Schulisches Mobilitätsmanagement für 15 - Netzwerk ...
Schulisches Mobilitätsmanagement für 15 - Netzwerk ...
Schulisches Mobilitätsmanagement für 15 - Netzwerk ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige.<br />
Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> die Praxis<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- und<br />
Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>15</strong>- bis 17-Jährige<br />
Ein Handlungsleitfaden <strong>für</strong> die Praxis<br />
Ergebnisse aus dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und<br />
Wohnungswesen (BMVBW) FE 70.709-2003<br />
Bearbeitung:<br />
Evelin Unger-Azadi unter Mitarbeit von Britta Knoblauch<br />
Herausgeber:<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />
Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />
Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />
Dortmund, Juli 2006<br />
© ILS NRW, 2006. Alle Rechte vorbehalten.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 3<br />
Gliederung<br />
1. Einleitung ...................................................................................................................................5<br />
2. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong>........................................................................................6<br />
2.1 Schule und Mobilität? ..................................................................................................................6<br />
2.2 Was ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>?..............................................................................8<br />
2.3 <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland ...................................................................9<br />
2.4 Warum ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersstufe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />
wichtig?......................................................................................................................................10<br />
2.5 Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen .....................................................................................11<br />
3. Einführung von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule <strong>für</strong> die Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis<br />
17-Jährigen...............................................................................................................................13<br />
4. Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> ..................................................................<strong>15</strong><br />
4.1 Schulleitung ...............................................................................................................................<strong>15</strong><br />
4.2 Lehrerkollegium .........................................................................................................................16<br />
4.3 Schülerinnen und Schüler .........................................................................................................17<br />
4.4 Eltern..........................................................................................................................................17<br />
4.5 Außerschulische Kooperationspartner ......................................................................................18<br />
5. Die Einführung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s – Schritt <strong>für</strong> Schritt......................21<br />
5.1 Die Schulöffentlichkeit informieren ............................................................................................22<br />
5.2 Kooperieren ...............................................................................................................................24<br />
5.3 Analysieren ................................................................................................................................25<br />
5.4 Ziele festlegen und Maßnahmen ableiten .................................................................................27<br />
5.5 Maßnahmen umsetzen..............................................................................................................29<br />
5.5.1 Integration in den Unterricht ......................................................................................................30<br />
5.5.2 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Projektform .......................................................................................34<br />
5.5.3 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als ‚Event’ .............................................................................................37<br />
5.6 Evaluieren..................................................................................................................................38<br />
6. Literatur ....................................................................................................................................39<br />
Anhang ..................................................................................................................................................40<br />
Impressum ............................................................................................................................................72
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 4<br />
Tabellen<br />
Tabelle 1:<br />
Beispielhafte Unterrichtsmaterialien........................................................................41<br />
Abbildungen<br />
Abbildung 1: Das Fahrrad ist ein sicheres Verkehrsmittel ............................................................. 5<br />
Abbildung 2: Rahmenvorgaben in Nordrhein-Westfalen................................................................ 6<br />
Abbildung 3: Bestandteile Schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s................................................... 7<br />
Abbildung 4:<br />
Jugendliche Mobilität ist stark auf den Pkw fixiert...................................................10<br />
Abbildung 5: Spaß ist ein wesentlicher Faktor bei der Fortbewegung Jugendlicher ...................11<br />
Abbildung 6: Unterrichtsmaterialien gibt es in vielfältiger Form ...................................................12<br />
Abbildung 7: Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen ...................................................24<br />
Abbildung 8:<br />
Abbildung 9:<br />
Beispielhafter Aufbau <strong>für</strong> einen (Schüler/innen-)Fragebogen.................................25<br />
Der Hamburger Bildungsplan..................................................................................28<br />
Abbildung 10: Mögliche Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht ..........................31<br />
Abbildung 11:<br />
Abbildung 12:<br />
Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt........................................................................45<br />
Tempomessung an einer Hauptverkehrsstraße......................................................46<br />
Abbildung 13: Gefahrenstellen ermitteln ........................................................................................47<br />
Abbildung 14: Experten besuchen eine Schule .............................................................................51<br />
Abbildung <strong>15</strong>: Teilnehmer einer Scotland-Yard-Jagd ....................................................................55<br />
Abbildung 16: Fahrzeugbegleiter bei der BOGESTRA ..................................................................58<br />
Abbildung 17:<br />
Mögliche Aktionen auf einem Aktionstag Mobilität – Aufklärung….........................67<br />
Abbildung 18: …und Erfahrungen sammeln ..................................................................................67<br />
Abbildung 19:<br />
Abbildung 20:<br />
Eine Fahrradwerkstatt in der Schule.......................................................................68<br />
Umweltschonendes Fahrverhalten kann man lernen..............................................70
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 5<br />
1. Einleitung<br />
Der vorliegende Handlungsleitfaden mit praktischen Hinweisen, wie man schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – also in den Jahrgangsstufen 8 bis 12 – initiieren und verankern kann,<br />
ist ein Ergebnis des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“, das in den Jahren 2003 bis 2005<br />
im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) vom Institut <strong>für</strong><br />
Landes- und Stadtentwicklung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW) durchgeführt<br />
wurde. Innerhalb des Projektes wurden Ideen und Erfahrungen aus Deutschland und dem Ausland<br />
recherchiert und zusammengetragen. An zwei Dortmunder Projektschulen – am Goethe-<br />
Gymnasium und an der Albrecht-Dürer-Realschule – wurde innerhalb eines Schuljahres eine Auswahl<br />
an Maßnahmen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> praktisch erprobt. Die Ergebnisse aus der<br />
Recherche und der Praxisanwendung an den beiden Schulen wurden auf einem Workshop mit Fachleuten<br />
aus der Mobilitätserziehung intensiv diskutiert und die Erfahrungen abgeglichen.<br />
Dieses breite Spektrum von Praxiserfahrungen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> jugendliche<br />
Schüler und Schülerinnen war Grundlage <strong>für</strong> die Erstellung dieses Handlungsleitfadens. Er soll<br />
zum einen Hintergrundwissen zur Mobilitätserziehung vermitteln und zum anderen Anregungen geben,<br />
wie Verkehrs- und Mobilitätserziehung – integriert in ein schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>-<br />
Konzept – auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch sinnvoll im schulischen Umfeld eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Eine Projektbeschreibung und weitere Ergebnisse aus dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“<br />
finden sich auf der Internetseite der Transferstelle <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
(http://www.mobilitaetsmanagement.nrw.de) des ILS NRW.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 6<br />
2. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
2.1 Schule und Mobilität?<br />
Auf die Frage, „was hat Schule mit Mobilität zu tun?“, muss die Antwort lauten: eine Menge! So gibt es<br />
viele Gründe, warum sich die Schule mit dem Thema „Mobilität“ auseinandersetzen sollte:<br />
1. Die Schule ist Lernort und Verkehrserzeuger zugleich,<br />
2. Der Schulweg stellt <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche einen Erfahrungs- und Lernraum <strong>für</strong> den Umgang<br />
mit Mobilität und Verkehr auf Schul- und Freizeitwegen dar,<br />
3. Das Erlernen selbständiger Mobilität ist Voraussetzung <strong>für</strong> ein sicheres Verhalten im Straßenraum<br />
und unterstützt das Erkennen von Unfallgefahren,<br />
4. Mobilitätserziehung ist mehr als nur Verkehrssicherheitserziehung.<br />
Schule und Mobilität stehen damit in verschiedener Hinsicht in einem engen Zusammenhang. Mögliche<br />
Potenziale, im Rahmen der Mobilitätserziehung und Schulweggestaltung auf ein sozial kompetentes,<br />
gesundes und umweltfreundliches Mobilitätsverhalten von Jugendlichen hinzuwirken, werden an<br />
vielen Schulen noch nicht ausgeschöpft. Oft fokussiert sich die Aufmerksamkeit bei der Mobilitätserziehung<br />
in erster Linie auf die Verkehrssicherheitserziehung jüngerer Schülerinnen und Schüler.<br />
Die Schule ist Lernort und Verkehrserzeuger zugleich<br />
Schulen stellen Orte dar, die viele Menschen gleichzeitig zu bestimmten Uhrzeiten – nämlich zu<br />
Schulbeginn und Schulschluss – mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln erreichen und auch wieder<br />
verlassen; sie sind Standorte mit erheblichem Verkehrsaufkommen. Immer mehr Schülerinnen und<br />
Schüler werden aus Gewohnheit oder aufgrund von Sicherheitsbedenken von den Eltern mit dem<br />
Auto zur Schule gebracht oder von Freunden und Bekannten mitgenommen. Beim Übergang in die<br />
Volljährigkeit und dem Erwerb des Führerscheins nutzen bereits<br />
viele Oberstufenschülerinnen und -schüler den eigenen Pkw.<br />
Durch die ankommenden, abfahrenden und parkenden Autos<br />
wird im Schulumfeld neben einem zähen Verkehrsfluss und<br />
umweltschädlichen Abgasen auch ein zunehmendes Sicherheitsrisiko<br />
produziert. Durch das Absetzen der Schülerinnen<br />
und Schüler am Schuleingang, auf engen Parkplätzen oder im<br />
Bereich der Bushaltestellen entstehen unübersichtliche Situationen,<br />
die schnell zu Unfällen mit Schülerinnen und Schülern<br />
führen können. Dabei stellt der Pkw nicht die sicherste Alternative<br />
dar, um zur Schule zu gelangen; als sicherstes Verkehrsmittel<br />
<strong>für</strong> den Schulweg gilt immer noch die Fortbewegung zu<br />
Fuß oder mit dem Fahrrad.<br />
Abbildung 1: Das Fahrrad ist ein sicheres<br />
Verkehrsmittel (Quelle DVR)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 7<br />
Der Schulweg als Erfahrungs- und Lernraum <strong>für</strong> den Umgang mit Mobilität und Verkehr<br />
Auf dem Weg von der Wohnung zur Schule können Kinder und Jugendliche den Umgang mit Mobilität<br />
und dem Verkehrsgeschehen auf den Straßen erlernen und üben. Erfahrungen, die sie auf dem<br />
Schulweg machen, können sie positiv <strong>für</strong> die selbständige Fortbewegung auch auf ihren Freizeitwegen<br />
nutzen. Kindern und Jugendlichen fällt es häufig schwer, sich im realen Verkehrsgeschehen sicher<br />
zu bewegen, wenn sie dieses nur aus der Perspektive des Beifahrers kennen. Die frühzeitige<br />
Gewöhnung an den Pkw erhöht außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass auch im weiteren Lebensverlauf<br />
ein eher auto-orientierter Lebensstil beibehalten wird. Die zunehmende Bequemlichkeit, verbunden<br />
mit einem Bewegungsmangel führt bei vielen Schülerinnen und Schülern zu Übergewicht, mangelnder<br />
Körperkoordination und Haltungsschäden. Aus diesen kurzen Skizzierungen wird bereits deutlich,<br />
dass der Schulweg in mehreren Dimensionen Möglichkeiten bietet, Verhaltensweisen der Schülerinnen<br />
und Schüler zu trainieren, und zur körperlichen und sozialen Entwicklung junger Menschen<br />
beitragen kann.<br />
Selbständige Mobilität als Voraussetzung <strong>für</strong> eine sichere Verkehrsteilnahme<br />
Kinder und Jugendliche müssen lernen, sich im Straßenverkehr selbständig zurechtzufinden. Wer<br />
immer mit dem Pkw zur Schule und zu anderen Zielpunkten gebracht wird, kann notwendige Kompetenzen,<br />
die <strong>für</strong> eine eigenständige Mobilität wichtig sind, nicht entwickeln. Mobilitätskompetenz steht<br />
dabei <strong>für</strong> die Fähigkeit, die unterschiedlichen Verkehrsarten wie das Zu-Fuß-Gehen, das Radfahren,<br />
das (Mit-)Fahren im Pkw und das Bus- und Bahn-Fahren, sicher und souverän handhaben zu können<br />
und mit deren Vorzügen und Risiken vertraut zu sein. Wer sich selbständig im Straßenverkehr bewegen<br />
kann, ist auch in der Lage, gefährliche Situationen einzuschätzen und Unfallgefahren zu erkennen.<br />
Kinder und Jugendliche, die gelernt haben, sich als Fußgänger, als Radfahrer oder Nutzer von<br />
Bussen und Bahnen im Straßenverkehr zu verhalten, sind weniger gefährdet in Unfälle verwickelt zu<br />
werden als andere.<br />
Mobilitätserziehung an der Schule – mehr als Verkehrssicherheitserziehung<br />
Strategien zur Unfallvermeidung und das Erlernen von Verkehrsregeln<br />
sowie ihre Einübung bildeten in der Vergangenheit die grundlegenden<br />
Elemente der schulischen Verkehrserziehung. Im Jahr<br />
1994 wurden von der Kultusministerkonferenz die Rahmenrichtlinien<br />
<strong>für</strong> die Verkehrserziehung neu definiert und um Aspekte des<br />
Umwelt- und Gesundheitsverhaltens sowie sozialer Verhaltensweisen<br />
erweitert. Hiermit sollte auf ein integratives und übergreifendes<br />
Verständnis der Verkehrserziehung im Hinblick auf eine nachhaltige<br />
Mobilität hingewirkt werden. Die Vorgaben der Kultusministerkonferenz<br />
wurden in den nachfolgenden Jahren in vielen Bundesländern<br />
in Rahmenvorgaben <strong>für</strong> die Mobilitätserziehung umgesetzt, die nun<br />
verbindlichen Eingang in den schulischen Unterricht finden sollen.<br />
Nur ein umfassendes Verständnis von Mobilitätserziehung wird den<br />
oben beschriebenen Zusammenhängen zwischen dem individuellen<br />
Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler und deren persönlicher<br />
Entwicklung gerecht.<br />
Abbildung 2:<br />
Rahmenvorgaben in Nordrhein-<br />
Westfalen (Quelle: Ministerium <strong>für</strong><br />
Schule, Jugend und Kinder NRW)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 8<br />
2.2 Was ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>?<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> ist mehr als Verkehrs- bzw. Mobilitätserziehung. Während die von der Kultusministerkonferenz<br />
geforderte Mobilitätserziehung die klassische Verkehrssicherheitserziehung um<br />
Aspekte der Umwelt-, Gesundheits- und Sozialerziehung erweitert, geht schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
noch darüber hinaus. Das Ziel einer umfassenden Mobilitätserziehung ist, neben der Bildung<br />
eines Verständnisses von Zusammenhängen <strong>für</strong> verkehrsrelevante Themen und die Entwicklung von<br />
Wertehaltungen auch das Einüben und Erlernen von Verhaltensweisen im Sinne einer nachhaltigen<br />
Mobilität. Zentrales Handlungsfeld des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s ist überdies die Organisation<br />
und Optimierung von Schulwegen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schulweg und die<br />
selbstständige Entwicklung von Alternativen und Lösungen bezüglich des eigenen Verkehrsverhaltens<br />
machen die Schülerinnen und Schüler fit <strong>für</strong> ein der Situation angemessenes Mobilitätsverhalten auch<br />
außerhalb der Schulwege.<br />
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
Klassische<br />
Verkehrserziehung<br />
Mobilitätserziehung<br />
Organisation/Optimierung<br />
von Schulwegen<br />
Verkehrssicherheit<br />
Umwelt<br />
Gesundheit<br />
Soziales<br />
Verhalten<br />
Bewegung Sicherheit Umwelt<br />
• Unfallvermeidung<br />
• Erlernen von<br />
Verkehrsregeln<br />
• Einübung von<br />
Verkehrsregeln<br />
• kognitives Erlernen von<br />
Zusammenhängen,<br />
• Entwicklung von Werthaltungen<br />
• Erlernen und Einüben von<br />
Verhaltensweisen im Sinne<br />
einer nachhaltigen Mobilität.<br />
• Auseinandersetzen mit dem<br />
eigenen Schulweg<br />
• Selbständige Entwicklung von<br />
Alternativen und Lösungen in<br />
Bezug auf die Verkehrsmittelwahl,<br />
Routenwahl und Sicherheit<br />
auf dem Schulweg<br />
Abbildung 3: Bestandteile Schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s (eigene Darstellung)<br />
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> sieht <strong>für</strong> den Standort Schule ein Mobilitätskonzept vor, um eine<br />
möglichst sichere, kostengünstige und umweltverträgliche Abwicklung des Verkehrs, der durch diesen<br />
Standort hervorgerufen wird, zu erreichen. In diesem Sinne sind auch nicht Schülerinnen und Schüler<br />
die einzige Zielgruppe von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> sondern darüber hinaus auch das<br />
Lehrerkollegium und die Eltern der Schülerinnen und Schüler. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
umfasst also Ansätze, die die Organisation bzw. Optimierung von Schulwegen, die Bereitstellung von<br />
Informationen oder die Vermittlung von Erfahrungen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln ebenso<br />
einschließen, wie die Partizipation an Verkehrsplanungen im Stadtquartier oder auf dem Schulweg.<br />
Von großer Bedeutung dabei ist die Kooperation mit verschiedenen Akteuren auf kommunaler Ebene,<br />
um bereits existierende Aktivitäten und Angebote nutzbringend einzusetzen.<br />
Notwendig und sinnvoll ist es, eine Verkehrs- und Mobilitätserziehung in diesem Sinne von der ersten<br />
Klasse der Grundschule bis zum Schulabschluss der weiterführenden Schule jeweils mit altersent-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 9<br />
sprechenden Ansätzen und Methoden zu vermitteln. Ziel muss es sein, insbesondere die Schülerinnen<br />
und Schüler von Beginn an zu einem umwelt-, gesundheitsbewussten und sozial verantwortlichen<br />
Umgang mit ihrer Mobilität zu erziehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Wissen um vielfältige<br />
Einflussfaktoren befähigt werden, selbstständig, bewusst und intelligent ihre Verkehrsmittelwahl<br />
zu treffen. Dies soll neben dem Lernen von Fakten durch Ausprobieren, Erfahrung sammeln und Einfluss<br />
nehmen vermittelt werden. Dieser Leitfaden soll Ideen und Anregungen geben, <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
praktisch an der Schule umzusetzen.<br />
2.3 <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> gewinnt an deutschen Schulen erst langsam an Akzeptanz, obwohl entsprechende<br />
Ansätze bereits seit den 1990er Jahren bekannt sind und schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
in europäischen Nachbarländern wie Großbritannien oder Belgien bereits erfolgreich umgesetzt wird.<br />
Als erstes Bundesland hat der Stadtstaat Hamburg schon zu Beginn der 1990er Jahre Bildungspläne<br />
als Rahmenpläne <strong>für</strong> die Integration der Verkehrserziehung in den Unterricht der Grundschulen bis in<br />
die Sekundarstufe II aufgestellt. Aktionen außerhalb des Unterrichts sind ein wesentlicher Bestandteil<br />
dieses Modells, das von externen Kooperationspartnern wie der Polizei und dem Hamburger Verkehrsverbund<br />
(HVV) unterstützt wird. Niedersachsen war das erste Flächenland, das ein umfassendes<br />
curriculares Konzept zum Lernbereich „Mobilität“ vorlegte. Das „Curriculum Mobilität“ ist noch in<br />
der Erprobungsphase – das Konzept kann auf der Homepage (http://www.curriculum-mobilitaet.de)<br />
eingesehen werden. Im Februar 2004 sind auch in Nordrhein-Westfalen „Rahmenvorgaben <strong>für</strong> die<br />
Verkehrs- und Mobilitätserziehung“ in Kraft getreten (MSJK 2003). Es handelt sich hierbei um einen<br />
Rahmen, der noch mit Lehrinhalten zu füllen ist. Anregungen mit konkreten Themen und Unterrichtsinhalten<br />
hat das Landesinstitut <strong>für</strong> Schule in Soest bereits entwickelt. Die Umsetzung läuft in NRW<br />
jedoch erst zögerlich an. 1<br />
Obwohl schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Deutschland erst wenig verbreitet ist, gibt es bereits<br />
einige gute Pilotprojekte, die sich jedoch vorwiegend auf die Grundschulen oder auf die Klassen 5 und<br />
6 der weiterführenden Schulen konzentrieren. Ziel dieser Projekte ist es, dieser Altersgruppe eine<br />
selbständige und sichere Mobilität nahe zu bringen. Die bekannten Sicherheitstrainings werden daher<br />
beispielsweise durch weitere Maßnahmen ergänzt, wie z. B. die Aufstellung von Schulwegeplänen<br />
oder die Einrichtung von Walking-Buses oder Fahrradgemeinschaften 2 . Beispiele <strong>für</strong> ältere Schülerinnen<br />
und Schüler gibt es hingegen nur sehr vereinzelt. Der vorliegende Handlungsleitfaden will Schulleitungen,<br />
Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler dazu inspirieren, ein schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />
auch in höheren Jahrgängen der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II einzuführen<br />
und Anregungen <strong>für</strong> die Integration der Themen Mobilität und Verkehr an der Schule geben.<br />
1<br />
Zu weiteren Details über die Inhalte der Lehrpläne der einzelnen Bundesländer wird auf eine Studie des Umweltbundesamtes<br />
„Nachhaltige Mobilitätserziehung in der Schule (FKZ 202 61 218/04) verwiesen.<br />
2<br />
Walking-Buses sind von Eltern bzw. Lehrkräften begleitete Gehgemeinschaften <strong>für</strong> Grundschüler, die an zuvor festgelegten<br />
„Haltestellen“ Kinder aufnehmen und gemeinsam zur Schule bzw. von der Schule nach Hause laufen. Die ursprüngliche Idee<br />
der Gehgemeinschaften kommt aus England und wird dort erfolgreich an den meisten Grundschulen praktiziert. Fahrradgemeinschaften<br />
oder Fahrrad-Pools sind die analoge Anwendung mit Fahrrädern <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler, die auf die weiterführende<br />
Schule wechseln.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 10<br />
2.4 Warum ist schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersstufe der<br />
<strong>15</strong>- bis 17-Jährigen wichtig?<br />
58 % ihrer Wege legen unter 18-jährige Jugendliche noch mit den Verkehrsmitteln Bus und Bahn,<br />
Fahrrad oder den eigenen Füßen zurück, während volljährige Jugendliche bzw. junge Erwachsene nur<br />
noch <strong>für</strong> 37 % aller Wege Busse und Bahnen nutzen. Gleichzeitig steigt die Anzahl der mit dem Pkw<br />
zurückgelegten Wege von 33,4 % auf 56,2 % (Hunecke 2002: 57) 3 . In der Umbruchphase zum Erwachsen<br />
werden wird die motorisierte Mobilität zunehmend wichtig. Dies beginnt mit der Möglichkeit<br />
zum Erwerb des Mofa-Führerscheins im Alter von <strong>15</strong> Jahren, die hauptsächlich von männlichen Jugendlichen<br />
genutzt wird, und setzt sich mit dem Erwerb des Pkw-Führerscheins ab 18 Jahren 4 fort. Da<br />
dem Führerscheinerwerb eine Art Initialisierungsritus zum Erwachsen werden anhaftet und vom Auto<br />
eine Faszination insbesondere <strong>für</strong> Jugendliche ausgeht, ist eine Abkehr vom Pkw sicherlich unrealistisch<br />
und auch gar nicht gewollt. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> hat vielmehr zum Ziel,<br />
• noch vor dem Führerschein-Erwerb ein nachhaltiges und sozial verträgliches Mobilitätsverhalten<br />
zu vermitteln, so dass mit Eintritt in das Erwachsenenalter auch Busse und Bahnen, das Fahrrad<br />
