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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
und Schweben werden als Ausdrucksmittel eingesetzt, um<br />
die Lösung der Architektur von der Erde und die Überwindung<br />
der Schwerkraft zu feiern.<br />
Das Äußerste dieser Lust, die auf Leichtigkeit und Fliegen<br />
zielt, sind die Entwürfe von Lebbeus Woods für Architektur<br />
ohne Erde, die realiter selbstverständlich nicht ausgeführt<br />
werden können, den alten Menschheitstraum aber wirkungsvoll<br />
demonstrieren. Vielleicht ist das Instrumentarium der<br />
Weltraumfahrt die letzte Konsequenz einer Architektur<br />
der Schräge.<br />
Wirkungsvoller als die literarischen Projekte fliegender<br />
Architektur sind aber die konkreten Versuche, dynamische<br />
Architektursprachen zu entwickeln, die den Körper als<br />
Unruhekörper, den suchenden, fragenden Körper abbilden<br />
statt den statuarisch ruhenden. Oft entgleiten solche Entwürfe<br />
allerdings in modisches Theater, das Computerdesign fördert<br />
allzuschnell die Bildeffekte, die sich dabei zeigen. So verkommt<br />
die Idee der Schräge in der Darstellung optischer Wirkungen.<br />
Dabei rührt das Knicken der Wände, das Falten der Decken<br />
und das Abwinkeln der Rampen an eines der erregendsten<br />
Themen der Körpergeschichte, den alten Versuch, aus der Enge<br />
zu entkommen in die Weite des Raumes. Gehört doch alles<br />
das zu dem Versuch, Unsterblichkeit darzustellen.<br />
Das barocke Theorem der Falte, literarisch von Deleuze<br />
aufgezeigt, ist als ein hochwillkommenes Entwurfsmotiv<br />
in die Gegenwartsarchitektur eingeführt worden.<br />
Peter Eisenman, Rem Koolhaas und andere nehmen Falten<br />
und Knicke als Modelle für Raum als Verhaltensraum wahr,<br />
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