Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
ringsum, so entwickelt sich pathetisch ein Gefühl von Weite.<br />
Man möchte beim Gehen die Arme ausbreiten. Nach oben<br />
wird die Kunstlandschaft durch lineare Staffelungen sowie<br />
Weiß und Lichteffekte gedehnt, unten erscheint sie dagegen<br />
durch den Einsatz von Hölzern und Steinen dunkel und griffig.<br />
Solche Körpererfahrung scheint ab und zu in alten<br />
Restaurants genutzt, die den gefühlten Raum in Schulterhöhe<br />
teilen: Oberhalb erscheint der Raum durch Verspiegelung<br />
und Malerei leicht, schwebend und verführerisch, unten<br />
aber durch Holzvertäfelung, Steinböden etc. nah, kräftig und<br />
erdgebunden. Jedermann bezieht diese Anspielung dankbar<br />
auf das Urbild von Landschaft wie auf seinen eigenen Körper.<br />
F. L. Wright sprach von der „horizontalen Bearbeitung”<br />
der Stadt, mit der er die unbegrenzte Weite der Prärie, aber<br />
auch die Begriffe Demokratie und Freiheit des Individuums<br />
assoziierte: „Bei wahrhaft demokratischen und freiheitlichen<br />
Besitzverhältnissen werden sich die Architekturformen<br />
der neuen Stadt aus der Landschaft entwickeln”. (Usonien, S. 81)<br />
Wenn auch die großzügige „Verwendung” der Landschaft<br />
bei diesem Herrenmenschenkonzept siebzig Jahre danach<br />
geradezu naiv anmutet, in einem Punkt bleibt sein Denken<br />
über Raum weitsichtig und vorbildlich. Er demonstriert,<br />
dass es möglich und nötig ist, im Innern gebauter Dinge<br />
Kunstlandschaften zu erzeugen, die mit der Naturlandschaft<br />
korrespondieren, die zugleich auf kosmische Qualitäten<br />
verweisen und an Gefühle des Leibes gebunden sind.<br />
Beide Bindungen sind unmittelbar verständlich, sie affizieren<br />
das Körpergefühl und entfalten Ideen. Landschaftliche<br />
94