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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />

Entscheidend für das Sympathiegefühl mit guter Architektur<br />

ist das Körperschema, d. h. der Vorstellungsinhalt, den<br />

wir produzieren, indem wir guter Architektur begegnen,<br />

nicht die Körperfigur, von außen gesehen, ideal oder nicht<br />

ideal. Das Gespür des Leibes ist es, der eigene Sinn für oben<br />

und unten, für Abstände und Spannungen, für die suggestive<br />

Mitte, den Bewegungsraum der Glieder, also ganz bestimmte<br />

Vorstellungsinhalte, die von uns zum Vergleich herangezogen<br />

werden, nicht das Körperbild, auch nicht das ideale.<br />

Wann sieht sich ein Mensch schon, oder wann sieht er<br />

einen anderen, als „vitruvianische Figur”, nackt und planeben<br />

ausgebreitet? Doch wohl nie. Dennoch empfindet jedermann<br />

den architektonischen Raum als Gegenstand seines Körpers,<br />

er misst seine Harmoniequalität in der Tat an sich selbst,<br />

d. h. an den Vorstellungsbildern des Leibes.<br />

Das bedeutet, gute Proportionen, harmonische Figuren<br />

und Anordnungen machen es unserer Wahrnehmung leicht,<br />

uns selbst in das Erlebnis von Welt einzubeziehen.<br />

Die Bewertung des Gebauten wird ausdrücklich von unserem<br />

Leib abhängig – und nicht etwa von der Erinnerung an<br />

den Anblick eines besonders schönen Mitteleuropäers.<br />

Die spezifische Vorstellungskraft allerdings, die unser<br />

Körperschema erzeugt, ist von solcher Bedeutung, dass sie<br />

gar nicht überschätzt werden kann. Es ist nicht nur das innere<br />

Bild der Positionen von Kopf, Fuß und Gliedern zueinander,<br />

das jedes Architekturerlebnis begleitet, sondern auch<br />

der virtuelle Bewegungsraum des Rumpfes und der Glieder,<br />

das sogenannte motorische Körperschema. Wo liegen<br />

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