUnwiffenbeit, unb bie greibenfer<br />
laffen fif, um in ber Sitbung ben ©uropäent nift nafgu*<br />
fteben, unter bie Freimaurer aufnehmen.<br />
Sie Srafitianer aus ben Sßälbern, ober ©äbucloS, haben<br />
Religion, aber naf ihrer SBeife; fie gehen feften in bie Kirfe,<br />
was fneu auf wirflif faft unmbglif ift, ba manfe aus<br />
ibnen gwangig Meilen feon ber Kirfe entfernt wohnen, ©ie<br />
haben aber fehr gute ©ewohnheiten unb manfe puSlife<br />
Sugenben-<br />
©irte etenbe feütti obne genfter, -in ber Mitte auf bem<br />
33oben ber geuerfjerb, baS ift ihre gange SBohnung, an ber<br />
Mauer ftebt ein fleineS ©efteH, baS ift baS Bett, worin auf<br />
bie gange ©inriftung befielt 9tm Morgen trinfen fie einige<br />
Saffen See ohne S u &r; Männer unb grauen raufen einige<br />
Zigarren ober eine Pfeife unb baS genügt ibnen bis 10 Uhr,<br />
um Weife Seit fie ihr grühftiitf einnehmen, welfeS aus<br />
wenigen Feijäo (fprif gtffon) mit Maniofmehl, ein Wenig<br />
3teiS unb aus einer fteinen Saffe ffwargen Kaffees beftebt<br />
Sie £auptmablgeit wirb um 4 Uhr naf mittag eingenommen:<br />
Feijäo, 3teiS unb Starren.<br />
©ang fo lebt auf ein reif er ©abucto, b.b- ein fotfer/<br />
weif er mehrere Meilen Sanb mit großen gerben feonPferben,<br />
Kühen, Offen unb Maultieren befiel<br />
Mehrere aus ihnen haben eine faft ffwarge garbe; bie<br />
grauen unb Mäbf en hingegen finb weiß unb erinnern an bie<br />
Sübinnen aus ©aligten.<br />
Sie ©prafe ber braftlianiffen Slriftofratie ift baS rein<br />
Portugiefiffe, bie ©prafe ber Srafilianer in ben SBätbern ein
— 362 —<br />
©emtfdh von Sßortugiefifd) unb Snbtanifdh; fte ift nidht gram*<br />
ntatifalifdh unb viel einfacher. als baS,rein Sßortugieftfdhe.<br />
inmitten biefer milben Seute ließen ftdh bie Anfiebler<br />
mit i^rer europätfcfjen 3ivtlifation nieber.<br />
Sie polnifdhen Kolonien finb in Sßaranä fehr jahlreidh<br />
unb ich fenne fie nidht alle; nur einige aus ihnen haben<br />
einen polnifdhen Sßriefter.<br />
Ser Bifchof hat uns fchon bie Bollmacht gegeben, in<br />
feiner Siöjefe Miffionen ju hatten. Bis jefct aber haben mir<br />
feine gehalten. $dh mar erft einige 3eit jur Aushilfe in<br />
AbrandheS unb Sßorto ©roffo.<br />
Hugo Sylla.<br />
Brief ber Barmfyerjigen Scfjtpefter<br />
an bie<br />
fyocfygeefyrte 2JEutter Kieffer in Paris,<br />
AbrancfjeS bei (Surityba, 18. Dft. 1904.<br />
Sdh benü^e ben erften freien Augenblidf, um Shuen, meine<br />
hodhgeehrte Mutter, ju melben, baß mir geftern in biefent<br />
Sanbe angefommen ftnb, mohin uns bie göttlidhe Borfehung<br />
unb berSBBife unferer Dbern gefanbt haben. Unfere SReife<br />
ging fehr gut vonftatten; mir lanbeten am 3. Dftober in 9fto<br />
unb blieben einige Sage bort, um bie Antmort beS Komitees<br />
abjumarten. Sann fchiffteu mir uns in Begleitung ber<br />
©chmefter öfononttn beS SentralhaufeS nach Sßaranagua ein,<br />
mo uns jmei Mitglieber beS Komitees aus AbrancheS ermarteten.<br />
•Jtachbem mir uns einige Augenblick bei ben SofefS^<br />
fdhmeftern aufgehalten hatten, reiften mir am felben Sage<br />
mittelft ©ifenbahn nadh ßuritpba; ber hodhioürbige Herr<br />
Pfarrer oon Abraumes, Herr MebieS^cjanSfi, unb einige<br />
Anfiebler ermarteten uns mit ihren fleinen SBagen am Bahn*<br />
hofe, um uns ih unfere Sßohmmg, eine ©tunbe von ber<br />
©tabt entfernt, ju führen. @S mar fdhon faft SRadht, als mir<br />
bort anlangten, aber bewtodh tooHte uns ber PfarreraHeS
— 363 —<br />
jeigen. 3)aS HauS ift nof nift gang fertig, aber bie Seute<br />
beeilen fif, foviel fte nur fönnen, um alles fertigguftellen.<br />
Unterbeffen mo hnen wir bei ber gamilte greife, melf er auf<br />
hauptfäf lif bie ©rünbung ber neuen ©fule gu verbanfen<br />
. ift. SDie gamilie felbft begnügt fif mit nur einem gtmmer,<br />
um unS i^r gangeS HauS gur Verfügung31t ftellen. ©S geht<br />
rutS ^iec fehr gut, benn bie Seute finb fehr einfaf unb ver*<br />
hänfen ihren SBohlftanb nur ihrer 2lrbeit.<br />
Ser Pfarrer hat ftf angeboten, uns ben Unterhalt gu<br />
liefern, bis unfere Küfe fertig fein Wirb; am SUlorgen trinfen<br />
mtr Kaffee, baS 9)ttttageffen nehmen mir im ^fanfaufe, mel*<br />
$eS einige ©fritte von unferem jefeigen SBohnhaufe fteht.<br />
Herr 9liebteSgcganSfi ift etmaS über 50 gahre alt, fein Süßeres<br />
•atmet foviel ©infalt unb ©üte, baßeS einem wohltut, ihn<br />
nur angufehen. BefonberS liebevoll ift er gegen feine 2lm=<br />
fiebler, weife ihn ihrerfeits wieber als ihren Bater. ehren unb<br />
lieben, ©r geigt ftf gegen uns fehr wohlwollenb unb ver=<br />
hehlte unS nift, baß ber.3lnfang fehr ffwiertg fein werbe,<br />
meil gegenwärtig alle ©elbmittel erfföpft finb; er verfifert<br />
unS jfcbof, baß uns nifts fehlen werbe unb baß in furgem<br />
alles georbnet fein Werbe.<br />
Sfat Sage naf unferer 3lnfunft fang man ein feierlif es<br />
Hofamt; naf bent ©vangelium ^ielt ber Pfarrer eine 3ln*<br />
fpraf e, worin er uns im tarnen ber gangen Sßfarre beglüd*<br />
münffte, bann verfammelten fif bie guten Seute in großer<br />
gahl vor ber Kirfe, unt uns ihre greube barüber auSgu*<br />
fpref en, uns in ihrer 3Jlitte gu feben. gm allgemeinen ff eint<br />
eS, baß man uns fehr gewogen ift. Söir werben auf unfer<br />
UJlöglif fteS tun, um burf ©anftmut unb ©üte il;r Bertrauen<br />
gu gewinnen, um fte alle gu ©ott gu führen.<br />
©S ftnb meift arme Seute, weife nur eine Hütte unb<br />
ein fleineS gelb beftfeen, baS fie bebauen; burf ihre 2lrbeü<br />
unterhalten fie manf mal auf eine gahlreif e gamtlie. 2)ie<br />
Häuf er ftnb in ber gangen Kolonie meithin gerftreut, fo baß<br />
manf e Kinber fehr weit in bie ©fule haben; man mirb fif
— 364 —<br />
in bejug auf bie Einteilung ber ©chulftunben baruad} richtert..<br />
muffen.<br />
Unfer igauS ift groß unb bequem. ©benerbig finb zwei<br />
große .©(^uljtmmer; auf ber anbern ©eite zwei ähnliche ßim*<br />
mer für unS; wir werben biefelben burd) eine 3toifd?enwanbtrennen,<br />
um mehr Heine 3tamer ju erhalten; bie Küche unk<br />
eine fleine BorratSfammer ftnb in ber Kellerwohnung; äußer*<br />
bem finb noch zwei große ^täume vorhanben, bie wir nach ©ut=<br />
bünfen Verwenben werben. Sie Suft ift gefunb unb bie Sage<br />
fehr fdjön. 3 um £aufe gehört audh ein Keines, auSgebehnteS<br />
©rmtbftücf, fo baß wir einen frönen ©arten haben werben.<br />
Sie ©chulbänfe finb fd)on beftellt, unb tu ber folgenben 2Boche<br />
toerben Wir mit ©otteS £ilfe bie ©d)ule beginnen fönnen.,<br />
SBir Wohnen unterbeS noch immer bei ber Familie $retß.<br />
2Bir werben wohl am älnfang manche ©djwierigfeiten<br />
haben, ba bie Bevölfermtg im allgemeinen arm ift; aber wir<br />
verlieren beShalb nidjt ben Mut; im ©egenteil freuen wir<br />
uns, baß uns ©Ott auSerfehen hat, biefeS f$öne SBerf anju*<br />
fangen.<br />
©enehmigen ©ie ben 2luSbruä unferer finblichen ©e==<br />
finnung u. f. w.<br />
©dhwefter DlSgt^nSfa.
(D 3 earticrt.<br />
p^ilippinifdEje ^nfeln*<br />
Srief 6es ZTCifftonspriefters Qerrn gtanto<br />
f}erat £)oreaiöa in ZHabrib.<br />
an<br />
Manila, 1901<br />
3f will 3hn nafftebenb einige Sftafriften über biefe<br />
einftmals fo glüer befiänbige<br />
2IuSruf jener, weife 'bie Snfeln feor bem Qahre 1870 ge*<br />
lannt haben. -Rad) ber ©röffnung beS Kanals feon ©ueg.<br />
famen nämlif feerborbeneMenff en hieher, weife ben ©lau*<br />
bert gerftörten, unb gwar famen biefe Menffen, if fage es<br />
mit Srauer, gerabe aus unferem geliebten ©panien. StefeS<br />
Sanb, ein irbiffeS ParabteS im feollften ©inne beS SBorteS,<br />
gleiffam eine ffone Dafe ber fafoliffen Religion inmitten<br />
beS äußerften Dften, unb if möfte fagen fogar in ber gangen<br />
fat^oliffen Kirfe, biefeS fföne Sanb ift auf bem SBege, eine<br />
bürre, unfruf tbare SBüfte gu werben. 2Bo ftnb jefct alle el;r=<br />
würbigen Stiftungen unb Überlieferungen? 3WeS feerffwinbet<br />
naf unb naf unb obne baß maneS merft, unb wenn auf<br />
auf bem Sanbe nof ein größerer ©laube hetrfft, weif ein<br />
Unterffieb gwiffen früher unb jefct! 2Benn man in ein<br />
SDorf fommt, fo ift baS erfte, was man fieht, ber Surm ber<br />
berrlifen Kirfe; aber bie Kirfe ift teils geplünbert, teils gerftört.<br />
Sunt ©lüde ftnb baS feereingeltegälte, Woran bie aus<br />
ben Freimaurerlogen herfeorgegangenen wilben Horben bie
— 366 —<br />
©dhulb tragen. @S fielen nur nodh bie gefchmärjten Mauern<br />
"ba; anbere Kirnen finb ohne ^riefter, in ben Hänben ber<br />
©chiSmatifer, ober ihrem ©dhicffal überlaffen. Alle unfere<br />
Kirnen mit ihrem Stetdjtum, ihren foftbaren ©inrtchtungen,<br />
ihren herrlichen ^aramenten, bie auf ben $h®ppinen fprtdl^<br />
toörtlich maren, finb verfchmunben.<br />
Sie Urfache ad biefeS itnglücfeS finb in erfter Sinie bie<br />
Freimaurer; fie haben bie verborgenen Minen gelegt, um bie<br />
•©rttnblage ber Religion ju erfchüttew, fie haben bie aufrfthrerifdhen<br />
Banben auf baS Sanb hinauSgefdhidÜt. jtoeiter<br />
Bnie finbeS bie ©dhiSmatifer, meldje unter ber Anführung<br />
beS unmiffenben Freimaurers unb Apoftaten Aglipay ber 3le=<br />
ligion unb bem Solfe burdh bie jmifdhen ihnen erregte<br />
tracht unermeßlichen ©dhaben zufügten.<br />
benü|e bie ©elegenheit, um 3h«en ein SBort über<br />
bie ©dhulen gu fagen. @S mirb barin nur mehr bie englifdhe<br />
Sprache unb baS Surnen gelehrt. bejug auf Sieligion *<br />
herrfcht vollfommene Freiheit, meldhe barin befteht, baß bie<br />
Sehrer, größtenteils Amerifaner, von feiner Religion, ob pro*<br />
teftantifch ober fatholifch, unb auch gegen feine Religion fpre^en<br />
Mrfen unb von ber ©chule jebeS Such fernhalten, baS für<br />
ober gegen eine Religion fpridht. Sebodj ber Sßriefter ober<br />
Pfarrer fann breimal möchentlich je eine halbe ©tunbe lang<br />
Katechismus vortragen; bie öehrer fönnen an ben gebotenen<br />
Fefttagen bie ©chule freigeben; alfo vollftänbige religiöfe<br />
Freiheit.<br />
3>ene, bie biefe geilen lefen, mögen nidht glauben, baß<br />
t>er ©laube auf ben SßhtHpptnen völlig gefdhmunben ift; gemiß<br />
nicht. Meine einzige Abficht mar eS, bie eingetretene Ber*<br />
änberung unb bie religiöfen Sßirren ju fchilbern. Auf ben<br />
Philippinen herrfcht ©laube, ein ftarfer ©laube, unb er mirb<br />
nidht fo balb fdhminben. BemeiS bafür finb bie jahlrei^en<br />
Jatholifdhen ©dhulen, meldhe von ben ©laubigen unb ben Sßfar*<br />
rem auf eigene Koften gegrünbet mürben, bamit barin Kate=<br />
djiSmuS unb Sieligion gelehrt merbe; BemeiS bafür ift audh
— 367 —<br />
ber gut befuf te ©otteSbienft, bie öffentUfen Sßrojeffionen, für<br />
melf e tyn größere Freiheit geboten ift als felbft in Spanien,<br />
bie religiöfen Vereine, bie SJtovenen, ber ©mpfang ber ^eiligen<br />
Saframente nift nur in 3Jlanila, fonbern auf in ben anbern<br />
iprovinjen. Sie religiöfen guftänbe beS BolfeS finb mehr<br />
ober weniger benen beS nörbltf en Spanien ähnlif, aber man<br />
hat tyixebenfoviel ober nof mehr Freiheit als in Spanien.<br />
Sf übergehe Vieles, was if nof fagen formte, unb möfte<br />
Shnen nun etmaS von unfern Arbeiten unb unfern SUtitbrü*<br />
bern erzählen.<br />
®aS Bolf ber
— 368 —<br />
Provinz fagen? Siefelben fyaUnnodj mehr 9lrbeit. ©ebte<br />
finb 200 interne 3ö9linge unb ebenfoviele auswärtige, unfere-<br />
Mitbrüber finb von ber Slrbeit erbrüöt, ben Sitperior Gerrit<br />
Sulia nic^t ausgenommen, welker fich niemals 9iuhe gönnte<br />
obgleich er ftch faumaufrechthalten fawt. Man würbe bort<br />
nod) jwei Mitbrüber braunem 2lußer bem Seminar haben,<br />
fie bie Seitung ber 2lnftalt bei ben SchWeftern mit 200 Ätnbertu.<br />
SaS Seminar in 9iueva*©acereS war in ben testen fahren<br />
infolge beS ©lenbeS unb ber Revolution zurüdfgegangen. SiefeS-<br />
$ahr hateS fidj wieber erholt, benn es zählt 100 interne<br />
unb 200 externe 3öglinge. 9lu$ tytxfinb nod) jwei Mitbrüber<br />
notwenbig. Sie Slnftalt für bie Mähren zählt 80 Zöglinge..<br />
SaS Seminar von 3aro war bis junt vorigen $ahr ge*<br />
fchloffen, fo baßeS jcfet nur etwa 60 Söglinge zählt (SSfehlen<br />
bie Mittel, unb wenn man bagu nod) bie äußeren ©rünbe<br />
rennet, fo ifteS begreiflid),,baß biefe 3lnftalt weniger blühend<br />
ift als bie übrigen. 9lber ber ©rgbif^of fefet großes Vertrauen,<br />
auf bie «Bufunft unb zählt auf uns, um biefe Hoffnungen zu.<br />
verwirflid)en. ©S ftnb nur 6 Sßriefter ba, Weil bie Mittel<br />
beS Seminars nid)t für mel;r ausreichen. Sie 2lnftalt für<br />
bie Mähren zählt ungefähr 100<br />
Sie Bifdjöfe, befonberS ber ©rzbifd)of von Manila, wünfä)en.<br />
fehnli^ft, Mifftonen halten zu laffen, bie unter ben gegen*<br />
wärtigen Umftänben notwenbiger finb als je unb bie aud)<<br />
burd) baS pä:pfttid)e Schreiben „Mari sinico" fo fehr emp*<br />
fohlen würben, aiber für ben 2lugenblicf ifteS unmögliche<br />
Mifftonen zu halten, weil bie ©elfter nod) -zu aufgeregt unb<br />
au
369 —<br />
©emiitarS erhalten, WelfeS über reif lif e Mittel feerfügt;eS<br />
ift an ber Stformatff ule ber Sefutten untergebraft.<br />
Sie Barmherzigen ©fweftern, >150 an ber $ahl, finb in<br />
•elf Käufer verteilt; früher befaßen fie 14 Käufer, aber bafür<br />
baben fie in ber Borftabt von Manila eine ©fule eröffnet,<br />
weife 190 Kinber gählt. SBenneS ©Ott gefällt, werben fie<br />
balb eine zweite ©fule eröffnen, wogu eine fromme Same<br />
bie Mittel geboten §at Sie ©fweftern leiten außer ben<br />
4 Kollegien unb bem £ofpij nof baS ©pital vom ^eiligen<br />
Sobann in Manila, eine fafotiffe ©fule in ©avite unb<br />
brei Mäbf enfoffegten. in ©ebü, $aro unb 9lueva*©acereS.<br />
Dbgteif bie gabt ber ©fweftern groß ff eint, fo fönnen fie<br />
bof wegen ber ungefunben Suft unb ber herrff enben Kranf*<br />
Reiten nift aßen ihren Berpfltf tungen naf fommen. Stuf ben<br />
Philippinen ift eS nift fo wie in ©panien; bie Kollegien erforbern<br />
mehr Arbeit, bie ©ingeborenen verfielen nif t fpaniff<br />
•unb baS Klima ift ungefunb, wenn auf nift in bem ©rabe,<br />
alseS oft beffrieben wirb.<br />
Verlieren ©ie nift ben Mut, ©ie alle, bie ©ie ben Beruf<br />
in fif fühlen, tyttyx P fommen, benn fre Krone wirb berr*<br />
iif fein unb ©ie werben in befonberer SBeife jenen naf ahmen,<br />
ber für uns arme ©ünber fein hitnmliff es Batertanb Verlaffen<br />
hat. feabm ©ie alfo Mitteib mit ben armen Pb^PPinoS,<br />
r bie ©ie fif gebrängt fühlen, atteS in biefer 3ßelt hinjuopfern,<br />
um fif baS himmliff e Baterlanb ju erwerben.<br />
SaS ift genug für heute; biefer Berift hdt nur bie Dber=<br />
fläfe berührt, ein anbermat will if mehr auf ben ©runb<br />
^ehen.<br />
Bruno Saig.
Stts&iittffe mt& ItttmxUn.<br />
34. Sie Kapellen ber Barmherzigen ©dhmeftern<br />
beftfeert ben privilegierten Altar; alle Meffen, bie<br />
an biefem Altare gelefen merben, genießen biefeS<br />
Privilegium. — Kongregation ber Abiäffe,.<br />
1. gebruar 1905.<br />
Auguftin Benejiani, ©eneralprolurator ber Kongregation<br />
ber Miffion, fefete ber Kongregation ber Abiäffe folgenbeS aus*<br />
einanber: ^apft $iuS IX. hat burdh BreVeVom 23. $uli 1887'<br />
ben Barmherzigen ©dhmeftern vom heiligen Binaenj von Paul<br />
folgenbe Segünfitgung gewährt: „©ooft fie von irgenb einem<br />
Priefter an meinem Drte immer auf bem Altare ihrer Kirdhe<br />
ober Kapelle eine heilige Meffe lefen laffen, fo foff biefe Meffe A<br />
menn ber Altar nidht f
— 371 —<br />
alle -Steffen, bie barauf gelefen werben, privilegiert fei, ober<br />
nur für jene 3Jteffen, weife bie ©fweftem felbft lefen laffen.<br />
unb wofür fie ein Stipenbium geben.<br />
Sie Kongregation ber 2lbtaffe erflärte hierauf, baß bie-<br />
Worte „Sooft fte eine SDtejfe lefen laffen" in bem weiteren<br />
©inne genommen werben follen, fo baß alle 3Jleffen, bie auf<br />
biefem 2lltare gelefen merben, privilegiert finb.<br />
35. SaS Werf von ber allerhe'iligften Sreifal*<br />
tigfeit jur Befreiung ber armen Seelen im geg~<br />
feuer. — SiefeS Werf ift erriftet im 3Jlutterhaufe ber 3Wif*<br />
fionSpriefter in 5ßariS, 3iue be SevreS 95.<br />
I. Urfprung bes IDerfes; ^auptsmecf besfelben.<br />
SaS Werf von ber aHerheiltgften Sreifaltigfett verbanft<br />
feinen Urfprung einer bretoniffen 9flagb, SWiaria Retterin. Qu<br />
SßariS um baS gahr 1845 entftanben, würbe biefeS Werf<br />
burf jehtt gah^e erhalten unb ein wenig erweitert burf bie<br />
©ntbehrungen, ben ©ifer unb bie Hingebung biefer armen s JJiagb.<br />
Sie fromme Stifterin wünffte, baß bie Barmherzigen<br />
Sf Weftern auf ihre 2lnfif ten eingingen unb ihren 5ßlan unter*<br />
oriatur dubium: an prsefatum altare censeri possit privilegiatum<br />
pro omnibus missis quse inibi celebrantur, an pro iis tantum missis,<br />
quas sorores oblata ab ipsis eleemosyna celebrandas committunt,<br />
— a Sacra Congregatione ejusdem dubii solutio humiliter<br />
expostulatur.<br />
S. Congregatio Indulgentiis Sacrisque Reliquiis prseposita<br />
declarat in casu verba illa ..celebrare faciant" late esse intelligenda,<br />
ita ut Altaria intelligi debeant privilegiata pro omnibu&<br />
missis, quse in illis celebrantur.<br />
Datum Eomae ex Secretaria ejusdem S. C. die 1. Febr. 1905.<br />
L. S.<br />
Card. TRIPEPI,<br />
prsef. Congr. Indulg.<br />
JOSEPH MA. CANCUS CASELLI.<br />
Substitutus.
— 372 —<br />
ftüfeten. ©ie ftcmb mit ben ©fweftern in $Ste in regem<br />
Berfehre. ©ineS SageS fagte fie ju ihnen:<br />
„©ie tun fo viele gute SBerfe, um bie Armen, bie SBaifen,<br />
bie Kranfen unb ade Unglütflifen ju unterftü^en; ©ie finb<br />
fehr glücflif unb if beneibe ©ie um 3h* SoS; aber wiffen<br />
©ie nift, baß bie ©rleifterung unb Befreiung ber armen<br />
©eeten aus bem Fegfeuer alte guten 2ßerfe in fif ff ließt,<br />
bte unfer £err im ©Vangelium empfohlen hat? ©iner leiben*<br />
ben Seele ben Gimmel öffnen, heißt ih* nift bie Brofamen<br />
geben, fonbern baS Brot ber ©nget mit allen greuben beS<br />
IßarabiefeS. 2)aS heißt fr nift ein ©las falteS Sßaffer reifen,<br />
fonbern ihr bie ganje Duelle beS SßafferS, baS in baS ewige<br />
Seben fließt, eröffnen; einer einigen ©eele ben Gimmel öffnen,<br />
heißt, fie nift wie eine vorübergehenbe grembe bei fif beher*<br />
bergen, fonbern fie in bte ewige äBo.hmmg, ben ©egenftanb<br />
ihrer SBünffe, einführen ...! 2)aS heißt fie befleiben, nift<br />
mit einem groben ©ewanbe, fonbern mit bem Kletbe ber Un*<br />
fterbliffeit ... ©ie befufen bie Kranfen, um ihnen beiju*<br />
•flehen, wenn fie am Fieber ober an einer anbern Kranfheit<br />
leiben, unb if will bie ©lut ber flammen auSlöff en, weife<br />
bie Beworbenen verehrt. SBie if glaube, befuf en ©ie feine<br />
©efangetten, aber if will ohne Unterlaß in baS ©eelengefäng*<br />
niS hiuabfteigen, um bie Ketten ber armen ©eelen ju bref en<br />
unb ihnen bte Freiheit beS Rimmels ju verff äffen. Arme<br />
©eeten! Seure SBaifen ©otteS, wer verleiht mir bie ©nabe,<br />
ettf ju tröften? . . . SBenn SefuS ©hriftuS baS, was man<br />
für bie Armen hienieben tut, fo annimmt, als hätte man eS<br />
ihm felbft getan, fo hoffe if wohl, baß er ebenfo baS an*<br />
nehmen wirb, was if für jene heiligen ©eeten tun werbe,<br />
bie viel ärmer unb vertaffener finb als alle Armen ber<br />
©rbe u. f. w."<br />
3Karia Retterin erlangte burf ihre inftänbigen Bitten,<br />
t>aß ihr Sßerf ben MifftonSprieftern anvertraut werbe. Sie<br />
Bereinigung erhielt ihre bauembe Drganifation am 16. SDe-<br />
^ember 1857.
— 373<br />
(Seit biefer 3eit Würbe baS 3Berf ju wieberbolten Malert<br />
ton ben fpäpftert puS IX. unb öeo XIII. gefegnet, von<br />
mehreren Bifdjßfen gutgeheißen unb enblid) von ^ßapft SßiuS IX.<br />
am 20. Jänner 1874 zur ©rzbruberfdjaft erhoben. SaS Sßerf<br />
nahm in ber $otge einen unerwarteten 2luffd)wung unb ver*<br />
breitete ftd) über alle Seile ber SBelt. Dpfer unb ©ntbeh*<br />
rungen waren baS gunbament beS SBerfeS gewefen, unb burdj<br />
btefelbe fortgefefete Opferwilltgfeit befeftigte unb breitete fi
— 374<br />
feine Mutter, ©ott fegne biefen dhriftlichen Arbeiter! ®r<br />
mirb gemiß auch biefeS 2Berf fegnen, baS bie Menfchen ju<br />
ähnlichen Opfern anleitet<br />
IL (Einrichtung bes IDerfes.<br />
Sie ©inrichtung beS Vereines ift §auptfäd^It
— 375<br />
Sie ©efitfe um Unterftüfeung müffen vom Drbinariate<br />
begutaftet fein unb bürfen erft n a f zwei Sauren wieberholt:<br />
W e r b e n , wobei fie abermals vom Drbinariate beftätigt fein<br />
müffen.<br />
Sie ©infünfte beS Vereines finb folgenbermaßen verteilt:<br />
1. © i n d r i t t e l f ü r bie Vertaffenften a r m e n © e e t e n ;<br />
2. ein ©rittet für bie Berwanbten ber Mitgtieber ohne<br />
Ausnahme (Mann, grau, Vorfahren, 9 Jaf fommen, Brüber<br />
unb ©fweftern, Dnfet unb Tanten, Steffen unb Giften,<br />
©oufinS unb ©oufinen bis jum vierten ©rabe);<br />
3. ein ©rittet für bie verftorbenen Mitglieber.<br />
Anwerbern fyabmbie' Mitglieber ein Anref t auf brei<br />
heilige Meffen, bie fogleif naf ihrem Sobe eigens für fie<br />
getefen werben.<br />
HL Ztufnafyme in bie (Ersbruberfcfyaft.<br />
Man fann fif in bie ©rjbruberffaft aufnehmen laffen<br />
entweber burf einen aßjährlifen Beitrag ober burf eine<br />
immerwährenbe ©tiftung; bie Beiträge ober Stiftungen fönnen<br />
für Sebenbe ober Berftorbene gemaf t werben.<br />
©S fönnen fif auf mehrere Perfonen ju einem einzigen<br />
Beitrage ober ju einer einzigen Stiftung vereinigen. ®eifi*<br />
life ©enoffenffaften, SBaifenhäufer, ©ruppen von Arbeitern<br />
haben fif biefe Begünftigung gern ju 9iufeen gemaft.<br />
Man fam einen Jahresbeitrag ober eine immerwährenbe<br />
Stiftung einem einzigen ober mehreren Beworbenen guwenben.<br />
AnberS V e r h ä l t eS fif mit Beiträgen ober Stiftungen für<br />
Sebenbe, weife nur für eine einzige perfon angenommen<br />
werben.<br />
1. Jährtif er Beitrag.<br />
©er Jahresbeitrag beträgt brei granfen (ungefähr brei<br />
Kronen), ©tefer Beitrag für einen Sebenben fif ert ben Ber*<br />
wanbten biefer perfon bis jutn vierten ©rabe einffließtif<br />
für baS Beitrag^!)* *>ie Zeitnahme an einem ©rittel ber<br />
25*
— 376<br />
prüfte unb Berbienfte beS BereineS. Wenn bie eingeffrie*<br />
bene Sßerfon im Saufe beS ©inffreibejahreS ftirbt, hat fie<br />
fofort baS 9teft auf brei heilige Steffen, melfe gleich naf<br />
ihrem Sobe für fie gelefen merben, unb fie nimmt für immermährenbe<br />
teil an einem drittel ber prüfte bei Ber=<br />
eines, ©eine Bertoanbten nehmen ebenfalls an einem Srittel<br />
ber prüfte teil, haben aber fein 2lnreft auf perfönlif e für<br />
fie ju lefenbe Steffen.<br />
Ser Beitrag von brei $ranfen für einen ober mehrere<br />
Berftorbene verff äfft biefen einen Slnteil an bem drittel ber<br />
prüfte beS BeretneS, melfeS ben verftorbenen Stitgliebern<br />
zugeteilt mirb, unb jmar für bie Sauer eines SahreS, ber<br />
einem jeben jufommenbe Slnteil nimmt jebof mit ber maf==<br />
fenben Stitglieberjahl ab.<br />
2. 3mmertoährenbe Stiftungen.<br />
©ine immermährenbe Stiftung für eine lebe übe Sßerfon<br />
beträgt 50 ober 100 granfen. Sie Stiftung von 50 granfen<br />
verleiht ber aufgenommenen Sßerfon ju ihren Sebjeiten nof<br />
fein Slnreft auf bie Berbienfte beS BereineS. Sobalb fie<br />
aber geftorben ift, toerbenfür ihre Seele brei Steffen gelefen<br />
unb fie nimmt von biefer $eit an teil an beut Srittel ber<br />
Berbienfte beS BereineS. Bon bemfelben Slugenblicfe an neh=<br />
men auf bie Verftorbenen Bermanbten für immertoährenbe<br />
3eiten an bem Srittel ber Berbienfte beS BereineS teil<br />
Surf bie Stiftung von 100 ^raufen erhält bie aufge*<br />
uommene Sßerfon vor allem biefelben Borteile mie burf bie<br />
Stiftung von 50 granfen; ferner erhalten ihre verftorbenen<br />
^Bermanbten fogletf brei befonbere Steffen unb haben teil an<br />
bem Srittel ber Berbienfte beS BereineS für immertoährenbe<br />
Reiten.<br />
©ine Stiftung für immemährenbe 3eiten für einen ober<br />
mehrere Berftorbenen beträgt 50 granfen. Sobalb bie ©tif*<br />
tung gemaf t ift, merben für bie betreffenben Berftorbenen brei
— 377<br />
Steffen gelefen, worauf fte nodh für immerwährenbe ßettett<br />
an bem drittel ber Berbienfte beS Vereines 2lnteil ,^ben.<br />
3. Mehrfache Beiträge ober Stiftungen.<br />
@S ift erlaubt unb fehr vorteilhaft, für eine lebenbe ober<br />
für eine ober mehrere Berftorbene mehrere Jahresbeiträge<br />
ober mehrere StiftungSbeträge ju jahlen, wobur^ bie be*<br />
treffenben ^erfonen einen ber 3 a hl ber Beiträge ober Stif*<br />
tungen entfprechenben Slnteil an ben, Berbtenften beS BereineS<br />
erhalten. 3nm Beifyiel jwei Stiftungen ober zwei Jahres*<br />
beiträge bis gur Seit beS SobeS gezahlt geben ein 3lnred)t<br />
auf fed^S Meffen nadh bem Sobe; jefm Stiftungen geben ein<br />
SKedfjt auf 30 Meffen, unb ber immerwährenbe 2lnteil an ben<br />
Berbienften beS BereineS ift bementfprechenb auch zweimal<br />
ober zehnmal fo groß, u. f. w.<br />
4. 3lrt unb SBeife, wie bie Beiträge unb bie Stif*<br />
tungen eingehoben werben.<br />
Sie Mitglieber, welche jährlidh ihren Beitrag zahlen, finb<br />
gewßhttlidh in ©ruppen von zehn Sßerfonen eingeteilt Stner<br />
von ihnen ift ber Sammler unb er übernimmt bie Beiträge<br />
ber Mitglieber, bereu -Kamen er auf einem vorgebrucften Blatte<br />
Z u f a m m e n f d h r e i b t unb fie bann bem Sireftor beS BereineS, über*<br />
fenbet, welker barüber eine ©mpfangSbeftätigung auSfteHt<br />
Jebe ^erfon, bie bem Bereine Jntereffe entgegenbringt,<br />
lann Sammler werben unb Jahresbeiträge entgegennehmen. •<br />
@in jeber fann auch ohne Bermittler eines SammlerS. auf<br />
weldjem SBege immer Beiträge an ben Sireftor beS BereineS<br />
gelangen laffen. •<br />
Jene ^erfonen, welche eine Stiftung für immerwährenbe<br />
Seiten machen wollen, fonnen bie entfprechenbe Summe ent*<br />
Weber unmittelbar ober, burch ben Sammler an ben. Sireftor<br />
etnfenben, Weidher bann bie StiftungSurfunbe unb baS Bilb<br />
beS BereineS ober. baS Sieget überfenbet.
