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Schulisches Mobilitätsmanagement für 15 - Netzwerk ...

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<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige.<br />

Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> die Praxis<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- und<br />

Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>15</strong>- bis 17-Jährige<br />

Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> die Praxis<br />

Ergebnisse aus dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und<br />

Wohnungswesen (BMVBW) FE 70.709-2003<br />

Bearbeitung:<br />

Evelin Unger-Azadi unter Mitarbeit von Britta Knoblauch<br />

Herausgeber:<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />

Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />

Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />

Dortmund, Juli 2006<br />

© ILS NRW, 2006. Alle Rechte vorbehalten.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 3<br />

Gliederung<br />

1. Einleitung ...................................................................................................................................5<br />

2. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong>........................................................................................6<br />

2.1 Schule und Mobilität? ..................................................................................................................6<br />

2.2 Was ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>?..............................................................................8<br />

2.3 <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland ...................................................................9<br />

2.4 Warum ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersstufe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />

wichtig?......................................................................................................................................10<br />

2.5 Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen .....................................................................................11<br />

3. Einführung von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule <strong>für</strong> die Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis<br />

17-Jährigen...............................................................................................................................13<br />

4. Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> ..................................................................<strong>15</strong><br />

4.1 Schulleitung ...............................................................................................................................<strong>15</strong><br />

4.2 Lehrerkollegium .........................................................................................................................16<br />

4.3 Schülerinnen und Schüler .........................................................................................................17<br />

4.4 Eltern..........................................................................................................................................17<br />

4.5 Außerschulische Kooperationspartner ......................................................................................18<br />

5. Die Einführung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s – Schritt <strong>für</strong> Schritt......................21<br />

5.1 Die Schulöffentlichkeit informieren ............................................................................................22<br />

5.2 Kooperieren ...............................................................................................................................24<br />

5.3 Analysieren ................................................................................................................................25<br />

5.4 Ziele festlegen und Maßnahmen ableiten .................................................................................27<br />

5.5 Maßnahmen umsetzen..............................................................................................................29<br />

5.5.1 Integration in den Unterricht ......................................................................................................30<br />

5.5.2 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Projektform .......................................................................................34<br />

5.5.3 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als ‚Event’ .............................................................................................37<br />

5.6 Evaluieren..................................................................................................................................38<br />

6. Literatur ....................................................................................................................................39<br />

Anhang ..................................................................................................................................................40<br />

Impressum ............................................................................................................................................72


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 4<br />

Tabellen<br />

Tabelle 1:<br />

Beispielhafte Unterrichtsmaterialien........................................................................41<br />

Abbildungen<br />

Abbildung 1: Das Fahrrad ist ein sicheres Verkehrsmittel ............................................................. 5<br />

Abbildung 2: Rahmenvorgaben in Nordrhein-Westfalen................................................................ 6<br />

Abbildung 3: Bestandteile Schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s................................................... 7<br />

Abbildung 4:<br />

Jugendliche Mobilität ist stark auf den Pkw fixiert...................................................10<br />

Abbildung 5: Spaß ist ein wesentlicher Faktor bei der Fortbewegung Jugendlicher ...................11<br />

Abbildung 6: Unterrichtsmaterialien gibt es in vielfältiger Form ...................................................12<br />

Abbildung 7: Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen ...................................................24<br />

Abbildung 8:<br />

Abbildung 9:<br />

Beispielhafter Aufbau <strong>für</strong> einen (Schüler/innen-)Fragebogen.................................25<br />

Der Hamburger Bildungsplan..................................................................................28<br />

Abbildung 10: Mögliche Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht ..........................31<br />

Abbildung 11:<br />

Abbildung 12:<br />

Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt........................................................................45<br />

Tempomessung an einer Hauptverkehrsstraße......................................................46<br />

Abbildung 13: Gefahrenstellen ermitteln ........................................................................................47<br />

Abbildung 14: Experten besuchen eine Schule .............................................................................51<br />

Abbildung <strong>15</strong>: Teilnehmer einer Scotland-Yard-Jagd ....................................................................55<br />

Abbildung 16: Fahrzeugbegleiter bei der BOGESTRA ..................................................................58<br />

Abbildung 17:<br />

Mögliche Aktionen auf einem Aktionstag Mobilität – Aufklärung….........................67<br />

Abbildung 18: …und Erfahrungen sammeln ..................................................................................67<br />

Abbildung 19:<br />

Abbildung 20:<br />

Eine Fahrradwerkstatt in der Schule.......................................................................68<br />

Umweltschonendes Fahrverhalten kann man lernen..............................................70


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 5<br />

1. Einleitung<br />

Der vorliegende Handlungsleitfaden mit praktischen Hinweisen, wie man schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – also in den Jahrgangsstufen 8 bis 12 – initiieren und verankern kann,<br />

ist ein Ergebnis des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“, das in den Jahren 2003 bis 2005<br />

im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) vom Institut <strong>für</strong><br />

Landes- und Stadtentwicklung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW) durchgeführt<br />

wurde. Innerhalb des Projektes wurden Ideen und Erfahrungen aus Deutschland und dem Ausland<br />

recherchiert und zusammengetragen. An zwei Dortmunder Projektschulen – am Goethe-<br />

Gymnasium und an der Albrecht-Dürer-Realschule – wurde innerhalb eines Schuljahres eine Auswahl<br />

an Maßnahmen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> praktisch erprobt. Die Ergebnisse aus der<br />

Recherche und der Praxisanwendung an den beiden Schulen wurden auf einem Workshop mit Fachleuten<br />

aus der Mobilitätserziehung intensiv diskutiert und die Erfahrungen abgeglichen.<br />

Dieses breite Spektrum von Praxiserfahrungen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> jugendliche<br />

Schüler und Schülerinnen war Grundlage <strong>für</strong> die Erstellung dieses Handlungsleitfadens. Er soll<br />

zum einen Hintergrundwissen zur Mobilitätserziehung vermitteln und zum anderen Anregungen geben,<br />

wie Verkehrs- und Mobilitätserziehung – integriert in ein schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>-<br />

Konzept – auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch sinnvoll im schulischen Umfeld eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Eine Projektbeschreibung und weitere Ergebnisse aus dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“<br />

finden sich auf der Internetseite der Transferstelle <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

(http://www.mobilitaetsmanagement.nrw.de) des ILS NRW.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 6<br />

2. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

2.1 Schule und Mobilität?<br />

Auf die Frage, „was hat Schule mit Mobilität zu tun?“, muss die Antwort lauten: eine Menge! So gibt es<br />

viele Gründe, warum sich die Schule mit dem Thema „Mobilität“ auseinandersetzen sollte:<br />

1. Die Schule ist Lernort und Verkehrserzeuger zugleich,<br />

2. Der Schulweg stellt <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche einen Erfahrungs- und Lernraum <strong>für</strong> den Umgang<br />

mit Mobilität und Verkehr auf Schul- und Freizeitwegen dar,<br />

3. Das Erlernen selbständiger Mobilität ist Voraussetzung <strong>für</strong> ein sicheres Verhalten im Straßenraum<br />

und unterstützt das Erkennen von Unfallgefahren,<br />

4. Mobilitätserziehung ist mehr als nur Verkehrssicherheitserziehung.<br />

Schule und Mobilität stehen damit in verschiedener Hinsicht in einem engen Zusammenhang. Mögliche<br />

Potenziale, im Rahmen der Mobilitätserziehung und Schulweggestaltung auf ein sozial kompetentes,<br />

gesundes und umweltfreundliches Mobilitätsverhalten von Jugendlichen hinzuwirken, werden an<br />

vielen Schulen noch nicht ausgeschöpft. Oft fokussiert sich die Aufmerksamkeit bei der Mobilitätserziehung<br />

in erster Linie auf die Verkehrssicherheitserziehung jüngerer Schülerinnen und Schüler.<br />

Die Schule ist Lernort und Verkehrserzeuger zugleich<br />

Schulen stellen Orte dar, die viele Menschen gleichzeitig zu bestimmten Uhrzeiten – nämlich zu<br />

Schulbeginn und Schulschluss – mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln erreichen und auch wieder<br />

verlassen; sie sind Standorte mit erheblichem Verkehrsaufkommen. Immer mehr Schülerinnen und<br />

Schüler werden aus Gewohnheit oder aufgrund von Sicherheitsbedenken von den Eltern mit dem<br />

Auto zur Schule gebracht oder von Freunden und Bekannten mitgenommen. Beim Übergang in die<br />

Volljährigkeit und dem Erwerb des Führerscheins nutzen bereits<br />

viele Oberstufenschülerinnen und -schüler den eigenen Pkw.<br />

Durch die ankommenden, abfahrenden und parkenden Autos<br />

wird im Schulumfeld neben einem zähen Verkehrsfluss und<br />

umweltschädlichen Abgasen auch ein zunehmendes Sicherheitsrisiko<br />

produziert. Durch das Absetzen der Schülerinnen<br />

und Schüler am Schuleingang, auf engen Parkplätzen oder im<br />

Bereich der Bushaltestellen entstehen unübersichtliche Situationen,<br />

die schnell zu Unfällen mit Schülerinnen und Schülern<br />

führen können. Dabei stellt der Pkw nicht die sicherste Alternative<br />

dar, um zur Schule zu gelangen; als sicherstes Verkehrsmittel<br />

<strong>für</strong> den Schulweg gilt immer noch die Fortbewegung zu<br />

Fuß oder mit dem Fahrrad.<br />

Abbildung 1: Das Fahrrad ist ein sicheres<br />

Verkehrsmittel (Quelle DVR)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 7<br />

Der Schulweg als Erfahrungs- und Lernraum <strong>für</strong> den Umgang mit Mobilität und Verkehr<br />

Auf dem Weg von der Wohnung zur Schule können Kinder und Jugendliche den Umgang mit Mobilität<br />

und dem Verkehrsgeschehen auf den Straßen erlernen und üben. Erfahrungen, die sie auf dem<br />

Schulweg machen, können sie positiv <strong>für</strong> die selbständige Fortbewegung auch auf ihren Freizeitwegen<br />

nutzen. Kindern und Jugendlichen fällt es häufig schwer, sich im realen Verkehrsgeschehen sicher<br />

zu bewegen, wenn sie dieses nur aus der Perspektive des Beifahrers kennen. Die frühzeitige<br />

Gewöhnung an den Pkw erhöht außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass auch im weiteren Lebensverlauf<br />

ein eher auto-orientierter Lebensstil beibehalten wird. Die zunehmende Bequemlichkeit, verbunden<br />

mit einem Bewegungsmangel führt bei vielen Schülerinnen und Schülern zu Übergewicht, mangelnder<br />

Körperkoordination und Haltungsschäden. Aus diesen kurzen Skizzierungen wird bereits deutlich,<br />

dass der Schulweg in mehreren Dimensionen Möglichkeiten bietet, Verhaltensweisen der Schülerinnen<br />

und Schüler zu trainieren, und zur körperlichen und sozialen Entwicklung junger Menschen<br />

beitragen kann.<br />

Selbständige Mobilität als Voraussetzung <strong>für</strong> eine sichere Verkehrsteilnahme<br />

Kinder und Jugendliche müssen lernen, sich im Straßenverkehr selbständig zurechtzufinden. Wer<br />

immer mit dem Pkw zur Schule und zu anderen Zielpunkten gebracht wird, kann notwendige Kompetenzen,<br />

die <strong>für</strong> eine eigenständige Mobilität wichtig sind, nicht entwickeln. Mobilitätskompetenz steht<br />

dabei <strong>für</strong> die Fähigkeit, die unterschiedlichen Verkehrsarten wie das Zu-Fuß-Gehen, das Radfahren,<br />

das (Mit-)Fahren im Pkw und das Bus- und Bahn-Fahren, sicher und souverän handhaben zu können<br />

und mit deren Vorzügen und Risiken vertraut zu sein. Wer sich selbständig im Straßenverkehr bewegen<br />

kann, ist auch in der Lage, gefährliche Situationen einzuschätzen und Unfallgefahren zu erkennen.<br />

Kinder und Jugendliche, die gelernt haben, sich als Fußgänger, als Radfahrer oder Nutzer von<br />

Bussen und Bahnen im Straßenverkehr zu verhalten, sind weniger gefährdet in Unfälle verwickelt zu<br />

werden als andere.<br />

Mobilitätserziehung an der Schule – mehr als Verkehrssicherheitserziehung<br />

Strategien zur Unfallvermeidung und das Erlernen von Verkehrsregeln<br />

sowie ihre Einübung bildeten in der Vergangenheit die grundlegenden<br />

Elemente der schulischen Verkehrserziehung. Im Jahr<br />

1994 wurden von der Kultusministerkonferenz die Rahmenrichtlinien<br />

<strong>für</strong> die Verkehrserziehung neu definiert und um Aspekte des<br />

Umwelt- und Gesundheitsverhaltens sowie sozialer Verhaltensweisen<br />

erweitert. Hiermit sollte auf ein integratives und übergreifendes<br />

Verständnis der Verkehrserziehung im Hinblick auf eine nachhaltige<br />

Mobilität hingewirkt werden. Die Vorgaben der Kultusministerkonferenz<br />

wurden in den nachfolgenden Jahren in vielen Bundesländern<br />

in Rahmenvorgaben <strong>für</strong> die Mobilitätserziehung umgesetzt, die nun<br />

verbindlichen Eingang in den schulischen Unterricht finden sollen.<br />

Nur ein umfassendes Verständnis von Mobilitätserziehung wird den<br />

oben beschriebenen Zusammenhängen zwischen dem individuellen<br />

Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler und deren persönlicher<br />

Entwicklung gerecht.<br />

Abbildung 2:<br />

Rahmenvorgaben in Nordrhein-<br />

Westfalen (Quelle: Ministerium <strong>für</strong><br />

Schule, Jugend und Kinder NRW)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 8<br />

2.2 Was ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>?<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> ist mehr als Verkehrs- bzw. Mobilitätserziehung. Während die von der Kultusministerkonferenz<br />

geforderte Mobilitätserziehung die klassische Verkehrssicherheitserziehung um<br />

Aspekte der Umwelt-, Gesundheits- und Sozialerziehung erweitert, geht schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

noch darüber hinaus. Das Ziel einer umfassenden Mobilitätserziehung ist, neben der Bildung<br />

eines Verständnisses von Zusammenhängen <strong>für</strong> verkehrsrelevante Themen und die Entwicklung von<br />

Wertehaltungen auch das Einüben und Erlernen von Verhaltensweisen im Sinne einer nachhaltigen<br />

Mobilität. Zentrales Handlungsfeld des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s ist überdies die Organisation<br />

und Optimierung von Schulwegen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schulweg und die<br />

selbstständige Entwicklung von Alternativen und Lösungen bezüglich des eigenen Verkehrsverhaltens<br />

machen die Schülerinnen und Schüler fit <strong>für</strong> ein der Situation angemessenes Mobilitätsverhalten auch<br />

außerhalb der Schulwege.<br />

<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

Klassische<br />

Verkehrserziehung<br />

Mobilitätserziehung<br />

Organisation/Optimierung<br />

von Schulwegen<br />

Verkehrssicherheit<br />

Umwelt<br />

Gesundheit<br />

Soziales<br />

Verhalten<br />

Bewegung Sicherheit Umwelt<br />

• Unfallvermeidung<br />

• Erlernen von<br />

Verkehrsregeln<br />

• Einübung von<br />

Verkehrsregeln<br />

• kognitives Erlernen von<br />

Zusammenhängen,<br />

• Entwicklung von Werthaltungen<br />

• Erlernen und Einüben von<br />

Verhaltensweisen im Sinne<br />

einer nachhaltigen Mobilität.<br />

• Auseinandersetzen mit dem<br />

eigenen Schulweg<br />

• Selbständige Entwicklung von<br />

Alternativen und Lösungen in<br />

Bezug auf die Verkehrsmittelwahl,<br />

Routenwahl und Sicherheit<br />

auf dem Schulweg<br />

Abbildung 3: Bestandteile Schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s (eigene Darstellung)<br />

<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> sieht <strong>für</strong> den Standort Schule ein Mobilitätskonzept vor, um eine<br />

möglichst sichere, kostengünstige und umweltverträgliche Abwicklung des Verkehrs, der durch diesen<br />

Standort hervorgerufen wird, zu erreichen. In diesem Sinne sind auch nicht Schülerinnen und Schüler<br />

die einzige Zielgruppe von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> sondern darüber hinaus auch das<br />

Lehrerkollegium und die Eltern der Schülerinnen und Schüler. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

umfasst also Ansätze, die die Organisation bzw. Optimierung von Schulwegen, die Bereitstellung von<br />

Informationen oder die Vermittlung von Erfahrungen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ebenso<br />

einschließen, wie die Partizipation an Verkehrsplanungen im Stadtquartier oder auf dem Schulweg.<br />

Von großer Bedeutung dabei ist die Kooperation mit verschiedenen Akteuren auf kommunaler Ebene,<br />

um bereits existierende Aktivitäten und Angebote nutzbringend einzusetzen.<br />

Notwendig und sinnvoll ist es, eine Verkehrs- und Mobilitätserziehung in diesem Sinne von der ersten<br />

Klasse der Grundschule bis zum Schulabschluss der weiterführenden Schule jeweils mit altersent-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 9<br />

sprechenden Ansätzen und Methoden zu vermitteln. Ziel muss es sein, insbesondere die Schülerinnen<br />

und Schüler von Beginn an zu einem umwelt-, gesundheitsbewussten und sozial verantwortlichen<br />

Umgang mit ihrer Mobilität zu erziehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Wissen um vielfältige<br />

Einflussfaktoren befähigt werden, selbstständig, bewusst und intelligent ihre Verkehrsmittelwahl<br />

zu treffen. Dies soll neben dem Lernen von Fakten durch Ausprobieren, Erfahrung sammeln und Einfluss<br />

nehmen vermittelt werden. Dieser Leitfaden soll Ideen und Anregungen geben, <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

praktisch an der Schule umzusetzen.<br />

2.3 <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> gewinnt an deutschen Schulen erst langsam an Akzeptanz, obwohl entsprechende<br />

Ansätze bereits seit den 1990er Jahren bekannt sind und schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

in europäischen Nachbarländern wie Großbritannien oder Belgien bereits erfolgreich umgesetzt wird.<br />

Als erstes Bundesland hat der Stadtstaat Hamburg schon zu Beginn der 1990er Jahre Bildungspläne<br />

als Rahmenpläne <strong>für</strong> die Integration der Verkehrserziehung in den Unterricht der Grundschulen bis in<br />

die Sekundarstufe II aufgestellt. Aktionen außerhalb des Unterrichts sind ein wesentlicher Bestandteil<br />

dieses Modells, das von externen Kooperationspartnern wie der Polizei und dem Hamburger Verkehrsverbund<br />

(HVV) unterstützt wird. Niedersachsen war das erste Flächenland, das ein umfassendes<br />

curriculares Konzept zum Lernbereich „Mobilität“ vorlegte. Das „Curriculum Mobilität“ ist noch in<br />

der Erprobungsphase – das Konzept kann auf der Homepage (http://www.curriculum-mobilitaet.de)<br />

eingesehen werden. Im Februar 2004 sind auch in Nordrhein-Westfalen „Rahmenvorgaben <strong>für</strong> die<br />

Verkehrs- und Mobilitätserziehung“ in Kraft getreten (MSJK 2003). Es handelt sich hierbei um einen<br />

Rahmen, der noch mit Lehrinhalten zu füllen ist. Anregungen mit konkreten Themen und Unterrichtsinhalten<br />

hat das Landesinstitut <strong>für</strong> Schule in Soest bereits entwickelt. Die Umsetzung läuft in NRW<br />

jedoch erst zögerlich an. 1<br />

Obwohl schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland erst wenig verbreitet ist, gibt es bereits<br />

einige gute Pilotprojekte, die sich jedoch vorwiegend auf die Grundschulen oder auf die Klassen 5 und<br />

6 der weiterführenden Schulen konzentrieren. Ziel dieser Projekte ist es, dieser Altersgruppe eine<br />

selbständige und sichere Mobilität nahe zu bringen. Die bekannten Sicherheitstrainings werden daher<br />

beispielsweise durch weitere Maßnahmen ergänzt, wie z. B. die Aufstellung von Schulwegeplänen<br />

oder die Einrichtung von Walking-Buses oder Fahrradgemeinschaften 2 . Beispiele <strong>für</strong> ältere Schülerinnen<br />

und Schüler gibt es hingegen nur sehr vereinzelt. Der vorliegende Handlungsleitfaden will Schulleitungen,<br />

Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler dazu inspirieren, ein schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />

auch in höheren Jahrgängen der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II einzuführen<br />

und Anregungen <strong>für</strong> die Integration der Themen Mobilität und Verkehr an der Schule geben.<br />

1<br />

Zu weiteren Details über die Inhalte der Lehrpläne der einzelnen Bundesländer wird auf eine Studie des Umweltbundesamtes<br />

„Nachhaltige Mobilitätserziehung in der Schule (FKZ 202 61 218/04) verwiesen.<br />

2<br />

Walking-Buses sind von Eltern bzw. Lehrkräften begleitete Gehgemeinschaften <strong>für</strong> Grundschüler, die an zuvor festgelegten<br />

„Haltestellen“ Kinder aufnehmen und gemeinsam zur Schule bzw. von der Schule nach Hause laufen. Die ursprüngliche Idee<br />

der Gehgemeinschaften kommt aus England und wird dort erfolgreich an den meisten Grundschulen praktiziert. Fahrradgemeinschaften<br />

oder Fahrrad-Pools sind die analoge Anwendung mit Fahrrädern <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler, die auf die weiterführende<br />

Schule wechseln.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 10<br />

2.4 Warum ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersstufe der<br />

<strong>15</strong>- bis 17-Jährigen wichtig?<br />

58 % ihrer Wege legen unter 18-jährige Jugendliche noch mit den Verkehrsmitteln Bus und Bahn,<br />

Fahrrad oder den eigenen Füßen zurück, während volljährige Jugendliche bzw. junge Erwachsene nur<br />

noch <strong>für</strong> 37 % aller Wege Busse und Bahnen nutzen. Gleichzeitig steigt die Anzahl der mit dem Pkw<br />

zurückgelegten Wege von 33,4 % auf 56,2 % (Hunecke 2002: 57) 3 . In der Umbruchphase zum Erwachsen<br />

werden wird die motorisierte Mobilität zunehmend wichtig. Dies beginnt mit der Möglichkeit<br />

zum Erwerb des Mofa-Führerscheins im Alter von <strong>15</strong> Jahren, die hauptsächlich von männlichen Jugendlichen<br />

genutzt wird, und setzt sich mit dem Erwerb des Pkw-Führerscheins ab 18 Jahren 4 fort. Da<br />

dem Führerscheinerwerb eine Art Initialisierungsritus zum Erwachsen werden anhaftet und vom Auto<br />

eine Faszination insbesondere <strong>für</strong> Jugendliche ausgeht, ist eine Abkehr vom Pkw sicherlich unrealistisch<br />

und auch gar nicht gewollt. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> hat vielmehr zum Ziel,<br />

• noch vor dem Führerschein-Erwerb ein nachhaltiges und sozial verträgliches Mobilitätsverhalten<br />

zu vermitteln, so dass mit Eintritt in das Erwachsenenalter auch Busse und Bahnen, das Fahrrad<br />

oder die eigenen Füße aus gesundheitlichen, sozialen, umweltbezogenen und stadtverträglichen<br />

Gründen eine wichtige Alternative zum Pkw bleiben,<br />

• Jugendliche auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam zu machen, da im Alter zwischen<br />

18 und 24 Jahren (also nach dem Erwerb des Führerscheins) besonders viele Menschen im Straßenverkehr<br />

verunglücken, so dass eine präventive Sensibilisierung in dieser Altersgruppe (und<br />

darüber hinaus) besonders notwendig erscheint.<br />

Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen ist durch ihre räumliche und soziale Umwelt bezüglich des<br />

eigenen Mobilitätsverhaltens und der Verkehrsmittelwahl deutlich geprägt. Die Verkehrssozialisation<br />

setzt bereits im Kindesalter ein. Zu einem frühen Zeitpunkt wird erlernt, welche Formen der Fortbewegung<br />

in der Familie und im näheren sozialen Umfeld als „normal“ gelten. Obwohl sich die Verhaltensmuster<br />

der Jugendlichen bereits geformt haben, sind sie noch nicht verfestigt (Groß und Freyer: 5).<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> das spätere Mobilitätsverhalten ist bei den meisten Menschen die Lebensphase<br />

zwischen dem <strong>15</strong>. und 25. Lebensjahr. Diese Erkenntnis zeigt die Bedeutung, die schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

in der Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen hat. Es geht darum, in den <strong>für</strong> das spätere<br />

Mobilitätsverhalten entscheidenden Lebensjahren das Bewusstsein <strong>für</strong> die eigene Mobilität im<br />

Rahmen der schulischen Ausbildung zu schärfen.<br />

Im Sinne einer Bewusstseinsbildung <strong>für</strong> eine nachhaltige Mobilität ist es daher erstrebenswert, wenn<br />

sich schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als stete Aufgabe durch alle Jahrgänge an den Schulen hindurch<br />

zieht. Die in diesem Leitfaden geschilderten Anregungen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />

sind danach als ein Baustein innerhalb der durchgängig stattfindenden Mobilitätserziehung an<br />

Schulen <strong>für</strong> diese spezielle Altersklasse zu verstehen.<br />

3<br />

Die Mobilitätsstile und das Mobilitätsverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener wurden in dem Projekt U.Move, das in<br />

den Jahren 1998 bis 2001 in Zusammenarbeit mit dem ILS NRW durchgeführt wurde, eingehend untersucht.<br />

4<br />

Der Erwerb eines Pkw-Führerschein bereits ab 17 Jahren (offiziell „Begleitetes Fahren ab 17“) ist in den meisten Bundesländern<br />

inzwischen möglich. Voraussetzung ist, dass eine zuvor bestimmte Begleitperson, die mindestens 30 Jahre alt ist und<br />

seit mindestens seit 5 Jahren eine Fahrerlaubnis der Klasse B (bzw. Klasse 3) besitzt, auf dem Beifahrersitz mitfährt.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 11<br />

2.5 Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />

Das Interesse der Jugendlichen am Thema Mobilität wecken<br />

Jugendliche im Alter zwischen <strong>15</strong> und 17 Jahren zeigen aus eigener Initiative bzw. aus eigener Motivation<br />

heraus eher wenig Interesse am Thema Mobilität. Das Mobilitätsverhalten ist bereits routiniert<br />

und auch das Umweltbewusstsein der überwiegenden Anzahl junger Menschen trägt nicht unbedingt<br />

dazu bei, das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen. Jugendliche dieser Altersstufe stellen sich<br />

vielmehr darauf ein, in naher Zukunft mit dem Erwerb des Pkw-Führerscheins und dem Erreichen der<br />

Volljährigkeit in die Erwachsenenwelt einzutreten und ihre Mobilitätsmöglichkeiten zu erweitern (Tully<br />