oder die eigenen Füße aus gesundheitlichen, sozialen, umweltbezogenen und stadtverträglichen<br />
Gründen eine wichtige Alternative zum Pkw bleiben,<br />
• Jugendliche auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam zu machen, da im Alter zwischen<br />
18 und 24 Jahren (also nach dem Erwerb des Führerscheins) besonders viele Menschen im Straßenverkehr<br />
verunglücken, so dass eine präventive Sensibilisierung in dieser Altersgruppe (und<br />
darüber hinaus) besonders notwendig erscheint.<br />
Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen ist durch ihre räumliche und soziale Umwelt bezüglich des<br />
eigenen Mobilitätsverhaltens und der Verkehrsmittelwahl deutlich geprägt. Die Verkehrssozialisation<br />
setzt bereits im Kindesalter ein. Zu einem frühen Zeitpunkt wird erlernt, welche Formen der Fortbewegung<br />
in der Familie und im näheren sozialen Umfeld als „normal“ gelten. Obwohl sich die Verhaltensmuster<br />
der Jugendlichen bereits geformt haben, sind sie noch nicht verfestigt (Groß und Freyer: 5).<br />
Ausschlaggebend <strong>für</strong> das spätere Mobilitätsverhalten ist bei den meisten Menschen die Lebensphase<br />
zwischen dem <strong>15</strong>. und 25. Lebensjahr. Diese Erkenntnis zeigt die Bedeutung, die schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
in der Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen hat. Es geht darum, in den <strong>für</strong> das spätere<br />
Mobilitätsverhalten entscheidenden Lebensjahren das Bewusstsein <strong>für</strong> die eigene Mobilität im<br />
Rahmen der schulischen Ausbildung zu schärfen.<br />
Im Sinne einer Bewusstseinsbildung <strong>für</strong> eine nachhaltige Mobilität ist es daher erstrebenswert, wenn<br />
sich schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als stete Aufgabe durch alle Jahrgänge an den Schulen hindurch<br />
zieht. Die in diesem Leitfaden geschilderten Anregungen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />
sind danach als ein Baustein innerhalb der durchgängig stattfindenden Mobilitätserziehung an<br />
Schulen <strong>für</strong> diese spezielle Altersklasse zu verstehen.<br />
3<br />
Die Mobilitätsstile und das Mobilitätsverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener wurden in dem Projekt U.Move, das in<br />
den Jahren 1998 bis 2001 in Zusammenarbeit mit dem ILS NRW durchgeführt wurde, eingehend untersucht.<br />
4<br />
Der Erwerb eines Pkw-Führerschein bereits ab 17 Jahren (offiziell „Begleitetes Fahren ab 17“) ist in den meisten Bundesländern<br />
inzwischen möglich. Voraussetzung ist, dass eine zuvor bestimmte Begleitperson, die mindestens 30 Jahre alt ist und<br />
seit mindestens seit 5 Jahren eine Fahrerlaubnis der Klasse B (bzw. Klasse 3) besitzt, auf dem Beifahrersitz mitfährt.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 11<br />
2.5 Die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />
Das Interesse der Jugendlichen am Thema Mobilität wecken<br />
Jugendliche im Alter zwischen <strong>15</strong> und 17 Jahren zeigen aus eigener Initiative bzw. aus eigener Motivation<br />
heraus eher wenig Interesse am Thema Mobilität. Das Mobilitätsverhalten ist bereits routiniert<br />
und auch das Umweltbewusstsein der überwiegenden Anzahl junger Menschen trägt nicht unbedingt<br />
dazu bei, das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen. Jugendliche dieser Altersstufe stellen sich<br />
vielmehr darauf ein, in naher Zukunft mit dem Erwerb des Pkw-Führerscheins und dem Erreichen der<br />
Volljährigkeit in die Erwachsenenwelt einzutreten und ihre Mobilitätsmöglichkeiten zu erweitern (Tully<br />
1998: 95).<br />
In dieser Phase ist es <strong>für</strong> den Erfolg von schulischem<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> von hoher Bedeutung,<br />
das Interesse der Jugendlichen zu<br />
wecken. Dabei ist es nicht sinnvoll, mit dem<br />
erhobenen Zeigefinger bzw. mit einem ausschließlich<br />
ökologischen Anspruch an die Jugendlichen<br />
heranzutreten, da dies häufig abschrecken<br />
wird. Die Motivation <strong>für</strong> die Maßnahmen<br />
zum Thema Mobilität muss vielmehr<br />
aus dem Bedürfnis der Jugendlichen heraus<br />
aufgenommen werden, an ihrer konkreten Lebenswelt<br />
anzusetzen. Jugendliche möchten<br />
aktiv sein, ihre Umwelt beeinflussen, Situationen<br />
verbessern. Die Interessen der Schülerinnen<br />
und Schüler sollten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Ideen spielen, da sonst die notwendige<br />
Motivation fehlt.<br />
Abbildung 4:<br />
Jugendliche Mobilität ist stark auf den Pkw fixiert (Quelle:DVR)<br />
Die Ansprüche junger Menschen an die eigenen Mobilitätsmöglichkeiten berücksichtigen<br />
Das Interesse von Jugendlichen am Thema Mobilität fokussiert stark auf die eigentliche Fortbewegung<br />
und weniger auf das „Drumherum“. Das wichtigste Kriterium <strong>für</strong> die eigene Verkehrsmittelwahl ist daher<br />
die Flexibilität des Angebots. Jugendliche wollen sich möglichst ungebunden und schnell von A<br />
nach B bewegen. Sie möchten spontan losgehen oder -fahren und wollen ihre Ziele ohne häufiges<br />
Umsteigen und lange Wartezeiten erreichen (Freyer, Groß o. J.: 12). Im Hinblick auf die Erfüllbarkeit<br />
dieser Ansprüche kommt insbesondere der Raumstruktur der Heimatregion ein wichtiger Faktor zu.<br />
Die Raumstruktur legt gewissermaßen die Verhaltensspielräume der Jugendlichen festlegt. Dies zeigt<br />
sich insbesondere im Vergleich der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in einer<br />
Großstadt mit ihrem ausdifferenzierten Angebot mit der Nutzung von Bussen im ländlichen Raum.<br />
Während sich Jugendliche in der Großstadt mit Bussen und Bahnen auf Grund dichter Netzstrukturen<br />
und enger Taktzeiten auf Pflichtwegen und in der Freizeit sehr flexibel fortbewegen können, wird das<br />
dünne Angebot in schwach besiedelten Regionen vorwiegend <strong>für</strong> Pflichtwege zur Schule oder zur<br />
Ausbildung genutzt. Weitere Mobilitätsansprüche können hier vielfach mit Bussen und Bahnen nicht<br />
befriedigt werden. Das Fahrrad, das Mofa oder der Roller stellen daher – zumindest tagsüber – <strong>für</strong><br />
viele jugendliche Bewohner ländlicher Gebiete eine attraktivere und flexiblere Alternative dar, um größere<br />
Distanzen zu überwinden und alltägliche Ziele zu erreichen. Besonders in den Abendstunden
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 12<br />
fehlt es diesen Jugendlichen jedoch häufig an Möglichkeiten, die die Anforderungen an eine flexible<br />
und sichere Mobilität erfüllen (Freyer, Groß o.J: 7). Bei der Heranführung der Schülerinnen und Schüler<br />
an die Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilität sollten die Ansprüche der Jugendlichen und<br />
räumliche Rahmenbedingungen stets berücksichtigt werden bzw. eine zentrale Rolle spielen.<br />
Die symbolische Dimension von Verkehrsmitteln und Fortbewegungsmöglichkeiten<br />
einbeziehen<br />
Neben der Flexibilität des Angebots bewerten Jugendliche die unterschiedlichen Verkehrsmittel und<br />
Fortbewegungsmöglichkeiten auch symbolisch. Die symbolische Bewertung ist dabei stark durch die<br />
Gesellschaft und die private Umgebung beeinflusst. Die symbolischen Dimensionen „Autonomie“,<br />
„Erlebnis“, „Status“ und „Privatheit“ spielen <strong>für</strong> das eigene Mobilitätsverhalten und die Bewertung von<br />
Mobilitätsmöglichkeiten eine große Rolle (Hunecke, Klöckner 2000: 125ff). Dabei werden die Begriffe<br />
wie folgt definiert:<br />
Autonomie: Die Möglichkeit, selbständig und<br />
uneingeschränkt eine Ortsveränderung<br />
vornehmen zu können.<br />
Erlebnis:<br />
Status:<br />
Privatheit:<br />
Der Erlebniswert des sich Fortbewegens.<br />
Das Image, das eine Person<br />
durch die Art und Weise ihrer<br />
Mobilität bei anderen erzeugt.<br />
Das Gefühl, selbst darüber<br />
bestimmen zu können, welche<br />
Personen während des mobil<br />
Seins an- und abwesend sind.<br />
Abbildung 5:<br />
Spaß ist ein wesentlicher Faktor bei der Fortbewegung<br />
Jugendlicher (Quelle: DVR)<br />
Insbesondere Busse und Bahnen erhalten im Hinblick auf diese Dimensionen schlechte Bewertungen,<br />
während das Auto in Bezug auf die Dimensionen Erlebnis, Autonomie und Privatheit sehr viel besser<br />
abschneidet, als alle übrigen Verkehrsmittel. Die Themen Umweltbewusstsein oder Ökologie spielen<br />
<strong>für</strong> die Mobilität der Jugendlichen so gut wie keine Rolle. Der Zusammenhang zwischen Umweltbewusstsein<br />
und einer umweltfreundlichen Verkehrsmittelwahl ist eher gering. Jugendliche sind sich<br />
bewusst, dass Umweltprobleme durch Verkehr verursacht werden, Lösungen erwarten sie jedoch von<br />
Wissenschaft und Technik (Hunecke 2002: 48ff. 62). Klöckner bestätigt diese Einschätzung: „Die erlebte<br />
normative Verpflichtung, sich bei der Wahl seines Verkehrsmittels ökologisch zu verhalten, ist im<br />
Alter zwischen 17 und 22 Jahren am wenigsten ausgeprägt“ (Klöckner 2002: 134).<br />
Für <strong>15</strong>- bis 17-jährige Jugendliche gehört Mobilität zum Alltag und die Flexibilität des Mobilitätsangebots<br />
und die symbolische Bedeutung von Mobilität stehen im Mittelpunkt des Interesses. Hieraus lassen<br />
sich Anforderungen an schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> ableiten:<br />
• <strong>Mobilitätsmanagement</strong> muss sich mit Themen und Situationen auseinandersetzen, die den Jugendlichen<br />
wichtig sind/ bzw. denen Jugendliche in ihrem Alltag begegnen<br />
• <strong>Mobilitätsmanagement</strong> muss interessante Aufhänger finden, um Jugendliche auf die soziale und<br />
ökologische Dimension des Verkehrs und des Mobilitätsverhaltens aufmerksam zu machen.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 13<br />
3. Einführung von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule <strong>für</strong> die<br />
Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen<br />
Auch wenn einige Bundesländer nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Verkehrs- und<br />
Mobilitätserziehung bereits Rahmenvorgaben zur Integration der Verkehrs-Thematik in den Unterricht<br />
<strong>für</strong> die einzelnen Jahrgangsstufen herausgegeben haben, wird „Verkehr“ bzw. „Mobilität“ nur an ganz<br />
wenigen Schulen in Deutschland explizit thematisiert. Grundsätzlich ist es in jeder Schulform möglich,<br />
das Thema Verkehr bzw. Mobilität zu integrieren, auch wenn es scheint, dass die Verankerung „neuer“<br />
Themen an den Haupt-, Real- und Gesamtschulen generell einfacher möglich ist als an den Gymnasien.<br />
Dies liegt an den verschiedenen Lernkonzepten, die diese Schultypen verfolgen. Während<br />
sich Gymnasien eher den traditionellen Fächern und Unterrichtsformen verschreiben, zeigen sich<br />
Haupt-, Real- und Gesamtschulen in der Regel flexibler, wenn es um die Veränderung von Lehrinhalten<br />
geht. Oft erfolgt die Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht bereits unbewusst,<br />
wenn z. B. in Physik Beschleunigung und Bremswege thematisiert werden, in Biologie der Einfluss<br />
von Drogenkonsum auf die Sinneswahrnehmung oder in Erdkunde die Auswirkung von CO 2 auf das<br />
Klima behandelt wird. Unterrichtsmaterialien in Form von Arbeitsheften, Folien, CD-ROMs, etc. gibt es<br />
inzwischen schon zahlreich <strong>für</strong> unterschiedliche Unterrichtsfächer, Jahrgangsstufen und abgestimmt<br />
auf die Anforderungen unterschiedlicher Schulformen. Entsprechende Hinweise auf gute Unterrichtsmaterialien<br />
und Bezugsmöglichkeiten finden sich auch im Anhang.<br />
Wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die Umsetzung erfolgreicher<br />
Maßnahmen schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s,<br />
das ja über die Integration von<br />
Verkehrsthemen in Unterrichtsthemen hinausgeht,<br />
sind vor allem das Interesse und Engagement<br />
der Schulleitung, sowie des Lehrerkollegiums.<br />
Ein guter Anknüpfungspunkt ist die Thematisierung<br />
einer konkreten problematischen Verkehrssituation<br />
an der Schule, z. B. Parkprobleme<br />
oder Konflikte mit Anwohnern bei Schulbeginn<br />
oder -ende. Steht die gesamte Schule hinter der<br />
Bedeutung dieses „Aufhängers“, ist bereits eine<br />
wesentliche Rahmenbedingung <strong>für</strong> die Integration<br />
Abbildung 6:<br />
schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s erfüllt. Die Unterrichtsmaterialien gibt es in vielfältiger Form<br />
(Quelle: ifeu-Institut Heidelberg)<br />
Schule sollte sich dieses Thema „auf die Fahne<br />
schreiben“ und auch nach außen vertreten. Dabei<br />
sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Problematisierung von Verkehrsthemen an der Schule<br />
nicht zu überzogenen Zielen führt, dass z. B. in Zukunft alle Parkplätze abgeschafft werden und die<br />
Fortbewegung ausschließlich mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln erfolgen muss. Auch moralisierende<br />
Forderungen sind eher kontraproduktiv. Es muss vermieden werden, dass sich Lehrerinnen und<br />
Lehrer, aber auch Schülerinnen und Schüler und deren Eltern in ihrem Mobilitätsverhalten belehrt<br />
oder gegängelt fühlen, da dies ziemlich schnell zu einer ablehnenden Haltung führt. Bei der Thematisierung<br />
des Mobilitätsverhaltens ist zu bedenken, dass man es mit teilweise jahrzehntelang eingeübten<br />
Verhaltensmustern zu tun hat, die nicht ohne weiteres hinterfragt werden (wollen). Wichtig ist also<br />
eine ideologiefreie Herangehensweise, die einen offenen Diskurs zulässt, der auch den Pkw einbezieht.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 14<br />
Bei der Herangehensweise sollte beachtet werden, dass zunächst nur kleine Schritte notwendig und<br />
möglich sind, um über die Erreichung realistischer (Zwischen-)Ziele eine erste Verankerung zu erreichen.<br />
Eine Umsetzung Schritt <strong>für</strong> Schritt – verteilt über mehrere Schuljahre – ist realistischer als zu<br />
ambitionierte Vorhaben umsetzen zu wollen. Dieses Vorgehen führt in der Regel auch zu deutlich<br />
mehr Resonanz bei allen Beteiligten.<br />
Ein relativ einfacher Einstieg ist es, zunächst einige Lehrerinnen und Lehrer zu motivieren, das Thema<br />
Mobilität in ihren Unterricht einzubinden. Als eine weitere Möglichkeit könnten Schülerinnen und Schüler<br />
der Jahrgangsstufen 9 bis 11 eine Befragung unter ihren Mitschülerinnen und -schülern zu deren<br />
Mobilitätsverhalten durchführen.<br />
Es dauert jedoch Jahre bis sich an einer Schule eine gewisse „Mobilitätskultur“ entwickelt hat, die die<br />
gesamte Mobilität an der Schule beeinflussen kann. Daher ist ein „langer Atem“ wichtig, um schulisches<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an einer Schule langfristig zu verankern. Erst dann können tatsächlich<br />
auch Auswirkungen der Anstrengungen in dem Mobilitätsverhalten aller Beteiligten abgelesen werden.<br />
Was zu Beginn zu beachten ist:<br />
• Eine breite Unterstützung an der Schule (Schulleitung, Lehrerkollegium und<br />
Eltern) anstreben!<br />
• Einen „Aufhänger“ <strong>für</strong> das Thema „Mobilität“ an der Schule finden!<br />
• Keine moralisierenden Forderungen zum Mobilitätsverhalten stellen!<br />
• Erreichbare, realistische Ziele formulieren und mit kleinen Schritten die Umsetzung<br />
anstreben!<br />
• Berücksichtigen, dass der Weg zu einer „Mobilitätskultur“ an der Schule lang<br />
ist!<br />
• Nicht entmutigen lassen!
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden <strong>15</strong><br />
4. Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
Eine wichtige Rahmenbedingung <strong>für</strong> erfolgreiches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen ist die Vielzahl<br />
der Akteure, die mit eingebunden werden sollten. Deren Ziele, Interessen und Werthaltungen können<br />
das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> fördern aber auch erschweren. Eine Analyse des Akteursumfeldes<br />
ist <strong>für</strong> die Initiatoren schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s eine wichtige Grundlage sowohl <strong>für</strong><br />
die Motivation von Unterstützung wie auch <strong>für</strong> den Umgang mit Kritikern und Skeptikern. Je breiter die<br />
Palette der Akteure und deren aktive Beteiligung angelegt ist, desto größer ist die Aussicht auf nachhaltigen<br />
Erfolg. Die möglichen Aufgaben der Akteure im schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> werden<br />
im Folgenden dargestellt.<br />
4.1 Schulleitung<br />
Die Motivation und das Engagement der Schulleitung stellen eine wichtige Voraussetzung zur Etablierung<br />
von <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule dar. Die Schulleitung verfügt über den notwendigen<br />
Einfluss, um das schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in der Schule einzuführen. Als Promoter kommt<br />
der Schulleitung außerdem die Aufgabe zu, <strong>für</strong> das <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule zu werben<br />
und insbesondere das Kollegium von der Notwendigkeit zu überzeugen. Besonders effektiv ist eine<br />
Initiative <strong>für</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zur Lösung konkreter Verkehrsprobleme, die alle Jahrgangsstufen<br />
umfasst. Als informierter Ansprechpartner sollte die Schulleitung dem Kollegium, den Schülerinnen<br />
und Schülern und Eltern zur Verfügung stehen. Sie kann Kontakte zu außerschulischen Partnern aufnehmen,<br />
die in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> eingebunden werden können. Darüber hinaus<br />
sollte sie darauf hinwirken, dass auch Inhalte zur Verkehrsthematik in den Unterricht eingebunden<br />
werden und entsprechende Materialien bereitstellen. Hilfreich ist es, einen Beauftragten <strong>für</strong> Verkehrsund<br />
Mobilitätserziehung zu benennen, der die Schulleitung im Hinblick auf diese Aufgaben entlasten<br />
kann.<br />
Natürlich ist es ein zusätzlicher Aufwand, sich über die bestehenden Aufgaben der Schule hinaus<br />
auch mit dem Thema Mobilität auseinander zu setzen. Die Schulleitung muss sich dessen bewusst<br />
sein, kann aber bestimmen, in welchem Rahmen zusätzliches geleistet werden soll. Viele Themen<br />
lassen sich in den normalen Unterricht einbinden – auch „Außentermine“ zu außerschulischen Lernorten.<br />
Ob dann zusätzlich ein „Tag der Mobilität“, eine Projektwoche oder eine Schuljahr begleitende<br />
Arbeitsgruppe angeboten wird, liegt im Ermessen der Schulleitung, je nachdem welche Bedeutung<br />
dem schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zukommen soll.<br />
Die Schulleitung hat die Aufgabe,<br />
- das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zum Thema der Schule zu machen,<br />
- auf die Einbindung von Themen zu Mobilität und Verkehr in den Fachunterricht<br />
hinzuwirken,<br />
- den Umfang von zusätzlichen Aktionen, die über den Fachunterricht<br />
hinausgehen, zu bestimmen,<br />
- Fachlehrer einzubinden,<br />
- Eine Zuständigkeit <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu schaffen.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 16<br />
4.2 Lehrerkollegium<br />
Soll schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den Schulalltag integriert werden, spielt das Kollegium eine<br />
wichtige Rolle. Anforderung an die Klassen- und Fachlehrerinnen und -lehrer ist es, das Thema Verkehr<br />
und Inhalte aus dem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den Unterricht zu integrieren. Hier<strong>für</strong> müssen Lehrerinnen<br />
und Lehrer bereit sein, neue Unterrichtsmaterialien anzuwenden und/oder fächerübergreifenden<br />
Unterricht mitzugestalten. Von zentraler Bedeutung ist dabei, bei der Gestaltung des Fachunterrichts<br />
das Thema Mobilität „im Hinterkopf“ zu haben, um die vielfältigen Anknüpfungspunkte tatsächlich<br />
zu nutzen. Aufgabe der Lehrenden ist es konkret, Auswirkungen unterschiedlicher Verkehrsmittel<br />
und Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten darzustellen bzw. zu erarbeiten, Wertehaltungen zu<br />
vermitteln und Verhaltensweisen mit den Schülerinnen und Schülern einzuüben mit dem Ziel, eine<br />
Bewusstseinsbildung im Sinne einer nachhaltigen Mobilität zu bewirken. Dabei bietet das Thema Verkehr<br />
und Mobilität gute Anknüpfungspunkte, um die Themen „partnerschaftlicher Umgang“, „Sozialverhalten“,<br />
„Umgang mit Aggressionen oder Drogen“ sowie Umweltthemen zu besprechen. Darüber<br />
hinaus gibt es bei vielen weiteren Fächern Anknüpfungspunkte wie z. B. Mathematik, Religion, Biologie<br />
etc. (Vorschläge zu Unterrichtsinhalten finden sich in Kapitel 5.5.1).<br />
Die Betreuung von Schülerinnen und Schülern im Rahmen von Projekten, Aktionen oder Unterrichtsbausteinen<br />
rundet diese Aufgaben ab. Hierbei sind Lehrerinnen und Lehrer aufgerufen, an Maßnahmen,<br />
die z. B. die Organisation und Optimierung der Schulwege der Schülerinnen und Schüler zum<br />
Gegenstand haben, in unterschiedlicher Weise mitzuwirken. Die Beispiele <strong>für</strong> Maßnahmen zur Optimierung<br />
der Schulwege <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 13 können sehr vielfältig<br />
sein und reichen von der kartographischen Aufbereitung der Schulwege im Informatikunterricht<br />
mit der Erstellung von Schulwegeplänen <strong>für</strong> jüngere Jahrgänge über das Engagement bei der Einrichtung<br />
einer bewachten Fahrradabstellanlage bis zur Organisation von Klassenfahrten mit dem Fahrrad<br />
oder Bus und Bahn. Denkbar sind aber auch andere Ansätze, die eine generelle Herangehensweise<br />
an Themen der Mobilität ermöglichen. Eine Beispielsammlung mit Maßnahmen, die bereits an unterschiedlichen<br />
Schulen durchgeführt wurden, findet sich im Anhang.<br />
Selbstverständlich sind nicht nur Schülerinnen und Schüler eine Zielgruppe von Maßnahmen schulischen<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong>s. Auch das Mobilitätsverhalten der Lehrenden sollte Gegenstand von<br />
Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s sein, nicht zuletzt aufgrund der Vorbildwirkung <strong>für</strong> die Schülerinnen<br />
und Schüler. So sollte mit dem Ziel der Minderung des Pkw-Verkehrs an der Schule auch die<br />
Verkehrsmittelwahl der Lehrerinnen und Lehrer berücksichtigt, kritisch hinterfragt und im Bedarfsfall<br />
optimiert werden (z. B. Lehrerparkplätze, Jobticket). Dabei ist jedoch zu einem sensiblen Vorgehen zu<br />
raten, da Lehrerinnen und Lehrer – wie andere auch – oft Vorbehalte haben, das Mobilitätsverhalten<br />
zu thematisieren, wenn sie selbst mit dem Auto zur Schule kommen.<br />
Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es,<br />
- die Themen Mobilität und Verkehr im jeweiligen Fachunterricht einzubinden,<br />
- mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zur<br />
Optimierung der Schulwege zu suchen,<br />
- außerschulische Partner einzubinden,<br />
- das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 17<br />
4.3 Schülerinnen und Schüler<br />
Insbesondere an dem Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler (und ihrer Eltern) setzt das<br />
schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an. Dabei ist es einerseits wichtig, Motivation am Thema durch den<br />
Unterricht und durch Aktionen zu wecken und auf der anderen Seite den Schülerinnen und Schülern<br />
Möglichkeiten zu geben, selbst aktiv zu werden. Insbesondere ältere Schülerinnen und Schüler möchten<br />
nicht nur „be-lehrt“ werden sondern wollen selbst Erfahrungen machen und Einfluss nehmen. Dazu<br />
bietet schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> vielfältige Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten,<br />
die über den üblichen Frontalunterricht hinausgehen. So können von den Schülerinnen und Schülern<br />
selbständig Befragungen durchgeführt werden, Informationen <strong>für</strong> Lehrerinnen und Lehrer sowie die<br />
eigenen Eltern aufbereitet werden, Recherchen über den eigenen Stadtteil organisiert und Ideen zur<br />
Gestaltung des eigenen Schulumfeldes entwickelt werden.<br />
Schülerinnen und Schüler sollen durch schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in die Lage versetzt werden,<br />
ihr Mobilitätsverhalten in Frage zu stellen sowie Mobilitätsalternativen kennen und bewerten zu<br />
lernen. Insbesondere in dem Alter vor dem Führerscheinerwerb ist es wichtig, eine Sensibilität zu<br />
schaffen <strong>für</strong> umweltschonende und gesundheitsförderliche Fortbewegungsmöglichkeiten. Dies gilt<br />
besonders <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler, die öffentliche Verkehrsmittel nur überfüllt und unangenehm<br />
erleben und schon lange kein Fahrrad mehr gefahren sind, weil es eventuell schon seit Jahren mit<br />
einem platten Reifen im Keller steht.<br />
Schülerinnen und Schüler sind gefragt,<br />
- vor dem Hintergrund ihres Wissens über Folgen der Mobilität mit<br />
verschiedenen Verkehrsmitteln und Mobilitätsalternativen eine nachhaltige<br />
Verkehrsmittelwahlentscheidung zu treffen,<br />
- Ideen zur Verbesserung der Verkehrssituation an der Schule zu entwickeln,<br />
- sich bei der Optimierung der Schulwege einzubringen.<br />
4.4 Eltern<br />
Sind die heranwachsenden Kinder schon im Jugendalter, ist es häufig schwer, die Eltern <strong>für</strong> Aktionen<br />
an der Schule zu interessieren. Dennoch ist es auch in diesem Alter noch wichtig, die Eltern <strong>für</strong> Aktionen<br />
zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu gewinnen, da ja auch sie ein wichtiger Einflussfaktor<br />
<strong>für</strong> die Mobilität ihrer Kinder sind – einerseits aktiv, da auch häufig noch Jugendliche mit dem elterlichen<br />
Pkw zur Schule gebracht werden („Das habe ich schon immer gemacht“ oder „Die Schule liegt<br />
sowieso auf dem Weg zur Arbeit“), andererseits passiv durch das Vorbild des elterlichen Mobilitätsverhaltens.<br />