— 378<br />
Anmerfung: 1. Sie Beiträge ober Stiftungen geben ein<br />
9ie$t auf bie geiftigen Borteile von bem Augenblicfe an, mo<br />
ber Betrag in bie £änbe eines vom Sireftor bevollmädhtigten<br />
BertreterS übergeben mirb.<br />
2. @S ift nidjt nötig, ben Sireftor von bem Sobe eines<br />
MttgliebeS ju benachrichtigen. Sie erften Meffen beS BereineS,<br />
meldhe nadh bem Sobe etneS MitgliebeS gelefen merben, merben<br />
fraft ber Abficht unb Meinung beS jelebrierenben priefterS<br />
ber Seele beS Berftorbenen jugemenbet<br />
IV. 2tblaffe bes Dereines.<br />
Bofffommene Abiäffe: 1.Am Sage ber Aufnahme in ben<br />
Berein; 2. an einem beliebigen Sage eines jeben MonateS;<br />
3. am Fefte ber ©rfdheinung beS £errn; 4. am $efte beS Frohn*<br />
IeidhnamSfefteS; 5. am SBeihnadhtSfefte; 6. an ben fünf £aupt*<br />
feften ber feligften gungfrau, 2. Februar, 25. Märj, 15. Au*<br />
guft, 8. September, 8. Sezember; 7. am Sage ber ©rfdheinung<br />
unb ber ©inmeihung beS ©rjengelS Midhael, 8. Mai unb<br />
29. September; 8. an ben ^met. F e ften be§ heiligen gofef,<br />
19. März unb brütet Sonntag nadh Dftern; 9. am Fefte Peter<br />
unb Paul, 29. $uni; 10. am Allerfeelentage.<br />
Sie für obgenannte Fefte verliehenen Abiäffe fönnen ent=<br />
meber am Fefttage ober an einem ber barauffotgenben fieben<br />
Sage gemonnen merben.<br />
Bebingungen: Beidht; Kommunion; Befudh einer offene<br />
lidhen Kirdhe ober Kapelle unb ©ebet auf bie Meinung beS<br />
^eiligen BaterS.<br />
©in metterer voHfommener Ablaß ift auch für baS Feft<br />
ber heiligften Sreifaltigfeit verliehen; jebodh ift jur ©eminnung<br />
beSfelben ber Befuch ber BereinSfirdhe Vorgef^rieben.<br />
©nblidh ift ein voHfommener Ablaß für bie Sterbeftunbe<br />
verliehen. SBenn man nicht mehr bte heilige Kommunion<br />
empfangen famt, genügt eS, menigftenS im ^erjen ben tarnen<br />
$efu anzurufen. (piuS IX. unb Seo XIII.)
— 379<br />
SDiefe voHfommenen fowie auf alle unvollfommenen316=<br />
läffe fönneu ben armen ©eelen jugewenbet werben; fo 3. B.<br />
ift ein Ablaß von 60 Sagen für jebeS SBerf ber Sftäfftenliebe<br />
xmb für jebeS fromme Sßerf verlieben.<br />
Surf Jnbulte vom 14. Juni unb 16. Auguft 1901 bat<br />
ier ^eilige Bater aßen BereinSmeffen ben Ablaß beS privtlegierten<br />
AltarS Vertiefen.<br />
SBir erfufen bie Mitglieber, für bie armen ©eeten oft<br />
fefS Baterunfer, Ave Maria unb (Sfyxt fei bem Bater . .<br />
3u beten, üffiewt man baS blaue ©fabulier von ber Unbeftedten<br />
©mpfängniS trägt, gewinnt man baburf fehr<br />
seife Abiäffe.<br />
SBir erfufen bie BereinSmitglieber, fif fleißig an ber<br />
Monatsverfammlung beS BereineS in 5ßariS unb an ben haupt*<br />
fäf tifften Mittetpunften beS Bereutes ju beteiligen. wirb<br />
bie Meffe für alle armen ©eelen getefen; bann werben ver*<br />
ff iebene SRatff läge unb eine Unterweifung gegeben, worauf baS<br />
De profundis, fefS Baterunfer unb Ave Maria, unb ßh're<br />
fei bem Bater ... mit fotgenben Anrufungen gebetet wirb:<br />
ißeilige Sreifattigfeit, ein einiger ©ott, erbarme bif unfer.<br />
fettige Maria, bu £itfe ber ©hriften, b.itt für uns! D £err,<br />
gib ihnen bie ewige 9hfe unb baS ewige Sift leufte ihnen;<br />
£err, laß fie in grieben ruhen. Amen.<br />
Jn pariS finbet bie Berfammlung an jebem jweiten<br />
MonatSfrettag um 8V 2 Uhr ftatt. SBenn auf biefen Sag ber<br />
Karfreitag ober ein geiertag ober eine anbere Berfammlung<br />
fällt, fo finbet bie Berfammlung am brüten MonatSfrei=<br />
tag ftatt.<br />
$ari£, 10. gebruar 1905.
— 380 —<br />
Unfere berftorbenen.<br />
ptflttf»««.<br />
Harne. Mabt . ^Srtiti). Sobe^fag. 4-1 ts<br />
S w<br />
1905.<br />
m.<br />
14. pr. Dufour 3ofyamt $ranfretdj lO.Sßärj 92 6a<br />
15. Br. Spina 2Inton Dria gtalien 18. „ 79 59<br />
16. pr. Honat ITtattfjäns 2lntura ©^rten 26. „ 64<br />
17. pr. portes Stefan granfreicf) 3.2Iprtf 68 44<br />
18. BtfdE). (famer Alfons ^ßefing ©fyina<br />
68 47'<br />
19. pr. Botroeret £eo (SJuaqaquU ©cuabor 6. „;f<br />
54 34<br />
20. pr. Bru Stefan Salute leg<br />
granfreicf) 29. „ 62 39*<br />
21, pr. a£) ^erften 23. „ 51 29<br />
27. pr. Hougeot paut granfreid) 28. „ 76 5a<br />
läatmljerjtge gdjweflcw.<br />
$atne. MM Smb. 35mtf.<br />
SaDre Qa^re<br />
bautet IHarta<br />
Steuusenber Cfjerefia Äafd)au<br />
granfreitf)<br />
Ungarn<br />
29 9<br />
45 • 15<br />
öelan tEfyerefia ©fjntau öfierreidj 33 15<br />
(Sreffter ItTaria. granfreidj. 70 ,47 1<br />
Haffi C^erefia ©ampierbarena Statten 45 20<br />
pasquartetto 3°fl a "rca Neapel it 44 16<br />
Carrion 3ofefa Sßtafencia (Spanien 48 22<br />
Barqutn IRarjella Düiebo tt 59 33<br />
Hcjiterrt Katharina SSitoria n 74 48<br />
Jourcabe UTaria Söorbeaus granfreidj 59 38<br />
(Sianoglto Eibele ©affari Stalien 54 14
— 381 -<br />
üame. Äfa6t üattb. mtn. ffltntf.<br />
Sa^re Saljre<br />
nitfd}f$ Hofalta SBien Öfterreic^ 38 17<br />
pefott €Iifabetfi «Rio SBraftlien 32 13<br />
IHiel IHaria<br />
SJHel fou3 33ag*<br />
neti£ granfreidf) 26 5<br />
Curner Sublin 3rCanb 76 53<br />
Eigneres IHarta Segrcö granfreidf) 41 16.<br />
Kramaqittes Diftoria 2irtsDfen Ungarn 35 12<br />
3eney Stefanie Söiafyftamien «ßolen 27 7<br />
Dan^er
— 382 •<br />
Pame. $>hbt Jattb. 3tffer. 2ßeruf.<br />
Scrfjre Sa^rc<br />
(Efaitt IHercebes 2Umert§ ©panten 64 39<br />
Sola Sebaftiana Bilbao tt 36 11<br />
— 383<br />
$tottte* MM Jattb. mtex. »«Nf.<br />
Satire Qaljve<br />
ITCannecart UTartina granfreidj 89 68<br />
Kroll (EHfabetfj (Salzburg Öfterreic^ 73 50<br />
23ogensberger Hnna m^tyel ©aljburg 26 3<br />
•Cortes Cl)erefta Guatemala ©cuabor 80 49<br />
HTotitels ItTaria granlreidj) 71 48<br />
•Cabrera IHarta ©ompatto (Spanien 27 4<br />
3rtc
ßilber unb gefdjidjtlidje Erinnerungen kr Äowjretjation<br />
kr Mxffxon.<br />
©ollet ff reibt über 2lbe% ben Berfaffer ber erften Sebent<br />
geff if te beS ljei ligen Bilsens, folgenbeS:<br />
„SBenn man von ben Sitten beS £eiligfpref ungSprojeffeS<br />
abfieht, toelfeburf ben babei geleifteten ©f tt>urgletffam in<br />
eine ^b^ere 3langorbmmg verfemt finb, fann man fif feinen<br />
glaubtpürbigeren $üh r^ toünffen. Slbelty mar geiigenoffebeSheiligen<br />
Bingens; er hatte burf viele Seth** mit ihm Umgang,<br />
gepflogen; er ftanb im innigften Berfehre mit feinen geiftlifen<br />
©öhnen; er ff rieb niftS, mofür nift auf Slugenjeugen vor?<br />
hanben gemefen mären unb er riftete fif nur naf folfett<br />
©friften, toelfe fojufagen baS Bolf felbft abgefaßt hatte.<br />
SJtußerbem toar er ein Siann voll 3lufriftigfeit, ©erabheit<br />
unb Steftliffeit."<br />
SBelfen Anteil 2lbefify ah ber 3lbfaffung ber SebenSge*<br />
ff if te beS h eiligen Binsen^ hatte, erflärt er felbft mit folgen*<br />
ben SBorten: 3f miß bem Sefer aufriftig fagen, mie fif bie<br />
©af e ^getragen hat. ©trage Sah** riaf BinjenäenS £obe<br />
beff loffen bie ^ifftonäre, fotoohl von eigener finbltf er Siebe<br />
3U ihrem geiftlifen Bater angetrieben, als auf von anbern<br />
hof gefteBten Sßerfonen aufgeforbert, bie SebenSgeffifte ihres<br />
feiigen ©tifterS ju veröffentlif en, melf e fomohl tyxtx eigenen<br />
©enoffenffaft als auf ber gangen Kirfe ju großer ©rbauung<br />
unb ju großem geiftigen -Jiutjen gereifen mußte.<br />
©ie mürben biefe 3lrbeit auf felbft in mürbigerSEBeife<br />
31t ©übe geführt haben, ba ihre Kongregation mehrere fehr<br />
fähige -äJiänner jählte; aber bie 35emut,,bie ihnen il;r toür*
— 385<br />
Bffdjof Ubettt).<br />
biger Stifter als Eilige» ©rbteil hinterlaffen t;atte, ließ fie<br />
eine geber außer ber Kongregation fud)en. ©ie warfen alfo<br />
i^re Stugen auf mich, vielleicht beSl;alb, weil baS ©lud<br />
hatte, ihren heiligmäßigen ©tifter burch viele Jahre gu fennen<br />
unb mit ihm ju verfehren. 3ßie bem immer auch fei, fie<br />
matten mir ben Borfdjlag, unb laurn hatte id) midj erbötig<br />
gezeigt, ihrem SBunfdje ^u willfahren, ba fchidten fie mir alle<br />
Slufeeidmungen, bie fie unter fich felöft ober bei anbern glaube<br />
würbigen Sßerfonen gefamnxelt Ratten- Um mir bie 2lrbeit<br />
ju erleichtern, braute einer von ihnen alle biefe Rapiere in<br />
Drbnung, fo baß ich in Sßahrheit faft nichts anbereS getan<br />
habe, als baS abguf^reiben, was fie mir übergeben hatten;<br />
benn an vielen ©teilen hätte ich mi$ gar nicht beffer aus*<br />
brüdfen fönnen, befonberg bort, wo bie SBorte ihres feiigen<br />
©tifterS angefüllt werben, an benen ich, wieich- hier erftäre
— 386<br />
unb tüte ich eiblid^ befräftigen tarn, nichts geänbert<br />
unb beigefügt habe, unb befonberS im jtoßlften Kapitel beS<br />
jmeiten Buches. 1 ) SBaS bte Briefe beS heiligen Binjenj be*<br />
trifft, fo habe idh getreuen Abfdhriften berfelben in baS<br />
Buch aufgenommen, mährenb bie Originale berfelben in ben<br />
Rauben ber Miffionäre geblieben ftnb. 5Rodh nicht bamit<br />
frteben, ließ idh nidhts brucfen, ohne eS Vorher nadh St. SajaruS<br />
jur Surdhftcht ju fdhidfett. ©ie haben gerne biefe Mühe auf<br />
ftch genommen unb fogar bie Srucflegung beforgt."<br />
Sie Söorte unb ber ©eift beS heiligen Bingen^, ber baS<br />
Buch AbellpS burchtoeht, btlben feinen befonberen Borjug, ber<br />
beffen Sefung immer angenehm unb nüfelidh geftalten mirb.<br />
2lbelty ftarb am 4. Dftober 1691 unb mürbe in ©t. SajaruS<br />
in ber Kapelle Von ben heiligen ©ngeln begraben.<br />
Werk i>*0 felirjen Joljann Gabriel ptxboyvt jngnnftat ber<br />
biirfttgftett Jtiffumat<br />
ber ßet&en 3famtliett fjctftgeu 3Jin5en5 tio«<br />
St., ben 11, Mär* 1904.<br />
Qu bem 2lugenbli
— 387 -<br />
von einer ffweren Äranfheit genefen ift. ©ie war von einer<br />
Sungenentjünbung befallen unb ber 2lrgt hatte bereits jeglif e<br />
Hoffnung aufgegeben. Bei meinem erften Befuf e gab if ihr<br />
eine Reliquie unfereS fetigen Märtyrers* ©obatb bie Traufe<br />
biefetbe auf bie Bruft legte, würbe fie bejfer unb jefet geht eS<br />
fr ganj gut 3um ©auf ffi
— 388<br />
^fy&Uau r@t>8que, 17. Sftn. ©ine große ©nabe erlangt. —<br />
'©hälonsfursSaöne, 19« 3>än. Sitte für eine bebrängte<br />
arme. — ©alatina, 19. San. ©abe unb Bitte um ©ebet. —<br />
^af feneuil, 23. gfin. ®anffagung für ff Gierige Teilung. —<br />
Sou^fur^orin, 24. $än. SanJfagung. — Sa 5Reu=<br />
ville ä Slaire, 29. ^än. ©aben. — ^ejenaS, 25. gdn.<br />
3Jle^rere ©naben erlangt. — 3JI. 27. ^än. ©abe. — 9)tonte=<br />
fcibeo, 30. gän. ©ine ©nabe erlangt. — ©eban, 30. 3&n.<br />
Uttetyrere ©naben erlangt.
( E u r o p a<br />
gxattlveidi.<br />
l^arts.<br />
Die alU Ättdje von Sjtnßf<br />
(gortfefcung.)<br />
lajam.<br />
J|||[on ber früheren Slu^fägigenanftalt Sanft SagaruS War<br />
jur 3eit ber Revolution md)ts mehr übrig als bie<br />
Heine gotifc^e Kirdhe, meldte bis ins zwölfte Jahrbunbert<br />
hinaufreichte. 3>aS Kapitel von 3iotre 2)ame fam bei ben<br />
Sßrojefftonen zu ben alten 93afiltfen auch an ©anft SazaruS<br />
vorüber unb hielt bafelbft eine Station, währenb bie ^ßfarr*<br />
firche Sanft Saurenz beifeite gelaufen würbe.<br />
SDie Kirdje von ©anft ßazaruS würbe zu 2lnfang beS<br />
fiebzehnten JahrhunbertS restauriert, ©tn intereffanteS SDofu*<br />
ment, welkes über ben bamaligen 3^ftanb ber Kirdhe 2luf=<br />
fchlnß gibt, beftribet fidh in ben Slften ber ^eiligfpredhung beS<br />
heiligen Binzenz , worin bie Kirdje unb baS ©rab beS £eili*<br />
gen, wie eS am 22. SDejember 1705 bei ©elegenheit beS $ro=<br />
ZeffeS „de non cultu" von ber firchlichen Behörbe Vorgefun=<br />
ben würbe, betrieben wirb.<br />
®ie Kirche ift nach Dften gebaut unb hat ein feaupU<br />
fchiff unb zwei niebrigere Seitenfchiffe, welche burdj) je fedhS<br />
Säulen vom £au:ptfchiffe getrennt finb.<br />
Sie Kirdje h^ Jtr>ei ©ingänge, ben füblichen für bie<br />
grauen unb ben nörblichen für bie Sßriefter unb für bie im<br />
£aufe wohnenben ^erfonen. 3)ie 3«hl ber 2lltäre beträgt<br />
fteben.<br />
Slitnnlcn 70. 26
— 390<br />
2)ie $irfe enthält neun ©rabmäter mit Snffriften von<br />
verriebenen ©rünbern unb SBohltätern beS £aufe£.<br />
3tuf bem erften Pfeiler tinig im ©höre ift eine ffwarje<br />
Sffiarmortafet ju fehen, weife naf bem £obe beS Sodann<br />
granj ©onbt eingefefet würbe unb bie Sebingungen anführt,<br />
unter weifen ©anft SajaruS bem ^eiligen Binjenj unb feinen<br />
3KiffionSprieftern übergeben würbe.<br />
2luf bem entfprefenben Sßfeiler refts fteht bie ffönfte<br />
Snff rift beS ganjen ©boreS, weife fif auf ben legten $rior<br />
von ©anft SajaruS, ^abrian Sebon, bezieht unb folgenber*<br />
maßen lautet:<br />
Die verba bona Bono; pia dicas ossa quiescant;<br />
Hoc tibi qui dicas, protinus alter erit.<br />
©ie ift verfaßt von ^afob be la goffe, 3WifftonSpriefter<br />
in 5)3ariS, ber über breifHgtaufenb Berfe gemaft hat, bie er<br />
jebof aus Beffeibenheit nift Veröffenttifen wollte, bie aber<br />
ber berühmte ©anteuit für würbig h^lt, im 2)rudE ju er*<br />
ffeinen.<br />
9m ©höre befanben fif aft ©räber mit alten halbver*<br />
wifften Figuren unb bem einfafen -Kamen unb gunamen<br />
ber barin begrabenen perfonen.<br />
SKttten im ©bore fah man ein ©rab mit ber Snffrift:<br />
„Hic jacet Venerabilis vir Vincentius a Paulo . .<br />
©a nsen^ von ft Suno^enj XIII. am 13. 3luguft<br />
1729 feliggefprofen würbe, man ben Seib beS ^eiligen<br />
am 26. ©eptember beSfetben SahreS aus bem ©rabe unb<br />
legte ihn in einen filbemen ©frein, um ihn bann auf ben<br />
igofaltar ber Capelle von ©anft SagaruS ju übertragen.<br />
gu beiben ©eiten beS heiligen Binjena waren bie beiben<br />
9?af folger beS ^eiligen, SltmeraS unb Soflfy, erfterer auf ber<br />
©piftelfeite, teuerer auf ber ©vangetienfeite begraben.<br />
Slufterbem waren bafelbft mehrere von ben folgenben<br />
©eneralfuperioren, jebof ohne jebe 3>nff rift, begraben, neun*<br />
lif perron, SBatel, Bonnet unb ©outy.
— 391 —<br />
3)aS 33uf, irt melf ern bie ©ebräuf e von ©anft SagaruS<br />
aufgegeif net maren, berichtet uns, baß alleSWtf jtonäre in ber<br />
Kirfe begraben mürben, bie Sßriefier im (S&ore, bie ©tubenten<br />
in ber Kapelle ber feligften Sungfrau, bie ©eminariften in<br />
ber Kapelle beS ^etligeri SagaruS unb bie Brüber im ©fiffe<br />
ber Kirfe.<br />
•Jtof mehrere anbere berühmte ^erfonen nfen in ber<br />
Kirfe, barunter auf Biff of 2lbelli;.<br />
SDiehr als ein neu ernannter Biff of mürbe in ©anft<br />
SagaruS gemeint.<br />
•Jlaf ber ©eligfprefung beS ^eiligen Bingeng ließ man<br />
von mehreren berühmten 9Jialern elf große, ff öne Büber am<br />
fertigen, melf e bie mtf tigften £artblungen aus feinem Seben<br />
barftellten. ®S maren: 3Me Berflärung beS ^eiligen Bingeng<br />
im Gimmel, bie Sßrebigt beS ^eiligen Bingeng vor bem iQofe,<br />
$ob SubmigS XIII., Bingeng im ©emtffenSrate, bie Konferenz<br />
gen für ^riefter, Bingeng unb bie ©f tpeftern von ber ^eim*<br />
fufung, Bingeng auf ben ©aleeren, Bingeng bietet feine<br />
ftonäre für bie ©eelforge ber ©olbaten an, Bingeng prebigt<br />
im 3tfamen*gefu*©pitale, Bingeng unb bie ginbelfinber, $ob<br />
beS ^eiligen Bingeng.<br />
Siefe Bilber mürben in ber golge oft in Kupfer gefto*<br />
f en unb finb in ben Käufern ber 3Jliffionäre unb ber Barm*<br />
bergigen ©fmeftern fe^r verbreitet.<br />
3lußer biefen Bilbern befanb fif in ©anft SagaruS nof<br />
ein anbereS, genannt „Sßmtber beS ^eiligen Bingeng".<br />
Bei ber Sßlünberung von ©anft SagaruS am 14. $uli 1789<br />
mürbe bie Kirfe gang allem verffont. Sftaf ber Revolution<br />
mürbe fie mieber bem ©otteSbienfte gurütfgegeben, bis fie fo<br />
ffabljaft mürbe, baß man fie im $ahre 1823 nieberreißen<br />
mußte. 3ln ihrer ©teile mürbe ein Bau aufgeführt, berfelbe,<br />
ber linfS vom ©ingang in ben erften £of beS jefeigen ©efäng*<br />
niffeS ©anft SagaruS gu fehen ift.<br />
Johann Sßarrang, OJlifftonSpriefter.<br />
26*
— 392<br />
Spanien.<br />
jkiftm
— 393<br />
immer fdhlimmer, ber ©d)laf verfd)wanb vollftänbig, ber 3Ua*<br />
gen würbe fo fdhwad), baß er feine Rahrung mehr vertrug,<br />
unbeS ftettte ftch eine ^artnädffge Urinverhaltung ein. Run<br />
entfdhloß fi
— 394<br />
Äranfenwärterin, fif gu entfernen, fie verfttfte, fif ju er*<br />
heben, wa£ ihr auf gelang; ber ©fmerj war wie burf<br />
Sauber, verffwunben. ©ie war vor freubiger Überraffung<br />
außer ftf unb rief ganj taut: „3fl eS mögltf, baß ber<br />
göttlife ißeilanb mir biefe ©nabe erweift!" ©te Verlangte<br />
nun fre Kleiber, worauf fie alle ihre ©lieber mit ber grßf* 5<br />
ten Seif ttgfeit gebrauf en fonnte.<br />
©ott fei SDanf, bie ©fwefter ift nof immer gefunb unb<br />
maft alte Übungen ber ©emeinbe mit.<br />
©utaften unb Betätigung biefer Teilung.<br />
I. beftäiige, baß mir am 9. Sejember 1904 bie<br />
©fwefter gerrer ty9tin, in Barcelona geboren, vierunbjwanjig<br />
3ahre alt, vorgefteltt würbe; fte hatte ffon im &aufe vom<br />
heiligen Äreuje in ©arabanfel, wohin fie verfemt Worben<br />
war, viel gelitten infolge eines galleS, Von bem fie fif nift<br />
mehr felbft erheben fonnte.<br />
Sn ihrer gamtlie war fein pathologiff es Seiben feftju=<br />
fteHen; bie ©fwefter war gut entwidfelt, jtemlif ftarf, unb<br />
alle Organe funfttonierten vor ber ©rfranfung regelmäßig.<br />
3f fanb fie int Bette, auf bem 3iü
— 395<br />
ben, fo baßeS ber Kranfen unmöglif fear gu fflafen. SDie<br />
BerbauungSorgane Hieben untätig, fo baß ber -ättagen nift<br />
einmal 9Kilf vertrug. Urfaf e affer biefer KranfheitSguftänbe<br />
mar bie gufammenbrüdung beS 9iü
— 396<br />
fdjon fo fchwadj, nun alle Sitten von Bewegungen ausführen<br />
unb allen antworten fonnte, bie fie ju ihrer unerflärlidjen<br />
Teilung beglüdwünfäjten.<br />
Sur Beglaubigung biefeS unb zur Betätigung meiner<br />
täglidhen Behanblung ber Kranfen habe iä) gegenwärtiges<br />
©djriftftüd unterzeichnet, bamit man bavon jeben beliebigen<br />
©ebrauch mache.<br />
a»abrib, am 26. Max} 1905.<br />
(^egetd^net:<br />
Sofef ©allub ^ Colins.<br />
n. beftättge hiemit, baß ich am versoffenen 12. Jänner<br />
in baS Rovijiat ber Barmherzigen ©dhweftern gerufen würbe,<br />
um ©chwefter $errer Rin, aus Barcelona gebürtig, vier?<br />
unbjwanjig ^ahre alt, ju unterfudjen, weldje am 17. Rovem?<br />
ber 1904 einen gall tat, infolge beffen fie baS Bett hüten<br />
mußte, ba fie fidh wegen ber großen ©chmerjen in ben £üften<br />
nicht aufrecht halten fonnte.<br />
Racfjbem ich bie Kranfe befonberS an ber SBirbelfäute<br />
genau unterfucht hatte, fonnte iä) eine leiste Berfrümmung<br />
beS SDornfortfa^eS am jwöften Rückenwirbel unb am erften<br />
^üftenwirbel feftftellen, was einen ©rucf auf baS Rücfenmarf<br />
jur golge haben mußte; barauS ließ ftd) bei 4 ©chmerj unb<br />
alle KränfheitSerfcheinungen erflären, wobei, wie iä) gern er?<br />
wähne, bie ©chwefter eine voüfommene ©rgebung unb ©ebulb<br />
bewahrte.<br />
3ch verlangte fogleich eine Beratung mit bem berühmten<br />
^auSarjte, meinem gteunbe Dr. ©allub, welche auch am ver?<br />
floffenen 13. Sänner ftattfanb, Rachbem er mir bte ganze<br />
ärztliche Behanblung, bie er ber Äranfen feit bem 10. 3>e?<br />
jember 1904 hatte zuteil werben laffen, auSeinanbergefe^t hatte,<br />
machte ich ben Borfchlag, bie Kranfe djirurgifch ju be?<br />
hanbeln unb ihr einen ©atybefchen Berbanb anzulegen; bieS<br />
gefdhah audh am 25. Jänner 1905. SDaS SDWtel hatte aber<br />
wenig ©rfolg, ober beffer gefagt, gar feinen; in ben fünfunb?
— 397 -<br />
breifng Sagen, mo bte Kranfe ben Berbanb trug, bauerten<br />
bie ©dfjlaflofigfeit unb bie Störungen ber BerbauungSorganefort,<br />
mobei bie untern ©liebmafcen ganj gelähmt, gefühllos<br />
unb gu jeber Belegung unfähig maren. SDafür nahm aber<br />
baS ©rbredhen ju, mobet aud) flüffigeS Blut mitfarn. 3cfj<br />
fonnte alfo nid)ts tun, als bie Kranfe ber Dbforge meines<br />
geehrten Kollegen, beS Dr. ©allub, ju überlaffen; von ihm<br />
unb ben ©dhmeftern erhielt ich weitere Nachrichten über baS<br />
Befinben ber ©chmefter, melier es immer fFlimmer ging, fo<br />
bafc in fuqer Bett eine 2luflöfung ber Kranfen voraus^<br />
fehen mar.<br />
Stach meinen eigenen Beobachtungen unb nach ben 9tad)s<br />
rieten, bie id) über bie Kranfe erhielt; bielt idh ben gall für<br />
unheilbar, unb befonberS festeneS mir auSgefdjloffen, baf$ bie<br />
Kranfe je mieber merbe gehen fönnen.<br />
3llS idh in ber golge am 16. biefeS Monates in baS<br />
•Jtovijiat ber Barmherzigen ©chmeftern gerufen unb mir<br />
bie ©dhmefter Maria gerrer vorgeftellt mürbe, melche ganj<br />
gut gehen fpnnte, als menn fie nie franf gemefen märe, unb<br />
babei ganj heiter unb aufrieben mar, ba ftieg mein ©rftaunen<br />
aufs höchfte, unb menn idh & nidjt mit eigenen 5lugen ge*<br />
fehen hätte, mürbe icheS nicht geglaubt haben.<br />
Um meiner burchauS gerechtfertigten Steugierbe ©enüge<br />
ju leiften, bat ich um bie ©rlaubnis, bie franfe ©dhmefter noch<br />
einmal unterfuchen ju bürfen, maS ich auch am 24. Märj 1905<br />
tat. fonnte trofe ber genaueften Unterfuchung ber SBtrbel*<br />
faule bie Krümmung ber 3)ornfortfä^e nidht ftnben, noch bie<br />
minbefte ©mpfmblidhfeit in ber £üftgegenb mahrnehmen, mo<br />
bodh früher ber £auptft£ ber heftigen ©chmerjen mar.<br />
©ieSaHeS fam idh nach meinem beften SOBifen unb ®e*<br />
miffen über ben munberbaren fltntfchen %afl berieten.<br />
Mabrib, am 26. Mär* 1905.<br />
©eaetdhnet:<br />
Dr. Slurelio bei 3tio MojaS.