1998: 95).<br />

In dieser Phase ist es <strong>für</strong> den Erfolg von schulischem<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> von hoher Bedeutung,<br />

das Interesse der Jugendlichen zu<br />

wecken. Dabei ist es nicht sinnvoll, mit dem<br />

erhobenen Zeigefinger bzw. mit einem ausschließlich<br />

ökologischen Anspruch an die Jugendlichen<br />

heranzutreten, da dies häufig abschrecken<br />

wird. Die Motivation <strong>für</strong> die Maßnahmen<br />

zum Thema Mobilität muss vielmehr<br />

aus dem Bedürfnis der Jugendlichen heraus<br />

aufgenommen werden, an ihrer konkreten Lebenswelt<br />

anzusetzen. Jugendliche möchten<br />

aktiv sein, ihre Umwelt beeinflussen, Situationen<br />

verbessern. Die Interessen der Schülerinnen<br />

und Schüler sollten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Ideen spielen, da sonst die notwendige<br />

Motivation fehlt.<br />

Abbildung 4:<br />

Jugendliche Mobilität ist stark auf den Pkw fixiert (Quelle:DVR)<br />

Die Ansprüche junger Menschen an die eigenen Mobilitätsmöglichkeiten berücksichtigen<br />

Das Interesse von Jugendlichen am Thema Mobilität fokussiert stark auf die eigentliche Fortbewegung<br />

und weniger auf das „Drumherum“. Das wichtigste Kriterium <strong>für</strong> die eigene Verkehrsmittelwahl ist daher<br />

die Flexibilität des Angebots. Jugendliche wollen sich möglichst ungebunden und schnell von A<br />

nach B bewegen. Sie möchten spontan losgehen oder -fahren und wollen ihre Ziele ohne häufiges<br />

Umsteigen und lange Wartezeiten erreichen (Freyer, Groß o. J.: 12). Im Hinblick auf die Erfüllbarkeit<br />

dieser Ansprüche kommt insbesondere der Raumstruktur der Heimatregion ein wichtiger Faktor zu.<br />

Die Raumstruktur legt gewissermaßen die Verhaltensspielräume der Jugendlichen festlegt. Dies zeigt<br />

sich insbesondere im Vergleich der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in einer<br />

Großstadt mit ihrem ausdifferenzierten Angebot mit der Nutzung von Bussen im ländlichen Raum.<br />

Während sich Jugendliche in der Großstadt mit Bussen und Bahnen auf Grund dichter Netzstrukturen<br />

und enger Taktzeiten auf Pflichtwegen und in der Freizeit sehr flexibel fortbewegen können, wird das<br />

dünne Angebot in schwach besiedelten Regionen vorwiegend <strong>für</strong> Pflichtwege zur Schule oder zur<br />

Ausbildung genutzt. Weitere Mobilitätsansprüche können hier vielfach mit Bussen und Bahnen nicht<br />

befriedigt werden. Das Fahrrad, das Mofa oder der Roller stellen daher – zumindest tagsüber – <strong>für</strong><br />

viele jugendliche Bewohner ländlicher Gebiete eine attraktivere und flexiblere Alternative dar, um größere<br />

Distanzen zu überwinden und alltägliche Ziele zu erreichen. Besonders in den Abendstunden


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 12<br />

fehlt es diesen Jugendlichen jedoch häufig an Möglichkeiten, die die Anforderungen an eine flexible<br />

und sichere Mobilität erfüllen (Freyer, Groß o.J: 7). Bei der Heranführung der Schülerinnen und Schüler<br />

an die Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilität sollten die Ansprüche der Jugendlichen und<br />

räumliche Rahmenbedingungen stets berücksichtigt werden bzw. eine zentrale Rolle spielen.<br />

Die symbolische Dimension von Verkehrsmitteln und Fortbewegungsmöglichkeiten<br />

einbeziehen<br />

Neben der Flexibilität des Angebots bewerten Jugendliche die unterschiedlichen Verkehrsmittel und<br />

Fortbewegungsmöglichkeiten auch symbolisch. Die symbolische Bewertung ist dabei stark durch die<br />

Gesellschaft und die private Umgebung beeinflusst. Die symbolischen Dimensionen „Autonomie“,<br />

„Erlebnis“, „Status“ und „Privatheit“ spielen <strong>für</strong> das eigene Mobilitätsverhalten und die Bewertung von<br />

Mobilitätsmöglichkeiten eine große Rolle (Hunecke, Klöckner 2000: 125ff). Dabei werden die Begriffe<br />

wie folgt definiert:<br />

Autonomie: Die Möglichkeit, selbständig und<br />

uneingeschränkt eine Ortsveränderung<br />

vornehmen zu können.<br />

Erlebnis:<br />

Status:<br />

Privatheit:<br />

Der Erlebniswert des sich Fortbewegens.<br />

Das Image, das eine Person<br />

durch die Art und Weise ihrer<br />

Mobilität bei anderen erzeugt.<br />

Das Gefühl, selbst darüber<br />

bestimmen zu können, welche<br />

Personen während des mobil<br />

Seins an- und abwesend sind.<br />

Abbildung 5:<br />

Spaß ist ein wesentlicher Faktor bei der Fortbewegung<br />

Jugendlicher (Quelle: DVR)<br />

Insbesondere Busse und Bahnen erhalten im Hinblick auf diese Dimensionen schlechte Bewertungen,<br />

während das Auto in Bezug auf die Dimensionen Erlebnis, Autonomie und Privatheit sehr viel besser<br />

abschneidet, als alle übrigen Verkehrsmittel. Die Themen Umweltbewusstsein oder Ökologie spielen<br />

<strong>für</strong> die Mobilität der Jugendlichen so gut wie keine Rolle. Der Zusammenhang zwischen Umweltbewusstsein<br />

und einer umweltfreundlichen Verkehrsmittelwahl ist eher gering. Jugendliche sind sich<br />

bewusst, dass Umweltprobleme durch Verkehr verursacht werden, Lösungen erwarten sie jedoch von<br />

Wissenschaft und Technik (Hunecke 2002: 48ff. 62). Klöckner bestätigt diese Einschätzung: „Die erlebte<br />

normative Verpflichtung, sich bei der Wahl seines Verkehrsmittels ökologisch zu verhalten, ist im<br />

Alter zwischen 17 und 22 Jahren am wenigsten ausgeprägt“ (Klöckner 2002: 134).<br />

Für <strong>15</strong>- bis 17-jährige Jugendliche gehört Mobilität zum Alltag und die Flexibilität des Mobilitätsangebots<br />

und die symbolische Bedeutung von Mobilität stehen im Mittelpunkt des Interesses. Hieraus lassen<br />

sich Anforderungen an schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> ableiten:<br />

• <strong>Mobilitätsmanagement</strong> muss sich mit Themen und Situationen auseinandersetzen, die den Jugendlichen<br />

wichtig sind/ bzw. denen Jugendliche in ihrem Alltag begegnen<br />

• <strong>Mobilitätsmanagement</strong> muss interessante Aufhänger finden, um Jugendliche auf die soziale und<br />

ökologische Dimension des Verkehrs und des Mobilitätsverhaltens aufmerksam zu machen.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 13<br />

3. Einführung von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule <strong>für</strong> die<br />

Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />

Auch wenn einige Bundesländer nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Verkehrs- und<br />

Mobilitätserziehung bereits Rahmenvorgaben zur Integration der Verkehrs-Thematik in den Unterricht<br />

<strong>für</strong> die einzelnen Jahrgangsstufen herausgegeben haben, wird „Verkehr“ bzw. „Mobilität“ nur an ganz<br />

wenigen Schulen in Deutschland explizit thematisiert. Grundsätzlich ist es in jeder Schulform möglich,<br />

das Thema Verkehr bzw. Mobilität zu integrieren, auch wenn es scheint, dass die Verankerung „neuer“<br />

Themen an den Haupt-, Real- und Gesamtschulen generell einfacher möglich ist als an den Gymnasien.<br />

Dies liegt an den verschiedenen Lernkonzepten, die diese Schultypen verfolgen. Während<br />

sich Gymnasien eher den traditionellen Fächern und Unterrichtsformen verschreiben, zeigen sich<br />

Haupt-, Real- und Gesamtschulen in der Regel flexibler, wenn es um die Veränderung von Lehrinhalten<br />

geht. Oft erfolgt die Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht bereits unbewusst,<br />

wenn z. B. in Physik Beschleunigung und Bremswege thematisiert werden, in Biologie der Einfluss<br />

von Drogenkonsum auf die Sinneswahrnehmung oder in Erdkunde die Auswirkung von CO 2 auf das<br />

Klima behandelt wird. Unterrichtsmaterialien in Form von Arbeitsheften, Folien, CD-ROMs, etc. gibt es<br />

inzwischen schon zahlreich <strong>für</strong> unterschiedliche Unterrichtsfächer, Jahrgangsstufen und abgestimmt<br />

auf die Anforderungen unterschiedlicher Schulformen. Entsprechende Hinweise auf gute Unterrichtsmaterialien<br />

und Bezugsmöglichkeiten finden sich auch im Anhang.<br />

Wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die Umsetzung erfolgreicher<br />

Maßnahmen schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s,<br />

das ja über die Integration von<br />

Verkehrsthemen in Unterrichtsthemen hinausgeht,<br />

sind vor allem das Interesse und Engagement<br />

der Schulleitung, sowie des Lehrerkollegiums.<br />

Ein guter Anknüpfungspunkt ist die Thematisierung<br />

einer konkreten problematischen Verkehrssituation<br />

an der Schule, z. B. Parkprobleme<br />

oder Konflikte mit Anwohnern bei Schulbeginn<br />

oder -ende. Steht die gesamte Schule hinter der<br />

Bedeutung dieses „Aufhängers“, ist bereits eine<br />

wesentliche Rahmenbedingung <strong>für</strong> die Integration<br />

Abbildung 6:<br />

schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s erfüllt. Die Unterrichtsmaterialien gibt es in vielfältiger Form<br />

(Quelle: ifeu-Institut Heidelberg)<br />

Schule sollte sich dieses Thema „auf die Fahne<br />

schreiben“ und auch nach außen vertreten. Dabei<br />

sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Problematisierung von Verkehrsthemen an der Schule<br />

nicht zu überzogenen Zielen führt, dass z. B. in Zukunft alle Parkplätze abgeschafft werden und die<br />

Fortbewegung ausschließlich mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln erfolgen muss. Auch moralisierende<br />

Forderungen sind eher kontraproduktiv. Es muss vermieden werden, dass sich Lehrerinnen und<br />

Lehrer, aber auch Schülerinnen und Schüler und deren Eltern in ihrem Mobilitätsverhalten belehrt<br />

oder gegängelt fühlen, da dies ziemlich schnell zu einer ablehnenden Haltung führt. Bei der Thematisierung<br />

des Mobilitätsverhaltens ist zu bedenken, dass man es mit teilweise jahrzehntelang eingeübten<br />

Verhaltensmustern zu tun hat, die nicht ohne weiteres hinterfragt werden (wollen). Wichtig ist also<br />

eine ideologiefreie Herangehensweise, die einen offenen Diskurs zulässt, der auch den Pkw einbezieht.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 14<br />

Bei der Herangehensweise sollte beachtet werden, dass zunächst nur kleine Schritte notwendig und<br />

möglich sind, um über die Erreichung realistischer (Zwischen-)Ziele eine erste Verankerung zu erreichen.<br />

Eine Umsetzung Schritt <strong>für</strong> Schritt – verteilt über mehrere Schuljahre – ist realistischer als zu<br />

ambitionierte Vorhaben umsetzen zu wollen. Dieses Vorgehen führt in der Regel auch zu deutlich<br />

mehr Resonanz bei allen Beteiligten.<br />

Ein relativ einfacher Einstieg ist es, zunächst einige Lehrerinnen und Lehrer zu motivieren, das Thema<br />

Mobilität in ihren Unterricht einzubinden. Als eine weitere Möglichkeit könnten Schülerinnen und Schüler<br />

der Jahrgangsstufen 9 bis 11 eine Befragung unter ihren Mitschülerinnen und -schülern zu deren<br />

Mobilitätsverhalten durchführen.<br />

Es dauert jedoch Jahre bis sich an einer Schule eine gewisse „Mobilitätskultur“ entwickelt hat, die die<br />

gesamte Mobilität an der Schule beeinflussen kann. Daher ist ein „langer Atem“ wichtig, um schulisches<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an einer Schule langfristig zu verankern. Erst dann können tatsächlich<br />

auch Auswirkungen der Anstrengungen in dem Mobilitätsverhalten aller Beteiligten abgelesen werden.<br />

Was zu Beginn zu beachten ist:<br />

• Eine breite Unterstützung an der Schule (Schulleitung, Lehrerkollegium und<br />

Eltern) anstreben!<br />

• Einen „Aufhänger“ <strong>für</strong> das Thema „Mobilität“ an der Schule finden!<br />

• Keine moralisierenden Forderungen zum Mobilitätsverhalten stellen!<br />

• Erreichbare, realistische Ziele formulieren und mit kleinen Schritten die Umsetzung<br />

anstreben!<br />

• Berücksichtigen, dass der Weg zu einer „Mobilitätskultur“ an der Schule lang<br />

ist!<br />

• Nicht entmutigen lassen!


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden <strong>15</strong><br />

4. Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

Eine wichtige Rahmenbedingung <strong>für</strong> erfolgreiches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen ist die Vielzahl<br />

der Akteure, die mit eingebunden werden sollten. Deren Ziele, Interessen und Werthaltungen können<br />

das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> fördern aber auch erschweren. Eine Analyse des Akteursumfeldes<br />

ist <strong>für</strong> die Initiatoren schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s eine wichtige Grundlage sowohl <strong>für</strong><br />

die Motivation von Unterstützung wie auch <strong>für</strong> den Umgang mit Kritikern und Skeptikern. Je breiter die<br />

Palette der Akteure und deren aktive Beteiligung angelegt ist, desto größer ist die Aussicht auf nachhaltigen<br />

Erfolg. Die möglichen Aufgaben der Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> werden<br />

im Folgenden dargestellt.<br />

4.1 Schulleitung<br />

Die Motivation und das Engagement der Schulleitung stellen eine wichtige Voraussetzung zur Etablierung<br />

von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule dar. Die Schulleitung verfügt über den notwendigen<br />

Einfluss, um das schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in der Schule einzuführen. Als Promoter kommt<br />

der Schulleitung außerdem die Aufgabe zu, <strong>für</strong> das <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule zu werben<br />

und insbesondere das Kollegium von der Notwendigkeit zu überzeugen. Besonders effektiv ist eine<br />

Initiative <strong>für</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zur Lösung konkreter Verkehrsprobleme, die alle Jahrgangsstufen<br />

umfasst. Als informierter Ansprechpartner sollte die Schulleitung dem Kollegium, den Schülerinnen<br />

und Schülern und Eltern zur Verfügung stehen. Sie kann Kontakte zu außerschulischen Partnern aufnehmen,<br />

die in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> eingebunden werden können. Darüber hinaus<br />

sollte sie darauf hinwirken, dass auch Inhalte zur Verkehrsthematik in den Unterricht eingebunden<br />

werden und entsprechende Materialien bereitstellen. Hilfreich ist es, einen Beauftragten <strong>für</strong> Verkehrsund<br />

Mobilitätserziehung zu benennen, der die Schulleitung im Hinblick auf diese Aufgaben entlasten<br />

kann.<br />

Natürlich ist es ein zusätzlicher Aufwand, sich über die bestehenden Aufgaben der Schule hinaus<br />

auch mit dem Thema Mobilität auseinander zu setzen. Die Schulleitung muss sich dessen bewusst<br />

sein, kann aber bestimmen, in welchem Rahmen zusätzliches geleistet werden soll. Viele Themen<br />

lassen sich in den normalen Unterricht einbinden – auch „Außentermine“ zu außerschulischen Lernorten.<br />

Ob dann zusätzlich ein „Tag der Mobilität“, eine Projektwoche oder eine Schuljahr begleitende<br />

Arbeitsgruppe angeboten wird, liegt im Ermessen der Schulleitung, je nachdem welche Bedeutung<br />

dem schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zukommen soll.<br />

Die Schulleitung hat die Aufgabe,<br />

- das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zum Thema der Schule zu machen,<br />

- auf die Einbindung von Themen zu Mobilität und Verkehr in den Fachunterricht<br />

hinzuwirken,<br />

- den Umfang von zusätzlichen Aktionen, die über den Fachunterricht<br />

hinausgehen, zu bestimmen,<br />

- Fachlehrer einzubinden,<br />

- Eine Zuständigkeit <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu schaffen.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 16<br />

4.2 Lehrerkollegium<br />

Soll schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den Schulalltag integriert werden, spielt das Kollegium eine<br />

wichtige Rolle. Anforderung an die Klassen- und Fachlehrerinnen und -lehrer ist es, das Thema Verkehr<br />

und Inhalte aus dem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den Unterricht zu integrieren. Hier<strong>für</strong> müssen Lehrerinnen<br />

und Lehrer bereit sein, neue Unterrichtsmaterialien anzuwenden und/oder fächerübergreifenden<br />

Unterricht mitzugestalten. Von zentraler Bedeutung ist dabei, bei der Gestaltung des Fachunterrichts<br />

das Thema Mobilität „im Hinterkopf“ zu haben, um die vielfältigen Anknüpfungspunkte tatsächlich<br />

zu nutzen. Aufgabe der Lehrenden ist es konkret, Auswirkungen unterschiedlicher Verkehrsmittel<br />

und Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten darzustellen bzw. zu erarbeiten, Wertehaltungen zu<br />

vermitteln und Verhaltensweisen mit den Schülerinnen und Schülern einzuüben mit dem Ziel, eine<br />

Bewusstseinsbildung im Sinne einer nachhaltigen Mobilität zu bewirken. Dabei bietet das Thema Verkehr<br />

und Mobilität gute Anknüpfungspunkte, um die Themen „partnerschaftlicher Umgang“, „Sozialverhalten“,<br />

„Umgang mit Aggressionen oder Drogen“ sowie Umweltthemen zu besprechen. Darüber<br />

hinaus gibt es bei vielen weiteren Fächern Anknüpfungspunkte wie z. B. Mathematik, Religion, Biologie<br />

etc. (Vorschläge zu Unterrichtsinhalten finden sich in Kapitel 5.5.1).<br />

Die Betreuung von Schülerinnen und Schülern im Rahmen von Projekten, Aktionen oder Unterrichtsbausteinen<br />

rundet diese Aufgaben ab. Hierbei sind Lehrerinnen und Lehrer aufgerufen, an Maßnahmen,<br />

die z. B. die Organisation und Optimierung der Schulwege der Schülerinnen und Schüler zum<br />

Gegenstand haben, in unterschiedlicher Weise mitzuwirken. Die Beispiele <strong>für</strong> Maßnahmen zur Optimierung<br />

der Schulwege <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 13 können sehr vielfältig<br />

sein und reichen von der kartographischen Aufbereitung der Schulwege im Informatikunterricht<br />

mit der Erstellung von Schulwegeplänen <strong>für</strong> jüngere Jahrgänge über das Engagement bei der Einrichtung<br />

einer bewachten Fahrradabstellanlage bis zur Organisation von Klassenfahrten mit dem Fahrrad<br />

oder Bus und Bahn. Denkbar sind aber auch andere Ansätze, die eine generelle Herangehensweise<br />

an Themen der Mobilität ermöglichen. Eine Beispielsammlung mit Maßnahmen, die bereits an unterschiedlichen<br />

Schulen durchgeführt wurden, findet sich im Anhang.<br />

Selbstverständlich sind nicht nur Schülerinnen und Schüler eine Zielgruppe von Maßnahmen schulischen<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong>s. Auch das Mobilitätsverhalten der Lehrenden sollte Gegenstand von<br />

Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s sein, nicht zuletzt aufgrund der Vorbildwirkung <strong>für</strong> die Schülerinnen<br />

und Schüler. So sollte mit dem Ziel der Minderung des Pkw-Verkehrs an der Schule auch die<br />

Verkehrsmittelwahl der Lehrerinnen und Lehrer berücksichtigt, kritisch hinterfragt und im Bedarfsfall<br />

optimiert werden (z. B. Lehrerparkplätze, Jobticket). Dabei ist jedoch zu einem sensiblen Vorgehen zu<br />

raten, da Lehrerinnen und Lehrer – wie andere auch – oft Vorbehalte haben, das Mobilitätsverhalten<br />

zu thematisieren, wenn sie selbst mit dem Auto zur Schule kommen.<br />

Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es,<br />

- die Themen Mobilität und Verkehr im jeweiligen Fachunterricht einzubinden,<br />

- mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zur<br />

Optimierung der Schulwege zu suchen,<br />

- außerschulische Partner einzubinden,<br />

- das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 17<br />

4.3 Schülerinnen und Schüler<br />

Insbesondere an dem Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler (und ihrer Eltern) setzt das<br />

schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an. Dabei ist es einerseits wichtig, Motivation am Thema durch den<br />

Unterricht und durch Aktionen zu wecken und auf der anderen Seite den Schülerinnen und Schülern<br />

Möglichkeiten zu geben, selbst aktiv zu werden. Insbesondere ältere Schülerinnen und Schüler möchten<br />

nicht nur „be-lehrt“ werden sondern wollen selbst Erfahrungen machen und Einfluss nehmen. Dazu<br />

bietet schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> vielfältige Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten,<br />

die über den üblichen Frontalunterricht hinausgehen. So können von den Schülerinnen und Schülern<br />

selbständig Befragungen durchgeführt werden, Informationen <strong>für</strong> Lehrerinnen und Lehrer sowie die<br />

eigenen Eltern aufbereitet werden, Recherchen über den eigenen Stadtteil organisiert und Ideen zur<br />

Gestaltung des eigenen Schulumfeldes entwickelt werden.<br />

Schülerinnen und Schüler sollen durch schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in die Lage versetzt werden,<br />

ihr Mobilitätsverhalten in Frage zu stellen sowie Mobilitätsalternativen kennen und bewerten zu<br />

lernen. Insbesondere in dem Alter vor dem Führerscheinerwerb ist es wichtig, eine Sensibilität zu<br />

schaffen <strong>für</strong> umweltschonende und gesundheitsförderliche Fortbewegungsmöglichkeiten. Dies gilt<br />

besonders <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler, die öffentliche Verkehrsmittel nur überfüllt und unangenehm<br />

erleben und schon lange kein Fahrrad mehr gefahren sind, weil es eventuell schon seit Jahren mit<br />

einem platten Reifen im Keller steht.<br />

Schülerinnen und Schüler sind gefragt,<br />

- vor dem Hintergrund ihres Wissens über Folgen der Mobilität mit<br />

verschiedenen Verkehrsmitteln und Mobilitätsalternativen eine nachhaltige<br />

Verkehrsmittelwahlentscheidung zu treffen,<br />

- Ideen zur Verbesserung der Verkehrssituation an der Schule zu entwickeln,<br />

- sich bei der Optimierung der Schulwege einzubringen.<br />

4.4 Eltern<br />

Sind die heranwachsenden Kinder schon im Jugendalter, ist es häufig schwer, die Eltern <strong>für</strong> Aktionen<br />

an der Schule zu interessieren. Dennoch ist es auch in diesem Alter noch wichtig, die Eltern <strong>für</strong> Aktionen<br />

zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu gewinnen, da ja auch sie ein wichtiger Einflussfaktor<br />

<strong>für</strong> die Mobilität ihrer Kinder sind – einerseits aktiv, da auch häufig noch Jugendliche mit dem elterlichen<br />

Pkw zur Schule gebracht werden („Das habe ich schon immer gemacht“ oder „Die Schule liegt<br />

sowieso auf dem Weg zur Arbeit“), andererseits passiv durch das Vorbild des elterlichen Mobilitätsverhaltens.<br />

Die Eltern müssen über das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> und dessen Ziele zunächst informiert<br />

werden. Oft sind sich die Eltern selbst nicht dessen bewusst, dass sie mit ihrem eigenen Mobilitätsverhalten<br />

den Kindern ein gutes oder schlechtes Beispiel geben. Aufklärung über Gefahren im Straßenverkehr<br />

und die negativen Auswirkungen des Verkehrsaufkommens im Schulumfeld, das durch<br />

Bring- und Abholdienste verursacht wird, tragen dazu bei, eine Sensibilisierung <strong>für</strong> die Verkehrssicherheit<br />

an der Schule und eventuell auch das eigene Mobilitätsverhalten bei den Eltern zu erzeugen.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 18<br />

Für die Eltern ist es wichtig,<br />

- über die Aktionen an der Schule jederzeit informiert zu sein,<br />

- <strong>für</strong> ihre Vorbildfunktion sowie die Auswirkungen ihres Verkehrsverhaltens<br />

sensibilisiert zu werden.<br />

4.5 Außerschulische Kooperationspartner<br />

Die Einbindung außerschulischer Kooperationspartner in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> hilft,<br />

Inhalte der Mobilitätserziehung leichter und praxisnah zu vermitteln. Es besteht dadurch die Möglichkeit,<br />

leichter einen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern zu finden. Kooperationspartner können<br />

aus ihren Erfahrungen berichten und ihre jeweiligen Tätigkeiten und deren Randbedingungen anschaulich<br />

vermitteln. Die Einbeziehung externer Unterstützung kann außerdem dazu beitragen, in<br />

Sachfragen schnelle Antworten zu erhalten oder bei der Planung bestimmter Maßnahmen (z. B. Einrichtung<br />

eines Fahrradkellers) Informationen und Unterstützung bei der Umsetzung zu erhalten. Für<br />

die Schülerinnen und Schüler ist der Kontakt zudem interessant, um einen Einblick in die Arbeit in<br />

verschiedenen Berufsfeldern zu bekommen. Außerdem bietet der Kontakt zu außerschulischen Akteuren<br />

<strong>für</strong> die Schule eine Möglichkeit, den Unterricht nach außen zu öffnen und dadurch interessanter<br />

und anschaulicher zu gestalten.<br />

Kooperation mit externen Partnern benötigt eine Vorlaufzeit, die je nach Anliegen und Fragestellung<br />

Wochen oder Monate dauern kann. Daher empfiehlt sich eine frühzeitige Ansprache der entsprechenden<br />

Akteure. Von großer Bedeutung ist auch die Kontinuität bei den Ansprechpartnern auf beiden<br />

Seiten. Sie hilft, Abläufe reibungslos zu gestalten und das Erreichen der gesteckten Ziele als Erfolg zu<br />

vermitteln.<br />

Außerschulische Ansprechpartner bieten <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

- eine Möglichkeit, Unterricht praxisnah, abwechslungsreich und interessant<br />

zu gestalten,<br />

- Faktenwissen über Zusammenhänge zu erfahren,<br />

- Möglichkeiten, eigene Ideen auf ihre Realisierung zu prüfung und eventuell<br />

umzusetzen.<br />

Im Folgenden werden mögliche außerschulische Kooperationspartner <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

kurz beschrieben.<br />

Verkehrsunternehmen<br />

Viele Schüler nutzen auf ihrem Weg zur Schule öffentliche Verkehrsmittel. Da sie häufig zu den Stoßzeiten<br />

unterwegs sind, erleben sie überfüllte Verkehrsmittel und nehmen die Fahrt mit Bus und Bahn


