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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />

Zunächst wäre nach den Grundhaltungen des Rumpfes<br />

zu fragen – Stehen, Sitzen, Liegen – und ihrer räumlichen<br />

Korrespondenz in der Architektur. Welche Räume wurden<br />

für Stehende und Gehende, welche für Sitzende und Liegende<br />

vorbereitet? Was heißt dabei Sitzen – auf dem Boden,<br />

auf Stühlen oder Bänken Sitzen? Was heißt Liegen und<br />

bei welchen Verrichtungen? Und welche Gesten des<br />

architektonischen Raumes deuten auf diese Haltungen<br />

und Körpertechniken? Sodann wären es die erlaubten und<br />

nicht erlaubten Bewegungen der Glieder, das Betreten, Anfassen,<br />

Umgehen, Besteigen, Eintauchen, Durchqueren, Anschauen<br />

aus der Distanz usw. sowie die architektonischen Vorrichtungen,<br />

Maße und Details, die die idealen und die verbotenen<br />

Haltungen mitbestimmen.<br />

Schließlich ist nach dem Repertoire der Kopfhaltungen<br />

zu fragen mit Blick, Gehör und Sprechsprache sowie seinem<br />

Einfluss auf die Formen, Maße und Anordnungen der Räume.<br />

Ohne Kenntnis der Körpertechniken, ihrer Geltungsbereiche<br />

und der Situationen ihrer sinnvollen Verwendung ist<br />

der Ausdruck architektonischer Formen kaum lesbar.<br />

Handelt es sich doch um Korrespondenzen verschiedener<br />

Zeichensysteme. Während aber bei linguistischen Sprachen<br />

die Zuordnung von Bedeutung und Sprachkörper willkürlich<br />

und innerhalb einer Kulturlandschaft frei vereinbart ist, wie<br />

Ferdinand de Saussure aufzeigt, gibt es zwischen den Gesten<br />

der Architektur und des Leibes sowohl kulturell vereinbarte<br />

als auch spontane, unmittelbar erfahrbare Zusammenhänge.<br />

In diesem Sinne handelt es sich nicht um Sprachen, sondern<br />

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