#tne mbm<br />
— 398<br />
Mfuitjj, erlangt burd) bu Sfiirftttte her<br />
efjrttmr&tgen 3ttufter £e ra*.<br />
(tt&erfefcung ctu§ ben fpaniftf)en 2tnnaten, 3aE)r 1905,,6eite 407.)<br />
einer 3eitung ift folgenber SÖerif t über eine äußere<br />
«rbenttife Rettung ju lefen:<br />
©abriete 2lree, lebig, ffinfunbäwanjig $ahre alt, in ©an<br />
^Domingo be ta ©atjaba gebürtig, fam am 22. SftoVember 1898<br />
toegen einer ©rfältung ins ©pitat.<br />
Einige 3eit fpäter bitbete fif im Unterleibe eine ®e=<br />
ffwutft, bie fo anwufs, baß bie $rjte biefetbe burf eine<br />
Operation entfernen in müffen glaubten, gn ber Hoffnung,<br />
baß bteS in Mabrtb mit mehr ©rfolg geff ehen fönne, würbe<br />
bie ^ranfe borten gebraft unb in ba£ ©pital „von ber<br />
^rinjeffin" genannt, geführt. Sie irjte biefer 2Inftalt hielten<br />
jebof bie Operation für äußerft gefährlif unb wollten btefelbe<br />
nift vornehmen.<br />
2lm 24. guni 1901 lehrte fie in ba£ frühere ©pital<br />
jurütf, wo bie Traufe an einer allgemeinen Sähntung litt,<br />
bie fie zwang, baS Bett ju hüten, baS fie feit jenem Sage<br />
nift mehr Verlaffen hat<br />
3n biefer $wiff enjeit litt bie Traufe viel, befonberS in<br />
ben BerbauungS* unb 2lu3ffetbungSorganen, manfmal auf<br />
in ben 2ltmungSorganen unb int Sfterventyftem. ben le£=<br />
ten Monaten würbe ihr $uftanb fo ff iimm, baß fte jweimal<br />
bie Se|te Ölung, empfing. Sie $Crjte ©bmunb ©ortajär unb<br />
Bueno 3ioqu6, bte int ©pital tätig finb, halten bie Äranf=<br />
feit für burf aus unheilbar unb beffränften fif barauf, bie<br />
©fmerjen ber Traufen einigermaßen ju tinbern. 3>n ber.<br />
*Jlaft vom 5. auf ben 6. Sinti 1905 be fanb fie fif alfo in<br />
bem oben beffriebenen ßuftanbe allgemeiner Sähmung, mit<br />
^einer großen, harten, fleiffigen ©effwutft behaftet, ohne jebe<br />
2luSff eibung feit vierzehn Sagen.<br />
. Sftaf ber ©effifte biefer ffweren ^ranfheit, bie naf<br />
iem Urteile ber 3trjte biefer ©tabt unheilbar war, wollen
— 399<br />
mir nun auf über bie außerorbentlif en Borgänge vor unb<br />
bei ber munberbaren Teilung ber Kranfen beriften.<br />
©f mefter Sßrima, Dberin int ©pitale biefer ©tabt, ^atte<br />
ihre SahreSe^erjitien im gentralhaufe von 3Kabrib gentaf t,<br />
mo fie eine s Mtfftoefter traf, metfe burf einen fyaff eine<br />
ffmere Bertefcung ber SBirbelfäuIe erlitten hatte, aber burf bie<br />
gfürbitte ber ehrmürbigen Sutfe Se ©ras voHfommen geheilt<br />
morben mar. Bei ihrer Rüdfehr in ihr igauS ergählte fie<br />
biefe munberbäre Teilung ihren 3)iitffmeftern unb auf ber<br />
fraufen ©abriete 2lrce, toetfefte jugteif aufforberte, burf<br />
bie gürfprafe berfelben ehrtoürbigen Wienerin ©otteS um<br />
ihre ©enefung gu bitten.<br />
2>ie Kranfe miHigte ein unb fie begann mit ber ©f mefter<br />
Sionhfta eine-ftovene gur ehrmürbigen Se ©rag; beibe hatten<br />
einen fo feften ©lauben an bie Störung, baß ©abriete am<br />
6. guni ju einer alten SDame, namens Baleria, bie fte be*<br />
fufte, fagte:<br />
„9Jltttmof merbe if votffommen geheilt fein."<br />
„3a," antmortete Baleria, „menn if baS 2lugenlift<br />
jurü<strong>der</strong>hatte, merben ©ie gefunb merben."<br />
3n ber jmeitnäf ften 9Jtitternaft fagte ©ftoefter £)ionhfta<br />
ju ©abriete:<br />
„Berfufen ©ie einmal, ob ©ie fif bemegen fönnen."<br />
„Sf fann nift," fagte bie Kranfe.<br />
Sie ©fmefter beftanb barauf unb fagte: „2)aS fommt<br />
baher, toeil ©ie feinen ©lauben haben."<br />
„Sf habe ©lauben," fagte bie Kranfe, „aber tf fann<br />
mif nift bemegen."<br />
Um vier Uhr morgens mollte bie ©fmefter jur Ruhe<br />
gehen, als ©abriete ju ihr fagte: „SBenn ©ie auffteh.en mer*<br />
ben, merbe if geheilt fein."<br />
Slm fetten Sage (6. Suni 1905) um 5 3 / 4 Uhr gingen<br />
bie ©fmeftern mie gemöhntif herum, um bie Kranfen auf*<br />
jumeden unb ihnen SBethtoaffer ju reifen; ©abriele mar nof<br />
unbemegtif.
— 400<br />
©enau um fecljs Uhr, als ©abriele baS lefete Baterunfer<br />
von i^rer -Jtovene gu @bren ber ehrmürbigen ßuife Se ©ras<br />
gebetet hatte, verfdhmanb bie fiähmung plöfclich unb bie grofje<br />
©efdhmulft im Unterleibe mar nidht mehr mahrzunehmen unb<br />
nicht einmal eine ©pur bavon zu fehen. ©abriete rief bie<br />
©dhmeftern unb verlangte ihre Kleiber, um fidh anjufleiben.<br />
Sa ©dhmefter Siontyfia, meldhe von ben ©dhmeftern allein •<br />
etmaS von ber Stovern mufjte, gerabe fdhlief, glaubten bie<br />
anbern ©chmeftern, bie Kranfe rebe vermirrt, unb liefen herbei,<br />
ba fie fiirdhteten, bie Kranfe fönne aus bem Bette fallen.<br />
SBie groft mar ihr ©rftaunen, als fie bie Kranfe<br />
fi|enb fanben! $a ihre Kleiber fdhon von ben Motten jer*<br />
freffen maren, bradjte man ihr bie Kleiber einer Sßerfon, melche<br />
ju ben ©dhmeftern vom h e ®flen Binzenz eingetreten mar.<br />
©abriele fleibete fidh felbft an unb ging in bie Kapelle, um<br />
bie heilige Meffe fnienb zu hören. 3He ©dhmeftern unb ber<br />
Kaplan maren ganz erftaunt, fie bei ber Meffe ju fehen.<br />
®urdh bie ganze Seit, mo bie Kranfe gelähmt mar, hatte<br />
fie nidhtS anbereS gegeffen als Mildh, SBein, ßmiebacf unb<br />
ein menig gleifdhfuppe mit ©ago. £eute nadh ber Meffe a&<br />
fie ©chofolabe unb ba ber Bädfer baS frifdje ©ebä
— 401<br />
frühere Traufe mit jahlreichften fragen überhäuften, welche<br />
ihrerfeitS ohne ein 3ei^en ber ©rmübung allen gragefteffern<br />
bie gewünfdjte 2luSfunft gab.<br />
metner ©egenwart ließ fte ber 2lrjt SjuliuS ©aballero<br />
bie verfdjiebenften Bewegungen mit ben 2lrmen unb Beinen<br />
ausführen, was fie mit ber größten Seidjtigfeit tat; er unter?<br />
fud)te auch ihre ©elenfe unb fattb alles in vollfommen ge?<br />
funbent 3uftanbe.<br />
Unt fünf Uhr nachmittags nahmen bie Srjte ©aballero<br />
unb ©ortajar eine genaue Unterfudjung vor unb fanben ben<br />
Unterleib in normalem 3**ftanbe, ohne galten unb Streifen,<br />
ohne jebe ©pur beS großen ©efdjwüreS, baS fie burch vier<br />
$ahre gehabt hatte. 2)te $trjte fonnten baS plöfcliche Ber?<br />
fdjwinben ber ©efdjwulft nidjt erflären.<br />
SBenn baS plöfeltdje Betfchwinben ber ©efdjwuift wunber?<br />
bar ift, fo ift eS fein geringeres SBunber, baß eine grau,<br />
bie burd) vier $ahre baS Bett gehütet hat unb nur flüffige<br />
Währung ju fid) nahm, unb babet von ben verfc^iebenften<br />
inneren fieiben ^eimgefud^t war, auffielt unb einen gangen<br />
Sag hinburdh, ohne Rul;e ju haben, ben fragen ber jahl*<br />
reiben Befudjer ©enüge leiftet, baß fie fteht, nieberfniet unb<br />
effen fann wie ein 2ßenfch, ber nie franf gewefen ift.<br />
£at ©Ott ein SBunber gewirft ju ©hren fetner ehrwür?<br />
bigen Wienerin ße ©ras? ®ie Kirche wirb es ju gelegener<br />
©tunbe entfReiben, gür uns unb für alle in ber 3Jiebijin?<br />
wiffenfchaft bewanberte Männer hat bte Xatfadje alle ©haraf?<br />
tere beS Übernatürlichen. 2)er Kaplan ber ©chweftern unb<br />
bie Dberin haben fidh an ben ©rjbifdjof gewanbt, bamit er,<br />
falls eteS für ftatthaft erad)tet, eine fanonifdje Unterfudjung<br />
anorbnen fönne, um über bie obgenannte grage ju ent?<br />
fdjeiben."
— 402<br />
Italien.<br />
Brief ber Barmfyersigert Scfywefter $ttau
403<br />
Blieb ba von 5% bis 8^2 Uhr, mo man fie .ertblif frete<br />
mafen tonnte.2luf ber jelebrierenbe Sßriefter blieb ünver*<br />
fehtl Slber unfere armen -äJtäbfen maren bie Dp fer, bereu,<br />
fefgeljn tot unb breißig vermunbet finb, barunter vier fehr<br />
ffmer.<br />
3Jlan ffaubert ffon bei ber bloßen ©rjählung; if braufe<br />
Shnen nift mehr gu fagen, ©ie fönnen fif unfern ©fmerg.<br />
beim Slnblide ber armen Dpfer vorfteHen. Unfer £auS f)at<br />
baS 3luSfehen eines SagaretteS. ©liidlifermeife $a6en bie<br />
©fmeftern, melfe fo mie if ohne ©faben bavongefommen<br />
finb, genug 9ftut unb Kraft, um ben ffmeren ©flag gu<br />
tragen. Unfer £err mollte uns bei biefem Unglüde nift allein,<br />
laffen; man fanb baS Ziborium mitten unter ben £rümmem A<br />
nof geff loffen unb unverfehrt, gleif fam als mollte unS SefuSfagen,<br />
er fei nof immer bei uns, um uitS gu tröften.<br />
Sie na, Suli 1905.<br />
Sf habe foeben eine unferer ©fmeftern aus germo be=<br />
fuft, melfe mir Näheres über ben UnglüdSfall ergäbt<br />
3)ie Kapelle mar über einem großen ©aale eines SeiljfaufeS<br />
aiaut, melf er feinerfeitS mieber unter fif einen tiefen Keller<br />
hatte. SaS ©emölbe biefeS Kellers ftürgte nun ein, moburf<br />
auf bie ©äulen, melfe ben gußboben ber Kapelle trugen,,<br />
gum gaHe famen. @S finb alfo bie gmei ©todmerfe gugleif<br />
eingeftürgt. SDie Überlebenben verbanden ihre Rettung einer<br />
jungen 5ßerfon beS &ofpigeS, melfe auf unfere ©fmeftern.<br />
fletterte unb einen gum ©lüd nur ffleft verffloffenen 3luS^<br />
gang aus bem KeHer öffnen fonnte. 3luf biefe 2Beife fam eS,.<br />
baß bie £inabgeftürjten nift erftidten unb £ilfe holen fonnten.<br />
©fmefter galtorini, melfe brei ©tunben unter bem ©futte<br />
aushalten mußte, ergahlt, menn fie Von ben ©taubmolfen nift<br />
erfttdt fei, fo verbanfe fie bieS hauptfäflif ber Kornette, melfe<br />
ihr ©efift verbedte unb ihr fo ein menig Suft verff äffte. . .<br />
3)tan fanb fie von allen ©eiten von Seifen umgeben, fnienbunb<br />
auf ben Herfen ft^enb, ben Kopf bis unter bie Bruft h^
— 404<br />
lintergebeugt; fte fonnte feine ^anb rühren, mährenb man<br />
über ihrem Raupte herumging, baS megen beS vielen ©dhutteS<br />
^anj unfichtbar blieb; fte fühlte um fich her bie Kälte ber<br />
Seidjnatne. ®aS ganzeSSoH von $ermo .zeigte bei bem Un*<br />
glücf bie größte Teilnahme.<br />
©rofceS Mitleib erregte auch bie ©dhtoefter Matijia aus<br />
bem Knabenmatfenhaufe, melche zur heiligen Meffe ju uns ge=<br />
fommen mar. ©ie farn aus bem Keller hervor, ganz blaß,<br />
•entfteHt, voll blutiger 3lbfchürfungen, als fte plö|li$ mieber<br />
umfehrte, um mieber in bie Siefe hinabzueilen mit ben ©orten:<br />
La mia Superiora! (Meine Dberin!) Vergebens fudfjte man<br />
ihr begreiflich ju madhen, fte müffe zunädhft an fidh allein benfen;<br />
fie mollte fo lange unter bem ©djutte bleiben, bis man bie<br />
gute ©dhmefter ßoupp, meldhe bereits breiunbfiebztg $ahre<br />
jählt, herauszog. Unfere ehrmürbige Mutter, meldhe uns fo<br />
fehr bie fcfjmefterlidhe Siebe anempfahl/ muß an ihren %'oä)-<br />
tern auf ©rben gemifj eine große greube gehabt haben.<br />
2)en armen Bermunbeten gehteS im allgemeinen beffer<br />
unb fie fcheinen fidh allmählich zu erholen; einer Sßerfon mußte<br />
jebod) ein Sein abgenommen merben unb eine anbere hat bie<br />
•ganze Kopfhaut verloren; beibe finb nodh toi ©pital.<br />
(Sin anberer tröftlidher Umftanb ift, baß ber Sßriefter,<br />
meldjer ebenfalls in bie Siefe ftürjte, babei aber gefunb unb<br />
mohlbehalten blieb, noch bie £anb erhob, um bie ^inabftür*<br />
Zenben zu fegnett unb loSzufpredhen. Seufjer unb ©ebete<br />
maren bie 3lntmort auf feine ©timme. Siefe armen ©eelen<br />
mufften im Gimmel von ber $amilte beS heiligen Vinzenz<br />
mohi gut aufgenommen morben fein, ba fie auf ©rben noch<br />
.feine anbere gamilie gefannt hatten, ©ie mögen nun für<br />
imS bitten.<br />
©dhmefter Manche.
— 405<br />
polen*<br />
3m St -Bxn^nfr&a&utt für bte $tmmMm btz rufftfd)-<br />
jfcpanifdjm Stiege* (1904).<br />
(jjortfetymg.)<br />
äßir haben bie Schweftent am 1. $uli in SJtyffotoaja<br />
verlaffen, wo fie uad> ber Überfahrt über ben Baifalfee einen<br />
Sag 3lnfenthalt hatten, um bann wieber bie gabrt auf ber<br />
— 406<br />
,,©ie haben erfahren, baß wir bei unferer Slnfunft bei<br />
£errn SRoman eine Unterfunft gefunben haben; er unb feine<br />
grau finb fehr gute Seute unb überaus gaftfreunblif; fie be*<br />
hanbetn uns wie ^ringeffinnen unbeS geht uns wtrflif gut.<br />
Sie tauge 9iut;e unb bie vielen Bequemliffeiten, bie wir ba<br />
fanben, waren für uns eine große Beff ämung. SeShatb Ver*<br />
ließen wir auf naf aft Sagen biefe gute gamiiie, trofcbem<br />
fie unS bis gur ©inriftung beS ©pitals gurütfguhalten fuf te.<br />
2Bir befinben unS gegenwärtig in %\U Harbin in einem<br />
alten ©affaufe, wo wir brei gimmer unb eine Keine $üfe<br />
gemietet haben. ©ineS biefer Simmer bient uns als Capelle,<br />
wo wir tägtif bie beilige Meffe hören, ba unfer ©eelforger<br />
ebenfo wie Dr. SubienSfi in bemfetben ©affaufe SBohnung<br />
genommen haben. Sie gwei anbern Herren unb bie Traufen*<br />
Wärter finb nof bort, wo man ihnen guerft ©aftfreunbffaft<br />
angeboten hat.<br />
$eute ift baS geft beS heiligen Bingeng; foU if eS ge*<br />
ftehen? SaS £erg fühlteS nur gu fehr, baß wireS in einem<br />
fremben Sanbe feiern, fo weit von Shnen entfernt. Unb bof<br />
verfoftet bie ©eele einen ^rieben, ja fogar eine greube, bie<br />
if nift auSgufprefen vermag. 2Btr fühlen, baß wir einzig<br />
burf ben Sßilten ©otteS unb aus Siebe gu ihm ba finb.<br />
Sürfen wir ba nift auf einen gang befonbern ©funfereS<br />
feiigen BaterS gäbten, um bem anbetungswürbigen SBillen<br />
©otteS gu folgen? SBir finb feine Söfter unb unfer SBerf<br />
fteht unter feinem ©fufce. 3f habe unfere Heine Capelle fo<br />
guteS eben ging, geff mü
— 407<br />
nift bie armen ©hinefen mit ihren langen, faft bis gu ben<br />
Knöfeln reifeitben Böpfen gefehen hätten, babei ffleft ge*<br />
fleibet unb höf ft unreinlif, fo hätten mir uns in irgenb*<br />
einer Meinen $j}rovingftabi dolens glauben fönnen. ©tatt beS<br />
Ruffiffen lernen mir nun finefiff unb mir miffen ffon<br />
giemtif viele SBorte. 3Bir miffen nift, maS uns bie Sufunft<br />
bringen mirb, aber für ben 2lugenbli
— 408<br />
vollauf Befhäftigt, benneS gibt viel zu nähen unb foviel für<br />
baS ©pital vorzubereiten, fo baß mir feine $eit haben, uns<br />
ju langmeilen ..."<br />
©in ©tfltf beS Briefes beS BizeftatthalterS, SRoman,<br />
an feine greunbe in Petersburg, ber in unfere ißänbe ge*<br />
fommen ift, fdjilbert ben ©inbrudf, ben baS ©rfdheinen ber<br />
Kornetten in ber £auptftabt ber Manbfdhurei hervorrief.<br />
„. . . Bor vierzehn Sagen gelangte unfere ©anitätSab*<br />
teilung ©t. Binzenz aus äBarfcfjau mit fünf Barmherzigen<br />
©dhmeftern an. Bis zur enbgültigen ©ntfReibung, mo fie<br />
ihren ©tanbort haben mirb, haben mir uns mit unferen<br />
greunben verftänbigt, baß mir alle Mitglieber unferer polni*<br />
fdhen Kolonie beherbergen moHen. 2Btr haben bie Barmher*<br />
Zigen ©^meftern aufgenommen, benen mir mit greuben ztoei<br />
Limmer zur Berfügung gefteüt haben. SDie adht Sage, bie<br />
fie bei uns zubrachten, vergingen uns mie ein Blift, fo fehr<br />
freuteeS uns, fie bei uns ju haben. 2)er ©eelforger ber<br />
Sanitätsabteilung las auf unferer ©aHerie bie heilige Meffe.<br />
SBaS baS £erz fühlte, als mir in unferem $aufe biefern an*<br />
betungSmürbigen Dpfer beimohnten, fern von unferer Heimat,<br />
nadhbem mir fdhon beinahe ein ^afyx feine religiöfe Zeremonie<br />
mehr gefehen hatten, fann idh unmöglich aussprechen. 3lber<br />
©ott hateS gefehen; er fennt bie Sanfbarfeit unfereS Gerzens<br />
für bie greube, bie er unS verfdhafft hat. — Unfere fünf Barm*<br />
herzigen ©chmeftern zeigten fidf) fämtlidh in ihrem Benehmen<br />
überaus ungezmungen unb freunblich, ernft, aber ohne grömm*<br />
lerei, immer gut aufgelegt ober beffer gefagt, mit einer ge*<br />
miffen £eiterfeit im Slntlifee, bte in ihrem ganzen äßefen<br />
miberftrahlte unb auf alle, bie mit ihnen zu tun hatten, ben<br />
heilfamften ©influß ausübte unb ihnen einen inneren ^rieben<br />
einhauchte, ber baS £erz erhebt. 3hre meißen Kornetten<br />
machen auf alle einen fehr guten ©inbrudf; aber alle verftehen<br />
noch baß bie ©chmeftern, menn fie audh utü ber SBelt<br />
in mancherlei Berührung fielen müffen, bemtodh nicht mehr<br />
Zur 2Belt gehören unb baß fte gottgemeihte ^erfonen finb, bie
— 409 -<br />
nad) einer Regel leben unb beSl;alb nicht mä) ber SBillfür<br />
unb Saune eines jeben leben fömten, wieeS -j. B. bie Scfjwe?<br />
ftern vom Roten ^reuje tun. ®aS gibt manchmal ju unan*<br />
genehmen 3wifWenfällen 2lnlaß; fo fonnte bie grau ©eneralin<br />
£orwat, Wel
— 410<br />
naf Savian, wo alle hervorragenben Beerben referierten,<br />
beren einige ifjtn befannt waren, unb naf bem er alles reiftif<br />
überlegt unb berefnet hatte, fam er gu bem ©fluffe, baß<br />
Harbin ber ftferfte unb Vorteilhaftere Drt fei, unb erhielt<br />
bie (Erlaubnis, bafelbft baS Sagarett einguriften. Äarbin ift<br />
ber Mittelpunft ber Manbff urei, wo alle Sahnen gufammen=<br />
laufen unb wo balb alle Bebörben fowie auf bie Verwunbeten<br />
ihren 2lufenthatt fanben. ©S hanbelte ftf nof barum,<br />
einen paffenben Drt gu finben, was feine leifte ©afe war.<br />
Sie junge ^auptftabt ber Manbffurei, Sleu* Harbin, gählt<br />
nof wenige ©ebäube; faft alle paffenben §äufer waren ffon<br />
von ben Spitälern vom SRoten Brenge unb anbern befefet. Man<br />
bafte beShalb an 2llt4?arbtn, baS eine halbe SBagenftunbe<br />
von ber ^auptftabt entfernt ift, ein wahres Bilb einer ef ten<br />
Sßrovingiatftabt. — einer ber igaupiftraßen, ffmu^ig wie<br />
alle anbern, ftanb eine alte Beft|ung eines abetigen ©eorgterS,<br />
namens ©omartelli: ein großes £otet mit einem hoffen<br />
©arten. Siefer feit einiger $eit teerftehenbe Bau biente jefet<br />
als Sabaffabrif; ber ©raf riftete fein Stugenmerf barauf<br />
unb trat in Unterhaltungen, bereu ©rgebniS war, baß bie<br />
Verwaltung ber gabrif fm baS £auS mtetweife für jäbrtife<br />
5000 3?ubel überließ; gegen ©übe $ult begannen bie 2lrbei=<br />
ten. Man mußte nift nur alles neu haften, ausmalen<br />
u. f. w., fonbern aufaHeS für bie Bebürfniffe eines ©pttals<br />
einriften, mehrere Mauern wegnehmen, Öfen fe|en, einen<br />
Baberaum unb eine SBäfferei • bauen. SteS alles geff ab<br />
naf bem 5ßlane beS ©rafen Drlowsft unb unter ber Seitung<br />
beS £errn Ätimowicg, weif er auf ben Bau ber ©ifenbahn<br />
leitet, weif er verfpraf, bie ©inriftung beS ©pitalS in fünf<br />
SBofen fertigguftellen. 3u biefem -Stoedfe Waren wieber<br />
5000 Stubel nötig, fo baß baS ©pital für baS erfte $ahr<br />
eine ©umme von 10000 Sftubet erforberte.<br />
. Qn ber SRähe biefeS Baues befinbet fif baS fleine ©pi=<br />
tat, wo bte ©fweftern unterbeffen verfftebene Näharbeiten<br />
verriften, biseS ihnen vergönnt fein wirb, am Sranfenbett
— 411 -<br />
ber ©olbaten gu mafen. ©S maren ff on gmei -Bof en feit<br />
i^rer Slnfunft in Karbin versoffen; beren nof fünf anbere<br />
abgumarten, ffien ihnen überaus lang.<br />
2luf bie gange Sanitätsabteilung ©t. Bingeng feinte<br />
fif barnaf, ben Bermunbeten beiftehen gu fönnen, von benen<br />
bie anbern ©pitäler überfüllt maren unb eben beShalb nift<br />
ade münffensmerte Pflege erhalten fonnten. ©ott beffleu*<br />
nigte bie ©rfüllung biefeS frommen SßunffeS; bie Baratfen,<br />
bie für bie früher geplante ftiegenbe Slmbulang ein'geriftet<br />
morben maren, mürben mitten unter bie blühenben SabafS*<br />
pftangen im ©arten niebergeftettt, bis baS £auS felbft einge*<br />
riftet fein mürbe. 2lm neunten Sluguft mürben bie erften<br />
Bermunbeten aufgenommen, momit bie Sßtrffamfett ber polni*<br />
ffen ©anitätSabteilung begann. Unb baeS ftf für ein<br />
fatholiffeS SBerf gegiemt, nift nur ben Seib, fonbern auf<br />
bie ©eele gu heilen, fo geffah bieS auf in großem 9Jlaß*<br />
ftabe burf ben ©eelf orger beS SagaretteS, -DlatulaniS, melf er<br />
feine priefterlif e Sätigfett nift auf baS ©t. Bingeng*£agarett<br />
beffränfte, fonbern biefelbe auf auf bie anbern ©pitäler,<br />
beren Süren ihm alle offen ftanben, auSbehnte, um allen<br />
Katholifen bie Sröftungen unferer heiligen Religion gu brin*<br />
gen. ®aß bie Sßilitärbehörben gleif am Anfange bie Boll*<br />
maft hiegu ohne jebe ©fmierigfeit erteilten, mar für uns<br />
eine große ©rmutigung.<br />
3luS ben Seiegrammen, melfe ber ©rgbiffof oft vom<br />
©rafen Drlomsfi erhielt, fonnten mir erfahren, baß gegen<br />
©übe Stuguft bie ©anitätSabteilung ©t. Bingeng in voller<br />
Sätigfeit mar, obgleif baS ©pital nof nift gang fertig mar.<br />
©in Brief ber ©fmeftern aus Karbin vom vierten ©ep*<br />
tember brafte ben ©fmeftern in SBarffau bie langerfehnten<br />
Raf riften:<br />
„Run finb mir ffon feit mehreren Sagen mit wtferen<br />
armen Bermunbeten betfammen. Unfere SBohnung. ift Hein,<br />
jebof für fünf hinreif enb, unb mir finbmie- gu ipaufe; un*<br />
fere fföne Kapelle maft uns befonbere greube, für melfe
— 412<br />
nnS grau Vornan einen frönen Seppich gefauft hat unb<br />
grau Momart Blumen fdfjidt.<br />
,,©raf Drtomsfi, ber Seelf orger, bie Srjte unb bie Kranfen*<br />
märter finb nodh tu ben Baraden geblieben, ba bie Bauten<br />
no^ nidht fertig finb. Solange unfere ©inridhiung nodh nidht<br />
voHftänbig ift, merben mir noch immer etmaS beengt fein,<br />
aber bie Bermunbeten füllen nidhtS bavon, unb fo geht alles<br />
gut. Sie blutigen Kämpfe in ber Umgebung von Savian,<br />
bie mie bie anbern für bie Nuffen ungünftig ausfielen, haben<br />
neue Dpfer geforbert; jeben Sag fomnten adjtzig äBaggonS<br />
mit Bermunbeten nadh Karbin. Unfere beiben Srjte mußten<br />
biefe Sage ohne Unterlaß Operationen vornehmen unb Ber*<br />
bänbe anlegen, ©ine gut eingerichtete Drganifation macht<br />
barüber, baß bie leidfjter Bermunbeten in Karbin verbunben<br />
merben, um bann in bie meiter entfernten Spitäler ber anbern<br />
Stäbte Sibiriens meiter beförbert gu merben.<br />
„2BaS unS befonberS rührt unb unfer Bertrauen auf*<br />
recht hält, ift ber auffattenbe Sdjjml, ben uns ©ott überall<br />
angebeihen läßt. @S ift für unfere Sanitätsabteilung eine<br />
große Srauer, baß Softor SgcjentomSfi megen feiner Kranf*<br />
heit nadh SBarfdhau jurüdfehren mußte;eS mar für uns ein<br />
©lüd, in ihm einen Oberarzt zu haben, ber gugleidh ein guter<br />
©hrift unb unS fo mohlgefinnt mar. 3Benn mir unS aucb<br />
ganz ©ott anheimftettten, fo fragten mir uns boch unmiHfür*<br />
lidh, men mir mohl ie|t als Slrjt befomnien mürben, ©anz<br />
von felbft hatte ©raf Drlomsfi ben ©ebanfen, bie Stelle £errn<br />
Drjel anzubieten, melcher feit Beginn ber geinbfeligfeiten nadh<br />
bem äußerften Dften gefanbt morben mar. Siefer machte nicht<br />
bie geringften Scbmierigfeiten, ben Borfdhlag im 5ßrinjip an*<br />
junehmen; aber als Militärarzt hatte er nidht baS 3ledht, felb*<br />
ftänbig zu hanbeln, ja nidht einmal ben SBunfdh auSzubrüden,<br />
in ein befonbereS ©pital verfemt zu merben. ©S fdheint, baß<br />
ein folcher gall fidh noch nie ereignet habe unb im Vorliegen*<br />
ben gatte fchien bie ©adhe nodh fdhmerer zu gehen, ba Joevt<br />
Orgel als ein gefdhidter Slrgt unb ©hüurg befannt ift unb
— 413<br />
beSbalb aitd) vor furjem eine hohe ©teile in einem 3Kilitär*<br />
fpital ehalten hatte. 216er ©raf Drlowgfi verlor nidjt ben<br />
3Jlut; ohne }u fi^er auf ©rfolg ju ^offen, verboppelte er<br />
feine Bemühungen unb wanbte ftch unmittelbar an ben ©eneral<br />
Rabaroff, weiter neben feiner großen militärifd?en Begabung<br />
audj ein fehr gutes £erg hat ®r begriff bie Berlegenheit beS<br />
©rafen als £aupt ber Sanitätsabteilung unb zeigte fich 9attj<br />
bereit, feine Bitte zu erfüllen, fügte aber §inju, bte Sadje<br />
hänge nicht allein von ihm ab, ba unter anbern ©eneral<br />
Srepoff, ©eneral £orbatfdheff unb ber ßapeffcm 2lle£anbroff,<br />
bie ftd) gerabe in ßavian befanben, ihre 3uftimmung geben<br />
müßten. 2)er ©raf Drlowsfi beftieg fogleidj ben 3ug, unb<br />
nachbem er mit ben brei genannten 5ßerfoiten gebrochen hatte,<br />
braute er zum allgemeinen Staunen ben ®oftor als neuer?<br />
nannten Oberarzt ber Sanitätsabteilung Sanft Binzenz na
— 414<br />
fe^en fann; fte tragt bie Snffrtft: „Sanitätsabteilung ©anft<br />
Bingeng aus Sßarffau." — ©ie ergäben mir mit ftftlifer<br />
Befriebigung, mie ber ©rgbiffof aus SBarff au mehrere 3Me<br />
telegraphiert fabe, um ihnen gu banfen, baß fie bie ©teile<br />
ton ©fufefrauen beS SagaretteS angenommen hätten, unb<br />
ihnen gugletf anfiinbigte, fie mürben in brei SBofen einen<br />
Sanfbrief von ihm erhalten.<br />
„Sf habe to meinem ©aale fünfgig Bermunbete;<br />
man nimmt feine gu große ßahl auf, um baS ©pitat ntft<br />
gu überfüllen, ©fmefter SabiSlauS bat in ihrer Abteilung<br />
mtf mehrere Dfftgiere. 3lHe Kranfe, unbeS finb bereu ffon<br />
triele, ftnb froh, baß fie bei unS fein fönnen; fie finb gut<br />
unb gelehrig mie Kinber; fie geigen eine große Stnbaft, menn<br />
man ihnen früh unb morgens vorbetet, unb man fieht, baß<br />
fie aus gangem bergen beten, unb baß fie nift vergeffen,<br />
baß fie babei mit ©ott reben. ©ie fingen auf gern bie Sag*<br />
jeiten ber 3Kutter ©otteS unb anbere ©efänge unb Sieber...<br />
Unfere Kranfenmärter gehen ihnen mit gutem Beifpiel voran<br />
unb beten mit ihnen; fie finb fehr eifrig unb pflifttreu unb<br />
verlieren feinen 3lugenblt(J, ftetS bemüht, uns gu helfen, mo<br />
fte fönnen. Sie Bermunbeten, bie ffon etmaS bei Kräften<br />
finb, bieten fif gehnmal im Sage an, gu helfen unb überall<br />
Drbnung unb Reinliffeit aufreftguerhalten. ©ie fehen alfo,<br />
baß mir hier viele greuben erleben. ...<br />
„Sf tnuß S^nen jebof fagen, baß unter unfern Kranfen<br />
einer fel;r bebenfltf ift, ba ihm eine Kugel burf bie ßungen<br />
gegangen ift. ©S ift ein S^genieur , ber aber einen auSge*<br />
fprof enen SBibermiHen gegen uns an ben Sag legte. 2llS er<br />
ins ©pital fam, manbte er fif ab, um uns nift gu fehen,<br />
menn mir in feine SRähe famen; eS mar unmöglif, eine Sink<br />
mort aus ihm herauSgubringen, fo baß matt von ihm nift<br />
baS geringste erfahren fonnte, maS er braufe. Sßir taten,<br />
als merften mireS nift, unb inbem mireS vermieben, ihn<br />
gu reigen ober gu langmetlen, fuf ten mir ihm bie befteSßfTege<br />
angebeihen gu laffen, mieeS fein gefährtif er $uftanb verlangte.
