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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
dauerhaft. Dann folgten rationale Planungsphasen,<br />
insbesondere die systematische Sammlung, Überlagerung<br />
und Vergleichung von Fakten, Daten und Vorgängen.<br />
Der Sachverstand geht jetzt davon aus, Vorgefundenes wie<br />
zu Findendes sei objektiv aus Elementen und Schichten von<br />
Elementen zusammengesetzt und das notwendige Material<br />
sei restlos in Kategorien der Funktionalität, Ästhetik und<br />
Technik zu ordnen. Die Regiearbeit konzentriert sich<br />
auf das Zusammentragen und Bewerten dieser Fakten,<br />
die isolierbar und verfügbar sind, Gewichte, Maße,<br />
Herstellungsdauern etc. In dieser Phase ist die Planung<br />
nichts als ein Zettelkasten, die Baustelle ein Materiallager.<br />
Ganz anders die dritte, integrative Phase der Produktion.<br />
Allmählich zeigt sich das Werk als ein Ganzes, die Baustelle<br />
als ein Haus, das Grundstück als eine neue Landschaft.<br />
Ein architektonischer Ort mit eigener Atmosphäre<br />
ist entstanden, die nicht austauschbar, nicht individuell<br />
und nicht flüchtig ist. Anders als die frühen Stimmungen<br />
des Planers hängt sie an objektiven gebauten Formen,<br />
die auf bestimmte Weise wahrgenommen und benutzt<br />
werden wollen. Der architektonische Raum ist jetzt eine<br />
poetische Schrift, festgelegt auf konkretem Untergrund<br />
und in konkreter Nachbarschaft von Dingen. Allerdings<br />
ist die Bedeutung dieser Schrift nicht mehr eindeutig und<br />
begrifflich klar zu entziffern wie zur Zeit der Zettelkasten-<br />
Planung, sie ist vielmehr vielschichtig, mehrdeutig und<br />
stark abhängig von der Aufnahmefähigkeit ihrer Leser.<br />
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