Die Eltern müssen über das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> und dessen Ziele zunächst informiert<br />
werden. Oft sind sich die Eltern selbst nicht dessen bewusst, dass sie mit ihrem eigenen Mobilitätsverhalten<br />
den Kindern ein gutes oder schlechtes Beispiel geben. Aufklärung über Gefahren im Straßenverkehr<br />
und die negativen Auswirkungen des Verkehrsaufkommens im Schulumfeld, das durch<br />
Bring- und Abholdienste verursacht wird, tragen dazu bei, eine Sensibilisierung <strong>für</strong> die Verkehrssicherheit<br />
an der Schule und eventuell auch das eigene Mobilitätsverhalten bei den Eltern zu erzeugen.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 18<br />
Für die Eltern ist es wichtig,<br />
- über die Aktionen an der Schule jederzeit informiert zu sein,<br />
- <strong>für</strong> ihre Vorbildfunktion sowie die Auswirkungen ihres Verkehrsverhaltens<br />
sensibilisiert zu werden.<br />
4.5 Außerschulische Kooperationspartner<br />
Die Einbindung außerschulischer Kooperationspartner in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> hilft,<br />
Inhalte der Mobilitätserziehung leichter und praxisnah zu vermitteln. Es besteht dadurch die Möglichkeit,<br />
leichter einen Zugang zu den Schülerinnen und Schülern zu finden. Kooperationspartner können<br />
aus ihren Erfahrungen berichten und ihre jeweiligen Tätigkeiten und deren Randbedingungen anschaulich<br />
vermitteln. Die Einbeziehung externer Unterstützung kann außerdem dazu beitragen, in<br />
Sachfragen schnelle Antworten zu erhalten oder bei der Planung bestimmter Maßnahmen (z. B. Einrichtung<br />
eines Fahrradkellers) Informationen und Unterstützung bei der Umsetzung zu erhalten. Für<br />
die Schülerinnen und Schüler ist der Kontakt zudem interessant, um einen Einblick in die Arbeit in<br />
verschiedenen Berufsfeldern zu bekommen. Außerdem bietet der Kontakt zu außerschulischen Akteuren<br />
<strong>für</strong> die Schule eine Möglichkeit, den Unterricht nach außen zu öffnen und dadurch interessanter<br />
und anschaulicher zu gestalten.<br />
Kooperation mit externen Partnern benötigt eine Vorlaufzeit, die je nach Anliegen und Fragestellung<br />
Wochen oder Monate dauern kann. Daher empfiehlt sich eine frühzeitige Ansprache der entsprechenden<br />
Akteure. Von großer Bedeutung ist auch die Kontinuität bei den Ansprechpartnern auf beiden<br />
Seiten. Sie hilft, Abläufe reibungslos zu gestalten und das Erreichen der gesteckten Ziele als Erfolg zu<br />
vermitteln.<br />
Außerschulische Ansprechpartner bieten <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
- eine Möglichkeit, Unterricht praxisnah, abwechslungsreich und interessant<br />
zu gestalten,<br />
- Faktenwissen über Zusammenhänge zu erfahren,<br />
- Möglichkeiten, eigene Ideen auf ihre Realisierung zu prüfung und eventuell<br />
umzusetzen.<br />
Im Folgenden werden mögliche außerschulische Kooperationspartner <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
kurz beschrieben.<br />
Verkehrsunternehmen<br />
Viele Schüler nutzen auf ihrem Weg zur Schule öffentliche Verkehrsmittel. Da sie häufig zu den Stoßzeiten<br />
unterwegs sind, erleben sie überfüllte Verkehrsmittel und nehmen die Fahrt mit Bus und Bahn
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 19<br />
oftmals als unangenehm wahr. Vor diesem Hintergrund bietet sich insbesondere die Zusammenarbeit<br />
mit dem örtlichen Verkehrsunternehmen an. Bereits durch die Kommunikation zwischen Schülerinnen<br />
bzw. Schülern und Verkehrsunternehmen kann auf beiden Seiten Verständnis erzeugt werden.<br />
Gleichzeitig können mit entsprechenden Maßnahmen – beispielsweise der Gestaltung eines Busses<br />
durch Schülerinnen und Schülern – gemeinsame Projekte mit dem Verkehrsunternehmen organisiert<br />
werden. Bei der Zusammenarbeit mit dem Verkehrsunternehmen ist darauf zu achten, dass die Projektentwicklung<br />
gemeinsam erfolgt, um Realisierungschancen von vornherein abzuklären. Hohe Erwartungen<br />
seitens der Schülerinnen und Schüler werden sonst enttäuscht. Sinnvoll ist es, schon im<br />
Vorfeld Kontakt mit dem Verkehrsunternehmen aufzunehmen, da Entscheidungen über die Durchführung<br />
von Schülerprojekten innerhalb des Verkehrsunternehmens oftmals längerer Klärungszeit bedürfen.<br />
Auch die Schülerinnen und Schüler sollten einen Gesprächstermin mit dem Verkehrsunternehmen<br />
gut vorbereiten und sehr konkret ihre Erwartungen formulieren.<br />
Auch <strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen ist es von Vorteil, Schulen bei der Umsetzung von schulischem<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> zu unterstützen. Durch die Kooperation mit Schulen erhält das Verkehrsunternehmen<br />
eine relativ kostengünstige Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler als einen wichtigen Kundenkreis<br />
anzusprechen. Verkehrsunternehmen können Unterrichtshilfen und Informationen über<br />
Fahrtrouten und Tarife bereitstellen. Weiter reichende Möglichkeiten sind das Angebot, einen Bus auf<br />
der Linie, die die Schule anfährt, oder die Haltestelle an der Schule <strong>für</strong> einen bestimmten Zeitraum<br />
umzugestalten oder einer Einladung in die Leitstelle des Verkehrsunternehmens, damit die Schülerinnen<br />
und Schüler das operationale Geschäft des Unternehmens kennen lernen können.<br />
Polizei und Verkehrswacht<br />
Die Polizei ist beim Thema Verkehrssicherheitserziehung und Verkehrsaufklärung an der Schule der<br />
direkte Ansprechpartner. Überwiegend im Primarbereich sind Verkehrssicherheitsberaterinnen und<br />
-berater sowie der Bezirksdienst der Polizei tätig, um z. B. bei der Schulwegerkundung den Kindern<br />
ihren zukünftigen Aktionsraum näher zu bringen und das Verhalten an Gefahrenpunkten ihres Schulweges<br />
zu erlernen. Auch wenn die Berührungspunkte mit älteren Schülerinnen und Schülern der weiterführenden<br />
Schulen zunächst nicht offensichtlich erscheinen, sind sowohl die Polizei als auch die<br />
Verkehrswacht wichtige Kooperationspartner. So sollten diese Partner besonders dann eingebunden<br />
werden, wenn konkrete Aktionen auf der Straße geplant sind wie z. B. Tempomessungen oder Begehungen.<br />
Insbesondere die Verkehrswachten stellen darüber hinaus den Schulen auch Materialien zur<br />
Verfügung. Gurtschlitten, Fahrsimulator, Fahrradparcours, Reaktions- und Sehtest, Bremstest und<br />
Tempomessgeräte können oft unproblematisch – und in der Regel kostenfrei – ausgeliehen werden.<br />
Stadtverwaltung<br />
Die Stadtverwaltung ist Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, Neuordnungen der Verkehrsflächen<br />
im Schulumfeld vorzunehmen. Dies betrifft Veränderungen auf dem Schulgrundstück (z. B. Reduktion<br />
von Stellplätzen) ebenso wie in den Straßen in der näheren Schulumgebung (z. B. Entschärfung von<br />
Gefahrenstellen). In der Regel ist das Tiefbauamt der Stadtverwaltung zuständig <strong>für</strong> Fragen der Straßenraumgestaltung,<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen, Maßnahmen der Verkehrsberuhigung sowie<br />
die Neukonzeption von Pkw-Stellplätzen. Mit der Förderung des Rad- und Fußverkehrs ist dagegen<br />
oft das Stadtplanungsamt befasst. Konkrete Baumaßnahmen liegen jedoch auch hier in der Verantwortung<br />
des Tiefbauamtes. Im Rahmen des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s können dem Stadt-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 20<br />
planungsamt konkrete Vorschläge unterbreitet werden, die die Schülerinnen und Schüler eventuell<br />
selbst erarbeitet haben. Vielleicht ist es auch möglich, ganz generelle Diskussionen über Stadt- und<br />
Verkehrsplanung zwischen Stadtverwaltung und den Schülerinnen und Schülern zu führen. Meist trifft<br />
man in Stadtverwaltungen diesbezüglich auf offene Türen.<br />
Weitere Kooperationspartner<br />
Neben den bereits genannten Akteuren kann überlegt werden, ob es in der Stadt oder Region noch<br />
weitere Kooperationspartner gibt, die sich in das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einzubeziehen<br />
lohnt. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich ein gegenseitiger Nutzen <strong>für</strong> alle Partner ergibt. Für<br />
Schülerinnen und Schülern heißt das, Mobilitätsalternativen kennen zu lernen, Zusammenhänge im<br />
Bereich Verkehr und Mobilität zu erfassen und Erfahrungen außerhalb der Schule zu sammeln. Mögliche<br />
Kooperationspartner sind z. B.<br />
• Die Kinderunfallkommission, in der die betroffenen Fachämter der Stadtverwaltung und die örtliche<br />
Polizei organisiert sind. Das Ziel der Kinderunfallkommission ist die Verkehrssicherheit der<br />
Kinder innerhalb der Gemeinde zu erhöhen.<br />
• Der Gemeindeunfallversicherungsverband, über den die Schulwege der Schülerinnen und Schüler<br />
unfallversichert sind.<br />
• Umweltverbände: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD),<br />
Robin Wood etc., die alle an der Förderung einer umweltschonenden Mobilität interessiert sind.<br />
• Krankenkassen im Zusammenhang mit Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen.<br />
Natürlich ist im Einzellfall zu prüfen, welche Gruppierungen und Organisationen darüber hinaus vor<br />
Ort an der Verkehrssicherheits- bzw. Mobilitätserziehung Interesse haben könnten und die gut in die<br />
Ziele des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s eingebunden werden könnten.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 21<br />
5. Die Einführung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s –<br />
Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen kann generell nicht<br />
isoliert betrachtet werden, sondern sollte vielmehr – flankiert von einer umfassenden Mobilitätserziehung<br />
– durch alle Jahrgangsstufen der Schullaufbahn hindurch Bedeutung haben. Nur wenn sich eine<br />
moderne Mobilitätserziehung eingebettet in Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s durch alle Jahrgangsstufen<br />
zieht, können die gewünschten Wirkungen wie eine Verbesserung der Verkehrssituation<br />
auf dem Schulgelände und im Schulumfeld sowie die bewusste Verkehrsmittelwahlentscheidung <strong>für</strong><br />
Schul- und Freizeitwege sowohl von Lehrenden als auch von Schülerinnen und Schülern erlernt werden.<br />
Die hier vorgestellten Schritte zur Umsetzung sollten daher auch als ein Bestandteil in einem<br />
umfassenden Konzept <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> verstanden werden, das sich in allen<br />
Jahrgangsstufen wieder findet.<br />
Für die hier beschriebenen Handlungsschritte gilt in den überwiegenden Fällen das Gleiche, was auch<br />
<strong>für</strong> die Verankerung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s <strong>für</strong> jüngere Schülerinnen und Schüler gilt.<br />
Dennoch gibt es einige Unterschiede, wenn Jugendliche der Altersgruppe von <strong>15</strong> bis 17 Jahre (und<br />
darüber hinaus) die Zielgruppe des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s sind: die Ansprache der Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen ist eine andere als bei Schülerinnen und Schülern der Grundschule<br />
und der ersten Klassen der Sekundarstufe I. Jugendliche und junge Erwachsene stehen dem<br />
Thema „Mobilitätserziehung“ nicht mehr offen gegenüber. Sie möchten ernst genommen werden, achten<br />
auf die Wahrung ihrer eigenen Interessen und bringen sich nur ein, wenn sie die Notwendigkeit<br />
der Beschäftigung mit einem Thema auch erkennen. Auch die Lernansprüche der verschiedenen<br />
Schulformen erfordern insbesondere in den höheren Klassenstufen eine angepasste Herangehensweise.<br />
So lässt der umfangreiche Lehrplan eines Gymnasiums die Behandlung „fachfremder“ Themen<br />
kaum zu und Aktionen außerhalb des Unterrichts sind nur schwierig umzusetzen, da die Zeit oft fehlt.<br />
An Hauptschulen und Realschulen ermöglicht die praxisorientierte Ausbildung eher eine Einbindung in<br />
bestehende Strukturen. Zu den einzelnen Handlungsschritten sind im Folgenden jeweils Beispiele<br />
aufgeführt, die aus dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ des Bundesministeriums <strong>für</strong> Verkehr,<br />
Bau- und Wohnungswesen (2003 – 2005) oder aus anderen erfolgreichen Projekten zusammengetragen<br />
sind.<br />
Die hier dargestellte Vorgehensweise in einzelnen Schritten kann nur ein Vorschlag sein. Selbstverständlich<br />
ist es im Einzelfall immer wieder sinnvoll, Anpassungen vorzunehmen, weil es evtl. organisatorisch<br />
oder zeitlich besser passt. Daher können die hier dargestellten Handlungsschritte auch in ihrer<br />
Reihenfolge variiert oder auch parallel bearbeitet werden. Der Anspruch dieses Leitfadens ist es dennoch<br />
nicht, die Abarbeitung aller hier dargestellten Punkte einzufordern. Bei den hohen Anforderungen,<br />
die derzeit an die Weiterentwicklung der Schulbildung gestellt werden, können sicherlich nicht<br />
umfangreiche „zusätzliche“ Aufgaben bewältigt werden. Es ist daher besonders wichtig, den Aufwand<br />
geplanter Aktivitäten genau zu kalkulieren und auch die Umsetzbarkeit realistisch einzuschätzen, damit<br />
eine mangelnde Realisierbarkeit nicht unnötig zu Frustrationen führt. Dennoch soll hier Mut gemacht<br />
werden, eventuell auch „nur“ einzelne Aspekte herauszugreifen und somit das Thema Mobilität<br />
an der Schule (zunächst) mehr ins Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften<br />
zu rücken. Es muss dabei aber auch klar sein, dass Einzelaktionen zum Thema Mobilität zwar <strong>für</strong><br />
die darin eingebundenen Schülerinnen und Schüler kurzfristig den Blick <strong>für</strong> die eigene Mobilität schärfen,<br />
jedoch nicht dazu beitragen werden, langfristig Verhaltensänderungen zu einer nachhaltigen Mobilität<br />
zu erreichen. Andererseits gibt es auch „kleinere“ Maßnahmen mit großer Wirkung. Wird zum
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 22<br />
Beispiel ein Fahrradkeller an einer Schule (wieder-)eröffnet, kann die Wirkung auf den Radfahranteil<br />
auf dem Schulweg deutlich erhöht werden.<br />
Ist eine Einsicht in die Notwendigkeit der Beschäftigung mit Verkehrs- bzw. Mobilitätsthemen an einer<br />
Schule erst einmal vorhanden, ist ein erster wichtiger Schritt getan. Die Initiative kann sowohl von der<br />
Schulleitung, von einzelnen Lehrerinnen bzw. einzelnen Lehrern oder von Eltern oder einer Elterninitiative<br />
ausgehen. Dieser Leitfaden richtet sich somit an alle, die sich engagieren wollen, schulisches<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> die älteren Schuljahrgänge an einer Schule zu etablieren.<br />
5.1 Die Schulöffentlichkeit informieren<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> ist in erster Linie ein kommunikativer Prozess und wirkt sehr stark durch die<br />
Information aller Beteiligten. Daher ist das primäre Ziel der Information, die Akteure an der Schule –<br />
das sind die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler sowie deren<br />
Eltern – von der Notwendigkeit einer Beschäftigung mit dem Thema Mobilität zu überzeugen. Wenn<br />
die Initiative zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> nicht sogar von der Schulleitung ausgeht, ist es<br />
doch besonders wichtig, diese „mit ins Boot zu holen“. Ihre Unterstützung ist hier von ganz besonderer<br />
Bedeutung, denn ohne die Zusage von der höchsten Schulebene ist die Umsetzung von schulischem<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> gerade in den höheren Schuljahrgängen nicht möglich. Im Unterschied zum<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> jüngere Klassen können Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen<br />
(ab ca. 8. Klasse) an allen Entscheidungsprozessen unmittelbar beteiligt werden. Dies<br />
hat den Vorteil, dass auch die Sichtweise der Jugendlichen von vornherein mit einbezogen werden<br />
kann.<br />
An den ersten Informationsrunden sollten möglichst alle Gruppen der Schulöffentlichkeit beteiligt sein:<br />
4 die Schulleitung,<br />
4 interessierte Lehrerinnen und Lehrer,<br />
4 evtl. Schulpflegschaftsvertreter,<br />
4 Schülerinnen und Schüler (Klassensprecher<br />
oder Interessierte),<br />
4 evtl. Elternpflegschaft.<br />
Zu Beginn steht möglicherweise ein Verkehrsbzw.<br />
Mobilitätsproblem im Vordergrund, das<br />
als „Aufhänger“ <strong>für</strong> die Einführung von schulischem<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> dient. <strong>Schulisches</strong><br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> kann dazu beitragen,<br />
Verkehrs- bzw. Mobilitätsprobleme am<br />
Schulstandort zu mindern oder zu lösen. Die<br />
Vorteile und die zu erwartenden positiven<br />
Auswirkungen von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
sollten an alle Beteiligten und Betroffenen<br />
kommuniziert werden.<br />
Welche Verkehrs- bzw. Mobilitätsproblematik<br />
an der Schule sollen durch schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
thematisiert werden?<br />
• Die angespannte Situation auf dem Schulparkplatz<br />
soll entschärft werden.<br />
• Im Rahmen der Fahrrad- bzw. Bewegungsförderung<br />
soll der Anteil der Rad fahrenden<br />
Schülerinnen und Schüler erhöht werden.<br />
• Es sind im Umfeld der Schule bereits Unfälle<br />
passiert; Verkehrssituationen sollen verbessert<br />
werden.<br />
• Es sollen – ganz allgemein – die älteren<br />
Schülerinnen und Schüler vor dem Führerscheinerwerb<br />
<strong>für</strong> Verkehrsthemen und <strong>für</strong><br />
eine differenzierte Verkehrsmittelwahl sensibilisiert<br />
werden.<br />
Zudem muss der strukturelle Rahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s festgelegt werden. Dies bedeutet:<br />
Es muss eine Entscheidung darüber herbeigeführt werden, in welcher Form schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
in die Schulstruktur eingebunden werden kann. Dies kann über die Einbindung von Ver-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 23<br />
kehrs- und Mobilitätsthemen in den Schulunterricht erfolgen, über einzelne Aktionen bzw. Maßnahmen<br />
oder die Bearbeitung eines das Schuljahr begleitenden Projektes durch die Schülerinnen und<br />
Schüler (zu den möglichen Formen siehe auch die Steckbriefe im Anhang). Der Umfang der Bearbeitung<br />
sollte schon im Vorfeld geregelt werden. Die hauptsächliche Verantwortung liegt bei der Schulleitung,<br />
da diese festlegen muss, welche Bedeutung die Beschäftigung mit der schulischen Mobilität<br />
neben anderen Anforderungen haben kann. Die Anwesenheit der Schulleiterin bzw. des Schulleiters<br />
oder deren/dessen Vertreter bzw. Vertreterin bei den ersten Gesprächen ist daher unabdingbar. Als<br />
Ergebnis des Gesprächs könnte ein formeller Beschluss stehen, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> im Schulalltag<br />
zu verankern oder sogar in das Schulprogramm aufzunehmen.<br />
Da die Eltern gerade der älteren Schülerinnen und Schüler nur noch schwer zu erreichen sind, ist die<br />
Einbindung dieser Akteursgruppe besonders schwierig. Bei vielen Eltern jüngerer Kinder kann der<br />
Zugang zum Thema Mobilität über das Thema Sicherheit relativ einfach hergestellt werden. Bei Eltern<br />
älterer Kinder gestaltet es sich hingegen schwierig, das Interesse am Thema Mobilität zu wecken.<br />
Diesen Eltern ist nur noch bedingt oder gar nicht mehr bewusst, dass sie durch ihr eigenes Mobilitätsverhalten<br />
die Mobilitätssozialisation ihrer Kinder entscheidend mit beeinflussen, da sie ihre eigene<br />
Vorbildfunktion nicht mehr <strong>für</strong> bedeutend und die Einflussnahme auf Mobilitätsentscheidungen ihrer<br />
Kinder <strong>für</strong> sehr eingeschränkt halten. Viele stellen ihr eigenes Mobilitätsverhalten überhaupt nicht in<br />
Frage. Verkehrsthemen sind <strong>für</strong> Eltern nur noch dann von Interesse, wenn eigene Bedürfnisse eingeschränkt<br />
werden; wenn z. B. der Parkdruck auf dem Schulgelände so groß ist, dass das Anfahren der<br />
Schule (zum Entladen der eigenen Kinder) problematisch wird.<br />
Dennoch – und auch gerade deshalb – ist es äußerst wichtig, die Eltern über geplante Maßnahmen<br />
zum Thema „Mobilität“ in der Klasse, Jahrgangsstufe bzw. gesamten Schule zu informieren, über<br />
Missstände aufzuklären und über geplante Aktivitäten zu berichten oder zu diesen einzuladen. Dies<br />
kann in unterschiedlicher Form geschehen:<br />
• Brief an die Eltern (von den Schülerinnen und Schülern selbst formuliert),<br />
• Flyer (von den Schülerinnen und Schülern selbst gestaltet),<br />
• Plakataktion im Schulgebäude (von den Schülerinnen und Schülern selbst gestaltet),<br />
• Artikel in der Schulzeitung (von den Schülerinnen und Schülern geschrieben),<br />
• Informationsstand auf dem Weihnachtsmarkt (von den Schülerinnen und Schülern selbst organisiert).<br />
Alle Personen an der Schule – sowohl die Eltern als auch alle weiteren Personen der Schulöffentlichkeit<br />
– sollten auch während der Aktivitäten des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s regelmäßig über<br />
den Fortgang der Maßnahmen unterrichtet werden, um Akzeptanz und eine Sensibilisierung <strong>für</strong> Verkehrsthemen<br />
in der Schule zu erreichen. Finden öffentlichkeitswirksame Aktionen an der Schule statt,<br />
sollte auch immer überlegt werden, ob es nicht sinnvoll ist, die Eltern dazu einzuladen. Bei schulischem<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den höheren Schulklassen ist es von Vorteil, wenn die Schülerinnen<br />
und Schüler möglichst viele Informationsmedien bzw. Einladungsschreiben selbst erstellen. Die Unterstützung<br />
seitens einer Lehrkraft und die Abstimmung mit der Schulleitung sollten selbstverständlich<br />
sein.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 24<br />
5.2 Kooperieren<br />
Schon vor dem Start von konkreten Maßnahmen ist es wichtig, in der Schule eine breite Unterstützung<br />
innerhalb des Lehrerkollegiums <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> aufzubauen. In der Lehrerschaft<br />
sollte ein generelles Interesse an bzw. eine Sensibilität <strong>für</strong> Verkehrsthemen ansatzweise<br />
vorhanden sein. Eine ideale Voraussetzung wäre, wenn bereits einzelne Fachlehrerinnen und Fachlehrer<br />
bereit sind, Verkehrsthemen auch im Unterricht aufzugreifen (siehe dazu auch Kapitel 5.5.1).<br />
Eine Lehrerin bzw. ein Lehrer sollte als Ansprechpartner/-in <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
benannt werden. Dies könnte vorzugsweise die Lehrkraft sein, die an der Schule als Koordinator bzw.<br />
Koordinatorin <strong>für</strong> die Verkehrs- und Mobilitätserziehung fungiert. Gegebenenfalls ist auch die Bildung<br />
eines „Mobilitäts-Teams“ möglich, das <strong>für</strong> die Kommunikation an der Schule zuständig sein kann und<br />
die Aktionen an der Schule koordiniert. Dieses Mobilitäts-Team ist zusammengesetzt aus allen schulischen<br />
Akteuren: Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schülern (der oberen<br />
Schulklassen). Das Mobilitäts-Team sollte nicht mehr als ca. acht bis zehn Personen umfassen, um<br />
handlungsfähig zu sein und flexibel agieren zu können.<br />
Ebenfalls weit im Vorfeld ist zu<br />
klären, welche außerschulischen Beispiele <strong>für</strong> ein Projekt mit Kooperationspartner:<br />
Kooperationspartner die geplanten<br />
Aktionen zum schulischen<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> unterstützen<br />
könnten. Diese Partner<br />
können entscheidend zum Erfolg<br />
der Aktionen beitragen (mehr zu<br />
den möglichen Kooperationspartnern<br />
in Kapitel 3.5). Außerschulische<br />
Kooperationspartner<br />
können abhängig von den geplanten<br />
Aktionen an der Schule<br />
sein:<br />
• das Schulamt (als untere<br />
Schulaufsichtsbehörde) <strong>für</strong><br />
eine generelle Unterstützung,<br />
• Vertreter der Stadtverwaltung<br />
(Tiefbauamt, Stadtplanung,<br />
Verkehrsplanung,<br />
Grünflächenamt) z. B. zu<br />
Veränderungen im Straßen-<br />
Mobil mit Köpfchen<br />
„Mobil mit Köpfchen“ ist eine Aktion des ADAC, die darauf abzielt,<br />
Jugendlichen die Umweltproblematik des Autofahrens näher zu bringen.<br />
Da Reden und Ermahnen kaum nachhaltigen Eindruck bei den<br />
Jugendlichen hinterlassen, bietet der ADAC die Möglichkeit, selbst zu<br />
testen, welche Zusammenhänge zwischen Abgasentwicklung und<br />
Fahrweise bzw. Geräuschentwicklung und Fahrweise bestehen. Die<br />
Schülerinnen und Schüler werden theoretisch mit den Auswirkungen<br />
von Lärm und Abgasen auf die Umgebung und auf den Menschen<br />
vertraut gemacht, bevor sie selbst experimentieren dürfen. Sie schätzen<br />
ein, in welcher Weise der Lärmpegel und die Menge der ausgestoßenen<br />
Abgase durch die Fahrweise beeinflusst werden. Auf einem<br />
Parkplatz oder einer abgesperrten Straße führen die Schüler schließlich<br />
selbständig Messungen an einem Pkw und einem Motorrad durch.<br />
Viele Jugendliche zeigen sich bei der Auswertung der Ergebnisse sehr<br />
überrascht. Obwohl ihnen vor der Aktion bekannt war, dass ein angemessener<br />
Fahrstil zu einer umweltfreundlicheren Abwicklung des motorisierten<br />
Individualverkehrs beitragen kann, wird ihnen die Bedeutung<br />
erst durch das Experiment bewusst.<br />
http:// www.adac.ce/ADAC_Regional/suedbayern/kinder/schul_progr/htm<br />
raum, verkehrsplanerischen Verbesserungsvorschlägen, stadtplanerischen Vorschlägen, Grünschnitt,<br />
• die Verkehrswacht z. B. <strong>für</strong> Tempomessungen, Aktionen zu einem „Tag der Mobilität“,<br />
• die Polizei z. B. <strong>für</strong> Aktionen im Straßenraum, Fahrradkodierungen etc.,<br />
• Vertreter der Lokalpolitik (Bezirksvertretungen, Stadtrat, Lokalpolitiker) <strong>für</strong> die politische Unterstützung,
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 25<br />
• das lokale Verkehrsunternehmen <strong>für</strong> Anregungen im öffentlichen Personennahverkehr,<br />
• Vertreter von Verbänden (ADAC, ADFC, Umweltverbände etc.),<br />