— 415<br />
£eute gibt uns ber junge Sngenteur nift nur Antwort, fon*<br />
bern rebet uns auf guerft an unb fagt, was er wünfft, unb<br />
ber 9tuSbrud feines ©efifteS ift ein gang anberer geworben.<br />
Me finb erftarnt über biefe ff nette Umwanbtung. SBir boffen,<br />
baß wir biefe ©eele gewonnen haben. SBir haben nifts an*<br />
bereS gu tun, als altes in bie £änbe ber unbefletften ©otteS*<br />
mutter gu legen unb uns aus Siebe gu ©ott hinguopfern unb<br />
ihm bie Sorge gu übertaffen, bie Seelen auf. ben 2Beg beS<br />
©Uten gurüdfguführen, bie er unS ff i(ft. . .<br />
2ßie fehr ©ott bie 2lrbeiten beS Sanft BingengsSagaretteS<br />
fegnete unb weif en 9lu|en bie Verwunbeten felbft aus einem<br />
gang Jürgen 9tufentl;alte bafelbft gogen, erfehen wir aus einem<br />
Briefe, weif eit ©aS^ufcgtydi, StationSVorftanb am Baifatfee,<br />
•am 25. äluguft ff rieb, ©r beff reibt unS auf, wie bie Bertounbeten<br />
transportiert werben, um ben -Jteuangefommenen<br />
"Sßlatj gu mafen.<br />
„SBenn if Stenograph wäre," fo ffreibt er, „würbe if<br />
•gerne alles aufffreiben, was unfere Sanbsleute über unfere<br />
Sanitätsabteilung ergäben; fie fönnen nift genug bavon fpre*<br />
fen unb ihre SBorte geugen von ihrer inneren reltgiöfen ©e=<br />
finnung, von ber Bewunberung unb Berehrung, bie ihnen<br />
unfere priefter unb Barmhergigen Sf Weftern eingeflößt haben.<br />
3f verfehre beftänbig mit ibnen, ba man mit ber Räumung<br />
/beS Spitals begonnen hat unb beShatb bie Berwunbeten in<br />
•großer 3ahl tei uns vorbeiführt, um fte naf SJtyjfotoaja gu<br />
bringen. 2)a werben fie bann auf baS Sfiff „Sheobofia"<br />
•gebraft, um über ben Baifalfee geffafft gu werben. ®aS<br />
Sfiff ift fehr gut eingeriftet unb enthält gwethunbert bequeme<br />
Letten. Um bie Berwunbeten in 3)ttyffowaja in ©mpfang gu<br />
nehmen, fommt mit bemfelben Sfiffe ber Bertreter beS Sftoten<br />
Brenges, begleitet von ben Sf weftern (gemeint finb nift unfere<br />
Barmhergigen Sf Weftern, fonbern bie ff iSmatiffen Sf weftern<br />
Don ber ©lifabetb unb bie Sf Weftern vom SRoten<br />
Brenge), unb bie Srgte mit ®oftor Sfulsfi, unferem Sanbs*<br />
manne, bort an. — 9Jlan bringt bie Berwunbeten von bem
— 416<br />
guge .unmittelbar auf baS ©djiff, baS fogleich nadh Baifal<br />
gurüdfehrt, mo bann bie Kranfen nad) SrfutSf ober nad) an*<br />
bern entfernteren Drten, je nach ben gegebenen SBeifungen,<br />
gebraut merben. Sa meine 2Iuffidjt ftch über ben gangen<br />
Baifalfee btS 3Jtyffomaja einfdhließltdh auSbeljmt, fo begleite<br />
ich gemßhnlich bie Kranfen unb unterhalte mich mit ihnen<br />
mährenb ber Überfahrt. — märe £$men recht banfbar,<br />
menn ©ie mir ©ebetbüdher mit großem Srud, Silber Unferer<br />
Sieben grau von ©jenftodhau, mehrere ^Photographien vom<br />
©rgbifchof unb vom Somherrn ©heimidi fdjiden mürben, meldje<br />
idh fogleicb an ©raf Drlomsfi fenben miß/'<br />
Bon ben im ©anft Bingengfpital gepflegten ©otbaten<br />
mürben mehrere in ihre gamilien gurüdgefchidt unb alle, bie<br />
nach SBarfdjau famen, [teilten fidh im gentralhaufe um<br />
bie bortigen ©chmeftern gu befugen. Bon biefen erfuhren<br />
mir folgenbe ©ingelheiten:<br />
„SaS ©pital ift voHfommen eingerichtet; nichts maS gur<br />
bequemeren pflege ber Kranfen bienen fann, mürbe vergeffen.<br />
Ser ©aal für bie ©olbaten ift fehr groß unb gählt achtgig<br />
Betten; neben einem jebem Bette fleht ein fleiner Sifch. Surdh<br />
gmölf große genfter empfängt ber ©aal reichliches Sicht unb<br />
Blumen auf ben genftern erfreuen baS 3luge. Beim ©intritt<br />
fällt einem fogleich baS große Krugifi£ unb baS Bilb ber<br />
feligften Sungfrctu in bie 2lugen. Ser ©aal für bie Dfftgiere<br />
ift fleiner unb enthält nur fünfunbgmangtg Betten, aber in<br />
begug auf Bequemlidhfeit fteht er bem erftgenannten in nichts<br />
nach* Ser DperationSfaal ift großartig, man famt ol;ne Über*<br />
treibung fagen,eS ift ein 3Jlufterfaal. ©S herrfcht eine pein*<br />
liebe Sieinlidhfeit nicht nur in ben ©älen, fonb'ern audh<br />
gangen &aufe; in ber Küd^e unb in ber reiflich auSgeftatteten<br />
BorratSfammer ift,alles tu befter Drbnung aufgehoben. Sa<br />
man in bem alten Bau feine geeigneten SRäume für ein<br />
Babegimmer unb für bie SBäfche finben fonnte, fo m.urbe ein<br />
eigener Bau errietet.
— 417<br />
„9Jtan ma$t im allgemeinen feinen Unterfdjieb in ber<br />
Aufnahme von Berwunbeten in bejug auf Religion ober<br />
Rationalität; aber bie 3Jlititärbe^örben felbft fenben in baS<br />
©anft Bingenjlajarett l)auptfäd?lid) ÄatI)olifen. ®a£ ift für<br />
ben ©eelf orger, Herrn 9Jiatulani3, eine große ©rleidjterung,<br />
ba er feine ©djäflein fojufagen bei ber &anb hat. Srofebem<br />
befugt er au
21 f i e it<br />
Überfielt über 6ie cJ)tncftfd)cn tmffioneit.<br />
Über ben naf ftehenben Bertf t fönnen mir nur mieber*<br />
holen, maS mir über ben vorjährigen Bericht gefagt haben,<br />
baß er ebenfo erfreulich ift<br />
£err ©uiffou£, Sßrofurator ber f ineftff en Sfflifftonen ber<br />
Sajarifien, ff reibt unter bem 17. 2luguft 1905 an ben<br />
©eneralfuperior in SßartS:<br />
„Sf habe geftern ben Ref enff aftsberif t über bie geift*<br />
lifen prüfte beS Kaufes in Sßefing erhalten (über ba£<br />
gahr 1904—1905). ©te Sahlen finb überaus erfreulif:<br />
13668 Saufen ©rmaffener; bie ungefähr 2000 Saufen von<br />
©hriftenfinbern baju gerefnet, beläuft fif nun bie gahl ber<br />
©hriften auf 73920. Sf glaube, baß mir in gmei ober brei<br />
Sahren bie 100000 erreifen merben.<br />
„Sie anberen 9Jüffionen haben ähnlif e gortff ritte auf*<br />
jumeifen: Sffefiang Saufen ©rmaffener 1808, ©efamtgabl<br />
ber ©haften 20725. SKorbfiangfi 1314 Saufen ©rmaffener,<br />
©efamtjahl ber ©hriften 10034, mährenb im Sah^e 1904 nur<br />
etma 5300 maren. ©ott fei gepriefen!"
flügemeitte Ü b e r f i e l t 6 e r tttifffoiteit 6 e r t ö j a r t f t e n i n d l j i i t a i m 3 a t y r e 1 ( 9 0 5 — 1 ( 9 0 4 .<br />
ISejeicflnimg<br />
SKofc-<br />
®fcfjeCH STdjeftj<br />
©efi-<br />
•Jtfttang<br />
lotb-<br />
Äiangft Mb-<br />
ÄUngft gljai<br />
Äeftari-<br />
(utmue<br />
glädjeninhalt in qkm 70000 80000 29000 93 383 65 000 54000 65 000 405 383<br />
Reiben 12000000 8000000 5 000000 20000000 10000000 8000000 10000000 — 73 000000<br />
Jpäretifer unb ©cbi§matifer 4000 1000 4000 10000 600 3000 — — 22600<br />
katholifen 59 016 37658 4265 18413 8395 14381 6 530 — 148 648<br />
Bifcböfe unb apoftol. SSifare 2 1 1 1 2 1 1 — 9<br />
©uropäifcbe priefter 29 15 6 21 11 16 12 9 119<br />
— ©ingeborne priefter 12 6 — 14 3 2 — 37<br />
©tubenten — — — — — — —<br />
©eminariften — — — — — —<br />
13<br />
11<br />
13<br />
11<br />
— — 4 17<br />
5 8 — 75<br />
öaienbrübct<br />
SHSeltpriefter<br />
6<br />
37<br />
1<br />
13 1<br />
4<br />
5<br />
1<br />
6<br />
£rappiften 63 — — — — — — — 63<br />
Mariften 18 — — 5 4 — 4 — 31<br />
spauliften — 21 — — — — — — 21<br />
Söarmb- ©cbroeftern 44 10 — 42 24 6 5 36 167<br />
^ofefSfcbroeftetn 76 52 8 — — — — 38 136<br />
©t. 9lnnafcbroeftern — — — — — — 15 — 15<br />
Jlrmenfeelcnf cbraefter u — — — 48 — — — 48
iSejei^twmg<br />
^djefy<br />
m-<br />
fttlWjJ<br />
310*5-<br />
Jtt
- ' " "1 7 1 "<br />
15 18 —<br />
| g Mäbcbenroaifenljäufer SBaifenfnaben .<br />
9 5 1<br />
§f äBaifeitmäbcfyen 790 976 22<br />
g SoSgefaufte Äinber — 10 1<br />
Einher bei Statinen<br />
Kinber in djrifilicber ßraiefring<br />
371<br />
969<br />
1021<br />
519<br />
47<br />
21<br />
Männerfatecbumenate 428 2 17<br />
3Jiännlidbe ftatectyuntenen 11675 92 488<br />
SBeiblicbe Äatecfyutnenate 259 5 14<br />
2BeibIid)e Katecbunteneii 5 554 290 235<br />
Slraenapotbefen 4 2 —<br />
5lrjneien verteilt 91 531 21901 —<br />
©pitäler für Männer 4 1 —<br />
Kranfe 1196 319 —<br />
©pitäler für grauen 3 1 —<br />
Kranfe 402 209<br />
—<br />
^ofpije für Männer 2 1 —<br />
©reife bar in 36 47 —<br />
£ofpije für grauen 2 1 —<br />
grauen bafelbft 25 42 —<br />
2lu§fäfcigenanftalt; SluSfäfcige — — —<br />
^Jpäretifer ober ©^iSmatifer be*<br />
fef)rt 30 15 —<br />
Vorbereitete Katecbumenen 25000 8377 —<br />
Saufen (Srroacbfener 12414 2 284 570<br />
Saufen auf bem Totenbette 171 61 —<br />
Saufen von ©briftenünbern 2 791 2101 190<br />
92 21 16<br />
7 3* 11<br />
952 605 523<br />
44 — 26<br />
1081 274 686<br />
720 365 515<br />
9 .44 16<br />
407 853 303<br />
8 32 13<br />
252 452 248<br />
9 4 1<br />
184 646 112 108 34778<br />
5 1 1<br />
2830 742 350<br />
4 1 1<br />
467 23 12<br />
5 1 7<br />
71 90 55<br />
5 1 6<br />
47 j 34 95<br />
!<br />
—<br />
23<br />
103 3<br />
10644 7 600 3 836<br />
1913 963 460<br />
277 65 53<br />
915 359 668<br />
32 — 194<br />
3<br />
— 39<br />
137 — 4005<br />
1 — 82<br />
206 — 3 686<br />
59 — 3268<br />
10<br />
— 526<br />
173 — 13973<br />
7 — 338<br />
121 — 7152<br />
1 3 24<br />
19 981 188432 653377<br />
1 2 15<br />
308 1975 7630<br />
1 2 13<br />
12 567 1692<br />
1<br />
— . 17<br />
2<br />
— 301<br />
—<br />
4 16<br />
2<br />
— 245<br />
— 23<br />
; —<br />
><br />
151<br />
2000 57 477<br />
50? 19 129<br />
24 174 825<br />
300 — 7257
®Td)eft ®|
^nabennmifenbciufer<br />
SBaifenfnaben<br />
9Mbdjenroaifenf)äitfer<br />
SBaifenmäbcben<br />
ftnabenfcbulen<br />
©d)ü ler<br />
9ftäbcbenfcbuten<br />
(Schülerinnen<br />
2lcferbau* u. £anbmerf3fd)iilen<br />
Zöglinge<br />
üßäbfcbulen<br />
3Jläbdben barin<br />
Kinber in djriftlid). gamilien<br />
im Sa^re 1903-1904<br />
in ben früheren fahren<br />
Kinber, t>on ber beil. Kinbfyeit<br />
oerpflegt<br />
Slpotbefen<br />
•—<br />
1 l<br />
15 18 —<br />
9 5 1<br />
790 585 22<br />
205 22 17<br />
3483 665 126<br />
135 23 16<br />
3317 481 124<br />
2 1 —<br />
15 18 —<br />
10 11<br />
—<br />
365 585 —<br />
43 25 4<br />
926 494 —<br />
9012 2143 2001<br />
12 4 —<br />
A<br />
o<br />
IV<br />
135 21 16 32 • — 237<br />
7 3 11 3 — 39<br />
972 605 523 137 — 3 634<br />
5 31 ! 23 10 — 313<br />
471 620 507 193 — 6 065<br />
14 12 25 6 . — 231<br />
696 719 839 184 — 6360<br />
3 — 2 1 9<br />
59 — 8 18 — 118<br />
12 8 14 1 — 56<br />
476 322 519 8 — 2275<br />
—<br />
26 40 31 6 175<br />
697 325 596<br />
— 3108<br />
CO<br />
iO<br />
2863 2 218 2710 ! 613<br />
— 22460<br />
7 4 4 ! l 3 35
424<br />
liefet «g.<br />
£err Sucoutombier ff reibt unter bem 14. gebruar 1905<br />
aus $ßefing:<br />
„Sie gwei $irfen in Sungtang unb -Jtantang finb im<br />
SBieberaufbau begriffen unb werben vorauSftf ttif gegen ©übe<br />
beS 3al)reS 1905 fertig fein. Sie $irfe in ©itang ift nof<br />
nift angefangen, jebof fauft man ffon bie nötigen Materia*<br />
tien unb wirb ber Bau wahrff eintif im 3a$re 1906 fertig<br />
werben. 3tuf bie anbern Slriftalten ber ©tabt finb wieber in<br />
guten ©taub gefefet.<br />
Beiliegend fenbe if 3$ nen e we Photographie beS<br />
taug im Igahre 1900; barnaf werben ©ie fif vorftelten fönnen,<br />
was ber Sßetang vor unferen Bauten in ben vier testen<br />
War. ©eitbem hat fif beffen SluSbehnung beträftlif ver*<br />
größert, ba wir alte ©runbftütfe fübtif vom Sßetang angefauft<br />
haben, um bort unfere Sru<strong>der</strong>ei, baS ©anft Binjengfpitat<br />
unb baS Mutterhaus ber SofefSffweftern ju bauen."<br />
Srief bes ZTCifftonspriefters t}. §texc-%eynattb.<br />
Äintetff eng, 1904.<br />
„©in äßort über ßintetffeng. ©S ift feine ©tabt im<br />
fineftffen ©inne beS SBorteS, nof auf eine Unterpräfeftur<br />
wie Saotffeu, von bemeS abhängt;eS ift nur ein Sorf,<br />
aber fein gewöbntifeS Sorf, benn ber Drt jäblt minbeftenS<br />
600000 ©eeten. Mit ber Unterpräfeftur geu^teang, mit wetf er<br />
Äintetff eng verbunben ift, mafteS fif er eine Mittion aus.<br />
$n Äintetff eng wirb baS fineftffe Sßorjettan gemaf t; ba<br />
finb auf Sreffter, garbenfabrifanten, Mater, feiger unb<br />
vierunbaftgig Bacföfen.<br />
Sie verffiebenen ^anbwerfe, vom Töpfer angefangen<br />
bis gum Äünftter, ber bie naturgetreuen, naiven Sanbffafts*
— 425<br />
bilber malt, firtb tri $iangfi ju &aufe. Sie Hänbler fomrnen<br />
aus allen adfjtzebn Provinzen beS Reimes bahin, fo baß meine<br />
Pfarre fid) fozufagen bis an bie äußerften ©renjen beS Reimes<br />
erftredt habe mit ber faiferlidjen gabrif eine auSge*<br />
jeidjnete 9ladjbarf$aft unb alle Söianbarine, groß unb Kein,<br />
fomnten gerne in bie Mffton. Sie BanfierS finb zum großen<br />
Seile aus ber Provinz Rgan^ut; bie Seute, toeldjebie 2luS*<br />
fuhr betreiben, finb faft alle aus Äuangtong; einer meiner<br />
©Triften ift ein ©roßfaufmann, ber mit Ringpo, ©haoShing,<br />
ÄiaShing unb ^angtfdheu in ißanbelsverbinbung fteht @S ift<br />
anä) ein Kaufmann aus geling hier; ein £eibe, ber uns aber<br />
fehr toohlgefinntift.<br />
Bon ben ©hriften jeidhnen viele Blumen auf ben Son,<br />
einige nur auf Bafen.<br />
zähle ungefähr 300 ©etaufte, toaSungefähr einen<br />
©hriften auf 2000 Reiben gibt, ttnb bodj bin id) in meiner<br />
Sage fehr aufrieben, bie fid) feit ben SBirren von 1900 fehr<br />
gebeffert h^t gn biefem gahre habe iä) über 700 Beidfjten<br />
gehört, 31 ©rtoachfene getauft unb 11 eingefegnet. Sie<br />
3ahl ber ^atechumenen nimmt täglich ju.<br />
gm nädjften gahre toerbenbie Spulen voll fein, gn<br />
biefem gahre Iparen in ber SDiäbdhenfdhule nur 22 ©dhfilerinnen,<br />
aber im fontmenben gahre toerbe idh beren vierzig haben,<br />
toeldhe ade in einem großen Haufe untergebracht finb, baS<br />
Zuerft zu einem SBaifenbaufe beftimmt toar, aber in ber golge<br />
in eine ©djule unb in ein grauenfatechumenat abgeteilt tourbe,<br />
SaS 3J}ämterfatedhumenat muß erft eingerichtet toerben.<br />
®S ift nur ein fdjtoarzer $mtft ba: idh habe feine $irdje.<br />
316er Btfdhof Bic, unfer apoftolifdjjer Bifar, hat mir als ReujahrSgef^enf<br />
bie Erlaubnis gegeben, ben ^irc^enbau in Singriff<br />
zu nehmen, vorauSgefefct, baß idh biz nötigen Littel<br />
aufbringe, Vertraue nun auf ©Ott. Sie ßirche fott bent<br />
heiligen Slnton von Sßabua gedeiht fein.<br />
SUteine ©hriftengemeinbe ift fehr flein, gleichfam nur einige<br />
%xtxi inmitten beS UnfrauteS; aber biefe ähren bilben eine
— 426<br />
fdfjöne golbene ©arbe. Sfieine ©giften beten gern unb gehen<br />
oft beichten unb fomnumigieren oft 3)aS Subiläum hat ihren<br />
©ifer im ©mpfange ber ^eiligen ©aframente noch vermehrt,<br />
morin idh befonbere ©nabe ©otteS für biefe ©haften er*<br />
fehe, meil fie hier größereu ©efahreu gegen ihren ©lauben als<br />
anbersmo auSgefe|t finb. SBirflidh finb vielleidht in feiner<br />
©egenb Don ©hina bie Berfudhungen gum 2lbfall fo groß mie<br />
hier; benn menn audh Kintetfcheng eine intereffante ©tabt ift,<br />
fo fönnen bodh biz aus ben achtzehn Sßrovingen beS SfteidheS gu*<br />
fammengeftrömten $nbüribuen barauS eine mabre £ölle madhen."<br />
(Missions catlioliques, 2. Juni 1905.)<br />
Brief 6es apoftolifdjen Difars, Bifdjofs §oqfei> an ben<br />
©eneralfuperior £jerrn 2t. ^iat.<br />
^ingtu, 12. §uni 1905.<br />
bin am 26. SWai aus Dfi*Äiangjt über Kientfchang<br />
bei £ernt gefta eingetroffen.<br />
©ott fei 3)auf! Sftingtu, biefeS arme Sanb, von ben<br />
^adhbarn burdh eine Bergfette gang abgefdhloffen, erfchließt<br />
ftd? enblidh bem heiligen ©lauben. ©S finb 150 ©hriften in _<br />
ber ©tabt, ober genauer gefagt, 32 ©etaufte unb über<br />
100 ^atedhumenen; neben einem befdjeibenen, aber gegiemertb<br />
eingerichteten SBohnhaufe fehe idh ein Dratbrium, baS nun<br />
fchon ju enge gemorben ift, ferner eine ©dhule unb ein<br />
tedhumenat für grauen, ein tröftlidheS 3eichen für bie gufunft;<br />
benn jefet fann man nicht nur hoffen, einzelne gute ©hriften,<br />
fonbern auch gange chriftlidhe gamilien herangubilben.<br />
' ©eftern habe ich in üftingtu 26 -Jteugetaufte gefirmt. 3Jiöge<br />
ber ^eilige ©eift biefe Sßflangung ftärfen unb befrudhten!<br />
äßir haben in -alten Büchern gefunben, baß in früheren<br />
Reiten hier eine Äirdhe beftanb; nach ben Überlieferungen ber
— 427<br />
grangisfaner hatten mehrere Miffionäre ihres DrbenS bafelbft<br />
nm baS 3ahr 1700 eine Äirfe gebaut<br />
SBeiter ift barüber nichts befannt nnb faurn weiß man<br />
etwas über bie Sage ber Äirfe anzugeben. Siefe geffift=<br />
life ©rinnerung hat uns bennof 'gute Sienfte geleiftet.<br />
^m Mai 1900 begab fif £err ©f ottep gum erften Mate<br />
naf Ningtu, um ein Stbfteigequartier für bie Miffionäre aus*<br />
ftnbig au mafen, nämtif ein fteineS gimmer, wo bie ©bris<br />
ften fif gum ©ebete verfammeln unb ber Miffionär feinen<br />
geitweitigen Aufenthalt nehmen fonnte. ©r hatte ffon ein<br />
paffenbeS £auS gefunben, als er burf einen BolfSaufftanb,<br />
ber von ben ©etehrten hervorgerufen worben war, wieber<br />
vertrieben würbe.<br />
35er Manbarin ließ &erw ©f ottety in einer Barfe naf<br />
Äantff eu gurü Ebringen. @S ff ien atfo ben Miffionären unntöglif<br />
gu fein, in einem Sanbe wie Sftingtu §uß gu faffen, ba fif<br />
an biefem Drte nie eine fathotiff e Äirf e befunben batte.<br />
Sa hatte einer Von uns ben guten ©ebanfen, eine alte<br />
©effifte ber finefiffen ©täbte, wie fie bereu jebe größere<br />
©tabt in ©hina iqi^t, aufgutreiben. Sie alten Biiferberif<br />
ten über baS Seftehen unb bie Sage ber alten fatholiff en<br />
Äirfen aus ber $eit ber Äang=hi- Sie neuen Ausgaben<br />
iiefer Süfer laffen biefe ©teilen aus unb bie alten Büfer<br />
finb ff wer aufgutreiben. ©S gelang uns aber bennof, ein<br />
fehr altes, ffon gang wurmftifigeS Buf gu entbeden, baS<br />
für unS überaus foftbar fein foHte, weit baburf unwiberleg=<br />
lif bargetan wirb, baß an biefem Drte früher eine fatholiff e<br />
Äirfe beftanben habe. 2Bir fonnten fo ben Manbarinen unb<br />
ben ©elehrten ben Munb ff ließen. 3b* £auptbeweis gegen<br />
unS, baßeS in biefer ©tabt nie eine fatholiff e Äirf e gegeben<br />
habe unb baß bie ©rünbung einer folfen eine Neuerung wäre,<br />
war baburf hinfällig geworben. ©S würbe entff ieben, baß<br />
£err ^efta im Segember 1901 bort einen Soften erriften<br />
itnb £err ©fottet; ihn begleiten fottte.
— 428<br />
216er fefjig SDteilen fcon-Jlingtu entfernt mürben unfere<br />
betben 9letfenben bon ben Reiben angefallen, geff lagen unb<br />
mit Steinen »erfolgt £err ©f ottep mürbe gefflagen unb<br />
£err $efta am $opfe fcermmtbetunb beibe fonnten bem<br />
fixeren Sobe nur burf ffleunige gluft naf Sftingtu ent*<br />
ge^en, mo fie am 18. Sejember um 3Kitternaft anlangten.<br />
2)er Sßräfeft ber ©tabt behielt bie beiben Sölifftonäre bei fif,<br />
um au marten, bi£ in ber ©tabt ein paffenbeS £aug für bie<br />
9Rtffionäre ^ergeric&tet fein mürbe.<br />
2lm Sage naf bem SBefnaftsfefte ging £err ©fottety<br />
allein naf ^antffeu, mährenb &err $efta in -JUngtu ^u*<br />
rüdblieb.<br />
Sefet hat biefer einen fineftffen -Btitbruber, bi§ mir ihm<br />
einen europäiffen 3Wifftonär fenben fönnen. Stuf biefe 2Betfe<br />
hat ber fatholiff e ©laube in ber bt^^er fo fcerlaffenenvierten<br />
Sßroüinj ©ingang gefunben; ©ott fei Sauf!<br />
3ah*e 1840 mollte 33iff of SRameauj: im ©üben biefer<br />
5ßrOtting feine $Bifitation3reifen beginnen. @r brafte mtge*<br />
fäh^ fünf 9Jlonate in Äantffeu, SRan^ngan unb Äi^ngan ju,<br />
mo er 2240 ©Triften jählte. SBon Stfingiu fagt er nif ts, metl<br />
nof nifts bort mar; er mar aber bof auf in biefer ©tabt<br />
gemefen. ©a er ju Sanbe über 5lan *fong in fieben Sagen<br />
naf ®antff eu fam, fo fonnte er feinen anbern 3ßeg nehmen.<br />
•Jlur ging er naf bem ©ebrauf e jener $eit meift ju gufc,<br />
mährenb mir gemöhnlif ju 5ßferbe, mit ber Sarfe ober int<br />
Sragfeffet reifen, ©ie 3^ten haben fif in ©hina für un£<br />
eben fcielgeänbert; e3 mirb fogar auf in Äiangft beffer.<br />
•Dtorgen fahre if mit ber S3arfe naf Äantffeu; ba bie<br />
glüffe in biefer Sahre^eit raffer fliegen, mirb bie Sftücfreife<br />
toiel ffneller fconftatten gehen.<br />
f 2t. ©oqfet, C. M. Vic. ap.