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 19<br />

oftmals als unangenehm wahr. Vor diesem Hintergrund bietet sich insbesondere die Zusammenarbeit<br />

mit dem örtlichen Verkehrsunternehmen an. Bereits durch die Kommunikation zwischen Schülerinnen<br />

bzw. Schülern und Verkehrsunternehmen kann auf beiden Seiten Verständnis erzeugt werden.<br />

Gleichzeitig können mit entsprechenden Maßnahmen – beispielsweise der Gestaltung eines Busses<br />

durch Schülerinnen und Schülern – gemeinsame Projekte mit dem Verkehrsunternehmen organisiert<br />

werden. Bei der Zusammenarbeit mit dem Verkehrsunternehmen ist darauf zu achten, dass die Projektentwicklung<br />

gemeinsam erfolgt, um Realisierungschancen von vornherein abzuklären. Hohe Erwartungen<br />

seitens der Schülerinnen und Schüler werden sonst enttäuscht. Sinnvoll ist es, schon im<br />

Vorfeld Kontakt mit dem Verkehrsunternehmen aufzunehmen, da Entscheidungen über die Durchführung<br />

von Schülerprojekten innerhalb des Verkehrsunternehmens oftmals längerer Klärungszeit bedürfen.<br />

Auch die Schülerinnen und Schüler sollten einen Gesprächstermin mit dem Verkehrsunternehmen<br />

gut vorbereiten und sehr konkret ihre Erwartungen formulieren.<br />

Auch <strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen ist es von Vorteil, Schulen bei der Umsetzung von schulischem<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu unterstützen. Durch die Kooperation mit Schulen erhält das Verkehrsunternehmen<br />

eine relativ kostengünstige Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler als einen wichtigen Kundenkreis<br />

anzusprechen. Verkehrsunternehmen können Unterrichtshilfen und Informationen über<br />

Fahrtrouten und Tarife bereitstellen. Weiter reichende Möglichkeiten sind das Angebot, einen Bus auf<br />

der Linie, die die Schule anfährt, oder die Haltestelle an der Schule <strong>für</strong> einen bestimmten Zeitraum<br />

umzugestalten oder einer Einladung in die Leitstelle des Verkehrsunternehmens, damit die Schülerinnen<br />

und Schüler das operationale Geschäft des Unternehmens kennen lernen können.<br />

Polizei und Verkehrswacht<br />

Die Polizei ist beim Thema Verkehrssicherheitserziehung und Verkehrsaufklärung an der Schule der<br />

direkte Ansprechpartner. Überwiegend im Primarbereich sind Verkehrssicherheitsberaterinnen und<br />

-berater sowie der Bezirksdienst der Polizei tätig, um z. B. bei der Schulwegerkundung den Kindern<br />

ihren zukünftigen Aktionsraum näher zu bringen und das Verhalten an Gefahrenpunkten ihres Schulweges<br />

zu erlernen. Auch wenn die Berührungspunkte mit älteren Schülerinnen und Schülern der weiterführenden<br />

Schulen zunächst nicht offensichtlich erscheinen, sind sowohl die Polizei als auch die<br />

Verkehrswacht wichtige Kooperationspartner. So sollten diese Partner besonders dann eingebunden<br />

werden, wenn konkrete Aktionen auf der Straße geplant sind wie z. B. Tempomessungen oder Begehungen.<br />

Insbesondere die Verkehrswachten stellen darüber hinaus den Schulen auch Materialien zur<br />

Verfügung. Gurtschlitten, Fahrsimulator, Fahrradparcours, Reaktions- und Sehtest, Bremstest und<br />

Tempomessgeräte können oft unproblematisch – und in der Regel kostenfrei – ausgeliehen werden.<br />

Stadtverwaltung<br />

Die Stadtverwaltung ist Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, Neuordnungen der Verkehrsflächen<br />

im Schulumfeld vorzunehmen. Dies betrifft Veränderungen auf dem Schulgrundstück (z. B. Reduktion<br />

von Stellplätzen) ebenso wie in den Straßen in der näheren Schulumgebung (z. B. Entschärfung von<br />

Gefahrenstellen). In der Regel ist das Tiefbauamt der Stadtverwaltung zuständig <strong>für</strong> Fragen der Straßenraumgestaltung,<br />

Geschwindigkeitsbeschränkungen, Maßnahmen der Verkehrsberuhigung sowie<br />

die Neukonzeption von Pkw-Stellplätzen. Mit der Förderung des Rad- und Fußverkehrs ist dagegen<br />

oft das Stadtplanungsamt befasst. Konkrete Baumaßnahmen liegen jedoch auch hier in der Verantwortung<br />

des Tiefbauamtes. Im Rahmen des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s können dem Stadt-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 20<br />

planungsamt konkrete Vorschläge unterbreitet werden, die die Schülerinnen und Schüler eventuell<br />

selbst erarbeitet haben. Vielleicht ist es auch möglich, ganz generelle Diskussionen über Stadt- und<br />

Verkehrsplanung zwischen Stadtverwaltung und den Schülerinnen und Schülern zu führen. Meist trifft<br />

man in Stadtverwaltungen diesbezüglich auf offene Türen.<br />

Weitere Kooperationspartner<br />

Neben den bereits genannten Akteuren kann überlegt werden, ob es in der Stadt oder Region noch<br />

weitere Kooperationspartner gibt, die sich in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einzubeziehen<br />

lohnt. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich ein gegenseitiger Nutzen <strong>für</strong> alle Partner ergibt. Für<br />

Schülerinnen und Schülern heißt das, Mobilitätsalternativen kennen zu lernen, Zusammenhänge im<br />

Bereich Verkehr und Mobilität zu erfassen und Erfahrungen außerhalb der Schule zu sammeln. Mögliche<br />

Kooperationspartner sind z. B.<br />

• Die Kinderunfallkommission, in der die betroffenen Fachämter der Stadtverwaltung und die örtliche<br />

Polizei organisiert sind. Das Ziel der Kinderunfallkommission ist die Verkehrssicherheit der<br />

Kinder innerhalb der Gemeinde zu erhöhen.<br />

• Der Gemeindeunfallversicherungsverband, über den die Schulwege der Schülerinnen und Schüler<br />

unfallversichert sind.<br />

• Umweltverbände: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD),<br />

Robin Wood etc., die alle an der Förderung einer umweltschonenden Mobilität interessiert sind.<br />

• Krankenkassen im Zusammenhang mit Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen.<br />

Natürlich ist im Einzellfall zu prüfen, welche Gruppierungen und Organisationen darüber hinaus vor<br />

Ort an der Verkehrssicherheits- bzw. Mobilitätserziehung Interesse haben könnten und die gut in die<br />

Ziele des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s eingebunden werden könnten.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 21<br />

5. Die Einführung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s –<br />

Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />

<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen kann generell nicht<br />

isoliert betrachtet werden, sondern sollte vielmehr – flankiert von einer umfassenden Mobilitätserziehung<br />

– durch alle Jahrgangsstufen der Schullaufbahn hindurch Bedeutung haben. Nur wenn sich eine<br />

moderne Mobilitätserziehung eingebettet in Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s durch alle Jahrgangsstufen<br />

zieht, können die gewünschten Wirkungen wie eine Verbesserung der Verkehrssituation<br />

auf dem Schulgelände und im Schulumfeld sowie die bewusste Verkehrsmittelwahlentscheidung <strong>für</strong><br />

Schul- und Freizeitwege sowohl von Lehrenden als auch von Schülerinnen und Schülern erlernt werden.<br />

Die hier vorgestellten Schritte zur Umsetzung sollten daher auch als ein Bestandteil in einem<br />

umfassenden Konzept <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> verstanden werden, das sich in allen<br />

Jahrgangsstufen wieder findet.<br />

Für die hier beschriebenen Handlungsschritte gilt in den überwiegenden Fällen das Gleiche, was auch<br />

<strong>für</strong> die Verankerung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s <strong>für</strong> jüngere Schülerinnen und Schüler gilt.<br />

Dennoch gibt es einige Unterschiede, wenn Jugendliche der Altersgruppe von <strong>15</strong> bis 17 Jahre (und<br />

darüber hinaus) die Zielgruppe des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s sind: die Ansprache der Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen ist eine andere als bei Schülerinnen und Schülern der Grundschule<br />

und der ersten Klassen der Sekundarstufe I. Jugendliche und junge Erwachsene stehen dem<br />

Thema „Mobilitätserziehung“ nicht mehr offen gegenüber. Sie möchten ernst genommen werden, achten<br />

auf die Wahrung ihrer eigenen Interessen und bringen sich nur ein, wenn sie die Notwendigkeit<br />

der Beschäftigung mit einem Thema auch erkennen. Auch die Lernansprüche der verschiedenen<br />

Schulformen erfordern insbesondere in den höheren Klassenstufen eine angepasste Herangehensweise.<br />

So lässt der umfangreiche Lehrplan eines Gymnasiums die Behandlung „fachfremder“ Themen<br />

kaum zu und Aktionen außerhalb des Unterrichts sind nur schwierig umzusetzen, da die Zeit oft fehlt.<br />

An Hauptschulen und Realschulen ermöglicht die praxisorientierte Ausbildung eher eine Einbindung in<br />

bestehende Strukturen. Zu den einzelnen Handlungsschritten sind im Folgenden jeweils Beispiele<br />

aufgeführt, die aus dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr,<br />

Bau- und Wohnungswesen (2003 – 2005) oder aus anderen erfolgreichen Projekten zusammengetragen<br />

sind.<br />

Die hier dargestellte Vorgehensweise in einzelnen Schritten kann nur ein Vorschlag sein. Selbstverständlich<br />

ist es im Einzelfall immer wieder sinnvoll, Anpassungen vorzunehmen, weil es evtl. organisatorisch<br />

oder zeitlich besser passt. Daher können die hier dargestellten Handlungsschritte auch in ihrer<br />

Reihenfolge variiert oder auch parallel bearbeitet werden. Der Anspruch dieses Leitfadens ist es dennoch<br />

nicht, die Abarbeitung aller hier dargestellten Punkte einzufordern. Bei den hohen Anforderungen,<br />

die derzeit an die Weiterentwicklung der Schulbildung gestellt werden, können sicherlich nicht<br />

umfangreiche „zusätzliche“ Aufgaben bewältigt werden. Es ist daher besonders wichtig, den Aufwand<br />

geplanter Aktivitäten genau zu kalkulieren und auch die Umsetzbarkeit realistisch einzuschätzen, damit<br />

eine mangelnde Realisierbarkeit nicht unnötig zu Frustrationen führt. Dennoch soll hier Mut gemacht<br />

werden, eventuell auch „nur“ einzelne Aspekte herauszugreifen und somit das Thema Mobilität<br />

an der Schule (zunächst) mehr ins Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften<br />

zu rücken. Es muss dabei aber auch klar sein, dass Einzelaktionen zum Thema Mobilität zwar <strong>für</strong><br />

die darin eingebundenen Schülerinnen und Schüler kurzfristig den Blick <strong>für</strong> die eigene Mobilität schärfen,<br />

jedoch nicht dazu beitragen werden, langfristig Verhaltensänderungen zu einer nachhaltigen Mobilität<br />

zu erreichen. Andererseits gibt es auch „kleinere“ Maßnahmen mit großer Wirkung. Wird zum


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 22<br />

Beispiel ein Fahrradkeller an einer Schule (wieder-)eröffnet, kann die Wirkung auf den Radfahranteil<br />

auf dem Schulweg deutlich erhöht werden.<br />

Ist eine Einsicht in die Notwendigkeit der Beschäftigung mit Verkehrs- bzw. Mobilitätsthemen an einer<br />

Schule erst einmal vorhanden, ist ein erster wichtiger Schritt getan. Die Initiative kann sowohl von der<br />

Schulleitung, von einzelnen Lehrerinnen bzw. einzelnen Lehrern oder von Eltern oder einer Elterninitiative<br />

ausgehen. Dieser Leitfaden richtet sich somit an alle, die sich engagieren wollen, schulisches<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die älteren Schuljahrgänge an einer Schule zu etablieren.<br />

5.1 Die Schulöffentlichkeit informieren<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> ist in erster Linie ein kommunikativer Prozess und wirkt sehr stark durch die<br />

Information aller Beteiligten. Daher ist das primäre Ziel der Information, die Akteure an der Schule –<br />

das sind die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler sowie deren<br />

Eltern – von der Notwendigkeit einer Beschäftigung mit dem Thema Mobilität zu überzeugen. Wenn<br />

die Initiative zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> nicht sogar von der Schulleitung ausgeht, ist es<br />

doch besonders wichtig, diese „mit ins Boot zu holen“. Ihre Unterstützung ist hier von ganz besonderer<br />

Bedeutung, denn ohne die Zusage von der höchsten Schulebene ist die Umsetzung von schulischem<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> gerade in den höheren Schuljahrgängen nicht möglich. Im Unterschied zum<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> jüngere Klassen können Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen<br />

(ab ca. 8. Klasse) an allen Entscheidungsprozessen unmittelbar beteiligt werden. Dies<br />

hat den Vorteil, dass auch die Sichtweise der Jugendlichen von vornherein mit einbezogen werden<br />

kann.<br />

An den ersten Informationsrunden sollten möglichst alle Gruppen der Schulöffentlichkeit beteiligt sein:<br />

4 die Schulleitung,<br />

4 interessierte Lehrerinnen und Lehrer,<br />

4 evtl. Schulpflegschaftsvertreter,<br />

4 Schülerinnen und Schüler (Klassensprecher<br />

oder Interessierte),<br />

4 evtl. Elternpflegschaft.<br />

Zu Beginn steht möglicherweise ein Verkehrsbzw.<br />

Mobilitätsproblem im Vordergrund, das<br />

als „Aufhänger“ <strong>für</strong> die Einführung von schulischem<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> dient. <strong>Schulisches</strong><br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> kann dazu beitragen,<br />

Verkehrs- bzw. Mobilitätsprobleme am<br />

Schulstandort zu mindern oder zu lösen. Die<br />

Vorteile und die zu erwartenden positiven<br />

Auswirkungen von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

sollten an alle Beteiligten und Betroffenen<br />

kommuniziert werden.<br />

Welche Verkehrs- bzw. Mobilitätsproblematik<br />

an der Schule sollen durch schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

thematisiert werden?<br />

• Die angespannte Situation auf dem Schulparkplatz<br />

soll entschärft werden.<br />

• Im Rahmen der Fahrrad- bzw. Bewegungsförderung<br />

soll der Anteil der Rad fahrenden<br />

Schülerinnen und Schüler erhöht werden.<br />

• Es sind im Umfeld der Schule bereits Unfälle<br />

passiert; Verkehrssituationen sollen verbessert<br />

werden.<br />

• Es sollen – ganz allgemein – die älteren<br />

Schülerinnen und Schüler vor dem Führerscheinerwerb<br />

<strong>für</strong> Verkehrsthemen und <strong>für</strong><br />

eine differenzierte Verkehrsmittelwahl sensibilisiert<br />

werden.<br />

Zudem muss der strukturelle Rahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s festgelegt werden. Dies bedeutet:<br />

Es muss eine Entscheidung darüber herbeigeführt werden, in welcher Form schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

in die Schulstruktur eingebunden werden kann. Dies kann über die Einbindung von Ver-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 23<br />

kehrs- und Mobilitätsthemen in den Schulunterricht erfolgen, über einzelne Aktionen bzw. Maßnahmen<br />

oder die Bearbeitung eines das Schuljahr begleitenden Projektes durch die Schülerinnen und<br />

Schüler (zu den möglichen Formen siehe auch die Steckbriefe im Anhang). Der Umfang der Bearbeitung<br />

sollte schon im Vorfeld geregelt werden. Die hauptsächliche Verantwortung liegt bei der Schulleitung,<br />

da diese festlegen muss, welche Bedeutung die Beschäftigung mit der schulischen Mobilität<br />

neben anderen Anforderungen haben kann. Die Anwesenheit der Schulleiterin bzw. des Schulleiters<br />

oder deren/dessen Vertreter bzw. Vertreterin bei den ersten Gesprächen ist daher unabdingbar. Als<br />

Ergebnis des Gesprächs könnte ein formeller Beschluss stehen, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> im Schulalltag<br />

zu verankern oder sogar in das Schulprogramm aufzunehmen.<br />

Da die Eltern gerade der älteren Schülerinnen und Schüler nur noch schwer zu erreichen sind, ist die<br />

Einbindung dieser Akteursgruppe besonders schwierig. Bei vielen Eltern jüngerer Kinder kann der<br />

Zugang zum Thema Mobilität über das Thema Sicherheit relativ einfach hergestellt werden. Bei Eltern<br />

älterer Kinder gestaltet es sich hingegen schwierig, das Interesse am Thema Mobilität zu wecken.<br />

Diesen Eltern ist nur noch bedingt oder gar nicht mehr bewusst, dass sie durch ihr eigenes Mobilitätsverhalten<br />

die Mobilitätssozialisation ihrer Kinder entscheidend mit beeinflussen, da sie ihre eigene<br />

Vorbildfunktion nicht mehr <strong>für</strong> bedeutend und die Einflussnahme auf Mobilitätsentscheidungen ihrer<br />

Kinder <strong>für</strong> sehr eingeschränkt halten. Viele stellen ihr eigenes Mobilitätsverhalten überhaupt nicht in<br />

Frage. Verkehrsthemen sind <strong>für</strong> Eltern nur noch dann von Interesse, wenn eigene Bedürfnisse eingeschränkt<br />

werden; wenn z. B. der Parkdruck auf dem Schulgelände so groß ist, dass das Anfahren der<br />

Schule (zum Entladen der eigenen Kinder) problematisch wird.<br />

Dennoch – und auch gerade deshalb – ist es äußerst wichtig, die Eltern über geplante Maßnahmen<br />

zum Thema „Mobilität“ in der Klasse, Jahrgangsstufe bzw. gesamten Schule zu informieren, über<br />

Missstände aufzuklären und über geplante Aktivitäten zu berichten oder zu diesen einzuladen. Dies<br />

kann in unterschiedlicher Form geschehen:<br />

• Brief an die Eltern (von den Schülerinnen und Schülern selbst formuliert),<br />

• Flyer (von den Schülerinnen und Schülern selbst gestaltet),<br />

• Plakataktion im Schulgebäude (von den Schülerinnen und Schülern selbst gestaltet),<br />

• Artikel in der Schulzeitung (von den Schülerinnen und Schülern geschrieben),<br />

• Informationsstand auf dem Weihnachtsmarkt (von den Schülerinnen und Schülern selbst organisiert).<br />

Alle Personen an der Schule – sowohl die Eltern als auch alle weiteren Personen der Schulöffentlichkeit<br />

– sollten auch während der Aktivitäten des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s regelmäßig über<br />

den Fortgang der Maßnahmen unterrichtet werden, um Akzeptanz und eine Sensibilisierung <strong>für</strong> Verkehrsthemen<br />

in der Schule zu erreichen. Finden öffentlichkeitswirksame Aktionen an der Schule statt,<br />

sollte auch immer überlegt werden, ob es nicht sinnvoll ist, die Eltern dazu einzuladen. Bei schulischem<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den höheren Schulklassen ist es von Vorteil, wenn die Schülerinnen<br />

und Schüler möglichst viele Informationsmedien bzw. Einladungsschreiben selbst erstellen. Die Unterstützung<br />

seitens einer Lehrkraft und die Abstimmung mit der Schulleitung sollten selbstverständlich<br />

sein.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 24<br />

5.2 Kooperieren<br />

Schon vor dem Start von konkreten Maßnahmen ist es wichtig, in der Schule eine breite Unterstützung<br />

innerhalb des Lehrerkollegiums <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> aufzubauen. In der Lehrerschaft<br />

sollte ein generelles Interesse an bzw. eine Sensibilität <strong>für</strong> Verkehrsthemen ansatzweise<br />

vorhanden sein. Eine ideale Voraussetzung wäre, wenn bereits einzelne Fachlehrerinnen und Fachlehrer<br />

bereit sind, Verkehrsthemen auch im Unterricht aufzugreifen (siehe dazu auch Kapitel 5.5.1).<br />

Eine Lehrerin bzw. ein Lehrer sollte als Ansprechpartner/-in <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

benannt werden. Dies könnte vorzugsweise die Lehrkraft sein, die an der Schule als Koordinator bzw.<br />

Koordinatorin <strong>für</strong> die Verkehrs- und Mobilitätserziehung fungiert. Gegebenenfalls ist auch die Bildung<br />

eines „Mobilitäts-Teams“ möglich, das <strong>für</strong> die Kommunikation an der Schule zuständig sein kann und<br />

die Aktionen an der Schule koordiniert. Dieses Mobilitäts-Team ist zusammengesetzt aus allen schulischen<br />

Akteuren: Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schülern (der oberen<br />

Schulklassen). Das Mobilitäts-Team sollte nicht mehr als ca. acht bis zehn Personen umfassen, um<br />

handlungsfähig zu sein und flexibel agieren zu können.<br />

Ebenfalls weit im Vorfeld ist zu<br />

klären, welche außerschulischen Beispiele <strong>für</strong> ein Projekt mit Kooperationspartner:<br />

Kooperationspartner die geplanten<br />

Aktionen zum schulischen<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> unterstützen<br />

könnten. Diese Partner<br />

können entscheidend zum Erfolg<br />

der Aktionen beitragen (mehr zu<br />

den möglichen Kooperationspartnern<br />

in Kapitel 3.5). Außerschulische<br />

Kooperationspartner<br />

können abhängig von den geplanten<br />

Aktionen an der Schule<br />

sein:<br />

• das Schulamt (als untere<br />

Schulaufsichtsbehörde) <strong>für</strong><br />

eine generelle Unterstützung,<br />

• Vertreter der Stadtverwaltung<br />

(Tiefbauamt, Stadtplanung,<br />

Verkehrsplanung,<br />

Grünflächenamt) z. B. zu<br />

Veränderungen im Straßen-<br />

Mobil mit Köpfchen<br />

„Mobil mit Köpfchen“ ist eine Aktion des ADAC, die darauf abzielt,<br />

Jugendlichen die Umweltproblematik des Autofahrens näher zu bringen.<br />

Da Reden und Ermahnen kaum nachhaltigen Eindruck bei den<br />

Jugendlichen hinterlassen, bietet der ADAC die Möglichkeit, selbst zu<br />

testen, welche Zusammenhänge zwischen Abgasentwicklung und<br />

Fahrweise bzw. Geräuschentwicklung und Fahrweise bestehen. Die<br />

Schülerinnen und Schüler werden theoretisch mit den Auswirkungen<br />

von Lärm und Abgasen auf die Umgebung und auf den Menschen<br />

vertraut gemacht, bevor sie selbst experimentieren dürfen. Sie schätzen<br />

ein, in welcher Weise der Lärmpegel und die Menge der ausgestoßenen<br />

Abgase durch die Fahrweise beeinflusst werden. Auf einem<br />

Parkplatz oder einer abgesperrten Straße führen die Schüler schließlich<br />

selbständig Messungen an einem Pkw und einem Motorrad durch.<br />

Viele Jugendliche zeigen sich bei der Auswertung der Ergebnisse sehr<br />

überrascht. Obwohl ihnen vor der Aktion bekannt war, dass ein angemessener<br />

Fahrstil zu einer umweltfreundlicheren Abwicklung des motorisierten<br />

Individualverkehrs beitragen kann, wird ihnen die Bedeutung<br />

erst durch das Experiment bewusst.<br />

http:// www.adac.ce/ADAC_Regional/suedbayern/kinder/schul_progr/htm<br />

raum, verkehrsplanerischen Verbesserungsvorschlägen, stadtplanerischen Vorschlägen, Grünschnitt,<br />

• die Verkehrswacht z. B. <strong>für</strong> Tempomessungen, Aktionen zu einem „Tag der Mobilität“,<br />

• die Polizei z. B. <strong>für</strong> Aktionen im Straßenraum, Fahrradkodierungen etc.,<br />

• Vertreter der Lokalpolitik (Bezirksvertretungen, Stadtrat, Lokalpolitiker) <strong>für</strong> die politische Unterstützung,


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 25<br />

• das lokale Verkehrsunternehmen <strong>für</strong> Anregungen im öffentlichen Personennahverkehr,<br />

• Vertreter von Verbänden (ADAC, ADFC, Umweltverbände etc.),<br />

• aber auch Krankenkassen oder lokal ansässige Fahrradgeschäfte.<br />

Ist schon im Vorfeld klar, welche Kooperationspartner außerhalb der Schule die Durchführung der<br />

geplanten Aktivitäten unterstützen könnten, so sollte sehr frühzeitig – am besten über die Schulleitung<br />

– Kontakt aufgenommen werden. Eine frühzeitige Einbindung ist deshalb wichtig, weil seitens der<br />

Schule und des Kooperationspartners der vorstellbare Rahmen und mögliche Handlungsoptionen<br />

abgeklärt werden müssen. So kann vermieden werden, dass von beiden Seiten falsche Vorstellungen<br />

darüber bestehen, was alles vorstellbar und realisierbar ist. Deshalb ist es wichtig, die Erwartungen<br />

aus Sicht der Schule bzw. der Schülerinnen und Schüler aber auch aus Sicht des Partners klar zu<br />

formulieren.<br />

Schülerinnen und Schüler – auch der höheren Klassen – neigen dazu, die Erwartungen an das, was<br />

sie sich als Verbesserung ihrer (Verkehrs-)Situation wünschen, sehr hoch zu stecken. Hier ist es Aufgabe<br />

der Lehrenden, zwischen dem, was machbar ist, und dem, was unrealistisch ist, zu unterscheiden<br />

und dies auch zu vermitteln. Oft helfen Vorgespräche zwischen Schulleitung, Lehrenden und Vertretern<br />

der Kooperationspartner. Seitens der außerschulischen Partner werden auch häufig Angebote<br />

an Schulen gemacht, die diese dann aufgreifen können.<br />

Überprüfung der verkehrlichen Rahmenbedingungen<br />

im Schulumfeld:<br />

- Gibt es im Schulumfeld Verkehrsprobleme (z. B.<br />

durch das Absetzen der Schüler vor der Schule)?<br />

- Gibt es im Schulumfeld Gefahrenstellen?<br />

- Wie viele Parkplätze <strong>für</strong> Pkw und Abstellplätze <strong>für</strong><br />