• aber auch Krankenkassen oder lokal ansässige Fahrradgeschäfte.<br />
Ist schon im Vorfeld klar, welche Kooperationspartner außerhalb der Schule die Durchführung der<br />
geplanten Aktivitäten unterstützen könnten, so sollte sehr frühzeitig – am besten über die Schulleitung<br />
– Kontakt aufgenommen werden. Eine frühzeitige Einbindung ist deshalb wichtig, weil seitens der<br />
Schule und des Kooperationspartners der vorstellbare Rahmen und mögliche Handlungsoptionen<br />
abgeklärt werden müssen. So kann vermieden werden, dass von beiden Seiten falsche Vorstellungen<br />
darüber bestehen, was alles vorstellbar und realisierbar ist. Deshalb ist es wichtig, die Erwartungen<br />
aus Sicht der Schule bzw. der Schülerinnen und Schüler aber auch aus Sicht des Partners klar zu<br />
formulieren.<br />
Schülerinnen und Schüler – auch der höheren Klassen – neigen dazu, die Erwartungen an das, was<br />
sie sich als Verbesserung ihrer (Verkehrs-)Situation wünschen, sehr hoch zu stecken. Hier ist es Aufgabe<br />
der Lehrenden, zwischen dem, was machbar ist, und dem, was unrealistisch ist, zu unterscheiden<br />
und dies auch zu vermitteln. Oft helfen Vorgespräche zwischen Schulleitung, Lehrenden und Vertretern<br />
der Kooperationspartner. Seitens der außerschulischen Partner werden auch häufig Angebote<br />
an Schulen gemacht, die diese dann aufgreifen können.<br />
Überprüfung der verkehrlichen Rahmenbedingungen<br />
im Schulumfeld:<br />
- Gibt es im Schulumfeld Verkehrsprobleme (z. B.<br />
durch das Absetzen der Schüler vor der Schule)?<br />
- Gibt es im Schulumfeld Gefahrenstellen?<br />
- Wie viele Parkplätze <strong>für</strong> Pkw und Abstellplätze <strong>für</strong><br />
Fahrräder gibt es? Wie sind diese ausgestattet?<br />
Wie werden sie genutzt?<br />
- Welche Bus- und Bahnlinien halten im Umfeld der<br />
Schule? Wie sind die Taktzeiten? Wie sind die<br />
Taktzeiten auf Unterrichtsbeginn und Unterrichtsende<br />
abgestimmt?<br />
- Gab es bereits Unfälle im Schulumfeld? Wer war<br />
beteiligt?<br />
Überprüfung vorhandener Ansätze an der<br />
Schule:<br />
- In welchen Fächern bzw. an welchen Stellen wird<br />
das Thema Mobilität bereits in den Unterricht integriert?<br />
- Ist an der Schule bereits fächerübergreifender<br />
Unterricht etabliert?<br />
- Gibt es einen Mobilitätsbeauftragten an der Schule?<br />
– wie füllt dieser seine Rolle aus?<br />
- Bestehen <strong>für</strong> einzelne Verkehrsmittel Angebote an<br />
der Schule? (z. B. Mofakurs, Fahrrad-Ag etc.)<br />
- Wie lässt sich das Thema Mobilität im Schulprogramm<br />
verankern (z. B. Agenda-Schule)?<br />
Abbildung 7: Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen (eigene Darstellung)<br />
5.3 Analysieren<br />
In einem weiteren Schritt muss zunächst der Ist-Zustand der schulischen Mobilität ermittelt werden,<br />
um die Ausgangslage an der Schule einschätzen zu können und die zuvor ermittelte Problemlage der<br />
Verkehrssituation im Schulumfeld vor diesem Hintergrund bewerten zu können sowie Wirkungszusammenhänge<br />
zu verstehen. Zu dieser Analyse der Ist-Situation gehört die Untersuchung der bestehenden<br />
verkehrlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Mobilitätsbedingungen an der Schule<br />
(ÖV-Anbindung, Parkplatzsituation, Fahrradabstellmöglichkeiten) aber auch bereits bestehende An-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 26<br />
knüpfungspunkte an der Schule, an denen Mobilitäts- und Verkehrsthemen anschließen könnten.<br />
Darüber hinaus bedarf das Mobilitätsverhalten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und<br />
Lehrern der Schule einer eingehenden Datenanalyse.<br />
Sowohl die Analyse der verkehrlichen Rahmenbedingungen an der Schule als auch die Untersuchung<br />
des Mobilitätsverhaltens der Akteursgruppen an der Schule können durch Schülerinnen und Schüler<br />
der älteren Jahrgangsstufen durchgeführt werden. Während der erste Teil der Untersuchung durch<br />
Recherchen (z. B. Ortsbegehungen, Befragung von Schulleitung und Schulsekretariat) erfolgen kann,<br />
muss die Erhebung des Mobilitätsverhaltens durch eine Befragung (z. B. per Fragebogen) stattfinden.<br />
Die Ergebnisse der Datenanalyse sollten als Entscheidungsgrundlage <strong>für</strong> die weiteren Aktivitäten im<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> dienen.<br />
Für die Datenanalyse ist abzuklären, welche Daten tatsächlich <strong>für</strong> die Entscheidungsfindung notwendiger<br />
Weise erhoben werden müssen. Die Erhebung überflüssiger Daten sollte vermieden werden.<br />
Fragen zum Verkehrsmittelwahlverhalten<br />
1a. Welches Verkehrsmittel nutzt du im Sommer am häufigsten <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />
zu Fuß, Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto der Eltern, Auto von Freunden, Cityroller,<br />
Inline-Skates, Skateboard o.ä., Bus / Stadtbahn / Zug<br />
1b. Welches Verkehrsmittel nutzt du im Winter am häufigsten <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />
zu Fuß, Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto der Eltern, Auto von Freunden, Cityroller,<br />
Inline-Skates, Skateboard o.ä., Bus / Stadtbahn / Zug<br />
2. Würdest du <strong>für</strong> deinen Schulweg lieber ein anderes Verkehrsmittel nutzen? Wenn ja, welches?<br />
3. Wie weit ist es von deiner Wohnung bis zu deiner Schule (geschätzte Kilometer)? Wie lange<br />
brauchst du <strong>für</strong> deinen Schulweg?<br />
4. Was ist <strong>für</strong> dich wichtig auf dem Schulweg?<br />
Schnelligkeit, Sicherheit, Flexibilität/Unabhängigkeit, Bequemlichkeit, Kontakt zu Freunden,<br />
Abwechslung<br />
5. Was müsste verbessert werden, um den Schulweg <strong>für</strong> das<br />
zu Fuß gehen<br />
Fahrrad fahren<br />
Bus und Bahn fahren<br />
attraktiver zu gestalten?<br />
Fragen zur Verkehrsmittelverfügbarkeit<br />
6. Welche Verkehrsmittel stehen dir in deinem Haushalt zur Verfügung?<br />
Fahrrad, Mofa / Moped / Motor-Roller, Auto (von Eltern oder Freunden), Cityroller, Inline-<br />
Skates, Skateboard o. ä.<br />
7. Hast du ein Monats-Ticket zur Benutzung von Bus und Bahnen?<br />
Abbildung 8: Beispielhafter Aufbau <strong>für</strong> einen (Schüler/innen-)Fragebogen (eigene Darstellung)<br />
Um das Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler bzw. der Lehrenden bewerten zu können<br />
und daraus Rückschlüsse <strong>für</strong> einen Handlungsbedarf <strong>für</strong> die Zielsetzung des schulischen Mobilitäts-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 27<br />
managements ziehen zu können, sollten im Wesentlichen Daten über die Wahl der Verkehrsmittel, die<br />
Begründung dieser Verkehrsmittelwahl, die Länge des Schulweges und Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong><br />
die Gestaltung des Schulweges ermittelt werden. Die Abfrage dieser Daten kann durch Interviews<br />
oder per Fragebogen erfolgen. Schülerinnen und Schüler der höheren Schulklassen können gut in die<br />
Entwicklung der Befragung einbezogen werden, wenn eine Lehrkraft unterstützend zur Verfügung<br />
steht. Die Befragung sollte nicht zu umfangreich sein und der Anspruch nicht all zu ausdifferenziert,<br />
um nachvollziehbare und transparente Ergebnisse zu erhalten. Schülerinnen und Schüler ab der 9.<br />
Klasse könnten die Befragung beispielsweise im Statistik-, Informatik- oder Mathematikunterricht auswerten<br />
und die Ergebnisse aufbereiten.<br />
Die Befragungsergebnisse sollten in der Schule öffentlich gemacht werden. Dies ist eventuell über die<br />
Schulzeitung möglich, über die Internetseiten der Schule oder über andere geeignete Medien. Auch<br />
die Lehrerkonferenz sollte über die Ergebnisse der Befragung unterrichtet und in die Konkretisierung<br />
der sich ergebenden Ziele <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einbezogen werden, ebenso wie<br />
die Elternpflegschaft.<br />
Da nicht nur das Verkehrsverhalten der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrenden von Bedeutung<br />
ist, sollte auch das Verkehrsmittelwahlverhalten der Eltern der Schülerinnen und Schüler in die<br />
Befragung einbezogen werden. Dies ist vor dem Hintergrund der Vorbildwirkung des elterlichen Handelns<br />
auch in den Klassen der Sekundarstufe noch von Bedeutung, wenn auch nicht mehr in dem<br />
Maße wie in den jüngeren Jahrgängen. Jedenfalls können von der Verkehrsmittelwahl der Eltern in<br />
ihrem Alltag Rückschlüsse auf die „Mobilitäts-Sozialisation“ der Schülerinnen und Schüler geschlossen<br />
werden. Ein wichtiger Nebeneffekt der Eltern-Befragung ist, dass eine Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die<br />
Aktivitäten zum Thema „Verkehr und Mobilität“ an der Schule geschaffen werden kann. Bestandteile<br />
der Befragung der Eltern sollten Fragen zu deren Mobilitätsverhalten (auf dem Arbeitsweg, <strong>für</strong> Erledigungen,<br />
in der Freizeit) sein. Darüber hinaus sollte auch gefragt werden, wie die Eltern den Schulweg<br />
der Kinder bewerten, welche Verkehrsmittel sie <strong>für</strong> die Bewältigung des Schulweges <strong>für</strong> angemessen<br />
halten und welche Mängel sie sehen.<br />
Sind die Daten ausgewertet und die Ergebnisse analysiert, sollten diese in der Runde des „Mobilitäts-<br />
Teams“ oder zwischen Schulleitung, koordinierender Lehrkraft oder Lehrkräften sowie interessierten<br />
Schülerinnen und Schülern diskutiert werden. Es sollten Ziele <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
abgeleitet werden oder die zuvor gesetzten Ziele überprüft werden und gemeinsam beschlossen<br />
werden.<br />
5.4 Ziele festlegen und Maßnahmen ableiten<br />
Gemeinsame Ziele motivieren. Sie dienen der Erfolgskontrolle <strong>für</strong> die eingesetzten Maßnahmen.<br />
Wichtig ist, dass die gewählten Ziele nicht zu hoch gesteckt werden und in einem vorher festgelegten<br />
Zeitrahmen realisierbar sind. Sind die Ziele zu ambitioniert, bleibt der Erfolg hinter den Erwartungen<br />
(der Schülerinnen und Schüler aber auch der Lehrkräfte) zurück und schnell stellt sich Enttäuschung<br />
und Frustration ein.<br />
Es ist von Vorteil, das gemeinsame Gesamtziel <strong>für</strong> das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in leichter<br />
realisierbare Teilziele zu gliedern, um schneller Erfolgserlebnisse vermelden zu können. Dabei sollte<br />
die Erreichung dieser Teilziele an den Verlauf des Schuljahres angepasst werden. Nach Ablauf eines<br />
Schuljahres sollte idealer Weise ein kleiner Erfolg sichtbar sein, damit die beteiligten Schülerinnen und<br />
Schüler das Ergebnis ihrer Bemühungen erfahren können. Enttäuschungen wird es dennoch immer<br />
wieder geben. Gerade bei der Umsetzung baulicher Maßnahmen oder komplizierter Veränderungen,
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 28<br />
bei denen mehrere Kooperationspartner beteiligt sind, kann es zu unvorhersehbaren Verzögerungen<br />
kommen. Daher ist es hilfreich, wenn in den Zeitplan Puffer einplant sind, die auch Platz lassen <strong>für</strong><br />
ungeplante Ereignisse.<br />
Ziele <strong>für</strong> schulisches <strong>Mobilitätsmanagement</strong> können sein:<br />
4 Förderung des Fahrrades als Verkehrsmittel <strong>für</strong> den Schulweg.<br />
4 Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit der Schule.<br />
4 Beseitigung von Gefahrenstellen im Schulumfeld.<br />
4 Optimierung der Anbindung der Schule durch öffentliche Verkehrsmittel.<br />
4 Umgestaltung von Parkraum vor dem Hintergrund der Reduktion des Bringverkehrs<br />
durch die Eltern.<br />
Die Maßnahmen sollten durch alle beteiligten Gruppen – auch den Schülerinnen und Schülern der<br />
höheren Klassen – gemeinsam ausgearbeitet werden und intensiv diskutiert werden, damit sie letztlich<br />
von allen Partnern akzeptiert werden. In diesem Prozess sind die Schülerinnen und Schüler eine besonders<br />
wichtige Gruppe, da es ja in erster Linie um ihren Schulweg geht und sie hierzu ihre gesamten<br />
Erfahrungen einbringen können. Natürlich geht es auch um den Schulweg der Lehrerinnen und<br />
Lehrer und auch hier gilt es, sich geeignete Maßnahmen – z. B. zum Thema „Parken“ zu machen<br />
(immerhin kommt in der Regel die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer auch mit dem Auto zur Schule).<br />
Einen geeigneten Rahmen, um Ideen <strong>für</strong> Maßnahmen zu entwickeln kann eine Zukunftswerkstatt<br />
darstellen, an der alle Akteursgruppen teilnehmen können. Ideal <strong>für</strong> die Durchführung einer Zukunftswerkstatt<br />
ist eine externe Moderation, aber auch eine Lehrerin bzw. ein Lehrer kann diese Aufgabe<br />
übernehmen. Für die Durchführung einer Zukunftswerkstatt wird an dieser Stelle auf die Literatur verwiesen<br />
(Kuhnet, B., Müllert, N. 1996).<br />
Bei der Ausarbeitung der Maßnahmen sollte darauf geachtet werden, dass einzelne Verkehrsmittel<br />
z. B. das Auto nicht ausschließlich negativ belegt werden, da dies schnell zu Akzeptanzproblemen<br />
führen wird. Nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, die mit dem eigenen Auto zur Schule fahren, werden<br />
das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> schnell ablehnen, wenn es einseitig ideologisch besetzt ist,<br />
sondern auch die Schülerinnen und Schüler der oberen Schulklassen, <strong>für</strong> die der Erwerb des Führerscheins<br />
in greifbare Nähe rückt, und <strong>für</strong> die das Auto meist sehr positiv besetzt ist. Es wäre daher<br />
nicht zielführend, das Auto zu verteufeln. Besser ist, sich mit Vor- und Nachteilen des Autofahrens<br />
auseinander zu setzen und Angebote zu machen, die die Nutzung des eigenen Pkw sicher und effizient<br />
gestalten. In diesem Fall ist Bewusstseinsbildung und Aufklärung über die Auswirkungen des<br />
Autofahrens auf die Allgemeinheit, auf das Schulumfeld und auf den Einzelnen wichtiger als einseitige<br />
Abwertung. Insbesondere <strong>für</strong> die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler, die vor dem Erwerb des<br />
Führerscheins stehen können Maßnahmen im Vordergrund stehen, die den Pkw in den Mittelpunkt<br />
stellen (z. B. in Kooperation mit Fahrschulen).<br />
Sind die geplanten Maßnahmen zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong> beschlossen und in einen<br />
realisierbaren Zeitplan eingebunden, ist zu überlegen, wer <strong>für</strong> welche Aufgaben verantwortlich sein<br />
soll, welche Ergebnisse bis zu welchem Zeitpunkt erwartet werden und ob weitere Personen über die<br />
geplanten Aktivitäten informiert werden müssen (z. B. Hausmeister, Eltern etc.). Es empfiehlt sich,<br />
über die geplanten Aktivitäten auf einem Elternsprechtag zu informieren, in der Elternpflegschaft und<br />
auf einer Lehrerkonferenz darüber zu berichten. Darüber hinaus könnte die Schule die Presse über
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 29<br />
die geplanten Maßnahmen informieren, um auch auf lokaler Ebene Aufmerksamkeit und vielleicht<br />
sogar Unterstützung aus der Bevölkerung <strong>für</strong> die Aktivitäten zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
zu erhalten.<br />
5.5 Maßnahmen umsetzen<br />
Wie bereits in Kapitel 5.1 beschrieben, ist von der Schulleitung zunächst eine Entscheidung darüber<br />
herbeizuführen, welchen Umfang das schulische <strong>Mobilitätsmanagement</strong> neben den anderen Lernanforderungen<br />
an der Schule haben soll. Unabhängig davon, dass die Themen „Verkehr“ und „Mobilität“<br />
gemäß der KMK-Empfehlung von 1994 und der daraus abgeleiteten Rahmenvorgaben der Länder<br />
selbstverständlich fächerübergreifend in den Fachunterricht eingebunden sein müssen. Hilfreich <strong>für</strong><br />
eine verbindliche Verankerung der Mobilitätserziehung in den Fachunterricht wäre ein schulisches<br />
Curriculum oder ein Bildungsplan, das bzw. der die Lerninhalte zur Mobilitätserziehung einbezieht, wie<br />
z. B. der Bildungsplan in der Hansestadt Hamburg (siehe Abbildung 9). Diese curricularen Vorgaben,<br />
die auf der Ebene der Bundesländer erstellt werden müssten, gibt es zurzeit außer in Hamburg nicht.<br />
Unterstützend sind Fortbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Lehrkräfte ebenso wichtig wie gute Unterrichtsmaterialien.<br />
Konkrete Unterrichtsvorschläge mit guten Materialien erleichtern es Lehrerinnen und Lehrern,<br />
die Unterrichtsinhalte umzusetzen, und wirken Berührungsängsten mit diesem Thema entgegen.<br />
Beispiele <strong>für</strong> die Integration von Mobilitätsthemen in den Fachunterricht finden sich in Kapitel 5.5.1.<br />
1 - 4<br />
5 - 8<br />
Grundschule<br />
• Erkundung der Verkehrssituation<br />
im<br />
Stadtteil<br />
• Die Radfahrausbildung<br />
• Der Hamburger<br />
Verkehrsverbund<br />
Sek I<br />
H/R GS Gy<br />
• Mobil mit Bus und Bahn im HVV<br />
• Fahrrad und Umwelt<br />
9 - 10<br />
• Mobilität und ihre Folgen in und<br />
um Hamburg<br />
• Mofa-Projekt:<br />
Verkehr und<br />
Umwelt<br />
• Einstieg in den<br />
motorisierten Straßenverkehr<br />
Sek II<br />
11 -<br />
13<br />
• Entwicklung<br />
einer zukunftsfähigen<br />
Mobilität<br />
Abbildung 9: Der Hamburger Bildungsplan (Quelle: Hamburger Bildungsserver, Gunter Bleyer)<br />
Im Prinzip ist jede weitere Form der Einbindung von Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s – über<br />
die Integration in den Unterricht hinaus – in die Schulstruktur denkbar. Jede Schule muss daher <strong>für</strong>
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 30<br />
sich herausfinden, welche Form am besten integriert werden kann. Möglich sind z. B. eine Projektwoche<br />
der Mobilität, in der sich in den Fächern und Aktionen neben dem Unterricht alles um das Thema<br />
„Mobilität“ dreht, ein Mobilitätsevent z. B. am Schuljahresende oder zu Schuljahrbeginn in Form eines<br />
Schulfestes, in den außerschulische Partner eingebunden werden und z. B. mit den Schülerinnen und<br />
Schülern gemeinsam auf dem Schulhof Aktionen präsentieren. Dieses „Mobilitätsevent“ kann speziell<br />
auf die Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgänge abgestimmt sein, indem<br />
vor allem Aktionen, die mit dem Pkw und dem Führerscheinerwerb in Zusammenhang stehen, angeboten<br />
werden, oder als Schulfest <strong>für</strong> die gesamte Schule. Weitere Einzelaktionen können aber auch<br />
„umweltfreundliche Klassenfahrten“ mit dem Fahrrad sein oder eine von Schülerinnen und Schülern<br />
gestaltete und vorgeführte Präsentation zum Thema „Nachhaltige Mobilität“ auf einem Elternabend.<br />
Generell ist anzustreben, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> längerfristig zu integrieren, z. B. mit Projektgruppen<br />
oder einer Arbeitsgruppe, die Schuljahr begleitend über einen gesamten Jahrgang gebildet werden<br />
bzw. wird. Hierbei sollten die jugendlichen Schülerinnen und Schüler weitestgehend selbst bestimmen,<br />
welche Verkehrsthematik <strong>für</strong> sie interessant ist und die sie sich vorstellen können, über einen<br />
längeren Zeitraum zu bearbeiten. Gute Beispiele gibt es inzwischen viele, davon werden einige im<br />
Anhang dieses Leitfadens vorgestellt und zur Nachahmung empfohlen.<br />
Eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die Glaubwürdigkeit und den Erfolg der <strong>Mobilitätsmanagement</strong>-<br />
Maßnahmen ist die umfassende Information aller von den Maßnahmen betroffenen Personen. Dies<br />
betrifft sowohl die gesamte Schulöffentlichkeit inklusive der Eltern und eventuell der Anwohner der<br />
Schule. Vielleicht finden sich Schülerinnen und Schüler, die an der Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das schulische<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong> Interesse zeigen und bereit sind, sich innerhalb einer festen Laufzeit<br />
(z. B. ein Schuljahr) um die Außenwirkung der Aktionen zu kümmern. Geeignet sind Informationsmedien<br />
wie die Schülerzeitung und das klassische schwarze Brett ebenso wie von den Schülerinnen und<br />
Schülern gestaltete Internetseiten, Flyer oder Informationen <strong>für</strong> die lokale Tagespresse bzw. das Lokalradio.<br />
An die Presse sollte auch immer dann gedacht werden, wenn an der Schule „sichtbare“ Aktionen<br />
geplant sind. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Wirkung Presseaufmerksamkeit hat, insbesondere<br />
wenn diese mit einem einschlägigen Foto versehen sind! Auch auf die Motivation aller Akteure<br />
an der Schule wirkt sich öffentliches Interesse positiv aus.<br />
Im Folgenden finden sich Hinweise <strong>für</strong> die Einbindung von schulischem <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in den<br />
Schulalltag, sowohl <strong>für</strong> die Einbindung in den Fachunterricht als auch in Form eines Projektes oder<br />
eines Events. Weitere gute Beispiele finden sich als Steckbriefe im Anhang zu dieser Schrift.<br />
5.5.1 Integration in den Unterricht<br />
Grundsätzlich sollte der Unterricht interessant und handlungsorientiert gestaltet und ein Bezug zum<br />
realen Leben der Schülerinnen und Schüler hergestellt werden. Verknüpfungen zu anderen Unterrichtsfächern<br />
erleichtern die Einordnung von Problemstellungen <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler. Die<br />
Behandlung des Themas Mobilität im Unterricht sollte die eigene Mobilität der Schülerinnen und Schüler<br />
als Ausgangspunkt haben, um eine Reflexion des eigenen Verhaltens zu erreichen. Weder gegenüber<br />
den Schülern noch gegenüber den Lehrkräften ist der erhobene Zeigefinger angebracht. Hierdurch<br />
werden sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer eher verschreckt.<br />
Damit sich das Lehrerkollegium mit dem „neuen“ Unterrichtsinhalt Mobilität nicht überfordert fühlen, ist<br />
es eine notwendige Voraussetzung, sehr gutes Lehrmaterial zur Verfügung zu stellen. Es muss außerdem<br />
deutlich gemacht werden, dass bei einer Reihe von traditionellen Unterrichtsinhalten auf ein-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 31<br />
fache Weise Verbindungen zum Thema Mobilität hergestellt werden können. Dennoch ist die Anleitung<br />
der Lehrer unabdingbar.<br />
Zur Integration der Themen Mobilität und Verkehr in den Unterricht gibt es verschiedene Ansätze.<br />
Dabei sind die einzelfachbezogene Integration, die Integration durch Projekte und die fächerübergreifende<br />
Integration von einander zu unterscheiden. Die Entscheidung <strong>für</strong> eine oder mehrere der genannten<br />
Alternativen sollte einheitlich <strong>für</strong> die Schule getroffen werden, da die Einführung des Themas<br />
Mobilität und Integration in den Unterricht einer gründlichen Vorbereitung bedarf und die zeitgleiche<br />
Einführung der verschiedenen Integrationsmöglichkeiten die Schule überfordern könnte. Die verschiedenen<br />
Arten der Integration werden im Folgenden mit ihren verschiedenen Vor- und Nachteile vorgestellt.<br />
Integration in ein Fach<br />
Der moderne Fachunterricht ist darauf ausgelegt, die fachbezogenen Unterrichtsinhalte in einen Gesamtzusammenhang<br />
zu stellen und auf diese Weise auf ein umfassendes Verständnis der Schülerinnen<br />
und Schüler <strong>für</strong> Zusammenhänge hinzuwirken. Reines „Fach“-wissen wird an den Schulen kaum<br />
noch vermittelt. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, die Integration des Themas Mobilität über<br />
den Fachunterricht herbeizuführen. Dies ist auf zahlreichen Wegen möglich.<br />
Möglichkeit 1: Im Fachunterricht Beziehungen zum Thema Mobilität aufzeigen und vernetztes<br />
Denken fördern<br />
In vielen klassischen Unterrichtsinhalten steckt bereits ein Stück Mobilitätserziehung. In nahezu allen<br />
Einzelfächern sind relevante Themen und Aspekte enthalten; sie müssen lediglich von den Lehrerinnen<br />
und Lehrern entdeckt und genutzt werden. Beispielsweise gehört das <strong>für</strong> die Verkehrssicherheitserziehung<br />
bedeutende Thema „Reaktionen“ zum Unterrichtsstoff des Faches Biologie. Hier besteht<br />
die Möglichkeit, Verknüpfungen zum Thema Verkehrssicherheit herzustellen und Schülerinnen und<br />
Schülern mögliche Konsequenzen und Gefahren, die durch das menschliche Reaktionsverhalten entstehen,<br />
<strong>für</strong> ihr Verhalten im Straßenverkehr zu verdeutlichen. Es ist nicht notwendig, bei jedem <strong>für</strong> das<br />
Thema Mobilität relevanten Unterrichtsinhalt explizit auf diese Relevanz hinzuweisen. Es sollte vielmehr<br />
Ziel des Unterrichts sein, den Blick der Schülerinnen und Schüler <strong>für</strong> Zusammenhänge zu öffnen<br />
und den Unterrichtsstoff so zu vermitteln, dass vernetztes Denken gefördert wird.<br />
Möglichkeit 2: Das Thema Mobilität als „Hintergrund“ bzw. “Arbeitsmaterial“ anderer Unterrichtsinhalte<br />
in den Fachunterricht einbeziehen<br />
Das Thema Mobilität kann im Rahmen des Fachunterrichts im „Hintergrund“ bzw. als „Arbeitsmaterial“<br />
einbezogen und auf diese Weise integriert werden. Gemeint ist, beispielsweise in den sprachlichen<br />
Fächern Übungen zur Textverarbeitung oder Interpretation an solchen Texten durchzuführen, die das<br />
Thema Mobilität zum Inhalt haben. Auf diese Weise kann eine Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
Mobilität stattfinden, ohne dass dieses in den Vordergrund gerückt oder der Unterricht hierauf ausschließlich<br />
ausgerichtet werden muss.<br />
Möglichkeit 3: Exkurs zum Thema Mobilität im Rahmen des Fachunterrichts<br />
Wie bereits oben erläutert ergeben sich im Fachunterricht viele verschiedene Möglichkeiten, auf das<br />
Thema Mobilität einzugehen. An unterschiedlichen Stellen ist es denkbar, im Rahmen einer Unterrichtseinheit<br />
einen Exkurs über eine oder mehrere Schulstunden zum Thema Mobilität durchzuführen.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 32<br />
Hier kann das Thema Mobilität oder ein Gegenstand aus dem Bereich der Mobilität ausführlicher betrachtet<br />
werden.<br />