— 429 --<br />
Serien*<br />
^xxpoCx^.<br />
Brief bes Zttifftonspriefters £}erm JtdUui an ben<br />
©eneralfuperior f)erm 2t. ^iat.<br />
SEripoIiS, 18. 3Jiai 1905.<br />
3n meinem legten Briefe melbete idj Shnen, baß unfere<br />
gmet ©ruppen Don 9tttffionären in üoHfter Sätigfeit finb. Sefet^<br />
mo unfere SanbSleute alle mit ber 8uä)i ber ©eibenmürmer<br />
befhäftigt ftnb, finb alle Sßriefter nach &aufe gurücfgefehrt,<br />
um fidj auf neue Slrbeiten Dorgubereiten. 3BaS 3h*e ©öhne<br />
im Saufe biefeS QahreS ©uteS gemirft haben, iiberfteigt alle<br />
meine ©Wartungen. Bom 30. Sluguft 1904 bis gum 1. SJlat 1905<br />
haben, fie in elf Pfarren SUliffionen gehalten,mo feit a
430<br />
©chiSmatifer. Siefe vuottten ihren 2lugen ni$t trauen. Sßie<br />
follteu fie fich eine fo fAnette, auffallenbe Beränberung erflären?<br />
©ie fal;en ba, \m im ßaufe eines 9ttonateS bie ganze Be=<br />
Völfermtg umgerubelt tourbeunb ihrem früheren lasterhaften<br />
Seben entfagte; baS toar für bie ©chiSmatifer ein Sßmtber.<br />
SBenn nur audh fie ju ihren ©unften foldje SBunber toirfen<br />
fonnten! gm allgemeinen nahmen alle ©chiSmatifer an allen<br />
Übungen ber SJWffton teil; manchmal famen fogar einige<br />
3/letuaIi (SDtufelmänner von ber ©efte beS 2lli).<br />
3n Sorza unb ©chifa maren ©treit unb 3toietrad^t an<br />
ber SageSorbnung. Sie SDlifftonäre begannen bamit, bie ©eelen<br />
ZU unterrichten unb zu erleuchten, ohne fich um bie ©efinnungen<br />
beS BolfeS zu fümmern. Ser Unterricht unb bie ©nabe ber<br />
3JMffton haben atte biefe ftbelftänbebefeitigt unb zum ©chluffe<br />
Zeigten bie Seute bie rührenbften ©efinnungen. Bei ber31 b-<br />
reife begleiteten alle bie 3Ktffionäre bis ju ihrer Slnfunft in<br />
bte nächfte Pfarre.<br />
Sie jtoeite ©ruppe von 3Jliffionären befteht aus £ilfs=<br />
prieftew, bie einen toiirbtgenntaronttifchen Sßriefter, ber fdjon<br />
adjtunbbreißig Sabre auf SWiffionen tätig ift, zu ihrem Seiter<br />
haben. Ra^bem er fchon in allen Seilen beS Sibanon SJttfs<br />
fionen gehatten hat, hat er ftdh nun im versoffenen Sahre<br />
uns angefchloffen unb unfere Methobe angenommen. Ser<br />
eifrige Sßrtefter bat fdjon faft ben ganzen Siftrift von 2lfbar,<br />
zmifdfjen XripoIiS unb Saobicäa, N burdhreift; ttad) einer SJliffion<br />
befehrte er gtuölf fchiSmatifdhe gamilien unb er famt feinem<br />
SKitarbeiter fonnten 3460 ©eneralbeidjten hören; fte beftärften<br />
bie unter ben ©djiSmatifern unb SKufelmännern jerftreuten<br />
©hrtfteu unb ließen fiebzehn Pfarren, ihren priefterticben Beiftanb<br />
angebeihen. Siefer gute Sßriefter ift für unfere 3ttethobe<br />
ganz begeiftert unb er hat mir unumiounben eingeftanben,<br />
baß er burch bte einfädle, praftifdje 9Jiethobe beS heiligen<br />
Sinzenz unb bie zahlreichen barin vorgetriebenen Katechismusuntertveifungen<br />
zahlreiche Befehrungen erzielt babe, fogar an<br />
folgen Drten, toovor zehn fahren Mifftonen gehalten \vov*
— 431<br />
t>en waren. SiefeS ©eftänbnis ift eine praftiffe Betätigung<br />
beS testen päpftlifen 3hmbffreibenS beS ^eiligen BaterS<br />
^ßiuS X. über ben ÄatefiSmuSunterrif t. SBä^renb bie baju<br />
nof an fe^ geringen Miffionäre beS SanbeS fif bamit<br />
gufrieben geben, gu prebigen, obne fif um ben Unterrift in<br />
ben ©rnubwa^tfeiten unferer heiligen Religion gu fümmern,<br />
ifteS bei allen unferen 5ßrebigten unfere igauptabfift, bie<br />
©runbwahrheiten gu entwiifeln unb gu erflären. Unter einem<br />
DoUftänbig unwiffenben Botfe bringen große prebigten feinen<br />
großen SRu^en.<br />
3Bie ©ie fehen, ber 3lnfang ift gemaft; ein weites gelb<br />
tut ftf vor unS auf. AnberfeitS ift uns bie ©eiftliffeit,<br />
t>orab ber Biffof, fehr gugetan. ©eine ©eligfeit, ber maro*<br />
nitiff e ^atriarf beS ßibanon, läßt uns volle Freiheit. 9BaS<br />
bleibt ba nof übrig gu tun? gwei wefenttif e Singe: Mittel<br />
unb gute priefter. 2BaS baS erftere betrifft, fo tröften wir<br />
unS mit bem SBorte beS ^eiligen Bingeng: „Arbeiten wir für<br />
©ott unb er wirb für uns arbeiten." Sa haben wir nun<br />
©elegenheit, in befonberer Sßeife für ©ott gu arbeiten.<br />
2BaS bie priefter betrifft, fo muß if geftehen, mein hof = '<br />
geehrter Bater, baß man verfuft fein fönnte, ben Mut gu<br />
verlieren. Sa es unter ben ©ingebornen wenige priefterlife<br />
Berufungen gibt,- fo möfte man faft meinen, alles fei Ver=<br />
loren unb bie gufunft ber Miffion ftehe in ©efabr. Sarauf<br />
Werbe if, ohne Surft, ber Sßarteiliffeit beffulbigt gu wer*<br />
ben, antworten. Sie-Miffion von Tripolis befteht ffon über<br />
ftebgtg $af)xt Bon wem würbe fie gegrünbet unb entwidett?<br />
Bon einem ä u S g e g e i f neten Manne, nämtif von £erm Sßouffou<br />
Anton, berfetbe, ber fpäter gum ©eneralvtfar unferer ©enoffenffaft<br />
erwählt würbe. Siefer würbige Mitbruber mafte eS<br />
fif gur Aufgabe, baS Arabiffe gu ftubieren unb von Sorf<br />
;gu Sorf gu gehen, um ben Bewohnern beS ßibanon gu pre*<br />
bigen; außerbent ff rieb er einige Anbaf tsbüf er in ber ©prafe<br />
beS SanbeS. ©ein Anbeuten ift beSl;alb im ßibanon nof<br />
immer tebenbig.' Unfere anbern Mitbrüber Ama^a unb
— 432<br />
gaffe maren ebenfalls leine ©tyrer unb fie haben fcieleS unbanbauernbeS<br />
©ute gemirft. SBohin mir unS menben, fehen<br />
mir bie prüfte ihres ©iferS unb ihrer ©rfolge. SDiefe tüf*<br />
iigen SUiiffionare mußten ebenfalls bie ©prafe beS Sauber<br />
erlernen unb bie ©ntbehrungen biefer neuen SebenSmeife auf<br />
fif nehmen, ©emiß fehlteS auf jefct nift an entffIoffenen A<br />
frommen 5Dtiffionären.<br />
©ntff ulbigen ©ie bie Freiheit, mit melf er if ju ^h^en<br />
fprefe; e£ hanbelt fif um bie Sufunft eines ber ff önften<br />
SBerfe ber Söhne beS ^eiligen SSinjen^ im Oriente. -ftirgenbS,.<br />
fcon $onftantino:pel angefangen bis naf äg^pten, gibt eS eine<br />
fo bifte fatholiffe Seüölferwtg mie in Serien unb im Stba*<br />
non. 3f mill nof beifügen, baß bie ^atholifen nirgenbSmm<br />
ben 3JhtfeImännern, Sßroteftanten unb ©fiSmatifern fo<br />
bebroht finb mie in unferen ©egenben. 21. 2läaul<br />
^ßetfyCefyem.<br />
Brief ber Sdjmefter ^tatjaub an ^errn ZTteugniot,<br />
Direftor ber Sarmljerjigen Scfytüeftem in Paris.<br />
Bethlehem, 17. Stpril 1905.<br />
SBir haben einen fehr ftrengen SBinter gehabt; ber ftrö=<br />
menbe Siegen hat unS im £aufe jurüdgehalten unb hebert<br />
auf bie armen Seute, ju uns ins ©pital %u fommen.<br />
haben mir $errlife8 SBetter, bie gelber ftnb mit ©rün unb<br />
Slumen bebedt unb mir merben balb unfere-©äuge burf bie<br />
35örfer mieber aufnehmen fönnen. SBir haben ttierjehnSörfer,<br />
melfe mir regelmäßig befufen. SBir reiten am -Jftorgen auf<br />
einem ©fei fort unb müffen oft anberthatb ober jmei ©tunben<br />
untermegS fein, beüor mir ans $iel fommen.<br />
©obalb unfere Äornetten fiftbar merben, ift baS ganje<br />
Sorf in Aufregung unb alle brängeu fif ju ben Srjten aus<br />
©uropa; mir haben ntanfmal gerabe nof Dom ©fei<br />
herabsteigen, morauf mir an ber ©(Je einer Serraffe ober
— 433 -<br />
auf einer (Stiege ober auf einem großen ©teine bie Slrnten*<br />
apothefe einrichten. ©rmangelung affeS beffen bient ber<br />
bilden bem gleiten 3mecfe unb man breitet barauf bie Safdje<br />
mit ben Slrgneien aus. Sie grauen fommen in ihren langen,<br />
blaueu, eingefäumten Kleibern unb ihren einmal meißen ©chleiern,<br />
ein £inb auf ber ©djulter, ein anbereS, noch fleinereS in ben<br />
2lrmen, mährenb fid) nodj mehrere anbere Äinber an ihre breiten<br />
$rmel hängen; bie 3ftänner finb in lange, geftreifte 3Käntel<br />
gehüllt. 9We brängen ft
— 434<br />
meiere ©tunben ift eS ein unabläffigeS Kommen unb-<br />
Sehen.<br />
SBir fühlen uns ganj glütflid? inmitten biefeS BolfeS<br />
unb ich üerftehe nun beffer als je bie ©eftnnung jener ©^toefter<br />
ju $eiten beS heiligen Bin^, bie ba fürchtete, fie habe ein<br />
ju großes Bergnügen barin gefunben, ben 2lrmen ju bienen.<br />
gerner ber ©ebanle, baß man eben ba lebt, too auch unfer<br />
Jgerr lebte, baS ift toieein £raum; bie Drtfchaften finb t>er*<br />
toüftet, bie Senfmäler jerftört unb bie (Belehrten ftreiten über<br />
bie @
21 f r i f
— 436 -<br />
Don ihren eigenen ©Mein lebt, gleif fam nur als ein ^inberniS<br />
betrautet merben, ben nötigen ärztlichen Seiftanb ju fcerffäffen.<br />
9luS biefem ©runbe entffloß fif ber ©eneralftatthalter<br />
bei feinem 33efufe in biefer Sßroirinj, alle 2luSfä£igen biefer<br />
©egenb in eine einzige Slnftalt unterjubringen. 3m Sänner 1902<br />
mürbe jmiffen ber Regierung unb bem apoftoliffen SBifar,<br />
33iff of ©roujet, ein Vertrag geffloffett, beffen hattytfäfliffte<br />
Seftimmungen folgenbe maren: ©ie Sajariftenmiffion verpflichtet<br />
fif, auf eigene Soften auf bem in 2tmbatoaba ihr jugemiefe^<br />
mn ©runbftüöe eine 2lriftalt für bie 2luSfäfeigen ju erriften.<br />
©ie Traufen follen unentgeltlif SBohnung, $oft, ^leibung,<br />
Slrjneien unb ärjttife Sehanblung erhalten. SDie 3Jiiffton<br />
befontmt t>on ber Regierung fef jig granfen jährlif für jeben<br />
Traufen unb fie übernimmt bie SSerpfliftung, baS 2Berf auf<br />
ihre Soften ju grünben.<br />
©ie Slnftalt entmiiJelte fif raff unb beherbergt gegen?<br />
märtig 450 SluSfä^ige. ©ie liegt am reften Ufer beS 3Jia=<br />
itambato auf einem Keinen &ügel. Sie Sage ift fehr freunblif<br />
unb ber S3IidE erftredt fif meit über ben gluß unb baS 3Keer<br />
hinaus.<br />
Stuf ben geebneten unb ausgefüllten Sümpfen maffen<br />
üppig ©ufafyptuS unb anbere Säume, ©ie £auptftraße ift<br />
harnit ganj eingefäumt unb gibt ber ganzen Slnftalt ein rein*<br />
lif eS, freunblif es 3luSfehen.<br />
©er £ügel t)on Slmbatoaba hat in ber falten ^ahreSjett<br />
immer Süb^ftb^SBinb, in ber marmett SahreSjeit hin=<br />
gegen ftets 9lorb=norbsoft=2Binb. ©er SBalb auf ber Oft unb<br />
Sübfeite ber SInflalt ffiifct biefe üor ben falten Sübminben,<br />
melfe ben ffon angegriffenen Traufen ffäblif merben fönnen,<br />
ia biefe ber Äälte ffmer miberftehen fönnen.<br />
©ine meite Straße burf freuet t>on 9lo rb naf ©üb bie<br />
.gan^e Slnlage unb teilt bie Käufer beS SßflegeperfonalS t>on<br />
ben ©örfern ber 3luSfäfeigen ab. Siefts toon ber Straße,<br />
melfe ben $1uß beherrfft, mohnen bie S3armherjigen Sfme*<br />
ftern fcom^eiligen SSinjenj Von Sßaul, melfe bie pflege ber
— 437<br />
2luSfä|i.gen übernommen haben; ihr ©aus befielt in einer mit<br />
Ble$ gebedten ißütte, mit einer Beranba auf allen vier ©eiten,<br />
bie ungefähr einen Söteter über bem Boben ho^fteht. 3Ijmen<br />
gegenüber ift in einem ähnlidjen £aufe bie SBerfftätfe unb bie<br />
SBohnung ber Satenfranfemoärter untergebracht. Nebenan be*<br />
ftnbet fich *>aS 3tefeftorium, baS Amtszimmer, baS 3Jlagajin<br />
für gefchälten unb wtgefchälten 9ieiS, bie Küdje u. f. ft).;<br />
toeiter füblidj liegt bie Kapelle.<br />
3m Horben liegen brei große Sörfer, jebeS mit ungefähr<br />
zwanzig Kütten, toorin folche 2luSfä
— 438<br />
günf Barmhergige ©dhmeftern vom heiligen Bingeng von<br />
Sßaul unb gmet Saienmärterinnen teilen ftch in ber pflege ber<br />
SluSfäfetgen. ©ine ©dhmefter hält ben auSfäfcigen Mnbern<br />
©
— 439 —<br />
Sie Abfftießung ift vottfommen burf geführt. 9tor an<br />
gegriffen Sagen werben ben Berwanbten befonbere ©rtaub*<br />
niffe gegeben, unt fre franfen gantitienangehörtgen befufen<br />
ju fönnen."<br />
Sa haben ©ie alfo, &of würbigfter £err ©uperior, einen<br />
ftberbticf über baS SBerf ber Miffion unter ben AuSfäfeigen.<br />
3BaS ber Softor nift fagt,WaS auf nift feine ©afe ift,<br />
ift bie opferfreubige Eingebung ber Barmhergigen ©fweftern.<br />
Sa if fie jeben Sag an ber Arbeit febe, fann if fagen, baß<br />
ihr Opfermut Wtrftif ein außerorbenttif er ift.<br />
Ste Befehrung ber erwaf fenen Reiben ift überaus ff wer;<br />
aber bennof haben wir ben Sroft, baß bie meiften Ausfall<br />
gen vor bem Sobe fif taufen laffen unb baS reine Äteib<br />
ber Unffutb mit fif aus biefer SBett nehmen.<br />
Äarl SaSne.<br />
2*
21 m e r t f
— 441<br />
flußauf* unb abmärts. £err Simon begann nun über ben<br />
2lnfauf biefeS ©runbftüdeS ju unterhanbeln unb im3Wärg<br />
1833 mürbe ber Ätauf um 3200 ©ollar abgeffloffen, mofcon<br />
2500 fogleif mirflif ausbezahlt mürben, mährenb bie reffc<br />
lifen 700 ©ollar als teümeife Sßenfion ber beiben Söhne<br />
beS £erm ©ougherty, melfe fif im Seminar St SUlaria be*<br />
fanben, betraftet mürben.<br />
©er Sftaffolger beS £errn Simon in ©ap ©irarbeau<br />
mar £err Dbin, ber im gahre 1836 naf ©ap ©irarbeau<br />
fam. £err Dbin gritnbete bafelbft eine Sf ule, bereu Seitung<br />
er mit einem ^riefter unb einem Sruber felbft übernahm.<br />
8m ^ahre 1840 fam &err Dbin naf St. Staria jurütf,<br />
morauf £err 9tttf ael ©omenef baS Imt eines StrpertorS in<br />
©ap ©irarbeau übernahm, ©a bte Sf ule gute gortff ritte<br />
mafte unb bie Sage Don ©ap ©irarbeau mirflif ffön mar,<br />
entmarf ^err ©omenef ben $lan ju ben großen Sauten, in<br />
melf en man ben Serfuf jur ©rünbung eines $ottegS mafen<br />
fonnte. Unt btefelbe 3*tt nahm man im ^ßfarr^aufe einige<br />
Zöglinge auf, melfe bie flaffiffen Stubien in ber Slnftalt<br />
mitmaä)m mollten. Qahre 1842 begann man Steine<br />
ju behauen, Siegel brennen unb
— 442<br />
3m Mai 1844 mürben bie flafftfdjen ©tubien in baS<br />
neue ©t aSingengfoHeg in ©irarbeau verlegt ©in Sßro*<br />
feffor betreibt bie Überfieblung folgenbermaßen: Site ber<br />
©uperior gigari angefünbigt hatte, baß bie flafftfdfjen ©tubien<br />
na^ ©ap ©irarbeau verlegt merben feilten, mürben große<br />
Borräte in ©ap ©irarbeau gelanbet unb ber Befehl gegeben,<br />
alles in Sßafete gu verpadfen: Sßulte, Bil<strong>der</strong>, Bettgeug, ßlet*<br />
ber u. f. m. ©ine Singahl Sffiagen ftanb bereit unb am 9Jlor=<br />
gen beS 13. 9Jlai machten mir uns bereit £err gigari gu<br />
Sßferbe eröffnete ben 3ug, bte SögK^ge, fünfunbfiebgig an ber<br />
3ahl, folgten in SBagen, mährenb bie ^rofefforen gu Sßferbe<br />
ben 3^g fd^Ioffert. 2Me maren voll greube unb bie äftuftf<br />
fpielte bte heiterften SBeifen, mährenb man burdh Sßerrty*<br />
viHe gog.<br />
Ungefähr bie Hälfte beS 3ugeS gelangte nodh an bem*<br />
felben Slbertb in 6ap ©irarbeau an. Sie anbern, bie lang*<br />
famer gegangen maren, mürben von einem heftigen ©türme<br />
überrafdht, ber fie nötigte, in einer Meieret neben ber ©traße<br />
eine Unterfunft gu fudhen. Sa mußten fte bie Sftadht ^bringen<br />
unb erft am folgenben Sage erreichten fie ihren Beftim=<br />
mungSort, morauf fdjjon nach gmei Sagen bte ©dhulen mieber<br />
aufgenommen mürben.<br />
3m Qahre 1859 mürbe eine midhtige Steuerung einge=<br />
führt: Ser ©rgbifdhof von ©aint ßouiS, ^enridf, unb bte<br />
Btfdhöfe ber Sßrovtng ftettten an bte 9ttiffionSpriefter baS 2ln*<br />
fudjen, ein ©eminar auSfdhließlidh für foldhe Jünglinge gu<br />
eröffnen, bie ftdh gu bem priefterlidhen Berufe entfchließen<br />
mürben, mo auch bie Älerifer ber verriebenen Stögefen ihre<br />
geiftliche 3luSbilbung erhalten fönnten. Ser Borfchtag mürbe<br />
angenommen unb im ©eptember 1859 ein eigentliches Sßriefters<br />
feminar eingerichtet. Sie 3ögltnge mürben am ©bluffe beS<br />
©dhuljahreS benadhridhtigt, baß im fommenben $ahre nur fol$e<br />
Aufnahme ftnben mürben, bie fidh beut geiftlidhen ©taube mib*<br />
men moUten. £err ©mith legte im Saufe beS QahreS fern<br />
3lmt als ©uperior nieber unb erhielt als Sftadhfolger £errn
— 443<br />
3Kac ©itt. . 3rt ben unteren Klaffen mürben menig Beraube*<br />
rungen vorgenommen, in ben Oberen Klaffen mürben jeboch<br />
bie philofophifchen unb t^eologifd^en ©tubien neu eingeführt,<br />
Sie flafftfchen ©tubien im Kolleg ©t Binzenz vor bem<br />
$ahre 1859 maren mefentlich bie gleiten mie im ©eminar<br />
©t. 3Jlaria. ©ie bauerten fe
_ 444 —<br />
Mäthematif unb bte -Äaturwiffenffaften ftanben tu hohen<br />
©hren. £err 3afob Änowb, burf mehr als gwangtg $abre<br />
Sßrofeffor ber höhten 9Kathematif, mar nift nur für fif<br />
felbft ein auSgegeif neter 3flathemati!er, fonbern auf ein guter<br />
Sßrofeffor für anbere, unb bie ©füter maf ten Unter ihm ge?<br />
tDöhnlif ff neHe gortffritte. Ser mathematiff e Kurs bauerte<br />
fefs $ahre. begann mit bem grünbiifen ©tubium ber<br />
gefamten Arithmetif unb ffloß mit ber 3nftntteftmal= unb<br />
Sifferentialref nung. Surf ungefähr brei $ahre hatten bie<br />
©füter gwei ©tunben täglif 3Jtathemathif. £err Änowb<br />
War ein regelmäßiger Korrefponbent beS ©mithff en SnftituteS<br />
in SBafhington unb ffon fünfunbgwangtg ^atjre vor ber<br />
©rünbung beS meteorologiff en Bureaus ber Regierung geif -<br />
nete er forgfättig jeben Sag bie atmofphäriff en Beobaf tungen<br />
auf unb überfanbte fte regelmäßig bem ^nftitute.<br />
£err Johann 3Jtac ©err$, $rofeffor ber 9?aturwijfen*<br />
ffaften, war ebenfalls ein großer ©elehrter; fein befonbe*<br />
res gaf war bie Botanif; bie ©ärten unb baS ©laShauS<br />
beS ÄoHegS ©t. Bingenj enthielten eine fehr fföne ©amm*<br />
Imtg von feltenen Blumen unb Sßflangen, bie ißerr 9Kac ©errty<br />
gefammelt hatte unb mit großer ©orgfalt pflegte. 3ßenn ein<br />
Högling befonbere Steigung für bie Botanif geigte/ würbe er<br />
fogleif ber ©egenftanb ber befonberen Aufmerffamfeit von<br />
feiten beS SßrofejforS, ber ein fo großer Bewunberer aller ©rgeugniffe<br />
ber Pflangenwett war. Stift feiten fah man Souriften<br />
unb Sleifenbe, bie ben gluß hinab* ober hinauffuhren,<br />
wenn baS ©fiff einen längeren Aufenthalt bei ber ©tabt<br />
mafte, ben ©arten beS ÄolegS befuf en, um bie pflangen<br />
unb Blumen beS £erw ©errty gu feben. @r nahm bie Be=<br />
fttfer jebergeit freunbtif auf, jebof nur unter einer Be=<br />
bingung. ©ie mußten fif bamit begnügen, bie Sßftangen mit<br />
ben Augen gu bewunbent, unb ftf wohl hüten, bie ©füfelinge<br />
beS profejforS gu berühren. SBehe bem, ber ertappt<br />
worben wäre, baß er eine Blume pftüdte, er wäre gewiß nie<br />
mehr in biefen gehler gurütfgefalten.
— 445<br />
©ie Sßrüfung für ben ©rab beS SaffalaureuS mar im<br />
©t Sinsenjfotteg fe^r ftreng urtb beShalb bie ^anbibaten<br />
auf nift fehr jahlreif; ihr SBtffen ging aber auf über baS<br />
3Kaß beS ©emölmtifen hinaus. @S mar nift genug, nur<br />
fefs in ber 2lnftalt jugebraft ju haben. ©ie Sanbi*<br />
baten mußten ihre 2Ibfif t $u Seginn beS legten 3ahre8 funb*<br />
geben, morauf eine eigens einberufene Serfantmlung ber Sßro*<br />
fefforen mit Stimmenmehrheit entffieb, ob ber Äanbtbat ju*<br />
gelaffen merben folle ober nift; tnt bejahenben gaHe ermatteten<br />
ben ^anbibaten ftrenge münblif e unb ff riftlif e $rü*<br />
fwtgen.<br />
$m gahre 1844 mar bie $ahl ber fünfunbfiebjig,<br />
melfe ßcfl in einigen Monaten auf hunbert ftieg. Sor bem<br />
Kriege fam bie fiälfte ber Bögltnge aus Souiftana; eS maren<br />
bie ©ohne ber bortigen ^lantagenbefi^er. ©ie ©tabt ©aint<br />
SouiS entfanbte bie meiften Söglinge naf Äap ©irarbeau.<br />
©aS ©anft Sinäenjfotteg hatte in ben erften Sahren<br />
fernes SeftanbeS mehrere harte Prüfungen burfjumaf en, bie<br />
anbere niinber mutige unb entff loffene 9Jlänner als bte Seiter<br />
beS jtottegS maren, außer gaffung gebraft hätten, ftaum<br />
hatten fif Sßr-ofeffoten unb 3 ö 9K n 9 e neuen SBohnung<br />
eingeriftet, als ber ©Uffiffippi, burf Dielen Sftegen ange*<br />
ff motten, aus feinen Ufern trat unb eine Überffmemtmmg<br />
Derurfafte, fo baß balb auf bie ^auptftraße Don Äap<br />
©trarbeau unter SBaffer mar. Sor bem Kolleg mar ber gluß<br />
über jtoölf Kilometer breit, ©ie bem SMeg ^ugehörenben<br />
gelber, bie eine reif lif e @rnte Don ©etreibe, 9JlaiS unb ©e*<br />
müfe *>erfprofen hatten, maren aft bis gehn guß unter<br />
SBaffer. 2tlS ber gluß mieber in fein Sett jurü
— 446<br />
geblieben maren, Ratten viel gu tun, um bie Traufen, über<br />
hunbert, gu pflegen. Bon ben 3öfllingen. ftarb niemanb, aber<br />
von ben Sßrofefforen gingen gmei, nämlih Herr 3lihtni unb<br />
Herr ©ercoS, im grühjahre 1845 in bie emige Belohnung ein.<br />
Slrn 4. gebruar 1848 mürbe baS ÄoHeg burh. eineJßulver*<br />
e£plofion buchftäblih in Srümmer vermanbelt. ©in Santyf*<br />
fhiff, ©ea Birb, baS 1500 gäffer $ulver an Borb hatte unb<br />
bamit nah ©aint SouiS fahren moUte, mußte megen beS<br />
vielen ©ifeS auf bem TOtffifftppianhalten. Sie öeute beS<br />
©htffeS fanben einen geeigneten Ort jum Übermintern,gerabe<br />
in ber Jtähe beS ÄotlegS. $n ber Slaht beS 4. gebruar<br />
brah. auf bem ©hiffe geuer aus. ©S mar gegen -üttitternaht,<br />
als ber Kapitän bie Seute beS 5MegS medte unb fie von ber<br />
©efahr benachrichtigte. ©hnell fleibeten fth alle an. unb flohen<br />
auf baS gelb; bie Mahnung fam niht gu früh: ber lefete<br />
glühtling mar noh niht toeitvon bem Kolleg, als eine hef*<br />
tige ©£plofion erfolgte. Sitte fpürten bie ©rfhütterung, aber<br />
eS mürbe niemanb verlefet. SllS man in baS Kolleg gurüd*<br />
lehrte, fanb man bte genfterfheiben in fleine ©Flitter ver=<br />
manbelt, bte Sfiren aus ihren Slngeln gehoben unb gebrohen<br />
unb niht ein Duabratfuß SUlörtel mar an ben Seden ober<br />
an ben SKauern geblieben. SaS Sah beS HauptgebäubeS<br />
mar von ber heftigen ©rfhütterung einige $oU gehoben mor*<br />
ben, fiel aber mieber, ohne großen ©haben gu nehmen, auf<br />
feinen früheren gurüd. Sie bi<strong>der</strong>t, feften SJlauern hatten<br />
gum ©lüd ©taub gehalten. 9ftan fhloß bie genfter mit Siihern<br />
unb Seden, bis aus ©aint SouiS ©las gebraht mürbe. Sie<br />
3immerleute befferten bie Süren aus ober erfefeten bie am<br />
meiften befhäbigten burh n ene unb am 7. gebruar mürben<br />
bie ©hulen mieber regelmäßig gehalten. SaS Slnmerfen beS<br />
HaufeS mit Hörtel mürbe bis in bie gerien verfhoben.<br />
Slm 27. November 1850 brad) ein anbereS Unglüd herein,<br />
bieSmal ein noh beträhtlihereS. ©in Sßirbelfturm von uner=<br />
härter Heftigfeit gertrümmerte alle -Kebengebäube, mie bie SBerf*<br />
ftätten ber ©hueiber, ©hufter, Bä<strong>der</strong>, unb bie ©heunen unb
— 447<br />
marf.fte meit von bem igaufe nieber. SaS Sach beg KottegS<br />
mürbe von bem ©türme bavongetragen, ohne baß man bie<br />
geringfte ©pur bavon aufftnben fonnte. Sie 3Jlauern ber<br />
©übmeftfeite beS £auptgebäubeS mürben bis . junt erften ©to
— 448<br />
Jen bie unermeßlichen ©treden, mir verfemen uns in baS Mutter*<br />
ijauS unb benfen bei uns felbft: „SBaS gebt je£t bort vor?<br />
SBaS mürbe man fagen, wenn man uns in biefem Aufguge<br />
im £ofe von ©anft SagaruS erff einen fähe."<br />
3f muß Sbnen fagen, baß mir giemlif gute Leiter finb;<br />
eS ift wohl auf wahr, baß man uns bei ben Steifen auf<br />
Miffionen immer bie fanfteften Siere gur Verfügung fteHt.<br />
Am 18. September haben wir bie BorbereitungSe£ergttien<br />
•eröffnet, weife vor bem großen gefte Unferer Sieben grau<br />
von ber ©nabe gehalten werben.<br />
24. ©eptember. — 9Bir haben breimal tägtif geprebigt;<br />
unfere erften Sßrebigten waren fehr gefegnet unb Slataga hatte<br />
währenb einiger Sage baS AuSfehen von SourbeS; baS fonft<br />
fo ruhige Sorf war nift mehr gu erfennen; über afttaufenb<br />
perfonen hatten fif in ber Umgegenb niebergetaffen unb<br />
mohnten in gelten. 2Bir hörten ben gangen Sag unb einen<br />
Seit ber Staft foviet Seute als mögtif beift, ohne |nbeS<br />
fertig gu werben. Am Borabenbe beS gefteS würbe näf ttif e<br />
Anbetung geh alten, am gefte felbft war Meffe auf bem freien<br />
tßlafee vor ber Kirfe unb Sßrebigt; banf beS guten SBiKenS<br />
t>er Seute von Stataga unb ber SiebenSWürbigfeit unferer Mite<br />
brüber Würbe auf ffön gefungen; benn meine 2Benigfeit ift<br />
mir ein fehr unVoEfommener ©borbirigent. ©S war wirftif<br />
ffön: bie ^eilige Meffe auf bem freien piafee in ©egenwart<br />
t>er unermeßtifen BolfSmenge, von allen ©eiten umrahmt<br />
von ben majeftätiff en Bergen, bie fif bis purace erftretfen,<br />
Neffen Stauf man aus einer ©ntfernung von 150 Kilometern<br />
tneben Popatyan bemerft. 2Bir hatten fföne Progeffionen,<br />
ähnlif wie in SourbeS. AffeS ging fehr gut unb bie Pilger<br />
waren fehr er haut<br />
Unglücftiferweife ift auf bto ^ anberSWo baS Bolf<br />
geneigt, aus ben frommen geften profane gefte gu mafen<br />
unb biefetben gu AuSffweifungen gu beilüden. Manfmal<br />
fommen eine Menge von Berfäufern von „Aguarbiente"
— 449<br />
(Branntmein) unb Saufenbe von $|3erfonen trinfen unb be~<br />
trinfen ftdh. . . • SieS ^atte man in SRataga erlebt gaffS<br />
bieS geflieht, befiehlt ber Bifdjof, nadj ber Sefung beS bifdhßfc<br />
lidjen SefreteS von ber Kandel herab unter Strafe ber SuS*<br />
penfton bie Kirdje ju fdjlteßen. 3m vorigen 3abre maren<br />
bie Branntmeinverfäufer fcfjon außerhalb beS SorfeS geblie=<br />
ben; in biefem Sahre mar lein einziger im Bereite ber Pfarre<br />
gu fehen. Sie Bemohner von -Jtataga, melche ftch, ©Ott fei<br />
©an!, befehrt haben, trinfen feit ber Anfunft ber 3Jlifftonäre<br />
feinen Branntmein mehr; man fagt, baß fie ftch auch ß&er<br />
baS ©efefe hinmegfefeen mürben, baS irgenb jemanbem bie Befugnis<br />
geben mürbe, Branntmein zu verfaufen. Siefe Kunbe<br />
hatte fich fd)on im voraus meithtn verbreitet, meShalb viele<br />
Äaufleute ben pan aufgaben, an biefen Drt zu fommen.<br />
@inige, bie bennoch fommen moUten, mürben von ben Kornmipren<br />
von Sftataga auf bem SBege angehalten, morauf auch<br />
bie SBiberfpenftigften ben Sftüdzug antraten.<br />
gaft alle Sage fommen neue plger an unb man
— 450<br />
9Kifftonen ftnb mir ben ganjen Sag mit $rebigen, Beich^<br />
hören u. f. fo.vollauf befhäftigt. $n ber grühe ift um fedjS Uhr<br />
nah ber heiligen SDtefe Sßrebigt, ju Wittag ©hriftentehre unb<br />
um 3lbenb um fecfjS Uhr nah bem'SRofenfranje mieber Sßrebigt<br />
gaft bie gange übrige 3eit Verbringen mir im Beihtftuhl, unb<br />
menn mir von Stfen mären, fönnten mir bis tief in bie Stacht<br />
hinein beihthören, benn bie SKänner fommen jeben 2lbenb fehr<br />
jablreih unb man fann mit ber Slrbeit niht fertig merben.<br />
SBährenb ber 3Jltffion fommen fie von ben gelbem unb aus<br />
ben Bergen in baS 3)orf; fie fuhen in einem Haufe Unterfünft<br />
unb bleiben nun vier, a$t ober vierzehn Sage, morauf<br />
fie mieber nah Haufe gehen, um bte anbern Sßerfonen ihrer<br />
gamilie jur 3Jliffton gu fhtcfen.<br />
Dft ftnbet man Burfhen unb SDtäbhen, melhe fagen:<br />
„ s 3Kein Bater, baS ift meine erfte Betht." ®a muß man<br />
nun ausfragen, ob fte bie ©ebete unb ben Katechismus fennen;<br />
menn fte bie genügenben Äenntniffe haben, läßt man fie gur<br />
Beiht unb Kommunion gu. ©olhe erfte Kommunionen gibt<br />
^S auf ben meiften 3Jtifftonen giemlih Diele.<br />
2ltte haben eine große ©hrfurht vor ben SDltfjtonären, fo<br />
baß bie Seute gemöhnlih nur fagen: bie heilige 3Jiiffton, bie<br />
heiligen 3Jliffionäre, bie heiligen Bäter. 3Kan follte aller<br />
biefer ©hrentitel mohl niht gang unmürbig fein unb boh<br />
märe man leiht verfuht, fth felbft ju vernahläffigen, mährenb<br />
man bamit befhäftigt ift, bie anbern gu retten.<br />
3Bir fahren in ben SDlifftortert fort; am nähften ©onn=<br />
tag motten mir in ©igante, einer minber gutgefinnten Pfarre,<br />
beginnen.<br />
®a Herr Sarquere unb Herr Sßu^o leibenb ftnb, hat ber<br />
Bifhof bie Arbeiten biefeS SahreS etmaS anberS eingeteilt.<br />
SBir hätten am Januar bie Sßriefteresergitien unb eine fflltf*<br />
fion in ©argon halten fottert; nun mirb ber Bifhof felbft bie<br />
%ergitten halten unb bie SDtiffion mürbe auf ben fommenben<br />
Dftober verfhoben.