Fahrräder gibt es? Wie sind diese ausgestattet?<br />

Wie werden sie genutzt?<br />

- Welche Bus- und Bahnlinien halten im Umfeld der<br />

Schule? Wie sind die Taktzeiten? Wie sind die<br />

Taktzeiten auf Unterrichtsbeginn und Unterrichtsende<br />

abgestimmt?<br />

- Gab es bereits Unfälle im Schulumfeld? Wer war<br />

beteiligt?<br />

Überprüfung vorhandener Ansätze an der<br />

Schule:<br />

- In welchen Fächern bzw. an welchen Stellen wird<br />

das Thema Mobilität bereits in den Unterricht integriert?<br />

- Ist an der Schule bereits fächerübergreifender<br />

Unterricht etabliert?<br />

- Gibt es einen Mobilitätsbeauftragten an der Schule?<br />

– wie füllt dieser seine Rolle aus?<br />

- Bestehen <strong>für</strong> einzelne Verkehrsmittel Angebote an<br />

der Schule? (z. B. Mofakurs, Fahrrad-Ag etc.)<br />

- Wie lässt sich das Thema Mobilität im Schulprogramm<br />

verankern (z. B. Agenda-Schule)?<br />

Abbildung 7: Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen (eigene Darstellung)<br />

5.3 Analysieren<br />

In einem weiteren Schritt muss zunächst der Ist-Zustand der schulischen Mobilität ermittelt werden,<br />

um die Ausgangslage an der Schule einschätzen zu können und die zuvor ermittelte Problemlage der<br />

Verkehrssituation im Schulumfeld vor diesem Hintergrund bewerten zu können sowie Wirkungszusammenhänge<br />

zu verstehen. Zu dieser Analyse der Ist-Situation gehört die Untersuchung der bestehenden<br />

verkehrlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Mobilitätsbedingungen an der Schule<br />

(ÖV-Anbindung, Parkplatzsituation, Fahrradabstellmöglichkeiten) aber auch bereits bestehende An-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 26<br />

knüpfungspunkte an der Schule, an denen Mobilitäts- und Verkehrsthemen anschließen könnten.<br />

Darüber hinaus bedarf das Mobilitätsverhalten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und<br />

Lehrern der Schule einer eingehenden Datenanalyse.<br />

Sowohl die Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen an der Schule als auch die Untersuchung<br />

des Mobilitätsverhaltens der Akteursgruppen an der Schule können durch Schülerinnen und Schüler<br />

der älteren Jahrgangsstufen durchgeführt werden. Während der erste Teil der Untersuchung durch<br />

Recherchen (z. B. Ortsbegehungen, Befragung von Schulleitung und Schulsekretariat) erfolgen kann,<br />

muss die Erhebung des Mobilitätsverhaltens durch eine Befragung (z. B. per Fragebogen) stattfinden.<br />

Die Ergebnisse der Datenanalyse sollten als Entscheidungsgrundlage <strong>für</strong> die weiteren Aktivitäten im<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> dienen.<br />

Für die Datenanalyse ist abzuklären, welche Daten tatsächlich <strong>für</strong> die Entscheidungsfindung notwendiger<br />

Weise erhoben werden müssen. Die Erhebung überflüssiger Daten sollte vermieden werden.<br />

Fragen zum Verkehrsmittelwahlverhalten<br />

1a. Welches Verkehrsmittel nutzt du im Sommer am häufigsten <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />

zu Fuß, Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto der Eltern, Auto von Freunden, Cityroller,<br />

Inline-Skates, Skateboard o.ä., Bus / Stadtbahn / Zug<br />

1b. Welches Verkehrsmittel nutzt du im Winter am häufigsten <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />

zu Fuß, Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto der Eltern, Auto von Freunden, Cityroller,<br />

Inline-Skates, Skateboard o.ä., Bus / Stadtbahn / Zug<br />

2. Würdest du <strong>für</strong> deinen Schulweg lieber ein anderes Verkehrsmittel nutzen? Wenn ja, welches?<br />

3. Wie weit ist es von deiner Wohnung bis zu deiner Schule (geschätzte Kilometer)? Wie lange<br />

brauchst du <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />

4. Was ist <strong>für</strong> dich wichtig auf dem Schulweg?<br />

Schnelligkeit, Sicherheit, Flexibilität/Unabhängigkeit, Bequemlichkeit, Kontakt zu Freunden,<br />

Abwechslung<br />

5. Was müsste verbessert werden, um den Schulweg <strong>für</strong> das<br />

zu Fuß gehen<br />

Fahrrad fahren<br />

Bus und Bahn fahren<br />

attraktiver zu gestalten?<br />

Fragen zur Verkehrsmittelverfügbarkeit<br />

6. Welche Verkehrsmittel stehen dir in deinem Haushalt zur Verfügung?<br />

Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto (von Eltern oder Freunden), Cityroller, Inline-<br />

Skates, Skateboard o. ä.<br />

7. Hast du ein Monats-Ticket zur Benutzung von Bus und Bahnen?<br />

Abbildung 8: Beispielhafter Aufbau <strong>für</strong> einen (Schüler/innen-)Fragebogen (eigene Darstellung)<br />

Um das Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler bzw. der Lehrenden bewerten zu können<br />

und daraus Rückschlüsse <strong>für</strong> einen Handlungsbedarf <strong>für</strong> die Zielsetzung des schulischen Mobilitäts-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 27<br />

managements ziehen zu können, sollten im Wesentlichen Daten über die Wahl der Verkehrsmittel, die<br />

Begründung dieser Verkehrsmittelwahl, die Länge des Schulweges und Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong><br />

die Gestaltung des Schulweges ermittelt werden. Die Abfrage dieser Daten kann durch Interviews<br />

oder per Fragebogen erfolgen. Schülerinnen und Schüler der höheren Schulklassen können gut in die<br />

Entwicklung der Befragung einbezogen werden, wenn eine Lehrkraft unterstützend zur Verfügung<br />

steht. Die Befragung sollte nicht zu umfangreich sein und der Anspruch nicht all zu ausdifferenziert,<br />

um nachvollziehbare und transparente Ergebnisse zu erhalten. Schülerinnen und Schüler ab der 9.<br />

Klasse könnten die Befragung beispielsweise im Statistik-, Informatik- oder Mathematikunterricht auswerten<br />

und die Ergebnisse aufbereiten.<br />

Die Befragungsergebnisse sollten in der Schule öffentlich gemacht werden. Dies ist eventuell über die<br />

Schulzeitung möglich, über die Internetseiten der Schule oder über andere geeignete Medien. Auch<br />

die Lehrerkonferenz sollte über die Ergebnisse der Befragung unterrichtet und in die Konkretisierung<br />

der sich ergebenden Ziele <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einbezogen werden, ebenso wie<br />

die Elternpflegschaft.<br />

Da nicht nur das Verkehrsverhalten der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrenden von Bedeutung<br />

ist, sollte auch das Verkehrsmittelwahlverhalten der Eltern der Schülerinnen und Schüler in die<br />

Befragung einbezogen werden. Dies ist vor dem Hintergrund der Vorbildwirkung des elterlichen Handelns<br />

auch in den Klassen der Sekundarstufe noch von Bedeutung, wenn auch nicht mehr in dem<br />

Maße wie in den jüngeren Jahrgängen. Jedenfalls können von der Verkehrsmittelwahl der Eltern in<br />

ihrem Alltag Rückschlüsse auf die „Mobilitäts-Sozialisation“ der Schülerinnen und Schüler geschlossen<br />

werden. Ein wichtiger Nebeneffekt der Eltern-Befragung ist, dass eine Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die<br />

Aktivitäten zum Thema „Verkehr und Mobilität“ an der Schule geschaffen werden kann. Bestandteile<br />

der Befragung der Eltern sollten Fragen zu deren Mobilitätsverhalten (auf dem Arbeitsweg, <strong>für</strong> Erledigungen,<br />

in der Freizeit) sein. Darüber hinaus sollte auch gefragt werden, wie die Eltern den Schulweg<br />

der Kinder bewerten, welche Verkehrsmittel sie <strong>für</strong> die Bewältigung des Schulweges <strong>für</strong> angemessen<br />

halten und welche Mängel sie sehen.<br />

Sind die Daten ausgewertet und die Ergebnisse analysiert, sollten diese in der Runde des „Mobilitäts-<br />

Teams“ oder zwischen Schulleitung, koordinierender Lehrkraft oder Lehrkräften sowie interessierten<br />

Schülerinnen und Schülern diskutiert werden. Es sollten Ziele <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

abgeleitet werden oder die zuvor gesetzten Ziele überprüft werden und gemeinsam beschlossen<br />

werden.<br />

5.4 Ziele festlegen und Maßnahmen ableiten<br />

Gemeinsame Ziele motivieren. Sie dienen der Erfolgskontrolle <strong>für</strong> die eingesetzten Maßnahmen.<br />

Wichtig ist, dass die gewählten Ziele nicht zu hoch gesteckt werden und in einem vorher festgelegten<br />

Zeitrahmen realisierbar sind. Sind die Ziele zu ambitioniert, bleibt der Erfolg hinter den Erwartungen<br />

(der Schülerinnen und Schüler aber auch der Lehrkräfte) zurück und schnell stellt sich Enttäuschung<br />

und Frustration ein.<br />

Es ist von Vorteil, das gemeinsame Gesamtziel <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in leichter<br />

realisierbare Teilziele zu gliedern, um schneller Erfolgserlebnisse vermelden zu können. Dabei sollte<br />

die Erreichung dieser Teilziele an den Verlauf des Schuljahres angepasst werden. Nach Ablauf eines<br />

Schuljahres sollte idealer Weise ein kleiner Erfolg sichtbar sein, damit die beteiligten Schülerinnen und<br />

Schüler das Ergebnis ihrer Bemühungen erfahren können. Enttäuschungen wird es dennoch immer<br />

wieder geben. Gerade bei der Umsetzung baulicher Maßnahmen oder komplizierter Veränderungen,


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 28<br />

bei denen mehrere Kooperationspartner beteiligt sind, kann es zu unvorhersehbaren Verzögerungen<br />

kommen. Daher ist es hilfreich, wenn in den Zeitplan Puffer einplant sind, die auch Platz lassen <strong>für</strong><br />

ungeplante Ereignisse.<br />

Ziele <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> können sein:<br />

4 Förderung des Fahrrades als Verkehrsmittel <strong>für</strong> den Schulweg.<br />

4 Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit der Schule.<br />

4 Beseitigung von Gefahrenstellen im Schulumfeld.<br />

4 Optimierung der Anbindung der Schule durch öffentliche Verkehrsmittel.<br />

4 Umgestaltung von Parkraum vor dem Hintergrund der Reduktion des Bringverkehrs<br />

durch die Eltern.<br />

Die Maßnahmen sollten durch alle beteiligten Gruppen – auch den Schülerinnen und Schülern der<br />

höheren Klassen – gemeinsam ausgearbeitet werden und intensiv diskutiert werden, damit sie letztlich<br />

von allen Partnern akzeptiert werden. In diesem Prozess sind die Schülerinnen und Schüler eine besonders<br />

wichtige Gruppe, da es ja in erster Linie um ihren Schulweg geht und sie hierzu ihre gesamten<br />

Erfahrungen einbringen können. Natürlich geht es auch um den Schulweg der Lehrerinnen und<br />

Lehrer und auch hier gilt es, sich geeignete Maßnahmen – z. B. zum Thema „Parken“ zu machen<br />

(immerhin kommt in der Regel die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer auch mit dem Auto zur Schule).<br />

Einen geeigneten Rahmen, um Ideen <strong>für</strong> Maßnahmen zu entwickeln kann eine Zukunftswerkstatt<br />

darstellen, an der alle Akteursgruppen teilnehmen können. Ideal <strong>für</strong> die Durchführung einer Zukunftswerkstatt<br />

ist eine externe Moderation, aber auch eine Lehrerin bzw. ein Lehrer kann diese Aufgabe<br />

übernehmen. Für die Durchführung einer Zukunftswerkstatt wird an dieser Stelle auf die Literatur verwiesen<br />

(Kuhnet, B., Müllert, N. 1996).<br />

Bei der Ausarbeitung der Maßnahmen sollte darauf geachtet werden, dass einzelne Verkehrsmittel<br />

z. B. das Auto nicht ausschließlich negativ belegt werden, da dies schnell zu Akzeptanzproblemen<br />

führen wird. Nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, die mit dem eigenen Auto zur Schule fahren, werden<br />

das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> schnell ablehnen, wenn es einseitig ideologisch besetzt ist,<br />

sondern auch die Schülerinnen und Schüler der oberen Schulklassen, <strong>für</strong> die der Erwerb des Führerscheins<br />

in greifbare Nähe rückt, und <strong>für</strong> die das Auto meist sehr positiv besetzt ist. Es wäre daher<br />

nicht zielführend, das Auto zu verteufeln. Besser ist, sich mit Vor- und Nachteilen des Autofahrens<br />

auseinander zu setzen und Angebote zu machen, die die Nutzung des eigenen Pkw sicher und effizient<br />

gestalten. In diesem Fall ist Bewusstseinsbildung und Aufklärung über die Auswirkungen des<br />

Autofahrens auf die Allgemeinheit, auf das Schulumfeld und auf den Einzelnen wichtiger als einseitige<br />

Abwertung. Insbesondere <strong>für</strong> die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler, die vor dem Erwerb des<br />

Führerscheins stehen können Maßnahmen im Vordergrund stehen, die den Pkw in den Mittelpunkt<br />

stellen (z. B. in Kooperation mit Fahrschulen).<br />

Sind die geplanten Maßnahmen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> beschlossen und in einen<br />

realisierbaren Zeitplan eingebunden, ist zu überlegen, wer <strong>für</strong> welche Aufgaben verantwortlich sein<br />

soll, welche Ergebnisse bis zu welchem Zeitpunkt erwartet werden und ob weitere Personen über die<br />

geplanten Aktivitäten informiert werden müssen (z. B. Hausmeister, Eltern etc.). Es empfiehlt sich,<br />

über die geplanten Aktivitäten auf einem Elternsprechtag zu informieren, in der Elternpflegschaft und<br />

auf einer Lehrerkonferenz darüber zu berichten. Darüber hinaus könnte die Schule die Presse über


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 29<br />

die geplanten Maßnahmen informieren, um auch auf lokaler Ebene Aufmerksamkeit und vielleicht<br />

sogar Unterstützung aus der Bevölkerung <strong>für</strong> die Aktivitäten zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

zu erhalten.<br />

5.5 Maßnahmen umsetzen<br />

Wie bereits in Kapitel 5.1 beschrieben, ist von der Schulleitung zunächst eine Entscheidung darüber<br />

herbeizuführen, welchen Umfang das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> neben den anderen Lernanforderungen<br />

an der Schule haben soll. Unabhängig davon, dass die Themen „Verkehr“ und „Mobilität“<br />

gemäß der KMK-Empfehlung von 1994 und der daraus abgeleiteten Rahmenvorgaben der Länder<br />

selbstverständlich fächerübergreifend in den Fachunterricht eingebunden sein müssen. Hilfreich <strong>für</strong><br />

eine verbindliche Verankerung der Mobilitätserziehung in den Fachunterricht wäre ein schulisches<br />

Curriculum oder ein Bildungsplan, das bzw. der die Lerninhalte zur Mobilitätserziehung einbezieht, wie<br />

z. B. der Bildungsplan in der Hansestadt Hamburg (siehe Abbildung 9). Diese curricularen Vorgaben,<br />

die auf der Ebene der Bundesländer erstellt werden müssten, gibt es zurzeit außer in Hamburg nicht.<br />

Unterstützend sind Fortbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Lehrkräfte ebenso wichtig wie gute Unterrichtsmaterialien.<br />

Konkrete Unterrichtsvorschläge mit guten Materialien erleichtern es Lehrerinnen und Lehrern,<br />

die Unterrichtsinhalte umzusetzen, und wirken Berührungsängsten mit diesem Thema entgegen.<br />

Beispiele <strong>für</strong> die Integration von Mobilitätsthemen in den Fachunterricht finden sich in Kapitel 5.5.1.<br />

1 - 4<br />

5 - 8<br />

Grundschule<br />

• Erkundung der Verkehrssituation<br />

im<br />

Stadtteil<br />

• Die Radfahrausbildung<br />

• Der Hamburger<br />

Verkehrsverbund<br />

Sek I<br />

H/R GS Gy<br />

• Mobil mit Bus und Bahn im HVV<br />

• Fahrrad und Umwelt<br />

9 - 10<br />

• Mobilität und ihre Folgen in und<br />

um Hamburg<br />

• Mofa-Projekt:<br />

Verkehr und<br />

Umwelt<br />

• Einstieg in den<br />

motorisierten Straßenverkehr<br />

Sek II<br />

11 -<br />

13<br />

• Entwicklung<br />

einer zukunftsfähigen<br />

Mobilität<br />

Abbildung 9: Der Hamburger Bildungsplan (Quelle: Hamburger Bildungsserver, Gunter Bleyer)<br />

Im Prinzip ist jede weitere Form der Einbindung von Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s – über<br />

die Integration in den Unterricht hinaus – in die Schulstruktur denkbar. Jede Schule muss daher <strong>für</strong>


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 30<br />

sich herausfinden, welche Form am besten integriert werden kann. Möglich sind z. B. eine Projektwoche<br />

der Mobilität, in der sich in den Fächern und Aktionen neben dem Unterricht alles um das Thema<br />

„Mobilität“ dreht, ein Mobilitätsevent z. B. am Schuljahresende oder zu Schuljahrbeginn in Form eines<br />

Schulfestes, in den außerschulische Partner eingebunden werden und z. B. mit den Schülerinnen und<br />

Schülern gemeinsam auf dem Schulhof Aktionen präsentieren. Dieses „Mobilitätsevent“ kann speziell<br />

auf die Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgänge abgestimmt sein, indem<br />

vor allem Aktionen, die mit dem Pkw und dem Führerscheinerwerb in Zusammenhang stehen, angeboten<br />

werden, oder als Schulfest <strong>für</strong> die gesamte Schule. Weitere Einzelaktionen können aber auch<br />

„umweltfreundliche Klassenfahrten“ mit dem Fahrrad sein oder eine von Schülerinnen und Schülern<br />

gestaltete und vorgeführte Präsentation zum Thema „Nachhaltige Mobilität“ auf einem Elternabend.<br />

Generell ist anzustreben, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> längerfristig zu integrieren, z. B. mit Projektgruppen<br />

oder einer Arbeitsgruppe, die Schuljahr begleitend über einen gesamten Jahrgang gebildet werden<br />

bzw. wird. Hierbei sollten die jugendlichen Schülerinnen und Schüler weitestgehend selbst bestimmen,<br />

welche Verkehrsthematik <strong>für</strong> sie interessant ist und die sie sich vorstellen können, über einen<br />

längeren Zeitraum zu bearbeiten. Gute Beispiele gibt es inzwischen viele, davon werden einige im<br />

Anhang dieses Leitfadens vorgestellt und zur Nachahmung empfohlen.<br />

Eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die Glaubwürdigkeit und den Erfolg der <strong>Mobilitätsmanagement</strong>-<br />

Maßnahmen ist die umfassende Information aller von den Maßnahmen betroffenen Personen. Dies<br />

betrifft sowohl die gesamte Schulöffentlichkeit inklusive der Eltern und eventuell der Anwohner der<br />

Schule. Vielleicht finden sich Schülerinnen und Schüler, die an der Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das schulische<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong> Interesse zeigen und bereit sind, sich innerhalb einer festen Laufzeit<br />

(z. B. ein Schuljahr) um die Außenwirkung der Aktionen zu kümmern. Geeignet sind Informationsmedien<br />

wie die Schülerzeitung und das klassische schwarze Brett ebenso wie von den Schülerinnen und<br />

Schülern gestaltete Internetseiten, Flyer oder Informationen <strong>für</strong> die lokale Tagespresse bzw. das Lokalradio.<br />

An die Presse sollte auch immer dann gedacht werden, wenn an der Schule „sichtbare“ Aktionen<br />

geplant sind. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Wirkung Presseaufmerksamkeit hat, insbesondere<br />

wenn diese mit einem einschlägigen Foto versehen sind! Auch auf die Motivation aller Akteure<br />

an der Schule wirkt sich öffentliches Interesse positiv aus.<br />

Im Folgenden finden sich Hinweise <strong>für</strong> die Einbindung von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den<br />

Schulalltag, sowohl <strong>für</strong> die Einbindung in den Fachunterricht als auch in Form eines Projektes oder<br />

eines Events. Weitere gute Beispiele finden sich als Steckbriefe im Anhang zu dieser Schrift.<br />

5.5.1 Integration in den Unterricht<br />

Grundsätzlich sollte der Unterricht interessant und handlungsorientiert gestaltet und ein Bezug zum<br />

realen Leben der Schülerinnen und Schüler hergestellt werden. Verknüpfungen zu anderen Unterrichtsfächern<br />

erleichtern die Einordnung von Problemstellungen <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler. Die<br />

Behandlung des Themas Mobilität im Unterricht sollte die eigene Mobilität der Schülerinnen und Schüler<br />

als Ausgangspunkt haben, um eine Reflexion des eigenen Verhaltens zu erreichen. Weder gegenüber<br />

den Schülern noch gegenüber den Lehrkräften ist der erhobene Zeigefinger angebracht. Hierdurch<br />

werden sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer eher verschreckt.<br />

Damit sich das Lehrerkollegium mit dem „neuen“ Unterrichtsinhalt Mobilität nicht überfordert fühlen, ist<br />

es eine notwendige Voraussetzung, sehr gutes Lehrmaterial zur Verfügung zu stellen. Es muss außerdem<br />

deutlich gemacht werden, dass bei einer Reihe von traditionellen Unterrichtsinhalten auf ein-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 31<br />

fache Weise Verbindungen zum Thema Mobilität hergestellt werden können. Dennoch ist die Anleitung<br />

der Lehrer unabdingbar.<br />

Zur Integration der Themen Mobilität und Verkehr in den Unterricht gibt es verschiedene Ansätze.<br />

Dabei sind die einzelfachbezogene Integration, die Integration durch Projekte und die fächerübergreifende<br />

Integration von einander zu unterscheiden. Die Entscheidung <strong>für</strong> eine oder mehrere der genannten<br />

Alternativen sollte einheitlich <strong>für</strong> die Schule getroffen werden, da die Einführung des Themas<br />

Mobilität und Integration in den Unterricht einer gründlichen Vorbereitung bedarf und die zeitgleiche<br />

Einführung der verschiedenen Integrationsmöglichkeiten die Schule überfordern könnte. Die verschiedenen<br />

Arten der Integration werden im Folgenden mit ihren verschiedenen Vor- und Nachteile vorgestellt.<br />

Integration in ein Fach<br />

Der moderne Fachunterricht ist darauf ausgelegt, die fachbezogenen Unterrichtsinhalte in einen Gesamtzusammenhang<br />

zu stellen und auf diese Weise auf ein umfassendes Verständnis der Schülerinnen<br />

und Schüler <strong>für</strong> Zusammenhänge hinzuwirken. Reines „Fach“-wissen wird an den Schulen kaum<br />

noch vermittelt. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, die Integration des Themas Mobilität über<br />

den Fachunterricht herbeizuführen. Dies ist auf zahlreichen Wegen möglich.<br />

Möglichkeit 1: Im Fachunterricht Beziehungen zum Thema Mobilität aufzeigen und vernetztes<br />

Denken fördern<br />

In vielen klassischen Unterrichtsinhalten steckt bereits ein Stück Mobilitätserziehung. In nahezu allen<br />

Einzelfächern sind relevante Themen und Aspekte enthalten; sie müssen lediglich von den Lehrerinnen<br />

und Lehrern entdeckt und genutzt werden. Beispielsweise gehört das <strong>für</strong> die Verkehrssicherheitserziehung<br />

bedeutende Thema „Reaktionen“ zum Unterrichtsstoff des Faches Biologie. Hier besteht<br />

die Möglichkeit, Verknüpfungen zum Thema Verkehrssicherheit herzustellen und Schülerinnen und<br />

Schülern mögliche Konsequenzen und Gefahren, die durch das menschliche Reaktionsverhalten entstehen,<br />

<strong>für</strong> ihr Verhalten im Straßenverkehr zu verdeutlichen. Es ist nicht notwendig, bei jedem <strong>für</strong> das<br />

Thema Mobilität relevanten Unterrichtsinhalt explizit auf diese Relevanz hinzuweisen. Es sollte vielmehr<br />

Ziel des Unterrichts sein, den Blick der Schülerinnen und Schüler <strong>für</strong> Zusammenhänge zu öffnen<br />

und den Unterrichtsstoff so zu vermitteln, dass vernetztes Denken gefördert wird.<br />

Möglichkeit 2: Das Thema Mobilität als „Hintergrund“ bzw. “Arbeitsmaterial“ anderer Unterrichtsinhalte<br />

in den Fachunterricht einbeziehen<br />

Das Thema Mobilität kann im Rahmen des Fachunterrichts im „Hintergrund“ bzw. als „Arbeitsmaterial“<br />

einbezogen und auf diese Weise integriert werden. Gemeint ist, beispielsweise in den sprachlichen<br />

Fächern Übungen zur Textverarbeitung oder Interpretation an solchen Texten durchzuführen, die das<br />

Thema Mobilität zum Inhalt haben. Auf diese Weise kann eine Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

Mobilität stattfinden, ohne dass dieses in den Vordergrund gerückt oder der Unterricht hierauf ausschließlich<br />

ausgerichtet werden muss.<br />

Möglichkeit 3: Exkurs zum Thema Mobilität im Rahmen des Fachunterrichts<br />

Wie bereits oben erläutert ergeben sich im Fachunterricht viele verschiedene Möglichkeiten, auf das<br />

Thema Mobilität einzugehen. An unterschiedlichen Stellen ist es denkbar, im Rahmen einer Unterrichtseinheit<br />

einen Exkurs über eine oder mehrere Schulstunden zum Thema Mobilität durchzuführen.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 32<br />

Hier kann das Thema Mobilität oder ein Gegenstand aus dem Bereich der Mobilität ausführlicher betrachtet<br />

werden.<br />

Möglichkeit 4: Unterrichtseinheit zum Thema Mobilität<br />

Eine Möglichkeit, das Thema Mobilität umfangreich in den Unterricht zu integrieren, ist die Durchführung<br />

einer eigenen Unterrichtseinheit. Dabei ist es möglich, das Thema Mobilität in seiner Breite anzugehen<br />

oder einen bestimmten Schwerpunkt zu wählen. Zahlreiche Lehrwerke stellen <strong>für</strong> eine Unterrichtseinheit<br />

zum Thema Mobilität eine nützliche Grundlage dar. Diese können der Lehrerin bzw. dem<br />

Lehrer dabei helfen, die Unterrichtseinheit zu strukturieren und Vertiefungsmöglichkeiten zu identifizieren.<br />

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Integrationsmöglichkeiten in Einzelfächer:<br />