Möglichkeit 4: Unterrichtseinheit zum Thema Mobilität<br />
Eine Möglichkeit, das Thema Mobilität umfangreich in den Unterricht zu integrieren, ist die Durchführung<br />
einer eigenen Unterrichtseinheit. Dabei ist es möglich, das Thema Mobilität in seiner Breite anzugehen<br />
oder einen bestimmten Schwerpunkt zu wählen. Zahlreiche Lehrwerke stellen <strong>für</strong> eine Unterrichtseinheit<br />
zum Thema Mobilität eine nützliche Grundlage dar. Diese können der Lehrerin bzw. dem<br />
Lehrer dabei helfen, die Unterrichtseinheit zu strukturieren und Vertiefungsmöglichkeiten zu identifizieren.<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Integrationsmöglichkeiten in Einzelfächer:<br />
Fach<br />
Unterrichtsinhalt<br />
Mathematik<br />
Biologie<br />
Chemie<br />
Physik<br />
Erdkunde<br />
Fremdsprachen<br />
Geschichte<br />
Politik<br />
Pädagogik<br />
Sozialwissenschaften<br />
Ethik/ Religion<br />
Textaufgaben<br />
Geschwindigkeit<br />
Bremsweg<br />
Ökologie<br />
Energiefragen<br />
Umweltbelastung<br />
Einfluss von Alkohol und Drogen<br />
Ökologie<br />
Energiefragen<br />
Energiereserven<br />
Umweltbelastung<br />
Geschwindigkeit<br />
Bremsweg<br />
Fliehkräfte, Aquaplanning<br />
Umwelt/Umweltbelastung<br />
Energiefragen<br />
Verkehrsgeographie<br />
Geschwindigkeit<br />
Spritverbrauch<br />
Schulumfeld<br />
Reisen und Verkehr<br />
Ölvorkommen<br />
Thema Großstadt – Stadt<br />
Landeskunde<br />
Argumentation, Textverständnis<br />
Industrialisierung<br />
Entwicklung der Motorisierung<br />
Freizeit und Alltag<br />
Regeln und Verhalten<br />
Umwelt<br />
Sozialisation<br />
Aggressionen im Straßenverkehr<br />
Aggression, Risikobereitschaft<br />
Imponiergehabe<br />
Verantwortung des Einzelnen<br />
Abbildung 10: Mögliche Integration von Verkehrsthemen in den Fachunterricht (eigene Darstellung)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 33<br />
Gute Unterrichtsmaterialien zur Integration des Themas Verkehr bzw. Mobilität in den Fachunterricht<br />
unterschiedlicher Fächer und Jahrgangsstufen sind im Anhang aufgeführt.<br />
Fächerübergreifender Unterricht<br />
Im fächerübergreifenden Unterricht ist möglich, von der einzelfachbezogenen, sektoralen Sichtweise<br />
abzurücken und Unterrichtsinhalte stärker im Zusammenhang zu betrachten. Durch die Verknüpfung<br />
fachbezogenen Spezialwissens ist es möglich, komplexe und lebensnahe Zusammenhänge realitätsnah<br />
zu vermitteln (Roer, Stäudel o. J.). Fächergreifender Unterricht trägt dazu bei, mit Schülern „(…)<br />
ein Stück Realität zu bearbeiten, das sie als <strong>für</strong> sich selbst bedeutsam empfinden können, weil es<br />
ihrer Um- und Lebenswelt entstammt oder zumindest deutlich in sie hineinreicht“(Roer, Stäudel o. J.).<br />
In diesem Sinn kommt ein fächerübergreifender Unterricht der Integration des Themas Mobilität in den<br />
Unterricht sehr entgegen. Gleichzeitig muss darauf hingewiesen werden, dass fächerübergreifender<br />
Unterricht einen hohen Koordinationsaufwand seitens der Lehrer erfordert.<br />
Ein fächerübergreifender Unterricht zum Thema Mobilität kann auf verschiedene Weise organisiert<br />
werden (Huber 1995 zitiert nach Moegling 1998: 58f.):<br />
Möglichkeit 1: Im Rahmen des Fachunterrichts einen fächerübergreifenden Bezug herstellen<br />
Wenn die Lehrerin oder der Lehrer im Rahmen des Fachunterrichts auf das Thema Mobilität eingeht,<br />
ergeben sich an vielen Stellen Möglichkeiten, einen Bezug zu anderen Fächern herzustellen und relevante<br />
Aspekte in den eigenen Unterricht zu integrieren. Hierdurch entsteht der Vorteil, dass Zusammenhänge<br />
unmittelbar hergestellt und vermittelt werden können.<br />
Möglichkeit 2: Verschiedene Fächer inhaltlich miteinander verknüpfen oder koordinieren<br />
Eine weitere Möglichkeit, vernetztes Lernen und Denken zu unterstützen und das Thema Mobilität aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ergibt sich durch die inhaltliche Verknüpfung und Koordination<br />
verschiedener Fächer. Bei dieser Vorgehensweise unterrichten zwei oder mehrere Lehrerinnen<br />
und Lehrer unterschiedlicher Fächer die Schülerinnen und Schüler in ihren jeweiligen Unterrichtsstunden<br />
parallel zum Thema Mobilität. Inhaltlich wird das Thema Mobilität aus der jeweils fachlichen Richtung<br />
angegangen. Die Lehrerinnen und Lehrer stimmen sich im Vorhinein über gemeinsame Lernziele<br />
ab und planen detailliert ihren Unterricht, damit sich die Inhalte ergänzen. Es muss jeder Lehrerin und<br />
jedem Lehrer deutlich sein, <strong>für</strong> welchen Bereich sie oder er zuständig ist und welche Inhalte vermittelt<br />
bzw. erarbeitet werden müssen.<br />
Möglichkeit 3: Fächerergänzende Angebote zum Thema Mobilität einführen<br />
Eine weitere Möglichkeit, das Thema Mobilität mit einem übergreifenden Ansatz an der Schule zu<br />
integrieren, besteht in der Einrichtung fächerergänzender Angebote.<br />
An der Schule können ein Fach oder eine AG mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Mobilität ergänzend<br />
zum bestehenden Fachunterricht eingerichtet werden. Dies ist beispielsweise im Rahmen eines<br />
Wahlpflichtfaches möglich.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 34<br />
Im Rahmen des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ des BMVBW wurde an der Albrecht-<br />
Dürer-Realschule in Dortmund ein Wahlpflichtfach <strong>für</strong> die 9. und 10. Klasse <strong>für</strong> das Schuljahr<br />
2004/05 eingerichtet. Die Schülerinnen und Schüler durften innerhalb dieses Faches selbst entscheiden,<br />
welche <strong>für</strong> sie interessanten Mobilitätsthemen sie vertiefen wollten. Sie wählten Themen<br />
aus, die mit der Mobilität auf ihrem eigenen Schulweg unmittelbar zusammenhängt. Schwerpunkte<br />
waren:<br />
4 Verbesserung der Anbindung mit Bus und Bahn<br />
4 Einrichtung eines bewachten Fahrradkellers an der Schule<br />
Das Wahlpflichtfach wurde einmal wöchentlich von einem Fachlehrer <strong>für</strong> Erdkunde unterrichtet. Der<br />
Unterricht war nicht starr aufgebaut sondern wurde an die aktuellen Erfordernisse angepasst. So<br />
wurden z. B. Vor-Ort-Recherchen durchgeführt und außerschulische Kooperationspartner eingeladen.<br />
Fächerübergreifender Unterricht stellt hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung, der -inhalte und der Organisation<br />
gegenüber dem fachbezogenen Unterricht veränderte Ansprüche an Lehrerinnen und Lehrer<br />
und Schule. Lehrerinnen und Lehrer, die im Rahmen ihres Fachunterrichts zum Thema Mobilität<br />
einen fächerübergreifenden Bezug herstellen wollen, müssen sich mit den entsprechenden Fächern<br />
gegebenenfalls inhaltlich neu auseinandersetzen und Unterrichtsmaterial zusammenstellen. Auch<br />
wenn geeignete Arbeitsmaterialien vorhanden sind, ist eine Beschäftigung mit den neuen Materialien<br />
notwendig und erfordert einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Bei einer inhaltlichen Verknüpfung verschiedener<br />
Fächer bedarf es einer detaillierten inhaltlichen Absprache, um eine Ergänzung der Unterrichtsinhalte<br />
zu erreichen und das vernetzte Denken mit den Schülerinnen und Schülern einzuüben.<br />
Auch hinsichtlich der Leistungsbewertung müssen Regelungen getroffen werden (Roer, Stäudel o. J.).<br />
Auf Grund der hohen Anforderungen, die ein fächerübergreifender Unterricht an Lehrerinnen und Lehrer<br />
stellt, ist eine inhaltliche und organisatorische Unterstützung seitens der Schulleitung notwendig.<br />
Fortbildungsmaßnahmen können die teilweise vorhandenen Be<strong>für</strong>chtungen hinsichtlich der Anforderungen<br />
fächerübergreifenden Unterrichts mildern und Umsetzungsstrategien vermitteln.<br />
5.5.2 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> in Projektform<br />
Die Arbeit mit Projekten zur Verankerung des Themas Mobilität bietet sich aus verschiedenen Gründen<br />
an. Die Umsetzung in Projektform erweist sich bereits aus dem Grund als sinnvoll, da sich diese<br />
Herangehensweise an der Philosophie ‚Learning by Doing’ orientiert und die Idee des ganzheitlichen<br />
Handelns aufgreift. Projektunterricht wurde aus der Erkenntnis entwickelt, dass selbständiges Handeln<br />
dazu beiträgt, Zusammenhänge leichter zu erfassen und zu verarbeiten sowie neu erlerntes Wissen<br />
besser zu behalten. Eng verbunden mit der Durchführung von Projekten ist im Allgemeinen das Ziel,<br />
etwas zu verändern oder zu gestalten. Dies gilt auch <strong>für</strong> Projekte zum Thema Mobilität. In einem Projekt<br />
an der Schule können konkret Verkehrssituationen im Schulumfeld von Schülerinnen und Schülern<br />
verändert werden. Dies kann die Beseitigung einer Gefahrenstelle im Straßenraum im Umfeld der<br />
Schule sein oder die Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage, die dazu motivieren kann,<br />
dass wieder mehr Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer, mit dem Fahrrad zur<br />
Schule kommen. Der Lernprozess stellt sich in dieser Hinsicht nicht als Selbstzweck dar, sondern<br />
trägt zur „(…) Veränderung und Gestaltung von Schule und Gesellschaft [bei]“ (Seilnacht o.J.).<br />
Projekte zum Thema Mobilität können in unterschiedlicher Form durchgeführt werden. Es ist zum einen<br />
möglich, im Rahmen eines einzelnen Faches ein Projekt durchzuführen, das über einen bestimm-
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 35<br />
ten Zeitraum innerhalb der Unterrichtsstunden stattfindet. Zum anderen können Projekte auch losgelöst<br />
vom Fachunterricht und mit einem eigenen Zeitbudget ausgestattet stattfinden. Projekte können<br />
an einem Projekttag, in einer Projektwoche oder parallel zum Unterricht über ein halbes bzw. ganzes<br />
Schuljahr realisiert werden.<br />
Am Goethe-Gymnasium in Dortmund wurde innerhalb des Projektes „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an<br />
Schulen“ über ein gesamtes Schuljahr in der 11. Jahrgangsstufe ein Projekt unter dem Titel „Goethe<br />
mobil“ durchgeführt. Im Schuljahr 2004/05 befassten sich die Schülerinnen und Schüler in sechs<br />
Projektgruppen mit Themen rund um die Mobilität auf dem Schulweg unter so unterschiedlichen<br />
Themen wie:<br />
4 Zugangskarte <strong>für</strong> ÖV-Verkehrsmittel, Schulräume und -computer,<br />
4 Verbesserung der Erreichbarkeit der Schule durch Bus und Bahn,<br />
4 Verkehrssicherheit auf dem Schulweg (Tempo 30 auf einer Hauptverkehrsstraße vor der Schule),<br />
4 Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage an der Schule,<br />
4 Schulwegservice <strong>für</strong> die neuen Schuljahrgänge,<br />
4 Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> das Projektthema (Platzierung in Presse und Lokalradio).<br />
Die Projektgruppen wurden vom Jahrgangsstufenkoordinator betreut und hatten die Möglichkeit,<br />
fachliche Fragen im Unterricht zu thematisieren. Auf regelmäßigen Projektgruppentreffen diskutierten<br />
die Projektgruppensprecherinnen und -sprecher das Fortkommen der einzelnen Projektgruppen.<br />
Die Projektgruppen hatten keine feste Betreuung. Für die Projektgruppenarbeit stand wöchentlich<br />
eine Schulstunde zur Verfügung.<br />
Ein Projekt sollte immer – ob im Rahmen eines projektorientierten Unterrichts, eines Projekttags oder<br />
einer Projektwoche – nach einem bestimmten Muster angegangen werden (Hänsel 1991: 39 zitiert<br />
nach learn:line NRW).<br />
Schritt 1 zur Umsetzung eines Projekts: Zuerst sollten die Schülerinnen und Schüler einen Projektgegenstand<br />
oder eine Sachlage auswählen, die <strong>für</strong> sie selbst ein echtes bzw. reales Problem darstellt<br />
und an dessen Lösung ein eigenes Interesse besteht.<br />
Schritt 2 zur Umsetzung eines Projekts: Die Schülerinnen und Schüler müssen sich handlungsbezogen<br />
mit dem Problem auseinandersetzen. Hierzu müssen sich die Schülerinnen und Schüler das<br />
notwendige Hintergrundwissen aneignen und den Bezug zur Praxis herstellen. Sie müssen nach<br />
Gründen forschen, warum sich der ausgewählte Projektgegenstand als problematisch erweist. Bei<br />
diesem Schritt wird beispielsweise die ‚theoretische’ Auseinandersetzung mit dem Thema Mobilität<br />
ermöglicht.<br />
Schritt 3 zur Umsetzung eines Projekts: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln möglichst selbständig<br />
einen gemeinsamen Plan zur Lösung des Problems. Hierbei überlegen sie, welche Maßnahmen<br />
zur Realisierung des Plans notwendig sind und welche externen Akteure einbezogen werden<br />
können.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 36<br />
Schritt 4 zur Umsetzung eines Projekts: Die gefundene Problemlösung wird von den Schülerinnen<br />
und Schülern an der Wirklichkeit überprüft. In einer abschließenden Befragung wird überprüft, ob die<br />
Bearbeitung des Projekts Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der teilnehmenden Akteure hat.<br />
Bei der Umsetzung von Projekten zum Thema Mobilität sind verschiedene Dinge zu beachten:<br />
4 Das Interesse und die Motivation der Schüler müssen geweckt werden<br />
Interesse und Motivation der Schülerinnen und Schüler sind grundlegende Voraussetzung <strong>für</strong><br />
das Gelingen eines Projekts. Als Projektgegenstand sollte daher ein Thema ausgewählt werden,<br />
mit dem sich die Schülerinnen und Schüler identifizieren können und der eine hohe Bedeutung<br />
<strong>für</strong> ihren Alltag hat. Ein Interesse kann häufig gerade in den Zusammenhängen geweckt<br />
werden, in denen eine negative Betroffenheit besteht. Ein Beispiel <strong>für</strong> eine negative Betroffenheit<br />
stellen zu den Stoßzeiten überfüllte öffentliche Verkehrsmittel dar, die die Schülerinnen und<br />
Schüler <strong>für</strong> den Schulweg nutzen.<br />
Es ist wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer den Schülerinnen und Schülern das Thema „Mobilität“<br />
nicht mit erhobenem Zeigefinger vermitteln und ein nachhaltiges oder sozial verträgliches<br />
Mobilitätsverhalten einfordern. Es geht vielmehr darum, die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse<br />
ernst zu nehmen und im Rahmen von Diskussionen Zusammenhänge zu verdeutlichen. In der<br />
Altersgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen interessieren sich die Schülerinnen und Schüler weniger<br />
<strong>für</strong> die ökologische Dimension des Verkehrs sondern eher <strong>für</strong> wirtschaftliche oder finanzielle<br />
sowie psychologische Aspekte der Mobilität und der Verkehrsmittelwahl. <strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
sollte dort anknüpfen, wo die Schülerinnen und Schüler Berührungspunkte in<br />
ihrem Alltag erleben.<br />
4 Die Ziele müssen überschaubar und realistisch gewählt werden<br />
Die Ziele, die innerhalb der Projektlaufzeit erreicht werden sollen, müssen realistisch gewählt<br />
werden, um Enttäuschungen und Demotivation bei den Schülerinnen und Schülern aber auch<br />
bei den Lehrkräften zu vermeiden. Als hilfreich kann es sich erweisen, wenn die Lehrerinnen<br />
und Lehrer die Umsetzungsmöglichkeiten vor Aufnahme des Projekts überprüfen und schon<br />
vorab einschätzen können, welche Realisierungschancen bestehen. In der Regel ist es sinnvoll,<br />
kleine Etappenziele zu formulieren, die kleine Zwischenerfolge ermöglichen. Diese kleineren Erfolge<br />
sollten unbedingt auch außerhalb des Projektes kommuniziert werden, um die Akzeptanz<br />
und die Motivation zu erhöhen.<br />
4 Die Laufzeit der Projekte sollte sinnvoll gewählt werden<br />
Die Laufzeit der Projekte darf nicht zu lang gewählt werden. Möglicherweise ist bei einer zu langen<br />
Laufzeit der Erfolg der Projekte nicht mehr <strong>für</strong> alle Schülerinnen und Schüler sichtbar, da<br />
sie die Schule möglicherweise zuvor verlassen haben. Bei einer zu lang gewählten Laufzeit besteht<br />
auch die Gefahr, dass sich das Projekt „totläuft“ und im Laufe der Zeit die Motivation, an<br />
dem Projekt aktiv zu arbeiten nachlässt.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 37<br />
4 Eine Betreuung durch eine Lehrkraft ist unabdingbar<br />
Auch in höheren Jahrgängen ist die intensive Betreuung eines Projektes oder der Projektgruppen<br />
sehr wichtig. Auch ältere Schülerinnen und Schülern sind in der Regel nicht unbedingt in<br />
der Lage, abschätzen zu können, was sie leisten können, wie das Gelernte in der Realität anzuwenden<br />
ist und wie externe Hilfe einzuholen ist. Lehrerinnen und Lehrer sollten bei der Vorgehensweise<br />
und der Projektplanung unterstützend tätig sein. Sie können Hinweise geben, wie<br />
und wo Informationen <strong>für</strong> die Projektdurchführung zu beschaffen sind und Kontakte zu außerschulischen<br />
Partnern knüpfen. Die Erfahrung zeigt, dass auch Lehrerinnen und Lehrer oft den<br />
Aufwand der Durchführung eines Projektes unterschätzen, und dass Ausdauer und Beharrlichkeit<br />
notwendig sind, um Dinge umzusetzen.<br />
4 Eine Kooperation mit externen Partnern unterstützt die Arbeit an den Schulen<br />
Da der Umgang mit einem praktischen Problemgegenstand <strong>für</strong> Schüler und Lehrer eine ungewohnte<br />
Situation darstellt und häufig sowohl wenig Sachwissen vorliegen, als auch die eigentliche<br />
Zuständigkeit nicht im Bereich der Schule liegt, sollten externe Partner in die Arbeit einbezogen<br />
und <strong>Netzwerk</strong>e mit ihnen aufgebaut werden. So kann der Unterricht praxisnah gestaltet<br />
werden. Für die Schülerinnen und Schüler ist es spannend, Erfahrungen außerhalb der Schule<br />
in der „realen Umwelt“ zu sammeln und sehr abwechslungsreich, wenn sie Lernorte außerhalb<br />
der Schule aufsuchen können.<br />
Auch <strong>für</strong> die Schule kann es nützlich sein, Kontakte herzustellen, die langfristig oder in anderen<br />
Zusammenhängen hilfreich sein können. Je nach Projektinhalt ist es eventuell sinnvoll, nicht nur<br />
die „klassischen“ externen Partner einzubeziehen, sondern auch außergewöhnliche Partner zu<br />
gewinnen (z. B. eine Krankenkasse im Rahmen der Bewegungsförderung).<br />
Kooperationspartner müssen schon sehr frühzeitig einbezogen werden, um mögliche gemeinsame<br />
Ziele und Handlungsoptionen zu entwickeln. Unrealistische, unreflektierte Forderungen<br />
nach Veränderungen durchzusetzen, die oft von Schülerinnen und Schülern gestellt werden,<br />
stoßen oft auf Ablehnung seitens des Kooperationspartners; hier ist eine Moderation insbesondere<br />
durch die Lehrerinnen bzw. Lehrer erforderlich.<br />
4 Spaß darf nicht zu kurz kommen<br />
Last but not least darf der Spaß an dem Projekt nicht zu kurz kommen. Spaß an der Projektarbeit<br />
führt dazu, dass auch das Thema positiv wahrgenommen wird. Dies ist ein wesentliches<br />
Ziel des schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s.<br />
5.5.3 <strong>Mobilitätsmanagement</strong> als ‚Event’<br />
Ein „Event“ ist eine einmalige Aktion, wobei an einem (bzw. zwei) Tag(en) ein Thema besondere Aufmerksamkeit<br />
erhält, indem sich mindestens eine Gruppe (i. d. R. die der Schülerinnen und Schüler)<br />
mit dem Thema „Mobilität“ befasst. Meist gründet dieses Event aber darauf, dass zwei Gruppen (z. B.<br />
die der Schülerinnen und Schüler mit den Lehrerinnen und Lehrern aber auch den Eltern) in einen<br />
Dialog über das Thema geraten. Ein bekanntes Beispiel aus der Verkehrssicherheitsarbeit ist der Verkehrssicherheitstag,<br />
der in unterschiedlicher Form in vielen Gemeinden und Städten jährlich organisiert<br />
wird. Eine ähnliche Veranstaltung kann auch an einer Schule durchgeführt werden. Denkbar ist<br />
ein Tag zu Beginn oder am Ende des Schuljahres, an dem Aktionen rund um das Thema „Mobilität“<br />
angeboten werden. Hauptorganisatoren sollten die Schülerinnen und Schüler der oberen Klassen
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 38<br />
sein, die sich hier mit ihren Interessen einbringen können, und die auch gleichzeitig Zielgruppe der<br />
angebotenen Aktionen sein sollen/können.<br />
An einem „Tag der Mobilität“ kann beispielsweise der ADAC mit Bremstests bei unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten das Bremsverhalten von Pkw aufzeigen, mit einem Gurtschlitten der Verkehrswacht<br />
kann demonstriert werden, welche Konsequenzen es hat, nicht angeschnallt zu verunfallen, der<br />
ADFC kann mit den Schülerinnen und Schülern zusammen einen Fahrradparcours und/oder Fahrradsicherheitschecks<br />
anbieten etc. Für diese Altersgruppe ist es am interessantesten, wenn sich die Aktion<br />
um den bevorstehenden Führerscheinerwerb dreht, dennoch sollte das Ziel – der Sensibilisierung<br />
<strong>für</strong> die Verkehrsproblematik und den Kompetenzerwerb <strong>für</strong> eine bewusste Verkehrsmittelwahl eine<br />
Verantwortung zu tragen – nicht aus den Augen verloren werden.<br />
Über einen „Tag der Mobilität“ hinaus gibt es jedoch weitere vielfältige denkbare Formen von Aktionen,<br />
die mit Schülerinnen und Schülern ab der 8. /9. Klassen durchgeführt werden können. Gute Beispiele<br />
sind Ausflüge zu verkehrsrelevanten Akteuren in der Stadt , um Rahmenbedingungen der Mobilität<br />
im lokalen Umfeld kennen zu lernen, ein selbst organisierter Klassenausflug mit umweltfreundlichen<br />
Verkehrsmitteln oder die Teilnahme an dem jährlich stattfindenden „Walk-to-school-day“ bzw.<br />
Begleitung von jüngeren Klassen an diesem Tag.<br />
Die Durchführung des Events sollte von der Schulleitung und den Lehrerinnen sowie Lehrern unterstützt<br />
werden, die Organisation sollte aber zu einem großen Teil den Schülerinnen und Schülern der<br />
höheren Klassen überlassen werden.<br />
5.6 Evaluieren<br />
Um festzustellen, ob die Maßnahmen des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s erfolgreich waren, ist es notwendig,<br />
im Nachhinein eine Evaluation durchzuführen. Der zeitliche Abstand zu den durchgeführten Maßnahmen<br />
sollte nicht zu kurz bemessen sein, um verwertbare Ergebnisse zu erzielen. Ist der Abstand zu<br />
kurz und sind die Erinnerungen bei den Einzelnen an die Maßnahmen noch so präsent, neigen sie<br />
meist dazu, ihr eigenes Verhalten sehr im Sinne der Zielsetzung der Maßnahmen zu bewerten. Sinnvoll<br />
ist daher eine erste Erhebung frühestens nach ca. einem halben Jahr nach Einführung der Maßnahmen.<br />
Ziel der Evaluierung ist, zu ermitteln, ob sich das Verkehrsverhalten der einzelnen Gruppen nach<br />
Durchführung der Maßnahmen zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule zur Situation vorher verändert<br />
hat. Ein weiteres Ziel kann eine Bewertung dessen sein, ob eine Sensibilisierung im Hinblick auf<br />
die eigene Mobilität stattgefunden hat. Während <strong>für</strong> den ersten Teil der Analyse in erster Linie quantitative<br />
Daten erhoben werden müssen, ist bei der Ermittlung von Meinungen eher eine qualitative Analyse<br />
notwendig.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 39<br />
6. Literatur<br />
Freyer, Walter; Groß, Sven: Mobilitäts- und Verkehrsverhalten von Jugendlichen. Technische Universität<br />
Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Institut <strong>für</strong> Wirtschaft und<br />
Verkehr, Professur <strong>für</strong> Tourismuswirtschaft. Dresden<br />
www.tu-dresden.de/vkiwv/vwitou/mitarbeiter/Jugendliche.pdf (Zugriff: 19.04.2004)<br />
Hunecke, Marcel (2002): Umweltbewusstsein, symbolische Bewertung der Mobilität und Mobilitätsverhalten.<br />
In: Hunecke, M., Tully, C. J. und Bäumer, D.: Mobilität von Jugendlichen. Opladen<br />
2002<br />
Kuhnet, B., Müllert, N. (1996): Moderationsfibel Zukunftswerkstätten. Verstehen Anleiten Einsetzen.<br />
Das Praxisbuch zur Sozialen Problemlösungsmethode Zukunftswerkstatt, Ökotopia-Verlag,<br />
Münster<br />
Moegling, Klaus (1998): Fächerübergreifender Unterricht – Wege ganzheitlichen Lernens in der<br />
Schule.<br />
Roer, Wilhelm; Stäudel, Lutz (o. J.): Fächerverbindend und fächerübergreifend – Neue Ansätze im<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht. www.hrz.uni-kassel.de/fb19/chemdid/schriften/112.htm<br />
Seilnacht, Thomas (o. J.): Projektunterricht – Möglichkeiten eines nachhaltigen Unterrichts.<br />
www.seilnacht.com/projekt.html<br />
Tully, Claus J. (1998): Rot, cool und was unter der Haube – Jugendliche und ihr Verhältnis zu Auto<br />
und Umwelt, Eine Jugendstudie. Augsburg 1998<br />
VCÖ Verkehrsclub Österreich (Hrsg.) (o. J.): <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> Schulen – Wege zur Schule<br />
neu organisieren. Linz
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 40<br />
Anhang<br />
Lehrmaterial und Literatur zum Thema „<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong>“<br />
<strong>für</strong> die Altersstufe ab der 8. Klasse<br />
Unterrichtsmaterial zum schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
Zu den Themen „Mobilität“ und „Verkehr“ wird eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien von verschiedenen<br />
Herausgebern wie beispielsweise Verkehrsunternehmen, der Verkehrswacht, von Umweltschutzverbänden<br />
oder den Landesinstituten <strong>für</strong> Schulbildung in Nordrhein-Westfalen angeboten. Die<br />
Unterrichtsmaterialien werden altersgerecht aufbereitet und beinhalten vielseitige Informationen und<br />
Aufgaben zur Verkehrsmittelwahl, Auswirkungen der Mobilität auf die Umwelt, sozialem Verhalten und<br />
zur Geschichte bzw. der Zukunft der Mobilität. Für die verschiedenen Lernniveaus werden Lehrbücher<br />
oder Lehrhefte, teilweise CD-ROMs oder Videokassetten und zusätzliches Material in Form von Folien<br />
oder Arbeitsblättern <strong>für</strong> die Lehrer angeboten. Unterrichtsmaterial <strong>für</strong> die Zielgruppe der <strong>15</strong>- bis 17-<br />
Jährigen wird oft unterschiedlichen Lernniveaus zugeordnet; in der Regel wird zwischen Sekundarstufe<br />
I und Sekundarstufe II differenziert.<br />
Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über Unterrichtsmaterial, das sich zur Einbindung<br />