— 451<br />
3f $of>e Shnen nof nift gefagt, baß unter ben pilgern<br />
auf manf e jnbianer Von Sierra bientro finb; biefer Sanb*<br />
ftrif liegt jenfetts beS Stio Stegro, brei Kilometer von Slataga.<br />
SBenn bie bortigen Seute ju unS fommen, bringen fte immer<br />
einige prüfte, Kartoffel, Bananen, kühner u. f. w. ober wenig*<br />
ftenS zwei ©ier in etn Maisblatt eingewidett, um fte uns an*<br />
zubieten; baS ift baS fleine berfömmlife ©effenf. ©iner von<br />
ihnen, ben if geftern naf bem Stofenfrange beifthörte, folgte<br />
mir, als if bie Kirfe verließ, um mir jtoei SBeintrauben<br />
anzubieten.<br />
©ine ber unfrigen cfnlife ©enoffenffaft hateS abge*<br />
lehnt, auf SBunff beS Btff ofs von Popa^an hier eine Mif=<br />
fion ju halten; als biefetben Priefter hier burf reiften, fagten<br />
fie, baß fie auf in Stataga nift angenommen hätten; um fo<br />
mehr mürben fieeS ablehnen, in Sierra bientro Miffion ju<br />
halten. Aber mir werben bof bahin gehen. 3f föelß, baß<br />
ber Bifitator ungeaftet ber ©f Wierigfeiten wünff t, baß Wir<br />
bie Miffion annehmen.<br />
3f muß 3l)ran auf etwas von bem Bau unfereS neuen<br />
Kaufes in Slataga fagen. ®ie Hälfte beS £aufeS wirb balb<br />
fertig fein. . . 2Bir werben biefe neuen gimmer bei unferer<br />
Iftüdfehr von ©igante ffon bewohnen fönnen, was gegen ben<br />
20. SDejember ber gratt fein wirb. SHe ßimmtt werben groß<br />
unb bequem fetn unb jeber Mifftonär wirb' fein eigenes «gtmmer<br />
haben. Bisher mußten £err 2>elfort unb if ein fleineS Limmer<br />
Zufammen bewohnen, wo wir uns gegenfeitig gu er haum fuf en,<br />
n?o wir uns aber bof etwas beengen.<br />
3f bewahre immer baS befte Anbenfen an Popatyan unb<br />
if bin fehr jufrieben, baß if fef S Monate im großen ©eminar<br />
anbringen fonnte, was für mif in jeber iginftft von Stufeen<br />
war. 2)aS geigt, baß man ftf immer vom ©ehorfam leiten<br />
laffen muß. Subwig SD uro u.
— 452<br />
Brief bes Bifcfjofs Srcrbtnattb ^Toufciro r>on
— 453<br />
heilige Kommunion nachmittags nof um fünf Uhr auSfp'enben.<br />
2)aS ift wohl baS SBirfen ©ottes.<br />
AnberfeitS haben wir gegen bie Anhänger ©atanS gu<br />
fämpfen, nämtif gegen bie Freimaurer, bie reltgiöfe ©letf*<br />
gültigfeit, bie ©f uten ohne ©ott, bie gMIebe u. f. w.<br />
2>ie priefter ftnb mit Aufopferung in ihrem heiligen<br />
Berufe tätig. Dbgteif Sfpirito Santo ber fleinfte fcon ben<br />
'Staaten BraftlienS ift, fo ift er bennof fo groß wie manfe<br />
Protting ber europäiffen SJeife; unb änftatt in einem be*<br />
quemen SBägen, reifen wir, Biffof fowohl als Miffionäre,<br />
auf Maulefelit, auf unffeinbaren, gewunbenen Pf aben burf<br />
bewatbete ©ebirge, anbere Male wieber auf ausgehöhlten,<br />
fumpfigen Söegen.<br />
@ine anbere Miffion würbe in einem gu Bictoria ge*<br />
hörigen Drte gehalten, in einem prifeafaufe, baS einstweilen<br />
in eine Kapelle umgewanbelt worben war; biefe Mtffton über*<br />
traf weit alle @rwartungen, ba wir üor nift gang brei Sahren<br />
bafelbft eine Miffion gehatten hatten, bte refuttattoS toerltef.<br />
StefeS 3ahr empfingen 330 perfonen bie heilige Kom*<br />
munion unb 46 unref tmäßige Berbinbmtgen Würben in f rift*<br />
lif e ®b e n umgewanbelt, 282 perfonen würben gefirmi 2ötr<br />
haben ben plan gefaßt, ba eine Kirfe gu ©hten beS bet*<br />
ligen Bingeng gu errtf ten unb wir werben alle unfere Kräfte<br />
bafür einfe|en. 35aS Botf ift gu jebern Opfer bereit, um ben<br />
Bau ber Kirfe gu beff teunigen.<br />
Unfere ©fweftern haben fciel gu bem guten ©etingen ber<br />
Mtffton beigetragen. Sie ftnb, ©ott fei SDanf, an ©eele unb<br />
Seib gefunb.<br />
Mit feerBitte um Sfmt heiligen ©egen u. f» w. .<br />
f gernanbo, C. M.,<br />
»iffof üon %irito ©anto.<br />
$lnnalen 70. 30
454<br />
$ao tui$ fteJltaraittyao ($t £ufttm$ von ntarafiott).<br />
Bericht über biefe 2tnftalt.<br />
1. Sage beS ©taateS SDtaranon unb ©an Sutj. —<br />
3ßaranon ift einer ber 21 BunbeSftaaten von Brafilien. ©r<br />
WIbet ein nahezu gleidjfeitigeS Sreied, beffen ©runblinie ber<br />
tquator bilbet unb beffen ©pifee ftch nach ©üben erftredt.<br />
liegt zmif^en bem 1. unb 10. ©rab ßftlidjer Breite von $ari&<br />
©ein glädheninhalt beträgt 459884 qfm unb bie Bevölfermtg.<br />
beläuft ftdh auf 660000, movon bte £ätfte Sieger finb. Sie<br />
©renjen finb flad), mährenb baS innere gebirgig ift. Ttan<br />
ftnbet ba SJiinen von ©olb, Blei, ©ifen u. f. m. Ser Boben<br />
bringt alle tcopif^en ©rzeugniffe hervor, mie Baummolle, 3tetS,<br />
3u<strong>der</strong>rohr, Kaffee, föafaou-f/m. Sie zahlreichen glftffe, bte<br />
baS Sanb burChftrömen, finb faft bte einzigen BerfehrSmittel<br />
unb bie Meinen Sampfer verfehen ben ^oftbienft unb ben<br />
Transport ber SBaren. @S gibt nur eine einzige ©ifenbahn,<br />
eine Sinie von 78 Kilometern, meldje EajiaS, eine ber mid^<br />
tigften ©täbte von SDlaranon, mit Serezina, ber £auptftabt<br />
beS benadjbarten Staates verbinbet.<br />
©an Suiz, bie §auptftabt von 3Waranon, zählt ungefähr<br />
40000 ©ütmohner unb liegt auf ber gleichnamigen $nfel;<br />
biefe Snfel, 40 Kilometer lang unb 18 Kilometer breit, ift<br />
von bem geftlanbe burch einen Kanal getrennt, ber an man*<br />
djen Stellen nur einige 3Keter breit ift. Sie Snfel erftredt<br />
fidj von Dft rnify SBeft unb auf einer Sanbzunge, bie von<br />
ben SKünbungen ber gtoei glüffe 2lnil unb Bacanga gebilbet<br />
mirb, liegt bie Stabt ©an Sutz; fie beftfet einen auSgezeiCh*<br />
neten &afen, ber aber von &aiftfchen mimmelt;eS märe ein<br />
£afen erfter Drbnung, memt er niCht fo fehr ber ©bbe unb<br />
glut ausgefegt märe. -Jtach ben fieben ober ad)t gabrifen, bie<br />
alle Sage ihre fdritten pfiffe ertönen laffen, zu urteilen, ift<br />
bie Snbuftrie fehr entmidelt. SaS ©rziehungsmefen ift tu<br />
©an Suiz fo glänzenb georbnet, baß eS mit SWeCht baS
— 455<br />
Kirche unb Seminar in fltaranfyao.<br />
brafilianifdje Sitten genannt gu merben verbient Sine glän=<br />
genbe 6^ar gelehrter SfJtänner hatte ben -Kamen von -Btaranon<br />
gu ©hren gebraut; aber bieS ^ielt nidf?t lange an. Bon bem<br />
StaatSfygeum abgefehen, baS ben Familienvätern, bie für bie<br />
gute ©rgiehung ihrer Söhne beforgt finb, fein Bertrauen ein*<br />
flößt, finb in ber ©tabt unb im gangen Staate nur einige<br />
fleine Kollegien, bie aber nid^t in großer Sl^tung ftehem<br />
2)aS foeben eröffnete Seminar mirb alfo eine empfinblicbe Südfe<br />
im Unterrichtsmefen in SDiaranon ausfüllen unb eS ift mit aller<br />
Sicherheit gu hoffen, baß es gu großer Blüte gelangen mirb.<br />
Sßenn bie bisherigen gortfd)ritte noch nid^t fo rafhe maren, fo<br />
ift bieS auf baS große Mißtrauen ber Bemohner von SJlaranon<br />
gegen bie Sßriefter gurüdguführen; menn aber bie Borurteile<br />
verfhmunben fein merben, mirb unfer Seminar gu flein fein,<br />
um alle Zöglinge, bie fih uns vorftetten merben, aufgunebmen.<br />
30*
— 456<br />
@ih SBort über baS Älima in SDiaranon, melfeS nift<br />
fo ff Kmm ift, mie maneS naf feiner Sage am Äquator öer*<br />
muten mürbe. Dbgleif mir nur gmei ©rabe fcon bem $tqua*<br />
tor entfernt mo^nen, ^ben mir bennof nift Diel Don ber<br />
ju leiben, meil eine ununterbrofen Dom -Dieere<br />
mehenbe Srife Äü^lung bringt. 9Jltt einem SBorte, baS $ltma<br />
ift beff er, als man eS fif gemöljmltf Dorfteilt SeSmegen ift<br />
man auf angenehm überrafft, menn man in ©an Suig<br />
lanbet unb fie^t, baß baS Seben bof nift fo unerträglif ift,<br />
als eS manfe er^Iten, bie ben -Korben Don Srafilien nur<br />
ffleft famtten. Sf mill jebof einen geinb, melf er ber<br />
©efunbheit in biefem Sanbe bro^t, nift Derffmetgen, nämlif<br />
bie Seriberi*Stranfheit. ©ie mürbe im Sa^re 1868 einge*<br />
ffleppt unb befielt in einer Slrt Sä^mung ber Seine; biefe<br />
Äranfheit ift aber im allmählifen Serffminben begriffen*<br />
2. ®ie Sieligion in 3Karanon; bie ©eiftlif Iett;<br />
Sitten unb ©ebräuf e beS SolfeS. — 3ur $eit ber Mo*<br />
nifation gehörte 9Jlaranon in religtöfer Segteljmng gu Sßernam*<br />
buco (burf SuHe beS ^apfteS SßaulV. Dom 15. Suli 1614).<br />
Son $apft S^nogeng XI. mürbe es am 30. 3luguft 1677 gu einem<br />
SiffofSfife erhoben. Sis gur UnabhängigfeitSerflärung Don<br />
Srafilien mar Sffiaranon ein SuffraganbiStum beS Sßatriarf ateS<br />
Don Siffabon. Srn Sahre 1827 unterteilte eS $apft Seo XII.<br />
bem ©rgbtff of Don Sabia. ©ine Slei^e Don ^afyxzn maren<br />
bie ©reugen ber SDiögefe fehr unbeftimmt; je|t, mo fte genau<br />
umffrieben ift, umfaßt fie bie gmei SßroDingen SUlaranon unb<br />
©rft Dor f urgent mürbe le^tgenannter Staat als<br />
eigenes SiStum abgetrennt<br />
3)ie Ätafe gählte im gangen neungehn Sifföfe, bereu<br />
einer bem biff öflifen Stge entfagte, nof bebor er baDon<br />
Sefife ergriffen ^atte. gaft alle fyatkxi Don ber ©leif gültig*<br />
feit ber Semohner Diel gu leiben. ®ie geiler unb bte Un*<br />
flugbeiten einiger 3Jlitglieber ber ©eiftliffeit erflären bis ju<br />
.einem gemiffen ©rabe bie Verfolgungen, bie ftf gegen fte er*<br />
hoben. Sf meiß nift, mie beff äffen bie ©eiftltffeit in ben
— 457<br />
früheren gelten war. SBaS if erfahren fonnte, ift, baß fcor<br />
ungefähr breißig Sagten, bie ©eiftliffeit in ber igauptftabt jiem*<br />
Iif gahIreif war. SDaS Kapitel war fcollzähligunb entfaltete<br />
eine regelmäßige Sätigfeit. @s ffeint, bafe bie Sugenb biefer<br />
Domherren nift ihrer I entfpraf. 3>efct finb in ber gan*<br />
gen SMöjefe über fünfzig priefter, etngeref net fieben Kapuziner<br />
unb fcierSazariften;eS fommen alfo neununbbreißig 3BeIt?<br />
priefter auf ein Sanb, baS fo groß ift wie ganz granfreif.<br />
Bon biefen hat nof, wie man fagt, ein guter Seil feine<br />
prieftertif en Berpfltf tungen fcergeffen. @S ift alfo nur fcom<br />
©eminar etwas zu hoffen. $f tottt einen ehrenwerten prie=<br />
fter nift unerwähnt laffen, bem bie religiöfe SBiebergeburt in<br />
Maranon zum großen Seite zu fcerbanfenift;eS ift $oao<br />
S. ©nebetha Mourao. @r rief bie Kapuziner unb bie Anna*<br />
ff weftern ins Sanb, weife neues geiftigeS Seben in bie Stö*<br />
jefe braften. @r mareS auf, ber währenb feines ganzen<br />
SebenS unb mit aßen Mitteln, auf ber ^an^d unb in ben<br />
Bettungen, bie 3tefte ber Kirfe fcerteibigte.3)anf feinem<br />
mäf tigen @inftuße würbe, ber ©runb beS ©eminarS fconeiner<br />
Menge fleiner Kütten befreit, bie ringS um ben ©arten beS<br />
©eminarS errif tet worben waren. 3f habe auf ber Kapn*<br />
Züter ©rwähnung getan; fie befifeen gtoei Käufer, baS eine in<br />
ber £auptftabt, baS anbere im 3nnetn beS SanbeS. Sfott<br />
Arbeit befiehl faft ausffließltf in ber Pfarrfeelforge, wo fie<br />
aber, weil fie fehr fleißig unb eifrig finb, fciel ©uteS wirfen.<br />
3)ie Amtaff weftern haben in ©an Suij gtr»ei Anftalten. ©eit<br />
etwa zehn 3ab^n befteht h^r auf ein Klofter fconitalieni*<br />
ffen ©fweftern fcon ber heiligen ©orothea; fie haben ein<br />
fteineS ^enfionat unb einige SBaifenfinber.<br />
2BaS foll if jefet fcon ben ©itten unb ben ©ebräufen<br />
beS BolfeS fagen? 35ie lanbläuftge Beurteilung ift feine fehr<br />
günftige. SDie ©itten ftnb fehr herabgefommen; bie Angabe,<br />
baß fconhunbert Ktnbern fünfzig unehelif finb, ff eint ber<br />
SBahrheit wohl nahezufommen. SDiefer Umftanb Wirb Shuen<br />
mehr fagen als atteS anbere. 3)aS Bolf fceraftetim attge?
— 458 -<br />
meinen bie Sßriefter. äBaS mag bie Urfahe bavon fein? Dhne<br />
$toeifel bie alte böfe ©emohnheit bet Bemohner von 3Wara*<br />
non, jeglihe 2lutorität gu veralten; gum Seil mohl auh<br />
baS ärgerniSgebenbe Seben einiger Sßriefter in ben früheren<br />
Seiten.<br />
SaS Bolf bat aber nihtSbeftomeniger eine gang eigene<br />
Sieligion. -Jiah ber 3Ingahl unb ber Sßraht ber abgehaltenen<br />
Sßrogeffionen gu fhließen, fönnteeS fein religiöfereS Bolf auf<br />
©rben geben. Sh Steifte, obeS irgenbmo auf ber SBelt mehr<br />
Sßrogefjtonen gibt als hier. 3ftan muß mohl geftehen, baß bie<br />
Hauptfahe babei bie Völler unb bie 3Kufif finb; von ©ebet<br />
feine ©pur. Unglüälihermeife befteht barin unb ntanhmal<br />
nur barin bie gange Religion biefeS BolfeS. 2lber fie halten<br />
feft an ihren .5ßrojefftonen; vor menigen fahren wollte ein<br />
Bifhof megen ber babei vorgefommenen SDJißbräuhe eine 5ßro=<br />
jeffton gu @hren beS heiligen IntoniuS abfhaffen. 316er er<br />
märe beinahe gefteinigt morbeu unb entging nur mie burh<br />
ein SBunber ben Hoheiten ber aufgezeigten Bevölferwtg.<br />
Sh toürbeunreht tun, tooHte ih niht von ber religiöfen<br />
SBiebergebürt reben, bie Von ben Kapuginern vor fünfgehn<br />
Sahren. eingeleitet mürbe. ©ie famen aitS ber fiombarbei<br />
unb mürben in ihrem Beftreben von bem neuen Bifhof 31.3Eifto<br />
2lbano> fräftigft nuterftüfet. ift fhpn viel ©uteS gefhehen<br />
unb bie 3ufunft bietet noh weitere tröftlihe 3luSfthten. Sie<br />
Bruberfhaft beS Sritten DrbenS beS heiligen grangtSfuS unb<br />
baS ©ebetSapoftoiat gebeihen vortrefflih* Sn befheibenerem<br />
gjtaßftabe beginnen bie ©t. Bingengfonferengen unter ben 3Mn*<br />
nern ihre SBirffamfeit.<br />
3. SaS Seminar, ©rünbung beS SUofterS ©t. 3lm<br />
ton. ©rünbung beS Seminars. Slnfunft ber Sagariften.<br />
(SrfteS Saht. — $n SanSuig finb gmei alte Klöfter, bieben<br />
SRamen Seminar tragen: baS ©eminar Unferer Sieben grau von<br />
ber ©habe (baS 3Kerces) unb baS ©eminar St. Slnton. SaS<br />
erftere gehörte bem Drben von ber ©rlöfung ber ©efangenen<br />
unb mürbe im Sahre 1639 gegrünbet. Sa ber Drben faft
— 459<br />
auSgeftorben unb feine AuSfidjjt mehr mar, baß er ftch lieber<br />
erbeben merbe, ba bie ©efefee beS SanbeSeS verboten, fo<br />
richtete ber Bifd^of SDon Suiz von ©onceigao Saraiva im ©in*<br />
verftänbniffe mit ben legten überlebenben DrbenSleuten baS<br />
große Klofter ju einem Seminar ein; bte ©röffnung beSfelben<br />
gefchah am 3. gebruar 1863. 2)aS Seminar gebieh eine 3eit*<br />
lang, aber naü) einiger 3eit entftanben B^ifüg^eiten zmifchen<br />
ben %h^erfönen unb bem Bifdjof. Sftadj bem Sobe beS testen<br />
Sleligiofen von ber ©rlöfung ber ©efangenen ging baS Klo*<br />
fter in ben Beftfc beS BifcbofS über, bereS ber ^Regierung<br />
vermietete, morauf biefe barin ein £%eunt einridjtete. ©rft<br />
vor einigen Sßodhen mürbe baS große ©ebäube von Bifcihof<br />
SEifto Albano mit ©utheißung beS apoftolifdhen -JiunttuS an<br />
ben Staat verfauft.<br />
2)aS anbere Klofter, baS heute als Seminar bient, ge*<br />
hörte ehemals ben granjiSfanern. ©eftatten Sie mir, guerft<br />
von ber ©rünbung beS KlofterS etmaS zu fagen, um bann<br />
bie ©rünbung beS Seminars gu erzählen.<br />
Anfänge beS KlofterS San Antonio. — 3ur 3eit> mo<br />
nod) granfreid) feine Kotonifien nach 3Jiaranon fanbte unb auf<br />
baS Sanb großen ©inftuß ausübte, verlangte Siavarbtere brei<br />
Kapuziner; Sßater Seonharb, ^rovinjial von SßariS, entfprach<br />
bem Anfügen unb fanbte brei patres ab, meldje am 12. Au*<br />
guft 1612 in Brafilien lanbeten unb balb barauf ein fleineS<br />
Klofter bauten, auf bentfelben Sßlafce, mo fpäter baS Sefuiten*<br />
fotteg unb heute bie Kathebrale fteht AIS im $ahre 1615<br />
bie granjofen aus SUlaranon vertrieben mürben, hielten es<br />
auch bte Kapujiner für geraten, baS Sanb ju Verlaffen. 2)aS<br />
Heine Klofter mürbe bem S)3ater Kosmas von Sanft Samian,<br />
bem ©sguarbian beS KlofterS von Sßarahpba, unb bem be*<br />
rühmten Shevlogen ©manuel ba pebabe, meldhe als Militär*<br />
feelforger ber SmmebeS ^ierontymuS von Albuquerque am<br />
12. Sejember 1615 aus Sßernambuco htehergefontmen maren,<br />
übergeben. Sie hielten aber baS Klofter menig geeignet uhb<br />
Verlangten bie 3umeifung eines ©runbftüdeS, baS früher einem
— 160 -<br />
grangofen, namens pinau, gehört hatte, um bafelbft ein Klofter<br />
ihres DrbenS gu bauen. An biefem Drte fleht jefet baS Se=<br />
minar. 3h*em Anfufen mürbe golge gegeben. Site bie<br />
Armee abgog, gogen fif auf bie beiben SMigiofen gurücf, fo<br />
baß nun baS alte unb baS neue Klofter fcerlaffenbaftanb.<br />
3)aS alte Klofter würbe fcon bem Regenten ber profcing ben<br />
gefuiten übergeben, weife barin ba? fpätere Kolleg Unferer<br />
Sieben grau „ba £ug" errifteten. 3)aS neue Klofter, baS<br />
Wahrffeinlif nur ein profciforiff er Bau War, ff eint bis gum<br />
Sahre 1624 fcerlaffen gewefen gu fein, ßu biefer Seit fam<br />
grang ©oelho be ©arfcatho, erfter Statthalter ber Profcing,<br />
mit fiebjehn grangiSfanern ber profcing Sanft Anton aus<br />
Siffabon hier an. Sie begannen fogleif im Auguft 1624<br />
baS Klofter gu hauen, baS jefct als Seminar bient. gm fot*<br />
genben Sahre reifte ihr Superior, Pater ©hriftorao, naf<br />
Para unb ließ ben Pater Antonio ba Srinibabe als erften<br />
©uarbian gurüd<br />
Über baS Klofter ift außer bem merfmürbigen progeß<br />
gegen bie Ameifen, ben ©mannet BernarbeS in feinem Buf e<br />
„Slofca gtorefta" ergähtt, nifts BefonbereS gu beriften. So<br />
fcerftoffen mehr als gwei ^ahifunberte. AIS im -gahre 1856<br />
baS Klofter ohne Stetigiofen, ohne Hilfsmittel unb faft ganj<br />
fcerlaffen baftanb, fam Pater Bingeng fconSefuS als ©uarbian<br />
hieher. Am 1. September beSfelben Jahres begann er ben<br />
Bau ber Kirfe, bie heute eine ber bebeutenbften fconSan<br />
Suig ift. Bei biefer ©elegenheit fonnte er fif übergeugen,<br />
wie groß bie öffentliche SBohltätigfeit unb bie ©roßmut ber<br />
fcetffiebenen Bereine war. Als er im $abre 1862 ftarb,<br />
war ber ff werfte Seil ber Arbeit getan. SBenn er nift bie<br />
greube hatte, fein SBerf fcollenbet gu fehen, fo war ber böfe<br />
93Bife einiger Statthalter baran ffulb,-weife ihm bie fcon<br />
ber Regierung angewiefenen 3uffüffe nift ausgaben wollten.<br />
Sein 9?affotger A Pater 9lifarb fcomheiligen, ©rabe, ent*<br />
widelte bie eifrigfte Sätigfeit unb erlangte gur gortfegung<br />
beS Kirf enbaueS bie Summe fcon300Q0 >granfen A , fo baß
— 461<br />
bie Kirfe balb Dolenbet merben fonnte. 3)ie Krönung ber<br />
Arbeit bilbete bie feierlif e ©inmeibung ber ©tatue beS Eiligen<br />
2lntoniuS ant 20. Sänner 1867.<br />
2llS burf faiferlifeS Verbot bie ätufnahme Don StoDigen<br />
unterfagt mürbe, ftarb ein Steligiofe naf bem anbern<br />
fo baß im 1870 nur mehr ein einziger übrig mar.<br />
2llS auf biefer ftarb, ging baS herrenlofe Klofter in ben<br />
Befifc beS ©taateS über, biseS bem mutigen ©inff reiten be£<br />
Biff ofs -üJtourao gelang, baS Klofter als ©igentum ber SHö*<br />
gefe gurüdguerhalten.<br />
©rünbung beS ©eminarS. — Son SRarcoS Antonio be<br />
©ougaS, breigehnter Biff of Don äWaranon, grünbete im Klofter<br />
©anft Sttnton fein Seminar, ©r erfufte bie SReligiofen, ihm<br />
einen Seil beS KlofterS gur ©inrif tung eines ©eminarS gu<br />
überlaffen, maS biefe gern gugeftanben, unb am 17. 2lpril 1838<br />
fanb bie feierlife ©röffnung biefer miftigen Slnftalt ftatt<br />
Sm Sahre 1842 mürbe gu bem Don ben grangiSfanem abge*<br />
tretenen Seil beS £aufeS ein neues bagugebaut. S)on SDtarcoS<br />
ermirfte eS, baß alle ©tubienflaffen beS ©eminarS Don ber<br />
Regierung begabt mürben, unb als er ftarb, hinterließ er<br />
feiner SieblingSanftalt feine Bibliothef unb 10000 granfem<br />
©ein Slaffolger, ®on %v. ©arloS be ©an Sofe, ahmte fein<br />
Beispiel naf, inbem er feinerfeits ebenfalls feine Bibliothef<br />
unb 7500 granfen hinterließ.<br />
911S baS ©eminar gu flein mürbe, erlangte ®on ©mannet<br />
Soafim ba ©ilDeira um baS Saljr 1853 bem ©uarbian<br />
beS KlofterS bie Überlaffung eines ffönen ©flaffaaleS, mofitr<br />
er ihm eine fleine ©ntffäbtgung gab. Sa bieS nof nift<br />
genügte, ließ er auf ©taatsfoften einen neuen gtügel erbauen<br />
unb bie alten Don ben SReligiofen übertaffenen Seile beS Klo*<br />
fterS reftaurieren. SDa er mit Bebauern fah, baß bie ©hör*<br />
fnaben ber Kathebrale ohne jeben Unterrtft unb ohne alle<br />
©rgiehung maren, grünbete Son Suig be ©onceigao ©araiDa<br />
burf ©freiben Dom 19. Suli 1859 eine ©fule für Satein<br />
unb grangöfiff im ©eminar ©anft 2lnton. 35a aber biefeS
— 462<br />
Littel feinen ©rfolg hatte, befahl er ihnen ßalb barauf, int<br />
©eminar ju mohnen bei ©träfe beS BerlufteS ihrer ©teile.<br />
Um bie Bebeutung biefer 3Waßregel ju verftehen, muß man<br />
bebenfen, baß bie ©horfnaben von ber Regierung eine monat*<br />
lidje ©nttohnung von 16 SDtilretS, baS ift ungefähr 40 granfen,<br />
erhielten. Stefe Berorbnung braute bie gemünfchte gute 2Bir*<br />
fung hervor; bie SBiberfpenftigen verfdjmanben unb bie anbern<br />
(jemöhnten- ftch in furjer 3eit i^re 3uchtlofigfeit ab. Bon<br />
einem Sireftor begleitet, begaben fie ftch tägli$ in bte Käthebrale,<br />
um ihr Amt zu verfehen, unb bann in bie ©dhule be£<br />
©eminarS. Au£ ihnen gingen auch lange Seit alle priefter*<br />
liehen Berufe ber Siözefe 3Karanon hervor. Aber e£ fam<br />
eine 3eit, mo baS Kapitel fo wenige 9Jiitglieber zählte, baß<br />
eS feinen ©teuft in ber Kathebrale nicht mehr verfehen fonnte.<br />
Sie golge mar, baß auch bie 6l;orfnaben immer weniger<br />
mürben. SaS Seminar beherbergte nur mehr jeitfoeife einige<br />
Theologen. Um baS Unglücf vollzumalen, mürbe baS ©e*<br />
minar, baS boch von 3eit zu 3eit einige Kanbibaten für ben<br />
geiftlichen ©taub geliefert hatte, im 3ahre 1888 aus ben<br />
oben ermähnten ©rünben gefchloffen. ©o §örte nun jeber<br />
regelmäßige 3ufluß von Sßriefterberufungen auf unb eS ver*<br />
floffen mehrere Sahre, ohne baß jemanb zum ^riefter gemeiht<br />
Horben märe. Sa ba£ ©etniuar von ©anft Anton leer ftanb,<br />
befdjloß Son Antonio Alvarenga, barin feine SBohnung zu<br />
nehmen; ba aber um biefe 3eit bie Siegierung aufhörte, ben<br />
Bifdjöfen von Brafilien bie SBohnung zu liefern, fo biente<br />
baS ©eminar burd) ungefähr fünfzehn ^ahre als bifd^öffidhe<br />
SBobmmg. 3m $ahre 1898 mürbe auf Anregung einiger<br />
SBeltpriefter im ©eminar ein meltli^eS Kolleg eröffnet, morauS<br />
einige menige Berufungen zum Sßrieftertum hervorgingen. Aber<br />
ber neue ©rfolg bauerte nicht lange. Kurz vor ber Anfunft<br />
beS Jeggen BifdjofS, im $ahre 1901, mürbe baS Kolleg ge*<br />
fdjlojfen. Sa ber jefcige Btfdjof, Antonio Xifto Albano, fah,<br />
baß feine Siözefe ohne jebe ©rziehungSanftalt für angehenbe<br />