Fach<br />

Unterrichtsinhalt<br />

Mathematik<br />

Biologie<br />

Chemie<br />

Physik<br />

Erdkunde<br />

Fremdsprachen<br />

Geschichte<br />

Politik<br />

Pädagogik<br />

Sozialwissenschaften<br />

Ethik/ Religion<br />

Textaufgaben<br />

Geschwindigkeit<br />

Bremsweg<br />

Ökologie<br />

Energiefragen<br />

Umweltbelastung<br />

Einfluss von Alkohol und Drogen<br />

Ökologie<br />

Energiefragen<br />

Energiereserven<br />

Umweltbelastung<br />

Geschwindigkeit<br />

Bremsweg<br />

Fliehkräfte, Aquaplanning<br />

Umwelt/Umweltbelastung<br />

Energiefragen<br />

Verkehrsgeographie<br />

Geschwindigkeit<br />

Spritverbrauch<br />

Schulumfeld<br />

Reisen und Verkehr<br />

Ölvorkommen<br />

Thema Großstadt – Stadt<br />

Landeskunde<br />

Argumentation, Textverständnis<br />

Industrialisierung<br />

Entwicklung der Motorisierung<br />

Freizeit und Alltag<br />

Regeln und Verhalten<br />

Umwelt<br />

Sozialisation<br />

Aggressionen im Straßenverkehr<br />

Aggression, Risikobereitschaft<br />

Imponiergehabe<br />

Verantwortung des Einzelnen<br />

Abbildung 10: Mögliche Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht (eigene Darstellung)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 33<br />

Gute Unterrichtsmaterialien zur Integration des Themas Verkehr bzw. Mobilität in den Fachunterricht<br />

unterschiedlicher Fächer und Jahrgangsstufen sind im Anhang aufgeführt.<br />

Fächerübergreifender Unterricht<br />

Im fächerübergreifenden Unterricht ist möglich, von der einzelfachbezogenen, sektoralen Sichtweise<br />

abzurücken und Unterrichtsinhalte stärker im Zusammenhang zu betrachten. Durch die Verknüpfung<br />

fachbezogenen Spezialwissens ist es möglich, komplexe und lebensnahe Zusammenhänge realitätsnah<br />

zu vermitteln (Roer, Stäudel o. J.). Fächergreifender Unterricht trägt dazu bei, mit Schülern „(…)<br />

ein Stück Realität zu bearbeiten, das sie als <strong>für</strong> sich selbst bedeutsam empfinden können, weil es<br />

ihrer Um- und Lebenswelt entstammt oder zumindest deutlich in sie hineinreicht“(Roer, Stäudel o. J.).<br />

In diesem Sinn kommt ein fächerübergreifender Unterricht der Integration des Themas Mobilität in den<br />

Unterricht sehr entgegen. Gleichzeitig muss darauf hingewiesen werden, dass fächerübergreifender<br />

Unterricht einen hohen Koordinationsaufwand seitens der Lehrer erfordert.<br />

Ein fächerübergreifender Unterricht zum Thema Mobilität kann auf verschiedene Weise organisiert<br />

werden (Huber 1995 zitiert nach Moegling 1998: 58f.):<br />

Möglichkeit 1: Im Rahmen des Fachunterrichts einen fächerübergreifenden Bezug herstellen<br />

Wenn die Lehrerin oder der Lehrer im Rahmen des Fachunterrichts auf das Thema Mobilität eingeht,<br />

ergeben sich an vielen Stellen Möglichkeiten, einen Bezug zu anderen Fächern herzustellen und relevante<br />

Aspekte in den eigenen Unterricht zu integrieren. Hierdurch entsteht der Vorteil, dass Zusammenhänge<br />

unmittelbar hergestellt und vermittelt werden können.<br />

Möglichkeit 2: Verschiedene Fächer inhaltlich miteinander verknüpfen oder koordinieren<br />

Eine weitere Möglichkeit, vernetztes Lernen und Denken zu unterstützen und das Thema Mobilität aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ergibt sich durch die inhaltliche Verknüpfung und Koordination<br />

verschiedener Fächer. Bei dieser Vorgehensweise unterrichten zwei oder mehrere Lehrerinnen<br />

und Lehrer unterschiedlicher Fächer die Schülerinnen und Schüler in ihren jeweiligen Unterrichtsstunden<br />

parallel zum Thema Mobilität. Inhaltlich wird das Thema Mobilität aus der jeweils fachlichen Richtung<br />

angegangen. Die Lehrerinnen und Lehrer stimmen sich im Vorhinein über gemeinsame Lernziele<br />

ab und planen detailliert ihren Unterricht, damit sich die Inhalte ergänzen. Es muss jeder Lehrerin und<br />

jedem Lehrer deutlich sein, <strong>für</strong> welchen Bereich sie oder er zuständig ist und welche Inhalte vermittelt<br />

bzw. erarbeitet werden müssen.<br />

Möglichkeit 3: Fächerergänzende Angebote zum Thema Mobilität einführen<br />

Eine weitere Möglichkeit, das Thema Mobilität mit einem übergreifenden Ansatz an der Schule zu<br />

integrieren, besteht in der Einrichtung fächerergänzender Angebote.<br />

An der Schule können ein Fach oder eine AG mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Mobilität ergänzend<br />

zum bestehenden Fachunterricht eingerichtet werden. Dies ist beispielsweise im Rahmen eines<br />

Wahlpflichtfaches möglich.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 34<br />

Im Rahmen des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ des BMVBW wurde an der Albrecht-<br />

Dürer-Realschule in Dortmund ein Wahlpflichtfach <strong>für</strong> die 9. und 10. Klasse <strong>für</strong> das Schuljahr<br />

2004/05 eingerichtet. Die Schülerinnen und Schüler durften innerhalb dieses Faches selbst entscheiden,<br />

welche <strong>für</strong> sie interessanten Mobilitätsthemen sie vertiefen wollten. Sie wählten Themen<br />

aus, die mit der Mobilität auf ihrem eigenen Schulweg unmittelbar zusammenhängt. Schwerpunkte<br />

waren:<br />

4 Verbesserung der Anbindung mit Bus und Bahn<br />

4 Einrichtung eines bewachten Fahrradkellers an der Schule<br />

Das Wahlpflichtfach wurde einmal wöchentlich von einem Fachlehrer <strong>für</strong> Erdkunde unterrichtet. Der<br />

Unterricht war nicht starr aufgebaut sondern wurde an die aktuellen Erfordernisse angepasst. So<br />

wurden z. B. Vor-Ort-Recherchen durchgeführt und außerschulische Kooperationspartner eingeladen.<br />

Fächerübergreifender Unterricht stellt hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung, der -inhalte und der Organisation<br />

gegenüber dem fachbezogenen Unterricht veränderte Ansprüche an Lehrerinnen und Lehrer<br />

und Schule. Lehrerinnen und Lehrer, die im Rahmen ihres Fachunterrichts zum Thema Mobilität<br />

einen fächerübergreifenden Bezug herstellen wollen, müssen sich mit den entsprechenden Fächern<br />

gegebenenfalls inhaltlich neu auseinandersetzen und Unterrichtsmaterial zusammenstellen. Auch<br />

wenn geeignete Arbeitsmaterialien vorhanden sind, ist eine Beschäftigung mit den neuen Materialien<br />

notwendig und erfordert einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Bei einer inhaltlichen Verknüpfung verschiedener<br />

Fächer bedarf es einer detaillierten inhaltlichen Absprache, um eine Ergänzung der Unterrichtsinhalte<br />

zu erreichen und das vernetzte Denken mit den Schülerinnen und Schülern einzuüben.<br />

Auch hinsichtlich der Leistungsbewertung müssen Regelungen getroffen werden (Roer, Stäudel o. J.).<br />

Auf Grund der hohen Anforderungen, die ein fächerübergreifender Unterricht an Lehrerinnen und Lehrer<br />

stellt, ist eine inhaltliche und organisatorische Unterstützung seitens der Schulleitung notwendig.<br />

Fortbildungsmaßnahmen können die teilweise vorhandenen Be<strong>für</strong>chtungen hinsichtlich der Anforderungen<br />

fächerübergreifenden Unterrichts mildern und Umsetzungsstrategien vermitteln.<br />

5.5.2 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Projektform<br />

Die Arbeit mit Projekten zur Verankerung des Themas Mobilität bietet sich aus verschiedenen Gründen<br />

an. Die Umsetzung in Projektform erweist sich bereits aus dem Grund als sinnvoll, da sich diese<br />

Herangehensweise an der Philosophie ‚Learning by Doing’ orientiert und die Idee des ganzheitlichen<br />

Handelns aufgreift. Projektunterricht wurde aus der Erkenntnis entwickelt, dass selbständiges Handeln<br />

dazu beiträgt, Zusammenhänge leichter zu erfassen und zu verarbeiten sowie neu erlerntes Wissen<br />

besser zu behalten. Eng verbunden mit der Durchführung von Projekten ist im Allgemeinen das Ziel,<br />

etwas zu verändern oder zu gestalten. Dies gilt auch <strong>für</strong> Projekte zum Thema Mobilität. In einem Projekt<br />

an der Schule können konkret Verkehrssituationen im Schulumfeld von Schülerinnen und Schülern<br />

verändert werden. Dies kann die Beseitigung einer Gefahrenstelle im Straßenraum im Umfeld der<br />

Schule sein oder die Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage, die dazu motivieren kann,<br />

dass wieder mehr Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer, mit dem Fahrrad zur<br />

Schule kommen. Der Lernprozess stellt sich in dieser Hinsicht nicht als Selbstzweck dar, sondern<br />

trägt zur „(…) Veränderung und Gestaltung von Schule und Gesellschaft [bei]“ (Seilnacht o.J.).<br />

Projekte zum Thema Mobilität können in unterschiedlicher Form durchgeführt werden. Es ist zum einen<br />

möglich, im Rahmen eines einzelnen Faches ein Projekt durchzuführen, das über einen bestimm-


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 35<br />

ten Zeitraum innerhalb der Unterrichtsstunden stattfindet. Zum anderen können Projekte auch losgelöst<br />

vom Fachunterricht und mit einem eigenen Zeitbudget ausgestattet stattfinden. Projekte können<br />

an einem Projekttag, in einer Projektwoche oder parallel zum Unterricht über ein halbes bzw. ganzes<br />

Schuljahr realisiert werden.<br />

Am Goethe-Gymnasium in Dortmund wurde innerhalb des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an<br />

Schulen“ über ein gesamtes Schuljahr in der 11. Jahrgangsstufe ein Projekt unter dem Titel „Goethe<br />

mobil“ durchgeführt. Im Schuljahr 2004/05 befassten sich die Schülerinnen und Schüler in sechs<br />

Projektgruppen mit Themen rund um die Mobilität auf dem Schulweg unter so unterschiedlichen<br />

Themen wie:<br />

4 Zugangskarte <strong>für</strong> ÖV-Verkehrsmittel, Schulräume und -computer,<br />

4 Verbesserung der Erreichbarkeit der Schule durch Bus und Bahn,<br />

4 Verkehrssicherheit auf dem Schulweg (Tempo 30 auf einer Hauptverkehrsstraße vor der Schule),<br />

4 Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage an der Schule,<br />

4 Schulwegservice <strong>für</strong> die neuen Schuljahrgänge,<br />

4 Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das Projektthema (Platzierung in Presse und Lokalradio).<br />

Die Projektgruppen wurden vom Jahrgangsstufenkoordinator betreut und hatten die Möglichkeit,<br />

fachliche Fragen im Unterricht zu thematisieren. Auf regelmäßigen Projektgruppentreffen diskutierten<br />

die Projektgruppensprecherinnen und -sprecher das Fortkommen der einzelnen Projektgruppen.<br />

Die Projektgruppen hatten keine feste Betreuung. Für die Projektgruppenarbeit stand wöchentlich<br />

eine Schulstunde zur Verfügung.<br />

Ein Projekt sollte immer – ob im Rahmen eines projektorientierten Unterrichts, eines Projekttags oder<br />

einer Projektwoche – nach einem bestimmten Muster angegangen werden (Hänsel 1991: 39 zitiert<br />

nach learn:line NRW).<br />

Schritt 1 zur Umsetzung eines Projekts: Zuerst sollten die Schülerinnen und Schüler einen Projektgegenstand<br />

oder eine Sachlage auswählen, die <strong>für</strong> sie selbst ein echtes bzw. reales Problem darstellt<br />

und an dessen Lösung ein eigenes Interesse besteht.<br />

Schritt 2 zur Umsetzung eines Projekts: Die Schülerinnen und Schüler müssen sich handlungsbezogen<br />

mit dem Problem auseinandersetzen. Hierzu müssen sich die Schülerinnen und Schüler das<br />

notwendige Hintergrundwissen aneignen und den Bezug zur Praxis herstellen. Sie müssen nach<br />

Gründen forschen, warum sich der ausgewählte Projektgegenstand als problematisch erweist. Bei<br />

diesem Schritt wird beispielsweise die ‚theoretische’ Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilität<br />

ermöglicht.<br />

Schritt 3 zur Umsetzung eines Projekts: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln möglichst selbständig<br />

einen gemeinsamen Plan zur Lösung des Problems. Hierbei überlegen sie, welche Maßnahmen<br />

zur Realisierung des Plans notwendig sind und welche externen Akteure einbezogen werden<br />

können.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 36<br />

Schritt 4 zur Umsetzung eines Projekts: Die gefundene Problemlösung wird von den Schülerinnen<br />

und Schülern an der Wirklichkeit überprüft. In einer abschließenden Befragung wird überprüft, ob die<br />

Bearbeitung des Projekts Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der teilnehmenden Akteure hat.<br />

Bei der Umsetzung von Projekten zum Thema Mobilität sind verschiedene Dinge zu beachten:<br />

4 Das Interesse und die Motivation der Schüler müssen geweckt werden<br />

Interesse und Motivation der Schülerinnen und Schüler sind grundlegende Voraussetzung <strong>für</strong><br />

das Gelingen eines Projekts. Als Projektgegenstand sollte daher ein Thema ausgewählt werden,<br />

mit dem sich die Schülerinnen und Schüler identifizieren können und der eine hohe Bedeutung<br />

<strong>für</strong> ihren Alltag hat. Ein Interesse kann häufig gerade in den Zusammenhängen geweckt<br />

werden, in denen eine negative Betroffenheit besteht. Ein Beispiel <strong>für</strong> eine negative Betroffenheit<br />

stellen zu den Stoßzeiten überfüllte öffentliche Verkehrsmittel dar, die die Schülerinnen und<br />

Schüler <strong>für</strong> den Schulweg nutzen.<br />

Es ist wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer den Schülerinnen und Schülern das Thema „Mobilität“<br />

nicht mit erhobenem Zeigefinger vermitteln und ein nachhaltiges oder sozial verträgliches<br />

Mobilitätsverhalten einfordern. Es geht vielmehr darum, die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse<br />

ernst zu nehmen und im Rahmen von Diskussionen Zusammenhänge zu verdeutlichen. In der<br />

Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen interessieren sich die Schülerinnen und Schüler weniger<br />

<strong>für</strong> die ökologische Dimension des Verkehrs sondern eher <strong>für</strong> wirtschaftliche oder finanzielle<br />

sowie psychologische Aspekte der Mobilität und der Verkehrsmittelwahl. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

sollte dort anknüpfen, wo die Schülerinnen und Schüler Berührungspunkte in<br />

ihrem Alltag erleben.<br />

4 Die Ziele müssen überschaubar und realistisch gewählt werden<br />

Die Ziele, die innerhalb der Projektlaufzeit erreicht werden sollen, müssen realistisch gewählt<br />

werden, um Enttäuschungen und Demotivation bei den Schülerinnen und Schülern aber auch<br />

bei den Lehrkräften zu vermeiden. Als hilfreich kann es sich erweisen, wenn die Lehrerinnen<br />

und Lehrer die Umsetzungsmöglichkeiten vor Aufnahme des Projekts überprüfen und schon<br />

vorab einschätzen können, welche Realisierungschancen bestehen. In der Regel ist es sinnvoll,<br />

kleine Etappenziele zu formulieren, die kleine Zwischenerfolge ermöglichen. Diese kleineren Erfolge<br />

sollten unbedingt auch außerhalb des Projektes kommuniziert werden, um die Akzeptanz<br />

und die Motivation zu erhöhen.<br />

4 Die Laufzeit der Projekte sollte sinnvoll gewählt werden<br />

Die Laufzeit der Projekte darf nicht zu lang gewählt werden. Möglicherweise ist bei einer zu langen<br />

Laufzeit der Erfolg der Projekte nicht mehr <strong>für</strong> alle Schülerinnen und Schüler sichtbar, da<br />

sie die Schule möglicherweise zuvor verlassen haben. Bei einer zu lang gewählten Laufzeit besteht<br />

auch die Gefahr, dass sich das Projekt „totläuft“ und im Laufe der Zeit die Motivation, an<br />

dem Projekt aktiv zu arbeiten nachlässt.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 37<br />

4 Eine Betreuung durch eine Lehrkraft ist unabdingbar<br />

Auch in höheren Jahrgängen ist die intensive Betreuung eines Projektes oder der Projektgruppen<br />

sehr wichtig. Auch ältere Schülerinnen und Schülern sind in der Regel nicht unbedingt in<br />

der Lage, abschätzen zu können, was sie leisten können, wie das Gelernte in der Realität anzuwenden<br />

ist und wie externe Hilfe einzuholen ist. Lehrerinnen und Lehrer sollten bei der Vorgehensweise<br />

und der Projektplanung unterstützend tätig sein. Sie können Hinweise geben, wie<br />

und wo Informationen <strong>für</strong> die Projektdurchführung zu beschaffen sind und Kontakte zu außerschulischen<br />

Partnern knüpfen. Die Erfahrung zeigt, dass auch Lehrerinnen und Lehrer oft den<br />

Aufwand der Durchführung eines Projektes unterschätzen, und dass Ausdauer und Beharrlichkeit<br />

notwendig sind, um Dinge umzusetzen.<br />

4 Eine Kooperation mit externen Partnern unterstützt die Arbeit an den Schulen<br />

Da der Umgang mit einem praktischen Problemgegenstand <strong>für</strong> Schüler und Lehrer eine ungewohnte<br />

Situation darstellt und häufig sowohl wenig Sachwissen vorliegen, als auch die eigentliche<br />

Zuständigkeit nicht im Bereich der Schule liegt, sollten externe Partner in die Arbeit einbezogen<br />

und <strong>Netzwerk</strong>e mit ihnen aufgebaut werden. So kann der Unterricht praxisnah gestaltet<br />

werden. Für die Schülerinnen und Schüler ist es spannend, Erfahrungen außerhalb der Schule<br />

in der „realen Umwelt“ zu sammeln und sehr abwechslungsreich, wenn sie Lernorte außerhalb<br />

der Schule aufsuchen können.<br />

Auch <strong>für</strong> die Schule kann es nützlich sein, Kontakte herzustellen, die langfristig oder in anderen<br />

Zusammenhängen hilfreich sein können. Je nach Projektinhalt ist es eventuell sinnvoll, nicht nur<br />

die „klassischen“ externen Partner einzubeziehen, sondern auch außergewöhnliche Partner zu<br />

gewinnen (z. B. eine Krankenkasse im Rahmen der Bewegungsförderung).<br />

Kooperationspartner müssen schon sehr frühzeitig einbezogen werden, um mögliche gemeinsame<br />

Ziele und Handlungsoptionen zu entwickeln. Unrealistische, unreflektierte Forderungen<br />

nach Veränderungen durchzusetzen, die oft von Schülerinnen und Schülern gestellt werden,<br />

stoßen oft auf Ablehnung seitens des Kooperationspartners; hier ist eine Moderation insbesondere<br />

durch die Lehrerinnen bzw. Lehrer erforderlich.<br />

4 Spaß darf nicht zu kurz kommen<br />

Last but not least darf der Spaß an dem Projekt nicht zu kurz kommen. Spaß an der Projektarbeit<br />

führt dazu, dass auch das Thema positiv wahrgenommen wird. Dies ist ein wesentliches<br />

Ziel des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s.<br />

5.5.3 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als ‚Event’<br />

Ein „Event“ ist eine einmalige Aktion, wobei an einem (bzw. zwei) Tag(en) ein Thema besondere Aufmerksamkeit<br />

erhält, indem sich mindestens eine Gruppe (i. d. R. die der Schülerinnen und Schüler)<br />

mit dem Thema „Mobilität“ befasst. Meist gründet dieses Event aber darauf, dass zwei Gruppen (z. B.<br />

die der Schülerinnen und Schüler mit den Lehrerinnen und Lehrern aber auch den Eltern) in einen<br />

Dialog über das Thema geraten. Ein bekanntes Beispiel aus der Verkehrssicherheitsarbeit ist der Verkehrssicherheitstag,<br />

der in unterschiedlicher Form in vielen Gemeinden und Städten jährlich organisiert<br />

wird. Eine ähnliche Veranstaltung kann auch an einer Schule durchgeführt werden. Denkbar ist<br />

ein Tag zu Beginn oder am Ende des Schuljahres, an dem Aktionen rund um das Thema „Mobilität“<br />

angeboten werden. Hauptorganisatoren sollten die Schülerinnen und Schüler der oberen Klassen


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 38<br />

sein, die sich hier mit ihren Interessen einbringen können, und die auch gleichzeitig Zielgruppe der<br />

angebotenen Aktionen sein sollen/können.<br />

An einem „Tag der Mobilität“ kann beispielsweise der ADAC mit Bremstests bei unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten das Bremsverhalten von Pkw aufzeigen, mit einem Gurtschlitten der Verkehrswacht<br />

kann demonstriert werden, welche Konsequenzen es hat, nicht angeschnallt zu verunfallen, der<br />

ADFC kann mit den Schülerinnen und Schülern zusammen einen Fahrradparcours und/oder Fahrradsicherheitschecks<br />

anbieten etc. Für diese Altersgruppe ist es am interessantesten, wenn sich die Aktion<br />

um den bevorstehenden Führerscheinerwerb dreht, dennoch sollte das Ziel – der Sensibilisierung<br />

<strong>für</strong> die Verkehrsproblematik und den Kompetenzerwerb <strong>für</strong> eine bewusste Verkehrsmittelwahl eine<br />

Verantwortung zu tragen – nicht aus den Augen verloren werden.<br />

Über einen „Tag der Mobilität“ hinaus gibt es jedoch weitere vielfältige denkbare Formen von Aktionen,<br />

die mit Schülerinnen und Schülern ab der 8. /9. Klassen durchgeführt werden können. Gute Beispiele<br />

sind Ausflüge zu verkehrsrelevanten Akteuren in der Stadt , um Rahmenbedingungen der Mobilität<br />

im lokalen Umfeld kennen zu lernen, ein selbst organisierter Klassenausflug mit umweltfreundlichen<br />

Verkehrsmitteln oder die Teilnahme an dem jährlich stattfindenden „Walk-to-school-day“ bzw.<br />

Begleitung von jüngeren Klassen an diesem Tag.<br />

Die Durchführung des Events sollte von der Schulleitung und den Lehrerinnen sowie Lehrern unterstützt<br />

werden, die Organisation sollte aber zu einem großen Teil den Schülerinnen und Schülern der<br />

höheren Klassen überlassen werden.<br />

5.6 Evaluieren<br />

Um festzustellen, ob die Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s erfolgreich waren, ist es notwendig,<br />

im Nachhinein eine Evaluation durchzuführen. Der zeitliche Abstand zu den durchgeführten Maßnahmen<br />

sollte nicht zu kurz bemessen sein, um verwertbare Ergebnisse zu erzielen. Ist der Abstand zu<br />

kurz und sind die Erinnerungen bei den Einzelnen an die Maßnahmen noch so präsent, neigen sie<br />

meist dazu, ihr eigenes Verhalten sehr im Sinne der Zielsetzung der Maßnahmen zu bewerten. Sinnvoll<br />

ist daher eine erste Erhebung frühestens nach ca. einem halben Jahr nach Einführung der Maßnahmen.<br />

Ziel der Evaluierung ist, zu ermitteln, ob sich das Verkehrsverhalten der einzelnen Gruppen nach<br />

Durchführung der Maßnahmen zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule zur Situation vorher verändert<br />

hat. Ein weiteres Ziel kann eine Bewertung dessen sein, ob eine Sensibilisierung im Hinblick auf<br />

die eigene Mobilität stattgefunden hat. Während <strong>für</strong> den ersten Teil der Analyse in erster Linie quantitative<br />

Daten erhoben werden müssen, ist bei der Ermittlung von Meinungen eher eine qualitative Analyse<br />

notwendig.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 39<br />

6. Literatur<br />

Freyer, Walter; Groß, Sven: Mobilitäts- und Verkehrsverhalten von Jugendlichen. Technische Universität<br />

Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Institut <strong>für</strong> Wirtschaft und<br />

Verkehr, Professur <strong>für</strong> Tourismuswirtschaft. Dresden<br />

www.tu-dresden.de/vkiwv/vwitou/mitarbeiter/Jugendliche.pdf (Zugriff: 19.04.2004)<br />

Hunecke, Marcel (2002): Umweltbewusstsein, symbolische Bewertung der Mobilität und Mobilitätsverhalten.<br />

In: Hunecke, M., Tully, C. J. und Bäumer, D.: Mobilität von Jugendlichen. Opladen<br />

2002<br />

Kuhnet, B., Müllert, N. (1996): Moderationsfibel Zukunftswerkstätten. Verstehen Anleiten Einsetzen.<br />

Das Praxisbuch zur Sozialen Problemlösungsmethode Zukunftswerkstatt, Ökotopia-Verlag,<br />

Münster<br />

Moegling, Klaus (1998): Fächerübergreifender Unterricht – Wege ganzheitlichen Lernens in der<br />

Schule.<br />

Roer, Wilhelm; Stäudel, Lutz (o. J.): Fächerverbindend und fächerübergreifend – Neue Ansätze im<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht. www.hrz.uni-kassel.de/fb19/chemdid/schriften/112.htm<br />

Seilnacht, Thomas (o. J.): Projektunterricht – Möglichkeiten eines nachhaltigen Unterrichts.<br />

www.seilnacht.com/projekt.html<br />

Tully, Claus J. (1998): Rot, cool und was unter der Haube – Jugendliche und ihr Verhältnis zu Auto<br />

und Umwelt, Eine Jugendstudie. Augsburg 1998<br />

VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.) (o. J.): <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> Schulen – Wege zur Schule<br />

neu organisieren. Linz


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 40<br />

Anhang<br />

Lehrmaterial und Literatur zum Thema „<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong>“<br />

<strong>für</strong> die Altersstufe ab der 8. Klasse<br />

Unterrichtsmaterial zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

Zu den Themen „Mobilität“ und „Verkehr“ wird eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien von verschiedenen<br />

Herausgebern wie beispielsweise Verkehrsunternehmen, der Verkehrswacht, von Umweltschutzverbänden<br />

oder den Landesinstituten <strong>für</strong> Schulbildung in Nordrhein-Westfalen angeboten. Die<br />

Unterrichtsmaterialien werden altersgerecht aufbereitet und beinhalten vielseitige Informationen und<br />

Aufgaben zur Verkehrsmittelwahl, Auswirkungen der Mobilität auf die Umwelt, sozialem Verhalten und<br />

zur Geschichte bzw. der Zukunft der Mobilität. Für die verschiedenen Lernniveaus werden Lehrbücher<br />

oder Lehrhefte, teilweise CD-ROMs oder Videokassetten und zusätzliches Material in Form von Folien<br />

oder Arbeitsblättern <strong>für</strong> die Lehrer angeboten. Unterrichtsmaterial <strong>für</strong> die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-<br />