in den Fachunterricht anbietet. Zur besseren Nutzbarkeit <strong>für</strong> die Lehrkräfte wurden die Materialien<br />
nach unterrichtsrelevanten Themen beschrieben und jeweils die Zielgruppe und Form des Materials<br />
beschrieben. Weiterhin finden sich Internetlinks, unter denen weitere interessante Materialien zum<br />
Herunterladen oder Bestellen zu finden sind.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 41<br />
Titel Themen aus dem Inhalt Art des<br />
Materials<br />
Schuljahr<br />
Herausgeber<br />
Mobil mit Bus und<br />
Was heißt mobil sein?<br />
Schülerbuch<br />
8 bis 10 Hamburger Verkehrs-<br />
Bahn<br />
Verkehr und Umwelt<br />
und Kopiervor-<br />
verbund<br />
Folgen der Mobilität<br />
lagen<br />
Stadt- und Verkehrsplanung<br />
Mofa-Projekt: Ver-<br />
Theorie zur Mofaausbildung<br />
Lehrheft und<br />
8 bis 10 Amt <strong>für</strong> Schule und<br />
kehr und Umwelt<br />
Soziales Verhalten im Verkehr<br />
Arbeitsblätter<br />
Institut <strong>für</strong> Lehrerfort-<br />
Verkehr und Umwelt<br />
bildung, Hamburg<br />
Mobilität und Verkehrsmittelwahl<br />
Verkehrsbildung –<br />
Mensch-Umwelt-Straßenverkehr<br />
Lehrheft und<br />
8 bis 10 Verlag Heinrich Vogel<br />
Umwelt und Stra-<br />
Umweltbewusstsein<br />
Folien<br />
ßenverkehr<br />
Umweltbewusstes Verhalten beim Führen<br />
von Fahrzeugen<br />
Verkehrsmanagement und Fahrer-<br />
Assistenzsysteme<br />
Auf vollen Touren!<br />
Beweglich zu sein finde ich gut<br />
Leseheft und<br />
9 bis 10 Verkehrsverbund<br />
Unterwegs mit Bus,<br />
Was hat Europa mit dem Bus vor deiner<br />
Arbeitsbögen <strong>für</strong><br />
Rhein-Neckar<br />
Bahn & Co. – das<br />
Haustür zu tun?<br />
Schüler, Be-<br />
Heft <strong>für</strong> Cracks<br />
Glotzt er oder glotzt er nicht?<br />
gleitheft <strong>für</strong><br />
Ärger aus der Dose<br />
Lehrer<br />
Zum Mobilitätsverhalten in Industrieländern<br />
und Wachstumsländern<br />
Ein Vergleich von Auto und ÖPNV<br />
Was hat Zukunft?<br />
Menschen<br />
erfinden Verkehrsmittel<br />
Was beeinflusst unsere Mobilität?<br />
Aufbau und Funktion von Verkehrsmitteln<br />
Auswirkungen von Verkehr<br />
Kosten der Mobilität<br />
Verkehr an unserer Schule<br />
Zukunft von Verkehrsmitteln<br />
Themenmappe 9 bis 10 Institut <strong>für</strong> Qualitätsentwicklung<br />
an Schulen,<br />
Schleswig Holstein<br />
(IQSH)<br />
0431/ 54 03 148 oder<br />
http://www.iqsh.lernnet<br />
z.de/content/index.php<br />
Mobile Schule –<br />
aktiv mit dem Fahr-<br />
"Fahrradfahren in der Schule"<br />
Lehrheft<br />
Sekundarstufe<br />
I<br />
Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />
Jugend und Sport<br />
rad<br />
Baden-Württemberg<br />
Referat VI/3<br />
Postfach 10 34 42,<br />
70029 Stuttgart<br />
(Fax: 0711/ 279-2795)<br />
Mobil mit Bus und<br />
Was heißt mobil sein?<br />
Lehrheft und<br />
8 bis 11 Amt <strong>für</strong> Schule und<br />
Bahn -<br />
Mobilität = Automobilität<br />
Arbeits- und<br />
Institut <strong>für</strong> Lehrerfort-<br />
Verkehr und Umwelt<br />
Infoblätter<br />
bildung, Hamburg<br />
Öko-Bilanz: Verkehrsmittel im Vergleich<br />
Stadt- und Verkehrsplanung
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 42<br />
Indirekte Verkehrs-<br />
Bildung an weiterführenden<br />
Schulen.<br />
Ein Beitrag zur<br />
Sicherheits- und<br />
Themenmappen zu unterschiedlichen<br />
Unterrichtsfächern (z.B. Biologie, Englisch,<br />
Französisch)<br />
unterschiedliche Themen z.B. Aggression<br />
im Straßenverkehr,<br />
Lehrhefte,<br />
Folien<br />
8 bis 12 Deutsche Verkehrswacht<br />
Bezug über den Heinrich<br />
Vogel Verlag<br />
http://www.verlag-<br />
Umwelterziehung.<br />
Umwelt und Straßenverkehr<br />
heinrich-vogel.de<br />
Neue Wege? Verkehr<br />
in der Industriegesellschaft<br />
Verkehr im Umfeld der Schule<br />
Die Folgen des Energieverbrauchs in den<br />
Industrieländern<br />
Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Kosten des Autoverkehrs<br />
Mobilität und Zeit: Über den Sinn der<br />
Mobilität<br />
Drei Konzepte <strong>für</strong> den Verkehr der Zukunft<br />
Lehrbuch Oberstufe Amt <strong>für</strong> Schule und<br />
Institut <strong>für</strong> Lehrerfortbildung,<br />
Hamburg<br />
Jugend und Verkehr<br />
Verkehr und Umwelt<br />
Lehrhefte,<br />
Oberstufe<br />
Deutsche Verkehrs-<br />
– Schulprojekte <strong>für</strong><br />
Schreibwerkstatt<br />
Folien und<br />
wacht<br />
die Sekundarstufe II<br />
Online und offline<br />
CD-Rom<br />
(02225/ 884-0,<br />
Risiko<br />
jw@dvw-ev.de)<br />
Driving Forces<br />
Mobilität 21 – Anregungen<br />
zur Verkehrserziehung<br />
Gymnasium, Heft 1<br />
bis 5, Sekundarstufe<br />
II<br />
Entdecken neuer Verantwortungsbereiche<br />
Lebenswelten und Mobilität<br />
Alkohol und Drogen<br />
Umwelt und Verkehr<br />
Verkehrsplanung und Verkehrskonzepte<br />
Witterungseinflüsse und Verkehrssicherheit<br />
Recht und Verkehr<br />
Lehrhefte Oberstufe Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />
Jugend und Sport<br />
Baden-Württemberg<br />
Referat VI/3<br />
Postfach 10 34 42,<br />
70029 Stuttgart<br />
(Fax: 0711/ 279-2795)<br />
Mobilität 21 – Anre-<br />
Wir leben in einer Welt<br />
Lehrerheft<br />
Real-<br />
Ministerium <strong>für</strong> Kultus,<br />
gungen zur Ver-<br />
Mögliche Lösungswege aus der globalen<br />
schule 9<br />
Jugend und Sport<br />
kehrserziehung<br />
Umweltzerstörung<br />
bis 10<br />
Baden-Württemberg<br />
Realschule<br />
Verantwortung <strong>für</strong> unsere Welt<br />
Referat VI/3<br />
Globale Gesundheitsrisiken beeinflussen<br />
Postfach 10 34 42,<br />
In anderen Ländern sicher unterwegs sein<br />
70029 Stuttgart<br />
(Fax: 0711/ 279-2795)<br />
Pauk & Ride<br />
Bewegte Jugend: Mobilitätsverhalten<br />
PDF-Dokumente<br />
Ab 9.<br />
VGN<br />
Das junge Mobili-<br />
Untersuchungen zum Mobilitätsverhalten<br />
zum Downloa-<br />
Klasse<br />
http://schule.vgn.de/<br />
tätsnetz des VGN<br />
Die externen Kosten des Verkehrs<br />
den<br />
Tabelle 1: Beispielhafte Unterrichtsmaterialien (eigene Darstellung)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 43<br />
Interessante Links <strong>für</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule<br />
Weitere Informationen zu den Themen Mobilitäts- und Verkehrserziehung sind auch im Internet zu<br />
finden. Die folgenden Links sollen die Suche nach guten Materialien etwas erleichtern.<br />
Verkehrs- und Mobilitätserziehung auf den Landesbildungsservern:<br />
Landesbildungsserver Baden-Württemberg:<br />
www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/verkehrserziehung<br />
Brandenburgischer Bildungsserver:<br />
www.bildung-brandenburg.de/index.php?id=1655<br />
Hamburger Bildungsserver:<br />
www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=themen.verkehrserz.<br />
Bildungsserver Hessen:<br />
http://lernarchiv.bildung.hessen.de/verkehrserziehung<br />
Niedersächsischer Bildungsserver:<br />
www.nibis.de/nibis.phtml?menid=840<br />
Curriculum Mobilität:<br />
www.curriculum-mobilitaet.de<br />
Bildungsportal Nordrhein-Westfalen:<br />
http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schule/System/Faecher/Verkehrserziehung/index.html<br />
„Verkehrs- und Mobilitätserziehung in der Schule“ – Rahmenvorgaben des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen (zu beziehen über den Ritterbach-Verlag: www.schul-welt.de)<br />
Bildungsserver Rheinland-Pfalz:<br />
http://verkehrserziehung.bildung-rp.de<br />
Bildungsserver Saarland:<br />
www.bildungsserver.saarland.de/aktuell.htm<br />
(Unterrichts-)Materialien <strong>für</strong> die Sekundarstufe I und II im Internet<br />
Learn:Line Nordrhein-Westfalen<br />
www.learn-line.nrw.de<br />
Dieses Angebot des Landesinstituts <strong>für</strong> Schule bietet Unterrichtsmaterialien zu vielfältigen Themen,<br />
die im Unterricht behandelt werden können, z. B. „Wie viel Auto verträgt die Welt?“<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen (BAST): www.bast.de/htdocs/fachthemen/referat/u1/u1_progr.htm<br />
Verkehrserziehung an weiterführenden allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Umfangreiche<br />
Datenbank mit einer Vielzahl von guten Materialien und Projekten sortiert nach Bundesländern und<br />
Themenschwerpunkten.<br />
Verkehrsinstitut Bielefeld e. V.:<br />
www.vi-mediathek.de/index.html<br />
Mediathek zur nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität: Auf den Seiten der Mediathek wird ein<br />
recht umfassendes Angebot an Materialien <strong>für</strong> alle Schulformen und Jahrgangsstufen geboten. Die<br />
Materialien sind sowohl <strong>für</strong> den Unterricht als auch <strong>für</strong> außerschulische Aktionen geeignet.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 44<br />
Organisationen und Institutionen<br />
Viele Organisationen und Institutionen befassen sich mit einer nachhaltigen Verkehrs- und Mobilitätserziehung.<br />
Selbstverständlich ist immer zu berücksichtigen, welchen Hintergrund die einzelnen Organisatoren<br />
und Institutionen haben.<br />
ADAC:<br />
ACE:<br />
Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR):<br />
Deutsche Verkehrswacht:<br />
Landesverkehrswacht:<br />
Lernwerkstadt:<br />
http://www.adac.de/Verkehr/Verkehrserziehung<br />
http://www.ace-online.de<br />
http://www.dvr.de<br />
http://www.dvw-ev.de<br />
http://www.landesverkehrswacht.de<br />
http://www.lernwerkstadt.de<br />
Fachverband Fußverkehr Deutschland (Fuß e.V.): http://www.fuss-ev.de<br />
Verkehrsclub Deutschland (VCD):<br />
Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung:<br />
http://www.vcd.org<br />
www.bzga.de
Steckbriefe<br />
Gute Beispiele von Maßnahmen zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> mit Jugendlichen<br />
Aus der Recherche in dem Projekt „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 46<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Zukunftswerkstatt Mobilität<br />
Schüler/-innen, Lehrer/-innen und<br />
Moderator/-in<br />
Arbeitsutensilien: Papier, Karteikarten,<br />
Klebe, Stifte, etc.; evtl. Aufwandsentschädigung<br />
<strong>für</strong> externe Moderation<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
In einer Zukunftswerkstatt wird auf unkonventionelle Weise in<br />
einer Gruppe zu einem konkreten Thema – beispielsweise<br />
einer Problemstellung – gearbeitet. Ziel der Zukunftswerkstatt<br />
Mobilität ist es, sich mit dem Thema „Mobilität an der eigenen<br />
Schule“ kreativ auseinanderzusetzen und „Visionen“ <strong>für</strong> die<br />
Zukunft zu entwickeln bzw. mögliche Probleme aufzudecken<br />
und kreative Lösungsansätze zu finden.<br />
Abbildung 11:<br />
Ergebnisse einer Zukunftswerkstatt (eigenes<br />
Foto)<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Eine Zukunftswerkstatt findet an mindestens einem, besser sogar an zwei aufeinander folgenden<br />
Tagen statt. Eine externe Moderatorin oder ein externer Moderator, eine Lehrerin oder ein Lehrer, die/<br />
der mit der Methode vertraut ist und nicht in der Klasse unterrichtet, führt durch die Veranstaltung. Die<br />
Zukunftswerkstatt besteht aus drei Phasen: 1. Kritikphase, 2. Utopie- und Phantasiephase, 3. Umsetzungsphase<br />
In der Kritikphase werden Probleme und Kritik an der Mobilität bzw. dem Verkehr im Schulumfeld geäußert.<br />
In der Regel findet zuerst ein Brainstorming statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf<br />
Karteikarten notieren, was ihnen nicht gefällt. Die Kritikpunkte werden anschließend mit der ganzen<br />
Klasse nach Themen sortiert und in eine Rangfolge gebracht, aber nicht kommentiert. Die Kritikphase<br />
dient zum „Rauslassen“ der negativen Gedanken. In der Utopie- und Phantasiephase werden Hoffnungen<br />
und Wünsche <strong>für</strong> die Zukunft ausgedrückt. Hierbei soll ruhig „gesponnen“ und übertrieben<br />
werden. Zunächst kann wiederum ein Brainstorming durchgeführt werden, die Schülerinnen und<br />
Schüler können ihre Gedanken aber auch in einem Bild, Gedicht, Lied oder einem Sketch ausdrücken.<br />
Die Schülerinnen und Schüler präsentieren zum Abschluss der Phase ihre Phantasien der Klasse. In<br />
der Umsetzungsphase wird in Gruppen nach konkreten Lösungsansätzen gesucht. Die Ergebnisse<br />
aus der Kritik- und Utopiephase werden einbezogen. Die Vorschläge werden auf Plakaten festgehalten<br />
und am Ende des Tages der Klasse vorgestellt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Zeitpunkt der Zukunftswerkstatt festlegen<br />
• Moderator einladen<br />
• Räumlichkeiten festlegen/buchen<br />
• Material einkaufen – Karteikarten, Heftzwecken/Tesafilm, Plakate, Filzstifte etc. (Schüler sollen<br />
auch selbst Material <strong>für</strong> die Plakatpräsentation mitbringen)<br />
Literatur: Kuhnet, B., Müllert, N. (1996): Moderationsfibel Zukunftswerkstätten. Verstehen Anleiten Einsetzen. Das<br />
Praxisbuch zur Sozialen Problemlösungsmethode Zukunftswerkstatt, Ökotopia-Verlag, Münster
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 47<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Verkehrszählung, Tempomessung und Schülerbefragung<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Schülerinnen und Schüler führen eine Verkehrszählung,<br />
eine Tempomessung und Schülerbefragung<br />
im Schulumfeld durch, um das Verkehrsaufkommen<br />
zu analysieren und gleichzeitig<br />
mögliche Verkehrsprobleme aufzuzeigen. Mit<br />
den Ergebnissen kann die Verkehrssituation<br />
objektiv beschrieben werden, gleichzeitig werden<br />
durch die Befragung individuelle Eindrücke<br />
der Schülerinnen und Schüler ermittelt.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Schülerinnen und Schüler erstellen im Unterricht<br />
Zählformulare und qualitative Fragebögen.<br />
Die Zählformulare werden so gestaltet, dass Anzahl der Fußgänger, Fahrräder, Autos und Autoinsassen,<br />
Lkw, Busse und Motorräder eingetragen werden können. Mit den qualitativen Fragebögen<br />
wird die Meinung der Schülerinnen und Schüler zum Verkehrsaufkommen abgefragt.<br />
Im Unterricht werden die Zählstationen ausgewählt und festgelegt. Vorab wird geklärt, ob ausschließlich<br />
der Verkehr Richtung Schule oder auch der sich von der Schule fortbewegende Verkehr gezählt<br />
wird. Jeder Schülerin und jedem Schüler wird eine eindeutige Zählaufgabe zugewiesen. Das kann<br />
bedeuten, dass eine Schülerin/ein Schüler das gesamte Verkehrsaufkommen an einem Straßenquerschnitt<br />
erhebt oder nur das Verkehrsaufkommen einer Fahrtrichtung oder einer Fahrspur oder nur<br />
bestimmte Verkehrsmittel oder die Zahl der Autoinsassen. Die Schülerbefragungen werden von weiteren<br />
Schülerinnen und Schülern an den Zählstationen durchgeführt. Gezählt und befragt werden soll<br />
eine halbe Stunde vor Schulbeginn bis eine viertel Stunde nach Schulbeginn. Um die Ergebnisse anschaulich<br />
präsentieren zu können, werden Photos an den Stationen und von den Befragungen gemacht.<br />
Tempomessungen können in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Verkehrswacht durchgeführt<br />
werden. Auch die Ergebnisse der Tempomessung sollten schriftlich festgehalten werden und Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />
dokumentiert werden.<br />
Die Ergebnisse werden im Unterricht von den Schülern ausgewertet und können in Form von Grafiken<br />
und Texten aufbereitet werden. Die Zählungen werden regelmäßig wiederholt, so dass die Ergebnisse<br />
verglichen und Veränderungen wahrgenommen werden können.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Zeitpunkt der Erhebung festlegen<br />
• Jugendliche, Eltern und evtl. Polizei informieren<br />
• Zählformulare und Fragebögen erstellen<br />
• Zählstationen vereinbaren und Zähler und Befrager eindeutig zuweisen<br />
• Daten auswerten und aufbereiten<br />
Abbildung 12:<br />
Tempomessung an einer Hauptverkehrsstraße (eigenes Foto)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 48<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Schulweganalyse<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Polizei, Kommune,<br />
Verkehrsunternehmen<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Durch eine Schulweganalyse können Schülerinnen<br />
und Schüler aufzeigen, welche<br />
Straßen, Straßenquerungen usw. sie auf<br />
ihrem Schulweg <strong>für</strong> problematisch oder<br />
gefährlich halten und konkrete Verbesserungsvorschläge<br />
erarbeiten.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Jede Schülerin und jeder Schüler zeichnet<br />
auf einem Plan ihre/seinen Schulweg ein<br />
und markiert problematische Stellen <strong>für</strong><br />
Abbildung 13: Gefahrenstellen ermitteln (Quelle: DVR)<br />
Fußgänger/-innen, Inlineskater/-innen, Radfahrer/-innen usw. Die problematischen Stellen werden<br />
durchnummeriert, kurz beschrieben und evtl. fotografiert. In einem weiteren Schritt erarbeiten die<br />
Schülerinnen und Schüler konkrete Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> ihren Schulweg. Zum Abschluss<br />
wird ein gemeinsamer Plan mit der ganzen Klasse erstellt. Hier werden nun alle Problemstellen eingezeichnet<br />
und beschrieben sowie Vorschläge zur Verbesserung gemacht.<br />
Die Schülerinnen und Schüler können die Ergebnisse ihrer Analyse samt Verbesserungsvorschlägen<br />
der Schulleitung, Vertretern der Kommune, der Polizei, der Verkehrsunternehmen oder der Presse<br />
präsentieren. Hilfreich ist das Ergebnis der Schulweganalyse insbesondere <strong>für</strong> die Schülerinnen und<br />
Schüler der fünften Klassen und deren Eltern, die noch unentschlossen sind, welcher der sicherste<br />
Weg zur Schule ist.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Vorbereitung des Kartenmaterials<br />
• Information der Schülerinnen und Schüler<br />
• Durchführung der Kartierung und Beschreibung von problematischen Stellen<br />
• Verbesserungsvorschläge erarbeiten<br />
• Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
• Präsentation der Ergebnisse<br />
Quelle: In Anlehnung an „Bike im Trend“ eine Aktion des Stadtschulamtes Frankfurt in Zusammenarbeit mit Umweltlernen<br />
in Frankfurt e.V., http://www.umweltlernen-frankfurt.de/BIT/index.htm
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 49<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Mobilitätstagebuch<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
In Mobilitätstagebüchern wird über mehrere Tage das Mobilitätsverhalten der Tagebuchführerinnen<br />
und -führer festgehalten. Diese Maßnahme trägt dazu bei, ein Bewusstsein <strong>für</strong> die eigene Mobilität zu<br />
entwickeln und Daten zum Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler zu sammeln. Anhand der<br />
Ergebnisse können Ziele bzgl. der Veränderung des Mobilitätsverhaltens der Schülerinnen und Schüler<br />
gesetzt werden. Beispiel: „Heute kommen 40 % der <strong>15</strong>- bis 17-Jährigen mit dem PKW zur Schule,<br />
in zwei Jahren sollen es höchstens 30 % sein.“<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
In der Vorbereitungsphase des Projektes entwerfen Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam mit den<br />
Schülerinnen und Schülern ein Mobilitätstagebuch, das der Dokumentation der zurückgelegten Wege<br />
oder Wegeketten mit dem Ziel- oder Ausgangspunkt Schule dient.<br />
Die Schülerinnen und Schüler tragen in das Tagebuch ein, welche Wege sie zurückgelegt haben,<br />
welche Verkehrsmittel sie dabei benutzt haben, welche Entfernungen zurückgelegt wurden, wie viel<br />
Zeit sie <strong>für</strong> einen Weg gebraucht haben, wie lange die Wartezeiten beim Umsteigen waren, ob es<br />
irgendwelche Besonderheiten gegeben hat und wie das Wetter war. Das Mobilitätstagebuch wird über<br />
mindestens drei Tage bis zu drei Wochen geführt. Zum Abschluss beschreiben die Schülerinnen und<br />
Schüler, wie sie an einem „normalen“ Schultag ihren Weg zur Schule zurücklegen. Dazu soll begründet<br />
werden, warum sie sich in der Regel <strong>für</strong> ein bestimmtes Verkehrsmittel entscheiden.<br />
Eine erste Auswertung kann mit der Klasse durchgeführt werden. Der Arbeitsaufwand <strong>für</strong> eine detaillierte<br />
Analyse ist innerhalb des Unterrichts kaum zu leisten, die Daten können aber beispielsweise an<br />
eine Arbeitsgruppe zum Schul-Mobilitäts-Plan weitergegeben und dort analysiert werden.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Tagebücher vorbereiten<br />
• Klasse informieren<br />
• Termin festlegen<br />
• Tagebücher auswerten<br />
• Vergleiche mit anderen Klassen anstellen<br />
• Ergebnisse ausstellen und Presse informieren<br />
Quelle: In Anlehnung an „Mobilitätsfragebogen“: In: <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen – Arbeitsblätter / Projektbeschreibungen,<br />
Ökoinstitut Südtirol/Alto Adige.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 50<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Vereinbarung zwischen Schule und Kommune zum<br />
<strong>Mobilitätsmanagement</strong><br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Stadtverwaltung, Presse<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Mit einer beidseitigen Vereinbarung zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> unterstreichen Schule und Kommune<br />
ihr Bestreben, gemeinsam neue Lösungsansätze zu den Themen Verkehr, Mobilität und Mobilitätserziehung<br />
zu entwickeln und umzusetzen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Vertreter der Stadt (z. B. Bürgermeister, Stadtplanungsamt, Schulamt bzw. Abteilung Schule) und<br />
Schule (Schüler- und Elternvertreter und Schulleitung) beschließen, zukünftig abgestimmt zum Thema<br />
Mobilität zusammenzuarbeiten. Hierzu werden gemeinsame Ziele bezüglich des <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s<br />
aufgestellt. Gemeinsame Ziele können sein, die Schulwege nachhaltiger und sicherer zu<br />
gestalten oder den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die mit dem motorisierten Individualverkehr<br />
zur Schule kommen, in einem bestimmten Zeitrahmen zu reduzieren usw. Mit dem Vertrag wird vereinbart,<br />
Informationen regelmäßig auszutauschen und geplante Aktionen und Projekte schnell umzusetzen.<br />
Die Vereinbarung soll den Status eines offiziellen Dokumentes haben und in der Schule und durch die<br />
Presse bekannt gemacht werden.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Schule oder Stadt regt an, eine Vereinbarung zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> einzugehen<br />
• Treffen der Akteure, um mögliche Bestandteile der Vereinbarung zu besprechen<br />
• gemeinsame Definition von Zielen, die durch das kooperative <strong>Mobilitätsmanagement</strong> erreicht werden<br />
sollen<br />
• Vereinbarung ausformulieren und beschließen<br />
• Schüler, Eltern und Presse informieren<br />
Quelle: Transferstelle <strong>Mobilitätsmanagement</strong>. <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen – Beispiel aus der Provinz Limburg<br />
(Belgien): www.mobilitaetsmanagement.nrw.de/index.php?mp=2&s=43
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 51<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Schulinterner Photo-Wettbewerb zum Thema<br />
Mobilität<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Presse<br />
Mittel <strong>für</strong> großformatige Photoentwicklung und Bilderrahmen<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Schülerinnen und Schüler einer Klasse richten einen Foto-Wettbewerb zum Thema Mobilität an der<br />
Schule aus. Die drei besten eingereichten Fotos werden prämiert und in der Schule im Großformat<br />
aufgehängt. Auf diese Art soll das Thema Mobilität auf kreative Weise in den Schulalltag integriert<br />
werden.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Schülerinnen und Schüler einer Klasse des 9. oder 10. Schuljahres sind Initiatoren des schulinternen<br />
Wettbewerbs zum Thema Mobilität. Die Schülerinnen und Schüler stellen das Projekt den Klassenlehrerinnen<br />
und -lehrern der anderen Klassen – beispielsweise während einer Schulkonferenz –<br />
vor und erstellen Plakate und Informationsblätter <strong>für</strong> die anderen Schülerinnen und Schüler. Auch die<br />
Lehrerinnen und Lehrer werden aufgefordert in ihren Klassen auf den Wettbewerb aufmerksam zu<br />
machen. Teilnehmende Schülerinnen und Schüler sollen möglichst originelle oder lustige Photos und<br />
Collagen zum Thema Mobilität auf dem Schulgelände oder in der Umgebung des Schulgeländes einreichen.<br />
Die initiierende Klasse setzt einen Abgabeschluss fest und wählt die drei besten Bilder aus.<br />
Die Sieger werden in einer Pause auf dem Schulhof oder an einem anderen stark frequentierten Platz<br />
geehrt. Die Gewinner-Photos werden an einem gut sichtbaren Platz im Schulgebäude ausgestellt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Plakate und Informationsmaterial vorbereiten<br />
• Lehrerin bzw. Lehrer der Schule informieren<br />
• Informationsmaterial aushängen und verteilen<br />
• eingereichte Photos bewerten<br />
• Siegerehrung durchführen<br />
• Photos aufhängen
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 52<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Experte in den Unterricht einladen oder Besuch von<br />
Experten vor Ort<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer und Experten<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Das Gespräch regt dazu an, Unterrichtswissen mit Leuten aus der Praxis zu diskutieren, zu hinterfragen<br />
und zu vertiefen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Klasse beschäftigt sich im Unterricht mit einem Thema aus dem Bereich Mobilität. Mögliche<br />
Schwerpunkte könnten Umwelt, Verkehrssicherheit, Sozialkompetenz oder Gesundheit und Fitness<br />
sein. Sobald das Thema festgelegt ist, wird eine Expertin/ein Experte eingeladen, die/der zum Abschluss<br />
der Unterrichtseinheit aus der Praxis berichten kann, nicht geklärte Fragen beantwortet und<br />