^Jriefter fei, hatte er ben feften Sßlan gefaßt, fein ©eminar
— 463<br />
ber Kongregation ber 3JUffion gu übergeben, ba er unfere ©e*<br />
noffenfdjaft fdjon feit feiner Kinbheit mohl tarnte unb ftets<br />
eine befonbere Buneigmtg gu ihr ^atte- @r fteffte fogleih<br />
ein bieSbegügliheS äfafuhen an Herrn ^ßater Sehaene, Bift*<br />
tator unferer brafiliantfhen 5ßroi)inj, ber aber feinem SBunfdje<br />
erft gmet Sahre fpäter entfpredjen fonnte.<br />
Unterbeffen fammelte ber Bifhof von allen (Seiten bie<br />
Jünglinge, bte eine SMgung gum geiftlihen Staube geigten,<br />
unb in furger 3eit ^atte er gwangig fother BbgKnge aus allen<br />
Seilen beS SanbeS gufammengebraht, bie er ber Seitung feines<br />
©eneralvifarS, SUtfgr. ©alvao, unterteilte. Sie vorgeritten*<br />
ften biefer 3 ß sK n 9 e würben bereits gu ^rieftern gemetht, anbere<br />
werben in furgem geweift werben. Sie anbern, bie fih niht<br />
gum geiftlihen Staube berufen füllten, traten von felbft gurütf.<br />
Sftah me^r als gmeijährigem Srängen erhielt ber Bifhof enb*<br />
lih bie Sftahriht, baß vier s JKiffionSpriefter auf ber Steife<br />
in feine Siögefe begriffen feien. 3n ber %at lanbeten am<br />
12. Jänner 1904 bie Herren SßerroneiUe unb SßaSquter in<br />
San Suig, melhen balb bte Herren 3lnbrabe unb Silva folg*<br />
ten Ser Bifhof nahm fte mit ber größten Herglihfeit auf.<br />
©r wohnte noh immer im Seminar, in ©rmartmtg, baß ber<br />
eben im Bau begriffene bifhöflihe $alaft fertig fein mürbe.<br />
@S würben einige vorbereitete Maßregeln für bie Shule<br />
getroffen, bie am 1. 3Jtärg beginnen foHte. Sa aber bie Beulen*<br />
peft in ber Stabt viele Dpfer forberte, mußte, man ben Be*<br />
ginn ber Shule für fpäter verfhieben. Sa ber Btfdjof mit<br />
©runb vorauSfah, baß mir im erften $ahre faft feine 3 & 9 5<br />
linge tut Knabenfeminar haben mürben, erfuhte er unS, ein<br />
Keines ©£ternat gu eröffnen; mirflih fyattmmir im 9Jiärg<br />
bereits breißig externe Kinber. Slm 4. 3lpril, mo bie Sßeft be*<br />
reitS gang ertofhen mar, eröffneten wir baS RnaUn^ unb baS<br />
Sßriefterfeminar. SehS Zöglinge traten in baS Sßriefterf eminar<br />
unb fünfgehn in baS Knabenfeminar ein. Stefe Anfänge<br />
maren befheiben, aber bie grüdjte beS erften Jahres maren<br />
fehr erfreulihe. früher jeber ©rgiehung unb $uht entfrembet,
— 464<br />
würben bie Sögltnge bcmf ber Bemühungen ihrer Sehrer unb<br />
©rgieher balb gehorfam unb fcoH ©hrfurft unb mir hatten<br />
bie ©enugtuung, aus bem 3Kunbe beS Biff ofS bte ffmeifet*<br />
hafteften Sobfprüf e gu hören. Bon feinen biff öflif en Biffe<br />
tationSreifen gurücJfehrenb, fonnte er beffer als jeber anbere<br />
bie grünblif e Beränberung in bem gangen SBefen feiner jungen<br />
©eminariften wahrnehmen unb er brüdte auf gegen alle feine<br />
fcoffe 3ufriebenheit hierüber aus. Sie Bögtiuge beS priefter*<br />
feminarS gogen auf frerfeitS Stufen aus ben wohlgemeinten<br />
Siatff lägen ihrer SDireftoren unb wir hatten bie greube, am<br />
30. -Kotember bem Biffof mehrere gut vorbereitete Kanbi*<br />
baten für bie heiligen Söeihen norfteHen gu fönnen. ®aS. war<br />
eine ©ntffäbigung für bie Meinen Prüfungen, bie uns in<br />
biefem erften Sahre nift erfpart blieben.<br />
©ett gwangig fahren waren in ber 2>iögefe feine ©jer*<br />
gitien gehatten worben, weshalb ber Biffof bte gerien benü|te,<br />
um bie Priefter eingraben, an biefen heiligen Übungen teil*<br />
gunehmen. AUe, mit Ausnahme eines etngigen, gehorf ten ber<br />
©timme ihres Dberhirten. ®ie ©sergitien fielen über alles<br />
©rwarten gut aus. £err ©imon, ber eigens aus ©eara ge*<br />
fontmen war, feffelte burf feine SBorte alle bergen. 3)ie<br />
Priefter, bie mit einiger Boreingenommenheit herbeigefommen<br />
waren, febrten gang befriebigt wteber naf ^aufe gurüd. Bor<br />
ihrer Abreife Wolte ber Biffof bie ©elegenheit benü^en, um<br />
feine neue biff öflif e SBohnung einguwethen unb ferne 9tefi*<br />
beug enbgültig bcfin gu »erlegen. SDteS geff ah am 15. ge*<br />
bruar 1905.<br />
9tun finb wir mitten int gweiten ©f utjahre. SBir haben<br />
31 Sögtinge, 5 \ m 5ßriefterfeminar unb 26 im Knabenfeminar.<br />
Alle geigen einen guten ©eift unb finb eifrig in ber Beob*<br />
aftung aller Regeln.<br />
©ott möge baS 2Berf gum Sohle ber Kirfe in SÖlara*<br />
npn fegnen!<br />
©an Suig.be Marcmbao, 1905.
— 465<br />
$cd)$ llionate in 6en lUiffioiten Brafiliens.<br />
Unter biefem Sittel l)dbm mir t>on igerw StonhftuS SillieS<br />
•einen Serift erhalten, ben mir nafftehenb im SluSguge mie*<br />
Vergeben.<br />
2lm 21. gult 1905 reiften mir in unfere erfte 3Jliffion ab.<br />
Um 5 U^r fcerlaffenmir Sahta unb beftexgen baS ©ftff, baS<br />
uns naf Stagaretl) bringen fott. SaS s JJieer ift ruhig unb<br />
tro^ eines ftarfen SiegenS gelangen mir mohlbehalten in biefe<br />
©tabt. Unfere SJtitbrüber hatten im vorigen Sahre eine ge*<br />
fegnete SRtfjton bafelbft gehalten unb finb beShalb nof im<br />
beften Sfrtbenfen. SBir mürben beShalb auf in ber herglif*<br />
ften SBeife, if möfte faft fagen, im Triumphe, empfangen.<br />
Sf wujs 3^nen fcorallem erzählen, melfe SageSorb*<br />
mmg mir bei unferen 3Blffionen in biefem Sanbe einhalten,<br />
bie überall biefelbe ift. Sitte Übungen ber ^eiligen s Mffton<br />
loerben unter freiem Gimmel gehalten itnb bie erfte ©orge<br />
beS 3ttiffionärS ift eS, eine Kandel erriften ju laffen, bie für<br />
"bie ^eilige $leffe, für bie Sßrebigten unb bie ©hriftenlehren<br />
Lienen fotl. SaS ift nift immer leift, aber mit etmaS ©e*<br />
-ffidtiffeit unb mit gutem äßillen gelingt eS einem bof.<br />
Um 4 1 / 2 Uhr früh merben alle ©lotfen geläutet, ober, um ge*<br />
nauer gu fpref en, mirb ein entfefelif er Särm mit alten Ueffeln<br />
«gemaf t, bie man mit heftigen ©f lägen bearbeitet; üon 7 bis<br />
11 Uhr merben bie grauen beiftgehört; um 12 Uhr ift baS<br />
SDlittageffen; t>on 1 bis 2 Uhr Seit, um fif etmaS auSgu*<br />
ruhen; um 2 Uhr Sefper, Komplet, SWtatutin unb SaubeS;<br />
Don 3V 2 bis 7 Uhr ift man in ber Kirfe beffäftigt; bar*<br />
naf nimmt man baS 3lbenbeffen ein, morauf man öerfuft,<br />
ju fflafen. 3f fage: „man fcerfuft"; benn oft ift man<br />
nof immer t>on biefen guten Seuten in Slnfpruf genommen,<br />
ienen man bof nof Slubienj geben möfte. 3lm 24. Suli
— 466<br />
abenbS begannen mir bie SUliffion unb gleid) am erften Sage<br />
Ratten mir ungefähr 600 Zuhörer; nadj jmei ober brei Sagen<br />
maren es fäjon 3000 unb nod? nahm bie Sah* ftetig zu.<br />
3ttan tarn nid^t genug ftaunen, mit meinem ©ifer bie guten<br />
ßeute von allen ©eiten zur 3Jliffion herbeieilten. Bier, fedjs<br />
unb adjt 3Reilen SBegeS hielten fie nidjt gurlitf. ©ie bradjten<br />
bie nötigen SebenSmittel gletdh mit unb feiner moHte fort*<br />
gehen, bevor er fein ©emiffen in Drbnung gebradjt hatte.<br />
3h^e ©ammlung unb ihre ©elehrigfeit ift über alles Sob<br />
erhaben, ©o §. B. fagt man ihnen, fie müßten bie ©traße<br />
mie eine Berlängerung ber Kirche betrachten, unb fogleid)<br />
herrfdht in biefer großen BolfSntenge baS größte ©djmeigen.<br />
3Jian fagt ben 9Jlännern, fie follten baS £aupt entblößt halten,<br />
unb fie gehörten fofort; man empfiehlt ihnen, mährenb ber<br />
ganzen Zeremonie nityt zu raudjeit, unb feinem einzigen fällt<br />
eS ein, gegen bie Unterbrüdung eines ©ebraud)eS, ber foju*<br />
fagen ihr halbes Seben ausmalt, ©infpradje zu erheben,<br />
•üftan fagt, fie follten fich &eim heiligen ©egen nieberfnien,<br />
unb nicht ein einziger unterläßt eS, mie immer auch ber<br />
Boben befdjaffen fein möge; unb meldje ©hrfurdjt haben fie<br />
erft vor bem 9Jlifftonär! ©r ift ihnen in äöirflidjfeit ber ©teil*<br />
Vertreter ©otteS. ©ie fönnen thm nicht genug ihre Ber*<br />
ehrung bezeigen; bie einen füffen ihm bie £änbe, bie anbern<br />
faffen feinen Salar, man ftreitet fi
— 467<br />
bie SRifffon; bie Sßrogeffion, an ber fih meiere Xaufenb Sßer*<br />
fönen beteiligten, fefete fih nm 4 1 j 2 Vfyv in Bewegung unb<br />
erft um aht Uhr war bie getemonie j U @nbe.<br />
2Bir mußten an bie 2lbreife benfen, voll Sauf gegen ©ott,<br />
ber unfere 2lrbeiten gefegnet hatte, begleitet von ben 2fi>fhiebS*<br />
rufen ber BolfSmenge, bie niht wußte, wie fte unS ihre Sauf*<br />
barfeit bezeigen foHte.<br />
SRah einer mehrtägigen Steife gelangten wir an ben Drt<br />
unferer jwetten 3Biffion, nämlih Boa -Jiova.SDaS Sanb fheint<br />
fehr arm gu fein; bte Kirhe befteht nur aus vier s JJlauern A<br />
bie mit einigen 3^geln itntereinanber verbunben finb. 3Jtan<br />
hatte fte für biefe ©elegenheit mit einigen Krängen aus far*<br />
bigem Rapier auSgefhmüdtt, woburh fte baS 2luSfehen eines<br />
BaHfaaleS befarn. SDte menig gabireihe Bevölferung ift gut<br />
gefinnt, aber bei meitern niht fo begeiftert mie an bem Drte,<br />
ben wir foeben verlaffen hatten. ätHmählih fammelten fih<br />
bie ßufydvex unb bie Übungen ber 9Jiiffion würben immer<br />
jahlrether befuht Hier gibteS mobl W e b e r 3Jiufif noh<br />
geuermerf, aber baS ©ute gefhieht in aller ©title unb bie<br />
©eele trägt bie beften ©efinnungen unb (Erinnerungen von<br />
ber 3Jiiffton mit fih- SBir hatten gasreiche Saufen gu ver*<br />
geihnen, 1973 girmungen, 1514 Beihten unb Kommunionen,<br />
82 @hen eingefegnet ober gutgemaht.<br />
9lm 24. Sluguft famen mir in ßonquifta an, mo wir unfere<br />
britte 3Jliffioit halten follten. 3lm gefte beS heiligen Submig<br />
eröffneten mir bie 3ttiffion;eS fheint, baß mir ba ntht ohne<br />
jeben Kampf bleiben merben; man fttnbigt unS fogar eine<br />
©egenmiffion an Von feiten ber Sßroteftanten, bereu eS hier<br />
fünf* bis fehShnnbert gibt. 3lber bie gurht mar unbegrünbet;<br />
eS famen mohl einige s $roteftanten gu ben Sßrebigten, aber fie<br />
hielten Rh gang ruhig. 5DaS mar auh kaS Befte, maS fie<br />
tun fonnten, benn bie Katholifen hätteneS ihnen gemiß ent*<br />
gelten laffen. 3ßaS uns am meiften in Berlegenheit bradjte,<br />
:War bie ©utmadjung ber ungültigen @hen. 3Jtan fann fih<br />
feine BorfteHung maä)m von ber großen 3ahl ber ungültigen
— 468<br />
IBerbinbungen; unb was bie ©fwierigfeü vermehrt, ift ber<br />
Umftcmb, baß bie Vorgeblid) Verheirateten burfauS feinen<br />
Aufff tuß geben fönnen über bie $aht unb ben ©rab ber Ber*<br />
W a n b t f f a f t ; man muß bam feine 3ufluft j U a[[ en feinen<br />
feotogiff en Kenntniffen nehmen unb von ben uns Mtffionären<br />
gemährten Bottmaften in weitgehenbfter Söeife ©ebrauf maf en.<br />
®aS brücfte uns wie ein Alp unb mir fehnten baS ©übe ber<br />
Miffion herbei. 9iif t als ob mir feine greuben erlebt hätten,,<br />
"benrt trofe unfereS guten SBittenS fo unten mir nift bem An*<br />
brange ber Beiftenben genügen. SrofttoS über bie. Abreife<br />
ber Miffionäre hatten mehrere Männer einen Anfflag verab*<br />
rebet, unfere Abreife gu verhinbem; mir vereitelten jebof ihren<br />
Plan unb gelangten a m 8. September naf ©ncroufillabe, ben<br />
Drt unferer vierten Miffion, gang im ©üben beS ©taateS<br />
Bahia, an ben ©rengen beS ©taateS MinaS ©eraeS, nift<br />
toeit von SDtamantina, bem gunborte ber SDiamanten. SBir<br />
•waren um fo mehr erftaunt über ben freunbtif en ©mpfang von<br />
feiten ber Bewohner., ba fie b o f jebeS religiöfen BeiftanbeS<br />
entbehrten. @S gibt ba meber eine Kirfe nof einen grieb*<br />
hof; bie ©teile betber vertritt eine gang Heine Kapelle; biefe<br />
umrbe von einer armen Siegerin erbaut, w e i f e , if weiß nift<br />
in m e l f e m Alter, getauft mürbe unb bie einen bewunberungS*<br />
mürbigen ©tauben haben mußte. Bon einer Angaht gut*<br />
tDittiger Männer unterftüfet, fonnten mir einen ©aal einrtf*<br />
ten, mo eine giemltfe Menge piafe ftnben fonnte. An ben<br />
•erften Sagen mar ber Befuf fehr ff maf, aber an ben fol*<br />
genben Sagen nahm bie BolfSmenge immer gu. ©egen @nbe<br />
ber Miffion waren mir gang überlaufen unb eS hätten fünfgig<br />
Priefter fein müffen, um allen gu genügen. SBelfe An*<br />
ftrengung für ben Mifftonär! Aber auf melf e greube für<br />
ihn, wenn er fieht, wie biefe wenn auf unwiffenben ©eelen<br />
fo bereitwillig bem Slufe ©otteS folgen! SBir wären gerne<br />
länger geblieben, aber wir mußten unfern.SBeg weiter fort*<br />
fe|en. Sie prüfte unferer Miffion in ©ncrouftttabe ftnb:<br />
150 Saufen, 1350 Kommunionen, 1376 girmungen, 90 ®he*
— 469<br />
fChließungen, 54 ungültige ©hen in Drbnung gebraut. ^adj<br />
einem mehrtägigen ermübenben 3Karfche langten mir in ©aratyba<br />
an. SaS Bolf nahm uns gut auf, aber, obgleich bie 3uhöter*<br />
fdjaft ziemlich groß mar, mar bie Beteiligung bei meitem<br />
nityt fo lebhaft mie an ben anbern Drten. 9lid)tSbeftomeniger<br />
ging bie ©nabe ©otteS an biefem Bolfe niCht fpurloS vor*<br />
über; für manä)e Drte tu $ranfreidj märeeS ein Sriumph<br />
gemefen, für hier mareS jebodj faft eine ©nttäufChung. SBir<br />
hatten bewtod) 75 Saufen, 19 ©hefChließungen, 898 gir*<br />
mungen unb 1700 Kommunionen ju Verzeichnen.<br />
Am 7. Dftober reiften mir von ßarapba ab unb famen<br />
brei Sage fpäter in 2JlinaS be Sßio be ©ontaS an, mo mir<br />
unfere fed)fte -äftiffton halten. ©3 ift eine fdjöne ©tabt,<br />
1200 3Keter über bem Speere gelegen. SBir mürben erft für<br />
ben Abenb ermartet; ba mir aber früher eintrafen, mar eS<br />
für bie Bevßlfertmg eine große ©nttäufdjung, meil eine jahlreidhe<br />
©char berittener Seute uns entgegenfommen fottte, maS<br />
nun unterbleiben mußte.<br />
£ier fahen mir etmaS, maS in biefem Sanbe feiten ju<br />
finben ift, nämlich eine reid)e, fdjöne Kird)e. Sie Bemohner<br />
haben eine große greube an ben äußeren 3eremonien, haben<br />
aber menig ©ifer, menn eS ftCh barurn h^nbelt, baS ©emiffen<br />
in Drbnung ju bringen. SeShalb boten fie uns auCh nityt<br />
viel BefChäftigung. ©rfafte famen aber aus allen ums<br />
liegenben ©egenben viele ßeute, befonberS aus Billa Belha,<br />
mo bie SUliffionäre voriges 3ahr geprebigt hatten unb noch<br />
in befter ©rinnerung ftnb. Unt unfere ©inbrüde furz zu*<br />
fammenzufaffen, fönnen mir fagen, baß uns bie Seute vom<br />
ßanbe viel greube gemacht haben, baß aber bie ©tabtbemohner<br />
unferen Bemühungen niCht entfproChen haben. Aber iCh mill<br />
gleiCh bemerfen, baß bie 3Jliffion bod) nidjt erfolglos verlaufen<br />
ift. SBiv formten 20 Saufen, 770 Kommunionen, 26 ©he*<br />
fchließungen unb 807 Firmungen Verzeichnen.<br />
Bon 3JlinaS reiften mir nadj gurnaS, mo mir unfere<br />
fiebente 3Kiffion beginnen follten. SaS Bolf mar hier beffer<br />
Slnnötcn 70. 31
— 470<br />
geftimmt, beShalb founten mir nur mit tiefer Führung fehen,<br />
mie bie SBolfSmaffen fconalten Seiten herbeiftröniten unb mit<br />
Begierbe an ben Sippen beS SßrebigerS hingen. Unglütfltf er*<br />
meife fiel gerabe ein ftarfer biegen, ber faft bie gange 3eit<br />
anhielt, moburf bie feierlif e Sßrogeffion auf ben griebhof<br />
unterbleiben mußte. 3lm folgenben Sage fuften mir bei (Gelegenheit<br />
ber ©rrif tung eine? KreugeS inmitten beS grtebhofeS<br />
eine geierliffeit gu fceranftalten. 25aS mar unfere lefete3Ser=<br />
fammlung. Sftaf öaufe gurüdgefehrt, fuften mir einen Über*<br />
Uiä über unfere ©rfolge gu gemimten; baS 3?efultat mar:<br />
29 Saufen, 21 ©heff ließungen, 1338 Kommunionen, 885 gir*<br />
mungen. ;<br />
•Jiaf einer für gen SRaft gingen mir naf ©atole, bem<br />
©f aupla&e unferer af ten SUliffton. SBir hätten gern ein<br />
ff örteS SBetter gehabt, meü bie Kirf en gemöhnlif gu Hein<br />
ftnb unb mir beShalb unter freiem Gimmel prebigen müffen.<br />
Slber unfer SBunff ging nift in ©rfüHung, benn fcon ben<br />
erften Sagen ber 3Jtiffion an fanbte ber Gimmel gange SBaffer*<br />
ftrörne herab. aiber tro^bem famen ff on in ben erften Sagen<br />
gmei* bis breihunbert Sßerfonen gur Untermeifung, obgleif fte<br />
einen fehr ffleften SBeg gu mafen hatten. 2>iefe Seute<br />
hatten gerabe einen Seitpunft getroffen, mo ber Stegen etmaS<br />
nafgelaffen hatte; faum maren fie jebof in ber Kirfe ange*<br />
taugt, ba begann ber biegen toonneuem, be? bis fpät abenbS<br />
bauerte, fo baß bie Seute erft um neuneinhalb Uhr abenbS in<br />
bifter gtnfternis unb auf ungangbaren SBegen naf £aufe<br />
gurüeffehren fonnten. Silber meit entfernt, ftf baburf ent*<br />
mutigen gu laffen, famen fie am folgenben 3Korgen um fünf Uhr<br />
mieber unb verblieben auf bem feuften, fotigen SBoben bis<br />
fiebenetnhalb Uhr fnienb. ©inen fo guten SBillen mußte ©ott<br />
fegnen. SBir gählten 20 Saufen, 515 girmungen, 1100 Kom*<br />
munionen, .32 ©beff ließungen unb bie SBiebergutmaf ung t>on<br />
4 ungültigen ©hen.<br />
%m 19. 9loöetnber maf ten mir uns auf ben SBeg naf<br />
3BortnhPS, SDaS SBetter mar fo ffleft unbeS regnete fo
— 471<br />
ftarf, baß baS Bolf Uns gar niht mehr ."erwartete,. Sa wir<br />
nichts vorbereitet fanben, mähten wir unS felbft baran, eine<br />
SKrt ©aal hergurihten, ber eine giemlih große «S^rerfhäft<br />
fäffen fonnte. 3m Anfange gingeS tro| beS guten SBillenS<br />
ber Seute wegen fdjlehten SBetterS fehr fdjtoer; aber allmäh 5<br />
lih nahm bie gahl unferer ^hörer gu unb fhließlih mußten<br />
mir ins greie gehen, niht nur um gu prebigen, fonbern auh<br />
um bie ßeute beihtguhören. Sie 3 a h* ber Saufen war 68,<br />
Kommunionen 1135, girmungen 778 unb ©hefhtteßungen 36.<br />
3lm 30. November gingen mir in bie Pfarre, genannt<br />
vom „guten SefuS". gßtr begannen biefe unfere gehnte Sttif*<br />
fton unter bem Sdjufee ber Unbefledten ©mpfängniS, bereu<br />
Jubiläum mir feiern moHten. SaS Bolf nahm uns mit Be*<br />
geifterung auf, maS ein gutes Borgeidjen mar. Unglüdliher*<br />
weife war baS Bolf fo fehr mit ben Borbereitungen auf baS<br />
geft ber Unbefledüten Empfängnis befhäftigt, baß eS bie SBorte<br />
ber 9Jlifftonäre niht hörte. 2lber von bem gefte an, baS mit<br />
großer tyxadjt gefeiert würbe, hatten wir viel gu tun. Be*<br />
fonbere Erwähnung verbtent bie Befehrung einer gangen prote*<br />
ftantifhen gamilie, Bater, 5Ölutter, gwei Söhne unb gwei<br />
Södjter, weihe ihren Irrtum abfroren unb bie Saframente<br />
ber Saufe, ber girmung unb beS 3lltarS empfingen. 2Bie ih<br />
oben fagte, waren bie legten Sage ber SDUfton üUxan^ ge*<br />
fegnet: 914 Sperfonen gingen gur heiligen Beidjt unb Kom*<br />
munion. 9tah einer breitägigen Steife langten wir in Ban*<br />
beira be -iWelo an, wo bie Staatseifenbahn ihren ©nbpunft<br />
erreiht. SBir fanben ba ein aufgeregtes, lebhaftes Bolf, baS<br />
aber von gutem SßiHen befeelt mar. SBir waren Sag unb<br />
5Raht befhäftigt. Sie 3lrbeit War wohl ermübenb, brahte<br />
unS aber viele greuben.<br />
Unfere lefcte 3Kiffion mar in ^aqueira, mo wir 154 Sau*<br />
fen, 1876 girmungen, 1915 Kommunionen fpenbeten unb<br />
94 @hen einfegneten. ©nblih am 29. Segember mähten mir<br />
uns auf ben Slüdmeg nah Bahia, baS mir am 21, $uli ver*<br />
laffen hatten. 9tah Haufe gurücfgefehrt, fuhten mir uns einen<br />
31*
— 472<br />
Überbltd über bie Erfolge unferer elf Miffionen gu verff äffen<br />
unb ftnben bie von 1400 Saufen, 1300 girntungen,<br />
16200 Kommunionen unb 660 @$effließungen, ©ott fei ge*<br />
^riefen für alles ©ute, baS feine ©nabe gemirft $at!<br />
C^ile-<br />
Srief bes ZTCifftonspriefters t}errn |>et>if]Te an ben<br />
©eneralfefretär f}erm 2llfreb ZTCilon.<br />
(Santiago, 22. Mai 1905.<br />
3f miß nur furg bie Vergrößerung unferer Anftalt er*<br />
focfnen, weife feit gwei Sauren eine vottfiänbige Umwanb*<br />
lung burfgemaft l)at. Sie götttife Borfe^ung unb bie um*<br />
fiftige Sätigfeit unfereS ©uperiorS baben in biefer Jßinftft<br />
faft ein SBunber gewirft. Unfere apoftoliffe ©fule, beren<br />
Seitung fif £err Sftotynet mit mehreren jungen Mttbrübern<br />
wibmet, jcflt neunzehn göglirtge. @S ift nof eine ganj junge<br />
Pflange, in bem freien Sanbe Amertfa entfprojfen, beren Pflege<br />
viele, ©orgfalt erbeifft; fie ift bie greube unb bie Hoffnung<br />
unfereS Kaufes.<br />
SaS 2Berf ber Miffionen ift vor allem ein Beweis unferer<br />
SebenSfraft äßelf ein freubigeS geft ift bof eine Miffion<br />
in einem Sanbe, voll beS tebenbigften ©laubenS! £ier ift ber<br />
©rfolg immer faft fif er. Sie Kirfe fann oft bie ^iförer<br />
nift faffen, fo baß man auf bem na^en piafce prebigen muß*<br />
Alle ge^en gur Beift, bie Männer oft gafylreifer als bie<br />
grauen. Sie eingige ©orge beS MiffionärS ift, in ben gel)n<br />
Sagen, weife bie Miffion bauert, nift allen bie SoSfprefung<br />
geben gu fönnen- 3n ®&epica finb über 3000 perfonen beif*<br />
ten gegangen, bie gemöljmlif e gatyl ber Beif ten ift jebof für<br />
jebe Miffion 2000. 2Bir prebigten faft baS gange gabr; wir<br />
gelten Miffion in allen ©pitälern von Santiago, Bafyaratfo<br />
unb anberen ©täbten; femer Miffionen für bie ^acienbaS,
— 473<br />
baS finb bie fünf* ober fed)Shunbert Beamten ber reiben<br />
d?ilenifd)en gamilien; enblid) bie elf SDlifftonen in ben Pfarren,<br />
mel$e uns ber Bifdjof abzuhalten befahl.<br />
; Sie teueren finb bie intereffanteften, menn audj bie<br />
fdjmierigften. Ser SDtifftonär fühlt fi
— 474<br />
&aufe gurütffehrten, naf bem fte gebeichtet unb fommuni*<br />
giert hatten.<br />
Sßte in allen Pfarren, fo maren auf ba bie 2tbenb*<br />
ftbungen am meiften befuft 3$re ©irifalt ift entgücfenb;<br />
einmal fanb fif gur Segleitung ber 3Kuftf ntfts anbereS als<br />
eine fiieflharmonifa.Stter mit melf er Begterbe fyivttnfte<br />
auf baS SBort ©otteS! 9tie famen ihnen bie gmei Unter*<br />
meifungen gu lang &or unb, menn ber Sßrebiger am ©flu§<br />
ifmen baS Silb beS ©efreugigten geigte, fnieten alle nieber,<br />
ff lugen an bie Sruft unb riefen unter Sränen: 50letn SefuS,<br />
Sarmhergigfeit! ©in folf er 3lnblid belebt im bergen beS<br />
SöliffionärS ben ©lauben nof mehr,eS tröftet ihn unb hilft<br />
ihm, bie Meinen Entbehrungen, bie et in feinem 3JliffionS*<br />
leben finbet, gebulbig gu ertragen.<br />
SDaS ift ein furger Überblid über unfere 3KiffionSarbetten<br />
in Santiago mit einer flüfttgen ©figge, maS eine ^tffiön<br />
in ©hile ift, biefem fo ffönen Sanbe, einer jener Slepublifen<br />
SlmerifaS, bie in begug auf ©laube unb Bilbung in befon*<br />
berer SBeife begünftigt ftnb*<br />
©• Sefciffe.