Jährigen wird oft unterschiedlichen Lernniveaus zugeordnet; in der Regel wird zwischen Sekundarstufe<br />

I und Sekundarstufe II differenziert.<br />

Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über Unterrichtsmaterial, das sich zur Einbindung<br />

in den Fachunterricht anbietet. Zur besseren Nutzbarkeit <strong>für</strong> die Lehrkräfte wurden die Materialien<br />

nach unterrichtsrelevanten Themen beschrieben und jeweils die Zielgruppe und Form des Materials<br />

beschrieben. Weiterhin finden sich Internetlinks, unter denen weitere interessante Materialien zum<br />

Herunterladen oder Bestellen zu finden sind.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 41<br />

Titel Themen aus dem Inhalt Art des<br />

Materials<br />

Schuljahr<br />

Herausgeber<br />

Mobil mit Bus und<br />

Was heißt mobil sein?<br />

Schülerbuch<br />

8 bis 10 Hamburger Verkehrs-<br />

Bahn<br />

Verkehr und Umwelt<br />

und Kopiervor-<br />

verbund<br />

Folgen der Mobilität<br />

lagen<br />

Stadt- und Verkehrsplanung<br />

Mofa-Projekt: Ver-<br />

Theorie zur Mofaausbildung<br />

Lehrheft und<br />

8 bis 10 Amt <strong>für</strong> Schule und<br />

kehr und Umwelt<br />

Soziales Verhalten im Verkehr<br />

Arbeitsblätter<br />

Institut <strong>für</strong> Lehrerfort-<br />

Verkehr und Umwelt<br />

bildung, Hamburg<br />

Mobilität und Verkehrsmittelwahl<br />

Verkehrsbildung –<br />

Mensch-Umwelt-Straßenverkehr<br />

Lehrheft und<br />

8 bis 10 Verlag Heinrich Vogel<br />

Umwelt und Stra-<br />

Umweltbewusstsein<br />

Folien<br />

ßenverkehr<br />

Umweltbewusstes Verhalten beim Führen<br />

von Fahrzeugen<br />

Verkehrsmanagement und Fahrer-<br />

Assistenzsysteme<br />

Auf vollen Touren!<br />

Beweglich zu sein finde ich gut<br />

Leseheft und<br />

9 bis 10 Verkehrsverbund<br />

Unterwegs mit Bus,<br />

Was hat Europa mit dem Bus vor deiner<br />

Arbeitsbögen <strong>für</strong><br />

Rhein-Neckar<br />

Bahn & Co. – das<br />

Haustür zu tun?<br />

Schüler, Be-<br />

Heft <strong>für</strong> Cracks<br />

Glotzt er oder glotzt er nicht?<br />

gleitheft <strong>für</strong><br />

Ärger aus der Dose<br />

Lehrer<br />

Zum Mobilitätsverhalten in Industrieländern<br />

und Wachstumsländern<br />

Ein Vergleich von Auto und ÖPNV<br />

Was hat Zukunft?<br />

Menschen<br />

erfinden Verkehrsmittel<br />

Was beeinflusst unsere Mobilität?<br />

Aufbau und Funktion von Verkehrsmitteln<br />

Auswirkungen von Verkehr<br />

Kosten der Mobilität<br />

Verkehr an unserer Schule<br />

Zukunft von Verkehrsmitteln<br />

Themenmappe 9 bis 10 Institut <strong>für</strong> Qualitätsentwicklung<br />

an Schulen,<br />

Schleswig Holstein<br />

(IQSH)<br />

0431/ 54 03 148 oder<br />

http://www.iqsh.lernnet<br />

z.de/content/index.php<br />

Mobile Schule –<br />

aktiv mit dem Fahr-<br />

"Fahrradfahren in der Schule"<br />

Lehrheft<br />

Sekundarstufe<br />

I<br />

Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />

Jugend und Sport<br />

rad<br />

Baden-Württemberg<br />

Referat VI/3<br />

Postfach 10 34 42,<br />

70029 Stuttgart<br />

(Fax: 0711/ 279-2795)<br />

Mobil mit Bus und<br />

Was heißt mobil sein?<br />

Lehrheft und<br />

8 bis 11 Amt <strong>für</strong> Schule und<br />

Bahn -<br />

Mobilität = Automobilität<br />

Arbeits- und<br />

Institut <strong>für</strong> Lehrerfort-<br />

Verkehr und Umwelt<br />

Infoblätter<br />

bildung, Hamburg<br />

Öko-Bilanz: Verkehrsmittel im Vergleich<br />

Stadt- und Verkehrsplanung


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 42<br />

Indirekte Verkehrs-<br />

Bildung an weiterführenden<br />

Schulen.<br />

Ein Beitrag zur<br />

Sicherheits- und<br />

Themenmappen zu unterschiedlichen<br />

Unterrichtsfächern (z.B. Biologie, Englisch,<br />

Französisch)<br />

unterschiedliche Themen z.B. Aggression<br />

im Straßenverkehr,<br />

Lehrhefte,<br />

Folien<br />

8 bis 12 Deutsche Verkehrswacht<br />

Bezug über den Heinrich<br />

Vogel Verlag<br />

http://www.verlag-<br />

Umwelterziehung.<br />

Umwelt und Straßenverkehr<br />

heinrich-vogel.de<br />

Neue Wege? Verkehr<br />

in der Industriegesellschaft<br />

Verkehr im Umfeld der Schule<br />

Die Folgen des Energieverbrauchs in den<br />

Industrieländern<br />

Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Kosten des Autoverkehrs<br />

Mobilität und Zeit: Über den Sinn der<br />

Mobilität<br />

Drei Konzepte <strong>für</strong> den Verkehr der Zukunft<br />

Lehrbuch Oberstufe Amt <strong>für</strong> Schule und<br />

Institut <strong>für</strong> Lehrerfortbildung,<br />

Hamburg<br />

Jugend und Verkehr<br />

Verkehr und Umwelt<br />

Lehrhefte,<br />

Oberstufe<br />

Deutsche Verkehrs-<br />

– Schulprojekte <strong>für</strong><br />

Schreibwerkstatt<br />

Folien und<br />

wacht<br />

die Sekundarstufe II<br />

Online und offline<br />

CD-Rom<br />

(02225/ 884-0,<br />

Risiko<br />

jw@dvw-ev.de)<br />

Driving Forces<br />

Mobilität 21 – Anregungen<br />

zur Verkehrserziehung<br />

Gymnasium, Heft 1<br />

bis 5, Sekundarstufe<br />

II<br />

Entdecken neuer Verantwortungsbereiche<br />

Lebenswelten und Mobilität<br />

Alkohol und Drogen<br />

Umwelt und Verkehr<br />

Verkehrsplanung und Verkehrskonzepte<br />

Witterungseinflüsse und Verkehrssicherheit<br />

Recht und Verkehr<br />

Lehrhefte Oberstufe Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />

Jugend und Sport<br />

Baden-Württemberg<br />

Referat VI/3<br />

Postfach 10 34 42,<br />

70029 Stuttgart<br />

(Fax: 0711/ 279-2795)<br />

Mobilität 21 – Anre-<br />

Wir leben in einer Welt<br />

Lehrerheft<br />

Real-<br />

Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />

gungen zur Ver-<br />

Mögliche Lösungswege aus der globalen<br />

schule 9<br />

Jugend und Sport<br />

kehrserziehung<br />

Umweltzerstörung<br />

bis 10<br />

Baden-Württemberg<br />

Realschule<br />

Verantwortung <strong>für</strong> unsere Welt<br />

Referat VI/3<br />

Globale Gesundheitsrisiken beeinflussen<br />

Postfach 10 34 42,<br />

In anderen Ländern sicher unterwegs sein<br />

70029 Stuttgart<br />

(Fax: 0711/ 279-2795)<br />

Pauk & Ride<br />

Bewegte Jugend: Mobilitätsverhalten<br />

PDF-Dokumente<br />

Ab 9.<br />

VGN<br />

Das junge Mobili-<br />

Untersuchungen zum Mobilitätsverhalten<br />

zum Downloa-<br />

Klasse<br />

http://schule.vgn.de/<br />

tätsnetz des VGN<br />

Die externen Kosten des Verkehrs<br />

den<br />

Tabelle 1: Beispielhafte Unterrichtsmaterialien (eigene Darstellung)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 43<br />

Interessante Links <strong>für</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule<br />

Weitere Informationen zu den Themen Mobilitäts- und Verkehrserziehung sind auch im Internet zu<br />

finden. Die folgenden Links sollen die Suche nach guten Materialien etwas erleichtern.<br />

Verkehrs- und Mobilitätserziehung auf den Landesbildungsservern:<br />

Landesbildungsserver Baden-Württemberg:<br />

www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/verkehrserziehung<br />

Brandenburgischer Bildungsserver:<br />

www.bildung-brandenburg.de/index.php?id=1655<br />

Hamburger Bildungsserver:<br />

www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=themen.verkehrserz.<br />

Bildungsserver Hessen:<br />

http://lernarchiv.bildung.hessen.de/verkehrserziehung<br />

Niedersächsischer Bildungsserver:<br />

www.nibis.de/nibis.phtml?menid=840<br />

Curriculum Mobilität:<br />

www.curriculum-mobilitaet.de<br />

Bildungsportal Nordrhein-Westfalen:<br />

http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schule/System/Faecher/Verkehrserziehung/index.html<br />

„Verkehrs- und Mobilitätserziehung in der Schule“ – Rahmenvorgaben des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen (zu beziehen über den Ritterbach-Verlag: www.schul-welt.de)<br />

Bildungsserver Rheinland-Pfalz:<br />

http://verkehrserziehung.bildung-rp.de<br />

Bildungsserver Saarland:<br />

www.bildungsserver.saarland.de/aktuell.htm<br />

(Unterrichts-)Materialien <strong>für</strong> die Sekundarstufe I und II im Internet<br />

Learn:Line Nordrhein-Westfalen<br />

www.learn-line.nrw.de<br />

Dieses Angebot des Landesinstituts <strong>für</strong> Schule bietet Unterrichtsmaterialien zu vielfältigen Themen,<br />

die im Unterricht behandelt werden können, z. B. „Wie viel Auto verträgt die Welt?“<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen (BAST): www.bast.de/htdocs/fachthemen/referat/u1/u1_progr.htm<br />

Verkehrserziehung an weiterführenden allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Umfangreiche<br />

Datenbank mit einer Vielzahl von guten Materialien und Projekten sortiert nach Bundesländern und<br />

Themenschwerpunkten.<br />

Verkehrsinstitut Bielefeld e. V.:<br />

www.vi-mediathek.de/index.html<br />

Mediathek zur nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität: Auf den Seiten der Mediathek wird ein<br />

recht umfassendes Angebot an Materialien <strong>für</strong> alle Schulformen und Jahrgangsstufen geboten. Die<br />

Materialien sind sowohl <strong>für</strong> den Unterricht als auch <strong>für</strong> außerschulische Aktionen geeignet.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 44<br />

Organisationen und Institutionen<br />

Viele Organisationen und Institutionen befassen sich mit einer nachhaltigen Verkehrs- und Mobilitätserziehung.<br />

Selbstverständlich ist immer zu berücksichtigen, welchen Hintergrund die einzelnen Organisatoren<br />

und Institutionen haben.<br />

ADAC:<br />

ACE:<br />

Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR):<br />

Deutsche Verkehrswacht:<br />

Landesverkehrswacht:<br />

Lernwerkstadt:<br />

http://www.adac.de/Verkehr/Verkehrserziehung<br />

http://www.ace-online.de<br />

http://www.dvr.de<br />

http://www.dvw-ev.de<br />

http://www.landesverkehrswacht.de<br />

http://www.lernwerkstadt.de<br />

Fachverband Fußverkehr Deutschland (Fuß e.V.): http://www.fuss-ev.de<br />

Verkehrsclub Deutschland (VCD):<br />

Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung:<br />

http://www.vcd.org<br />

www.bzga.de


Steckbriefe<br />

Gute Beispiele von Maßnahmen zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> mit Jugendlichen<br />

Aus der Recherche in dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 46<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Zukunftswerkstatt Mobilität<br />

Schüler/-innen, Lehrer/-innen und<br />

Moderator/-in<br />

Arbeitsutensilien: Papier, Karteikarten,<br />

Klebe, Stifte, etc.; evtl. Aufwandsentschädigung<br />

<strong>für</strong> externe Moderation<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

In einer Zukunftswerkstatt wird auf unkonventionelle Weise in<br />

einer Gruppe zu einem konkreten Thema – beispielsweise<br />

einer Problemstellung – gearbeitet. Ziel der Zukunftswerkstatt<br />

Mobilität ist es, sich mit dem Thema „Mobilität an der eigenen<br />

Schule“ kreativ auseinanderzusetzen und „Visionen“ <strong>für</strong> die<br />

Zukunft zu entwickeln bzw. mögliche Probleme aufzudecken<br />

und kreative Lösungsansätze zu finden.<br />

Abbildung 11:<br />

Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt (eigenes<br />

Foto)<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Eine Zukunftswerkstatt findet an mindestens einem, besser sogar an zwei aufeinander folgenden<br />

Tagen statt. Eine externe Moderatorin oder ein externer Moderator, eine Lehrerin oder ein Lehrer, die/<br />

der mit der Methode vertraut ist und nicht in der Klasse unterrichtet, führt durch die Veranstaltung. Die<br />

Zukunftswerkstatt besteht aus drei Phasen: 1. Kritikphase, 2. Utopie- und Phantasiephase, 3. Umsetzungsphase<br />

In der Kritikphase werden Probleme und Kritik an der Mobilität bzw. dem Verkehr im Schulumfeld geäußert.<br />

In der Regel findet zuerst ein Brainstorming statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf<br />

Karteikarten notieren, was ihnen nicht gefällt. Die Kritikpunkte werden anschließend mit der ganzen<br />

Klasse nach Themen sortiert und in eine Rangfolge gebracht, aber nicht kommentiert. Die Kritikphase<br />

dient zum „Rauslassen“ der negativen Gedanken. In der Utopie- und Phantasiephase werden Hoffnungen<br />

und Wünsche <strong>für</strong> die Zukunft ausgedrückt. Hierbei soll ruhig „gesponnen“ und übertrieben<br />

werden. Zunächst kann wiederum ein Brainstorming durchgeführt werden, die Schülerinnen und<br />

Schüler können ihre Gedanken aber auch in einem Bild, Gedicht, Lied oder einem Sketch ausdrücken.<br />

Die Schülerinnen und Schüler präsentieren zum Abschluss der Phase ihre Phantasien der Klasse. In<br />

der Umsetzungsphase wird in Gruppen nach konkreten Lösungsansätzen gesucht. Die Ergebnisse<br />

aus der Kritik- und Utopiephase werden einbezogen. Die Vorschläge werden auf Plakaten festgehalten<br />

und am Ende des Tages der Klasse vorgestellt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Zeitpunkt der Zukunftswerkstatt festlegen<br />

• Moderator einladen<br />

• Räumlichkeiten festlegen/buchen<br />

• Material einkaufen – Karteikarten, Heftzwecken/Tesafilm, Plakate, Filzstifte etc. (Schüler sollen<br />

auch selbst Material <strong>für</strong> die Plakatpräsentation mitbringen)<br />

Literatur: Kuhnet, B., Müllert, N. (1996): Moderationsfibel Zukunftswerkstätten. Verstehen Anleiten Einsetzen. Das<br />

Praxisbuch zur Sozialen Problemlösungsmethode Zukunftswerkstatt, Ökotopia-Verlag, Münster


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 47<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Verkehrszählung, Tempomessung und Schülerbefragung<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Schülerinnen und Schüler führen eine Verkehrszählung,<br />

eine Tempomessung und Schülerbefragung<br />

im Schulumfeld durch, um das Verkehrsaufkommen<br />

zu analysieren und gleichzeitig<br />

mögliche Verkehrsprobleme aufzuzeigen. Mit<br />

den Ergebnissen kann die Verkehrssituation<br />

objektiv beschrieben werden, gleichzeitig werden<br />

durch die Befragung individuelle Eindrücke<br />

der Schülerinnen und Schüler ermittelt.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Schülerinnen und Schüler erstellen im Unterricht<br />

Zählformulare und qualitative Fragebögen.<br />

Die Zählformulare werden so gestaltet, dass Anzahl der Fußgänger, Fahrräder, Autos und Autoinsassen,<br />

Lkw, Busse und Motorräder eingetragen werden können. Mit den qualitativen Fragebögen<br />

wird die Meinung der Schülerinnen und Schüler zum Verkehrsaufkommen abgefragt.<br />

Im Unterricht werden die Zählstationen ausgewählt und festgelegt. Vorab wird geklärt, ob ausschließlich<br />

der Verkehr Richtung Schule oder auch der sich von der Schule fortbewegende Verkehr gezählt<br />

wird. Jeder Schülerin und jedem Schüler wird eine eindeutige Zählaufgabe zugewiesen. Das kann<br />

bedeuten, dass eine Schülerin/ein Schüler das gesamte Verkehrsaufkommen an einem Straßenquerschnitt<br />

erhebt oder nur das Verkehrsaufkommen einer Fahrtrichtung oder einer Fahrspur oder nur<br />

bestimmte Verkehrsmittel oder die Zahl der Autoinsassen. Die Schülerbefragungen werden von weiteren<br />

Schülerinnen und Schülern an den Zählstationen durchgeführt. Gezählt und befragt werden soll<br />

eine halbe Stunde vor Schulbeginn bis eine viertel Stunde nach Schulbeginn. Um die Ergebnisse anschaulich<br />

präsentieren zu können, werden Photos an den Stationen und von den Befragungen gemacht.<br />

Tempomessungen können in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Verkehrswacht durchgeführt<br />

werden. Auch die Ergebnisse der Tempomessung sollten schriftlich festgehalten werden und Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />

dokumentiert werden.<br />

Die Ergebnisse werden im Unterricht von den Schülern ausgewertet und können in Form von Grafiken<br />

und Texten aufbereitet werden. Die Zählungen werden regelmäßig wiederholt, so dass die Ergebnisse<br />

verglichen und Veränderungen wahrgenommen werden können.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Zeitpunkt der Erhebung festlegen<br />

• Jugendliche, Eltern und evtl. Polizei informieren<br />

• Zählformulare und Fragebögen erstellen<br />

• Zählstationen vereinbaren und Zähler und Befrager eindeutig zuweisen<br />

• Daten auswerten und aufbereiten<br />

Abbildung 12:<br />

Tempomessung an einer Hauptverkehrsstraße (eigenes Foto)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 48<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Schulweganalyse<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Polizei, Kommune,<br />

Verkehrsunternehmen<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Durch eine Schulweganalyse können Schülerinnen<br />

und Schüler aufzeigen, welche<br />

Straßen, Straßenquerungen usw. sie auf<br />

ihrem Schulweg <strong>für</strong> problematisch oder<br />

gefährlich halten und konkrete Verbesserungsvorschläge<br />

erarbeiten.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Jede Schülerin und jeder Schüler zeichnet<br />

auf einem Plan ihre/seinen Schulweg ein<br />

und markiert problematische Stellen <strong>für</strong><br />

Abbildung 13: Gefahrenstellen ermitteln (Quelle: DVR)<br />

Fußgänger/-innen, Inlineskater/-innen, Radfahrer/-innen usw. Die problematischen Stellen werden<br />

durchnummeriert, kurz beschrieben und evtl. fotografiert. In einem weiteren Schritt erarbeiten die<br />

Schülerinnen und Schüler konkrete Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> ihren Schulweg. Zum Abschluss<br />

wird ein gemeinsamer Plan mit der ganzen Klasse erstellt. Hier werden nun alle Problemstellen eingezeichnet<br />

und beschrieben sowie Vorschläge zur Verbesserung gemacht.<br />

Die Schülerinnen und Schüler können die Ergebnisse ihrer Analyse samt Verbesserungsvorschlägen<br />

der Schulleitung, Vertretern der Kommune, der Polizei, der Verkehrsunternehmen oder der Presse<br />

präsentieren. Hilfreich ist das Ergebnis der Schulweganalyse insbesondere <strong>für</strong> die Schülerinnen und<br />

Schüler der fünften Klassen und deren Eltern, die noch unentschlossen sind, welcher der sicherste<br />

Weg zur Schule ist.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Vorbereitung des Kartenmaterials<br />

• Information der Schülerinnen und Schüler<br />

• Durchführung der Kartierung und Beschreibung von problematischen Stellen<br />

• Verbesserungsvorschläge erarbeiten<br />

• Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

• Präsentation der Ergebnisse<br />

Quelle: In Anlehnung an „Bike im Trend“ eine Aktion des Stadtschulamtes Frankfurt in Zusammenarbeit mit Umweltlernen<br />

in Frankfurt e.V., http://www.umweltlernen-frankfurt.de/BIT/index.htm


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 49<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Mobilitätstagebuch<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

In Mobilitätstagebüchern wird über mehrere Tage das Mobilitätsverhalten der Tagebuchführerinnen<br />

und -führer festgehalten. Diese Maßnahme trägt dazu bei, ein Bewusstsein <strong>für</strong> die eigene Mobilität zu<br />

entwickeln und Daten zum Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler zu sammeln. Anhand der<br />

Ergebnisse können Ziele bzgl. der Veränderung des Mobilitätsverhaltens der Schülerinnen und Schüler<br />

gesetzt werden. Beispiel: „Heute kommen 40 % der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen mit dem PKW zur Schule,<br />

in zwei Jahren sollen es höchstens 30 % sein.“<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

In der Vorbereitungsphase des Projektes entwerfen Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam mit den<br />

Schülerinnen und Schülern ein Mobilitätstagebuch, das der Dokumentation der zurückgelegten Wege<br />

oder Wegeketten mit dem Ziel- oder Ausgangspunkt Schule dient.<br />

Die Schülerinnen und Schüler tragen in das Tagebuch ein, welche Wege sie zurückgelegt haben,<br />

welche Verkehrsmittel sie dabei benutzt haben, welche Entfernungen zurückgelegt wurden, wie viel<br />

Zeit sie <strong>für</strong> einen Weg gebraucht haben, wie lange die Wartezeiten beim Umsteigen waren, ob es<br />

irgendwelche Besonderheiten gegeben hat und wie das Wetter war. Das Mobilitätstagebuch wird über<br />

mindestens drei Tage bis zu drei Wochen geführt. Zum Abschluss beschreiben die Schülerinnen und<br />

Schüler, wie sie an einem „normalen“ Schultag ihren Weg zur Schule zurücklegen. Dazu soll begründet<br />

werden, warum sie sich in der Regel <strong>für</strong> ein bestimmtes Verkehrsmittel entscheiden.<br />

Eine erste Auswertung kann mit der Klasse durchgeführt werden. Der Arbeitsaufwand <strong>für</strong> eine detaillierte<br />

Analyse ist innerhalb des Unterrichts kaum zu leisten, die Daten können aber beispielsweise an<br />

eine Arbeitsgruppe zum Schul-Mobilitäts-Plan weitergegeben und dort analysiert werden.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Tagebücher vorbereiten<br />

• Klasse informieren<br />

• Termin festlegen<br />

• Tagebücher auswerten<br />

• Vergleiche mit anderen Klassen anstellen<br />

• Ergebnisse ausstellen und Presse informieren<br />

Quelle: In Anlehnung an „Mobilitätsfragebogen“: In: <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen – Arbeitsblätter / Projektbeschreibungen,<br />

Ökoinstitut Südtirol/Alto Adige.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 50<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Vereinbarung zwischen Schule und Kommune zum<br />

<strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Stadtverwaltung, Presse<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Mit einer beidseitigen Vereinbarung zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> unterstreichen Schule und Kommune<br />

ihr Bestreben, gemeinsam neue Lösungsansätze zu den Themen Verkehr, Mobilität und Mobilitätserziehung<br />

zu entwickeln und umzusetzen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Vertreter der Stadt (z. B. Bürgermeister, Stadtplanungsamt, Schulamt bzw. Abteilung Schule) und<br />

Schule (Schüler- und Elternvertreter und Schulleitung) beschließen, zukünftig abgestimmt zum Thema<br />

Mobilität zusammenzuarbeiten. Hierzu werden gemeinsame Ziele bezüglich des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />

aufgestellt. Gemeinsame Ziele können sein, die Schulwege nachhaltiger und sicherer zu<br />

gestalten oder den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die mit dem motorisierten Individualverkehr<br />

zur Schule kommen, in einem bestimmten Zeitrahmen zu reduzieren usw. Mit dem Vertrag wird vereinbart,<br />

Informationen regelmäßig auszutauschen und geplante Aktionen und Projekte schnell umzusetzen.<br />

Die Vereinbarung soll den Status eines offiziellen Dokumentes haben und in der Schule und durch die<br />

Presse bekannt gemacht werden.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Schule oder Stadt regt an, eine Vereinbarung zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einzugehen<br />

• Treffen der Akteure, um mögliche Bestandteile der Vereinbarung zu besprechen<br />

• gemeinsame Definition von Zielen, die durch das kooperative <strong>Mobilitätsmanagement</strong> erreicht werden<br />

sollen<br />

• Vereinbarung ausformulieren und beschließen<br />

• Schüler, Eltern und Presse informieren<br />

Quelle: Transferstelle <strong>Mobilitätsmanagement</strong>. <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen – Beispiel aus der Provinz Limburg<br />

(Belgien): www.mobilitaetsmanagement.nrw.de/index.php?mp=2&s=43


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 51<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Schulinterner Photo-Wettbewerb zum Thema<br />

Mobilität<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Presse<br />

Mittel <strong>für</strong> großformatige Photoentwicklung und Bilderrahmen<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Schülerinnen und Schüler einer Klasse richten einen Foto-Wettbewerb zum Thema Mobilität an der<br />

Schule aus. Die drei besten eingereichten Fotos werden prämiert und in der Schule im Großformat<br />

aufgehängt. Auf diese Art soll das Thema Mobilität auf kreative Weise in den Schulalltag integriert<br />

werden.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Schülerinnen und Schüler einer Klasse des 9. oder 10. Schuljahres sind Initiatoren des schulinternen<br />

Wettbewerbs zum Thema Mobilität. Die Schülerinnen und Schüler stellen das Projekt den Klassenlehrerinnen<br />

und -lehrern der anderen Klassen – beispielsweise während einer Schulkonferenz –<br />

vor und erstellen Plakate und Informationsblätter <strong>für</strong> die anderen Schülerinnen und Schüler. Auch die<br />

Lehrerinnen und Lehrer werden aufgefordert in ihren Klassen auf den Wettbewerb aufmerksam zu<br />

machen. Teilnehmende Schülerinnen und Schüler sollen möglichst originelle oder lustige Photos und<br />

Collagen zum Thema Mobilität auf dem Schulgelände oder in der Umgebung des Schulgeländes einreichen.<br />

Die initiierende Klasse setzt einen Abgabeschluss fest und wählt die drei besten Bilder aus.<br />