zur Diskussion bereitsteht. Die Schülerinnen und Schüler können die Expertin/den Experten auch „vor<br />
Ort“ besuchen oder die Klasse aufteilen und mehrere Experten treffen – Besuch einer Polizeiwache,<br />
eines Verkehrsunternehmens, einer Verkehrsplanerin/eines Verkehrsplaners bei der Stadtverwaltung,<br />
einer Umweltorganisation etc.<br />
Das ausgewählte Thema wird im Unterricht vorbereitet. Falls das Gespräch mit einer Expertin/ einem<br />
Experten außerhalb der Schule stattfindet, organisieren die Schülerinnen und Schüler Hin- und Rückfahrt<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Gespräche werden protokolliert und aufbereitet, so dass in<br />
der nächsten Unterrichtsstunde die Ergebnisse vorgestellt und besprochen werden können.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Fragestellung zum Thema Mobilität mit<br />
den Schülerinnen und Schülern auswählen<br />
• Expertinnen/Experten einladen oder<br />
Besuch organisieren<br />
• Gespräch mit den Schülerinnen und<br />
Schülern vorbereiten<br />
• Fahrt organisieren<br />
• Gespräch nachbereiten<br />
Abbildung 14: Experten besuchen eine Schule (Quelle: DVR)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 53<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Mobilitätszeitschrift verfassen<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Presse<br />
zum Druck der Zeitschrift<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Eine Mobilitätszeitschrift wird erstellt, um Aktionen zum Thema Mobilität an der Schule bekannt zu<br />
machen. Präsentiert werden Ablauf und Ergebnisse von bereits durchgeführten Projekten, anstehende<br />
Aktionen werden vorgestellt. Wissenswertes, Lustiges, Rätsel und Tipps rund um die Mobilität ergänzen<br />
die Informationen. Die Mobilitätszeitschrift ergänzt als Medium der Öffentlichkeitsarbeit die Aktionen<br />
zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der Schule. Füllen die Aktionen an der Schule keine komplette<br />
Zeitschrift, sind selbstverständlich ebenso Artikel in der Schülerzeitschrift möglich.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Schülerinnen und Schüler stellen die Unterlagen der abgeschlossenen Aktionen zum Thema Mobilität<br />
an der Schule zusammen und bereiten sie „zeitschriftengerecht“ auf. Die Projekte werden in<br />
kurzen Artikeln mit den wichtigsten Informationen vorgestellt und durch Bilder, Fotos und Grafiken<br />
ergänzt. Geplante Projekte werden angekündigt, weitere Informationen zu Mobilität und Verkehr ergänzen<br />
das Angebot. Interessant können Berichte über Projekte zum <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an anderen<br />
Schulen sein, ein Mobilitätsquiz, Informationen zu Helmen und Schutzkleidung <strong>für</strong> Inlineskater und<br />
Fahrradfahrer, eine Seite <strong>für</strong> (Mobilitäts-) Witze und Kurioses, Informationen und Tipps zu Bewegung,<br />
Fitness und Ernährung, eine Auflistung von Organisationen rund um das Thema Mobilität usw. Die<br />
Zeitschrift wird von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und nach dem Druck in der Schule verteilt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Informationen zu den an der Schule durchgeführten Projekten und Aktionen zusammenstellen<br />
• Informationen, Fotos, Bilder und Grafiken aufbereiten<br />
• Artikel schreiben und Layout gestalten<br />
• Druckangebote einholen und Zeitschriften in den Druck geben<br />
• fertige Zeitschriften verteilen<br />
• Presse informieren
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 54<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Fahrradwettbewerb<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Mit dem Fahrradwettbewerb sollen die Schülerinnen und Schüler den Spaß am Radfahren (wieder-)<br />
entdecken.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Ein Fahrradwettbewerb wird zwischen mehreren Klassen einer Schule oder unterschiedlichen Schulen<br />
durchgeführt. Ziel ist, mit der gesamten Klasse möglichst viele Kilometer innerhalb einer Woche mit<br />
dem Rad zurückzulegen. Gezählt werden nicht nur die Kilometer, die die Schülerinnen und Schüler<br />
auf dem Hin- und Rückweg zur Schule gesammelt haben, sondern auch die der Freizeitfahrten. Alle<br />
teilnehmenden Schülerinnen und Schüler benötigen ein Rad mit Tachometer. Für Schülerinnen und<br />
Schüler, die kein Rad oder ein Rad ohne Tachometer besitzen, sollte eine Möglichkeit gefunden werden,<br />
dieses auszuleihen. Am Anfang und Ende der Wettbewerbswoche werden die Tachometerstände<br />
der Schüler notiert. Zum Abschluss der Veranstaltung werden in jeder Klasse die Tachometer erneut<br />
kontrolliert und die gefahrenen Kilometer zusammenaddiert. Die Klasse mit den meisten zurückgelegten<br />
Kilometern erhält einen Preis.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Zeitpunkt der Aktionswoche festlegen<br />
• eventuell einen Sponsor finden<br />
• Jugendliche, Eltern und Presse informieren<br />
• notwendige Fahrräder und Tachometer organisieren<br />
• Tachometerstände am Anfang und Ende der Woche notieren<br />
• Ermittlung und Ehrung des Siegers
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 55<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Schulwegeplan<br />
Klasse oder Arbeitsgemeinschaft<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Ziel des Schulwegeplans ist, Jugendlichen und Kindern aufzuzeigen, welche Routen auf dem Schulweg<br />
sicher zur Schule führen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Im Schulwegeplan werden sichere Routen <strong>für</strong> Radfahrer/-innen und Fußgänger/-innen zur Schule<br />
aufgezeigt. Die Erarbeitung des Plans kann von einer Klasse oder einer Arbeitsgemeinschaft durchgeführt<br />
werden. Hierzu wird zunächst ein Kriterienkatalog <strong>für</strong> die Bewertung von Wegen aufgestellt.<br />
Mögliche Indikatoren sind das Verkehrsaufkommen, die Ausstattung und Gestaltung der Fuß- und<br />
Radwege, die Beleuchtung und Querungsmöglichkeiten. Anhand dieser Kriterien werden die Wege im<br />
Umfeld der Schule abgegangen bzw. abgefahren und bewertet. Die örtliche Polizei und Vertreter/-<br />
innen der kommunalen Verkehrsplanung werden bei der Bewertung der Wege und Erarbeitung des<br />
Planes einbezogen. Das Endprodukt ist ein Schulwegeplan, auf dem zu erkennen ist, welche Wege<br />
<strong>für</strong> Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen bzgl. der oben genannten Kriterien gegenüber anderen zu<br />
bevorzugen sind. Auf mögliche Gefahrenstellen wird hingewiesen.<br />
Der Schulwegeplan ist an weiterführenden Schulen besonders <strong>für</strong> Fünftklässler von Bedeutung. Es ist<br />
aber dennoch wünschenswert, dass der Plan mit Unterstützung von älteren Schülerinnen und Schülern<br />
entwickelt wird, um das Verantwortungsgefühl der Jugendlichen zu stärken.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Kriterienkatalog aufstellen<br />
• Gespräche mit Polizei und Vertretern der kommunalen Verkehrsplanung organisieren<br />
• Indikatoren <strong>für</strong> die Bewertung der Wege aufstellen<br />
• Formulare zur Bewertung erstellen<br />
• Wege und Straßen im näheren Einzugsbereich der Schulen abgehen bzw. abfahren und untersuchen<br />
• Plan aufstellen<br />
• Plan drucken und verteilen<br />
Quelle: In Anlehnung an: „Bike im Trend“, eine Aktion des Stadtschulamtes Frankfurt in Zusammenarbeit mit<br />
Umweltlernen in Frankfurt e.V., http://www.umweltlernen-frankfurt.de/BIT/index.htm.
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 56<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Scotland-Yard – oder die Jagd nach Mr. X<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />
Mittel <strong>für</strong> Fahrkarten<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Schülerinnen und Schüler lernen auf spielerische Weise anhand einer Verfolgungsjagd den Umgang<br />
mit dem ÖPNV.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Scotland Yard ist ein Detektiv-Spiel, das als Brettspiel sehr bekannt ist und auf die Realität übertragen<br />
wurde. Ziel des Spiels ist es, als Detektiv einen „Geheimagenten“ – „Mr. X“ – zu fangen, bevor er die<br />
Möglichkeit hat, einen wichtigen Brief einem „Agentenring“ zu übergeben. Bedingung ist, dass sich<br />
sowohl „Mr. X“ als auch die Detektive nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb eines zuvor abgegrenzten<br />
Bereichs bewegen.<br />
Für die Jagd nach „Mr. X“ sollte in städtischen Gebieten ein Schultag von 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr, in<br />
ländlichen Gebieten von 8.00 Uhr bis <strong>15</strong>.00 Uhr eingeplant werden. Hinzu kommt die Vorbereitungszeit,<br />
um den Schülerinnen und Schülern die Spielregeln zu erklären und den Umgang mit dem Fahrplan<br />
zu üben. Es ist sinnvoll, die einzelnen Bus- und Bahn-Linien und Umsteigehaltestellen kurz vorzustellen,<br />
so dass die Schülerinnen und Schüler vor Beginn des Spiels eine Vorstellung davon haben,<br />
wie sie sich im vorgegebenen „Spielfeld“ bewegen können.<br />
Am Spieltag wird die Klasse in Gruppen von drei bis sieben Personen aufgeteilt. Eine Gruppe übernimmt<br />
die Rolle des „Mr. X“, die anderen spielen die Detektive. „Mr. X“ erhält einen Vorsprung, bevor<br />
sich die Detektive auf die Suche machen dürfen. „Mr. X“ übermittelt zu vereinbarten Zeiten einer Zentrale<br />
telefonisch seinen aktuellen Aufenthaltsort. Die einzelnen Gruppen können sich bei der Zentrale<br />
über den Standort von „Mr. X“ erkundigen. Die Detektiv-Gruppen dürfen auch untereinander telefonieren<br />
und eine Strategie vereinbaren, um „Mr. X“ zu fangen. Ist „Mr. X“ gefangen, hat die Detektiv-<br />
Gruppe gewonnen, die „Mr. X“ aufgespürt hat; wird „Mr. X“ nicht gefangen, steht er bzw. die Gruppe<br />
als Sieger fest. Als gefangen gilt „Mr. X“, wenn die Detektive „Mr. X“ in einem Verkehrsmittel oder an<br />
einer Haltestelle treffen (Blickkontakt reicht nicht aus), den „wichtigen Brief“ an sich genommen haben<br />
und sich gemeinsam mit „Mr. X“ bei der Zentrale gemeldet haben. Die Gruppen dokumentieren während<br />
des Spiels, welche Strecken sie zu welcher Zeit mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt haben.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Spielunterlagen zusammenstellen – Spielregeln,<br />
Fahrplan, Liniennetzplan, Spielprotokollbögen<br />
• Die Klasse im Unterricht auf das Spiel vorbereiten<br />
• Fahrausweise organisieren<br />
• „Spiel-Zentrale“ organisieren<br />
• Siegerehrung vornehmen<br />
Quelle: Kalwitzki, Klaus-P.: „Öffentlicher Verkehr im<br />
Unterricht“. In: Verkehrszeichen 1/1991, S. 9-13<br />
Und: „Wo ist der Fuchs“.<br />
http://www.vi-mediathek.de/sek_1/ fuchsspiel/Fuchsspiel.htm<br />
Abbildung <strong>15</strong>:<br />
Teilnehmer einer Scotland-Yard-Jagd (Quelle: Sammlung<br />
Kalwitzki)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 57<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
MIV-freie Aktions-Tage<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
oder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule und erfahren dadurch Alternativen zum motorisierten<br />
Individualverkehr. Durch Begleitinformationen zu Gesundheit, Fitness und Umweltschutz wird angeregt,<br />
den Schulweg auch in Zukunft umweltfreundlich zurückzulegen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Das Rahmenprogramm zum Aktionstag wird durch Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrer<br />
sowie Eltern vorbereitet. Der Haupteingang der Schule kann an diesem Tag zu einem „Aktionsportal“<br />
umgestaltet werden, durch das alle Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer<br />
bei Ankunft an der Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Die Anzahl der Schülerinnen und<br />
Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, die umweltfreundlich zur Schule kommen, wird auf einer großen<br />
Tafel gezählt. In der Schule und/oder auf dem Schulhof befinden sich Informationsstände zu den<br />
Themen Gesundheit, Fitness, Umweltschutz usw., die von einzelnen Klassen vorbereitet werden. Die<br />
Informationen werden den Interessen der Schülerinnen und Schüler entsprechend ausgewählt und<br />
aufbereitet.<br />
Es sollten Sponsoren gefunden werden, die die Aktion unterstützen. Sie könnten beispielsweise pro<br />
umweltfreundlich eingetroffene/n Schülerin oder Schüler einen bestimmten Betrag spenden. Vorab<br />
werden unter den Schülerinnen und Schülern Ideen gesammelt, wo<strong>für</strong> die Spenden eingesetzt werden<br />
sollen – z. B. die Einrichtung bzw. Ausbesserung der Fahrradabstellanlage etc..<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Aktionstag festlegen<br />
• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern informieren<br />
• Sponsoren suchen<br />
• Aktionsstände in den Klassen vorbereiten<br />
• Verwendungszweck der Spenden mit den Schülerinnen und Schülern festlegen<br />
• „Aktionsportal“ und Punktetafel vorbereiten<br />
Quelle: In Anlehnung an die Aktion „School without car“ in Limburg, Belgien<br />
http://www.mobilitaetsmanagement.nrw.de/index.php?mp=2&s=43
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 58<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Schüler/-innen und Busfahrer/-innen im Dialog<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen und<br />
Busfahrerinnen/Busfahrer<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Das Projekt Schüler/-innen und Busfahrer/-innen im Dialog trägt dazu bei, mehr Verständnis zwischen<br />
den beiden Gruppen zu erzeugen und mögliche Konflikte zu besänftigen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Schülerinnen und Schüler sammeln im Unterricht ihre Gedanken zum (Schul-)Bus fahren. Fragestellungen<br />
sind: Was läuft gut, was läuft nicht so gut im Schulverkehr? Warum gibt es hin und wieder<br />
Schwierigkeiten auf dem Weg zur Schule? Wie verhalten sich die Busfahrerinnen und Busfahrer gegenüber<br />
den Schülerinnen und Schülern?<br />
In einem zweiten Schritt versetzen sich die Schülerinnen und Schüler in die Rolle der Schulbus-<br />
Fahrerin/des Schulbus-Fahrers und beschreiben die Situation in den Bussen aus deren/dessen Sicht.<br />
Für die nächste Unterrichtsstunde werden ein oder mehrere Schul-Busfahrer/-innen in den Unterricht<br />
eingeladen. Es findet ein konstruktives Gespräch statt, bei dem sowohl Schülerinnen und Schüler als<br />
auch Busfahrerinnen und Busfahrer die tägliche Fahrt einmal aus ihrer Sicht beschreiben. Warum<br />
entstehen beispielsweise Probleme? Wie sollten sich die Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Busfahrer/-innen<br />
verhalten und wie sollten die Busfahrer/-innen aus Sicht der Schüler/-innen in Konfliktsituationen<br />
reagieren? Kommen mehrere Busfahrerinnen und Busfahrer in die Klasse, ist es sinnvoll,<br />
zunächst in kleinen Gruppen zu diskutieren. Dadurch werden die Gespräche persönlicher.<br />
Mit der Aktion wird bezweckt, das Verhältnis zwischen Schülerinnen/Schülern und Busfahrerinnen/<br />
Busfahrern zu verbessern.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Busfahrerinnen und Busfahrer in den Unterricht einladen und Termin vereinbaren<br />
• Gespräch mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht vorbereiten<br />
• Gespräch durchführen<br />
• Nachbereitung in der nächsten Unterrichtsstunde<br />
Quelle: YOU-move.nrw. http://www.you-move.nrw.de/vernetzen/Paderborn_Dialog.htm
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 59<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Jugendliche Fahrzeugbegleiter/-innen<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen, Polizei<br />
Ausbildung und Kennzeichnung der Fahrzeugbegleiter<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Jugendliche Fahrzeugbegleiter/-innen werden in Schulbussen eingesetzt, um als Ansprechpartner/-in<br />
<strong>für</strong> andere Schülerinnen und Schüler bereit zu stehen und zur Entspannung des Klimas beizutragen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Das Projekt wird von einzelnen Verkehrsunternehmen angeboten und ist auf die 9. und 10. Jahrgangsstufen<br />
zugeschnitten. Schülerinnen und Schüler, die gerne die Funktion eines Fahrzeugbegleiters<br />
übernehmen möchten, melden sich bei dem in der Schule als Ansprechpartner/-in genannten<br />
Lehrerin oder Lehrer. Bei der Auswahl der Fahrzeugbegleiter/-innen, die schon in der 8. Klasse stattfindet,<br />
wird vom Verkehrsunternehmen darauf geachtet, dass die Schülerinnen und Schüler vertrauenswürdig<br />
sind und ihre Position nicht missbrauchen werden, außerdem müssen die Eltern ihr Einverständnis<br />
geben.<br />
Die ausgewählten Schülerinnen und Schüler werden in einer Ausbildung durch das Verkehrsunternehmen<br />
auf Konfliktkommunikation, Deeskalation und Gewaltvermeidung vorbereitet. Die Ausbildung<br />
wird durch kompetente Trainer (z. B. durch Verkehrspädagogen oder Polizei) durchgeführt. Auch nach<br />
dem Training finden regelmäßige Treffen mit allen Fahrzeugbegleitern und einer Lehrerin/einem Lehrer,<br />
der Projektkoordinator und feste Ansprechperson ist, statt. Auch eine Polizistin/ein Polizist sollte<br />
als Ansprechpartner/-in zur Verfügung stehen.<br />
Erfahrungen mit ähnlichen Projekten sind sehr positiv. Es wird von einer Verbesserung des Klimas in<br />
den Fahrzeugen berichtet, ein Rückgang von Beschwerden aller Beteiligten und eine Verringerung<br />
von Vandalismusschäden verzeichnet.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Bietet das Verkehrsunternehmen die Ausbildung von Fahrzeugbegleitern<br />
an, kann sich die Schule dort zunächst informieren<br />
• Interessierte Schülerinnen und Schüler melden sich bei der<br />
verantwortlichen Lehrkraft<br />
• Auswahl der Fahrzeugbegleiterinnen und<br />
-begleiter<br />
• Ausbildung der Fahrzeugbegleiterinnen und<br />
-begleiter durch das Verkehrsunternehmen und die Polizei<br />
• Einsatz der Fahrzeugbegleiter/-innen in den unterschiedlichen<br />
Schulbussen<br />
• Regelmäßige Treffen der Fahrzeugbegleiter/-innen mit<br />
ihren festen Ansprechpartnern<br />
Quelle: Nieland, Ernst (2002): Betroffene zu Akteuren machen.<br />
In: Großraum Verkehr Hannover (Hrsg.) (2002): Jugendliche Mobilität<br />
und ÖPNV: Resümee der Fachtagung „Partizipation von Schülern<br />
und Jugendlichen“ vom 5./6. März 2002, S.16 - 24<br />
http://www.uestra.de/download/Broschuere_Tagung_OEPNV.pdf<br />
Abbildung 16:<br />
Fahrzeugbegleiter bei der BOGESTRA<br />
(Quelle: Bogestra)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 60<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Projekt „Park statt Parken“<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse,<br />
Polizei, Stadtverwaltung (Tiefbauamt)<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Straßen und Parkplätze nehmen viel Platz im städtischen Raum ein, hingegen sind Grünflächen eher<br />
knapp. Auch im Umfeld von Schulen besteht dieses Problem. Von vergleichsweise wenigen Schülerinnen<br />
und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern abgestellte Autos beanspruchen eine Fläche, die<br />
<strong>für</strong> alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer nutzbar gemacht werden könnte. Mit<br />
dem Projekt „Park statt Parken“ soll auf diesen Missstand aufmerksam gemacht werden.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Im Kunstunterricht bekommen die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, Ideen zur Umnutzung der<br />
schuleigenen Parkplätze zu sammeln und einen konkreten Entwurf hier<strong>für</strong> zu erarbeiten. Im ersten<br />
Schritt – Ideen sammeln – setzen sich die Schülerinnen und Schüler abstrakt mit dem Thema auseinander:<br />
Was wünschen sich die Schülerinnen und Schüler anstelle des Parkplatzes? Einen Strand,<br />
einen Tropenwald, eine Erholungs- und Entspannungszone, einen Spielbereich? Diese Ideen werden<br />
durch selbst gemalte Bilder oder Collagen dargestellt. In einem zweiten Schritt stellen die Schülerinnen<br />
und Schüler einen Plan auf, der zeigt, wo beispielsweise Bäume, Sträucher und Blumen gepflanzt,<br />
wie Sitzgelegenheiten oder Spiel- und Sportgeräte angeordnet werden könnten usw. Die Ergebnisse<br />
werden in der Schule ausgestellt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Schülerinnen und Schülern das Projekt vorstellen<br />
• Ideen <strong>für</strong> die Umgestaltung des Parkplatzes sammeln und darstellen<br />
• konkrete Pläne <strong>für</strong> die Umgestaltung zeichnen<br />
• Ergebnisse in der Schule ausstellen oder an einem „Autofreien Tag“ ausprobieren<br />
Quelle: In Anlehnung an Verkehrsclub Österreich: Projekt „Park statt Parken“.<br />
http://www.vcoe.at/images/Infobroschuere.pdf
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 61<br />
Maßnahme:<br />
Projekt- und Erfahrungswoche zum Thema Mobilität,<br />
Fitness, Gesundheit und Umwelt<br />
Beteiligte Akteure: Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer u. a.<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Kosten <strong>für</strong> Materialien, Ausflüge etc.<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Das Mobilitätsverhalten einer jeden Schülerin/eines jeden Schülers ist stark durch ihre/seinen Lebensstil<br />
geprägt. Viele Schülerinnen und Schüler führen ein hektisches Leben, das durch die Clique<br />
und Parties geprägt ist und in dem Schule, Bildung und Gesundheit eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Dieses Verhalten spiegelt sich auch im Mobilitätsverhalten wider. In einer Projekt- und Erfahrungswoche<br />
sollen die Schülerinnen und Schüler erleben, wie positiv es ist, etwas „Gutes“ <strong>für</strong> sich selbst zu<br />
tun – z. B. sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben – Rücksicht auf andere zu nehmen und entspannt<br />
zu sein.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
In der Projekt- und Erfahrungswoche sollen unterschiedlichste Dinge ausprobiert werden, die das<br />
Sozialverhalten beeinflussen und zur Entspannung und Gesundheit der Jugendlichen beitragen. Es ist<br />
wichtig, dass den Schülerinnen und Schülern bei den jeweiligen Themen der Bezug zum eigenen<br />
Leben deutlich ist. Aktionen können auch <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler getrennt angeboten werden.<br />
Gesunde Küche und Slow-Food.<br />
Entspannung und Meditation::<br />
Hausmittel wiederentdecken:<br />
Besuch eines Fitnessstudios:<br />
– unreine Haut<br />
– Gesundheit<br />
– Übergewicht<br />
– Hilfe beim Lernen<br />
– bei Nervosität (Test oder Vorstellungsgespräch)<br />
– bei „Stress“<br />
– Kopfschmerzen<br />
– Bauchschmerzen<br />
– Übergewicht<br />
– Gesundheit<br />
Ausflug mit dem ÖV oder Fahrrad zu einem ökologischen Bauernhof:<br />
– Führung über den Hof<br />
– Tierhaltung<br />
– Gesundheit<br />
Besuch eines Verkehrsübungsplatzes:<br />
– Erfahren der Auswirkungen von Geschwindigkeiten<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
4 Projektwoche festlegen<br />
4 Viele interessierte Lehrerinnen und Lehrer einbinden<br />
4 Außerschulische Partner einbinden<br />
4 Programm aufstellen
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 62<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Theaterstück zum Thema Mobilität<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse, Polizei<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Theaterstücke helfen Schülerinnen und Schülern dabei, sich dem Thema Mobilität zu nähern und sich<br />
mit Problemen aus ihrer Sicht im Straßenverkehr auseinanderzusetzen. Dies kann dadurch geschehen,<br />
dass Schülerinnen und Schüler einer Klasse oder einer Theater-AG selbst ein Theaterstück zum<br />
Thema Mobilität einüben und es den Mitschülerinnen und Mitschülern präsentieren.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Klasse oder eine Theater-Ag beschließt, ein Theaterstück zum Thema Mobilität auf die Bühne zu<br />
bringen. Hierzu muss zunächst ein passendes Stück gefunden werden, dann folgt die Probenphase.<br />
Ein Theaterstück selbst einzuüben, dürfte die begrenzte Zeit des Unterrichts sprengen. Daher wird<br />
angeregt, ein Theaterstück mit einer Theater-AG außerhalb der Unterrichtszeiten zu arrangieren.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
Ein Theaterstück selber zu spielen, ist aufwändig. Da die einzelnen Arbeitsschritte unmöglich in Kürze<br />
aufgezahlt werden können, bleibt es bei diesem Vermerk.<br />
• Theaterstück auswählen,<br />
• Zeit und Räumlichkeiten <strong>für</strong> die Proben festlegen,<br />
• Verteilung der Rollen,<br />
• Besorgen der Requisiten,<br />
• Proben des Theaterstücks,<br />
• Generalprobe,<br />
• Einladung zur Aufführung<br />
• Aufführung
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 63<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Schülerinnen und Schüler in Aktion – Wettbewerb<br />
Werbeagentur und Future-Office<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen und<br />
Presse<br />
Mittel <strong>für</strong> Bastelmaterial bzw. <strong>für</strong> die Präsentation<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Beim Projekt Schülerinnen und Schüler in Aktion setzen sich Jugendliche mit der Nahverkehrssituation<br />
in ihrer Stadt auseinander. Ziel ist es, ein Verständnis <strong>für</strong> das politische und ökonomische Umfeld,<br />
in dem die Nahverkehrsunternehmen agieren, zu erlangen und Probleme, die die Organisation eines<br />
Nahverkehrssystems mit sich bringt, zu verstehen. Des Weiteren werden Jugendliche durch das Projekt<br />
mit dem Nahverkehrssystem und dem Thema Umweltschutz vertraut gemacht und bekommen<br />
das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse als Kundengruppe ernst genommen werden.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Bei der Maßnahme handelt es sich um zwei Wettbewerbe zum Thema ÖPNV, die das Verkehrsunternehmen<br />
ausrichtet und an denen die Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Die besten Beiträge werden<br />
