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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />

wieder aufgehoben und korrigiert werden. Sie sorgen<br />

nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern auch für Unruhe.<br />

Dramatische Wirkungen hatten schon die hochstilisierten<br />

Schrägen der archaischen Baugeschichte. Zu den frühesten<br />

und berühmtesten zählen die Rampen des Turms von<br />

Babylon und die Rampen vor den Palästen des Nebukadnezar.<br />

Sie werden häufig von ganzen Serien streng vertikaler<br />

Menschenkörper begleitet, die in Reliefs auf- und absteigen,<br />

Demonstrationen der Vorgänge, die die Struktur des Raumes<br />

dramatisieren. Mit der Schräge wird das Bewegungsgefühl<br />

in die Szene eingeführt, das Weiterdrängen, der dramatische<br />

Zwang. Die Revolutionsarchitekturen aller Zeiten haben<br />

die Geste der Schräge oft benutzt, um den Sog der Veränderung<br />

anzudeuten, die sie propagieren, besonders Staatsbauten,<br />

also Pathosarchitektur. Die Symbolik des Oben und Unten,<br />

Hinauf und Hinunter als Geste der Macht und der Ohnmacht<br />

überhöht dabei das Körpergefühl, das diesen Formen<br />

zugrunde liegt.<br />

Mit der Körperhaltung ist das Gefühl für Physikalität,<br />

d. h. für die Lagerung und Bewegung schwerer Körper<br />

selbstverständlich verbunden. Was für den eigenen Körper<br />

gilt, gilt auch für die Dinge, sie stehen auf der Erde oder fallen<br />

auf sie zurück, wenn sie sich lösen. Diese Erfahrung stimuliert<br />

die architektonischen Entwürfe, seit es Pathosformen dabei<br />

gibt. Die Demonstration des sicheren Stehens gehört zu den<br />

ältesten Architekturmotiven – ebenso wie die Demonstration<br />

der Irritation und des Risikos. Überhänge, Auskragungen,<br />

schräge Türme, schiefe Wände, ja die Illusion von Heben<br />

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