Die Sieger werden in einer Pause auf dem Schulhof oder an einem anderen stark frequentierten Platz<br />

geehrt. Die Gewinner-Photos werden an einem gut sichtbaren Platz im Schulgebäude ausgestellt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Plakate und Informationsmaterial vorbereiten<br />

• Lehrerin bzw. Lehrer der Schule informieren<br />

• Informationsmaterial aushängen und verteilen<br />

• eingereichte Photos bewerten<br />

• Siegerehrung durchführen<br />

• Photos aufhängen


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 52<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Experte in den Unterricht einladen oder Besuch von<br />

Experten vor Ort<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer und Experten<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Das Gespräch regt dazu an, Unterrichtswissen mit Leuten aus der Praxis zu diskutieren, zu hinterfragen<br />

und zu vertiefen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Klasse beschäftigt sich im Unterricht mit einem Thema aus dem Bereich Mobilität. Mögliche<br />

Schwerpunkte könnten Umwelt, Verkehrssicherheit, Sozialkompetenz oder Gesundheit und Fitness<br />

sein. Sobald das Thema festgelegt ist, wird eine Expertin/ein Experte eingeladen, die/der zum Abschluss<br />

der Unterrichtseinheit aus der Praxis berichten kann, nicht geklärte Fragen beantwortet und<br />

zur Diskussion bereitsteht. Die Schülerinnen und Schüler können die Expertin/den Experten auch „vor<br />

Ort“ besuchen oder die Klasse aufteilen und mehrere Experten treffen – Besuch einer Polizeiwache,<br />

eines Verkehrsunternehmens, einer Verkehrsplanerin/eines Verkehrsplaners bei der Stadtverwaltung,<br />

einer Umweltorganisation etc.<br />

Das ausgewählte Thema wird im Unterricht vorbereitet. Falls das Gespräch mit einer Expertin/ einem<br />

Experten außerhalb der Schule stattfindet, organisieren die Schülerinnen und Schüler Hin- und Rückfahrt<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Gespräche werden protokolliert und aufbereitet, so dass in<br />

der nächsten Unterrichtsstunde die Ergebnisse vorgestellt und besprochen werden können.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Fragestellung zum Thema Mobilität mit<br />

den Schülerinnen und Schülern auswählen<br />

• Expertinnen/Experten einladen oder<br />

Besuch organisieren<br />

• Gespräch mit den Schülerinnen und<br />

Schülern vorbereiten<br />

• Fahrt organisieren<br />

• Gespräch nachbereiten<br />

Abbildung 14: Experten besuchen eine Schule (Quelle: DVR)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 53<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Mobilitätszeitschrift verfassen<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Presse<br />

zum Druck der Zeitschrift<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Eine Mobilitätszeitschrift wird erstellt, um Aktionen zum Thema Mobilität an der Schule bekannt zu<br />

machen. Präsentiert werden Ablauf und Ergebnisse von bereits durchgeführten Projekten, anstehende<br />

Aktionen werden vorgestellt. Wissenswertes, Lustiges, Rätsel und Tipps rund um die Mobilität ergänzen<br />

die Informationen. Die Mobilitätszeitschrift ergänzt als Medium der Öffentlichkeitsarbeit die Aktionen<br />

zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule. Füllen die Aktionen an der Schule keine komplette<br />

Zeitschrift, sind selbstverständlich ebenso Artikel in der Schülerzeitschrift möglich.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Schülerinnen und Schüler stellen die Unterlagen der abgeschlossenen Aktionen zum Thema Mobilität<br />

an der Schule zusammen und bereiten sie „zeitschriftengerecht“ auf. Die Projekte werden in<br />

kurzen Artikeln mit den wichtigsten Informationen vorgestellt und durch Bilder, Fotos und Grafiken<br />

ergänzt. Geplante Projekte werden angekündigt, weitere Informationen zu Mobilität und Verkehr ergänzen<br />

das Angebot. Interessant können Berichte über Projekte zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an anderen<br />

Schulen sein, ein Mobilitätsquiz, Informationen zu Helmen und Schutzkleidung <strong>für</strong> Inlineskater und<br />

Fahrradfahrer, eine Seite <strong>für</strong> (Mobilitäts-) Witze und Kurioses, Informationen und Tipps zu Bewegung,<br />

Fitness und Ernährung, eine Auflistung von Organisationen rund um das Thema Mobilität usw. Die<br />

Zeitschrift wird von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und nach dem Druck in der Schule verteilt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Informationen zu den an der Schule durchgeführten Projekten und Aktionen zusammenstellen<br />

• Informationen, Fotos, Bilder und Grafiken aufbereiten<br />

• Artikel schreiben und Layout gestalten<br />

• Druckangebote einholen und Zeitschriften in den Druck geben<br />

• fertige Zeitschriften verteilen<br />

• Presse informieren


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 54<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Fahrradwettbewerb<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Mit dem Fahrradwettbewerb sollen die Schülerinnen und Schüler den Spaß am Radfahren (wieder-)<br />

entdecken.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Ein Fahrradwettbewerb wird zwischen mehreren Klassen einer Schule oder unterschiedlichen Schulen<br />

durchgeführt. Ziel ist, mit der gesamten Klasse möglichst viele Kilometer innerhalb einer Woche mit<br />

dem Rad zurückzulegen. Gezählt werden nicht nur die Kilometer, die die Schülerinnen und Schüler<br />

auf dem Hin- und Rückweg zur Schule gesammelt haben, sondern auch die der Freizeitfahrten. Alle<br />

teilnehmenden Schülerinnen und Schüler benötigen ein Rad mit Tachometer. Für Schülerinnen und<br />

Schüler, die kein Rad oder ein Rad ohne Tachometer besitzen, sollte eine Möglichkeit gefunden werden,<br />

dieses auszuleihen. Am Anfang und Ende der Wettbewerbswoche werden die Tachometerstände<br />

der Schüler notiert. Zum Abschluss der Veranstaltung werden in jeder Klasse die Tachometer erneut<br />

kontrolliert und die gefahrenen Kilometer zusammenaddiert. Die Klasse mit den meisten zurückgelegten<br />

Kilometern erhält einen Preis.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Zeitpunkt der Aktionswoche festlegen<br />

• eventuell einen Sponsor finden<br />

• Jugendliche, Eltern und Presse informieren<br />

• notwendige Fahrräder und Tachometer organisieren<br />

• Tachometerstände am Anfang und Ende der Woche notieren<br />

• Ermittlung und Ehrung des Siegers


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 55<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Schulwegeplan<br />

Klasse oder Arbeitsgemeinschaft<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Ziel des Schulwegeplans ist, Jugendlichen und Kindern aufzuzeigen, welche Routen auf dem Schulweg<br />

sicher zur Schule führen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Im Schulwegeplan werden sichere Routen <strong>für</strong> Radfahrer/-innen und Fußgänger/-innen zur Schule<br />

aufgezeigt. Die Erarbeitung des Plans kann von einer Klasse oder einer Arbeitsgemeinschaft durchgeführt<br />

werden. Hierzu wird zunächst ein Kriterienkatalog <strong>für</strong> die Bewertung von Wegen aufgestellt.<br />

Mögliche Indikatoren sind das Verkehrsaufkommen, die Ausstattung und Gestaltung der Fuß- und<br />

Radwege, die Beleuchtung und Querungsmöglichkeiten. Anhand dieser Kriterien werden die Wege im<br />

Umfeld der Schule abgegangen bzw. abgefahren und bewertet. Die örtliche Polizei und Vertreter/-<br />

innen der kommunalen Verkehrsplanung werden bei der Bewertung der Wege und Erarbeitung des<br />

Planes einbezogen. Das Endprodukt ist ein Schulwegeplan, auf dem zu erkennen ist, welche Wege<br />

<strong>für</strong> Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen bzgl. der oben genannten Kriterien gegenüber anderen zu<br />

bevorzugen sind. Auf mögliche Gefahrenstellen wird hingewiesen.<br />

Der Schulwegeplan ist an weiterführenden Schulen besonders <strong>für</strong> Fünftklässler von Bedeutung. Es ist<br />

aber dennoch wünschenswert, dass der Plan mit Unterstützung von älteren Schülerinnen und Schülern<br />

entwickelt wird, um das Verantwortungsgefühl der Jugendlichen zu stärken.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Kriterienkatalog aufstellen<br />

• Gespräche mit Polizei und Vertretern der kommunalen Verkehrsplanung organisieren<br />

• Indikatoren <strong>für</strong> die Bewertung der Wege aufstellen<br />

• Formulare zur Bewertung erstellen<br />

• Wege und Straßen im näheren Einzugsbereich der Schulen abgehen bzw. abfahren und untersuchen<br />

• Plan aufstellen<br />

• Plan drucken und verteilen<br />

Quelle: In Anlehnung an: „Bike im Trend“, eine Aktion des Stadtschulamtes Frankfurt in Zusammenarbeit mit<br />

Umweltlernen in Frankfurt e.V., http://www.umweltlernen-frankfurt.de/BIT/index.htm.


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 56<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Scotland-Yard – oder die Jagd nach Mr. X<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />

Mittel <strong>für</strong> Fahrkarten<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Schülerinnen und Schüler lernen auf spielerische Weise anhand einer Verfolgungsjagd den Umgang<br />

mit dem ÖPNV.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Scotland Yard ist ein Detektiv-Spiel, das als Brettspiel sehr bekannt ist und auf die Realität übertragen<br />

wurde. Ziel des Spiels ist es, als Detektiv einen „Geheimagenten“ – „Mr. X“ – zu fangen, bevor er die<br />

Möglichkeit hat, einen wichtigen Brief einem „Agentenring“ zu übergeben. Bedingung ist, dass sich<br />

sowohl „Mr. X“ als auch die Detektive nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb eines zuvor abgegrenzten<br />

Bereichs bewegen.<br />

Für die Jagd nach „Mr. X“ sollte in städtischen Gebieten ein Schultag von 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr, in<br />

ländlichen Gebieten von 8.00 Uhr bis <strong>15</strong>.00 Uhr eingeplant werden. Hinzu kommt die Vorbereitungszeit,<br />

um den Schülerinnen und Schülern die Spielregeln zu erklären und den Umgang mit dem Fahrplan<br />

zu üben. Es ist sinnvoll, die einzelnen Bus- und Bahn-Linien und Umsteigehaltestellen kurz vorzustellen,<br />

so dass die Schülerinnen und Schüler vor Beginn des Spiels eine Vorstellung davon haben,<br />

wie sie sich im vorgegebenen „Spielfeld“ bewegen können.<br />

Am Spieltag wird die Klasse in Gruppen von drei bis sieben Personen aufgeteilt. Eine Gruppe übernimmt<br />

die Rolle des „Mr. X“, die anderen spielen die Detektive. „Mr. X“ erhält einen Vorsprung, bevor<br />

sich die Detektive auf die Suche machen dürfen. „Mr. X“ übermittelt zu vereinbarten Zeiten einer Zentrale<br />

telefonisch seinen aktuellen Aufenthaltsort. Die einzelnen Gruppen können sich bei der Zentrale<br />

über den Standort von „Mr. X“ erkundigen. Die Detektiv-Gruppen dürfen auch untereinander telefonieren<br />

und eine Strategie vereinbaren, um „Mr. X“ zu fangen. Ist „Mr. X“ gefangen, hat die Detektiv-<br />

Gruppe gewonnen, die „Mr. X“ aufgespürt hat; wird „Mr. X“ nicht gefangen, steht er bzw. die Gruppe<br />

als Sieger fest. Als gefangen gilt „Mr. X“, wenn die Detektive „Mr. X“ in einem Verkehrsmittel oder an<br />

einer Haltestelle treffen (Blickkontakt reicht nicht aus), den „wichtigen Brief“ an sich genommen haben<br />

und sich gemeinsam mit „Mr. X“ bei der Zentrale gemeldet haben. Die Gruppen dokumentieren während<br />

des Spiels, welche Strecken sie zu welcher Zeit mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt haben.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Spielunterlagen zusammenstellen – Spielregeln,<br />

Fahrplan, Liniennetzplan, Spielprotokollbögen<br />

• Die Klasse im Unterricht auf das Spiel vorbereiten<br />

• Fahrausweise organisieren<br />

• „Spiel-Zentrale“ organisieren<br />

• Siegerehrung vornehmen<br />

Quelle: Kalwitzki, Klaus-P.: „Öffentlicher Verkehr im<br />

Unterricht“. In: Verkehrszeichen 1/1991, S. 9-13<br />

Und: „Wo ist der Fuchs“.<br />

http://www.vi-mediathek.de/sek_1/ fuchsspiel/Fuchsspiel.htm<br />

Abbildung <strong>15</strong>:<br />

Teilnehmer einer Scotland-Yard-Jagd (Quelle: Sammlung<br />

Kalwitzki)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 57<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

MIV-freie Aktions-Tage<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

oder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule und erfahren dadurch Alternativen zum motorisierten<br />

Individualverkehr. Durch Begleitinformationen zu Gesundheit, Fitness und Umweltschutz wird angeregt,<br />

den Schulweg auch in Zukunft umweltfreundlich zurückzulegen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Das Rahmenprogramm zum Aktionstag wird durch Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrer<br />

sowie Eltern vorbereitet. Der Haupteingang der Schule kann an diesem Tag zu einem „Aktionsportal“<br />

umgestaltet werden, durch das alle Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer<br />

bei Ankunft an der Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Die Anzahl der Schülerinnen und<br />

Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, die umweltfreundlich zur Schule kommen, wird auf einer großen<br />

Tafel gezählt. In der Schule und/oder auf dem Schulhof befinden sich Informationsstände zu den<br />

Themen Gesundheit, Fitness, Umweltschutz usw., die von einzelnen Klassen vorbereitet werden. Die<br />

Informationen werden den Interessen der Schülerinnen und Schüler entsprechend ausgewählt und<br />

aufbereitet.<br />

Es sollten Sponsoren gefunden werden, die die Aktion unterstützen. Sie könnten beispielsweise pro<br />

umweltfreundlich eingetroffene/n Schülerin oder Schüler einen bestimmten Betrag spenden. Vorab<br />

werden unter den Schülerinnen und Schülern Ideen gesammelt, wo<strong>für</strong> die Spenden eingesetzt werden<br />

sollen – z. B. die Einrichtung bzw. Ausbesserung der Fahrradabstellanlage etc..<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Aktionstag festlegen<br />

• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern informieren<br />

• Sponsoren suchen<br />

• Aktionsstände in den Klassen vorbereiten<br />

• Verwendungszweck der Spenden mit den Schülerinnen und Schülern festlegen<br />

• „Aktionsportal“ und Punktetafel vorbereiten<br />

Quelle: In Anlehnung an die Aktion „School without car“ in Limburg, Belgien<br />

http://www.mobilitaetsmanagement.nrw.de/index.php?mp=2&s=43


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 58<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Schüler/-innen und Busfahrer/-innen im Dialog<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen und<br />

Busfahrerinnen/Busfahrer<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Das Projekt Schüler/-innen und Busfahrer/-innen im Dialog trägt dazu bei, mehr Verständnis zwischen<br />

den beiden Gruppen zu erzeugen und mögliche Konflikte zu besänftigen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Schülerinnen und Schüler sammeln im Unterricht ihre Gedanken zum (Schul-)Bus fahren. Fragestellungen<br />

sind: Was läuft gut, was läuft nicht so gut im Schulverkehr? Warum gibt es hin und wieder<br />

Schwierigkeiten auf dem Weg zur Schule? Wie verhalten sich die Busfahrerinnen und Busfahrer gegenüber<br />

den Schülerinnen und Schülern?<br />

In einem zweiten Schritt versetzen sich die Schülerinnen und Schüler in die Rolle der Schulbus-<br />

Fahrerin/des Schulbus-Fahrers und beschreiben die Situation in den Bussen aus deren/dessen Sicht.<br />

Für die nächste Unterrichtsstunde werden ein oder mehrere Schul-Busfahrer/-innen in den Unterricht<br />

eingeladen. Es findet ein konstruktives Gespräch statt, bei dem sowohl Schülerinnen und Schüler als<br />

auch Busfahrerinnen und Busfahrer die tägliche Fahrt einmal aus ihrer Sicht beschreiben. Warum<br />

entstehen beispielsweise Probleme? Wie sollten sich die Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Busfahrer/-innen<br />

verhalten und wie sollten die Busfahrer/-innen aus Sicht der Schüler/-innen in Konfliktsituationen<br />

reagieren? Kommen mehrere Busfahrerinnen und Busfahrer in die Klasse, ist es sinnvoll,<br />

zunächst in kleinen Gruppen zu diskutieren. Dadurch werden die Gespräche persönlicher.<br />

Mit der Aktion wird bezweckt, das Verhältnis zwischen Schülerinnen/Schülern und Busfahrerinnen/<br />

Busfahrern zu verbessern.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Busfahrerinnen und Busfahrer in den Unterricht einladen und Termin vereinbaren<br />

• Gespräch mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht vorbereiten<br />

• Gespräch durchführen<br />

• Nachbereitung in der nächsten Unterrichtsstunde<br />

Quelle: YOU-move.nrw. http://www.you-move.nrw.de/vernetzen/Paderborn_Dialog.htm


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 59<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Jugendliche Fahrzeugbegleiter/-innen<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen, Polizei<br />

Ausbildung und Kennzeichnung der Fahrzeugbegleiter<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Jugendliche Fahrzeugbegleiter/-innen werden in Schulbussen eingesetzt, um als Ansprechpartner/-in<br />

<strong>für</strong> andere Schülerinnen und Schüler bereit zu stehen und zur Entspannung des Klimas beizutragen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Das Projekt wird von einzelnen Verkehrsunternehmen angeboten und ist auf die 9. und 10. Jahrgangsstufen<br />

zugeschnitten. Schülerinnen und Schüler, die gerne die Funktion eines Fahrzeugbegleiters<br />

übernehmen möchten, melden sich bei dem in der Schule als Ansprechpartner/-in genannten<br />

Lehrerin oder Lehrer. Bei der Auswahl der Fahrzeugbegleiter/-innen, die schon in der 8. Klasse stattfindet,<br />

wird vom Verkehrsunternehmen darauf geachtet, dass die Schülerinnen und Schüler vertrauenswürdig<br />

sind und ihre Position nicht missbrauchen werden, außerdem müssen die Eltern ihr Einverständnis<br />

geben.<br />

Die ausgewählten Schülerinnen und Schüler werden in einer Ausbildung durch das Verkehrsunternehmen<br />

auf Konfliktkommunikation, Deeskalation und Gewaltvermeidung vorbereitet. Die Ausbildung<br />

wird durch kompetente Trainer (z. B. durch Verkehrspädagogen oder Polizei) durchgeführt. Auch nach<br />

dem Training finden regelmäßige Treffen mit allen Fahrzeugbegleitern und einer Lehrerin/einem Lehrer,<br />

der Projektkoordinator und feste Ansprechperson ist, statt. Auch eine Polizistin/ein Polizist sollte<br />

als Ansprechpartner/-in zur Verfügung stehen.<br />

Erfahrungen mit ähnlichen Projekten sind sehr positiv. Es wird von einer Verbesserung des Klimas in<br />

den Fahrzeugen berichtet, ein Rückgang von Beschwerden aller Beteiligten und eine Verringerung<br />

von Vandalismusschäden verzeichnet.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Bietet das Verkehrsunternehmen die Ausbildung von Fahrzeugbegleitern<br />

an, kann sich die Schule dort zunächst informieren<br />

• Interessierte Schülerinnen und Schüler melden sich bei der<br />

verantwortlichen Lehrkraft<br />

• Auswahl der Fahrzeugbegleiterinnen und<br />

-begleiter<br />

• Ausbildung der Fahrzeugbegleiterinnen und<br />

-begleiter durch das Verkehrsunternehmen und die Polizei<br />

• Einsatz der Fahrzeugbegleiter/-innen in den unterschiedlichen<br />

Schulbussen<br />

• Regelmäßige Treffen der Fahrzeugbegleiter/-innen mit<br />

ihren festen Ansprechpartnern<br />

Quelle: Nieland, Ernst (2002): Betroffene zu Akteuren machen.<br />

In: Großraum Verkehr Hannover (Hrsg.) (2002): Jugendliche Mobilität<br />

und ÖPNV: Resümee der Fachtagung „Partizipation von Schülern<br />

und Jugendlichen“ vom 5./6. März 2002, S.16 - 24<br />

http://www.uestra.de/download/Broschuere_Tagung_OEPNV.pdf<br />

Abbildung 16:<br />

Fahrzeugbegleiter bei der BOGESTRA<br />

(Quelle: Bogestra)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 60<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Projekt „Park statt Parken“<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse,<br />

Polizei, Stadtverwaltung (Tiefbauamt)<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Straßen und Parkplätze nehmen viel Platz im städtischen Raum ein, hingegen sind Grünflächen eher<br />

knapp. Auch im Umfeld von Schulen besteht dieses Problem. Von vergleichsweise wenigen Schülerinnen<br />

und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern abgestellte Autos beanspruchen eine Fläche, die<br />

<strong>für</strong> alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer nutzbar gemacht werden könnte. Mit<br />

dem Projekt „Park statt Parken“ soll auf diesen Missstand aufmerksam gemacht werden.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Im Kunstunterricht bekommen die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, Ideen zur Umnutzung der<br />

schuleigenen Parkplätze zu sammeln und einen konkreten Entwurf hier<strong>für</strong> zu erarbeiten. Im ersten<br />

Schritt – Ideen sammeln – setzen sich die Schülerinnen und Schüler abstrakt mit dem Thema auseinander:<br />

Was wünschen sich die Schülerinnen und Schüler anstelle des Parkplatzes? Einen Strand,<br />

einen Tropenwald, eine Erholungs- und Entspannungszone, einen Spielbereich? Diese Ideen werden<br />

durch selbst gemalte Bilder oder Collagen dargestellt. In einem zweiten Schritt stellen die Schülerinnen<br />

und Schüler einen Plan auf, der zeigt, wo beispielsweise Bäume, Sträucher und Blumen gepflanzt,<br />

wie Sitzgelegenheiten oder Spiel- und Sportgeräte angeordnet werden könnten usw. Die Ergebnisse<br />

werden in der Schule ausgestellt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Schülerinnen und Schülern das Projekt vorstellen<br />

• Ideen <strong>für</strong> die Umgestaltung des Parkplatzes sammeln und darstellen<br />

• konkrete Pläne <strong>für</strong> die Umgestaltung zeichnen<br />

• Ergebnisse in der Schule ausstellen oder an einem „Autofreien Tag“ ausprobieren<br />

Quelle: In Anlehnung an Verkehrsclub Österreich: Projekt „Park statt Parken“.<br />

http://www.vcoe.at/images/Infobroschuere.pdf


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 61<br />

Maßnahme:<br />

Projekt- und Erfahrungswoche zum Thema Mobilität,<br />

Fitness, Gesundheit und Umwelt<br />

Beteiligte Akteure: Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer u. a.<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Kosten <strong>für</strong> Materialien, Ausflüge etc.<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Das Mobilitätsverhalten einer jeden Schülerin/eines jeden Schülers ist stark durch ihre/seinen Lebensstil<br />

geprägt. Viele Schülerinnen und Schüler führen ein hektisches Leben, das durch die Clique<br />

und Parties geprägt ist und in dem Schule, Bildung und Gesundheit eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

Dieses Verhalten spiegelt sich auch im Mobilitätsverhalten wider. In einer Projekt- und Erfahrungswoche<br />

sollen die Schülerinnen und Schüler erleben, wie positiv es ist, etwas „Gutes“ <strong>für</strong> sich selbst zu<br />

tun – z. B. sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben – Rücksicht auf andere zu nehmen und entspannt<br />

zu sein.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

In der Projekt- und Erfahrungswoche sollen unterschiedlichste Dinge ausprobiert werden, die das<br />

Sozialverhalten beeinflussen und zur Entspannung und Gesundheit der Jugendlichen beitragen. Es ist<br />

wichtig, dass den Schülerinnen und Schülern bei den jeweiligen Themen der Bezug zum eigenen<br />

Leben deutlich ist. Aktionen können auch <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler getrennt angeboten werden.<br />

Gesunde Küche und Slow-Food.<br />

Entspannung und Meditation::<br />

Hausmittel wiederentdecken:<br />

Besuch eines Fitnessstudios:<br />

– unreine Haut<br />

– Gesundheit<br />

– Übergewicht<br />

– Hilfe beim Lernen<br />

– bei Nervosität (Test oder Vorstellungsgespräch)<br />

– bei „Stress“<br />

– Kopfschmerzen<br />

– Bauchschmerzen<br />

– Übergewicht<br />

– Gesundheit<br />

Ausflug mit dem ÖV oder Fahrrad zu einem ökologischen Bauernhof:<br />

– Führung über den Hof<br />

– Tierhaltung<br />

– Gesundheit<br />

Besuch eines Verkehrsübungsplatzes:<br />

– Erfahren der Auswirkungen von Geschwindigkeiten<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

4 Projektwoche festlegen<br />

4 Viele interessierte Lehrerinnen und Lehrer einbinden<br />

4 Außerschulische Partner einbinden<br />

4 Programm aufstellen


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 62<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Theaterstück zum Thema Mobilität<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse, Polizei<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Theaterstücke helfen Schülerinnen und Schülern dabei, sich dem Thema Mobilität zu nähern und sich<br />

mit Problemen aus ihrer Sicht im Straßenverkehr auseinanderzusetzen. Dies kann dadurch geschehen,<br />

dass Schülerinnen und Schüler einer Klasse oder einer Theater-AG selbst ein Theaterstück zum<br />

Thema Mobilität einüben und es den Mitschülerinnen und Mitschülern präsentieren.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Klasse oder eine Theater-Ag beschließt, ein Theaterstück zum Thema Mobilität auf die Bühne zu<br />

bringen. Hierzu muss zunächst ein passendes Stück gefunden werden, dann folgt die Probenphase.<br />

Ein Theaterstück selbst einzuüben, dürfte die begrenzte Zeit des Unterrichts sprengen. Daher wird<br />

angeregt, ein Theaterstück mit einer Theater-AG außerhalb der Unterrichtszeiten zu arrangieren.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

Ein Theaterstück selber zu spielen, ist aufwändig. Da die einzelnen Arbeitsschritte unmöglich in Kürze<br />

aufgezahlt werden können, bleibt es bei diesem Vermerk.<br />

• Theaterstück auswählen,<br />

• Zeit und Räumlichkeiten <strong>für</strong> die Proben festlegen,<br />

• Verteilung der Rollen,<br />

• Besorgen der Requisiten,<br />

• Proben des Theaterstücks,<br />

• Generalprobe,<br />

• Einladung zur Aufführung<br />

• Aufführung


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 63<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Schülerinnen und Schüler in Aktion – Wettbewerb<br />

Werbeagentur und Future-Office<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen und<br />