von einer Jury ausgewählt, öffentlich ausgestellt und prämiert.<br />
Wettbewerb 1: Werbeagentur<br />
Im ersten Wettbewerb simulieren Schülergruppen eine Werbeagentur, die <strong>für</strong> ein Verkehrsunternehmen<br />
arbeitet. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden, auf welcher Argumentation das Verkehrsunternehmen<br />
seine Werbung begründet – beispielsweise Umweltschutz. Da<strong>für</strong> müssen sich die Schülerinnen<br />
und Schüler zunächst detailliert mit dem Verkehrsunternehmen und dem Öffentlichen Verkehr<br />
beschäftigen. Im Anschluss entwickeln die Schülerinnen und Schüler Werbeaussagen und erarbeiten<br />
Werbung <strong>für</strong> unterschiedliche Werbemittel, wie z. B. Plakate, Anzeigen, Funkspots oder Fernsehspots<br />
<strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen. Zum Abschluss findet eine Ausstellung und Präsentation vor dem Verkehrsunternehmen<br />
statt. Die beste Werbung wird prämiert und eventuell übernommen.<br />
Wettbewerb 2: Future-Office<br />
Im zweiten Wettbewerb simulieren die Schülerinnen und Schüler ein Institut <strong>für</strong> Zukunftsforschung.<br />
Sie haben den Auftrag, Visionen <strong>für</strong> den Nahverkehr der Zukunft und Verbesserungsideen und Vorschläge<br />
<strong>für</strong> das Verkehrsunternehmen der Gegenwart zu erarbeiten. Zum Abschluss werden die Ergebnisse<br />
auf möglichst originelle Art und Weise ihrem „Auftraggeber“ – dem Verkehrsunternehmen –<br />
vorgestellt. Die Vorschläge sollen mit der Zukunftswerkstatt entwickelt werden, auch bei diesem Wettbewerb<br />
finden eine Ausstellung, Präsentation und Preisverleihung statt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Kontaktaufnahme mit dem Verkehrsunternehmen<br />
• Aktion gemeinsam planen<br />
• Termine festlegen<br />
• Material <strong>für</strong> Zukunftswerkstatt oder Werbung zusammenstellen<br />
• Ergebnisse vor dem Verkehrsunternehmen vorstellen und prämieren
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 64<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Klassenfahrt mit Fahrrad und ÖV durchführen<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />
Tickets, Unterkunft, Eintritte, etc.<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Ziel dieser Maßnahme ist es, durch eine Klassenfahrt den Nutzen von Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
auf angenehme Weise (neu) zu entdecken. Die Schülerinnen und Schüler vertiefen außerdem<br />
durch eigenständige Organisation ihre Kenntnisse im Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Lehrerin/der Lehrer regt an, auf der Klassenfahrt eine Fahrradtour zu unternehmen oder den Zielort<br />
mit Fahrrädern zu erkunden. Ist das Ziel festgelegt, werden Gruppen gebildet, die sich um die Organisation<br />
der Klassenfahrt kümmern. Die Schüler-Gruppen organisieren die Hin- und Rückfahrt mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln, stellen die Route anhand eines Radwegeplans oder Radwanderführers<br />
auf, machen Vorschläge <strong>für</strong> Ausflüge oder den Besuch von Sehenswürdigkeiten und organisieren die<br />
Unterkunft. Durch Vorbereitung und Fahrt lernen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, das Lesen von Fahrplänen und Kartenmaterial und die Auswertung von<br />
Informationen, Angeboten und Reiseliteratur. Alle Entscheidungen werden mit der Lehrerin/dem Lehrer<br />
abgesprochen, die/der als Verantwortliche/r die Aufgabe des Koordinators innehat. Vor der Klassenfahrt<br />
wird mit allen Schülerinnen und Schülern ein „Probeausflug“ mit dem Rad unternommen und<br />
ein Kurs im Fahrradreparieren und Reifenflicken durchgeführt – vielleicht in der schuleigenen Fahrradwerkstatt<br />
oder in Zusammenarbeit mit dem ADFC.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• mögliche Reiseregionen herausfinden<br />
• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern informieren<br />
• mit Schülerinnen und Schülern Entscheidung zum Reiseziel treffen<br />
• Informationen zusammentragen<br />
• Züge, Jugendherbergen etc. buchen<br />
• „Probe-Fahrradtour“ und Fahrradreparaturkurs veranstalten<br />
Quelle: Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Mobilität lernen, sicher und umweltbewusst – Schulveranstaltungen und<br />
schulbezogene Veranstaltungen: http://www.vcoe.at/images/Schulveranstaltungen.pdf (Zugriff: 04.03.2004)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 65<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Umgestaltung von Bussen oder Stadtbahnen<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen,<br />
Presse<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Mit dem Projekt soll erreicht werden, dass Schülerinnen und Schüler, die das Bus- und Bahn fahren<br />
oftmals als trist und anonym empfinden, wieder Spaß am ÖV bekommen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Schüler bereiten sich auf das Projekt vor, indem sie sich im Unterricht mit dem Bus- und Bahn fahren<br />
auseinandersetzen. Warum werden oft das Auto oder der Motorroller gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
bevorzugt und was ist eigentlich gut am ÖPNV bzw. was könnte besser gemacht werden?<br />
Der ÖPNV soll dabei nicht nur aus der Schüler-Perspektive sondern auch aus dem Blickwinkel<br />
anderer Fahrgäste (ältere Menschen, Berufstätige, Mutter mit Kind usw.) bewertet werden. In der<br />
zweiten Phase ist Kreativität gefragt. Es werden ausgefallene Ideen gesucht, um die Attraktivität von<br />
Bussen und Bahnen, nicht nur aus Schülersicht, zu steigern – dabei darf ruhig „gesponnen“ werden.<br />
Bei ähnlichen Projekten haben Schülerinnen und Schüler bereits Straßenbahnwaggons in Entspannungs-,<br />
Party-, Karibik-, und Restaurant-Abteile umgestaltet, diese mit Musikanlagen, Girlanden, Teppich,<br />
Gardinen usw. ausgestattet und mit Extra-Personal wie Musikern, Zauberern, Märchenerzählern<br />
oder Butlern besetzt. Auch die Haltestellenansage kann von den Schülerinnen und Schülern übernommen<br />
werden. Bevor all diese Dinge geplant werden, sollte die Schule bereits die Zusage des Verkehrsunternehmens<br />
zur Realisierung des Projektes haben. Die Schülerinnen und Schüler werden nur<br />
Initiative und Begeisterung zeigen, wenn sie die Sicherheit haben, dass ihre Träume umgesetzt werden.<br />
Wie lange die umgestalteten Busse oder Bahnen „auf Tour“ gehen, wird mit dem Verkehrsunternehmen<br />
ausgehandelt – zum Ausprobieren reichen schon ein bis zwei Tage.<br />
Der Tag, an dem der umgestaltete Bus oder die umgestaltete Bahn auf Fahrt geht, sollte durch weitere<br />
Aktionen begleitet werden – z. B. können die Eltern an den Haltestellen <strong>für</strong> besondere Beleuchtung,<br />
Getränke, Frühstück oder Musik sorgen.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Kontakt zum Verkehrsunternehmen aufnehmen und Projektbedingungen vereinbaren<br />
• Projekt im Unterricht vorbereiten bzw. Zukunftswerkstatt durchführen<br />
• Aktionstag festlegen<br />
• Eltern und Presse informieren<br />
• Aktion organisieren – wer schmückt was mit welchen Materialien, weiteres „Bord-Personal“ einteilen,<br />
Kuchen backen usw., Presse informieren<br />
• Nachbesprechung mit dem Verkehrsunternehmen<br />
Quelle: Czapla, Günna u. Kamender, Stefan (2002): Vom Traum zur Wirklichkeit: Das Traumbus-Projekt. In:<br />
GroßraumVerkehr Hannover GVH (Hrsg.) (2002): Jugendliche, Mobilität und ÖPNV, Resümee der Fachtagung<br />
Partizipation von Schülern und Jugendlichen S. 24- 37.<br />
Online unter http://www.uestra.de/download/Broschuere_Tagung_OEPNV.pdf
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 66<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Neuaufnahme der Bus- oder Bahnansage<br />
Schülerinnen/Schüler, Lehrerinnen/Lehrer, Verkehrsunternehmen<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Mit der Neuaufnahme der Haltestellenansage wird Abwechslung in den alltäglichen Schulverkehr gebracht.<br />
Die Haltestellenansage des Verkehrsunternehmens wird durch eigene Ansagen der Schülerinnen<br />
und Schüler abgelöst und trägt dazu bei, die Anonymität, die oftmals am Konzept des öffentlichen<br />
Verkehrs bemängelt wird, durch Identität stiftende Maßnahmen zu verringern.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Die Schule schlägt dem Verkehrsunternehmen vor, die Ansagen einer oder mehrerer Bus-, Straßenbahn-<br />
oder U-Bahn-Linien mit Schülerinnen und Schülern neu aufnehmen zu dürfen. Ist das Verkehrsunternehmen<br />
einverstanden, sammeln die Schülerinnen und Schüler Ideen <strong>für</strong> die Ansage der<br />
Haltestellen. Die einfachste Möglichkeit ist, die Namen der Haltestellen von den Schülerinnen und<br />
Schülern ansagen zu lassen. Darüber hinaus kann zu den Haltestellen gereimt, gedichtet oder gesungen<br />
werden. Bedingung ist hierbei, dass die Ansage deutlich und gut zu verstehen ist, so dass sich<br />
auch andere Fahrgäste weiterhin leicht orientieren können.<br />
Die Klasse übt im Unterricht die fertigen Ansagetexte ein und präsentiert sie dem Verkehrsunternehmen.<br />
Zum Abschluss werden die Ansagen in einem Tonstudio aufgenommen.<br />
Zu welchen Zeiten die neuen Ansagen in den Bussen, Straßen- und U-Bahnen laufen, hängt von dem<br />
Verkehrsunternehmen ab. Es ist beispielsweise möglich, die Ansagen probeweise nur <strong>für</strong> einige Tage<br />
oder zu den Hauptbeförderungszeiten der Schülerinnen und Schüler einzusetzen. Nach der Testphase<br />
wird vereinbart, ob und zu welchen Zeiten die Ansagen der Schülerinnen und Schüler in den Bussen<br />
und Bahnen laufen werden.<br />
Der Tag, an dem die neuen Haltestellenansagen zum ersten Mal zu hören sind, wird in Schule und<br />
Presse angekündigt und kann mit weiteren Aktionen gekoppelt werden (z. B. einem Mobilitätsfest).<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Kontakt mit dem Verkehrsunternehmen aufnehmen und Idee vorstellen<br />
• Schülerinnen und Schüler, Eltern und Presse informieren<br />
• Ideen <strong>für</strong> neue Haltestellenansagen sammeln<br />
• Haltestellenansagen einüben<br />
• Haltestellenansagen dem Verkehrsunternehmen präsentieren<br />
• Haltestellenansagen in einem Tonstudio aufnehmen<br />
• Tag, an dem die neuen Ansagen das erste Mal zu hören sind, in Schule und Presse ankündigen<br />
und besonders gestalten
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 67<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Umgestaltung einer Haltestelle<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Verkehrsunternehmen,<br />
Presse, Polizei<br />
Mittel <strong>für</strong> die Umgestaltung oder Sponsor<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Die Umgestaltung einer Haltestelle von Schülerinnen und Schülern schafft Identifikation. Durch das<br />
gesteigerte Verantwortungsgefühl wird Beschädigung und Vandalismus vorgebeugt.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Um festzustellen, ob eine Umgestaltung der Haltestelle(n) im Schulumfeld durch die Schülerinnen und<br />
Schüler möglich und eine Beteiligung an den Kosten seitens der Zuständigen zu erwarten ist, setzt<br />
sich die Schule mit den zuständigen Stadtwerken oder dem Verkehrsunternehmen in Verbindung.<br />
Erhält die Schule die Zusage zur Umgestaltung der Haltestelle(n), werden Schülerinnen und Schüler,<br />
Eltern und Presse über die Aktion informiert. Im Kunstunterricht verschiedener Klassen wird ein Wettbewerb<br />
zur Neugestaltung und Ausstattung der Haltestelle(n) durchgeführt. Die besten Beiträge werden<br />
durch das Verkehrsunternehmen, die Schulleitung und Schülervertretung ausgewählt. Die Haltestelle(n)<br />
werden nach dem Entwurf des Gewinners umgestaltet. Die Schülerinnen und Schüler können<br />
sich bei Malarbeiten oder dem Pflanzen von Sträuchern etc. an der Umsetzung beteiligen. Zum Abschluss<br />
des Projekts wird die Presse benachrichtigt.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Absprache der Aktion mit dem zuständigen Verkehrsunternehmen oder den Stadtwerken<br />
• Schülerinnen und Schüler, Eltern und Presse informieren<br />
• Schülerinnen und Schüler entwerfen im Kunstunterricht Ideen zur Umgestaltung und Neuausstattung<br />
der Haltestellen<br />
• Schülervertretung, Schulleitung und Verkehrsunternehmen wählen in einer Jury den besten Beitrag<br />
aus<br />
• Schülerinnen und Schüler beteiligen sich an der Umsetzung des Gewinner-Beitrags<br />
• Presse benachrichtigen
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 68<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Aktionstag Mobilität<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern, Presse,<br />
Polizei und weitere außerschulische Akteure<br />
Material<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Ein Aktionstag Mobilität schafft Aufmerksamkeit <strong>für</strong> das <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an der eigenen Schule.<br />
Aktionstage finden beispielsweise statt, sobald die Schule beschlossen hat, <strong>Mobilitätsmanagement</strong> an<br />
der Schule einzuführen, am Ende einer Projektwoche zum Thema Mobilität – oder einfach zwischendurch.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
An einem Aktionstag Mobilität ist alles gefragt, was mit dem Thema Mobilität an der Schule zu tun hat,<br />
Kreativität ist gefordert. Ein Aktionstag soll allen Schülerinnen und Schülern Spaß machen und bietet<br />
viel Raum <strong>für</strong> unterschiedlichste Aktivitäten, jede Klasse leistet ihren Beitrag, indem sie eine Aktion<br />
beisteuert. Der Aktionstag bietet sich auch als Plattform an, um geplante Projekte vorzustellen oder<br />
Ergebnisse bereits abgeschlossener Projekte oder Wettbewerbe zu präsentieren.<br />
Es ist möglich, an einem Aktionstag einen MIV-freien Tag oder das Projekt „Park statt Parken“ durchzuführen,<br />
eine Theatergruppe einzuladen, Geschicklichkeitsspiele oder Wissenstests zum Thema<br />
Mobilität zu veranstalten, eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten zu organisieren oder<br />
einen Schulbus umzugestalten und mit einem besonderen Programm den Tag über auf Extra-Tour zu<br />
schicken. Auch die Angehörigen der Schülerinnen und Schüler können zum Aktionstag eingeladen<br />
werden.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Aktionstag festlegen<br />
• Aktivitäten planen und mit den Klassen vorbereiten<br />
• Außerschulische Akteure einbinden<br />
• Öffentlichkeit informieren und einladen<br />
Abbildungen 17 und 18: Mögliche Aktionen auf einem Aktionstag Mobilität – Aufklärung und Erfahrungen sammeln (Quelle: DVR)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 69<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Einrichtung einer Fahrradwerkstatt<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer<br />
keine<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Die schuleigene Fahrradwerkstatt bietet Schülerinnen<br />
und Schülern die Möglichkeit, leichte Reparaturarbeiten<br />
unter Anleitung eines sachkundigen<br />
Lehrers oder eines Vertreters des ADFC<br />
bzw. eines Fahrradgeschäfts selbst durchzuführen.<br />
Zusätzlich steht allen Schülerinnen und<br />
Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern das<br />
Angebot offen, das Rad regelmäßig durchchecken<br />
zu lassen und/oder gegen einen geringen<br />
Kostenaufwand von Schülerinnen und Schülern<br />
der AG, reparieren zu lassen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Abbildung 19:<br />
Eine Fahrradwerkstatt in der Schule (Quelle: Paul-<br />
Dohrmann-Schule, Berlin)<br />
Die Schule stellt Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen eine Fahrradwerkstatt untergebracht werden<br />
kann. Eine Lehrerin/ein Lehrer übernimmt die Betreuung und richtet zu festen Zeiten eine Fahrradarbeitsgemeinschaft<br />
ein, an der Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Die Arbeitsgruppe übernimmt<br />
Fahrradchecks an Rädern der Mitschülerinnen und Mitschüler und führt leichte Reparaturarbeiten<br />
zum Selbstkostenpreis durch. Außerdem besteht zu den AG-Zeiten das Angebot, Schülerinnen<br />
und Schülern, die nicht regelmäßig an der Arbeitsgruppe teilnehmen, bei der Reparatur ihres Rades<br />
zu helfen. Die Fahrrad-Arbeitsgruppe übernimmt außerdem die Pflege der schuleigenen Räder – so<br />
vorhanden.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Räumlichkeiten <strong>für</strong> Werkstatt bereitstellen<br />
• Betreuer/-in organisieren<br />
• Werkzeug und Material zur Verfügung stellen<br />
• Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über die Werkstatt informieren<br />
• Arbeitsgruppe bilden
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 70<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Finanzielle Mittel:<br />
Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, evtl. Eltern und außerschulische<br />
Kooperationspartner (z. B. Arbeitsagentur, karikative Institutionen)<br />
unterschiedlich, je nach Ausstattung<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Die Einrichtung einer bewachten Fahrradabstellanlage an einer Schule bewirkt mit hoher Wahrscheinlichkeit,<br />
dass der Anteil der mit dem Fahrrad zur Schule kommenden Schülerinnen und Schüler aber<br />
auch Lehrerinnen und Lehrer stark ansteigt. Die Bereitstellung von bewachten Abstellplätzen ist somit<br />
eine sinnvolle Maßnahme, um den Radverkehrsanteil auf dem Schulweg deutlich zu erhöhen.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Ein Standort <strong>für</strong> die Fahrradabstellanlage muss auf dem Schulgelände festgelegt werden. Oft sind<br />
noch „alte“ Fahrradkeller vorhanden, die inzwischen anders genutzt werden. Eventuell ist auch eine<br />
offene Anlage mit Fahrradständern geeignet, die dann aber entsprechend fahrradfreundlich gestaltet<br />
sein sollte (mit Anlehnbügel, an denen man das Rad sowohl am Rahmen als auch an einem Rad befestigen<br />
kann, Mindestabstand zwischen den Bügeln 50 cm) und bei der <strong>für</strong> die bewachende Person<br />
ein wetterfester Unterstand vorhanden ist (z. B. Bauwagen). Es sollte auch überlegt werden, die Bewachung<br />
zusätzlich mit einem Reparaturservice zu verbinden, der kleinere Reparaturen an den Rädern<br />
während der Bewachung vornehmen kann. Ein Kostenbeitrag <strong>für</strong> die Bewachung sollte festgelegt<br />
werden, der pro Halbjahr von den Nutzerinnen und Nutzern der Anlage bezahlt werden muss.<br />
Die Bewachung kann auf unterschiedliche Weise organisiert sein: Eine Möglichkeit ist die Einrichtung<br />
eines so genannten „Ein-Euro-Jobs“ im Sinne des § 16 Abs. 3 Satz 2 des 2. Sozialgesetzbuches<br />
(SGB II) über die Arbeitsagentur. Der Nachteil dieser Möglichkeit ist, dass Arbeitskräfte nur bis zu<br />
sechs Monate über diese Arbeitsform beschäftigt sein dürfen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gründung<br />
einer Schülerfirma. Unter dem Motto „Learning by doing“ gründen Schülerinnen und Schüler ihr<br />
eigenes Unternehmen, mit dem sie während eines Schuljahres auf dem Markt tätig sind. Als außerschulischer<br />
Partner begleitet JUNIOR – ein Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, des<br />
Bundesministeriums <strong>für</strong> Wirtschaft und Arbeit u. a. in Nordrhein-Westfalen gefördert von GO! Das<br />
Gründungsnetzwerk Nordrhein-Westfalen und des Ruhrforschungszentrums Düsseldorf (RFZ) – die<br />
Schülerfirma und bietet vielfältige Unterstützung. Für Schülerinnen und Schüler bietet diese Form eine<br />
Möglichkeit vielfältige Erfahrungen in der Unternehmensführung außerhalb der Schule zu sammeln.<br />
Vorbereitung und Arbeitsschritte:<br />
• Räumlichkeiten <strong>für</strong> Fahrradabstellanlage bereitstellen<br />
• Evtl. entsprechende Fahrradständer installieren<br />
• Brandschutzrechtliche Vorgaben beachten/evtl. Abnahme<br />
• Arbeitsgruppe aus Schülerinnen, Schülern, Lehrerinnen und Lehrern bilden<br />
• Bewachung organisieren (über Arbeitsamt/karikative Einrichtungen oder Schülerfirma)<br />
• Werkzeug und Material <strong>für</strong> Reparaturservice bereitstellen<br />
• Schulöffentlichkeit über die Eröffnung informieren (evtl. mit Schulfest zur Eröffnung)
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 71<br />
Maßnahme:<br />
Beteiligte Akteure:<br />
Kooperation Schule-Fahrschule<br />
Schülerinnen/Schüler und Lehrerinnen/Lehrer, Fahrschule<br />
Finanzielle Mittel: k. A.<br />
Ziel der Maßnahme:<br />
Das Projekt Kooperation Schule / Fahrschule richtet sich an Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs,<br />
die den Führerschein erwerben wollen, und zielt darauf ab, Jugendliche, die kurz vor dem Erwerb<br />
des Führerscheins stehen, <strong>für</strong> ein verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr zu sensibilisieren.<br />
Beschreibung der Maßnahme:<br />
Schülerinnen und Schüler gehören mit dem Erwerb des Führerscheins zur Risikogruppe derjenigen,<br />
die im Straßenverkehr besonders häufig verunglücken. Bereits vor der Volljährigkeit werden Schülerinnen<br />
und Schüler daher sowohl im Schulunterricht als auch in der Fahrschule auf die Teilnahme am<br />
Straßenverkehr vorbereitet. Die Führerscheinausbildung nimmt ein ganzes Schuljahr in Anspruch und<br />
findet in einer festen Gruppe statt. Die Schülergruppe wird an der Schule in einer Art Arbeitsgemeinschaft<br />
auf die theoretische Führerscheinprüfung vorbereitet. Im Wechsel mit den Theoriestunden findet<br />
ein Mobilitätsunterricht statt. Für die Schülerinnen und Schüler ist die Ausbildung an der Schule im<br />
Vergleich zu einer Ausbildung in einer Fahrschule günstiger. Um einen angemessenen Unterricht zu<br />
ermöglichen zu können, muss die Schule <strong>für</strong> die Einrichtung und Ausstattung eines Raumes sorgen.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte des Schulunterrichts sind z. B. „Verkehrsmittelwahl“, „soziales Verhalten“,<br />
„Regeln und Normen“, „Verkehr und Umwelt“, „Öffentlicher Verkehr“, „das Auto als Verkehrsmittel“.<br />
Das Projekt findet in kooperativer Zusammenarbeit zwischen Schule und Fahrschule statt. In der<br />
Fahrschule wird den Jugendlichen ein bewusster Umgang mit dem Auto vermittelt und ein neuer<br />
Fahrstil, der sich durch eine vorausschauendere Fahrweise, eine bewusste Geschwindigkeitswahl und<br />
auch eine Kombination von Verkehrsmitteln, z. B. mit Fahrrad, Bahn und Bus auszeichnet. Im praktischen<br />
Fahrunterricht soll ein „intelligentes“<br />
Fahren erlernt werden, das durch einen<br />
neuen Umgang mit dem Pkw geprägt ist.<br />
Dies spricht Personen mit unterschiedlichen<br />
Wertorientierungen und verschiedenem<br />
Mobilitätsverständnis an:<br />
• soziale Verantwortung<br />
• ökologisches Handeln<br />
• Mobilitätskompetenz<br />
• ökonomische Verkehrsmittelnutzung<br />
auszeichnet<br />
Abbildung 20:<br />
Umweltschonendes Fahrverhalten kann man lernen (Quelle: DVR)<br />
Niedersächsisches Landesinstitut <strong>für</strong> Schulentwicklung<br />
und Bildung: Curriculum-Mobilität. http://www.curriculum-mobilitaet.de/curr/web/htdocs/cm4.html<br />
(Zugriff: 31.05.2006);<br />
Technische Universität Berlin und das Institut <strong>für</strong> Verkehrspädagogik e. V.: Mobilitätskurse an Berliner Schulen.<br />
http://www.besser-fahren-lernen.de
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 72<br />
Impressum<br />
Der Handlungsleitfaden zur Umsetzung schulischen <strong>Mobilitätsmanagement</strong>s in den Klassen 8 bis 12<br />
ist ein Bestandteil des durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Auftrag<br />
gegebenen Forschungsprojekts „<strong>Mobilitätsmanagement</strong> an Schulen“ (FOPS-Projekt FE 70.709-<br />
2003).<br />
Projektleitung:<br />
Dr. Herbert Kemming (ILS NRW, Dortmund)<br />
Projektbearbeitung:<br />
Dipl.-Ing. Evelin Unger-Azadi (ILS NRW, Dortmund)<br />
Dipl.-Geogr. Guido Müller (ILS NRW, Dortmund)<br />
Britta Knoblauch (ILS NRW, Dortmund)<br />
Verfasser:<br />
Evelin Unger-Azadi unter Mitarbeit von Britta Knoblauch<br />
Herausgeber:<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />
Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />
Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />
Deutsche Straße 5<br />
44339 Dortmund<br />
Telefon: +49 (0)231 9051-0<br />
Telefax: +49 (0)231 9051-<strong>15</strong>5<br />
E-Mail: poststelle@ils.nrw.de<br />
URL: www.ils.nrw.de<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Ing. Evelin Unger-Azadi<br />
Institut <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung und<br />
Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)<br />
Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />
Deutsche Straße 5<br />
44339 Dortmund<br />
Telefon: +49 (0)231 9051-223<br />
Telefax: +49 (0)231 9051-280<br />
E-Mail: evelin.unger-azadi@ils.nrw.de
<strong>Schulisches</strong> <strong>Mobilitätsmanagement</strong> <strong>für</strong> <strong>15</strong>- bis 17-Jährige – Handlungsleitfaden 73<br />
© ILS NRW, 2006. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Diese Veröffentlichung darf – auch auszugsweise und in welcher Form auch immer – nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des ILS NRW vervielfältigt werden.<br />
Es ist ausdrücklich untersagt, ohne schriftliche Zustimmung des ILS NRW, Kopien dieser Veröffentlichung<br />
oder von Teilen daraus an anderer Stelle öffentlich zu präsentieren (z. B. durch „Spiegeln“ dieser<br />
Datei auf anderen WWW-Servern) oder diese inhaltlich zu verändern.<br />
Die Anfertigung einer beschränkten Anzahl gedruckter Kopien <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch ist unter<br />
der Bedingung der korrekten Nennung der Urheberschaft ohne ausdrückliche Genehmigung des ILS<br />
NRW gestattet. Dies gilt auch <strong>für</strong> die Anfertigung einer beschränkten Anzahl gedruckter Kopien, um<br />
diese in den Bestand einer öffentlich zugänglichen und/oder überwiegend aus öffentlichen Mitteln<br />
finanzierten Bibliothek zu integrieren.<br />
Dortmund, Juli 2006