(Dyeanien.<br />
pjjüippinifdje ^nfeltt*<br />
Brief bes ZHiffiönspriefters Qerrtt fuftadnu* §ano,<br />
Superior bes £}aufes in Huena Caceres.<br />
^ueoa ©acereS, 6. April 1905, j<br />
SBir fyaben foeben ben afabemiff en Kurs beetibigt, too*<br />
bei ^unbert 300^9? biz Prüfungen beftanben f aben. SBerot<br />
bie Armut infolge ber gafylofen UnglücfSfätte unb ber Kraut<br />
Reiten, bie nof immer baS ßanb fyeünfufen,nift fo groß<br />
märe, mürben mir ebenfoöiele ober öieHeift nof me^r ©tu?<br />
bierenbe tyabenals in ben vergangenen ".bemt bie<br />
P^ilippinoS ^aben einen großen Srang naf SSitbung uttb<br />
Unterrift. ©ie ^aben ibren Irrtum eingefeben unb finb nun<br />
übergeugt, baß fie in biefer Anftalt me|r lernen als in bert<br />
©taatsffulen. SeSfjalb lommen fie in großer 341 gu unS,<br />
obmobl fie bie Büfer, bie ©inffreibegebü&r unb ©fulgelb<br />
galten müffen, was fte alles in ben StegierungSffulen um*<br />
fonft erhalten. '<br />
3n biefem Sabre mürben fünf priefter unb gwei SBiä«<br />
fone geweift.<br />
©. ©ano, G. M.
AwlttiflfU ttttd Ittfwotfett.<br />
36. Über ben Drt gur ©eminnung beS Sßortiun*<br />
fula*2lblaffeS für bie Barmhergtgen ©hweftern. —<br />
2>iSpenS. — S. R. C., 28. Sunt 1905.<br />
2luguftin Benegtani, ©eneralprofurator ber Kongregation<br />
ber SKiffion, niebergeworfen gu ben güßen Eurer Heiligfeit,<br />
fefet folgenbeS auSeinanber:<br />
Seo XIII., feiigen 2lnbenfenS, hat burd) Breve vom<br />
27. 3unl 1903 ben ©laubigen ben Slblaß, genannt ^ortiun*<br />
fula, verliehen, wenn fte am 2. Sluguft von ber erften Befper<br />
beS gefteS bis (Sonnenuntergang beSfelben SageS- wo immer<br />
eine gu einem Haufe ber Barmhergigen ©chweftern gehörige<br />
Kirdje ober Kapelle befugen, falls in einer Entfernung von<br />
taufenb ©^ritten feine Kirdje ber grangiSfaner ober feine an*<br />
bere.Kirdje ober öffenilthe Kapelle, melier ber genannte 2lb=<br />
laß verliehen ift, fih ftnbet.<br />
r Bme Pater, Augustinus Yeneziani, Procuratoris gen. munere<br />
fungens in Congr. Missionis, ad pedes S. V. humiliter provolutug,<br />
exponit quod sequitur:<br />
Leo XHL., 'S. IL, per Breve 26 Jnnii 1903, indulsit fidelibus<br />
visitantibus ecclesias seu oratoria adnexa domibus PueUarum a<br />
Charltate S. Vincentii a Paulo ubique terrarum existentibus, die<br />
2 ^ugusti, a primis Vesperis ad occasum solis, indulgentiam de<br />
Portiuncula nnncupata, dummodo in respectivo loco nulla extet,<br />
vel mille passuum distet, Franciscalis Ordinis aut alia quaelibet<br />
ecclesia vel publicum oratorium, cui eadem indulgentia concessa<br />
sit.<br />
Cum autem praefatae Sorores, Puellae nuncupatae ab operibus<br />
caritatis quibus plerumque sunt addictae, impediantur quominus<br />
possint exire ad visitandas ecclesias privilegio Portiun-
— 477<br />
9fam aber finb bie Barmherzigen ©fmeftern megen ihrer<br />
SBerfe unb Arbeiten gemöhnlif toerhinbert,aus bem igaufe<br />
ju gehen, um jur ©eminnung beS $ßortiunfuta*2lblaffeS bie<br />
Kirfen ju befufen, ebenfo mie bie Ißerfonen, melfe ihnen<br />
in ber Kranfenpflege beigegeben ftnb. $n berfelben Sage finb<br />
bie jungen 9Käbfen, bie bei ihnen leben ober ju ihnen fom*<br />
tuen, um fif unterriften ju laffen; ber Bittftefiter bittet alfo<br />
Sure £eiligfeit, für bie genannten Sßerfonen bon ber obigen<br />
KlaufeT ju bispenfieren. ...<br />
Unfer ^eiliger Vater Sßapft PuS X. hat am 28. ^uni<br />
1905 in ber bem untengenannten Karbinafyräfeften ber Kon*<br />
gregation ber SCbläffe unb ber Reliquien gemährten Stubienj<br />
bie. erbetene ©nabe jugeftanben, mit Beobaftung aller fonfti*<br />
gen Vorff riften beS obgenannten BreüeS in bejug auf bie<br />
3eit... ©egegeben ju 9tom, im Sekretariate berfelben Kon*<br />
gregation, am 28. Suni 1905.<br />
©iegel.<br />
21., Karb. Sripepi, $räf.,<br />
für ben ©eretär:<br />
3ofef 3M. $anomfu§ (Sacelli, ©ubftitut.<br />
culae ditatas, et eodem detineantur impedimento personae cum<br />
iisdem commorantes, sive auxiliariae, sive valetudinarii; puellae<br />
autem apnd ipsas degentes, vel ad earum domus accedentes, insfcructionis<br />
et educationis causa, orator benignam pro indicatis<br />
personis a praefata clausula dispensationem. a S. V. implorat.<br />
Et Deus ...<br />
Ssmus Dominus Noster Pius Pp. X. die 28 junii 1905, in<br />
audientia habita ab infrascripto card. Praefecto S. C. Indulgentiis<br />
Sacrisque. Reliquiis praepositae, benigne annuit.pro gratia,<br />
juxta preces, servatis in ceteris, etiam quoad tempus, forma et<br />
tenore Litteraram Apostolicarum in forma Brevis supra memorataxum.<br />
Contrariis quibiscumque non obstantibüs. Datum Romäe<br />
ex Secria ejusdem S. Congregationis die 28 junii 1905.<br />
Locus Sigilli.<br />
A., Card. TRIPEPI, Praef.,<br />
pro Secretario:<br />
Jos. M. Oanonicus Cacelli, Substit
— 478<br />
37. AuSgUg aus ben Privilegien, weife von<br />
ben päpften ben Barmhefcgigen ©fweftern gewährt<br />
worben finb.<br />
©S fommt von Seit gu Seit vor, baß bie Barmhergigen<br />
©fweftern ober bie mit ihrer Seitung betrauten Priefter ent*<br />
Weber für fif felbft ober behufs Mitteilung an bie firflifen<br />
Behörben ben SBortlaut einiger ihrer Privilegien, bie häufiger<br />
in Anwenbung fommen, verlangen. Um biefem SBunffe ju<br />
eittfprefen, haben wir auf eigenen Blättern fölgenbe privi*<br />
legten abgebrudft: .<br />
1. Privilegium betreffenb bie ©rrtfimtg einer Kapelle,<br />
bte Aufbewahrung ber ^eiligen &oftien, baS Sefen ber heiligen<br />
Meffe 2c. bei ben Barmhergigen ©fweftern (©regor XVI.).<br />
2. Privilegium, baß in ber SHaft Vor bem SöeihnaftS*<br />
fefte brei ^eilige Meffen getefen werben bürfen. .<br />
3. Privilegium betreffenb bie Meffe unb bie Kommunion<br />
am ©rünbonnerStage.<br />
4. Ser Portiunfulaablaß.<br />
5. Ste Abhaltung ber 3eremonien am gefte Matiä Sift*<br />
meß, am Affermittwof unb in ber Karwofe.<br />
6. Bergeif niS ber Meffen aus bem Proprium ber Kon*<br />
gregation ber Mtffion, bereu Sefung in ben Kapellen ber<br />
Barmhergigen ©fweftern erlaubt ift.<br />
Sie Blätter ftnb feparat gebrucft, aber in einem eingigen<br />
©inbanb guf ammengelegt preis 50 ©ent., rue de Sfevres 95<br />
ober rue du Bac 140 in Paris.<br />
38. ©igene Meffe für baS geft ber wunberbaren<br />
Mebaille. ^ ©fon viele Siögefen in granfreif, Italien,<br />
Spanien u. f. W. hebert um bie ©rlaubnis ängefüft, bäS<br />
Dfftgium Uttb baS SDteßformnlär ber wunberbaren Mebaille<br />
annehmen gu bürfen. Surf Snbutt vom 1. September 3.9Ö5<br />
hat auf ber Biffof von portorico biefelbe ©rlaubnis für<br />
feine Siögefe erlangt.
— 479 —<br />
Ztnfere 9erftorfcenen.<br />
jJStfßonä«.<br />
jlame. Sfabf. Sanb. ®obe$fag.<br />
£ J-Z<br />
»<br />
« S"<br />
1905.<br />
28. pr. Duranb Kamillus Sftio be ganeirö Sörofilten 29.ÜDlai 28 10<br />
29. pr. Urien Simon Bermel ©panten 30. 2M 38 21<br />
30. 3r.
— 480<br />
Ptorn t. Mm, lattb.<br />
ftaljre 3ai)re<br />
(D'Brten XHarta SBaffjington 23er. (Staaten. 48 27<br />
33afH6 Blanfa •äJlarfeiKe gran!retch 61 35<br />
Jagttort IHartfja gr&>ent tt 25 4<br />
-tn3entta Seriba Spanien 70 46<br />
•
— 481<br />
Harne* Mabt itanb. Stfer. SSmtf.<br />
Saljre Saljre<br />
£abitte 2Ibelf}etb Sgott granfreid^ 67 47<br />
£ecowey IHarta it 80 62<br />
pere3 Angela (Saraband&el (Spanien 32 &<br />
IHartinej
— £82 • —<br />
Ptame. MM Slffer. 25mif.<br />
3al)re QMre<br />
IHarmet 2Tttna granfreief) 76 48<br />
IHafcl >feftae Sangenborf Öfterreirf) 25 5<br />
— 483 -<br />
Harne* MM. Jrtttb. 3fontf.<br />
Mre Saljve<br />
Kroidj Cacilia Sanfonri^ Öfterreid^ 58 27<br />
Delpecfy 3ulie •äftontolieu gran!reid) 67 41<br />
Cafamitjana XHaria Sßortorico SlntiHen 59 33<br />
rib ©panien 47 22<br />
3unc3 IHaria SBubapeft Ungarn 25 5<br />
Ciffot Zinna ©ourban granfreidj 80 61<br />
pöfäl Zinna Öfterreidj 31 7<br />
erd?e ZUice granfreid) 29 4<br />
Jfcyole 3ofyantta<br />
70 47<br />
iJelifsieu)ic3 3ofefine<br />
(Eltyt)<br />
^olen 40 18<br />
Süetelsef IHaria<br />
ßxatau<br />
Sftagg ßornlof Ungarn 34 11<br />
ZBonnet UTaria ©Ibeuf granfreicf) 26 7<br />
£ajterra Zlngela 3Jlatanja§ (Suba 72 41<br />
petitjean XHaria ©an ©ebaftiatto ©panien 68 41<br />
(Espelbe HTaria Sljcoitia 48 26<br />
•£atalä ItTaria Slnbujar<br />
51 26<br />
De la 3glefia Kanbiba Valencia tt 35 8<br />
Ittary Dirginia SRogent für<br />
n<br />
©eine granfreid) 29 7<br />
Holl Hofalia SBien Öfterreic§ 59 18<br />
Sdjeeit Zinna , Sauro Statten 67 46<br />
(SJran Ungarn 37 10<br />
Xlxd<br />
£auffel (Elifabetfj<br />
C^erefta<br />
Montpellier granfreidj 77 53<br />
Hobert £aurentina<br />
48 19<br />
(Snafti €nridjetta ©iena Statten tt' 80 55<br />
$clvl ITTaria Slquila n 71 48<br />
Heyes Zinna «Pafto (Soluntbia 29 11<br />
e Cfyerefia Sa Xeppe // 74 51<br />
DSfontaine XUaria 9lnger§<br />
41 13<br />
ITTajent (Emma 9leu=Drl6an§ 58er.<br />
tt<br />
©taaten 67 45<br />
Beffiere; Iftarta ©aint äftid&el Algier 32 9<br />
.gabalja 3ad}ima Barcelona ©panien 69 51<br />
-Caftro ITtaria Manila ^Philippinen 27 5
— 484<br />
Jf amtf<br />
i<br />
Am Jlattb. mtn. »mtf.<br />
Sa^rc Sa^rc<br />
(Ojeualier IHarta<br />
£aftanet IHarta<br />
Sgon<br />
Martina<br />
granfreid)<br />
Stalten<br />
64<br />
82<br />
36<br />
52<br />
£abjans3fi (Elifabeth 3^agt) Slppon^ Ungarn 20 3<br />
pr3vI»sFa £eoniba SBarfdjau ^olen 83 60<br />
Cottin alier Johanna (5§artre§ granfretcf) 71 49'<br />
— 485<br />
Ptotite* Stabt. üattb.<br />
«<br />
S®fer. 28entf.<br />
Qaljre Safce<br />
Hacaub Johanna Sag granfreid) 86 64<br />
Dergnes IHargareta (SlicJjg 78 53<br />
Sott Unna (Safj&ttrg Öfterreid) 40 8<br />
Knaus 3ofyanna ©c^TOarjad^<br />
23 4<br />
(£asci6 paultne ©alonidfji Sürfei<br />
rt<br />
31 12<br />
Bloqnel 0)liba ©termont granfreic§ 24 4<br />
(Somes be IHattos Zloetni SßorangaÖa Sörajtlien 28 5<br />
Cariöre IHaria ©licfig granfretdj 77 49<br />
R I. P.<br />
#ef4)id)tli(l)e Silber unb Erinnerungen kr longrerjation<br />
ber Jliffum-<br />
3n ber SebenSgeff if te beS heiligen Bingeng von Paul<br />
ergcflt Slbelfy (1. Sud) 32. jtafr), wie viele SDierifte ber bei*<br />
lige Bingeng bem Äommanbeur von ©iHerty uub bem gangen<br />
Drben ber Sflalteferritter erwies uub wie fehr auf ber $om*<br />
maubeur bem ^eiligen unb ber von ibm gegrünbeten ©e*<br />
noffenffaft iu^tan mar.<br />
„SlataliS von Brularb von ©illerty, Kommanbeur ber<br />
3Mteferritter in SrotyeS, mar bei verffiebenen ©elegenbeiten<br />
naf Italien, Spanien unb in anbere Sauber gef fielt morben<br />
unb hatte bem Äönig als ©efanbter mif tige SDienfte ermiefen<br />
unb fif bei allen feinen Unternehmungen bie VoIIfte 3uftte*<br />
benbeit beS ÄßnigS erworben, ©nblif jebof rührte ©ott fein<br />
£>erg berart, baß er fif entffloß, fein Seben gang ©ott gu<br />
weihen.<br />
6r h^tte früher ben heiligen Bmjeng fennen gelernt unb<br />
ffäfcte ihn Wegen feiner großen Sugenben überaus h*>f*<br />
SeSbalb teilte er ihm fein Borhaben mit unb bat ihn um<br />
feinen 3lat, um benfelben leifter ausführen gu fönnen. @r<br />
STnnaren 70. 32
— 486 -<br />
geigte ftdj fo gelehrig gegen bie 2lntoeifungen beS ^eiligen,<br />
baft man balb eine grofce 33eränberung in feinem ganjen SBefen<br />
bemerfte. (£r erfannte immer mehr bie ©itelfeit aller tr>elt=<br />
liehen bracht, verliefe feine präor unb nahm ihn in baS igaug ©t SajaruS auf,<br />
too er jtdj aufs eifrigfte ber Übung aller Xugenben hingab.<br />
Um fi$ noch mehr im ©uten px befeftigen, moflte er fich<br />
t)on nun an ganj ben Sfiatfdjtägen unb Stmoetfungen be3 QeU<br />
Hgen unterfteHen.<br />
SDer Kommanbeur faßte bann ben $lan, für bie religtöfen<br />
Sebürfniffe ber 3JiitgIieber feinet Drben3 ju forgen, unb nach= l<br />
bem er ÖOU bem ©rofimeifter ben Auftrag erhalten hatte, bie<br />
Softer beS Drben3 ju üifttieren, beriet er ftdj mit bem hei*<br />
ligen Sinkens über bie 3lrt unb äßeife, bieg mit 5Ru|en 51t<br />
tun. ©ie bef Stoffen, in ben Pfarren be3 Drbeng 9JJifftonen<br />
ju halten, fomoht um baß Seelenheil be3 SSolfeS ju förbern,<br />
alß auch, um ben Pfarrern unb Drben^mügliebern bie pafc<br />
fenbften Slntoeifungen31t geben. Sie£ gefdjah benn audj mit<br />
fo großem ©rfolge, baf$ ber ©rofemeifter be£ DrbenS in einem<br />
SBriefe bem hl. SSingenj feinen innigften Sauf aussprach.<br />
3n ber Überzeugung, baf} e3 nicht genug fei, ben Sadj<br />
ju reinigen, toenn man auch nicht bie Duelle fcerbeffere,fo<br />
begnügte fich ber Kommanbeur nicht mit ben SSifitationen<br />
altein, fonbern sollte audh für bie ^eranbilbung guter $ßrie=<br />
fter forgen, ju welchem 3mecfe er baß DrbenSbauS in Vfiaviß<br />
einrichtete unb ben heiligen 33injenä bat, jur Seihilfe ber @in*<br />
ridhtung eine3 $riefterfeminar£ einige SSohnung barin<br />
ju nehmen.<br />
©eine großen SReidhtümer öermanbte ber Kommanbeur 3U<br />
frommen $toecfen; unter anbertn fpenbete er au$ SDanf barfeit<br />
gegen ben SSinjenj unb- in 2tnbetra$t ber großen<br />
Sienfte, toeldjefeine Kongregation ber Kirche erliefen habe
— 487 —<br />
Haidts Brularfc be Stilen).<br />
unb tu gufunft nof ertoeifen merbe, eine betraf tlif e ©umme,<br />
teite um ein £au$ in 2lnnecty ju grünben alß auf um baS<br />
neugegrftnbete £au§ in %vo\)t$ unb ba3 9Kutterf)au3 ©anft<br />
SagaruS, gegen ba£ er eine unau^Iöfflife Sanfbarfeit ^ge,<br />
ju unterfingen.<br />
3)aS $ilb be3 Komntanbeur3, ba3 mir bringen, ift naf<br />
einem ©emälbe im . ©eminar üon £rotye
— 488<br />
2)er ^eilige fd)rieb barfiber an einen SUüfftonär am<br />
15. November 1640:<br />
„3$ fyabtS^nen, wie mir fheint, ben %oi> beS Kom=<br />
manbeurS von ©iHerty gemelbet ©ein $ob entft>ra
— 489<br />
SpariS, 26. Sunt 1905, ©rhörung. — 9Jiaifon ©eure,<br />
27. 3uni, Prüfung beftanben. — ©bätenai?, 2. guli, ©r*<br />
hörung. — ©aint Baten, 3. guti, ©rhörung. — ©aint<br />
©eöer, 3. guli, ©rhörung unb Bitte. — ßroiffty, 6. Sult,<br />
beftanbene Prüfungen. — ©ourbon, 8. guli, ©rhörung. —<br />
3to
3 rt fy et 11 s v e r 3 e i cfj rt 15<br />
bes Berntes 70 Qafyr $05).<br />
491 —<br />
(Seite<br />
CDfterreid} * Ungarn*<br />
Söubapeft, Arbeiten in ber ©tabt imb auf bem Sanbe, 3Hebit§ 292<br />
SBHen, Jßäljring, ber 9Jlaimonat in ber ®irtf)e ber Miffionäre,<br />
©aitringer . . . . . . . . . 293<br />
Spanien.<br />
Orenfe, Jßerfonal unb ©taub ber äßerfe, SBeabe. . . 56<br />
Barcelona, ^rojeffton gu ©Ijren ber Unbefleckten ©ntpfängniö,<br />
©djroefter £§oma3 . 295<br />
SBellpuig, ®efc§itf)te ber ©rünbung be§ 2Jttffion§!)aufe§, §err<br />
$ebro-8 300-<br />
3talien.<br />
©eminare in Unterhatten: (Serreto=©anttita, Sarino, Molfetta,<br />
•ttarbo, Sfoto, -ftuoro, ©effa Slurunca 57<br />
S)a§ päpftttcfie maronitifdje Kolleg in Sftom, 21 Hu an . . 195<br />
Surin, bie S3ifc^ofän)et§e be§ 2ttfcf)of3 ©mit ^arobi . . 305<br />
Secce, bie Sßerfammhmg ber Söiftfjöfe int §aufe ber Miffionäre . 305<br />
$ermo, ttngtüd;im öaufe „9iico»ero" ber ©djtt>eftern . . 402<br />
ie Mifftonen in ©cf)ottlanb, 3, (Sarpenter 44<br />
@in irränbifd&er Sajarift, Märtyrer im 17. 3a!jrf)unbert: Söruber<br />
£fjabbäu3 See, Söogle 17fr<br />
polen.<br />
$ra!au,'neue Briefe be3 fyeil.Bingens 205<br />
— Söericfjt über baö §au3 in ©trabon . . . . . 306<br />
SBarfdjau, bie Söarntfjerjigen ©djroeftern unb bie pflege ber $er*<br />
nwnbeten: su Seiten be§ fyett. $injen$ 60; (Erinnerungen<br />
aug bem Sluffianbe be§ SafjreS 1863 62; au§ bem türttfefc<br />
ruffifc^en Kriege (1877—1878) 63; au3 bem ruffifd&^apani'<br />
fdjjen Kriege (1904—1905), baS ©t. SSinsenj^ajarett in<br />
Harbin . . . . . . . . 70, 206, 405<br />
- 492 —<br />
& ( t e tu<br />
Seite<br />
^Iftatifdye Orfei.<br />
€hte Miffton im Sorfe 3ftutein (Sibanon), ©d&n). ®anem . 329<br />
%a nur itt (Sibanon), Slnftalt ber Sarm^erjigert ©dhweftern, öerr<br />
% goüttÄS 330<br />
£ripoU3 itt ©grien, Sltfaouq 95, 429<br />
Setljlefyem, 2trmenapotfje!e in bett Dörfern, ©tf)tt>. SOtagaub . 432<br />
perften.<br />
tlrmiah, bie -äftiffionen, Prüfungen, bie (Spolera, §8ifd)of£e3n6 228<br />
Moävoxoaf), 2lnftalten ber Miffionäre unb ber ©chweftern, pon<br />
§errn Sarboiä .' 327<br />
2)fdjulfa ggpafjait, ©dhulen, Erinnerungen an £rn. üRontetf,<br />
£errn ©alaup 229<br />
on 23ifcf)of ®eurt0 218<br />
2ftorb*Kiangfi<br />
Dtant*fdjang, allgemeine Sftad&ridjten, von Sifd&of getraut . 221<br />
-•$iu*fiang, mitten unter ben Reiben, oon gfatiguet . . 222
— 493<br />
©fKK iongji<br />
® cite<br />
3ao*tftf>eu, bie SluSfäfcigenanftalt, oon $auoercf)ain , 219<br />
$inste*tfdjeng, bie ©tabt unb bie Söerfe bafelbft, oon ©lere*<br />
Sftegnaub 424<br />
Süb'KiancjfL<br />
OTgemeine 9totf)rid)ten über baS SSifartat, t)on Söoöcat. . 91<br />
ßHan ober ßi=ngan, je^tge Sage, oor SBifcfyof ©oqfet. . 94<br />
•JHugstu, ©rünbung eines §aufes in biefer ©tabt, oon SSifdjof<br />
Goqfet . 426<br />
iH^ngan, ©rinnerungen an §errn $uo, c^inefifd^cn Sa^ariften,<br />
oon Sß6reS . • . ' .218<br />
Cfcf^fiartg.<br />
$ang*tfd)u, ©tanb ber ©Ijriftengemeinbe, oon Souat. . 224<br />
£ing*f)ai (£fd)ufan*3nfein), ber fünfzigjährige Söeftanb beS<br />
©eminarS, oon Harber et 322<br />
9Ung*po, bie öanbroerföfdjulen, oon 23ifdjof Dtegnaub . . 325<br />
Uftift a.<br />
Algier.<br />
33rtef beä @r§bifd)of3 oon Algier att feine ©eiftlid)feit bei ®e=<br />
legenfjeit ber 2l6reife ber Sajariften oon feinem ©emhtar<br />
(«ugttft 1904) 96<br />
2tbeffinien.<br />
®uala*2llitiena, SBefdjluf; 9ftenelifS, Sftulje im ©türme, oon<br />
©rufon 103<br />
ZHabagasfar.<br />
gort ©aupJjin, Slufftanb unter ben ©ingebornen, oon (5 o 11 a 234<br />
$arafangana, bie 2lnftalten ber 2flifftonäre, oon Saäne . 334<br />
— gn ber 2lu3fäfcigenanftatt, 450 ßranfe, bie ©d)ulen, oon<br />
SaSne 232, 435<br />
Jl m e x i ft a.<br />
Pereinigte Staaten.<br />
Sa ©alle, bie ßircfye beS f)eil. Sßatritiug, bie Pfarre unb bie<br />
Miffionen, oon £oma3©f)an) 243
- 494 —<br />
(Seite<br />
Baltimore, Pfarre ber Unbefledten (gmpfängnte, bte SubiläumS*<br />
feterlidjfeiten, bie 2lnftalten, von SCgontaö D'&onagfjue 246<br />
Sßl)UabeI:pljia, ©ermantoron, Seridfjt über bie 2(nftaft: ©erni*<br />
nar t)om Ijeil. Sinjenj unb bie Pfarre .t>on ber ttnbefledften<br />
©mpfängniä, von 3. Hftoore 337<br />
(Sap ©irarbeau, ©t. Sßinjena^oßeg, von Sftugent . ' 342, 440<br />
^err91)iIIe, Serift über bie Stnftalt ©t 3Jtoria in SöarrenS, berf. 343<br />
9ßeu=Drt6an§, 9fliffionen in ben beiben 3Jliffion§firc^en biefer<br />
©tabt, von 21. lautier . . . . . . . 341<br />
ZTc^ifo.<br />
Sßuebla, Seridjt über bie TOffiotten, von ©gprian Sftoiaä . 348<br />
Safoabor.<br />
©an ©alüabor, ©an 3acinto, S8ertd&t über bie Sftiffionen,<br />
von §6tuin 104<br />
Sraftlten.<br />
S3erict)t über bie Sßiffionen, von 3of)ann Dmintao . .106<br />
(Sorgtiba unb bie spromnj Sßarana: £*joma3 (Soettjo, bie poU<br />
ttifd&e Ironie, von SDtjria 359<br />
2lbrandjeS, polnifdfje Kolonie, §au§ ber Sarm^erjigen ©dljroes<br />
ftern, von ©fwefter Olggt^nöfa . . . . . 362<br />
SBaJjia, öerid^t über bie 2JHffionen, von SBinjetm Saeffen . 112<br />
— ©edj§ 9ftonate auf 3ftiffionen, t)on SDiontjfiuö 2)Ulie§. 465<br />
Victoria (©fpirito ©anto), 3Jliffionen in ber ©iöjefe, oon Söifdjof<br />
9ftonteiro 452<br />
üölaranon, S3efcfjreibuttg beö Sanbe§, ba3 ©eminar . . . 454<br />
Columbia.<br />
Sftataga, SöattfaEjrtöort unb Pfarre, SDiiffion in Xierrabentro,<br />
von £)urou 447<br />
23olima.<br />
^ßuno, $8ef$reibung be§ SanbeS tmb ber Slnftatten ber ©d^toes<br />
ftern, von @m. -fteüeu 248<br />
Sa Sßaj, ©t. Sofef^ofpij, bie 2lnftatten, berfelbe . . . 250<br />
2(rgcntimen.<br />
Söuenoö 2tire3, 3JUffion . . 116
— 495<br />
Sie Slnftalten, apoftolifcf)e ©d)ule, afliffionen, von Setriffe . 472<br />
§) e a n i e tt.<br />
pfytltppmifcfye 3nfeln.<br />
Sie Slnftalten ber aJUffionäre unb ber SBarmfjerjigen ©cfjroeftern<br />
auf ben Philippinen, Sage im 3a§re 1904, Söruno ©aij . 365<br />
9htet>a (Eacereä, ßolleg ber Sagariften, ©ano 4?5<br />
$lu3fünfte unb Stntroorten: 31. pritmtoratorium in ben<br />
Käufern ber Söarmljerjtgen ©djroeftern für bte fran!eit ©djroes<br />
ftern, 128. — 32. SSoßfommener Slblafj an bem Sage, roo<br />
man ba§ geft ber nmnberbaren Sflebaille feiert, 128. —<br />
33. Übertragung ber gefte ber nmnberbaren 3JtebaiHe unb<br />
ber 3teliquienübertragung beg 1)1. SSinjenj, roenn ber eigene<br />
' lidje Sag »cr^inbert ift, 128. — 34. Ser privilegierte Slltar<br />
bei ben Söarmherjigen ©djroeftern, 370. — 35. Sa§ SBerf ber<br />
allerfjeiligften Sreifaltig!eit jyur Befreiung ber armen ©eelen;<br />
*8ericf)t, 371. • — 36. Ser ^ortimtfulaablafj für bie SBarmfjergigen<br />
©d^roeftern, 476. — 37. Privilegien, 478. — 38. Sa§<br />
• Offizium ber nmnberbaren 2JiebaiKe . . . . . 478<br />