Presse<br />

Mittel <strong>für</strong> Bastelmaterial bzw. <strong>für</strong> die Präsentation<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Beim Projekt Schülerinnen und Schüler in Aktion setzen sich Jugendliche mit der Nahverkehrssituation<br />

in ihrer Stadt auseinander. Ziel ist es, ein Verständnis <strong>für</strong> das politische und ökonomische Umfeld,<br />

in dem die Nahverkehrsunternehmen agieren, zu erlangen und Probleme, die die Organisation eines<br />

Nahverkehrssystems mit sich bringt, zu verstehen. Des Weiteren werden Jugendliche durch das Projekt<br />

mit dem Nahverkehrssystem und dem Thema Umweltschutz vertraut gemacht und bekommen<br />

das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse als Kundengruppe ernst genommen werden.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Bei der Maßnahme handelt es sich um zwei Wettbewerbe zum Thema ÖPNV, die das Verkehrsunternehmen<br />

ausrichtet und an denen die Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Die besten Beiträge werden<br />

von einer Jury ausgewählt, öffentlich ausgestellt und prämiert.<br />

Wettbewerb 1: Werbeagentur<br />

Im ersten Wettbewerb simulieren Schülergruppen eine Werbeagentur, die <strong>für</strong> ein Verkehrsunternehmen<br />

arbeitet. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden, auf welcher Argumentation das Verkehrsunternehmen<br />

seine Werbung begründet – beispielsweise Umweltschutz. Da<strong>für</strong> müssen sich die Schülerinnen<br />

und Schüler zunächst detailliert mit dem Verkehrsunternehmen und dem Öffentlichen Verkehr<br />

beschäftigen. Im Anschluss entwickeln die Schülerinnen und Schüler Werbeaussagen und erarbeiten<br />

Werbung <strong>für</strong> unterschiedliche Werbemittel, wie z. B. Plakate, Anzeigen, Funkspots oder Fernsehspots<br />

<strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen. Zum Abschluss findet eine Ausstellung und Präsentation vor dem Verkehrsunternehmen<br />

statt. Die beste Werbung wird prämiert und eventuell übernommen.<br />

Wettbewerb 2: Future-Office<br />

Im zweiten Wettbewerb simulieren die Schülerinnen und Schüler ein Institut <strong>für</strong> Zukunftsforschung.<br />

Sie haben den Auftrag, Visionen <strong>für</strong> den Nahverkehr der Zukunft und Verbesserungsideen und Vorschläge<br />

<strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen der Gegenwart zu erarbeiten. Zum Abschluss werden die Ergebnisse<br />

auf möglichst originelle Art und Weise ihrem „Auftraggeber“ – dem Verkehrsunternehmen –<br />

vorgestellt. Die Vorschläge sollen mit der Zukunftswerkstatt entwickelt werden, auch bei diesem Wettbewerb<br />

finden eine Ausstellung, Präsentation und Preisverleihung statt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Kontaktaufnahme mit dem Verkehrsunternehmen<br />

• Aktion gemeinsam planen<br />

• Termine festlegen<br />

• Material <strong>für</strong> Zukunftswerkstatt oder Werbung zusammenstellen<br />

• Ergebnisse vor dem Verkehrsunternehmen vorstellen und prämieren


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 64<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Klassenfahrt mit Fahrrad und ÖV durchführen<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />

Tickets, Unterkunft, Eintritte, etc.<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Ziel dieser Maßnahme ist es, durch eine Klassenfahrt den Nutzen von Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

auf angenehme Weise (neu) zu entdecken. Die Schülerinnen und Schüler vertiefen außerdem<br />

durch eigenständige Organisation ihre Kenntnisse im Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Lehrerin/der Lehrer regt an, auf der Klassenfahrt eine Fahrradtour zu unternehmen oder den Zielort<br />

mit Fahrrädern zu erkunden. Ist das Ziel festgelegt, werden Gruppen gebildet, die sich um die Organisation<br />

der Klassenfahrt kümmern. Die Schüler-Gruppen organisieren die Hin- und Rückfahrt mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln, stellen die Route anhand eines Radwegeplans oder Radwanderführers<br />

auf, machen Vorschläge <strong>für</strong> Ausflüge oder den Besuch von Sehenswürdigkeiten und organisieren die<br />

Unterkunft. Durch Vorbereitung und Fahrt lernen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, das Lesen von Fahrplänen und Kartenmaterial und die Auswertung von<br />

Informationen, Angeboten und Reiseliteratur. Alle Entscheidungen werden mit der Lehrerin/dem Lehrer<br />

abgesprochen, die/der als Verantwortliche/r die Aufgabe des Koordinators innehat. Vor der Klassenfahrt<br />

wird mit allen Schülerinnen und Schülern ein „Probeausflug“ mit dem Rad unternommen und<br />

ein Kurs im Fahrradreparieren und Reifenflicken durchgeführt – vielleicht in der schuleigenen Fahrradwerkstatt<br />

oder in Zusammenarbeit mit dem ADFC.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• mögliche Reiseregionen herausfinden<br />

• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern informieren<br />

• mit Schülerinnen und Schülern Entscheidung zum Reiseziel treffen<br />

• Informationen zusammentragen<br />

• Züge, Jugendherbergen etc. buchen<br />

• „Probe-Fahrradtour“ und Fahrradreparaturkurs veranstalten<br />

Quelle: Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Mobilität lernen, sicher und umweltbewusst – Schulveranstaltungen und<br />

schulbezogene Veranstaltungen: http://www.vcoe.at/images/Schulveranstaltungen.pdf (Zugriff: 04.03.2004)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 65<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Umgestaltung von Bussen oder Stadtbahnen<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen,<br />

Presse<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Mit dem Projekt soll erreicht werden, dass Schülerinnen und Schüler, die das Bus- und Bahn fahren<br />

oftmals als trist und anonym empfinden, wieder Spaß am ÖV bekommen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Schüler bereiten sich auf das Projekt vor, indem sie sich im Unterricht mit dem Bus- und Bahn fahren<br />

auseinandersetzen. Warum werden oft das Auto oder der Motorroller gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

bevorzugt und was ist eigentlich gut am ÖPNV bzw. was könnte besser gemacht werden?<br />

Der ÖPNV soll dabei nicht nur aus der Schüler-Perspektive sondern auch aus dem Blickwinkel<br />

anderer Fahrgäste (ältere Menschen, Berufstätige, Mutter mit Kind usw.) bewertet werden. In der<br />

zweiten Phase ist Kreativität gefragt. Es werden ausgefallene Ideen gesucht, um die Attraktivität von<br />

Bussen und Bahnen, nicht nur aus Schülersicht, zu steigern – dabei darf ruhig „gesponnen“ werden.<br />

Bei ähnlichen Projekten haben Schülerinnen und Schüler bereits Straßenbahnwaggons in Entspannungs-,<br />

Party-, Karibik-, und Restaurant-Abteile umgestaltet, diese mit Musikanlagen, Girlanden, Teppich,<br />

Gardinen usw. ausgestattet und mit Extra-Personal wie Musikern, Zauberern, Märchenerzählern<br />

oder Butlern besetzt. Auch die Haltestellenansage kann von den Schülerinnen und Schülern übernommen<br />

werden. Bevor all diese Dinge geplant werden, sollte die Schule bereits die Zusage des Verkehrsunternehmens<br />

zur Realisierung des Projektes haben. Die Schülerinnen und Schüler werden nur<br />

Initiative und Begeisterung zeigen, wenn sie die Sicherheit haben, dass ihre Träume umgesetzt werden.<br />

Wie lange die umgestalteten Busse oder Bahnen „auf Tour“ gehen, wird mit dem Verkehrsunternehmen<br />

ausgehandelt – zum Ausprobieren reichen schon ein bis zwei Tage.<br />

Der Tag, an dem der umgestaltete Bus oder die umgestaltete Bahn auf Fahrt geht, sollte durch weitere<br />

Aktionen begleitet werden – z. B. können die Eltern an den Haltestellen <strong>für</strong> besondere Beleuchtung,<br />

Getränke, Frühstück oder Musik sorgen.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Kontakt zum Verkehrsunternehmen aufnehmen und Projektbedingungen vereinbaren<br />

• Projekt im Unterricht vorbereiten bzw. Zukunftswerkstatt durchführen<br />

• Aktionstag festlegen<br />

• Eltern und Presse informieren<br />

• Aktion organisieren – wer schmückt was mit welchen Materialien, weiteres „Bord-Personal“ einteilen,<br />

Kuchen backen usw., Presse informieren<br />

• Nachbesprechung mit dem Verkehrsunternehmen<br />

Quelle: Czapla, Günna u. Kamender, Stefan (2002): Vom Traum zur Wirklichkeit: Das Traumbus-Projekt. In:<br />

GroßraumVerkehr Hannover GVH (Hrsg.) (2002): Jugendliche, Mobilität und ÖPNV, Resümee der Fachtagung<br />

Partizipation von Schülern und Jugendlichen S. 24- 37.<br />

Online unter http://www.uestra.de/download/Broschuere_Tagung_OEPNV.pdf


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 66<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Neuaufnahme der Bus- oder Bahnansage<br />

Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Mit der Neuaufnahme der Haltestellenansage wird Abwechslung in den alltäglichen Schulverkehr gebracht.<br />

Die Haltestellenansage des Verkehrsunternehmens wird durch eigene Ansagen der Schülerinnen<br />

und Schüler abgelöst und trägt dazu bei, die Anonymität, die oftmals am Konzept des öffentlichen<br />

Verkehrs bemängelt wird, durch Identität stiftende Maßnahmen zu verringern.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Die Schule schlägt dem Verkehrsunternehmen vor, die Ansagen einer oder mehrerer Bus-, Straßenbahn-<br />

oder U-Bahn-Linien mit Schülerinnen und Schülern neu aufnehmen zu dürfen. Ist das Verkehrsunternehmen<br />

einverstanden, sammeln die Schülerinnen und Schüler Ideen <strong>für</strong> die Ansage der<br />

Haltestellen. Die einfachste Möglichkeit ist, die Namen der Haltestellen von den Schülerinnen und<br />

Schülern ansagen zu lassen. Darüber hinaus kann zu den Haltestellen gereimt, gedichtet oder gesungen<br />

werden. Bedingung ist hierbei, dass die Ansage deutlich und gut zu verstehen ist, so dass sich<br />

auch andere Fahrgäste weiterhin leicht orientieren können.<br />

Die Klasse übt im Unterricht die fertigen Ansagetexte ein und präsentiert sie dem Verkehrsunternehmen.<br />

Zum Abschluss werden die Ansagen in einem Tonstudio aufgenommen.<br />

Zu welchen Zeiten die neuen Ansagen in den Bussen, Straßen- und U-Bahnen laufen, hängt von dem<br />

Verkehrsunternehmen ab. Es ist beispielsweise möglich, die Ansagen probeweise nur <strong>für</strong> einige Tage<br />

oder zu den Hauptbeförderungszeiten der Schülerinnen und Schüler einzusetzen. Nach der Testphase<br />

wird vereinbart, ob und zu welchen Zeiten die Ansagen der Schülerinnen und Schüler in den Bussen<br />

und Bahnen laufen werden.<br />

Der Tag, an dem die neuen Haltestellenansagen zum ersten Mal zu hören sind, wird in Schule und<br />

Presse angekündigt und kann mit weiteren Aktionen gekoppelt werden (z. B. einem Mobilitätsfest).<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Kontakt mit dem Verkehrsunternehmen aufnehmen und Idee vorstellen<br />

• Schülerinnen und Schüler, Eltern und Presse informieren<br />

• Ideen <strong>für</strong> neue Haltestellenansagen sammeln<br />

• Haltestellenansagen einüben<br />

• Haltestellenansagen dem Verkehrsunternehmen präsentieren<br />

• Haltestellenansagen in einem Tonstudio aufnehmen<br />

• Tag, an dem die neuen Ansagen das erste Mal zu hören sind, in Schule und Presse ankündigen<br />

und besonders gestalten


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 67<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Umgestaltung einer Haltestelle<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Verkehrsunternehmen,<br />

Presse, Polizei<br />

Mittel <strong>für</strong> die Umgestaltung oder Sponsor<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Die Umgestaltung einer Haltestelle von Schülerinnen und Schülern schafft Identifikation. Durch das<br />

gesteigerte Verantwortungsgefühl wird Beschädigung und Vandalismus vorgebeugt.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Um festzustellen, ob eine Umgestaltung der Haltestelle(n) im Schulumfeld durch die Schülerinnen und<br />

Schüler möglich und eine Beteiligung an den Kosten seitens der Zuständigen zu erwarten ist, setzt<br />

sich die Schule mit den zuständigen Stadtwerken oder dem Verkehrsunternehmen in Verbindung.<br />

Erhält die Schule die Zusage zur Umgestaltung der Haltestelle(n), werden Schülerinnen und Schüler,<br />

Eltern und Presse über die Aktion informiert. Im Kunstunterricht verschiedener Klassen wird ein Wettbewerb<br />

zur Neugestaltung und Ausstattung der Haltestelle(n) durchgeführt. Die besten Beiträge werden<br />

durch das Verkehrsunternehmen, die Schulleitung und Schülervertretung ausgewählt. Die Haltestelle(n)<br />

werden nach dem Entwurf des Gewinners umgestaltet. Die Schülerinnen und Schüler können<br />

sich bei Malarbeiten oder dem Pflanzen von Sträuchern etc. an der Umsetzung beteiligen. Zum Abschluss<br />

des Projekts wird die Presse benachrichtigt.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Absprache der Aktion mit dem zuständigen Verkehrsunternehmen oder den Stadtwerken<br />

• Schülerinnen und Schüler, Eltern und Presse informieren<br />

• Schülerinnen und Schüler entwerfen im Kunstunterricht Ideen zur Umgestaltung und Neuausstattung<br />

der Haltestellen<br />

• Schülervertretung, Schulleitung und Verkehrsunternehmen wählen in einer Jury den besten Beitrag<br />

aus<br />

• Schülerinnen und Schüler beteiligen sich an der Umsetzung des Gewinner-Beitrags<br />

• Presse benachrichtigen


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 68<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Aktionstag Mobilität<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse,<br />

Polizei und weitere außerschulische Akteure<br />

Material<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Ein Aktionstag Mobilität schafft Aufmerksamkeit <strong>für</strong> das <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der eigenen Schule.<br />

Aktionstage finden beispielsweise statt, sobald die Schule beschlossen hat, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an<br />

der Schule einzuführen, am Ende einer Projektwoche zum Thema Mobilität – oder einfach zwischendurch.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

An einem Aktionstag Mobilität ist alles gefragt, was mit dem Thema Mobilität an der Schule zu tun hat,<br />

Kreativität ist gefordert. Ein Aktionstag soll allen Schülerinnen und Schülern Spaß machen und bietet<br />

viel Raum <strong>für</strong> unterschiedlichste Aktivitäten, jede Klasse leistet ihren Beitrag, indem sie eine Aktion<br />

beisteuert. Der Aktionstag bietet sich auch als Plattform an, um geplante Projekte vorzustellen oder<br />

Ergebnisse bereits abgeschlossener Projekte oder Wettbewerbe zu präsentieren.<br />

Es ist möglich, an einem Aktionstag einen MIV-freien Tag oder das Projekt „Park statt Parken“ durchzuführen,<br />

eine Theatergruppe einzuladen, Geschicklichkeitsspiele oder Wissenstests zum Thema<br />

Mobilität zu veranstalten, eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten zu organisieren oder<br />

einen Schulbus umzugestalten und mit einem besonderen Programm den Tag über auf Extra-Tour zu<br />

schicken. Auch die Angehörigen der Schülerinnen und Schüler können zum Aktionstag eingeladen<br />

werden.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Aktionstag festlegen<br />

• Aktivitäten planen und mit den Klassen vorbereiten<br />

• Außerschulische Akteure einbinden<br />

• Öffentlichkeit informieren und einladen<br />

Abbildungen 17 und 18: Mögliche Aktionen auf einem Aktionstag Mobilität – Aufklärung und Erfahrungen sammeln (Quelle: DVR)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 69<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Einrichtung einer Fahrradwerkstatt<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />

keine<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Die schuleigene Fahrradwerkstatt bietet Schülerinnen<br />

und Schülern die Möglichkeit, leichte Reparaturarbeiten<br />

unter Anleitung eines sachkundigen<br />

Lehrers oder eines Vertreters des ADFC<br />

bzw. eines Fahrradgeschäfts selbst durchzuführen.<br />

Zusätzlich steht allen Schülerinnen und<br />

Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern das<br />

Angebot offen, das Rad regelmäßig durchchecken<br />

zu lassen und/oder gegen einen geringen<br />

Kostenaufwand von Schülerinnen und Schülern<br />

der AG, reparieren zu lassen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Abbildung 19:<br />

Eine Fahrradwerkstatt in der Schule (Quelle: Paul-<br />

Dohrmann-Schule, Berlin)<br />

Die Schule stellt Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen eine Fahrradwerkstatt untergebracht werden<br />

kann. Eine Lehrerin/ein Lehrer übernimmt die Betreuung und richtet zu festen Zeiten eine Fahrradarbeitsgemeinschaft<br />

ein, an der Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Die Arbeitsgruppe übernimmt<br />

Fahrradchecks an Rädern der Mitschülerinnen und Mitschüler und führt leichte Reparaturarbeiten<br />

zum Selbstkostenpreis durch. Außerdem besteht zu den AG-Zeiten das Angebot, Schülerinnen<br />

und Schülern, die nicht regelmäßig an der Arbeitsgruppe teilnehmen, bei der Reparatur ihres Rades<br />

zu helfen. Die Fahrrad-Arbeitsgruppe übernimmt außerdem die Pflege der schuleigenen Räder – so<br />

vorhanden.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Räumlichkeiten <strong>für</strong> Werkstatt bereitstellen<br />

• Betreuer/-in organisieren<br />

• Werkzeug und Material zur Verfügung stellen<br />

• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über die Werkstatt informieren<br />

• Arbeitsgruppe bilden


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 70<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Finanzielle Mittel:<br />

Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern und außerschulische<br />

Kooperationspartner (z. B. Arbeitsagentur, karikative Institutionen)<br />

unterschiedlich, je nach Ausstattung<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Die Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage an einer Schule bewirkt mit hoher Wahrscheinlichkeit,<br />

dass der Anteil der mit dem Fahrrad zur Schule kommenden Schülerinnen und Schüler aber<br />

auch Lehrerinnen und Lehrer stark ansteigt. Die Bereitstellung von bewachten Abstellplätzen ist somit<br />

eine sinnvolle Maßnahme, um den Radverkehrsanteil auf dem Schulweg deutlich zu erhöhen.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Ein Standort <strong>für</strong> die Fahrradabstellanlage muss auf dem Schulgelände festgelegt werden. Oft sind<br />

noch „alte“ Fahrradkeller vorhanden, die inzwischen anders genutzt werden. Eventuell ist auch eine<br />

offene Anlage mit Fahrradständern geeignet, die dann aber entsprechend fahrradfreundlich gestaltet<br />

sein sollte (mit Anlehnbügel, an denen man das Rad sowohl am Rahmen als auch an einem Rad befestigen<br />

kann, Mindestabstand zwischen den Bügeln 50 cm) und bei der <strong>für</strong> die bewachende Person<br />

ein wetterfester Unterstand vorhanden ist (z. B. Bauwagen). Es sollte auch überlegt werden, die Bewachung<br />

zusätzlich mit einem Reparaturservice zu verbinden, der kleinere Reparaturen an den Rädern<br />

während der Bewachung vornehmen kann. Ein Kostenbeitrag <strong>für</strong> die Bewachung sollte festgelegt<br />

werden, der pro Halbjahr von den Nutzerinnen und Nutzern der Anlage bezahlt werden muss.<br />

Die Bewachung kann auf unterschiedliche Weise organisiert sein: Eine Möglichkeit ist die Einrichtung<br />

eines so genannten „Ein-Euro-Jobs“ im Sinne des § 16 Abs. 3 Satz 2 des 2. Sozialgesetzbuches<br />

(SGB II) über die Arbeitsagentur. Der Nachteil dieser Möglichkeit ist, dass Arbeitskräfte nur bis zu<br />

sechs Monate über diese Arbeitsform beschäftigt sein dürfen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gründung<br />

einer Schülerfirma. Unter dem Motto „Learning by doing“ gründen Schülerinnen und Schüler ihr<br />

eigenes Unternehmen, mit dem sie während eines Schuljahres auf dem Markt tätig sind. Als außerschulischer<br />

Partner begleitet JUNIOR – ein Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, des<br />

Bundesministeriums <strong>für</strong> Wirtschaft und Arbeit u. a. in Nordrhein-Westfalen gefördert von GO! Das<br />

Gründungsnetzwerk Nordrhein-Westfalen und des Ruhrforschungszentrums Düsseldorf (RFZ) – die<br />

Schülerfirma und bietet vielfältige Unterstützung. Für Schülerinnen und Schüler bietet diese Form eine<br />

Möglichkeit vielfältige Erfahrungen in der Unternehmensführung außerhalb der Schule zu sammeln.<br />

Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />

• Räumlichkeiten <strong>für</strong> Fahrradabstellanlage bereitstellen<br />

• Evtl. entsprechende Fahrradständer installieren<br />

• Brandschutzrechtliche Vorgaben beachten/evtl. Abnahme<br />

• Arbeitsgruppe aus Schülerinnen, Schülern, Lehrerinnen und Lehrern bilden<br />

• Bewachung organisieren (über Arbeitsamt/karikative Einrichtungen oder Schülerfirma)<br />

• Werkzeug und Material <strong>für</strong> Reparaturservice bereitstellen<br />

• Schulöffentlichkeit über die Eröffnung informieren (evtl. mit Schulfest zur Eröffnung)


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 71<br />

Maßnahme:<br />

Beteiligte Akteure:<br />

Kooperation Schule-Fahrschule<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Fahrschule<br />

Finanzielle Mittel: k. A.<br />

Ziel der Maßnahme:<br />

Das Projekt Kooperation Schule / Fahrschule richtet sich an Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs,<br />

die den Führerschein erwerben wollen, und zielt darauf ab, Jugendliche, die kurz vor dem Erwerb<br />

des Führerscheins stehen, <strong>für</strong> ein verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr zu sensibilisieren.<br />

Beschreibung der Maßnahme:<br />

Schülerinnen und Schüler gehören mit dem Erwerb des Führerscheins zur Risikogruppe derjenigen,<br />

die im Straßenverkehr besonders häufig verunglücken. Bereits vor der Volljährigkeit werden Schülerinnen<br />

und Schüler daher sowohl im Schulunterricht als auch in der Fahrschule auf die Teilnahme am<br />

Straßenverkehr vorbereitet. Die Führerscheinausbildung nimmt ein ganzes Schuljahr in Anspruch und<br />

findet in einer festen Gruppe statt. Die Schülergruppe wird an der Schule in einer Art Arbeitsgemeinschaft<br />

auf die theoretische Führerscheinprüfung vorbereitet. Im Wechsel mit den Theoriestunden findet<br />

ein Mobilitätsunterricht statt. Für die Schülerinnen und Schüler ist die Ausbildung an der Schule im<br />

Vergleich zu einer Ausbildung in einer Fahrschule günstiger. Um einen angemessenen Unterricht zu<br />

ermöglichen zu können, muss die Schule <strong>für</strong> die Einrichtung und Ausstattung eines Raumes sorgen.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte des Schulunterrichts sind z. B. „Verkehrsmittelwahl“, „soziales Verhalten“,<br />

„Regeln und Normen“, „Verkehr und Umwelt“, „Öffentlicher Verkehr“, „das Auto als Verkehrsmittel“.<br />

Das Projekt findet in kooperativer Zusammenarbeit zwischen Schule und Fahrschule statt. In der<br />

Fahrschule wird den Jugendlichen ein bewusster Umgang mit dem Auto vermittelt und ein neuer<br />

Fahrstil, der sich durch eine vorausschauendere Fahrweise, eine bewusste Geschwindigkeitswahl und<br />

auch eine Kombination von Verkehrsmitteln, z. B. mit Fahrrad, Bahn und Bus auszeichnet. Im praktischen<br />

Fahrunterricht soll ein „intelligentes“<br />

Fahren erlernt werden, das durch einen<br />

neuen Umgang mit dem Pkw geprägt ist.<br />

Dies spricht Personen mit unterschiedlichen<br />

Wertorientierungen und verschiedenem<br />

Mobilitätsverständnis an:<br />

• soziale Verantwortung<br />

• ökologisches Handeln<br />

• Mobilitätskompetenz<br />

• ökonomische Verkehrsmittelnutzung<br />

auszeichnet<br />

Abbildung 20:<br />

Umweltschonendes Fahrverhalten kann man lernen (Quelle: DVR)<br />

Niedersächsisches Landesinstitut <strong>für</strong> Schulentwicklung<br />

und Bildung: Curriculum-Mobilität. http://www.curriculum-mobilitaet.de/curr/web/htdocs/cm4.html<br />

(Zugriff: 31.05.2006);<br />

Technische Universität Berlin und das Institut <strong>für</strong> Verkehrspädagogik e. V.: Mobilitätskurse an Berliner Schulen.<br />

http://www.besser-fahren-lernen.de


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 72<br />

Impressum<br />

Der Handlungsleitfaden zur Umsetzung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s in den Klassen 8 bis 12<br />

ist ein Bestandteil des durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Auftrag<br />

gegebenen Forschungsprojekts „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ (FOPS-Projekt FE 70.709-<br />

2003).<br />

Projektleitung:<br />

Dr. Herbert Kemming (ILS NRW, Dortmund)<br />

Projektbearbeitung:<br />

Dipl.-Ing. Evelin Unger-Azadi (ILS NRW, Dortmund)<br />

Dipl.-Geogr. Guido Müller (ILS NRW, Dortmund)<br />

Britta Knoblauch (ILS NRW, Dortmund)<br />

Verfasser:<br />

Evelin Unger-Azadi unter Mitarbeit von Britta Knoblauch<br />

Herausgeber:<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />

Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />

Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />

Deutsche Straße 5<br />

44339 Dortmund<br />

Telefon: +49 (0)231 9051-0<br />

Telefax: +49 (0)231 9051-<strong>15</strong>5<br />

E-Mail: poststelle@ils.nrw.de<br />

URL: www.ils.nrw.de<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Ing. Evelin Unger-Azadi<br />

Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />

Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />

Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />

Deutsche Straße 5<br />

44339 Dortmund<br />

Telefon: +49 (0)231 9051-223<br />

Telefax: +49 (0)231 9051-280<br />

E-Mail: evelin.unger-azadi@ils.nrw.de


<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 73<br />

© ILS NRW, 2006. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Diese Veröffentlichung darf – auch auszugsweise und in welcher Form auch immer – nur mit schriftlicher<br />

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NRW gestattet. Dies gilt auch <strong>für</strong> die Anfertigung einer beschränkten Anzahl gedruckter Kopien, um<br />

diese in den Bestand einer öffentlich zugänglichen und/oder überwiegend aus öffentlichen Mitteln<br />

finanzierten Bibliothek zu integrieren.<br />

Dortmund, Juli 2006

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